Gärtner, Friedrich Ritter von

Lebensdaten
1791 – 1847
Geburtsort
Koblenz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Architekt ; Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118537083 | OGND | VIAF: 74644350
Namensvarianten

  • Gärtner, Johann Friedrich Ritter von
  • Gärtner, Friedrich (bis 1837)
  • Gärtner, Johann Friedrich (bis 1837)
  • Gärtner, Friedrich von
  • Gärtner, Friedrich Ritter von
  • Gärtner, Johann Friedrich Ritter von
  • Gärtner, Friedrich (bis 1837)
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  • Gärtner, Friedrich Wilhelm
  • Von Gärtner, Friedrich
  • Gärtner, Friedrich Ritther von
  • Gärtner, Johann Friedrich Ritther von

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Zitierweise

Gärtner, Friedrich Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118537083.html [03.12.2024].

CC0

  • Gärtner, Johann Friedrich Ritter von (bayerischer Personaladel 1837)

    Architekt und Baumeister, * 10.12.1791 Koblenz, 21.4.1847 München. (katholisch)

  • Genealogie

    V Andreas (s. 2);
    Ur-Groß-Ov Andreas (s. 1);
    1) München 1822 Katharina (1796–1832), 2) ebd. 1834 Lambertine (1804–52), beide T d. Carl Ernst Heß (1755–1828), Hofkupferstecher u. Prof. d. Düsseldorfer Ak. (s. ThB), u. d. Marie Lambertine Kath. (T d. Lambert Krähe, 1712–90, Kunstmaler u. Gal.dir. in Düsseldorf, s. ADB 17, ThB); Schwäger Peter v. Heß ( 1871), Heinr. v. Heß ( 1863), beide Maler;
    2 S, 1 T aus 1), u. a. Friedrich (1824–1905), Architektur- u. Landschaftsmaler (s. ThB), Karl (1827–94), Kunstmaler, 1 S, 1 T aus 2), u. a. Mina ( Adolph v. Heinleth, 1823–95, bayer. Gen. d. Inf. u. Kriegsmin., s. ADB 50).

  • Biographie

    G. ist neben Klenze der bedeutendste Architekt Ludwigs I. Der monumentalen Baugesinnung dieses Monarchen gab er in zahlreichen Bauwerken Gestalt. Ihr Vorbild und sein Wirken als Lehrer an der Akademie erzog die folgende Generation der romantischen Schule. Sein Stil ist vom Willen des Königs und von der städtebaulichen Aufgabe bestimmt, die großflächige Darstellung der Gebäudefronten forderte. Seine Formen bezog G. aus dem italienischen Mittelalter und der Frührenaissance. Wiederholt versuchte er, die romantische Einstellung zur klassischen Form mit neuen konstruktiven Gedanken zu verbinden. Darin folgte ihm vor allem sein bedeutendster Schüler F. Bürklein. – G. war zunächst 1809 Schüler Karl von Fischers an der Architekturklasse der Münchener Akademie. 1812 verließ er München, studierte kurz bei Weinbrenner in Karlsruhe und 1814 in Paris bei Percier und Fontaine. Da München ihm keinen geeigneten Wirkungskreis versprach, ging er schließlich nach London zu Hullmandel. 1820 wurde G. als Nachfolger Fischers als Lehrer der Architekturklasse der Münchener Akademie berufen. Gleichzeitig wurde er zum Direktor der Nymphenburger Porzellanmanufaktur ernannt. Lange mußte er sich jedoch um einen großen Bauauftrag in München bemühen, da Klenze alle Aufträge Ludwigs I. für sich in Anspruch nahm. Erst 1829 bekam G., nachdem er durch Vermittlung von Peter Cornelius dem König auf einer Italienreise vorgestellt war, den ersten großen Auftrag: die Ludwigskirche in München. Damit drang er in den Bereich Klenzes ein und vollendete die folgenden großen Bauten der Ludwigstraße: Staatsbibliothek (1831–40), Max-Joseph-Stift, Universität (1835 bis 40), Siegestor (1834–50). 1835 reiste er im Auftrag des Königs nach Griechenland, um in Athen den Residenzbau für das Königshaus zu übernehmen. Er wiederholte die Reise 1840 und kehrte über Konstantinopel nach München zurück. – Nach dem Weggang von Cornelius wurde G. 1841 Direktor der Akademie. Seine überreiche Bautätigkeit wurde durch seine Arbeiten für den Baukunstausschuß ergänzt. Diese rastlose Tätigkeit brauchte seine Kräfte frühzeitig auf, er starb 54jährig an Überarbeitung. – Seine Bauten wurden zum Teil von Schülern vollendet, unter anderem von seinem Neffen K. F. A. Klumpp, von Matthias Berger (1825–97) und Friedrich Bürklein.

