I go my way with you
Von Stefanie Möller
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Über dieses E-Book
Schließlich scheint Ashley, die beste Freundin von Justin, auch gegen diese Verbindung zu sein. Denn für Ashley steht fest, wenn Justin erst einmal eine feste Beziehung hat, wird er mit ihr nicht mehr befreundet sein dürfen. Dabei ist der Footballspieler ein wichtiger Bestandteil in ihrem Alltag. Als Tochter von reichen Eltern ist sie überwiegend nur allein und fristet ein einsames Leben. Nur Justin und die Partys die sie gibt, scheinen ihr, in ihrem Leben Trost zu geben. Doch dann kommt sie Alex näher, einem Jungen aus der Oberstufe. Durch seine geheimnisvolle Ausstrahlung löst er bei Ashley sofort eine gewisse Faszination aus. Aber Alex hütet ein Geheimnis und ist sich sicher, dass er für Ashley eine große Gefahr ist. Wird er recht behalten? Ist Ashley in Gefahr, wenn sie in seiner Nähe ist? Oder hat die junge Liebe eine Chance trotz Alex' Vergangenheit?
Stefanie Möller
Stefanie Möller ist am 4.7.1984 in Berlin/Steglitz geboren. Sie hatte schon in ihrer Kindheit ein Hang dazu, Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben. Allerdings hat sie ihre Geschichten nie zu Ende geschrieben. Seit 2012 ist sie hauptberuflich Kindertagespflegeperson und seit 2018 Encouraging-Trainerin. Dieses Studium gab ihr den nötigen Mut, um endlich ihren Kindheitstraum zu erfüllen und ihr erstes Buch zu schreiben. 2019 veröffentlichte sie Hope! Dreams! Reality!. Gegenwärtig wohnt sie, zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern, in Norddeutschland nähe Cuxhaven.
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Buchvorschau
I go my way with you - Stefanie Möller
Epilog
1
Justin
Ich starrte die kleine gelbe Pille an, die in meiner Handinnenfläche lag. Sie hatte ein Smiley eingestanzt. Ich legte meinen Kopf leicht schief und musterte das kleine runde Ding. Verhöhnte mich dieses grinsende Gesicht gerade? Ich schnaubte missmutig und legte sie mir auf die Zunge. Kurz genoss ich das Gefühl, was das kleine Ding auslöste und schluckte sie schließlich runter. Mir war bewusst das der gewünschte Effekt nicht lange auf sich warten ließ und ich verließ das Badezimmer.
Die Musik war so laut das der Bass durch die gesamte Villa dröhnte. Mein Blick fiel auf die Gemälde an der Wand, die Ashleys Mom so toll fand. Ehrlicherweise fand ich sie scheußlich. Aber wen interessierte meine Meinung schon? Es waren die Bilder eines berühmten Malers. Dieser brauchte aber scheinbar eine Brille. Ashley hatte mir schon oft den Namen von dem Kerl gesagt, aber ich vergaß ihn immer wieder. Letztendlich war das auch überhaupt nicht wichtig. Mich interessierte Kunst nämlich nicht. Wenn ich es mir recht überlegte interessierte mich momentan eigentlich gar nichts so recht. Außer Football natürlich. Ich musste unwillkürlich lachen. Wäre auch schlimm würde mich das nicht interessieren. Schließlich war ich der Kapitän der Mannschaft.
Ich wischte mir kurz über die Augen und blinzelte. Hoffentlich wirkte die Pille bald, denn ich war echt müde. Mein Blick fiel noch einmal auf eines der Bilder und ich legte den Kopf schief. Die Kleckse auf dem Bild sahen aus wie Erbrochenes. Ich schüttelte verständnislos den Kopf. Irgendwann würde ich mal einen Permanent-Marker mitbringen.
