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Untersuchungen zum Udanavarga [Ched-du brjod-pavi tshoms]

1988

UNTERSUCHUNGEN ZUM UDÂNAVARGA Unter Berücksichtigung mittelindischer Parallelen und eines tibetischen Kommentars Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu BONN vorgelegt von MICHAEL BALK aus BONN BONN 1988 > ■k ' < ■ '; ■ -X- •'•. i,Virf. < ■. k ’ ■'.' V'\ . ■, A - --i).■ '7 ■ , ■ .7 lV'. > 1 ;A; ‘ ’ : ä ' ■ ■■■!>' 'V& -A 7. 1 'fr.W' > - .■ y f\& ;v> •■'■ ' .; > : ' ■ *i ï ■ ■ ' V ■'■'-■• ' • ■ ’ r ' -• ■ '■'■ ” UNTERSUCHUNGEN ZUM UDÂNAVARGA Unter Berücksichtigung mittelindischer Parallelen und eines tibetischen Kommentars Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu BONN vorgelegt von BALK MICHAEL aus BONN BONN 1988 Angefertigt mit Genehmigung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1. Referent: Prof. Dr. Michael Hahn 2. Referent: Prof. Dr. Claus Vogel Tag der mündlichen Prüfung: 17. Dezember 1986 Druck: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität INHALTSÜBERSICHT I. VORWORT 11 II. EINLEITUNG 1. Forschungsgegenstand 13 2. Forschungsgeschichte 17 3. Anliegen und Anlage der vorliegenden Arbeit 27 III. METRISCHE UNTERSUCHUNG ZUR DHP-UV-LITERATUR 1. Allgemeines 35 § 1 Versfüße — § 2 Sekundärliteratur — § 3 Untersuchungsgegenstand — § 4 Die vorgefundenen Versmaße — § 5 Selten gegen irregulär — § 6 Die Lizenz einer Kürze — § 7 Die Lizenz einer Länge — § 8 Quantitäts­ schwankungen im Inlaut. 2. Anuçfubh — ungerade Zeilen 44 § 9 Die ungeraden Zeilen der Anuçjubh — § 10 Gibt es eine ta-Vipulä? — §11 Die Struktur einer Pathyä — § 12 Die Strukturen sa-ya und naya — § 13 ma-Vipulä — § 14 bha-Vipulä — § 15 na-Vipulä — §16 ra-Vipulä — §17 sa-Vipulä — §18 Alte Anuçtubh — § 19 Übersicht über die regu­ lären Strukturen — § 20 Ist die erste Silbe anceps? — § 21 Allgemeine Regeln zum Bau ungerader Anu$|ubh-Zeilen. 3. Anuçfubh — gerade Zeilen 64 § 22 Zweite Zeilenhälfte in geraden Anuçîubh-Zeilen — §23 Erste Zeilen­ hälfte in geraden Anu?tubh-Zeilen. 4. Der sogenannte Elf-Zwölf-Silber § 24 Triçtubh und Jagatî — § 25 Ausgang der Triçjubh — § 26 Mittelsilben 72 4 Inhaltsübersicht der Triçjubh — § 27 ra-Gaija in den Mittelsilben — §28 sa-Gana in den Mittelsilben — § 29 Spondeus in den Mittelsilben — § 30 ta-Gana in den Mittelsilben — § 31 na-Gana in den Mittelsilben — § 32 ma-Gana in den Mittelsilben — §33 ja-Gana in den Mittelsilben — §34 Inserted fifth — §35 Eingang der Triçjubh — § 36 Übersicht über die Bildeweise einer Tri?jubh-Zeile. 86 5. überzählige Anuçjubh- und Triçtubh-Zeilen § 37 Einige allgemeine Überlegungen zum Problem überzähliger Zeilen — § 38 Forschungsgeschichtlicher Rückblick — § 39 Das weitere Vorgehen — § 40-48 überzählige Triçjubh-Zeilen — §§ 49-72 überzählige gerade Anuçjubh-Zeilen —§§ 73-106 überzählige ungerade Anujjubh-Zeilen — § 107 Zusammenfassung — § 108 Folgerungen. 6. Unterzählige Zeilen (§ 109) 159 7. Morenzählende Versmaße 163 § 110 Vorbemerkung zu den morenzählenden Versmaßen — § 111 Moren­ zählende Versmaße im allgemeinen — § 112 Vaitâlîya und Aupacchandasaka — § 113 Auftakt in geraden Zeilen — § 114 Bildeweise der Struktur — § 115 Die Struktur in ungeraden Zeilen — § 116 Ungerade Zeilen mit drei- zehnmoriger Struktur — § 117 Ungerade Zeilen mit weniger als Zwölf Moren — § 118 Die Struktur in geraden Zeilen — §119 Gerade Zeilen mit dreizehnmoriger Struktur — § 120 Gerade Zeilen mit weniger als zwölf Moren. 8. Strophen mit verschiedenen Metren oder unklaren Versmaßen (§ 121) 180 IV. BEOBACHTUNGEN ZUR TIBETISCHEN ÜBERLIEFERUNG 185 1. Zu den Kolophonen der beiden tibetischen Texte Der Kolophon zur tibetischen Übersetzung des Udänavarga — Zur Person Dharmaträtas — Die Übersetzer des Udänavarga — Abhängigkeit der Übersetzung von Prajnävarmans Kommentar — Der Kolophon des tibe­ tischen Udänavargavivarana — Zur Schulzugehörigkeit — Die Übersetzer des Udävanvargavivarana. Prajnävarmans Inhaltsübersicht 2. Der Umfang des Udânavarga 5 189 Die verschiedenen Zählweisen — Divergenzen innerhalb des Tibetischen und in bezug auf den Sanskrit-Text — Prajiiävarman kommentiert ins­ gesamt 1007 Strophen. 3. Prajnävarmans Einleitung zum Kommentar 193 Die Einleitung des Kommentators gehört zu den Voraussetzungen einer Beurteilung der tibetischen Version des Udänavarga — Die Udäna-Strophen sind ein Teil der Zwölf mündlichen Lehrverkündigungen — Wie wurden die Udänas gelehrt? — Durch wen wurden die Udänas gelehrt? — Dharma- träta-Legende — War Prajiiävarman kein Vaibhâçika? — Zu wem wurden die Udänas gelehrt? — Warum wurden die Udänas gelehrt? — Zusammen­ fassung. 4. Aufbau einer Kommentierung 202 Einleitung zu einer Kommentierung — Geschichte oder Nidäna — Quint­ essenz einer Strophe — Erklärung der Einzelworte im Text — Schluß­ bemerkung zu einer Kommentierung — Zusammenfassung. 5. Vertauschung von Definiendum und Glosse 218 Zur Genese der Vertauschung in der tibetischen Übersetzung des Kommen­ tars — Belege für die Vertauschung — Folgerungen. 6. Präverb erscheint in der Glosse 226 In einer Reihe von Fällen enthält die Glosse des Kommentars das tibetische Äquivalent des Präverbs, das sich im Sanskrit findet und das in der tibe­ tischen Version des Textes fehlt. 7. Komposita und Verwandtes 227 Auflösung von Dvandva-Komposita — Tatpuruça-Komposita — Komposita mit Alpha privativum im Vorderglied — Upapada-Komposita — Karma- dhäraya-Komposita — Bahuvrîhi-Komposita — Possessiva — Indische Etymologien — Folgerungen. 8. Vom Wortlaut der tibetischen Übersetzung abweichende Definienda In der Regel zitiert der tibetische Kommentar den Text in der Form, in der er in der tibetischen Übersetzung erscheint. In einigen Fällen zitiert 235 Inhaltsübersicht 6 der tibetische Kommentar den Text aber in einem Wortlaut, der davon abweicht. 9. Zusätze in der tibetischen Übersetzung des Udänavarga 243 An einer Reihe von Stellen hat der tibetische Übersetzer des Udänavarga Wörter eingefügt, die in der Vorlage nicht vorhanden sind. Uber die Vorlage hinausreichende Begriffe in der tibetischen Übersetzung sind als Zusätze bezeichnet. 10. Auslassungen in der tibetischen Übersetzung 247 Der Übersetzer des Udänavarga hat es in einigen Fällen unterlassen, ein­ zelne Wörter der Vorlage wiederzugegeben. Auslassungen sind weniger häufig als Zusätze. 