Ruppert

Als pdf oder txt herunterladen
Als pdf oder txt herunterladen
Sie sind auf Seite 1von 16

BAW Kolloquium

Neue Normen in der Geotechnik

15. Mrz 2007


im Leineschlo Hannover

Bedeutung und Inhalt der Norm


DIN 4020
Geotechnische Untersuchungen
fr bautechnische Zwecke
Ausgabe September 2003

Dr.-Ing. Franz-Reinhard Ruppert


Beratender Ingenieur fr Geotechnik
Braunschweig

Dr.-Ing. F.-R. Ruppert Beratender Ingenieur fr Geotechnik 38100 Braunschweig Lwenwall 6 Tel. 0531-1205155 Fax 0531-1206541 [email protected]

BAW_DIN_4020_03_07
INHALTSVERZEICHNIS

Seite
1 Geotechnische Bedeutung ........................................................................................3
2 Bedeutung der bauaufsichtlichen Einfhrung .............................................................5
3 Aufbau und Inhalt der DIN 4020 .................................................................................6
3.1 Aufbau .................................................................................................................6
3.2 Gliederung ...........................................................................................................7
3.3 Ziele und Grundforderungen ...........................................................................8
3.3.1 Verantwortliche Personen ...............................................................................8
3.3.2 Geotechnische Kategorien............................................................................10
3.3.3 Geotechnische Untersuchungen...................................................................11
3.3.4 Geotechnischer Bericht.................................................................................12
3.3.5 Charakteristische Kennwerte ........................................................................12
4 Rechtliche und vertragliche Bedeutung ....................................................................13
4.1 Baurechtliche Folgen .........................................................................................13
4.2 Baugrundrisiko...................................................................................................13
4.3. Auswirkungen auf den Bauvertrag.....................................................................14
5 DIN 4020 und die Europischen Normen .................................................................15
6 Literatur.....................................................................................................................16

2/16
1. Geotechnische Bedeutung

Der Aufbau des Baugrundes mu unterhalb der in Aussicht genommenen Grndungssohle, bei
Pfahlgrndungen auch unterhalb der Pfahlspitzen, ausreichend bekannt sein. So verfgte es die bau-
aufsichtlich eingefhrte DIN 1054 Zulssige Belastung des Baugrundes Ausgabe 1976. Der Bau-
grundaufbau soll nicht, er mu bekannt sein. Nicht nur der Aufbau des Baugrundes, sondern auch
seine Eigenschaften mssen bekannt sein. Die Anforderungen an die Untersuchungen des Baugrun-
des, um die Forderung nach ausreichender Kenntnis zu erfllen, sind seit 1990 in DIN 4020 Geo-
technische Untersuchungen fr bautechnische Zwecke festgelegt. In der Neuerscheinung dieses
Normblattes vom September 2003 heit es im Abschnitt 1 Anwendungsbereich : Diese Norm ... soll
sicherstellen, da Aufbau und Eigenschaften des Baugrundes bereits fr den Entwurf eines Bauwer-
kes bekannt sind. Im Beiblatt zu DIN 4020 wird ergnzend ausgefhrt:.Aufgabe der geotechnischen
Untersuchung....ist es, die Unsicherheiten der Kenntnis des Baugrunds im Hinblick auf ein Projekt
einzugrenzen. Hier ist niedergeschrieben, warum Baugrunduntersuchungen frhzeitig im ausrei-
chenden Mae zu fordern sind: Zur Gewhrleistung der Sicherheit des Bauobjektes, seiner Hilfskon-
struktionen (z. B. Baugruben) und seiner Umgebung und damit im baurechtlichen Sinne zur Gewhr-
leistung der ffentlichen Sicherheit.

