Mondschein über Capri
Von Amanda Browning
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Über dieses E-Book
"Vergiss ihn!" Nur zwei Worte - aber sie reichen, um Ellies Hoffnungen restlos zu zerstören. Seit sie mit dem attraktiven Jack eine Scheinbeziehung eingegangen ist, hat sie davon geträumt, dass er eines wundervollen Tages ihre Liebe erwidern wird. Doch jetzt erfährt sie von seinem Bruder, dass Jacks Herz schon seit Jahren nicht mehr frei ist. Verzweifelt glaubt Ellie: Das riskante Spiel, das sie auf Capri mit ihm begonnen hat, ist aus. Sie muss die Insel verlassen, sich ihrem Schicksal fügen - und versuchen, die Liebe ihres Lebens für immer zu vergessen …
Amanda Browning
Amanda Browning ist ein überzeugter Single und lebt am Rande der englischen Grafschaft Essex in dem Haus, in dem sie auch aufgewachsen ist. Sie hat engen Kontakt zu ihrer Familie und ist begeisterte Großtante von insgesamt 18 Neffen und Nichten. Ihre absoluten Lieblinge sind die beiden Enkel ihrer Zwillingsschwester. Ihre Karriere als Autorin fing in dem Moment an, als sie ihre Arbeitsstelle in einer Bibliothek kündigte und überlegte, was sie nun machen könnte. Denn da fiel ihr eine Kollegin ein, die ihr bereits früher vorgeschlagen hatte, einen Liebesroman zu schreiben. Ihre ersten beiden Manuskripte wurden abgelehnt, das dritte jedoch gekauft und mit großem Erfolg veröffentlicht. Neben dem Schreiben investiert sie viel Zeit in die Ahnenforschung ihrer Familie. Erst kürzlich fand sie heraus, dass ein entfernter Zweig ihrer Familie in Kanada und den USA lebt. Ein unerlässliches Hilfswerk bei ihren Nachforschungen ist dabei das Internet.<p>Sie stickt leidenschaftlich gern nach historischen Vorlagen und verbringt bei schönen Wetter viel Zeit im Garten.</p>
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Buchvorschau
Mondschein über Capri - Amanda Browning
Amanda Browning
Mondschein über Capri
IMPRESSUM
JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2002 by Amanda Browning
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 062009 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Fotos: gettyimages
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-203-8
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Eleanora Frazier wartete am Hafen geduldig auf Pauls Ankunft. Der Himmel über ihr war wolkenlos und tiefblau, und vor ihr lag das glitzernde blaue Meer. Es herrschte ein lebhaftes, geschäftiges Treiben um sie herum, und die Sonne schien warm auf ihre Arme und die ausgestreckten Beine.
Die bewundernden Blicke der Männer interessierten sie nicht. Sie hatte keine Lust zu flirten und wollte auch nicht angesprochen werden. Zu oft hatte sie mit ihren sechsundzwanzig Jahren immer wieder dieselben Komplimente und Bemerkungen gehört. Ihr war bewusst, dass sie mit ihrem schulterlangen blonden Haar, das sie momentan unter einem riesigen Strohhut verborgen hatte, den großen grauen Augen, die von langen, dichten Wimpern umrahmt wurden, und den schön geschwungenen Lippen die Aufmerksamkeit der Männer erregte. Mit ihrer schlanken Gestalt, den üppigen Rundungen und den geschmeidigen Bewegungen wirkte sie ungemein verführerisch. Ihr Aussehen hatte sie ihren skandinavischen Vorfahren zu verdanken, und sie bildete sich darauf nichts ein.
Manchmal glaubte Eleanora sogar, die Natur hätte ihr keinen großen Gefallen damit getan, sie mit so viel Schönheit auszustatten. Das hatte sie besonders in dem Moment gedacht, als sich herausgestellt hatte, dass Luke Thornton sie nie geliebt hatte. Obwohl sie nur kurze Zeit zusammen gewesen waren, war er ihr nicht treu gewesen. Sie hatte die einseitige Beziehung rasch beendet, nachdem ihr klar geworden war, dass sie sich in ihm getäuscht hatte und nichts mehr für ihn empfand. Deshalb hatte sie eigentlich nicht zu dem Familientreffen, das jedes Jahr in der großen Villa auf Capri stattfand, kommen wollen. Sie hatte es sich jedoch anders überlegt.