11. Zur Wortbedeutung von gzan 249 gzan bedeutet "anderer". Der Kommentar verwendet diesen Ausdruck aber nicht nur zur Bezeichnung irgend welcher anderer, sondern auch zur Bezeichnung bestimmter anderer, über deren Identität sich Prajhävarman sehr wohl im klaren war. Mit diesen besonderen "anderen" sind vielleicht andere buddhistische Schulen gemeint. Ferner werden Lesarten des kommentierten Textes als Lesarten "anderer" bezeichnet. V. DISKUSSION AUSGEWÄHLTER STROPHEN Udänavarga 14 (I. 14) 259 Erster und dritter Päda sind nur zur Hälfte, der zweite gar nicht erhalten. Eine Parallele fehlt. Der Kommentar gestattet eine vollständige Rekon­ struktion der Strophe aus dem Tibetischen. Udänavarga 17 (I. 17) 262 In der zweiten Strophenhälfte weicht die tibetische Überlieferung in meh­ reren Punkten von der erhaltenen Fassung ab. Der Kommentar gestattet eine Rekonstruktion der in den Handschriften nicht erhaltenen Fassung der zweiten Rezension. Udänavarga 21 (I. 20) Die tibetische Übersetzung weicht im dritten Päda von der erhaltenen 265 Inhaltsübersicht 7 Fassung ab, der Kommentar bestätigt aber klar den Sanskrit-Text. Es scheint, daß der Übersetzer des Kommentars die Abweichung des SanskritTextes kenntlich gemacht hat. Udânavarga 37 (I. 34) 273 Die tibetische Fassung weicht von der erhaltenen in der dritten Zeile ab. Diese Abweichung wird durch den Kommentar bestätigt. Daneben diskutiert der Kommentar eine andere Lesart, die in der Sache der er­ haltenen Fassung entspricht. Udânavarga 44-45 (I. 41-42) 275 In der erhaltenen Fassung ist die erste Strophe Anuçtubh, die zweite Jagatî. Dem Kommentar zufolge handelt es sich um zwei zusammengehörige Strophen. Die erste Strophe läßt sich aus dem Tibetischen als Jagatî rekon­ struieren. Ferner findet sich im Kommentar ein Hinweis auf eine andere Lesart. Udânavarga 50-51 (II. 5-6) 281 In drei Pädas läßt sich aus dem Tibetischen eine Fassung rekonstruieren, die von der erhaltenen abweicht. Ferner findet sich eine stark interpreta­ torische Wiedergabe in der tibetischen Übersetzung, die auf Angaben des Sanskrit-Kommentars zurückzuführen ist, der bei der Übersetzung benutzt wurde. Der Übersetzer des Kommentars hat anscheinend den Umstand, daß die tibetische Übersetzung vom Sanskrit abweicht, kenntlich gemancht. Udânavarga 58 (II. 13) 291 In der erhaltenen Fassung ist ebenso wie im Pali das Versmaß der ersten Strophenhälfte Anu?(ubh, das der zweiten Triçjubh. In der zweiten Rezen­ sion sind beide Strophenhälften Anuçtubh, wie sich aus dem Tibetischen zeigen läßt. Udânavarga 61 (II. 16) Das Tibetische setzt in allen Pädas eine Fasung voraus, die von der erhal­ tenen abweicht und der Tendenz eher der Pali-Version entspricht. Der Kommentar nennt im zweiten Päda eine andere Lesart, die der erhaltenen Fassung des Udânavarga entspricht. 295 Inhaltsübersicht 8 Udänavarga 69 (III. 4) 299 Die tibetische Überlieferung setzt im dritten Päda eine Lesart voraus, die den Prakrit-Fassungen entspricht. Daneben verzeichnet der Kommentar eine andere Lesart, die dem erhaltenen Text entspricht. Udänavarga 87 (IV. 4) 302 Die erhaltene Fassung hat sechs Zeilen und stimmt mit der tibetischen Überlieferung gut überein. Der Kommentar kennt eine Fassung "anderer", in der den sechs zwei weitere Zeilen hinzugefügt sind. Es nennt auch den Grund, warum man so nicht lesen sollte. Die zwei zusätzlichen Zeilen lassen sich in der chinesichen Version des Udänavarga identifizieren. Udänavarga 96 (IV. 13) 306 Der Kommentar nennt für die vierte Zeile eine abweichende Lesart, die sich im Chinesischen identifizieren läßt. Udänavarga 124-125 (V. 3-4) 309 Das Tibetische zeigt mehrere Abweichungen vom erhaltenen Sanskrit- Text. Soweit eine Rekonstruktion möglich ist, zeigt sie Übereinstimmung mit dem Pali und dem PDhp. Udänavarga 131-132 (V. 10-11) 318 UV 132 ist die einzige Aryä-Strophe, die sich in den hier metrisch unter­ suchten Texten findet. Aus dem Tibetischen ergeben sich einige Abwei­ chungen vom erhaltenen Wortlaut. Vielleicht ist auch UV 131 in der zweiten Rezension eine Aryä. Der Kommentar diskutiert die Bedeutung von ömisa. Udänavarga 186 (VIR. 6) 325 Im zweiten Päda setzt das Tibetische eine vom erhaltenen Text abwei­ chende Fassung voraus. Der Kommentar nennt eine abweichende Lesart. Udänavarga 217 (X. 2) Statt des erhaltenen sräddha zu Anfang des dritten Päda ist wie im Pali dhîra zu lesen. Der Kommentar diskutiert, ob die Strophe in den Sraddhä- varga gehört, da das Wort im Text nicht vorkommt. Somit scheint die erste Rezension durch eine Änderung im Text ein Problem gelöst zu haben, das im Kommentar als Problem diskutiert wird. 329 Inhaltsübersicht Udânavarga 260 (XII. 13) 9 332 Die aus dem Tibetischen rekonstruierbare Fassung der zweiten Rezension weicht in allen Pädas von der erhaltenen ab. Die zweite Rezension stimmt zum Teil mit dem PHMs überein und hat in der Substanz eine ältere Version bewahrt. Udânavarga 270 (XIII. 3) 338 Die tibetische Fassung stimmt mit der erhaltenen überein. Der Kommentar gibt eine andere Lesart, die den Prakrit-Fassungen entspricht. Udânavarga 333 (XVI. 3) 340 Der Kommentar verweist auf "andere" Interpretationen zur Bedeutung von anaiigana. Eine andere Lesart, die genannt wird, entspricht der Wieder­ gabe des Begriffs in der tibetischen Übersetzung. Udânavarga 364 (XVII. 10) 345 Der Kommentar diskutiert die Varianten *nejaka und *nerika. Das erstere sollte man nicht lesen, auch wenn der Kontext es nahelegt. Udânavarga 367-368 (XVIII. 1-2) 349 Es ist ursprünglich wohl nicht gemeint, daß der Schüler die drei Welten "besiegt" (vijesyae), sondern daß er sie "erkennt" (vicesyae'). Dem Kom­ mentator sind beide Lesarten bekannt. Udânavarga 432 (XX. 16) 357 Die Wiedergabe des Textes in der tibetischen Übersetzung ist bemerkens­ wert frei. Der Kommentar bestätigt aber deutlich den erhaltenen Befund. Im vierten Päda wird eine Lesart diskutiert. Udânavarga 541 (XXV. 4) 363 Die erhaltene Fassung ist in der ersten Strophenhälfte Anu§(ubh, in der zweiten Hälfte Triç|ubh. Aus dem Tibetischen läßt sich eine vollständige Strophe mit Triçtubh-Zeilen in allen Pädas rekonstruieren. Udânavarga 741-742 (XXIX. 41-42) Es handelt sich ursprünglich um zwei Strophen mit verschiedenen Metren, Anuçtubh und Vaitâlîya. Die erste Rezension des Udânavarga und die Fas- 371 10 Inhaltsübersicht sung des Patna-Dharmapada zeigen gemeinsam eine Kontamination der beiden Strophen. Die zweite Rezension läßt sich aus dem Tibetischen rekonstruieren; in dieser Fassung sind die Strophen