Doch schon Goethe lie den Teufel sagen Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grn des Lebens
goldner Baum. Der goldene Baum heit in diesem Falle Auftrag fr ein Baugrundgutachten. Um an
diesen Auftrag zu gelangen, wird, wie die alltgliche Praxis zeigt, nicht preiswert sondern billig ange-
boten. Immer hufiger werden Ingenieurleistungen, auch geotechnische Ingenieurleistungen, ber
preisliche Wettbewerbe vergeben, mit dem Ziel, den billigsten Bieter zu beauftragen, um damit ver-
meintlich Baukosten zu senken. Der Einfachheit halber fragt der Bauherr bzw. sein Stellvertreter (Ar-
chitekt, Projektsteuerer) nicht nur die eigentliche Ingenieurleistung sondern gleich die Baugrunder-
kundungsarbeiten und die Labor- und Feldversuche mit an. Damit hat der Grundbauingenieur nicht
nur die erforderlichen Baugrunduntersuchungen festzulegen, darzustellen und auszuwerten, wie es
das Leistungsbild 92 HOAI vorsieht, sondern diese Arbeiten gleich selbst mit auszufhren.

Was liegt scheinbar nher, als in dem Bemhen, durch ein billiges Angebot zum Auftrag zu kommen,
den Angebotspreis durch rigorose Einschrnkungen der Baugrunderkundung niedrig zu gestalten
oder gar durch den vlligen Verzicht darauf ein vermeintlich von Mitbewerbern nicht mehr zu unter-
bietendes Angebot zu erarbeiten.

Diese um sich greifende Praxis nahezu kriminell [1] zu nennen, mu keineswegs bertrieben sein.
Die Erkundung des Baugrundes hat sicherheitstechnische Bedeutung von erheblicher Tragweite. Un-
zureichende Baugrunderkundungen fhren oft zu Bauwerkschden bis hin zur Beeintrchtigung der
ffentlichen Sicherheit. Darber hinaus knnen sie wirtschaftliche Nachteile und vertragliche Proble-
me verursachen.

Wenn die tgliche Praxis zeigt, da trotz Vorliegen normativer Regelungen zur Erkundung des Bau-
grundes in zunehmendem Mae der gesamte Inhalt der Baugrunduntersuchung zum Gegenstand
des wirtschaftlichen Wettbewerbs gemacht wird [1] und als Folge daraus der Baugrund nicht den
normativen Regelungen und den Anforderungen des Bauobjektes entsprechend untersucht wird, ist
dies auch darauf zurckzufhren, da die Erkundung des Baugrundes, die daraus zu ziehenden
Schlufolgerungen und die Festlegung seiner Kenngren nicht dem Vier Augen Prinzip unter-
liegt, auf dem ansonsten das bauaufsichtlichen Genehmigungsverfahren aufbaut. Im Baugenehmi-
gungsverfahren wird geprft, ob ein Baugrundgutachten vorliegt, sein Inhalt wird nicht oder nur selten
berprft.

Fehlerhafte oder falsche Bodenkenngren und falsche Schlufolgerungen aus der Baugrunderkun-
dung werden nicht vor dem Bau des Projektes aufgedeckt, sondern durch den Bau (Bauschden)

3/16
oder sie werden gar nicht aufgedeckt, aber vom Bauherrn (unwissentlich) bezahlt, weil sie zu einer
unwirtschaftlichen Bemessung der Grndung gefhrt haben.

Das Vier Augen Prinzip ist bei Baugrundgutachten zwar unentbehrlich [2], wird aber nur selten
angewandt. Das ist um so erstaunlicher, als die Musterbauordnung mit dem "anerkannten Sachver-
stndigen fr Erd- und Grundbau fr die Mitwirkung bei der Prfung von Bauvorlagen im Sinne von
59 (3) MBO eine dem Vier Augen Prinzip gengende Institution vorsieht. In [3] wird darauf hin-
gewiesen, da diese Sachverstndigen fr Erd- und Grundbau allgemein bauaufsichtliche Bedeu-
tung haben, weil sie sicherheitstechnische Probleme erheblicher Tragweite im Bereich des Erd- und
Grundbaus aus fachtechnischer Sicht beurteilen knnen. Katzenbach & Kinzler [2] nennen es einen
enormen Nachteil des Verfahrens, da die Beteiligung dieser anerkannten Sachverstndigen im
Ermessen der prfenden Bauaufsichtsbehrde oder des Prfingenieurs liegt.

DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen fr bautechnische Zwecke, Ausgabe September 2003, ist
nach ihrem Erscheinen nicht bauaufsichtlich eingefhrt worden, da die obersten Bauaufsichtsbehr-
den keine hinreichend groe Sicherheitsrelevanz diese Normblattes erkennen konnten. Das ist be-
dauerlich, weil aus falschverstandener politischer Loyalitt versumt worden ist, das Vier-Augen-
Prinzip auch fr den Baugrund einzufhren und die Befolgung der DIN 4020 im Rahmen des Bauge-
nehmigungsverfahrens prfen zu lassen.