Schon als Teenager hatte sie für Luke geschwärmt. Sie hatte ihn verehrt und bewundert und fragte sich jetzt, weshalb sie so blind gewesen war und ihn nicht schon viel früher durchschaut hatte.
Er war der Zweitälteste ihrer drei Stiefbrüder. Paul war mit seinen dreißig Jahren der Jüngste und Jack der Älteste. Er war sechsunddreißig. Als ihre Mutter Tom Thornton, den Vater der drei Brüder, geheiratet hatte, war Eleanora zehn gewesen. Zuerst hatte sie Luke nur verehrt, doch als Teenager hatte sie sich in ihn verliebt. Glücklicherweise war das vorbei, und sie hatte unter der Trennung nicht gelitten. Und das bewies ihr, dass sie ihn nicht wirklich geliebt hatte.
Nur wenige Monate waren sie ein Liebespaar gewesen und hatten es die ganze Zeit vor der Familie verheimlicht. Darauf hatte Luke bestanden, und sie hatte viel zu spät begriffen, warum. Er war hinterhältig und liebte es, andere zu manipulieren und zu täuschen. Alle wären entsetzt darüber gewesen, wenn sie erfahren hätten, was sich zwischen ihm und Eleanora abspielte. Sie hatte nicht vor, mit ihrer Mutter oder ihrem Stiefvater über die kurze Affäre zu reden, denn niemand sollte wissen, wie dumm sie gewesen war.
Eigentlich war es erstaunlich, dass sie so viele Jahre geglaubt hatte, in Luke verliebt zu sein. Obwohl er sie kaum beachtete, hatte sie nicht aufgehört, ihn zu verehren. Auf dem College hatte sie natürlich andere junge Männer kennengelernt. Sie hatte gern geflirtet und auch zwei flüchtige Affären gehabt. Doch sie hatte Luke nie vergessen und fest daran geglaubt, dass sie eines Tages zusammen sein würden. Nach dem Studium konzentrierte sie sich auf ihren Beruf. Sie war
Restauratorin und arbeitetein London. Luke sah sie nur selten, sie hörtejedochnie auf, von ihm zu träumen. Und dann waren sie sichim vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten aufeiner Wohltätigkeitsveranstaltung begegnet, und Eleanoras Traumhatte sich endlicherfüllt.
Er hatte seinen ganzen Charme entfaltet, und sie war begeistert gewesen. Luke behauptete, er habe sich schon lange für sie interessiert, habejedoch warten wollen, bissie alt genug sei und nicht mehrzu Hauselebe. Eleanora hatte sich wie im siebten Himmel gefühlt, und sie wurden ein Liebespaar. Erst späterwar ihr klar geworden, dass er das alles sorgfältig geplantund nur aufden richtigen Moment gewartet hatte.
Schon bald warsie ernüchtert, denn erwar auchmit anderen Frauen zusammen. Trotzdem dauerteeszwei Monate, bissie sich eingestand, dass ersie nicht liebte, sondernnur benutzte, wenn er nachdem Ende irgendeiner Affäre biszu dem Anfang einer neuen jemanden brauchte.
Und dann wurde ihr klar, dass sie ihn nicht liebte und auch nie geliebt hatte, und sie beendetedie Affäre. Sie war in ihre Träume verliebt gewesen, aber nicht in Luke.
Alssie Luke erklärte, essei aus zwischen ihnen, lachteer und behauptete, sie würde zu ihm zurückkommen, denn sie gehöreihm. Erwolltenicht einsehen, dass sie weder ihm noch sonst einem Mann gehörte, und wurde zornig. Offenbar konnteer es nicht ertragen, dass eine Frausich von ihm trennte. Eleanora hatteihn mehrverachtet, als sie jemals für möglichgehalten hätte, und war froh gewesen, dass sie nichts mehr mit ihm zu tunhatte.