  • Werke

    Weitere W u. a. In München: Ludwigskirche mit Pfarr- u. Wohnhaus, 1829-40;
    Blindeninstitut, 1833-35;
    Damenstiftsgebäude, 1835-39;
    Georgianum, 1835-40;
    Erziehungsinstitut, 1839-42;
    Salinen-Direktion, 1838-43;
    Feldherrnhalle, 1840-44;
    Univ.brunnen, 1840-45;
    Wittelsbacher Palast, 1843-50;
    Südfriedhof, 1844–49. – In Bayern: Festung Germersheim, 1830 ff.;
    Kurhaus Bad Kissingen;
    Pompejan. Haus in Aschaffenburg;
    Befreiungshalle Kelheim;
    Villa Ludwigshöhe, Rheinpfalz. – Umänderung alter Bauwerke: Isartor in München;
    Dome in Bamberg, Regensburg u. Speyer;
    Klosterkirche Heilsbronn. – Unausgeführte Pläne: Bockkeller in München;
    Gruftkapelle in Scheyern;
    Ruhmeshalle Theresienwiese.

  • Literatur

    ADB VIII;
    A. v. Schaden, Artist. München, 1836;
    F. v. Regnet, G.s künstler. Nachlaß, 1882;
    H. Moninger, F. v. G.s Pläne u. Stud. mit d. Verz. d. Orig.pläne in d. Architekturslg. d. TH München, 1882 (P);
    C. Gurlitt, Die Dt. Kunst d.|19. Jh., 1899;
    K. Stieler, Die Kgl. Ak. d. bildenden Künste, 1909, S. 96-121;
    W. v. Pölnitz, Münchener Kunst u. Münchener Kunstkämpfe. 1799 bis 1831, 1936;
    O. Hederer, Die Ludwigstraße in München, 1942, S. 46-69;
    K. Eggert, F. von Gärtner, Der Baumeister König Ludwigs I., 1963; Nagler, Künstlerlex. IV;
    ThB (auch f. Schüler).|

  • Quellen

    Qu.: Gärtner-Slg. d. Architekturslg. d. TH München (Nr. 1-2172 Orig.zeichnungen u. Bauakten f. d. Werk G.s; 2173-2656 Arbb. s. Schüler); vgl. Moninger, s. L. Weitere Originalzeichnungen im Stadtmus. München (Maillinger-Slg., P), Staatl. Graph. Slg. München, Bayer. Staatsbibl. München (Hss.-Abt.).

  • Porträts

    in TH München, Architekturslg. (u. a. Totenmaske);
    Erzstandbild v. M. Widnmann (München, Gärtnerplatz);
    Büste v. dems. (ebd., Ruhmeshalle);
    vgl. ()H. W. Singer, Allg. Bildniskat. IV, 1931, Nr. 30 473-89.

  • Autor/in

    Oswald Hederer
  • Zitierweise

    Hederer, Oswald, "Gärtner, Friedrich Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 21 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118537083.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Gärtner, Friedrich von

