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Krimi Dreierband 1011
Krimi Dreierband 1011
Krimi Dreierband 1011
eBook401 Seiten4 Stunden

Krimi Dreierband 1011

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Über dieses E-Book

Diesser Band enthält die Titel:
(399)
Satansjünger

Die Waffe

Kommissar Jörgensen und die goldene Pistole







James E. Longoria bemerkte den Jogger wieder, als er die von Ost nach West den Süden des Central Parks durchziehende Transverse Road No. 1 erreichte.

Der Kerl war ihm gefolgt und hatte es aus irgendeinem Grund vermieden, ihn zu überholen.

Longoria rang nach Luft.

Der Jogger kam näher.

Plötzlich riss er eine Waffe mit aufgeschraubtem Schalldämpfer unter der Kleidung hervor. Sie verfügte über eine Zielerfassung durch Laserpointer. Ein roter Punkt tanzte durch die Luft.

Longoria wich zurück und hob abwehrend die Hände.

Aber für die schnell hintereinander abgefeuerten Kugeln der Automatik war das kein Hindernis. Der vermeintliche Jogger feuerte ein Projektil nach dem anderen ab.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum14. Juni 2024
ISBN9783753213514
Krimi Dreierband 1011
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Krimi Dreierband 1011 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Satansjünger

    Kriminalroman von Alfred Bekker

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www . AlfredBekker . de

    [email protected]

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 104 Taschenbuchseiten.

    Die Industriellen-Tochter Kelly Morgan interessiert sich für Okkultismus und Totenbeschwörung - und dann ist sie plötzlich selbst kaum mehr als ein Gespenst!

    Kelly ist wie vom Erdboden verschluckt - als wäre sie geradewegs ins Bermuda-Dreieck gesegelt, und die Spur der jungen Frau scheint zunächst im Jenseits zu enden. Dann taucht plötzlich ein Brief von ihr auf. Das Jenseits lässt aus Arizona grüßen und Privatdetektiv Bount Reiniger bleibt nichts anderes übrig, als einer Blutspur finsterer Rituale ins sonnige Tucson zu folgen, wo eine Serie seltsamer Morde Aufmerksamkeit erregt hat. Der dortige Polizei-Chief ist allerdings alles andere als begeistert von der Idee, Bount zu helfen. Ein Mann, der halb wahnsinnig ist vor Angst wird von Bount Reiniger aufgestöbert und hat wenig später auch schon eine Kugel im Kopf und auch Bount muss sich alle Mühe geben, am Leben zu bleiben. Er weiß, dass er alles auf eine Karte setzen muss und entschließt sich zu einem riskanten Plan.

    1

    Wir müssen tanken, sonst bleibt uns der Wagen gleich stehen!

    Morris! Glaubst du, dass sie uns noch folgen? Morris wandte sich zu der jungen Frau um, die neben ihm auf dem Beifahrer-Sitz des klapprigen Kastenwagens saß. Dann lachte er kurz und heiser. Verzweiflung klang in seiner Stimme mit.

    Was glaubst du denn!

    Oh, mein Gott, wo sind wir da nur hineingeraten! In ihren Augen glitzerten Tränen. Sie schluchzte.

    Morris schlug mit dem Handballen wütend gegen das Lenkrad.

    Verliere jetzt nicht die Nerven, Kimberley! In Wahrheit war er fast genau so nahe daran, wie sie.

    Was sollen wir denn tun, Morris?

    Er schluckte und wirkte ziemlich ratlos.

    Ich weiß es nicht!, gestand er ein. Ich habe noch die Pistole, die ich einem der Kerle abnehmen konnte. Ganz wehrlos sind wir also nicht!

    Sie blickte sich um und sah den Highway hinunter, den sie entlang gerast waren, so schnell wie die alte Kutsche es schaffen konnte. Bis zu den Bergen ein paar Meilen südlich war nichts zu sehen. Der Highway war ein gerader Strich in der öden Landschaft. Die Luft flimmerte. Es war heiß.