In dem Moment stolperte ein betrunkenes Pärchen um die Ecke. Sie kicherten und konnten die Hände nicht voneinander lassen. Ich musste grinsen und schaute ihnen kurz hinter her, als sie ins Bad verschwanden. Das Mädchen war eine Neue aus dem Cheerleader Team. Ashley würde es sicherlich interessieren, was sie so trieb. Kurzerhand drehte ich mich um und ging wieder Richtung Badezimmer. Ich zog mein Handy aus der Tasche und drückte vorsichtig und langsam die Klinke herunter. Bingo! Sie hatten nicht abgeschlossen. Ich stockte kurz, als ich die beiden erblickte. Was tat er mit ihr? Es sah so aus als würde er sie halb auffressen. Schön sah das wirklich nicht aus. Jemand sollte ihm erklären, wie das funktionierte. Allerdings sollte das jetzt nicht mein Problem sein. Ich hielt das Handy hoch, machte ein Foto und schloss leise die Tür. Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer schickte ich es Ashley.
„Hey Justin!" Marco hielt seine Hand hoch und ich klatschte mit ihm ab.
„Hey! Alles klar?"
„Aber sowas von!", bestätigte mein bester Freund.
„Sehr cool. Ist schon gut was los hier." Ich ließ meinen Blick über die Leute schweifen.
„Ja richtig genial. Ich hol mir eben ein Bier, scheinbar hat man mich am Pult vergessen. Möchtest du auch eins?", fragte er grinsend.
Marco war auf jeder Party für die Musik zuständig, denn das konnte er. Er verstand es die richtigen Beats und Bässe so zu mixen, das aus ihnen ein tolles Zusammenspiel wurde. Ich war mir sicher, dass er irgendwann mal eine große Karriere als DJ machen würde.
„Ich hole uns beide eins."
„Okay. Cool!"
Er klopfte mir kurz auf meine Schulter und ging zurück. Ich ging in die offene Küche und holte zwei volle Plastikbecher. Die Hälfte meines Getränkes trank ich schon auf den Weg zum DJ-Pult. Kurz ärgerte ich mich, das hieß ich musste gleich nochmal loslaufen. Aber ich hatte wirklich Durst. In dem Moment kam mir ein Mädchen entgegen, sie kam mir bekannt vor. Aber ich wusste nicht woher. Sie hatte drei voll Becher in ihren Händen, die sie mühsam ausbalancierte.
„Hey!", rief ich ihr zu.
Sie blieb stehen, schaute mich an und fing an zu lächeln als sie mich sah.
„Hey Justin!"
Ich trank eilig den Rest von meinem Bier. Achtlos stellte ich den leeren Becher auf den nächsten Tisch. „Darf ich dir einen Becher abnehmen?"
„Ich brauche aber alle drei, sonst hätte ich nicht drei geholt", lachte sie amüsiert.
Ich fing an zu lächeln und legte mein Kopf leicht schief. Mir war bewusst, welche Wirkung dieses Lächeln auf Mädchen hatte. Das hatte man mir in der Vergangenheit nicht nur einmal bestätigt. Und wie es schien verfehlte es seine Wirkung auch diesmal nicht. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie mich anschaute. Schließlich hielt sie mir einen Becher hin. „Aber nur weil du es bist."
Ich nahm ihn ihr ab, beugte mich vor und gab ihr ein Kuss auf die Wange. „Dankeschön."
Die Röte in ihrem Gesicht nahm ich kaum noch wahr, denn kaum das ich den Becher hatte, setzte ich mich auch schon wieder in Bewegung. Sie interessierte mich nicht mehr. Ich hatte was ich wollte.
„Bis dann, Justin!", hörte ich sie noch rufen.
Langsam setzte der gewünschte Effekt ein, den ich mir von der kleinen Pille erhofft hatte. Während ich zu Marco rüber ging, fing ich an mich im Takt der Musik zu bewegen. Als ich an eine hübsche Cheerleaderin vorbeikam, tanzte ich sie kurz von hinten an. Sie lachte und erwiderte meine Bewegungen.
„Na Justin, auch endlich da?"
„Selbstverständlich!", grinste ich und balancierte das Bier aus, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte.
Allerdings kam ich nicht weit, denn plötzlich stand Ashley vor mir und drohte mir spaßig mit dem Finger.
