Bardeleben, Adolf von
- Lebensdaten
- 1819 – 1895
- Geburtsort
- Frankfurt/Oder
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Chirurg ; Arzt
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 104069236 | OGND | VIAF: 37343214
- Namensvarianten
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- Bardeleben, Adolf (bis 1891)
- Bardeleben, Adolf von
- Bardeleben, Adolf (bis 1891)
- bardeleben, adolf
- Bardeleben
- Bardeleben, A.
- Bardeleben, A. von
- Bardeleben, H.
- Bardeleben, H. A.
- Bardeleben, H.A.
- Bardeleben, Heinrich A.
- Bardeleben, Heinrich Adolf
- Bardeleben, Heinrich Adolf von
- Schwager-Bardeleben, A.
- Schwager-Bardeleben, Ad.
- Schwager-Bardeleben, Adolf
- Schwager-Bardeleben, Adolphus
- Schwager-Bardeleben, H.
- Schwager-Bardeleben, H. A.
- Schwager-Bardeleben, H.A.
- Schwager-Bardeleben, Heinrich A.
- Schwager-Bardeleben, Heinrich Adolf
- Schwager-Bardeleben, Henricus Adolphus
- bardeleben, adolph
- Bardeleben, Heinrich Adolph
- Schwager-Bardeleben, Adolph
- Schwager-Bardeleben, Heinrich Adolph
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Bardeleben, Adolf von (seit 1891)
Chirurg, * 1.3.1819 Frankfurt/Oder, † 24.9.1895 Berlin. (evangelisch)
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Genealogie
V →Heinrich Karl Ludwig Bardeleben (s. 2);
⚭ 1) 1848 Sohre Auguste, T des →Karl Gottlob Zumpt, Grammatiker, 2) Helene Kremnitz;
S Karl von Bardeleben, Anatom, Gründer der Anatomischen Gesellschaft und Herausgeber der anatomischen Werke Goethes, →Kurt von Bardeleben (1861–1924), bekannter Schachspieler und Erfinder der Wismuth Brandbinde;
T →Mite (1852–1916), Schriftstellerin (⚭ Dr. Kremnitz, Arzt der rumänischen Königsfamilie). -
Biographie
B. studierte in Berlin, Heidelberg, Gießen und Paris; 1841 promovierte er in Berlin, wurde 1843 physiologischer Assistent in Heidelberg, nach seiner Habilitation 1848 außerordentlicher und 1849 ordentlicher Professor in Greifswald. 1868 kam er als Nachfolger von Jüngken nach Berlin und war dort auch Direktor der Chirurgischen Klinik der Charité. 1866 und 1870/71 befand er sich als konsultierender Generalarzt im Felde. Ein Mediziner mit ausgedehnter Literaturkenntnis und scharfem kritischen Sinn, wurde B. besonders bekannt durch sein Handbuch der Chirurgie und Operationslehre (4 Bände, 1879–82), das jahrelang als das beste Lehrbuch der Chirurgie in Deutschland galt. B. war eifriger Mitarbeiter an den Jahresberichten R. Virchows und A. Hirschs; als einer der ersten auf dem Kontinent führte er die von ihm erheblich modifizierte und vereinfachte antiseptische Wundbehandlung J. Listers ein. Er war auch Verfasser von kriegschirurgischen Werken.
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Literatur
ADB XLVI;
A. Köhler, Gedächtnisrede auf A. v. B., in: Zbl. f. Chirurgie 22, 1895;
K. Sudhoff, in: Hess. Biogrr. I, 1918, S. 299 ff.;
BLÄ I, 1929; für T Mite: DBJ Überleitungsbd. I (Totenliste 1916, unter Kremnitz
). -
Porträts
Holzschnitte in: LIZ 90, 1888, S. 503, 105, 1895, S. 412.
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Autor/in
Walther Fischer -
Zitierweise
Fischer, Walther, "Bardeleben, Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 583 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104069236.html#ndbcontent
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Bardeleben, Adolf von
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Biographie
Bardeleben: Adolf v. B. wurde am 1. März 1819 zu Frankfurt a. O. geboren. Nachdem er auf dem dortigen Gymnasium seine Schulbildung beendet hatte, studirte er von 1837—1843 in Berlin, Heidelberg, Gießen und Paris Medicin. 1841 promovirte er im Alter von 22 Jahren mit der unter Bischoff's (Gießen) Leitung und Einfluß entstandenen Arbeit „Ueber den Bau der Drüsen ohne Ausführungsgänge“. Eine Arbeit, die lange im Vordergrunde der Litteratur über diese Dinge gestanden hat, und auch später von Virchow noch hervorgehoben wurde.
