Ruppert
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Dr.-Ing. F.-R. Ruppert Beratender Ingenieur fr Geotechnik 38100 Braunschweig Lwenwall 6 Tel. 0531-1205155 Fax 0531-1206541 [email protected]
BAW_DIN_4020_03_07
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
1 Geotechnische Bedeutung ........................................................................................3
2 Bedeutung der bauaufsichtlichen Einfhrung .............................................................5
3 Aufbau und Inhalt der DIN 4020 .................................................................................6
3.1 Aufbau .................................................................................................................6
3.2 Gliederung ...........................................................................................................7
3.3 Ziele und Grundforderungen ...........................................................................8
3.3.1 Verantwortliche Personen ...............................................................................8
3.3.2 Geotechnische Kategorien............................................................................10
3.3.3 Geotechnische Untersuchungen...................................................................11
3.3.4 Geotechnischer Bericht.................................................................................12
3.3.5 Charakteristische Kennwerte ........................................................................12
4 Rechtliche und vertragliche Bedeutung ....................................................................13
4.1 Baurechtliche Folgen .........................................................................................13
4.2 Baugrundrisiko...................................................................................................13
4.3. Auswirkungen auf den Bauvertrag.....................................................................14
5 DIN 4020 und die Europischen Normen .................................................................15
6 Literatur.....................................................................................................................16
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1. Geotechnische Bedeutung
Der Aufbau des Baugrundes mu unterhalb der in Aussicht genommenen Grndungssohle, bei
Pfahlgrndungen auch unterhalb der Pfahlspitzen, ausreichend bekannt sein. So verfgte es die bau-
aufsichtlich eingefhrte DIN 1054 Zulssige Belastung des Baugrundes Ausgabe 1976. Der Bau-
grundaufbau soll nicht, er mu bekannt sein. Nicht nur der Aufbau des Baugrundes, sondern auch
seine Eigenschaften mssen bekannt sein. Die Anforderungen an die Untersuchungen des Baugrun-
des, um die Forderung nach ausreichender Kenntnis zu erfllen, sind seit 1990 in DIN 4020 Geo-
technische Untersuchungen fr bautechnische Zwecke festgelegt. In der Neuerscheinung dieses
Normblattes vom September 2003 heit es im Abschnitt 1 Anwendungsbereich : Diese Norm ... soll
sicherstellen, da Aufbau und Eigenschaften des Baugrundes bereits fr den Entwurf eines Bauwer-
kes bekannt sind. Im Beiblatt zu DIN 4020 wird ergnzend ausgefhrt:.Aufgabe der geotechnischen
Untersuchung....ist es, die Unsicherheiten der Kenntnis des Baugrunds im Hinblick auf ein Projekt
einzugrenzen. Hier ist niedergeschrieben, warum Baugrunduntersuchungen frhzeitig im ausrei-
chenden Mae zu fordern sind: Zur Gewhrleistung der Sicherheit des Bauobjektes, seiner Hilfskon-
struktionen (z. B. Baugruben) und seiner Umgebung und damit im baurechtlichen Sinne zur Gewhr-
leistung der ffentlichen Sicherheit.
Doch schon Goethe lie den Teufel sagen Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grn des Lebens
goldner Baum. Der goldene Baum heit in diesem Falle Auftrag fr ein Baugrundgutachten. Um an
diesen Auftrag zu gelangen, wird, wie die alltgliche Praxis zeigt, nicht preiswert sondern billig ange-
boten. Immer hufiger werden Ingenieurleistungen, auch geotechnische Ingenieurleistungen, ber
preisliche Wettbewerbe vergeben, mit dem Ziel, den billigsten Bieter zu beauftragen, um damit ver-
meintlich Baukosten zu senken. Der Einfachheit halber fragt der Bauherr bzw. sein Stellvertreter (Ar-
chitekt, Projektsteuerer) nicht nur die eigentliche Ingenieurleistung sondern gleich die Baugrunder-
kundungsarbeiten und die Labor- und Feldversuche mit an. Damit hat der Grundbauingenieur nicht
nur die erforderlichen Baugrunduntersuchungen festzulegen, darzustellen und auszuwerten, wie es
das Leistungsbild 92 HOAI vorsieht, sondern diese Arbeiten gleich selbst mit auszufhren.
Was liegt scheinbar nher, als in dem Bemhen, durch ein billiges Angebot zum Auftrag zu kommen,
den Angebotspreis durch rigorose Einschrnkungen der Baugrunderkundung niedrig zu gestalten
oder gar durch den vlligen Verzicht darauf ein vermeintlich von Mitbewerbern nicht mehr zu unter-
bietendes Angebot zu erarbeiten.