„Wirst du wohl deine Finger bei dir lassen. Schließlich gehören sie mir. Sie nahm mir einen Becher ab und setzte zum Trinken an, bevor ich überhaupt was sagen konnte. Ich lachte leicht. „Das hättest du wohl gerne.
Sie setzte den Becher ab und grinste mich an. „Vielleicht."
Ich beugte mich vor und legte meine Lippen auf ihre. Sie biss mir leicht auf die Unterlippe und ich musste unwillkürlich grinsen. Ich setzte nach um sie richtig zu küssen. Ashley erwiderte meinen Kuss gierig und ich merkte wie ihre Hand an meinen Hintern ging. Sie packte fest zu und mir entfleuchte meine Atmung. Allerdings löste sie sich vom Kuss, bevor dieser richtig ausarten konnte. Amüsiert schaute sie mich an. „Hier dein Becher. Wir sehen uns später."
Ich schaute erst missmutig und griff dann aber grinsend nach meinem Getränk. Er war nur noch zur Hälfte gefüllt. Ich schnaubte und schaute Ashley kurz hinter her, als sie sich schon wieder auf den Weg machte. Wir waren nicht zusammen, wir waren eher beste Freunde, die es ab und zu mal miteinander trieben. Sie wollte genauso wie ich, nur Spaß und das war gut so. Ashley war die Kapitänin der Cheerleader. Sie war sportlich, schlank. Hatte lange blonde Haare und einen unglaublichen Hintern, sie erfüllte das volle Klischee einer Cheerleaderin. Ich grinste amüsiert über meinen Gedanken und schüttelte den Kopf.
„Ich bin fast am Verdursten", beschwerte sich Marco, als ich endlich bei ihm ankam.
Ich übergab ihm seinen Becher. „Sorry, unerwartete Hindernisse waren auf meinem Weg."
Marco lachte. „Die Hindernisse mit Brüsten habe ich gesehen."
Ich stimmte in sein Lachen mit ein und prostete ihm zu. Wir tranken beide von unserem Bier und ich ließ meinen Blick schweifen. Die Gäste waren schon ordentlich im Fahrwasser, aber ich war heute auch wirklich spät dran gewesen. Der Grund meines Zuspätkommens wurde mittlerweile, von der Wirkung der Droge verschleiert und das war auch gut so.
„Ich habe richtig gutes Zeug mit."
Marco holte mich aus meinen Gedanken und ich schaute ihn fragend an. Er grinste und schaute nach unten. Mein Blick folgte seinem zu seiner Handinnenfläche, in der eine kleine Tüte mit weißem Inhalt lag.
„Ist das Kokain?", fragte ich überrascht.
Marco grinste breiter als er nickte und die Tüte wieder in seine Tasche verschwinden ließ.
„Wie bist du da herangekommen?"
Marco zuckte mit seinen Schultern. „Ist doch egal. Viel wichtiger ist die Frage, bist du dabei?"
Mein Freund und ich hatten irgendwann mit dem Kiffen angefangen, um runter zu kommen. Ich nutzte das Gras auch gerne um schlafen zu können. Vor ein paar Monaten haben wir angefangen auf Partys Ecstasy zu nehmen. Aber Kokain? Ich zögerte kurz. Letztendlich war einmal keinmal. Oder?
„Selbstverständlich bin ich dabei!"
„Darauf hatte ich gehofft." Er klopfte mir kurz auf die Schulter und holte die Tüte wieder heraus.
„Willst du es hier nehmen?"
Er schaute sich kurz um und zuckte die Schultern. „Die sind alle betrunken und bekommen das sowieso nicht mit."
Ich beobachtete Marco wie er das weiße Pulver in zwei kleine Häufchen aufteilte und schließlich daraus zwei Linien formte. Danach holte er einen Geldschein heraus rollte ihn und zog sich das Koks durch die Nase.
Er schniefte kräftig und ich sah wie ihm Tränen in die Augen schossen. Dann lachte er auf. „Scheiße! Das brennt!"
Er schniefte noch ein paar Mal und massierte sich die Nase, eh er mir den Schein hinhielt. „Du bist!"