Der Entwurf und die Berechnung von Grndungskonstruktionen nach der bauaufsichtlich eingefhrten
DIN 1054 und die Baugrunduntersuchungen nach DIN 4020 sind aber als zusammenhngende Auf-
gabe zu verstehen [4]. Die Sicherheit der Grndung kann nur zuverlssig berechnet werden, wenn
die Kenngren des Baugrundes zuverlssig und nachprfbar angegeben werden knnen. Dazu be-
darf es der Einhaltung der in der DIN 4020 enthaltenden Regelungen.

4/16
2 Bedeutung der bauaufsichtlichen Einfhrung

Die obersten Bauaufsichtsbehrden knnen technische Regelwerke, die den Anforderungen an die
ffentliche Sicherheit baulicher Anlagen dienen, durch die Aufnahme in die Liste der Technischen
Baubestimmungen bauaufsichtlich einfhren. Dies geschieht durch ffentliche Bekanntmachung, z. B.
in Ministerialblttern. Grundlage fr die bauaufsichtliche Einfhrung sind die Musterbauordnung bzw.
die Landesbauordnungen. Die als Technische Baubestimmungen eingefhrten technischen Regeln
gelten im Sinne des Baurechts als allgemein anerkannte Regeln der Technik. Sie dienen der Wah-
rung der Belange der ffentlichen Sicherheit oder Ordnung.

Nach bauaufsichtlicher Einfhrung eines Regelwerkes mu deren Beachtung wegen seiner bau-
rechtlichen Bedeutung zur Abwehr von Gefahren fr die ffentliche Sicherheit und Ordnung von der
Bauaufsicht geprft werden [4]. Dies geschieht im Baugenehmigungsverfahren, ebenso wie im Rah-
men von Bauberwachungen und Bauzustandsbesichtigungen.

Voraussetzung fr die Aufnahme eines technischen Regelwerkes in die Liste der Technischen Bau-
bestimmungen ist, da die Festlegung dieser sicherheitsrelevanten technischen Regeln allgemein
verstndlich und fr die Bauaufsicht exakt nachvollziehbar sein mssen [4]. Es sind Regelungen er-
forderlich, die bauaufsichtliche Belange betreffen und der vorbeugenden Gefahrenabwehr dienen
[4].

Durch Beschlu der zustndigen Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz wurde die
DIN 4022 nicht bauaufsichtlich eingefhrt. Die Vertreter der Obersten Bauaufsichtsbehrden waren
der Auffassung, da dem bauaufsichtlichen Anspruch bereits durch die zahlreichen Verweise auf DIN
4020 in der bauaufsichtlich eingefhrten Norm DIN 1054 Genge getan ist.

Gemeint ist damit, dass zusammen mit DIN 1054: 2005-01 eine Anlage bauaufsichtlich eingefhrt
wurde, die als Nr. 3 besagt: DIN 1054 nimmt wiederholt Bezug auf Ergebnisse von Baugrundun-
tersuchungen, die den Anforderungen der Norm DIN 4020: 2003-09 gengen. Diese mssen
vor der konstruktiven Bearbeitung der Anlage vorliegen. Hierdurch wird der DIN 4020 ein hoher
baurechtlicher Stellenwert zugemessen, man mag dann doch noch die bauaufsichtliche Einfhrung
durch die Hintertr [7] darin sehen.

5/16
3. Aufbau und Inhalt der DIN 4020

3.1 Aufbau

Das Normblatt DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen fr bautechnische Zwecke, Ausgabe


September 2003, ist gegliedert worden in das Normblatt selbst, vier Anhnge und ein Beiblatt. Zur
bauaufsichtlichen Einfhrung, d. h. Aufnahme in die Liste der Technischen Baubestimmungen, vorge-
sehen war ausschlielich das Normblatt selbst (Bild 1).