    Kein Wagen zu sehen, meinte sie.

    Ein gutes Zeichen, gab er zurück. Aber natürlich wusste er, dass der Vorsprung, den sie hatten, minimal war und sehr schnell wieder auf Null zusammenschrumpfen konnte. Morris drückte auf das Gas.

    Dann deutete er mit der Hand nach vorne.

    Dort hinten! Das sieht aus wie eine Tankstelle!, rief er und schöpfte ein wenig Hoffnung.

    Hast du Geld?, fragte Kimberley.

    Er atmete tief durch

    Keinen Cent. Genau wie du, nehme ich an!

    Sie werden uns nichts geben, wenn wir nicht bezahlen können!

    Morris machte eine wegwerfende Geste. Wir können die Polizei anrufen!

    Oh, Morris! Bis die her draußen ist, sind wir längst tot!

    Morris bremste den Wagen merklich ab und bog dann zu der Tankstelle ein. Der Drugstore daneben war nicht besonders groß, was auch kaum verwundern konnte. Mit vielen Gästen konnte man an diesem einsamen Ort nicht rechnen. Ein paar Trucker vielleicht, die hier halt machten, um einen starken Kaffee und ein paar Hamburger zu sich zu nehmen.

    Im Augenblick war kaum Betrieb.

    Um so besser!, dachte Morris und ließ den Blick über das Gelände schweifen. Ein alter Buick stand an den Zapfsäulen. Eine Frau in den mittleren Jahren saß auf dem Beifahrersitz und schien darauf zu warten, dass ihr Mann vom Bezahlen zurückkam.

    Fünf Sekunden später tauchte er auf, den Kopf gesenkt und den Blick ins offene Portemonnaie gerichtet, wo er umständlich das Wechselgeld einsortierte.

    Morris wartete, bis er eingestiegen und davongefahren war. Dann stellte er sich selbst neben die Zapfsäule.

    Was hast du vor?

    Wart's ab, Kimberley! Ich weiß schon, was ich tue! Vor dem Drugstore stand ein Kleinlaster mit Verdeck, auf dem das Markenzeichen eines Limonade-Herstellers zu sehen war. Vielleicht jemand, der eine Kleinigkeit essen wollte, möglicherweise auch ein Lieferant.

    Ein Geschenk des Himmels!, dachte Morris. Wer immer hier den Laden schmiss - er würde wohl erst einmal beschäftigt sein.

    Morris schraubte den Tank auf und ließ das Benzin aus der Zapfpistole laufen.

    Morris, was tust du!, hörte er Kimberleys Stimme, die inzwischen begriffen hatte, welches Spiel ihr Gefährte zu spielen beabsichtigte.

    Bis das jemand merkt, sind wir längst weg! Morris zuckte mit den Schultern. Haben wir eine andere Wahl?

    Komm, lass uns fahren!, forderte Kimberley.

    Augenblick noch! Jeder Liter, der im Tank ist, ist drin! Kimberley deutete in Richtung Drugstore.

    Morris!

    Aber es war schon so gut wie zu spät. Ein stämmiger Mann in den mittleren Jahren kam schnellen Schrittes heran. Seine Glatze war braungebrannt, seine Augen funkelten giftig.

    Hey, was soll das!

    Ich dachte, hier wäre Selbstbedienung! meinte Morris schlagfertig.

    Steht doch extra dran: 'Keine Selbstbedienung'!

    Habe ich nicht gesehen.

    Morris nahm die Zapfpistole aus dem Wagen heraus. Der braungebrannte Glatzkopf riss sie ihm aus der Hand und hängte sie an die Säule.

    Sie sehen, was auf dem Zähler steht, Mister! Morris sah etwas ganz anderes - etwas, das ihn erbleichen ließ.

