Beethoven: Eine Musikerbiografie
Von Ludwig Nohl
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Null Papier Verlag
Ludwig Nohl
Ludwig Nohl (1831–1885) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller.
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Buchvorschau
Beethoven - Ludwig Nohl
Vorwort
Die Musik, so sehr sie die populärste aller Künste ist und jede Brust mit wehmutsvoller Freude erfüllt, ja selbst bloße Sinnenwesen zu freudigem Aufzucken durchbebt, ist doch in ihren letzten Erzeugnissen ein seltsam vornehm abgeschlossenes Wesen, und nicht ohne Grund verlangt man Bildung und Vorübung, ja Anlage und Entwicklung für die Aufnahme ihrer Geheimnisse. »Von seinesgleichen will man mit dem Verstande gehört sein, Rührung passt nur für Frauenzimmer, dem Manne muss die Musik Feuer aus dem Geiste schlagen«, so ungefähr sagte Beethoven selbst, und wir wissen, wie langsam des größten Symphonikers Werke sich allgemein Gehör und Anerkennung errungen haben.
Und dennoch, wer kennt heute nicht den Namen Beethoven! – Und wen erfüllt nicht, wenn ihm ein Werk dieses Heroen entgegentritt, auch sogleich die Ahnung einer erhabenen allwaltenden Macht, die aus den tiefsten Quellen alles Lebens stammt! Mit dem Gefühl einer geheimen Verehrung ergreift uns schon der bloße Name, und wir glauben gern, wenn berichtet wird, dass vor der von Gestalt zwar kleinen, aber in ihrer gedrungenen Kraft dennoch imponierenden Erscheinung mit der vorwärts strebenden Haltung und dem aufgerichteten Haupt mit wallendem Haar und fast stechendem Blick selbst der Fremde in einer gewissen Ehrfurchtsscheu zurückwich. Jene beiden Kohlenbrenner aber hielten sogar in einem Hohlweg ihr schwerbeladenes Fuhrwerk an, als ihnen der in der ganzen Umgebung Wiens wohlbekannte »kraupete Musikant« begegnete, der sinnend stand und summend weiterging, wenn er so bienengleich von Sonnenaufgang an in der Natur umherschweifte und das Notirbuch in Händen hielt, von dem er wie Jeanne d’Arc sagte: »Nicht ohne meine Fahne darf ich kommen!«
Was diese Männer des Volks mit unwillkürlichem Respekt vor der Würde ergriff, die diese ganze Erscheinung umfloss, ergreift uns bei Nennung seines Namens, wie viel mehr beim Anhören seiner Musik! Hier ist, das fühlen wir, der Geist tätig, der alle Welt belebt und erhält und stets neues Leben schafft. Selbst dem Laien hallt aus diesen hohen Schöpfungen die Gewissheit des Waltens des schöpferischen Geistes entgegen und ertönen diese Laute als die Stimmen der tiefsten Menschenbrust, die das allgemeine Weh- und Wonnewesen unseres Geschlechts im Innersten geteilt hat. Es überkommt uns die sichere Überzeugung, dass der hier spricht, uns wirklich etwas zu sagen hat und zwar von unserem eigenen Leben, weil er, was wir alle fühlen und leben, tiefer fühlte und lebte als wir anderen, und alles was wir lieben und leiden, tiefer liebte und litt als sonst die Staubgebornen. Durchaus tritt uns hier ein Mann entgegen, der an Gemüt wie an Geisteskraft wirklich groß war und uns zu einem erhabenen Vorbilde werden konnte, weil er das Leben wie das künstlerische Schaffen ernst nahm und es sich zur Pflicht machte, »für sich nicht, nur für andere Mensch zu sein.« Es ist der hohe Grad selbstverleugnungsvoller Kraft, was aus dieser Künstlererscheinung hervorstrahlt und uns selbst wieder erhebt. Hier wurden, wie nur je bei einem großen Künstler, die Aufgaben des Lebens mit der gleichen Treue erfasst wie die der Kunst. Sein Leben ist völlig auch die Grundlage seines Schaffens: der große Künstler floss aus dem großen Menschen. Wenn irgendwo, so deckt hier die Darstellung des Lebens auch in einer solchen bloß überschauenden Skizze die inneren Quellen des künstlerischen Schaffens selbst auf, und wir werden erkennen, was sich hier darstellt, es ist ein Stück Geschichte des höheren geistigen Lebens unserer Zeit und der Menschheit.