nicht kontaminiert. VI. KOMMENTIERTE KONKORDANZ 379 Hinweise zur Anlage der Konkordanz — I. Anityavarga — II. Kämavarga — III. Tççijâvarga — IV. Apramâdavarga — V. Priyavarga — VI. Sîlavarga — VII. Sucaritavarga — VIII. Vâcavarga — IX. Karmavarga — X. Sraddhâvarga — XI. Sramanavarga — XII. Mârgavarga — XIII. Satkâravarga — XIV. Drohavarga — XV. Smytivarga — XVI. Prakîrnakavarga — XVII. Udakavarga — XVIII. Puçpavarga — XIX. Asvavarga — XX. Krodhavarga — XXI. Tathägatavarga — XXII. Srutavarga — XXIII. Ätmavarga — XXIV. Peyälavarga — XXV. Mitravarga — XXVI. Nirvänavarga — XXVII. Pasya- varga — XXV1I1. Päpavarga — XXIX. Yugavarga — XXX. Sukhavarga — XXXI. Cittavarga — XXXII. Bhikçuvarga — XXXI11. Brähmanavarga. VII. ANMERKUNGEN VIII. LITERATURVERZEICHNIS IX. VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SIGLA X. LEBENSLAUF 493 501 513 517 VORWORT Die vorliegende Dissertation basiert auf einer Magisterarbeit, die ich 1981 der Philo­ sophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vorgelegt habe. Das Thema Arbeit - Philologische Untersuchungen zu Udânavarga 1 bis V - ist mir von Professor Michael Hahn gestellt worden. Die Aufgabe dieser Arbeit bestand darin, den Sanskrit-Text des Udânavarga mit der tibetischen Überlieferung zu vergleichen, die zu diesem Text existiert. Es handelt sich um zwei Werke der tibetischen Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit: um die tibetische Übersetzung des Udânavarga und um die Übersetzung eines im Original nicht erhaltenen, ursprünglich auf Sanskrit geschriebenen Kommentars zum Udâna­ varga. Im Rahmen der Magisterarbeit habe ich festgestellt, daß die tibetische Version des Udânavarga mit Hilfe des ursprünglichen Sanskrit-Kommentars angefertigt wurde; dies läßt sich durchaus noch anhand der allein erhaltenen tibetischen Fassung dieses Kommentars erkennen. Der Sanskrit-Text des Udânavarga liegt seit 1965 in einer vollständigen kritischen Edition vor, die tibetische Übersetzung des Textes wurde bereits 1911 herausgegeben. Der tibetische Kommentar war nur in Form der einheimischen Blockdrucke zugäng­ lich und ist von der Forschung wenig beachtet worden. Ende 1983 habe ich eine kriti­ sche Ausgabe dieses Kommentars fertiggestellt, die 1984 veröffentlicht wurde. Die vorliegende Dissertation, die darauf aufbaut, wurde ermöglicht durch ein Graduierten­ stipendium des Instituts für Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung (IBK). Die Arbeit versteht sich als ein Beitrag zur Geschichte früher buddhistischer Über­ lieferung am Beispiel eines bestimmten Textes, des Udânavarga. Hierbei geht es um Lesarten, Textkritik und Textverständnis. Das Instrumentarium dieser philologi­ schen Untersuchung ist der Vergleich: Der Text des Udânavarga wird zum einen mit Parallelfassungen, die in anderen mittelindischen Sprachen überliefert sind, zum anderen mit einer Überlieferung, die in tibetischer Sprache zum Udânavarga erhalten ist, verglichen. Aus der Gegenüberstellung des Udânavarga mit den beiden tibetischen Textzeugen - der Übersetzung des Udânavarga und dem tibetischen Kommentar - ergaben sich eine Reihe von Einzelbeobachtungen zu bestimmten Stellen des Udânavarga sowie Vorwort 12 einige Beobachtungen allgemeiner Art. Die tibetische Übersetzung des Textes scheint eine relativ freie Wiedergabe ihrer Sanskrit-Vorlage zu sein. Sie ist nicht immer eine wörtliche Umsetzung des Originals in tibetische Begriffe, und entsprechend behutsam ist vorzugehen, wenn man von der tibetischen Übersetzung auf den Wortlaut der Sanskrit-Fassung schließen will. Die Rekonstruktion oder Restitution einer Sans­ krit-Passage aus der tibetischen Übersetzung bedarf in jedem Fall der Bestätigung durch den Kommentar. Es erschien ferner notwendig, die Metrik des Udänavarga und seiner indischen Paralleltexte zu untersuchen, da Rückschlüsse aus dem Tibetischen auf eine vom erhaltenen Sanskrit-Text abweichende Fassung nur dann gezogen werden können, wenn man Klarheit darüber hat, was bei dieser Art von Literatur metrisch möglich ist. Ich danke Herrn Prof. Dr. Michael Hahn, auf dessen Anregung diese Arbeit zurück­ geht und der durch viele Hinweise und Korrekturvorschläge ihr Entstehen beglei­ tet hat. Ich danke ferner Herrn Prof. Dr. Claus Vogel, Herrn Dr. Helmut Eimer, Frau Ratna Basu und Herrn Geshey Perna Tsering in Bonn. Besonderen Dank schulde ich auch Frau Prof. Dr. Adelheid Mette, München, Herrn Jens-Uwe Hartmann, Göttin­ gen, Frau Dr. Junko Sakamoto-Goto und Herrn Dr. Toshifumi Goto, Freiburg, sowie, last but not least, Herrn Prof. Dr. Oskar von Hinüber für hilfreiche Kritik zur Unter­ suchung der Metrik und zum Mittelindischen. EINLEITUNG 1- Forschungsgegenstand Der Udänavarga ist eine Sammlung von etwa tausend Strophen, die der indisch-tibe­ tischen Tradition zufolge von Gautama Buddha, dem Begründer der buddhistischen Religion, selbst stammen. Der Buddha hat diese Strophen zu bestimmten Gelegenheiten seiner Umgebung mitgeteilt. Sie wurden noch zu seinen Lebzeiten oder unmittelbar danach zusammengetragen, aufgezeichnet und in Kapiteln geordnet. Diese Kompilation der Strophen verdanken wir Arya Dharmaträta, einem Zeitgenossen des Buddha. Soweit die indische Tradition. Es fällt schwer, in diesem Bericht die historische Wahrheit zu sehen, und es ist leicht, ihren Wahrheitsgehalt zu diskreditieren. In der uns heute vorliegenden Fassung ist der Udänavarga auf Sanskrit abgefaßt. Es ist aber bekannt, daß Buddha in einem mittelindischen Idiom gepredigt hat, und nicht auf Sanskrit. Erst in klassischer Zeit - also frühestens um die Zeitenwende - haben die Buddhisten begonnen, nicht mehr mittelindische Sprachen als Medium der Ver­ ständigung zu benutzen, sondern das Sanskrit. Sie taten dies, weil sich diese Sprache in Indien als Lingua franca durchgesetzt hatte, die überall auf dem Subkontinent verstanden wurde. Das Sanskrit als Lingua franca Indiens ist aber das Kennzeichen einer bestimmten historischen Epoche, nämlich der klassischen Zeit, die in Indien, grob gesagt, das erste Jahrtausend n. Chr. umfaßt. Wir können eine ähnliche Entwicklung in moderner Zeit beobachten: heute ist das Englische die Lingua franca eines Großteils der Erde. Dies aber ist Kennzeichen einer Epoche, die erst mit der Kolonialzeit beginnt. Wenn sich zum Beispiel ein Inder des Englischen bedient, kann er nur dieser oder einer späteren Epoche angehören. Als Sprache existierte