Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Music
Cast
- Dr. Alexander Steinhorst
- Dr. Fabricius
- Monika Goslar
- Direktor Amplinger
- Hanno Schmitt-Goslar
- Thomas Steinhorst
- Staatsanwalt Fuhrmann
- Bruni Greiner
- Johanna Greiner
- Ludwig Greiner
Production company
All Credits
Director
Screenplay
Script editor
Director of photography
Production design
Costume design
Editing
Music
Cast
- Dr. Alexander Steinhorst
- Dr. Fabricius
- Monika Goslar
- Direktor Amplinger
- Hanno Schmitt-Goslar
- Thomas Steinhorst
- Staatsanwalt Fuhrmann
- Bruni Greiner
- Johanna Greiner
- Ludwig Greiner
- Frau Beuringer
- Hans Horst Matthäi
- Dr. Urban
- Rammelmeier
Production company
Unit production manager
Original distributor
Duration:
2571 m, 94 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:
Uraufführung (DD): 24.05.1962, Berlin, Colosseum
Titles
- Originaltitel (DD) Freispruch mangels Beweises
Versions
Original
Duration:
2571 m, 94 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:
Uraufführung (DD): 24.05.1962, Berlin, Colosseum
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Seinem Sohn Thomas (Stefan Lisewski) kann Steinhorst ein Theater mieten, als ein Projekt, in dem dieser zusammen mit Monika Goslar auf den Brettern steht, aus fadenscheinigen Gründen platzt: eine Inszenierung des Aristophanes-Klassikers „Lysistrata“ wird von konservativen Kreisen aus Politik und Kirche des Linksradikalismus und der Pornographie bezichtigt. Der Theaterdirektor offenbart sich als treuer Parteigänger des CSU-Parteivorsitzenden Franz Josef Strauß (stiernackiger Statist), welcher die erste Ausgabe des neuen politischen Magazins „Neue Umschau“ aus dem „Südkurier“-Haus zu fürchten hat: Top-Thema sind die dubiosen Quellen, aus denen sich der Wahlfonds der Christsozialen speist.
Ziel aller Aktionen gegen den einflussreichen Journalisten ist es, diesen moralisch zu desavouieren und im zweiten Schritt gänzlich zu Fall zu bringen. Denn die liberal-demokratische Grundausrichtung der führenden Tageszeitung Münchens mit Ausstrahlung weit über Bayern hinaus – gemeint ist natürlich die „Süddeutsche Zeitung“ - ist den rechten Kreisen, denen auch Prälat Höpfner (Paul Berndt) angehört, schon lange ein Dorn im Auge.
Es kommt zur Anklage gegen Steinhorst wegen „Unzucht mit Abhängigen“: Bruni Greiner (Monika Bergen) soll mit neunzehn Jahren ein Verhältnis mit dem Zeitungszaren gehabt haben. Der CSU-Justitiar Dr. Fabricius (Herwart Grosse) kann ihre Eltern, den Straßenbahner Ludwig Greiner (Fred Mahr) und seine Gattin Johanna (Dorothea Volk), dazu bewegen, den angeblichen Chef ihrer damals noch minderjährigen Tochter anzuzeigen. Zudem setzt er den Fotografen Hanno Schmitt-Goslar mit dem Versprechen eines großen Bildbandes im kirchlichen Auftrag auf Brunis Privatleben an: Wie ist das junge Mädchen zur stolzen Besitzerin einer BMW Isetta, der Knutschkugel mit Fronttür, gekommen?
