- Putsch
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Ein Putsch (auch Staatsstreich oder Coup d'État genannt, s. u.) ist eine meist überraschende, meist gewaltsame Aktion einer kleineren Gruppierung von Staatsorganen (meistens Regierung zu stürzen und die Macht im Staat zu übernehmen.[1] Putschisten sind in der Regel hohe Militäroffiziere oder Führer paramilitärischer Organisationen.
Häufig folgt auf einen Putsch eine Regimes.
Der Sprachgebrauch ist schwankend: Das Wort „Putsch“ wird oft nur für einen gelungenen Putsch benutzt, und ein fehlgeschlagener wird dann „Putschversuch“ oder Revolte genannt. Die Wendung Coup d’Etat[2] (bzw. Coup d’État) wird hingegen auch in anderem Zusammenhang bei einem wagemutigem Vorstoß verwandt. Putschisten sind jene Menschen, die einen Putsch ausführen.
Das Wort Putsch ist negativ konnotiert. Daher ist seine Verwendung meist mit einem Werturteil verbunden – als Putsch werden meist Ereignisse bezeichnet, die der Sprecher nicht für wünschenswert ansieht. Erfolgreiche Putsche verwenden daher vielfach andere Selbstbezeichnungen, die vielfach auch in den Sprachgebrauch eingehen.
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Begriffsherkunft
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Schweiz, wo das schweizerdeutsche Dialektwort Putsch eigentlich Stoß, Zusammenstoß bedeutet. Schon im 16. Jahrhundert wurde es auch im übertragenen Sinn militärisch für einen plötzlichen Vorstoß, den Aufprall gegen ein Hindernis oder die Initiative zu einem Unternehmen verwendet und erhielt dann auch die speziellere Bedeutung Volksauflauf, Revolte, in welcher es im 19. Jahrhundert für verschiedene Umstürze und Unruhen wie den Neuenburger Putsch oder den Freiämter Putsch gebraucht wurde.[3] Besonders im Gefolge des erfolgreichen Putschs der reaktionären Kräfte in Zürich 1839 (Züriputsch) verbreitete sich das Wort durch die Zeitungsberichte im deutschen, französischen (le putsch) und englischen (the putsch) Sprachraum.
Die Begriffsbedeutungen Putsch und Staatsstreich (franz.: coup d’État) sind jedoch nicht völlig identisch. Bei einem Putsch wird der gewaltsame Sturz der Regierung von außen versucht (etwa vom Militär), während an einem Staatsstreich ein oder mehrere Mitglieder der aktuellen Regierung beteiligt sind. Der Begriff Staatsstreich orientiert sich dabei am Staatsstreich des 18. Brumaire VIII, d. h. der Machtübernahme Napoleons I. in Frankreich 1799.
Der Putsch ist weiter von einer Revolution zu unterscheiden, da er nur von einer kleinen Gruppe, letztere hingegen von einer breiten Masse der Bevölkerung getragen wird.
Putsch und Staatsstreich
Darüber, ob die Begriffe Putsch und Staatsstreich Synonyme sind oder sich semantisch unterscheiden, besteht keine Einigung. Der legitim kontrolliere, was bei einem Putsch nicht der Fall sei; sie hätten allenfalls indirekte Verbindungen zum paramilitärischen Gruppen.[4] Nach dem Walter Theimers Lexikon der Politik dagegen wird ein Staatsstreich „insbesondere vom Militär oder Teilen davon“ durchgeführt: der Unterschied bestehe darin, dass die Putschisten „subalterne Offiziersgruppen“ oder andere eher machtlose Gruppen seien; Voraussetzung für die Durchführung eines Staatsstreichs sei dagegen eine hohe Machtstellung der Akteure, die – wie bei der Absetzung Viktor Emanuel III. 1943 – sogar Staatsoberhäupter sein könnten. Das Antonym zum Staatsstreich sei die Revolution.[5] Auch das Politiklexikon sieht den Unterschied zwischen Putschisten und Akteuren eines Staatsstreiches darin, dass diese bereits an der Macht beteiligt seien; als Antonym zum Staatsstreich nennt es dagegen den Putsch.[6]
Das Wortschatzlexikon der Universität Leipzig bezeichnet beide Begriffe als synonym.[7] Auch der Osteuropahistoriker Moskauer Ereignisse vom August 1991 mal als „gescheiterten Putsch“, mal als „versuchten Staatsstreich“ bezeichnet.[8] Das Wörterbuch der Geschichte definiert Putsch als Sonderform des Staatsstreich: Er sei ein „Staatsstreich von unten durch eine kleinere Gruppe“.[9]
Der Kriminologe Wolf Middendorf sieht ebenfalls keinen wesentlichen Bedeutungsunterschied, allenfalls gehörten Putschisten oft niedrigeren militärischen Rängen an.[10] Das Französische machen ebenfalls keinen Unterschied zwischen Putsch und Staatsstreich, beides heißt jeweils Coup d’Etat.