Diese um sich greifende Praxis nahezu kriminell [1] zu nennen, mu keineswegs bertrieben sein.
Die Erkundung des Baugrundes hat sicherheitstechnische Bedeutung von erheblicher Tragweite. Un-
zureichende Baugrunderkundungen fhren oft zu Bauwerkschden bis hin zur Beeintrchtigung der
ffentlichen Sicherheit. Darber hinaus knnen sie wirtschaftliche Nachteile und vertragliche Proble-
me verursachen.
Wenn die tgliche Praxis zeigt, da trotz Vorliegen normativer Regelungen zur Erkundung des Bau-
grundes in zunehmendem Mae der gesamte Inhalt der Baugrunduntersuchung zum Gegenstand
des wirtschaftlichen Wettbewerbs gemacht wird [1] und als Folge daraus der Baugrund nicht den
normativen Regelungen und den Anforderungen des Bauobjektes entsprechend untersucht wird, ist
dies auch darauf zurckzufhren, da die Erkundung des Baugrundes, die daraus zu ziehenden
Schlufolgerungen und die Festlegung seiner Kenngren nicht dem Vier Augen Prinzip unter-
liegt, auf dem ansonsten das bauaufsichtlichen Genehmigungsverfahren aufbaut. Im Baugenehmi-
gungsverfahren wird geprft, ob ein Baugrundgutachten vorliegt, sein Inhalt wird nicht oder nur selten
berprft.
Fehlerhafte oder falsche Bodenkenngren und falsche Schlufolgerungen aus der Baugrunderkun-
dung werden nicht vor dem Bau des Projektes aufgedeckt, sondern durch den Bau (Bauschden)
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oder sie werden gar nicht aufgedeckt, aber vom Bauherrn (unwissentlich) bezahlt, weil sie zu einer
unwirtschaftlichen Bemessung der Grndung gefhrt haben.
Das Vier Augen Prinzip ist bei Baugrundgutachten zwar unentbehrlich [2], wird aber nur selten
angewandt. Das ist um so erstaunlicher, als die Musterbauordnung mit dem "anerkannten Sachver-
stndigen fr Erd- und Grundbau fr die Mitwirkung bei der Prfung von Bauvorlagen im Sinne von
59 (3) MBO eine dem Vier Augen Prinzip gengende Institution vorsieht. In [3] wird darauf hin-
gewiesen, da diese Sachverstndigen fr Erd- und Grundbau allgemein bauaufsichtliche Bedeu-
tung haben, weil sie sicherheitstechnische Probleme erheblicher Tragweite im Bereich des Erd- und
Grundbaus aus fachtechnischer Sicht beurteilen knnen. Katzenbach & Kinzler [2] nennen es einen
enormen Nachteil des Verfahrens, da die Beteiligung dieser anerkannten Sachverstndigen im
Ermessen der prfenden Bauaufsichtsbehrde oder des Prfingenieurs liegt.
DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen fr bautechnische Zwecke, Ausgabe September 2003, ist
nach ihrem Erscheinen nicht bauaufsichtlich eingefhrt worden, da die obersten Bauaufsichtsbehr-
den keine hinreichend groe Sicherheitsrelevanz diese Normblattes erkennen konnten. Das ist be-
dauerlich, weil aus falschverstandener politischer Loyalitt versumt worden ist, das Vier-Augen-
Prinzip auch fr den Baugrund einzufhren und die Befolgung der DIN 4020 im Rahmen des Bauge-
nehmigungsverfahrens prfen zu lassen.
Der Entwurf und die Berechnung von Grndungskonstruktionen nach der bauaufsichtlich eingefhrten
DIN 1054 und die Baugrunduntersuchungen nach DIN 4020 sind aber als zusammenhngende Auf-
gabe zu verstehen [4]. Die Sicherheit der Grndung kann nur zuverlssig berechnet werden, wenn
die Kenngren des Baugrundes zuverlssig und nachprfbar angegeben werden knnen. Dazu be-
darf es der Einhaltung der in der DIN 4020 enthaltenden Regelungen.
