Ganz schön okay: Neu anfangen für Anfänger
Von vany.schreibt
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Buchvorschau
Ganz schön okay - vany.schreibt
Vorwort
Mit fast 30 war ich an einem Punkt, um den mich viele Menschen beneiden könnten. In einer stabilen Beziehung, kein Drama, eine klare Richtung, in die es gehen sollte, eine schöne Wohnung in einer Kleinstadt und vor allem eins: Ganz viel Sicherheit, was den nächsten Schritt in meinem Leben angeht. Ich war da, wo eine Frau Ende 20 am besten sein sollte: „aufgeräumt". Wie meine Mutter so schön zu sagen pflegte. Und trotzdem war ich nicht glücklich damit. Mir fehlte etwas, das ich gar nicht in Worte fassen konnte. Bis ich ausgebrochen bin und mich auf die Suche danach gemacht habe.
In diesem Buch erzähle ich nicht meine Geschichte, sondern viele. In meinem Leben gibt es keine Lola. Lola könnte ich sein, meine Freundinnen, meine Familie – Lola ist ein Sammelsurium aus Geschichten, die man aus dem Umfeld immer wieder hört. Sie verbindet alles, was viele von uns kennen. Auch die Geschichte um Jonas ist nicht nur meine Geschichte mit einem Jonas, sondern unterschiedlichste Erfahrungen von Freundinnen, die in einer ähnlichen Situation waren und verschiedene Ansätze probierten, um ihre Beziehung zu retten (oder eben nicht). Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und Gegebenheiten sind demnach rein zufällig. Vieles habe ich verändert, manches dazugedichtet und andere Teile weggelassen. All das findet sich nun in einer weitestgehend fiktiven und doch persönlichen Geschichte wieder.
Der wichtigste Punkt für mich: So viele von uns strugglen mit dem Bild, wie eine Frau mit 30 sein sollte, und deswegen bleiben auch nicht wenige von uns in Beziehungen, die uns nicht wirklich erfüllen, aus Angst, etwas, das ganz in Ordnung ist, für etwas Unbekanntes (vielleicht Schlechteres?) aufzugeben. Aber: Es kann sich lohnen auszubrechen und nochmal neu anzufangen. Und vielleicht ist dieses Buch der erste Schritt für dich.
WIR
Letzte Male
Komischerweise erinnere ich mich noch genau an den Moment, als ich zum letzten Mal über den Pausenhof meiner Grundschule rannte. Es war ein heißer Sommertag und die langen Ferien waren endlich zum Greifen nah. An diesem Tag trug ich die von mir so sehr verhassten schwarzen Riemensandalen mit hochgekrempelten, weißen Spitzensöckchen (zu denen meine Mutter mich gezwungen hatte) und dazu ein kurzes, blau gepunktetes Kleid. Kampflos hatte ich diesen Mode-Fauxpas an diesem Morgen natürlich nicht hingenommen, aber meine Mutter ließ nicht mit sich diskutieren. An diesem letzten Schultag vor den Ferien wurde nämlich wie jedes Jahr ein Klassenfoto gemacht. Schon bald würde ein neuer Lebensabschnitt für mich und meine 21 Klassenkameraden und -kameradinnen beginnen und viele unserer Wege würden sich trennen. Dieser Tatsache geschuldet, wollten unsere Eltern wahrscheinlich alle, dass ihre Sprösslinge einen besonders guten Eindruck auf dem Klassenfoto hinterlassen.
