Rahn, Johann Rudolf
- Lebensdaten
- 1841 – 1912
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- Kunsthistoriker ; Zeichner ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118833561 | OGND | VIAF: 5728065
- Namensvarianten
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- Rahn, Johann Rudolf
- Rahn, G. R.
- Rahn, G. Rodolfo
- Rahn, J. R.
- Rahn, J. Rud.
- Rahn, J. Rudolf
- Rahn, J. Rudolph
- Rahn, J.-R.
- Rahn, J.R.
- Rahn, Joannes Rudolphus
- Rahn, Johann
- Rahn, Johann Rudolph
- Rahn, Johann-Rudolf
- Rahn, Johannes Rudolphus
- Rahn, R.
- Rahn, Rudolf
- Rahn, Johann-Rudolph
- Rahn, Rudolph
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Rahn, Johann Rudolf
Kunsthistoriker, * 24.4.1841 Zürich, † 28.4.1912 Zürich. (reformiert)
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Genealogie
Aus seit d. 15. Jh. in Z. nachweisbarer Zunftmeister- u. Ratsherrenfam.; Zu dieser gehören u. a. d. Seckelmeister u. Reichsvogt →Johann (Hans) Heinrich (1622–76), d. auch math. u. astronom. Schrr. verfaßte (s. ADB; Schweizer Lex.), dessen S →Johann (Hans) Heinrich (1646–1708), ebenfalls Seckelmeister u. Reichsvogt, Publizist, Vf. v. Schrr. z. Zürcher u. schweizer. Gesch. (Ms. in d. Zentralbibl. Zürich), (s. ADB 27) u. E Dr. med. →Johann (Hans) Heinrich (1709–86), Obervogt zu Erlenbach u. Stiftspfleger, initiierte 1745 d. Gründung e. physikal. Ges. in Z. u. d. ersten botan. Garten ebd., Mitgl. d. Leopoldina (s. Pogg. II) u. Ur-E Dr. med. →Johann (Hans) Konrad (1737–87), Prof. f. Physiol. am 1781 gegr. med.-chirurg. Inst. in Z., führte 1760 d. Pokkenschutzimpfung in Z. ein (s. Pogg. II; BLÄ; alle s. HBLS); – V →Johann Heinrich (1803–47), Apotheker in Z., S d. →Johann Rudolf (1776–1835), Arzt in Z., u. d. Regula Meyer;
M Maria (1802–43), T d. Johannes Ziegler (1768–1830, ⚭ 2] Dorothea Rahn), Verlagsbuchhändler in Z., übernahm 1791 d. Buchhandlung Steiner, Großrat, Stadtrat u. Spitalschreiber in Z. (s. HBLS), u. d. Regula Hottinger († 1813);
Ur-Gvv →Johann Heinrich (1749–1812), Dr. med., Prof. f. Math. u. Physik am Carolinum in Z., Initiator u. Präs. d. Allg. Schweiz. Ges. f. Beförderung des Guten 1784–99, Stifter u. Präs. d. Helvet. Ges. korr. Ärzte u. Wundärzte 1788–98, kaiserl. Hof- u. Pfalzgf., Senator (s. ADB 27; BLÄ; HBLS);
Tante-m Margarethe (⚭ Johannes Steiger), in Herisau (Kt. Appenzell-Außerrhoden), zogen R. auf; Verwandter (?) →Ludwig Meyer v. Knonau (1769–1841), Staatsrat, Jurist, Hist. (s. NDB 17);
– ⚭ Thalwil 1868 Caroline (1845–1909, s. W), T d. Johann Conrad Meyerv. Knonau u. d. Catharina Carolina N. N.;
2 T. -
Biographie
Früh verwaist und bei Verwandten in Herisau aufgewachsen, wurde R. von seinem Vormund Eduard Meyer zum Kaufmann bestimmt. Nach zwei Jahren durfte er jedoch die Lehre abbrechen, sich auf die Maturität vorbereiten und zugleich als Hörer im WS 1860/61 an den beiden Zürcher Hochschulen ein Studium der Kunstgeschichte aufnehmen, wo er besonders von →Wilhelm Lübke (1826–93) geprägt wurde, aber u. a. auch →Gottfried Semper hörte. Daneben wurde R. von dem Archäologen →Ferdinand Keller (1800–81) gefördert, der auch sein zeichnerisch-dokumentarisches Talent erkannte. Seit 1863 studierte R. in Bonn, wo er v. a. von Anton Springer (1825–91) beeindruckt war, dann in Berlin, bevor er 1866 mit der fertigen Dissertation „Ueber den Ursprung und die Entwicklung des christl. Central- und Kuppelbaus“ zur Promotion nach Zürich zurückkehrte. Es folgte eine mehrmonatige Italienreise, aus der v. a. der Aufsatz „Ravenna, Eine kunstgeschichtl. Studie“ (1869) resultierte. R.s Konzentration auf die frühchristliche und mittelalterliche Kunst machte ihn zum idealen Mitarbeiter des entsprechenden Bandes der 2. Auflage von Karl Schaases „Geschichte der bildenden Künste“ (Bd. 3, 1869). 1869 habilitierte er sich an der Zürcher Univ.; im folgenden Jahr wurde er zum Extraordinarius, 1877 zum Ordinarius ernannt. Hinzu kam 1883 eine Professur am Polytechnikum. Angeregt durch Lübke, hatte sich R. inzwischen intensiv der Erforschung der mittelalterlichen Kunst der Schweiz zugewandt, wofür er auch die entferntesten Orte aufsuchte und äußerst exakte Zeichungen anfertigte. Binnen fünf Jahren verfaßte er so sein Hauptwerk, die 1873-76 publizierte „Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz“. Bereits 1872 begann R., beeinflußt durch die dt. Kunsttopographie von Wilhelm Lotz, das Projekt eines eigentlichen Inventars („Statistik“), aus dem später unter seinen Schülern Josef Zemp und Robert Durrer die „Kunstdenkmäler der Schweiz“ hervorgingen. Daneben verfaßte er zahlreiche Monographien und redigierte von 1879-95 den „Anzeiger für Schweizer. Altertumskunde“. 1880 gehörte R. zu den Initiatoren der „Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kulturdenkmäler“, 10 Jahre später zu den Promotoren des Schweizer. Landesmuseums in Zürich.