Normblatt
DIN 4020

Geotechnische Untersuchungen
fr bautechnische Zwecke
2003-09

Aufnahme in die Liste


Technischer Baubestimmungen

Anhnge
AD

Beiblatt zu
DIN 4020
Anwendungshilfen, Erluterungen

Bild 1: Aufbau der DIN 4020

Die Anhnge A bis D (Bild 2) haben teils normativen Charakter (A, B und C), teils informativen Cha-
rakter, wie der Anhang D, in den die in der Ausgabe Oktober 1990 enthaltenen Vorschriften fr die
Erkundung von Boden und Fels als Baustoff bertragen worden sind.

6/16
Anhnge

Anhang A (normativ)
Geotechnische Kategorien

Anhang B (normativ)
Verfahren fr geotechnische Untersuchungen

Anhang C (normativ)
Auswertung und Beurteilung der Untersuchungsergebnisse

Anhang D (informativ)
Geotechnische Untersuchungen von Boden und Fels als Baustoff

Bild 2: Anhnge zur DIN 4020

Das Beiblatt 1 enthlt Anwendungshilfen und Erklrungen. Es ist im Oktober 2003 erschienen.

3.2 Gliederung

Der Inhalt des Normblattes ist in zehn Kapitel gegliedert (Bild 3).

DIN 4020
Inhalt

1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe
4. Allgemeine Anforderungen
5. Veranlassung und Ablauf der geotechnischen Untersuchungen
6. Aufgabenstellung bei geotechnischen Untersuchungen
7. Art und Umfang der geotechnischen Untersuchungen
8. Verfahren fr geotechnische Untersuchungen
9. Auswertung und Beurteilung der Ergebnisse
10. Geotechnischer Bericht

Bild 3: Gliederung der DIN 4020

7/16
3.3 Ziele und Grundforderungen

Die Bedeutung der DIN 4020 fr die Sicherheit von Bauwerken wird bereits im Abschnitt 1 Anwen-
dungsbereich durch die Verknpfung mit der DIN 1054, Ausgabe Januar 2002, deutlich herausgear-
beitet:

Geotechnische Untersuchungen nach dieser Norm sind Voraussetzung fr die Sicherheits-


nachweise im Erd- und Grundbau nach DIN 1054 (Abschn. 1, Anwendungsbereich).

Verlangt wird die projektbezogene Baugrunduntersuchung:

Fr jede Bauaufgabe mssen Aufbau und Beschaffenheit von Boden und Fels im Baugrund sowie
die Grundwasserverhltnisse ausreichend bekannt sein, um insbesondere die Standsicherheit und
die Gebrauchstauglichkeit des Bauwerks sowie die Auswirkungen der Baumanahme auf die Umge-
bung sicher beurteilen zu knnen. Hierzu mssen geotechnische Untersuchungen projektbezogen
ausgefhrt werden (Abschn. 4.1).

Zu erkunden ist nicht nur der Aufbau des Baugrundes, sondern auch seine Eigenschaften sind zu er-
mitteln. Es wird wiederum der Bezug zur DIN 1054 hergestellt:

Die geotechnische Untersuchung von Boden und Fels als Baugrund hat die Beschreibung aller fr
die jeweilige Baumanahme magebenden Baugrundeigenschaften zu ermglichen und die erforder-
lichen Kennwerte zu liefen oder zu berprfen. Mit den Ergebnissen der geotechnischen Untersu-
chungen mssen die charakteristischen Werte des Baugrundkenngren festgelegt und die Sicher-
heitsnachweise im Erd- und Grundbau nach DIN 1054 gefhrt werden knnen (Abschn. 6.1).

Zum Zeitpunkt der Untersuchungen wird verlangt:

Der Baugrund mu whrend der Grundlagenermittlung oder der Vorplanung erkundet und beur-
teilt werden (Abschn. 5.4.2)

3.3.1 Verantwortliche Personen

Die Norm nennt den Bauherren, den Entwurfsverfasser und den Sachverstndigen fr Geotechnik
und erlegt ihnen Pflichten auf.

