In den Uffizien

Deutschland 2019-2021 Dokumentarfilm

Inhalt

"Ich habe fast alles gesehen, was Florenz an Kunstsachen enthält. Man könnte wohl mit großem Nutzen einige Zeit hier verweilen", notierte schon Goethe über die weltberühmte Kunstsammlung der Medici in Florenz: die Uffizien. Als Eike Schmidt 2015 als erster ausländischer Museumsdirektor den altehrwürdigen Musentempel mit Hauptwerken von Botticelli, Caravaggio, Tizian und da Vinci bezog, besaß das jährlich von zwei Millionen Touristen besuchte Schmuckstück der Renaissancearchitektur nicht einmal eine Website. Mit Humor, Digitalstrategie und ohne Scheu vor Gegenwartskunst macht er das traditionelle Haus fit für die Besucher*innen von morgen. Ebenso facettenreicher wie lehrhafter Einblick in diffizile Arbeitsprozesse abseits des Besucherstroms.

Quelle: DOK.fest München 2021 / Simon Hauck

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Die jahrhundertealte Sammlung der Medici ist seit 1581 in einem ursprünglich für die Florentinischen Ministerien und Ämter (Uffici, dt. Büros) errichteten grandiosen Gebäude unmittelbar am Ufer des Arno zwischen Ponte Vecchio und Ponte alle Grazie errichtet worden von keinem Geringeren als dem Architekten und Hofmaler Giorgio Vasari, der heute als „Vater der Kunstgeschichte“ gilt. Welche Ehre für den 1968 in Freiburg/Breisgau geborenen Kunsthistoriker Dr. Eike D. Schmidt, Ende 2015 als erster Ausländer zum Direktor dieser in alle Welt ausstrahlenden Galleria degli Uffizi ernannt worden zu sein.

Die beiden „Lola“-Preisträger Corinna Belz („Gerhard Richter Painting“) und Enrique Sánchez Lansch („Rhythm is it!“) haben gut zwei Jahre lang seinen bemerkenswerten, für Italien-Kenner geradezu revolutionären Weg verfolgt, das Museum neuen künstlerischen Tendenzen zu öffnen, es insgesamt besucherfreundlicher zu gestalten und nicht zuletzt diese 440 Jahre alte Institution erstmals in der digitalen Welt zu verorten. Diese Ikone der italienischen und europäischen Kultur mit Werken von der Antike bis zum Spätbarock, wobei der Schwerpunkt auf der italienischen Renaissance liegt, wurde in Vor-Corona-Zeiten jährlich von über zwei Millionen Kunstliebhabern besucht.

Weil die Kunst einst zum Statussymbol der reichen Kaufleute mutierte, können hier in der toskanischen Hauptstadt Firenze, selbst ein architektonisches Meisterwerk der Renaissance, Inkunabeln von Botticelli, Caravaggio, Michelangelo, Raffael oder Leonardo da Vinci im Original bestaunt werden. Und so taucht die Kamera Johann Feindts und Thomas Riedelsheimers immer wieder in ihre Bilderwelten ein, auch in Tizians „Venus von Urbino“, in Artemisia Gentileschis „Judith und Holofernes“ oder Andreas Commodis „Engelsturz“.

„In den Uffizien“ ist alles andere als ein trockener Volkshochschul-Kurs. Die Dokumentation nimmt sich Zeit zur kontemplativen Bildbetrachtung, einerseits. Andererseits ermöglicht die auf großer Leinwand brillante TV-Koproduktion Einblicke hinter die Kulissen eines aufregenden, ja spannenden (Ausstellungs-) Geschehens hinter den Kulissen eines Sammlungs- und Forschungsortes mit wissenschaftlichem Anspruch, dessen vielsprachiger Direktor Dr. Schmidt in erster Linie Managerqualitäten offenbaren muss. Um in zweiter Linie als so eloquenter wie charmanter Interessenvertreter „seines“ Hauses bedeutende Förderer und Sponsoren zu hofieren, besser: zu überzeugen, etwa für die Restaurierung von Museumsteilen wie des Geographiesaales, die nicht im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehen, enorme Summen locker zu machen.

Der Film folgt den Wachleuten in den grandiosen Sälen, den Besuchsgruppen und ihren Führerinnen, der Restauratorin ebenso wie dem Hausmeister und den Handwerkern, die sich beim Aufbau einer Ausstellung des Gegenwartskünstlers Antony Gormley dessen sich ständig ändernden Sonderwünschen ausgesetzt sehen – bis zur schieren Verzweiflung. Nur gut, dass es in Italien – noch – die segensreiche Institution der pausa pranzo, der Mittagspause, gibt.

Corinna Belz und Enrique Sánchez Lansch im Piffl-Presseheft: „Immer wieder waren wir bei unseren Recherche- und Drehreisen erstaunt über die große Zahl junger Besucher, die sich vor den Bildern und Skulpturen drängten. Wenn sie die Meisterwerke mit offenem Blick betrachteten, war da, trotz der Unruhe um sie herum, oft ein Staunen, manchmal sogar Erschrecken, als würden sie in den Bildern ihren eigenen Sehnsüchten und unbewussten Ängsten begegnen. In solchen Momenten hatte man das Gefühl, dass nicht nur die Betrachter die Bilder anschauten, sondern umgekehrt auch die auf den Bildern dargestellten Menschen die Besucher. Dieser Blickwechsel, wie man ihn aus der Filmmontage kennt, überträgt sich hier jeden Tag in den musealen Raum. Hier ereignet sich seit Jahrhunderten ein Dialog, den die Künstlerin Louise Bourgeois einmal ‚the thrill of looking and beeing looked at‘ genannt hat.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
100 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.04.2021, 205706, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 05.05.2021 - 23.05.2021, München, DOK.fest @ home, VoD [Uraufführung];
Kinostart (DE): 25.11.2021

Titel

  • Originaltitel (DE) In den Uffizien
  • Weiterer Titel (ENG) Inside the Uffizi

Fassungen

Original

Länge:
100 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.04.2021, 205706, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 05.05.2021 - 23.05.2021, München, DOK.fest @ home, VoD [Uraufführung];
Kinostart (DE): 25.11.2021