Das Bild, das meinen Hunger stillt.: Gestalte dein Selbstbild!
Von Elisa Wehner und Liza Weiß
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Über dieses E-Book
In meinem Buch geht es um meine Erfahrungen und meinen Weg mit der Krankheit Anorexie.
Elisa Wehner
Hi, ich bin Elisa Wehner. Ich bin 19 Jahre alt und in meinem Buch reflektiere ich über meinen Weg mit der Erkrankung Anorexie. Zum Zeitpunkt meiner Buchveröffentlichung gehe ich diesen Weg schon seit fast 10 Jahren. Dieser Weg ist zwar immer noch nicht zu Ende, aber ich habe mit der Zeit gelernt, mich der Krankheit weniger auszuliefern und mache nun sicherere Schritte. Mein Weg ist keine Vorlage, aber kann vielleicht eine Inspiration sein.
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Buchvorschau
Das Bild, das meinen Hunger stillt. - Elisa Wehner
Fett im Kopf – eine Gedankenreise
Begeben wir uns einmal auf eine Gedankenreise.
Stell dir vor du hast eine Last und gehst einen Berg hinauf. Die Last bleibt die gleiche, doch du bist erschöpft und dadurch fühlt die Last sich Schritt für Schritt immer schwerer an. Du willst den Anderen, die dich begleiten, aber auch nichts abgeben, da sie die zusätzliche Last zu ihrer eigenen nicht tragen sollen und du weißt auch, dass die Last eigentlich nicht stärker wird, sondern du immer schwächer. Du merkst aber, dass du dich stärker fühlst, wenn du dich für deine Last bestrafst, weil du dich verantwortlich fühlst. Also quälst du dich und das Paradoxe: Trotzdem fühlst du dich besser.
Du kompensierst und durch diesen Zustand wächst alles. Die Last wird je weiter man den Berg erklimmt wieder schwerer. Du probierst auf die gleiche Art und Weise zu kompensieren, doch es reicht nicht mehr, die Qual muss größer werden, damit du dich besser fühlst um weiter gehen zu können. Durch diesen Zustand verändert sich dein Denken. Ganz ungewollt. Da das Kompensieren nicht mehr reicht, malt der Kopf dir das bzw. etwas, das du kompensieren und kontrollieren kannst. In meinem Fall wurde ich ,,Fett im Kopf".
Darüber übernahm ich Kontrolle, wurde die Last schwerer, wurde stärker kompensiert. Und der Antrieb war der Kopf. Doch irgendwann rutscht du aus, weil die Last sich nicht mehr unterdrücken lässt. Der Berg dreht sich und der Grund kommt zu Tage. Die Bilder verschwinden aber nicht, denn das Kompensieren hat geholfen. Und die Bergspitze hast du nicht erreicht, da du ja ausgerutscht bist. Nun hat sich aber der Berg gedreht und du musst wieder von vorne los gehen, da du die Last nicht oben auf der Bergspitze abstellen konntest. Doch ist jetzt die Last größer, du bist sie aber auch mehr gewohnt und so steigen das Kompensieren und die Gedanken und Bilder stätig an. Du siehst aber keine andere Möglichkeit als wieder los zu gehen, um die Last oben abzustellen.
Koste es was es wolle. Dieser Vorgang wiederholt sich. Aber du gibst nicht auf, du musst die Spitze erreichen um deine Last abzustellen. Doch irgendwann fällt ein Stein, du kommst wieder ins Wackeln, bangst kurz vorm Ziel wieder auszurutschen, denn das würde bedeuten du musst nochmal losgehen. Und erst da begreifst du, dass du das Ziel nie erreichen wirst, wenn du kompensierst. Du verstehst, dass du stärker werden musst um die Bergspitze zu erreichen. Erst dann bist du bereit dich zu verändern.
Ich habe mich, wenn ich ausgerutscht bin, nicht krank genug gefühlt. Ich war nie oben angekommen. Ich habe lange gebraucht um zu verstehen, dass ich mich durch das Kompensieren nicht stärken kann, dass ich ein anderes Ventil brauche um die Last an der Spitze abstellen zu können, um sie da hinter mir zu lassen, bevor der Berg sich dreht, weil ich ausrutsche und wieder von vorne losgehen muss.