1. Die Jugend und die erste Schaffenszeit.
(1770–94)
Ludwig van Beethoven ward am 17. Dezember 1770 in Bonn – getauft. Nur dieses, der Tag der Taufe, ist uns festgestellt, und so hat man den 17. Dezember zugleich als den Geburtstag gelten zu lassen.
Sein Vater Johann van Beethoven war kurfürstlicher Kapellsänger in Bonn. Doch stammte die Familie aus den Niederlanden. Erst der Großvater war (1732) nach Bonn gekommen, nachdem er als Knabe wegen eines Streites eigenwillig das Elternhaus verlassen hatte. Er hatte sich als Basssänger in Kirche und Theater hervorgetan und war so 1763 kurfürstlicher Hofkapellmeister geworden. Auch sonst hatten ihm Fleiß und Ordnung einen wohlbestellten Hausstand und ein persönliches Ansehen begründet. Ein kleiner Weinhandel erlaubte ihm »sich eher zu rühren.« Doch trug eben dieser Nebenbetrieb bei, sein eigenes Glück wie das seines Sohnes zu untergraben. Seine Frau Josepha Poll verfiel dem Laster des Trunkes und musste zuletzt nach Köln in ein Kloster getan werden. Und leider teilte diesen Fehler der einzige überlebende Sohn, – »Johann van Beethoven verstand sich schon früh gut auf die Weinproben«, sagt der Bericht seiner Jugendgespielen, – und bald nahm die üble Schwäche so überhand, dass eine tiefe Störung des Hauswesens eintrat und schließlich gar Amtsentsetzung folgte. Beethovens Jugendfreund Stephan von Breuning sah selbst einmal, wie er den trunkenen Vater auf offener Straße aus den Händen der Polizei befreite.
Hier haben wir nun sogleich den Einblick in eine Jugendzeit, die Beethovens Geistes- und Gemütskraft hart erprobte. Denn nach der angesehenen Stellung des Großvaters und durch seine eigene frühe Anstellung als kurfürstlicher Hoforganist wie die bedeutende Entwicklung seines Talentes genoss Beethoven frühe den Umgang der besseren Gesellschaft und wirkte als Künstler in den Familien des Adels wie bei Hofe. Doch wird berichtet, dass es stets mit der größten Zartheit geschah, wenn sie, er und seine zwei jüngeren Brüder, den Vater ins Haus zurückzubringen suchten, und niemals hören wir ein hartes Wort über den Mann, der seine Jugend zu einer so schweren gemacht, ja ein solches von einem Dritten machte ihn geradezu böse. Allein die Verschlossenheit und eine gewisse Trotzigkeit seines Jugend- und Manneswesens müssen doch auf solche frühen herben Erfahrungen zurückgeführt werden.
Und wer kennt die Verwickelungen, die hier das Unheil überhand nehmen ließen! Denn wenn es gleich heißt: »Johann van Beethoven hatte einen flüchtigen Geist«, so wissen doch auch diese Jugendgespielen von seinem Charakter nichts Schlimmes zu sagen. Nur Jähzorn und Halsstarrigkeit scheinen sein altniederländisches Erbteil gewesen zu sein, und dieses zeigte in reichlichem Maße auch unser Meister. Doch während der Großvater sich zu so guter Stellung aufgeschwungen und stets eine solche Haltung zu bewahren gewusst hatte, dass Beethoven ihn förmlich als ein Vorbild seines Lebens nehmen und als von einem »Ehrenmanne« noch später gern von ihm sprechen konnte, brachte es sein Vater nicht über den geringbesoldeten Kapellsänger. Und nicht einmal diesem Stande entsprach die Wahl seiner Frau.
Magdalena Kewerich aus Ehrenbreitstein, eine »hübsche schlanke Person«, die einige Zeit als Kammerjungfer bei vornehmen Herrschaften gedient hatte und schon mit neunzehn Jahren die Witwe eines kurtrierschen Leibkammerdieners war, wurde 1763 Johann van Beethovens Frau. Da nun diese Heirat nicht nach des Hofkapellmeisters Sinn sein konnte, so zog der Sohn, der bisher mit dem vereinsamten Vater zusammen gewohnt hatte, in ein Nebengebäude des Hauses Nr. 515 der Bonngasse, welches also Beethovens Geburtshaus ward.
