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Angola ist geprägt von reichhaltigen Musik- und Tanzkulturen, von Kolonialherrschaft und Sklaverei, von anti-kolonialem Widerstand und einem Bürgerkrieg, welcher mit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 begann und bis 2002 wüten sollte.... more
Angola ist geprägt von reichhaltigen Musik- und Tanzkulturen, von Kolonialherrschaft und Sklaverei, von anti-kolonialem Widerstand und einem Bürgerkrieg, welcher mit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 begann und bis 2002 wüten sollte. Die marxistisch-leninistische Linie des seit 1975 regierenden Movimento Popular de Libertação de Angola (»Populäre Bewegung für die Befreiung Angolas«) wich seit den 1990er Jahren unter Präsident José Eduardo dos Santos einem petro-kapitalistischen neoliberalen System. Hier ist jede*r auf sich selbst gestellt und versucht, sich durch Verbindungen zur Machtelite Vorteile in der informellen Wirtschaft zu verschaffen. In der angolanischen Hauptstadt Luanda entwickelten Tänzer, Produzenten und Animadores genannte Vocalkünstler Anfang der 1990er-Jahre eine Form einheimischer elektronischer Tanzmusik, die Kuduro (»Harter Hintern«) genannt wird.
Als Tanz kann Kuduro sexy, akrobatisch und kompetitiv sein oder an Gewalt erinnern. Kuduro wird auf Hinterhöfen und Stadionbühnen, im Fernsehen und im Internet performt. Kuduro ist digitally native und kann sich unter volatilen politischen und wirtschaflichen Bedingungen seit über 20 Jahren durchsetzen. Kuduro ist die populärste Jugendkultur Angolas und eröffnet somit einen Zugang zur angolanischen Gesellschaft. Diese Gesellschaft operiert unter den Einflüssen von Ölboom, postkolonialem und post-sozialistischem Erbe und einem 27-jährigen Bürgerkrieg. In diesem Beitrag argumentiere ich, dass sich die Musikethnographie des frühen 21. Jahrhunderts mit breiter Digitalisierung und mit post-sozialistischen Bedingungen auch im Globalen Süden konfrontiert sieht. Um mit diesen Gemengelagen zurande zu kommen, stehen ihr verfeinerte Theorien zur Verfügung, die spezifische Machtverhältnisse über binäre Vorstellungen von Unterdrückung und Widerstand hinaus konzeptualisieren.
Diese gesellschaftlichen und akademischen Entwicklungen verändern die Qualität musikethnographischer Arbeit und zwingen Forschende zum Nachjustieren ihrer Positionierungen. In diesem Beitrag reflektiere ich diese Punkte anhand meiner Kuduro-Forschung, die ich zwischen 2011 und 2017 durchführte. Daten generierte ich durch narrative Interviews, audiovisuelle Aufnahmen und Dichte Teilnahme.
Ich reflektiere zunächst, wie die diffusen Verhältnisse im Feld meine eigene Positionierung durch Selbstzensur und widersprüchliche Allianzen prägten. Dann gehe ich auf ethische Überlegungen und konkrete Vorgehensweisen im digital vernetzten Forschungsfeld Facebook ein, um diese im nächsten Schritt mit Bezug auf Johannes Fabians Konzept der Gleichzeitigkeit zu theoretisieren. Abschließend diskutiere ich Methoden der Tanzforschung und stelle das von mir entwickelte interaktive Tanzinterview vor.
Als Tanz kann Kuduro sexy, akrobatisch und kompetitiv sein oder an Gewalt erinnern. Kuduro wird auf Hinterhöfen und Stadionbühnen, im Fernsehen und im Internet performt. Kuduro ist digitally native und kann sich unter volatilen politischen und wirtschaflichen Bedingungen seit über 20 Jahren durchsetzen. Kuduro ist die populärste Jugendkultur Angolas und eröffnet somit einen Zugang zur angolanischen Gesellschaft. Diese Gesellschaft operiert unter den Einflüssen von Ölboom, postkolonialem und post-sozialistischem Erbe und einem 27-jährigen Bürgerkrieg. In diesem Beitrag argumentiere ich, dass sich die Musikethnographie des frühen 21. Jahrhunderts mit breiter Digitalisierung und mit post-sozialistischen Bedingungen auch im Globalen Süden konfrontiert sieht. Um mit diesen Gemengelagen zurande zu kommen, stehen ihr verfeinerte Theorien zur Verfügung, die spezifische Machtverhältnisse über binäre Vorstellungen von Unterdrückung und Widerstand hinaus konzeptualisieren.
Diese gesellschaftlichen und akademischen Entwicklungen verändern die Qualität musikethnographischer Arbeit und zwingen Forschende zum Nachjustieren ihrer Positionierungen. In diesem Beitrag reflektiere ich diese Punkte anhand meiner Kuduro-Forschung, die ich zwischen 2011 und 2017 durchführte. Daten generierte ich durch narrative Interviews, audiovisuelle Aufnahmen und Dichte Teilnahme.
Ich reflektiere zunächst, wie die diffusen Verhältnisse im Feld meine eigene Positionierung durch Selbstzensur und widersprüchliche Allianzen prägten. Dann gehe ich auf ethische Überlegungen und konkrete Vorgehensweisen im digital vernetzten Forschungsfeld Facebook ein, um diese im nächsten Schritt mit Bezug auf Johannes Fabians Konzept der Gleichzeitigkeit zu theoretisieren. Abschließend diskutiere ich Methoden der Tanzforschung und stelle das von mir entwickelte interaktive Tanzinterview vor.
Resumo Os conceitos de coetaneidade e pós-colonialidade referem-se a movimentos de ampliação das perspectivas a partir das quais as Ciências Sociais abordam o continente africano contemporaneamente, suscitando críticas ao caráter... more
Resumo Os conceitos de coetaneidade e pós-colonialidade referem-se a movimentos de ampliação das perspectivas a partir das quais as Ciências Sociais abordam o continente africano contemporaneamente, suscitando críticas ao caráter eurocêntrico de seu referencial mais clássico. Experiências de pesquisa em contextos africanos, sobretudo em Países Africanos de Língua Oficial Portuguesa (PALOP), são um componente significativo do processo de internacionalização da pesquisa e da pós-graduação em Ciências Sociais e produz aportes fundamentais para a consolidação da Educação das Relações Étnico-Raciais (ERER) nas instituições de ensino brasileiras, afirmando-se, assim, a relevância da temática proposta. Este dossiê reúne artigos dedicados à compreensão da contemporaneidade do continente africano tanto por meio de análises de processos históricos à luz de novos conceitos e abordagens das Ciências Sociais quanto da rediscussão de determinados pressupostos teórico-metodológicos à luz de novas questões, problemas, conflitos e práticas sociais. Para apresentá-lo, este artigo percorre a construção e as principais críticas aos dois conceitos que o estruturam: coetaneidade e pós-colonialidade. Ao final, buscamos mostrar como as limitações e potencialidades desses conceitos se tornam mais evidentes em diálogo com os conceitos de africanidade e de diáspora.