Vae victis!
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»In der Wohnung des Generals Ludwig Baron Brandenberg war die Dienerschaft mit vollem Eifer tätig, den Salon und die anstoßenden Gemächer zum Empfang einer großen Gesellschaft, welche sich heute abends hier versammeln sollte, instand zu setzen.«
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Buchvorschau
Vae victis! - Ferdinand von Saar
Vae victis!
Vae victis!
Anmerkungen zu dieser Ausgabe
Impressum
Vae victis!
In der Wohnung des Generals Ludwig Baron Brandenberg war die Dienerschaft mit vollem Eifer tätig, den Salon und die anstoßenden Gemächer zum Empfang einer großen Gesellschaft, welche sich heute abends hier versammeln sollte, instand zu setzen. Inmitten dieser Vorbereitungen bewegte sich die Hausfrau, eine junge Dame von auffallender Schönheit, das dichte, hellblonde Haar mit einem weißen Morgenhäubchen leicht bedeckt, lenkend und anordnend hin und her, und die kurzen Weisungen, die sie mit lauter Stimme erteilte, zeigten, daß sie des Befehlens gewohnt war. In der Tat sprach sich in ihren etwas scharf geschnittenen Zügen ein fester, unbeugsamer Wille aus, und in der Lippenbildung des rosigen Mundes lag eine gewisse Härte, während die dunklen Augen ebenso bereit erschienen, in eisiger Verachtung zu blicken wie rasche Zornblitze zu schleudern. Es waren, das fühlte man, vernichtende Augen für alle diejenigen, welche von ihnen nicht gerne gesehen wurden, wenn sie vielleicht auch sonst das süßeste Feuer leidenschaftlicher Zärtlichkeit auszustrahlen vermochten.
Endlich hatten die Leute ihr Werk vollbracht. Alles war aufs zweckmäßigste geordnet, aufs schönste und geschmackvollste entfaltet; nichts fehlte als die Dunkelheit, um die Lichter anzünden zu können. Als Zierde des Ganzen jedoch erschien ein kleiner, reizender Wintergarten, den man hinter dem Speisezimmer improvisiert hatte und in welchem jetzt die schöne Frau mit ihren schmalen Händen noch hier und dort ein Blatt zurechtbog oder geschädigte Blüten entfernte. Sichtlich befriedigt durchschritt sie hierauf die übrigen Räume, trat im Salon an ein Fenster und lehnte die weiße glatte Stirn gegen die Scheiben.
Das Haus, dessen zweites Stockwerk sie mit ihrem Gatten bewohnte, lag am Rande des ehemaligen Josefstädter Glacis und ging mit seiner Vorderseite auf jene geräumige Fläche hinaus, woselbst sich nunmehr, inmitten wohlgepflegter Anlagen, die bedeutendsten öffentlichen Gebäude Neu-Wiens erheben. Damals jedoch gewahrte man dort bloß eine steppenartige, von vielfachen Fußpfaden durchkreuzte Wiese, auf welcher vormittags die Truppen der Garnison ihre Übungen vornahmen, nachmittags aber bis in den späten Abend hinein ein Heer von Kindern sein fröhliches Wesen trieb. Dahinter erhoben sich mit einem Bruchstücke der alten Bastei die düsteren Häusermassen und ragenden Turmspitzen der Stadt; nach rechts hin zeigten bereits zahlreiche Baugerüste die werdende Ringstraße an, und links kamen, über die ersten Anfänge der Votivkirche und die Dächer der Alservorstadt hinweg, die anmutigen Höhenzüge des Wienerwaldes zum Vorschein.
Es war in der zweiten Hälfte des März, und der Tag hatte sich herrlich angelassen. Die Menschen waren am Morgen von funkelnden Sonnenstrahlen geweckt und,