Alssie von Lukes Verlobung erfahren hatte, warsie überrascht gewesen. Ihrer Meinung nachliebteerseine Freiheit viel zu sehr, um sich zu binden. Dochmanchmalgeschahen die seltsamsten Dinge. Vielleicht hatteersich wirklich verliebt. Aber egal, weshalbLuke sich verlobt hatte, Eleanora hatte sichentschlossen, entgegen ihrerursprünglichen Absicht doch an dem Familientreffen teilzunehmen. Wenn sie nicht erschiene, würde Luke glauben, sie sei eifersüchtig. Außerdem würden ihre Mutter und ihr Stiefvater es seltsam finden, wenn sie nicht käme. Deshalb hatte sie am Abend zuvor auf Capri angerufen, um sich kurz mit ihrer Mutter zu unterhalten.
Leider war sie nicht da gewesen. Eleanora hatte mit Paul geredet. Das war ihr immer noch lieber, als mit Jack sprechen zu müssen, der ihr ein Gräuel war. Er hatte sie immer geneckt und verspottet und sich geweigert, ihre Schwärmerei für seinen Bruder ernst zu nehmen. Hätte ich nur auf ihn gehört, dachte sie jetzt. Jedenfalls hatte Paul sich gefreut, als sie erklärte, sie würde kommen. Und er hatte ihr versprochen, sie abzuholen. Doch offenbar hatte er sich verspätet, was sie nicht überraschte. Paul war Vulkanologe. Er saß wahrscheinlich am Computer und hatte sie völlig vergessen. Bei dem Gedanken musste Eleanora lächeln. Sie kannte ihn, er würde sich irgendwann an sein Versprechen erinnern und auftauchen.
Nachdem sie sich bequemer hingesetzt hatte, ließ sie den Blick über den Hafen gleiten. Dieses Fleckchen Erde hatte sie schon immer geliebt. Sie hatte die Schulferien hier verbracht, und später hatte sie geglaubt, es sei die perfekte Umgebung für eine romantische Liebesbeziehung. Leider gab es jedoch keine Garantie dafür, an so einem idyllischen Ort eine Romanze zu erleben.
Als sie ein gedämpftes Dröhnen hinter sich hörte, drehte sie sich um. Wenige Sekunden später schoss ein schwarzer Ferrari wie ein Pfeil aus einer der engen Straßen auf den Parkplatz. Eleanora beobachtete den dunkelhaarigen Mann, der aus dem Auto stieg, mit großen Augen. Er setzte die Sonnenbrille ab und legte sie achtlos auf das Armaturenbrett. Er wirkte sicher, beherrscht, ruhig und selbstbewusst. Neugierig geworden, beugte sie sich vor, um ihn besser sehen zu können. Es war jedoch unmöglich, die Entfernung war zu groß.
Außerdem wurde Eleanora von der Sonne geblendet, und die Luft flimmerte in der Hitze.
Während sie ihn beobachtete, wie er, die Hände in die Hüften gestemmt, dastand und den Hafen absuchte, verspürte sie ein Kribbeln im Bauch und erbebte. In der hellen Sommerhose, die seine langen Beine betonte, und dem blauen Seidenhemd mit den hochgekrempelten Ärmeln und dem offenen Kragen sah er ungemein attraktiv aus. Sie schien ihn mit allen Sinnen wahrzunehmen.
„Wow!", sagte sie leise vor sich hin. Wer immer er war, er hatte eine Ausstrahlung, die Eleanora sogar auf die Entfernung spürte. Am wichtigsten war ihr jedoch, dass sie sich überhaupt für ihn interessierte. Seit der Affäre mit Luke hatte sie geglaubt, sie könne für keinen Mann mehr etwas empfinden. Doch offenbar hatten ihre Gefühle nur geschlafen. Plötzlich hatte sie den Eindruck, eine dunkle Wolke hätte sich aufgelöst, und sie könne wieder leichter atmen.
Der Mann merkte nicht, dass sie ihn beobachtete. Er drehte sich um, als ihm jemand etwas zurief. Dann schlenderte er hinüber zu dem nahe gelegenen Gebäude und verschwand darin. Eleanora lehnte sich zurück und lächelte. Wahrscheinlich war er ein ganz besonderer Mann, sonst hätte sie nicht mit allen Sinnen auf ihn reagiert. Sie war froh, dass auf einmal ihr Interesse wieder erwacht war, denn es bewies ihr, dass Luke ihr überhaupt nichts mehr bedeutete. Und das war gut so.
