Islamische Zeitrechnung

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Islamische Zeitrechnung

Die islamische Zeitrechnung (arabisch ,


DMG al-hir at-taqwm oder at-taqwm
al-islm) ist in einigen islamischen Lndern neben dem
gregorianischen Kalender in Gebrauch, wobei sie vorwiegend fr religise Zwecke gebraucht wird. Der islamische
Kalender ist ein reiner Mondkalender, der das Jahr der
Hidschra, der Auswanderung des Propheten Mohammed
von Mekka nach Medina, als Ausgangspunkt verwendet. Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem 1.
Muharram 1 AH = 16. Juli 622, dem Beginn des von der
islamischen Tradition festgelegten Jahres der Hidschra.
Angaben nach der islamischen Zeitrechnung werden in
westlichen Sprachen blicherweise mit dem Krzel AH
(= Anno Hegirae) oder i. J. d. H. (= im Jahre der Hedschra)[1] versehen.

1.1 Das islamische Mondjahr


Das islamische Jahr besteht als reines Mondjahr aus
zwlf synodischen Monaten mit jeweils 29,5306 Tagen.
Das ergibt eine Summe von insgesamt 354,3672 Tagen.
Da weder der Monat noch das Jahr ein ganzzahliges Vielfaches des Tages sind, lsst man zum Ausgleich Monate
von 30 und 29 Tagen abwechseln. Diesem Normaljahr
von 354 Tagen fgt man in einem Zyklus von 30 Jahren
elf Mal einen Schalttag (yaum kabs) ein:
1. Muarram (30 Tage)
2. afar (29 Tage)
3. Rab al-awwal (30 Tage)

Die Monate des islamischen Kalenders wandern in etwa 32 Sonnenjahren (in etwa 33 Mondjahren) durch das
Sonnenjahr. Der Fastenmonat Ramadan kann deshalb in
jeder Jahreszeit liegen und verfrht sich jedes Jahr um
elf Tage. Fr religise Zwecke ist in einigen islamischen
Lndern ausschlielich die Beobachtung des Mondes entscheidend, weshalb man beispielsweise vorher nicht genau wei, wann der Ramadan anfngt. Jeder Monat beginnt, wenn die zarte Mondsichel nach Neumond erstmals
sichtbar ist (Neulicht, durchschnittlich zwei Tage spter).
In anderen Lndern wird der Kalender voraus berechnet
und der Eintritt des Neulichts durch eine Formel festgelegt. Daher knnen in verschiedenen islamischen Lndern
die Kalender geringfgig voneinander abweichen.

4. Rab a-n (29 Tage)


5. umd l-l (30 Tage)
6. umd -niya (29 Tage)
7. Raab (30 Tage)
8. abn (29 Tage)
9. Raman (30 Tage)
10. auwl (29 Tage)
11. l-qada (30 Tage)

Da ein reiner Mondkalender fr die Landwirtschaft unbrauchbar ist, hat sich berall in der islamischen Welt
auch der Gebrauch von Solarkalendern erhalten, im
Maghreb der julianische Kalender, spter der gregorianische, mit rmischen Monatsnamen (yanair, brair, maris, abril usw.), im Maschrek jedoch mit altorientalischen
Monatsnamen (kanun ath-thani, shubat, adhar, nisan,
ayar, haziran, tammuz, ab, aylul, tishrin al-awwal, tishrin
ath-thani, kanun al-awal), in gypten der koptische Kalender und iranischen Bereich der alte iranische Sonnenkalender, der jedoch das Jahr der Hidschra zum Ausgangspunkt genommen hat, im Osmanischen Reich zeitweise der Rumi-Kalender.

12. l-ia (29, in Schaltjahren 30 Tage)[2]


Da das Mondjahr elf Tage krzer ist als das Sonnenjahr,
wandert es rckwrts durch die verschiedenen Jahreszeiten. In etwa 32 Mondjahren hat es einmal das Sonnenjahr
durchwandert.

1.2 Bestimmung der islamischen Festtage


Wichtig ist der islamische Kalender vor allem zur Bestimmung der islamischen Festtage. Besonders groe religise Bedeutung haben im Islam der Fastenmonat Ramadn
und der Wallfahrtsmonat Dh l-iddscha. Das Opferfest
(d al-a) am 10. Dh l-hiddscha ist der hchste Feiertag der Muslime, der zweithchste ist das Fest des Fastenbrechens (d al-tr) am Ende des Ramadns. In den
ersten zehn Tagen des Monats Muarram begehen die
Schiiten ihr hchstes Fest, die Aschura-Riten, in denen
sie mit Prozessionen, Passionsspielen und Geielungen

Der islamische Mondkalender

DIE HIDSCHR-ZEITRECHNUNG

des Todes des Imams Husain ibn Ali in der Schlacht von arabischen Welt die bekannten europischen MonatsnaKerbela gedenken.
men gebraucht, im Rest orientalische Monatsnamen. Im
Fr religise Zwecke ist in den meisten islamischen Ln- Iran sind die franzsischen Bezeichnungen in Gebrauch.
dern nicht astronomische Berechnung, sondern die Beob- Daneben gilt oziell der iranische Sonnenkalender, der
achtung des Mondes entscheidend. Der neue Monat be- zu Frhlingsanfang mit dem Fest Nouruz beginnt.
ginnt, wenn nach einem Neumond die Mondsichel (hill)
wieder sichtbar ist (Neulicht). Sollte eine Sichtung wetterbedingt nicht mglich sein, dann endet er nach dem 30.
Tag. Besonders wichtig ist diese Form der Beobachtung
fr die Bestimmung von Anfang und Ende des RamadanMonats.