Wenn ich mir das Foto heute ansehe, ist nicht zu übersehen, dass ich nicht die Einzige bin, die an diesem Tag anders als sonst – sagen wir ein bisschen peinlich – aussieht. Das schicke Outfit hält mich und meine Freunde aber zum Glück nicht davon ab, an diesem letzten Tag vor den Sommerferien das gesamte Angebot, das unser Pausenhof zu bieten hat, auszunutzen: Ich spiele Fangen mit meinen Freundinnen, verstecke mich hinter der dicken Eiche, die Pausenhof und angrenzende Wiesen voneinander trennt, klettere auf einen Felsenberg, spiele „Schere, Stein, Papier" und lerne auf die Schnelle noch ein ganz neues Klatschspiel. Ich erinnere mich an diese letzte, lebhafte Pause auf dem Schulhof meiner Grundschule wahrscheinlich deshalb so gut, weil besagtes Klassenfoto von diesem Tag Bände spricht: Meine Spitzensöckchen sind nicht mehr ganz auf Wadenhöhe. Eines hängt unten an der Sandalette und das andere hält sich gerade so auf halbem Wege. Mein zuvor streng geflochtener französischer Zopf ist inzwischen durchgewuschelt und ein Träger meines blau gepunkteten Kleides hängt auf Schulterhöhe. Meine Wangen sind vom vielen Rennen an diesem Tag (und von der Hitze) leicht gerötet. Und ich sehe glücklich aus.
Ich weiß noch, dass ich aufgeregt und gleichzeitig voller Vorfreude darauf war, was mich und meine beste Freundin Lola auf der weiterführenden Schule erwarten würde. Angst vor dem Unbekannten hatte ich nicht. Ich war bereit. In den buntesten Farben malten wir uns schon Wochen vorher die Abenteuer aus, die wir gemeinsam erleben würden. Wir waren noch nicht mal dort, aber lebten schon unsere Highschool Fantasy mit Jungs aus der Oberstufe und mit Fotos beklebten Spinten und allem was sonst so dazu gehörte.
Für mich war es damals fast so, als würde ich mir noch einen letzten Tag erlauben, voll und ganz Kind zu sein und auf dem Schulhof hin und her zu rennen, wohlwissend, dass ich schon bald zu den „Großen" gehören würde, die sowas nicht mehr machen. Aber heute war nochmal alles erlaubt. Und das habe ich vollkommen ausgekostet.
Nicht jedes letzte Mal ist so offensichtlich wie an diesem Tag. Manchmal passiert ein Abschied still und heimlich und wir hinterfragen ihn gar nicht. Ich weiß zum Beispiel nicht mehr, wann meine Mutter mich das letzte Mal auf ihren Schoß nahm, als ich hingefallen bin und sanft auf meine Wunde gepustet hat, damit der Schmerz verfliegt. Irgendwann wurde ich wohl zu alt dafür. Natürlich könnte man nun sagen: Das muss ja nicht das letzte Mal gewesen sein ... Aber, man muss ehrlich sagen, dass das heute – mit meinen fast 30 Jahren – ein komisches Bild wäre. Ich weiß auch nicht mehr, wann ich das letzte Mal jung genug war, eine Scheibe Lyoner an der Fleischtheke geschenkt zu bekommen. Irgendwann hat mich die nette Wurstverkäuferin wohl angesehen und sich gedacht: Nah – zu alt! Und mir ist es nicht mal aufgefallen.
Die Frage, die sich mir dadurch stellt: Würden wir die letzten Male, die uns das Leben bietet, mehr genießen, wenn wir wüssten, dass wir von nun an lange nicht mehr oder vielleicht sogar nie wieder in ihren Genuss kommen werden? Würden wir sie bewusster erleben? Mehr wertschätzen? Vielleicht sogar die schmerzhaften letzten Male? Hätte mir die letzte Scheibe Wurst besser geschmeckt und hätte ich meine Mama vielleicht ein bisschen länger gedrückt, als ich das letzte Mal auf ihrem Schoß saß?
An diesem Tag in der Grundschule wusste ich eines noch nicht: Auf mich warten noch so viele erste Male in meinem Leben und wahrscheinlich genauso viele letzte. Und rückblickend waren die schmerzhaftesten letzten Male die, wenn eine Beziehung sich dem Ende neigte. Gerade mit diesen stillen, heimlichen letzten Momenten, die sich in den Alltag einschleichen ... Irgendwann hat man sich zum letzten Mal verliebt in die Augen gesehen, irgendwann hat man zum letzten Mal dieses Kribbeln im Bauch gespürt und irgendwann hat man zum letzten Mal verliebt „Das ist es jetzt!!! gedacht, wurde stattdessen immer skeptischer, spürte ein Unwohlsein, bis sich der Gedanke „Das ist es jetzt?
eingeschlichen hatte.