das Englische natürlich schon vorher, aber ihre Eigenschaft als Lingua franca ist das Merkmal einer späteren Zeit. Vergleichbares gilt für das Sanskrit in Indien: Es ist eine altindische Sprache, die sich bereits zu Buddhas Zeit zu mittelindischen Idiomen entwickelt hatte, aber erst in der klassischen Periode wurde Sanskrit die Lingua franca Indiens. Bis dahin war Sanskrit in der Hauptsache die Sprache eines bestimmten Standes, nämlich der Brahmanen, und insbesondere die Sakralsprache, in der die religiösen Schriften des Brahmanismus abgefaßt waren. Nun ist der Buddhismus eine Reaktion auf den Brahmanismus, gegen den er sich 14 Einleitung mit Vehemenz und Entschiedenheit wendet. Hätten Buddha und die frühen Buddhisten sich des Sanskrit bedient - dies wäre geradezu widersinnig, und sie haben es nachweis­ lich auch nicht getan. Wenn heute der Udânavarga auf Sanskrit vorliegt, so ist dies darauf zurückzuführen, daß man Strophen, die ursprünglich in einem mittelindischen Idiom verfaßt waren, ins Sanskrit umgesetzt hat. Es gibt gewisse Anzeichen dafür, daß die Übertragung in das Sanskrit jünger ist als die Anordnung der Strophen in Kapitel. Der Udânavarga umfaßt dreiunddreißig Kapitel, die bestimmte Überschriften tragen wie: Unbeständigkeit, Gier, Sittlichkeit, Glaube, Weg, Nirvâpa oder auch: Vermischtes. Das Anordnungsprinzip des Werkes ist einfach. Die Strophen enthalten bestimmte Wörter der skizzierten Bedeutungsebene, die dazu veranlaßt haben, eine Strophe in dem entsprechenden Kapitel unterzubringen. So lautet etwa eine dieser Strophen (UV 3) in deutscher Übersetzung wie folgt: Unbeständig sind gebildete Formen Bestimmt zu entstehn und bald zu vergehn Denn sind sie entstanden, vergehen sie schnell Hörten sie ganz auf - nur das wäre Glück Wir finden diese Strophe im ersten Kapitel des Werkes, das über die Unbeständigkeit aller Dinge und jedweder Kreatur handelt. Man kann das Anordnungsprinzip als asso­ ziativ beschreiben: die Aussprüche des Religionsstifters wurden nach Wortlaut und Inhalt bestimmten Oberbegriffen zugeordnet. Diese Anordnung unterscheidet sich etwa von der des Korans, der nach formalistischen Gesichtspunkten geordnet ist: die Ausprüche Mohammeds sind so geordnet, daß die längeren Suren am Anfang und die kürzeren am Ende des Korans stehen. Die Frage, ob die im Udânavarga gesammelten Strophen im Ursprung auf Buddha selbst zurückgehen, ist zum Teil eine Glaubensfrage: Ein Buddhist wird es eher an­ nehmen als jemand, der kein Buddhist ist. Sicher ist, daß nicht alle Strophen, die sich im Udânavarga finden, von Buddha selbst stammen. Aber eine Reihe von Strophen sind ohne Frage alt und weisen deutlich auf eine vorchristliche Zeit ihres Entstehens. Nun ist der Udânavarga nicht die einzige Sammlung solcher Strophen. Es sind bis heute drei weitere Parallelfassungen bekannt, und zwar: - das Dhammapada als Vertreter der Theraväda-Schule ist auf Pali überliefert und umfaßt 423 Strophen, die in 26 Kapitel geordnet sind; - das Gândhârî-Dharmapada, so benannt nach der Sprache, in der es verfaßt ist, ist nicht vollständig erhalten, wir finden 342 Strophen in 22 Kapiteln; dieser Text Forschungsgegenstand 15 gehört wahrscheinlich zur Dharmaguptaka-Schule;1 - das Patna-Dharmapada gehört zur Schule des Arya-Mahâsârpghika-Lokottaravâda, es umfaßt 415 Strophen in 22 Kapiteln. Diese Parallelfassungen sind wie der Udanavarga spätere Kompilationen älterer Strophen. Keine der Fassungen ist aus einer anderen entstanden und keine gibt den Wortlaut der Strophen so, wie er ursprünglich gelautet hat. Weder Pali noch Gândhârî, Sanskrit oder das Prakrit des Patna-Dharmapada sind die ursprüngliche Sprache der Strophen, die in den verschiedenen Fassungen gesammelt sind. Textgeschichtlich bilden das Dhammapada und das Patna-Dharmapada auf der einen und der Udanavarga und das Gândhârî-Dharmapada auf der anderen Seite eine eher zusammengehörige Gruppe. Der Udanavarga zeichnet sich durch folgende Besonderheiten gegenüber den anderen Fassungen aus: (a) er ist mehr als doppelt so umfangreich; (b) er ist der einzige Text, der nicht auf Prakrit, sondern auf Sanskrit vorliegt; (c) er ist die einzige Kompilation, die einer Einzelperson - Arya oder Bhadanta Dharmaträta - zugeschrieben wird; (d) er ist die einzige Sammlung, die in verschiedenen Rezen­ sionen vorliegt; (e) er ist der einzige Text, der Udanavarga und nicht Dharmapada genannt ist; (f) er ist der einzige Text, der in zentralasiatische Sprachen übersetzt worden ist, und zwar in das Tocharische, Tibetische und - über das Tibetische - ins Mongolische. Uber die Frage des literarischen Wertes der in diesen Kompilationen gesammelten Strophen gibt es ein Spektrum an Meinungen, wie es extremer nicht sein könnte. Ich zitiere zunächst eine Einschätzung Sylvain LÉVIs aus dem Jahre 1912, der über die Pali-Fassung folgendes sagt: "Le canon pâli possède, dans la section des 'Petits Textes' (Khuddaka-nikâya) un recueil de sentences versifiées, attribuées au Bouddha lui-même, et qui est une des perles de la collection. C'est le Dhammapada. Fausböll en a, dès 1855, donné une édition excellente, accompagnée d'une version latine. Depuis, l'ouvrage a été traduit dans toutes les langues de l'Occident; il est entré dans la littérature de l'humanité. Il méritait cet honneur, par la noblesse de sa morale et par la beauté saisissante des images, qui contraste avec l'allure souvent traînante du style. L'Inde, qui compte tant de chefs-d'oevre dans la poésie gnomique, n'a rien qui dépasse le Dhammapada, 2 ou même qui l'égale". Wenn ich LÊVI richtig verstehe, betrachtet er das Dhammapada als den Gipfelpunkt der indischen Spruchliteratur. Dies müßte auch für die anderen Fassungen gelten, da sie im wesentlichen dieselben Strophen enthalten. Etwas anders liest sich das Urteil von John BROUGH: "Distinguished scholars (not themselves Buddhists) have indeed written with liberal 16 Einleitung hyperbole of the 'profound moral value' of the Pali Dhammapada, and have rated it among the masterpieces of Indian literature. Here I politely dissent. Those who write in this way can hardly have made any serious comparison with great literature; nor could anyone with a sense of literary values describe the whole collection in terms scarcely merited by its best parts, if he had himself lived day and night close enough to these verses for long enough to arrive at an assessment of his