Bauherr

stellt den Baugrund als Werkstoff zur Verfgung

Pflichten whrend der Planung

die geotechnischen Untersuchungen rechtzeitig beauftragen


Sachverstndigen fr Geotechnik beauftragen
den mit der geotechnischen Untersuchung beauftragten Sachverstndigen fr Geotechnik in-
formieren

8/16
Pflichten whrend der Bauausfhrung

sicherstellen, da die bereinstimmung der tatschlich angetroffenen Baugrundverhltnisse mit


den im geotechnischen Bericht beschriebenen berprft wird
bei Abweichungen dafr sorgen, da berprft wird, ob die Folgerungen des Geotechnischen Be-
richts noch zutreffen
wenn ntig, ergnzende geotechnische Untersuchungen beauftragen
bei baubegleitenden Messungen fr den Rckflu der Informationen an den Entwurfsverfasser
und den Sachverstndigen fr Geotechnik sorgen

Pflichten nach der Bauausfhrung

gegebenenfalls die berwachung von Baugrund und Bauwerk zu veranlassen

Da der Bauherr nur selten diese Pflichten selbst wahrzunehmen gewillt und in der Lage ist, beauftragt
er in der Regel einen Vertreter, den Entwurfsverfasser.

Entwurfsverfasser

Damit ist der Architekt oder der konstruktive Ingenieur angesprochen. Er mu:

den Bauherrn rechtzeitig auf die Notwendigkeit einer geotechnischen Untersuchung hinweisen
Informationen ber nderungen in der Planung dem Sachverstndigen fr Geotechnik weiterge-
ben
von diesem Informationen ber den Baugrund entgegennehmen
Empfehlungen des geotechnischen Berichts technisch umsetzen
bei baubegleitenden Messungen hat er deren Ergebnisse auf evtl. Konsequenzen fr das Bauob-
jekt zu werten

Sachverstndiger fr Geotechnik

Dem Sachverstndigen fr Geotechnik wird ein eigener Abschnitt (Abschn. 5.2) gewidmet. Er wird
vom Bauherren beauftragt. Seine Aufgaben werden benannt:

Planung und berwachung der geotechnischen Untersuchungen


nicht Durchfhrung !
Ortsbegehung durchfhren
Folgerungen fr Planung und Konstruktion ziehen
Wechselwirkung zwischen Baugrundverhltnissen und Planung, Konstruktion, Bauausfhrung
darlegen
Geotechnischen Bericht erstellen
Planung und berwachung von baubegleitenden Messungen

9/16
Anforderungen an das Berufsbild oder den Ausbildungsgang nennt die Norm nicht. Vorausgesetzt
wird, da er fachkundig und erfahren auf dem Gebiet der Geotechnik sein mu (Abschn. 5.2).

Der Sachverstndige fr Geotechnik ist nicht der


ffentlich bestellte und vereidigte Sachverstndige
anerkannte Sachverstndige fr Erd- und Grundbau nach Bauordnungsrecht.

Anmerkung:
In DIN 1054 taucht der Begriff Sachverstndiger fr Geotechnik nicht mehr auf. Dort wird in der
bauaufsichtlich eingefhrten Fassung der Fachplaner fr Geotechnik benannt.

3.3.2 Geotechnische Kategorien

Die Zuordnung zu den Geotechnischen Kategorien bestimmt die Art und den Umfang der geotechni-
schen Untersuchungen wie auch die erforderliche geotechnische Bearbeitung des Projektes.

Unterschieden werden wie bisher 3 Geotechnische Kategorien (Bild 4). Der Anhang A zur DIN 4020
enthlt detaillierte Angaben zur Festlegung der Geotechnischen Kategorie.

Geotechnische Kategorien

GK 1, GK 2, GK 3

Definiert im Abschnitt 3 Begriffe (3.4 Geotechnische Kategorien)


beschrieben im Anhang A
deckungsgleich mit DIN 1054 Abschn. 4.2

abhngig von

a) Art und Gre der baulichen Anlage


b) Gelndeform und geologische Verhltnisse
c) Grundwasser
d) Erdbebengefhrdung
e) Einflsse aus der Umgebung und auf die Umgebung

Bild 4: Enflumerkmale fr die Geotechnischen Kategorien

10/16
Einen berblick ber die geotechnischen Erfordernisse fr die einzelnen Geotechnischen Kategorien
gibt Bild 5 (aus [1]).