Ein schleichender Prozess, bis man irgendwann den Entschluss fasst: genug.
Ich habe das vielleicht unbewusst schon an meinem letzten Tag in der Grundschule gemacht. Ohne viel darüber nachzudenken, habe ich mich von diesem Kapitel in meinem Leben verabschiedet und die damit einhergehenden letzten Male auf dem Pausenhof bewusst genossen. Voller Neugier auf das Unbekannte, entschlossen und im Vertrauen darin, dass alles gut werden würde. Leider war das nicht bei allen Abschieden meine Herangehensweise ...
Wir wachen an einem normalen Dienstag nebeneinander auf, so wie wir es fast jeden Morgen in den letzten sieben Jahren getan haben. Und so wie jeden Morgen kuscheln wir uns noch einmal aneinander und genießen die ersten Sonnenstrahlen in unserem Schlafzimmer.
Eigentlich ist es nur noch sein Schlafzimmer, seitdem ich ausgezogen bin. Trotzdem fühlt sich alles vertraut an. Bis auf ein gemurmeltes „Guten Morgen" haben wir beide noch nichts gesagt. Stattdessen schmiegen wir bloß unsere warmen Körper eng aneinander. Ich stecke meine Nase in seine braunen Locken und liebe den vertrauten Geruch: Es ist eine Mischung aus dem Parfum, das er sich gestern aufgetragen hat, und ein bisschen riecht er auch nach Schlaf. Ein Gefühl von Heimat überkommt mich. Dennoch zweifle ich nicht an meinem Entschluss. Nicht mehr. Gleich wird er aufstehen, um sich einen Kaffee zu machen. Vielleicht wird er sich nochmal zu mir ins Bett kuscheln, seinen Espresso bei mir trinken, während ich meinen Tag mit einem Buch starte. Vielleicht lese ich ihm sogar eine Passage vor, die mir besonders gefällt, während er an seiner Tasse nippt und mir zuhört. Es ist ein ganz gewöhnlicher Dienstagmorgen in unserem Leben, der Ablauf ist derselbe wie sonst auch. Nur eine Sache ist anders als sonst: Ich weiß, dass in ein paar Stunden nichts mehr so wie immer sein wird. Unsere beiden Leben werden sich für immer verändern. Also ziehe ich ihn noch einmal enger zu mir, als ich merke, dass er aufstehen will.
„Lass uns noch ganz kurz liegen bleiben, okay?, flüstere ich und drücke ihn fest an mich. „Nur noch fünf Minuten ...
, schiebe ich hinterher, da ich weiß, dass er heute eigentlich einen vollen Terminkalender hat. Aber ich habe Glück und er nimmt sich die Zeit. Für einen weiteren Moment legt er seinen Arm um mich, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und schließt für ein paar Minuten die Augen. Wie kann etwas so vertraut sein und sich trotzdem nicht richtig anfühlen? Wie können wir so liebevoll miteinander umgehen, wo unsere Liebe füreinander doch schon lange erloschen ist? Für eine Sekunde beneide ich ihn fast darum, dass er noch nicht weiß, dass wir heute zum letzten Mal nebeneinander aufgewacht sind.
Level up
Er – das ist Jonas. Mein Partner, der so ziemlich alle Punkte auf der Checkliste des perfekten Partners erfüllt. Er ergänzt mich da, wo ich meine Schwachstellen sehe, ist jemand, auf den man sich zu 100 % verlassen kann, eine treue Seele, unterstützt mich in allem, was ich tun will und ist jemand, der mich niemals verletzen würde. Jonas ist wohl allgemein gesagt genau das, was die meisten Menschen sich von ihrem Partner wünschen. Er war zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben der Mann, mit dem ich mir mal eine Zukunft vorstellen konnte und mit dem ich auch einen Plan hatte, wie diese aussehen wird. Wirklich hinterfragt habe ich das lange nicht. Warum auch? Normale Menschen mit einem geregelten Leben tun das nun mal so.