  • Biographie

    Gärtner: Fr. v. G., Architekt, geb. zu Coblenz am 10. December 1792, gest. zu München am 21. April 1847, ist derjenige Baukünstler, welcher Klenze's Classicismus in der Gunst des Königs Ludwig lange Zeit durch seine Romantik verdrängend die zweite große Bauperiode in München eingeleitet und ihr den Stempel seiner Persönlichkeit aufgedrückt hat. In Coblenz als der Sohn eines Hofbauintendanten geboren, der von dort nach Würzburg und 1804 nach München berufen ward, machte er erst an der dortigen Akademie, dann 1812 bei Fontaine in Paris seine Studien und besuchte hierauf 1814—18 Italien, wo er sich besonders dem Studium der antiken Architekturen in Sicilien widmete und auch ein Werk über dieselben, „Ansichten der meist erhaltenen Monumente Siciliens“ herausgab. 1820 ging er dann nach Holland und England, ward aber noch im gleichen Jahre zurückberufen, um die Professur der Architektur an der Akademie zu übernehmen. Bald ward er auch zum obersten Leiter der Porzellanmanufactur, dann noch der Glasmalereianstalt ernannt. Erst um 1829 erhielt er indeß durch Cornelius' Verwendung, der ihn gefügiger als Klenze meinend, dem Könige empfahl, den Bau der Ludwigskirche und damit Gelegenheit sich in dem Vertrauen des Monarchen fo festzusetzen, daß er bis zu seinem Tode nicht wieder daraus verdrängt wurde. Man kann nicht sagen, daß er dasselbe sehr glänzend gerechtfertigt hätte, im Gegentheil war es ein Unglück für den König, wie für die Münchener Bauentwicklung, am allermeisten aber für Cornelius selber, mit dem er nun bald in die bitterste Feindschaft gerieth. Den wandelnden Neigungen des Königs gefällig entgegenkommend, beginnt hauptsächlich mit ihm jenes unselige Herumtappen in allen möglichen Stilformen, das in dieser zweiten Hälfte der königlichen Bauthätigkeit Alles das wieder verdarb, was Klenze durch seine richtige Einsicht, consequentes Vorgehen und überlegenes Talent in der ersten bereits errungen. Dafür herrschte jetzt jener romantische Dilettantismus, der von nun an die Münchener Baukunst fast ein volles Menschenalter hindurch charakterisirt, und Stilgefühl, decorative Kunst wie das Handwerk gleich sehr herunterbrachte. Er hat denn auch der unteren Hälfte der Ludwigsstraße jenes öde, mönchisch rohe Gepräge aufgedrückt, das jedes feinere Kunstgefühl beleidigt. Gleichwol kann man nicht sagen, daß G. ohne Talent gewesen, denn wenn z. B. die Silhouette der Ludwigskirche einen so nüchternen Eindruck macht, so liegt dies hauptsächlich am Könige selber, der aus dem Plan die projectirte Kuppel über der Vierung strich. Der Hauptfehler Gärtner's war sein Mangel an feinem Gefühl, der ihm selbst bessere Compositionen wie die des Treppenhauses in der Bibliothek verdarb, die noch während des Baues der Ludwigskirche ebenfalls in einer Art von florentinisch-romanischem Stil begonnen ward. Dasselbe gilt von der später durch Klenze vollendeten Befreiungshalle in Kehlheim, einer wunderlichen Nachahmung des Battisteriums in Pisa, in deren Innerem 38 einen Ring schließende Victorien den damaligen deutschen Bund symbolisiren und deren künstlerischer Werth allerdings dem der Institution selber entspricht. — Imponirt die Bibliothek trotz ihrer unerhörten Armuth an Formen, die eine 500 Fuß lange Fronte vollkommen ungegliedert läßt, so baute außerdem G. in der Ludwigsstraße noch die Universität, die ihr gegenüberliegenden beiden Convicte, die Salinen-Administration, das Blinden-Institut u. A. mehr oder weniger|in romanischem Stil, alles Gebäude, deren Nüchternheit und finsteres Wesen am allerwenigsten über ihre Unzweckmäßigkeit und Raumverschwendung zu trösten vermag, deren Technik aber einen kläglichen Rückgang der so glänzend vom König begonnenen Kunstbestrebungen documentirt. Besser sind jene beiden die Straße abschließenden triumphbogenartigen Gebäude, die der Loggia dei Lanzi direkt, aber ohne Verständniß ihres malerischen Sinns nachgeahmte Feldhernhalle und das den Constantinsbogen mit Geschick wiedergebende Siegesthor, das allein von allen Gärtner’schen Bauten eine wirkliche Zierde der Stadt genannt werden muß, deren Hauptverdienst freilich dem lediglich nachgebildeten klassischen Muster zufällt. — Von weiteren Bauten wäre dann noch der Münchener Campo santo sowie das sogenannte pompejanische Haus in Aschaffenburg zu nennen, eine Villa in römischem Geschmack, und die byzantinische öde Residenz in Athen. Nach Cornelius' Weggang von München erhielt G. auch das Directorium der Akademie, das er bis zu seinem Tode bekleidete und dort denselben ungünstigen Einfluß äußerte wie in der Architektur mit seiner Ersetzung der Renaissance durch die armen und wenig elastischen romanischen Bauformen, deren unbehülfliche Dürftigkeit sich nun auch alsbald in der Privatbauthätigkeit fortsetzte, wo Gärtner's Schüler, Bürklein, Sipmann, Greuter, Voit u. A. eine trotz allen Talents selten recht erfreuliche Thätigkeit entwickelten. Denn daß der romanische Stil nur durch geschickte Benutzung des ihn beseelenden malerischen Elements, farbiger Decoration sowol als Plastik und Malerei angenehm zu wirken vermag, das begriffen weder G. noch seine Schüler, im Gegentheil erlahmten monumentale Malerei und Sculptur unter seiner Herrschaft vollständig, und keine einzige seiner Bauten leistet weder in dieser, noch weniger aber in decorativer Beziehung irgend Erhebliches. Im Gegentheil hat er selbst die Fresken der Ludwigskirche durch eine unpassend schreiende Decoration nicht wenig beeinträchtigt. — Nichtsdestoweniger muß zugegeben werden, daß wenn Gärtner's Bauten an Werth und Verständniß der Zeit und ihrer Forderungen nicht entfernt an das hinanreichen, was gleichzeitig Schinkel und Semper schufen, oder was später Hansen im byzantinischem Stile leistete, dennoch die mit ihm beginnende Bauperiode ein ungewöhnlich passender Ausdruck für das damals zur Herrschaft gelangende Regierungssystem eines Abel und Wallerstein war, wie denn in beiden sich die romantische Willkür mit bigott mönchisch finsterem Wesen verbanden, ein Anachronismus in unserer Zeit, dem das Jahr 1848 alsbald ein klägliches Ende bereitete.

  • Autor/in

    Pecht.
  • Zitierweise

    Pecht, Friedrich, "Gärtner, Friedrich Ritter von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 380-381 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118537083.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA