Des Teufels Bad

Österreich Deutschland 2020-2024 Spielfilm

Summary

The Devil's Bath

Upper Austria in 1750. A fish pond reflects the overcast sky. A deep, dark forest swallows the sunlight. On a hilltop, the corpse of a hanged woman is displayed. As an example. A warning. An omen? The deeply religious and highly sensitive Agnes regards the dead woman with pity. But also with longing: she feels like a stranger in the world of her husband Wolf, whom she has just married. It is an emotionally cold world consisting of work, chores and expectations. Agnes increasingly withdraws into herself. Her internal prison becomes ever more oppressive, her melancholy more overwhelming. Soon, her only way out seems to be a shocking act of violence.

Veronika Franz and Severin Fiala create a profound and disturbing psychological portrait of a woman made of flesh and bone, sinew and soul, played by Anja Plaschg who, as Soap & Skin, also composed the score. "Des Teufels Bad" gives a voice to the peasant women who were invisible and unheard at that time and depicts their harsh daily lives defined by religious dogma and taboos whose impact resonates to this day. The film is based on historical court records about a shocking, previously unexplored chapter of European history.

Source: 74. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

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Heinz17herne
Heinz17herne
Eine junge Frau nimmt ihr schreiendes Baby und schreitet durch den Wald schnurstracks auf einen hohen Wasserfall zu. Sie hängt dem Kind ihr Amulett, ein christliches Kreuz, um und wirft es in den reißenden Strom. Ungerührt kehrt sie in das Dorf zurück und übergibt sich der Obrigkeit: „Ich hab‘ was zu gestehn.“ Erst werden ihr die Fußzehen abgehackt, dann übernimmt der Henker den blutigen Rest...

Oberösterreich, Mitte des 18. Jahrhunderts: Auf einem von tiefem, dunklem Wald umgebenen Hügel wird die Hingerichtete zur Schau gestellt – als Warnung. Auch für die junge Frau, die sich für ihre bevorstehende Hochzeit gerade einen bunten Früchtekranz geflochten hat. Agnes (grandioses Spielfilmdebüt der österreichische Musikerin, Sängerin und Komponistin Anja Plaschg) betrachtet die Tote mit einer Mischung aus Mitleid und Furcht.

Ahnt sie doch, dass sie sich in der gefühlskalten Welt ihres künftigen Gatten Wolf und dessen eifersüchtiger Mutter Gänglin nicht heimisch fühlen wird. Agnes legt der Tradition entsprechend vor der Hochzeitsnacht einen menschlichen Finger, woher sie diesen auch immer hat, unters Brautbett: der soll in Kombination mit anderen archaischen Bräuchen wie dem Hühnerkopf-Schlagen zur gesegneten Mutterschaft führen.

Doch Wolf verweigert zunächst und dann selbst in der vielbeschworenen Vollmondnacht den Beischlaf in der alten, einsam an einem Karpfenteich gelegenen steinernen Kate, in die das junge Paar ziehen muss, da sein älterer Bruder als Erstgeborener den elterlichen Hof allein bewirtschaftet. Weil die Schwangerschaft ausbleibt, lässt sich Mutter Gänglin immer häufiger mit mehr oder minder gut gemeinten Ratschlägen blicken. Als auch das mehrfache tägliche Vaterunser im Herrgottswinkel und sogar bei der Essenszubereitung nicht hilft, zieht sich die tiefreligiöse und hochsensible Agnes immer mehr in sich selbst zurück.

Eine Blutegel-Kur beim Bader soll Agnes die Schwermut austreiben, was ebenso wenig Erfolg zeitigt wie der durch den Nacken gezogene Faden, an dem das Gift aus dem Körper entrinnen soll. Die von Alpträumen heimgesuchte Agnes verfällt zunehmend dem Wahnsinn, weil sie ihre Mutterrolle nicht erfüllt. Anstatt den Grund beim sich ihr verweigernden Wolf zu suchen, will sie ihrem freudlosen Erdendasein selbst ein Ende bereiten.

Agnes hat freilich mitbekommen, dass der Dorfpfarrer einen Selbstmörder nicht auf dem Friedhof bestatten will, da der Suizid aus Sicht der Kirche ein schlimmeres Verbrechen ist als Mord. Weil letzterer nach einer Beichte des Täters durch den Kirchenmann vergeben werden kann. So plant Agnes eine gottlose Tat, nach der sie – zumindest nach Auffassung der Kirche – dennoch in den Himmel kommen kann…

Die gefeierten Genre-Spezialisten Veronika Franz und Severin Fiala präsentieren nach „Ich seh ich seh“ mit „Des Teufels Bad“ ihren zweiten Spielfilm. Das wuchtig-düstere Werk über ein bisher unbeleuchtetes Kapitel europäischer Geschichte basiert auf vierhundert historischen Gerichtsprotokollen aus Österreich und Deutschland. Das reale Vorbild der Protagonistin Agnes ist Eva Litzfeller, die sich 1762 nach einem Kindesmord der Justiz stellte. Der Film zeichnet darüber hinaus ein universelles Bild vom gesellschaftlichen Umgang mit Außenseitern und Tabus.