Militärputsch
Armeen haben häufig Traditionen, die älter sind als die Nationalstaaten, deren Existenz zu sichern ihre Aufgabe ist. Die Klassenzusammensetzung des Offizierskorps kann dabei eine Rolle spielen, die Größe der Armee, eine Tradition von vorangegangenen Militärputschen, Niederlagen in Kriegen oder nationale Krisen, deren Bewältigung einer zivilen Regierung nicht zugetraut wird. Das kann dazu führen, dass zivile Regierungen entweder von Militärs in Putschen direkt beseitigt, oder aber vom Militär ihren inneren Feinden ausgeliefert werden.
Häufiger als der direkte Putsch mit dem Sturz der Regierung ist die legalisierte Auflehnung, bei der das Militär seine umfangreichen Machtbefugnisse nutzt, um direkten Einfluss auf politische Regierungsentscheidungen zu nehmen. In der Türkei und in Chile hatte sich das Militär nach Militärputschen auch für die Zeit nach der Rückgabe der Macht an die Zivilisten derartige Einflussmöglichkeiten gesichert. Parlamentssitze und andere institutionalisierte Einflussmöglichkeiten sichern dem Militär einen Einfluss an der politischen Macht, ohne dass eine direkte Gewaltandrohung ausgesprochen werden muss.
Putsche in der Geschichte
Obwohl das Wort Putsch international erst seit dem Züriputsch in Gebrauch ist, können Staatsstreiche in davorliegenden Zeiten ebenso bezeichnet werden. Die folgenden Ereignisse (ab 1799) wurden in Vergangenheit und Gegenwart als Putsche bezeichnet:
Literatur
- David Hebditch, Ken Connor: Wie man einen Militärputsch inszeniert. Von der Planung bis zur Ausführung. Ares-Verlag, Graz 2006, ISBN 3-902475-23-4.
- Edward Luttwak: Wie inszeniert man einen Staatsstreich oder: Der Coup d'Etat. Rowohlt, Reinbek 1969.
- Joachim Fest: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. 4. Aufl. (August 1998), ISBN 978-3-88680-539-6.
Weblinks
- Gefahr von Staatsstreichen in der Welt (A WORLD IN TROUBLE), Maximiliano Herrera
Einzelnachweise
- ↑ Putsch: 'von einer Gruppe (von Militärs) durchgeführter Umsturz(-versuch) zur Übernahme der Staatsgewalt' Duden: Deutsches Universal Wörterbuch – 2. völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage, 1989
- ↑ 'Coup d’État: (frz.) Staatsstreich' Duden: Deutsches Universal Wörterbuch - 2. völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage, 1989
- ↑ Zum Sprachlichen siehe Schweizerisches Idiotikon unter Putsch VII, wo auch dessen Zusammensetzungen und Ableitungen.
- ↑ Duden, Band 10: Das Bedeutungswörterbuch, 2. Auflage, Mannheim 1985, S. 505 und 605
- ↑ Walter Theimer, Lexikon der Politik. Politische Begriffe, Namen, Systeme, Gedanken und Probleme aller Länder“, sechste Auflage, Francke Verlag, Bern 1961, S. 673f
- ↑ Klaus Schubert und Martina Klein, Das Politiklexikon, 4. Aufl. Dietz, Bonn 2006 (online, Zugriff am 2. Juni 2010)
- ↑ Wortschatzlexikon der Universität Leipzig s.v. Putsch, Zugriff am 2. Juni 2010
- ↑ Manfred Hildermeier, Die Sowjetunion 1917-1991, Oldenbourg, München 2007, S. 1 und 226
- ↑ Erich Beyer (Hrsg.), Wörterbuch der Geschichte. Begriffe und Fachausdrücke, 4. Aufl. Kröner, Stuttgart 1980, S. 429
- ↑ Wolf Middendorf, 20. Juli und Kapp-Putsch in der Sicht der Kriminologie, in: Hans-Dieter Schwind, Günter Blau, Ulrich Berz et al. (Hrsg.), Festschrift für Günter Blau zum 70. Geburtstag am 18. Dezember 1985, DeGruyter, Berlin und New York 1985, S. 257
- ↑ Aus Politik und Zeitgeschichte B 44 vom 29. Oktober 2007 (online, Zugriff am 30. Mai 2010); ↑ Staatsstreich: Militär verhaftet Honduras’ Präsident Zelaya, Spiegel Online
- ↑ Putsch: Militär stürzt Präsidenten (nicht mehr online verfügbar)
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