„Das Epigenom ist die Sprache, in der das Genom mit der Umwelt kommuniziert.“ Dieses Zitat des Stammzellforschers Rudolf Jaenisch könnte auch das Motto des Newsletter Epigenetik sein. Immer wieder geht es hier darum, wie Umwelteinflüsse und Lebensstil epigenetische Strukturen und Genregulation verändern, so dass wir uns ein Stück weit an Herausforderungen des Alltags anpassen. Auch dieses Mal lesen Sie vom Umweltgift DDT, das über drei Generationen hinweg zu wirken scheint. Sie erfahren, dass die Farbe kostbarer Perlen von der Wassertiefe abhängt, in der Austern leben. Sie lernen, wie man den Einfluss von Schlafmangel auf unsere Genregulation in Zukunft vielleicht direkt messen kann. Sie lesen vom Brokkoli, der das Herz schützen soll. Und so fort.
So spektakulär all das klingt, so sehr es uns vom Leben in Gesundheit träumen lässt – gemäß der Definition des großen Georges Canguilhem: „Gesundheit ist die Fähigkeit sich anzupassen“ – so sehr müssen wir skeptisch bleiben. Die Epigenetik ist nichts ohne das biologische System, mit dem sie vernetzt ist. In der Regel verändert sich zuerst die Genregulation und dann folgt die Epigenetik, nicht umgekehrt. Der Essener Epigenetiker Bernhard Horsthemke hat mich dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass die Umwelt nur sehr selten auf direktem Weg epigenetische Strukturen verstellt. Die Bedeutung der Transkriptionsfaktoren, die Gene ein- und ausschalten, käme beim Versuch, Epigenetik laienverständlich aufzuarbeiten oft zu kurz – auch im Newsletter Epigenetik. Außerdem würden sehr viele klinische Studien wegen methodischer Schwächen epigenetische Effekte erfassen, wo gar keine wären.
Ich muss beim letzten Punkt auf die wissenschaftliche Praxis und die Kontrollmechanismen der Fachzeitschriften vertrauen. Und auf Transkriptionsfaktoren versuche ich in Zukunft häufiger einzugehen. Allerdings habe ich meines Wissens auch nie behauptet, die Umwelt verändere Epigenome immer direkt. Der Basler Epigenetiker Renato Paro erklärte es mir einst so: Die Epigenetik helfe der Zelle, wichtige Stoffwechselzustände „sozusagen einzufrieren“, damit sie besser auf die Zukunft vorbereitet sei. Klar natürlich, dass sie auf dem Weg in diesen Zustand ihre gesamte molekularbiologische Maschinerie benutzt.
Und klar auch, dass die Epigenetik nur einer von zahlreichen Bestandteilen im unendlich komplexen System des Lebens ist – meines Erachtens aber ein besonders spannender und wichtiger. Es ist die Systembiologie, die diesen Umstand schon lange mit Modellrechnungen zu (be-)greifen versucht. Wegen riesiger Fortschritte in der Molekular- und Zellbiologie – also auch, aber bei weitem nicht nur in der Epigenetik – und wegen der atemberaubenden Entwicklung der Computer- und Informationstechnik, erreicht die Systembiologie derzeit eine neue Ebene. Wir können davon träumen, dass sie unser Leben in absehbarer Zeit ganzheitlich beschreiben kann und wir sehr viele Krankheiten verhindern bevor sie überhaupt entstehen. Im aktuellen Newsletter stelle ich Ihnen mein neues Buch Die Vermessung des Lebens vor. Es ist das erste populärwissenschaftliche deutschsprachige Buch zur Systembiologie. Und ich hoffe, auch Sie für das Thema zu begeistern.
Wer sich mit Sicherheit für Epigenetik und Systembiologie begeistert, ist das Unternehmen FPZ (Forschungs- und Präventionszentrum). Es bietet seit 1993 Therapieprogramme an, die laut Selbstauskunft „die menschliche Muskulatur als körpereigene Apotheke aktivieren sollen“. Aktuell existieren Programme gegen chronischen Rückenschmerz, Arthrose, Osteoporose und für die Sturzprophylaxe. Ich freue mich riesig, dass die FPZ GmbH den Newsletter Epigenetik in der nächsten Zeit mit Anzeigen unterstützen wird. Danke dafür.
Auch wegen der zunehmenden Zahl an Abonnements des RiffReporter Online-Magazins Erbe&Umwelt ist die Existenz des Newsletters weniger stark bedroht als zuletzt. Wenn auch Sie das Erscheinen zukünftiger Ausgaben des Newsletter Epigenetik fördern wollen, dann schließen Sie dort bitte ebenfalls ein Abo ab: www.riffreporter.de/de/magazine/genetik-umwelt.
Vielen Dank und herzliche Grüße, Ihr Peter Spork