Als du es dann schaffst die Bergspitze zu erreichen stößt du auf ein Problem, mit dem du nicht gerechnet hättest. Denn nun müsstest du die Last ablegen. Eigentlich würden alle denken, man schmeißt sie strahlend wie ein Honigkuchenpferd von sich und pfeffert sie zu Boden. So war zumindest meine Einschätzung = Fehleinschätzung. Denn ich stehe jetzt oben auf dem Berg, alle die mich begleitet haben warten nur auf den Augenblick wo genau das passiert und sie verstehen nicht, warum ich mich davon nicht befreie. Ich verstehe es selbst nicht. Doch ich kann nicht. Ich kann es nicht wegwerfen und zu Boden pfeffern. Ich merke, dass ich für diesen Schritt noch nicht bereit bin. Denn auch wenn es nur ein scheinbarer Halt war/ist, habe ich ihn die letzten 9.5 Jahre lang jeden Tag gespürt. Also beinahe 3.461 Tage in denen ich oft damit Lücken schließen konnte. Auf die Essstörung kann ich mich verlassen, seit über 9 Jahren in jedem Augenblick. Wenn ich sie brauche ist sie mit vollstem Einsatz dabei. Und auch wenn ich weiß, dass das kein guter und schon gar nicht gesunder Halt ist, habe ich ihn nun mal immer gespürt und es ist zur Gewohnheit geworden.
Ich kann meine Essstörung nicht hassen, auch wenn ich es gerne würde, doch weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich über das ein oder andere Hindernis ohne diesen Antrieb gesprungen wäre. Und jetzt stehe ich da und will die Last wenigstens abstellen, wenn ich sie schon nicht wegpfeffern kann, aber auch dafür bin ich noch nicht bereit. Auch wenn es für meine Begleiter nicht nachvollziehbar ist, für mich ist es das mittlerweile eigentlich schon, denn diesen Halt habe ich damals vermisst und ihn durch die Essstörung bekommen Wir sind wortwörtlich durch dick und dünn gegangen. Die Essstörung ist zum falschen Freund geworden. Ich werde mich verabschieden, aber das was 9.5 Jahre zusammengeschweißt wurde, kann man nicht an einem Tag oder gar in ein paar Monaten wieder trennen. Natürlich habe ich Angst davor was passiert, wenn ich diesen Schritt wage und die Essstörung oben zurücklasse. Ich denke, dass ich mich befreit fühlen werde, wenn ich bereit dazu bin. Wann das sein wird werde ich schon merken. Auf jeden Fall ist es noch nicht jetzt.
Denn etwas zurück zu lassen ist gar nicht so leicht. Ich habe jedoch inzwischen festgestellt, dass ich vergebens warte. Es wird nie den einen Zeitpunkt geben, in dem ich die Essstörung ganz unbeschwert loslassen kann. Es ist meine Entscheidung. Ich stehe nun also oben mit allen, die mich begleitet haben. Diese warten darauf, dass ich die Last wegschmeiße und wir wieder umdrehen können. Ich stehe da und beschließe jetzt kann ich es noch nicht. Einen Moment später frage ich mich wieso? Lang genug habe ich die Last mit mir rumgetragen. Warum also nicht heute? Vielleicht reicht morgen meine Kraft nicht mehr und ich falle wieder zurück. Warum erst morgen oder nächstes Jahr? Darauf finde ich keine Antwort, aber je länger ich überlege, desto plausibler wird mir mein Handeln. Ich habe Angst vorm umdrehen. Das ist doch der Weg von dem ich gekommen bin. Klar, jetzt ohne Last, aber trotzdem ist irgendwie jeder Schritt ein Schritt zurück. Auf diesem Weg gab es ja Gründe warum die Last überhaupt erst so mächtig geworden ist. Ich muss also einen neuen anderen Weg gehen. Wo jeder Schritt ein Schritt nach vorn ist. Bestimmt auch nicht immer schön, aber neu. Neue Erfahrungen sammeln und weiter an mir wachsen. Deswegen zögere ich nicht mehr und stelle die Last nun doch ab. Zu Boden pfeffern kann ich sie nicht. Dafür ist mein Hass nicht groß genug. Außerdem werde ich sie dadurch nicht schneller los, aber ich entscheide mich zum Loslassen. Wenn ich jetzt nichts ändere, dann wird sie schneller wieder auf meinem Rücken sitzen als ich „Nein" schreien kann. Nachdem ich die Last abgestellt habe, entscheide ich mich für einen neuen Weg nach unten, das Ende erkenne ich nicht. Das Ziel ist auch nicht zu erkennen, dadurch ist jeder Schritt auf diesem Weg ein kleines Ziel. Erst wenn ich unten angekommen bin und dort mein Ziel gefunden habe, dann bin ich angekommen. Erst dann habe ich die Essstörung hinter mir gelassen, oben habe ich mich nur zum Loslassen entschieden. Dort habe ich die Last abgestellt, aber mich noch nicht gefunden. Weil erst unten angekommen bin ich wieder auf meinem eigenen Weg, wo ich das Ziel erst noch finden muss. Ja wieder auf meinem Weg, aber nicht an dem Ausgangspunkt wo ich losgegangen bin, sondern ein ganzes Stück weiter vorn. Das ist es nämlich. Mein ganzes Leben ist ein Weg mit Umwegen, aber jeder Umweg sollte mich weiter nach vorn bringen und mir eine wichtige Erkenntnis mitgeben.