Eleanora konnte sich nicht erinnern, dass jemals zuvor ein Mann solche Gefühle in ihr ausgelöst hatte. Nicht einmal Luke war es gelungen. Sie schüttelte verblüfft den Kopf. Ein Blick auf diesen Mann hatte genügt, und sie verspürte die seltsamsten Regungen. Offenbar war sie für sinnliche Reize immer noch empfänglich.
In dem Moment kam der Mann wieder aus dem Gebäude. Er lachte und winkte jemandem zu, ehe er in Eleanoras Richtung ging. Fasziniert und neugierig beobachtete sie ihn.
Er bewegte sich so geschmeidig wie eine Raubkatze. Es gelang ihr einfach nicht, den Blick abzuwenden. Sie kannte niemanden, der sich mit ihm vergleichen ließ und eine solche Ausstrahlung besaß. Luke konnte mit ihm bestimmt nicht konkurrieren.
Wer war dieser Mann? Bald würde sie es wissen, denn je näher er ihr kam, desto deutlicher konnte sie ihn erkennen. Plötzlich breitete sich ungläubiges Erstaunen in ihr aus. Sie kannte sein Gesicht beinah genauso gut wie ihr eigenes. Er hatte ein energisches Kinn, ein markantes Profil und Lachfältchen um Augen und Lippen. Ausgerechnet auf Jack Thornton, ihren Stiefbruder, der sie immer nur verspottet hatte, reagierte sie so heftig.
Nein, so unfreundlich kann das Schicksal nicht sein, schoss es ihr durch den Kopf. Sie würde sicher gleich aufwachen und feststellen, dass sie nur geträumt hatte. Aber ob es ein Traum war oder nicht, sie war fasziniert und schockiert zugleich. Erst als ein Motorrad mit lautem Getöse vorbeifuhr, löste sich der Zauber auf. Sie blinzelte, doch es war immer noch Jack, der da auf sie zukam.
Eleanora wandte sich ab, während alle möglichen Gedanken auf sie einstürzten. So etwas war einfach unmöglich. Als sie Jack vor sechs Monaten das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie nichts für ihn empfunden. Damals hatte sie noch geglaubt, in Luke verliebt zu sein, und mit Jack hatte sie sich wie immer nur gestritten. Was war jetzt anders?
Es ist unglaublich, dass ich so auf ihn reagiere, sagte sie sich. Glücklicherweise war ihr Gesicht unter dem Strohhut nicht zu erkennen, sodass Jack nicht ahnte, was in ihr vorging. Es wäre ihr peinlich gewesen, wenn er es gemerkt hätte. Ihre Reaktion auf ihn musste ihr Geheimnis bleiben. Normalerweise machte Jack sie nur zornig, deshalb verstand sie nicht, was auf einmal mit ihr los war.
Sie beobachtete Jack unter halb geschlossenen Lidern und bekam Herzklopfen. Wenige Meter vor ihr blieb er stehen, und sie hatte keine andere Wahl, sie musste ihn begrüßen. Nachdem sie eine gleichgültige Miene aufgesetzt hatte, hob sie den Kopf und sah Jack verächtlich an.
„Ach, du bist es", stellte sie fest. Sie bemühte sich nicht, ihre Abneigung zu verbergen, und sogleich blitzte es in seinen Augen belustigt auf. Er hat zweifellos schöne blaue Augen, in deren unergründlicher Tiefe man ertrinken könnte, gestand sie sich ärgerlich ein.
„Es ist immer wieder ein Vergnügen, dich zu sehen, Angel", erklärte Jack Thornton spöttisch, während er sie ungeniert von oben bis unten musterte. Hat er das früher auch schon gemacht?, fragte sie sich. Sie wusste es nicht. „Warum hast du so schlechte Laune? Hast du jemand anders erwartet? Es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber Luke ist mit seiner Verlobten beschäftigt. Er hat momentan keine Zeit, sich um dich