own dis3 encumbered of hearsay". Es gibt in den Sammlungen eine Reihe von Strophen folgen, in denen sich eine Strophe von der nächsten nur durch ein Wort oder durch eine Zeile unterscheidet. Nur diese Strophen - nicht etwa alle - hat BROUGH durch das vernichtende Wort von den 'ungeheueren Anhäufungen fader Mittelmäßigkeit' bezeichnet. Bei Franz BERNHARD, dem Herausgeber des Udänavarga, ist dieses Wort zu einem allgemeinen Charakteri­ stikum des Textes geworden, denn er zitiert BROUGH auf der ersten Seite seines Vorworts: "Die Bedeutung des Udänavarga liegt nicht in der literarischen Qualität seiner Verse, wie alle diese Texte 'vast accumulations of insipid mediocrity which piety preserves' [sc. sind]; die verschiedenen Rezensionen des Udänavarga sind aber einzig­ artige Zeugnisse für verschiedene sprachliche Schichten des sogenannten 'Buddhist Hybrid Sanskrit'; sie geben im Vergleich mit dem Dhammapada des Pali-Kanons und den erhaltenen Partien des Gândhârî Dharmapada einen Einblick in die Entwicklung 4 solcher Literatur". Einschätzungen wie die von LÉVI sind sicherlich überzogen. Aber man kann auch nicht so tun, als wäre den Strophen jeglicher literarischer Wert abzusprechen und als wären sie allenfalls als Belegmasse für bestimmte Entwicklungen zu gebrau­ chen. Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Frage nach dem literarischen Wert etwas an dem Charakter der Literatur vorbeigeht. Nehmen wir einmal eine jener Strophenfolgen, die den besonderen Ärger eines John BROUGH auf sich gezogen haben: UV 464 bahusruto 'pi ced bhavati sîleçu tv asamähitah / sîlatas tarp vigarhanti näsya sarppadyate srutam // UV 465 alpasruto 'pi ced bhavati sîleçu susamâhitalj / éîlatas tarp prasarpsanti tasya sarppadyate srutam // UV 466 alpasruto 'pi ced bhavati sîleçu tv asamähitah / ubhayatas tarp vigarhanti nâsya sarppadyate vratam // UV 467 bahusruto 'pi ced bhavati sile^u susamâhitah / ubhayatas tarp prasarpsanti tasya sarppadyate vratam // Forschungsgeschi chte 17 UV 468 bahuérutarp dharmadhararp prâjnarp nityarp samâhitam / niçkarp jâmbunadasyaiva kas taip ninditum arhati // Es handelt sich für mein Empfinden nicht in erster Linie um Literatur oder Spruch­ literatur, sondern um etwas, das wir als Gebete bezeichnen können. Natürlich sind diese Gebete nicht an einen persönlichen Schöpfergott gerichtet - ein solches Kon­ zept ist dem Buddhismus fremd -, aber jeder, der einmal Rosenkranzgebete oder Fürbitten gehört hat, wird bestätigen, daß eine gewisse Gemeinsamkeit zwischen diesen Strophen und unseren Gebeten besteht. Wenn es sich nun um etwas handelt, das man in einem gewissen Sinn als Gebete bezeichnen kann - die man sozusagen an sich selbst richtet -, wird man die Frage nach dem literarischen Wert nur in einem begrenzten Rahmen stellen können. Eine allzu elaborierte literarische Form, eine allzu bereitwillige Verwendung von Stilfiguren und Metaphern würde wie etwas wirken, das wir - wieder in christlicher Termino­ logie - als Blasphemie bezeichnen. In der Tat ist es die Schlichtkeit der Sprache, die Einfachheit der Bilder, das Fehlen jeglicher literarischen Prätention, die den eigenartigen Reiz der in den Sammlungen überlieferten Strophen ausmachen. Des weiteren sind die Strophen nicht hinreichend beschrieben, wenn wir in ihnen lediglich einzigartige Zeugnisse für die Entstehensgeschichte einer bestimmten Lite­ raturgattung sehen — so wichtig dieser Aspekt gerade für das Problem der Sprache ist. Aber sie sind mehr: eine Reihe von Strophen - nicht alle - sind alt und führen uns in eine Zeit, in der der Buddhismus als Religion entstanden ist. Sie sind ein Teil der ältesten buddhistischen Überlieferung. Die vergleichende Dhammapada-Udäna- varga-Forschung, die sich mit diesen Strophen beschäftigt, befaßt sich also mit den Ursprüngen der buddhistischen Religion. Neben dem Christentum, dem Islam oder der Aufklärung gehört der Buddhismus zu jenen Phänomenen, die man ohne Übertrei­ bung weltbewegend nennen kann. 2. Forschungsgeschichte Von einem indischen Werk mit dem Titel Udânavarga erfuhr man zum ersten Mal 1836 durch Alexander Csoma de KÖRÖS in seiner Analyse des Kanjur. Der Titel der tibetischen Übersetzung des Udânavarga lautet: Ched-du brjod-pa'i tshoms. Den Inhalt dieses Werkes beschreibt KÖRÖS wie folgt: "Reflections on various subjects, 5 in verse, containing many moral and prudential maxims, in thirty-three chapters". Der berühmte dänische Gelehrte Michael Viggo FAUSBÖLL veröffentlichte 1855 eine Ausgabe des Dhammapada mit lateinischer Übersetzung und Auszügen aus dem 18 Einleitung Kommentar des Buddhaghosa. Diese Editio princeps ist bis heute die beste Ausgabe des Pali-Textes, vorzuziehen etwa auch der PTS-Ausgabe von 1914, die häufig benutzt wird.® Nach der singhalesischen Tradition enthält das Dhammapada authentische Strophen oder Aussprüche von Gautama Buddha; der Kommentar bezeichnet diese Strophen als gâhâs. Buddhaghosa, der im fünften Jhd. n. Chr. wirkte, ist sicher nicht als der originäre Verfasser der Dhammapadatthakathä anzusprechen, sondern kann allenfalls als namentlich gemachter Abschluß für einen Vorgang gesehen werden, der in der Sammlung und Redaktion von überlieferten Berichten und Interpretations­ weisen zum Dhammapada bestand. Der Kommentar enthält, in den Worten FAUS- BÖLLs, eine "fabula", die zeigt, "quo loco commorans quemque respiciens Buddhas 7 hanc doctrinam tradiderit". Die Strophe erfährt weiter eine Paraphrase und Er­ klärung ihrer einzelnen Worte (interpretatio verborum) unter besonderer Berück­ sichtigung ihres spezifischen Aussagegehaltes im gedanklichen Gefüge der buddhi­ stischen Lehre. Es dauerte nun eine Zeit, bis man einen Zusammenhang zwischen dem Udanavarga und dem Dhammapada erkannte. Das Verdienst dieser Erkenntnis gebührt William Woodville ROCKHILL, der 1892 eine englische Übersetzung des nur auf Tibetisch bekannten Udanavarga vorlegte. ROCKHILL übersetzte den Text aus zwei tibe­ tischen Blockdrucken, einem Kanjur- und einem Tanjur-Druck. Hilfestellung für das Verständnis leistete ihm der umfangreiche, auf Tibetisch erhaltene Kommentar des Prajnävarman, den ROCKHILL ganz gelesen und zu einem - geringen - Teil in seinen Anmerkungen resümiert oder ausführlich wiedergegeben hat. Von den 423 Strophen des Dhammapada hat er etwa 300 im tibetischen Udanavarga wiedererkannt g ROCKHILL hat klar gesehen, daß der - eine beachtliche Leistung zu dieser Zeit. tibetische Udanavarga das Dhammapada nicht unmittelbar übersetzt, daß aber einzelne Strophen in den beiden Sammlungen nahezu identisch sind. Als Sprache der Vorlage des Tibetischen nahm er ein Sanskrit an "in the dialect of Kachmere in the first century B. C., at which period and in which place the compiler, Dharmatrâta, probably lived".