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2 Bedeutung der bauaufsichtlichen Einfhrung
Die obersten Bauaufsichtsbehrden knnen technische Regelwerke, die den Anforderungen an die
ffentliche Sicherheit baulicher Anlagen dienen, durch die Aufnahme in die Liste der Technischen
Baubestimmungen bauaufsichtlich einfhren. Dies geschieht durch ffentliche Bekanntmachung, z. B.
in Ministerialblttern. Grundlage fr die bauaufsichtliche Einfhrung sind die Musterbauordnung bzw.
die Landesbauordnungen. Die als Technische Baubestimmungen eingefhrten technischen Regeln
gelten im Sinne des Baurechts als allgemein anerkannte Regeln der Technik. Sie dienen der Wah-
rung der Belange der ffentlichen Sicherheit oder Ordnung.
Nach bauaufsichtlicher Einfhrung eines Regelwerkes mu deren Beachtung wegen seiner bau-
rechtlichen Bedeutung zur Abwehr von Gefahren fr die ffentliche Sicherheit und Ordnung von der
Bauaufsicht geprft werden [4]. Dies geschieht im Baugenehmigungsverfahren, ebenso wie im Rah-
men von Bauberwachungen und Bauzustandsbesichtigungen.
Voraussetzung fr die Aufnahme eines technischen Regelwerkes in die Liste der Technischen Bau-
bestimmungen ist, da die Festlegung dieser sicherheitsrelevanten technischen Regeln allgemein
verstndlich und fr die Bauaufsicht exakt nachvollziehbar sein mssen [4]. Es sind Regelungen er-
forderlich, die bauaufsichtliche Belange betreffen und der vorbeugenden Gefahrenabwehr dienen
[4].
Durch Beschlu der zustndigen Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz wurde die
DIN 4022 nicht bauaufsichtlich eingefhrt. Die Vertreter der Obersten Bauaufsichtsbehrden waren
der Auffassung, da dem bauaufsichtlichen Anspruch bereits durch die zahlreichen Verweise auf DIN
4020 in der bauaufsichtlich eingefhrten Norm DIN 1054 Genge getan ist.
Gemeint ist damit, dass zusammen mit DIN 1054: 2005-01 eine Anlage bauaufsichtlich eingefhrt
wurde, die als Nr. 3 besagt: DIN 1054 nimmt wiederholt Bezug auf Ergebnisse von Baugrundun-
tersuchungen, die den Anforderungen der Norm DIN 4020: 2003-09 gengen. Diese mssen
vor der konstruktiven Bearbeitung der Anlage vorliegen. Hierdurch wird der DIN 4020 ein hoher
baurechtlicher Stellenwert zugemessen, man mag dann doch noch die bauaufsichtliche Einfhrung
durch die Hintertr [7] darin sehen.
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3. Aufbau und Inhalt der DIN 4020
3.1 Aufbau
Normblatt
DIN 4020
Geotechnische Untersuchungen
fr bautechnische Zwecke
2003-09
Anhnge
AD
Beiblatt zu
DIN 4020
Anwendungshilfen, Erluterungen
Die Anhnge A bis D (Bild 2) haben teils normativen Charakter (A, B und C), teils informativen Cha-
rakter, wie der Anhang D, in den die in der Ausgabe Oktober 1990 enthaltenen Vorschriften fr die
Erkundung von Boden und Fels als Baustoff bertragen worden sind.
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Anhnge
Anhang A (normativ)
Geotechnische Kategorien
Anhang B (normativ)
Verfahren fr geotechnische Untersuchungen
Anhang C (normativ)
Auswertung und Beurteilung der Untersuchungsergebnisse
Anhang D (informativ)
Geotechnische Untersuchungen von Boden und Fels als Baustoff
Das Beiblatt 1 enthlt Anwendungshilfen und Erklrungen. Es ist im Oktober 2003 erschienen.
3.2 Gliederung
Der Inhalt des Normblattes ist in zehn Kapitel gegliedert (Bild 3).
DIN 4020
Inhalt
1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe
4. Allgemeine Anforderungen
5. Veranlassung und Ablauf der geotechnischen Untersuchungen
6. Aufgabenstellung bei geotechnischen Untersuchungen
7. Art und Umfang der geotechnischen Untersuchungen
8. Verfahren fr geotechnische Untersuchungen
9. Auswertung und Beurteilung der Ergebnisse
10. Geotechnischer Bericht
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3.3 Ziele und Grundforderungen
Die Bedeutung der DIN 4020 fr die Sicherheit von Bauwerken wird bereits im Abschnitt 1 Anwen-
dungsbereich durch die Verknpfung mit der DIN 1054, Ausgabe Januar 2002, deutlich herausgear-
beitet:
Fr jede Bauaufgabe mssen Aufbau und Beschaffenheit von Boden und Fels im Baugrund sowie
die Grundwasserverhltnisse ausreichend bekannt sein, um insbesondere die Standsicherheit und
die Gebrauchstauglichkeit des Bauwerks sowie die Auswirkungen der Baumanahme auf die Umge-
bung sicher beurteilen zu knnen. Hierzu mssen geotechnische Untersuchungen projektbezogen
ausgefhrt werden (Abschn. 4.1).