Ich nahm ihn entgegen, zögerte nicht lange und zog mir das Zeug in die Nase. Es brannte sofort und wie bei Marco konnte ich nichts gegen die aufsteigenden Tränen tun. Ich zog ein paar Mal die Nase hoch um das Gefühl zu lindern. Das war ein wirklich widerliches Gefühl und ich nahm mir vor, das Zeug nie wieder durch die Nase zu nehmen.
Allerdings musste ich grinsen. „Widerlich!"
Marco lachte. „Ja!"
Ich wischte mir mit den Handrücken die Nase ab. „Ich geh mal eine Runde tanzen und mir was für heute Nacht suchen!"
„Viel Spaß!"
Ich blinzelte noch ein paarmal, ehe ich mich in Bewegung setzte. Mein Blick war mittlerweile schon etwas verschleiert. Die Welt um mich herum nahm andere Farben an und ich hatte das dringende Bedürfnis mich zu bewegen. Als ich anfing mich im Takt der Musik auf der Tanzfläche zu bewegen, war der Raum gefüllt mit bunten Farben und merkwürdigen Geschöpfen. Ich spürte wie Hände nach mir griffen, aber das war mir nur recht. Ich wollte heute definitiv noch Sex. Mit wem war mir egal.
Es fühlte sich einfach nur gut an, als mein Kopf mit den negativen Gedanken endlich komplett verstummte. Die Drogen entfalteten ihre volle Wirkung. Das war der Moment worauf ich gewartet hatte und ließ mich von den Beats der Musik mitnehmen.
Ava
Aus dem nichts heraus, lief plötzlich diese Person vor mein Auto. Sofort trat ich auf die Bremse. Mein Herz hämmerte, wie wild, in meiner Brust. Mein Auto kam zum Glück rechtzeitig zum Stehen.
Als ich eben gesehen hatte, das Ashley Hale scheinbar wieder eine ihrer berüchtigten Partys feierte, hatte ich mein Tempo auf Schrittgeschwindigkeit herunter gedrosselt. Es liefen zu viele Leute vor ihrer langen Auffahrt auf der Straße herum.
Die Person schaute mich erst schockiert, dann lachend durch die Windschutzscheibe meines Autos an. Ich wusste sofort wer das war. Für einen kleinen Augenblick setzte mein Herzschlag aus. Jeder kannte ihn aus der Schule. Ich wäre am liebsten sofort im Erdboden versunken. Natürlich musste so etwas mir passieren und natürlich musste es ausgerechnet Justin Price sein, den ich da fast umgebracht hätte. Ich merkte wie meine Hände zitterten und machte die Tür zögernd auf. Mit hochrotem Kopf stieg ich aus und musterte ihn besorgt.
Justin grinste über das ganze Gesicht. „Du musst ein Engel sein und mich in den Himmel holen. Wobei ich eher in die Hölle kommen sollte." Seine Zunge schien schwer zu sein, seine Worte waren lallend und kaum zu verstehen.
Ich fragte mich was daran so lustig war, ich hätte ihn beinahe umgebracht. Verstand er den Ernst der Lage nicht?
„Es tut mir total leid! Hast du dir was getan? Geht es dir gut?"
„Mir geht es bestens", grinste er über das ganze Gesicht.
Plötzlich stockte er. Sein Grinsen verschwand von seinen Lippen und er lief eilig die letzten Schritte zum Grünstreifen. Sofort übergab er sich. Ich hörte ihn zwischen dem würgen murmeln. „Oder auch nicht."
„Lass krachen, Justin!", rief ein Junge von der anderen Straßenseite herüber.
Das war Taylor, er war auch im Footballteam. Die Personen die um Taylor standen jubelten Justin zu. Ich verstand nicht, warum man jemanden zujubelte der sich die Seele aus dem Leib kotzte. Zögernd nährte ich mich Justin. Er kam in dem Moment hoch und schaute mich an. Jetzt aus der Nähe sah ich das sein Blick nicht sonderlich klar war. Seine Pupillen waren unnatürlich geweitet. War er etwa high?