    Er musste unwillkürlich schlucken, als er den staubigen Landrover bemerkte, der jetzt vom Highway herunterkam. Es war, als ob sich ihm eine kalte Hand auf die Schulter legte. Todesangst hatte ihn ergriffen und einen ganzen Augenblick lang war er unfähig, irgendetwas zu tun. Er stand einfach nur bewegungslos da.

    Ist Ihnen nicht gut, Mister?

    Das weckte Morris aus seiner Lethargie.

    Blitzartig zog er seine Pistole hervor und hielt sie dem Glatzkopf unter die Nase. Und nun verlor auch der seine frische Gesichtsfarbe.

    Machen Sie keine Dummheiten, Mister! Für die paar Dollar lohnt sich das doch nicht!

    Gehen Sie weg!

    Ist ja schon gut!

    Er wich scheu und mit erhobenen Händen zurück und schüttelte dabei stumm den Kopf. Morris' Gesicht war zu einer Maske verzerrt. Jetzt ging es ums Ganze. Um Leben oder Tod.

    Morris schnellte um den Wagen herum, stieg ein und ließ ihn an.

    Es ist vorbei, hörte er seine Begleiterin flüstern. Sie war starr vor Angst. Es ist vorbei, Morris, wir haben keine Chance!

    Red' keinen Unfug!

    Der Landrover kam heran und hielt direkt auf den Kastenwagen zu, in dem Morris und Kimberley saßen. Es gab keine Möglichkeit, an ihm vorbeizukommen.

    Also setzte Morris zurück und versuchte zu drehen. Dabei eckte er an eine der hinteren Zapfsäulen an, aber das spielte jetzt keine Rolle. Drei Männer saßen in dem Landrover. Einer hatte ein Gewehr im Arm und die anderen beiden waren wahrscheinlich auch nicht unbewaffnet. Morris wollte den Kastenwagen durchstarten, aber da hatte der Landrover längst nachgesetzt und ehe sie sich versahen, saßen sie vor dessen Stoßstange.

    Es gab ein hässliches Geräusch.

    Der Kerl, der den Landrover steuerte, verzog das Gesicht zu einem hässlichen Grinsen.

    Raus!, rief Morris seiner Gefährtin zu. Indessen kletterte der erste von den Kerlen bereits aus dem Landrover heraus. Es war der mit dem Gewehr.

    Morris und Kimberley ließen die Türen des Kastenwagens auffliegen.

    Lauf, Kimberley! Zum Drugstore!

    Der Mann mit dem Gewehr hob seine Waffe, aber noch bevor er irgendetwas tun konnte, hatte Morris bereits einen Schuss aus seiner Pistole abgegeben.

    Sein Gegenüber taumelte rückwärts. Ein ungezielter Schuss löste sich aus dem Gewehr und ging irgendwo ins Nichts.

    Morris hatte ihn im Bauch erwischt. Der Mann klappte zusammen wie ein Taschenmesser.

    Unterdessen waren die beiden anderen aus dem Landrover gesprungen. Sie waren mit Pistolen bewaffnet. Morris hörte Kimberleys Stimme und wirbelte herum. Sie hatte davonlaufen wollen, aber jetzt hatte einer der Kerle sie gepackt und hielt sie wie einen Schild vor sich, während der andere seine Waffe hob und losballerte.

    Morris warf sich instinktiv zu Boden, während die Kugeln über ihn hinweg fegte. Er rollte sich herum und hechtete sich dann hinter einen Haufen alter Reifen. Er hörte Kimberley seinen Namen rufen.

    Morris! M... Dann wurde sie abgewürgt. Es schnitt ihm wie ein scharfes Messer in die Seele, aber was sollte er tun?

    Kimberley war in ihrer Hand. Er konnte nicht einfach seine Waffe nehmen und drauflos ballern, ohne die Frau zu gefährden, die er liebte - und das wollte er um keinen Preis!

    Morris tauchte hinter den Reifen hervor und schoss ein paarmal - aber nicht gezielt, sondern weit über seine Gegner hinweg.