Zu erkunden ist nicht nur der Aufbau des Baugrundes, sondern auch seine Eigenschaften sind zu er-
mitteln. Es wird wiederum der Bezug zur DIN 1054 hergestellt:
Die geotechnische Untersuchung von Boden und Fels als Baugrund hat die Beschreibung aller fr
die jeweilige Baumanahme magebenden Baugrundeigenschaften zu ermglichen und die erforder-
lichen Kennwerte zu liefen oder zu berprfen. Mit den Ergebnissen der geotechnischen Untersu-
chungen mssen die charakteristischen Werte des Baugrundkenngren festgelegt und die Sicher-
heitsnachweise im Erd- und Grundbau nach DIN 1054 gefhrt werden knnen (Abschn. 6.1).
Der Baugrund mu whrend der Grundlagenermittlung oder der Vorplanung erkundet und beur-
teilt werden (Abschn. 5.4.2)
Die Norm nennt den Bauherren, den Entwurfsverfasser und den Sachverstndigen fr Geotechnik
und erlegt ihnen Pflichten auf.
Bauherr
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Pflichten whrend der Bauausfhrung
Da der Bauherr nur selten diese Pflichten selbst wahrzunehmen gewillt und in der Lage ist, beauftragt
er in der Regel einen Vertreter, den Entwurfsverfasser.
Entwurfsverfasser
Damit ist der Architekt oder der konstruktive Ingenieur angesprochen. Er mu:
den Bauherrn rechtzeitig auf die Notwendigkeit einer geotechnischen Untersuchung hinweisen
Informationen ber nderungen in der Planung dem Sachverstndigen fr Geotechnik weiterge-
ben
von diesem Informationen ber den Baugrund entgegennehmen
Empfehlungen des geotechnischen Berichts technisch umsetzen
bei baubegleitenden Messungen hat er deren Ergebnisse auf evtl. Konsequenzen fr das Bauob-
jekt zu werten
Sachverstndiger fr Geotechnik
Dem Sachverstndigen fr Geotechnik wird ein eigener Abschnitt (Abschn. 5.2) gewidmet. Er wird
vom Bauherren beauftragt. Seine Aufgaben werden benannt:
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Anforderungen an das Berufsbild oder den Ausbildungsgang nennt die Norm nicht. Vorausgesetzt
wird, da er fachkundig und erfahren auf dem Gebiet der Geotechnik sein mu (Abschn. 5.2).
Anmerkung:
In DIN 1054 taucht der Begriff Sachverstndiger fr Geotechnik nicht mehr auf. Dort wird in der
bauaufsichtlich eingefhrten Fassung der Fachplaner fr Geotechnik benannt.
Die Zuordnung zu den Geotechnischen Kategorien bestimmt die Art und den Umfang der geotechni-
schen Untersuchungen wie auch die erforderliche geotechnische Bearbeitung des Projektes.
Unterschieden werden wie bisher 3 Geotechnische Kategorien (Bild 4). Der Anhang A zur DIN 4020
enthlt detaillierte Angaben zur Festlegung der Geotechnischen Kategorie.
Geotechnische Kategorien
GK 1, GK 2, GK 3
abhngig von
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Einen berblick ber die geotechnischen Erfordernisse fr die einzelnen Geotechnischen Kategorien
gibt Bild 5 (aus [1]).
Sachver-
geotechnische Charakterisie- Standsicherheit ist Mindestanforderung stndige
Kategorie rung zu beurteilen an Untersuchung fr Geo-
technik
1 2 3 4
GK 1 einfache Bauwerke aufgrund gesicherter rtli- rtliche Bauerfahrung im Zweifelsfall,
einfache und ber- cher Erfahrung einfache Erkundung ob GK 1
sichtliche Baugrund- Grundwasser? vorliegt,
verhltnisse Baugrube besichtigen erforderlich *
Bild 5: bersicht ber die Erfordernisse der Geotechnischen Kategorien (aus [1]).