Mit Hilfe seines Rechtsanwaltes Dr. Roth (Peter Sturm) kann Steinhorst zum einen nachweisen, dass nicht er der unmittelbar Vorgesetzte von Bruni Greiner gewesen ist, zum anderen wird ruchbar, dass viel Alkohol im Spiel war bei ihrer kompromittierenden Aussage dem Fotografen gegenüber: mangels Beweises endet der Prozess mit einem Freispruch. Fabricius, Höpfner und FJS haben ihr Ziel dennoch erreicht: Steinhorst ist nicht nur gesellschaftlich isoliert, sogar sein Anwalt Dr. Roth legt sein Mandat nieder und wechselt die Seiten, sondern auch finanziell ruiniert. Denn die Kosten für das Nichterscheinen des Magazins kann der Verlagsdirektor Amplinger (Ivan Malre) auf Grund eines trickreichen Vertrages auf den persönlich haftenden Chefredakteur abwälzen, der nicht nur seine Position im Verlag an den intriganten Dr. Urban (Ralph Boettner) verliert, sondern auch seine wertvolle Sammlung an historischen Meisterviolinen und bald auch den Rest seines Vermögens. Und am Ende, aus Scham, auch noch sein Leben…
Vom Rufmord zum Selbstmord: Es ist eine hanebüchene Geschichte, die Richard Groschopp in seinem Spielfilm „Freispruch mangels Beweises auftischt. Vorab: den „Südkurier“ gibt es bis heute als führende Tageszeitung im Raum Bodensee, Schwarzwald und Hochrhein. Die Bilder des Kameramannes Günter Haubold sind naturgemäß nicht in München entstanden: die Universität steht ebenso in Potsdam wie das Büro des Staatsanwaltes (Hannjo Hasse) und das Gericht, und für die „Südkurier“-Redaktion hielt die „Berliner Illustrierte Zeitung“ her. Gewichtiger als das bis auf die BMW Isetta und Bierkrüge aus dem Hofbräuhaus fehlende Lokalkolorit sind die perfiden Parallelen dieses im Jahr des Mauerbaus gedrehten DDR-Propagandafilms zum tatsächlichen Fall Friedmann.
Werner Friedmann, 1946 Mitherausgeber und Gesellschafter der Süddeutschen Zeitung und 1948 Gründer der Abendzeitung München, war parallel SZ-Chefredakteur von 1951 bis 1960. Dann wurde er nach einer Liebesaffäre mit einer minderjährigen Angestellten des Süddeutschen Verlages wegen Kuppelei zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt (der Kuppeleiparagraf wurde in der Bundesrepublik erst 1969 abgeschafft). Friedmann verlor zwar seinen Chefredakteursposten, nicht aber seine führenden Herausgeber- und Gesellschafter-Positionen bei SZ und AZ. Er starb 1969 an einem Herzinfarkt im Auto auf dem Weg von der Redaktionskonferenz zu einem Sportereignis.
Richard Groschopps Film ist im Dezember 1965 für ein halbes Jahr aus dem Verleih genommen worden, um zwei kleine Zensurschnitte (18 Meter von 2578 Metern insgesamt) bezüglich des nun wirklich unsinnigen Vorwurfs des Linksradikalismus und der Pornographie gegen eine „Lysistrata“-Aufführung umzusetzen. Bei der aktuellen 35mm-Kopie des Bundesarchiv-Filmarchivs, die Anfang Februar 2019 in der „Wiederentdeckt“-Reihe des Berliner Zeughauskinos gezeigt wurde, handelt es sich um die ungeschnittene Ursprungsversion. Sie suggeriert, so Jan Gympel (CineGraph Babelsberg) in seiner Einführung, einen Zeitungskrieg im Kapitalismus, der von der regierenden konservativen Partei im Verbund mit dem katholischen Klerus gewonnen wird.
Nur fünf Monate nach der Filmpremiere offenbarte die Spiegel-Affäre 1962 die breite Solidarität der Medien untereinander, die zum Rücktritt des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß als Verteidigungsminister führte. Das genaue Gegenteil der Groschopp-Propaganda trat in der Realität der Bundesrepublik ein, weshalb sich Werner Friedmann – wenn auch vergeblich – gegen die Verwendung seines Namens im Umfeld des Defa- bzw. Progress-Marketings für „Freispruch mangels Beweises“ verwahrte. Rudolf Hirsch etwa hat Friedmann ihn in seiner „Wochenpost“-Kritik am 16. Juni 1962 namentlich erwähnt – und ist zum Schluss gekommen: „…die Wirklichkeit in Westdeutschland ist viel empörender, als es die Schöpfer des Films dargestellt haben.“
Pitt Herrmann