So war es bei mir mit der Essstörung. Ich bin all die Jahre nicht stehen geblieben. Ich habe mich weiterentwickelt, einen großen und langen Umweg gemacht. Nun ist es Zeit seinen eigenen Weg wieder zu finden, an einem Punkt wo man vorher noch nicht stand.
So ist mein Weg in einer Geschichte verpackt verlaufen. Natürlich habe ich jetzt noch längst nicht alle Umwege beschrieben, auf die ich in jedem Fall gestoßen bin. Denn auf meinem Weg gab und gibt es auch immer wieder Rückschritte genauso wie die Fortschritte. Am Ende sind die Fortschritte größer, weil sie dich bestärken.
Dennoch möchte ich hier ganz klar sagen, dass es wohl nahezu unmöglich ist einen Weg zu finden, der immer nur geradeaus führt. Dafür wirst du viel zu oft Entscheidungen treffen müssen, die sich für den Moment falsch anfühlen, auch wenn sie dein Ziel verfolgen. Doch für dieses Ziel kämpft die Essstörung nicht und deswegen steht man sehr oft in einem Zwiespalt, indem es gar nicht so einfach ist eine Grenze zwischen ihr und dir zu ziehen.
Der Weg durch die Angst, ist der Weg aus der Angst.
Was Klein ist…
Eines Tages fing es an,
Ich ließ niemanden mehr an mich heran,
Die Gedanken fingen an zu kreisen,
Wo soll ich da noch bleiben?
Ich laufe im Kreis,
Bis ich überhaupt nicht mehr weiter weiß,
Ich fühle mich so leer,
Wo kommt dieses Chaos bloß her?
Ich weiß nicht mehr wer ich bin, Ich
frage mich wohin?
Wohin soll das alles führen?
Meinst du ich werde es irgendwann kapieren?
Dass es so nicht funktioniert,
Und mein Leben sich nicht aktualisiert.
Der Wahrheit ins Auge zu sehen,
Um zu verstehen:
Ich laufe gegen die Wand,
Ohne jeglichen Verstand,
Der Verstand den ich verloren hab,
Als ich mich dir hingab,
Ohne mir bewusst zu sein,
Du stellst mir ein Bein,
Ich schreie Nein,
Aber du bist schlimmer als ein Keim,
Du sitzt in mir fest,
Wie die Pest,
Ist das alles ein Test?
Dann gib mir den Rest,
Den Rest will ich haben,
Um dich zu vergraben,
Willst du es nicht wahrhaben?
Glaube mir du wirst versagen.
Ich habe einen starken Willen,
Und der wird dich killen,
Glaube mir ich gebe nicht auf,
Dafür nehme ich viel in Kauf,
7 Jahre reichen aus,
Jetzt schreie ich raus,
Raus aus mir,
Es gibt kein wir!!
Ich bin ich,
Dafür brauche ich dich nicht,
Ich will leben, lieben, tanzen,
Über alle Distanzen,
Der Weg ist weit,
Aber ich bin bereit,
Viele Schritte musste ich gehen,
Um heute hier zu stehen,
Unzählige Tränen sind geflossen,
Aber am Ende habe ich es genossen.
Heute schaue ich mich an,
Und frage mich immer noch wann?
Wann wirst du mich lassen,
Dich endlich zu hassen.