® Als in London ROCKHILLs Übersetzung erschien, erwarben zwei französische Forschungsreisende, Dutreuil de Rhins und Grenard, in der Nähe von Khotan im da­ maligen Ostturkestan, der heutigen Provinz Sinkiang in der Volksrepublik China, einen Teil einer Birkenrinden-Handschrift, die sich später als das älteste Manuskript in einer indischen Schrift erweisen sollte. Ein anderer Teil dieser einzigen Handschrift gelangte über einen russischen Generalkonsul namens Petrowski nach St. Petersburg, ein dritter Teil ist bis heute verschollen. Da die Handschrift in Kharoçthî geschrieben ist und ganz ähnliche Strophen wie das Dhammapada enthält, nannte man sie zunächst Forschungsgeschichte 19 das Kharoçthî-Manuskript des Dhammapada, gemeint ist das Gândhârî-Dharmapada. Emile SENART bekam 1897 den nach Paris gelangten Teil des Manuskripts zu Gesicht, erkannte den Wert des Textes, entzifferte die Schrift und gab den Text noch im selben Jahr heraus. Der russische Teil blieb unveröffentlicht. Im Gefolge der europäischen Expeditionen nach Ostturkestan gelangten in den Jahren um die Jahrhundertwende zahlreiche indische Handschriften in die Hauptstädte der damaligen Großmächte. So brachten die preußischen Turfan-Expeditionen unter Griinwedel und von Le Coq Handschriften auch nach Berlin, von deren Text man bald merkte, daß er als Vorlage der tibetischen Übersetzung des Udänavarga in Frage kommt. Erste Teile des Udänavarga, der nun im indischen Original studiert werden konnte, wurden 1908 von Richard P1SCHEL zugänglich gemacht. Aus der Londoner Sammlung, die Mark Aurel Stein aus Khotan mitbrachte, hat Louis de la VALLEE POUSSIN 1912 einige Passagen herausgegeben. Im selben Jahr erschien Sylvain LÉVIs Studie zum Apramädavarga, dem vierten der 33 Kapitel des Textes. Der SanskritText dieser Studie beruht auf den Manuskripten der Sammlung Pelliot, die in Paris lag. Alle diese Veröffentlichungen machten nur Teile des Udänavarga zugänglich. An einer Gesamtausgabe des Textes arbeitete Heinrich LÜDERS in Berlin. Inzwischen war auch ein zunehmendes Interesse an einer kritischen Edition der tibetischen Fassung aufgekommen - das Bedürfnis nach einer soliden philologischen Grundlage im Tibetischen konnte ROCKHILLs bloße Übersetzung naturgemäß nicht befriedigen -, denn offenbar erwies sich die Bearbeitung der Sanskrit-Handschriften als schwierig. So brachte Hermann BECKH schon 1911 eine Ausgabe des tibetischen Udänavarga heraus, die auf der Berliner Kanjur-Handschrift und einem Tanjur-Blockdruck beruht. Allerdings ignorierte BECKH den Kommentar, den ROCKHILL benutzt hatte - sicher aus Zeitgründen: die rasche Zugänglichkeit der tibetischen Fassung hatte Vorrang vor der vollständigen Berücksichtigung aller dem Herausgeber bekannter Quellen. BECKH hätte sich die Beurteilung der Lesarten erleichtert, wenn er den Kommentar für seine Ausgabe eingesehen hätte; doch ändert diese Bemerkung nichts daran, daß sein Text zuverlässig ist. Die Sammlung Pelliot in Paris wurde von N. P. CHAKRAVARTI weiter bearbeitet. Seine Edition der Kapitel I bis XXI erschien 1930, sie gibt den Sanskrit-Text für immerhin die erste Hälfte des Werkes (die späteren Kapitel sind umfangreicher als die vorderen). Der Udänavarga läßt, wie ich vorgreifend sagen darf, im wesentlichen drei in Einzelheiten unterschiedliche Fassungen oder Rezensionen erkennen, von denen eine älter ist als die beiden anderen. Die Handschriften der französischen Sammlung, insbesondere das Pariser Holz-Manuskript, zeichnen sich durch die hohe Altertümlichkeit des durch sie gebotenen Textes aus. 20 Einleitung An einer Gesamtausgabe des Udânavarga, gestützt auf die Manuskripte der Berliner Sammlung, hat LÜDERS von den Anfängen der Turfan-Forschung bis zu seinem Tode im Mai 1943 gearbeitet. Vollendung und Drucklegung des wohl schon weit gediehenen Werkes hat er zuvor Ernst WALDSCHMIDT anvertraut, der diese Aufgabe jedoch nicht erfüllen konnte: LÜDERS' einziges Manuskript - wegen der Bombenangriffe aus der Hauptstadt ausgelagert - verrottete in einem damals mitteldeutschen Berg­ werk. LÜDERS' Arbeit aus dreißig Jahren war zunichte, erhalten blieb allein sein Vorwort zur Textausgabe. WALDSCHMIDT hat es 1954 in einer mühsam ausgearbei­ teten Fassung unter dem Titel "Beobachtungen über die Sprache des buddhistischen Urkanons" - man kann sagen: sichergestellt. In tocharischer Sprache erhaltene Fragmente des Udânavarga sind von Sylvain LÉVI, Emil SIEG, Wilhelm SIEGL1NG und Werner THOMAS herausgegeben worden.10 Der letztgenannte hat sich auch eingehend mit dem Verhältnis von Sanskritvorlage und tocharischer Übersetzung befaßt.11 Besonders hervorzuheben ist ein Kommentar namens Udânalahkâr (Skr. Udânâlarpkâra) von einem gewissen Dharmasoma. Das Werk ist der Form nach ein Kunstgedicht, das von SIEG/SIEGLING als "eine Art Hilfsbuch" zum Udânavarga bezeichnet wird, in dem einzelne Strophen des Udânavarga 12 mit bestimmten Begebenheiten der buddhistischen Legende verknüpft werden. Als Kommentar zum Udânavarga steht der tocharische Udânalahkâr neben dem tibeti­ schen Ched-du brjod-pa'i tshoms und dem chinesischen Ch'u-yao-ching. Erst wieder 1960 und 1961 erschienen in Paris zwei weitere Faszikel zum Udâna­ varga aus der Sammlung Pelliot, herausgegeben von Bernard PAULY. Eine Gesamt­ ausgabe des Textes fehlte nach wie vor. Ebenfalls nicht vollständig zugänglich war der Text jener Birkenrinden-Handschrift, deren Teil SENART bearbeitet hatte. 