    Immerhin zogen sie erst einmal die Köpfe ein. Ein paar Augenblicke gewann er dadurch und so startete Morris zu einem Spurt in Richtung Drugstore.

    Er hörte die Schüsse, die auf ihn abgegeben wurden, als er rannte und dachte: Jetzt hilft nur noch Beten!

    Zum Glück waren seine Gegner ebenso lausige Schützen wie er selbst. Es war fast ein Wunder, aber er bekam nichts ab und konnte sich bis zu dem Kleinlaster retten. Er dachte an Kimberley und daran, was ihr jetzt bevorstand.

    Aber er konnte nichts tun, ohne sie zu gefährden. Morris verschanzte sich hinter dem Lastwagen. An der Tür des Drugstores standen der Tankwart und noch ein Mann - wahrscheinlich der Getränkefahrer - und gafften mit weit aufgerissenen Augen. Eine Schießerei, dass war hier draußen, wo fast gar nichts passierte, schon etwas, wo es sich lohnte hinzusehen.

    Selbst dann, wenn es nicht ganz ungefährlich war. Morris öffnete die Tür des Lastwagens. Zum Glück steckte der Schlüssel.

    Hey!, rief der Getränkefahrer. Er wollte einschreiten, ohne darauf zu achten, dass von den Zapfsäulen vielleicht eine Kugel in seine Richtung geschickt wurde.

    Morris ließ die Pistole herumwirbeln.

    Zurück!

    Der Fahrer erstarrte. Morris brannte eine Kugel dicht vor ihm in den Erdboden und das brachte endlich Bewegung in seine Beine.

    Als er dann hinter dem Lenkrad saß und startete, sah er einen Jeep vom Highway herankommen. Fünf Männer drängelten sich darauf, manche mit Gewehren.

    Auch sie gehörten zu den Verfolgern, Morris erkannte sie sofort.

    Augen zu und durch!, schoss es ihm durch den Kopf und er trat das Gas durch und hielt direkt auf den Jeep zu. Der Motor heulte auf. So ein Kleinlaster war eben kein Porsche. Der Jeep musste zur Seite ausweichen und fuhr gegen einen Fahnenmast.

    Die Männer sprangen heraus, aber Morris war jetzt durch.

    Ein paar Schüsse wurden ihm hinterhergeschickt. Morris hörte die Flaschen scheppern. Aber die Reifen bekamen glücklicherweise nichts ab.

    Er ließ den Wagen über den Highway jagen, aber seine Gedanken waren bei Kimberley. Tränen des Zorns traten ihm in die Augen, und er musste schlucken.

    Was Kimberley erwartete, war vielleicht schlimmer als der Tod. Aber im Augenblick konnte er nichts weiter tun, als sein eigenes Leben zu retten. Er schämte sich nicht dafür, so zu denken. Er hatte einfach nur eine höllische Angst.

    2

    Das Haus des Industriellen Harry J. Morgan lag direkt an einem der malerischen Sandstrände auf der der Jamaica Bay vorgelagerten Rockaway-Nehrung. Das Gelände war eingezäunt. Ein bewaffneter Wachmann patrouillierte mit einem deutschen Schäferhund an der Leine auf und ab. Bount Reiniger war mit seinem champagnerfarbenen Mercedes 500 SL hier herausgefahren, und kam jetzt an das Gittertor. Für gewöhnlich empfing der bekannte New Yorker Privatdetektiv Klienten in seinem Office, aber diesmal machte er eine Ausnahme.

    Ein bisschen frischer Seewind - das konnte niemandem schaden, der sonst vorzugsweise den Smog von Midtown Manhattan atmete.

    Bount Reiniger ließ die Scheibe des 500 SL herunter und langte zu dem Knopf an der Sprechanlage hinaus.

    Ja bitte?, krächzte es.

