- Nelkenrevolution
-
Die Nelkenrevolution (portugiesisch: Revolução dos Cravos?/i oder einfach 25 de Abril) bezeichnet den linksgerichteten Aufstand großer Teile der Armee in Portugal am 25. April 1974 gegen die autoritäre Estado Novo. Sie verdankt ihren Namen den roten demokratischen Demokratisierungen in Spanien (1975/1976).
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
In Portugal kam 1926 eine General Carmona durch einen Putsch an die Macht. Mehr als Spanien bemühte sich Portugal besonders ab 1932 unter Carmonas Nachfolger Salazar um eine Distanzierung vom italienischen Nationalsozialismus. 1933 baute Salazar seine Macht durch eine neue Verfassung und die Abschaffung des Parlamentarismus aus. Portugal verbündete sich im Zweiten Weltkrieg mit Spanien zum Bloco Ibérico. Das autoritäre Regime des Marcelo Caetano abgelöst. Am Charakter der Diktatur änderte dies nur wenig. Sie ähnelte der in Spanien unter Pressezensur und Quinta (ein gegen äußere Einflüsse abgeschlossenes Landgut) bezeichnet wurde. Innerhalb dieser statisch-geschlossenen Gesellschaft sollte nur die Grândola, Vila Morena“). Aus dieser Geisteshaltung wird die Abwehr gegen moderne Entwicklungen wie Industrialisierung, Tourismus und Bildung verständlich. Die vierjährige Grundschule für das Volk verstand er als Zugeständnis. So hielt das Regime, der sogenannte „Analphabeten.
Dem Rechtsanwalt Peter Benenson kam 1961 die Idee zur Gründung von Amnesty International, als er von dem Fall zweier portugiesischer Studenten las, die in einem Lissabonner Restaurant kritische Worte über Diktator Salazar geäußert hatten, daraufhin verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden waren.
Im Februar 1974 veröffentlichte General António de Spínola sein Buch Portugal e o Futuro (Portugal und die Zukunft), das besonders in militärischen Kreisen Furore machte. Spínola analysierte darin Portugals „systemimmanente Streitkräfte“ („Movimento das Forças Armadas“ kurz: Francisco da Costa Gomes demonstrativ fernblieben. Daraufhin wurden sie ihrer Ämter enthoben. Gerüchte über eine von der Staatsschutzpolizei DGS geplante Verhaftung von 22 Offizieren beschleunigten die Putschvorbereitungen des MFA.
Verlauf
Das Signal: Grândola, Vila Morena
Am 24. April 1974 um 22:50 Uhr spielte der portugiesische Rundfunk das Liebeslied E depois do adeus (Nach dem Abschied) von Paulo de Carvalho. Dies war das verabredete Signal an die aufständischen Truppen.
Als Revolutionslied berühmt wurde aber ein anderes Lied: 25. April las der Sprecher des katholischen Rundfunks Rádio Renascença die erste Strophe des von der Diktatur verbotenen Liedes, danach erklang das Lied selbst, gesungen von dem antifaschistischen Protestsänger Zeca Afonso.
Für alle militärischen Einheiten, die sich zur „Offizieren der unteren Ränge (darunter Salgueiro Maia). Seit Beginn der Gewehre und Nelken
Tausende von Lissabonnern säumten den Weg der Kolonne, jubelten den Befreiern zu, liefen neben den Armeefahrzeugen her, sprangen auf. Die ersten roten Nelken, die der Revolution den Namen geben sollten, tauchten auf, leuchteten an den Uniformen der Soldaten und aus ihren Gewehrläufen. Die rote Nelke war ein internationales Symbol der sozialistischen Arbeiterbewegung, deren Ideen die portugiesische Revolution maßgeblich prägten. Guarda Nacional Republicana (GNR), am Largo do Carmo. Die Belagerung dauerte bis zum Abend, bis der Diktator sich bereit erklärte, die Regierung an General Spínola, den ehemaligen Gouverneur der Provinz Guinea-Bissau, zu übergeben. Dies war nicht der Wunschkandidat der Aufständischen und die zornige Bevölkerung forderte die vollständige Erhebung. Der unblutigen Übergabe wegen akzeptierten die MFA-Führer um Otelo Saraiva de Carvalho dieses Angebot aber.
Bei der Erstürmung der Stützpunkte der PIDE/DGS durch marodierende Bevölkerungsteile fielen Schüsse auf die Heranstürmenden. Hierbei starben vier Menschen. Aufständische verharrten dennoch mit „Morte à PIDE“ und „Assassinos“ (Mörder)-Rufen vor dem Gebäude. Am Morgen ergaben sich die Polizisten. Das Archiv, die Folterwerkzeuge und das moderne Arsenal fielen in die Hände der Aufständischen.