1.3

Geschichte

Der islamische Kalender mit seinen Monatsnamen geht


auf den altarabischen Kalender zurck, der ein kombinierter Lunisolarkalender war. Das Jahr begann im
Herbst und bestand aus zwlf Mondmonaten, die wie
im heutigen islamischen Kalender von Neumond zu
Neumond gerechnet wurden; alle zwei oder drei Jahre
wurde allerdings ein dreizehnter Monat angehngt, damit der Anfang des Jahres im Herbst beibehalten werden konnte. Dieser Schaltmonat wurde nas, Verschiebung, genannt, weil er den ersten Monat des neuen Jahres verschob.[3] Der Kalender diente vor allem zur Berechnung der Wallfahrts- und Markttermine. Vier Monate des Jahres galten als heilig: der Monat Radschab wegen der zu dieser Zeit stattndenden Umra, der Monat
Dhu l-Hiddscha und die beiden Monate davor und danach wegen des zu dieser Zeit stattndenden Haddsch. In
diesen vier Monaten galt eine allgemeine Friedenspicht
(vgl. Sure 9:36).
Nach der muslimischen Eroberung Mekkas wurde der
Schaltmonat nas abgeschat und auf diese Weise ein
reiner Mondkalender eingefhrt (vgl. Sure 9:37). Der genaue Zeitpunkt der Abschaung ist nicht klar. Ibn Ishq erwhnt sie sowohl fr die von Abu Bakr geleitete
Wallfahrt im Jahre 631 als auch fr Mohammeds Abschiedswallfahrt im Jahre 632.[4] Das Zwischenschalten
des Nas wird in den betreenden Predigten als heidnisches Gebaren und Eingri der Menschen in die gttliche
Weltordnung verurteilt.
Das reine Mondjahr mit seinen 354 Tagen wurde somit
zur Grundlage fr den islamischen Kalender und diente fortan zur Bestimmung der religisen Feste. Da dieses
Mondjahr fr Ackerbau treibende Bauern jedoch nicht
praktikabel ist, wurde in fast allen Lndern, in denen der
Islam Wurzeln geschlagen hat, daneben ein Sonnenkalender weitergefhrt. Im Alltags- und Wirtschaftsleben
wird seit dem frhen 20. Jahrhundert in fast allen islamischen Lndern der gregorianische Kalender verwendet. Auf dem Gebiet des Osmanischen Reichs wurde der
Mondkalender oziell zum 1. Mrz 1917 durch den gregorianischen Kalender abgelst.[5]

2 Die Hidschr-Zeitrechnung
Als Ausgangspunkt fr die islamische Zeitrechnung dient
der 1. Muharram des Jahres, in dem Mohammed von
Mekka nach Medina ausgewandert ist. Das ist der 16.
Juli 622. Entsprechend dem arabischen Wort fr Auswanderung, hidschra, wird diese Zeitrechnung als hidschr -Zeitrechnung bezeichnet. blicherweise rechnet
man entsprechend dem islamischen Kalender in Mondjahren.

2.1 Umrechnung
Mit den folgenden Nherungsformeln lassen sich islamische Jahreszahlen in gregorianische umrechnen und umgekehrt:
CH
H

33
32

32
33

+ 622

(C 622)

C (Jahr nach christlicher Zeitrechnung), H (Jahr nach der


Hidschra)
Daneben stehen im Internet zahlreiche Datumsumrechner
zur Verfgung, siehe unter Weblinks.

2.2 Geschichte
Nach Angaben des Astronomen Al-Biruni (9731048),
der 400 Jahre nach dem berichteten Ereignis gelebt hat,
wurde die islamische Hidschri-Zeitrechnung im Jahr 638
vom zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab eingefhrt. Der
frheste Beleg fr die Zhlung, die im Jahr 622 beginnt,
ist eine Inschrift Muawiyas I. auf Griechisch, die jedoch
von der ra der Araber spricht. Dies hat zu Vermutungen gefhrt, erst die sptere islamische Tradition habe
den Bezugspunkt Auswanderung aus Mekka konstruiert. Die meisten alten Belege lassen oen, ob sich die
Zhlung auf die ra der Araber oder die Hidschra bezieht.