Justin fing wieder an zu grinsen. Er hatte selbst in diesem Zustand ein unglaubliches grinsen. Ich mochte es gerne, wenn ich es aus der Ferne sah oder auf Bildern. Seine Lippen waren perfekt geschwungen und auf seinen Wangen zeichneten sich Lachfalten ab, die dem ganzen einen perfekten Rahmen boten. Dann plötzlich verschwand es wieder und er torkelte zurück. Seine Hände tasteten scheinbar nach dem Baum der dort stand. Ich überlegte nicht lange und war sofort bei ihm, griff nach seinem Arm und half ihm. Als er den Baum im Rücken spürte, ließ er sich an ihm heruntergleiten. Er stöhnte missmutig auf.
„Scheiße", nuschelte er.
Ich kniete mich zu ihm und musterte ihn aufmerksam.
„Soll ich dich nach Hause bringen?"
„Nein. Das kam prompt. „Ich werde mich einfach gleich bei Ashley hinhauen
, nuschelte er.
Justin zog die Beine an, lehnte seine Arme auf seinen Knien und hielt sich den Kopf mit seinen Händen. Ich beobachtete ihn einen Augenblick und schaute mich dann um. Ich fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Schließlich konnte ich ihn hier nicht einfach alleine lassen. Aber rein gehen wollte ich definitiv nicht. Taylor und die Jungs liefen auch gerade wieder zurück zum Haus. Tolle Freunde hatte Justin da, ließen ihn einfach alleine. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, als mein Blick wieder auf Justin fiel. Er musterte mich, für seine Verhältnisse, sehr aufmerksam. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er den Kopf wieder gehoben hatte.
„Du siehst aus wie ein Engel", murmelte er.
Sofort wurde ich rot, musste aber lächeln. „Bin ich aber nicht. Soll ich jemanden holen oder anrufen? Ehrlich gesagt möchte ich da ungern rein gehen. Ich möchte dich aber auch nicht alleine hier sitzen lassen."
„Ich komme klar."
„Das mag sein. Ich lasse dich aber trotzdem nicht alleine. „Warum willst du da nicht rein? Wir könnten zusammen tanzen.
Auf seinen Lippen zeichnete sich ein leichtes grinsen ab.
„Ich kann nicht tanzen. Jedenfalls nicht wie ihr immer tanzt."
Justins grinsen wurde breiter. „Wie tanzen wir denn?"
Mein Gesicht wurde sofort wieder rot, als mir bewusst wurde was ich da gesagt hatte. Peinlicher ging es nicht. Ich zuckte nur die Schultern und wich seinem Blick aus. Dann hörte ich wie Justin die Luft ausstieß und ich schaute ihn wieder an. Sein Kopf war nach hinten gegen den Baum gesackt und er hatte die Augen zu.
„Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig.
Er schüttelte kaum merklich Kopf. „Ich sollte schlafen."
In dem Moment ließ er sich zur Seite sacken. Zu mindestens hatte er es vor. Ich griff nach ihm, bevor er komplett zur Seite fiel.
„Aber doch nicht hier."
Justin brummte nur noch und war total schlapp.
„Justin?"
Meine Stimme war besorgt. Hilflos guckte ich mich um. War denn niemand da, der mal helfen konnte? Ich stand auf und versuchte Justin hochzuziehen.
„Komm schon Justin, wir schaffen dich ins Bett."
Er gab einen missmutigen Laut von sich. Aber zu mindestens versuchte er mit zu helfen.
„Lass mich einfach liegen", nuschelte er.
„Nein."
Ich legte seinen Arm um meine Schultern und ging mit ihm langsam los. Er lief zum Glück mit, aber er stütze sich schwer auf meine Schultern ab. Das machte die Sache nicht gerade einfacher.
„Sicher, dass du nicht nach Hause möchtest?"
„Ja. Einfach zu Ashley."
Mein Blick fiel auf die große Villa. Das große Eingangstor stand offen und man hörte laute Musik. Bei dem Gedanken dort hinein zu gehen, wurde mir ganz schlecht. Alles in meinem Inneren sträubte sich dagegen. Kurzerhand schlug ich die Richtung zu meinem Auto ein und machte die Beifahrertür auf. Ich hatte keine Ahnung was ich hier tat, aber in dem Moment empfand ich es als richtig. Vorsichtig verfrachtete ich Justin ins Auto, der zum Glück nicht protestierte und stieg dann selber ein. Nachdem ich uns angeschnallt hatte fuhr ich los.