Und zu einem geregelten Leben gehört eben auch eine funktionierende Partnerschaft – das weiß doch jeder! Schema F ist immer das Gleiche und vor allem haben wir alle immer dasselbe Ziel: zwei Leben zu einem verschmelzen zu lassen. Okay, nein, das klingt etwas zu dramatisch. Sagen wir es so: Das Ziel einer Beziehung ist, dass man sich eine gemeinsame Zukunft aufbaut. Auf dem Weg dahin gibt es eigentlich nur eine Regel: Immer kommt ein „nächster Schritt, wenn man „bereit
dafür ist. Level up, Baby. Der Weg dahin sieht wahrscheinlich so aus: Es fängt so an, dass man irgendwann mal betrunken auf einer Party knutscht, sich daraufhin etwas später einigt, in einer exklusiven Beziehung zu sein, macht dann den ersten gemeinsamen Urlaub, und wenn man sich dort gut verstanden hat, zieht man einfach in die erste gemeinsame Wohnung. Als Nächstes folgen vielleicht größere gemeinsame Anschaffungen wie ein Auto oder manchmal auch ein Haustier. Man kann üben, wie es ist, gemeinsam Verantwortung für etwas zu übernehmen. Und die Königsdisziplin (oder in meinem Fall der Endgegner) sind dann Klassiker wie Hochzeit, Hausbau und Nachwuchs. Im besten Fall in genau dieser Reihenfolge. Wobei das heutzutage auch nicht mehr so wichtig ist. Hauptsache diese Dinge passieren eben. Wichtig ist auch, dass der nächste Schritt immer in absehbarer Zeit geschieht. Es ist wie in einem Videospiel, in dem man sich gemeinsam den Hürden stellt und sich von Level zu Level kämpft.
Jonas und ich haben unser Videospiel wirklich gerockt in den letzten Jahren. Wie in einem Jump-and-Run-Spiel haben wir uns allen kleinen und großen Gegnern gestellt, sind nach jedem „Kampf" noch mehr zusammengewachsen und als starke Einheit von einem Level aufs nächste gesprungen. Nun stehen wir wohl vor einem dieser nächsten Levels: Nach sieben Jahren Beziehung könnte man ja auch zumindest mal über den nächsten Schritt, also Heirat, nachdenken. Aber irgendwie waren wir geschwächt.
Für viele Menschen in unserem Umfeld sind wir gerade sogar einen Schritt zurückgegangen, da ich vor wenigen Wochen aus unserer gemeinsamen Wohnung in der Kleinstadt ausgezogen bin. An besagtem Dienstagmorgen ist es genau sechs Wochen her, dass ich ausgezogen bin. „Ich muss einfach mal lernen allein klarzukommen, Jonas. Und ich muss auch mal in der Stadt gewohnt haben, damit ich weiß, ob mir das gefällt."
Jonas, die gute Seele, die er nun mal ist, hat mich von der ersten Minute an in diesem Vorhaben unterstützt. Zu diesem Zeitpunkt kriselte es zwar schon zwischen uns, aber auch ihm leuchtete ein, dass wir zumindest alles versuchen müssten, um unsere Beziehung zu retten. Für mich sieht das so aus: Ich ziehe aus, lerne wie es ist, mal alleine zu leben, genieße das Stadtleben und wir lernen uns wieder zu vermissen und genießen die Zeit, die wir dann haben, hoffentlich bewusster.
Für meine Familie sieht das so aus: SCHANDE, SCHANDE, SCHANDE (das muss man jetzt in der Stimme von Onella von Game of Thrones lesen, damit es noch besser wirkt.).
Viele Menschen sind wahnsinnig gut darin, wenn es darum geht, Grenzen zu überschreiten. Vor allem, wenn es um die Beziehungen anderer Menschen geht.
„Wann wollt ihr Kinder kriegen?"
„Plant ihr schon eine Hochzeit?"
„Jetzt wird es aber wirklich Zeit für den nächsten Schritt!"
„Wie jetzt, du ziehst aus der gemeinsamen Wohnung aus? Trennt ihr euch etwa?"