Sachver-
geotechnische Charakterisie- Standsicherheit ist Mindestanforderung stndige
Kategorie rung zu beurteilen an Untersuchung fr Geo-
technik
1 2 3 4
GK 1 einfache Bauwerke aufgrund gesicherter rtli- rtliche Bauerfahrung im Zweifelsfall,
einfache und ber- cher Erfahrung einfache Erkundung ob GK 1
sichtliche Baugrund- Grundwasser? vorliegt,
verhltnisse Baugrube besichtigen erforderlich *

GK 2 Bauwerke und Bau- Zahlenmig nachzuwei- direkte Aufschlsse erforderlich


grundverhltnisse sen; ingenieurmige Be- Werte der Bodenkenngr-
mittleren Schwierig- arbeitung mit geotechni- en aus direkter Untersu-
keitsgrades schen Kenntnissen und chung oder Korrelationen
Erfahrungen
GK 3 Bauwerke und Bau- wie GK 2, aber vertiefte wie GK 2, erforderlich
grundverhltnisse ho- geotechnische Kenntnisse weitere spezielle
hen Schwierigkeits- mit Erfahrung auf dem Untersuchungen
gragdes jeweiligen Spezialgebiet
der Geotechnik
* ist es strittig, ob ein Objekt in GK 1 eingestuft werden kann, ist auch zu dieser Entscheidung ein Sachverstndiger fr
Geotechnik einzuschalten.

Bild 5: bersicht ber die Erfordernisse der Geotechnischen Kategorien (aus [1]).

3.3.3 Geotechnische Untersuchungen

Die geotechnischen Untersuchungen werden behandelt im Abschnitt 6 Aufgabenstellung bei geo-


technischen Untersuchungen und im Abschnitt 7 Art und Umfang der geotechnischen Untersuchun-
gen. Die Abfolge und Gliederung der Untersuchungen zeigt Bild 6. Angegeben werden auch Re-
gelabstnde fr die direkten Aufschlsse sowie die Mindesterkundungstiefe.

Geotechnische Untersuchungen

Unterscheidung in:

Voruntersuchung (7.3)

Hauptuntersuchung (7.4)

- Abstnde direkter Aufschlsse

- Aufschlusstiefe

Baubegleitende Untersuchungen (7.5)

Baubegleitende Messungen (7.6)

Bild 6: Abfolge und Gliederung der Baugrunduntersuchung

11/16
3.3.4 Geotechnischer Bericht

Es wird im Abschnitt 10 verlangt, bei Baugrunduntersuchungen fr alle Geotechnischen Kategorien,


also auch fr GK 1, einen Geotechnischen Bericht folgender Gliederung zu erstellen:

Abschnitt 1: Grundlagen
Abschnitt 2: Auswertung und Bewertung der geotechnischen Untersuchungsergebnisse
Abschnitt 3: Folgerungen, Empfehlungen und Hinweise

Inhaltsangaben zu den einzelnen Berichtsabschnitten nennt beispielhaft das Beiblatt 1 zu DIN 4020.

3.3.5 Charakteristische Kennwerte

Der charakteristische Wert einer Bodenkenngre wird nach DIN 1054, Ausgabe Jan. 2002, durch
Verknpfung mit dem Teilsicherheitsbeiwert zum Bemessungswert, mit dem die Standsicherheits-
nachweise gefhrt werden.

Dieser Zusammenhang und die daraus erwachsende Bedeutung des charakteristischen Wertes wer-
den in DIN 4020, Abschn. 6.1 deutlich gemacht.

Aus Abschnitt 8 (8.5 und 8.6) und aus Anhang B (B.4) geht hervor, da zur Festlegung der charakte-
ristischen Werte Laborversuche erforderlich sind.

12/16
4 Rechtliche und vertragliche Bedeutung

4.1 Baurechtliche Folgen

DIN 4020 und deren Inhalt stellt eine fundamentale Regel der Technik dar [7]. Baugrunduntersu-
chungen, die nicht die Anforderungen der DIN 4020 erfllen, mssen im Einzelnen begrndet werden,
sie sind sonst ein Versto gegen die anerkannten Regeln der Technik. Die bauaufsichtliche Prfung
mu zur Erteilung der Baugenehmigung die Einhaltung der Anforderungen der DIN 4020 enthalten.
Namhafte Juristen vertreten sogar die Meinung, ein Versto gegen die Regeln der DIN 4020 verstoe
gegen den 319 Strafgesetzbuch (Baugefhrdung): Und da auch die (nur) fahrlssige Verursachung
einer (bloen) Gefhrdung unter hoher Strafandrohung steht, muss der Beachtung aller Vorgaben der
DIN 4020 ein stetiges und besonderes Augenmerk gewidmet werden. [7]