    Bount Reiniger. Mister Morgan erwartet mich! Es folgte keine Antwort mehr. Statt dessen öffnete sich nach ein paar Sekunden selbsttätig das Gittertor. Der Mann mit dem Schäferhund stand in der Nähe herum. Der Hund kläffte etwas. Vielleicht war ihm das Motorengeräusch von Bounts Wagen unsympathisch.

    Vor dem Haus stellte Bount den Wagen ab und stieg aus. Ein Mann, der aussah, als wäre er der Majordomus kam ihm entgegen.

    Mister Reiniger?

    Ja?

    Mister Morgan erwartet Sie am Strand. Gehen Sie einfach geradeaus. Hinter den Dünen werden Sie ihn sehen.

    Bount zuckte mit den Schultern.

    Der edle Zwirn, den er trug, war sicherlich alles andere als die passende Kleidung für eine Strandwanderung. Über die Dünenkette gelangte er auf einem Weg aus Holzplanken. Das Meeresrauschen war allgegenwärtig. Vom Atlantik her wehte ein kräftiger Wind.

    Zum Baden war es um diese Jahreszeit noch entschieden zu kalt. Und so stand Harry J. Morgan, der Besitzer von Morgan Industries auch in sicherer Entfernung von den auslaufenden Wellen und blickte auf das Meer hinaus. Wenig später hatte Bount ihn erreicht.

    Mister Morgan, nehme ich an!

    Morgan war ein untersetzter, stämmiger Mann um die sechzig, der vor Energie nur so zu strotzen schien. Er drehte sich herum und musterte Bount kritisch von oben bis unten, so als wollte er abschätzen, ob dies der richtige Mann für ihn war.

    Nachdenklich nickte er.

    Und Sie sind Reiniger, New Yorks bester Privatdetektiv.

    Danke.

    Bedanken Sie sich nicht Reiniger. Das sagen andere über Sie, nicht ich. Ich werde mit meinem Urteil warten, bis ich gesehen habe, was Sie drauf haben.

    Bount lächelte dünn und zuckte mit den Schultern.

    Das ist Ihr gutes Recht. Ich schlage vor, wir kommen gleich zur Sache!

    Harry J. Morgan verengte ein wenig die Augen. Eine heftige Windböe zerzauste sein schütteres graues Haar, aber er achtete nicht darauf, sondern fixierte Bount unverwandt mit seinem Blick.

    Waren Sie früher bei der Polizei, Reiniger?

    Ja. Sie haben sich erkundigt?

    Ich habe einfach geraten. Jeder, der in New York eine Lizenz als Privat Eye haben will, muss drei Jahre bei der Polizei oder in der Army gewesen sein. Als nächstes hätte ich gefragt, ob Sie Soldat gewesen sind.

    Bount grinste.

    Wie es scheint, sind Sie selbst kein schlechter Detektiv. Warum brauchen Sie dann einen wie mich?

    Nehmen Sie's mir nicht übel, Mister Reiniger. Ich weiß immer ganz gerne über die Leute Bescheid, mit denen ich umgehe.

    Das verstehe ich.

    Sie gingen ein Stück den Strand entlang und Morgan erklärte: Es geht um Kimberley, meine Tochter.

    Was ist mit ihr?

    Sie ist verschwunden. Wir hatten in der Vergangenheit unsere Probleme miteinander und sie lebt auch schon lange nicht mehr bei mir im Haus, aber...

    Bount kratzte sich am Hinterkopf und meinte: Sehen Sie, Mister Morgan, ich bin Privatdetektiv, kein Kindermädchen. Wenn Sie Probleme mit Ihrer Tochter haben, bin ich wahrscheinlich die falsche Adresse! Eine verwöhnte Millionärstochter zur Räson zu bringen, das war einfach nicht Bounts Ding.

    Aber Morgan schüttelte energisch den Kopf.

    Nein, das glaube ich nicht! Er atmete tief durch und machte dann eine Geste mit den Händen, die seine ganze Hilflosigkeit ausdrückte. Ich fürchte, dass ihr etwas zugestoßen ist, Mister Reiniger! Sein Gesicht war ganz grau geworden. Trotz der frischen Luft, die vom Atlantik herüberwehte.