Justin schien eingeschlafen zu sein und ich schaute während der Fahrt immer wieder besorgt zu ihm herüber. Wenn ich das Lilly morgen erzähle, würde sie mir im Leben nicht glauben, das Justin Price in meinem Auto saß. Kurz dachte ich darüber nach anzuhalten um ein Foto zu machen. Aber nur bei dem Gedanken von ihm erwischt zu werden, ließ mich rot werden. Also verwarf ich den Gedanken erstmal wieder.
Als ich mein Auto auf unserer Auffahrt parkte, wurde mir bewusst was ich hier eigentlich tat und ich fragte mich, ob ich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Wenn mein Dad das mitbekommen würde, würde ich ein richtiges Donnerwetter bekommen. Ich schaute zu Justin rüber und haderte. Letztendlich war er aber jetzt hier. Augen zu und durch. Entschlossen schnallte ich uns beide ab und stieg aus. Nachdem ich um das Auto herum gegangen war und die Beifahrertür geöffnet hatte, flüsterte ich. „Justin, komm aussteigen."
Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter. Er rührte sich nicht. Ich schaute zum Schlafzimmerfenster meiner Eltern und vergewisserte mich das das Licht noch aus war. Mein Dad hatte einen leichten Schlaf. Aber es war auch schon wirklich spät, fast schon morgens. Ich hatte die Hoffnung das er nichts mitbekam. Entschlossen wandte ich mich Justin wieder zu und rüttelte kräftiger an seiner Schulter. Jetzt brummte er missmutig.
„Du musst aussteigen."
„Warum?", nuschelte er.
„Weil wir bei mir zu Hause sind."
Justin gab nochmal einen mürrischen Laut von sich und erhob sich mehr schlecht wie recht. Er war ziemlich benommen und ich half ihm hoch. Leise schloss ich die Tür, ein kurzer Blick zum Fenster verriet mir das noch alles dunkel war und ich setzte mich mit Justin in Bewegung. Wir gingen an unserem Haus vorbei, nach hinten in unseren Garten. Unser Grundstück war groß. Wir hatten einen kleinen Pool und im hinteren Teil des Grundstückes hatte meine Mutter es mit vielen Bäumen, Sträuchern und Gemüsebeeten, natürlich belassen. Zwischen den ganzen Bäumen und Sträuchern hatte mein Dad mir vor ein paar Jahren ein wunderschönes Baumhaus gebaut. Wobei Baumhaus der falsche Ausdruck war. Es stand auf Holzpfeilern, aber es war nicht hoch oben in den Bäumen. Er hatte es mit allem ausgestattet, so dass ich mit Lilly schon oft darin geschlafen hatte. Es hatte sogar ein kleines Badezimmer mit Toilette und Dusche. Ich liebte dieses Baumhaus. Das war mein Rückzugsort.
Es war gar nicht so leicht Justin zum Haus zu führen. Er stolperte immer wieder, schwankte oder drohte umzukippen. Letztendlich schafften wir es aber endlich und ich öffnete die Tür. Bugsierte ihn zum Bett und setzte ihn darauf. Er kippte sofort nach hinten und blieb regungslos liegen. Ich musterte ihn einen Augenblick und überlegte. Schließlich zückte ich mutig mein Handy und machte ein Foto. Lilly würde es mir sonst wahrscheinlich nicht glauben. Justin war ein Mädchenschwarm. Viele Mädchen fanden ihn toll. Mich mit einbegriffen. Ich schwärmte schon lange für ihn. Allerdings würde er das nie erfahren. Er würde mich vermutlich auslachen. Schließlich war ich wahrscheinlich gar nicht für ihn Existent. Ich war weder im Cheerleader Team, noch erfüllte ich andere Voraussetzungen, dass ein Junge wie er mich toll finden würde.