Neben der Tafel mit dem Straßennamen „Rua António Maria Cardoso“ brachten die Aufständischen ein zweites Schild an: „Avenida dos Mortos pela PIDE“ (Straße der Opfer der PIDE), was sich sowohl auf die Opfer vom Vorabend bezog als auch auf die zahlreichen Ermordeten um den oppositionellen General Olivença von der PIDE ermordet).
Die Aufständischen spürten viele PIDE-Agenten und Informanten in den öffentlichen Einrichtungen, Universitäten und Schulen auf. Der letzte Chef der Geheimpolizei, Major Silva Pais, wurde in seiner Wohnung verhaftet.
In der Nacht zum 27. April wurden die politischen Gefangenen aus dem PIDE-Kerker in Mário Soares (Sozialistische Partei) kehrte aus Paris ebenso zurück wie Álvaro Cunhal von der Kommunistischen Partei (PCP), der 13 Jahre in PIDE-Kerkern hatte verbringen müssen, bis ihm 1960 die Flucht aus Peniche gelang und der seitdem in Moskau und Prag gelebt hatte.
Aus dem brasilianischen Exil, in dem er seit 1958 lebte, kam der bekannte Mathematiker und republikanische Präsidentschaftskandidat von 1951, Rui Luís Gomes. Aus Algerien kamen zwei bekannte und tatkräftige Widerstandskämpfer, Fernando Piteira Santos und der Dichter Forderungen
Die Zeitung República nahm keine Rücksicht mehr auf die Zensur und berichtete ausführlich. Am Nachmittag des 26. April zog ein Demonstrationszug vor das „República“-Haus und dankte der Redaktion durch das Singen der Nationalhymne für ihren unermüdlichen Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit.
Die portugiesischen Provinzen Moçambique (Angola wurden am 25. Juni bzw. 11. November 1975 unabhängig.
Der 1. Mai 1974 im befreiten Lissabon
Am 1. Mai gehörte die Straße dem Volk. Die Rote Nelke wurde in Portugal zum Symbol der Freiheit. Die zum Schutz der ersten freien Maikundgebung abkommandierten jungen Infanteristen und Marinesoldaten steckten sie auf die Gewehrläufe. Der Demonstrationszug glich einer Mischung aus Volksfest und politischer Manifestation.
Der Zug ging zum Lissabonner Sportstadion, das seitdem den Namen „Estádio 1º de Maio“ trägt. Mehr als 100.000 Portugiesen wollten dort die Befreiung feiern. Nach den Gewerkschaftern sprachen Álvaro Cunhal, der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, die demonstrativ gemeinsam ins Stadion einzogen.
Mário Soares betonte, dass die Kommunistische Partei in der Zeit des Faschismus die meisten Opfer habe bringen müssen, und rief aus: „Hier und heute haben wir den Faschismus endgültig besiegt. Dieser Sieg ist der Sieg des Volkes.“
Soares wie Cunhal verlangten eine Regierung von der Mitte über die Sozialisten bis zu den Kommunisten. „Unidade“ (Einheit) war die Parole der Stunde. Die Masse antwortete mit dem berühmt gewordenen Ruf: „O povo unido jamais será vencido!“ (deutsch: „Das vereinigte Volk wird niemals wieder besiegt werden!“)
Im Gegensatz zu Auswirkungen auf das portugiesische Kolonialreich
Die Nelkenrevolution beinhaltete auch eine Absage an die blutigen Kolonialkriege, die Portugal in Angola und São Tomé und Príncipe und Literatur
- Klaus Steiniger: Portugal im April. Chronist der Nelkenrevolution. Verlag Wiljo Heinen, Berlin, 2011, ISBN 978-3-939828-62-4 (466 Seiten, 60 schwarz-weiß Fotos).
- Dominique de Roux: Le Cinquième Empire, éditions Belfond, 1977. Editions du Rocher, 1997
- Filme
- Capitães de Abril (wörtlich: Hauptmänner des April, dt. Fassung: Nelken für die Freiheit, R.: Maria de Medeiros, PORT 2000, ausgestrahlt ARTE 21. April 2003, 20.45h-22.45h).
Weblinks
- „Mit einer Nelke im Gewehr“ Artikel aus der „Zeit“ zum 30. Jahrestag
- The Carnations Revolution Chronologie, von der Universität Coimbra (englisch)
- Portugal: The Impossible Revolution? by Phil Mailer (englischer Augenzeugenbericht) im Grandola, Vila morena gesungen von Zeca Alfonso. Historische Fotos der Nelkenrevolution aus Lissabon.
Wikimedia Foundation.