    Bount nickte.

    Na, gut. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Tochter.

    Kimberley ist 25. Vor einigen Jahren haben wir uns zerstritten. Sehen Sie, ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich habe eine Firma in Newark, eine Niederlassung in Cleveland und eine drüben in Montreal. Und wenn man will, dass die Dinge so laufen, wie man es für richtig hält, dann muss man sich doch am Ende selbst darum kümmern.

    Verstehe...

    Morgan sog die Meeresluft ein, als gäbe es nur eine begrenzte Menge davon, von der man sich besser etwas sicherte, solange der Vorrat reichte. Mit der Rechten deutete er auf die Umgebung.

    Dies ist ein wunderbarer Ort, nicht wahr, Mister Reiniger?

    Ja.

    Wer hätte das auch ernsthaft leugnen wollen?

    Aber ich habe kaum Gelegenheit dazu, mich hier zu erholen. Ich komme einfach nicht dazu! Er zuckte mit den Schultern, blieb stehen und blickte in sich gekehrt hinaus auf den Atlantik. Und genau so war es mit meiner Familie. Meine Frau hat die Konsequenzen gezogen. Sie ist gegangen und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie steckt. Und Kimberley... Ich habe sie auch verloren. Ich hätte mich mehr, um sie kümmern sollen. Aber zum Jammern ist es jetzt zu spät.

    Wahrscheinlich haben Sie recht.

    Bount wartete mit wachsender Ungeduld darauf, dass sein Gegenüber endlich zum Punkt kam und versuchte indessen, sich eine Zigarette anzuzünden.

    Bei dem Wind war das allerdings eine Kunst für sich war. Schließlich gelang es ihm jedoch, während Harry Morgan fort fuhr: Kimberley hat sich herumgetrieben, seit sie von zu Hause ausgezogen ist. Erst wollte sie studieren, aber das war ihr dann wohl zu anstrengend. Sie ist nicht zu den Vorlesungen gegangen. Zwischendurch wurde sie von der Polizei wegen irgendeiner Drogensache aufgegriffen, bei der meine Anwälte sie heraushauen mussten. Vor zwei Jahren hatte sie sich dann etwas gefangen. Seit der Zeit lebte sie in einer Künstlerkolonie in SoHo. Sie hat es mit Malerei versucht. Große Leinwände hat sie vollgeschmiert.

    Konnte sie davon leben?, fragte Bount. Harry J. Morgan lachte heiser und freudlos. Er schüttelte dabei energisch den Kopf.

    Wie kommen Sie nur auf den Gedanken!

    Es gibt Leute, die ein Vermögen für Kunst ausgeben!

    Ja, bei Malern, die Talent haben!

    Bount hob die Augenbrauen.

    Und Kimberley hatte keines?

    Morgan zuckte mit den Schultern.

    Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne mich mit Kunst nicht aus, aber großartige Verkaufserfolge kann sie nicht gehabt haben.

    Wovon lebte sie?

    Von meinem monatlichen Scheck. Er verzog bitter das Gesicht. Seine Nasenflügel bebten ein wenig. Sonst wollte sie wenig mit mir zu tun haben, aber ich war immer noch gut genug dafür, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Er wandte sich zu Bount um und sah ihn offen an. Es ist im Leben wie im Geschäft, Mister Reiniger! Genau wie ich sagte: Man muss sich um alles selbst kümmern! Ich hätte mich auch selbst im Kimberley kümmern müssen.

    Weder ich noch Sie können die Zeit zurückdrehen, Mister Morgan!, stellte Bount fest. Ein Unterton von Ungeduld war jetzt nicht mehr zu überhören. Aber Sie könnten mir jetzt sagen, weshalb Sie so felsenfest davon überzeugt sind, dass Kimberley nicht einfach nur Urlaub macht, ohne Ihnen etwas davon gesagt zu haben!