4.2 Baugrundrisiko

Die DIN 4020 stellt klar (Abschn. 4.2), da Aufschlsse im Boden und Fels als Stichproben zu be-
werten sind, die Annahme des Verlaufs der Bodenschichten zwischen den Aufschlupunkten mu
interpoliert werden, d. h. diese Annahmen sind Wahrscheinlichkeitsaussagen. Es verbleibt ein Bau-
gundrisiko.

Eine der wesentlichen und wichtigsten Neuerungen der DIN 4020, Ausgabe September 2003 ist, den
Begriff des Baugrundrisikos zu definieren (Abschn. 3.5). Die Definition ist sowohl geotechnisch wie
auch juristisch geprgt:

Baugrundrisiko:
ein in der Natur der Sache liegendes, unvermeidbares Restrisiko, das bei Inanspruchnahme des
Baugrundes zu unvorhersehbaren Wirkungen bzw. Erschwernissen, z. B. Bauschden oder Bauver-
zgerungen fhren kann, obwohl derjenige, der den Werkstoff Baugrund zur Verfgung stellt, seiner
Verpflichtung zur Untersuchung und Beschreibung der Baugrund- und Grundwasserverhltnisse
nach den Regeln der Technik zuvor vollstndig nachgekommen ist und obwohl der Bauausfhren-
de seiner eigenen Prfungs- und Hinweispflicht Genge getan hat (Abschn. 3.5).

Das Wort Baugrundrisiko ist in der Baupraxis zu einem gern genutzten Alibibegriff geworden, der
fehlerhafte Baugrunderkundungen, ungenaue Leistungsbeschreibungen, Kalkulationsfehler und vieles
mehr heilen soll. Englert [5] nennt den Versuch, Probleme, die im Zusammenhang mit den Baugrund
stehen mit dem Begriff Baugrundrisiko einer rechtlichen Lsung zuzufhren, dann zum Scheitern
verurteilt, wenn es sich nicht um das echte Baugrundrisiko, sondern um ein unechtes bzw. allge-
meines Baugrundrisiko handelt.

Das echte Baugrundrisiko ist durch DIN 4020, Abschn. 3 nunmehr definiert. Es ist das Risiko, des-
sen Folgen der Bauherr zu tragen hat, weil er den Baugrund stellt.

Seine Verwirklichung setzt voraus, da der Verpflichtung zur Erkundung der Baugrund und Grund-
wasserverhltnisse nach den Regeln der Technik vollstndig nachgekommen worden sein mu. Das
heit, es kann berhaupt erst dann von einem Baugrundrisiko gesprochen werden, wenn zuvor der
Baugrund unter Einhaltung der DIN 4020 erkundet worden ist.

13/16
4.3 Auswirkung auf den Bauvertrag

Eine hufig anzutreffende Begrndung von Nachtrgen , die von Baufirmen gestellt werden, ist, der
auf der Baustelle angetroffene Boden sei anders als der im Leistungsverzeichnis beschriebene, je-
denfalls entsprche die Beschreibung der Boden- und Grundwasserverhltnisse nicht den Anforde-
rungen der VOB [6] und deshalb lge eine Abweichung vom Bauvertrag vor. In der VOB Teil A, 9
(3) Pkt. 3 wird verlangt, die Boden- und Grundwassereverhltnisse so zu beschreiben, da deren
Auswirkungen auf die bauliche Anlage und die Bauausfhrung hinreichend beurteilt werden knnen.

Mastab dafr, ob die Beschreibung der Boden- und Grundwasserverhltnisse in einer Leistungsbe-
schreibung dieser Anforderung gengt, wird die Einhaltung der Forderungen der DIN 4020 sein.

Dem Auftragsnehmer darf nach VOB / A 9 (2) [6] kein ungewhnliches Wagnis aufgebrdet werden
fr Umstnde und Ereignisse, auf die er keinen Einflu hat. Auch in diesem Zusammenhang wird
gern der Begriff Baugrundrisiko begrndend angezogen.