Meine Atmung ging einmal tiefer und ich steckte mein Handy wieder weg. Dann kniete ich mich hin und zog Justins Schuhe aus. Ich hob seine Beine an und schob sie auf das Bett. Mühsam holte ich die Decke unter ihm hervor und deckte ihn schließlich damit zu. Danach erlaubte ich mir, mich kurz auf die Bettkante zu setzen. Er sah so friedlich aus. Wenn man ihn normalerweise sah, hatte er stets ein grinsen auf den Lippen. Schien ständig Spaß zu haben und stand nie still. Ich musterte seine Lippen die selbst, wenn er schlief diesen perfekten Schwung hatten. Seine braunen Haare standen ihm wuschelig vom Kopf ab. Aber so sahen sie immer aus. Er hatte sich scheinbar nicht rasiert. Denn auf seiner Haut zeichneten sich ganz leichte dunkle Stoppeln ab. Ich mochte seine Nase. Sie war ganz gerade mit einem leichten Höcker auf dem Nasenrücken. Für mich war es die perfekte Männernase. Lilly lachte mich immer aus, wenn ich von Männernasen schwärmte die ganz gerade sein mussten, mit einem leichten Höcker. Am liebsten hätte ich sie in dem Moment mit meinem Zeigefinger nachgezeichnet, aber das verkniff ich mir. Stattdessen stand ich lieber auf und verließ das Baumhaus. Ich lief rüber zu unserem Haus, schrieb einen Zettel das ich im Baumhaus schlafen würde und packte einen Korb zusammen. Keine Ahnung was man nach so einem Rausch brauchte, aber ich packte Wasser und Obst ein. Das erschien mir am sinnvollsten. Ich stattete mich noch mit einem leeren Eimer aus und ging wieder zurück. Justin lag noch so im Bett, wie ich ihn verlassen hatte. Ich stellte den Eimer neben das Bett und machte es mir auf meinem Kuschelsessel bequem. Meine Beine zog ich an mich und beobachtete Justin, bis mir schließlich selber die Augen zu fielen.
Ashley
Wo war Justin? Taylor hatte mir eben erzählt, dass sie draußen Bier Pong gespielt hatten und er gekotzt hatte. Aber er war nirgends zu sehen. Ich holte mein Handy raus und wählte seine Nummer. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bevor endlich abgenommen wurde. Allerdings meldete sich nicht Justin, sondern eine weibliche Stimme.
„Hallo?" Sie sprach leise und unsicher.
„Wo ist Justin?"
„Er schläft."
„Wo schläft er?" Ich wurde ungeduldig.
„Bei mir. Ich habe ihn zu mir gebracht. Es ging ihm nicht gut."
Ich verdrehte die Augen. „Und wo ist ‚bei mir‘?"
Als sie die Adresse nannte, war ich überrascht. Wie kam er da denn hin?
„Wie heißt du? Wollte ich wissen. „Gehst du auf unsere Schule?
„Ava. Ich bin Ava Halfstead. Ja, gehe ich."
Ich überlegte einen Augenblick. Der Name sagte mir gar nichts. Wer weiß wen Justin sich da wieder geangelt hatte. In dem Moment kamen Alex Pearson und Zayn Dilmen meine Auffahrt herunter. Alex war auf meiner Party gewesen? Warum wusste ich davon nichts?
„Hallo?", hörte ich das Mädchen unsicher durch das Telefon fragen.
Ich kam aus meiner Träumerei heraus. „Ähm ja. Dann gute Nacht", sagte ich eilig, legte auf und steckte das Handy weg.
„Wollt ihr schon gehen?", rief ich Alex und Zayn zu.
Mein Herz machte einen Satz, als Alex zu mir herüberschaute und mich musterte. Der Kerl war einfach nur heiß. Er hatte etwas Verwegenes an sich mit seinem drei Tage Bart. Die Jungs in unserem Alter hatten zumeist noch keinen richtigen Bartwuchs. Aber bei Alex war das anders. Er hatte kurze dunkelblonde Haare. Sein durchtrainierter Körper zeichnete sich unter seinem Shirt ab. Ich musste schlucken, als ich seinen Oberkörper musterte. Man konnte nur erahnen, was sich unter dem