    Die Schecks der letzten drei Monate hat sie noch nicht eingelöst. Ist doch merkwürdig, nicht? Sie war immer in Geldnot und es würde mich nicht wundern, wenn sie noch immer hin und wieder Kokain genommen hat - angeblich soll das ja die Kreativität fördern. Jedenfalls ist es verdammt teuer. Kimberley hat nie gelernt, sich Geld einzuteilen, weil sie immer im Überfluss davon hatte. Manchmal hat sie mich angerufen und gefragt, ob der Scheck nicht eine Woche früher kommen könnte. Sie hat keine Rücklagen, da bin ich mir so gut wie sicher. Es mag ja Leute geben, die von wenig oder gar keinem Geld leben können, aber Kimberley gehört ganz sicher nicht dazu! Bount wurde hellhörig.

    Das mit uneingelösten Schecks war ein Punkt, der tatsächlich merkwürdig klang.

    Indessen fuhr Morgan fort: Gestern hat mich ihr Vermieter angerufen. Sie hat ist mit der Miete im Rückstand. Die Nachbarn haben sie seit längerem nicht mehr gesehen.

    Waren Sie in der Wohnung?

    Ja. Ich habe mir Zutritt verschafft.

    Und?

    Er zuckte die Achseln.

    Sie war nicht dort!

    Wann haben Sie Ihre Tochter zum letzten Mal gesehen?

    Das ist fast ein halbes Jahr her. Sie brauchte mal wieder Geld. Das war nichts Ungewöhnliches, aber sie hatte sich doch in erschreckender Weise verändert. Sie trug nur noch schwarze Sachen und war im Gesicht weiß geschminkt. Wie eine Leiche. Ich war schon einiges an modischen Verrücktheiten von ihr gewohnt, aber als ich sie sah war ich doch etwas erschrocken. Wie eine lebende Leiche sah sie aus. Ich fragte sie, was mit ihr los sei.

    Was hat sie gesagt?

    Ich hatte den Verdacht, dass sie wieder irgendetwas genommen hätte. Vielleicht war es auch so, sie wirkte ziemlich high und erzählte mir irgend so einen Unfug von Geisterbeschwörungen, Gläserrücken, Seancen, Stimmen auf Tonbändern, die von Verstorbenen stammen sollen und so weiter. Ich habe es nicht richtig verstanden und war auch nicht weiter neugierig darauf. Sie war ganz erfüllt von diesem Okkultismus-Zeug! So war das immer mit ihr, wenn sie auf einem neuen Trip war.

    Haben Sie ein Photo von ihr?

    Ich werde Ihnen gleich eins geben, wenn wir zurück ins Haus gehen. Und dann bekommen Sie auch einen Scheck. Die Summe können Sie selbst eintragen. Er lächelte matt.

    Ich hoffe, Sie machen mich nicht arm, Mister Reiniger!

    Ist das bei Ihnen überhaupt möglich?

    Sie müssten sich schon einige Mühe geben! Dann atmete Harry J. Morgan erleichtert durch und stellte fest: Ich nehme also an, dass Sie den Fall übernehmen. Bount nickte.

    ...falls es tatsächlich ein 'Fall' ist!

    Ich hoffe, dass sich Ihre Skepsis bewahrheitet, Mister Reiniger. Aber ich habe ein schlechtes Gefühl.

    3

    SoHo - das stand für South Houston Industrial District, aber die ehemaligen Lager-und Fabrikhallen dienten zum Großteil seit langem einem ganz anderen Zweck. Seit die Verwaltung das Viertel zum Wohnen freigegeben hatte, war hier New Yorks jüngste Künstlerkolonie entstanden, denn die zahlreich vorhandenen Hallen und Lagerräume gaben hervorragende Ateliers ab.

    Als Bount Reiniger am nächsten Tag Kimberley Morgans Adresse aufsuchte, fand er ihre Wohnung auf ungefähr hundert Quadratmetern, die von einer Lagerhalle abgetrennt worden waren.