Es ist gesellschaftlich total akzeptiert und sogar normal, dass man jedem diese Fragen stellen darf. Auch im Freundeskreis gibt es das allseits beliebte „Wer ist wohl bei uns die Nächste, die einen Antrag bekommt?"-Spiel. Das sind völlig normale Unterhaltungen in einem Freundeskreis, in dem alle auf die 30 zugehen.
„Auf jeden Fall du und Jonas. Ihr seid doch jetzt schon am längsten zusammen!" Das kam jedes Mal.
Und jedes Mal habe ich abgewunken. „Nein, nein. Noch nicht. Wir lassen uns da Zeit."
„Aber worauf wartet ihr eigentlich noch? Ihr habt doch beide einen Job und seid schon so viele Jahre zusammen ..."
Sowas kann einen wirklich unter Druck setzen. Solche Fragen, so normal sie auch erscheinen mögen, können Wunden aufreißen. Man kann den Menschen eben nur vor den Kopf schauen. In meinem Fall haben mich solche Fragen jedes Mal stark verunsichert. Sollte ich nicht auch langsam das Bedürfnis haben, eine Familie mit Jonas zu gründen? Ja, stimmt: Worauf warte ich eigentlich?
Bei einem Klassentreffen vor ein paar Monaten werde ich mal wieder genau das gefragt. Schließlich sind wir zu dem Zeitpunkt schon viele Jahre zusammen, haben beide Jobs, bla bla bla ... Meine ehemaligen Klassenkameraden haben inzwischen fast alle geheiratet, die ersten Kinder bekommen oder sind zumindest schwanger. Und wenn all das nichts wurde, dann haben sie zumindest große Karrieren hingelegt. Natürlich ist so ein Klassentreffen auch immer wie eine Art Schwanzvergleich: Wir sind alle mit denselben Voraussetzungen, nämlich demselben Schulabschluss, ins „echte" Leben gestartet. Heute geht es weniger darum, einen schönen Abend zu verbringen, sondern einander zu übertrumpfen. Sich vielleicht sogar hinterher besser zu fühlen, wenn andere in ihren Beziehungen auf demselben Level festhängen, während man selbst das Spiel scheinbar perfekt beherrscht.
„Heiraten ist für uns eigentlich noch kein Thema. Wir verstehen uns gut und haben beide aktuell noch andere Ziele, die wir verfolgen", sage ich, wie immer, und nehme einen Schluck von meiner Weißweinschorle.
Bei den Gesprächen mit meinen Freundinnen bin ich deutlich gefasster, wenn es um dieses Thema geht. Aber außerhalb meiner Bubble gehe ich fast automatisch in eine Art Verteidigungsmodus.
„Die sollen mir bloß nicht erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe!, denke ich trotzig. Als ich wieder aufblicke, sehe ich tatsächlich ein paar verwunderte Gesichter. Ich bin verunsichert. Nur Robert, der barfuß zum Klassentreffen erschienen ist und kurz zuvor von seiner Südamerikareise mit dem Rucksack erzählt hat, nickt mir verständnisvoll zu. Ich habe zumindest einen Verbündeten am Tisch, der seinen Beziehungsstatus nicht über alles stellt. Gegenüber sitzt das andere Extrem: Karina. Sie wittert ihre Chance, um ihr Beziehungs-Game „nach oben
zu vergleichen und nutzt die Gelegenheit prompt, um von ihr und Sven zu erzählen. Die beiden sind nun „erst seit drei Jahren ein Paar und sie WARTET ganz gespannt auf den Antrag. „Es ist einfach der nächste logische Schritt für uns!
, sagt sie überzeugt.
Ich stelle mir Karina und Sven vor, wie sie in ihrem Videospiel kleine Gegner, die aus dem Boden sprießen, gemeinsam bekämpfen, um auf das nächste Level namens „Hochzeit zu gelangen. „Der nächste logische Schritt
klingt so furchtbar trocken. Ganz sicher möchte sie ihn heiraten, weil sie ihn sehr liebt, aber eben auch, weil es das nächste Level