Ob angetroffene Boden- oder Grundwasserverhltnisse ein ungewhnliches Wagnis darstellen, ist


von der vorausgegangenen Untersuchung des Baugrundes abhngig, sie mu nach den anerkannten
Regeln der Technik, also den Anforderungen der DIN 4020 Ausgabe Sept. 2003 entsprechend,
durchgefhrt worden sein.

14/16
5. DIN 4020 und die Europischen Normen
Im Zuge der Harmonisierung nationaler Vorschriften in Europa sind fr das Bauwesen Eurocodes
entstanden, fr die Geotechnik ist das der Eurocode EC 7 Entwurf Berechnung und Bemessung in
der Geotechnik. Der Eurocode 7 besteht aus zwei Teilen:

Teil 1: Allgemeine Regeln


Teil 2. Erkundung und Untersuchung des Baugrundes.

Aus dem Titel des EC 7 2 wird bereits deutlich, dass hier gleiches oder hnliches auf europischer
Ebene geregelt wird, was auf nationaler deutscher Ebene in DIN 4020 genormt ist. Mit Einfhrung der
europischen Vorschriften werden derartige Doppelfestlegungen nach einer bergangszeit von zwei
Jahren nicht mehr statthaft sein und mssen zurckgezogen werden. Der bergangszeitraum beginnt
mit dem Erscheinen der englischen Fassung des Eurcodes, die fr den Teil 2 des EC 7 auf Mrz
2007 datiert ist. Die deutsche Fassung wird wenig spter erscheinen.

Die bergangszeit von zwei Jahren wird nunmehr genutzt, die DIN 4020 an den EC 7 2 anzupas-
sen, denn nicht alle Regeln und Vorschriften, die DIN 4020 enthlt und die uns erhaltenswert, weil
bewhrt erscheinen, finden sich im EC 7 2 wieder. Deshalb erarbeitet der zustndige Arbeitsaus-
schu im DIN derzeit einen DIN Fachbericht, der sowohl den Eurocode 7, Teil 2 wie auch deutsche
Vorschriften aus DIN 4020 enthalten wird.

15/16
6. Literatur
[1] von Soos, P.: Die neue DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen fr bautechni-
sche Zwecke Vortrag auf der Auftaktveranstaltung Massivbau /
Geotechnik Entscheiderschulung der Bundesanstalt fr Wasserbau,
Bonn, Mrz 2003

[2] Katzenbach, R. & Kinzel, J.: Das Vier-Augen-Prinzip bei Baugrundgutachten. Prfingenieur,
18, April 2001

[3] Noebel, Th.: Neue Musterverordnung fr Sachverstndige des Erd- und Grund-
baus.
Deutsches Ingenieurblatt, 1998, S. 8-40

[4] Klauke, E. W.: Zur geplanten bauaufsichtlichen Einfhrung der DIN 4020 -
in: Hrsg.: DIN Deutsches Institut fr Normung e. V. Berlin
Referatensammlung Bemessung und Erkundung in der Geotechnik
Neue Entwicklungen im Zuge der Neuauflage der DIN 1054 und
DIN 4020 sowie der europischen Normung. S. 10-1 bis 10-10, Beuth
Verlag GmbH 2003

[5] Englert, K.: Das Baugrundrisiko in Rechtsprechung und Praxis.


in: Hrsg.: DIN Deutsches Institut fr Normung e. V. Berlin
Referatensammlung Bemessung und Erkundung in der Geotechnik
Neue Entwicklungen im Zuge der Neuauflage der DIN 1054 und
DIN 4020 sowie der europischen Normung. S. 11-1 bis 11-28, Beuth
Verlag GmbH 2003

[6] DIN Deutsches Institut fr Normung e. V. (Hrsg.):


VOB Vergabe- und Vertragsordnung fr Bauleistungen, Ausgabe
2006
DIN Deutsches Institut fr Normung e. V.
Beuth Verlag, Berlin 2006

[7] Englert, K. & Fuchs, B.: Die Fundamentalnorm fr die Errichtung von Bauwerken: DIN 4020.
Baurecht, 7/2006, S. 1047 1058.

16/16

Das könnte Ihnen auch gefallen