    Für Bount war es keine Schwierigkeit, das Türschloss zu öffnen. Er blickte sich um. Der Raum war hoch. Aus den oberen Fenstern fiel das Licht herein.

    Bount konnte sich vorstellen, dass man hier gut malen konnte.

    Die Wohnung war zugleich Atelier, Schlaf- und Wohnraum. Es gab keine Trennung zwischen den drei Funktionen.

    Das Bett war eine große Doppelmatratze. Die Decke war zerwühlt, als ob Kimberley gerade erst aufgestanden wäre und gleich aus dem Bad kommen müsste.

    Aber so war es nicht.

    Es war niemand in der Wohnung.

    Bount fand ein paar kleinere Mengen Kokain und Haschisch, bei denen Kimberley sich gar nicht erst die Mühe gemacht zu haben schien, die kleinen Briefchen zu verstecken.

    Harry J. Morgans Verdacht, dass seine Tochter das Zeug immer noch nahm, war also nicht aus der Luft gegriffen. In einem mit Büchern gefüllten Regal fand Bount dann eine kleine Bibliothek des Erstaunlichen und Unerklärlichen: Okkultismus, Parapsychologie, Erdstrahlen und was sich sonst noch in diese Reihe stellen ließ. Kimberleys Interesse an diesen Phänomenen schien ziemlich ausgeprägt zu sein.

    Bount blätterte in verschiedenen Bänden etwas herum. In einem war ein Foto eingelegt, dass Kimberley zusammen mit einem jungen Mann zeigte.

    Beide waren sie ganz in schwarz gekleidet.

    Das Buch - das den Titel SATANSKULTE UND SCHWARZE MESSEN trug - enthielt auch eine Widmung: Für Kimberley - in Liebe. Morris Clansing.

    Bount fragte sich, ob der junge Mann auf dem Foto jener Morris Clansing war, der die Widmung verfasst hatte. Wahrscheinlich war es so. Leider war unter der Widmung kein Datum, so dass man nicht ermessen konnte, ob diese Bekanntschaft noch aktuell war.

    Etwas später nahm Bount sich die Kunstwerke vor, die sich in Kimberleys Wohnung stapelten.

    Gleichgültig, ob sie nun Talent hatte oder nicht Kimberley Morgan hatte eine beträchtliche Quadratmeterzahl an Leinwand vollgepinselt. Manche ihrer Werke waren fast drei Meter hoch.

    Bount sah sich kurz einige ihrer Gemälde an. Sie waren stets penibel datiert, was in diesem Fall eine Hilfe war. Bis vor einem halben Jahr, so konnte Bount bei seiner flüchtigen Durchsicht feststellen, hatte Kimberley ziemlich fleißig gemalt.

    Ihre Sachen waren keine gegenständliche Kunst, sondern abstrakte Farbgemenge. Rot, gelb und braun herrschten vor. Dann hatte sich das fast schlagartig geändert.

    Kimberley schien nur noch wenig zu Stande gebracht zu haben. Die Farben waren düster. Schwarz wurde zum wichtigsten Bestandteil. Das letzte Gemälde war ein riesiges, blutrotes Pentagramm auf schwarzem Untergrund. Danach hatte sie ganz mit dem Malen aufgehört.

    Jedenfalls fand Bount kein Bild, das später datiert war. Und die Annahme, dass ihr von einem Tag zum anderen die Galeristen auf einmal die Türen eingerannt und alles weggekauft hatten, war wohl mehr als unwahrscheinlich. Bount stolperte fast über einen Farbeimer.

    Die Farbe darin war schon völlig getrocknet, der Pinsel endgültig verdorben. Da würden auch noch so große Mengen an Nitroverdünnung nichts mehr ausrichten. Und dann fiel Bounts Blick plötzlich auf einen Fleck am Boden.

    Es gab viele Flecken -

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