Severin Fiala im Plaion-Presseheft: „Wir sind auf einen Podcast gestoßen, in dem die US-Historikerin Kathy Stuart von dem Phänomen des mittelbaren Selbstmordes im 17. und 18. Jahrhundert gesprochen hat und wir wussten sofort: Das ist eine Geschichte, die wir erzählen wollen. Einerseits, weil sie noch nicht erzählt worden ist, andererseits weil sie sich mit historischen Figuren beschäftigt, die normalerweise keine Stimme haben, nicht im Kino und auch nicht in der historischen Überlieferung. Es sind Frauen aus sehr armen Verhältnissen, von deren Leben man heute nur deshalb weiß, weil sie schreckliche Verbrechen begangen haben.“

Martin Gschlachts archaischen Bilder dieses auf 35mm gedrehten dunklen Films prägen „Des Teufels Bad“ ebenso wie die herausragende schauspielerische Leistung von Anja Plaschg, die unter ihrem Künstlernamen Soap&Skin zudem die Filmmusik komponierte – und ursprünglich auch nur dafür vorgesehen war, bis die bereits gecastete Hauptdarstellerin aus terminlichen Gründen absagen musste. In der Rolle der Schwiegermutter glänzt Maria Hofstätter, die selbst in einer sehr religiösen, oberösterreichischen Bauernfamilie aufgewachsen ist und zahllose Hinweise geben konnte: „Maria hat uns mitgegeben, dass das Wichtigste im bäuerlichen Alltag das Pragmatische ist: Alles musste nützlich sein und effizient“, so Veronika Franz im Presseheft.

Die Ko-Autorin und -Regisseurin zur Hauptfigur ihres hochdeutsch untertitelten Historiendramas über bäuerliches Leben, Depression und Einsamkeit, das vor allem in Litschau, der nördlichsten, an das tschechische Südmähren grenzenden Stadt Österreichs, gedreht wurde: „Agnes funktioniert nicht in ihrer Welt. Und die unterscheidet sich gar nicht so sehr von unserer heutigen, wenn man den Leistungsanspruch betrachtet. Menschen mussten arbeiten, ihren Pflichten nachkommen. Wenn sie dem nicht gewachsen waren oder anders tickten, rief das großes Unglück hervor und das ist, denke ich, ein sehr zeitgemäßes Thema. Das Nicht-Funktionieren ist auch heute noch ein riesiges Tabu. Das ist eine der zentralen Fragen, finde ich: Können wir einander nicht einfach Schwächen, Fehler und Versagen zugestehen und uns trotzdem lieben?“

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Assistant director

Director of photography

Camera operator

Assistant camera

Steadycam operator

Still photography

Lighting design

Production design

Special make-up effects

Editing

Sound design

Sound assistant

Audio mixing

Casting

Unit production manager

Production assistant

Production coordinator

Shoot

    • 01.11.2020 - 29.01.2022: Litschau und Nordrhein-Westefalen
Duration:
121 min
Format:
DCP, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 15.04.2024, 255727, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 20.02.2024, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 14.11.2024

Titles

  • Originaltitel (DE) Des Teufels Bad
  • Weiterer Titel (eng) The Devil's Bath

Versions

Original

Duration:
121 min
Format:
DCP, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 15.04.2024, 255727, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 20.02.2024, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 14.11.2024

Awards

European Film Awards 2024
  • Excellence Award, European Costume Design
Sitges Film Festival 2024
  • Bester Film
  • José Luis Guarner Kritikerpreis
  • Carnet Jove Jurypreis
Österreichischer Filmpreis 2024
  • Österreichischer Filmpreis, Bestes Szenenbild
  • Österreichischer Filmpreis, Beste weibliche Nebenrolle
  • Österreichischer Filmpreis, Beste Kamera
  • Österreichischer Filmpreis, Bester Spielfilm
Diagonale - Festival des österreichischen Films 2024
  • Bestes Sound-Design
IFF Berlin 2024
  • Silberner Bär, Internationaler Wettbewerb, Herausragende künstlerische Leistung