Im 20. Jahrhundert wurde die Hidschr-Zeitrechnung in


vielen islamischen Lndern auf staatlicher Ebene durch
die christliche Zeitrechnung ersetzt. In der Trkei geschah dies mit Wirkung zum 1. Januar 1926, nachdem
Fr die Monate des gregorianischen beziehungsweise des schon im Jahre 1917 eine Umstellung auf den Gregoriajulianischen Kalenders werden in manchen Teilen der nischen Kalender erfolgt war.[5]

2.3

Die iranische
Zeitrechnung

Hidschri-Schamsi-

Neben der Zeitrechnung nach dem islamischen Mondkalender ist im Iran und in Afghanistan auch eine Zeitrechnung nach Sonnenjahren blich, die die Jahre ebenfalls
seit dem Jahr der Hidschra zhlt (iranischer Kalender).
Die arabische Bezeichnung fr diese Zeitrechnung ist
hidschri schamsi (Sonnen-Hidschra). Zur Unterscheidung wird die Zhlung der islamischen Mondjahre auch
hidschri qamari (Mond-Hidschra) genannt. Da auf 32
Sonnenjahre etwa 33 Mondjahre kommen, luft der iranische Sonnenkalender dem islamischen Mondkalender
derzeit etwa 42 Jahre hinterher.
Am 21. Mrz 2007 begann das Hidschri-schamsi-Jahr
1386; es endete am 19. Mrz 2008. Das Hidschrischamsi-Jahr 1387 begann am 20. Mrz 2008.

Wochentage

Wochentage werden beginnend mit Sonntag und endend


mit Samstag (des gregorianischen Kalenders) gezhlt
wie auch im Judentum und in einigen westlichen Lndern
blich, zum Beispiel in den USA und Portugal, frher
auch in sterreich und Deutschland. Der Freitag ist also
zwar der wchentliche Feiertag, aber nicht der letzte Wochentag im islamischen Kalender. Der Wechsel von einem Tag zum nchsten ndet stets zum Sonnenuntergang
statt (das wird in der Chronometrie allgemein italienische
Stundenzhlung genannt, da die islamische Tagzhlung
wohl ber Venedig in den europischen Kulturkreis gekommen ist). Die arabischen Bezeichnungen der Wochentage Sonntag bis Donnerstag leiten sich von den arabischen Zahlwrtern von eins bis fnf ab.
Sonntag: Yaum al-aad Erster Tag
Montag: Yaum al-inain Zweiter Tag
Dienstag: Yaum a-ul Dritter Tag
Mittwoch: Yaum al-arbi Vierter Tag
Donnerstag: Yaum al-ams Fnfter Tag
Freitag: Yaum al-uma Tag der Zusammenkunft (zum Freitagsgebet)
Samstag: Yaum as-sabt
Siebter Tag

Weblinks

Commons: Islamische Kalender Sammlung von


Bildern, Videos und Audiodateien

Online-Umrechner des Orientalischen Seminars der


Universitt Zrich
Islamic-Western Calendar Converter (Based on the
Arithmetical or Tabular Calendar) auf der Internetprsenz der Universitt Utrecht
The Umm al-Qura Calendar of Saudi Arabia auf der
Internetprsenz der Universitt Utrecht
The Islamic Calendar of Turkey auf der Internetprsenz der Universitt Utrecht
Nikolaus A. Br: Die islamische Zeitrechnung, Probleme der islamischen Datierung, Der Monatsbeginn
im heutigen islamischen Kalender und Die Gebetszeiten im Islam. Artikel und Umrechner bei www.
nabkal.de
Deutscher islam-wissenschaftliche Ausschuss der
Neumonde (DIWAN): Islamische Grundlage und
rechnerische Regeln zur Bestimmung der Mondmonate bei islam.de

5 Einzelnachweise
[1] Meyers Groes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gnzlich neubearbeitete und vermehrte Auage. Leipzig und Wien, 19051909, Stichwort D (bei woerterbuchnetz.de)
[2] Vgl. Gerhard Endre: Einfhrung in die islamische Geschichte. Mnchen 1982. S. 186.
[3] Vgl. dazu A. Moberg: Art. nas" in The Encyclopaedia
of Islam. New Edition Bd. VII, S. 977.
[4] Vgl. Vgl. Ibn Hischm: Kitb Srat Rasl Allh. Aus d.
Hs. zu Berlin, Leipzig, Gotha u. Leyden hrsg. von Ferdinand Wstenfeld. 2 Bde. Gttingen 1858-59. S. 923 f.
u. 968. Online verfgbar unter http://archive.org/stream/
p2daslebenmuhamm01ibnhuoft#page/104/mode/2up
[5] Vgl. Feroz Ahmad: The Making of Modern Turkey.
London-New York 1993. S. 80.

6 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN

Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

6.1

Text

Islamische Zeitrechnung Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Zeitrechnung?oldid=145938942 Autoren: Wst, Ben-Zin, Unukorno, Elian, Gbust, Aka, DF5GO, Mathias Schindler, WolfgangRieger, Elya, Pstaudt-schbach, GDK, Halsbandsittich, Geof, Zwobot,
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6.2

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Ursprnglicher Schpfer: SVG version was created by User:Grunt and cleaned up by 3247, based on the earlier PNG version, created by
Reidab.

6.3

Inhaltslizenz

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