Nach bestandener Staatsprüfung wurde B. Prosector und Assistent für Physiologie in Heidelberg, seine pathologischen und anatomisch-physiologischen Studien bildeten ihn so in vortrefflicher Weise vor für die Chirurgie. Von Heidelberg ging er als Prosector Bischoff's nach Gießen. Dort war er nebenbei einer der hervorragendsten Schüler des gelehrten Chirurgen Wernher. B. habilitirte sich in Gießen, wurde 1848 Extraordinarius daselbst und folgte 1849 mit 30 Jahren einem Ruf als Ordinarius nach Greifswald, an Stelle Baum's. Dort blieb er, bis nach Jüngken's Tode 1868 der ehrenvolle Ruf an die Universität Berlin an ihn erging. In Berlin an der königlichen Charité wirkte er bis zu seinem Tod am 24. September 1895.
Von größeren Arbeiten ist sein bedeutendstes Werk die Uebersetzung und mit der Zeit völlig freie Umarbeitung von Vidal's „Traité de pathologie": „Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre mit freier Benutzung von Vidal's Traité de pathologie externe et de médecine opératoire“ (Berlin), welches Buch, bekannt als „Bardeleben's Handbuch der Chirurgie und Operationslehre“, jahrelang unbestritten das beste Lehrbuch der Chirurgie war, dessen Neuauflagen er stets selbst mit größter Gewissenhaftigkeit und mit Berücksichtigung aller neueren Fortschritte auf diesem Gebiet durcharbeitete. 44 Jahre lang lieferte B. die Referate über die allgemeine Chirurgie und die Chirurgie der Gefäße und Nerven in den Virchow-Hirsch’schen Jahresberichten. Durch seine eminente Kenntniß der Litteratur in vielen Sprachen, durch seine scharfe Kritik hat er in gleicher Weise in diesen Referaten Hervorragendes geleistet, wie seine besonnene Kritik oft auch auf Congressen Neuerungen gegenüber vor allzuraschen Schlüssen und Folgerungen bewahrte. Hervorzuheben sind noch die Berichte seiner Klinik in den Charité-Annalen, in denen er einen Ueberblick über seine gesammte klinische Thätigkeit gab. Eine Menge kleinerer Arbeiten finden sich außerdem in den verschiedensten deutschen und französischen Zeitschriften, wobei man den Antheil, den er an den zahlreichen Aufsätzen seiner Assistenten, die als Mittheilungen aus der v. Bardeleben’schen Klinik herausgekommen sind, nicht unterschätzen darf.
Große Verdienste hat B. an der Einführung aller neuen hervorragenden Erfindungen, Operationsverfahren etc. etc. Er war einer der ersten, der auf dem Continent die Lister’sche Methode einführte und durchführte, was ihm besonders deshalb so schnell und gründlich gelang, weil er es ermöglichte, den Lister’schen Verband in einfacherer und billigerer Weise herzustellen, als bei dem ursprünglichen Verfahren möglich war. Später führte er mit derselben Energie die Aseptik durch mittelst des „trockenen Verfahrens“. Bis zum Tode beschäftigte ihn und regte er immer wieder die Frage ob Aether- oder Chloroformnarkose an.
Auf die Methode des Unterrichts verwendete B. die größte Sorgfalt. Schon in Greifswald reformirte er geradezu den klinischen Unterricht. Er legte großen Werth auf den Operationscurs und war auf Grund seiner anatomischen und pathologischen Ausbildung wie wenige befähigt chirurgische Anatomie zu lehren.
Sowol 1866 wie 1870/71 widmete B. als consultirender Chirurg seine ganzen Kräfte der Armee, aber auch in Friedenszeiten gewann er durch seine Stellung an der Charité nahe Beziehungen zur Militär-Medicinalverwaltung|und hatte großen Einfluß in den Conferenzen über die Reorganisation des militärischen Sanitätswesens. Eine seiner letzten Arbeiten betraf die kriegschirurgische Bedeutung der neueren Geschosse. Viele Auszeichnungen ehrten ihn und Kaiser Wilhelm II. erhob ihn 1891 in den erblichen Adelstand.
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Literatur
Angerer, Nekrolog in der Münchener med. Wochenschrift 1895, Nr. 43. — Köhler, Nekrolog im Centralblatt f. Chirurgie 1895, Nr. 42. —
Köhler, Nekrolog in der Berliner klin. Wochenschrift 1895, Nr. 40. — Köhler, Nekrolog in Langenbeck's Archiv f. klin. Chirurgie, Bd. 51. -
Autor/in
O. Hildebrand. -
Zitierweise
Hildebrand, Otto, "Bardeleben, Adolf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 46 (1902), S. 214-215 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104069236.html#adbcontent