Aber jeder einzige Schritt hat sich gelohnt,
Denn ich wurde belohnt.
Am Ziel bin ich zwar noch nicht,
Doch ist es in Sicht,
Ich bereue keinen einzigen Schritt,
Denn nun bin ich nicht mehr dein,
Sondern mein.
Dies ist ein älterer Text von mir, denn ich schreibe schon seit vielen Jahren. Immer wenn es mir schlecht geht beginne ich diese Gefühle in Worte zu fassen. Schreiben bedeutet für mich, mich frei zu machen. In dem Moment wo ich schreibe, sehe ich die klare Grenze. Ich kann die Essstörung loslassen. Sie in Worte fassen und mich damit von ihr befreien. Wenn ich aus Verzweiflung anfange zu weinen, dann fange ich an zu schreiben. Das Schreiben ist für mich meine Barriere die Kraft der Essstörung zu durchdringen. Zumindest für einen kurzen Moment ihr zu entkommen. Entkommen aus einem Gedankenwahn, der meine Gefühle mit einander so verdreht, dass ich sie nicht mehr auseinander halten kann, aber durch das Schreiben gelingt es mir dieses Konstrukt zumindest für den Moment zu lösen, sodass ich für diesen Moment meinem Schicksal entfliehen kann und zurück zu mir selbst kehre.
Für Menschen, die diese Gedanken und Gefühle nicht kennen ist es unbegreiflich welche Macht sie besitzen. Ich habe diese Macht noch nie wo anders gespürt. Es ist gut, wenn du das Gefühl nicht kennst. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn du es empfindest. Ich weiß man hält es nicht aus, aber jeder der das hier liest und spürt was ich sage, der darf sich sicher sein, dass er die Chance dazu hat sich dieser Aufgabe zu stellen. Denn auch wenn man nichts dafür kann, kann man derjenige sein, der entscheidet eine andere Richtung einzuschlagen.
Glaube mir, in diesem Buch ist nur ein Bruchteil von Momenten enthalten, in denen ich mich für die Essstörung entschieden habe. Ich schreibe bewusst nicht „für die falsche Seite", weil ich nicht glaube, dass es die falsche war. Ich glaube in diesen Momenten war es die richtige. Eine kurze Flucht vor meiner Angst, die mich letztendlich nur darin bestärkt hat, mich der Herausforderung weiter anzunehmen. Ich will hiermit einfach Mut geben, nicht weil es mir jetzt jeden Tag gut geht. Nein wirklich nicht, aber weil ich denke, dass Worte auch Brücken bauen können, genau wie es für mich das Schreiben tut und weil ich denke, dass es gut ist zu wissen, dass es schon dann sehr schön werden kann, wenn man sich annimmt so wie man ist. Es ist nicht so, dass man dafür gesund sein muss, sondern dass man schon vorher das Recht dazu hat. Dieses Recht hast du immer! Wenn du es in Anspruch nimmst wirst du es für dich einsetzen und nicht für die Essstörung, das ist eine Art Versprechen an dich selbst.
Dabei geht es nicht darum immer gesund zu entscheiden, sondern durch seine Entscheidungen zu lernen. Glaube mir es ist normal, dass sich da viele kranke Beschlüsse einschleichen, aber du wirst mit der Zeit überrascht sein, dass es auch ein gesunder Gedanke schafft erhört zu werden. Nicht nur das, du wirst den Unterschied merken und der Essstörung langsam auf die Schliche kommen, dass sie nämlich gar nicht so ein guter Freund für dich ist, wie sie es verspricht.
Die Macht der Essstörung ist nicht von heute auf morgen so undurchdringlich groß geworden. Allerdings gesteht man sie sich oft erst dann ein, wenn dieser Schritt bereits geschehen ist. Der gesunde Mensch glaubt, dass das stärkste Gefühl, dass man empfinden kann die Liebe ist. Deswegen kann ein gesunder Mensch die Erkrankung nicht verstehen. Es ist unmöglich. Genau aus diesem Grund, weil die Essstörung etwas in einem erwachen lässt, was stärker ist als Liebe, Verstand und Vernunft zusammen. Der Einfluss der Essstörung auf den Betroffenen ist so gigantisch, dass jegliche Prioritäten hinten anstehen. Ich habe immer ein sehr enges und vertrautes Verhältnis