Vermögen besaß die junge Frau ebenfalls nicht, und so trat, nachdem ziemlich rasch mehrere Kinder gekommen waren, von denen der 1774 geborene Karl und der 1776 geborene Johann eine Rolle in Beethovens Leben spielen, bald materielle Bedrängnis ein. Anfangs hatte der wohlhabende Großvater nachgeholfen, und seine stattliche Gestalt im roten Rock, mit dem großen Kopf und den »dicken Augen« blieb bei dem Knaben Ludwig, der mit der größten Innigkeit an ihm gehangen, auch tief haften, obwol er erst drei Jahre zählte, als der Großvater starb. Bei zunehmender Bedrängnis machte der Vater einige Gesuche um Aufbesserung. Allein seine nur »ziemliche« Aufführung und seine »abgängige« Stimme ließen sie fehlschlagen. So suchte er sich denn mit Unterrichtgeben weiter zu helfen und wirkte auch im Theater mit, denn er spielte zugleich Violine. Doch bald verschlangen Krankheiten auch die immerhin nicht bedeutende Erbschaft: die Glas- und Porzellanschränke wandelten nebst dem Silberservice und der Leinwand, »die man durch einen Ring hätte ziehen können«, eins nach dem anderen zum Trödler, und die Not selbst konnte wieder den Vater nur mehr seiner Schwäche verfallen lassen.
Doch eines stand von früh an als ein Hoffnungsstern an dem trüben Himmel seiner Existenz: das Talent seines Sohnes Ludwig. Denn dasselbe zeigte sich ebenfalls bereits in erster Kindheit und konnte dem Vater, der selbst immerhin ein »guter Musiker« war, am wenigsten entgehen. Und wenn er auch selbst den vollen Erfolg hier nicht mehr erleben sollte, es war in der Tat dieses Talent, durch welches späterhin einzig die Familie vor dem Untergang gerettet und ihr Name sogar wieder zu hellem Klange erhoben werden sollte. Denn als zumal nach der Geburt jenes jüngsten Bruders und einer kleinen bald verstorbenen Schwester die Verhältnisse sich stets mehr zerrütteten, verfiel der Vater darauf den Sohn gleich dem kleinen Mozart, der kurz zuvor auch in Bonn gewesen war, zu einem Wunderkinde heranzubilden, um dann auf Reisen mit ihm die so sehr bedurften weiteren Existenzmittel zu gewinnen. So ward denn der Knabe mit Ernst angehalten Klavier und bald auch Violine zu spielen, und es muss bei diesen täglichen Übungen härter zugegangen sein, als zu einer regelrechten Ausbildung erforderlich ist. Denn er wurde sogar vom Spielen mit den Kindern weggeholt, und die Jugendfreunde sahen ihn auf einem Bänkchen vor dem Klaviere stehen und weinend seine Aufgaben üben. Auch Strafen fehlten nicht und selbst mahnende Freunde brachten den Vater nicht von solcher unerbittlichen Strenge ab. Doch ward der Zweck erreicht, und die anhaltende und regelmäßige Übung legte den Grund zu einer Fertigkeit, die ihn schon als siebenjährigen Knaben vor die Öffentlichkeit führte. In einer Kölner Zeitung kündete der Vater an, dass am 26. März (Beethovens Todestag!) 1778, »sein Söhnchen von 6 Jahren mit verschiedenen Klavierkonzerten die Ehre haben werde aufzuwarten, wo er allen hohen Herrschaften ein völliges Vergnügen zu leisten sich schmeichele, umso mehr, da er zum größten Vergnügen des ganzen Hofes sich hören zu lassen die Gnade gehabt habe.« Der Knabe ward, damit das Wunder umso größer sei, um ein Jahr jünger gemacht, und dies erzeugte in ihm selbst einen Irrtum über sein Alter, der noch den nahezu Vierzigjährigen täuschte.
Über seine weiteren Jugendlehrer können wir uns kurz fassen. Seine Schule war vorzugsweise die Not des Lebens, die ihn seine Kunst treiben und üben hieß, um sie zu beherrschen und mit ihr in der Welt vorwärts zu kommen. Außer dem Vater unterrichtete den achtjährigen Knaben ein Jahr lang der Sänger Tobias Pfeiffer, der bei Beethovens in Kost und Logis war.