Geotechnische Untersuchungen
Unterscheidung in:
Voruntersuchung (7.3)
Hauptuntersuchung (7.4)
- Aufschlusstiefe
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3.3.4 Geotechnischer Bericht
Abschnitt 1: Grundlagen
Abschnitt 2: Auswertung und Bewertung der geotechnischen Untersuchungsergebnisse
Abschnitt 3: Folgerungen, Empfehlungen und Hinweise
Inhaltsangaben zu den einzelnen Berichtsabschnitten nennt beispielhaft das Beiblatt 1 zu DIN 4020.
Der charakteristische Wert einer Bodenkenngre wird nach DIN 1054, Ausgabe Jan. 2002, durch
Verknpfung mit dem Teilsicherheitsbeiwert zum Bemessungswert, mit dem die Standsicherheits-
nachweise gefhrt werden.
Dieser Zusammenhang und die daraus erwachsende Bedeutung des charakteristischen Wertes wer-
den in DIN 4020, Abschn. 6.1 deutlich gemacht.
Aus Abschnitt 8 (8.5 und 8.6) und aus Anhang B (B.4) geht hervor, da zur Festlegung der charakte-
ristischen Werte Laborversuche erforderlich sind.
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4 Rechtliche und vertragliche Bedeutung
DIN 4020 und deren Inhalt stellt eine fundamentale Regel der Technik dar [7]. Baugrunduntersu-
chungen, die nicht die Anforderungen der DIN 4020 erfllen, mssen im Einzelnen begrndet werden,
sie sind sonst ein Versto gegen die anerkannten Regeln der Technik. Die bauaufsichtliche Prfung
mu zur Erteilung der Baugenehmigung die Einhaltung der Anforderungen der DIN 4020 enthalten.
Namhafte Juristen vertreten sogar die Meinung, ein Versto gegen die Regeln der DIN 4020 verstoe
gegen den 319 Strafgesetzbuch (Baugefhrdung): Und da auch die (nur) fahrlssige Verursachung
einer (bloen) Gefhrdung unter hoher Strafandrohung steht, muss der Beachtung aller Vorgaben der
DIN 4020 ein stetiges und besonderes Augenmerk gewidmet werden. [7]
4.2 Baugrundrisiko
Die DIN 4020 stellt klar (Abschn. 4.2), da Aufschlsse im Boden und Fels als Stichproben zu be-
werten sind, die Annahme des Verlaufs der Bodenschichten zwischen den Aufschlupunkten mu
interpoliert werden, d. h. diese Annahmen sind Wahrscheinlichkeitsaussagen. Es verbleibt ein Bau-
gundrisiko.
Eine der wesentlichen und wichtigsten Neuerungen der DIN 4020, Ausgabe September 2003 ist, den
Begriff des Baugrundrisikos zu definieren (Abschn. 3.5). Die Definition ist sowohl geotechnisch wie
auch juristisch geprgt:
Baugrundrisiko:
ein in der Natur der Sache liegendes, unvermeidbares Restrisiko, das bei Inanspruchnahme des
Baugrundes zu unvorhersehbaren Wirkungen bzw. Erschwernissen, z. B. Bauschden oder Bauver-
zgerungen fhren kann, obwohl derjenige, der den Werkstoff Baugrund zur Verfgung stellt, seiner
Verpflichtung zur Untersuchung und Beschreibung der Baugrund- und Grundwasserverhltnisse
nach den Regeln der Technik zuvor vollstndig nachgekommen ist und obwohl der Bauausfhren-
de seiner eigenen Prfungs- und Hinweispflicht Genge getan hat (Abschn. 3.5).
Das Wort Baugrundrisiko ist in der Baupraxis zu einem gern genutzten Alibibegriff geworden, der
fehlerhafte Baugrunderkundungen, ungenaue Leistungsbeschreibungen, Kalkulationsfehler und vieles
mehr heilen soll. Englert [5] nennt den Versuch, Probleme, die im Zusammenhang mit den Baugrund
stehen mit dem Begriff Baugrundrisiko einer rechtlichen Lsung zuzufhren, dann zum Scheitern
verurteilt, wenn es sich nicht um das echte Baugrundrisiko, sondern um ein unechtes bzw. allge-
meines Baugrundrisiko handelt.
Das echte Baugrundrisiko ist durch DIN 4020, Abschn. 3 nunmehr definiert. Es ist das Risiko, des-
sen Folgen der Bauherr zu tragen hat, weil er den Baugrund stellt.