R. zählt zu den Begründern der modernen Denkmalpflege in der Schweiz, für die er als Publizist und Wissenschaftler, aber auch als Lehrer und – dank seines qualitativ wie quantitativ beeindruckenden zeichnerischen Œuvres – als Dokumentarist Außerordentliches und vielfach bis heute Grundlegendes leistete. Hatte der um eine Generation ältere →Jacob Burckhardt die große kulturhistorische Gesamtschau verfolgt, so markiert R.s Tätigkeit gewissermaßen den entgegengesetzten methodischen Pol der damaligen Kunstgeschichte mit einem ganz auf das Einzelobjekt gerichteten Blick und Engagement.
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Werke
u. a. Zur Statistik schweizer. Kunstdenkmäler, in: Anz. f. schweizer. Altertumskunde 1872-1876, 1881-1889;
Studien üb. d. Maness. Liederslg., in: ebd., 1877/3;
Das Psalterium aureum v. St. Gallen, 1878;
Die ma. Kunstdenkmäler d. Kantons Tessin, 1893/94;
Erinnerungen aus den ersten 22 Jahren meines Lebens, in: Zürcher Taschenbuch N. F.|Bd. 40, 1919, S. 1-98;
Bd. 41, 1920, 1-90;
C. F. Meyer – J. R. Rahn, Briefe, hg. v. H. Zeller (in Vorbereitung). – Verz. d. Schrr. Literar. Arbeiten v. Herrn Prof. Dr. J. R. R. sel., auf Grund e. v. ihm selbst geführten Verz., in: Anz. f. Schweizer. Gesch., N. F. 11, 1912, S. 261-79, hg. v. J. Zemp;
Veröffentlichungen v. J. R. R. z. schweizer. Kunstgesch. u. Altertumskunde, in: Anz. f. schweizer. Altertumskünde, N. F. 14, 1912, S. 7-15. – Zeichner. Nachlaß: Zentralbibl. Zürich, Grafische Slg. -
Literatur
J. Zemp, in: Anz. f. Schweizer. Altertumskunde N. F. 14, 1912/1, S. 1-7;
G. Meyer v. Knonau, in: Neuj.bl. z. Besten d. Waisenhauses in Zürich f. 1914;
ders., in: BJ 17, S. 9-14;
ders. in: W. Schnyder-Sproß, Die Fam. Rahn v. Zürich, 1951, S. 437-41;
Slg. v. Handzeichnungen aus d. Nachlass v. Prof. Dr. J. R. R., Ortsreg., 1931;
U. Isler-Hungerbühler, J. J. R., 1956 (mit Ergg. z. W-Verz.);
A. Knoepfli, Schweizer. Denkmalpflege, Gesch. u. Doktrinen, in: Schweizer. Inst. f. Kunstwiss., Jb. 1970/71, bes. S. 25-29, 35, 38-40, 48-50;
A. Reinle, Der Lehrstuhl f. Kunstgesch. an d. Univ. Zürich bis 1939, in: Kunstwiss. an Schweizer Hochschulen, ebd., Jb. 1972/73, S. 71-68, bes. S. 77-81;
HBLS (P). -
Porträts
Fotos u. Ölgem., u. a. v. E. Stückelberg (Privatbes.;
Zentralbibl. Zürich, Grafische Slg.) -
Autor/in
Hans-Rudolf Meier -
Zitierweise
Meier, Hans-Rudolf, "Rahn, Johann Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 112-113 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118833561.html#ndbcontent