Seine Verwirklichung setzt voraus, da der Verpflichtung zur Erkundung der Baugrund und Grund-
wasserverhltnisse nach den Regeln der Technik vollstndig nachgekommen worden sein mu. Das
heit, es kann berhaupt erst dann von einem Baugrundrisiko gesprochen werden, wenn zuvor der
Baugrund unter Einhaltung der DIN 4020 erkundet worden ist.
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4.3 Auswirkung auf den Bauvertrag
Eine hufig anzutreffende Begrndung von Nachtrgen , die von Baufirmen gestellt werden, ist, der
auf der Baustelle angetroffene Boden sei anders als der im Leistungsverzeichnis beschriebene, je-
denfalls entsprche die Beschreibung der Boden- und Grundwasserverhltnisse nicht den Anforde-
rungen der VOB [6] und deshalb lge eine Abweichung vom Bauvertrag vor. In der VOB Teil A, 9
(3) Pkt. 3 wird verlangt, die Boden- und Grundwassereverhltnisse so zu beschreiben, da deren
Auswirkungen auf die bauliche Anlage und die Bauausfhrung hinreichend beurteilt werden knnen.
Mastab dafr, ob die Beschreibung der Boden- und Grundwasserverhltnisse in einer Leistungsbe-
schreibung dieser Anforderung gengt, wird die Einhaltung der Forderungen der DIN 4020 sein.
Dem Auftragsnehmer darf nach VOB / A 9 (2) [6] kein ungewhnliches Wagnis aufgebrdet werden
fr Umstnde und Ereignisse, auf die er keinen Einflu hat. Auch in diesem Zusammenhang wird
gern der Begriff Baugrundrisiko begrndend angezogen.
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5. DIN 4020 und die Europischen Normen
Im Zuge der Harmonisierung nationaler Vorschriften in Europa sind fr das Bauwesen Eurocodes
entstanden, fr die Geotechnik ist das der Eurocode EC 7 Entwurf Berechnung und Bemessung in
der Geotechnik. Der Eurocode 7 besteht aus zwei Teilen:
Aus dem Titel des EC 7 2 wird bereits deutlich, dass hier gleiches oder hnliches auf europischer
Ebene geregelt wird, was auf nationaler deutscher Ebene in DIN 4020 genormt ist. Mit Einfhrung der
europischen Vorschriften werden derartige Doppelfestlegungen nach einer bergangszeit von zwei
Jahren nicht mehr statthaft sein und mssen zurckgezogen werden. Der bergangszeitraum beginnt
mit dem Erscheinen der englischen Fassung des Eurcodes, die fr den Teil 2 des EC 7 auf Mrz
2007 datiert ist. Die deutsche Fassung wird wenig spter erscheinen.
Die bergangszeit von zwei Jahren wird nunmehr genutzt, die DIN 4020 an den EC 7 2 anzupas-
sen, denn nicht alle Regeln und Vorschriften, die DIN 4020 enthlt und die uns erhaltenswert, weil
bewhrt erscheinen, finden sich im EC 7 2 wieder. Deshalb erarbeitet der zustndige Arbeitsaus-
schu im DIN derzeit einen DIN Fachbericht, der sowohl den Eurocode 7, Teil 2 wie auch deutsche
Vorschriften aus DIN 4020 enthalten wird.
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6. Literatur
[1] von Soos, P.: Die neue DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen fr bautechni-
sche Zwecke Vortrag auf der Auftaktveranstaltung Massivbau /
Geotechnik Entscheiderschulung der Bundesanstalt fr Wasserbau,
Bonn, Mrz 2003
[2] Katzenbach, R. & Kinzel, J.: Das Vier-Augen-Prinzip bei Baugrundgutachten. Prfingenieur,
18, April 2001
[3] Noebel, Th.: Neue Musterverordnung fr Sachverstndige des Erd- und Grund-
baus.
Deutsches Ingenieurblatt, 1998, S. 8-40
[4] Klauke, E. W.: Zur geplanten bauaufsichtlichen Einfhrung der DIN 4020 -
in: Hrsg.: DIN Deutsches Institut fr Normung e. V. Berlin
Referatensammlung Bemessung und Erkundung in der Geotechnik
Neue Entwicklungen im Zuge der Neuauflage der DIN 1054 und
DIN 4020 sowie der europischen Normung. S. 10-1 bis 10-10, Beuth
Verlag GmbH 2003
[7] Englert, K. & Fuchs, B.: Die Fundamentalnorm fr die Errichtung von Bauwerken: DIN 4020.
Baurecht, 7/2006, S. 1047 1058.
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