1962 erschien nun ein Werk, das ein Meilenstein in der vergleichenden Dhammapada-Udäna- varga-Forschung bleiben wird, John BROUGHs Gândhârî-Dharmapada. Es war ihm gelungen, Photos sowohl vom Pariser Teil des Manuskripts als auch vom nunmehr Leningrader, bisher unpublizierten Teil zu erhalten. Seine auf diesen beiden Testimonia beruhende Ausgabe ist ein Schulbeispiel philologischer Akribie. Wie vor ihm LËVI und LÜDERS hielt sich BROUGH konsequent an das durch die Sache gebotene Prinzip, das Gandhârî-Dharmapada nicht als ein Einzelwerk, sondern als Teil eines Ganzen, als Teil der Dhammapada-Udänavarga-Literatur, zu behandeln. Die Probleme des von ihm herausgegebenen Textes diskutiert BROUGH im Zusammenhang mit den beiden anderen Texten, die ihrerseits Probleme aufwerfen, und so ist BROUGHs Kommentar zum Gândhârî-Dharmapada zugleich einer der bedeutendsten Beiträge zu Text und Inhalt des Udânavarga. Ein Teil der Handschriften der Berliner Turfan-Sammlung, mit denen LÜDERS Forschungsgeschichte 21 gearbeitet hatte, gelangte Ende des Krieges nach Göttingen, wo sie bis heute aufbe­ wahrt werden. Ein anderer Teil ist heute in Ost-Berlin. Mit der erneuten Arbeit an einer Gesamtausgabe des Udanavarga begann zunächst WALDSCHMIDT, der fast am Punkt Null wieder anfangen mußte. Fortgeführt und zu Ende gebracht hat dieses Werk Franz BERNHARD. Seine Edition erschien 1965, sie beruht auf sämtlichen Manuskripten der Turfan-Sammlung. Zu diesem Text gibt BERNHARD, vorwiegend im kritischen Apparat, abweichende Lesarten aus den bis dato erfolgten Publikationen, ferner berücksichtigte er einige unveröffentlichte Fragmente aus London. Somit ist BERNHARDS Edition bis auf weiteres die umfassendste Ausgabe des Udanavarga. Sie enthält neben einer Fülle von Lesarten alle bekannten Parallelen zum Udanavarga in anderen Texten. Eine hohe Präzision und Zuverlässigkeit hat BERNHARD u. a. durch den Einsatz eines Rechners erreicht - ohne Frage eine Besonderheit zu Anfang der sechziger Jahre. 1968 erschienen in einem zweiten Band BERNHARDS Indices und Konkordanzen, die an Genauigkeit und Informationsfülle keinen Wunsch offen­ lassen. Als dritten Band hatte er eine differenzierte Grammatik angekündigt, die sich mit den Problemen der Sprache und der Metrik des Udanavarga befassen sollte. Wegen seines frühen Todes in den Bergen von Nepal konnte BERNHARD dieses Vor­ haben jedoch nicht verwirklichen. Die erste Reaktion auf BERNHARDS Ausgabe erfolgte 1970 in einem Aufsatz von Lambert SCHM1THAUSEN "Zu den Rezensionen des Udänavargah". Dieser Aufsatz ist grundlegend für die vorliegende Arbeit, ich darf daher seine Problematik etwas eingehender schildern. Es wurde schon gesagt, daß der Udanavarga nicht in einer einheitlichen Rezension überliefert ist, vielmehr bietet sich der Text in zahlreichen Abweichungen, kleineren und größeren Divergenzen im Wortlaut dar - ein Bild, das die Fülle der Textzeugen widerspiegelt. Der beträchtlichen Zahl von über 200 Handschriften allein der Berliner Sammlung steht aber andererseits der Umstand gegenüber, daß nicht ein einziges Manuskript vollständig erhalten ist und keines den gesamten Text bietet, es handelt sich ausschließlich um Fragmente. Angesichts dieser Lage kann man BERNHARD keinen Vorwurf daraus machen, daß er keine sehr plausiblen Vorstellungen hinsichtlich der Textgeschichte des Udanavarga hatte. Eine stemmatische Zuordnung der Hand­ schriften unter einen Archetypus schien ihm nicht möglich, lediglich "könnten für gewisse Textpartien die einen oder anderen Handschriften unter einen Hyparchetypus 13 gruppiert werden, eine weitere Integrierung aber würde zur reinen Spekulation". Aus der Masse der Berliner Fragmente hebt BERNHARD lediglich die Handschrif­ ten EN und EU heraus, die in der sog. älteren Brâhmî geschrieben sind und einen altertümlichen Charakter mit zahlreichen Prakritismen aufweisen. Sie stehen dem 22 Einleitung Pariser Holz-Manuskript, das CHAKRAVARTI seiner Ausgabe zugrundegelegt hat, besonders nahe. Im übrigen spricht BERNHARD von einer "ostturkestanischen Vulgata” mit "zahlreichen weiteren Nebenrezensionen", dann wieder von "einzelnen Ver­ sionen", die sprachlich divergieren, durch Strophenvariationen erweitert sind, deren Strophen umgestaltet und deren Handschriften kontaminiert sind - ein Spiegelbild mithin der Beliebtheit dieses Textes, "der nach Form und Inhalt einer wuchernden Ausgestaltung offenstand".15 Die 68 Handschriften des Brähmaijavarga etwa sind nach BERNHARD in "17 besondere Versionen" zu scheiden - allerdings mit dieser Einschränkung: "Dabei ist es auch nicht so, daß sprachlich entsprechende Handschriften immer zusammengehören, sondern literarische und sprachliche Differenzen kreuzen 16 sich häufig". BERNHARD bezeichnet es als das Ziel seiner Ausgabe, die Vulgata des Udänavarga herzustellen, wie sie die Masse der Handschriften bietet. Der Begriff Vulgata in diesem Zusammenhang geht sicher auf LÜDERS zurück. 17 Bezeichnet wird die unter den Turfan-Handschriften am häufigsten zu findende Text­ form des Udänavarga in Anlehnung an die 'allgemein verbreitete' Bibelübersetzung des Hieronymus. In diesem Sinne verwandt, beschreibt der Begriff aber einen rein äußeren Umstand - die weite Verbreitung dieser Textform in Turfan -, er sagt nichts darüber, ob die Vulgata eine ältere oder spätere Fassung darstellt oder ähnliches. Seine Verwendung signalisiert im Grunde ein Eingeständnis: über die Rezensionen des Udänavarga und deren Dependenz weiß man nur, daß eine Rezension häufig in den Handschriften vertreten ist. BROUGH spricht in seinem philologischen Kommentar von "the older manuscript" - gemeint ist das Pariser Holz-Manuskript - und stellt dem gegenüber eine "more 18 Sanskritized version". An anderer Stelle setzt er eine "older recension" in Kontrast 19 zu einer "revised and more Sanskritic version", er verwendet ferner den Ausdruck 20 "improved recension". Die tibetische Übersetzung des Udänavarga beruht nach Einschätzung BROUGHs auf einem Text, den er "different recension" nennt und über den er auch sagt: "but the Tib. appears to translate a text directly corresponding 21 to the Pali and Prakrit versions". Fassen wir zusammen: über die Rezensionen des Udänavarga weiß man wenig. Die Majorität der Handschriften bietet einen Text, den LÜDERS und BERNHARD als Vulgata bezeichnen - und dadurch nichts weiter umschreiben als den Umstand der Majorität. Es besteht Einigkeit darüber, daß eine Überlieferung sich durch Alter­ tümlichkeit von der Majorität abhebt, der prominenteste Textzeuge ist das Pariser Holz-Manuskript. Es wurde weiter festgestellt, daß das Tibetische von einer erhaltenen Sanskrit-Passage gelegentlich abweicht und daß in solchen Fällen die vermutbare Vorlage der Übersetzung altertümlicher erscheint als die erhaltene Fassung. Es wurde Forschungsgeschichte 23 allerdings nicht behauptet, daß etwa das Tibetische auf dem Text des Pariser HolzManuskripts basiere. Eine systematische Untersuchung zu den Rezensionen oder Versionen des Udâna­ varga - beide Bezeichnungen wurden verwendet - hat SCHM1THAUSEN gegeben. Zu seinen Überlegungen veranlaßt wurde er sozusagen von außen. In einem noch unpublizierten Abschnitt der Yogâcârabhûmi entdeckte er Strophen des Udânavarga, 22 Nun wird der Text des Udânavarga in der Yogâcârabhûmi die dort zitiert werden. an einigen Stellen in einem Wortlaut zitiert, der vom BERNHARDschen Text zum Teil erheblich abweicht. SCHMITHAUSEN zeigt diese Abweichungen im Wortlaut durch Beispiele aus insgesamt 27 Strophen, die das von ihm beobachtete Phänomen mit Deutlichkeit belegen. Nun kann SCHMITHAUSEN an Beispielen aus insgesamt vier Strophen zeigen, daß eine Gruppe von vier Handschriften - sie tragen die Signa­ turen BE, DF, DU und EC - in ihrem Wortlaut mit dem Text der Yogâcârabhûmi übereinstimmen und somit als Repräsentanten derselben Udänavarga-Rezension gelten können, die dort zitiert wird und die sich vom Text der Hauptmasse der Manu­ skripte abhebt. In einem nächsten Schritt untersucht SCHMITHAUSEN, ob sich die Gruppe der vier Handschriften auch sonst - an Stellen, die nicht in der Yogâcâra­ bhûmi zitiert werden - von der Version der Mehrheit der Manuskripte unterscheidet. In der Tat zeigen die vier Handschriften nicht nur sporadisch, sondern durchgängig einen von der Majorität abweichenden Befund. Dagegen divergieren die vier Hand­ schriften untereinander nicht oder nur in geringfügigen Einzelheiten. SCHMITHAUSEN postuliert nun eine Rezension 1. Er versteht darunter die Version der Hauptmasse der ostturkestanischen Fragmente. Dem steht gegenüber eine Rezension 2, reprä­ sentiert durch die Gruppe der vier abweichenden Handschriften sowie durch die Udänavarga-Zitate in der Yogâcârabhûmi. SCHMITHAUSEN nennt sechs weitere Handschriften, die der zweiten Rezension zuzurechnen sind: FL, KA, KC, NI, TTT VIII B und TTT VIII E. Um einen wichtigen weiteren Repräsentanten kann er den Kreis der zweiten Rezension erweitern durch die Feststellung, daß die tibetische Übersetzung des Udânavarga auch auf dieser zweiten Rezension basiert. Er geht folgendermaßen vor: Zunächst zeigt er, daß ganz überwiegend an den Stellen, an denen die Yogâcârabhûmi aus dem Udânavarga zitiert, der tibetische Udânavarga mit dem Text der Yogâcârabhûmi übereinstimmt. Auch in bezug auf die Gruppe der nunmehr zehn Handschriften, die er als Träger der zweiten Rezension identifiziert hat, läßt sich eine auffällige Übereinstimmung der Lesarten dieser Gruppe mit dem Befund des tibetischen Textes konstatieren: in etwa 40 Stro­ phen entspricht der Text der zehn Handschriften der tibetischen Übersetzung und hebt sich dadurch vom Wortlaut der Majorität ab. Dem stehen nur Beispiele aus 24 Einleitung etwa 15 Strophen gegenüber, in denen sich eine Diskrepanz zwischen der tibetischen Übersetzung und den zehn Handschriften zeigt. Die Diskrepanzen sind jedoch meist nur geringfügiger Natur oder sind vom Tibetischen her nicht eindeutig. Sie treten an Bedeutung deutlich zurück gegenüber Ausmaß und Signifikanz der Abweichungen, die zwischen der ersten und der zweiten Rezension konstatiert wurden. Im ganzen legen sie es nahe, als Beleg für geringfügige Schwankungen innerhalb der zweiten Rezension gewertet zu werden. Es folgt eine Untersuchung der Handschrift LB, die durch ihre äußere Beschaffenheit aus dem Rahmen der übrigen Manuskripte herausfällt. Es handelt sich um eine Birkenrinden-Handschrift, deren Schrift der der Gilgit-Manuskripte nahesteht. SCHMIT- HAUSEN stellt 24 Übereinstimmungen fest zwischen diesem Textzeugen und einem oder mehreren Repräsentanten der zweiten Rezension. Dem stehen acht Divergenzen gegenüber, die die Handschrift vorwiegend vom tibetischen Udanavarga unterscheiden. SCHMITHAUSEN räumt ihr eine gewisse Sonderstellung ein, betrachtet sie aber insgesamt - und sicher zu Recht - als einen Repräsentanten der zweiten Rezension, so daß sich die Zahl ihrer turkestanischen Testimonia auf elf erhöht. Beide Rezensionen unterscheiden sich von jener ältesten Überlieferung, deren prominentester Textzeuge, das Pariser Holz-Manuskript, bereits mehrmals genannt wurde. Aus der Berliner Turfan-Sammlung identifiziert SCHMITHAUSEN acht Hand­ schriften - mit den Signaturen CH, EN, EU, FR, GP, KB, NF und NG - als dieser ältesten Überlieferung ebenfalls zugehörig. Sie unterscheiden sich von den übrigen 23 Manuskripten durch die Verwendung älterer Schrifttypen und durch das häufige Vorkommen typisch mittelindischer Wort- und Flexionsformen. Die älteste Über­ lieferung scheint auch weniger einheitlich zu sein als die beiden späteren Rezensionen. SCHMITHAUSEN nimmt an, daß die letzteren aus der ältesten Überlieferung ent­ standen sind. Dieser plausiblen Interpretation entspricht seine Beobachtung, daß ein Teil der alten Handschriften eine Tendenz zur ersten Rezension zeigt - sie gleich­ sam vorbereitet -, während ein anderer Teil eher auf die zweite Rezension hinweist. SCHMITHAUSEN fügt hinzu, daß die zweite Rezension eher dazu neigt, Altes zu bewahren als die erste, sie ist auch die einzige, die Prosa-Abschnitte enthält. Es läßt sich folgende Übersicht über die Uberlieferungsschichten des Udanavarga geben; wir können unterscheiden: - die älteste Überlieferung, repräsentiert durch das Pariser Holz-Manuskript und die Handschriften CH, EN, EU, FR, GP, KB, NF, NG aus der Berliner Sammlung. Sie zeichnet sich durch einen geringen Grad der Sanskritisierung aus, in der Hauptsache also durch prakritische Wort- und Flexionsformen. - die erste Rezension, repräsentiert durch die große Mehrheit der Handschriften Forschungsgeschichte 25 aus Turfan. Der Begriff der ersten Rezension im Sinne SCHMITHAUSENs ist in der Sache völlig identisch mit dem von LÜDERS entwickelten Konzept einer ostturke- stanischen Vulgata. -die zweite Rezension, repräsentiert durch die Handschriften BE, DF, DU, EC, FL, KA, KC, NI, TTT VIII B, TTT VIII E. Diese Version liegt insbesondere auch der tibetischen Übersetzung des Udänavarga zugrunde, sie wird ferner an den Stellen angetroffen, an denen die Yogâcârabhûmi aus dem Udänavarga zitiert. Diese Ergebnisse sind von SCHMITHAUSEN gut genug dokumentiert worden, um sie als Tatsachen ansprechen zu können. SCHMITHAUSEN stellt weiter die Frage, wie es zur Ausbildung zweier unterschiedlicher und voneinander unabhängiger Rezen­ sionen gekommen ist. Seine Antwort lautet, daß der Text des Udänavarga von zwei verschiedenen buddhistischen Schulen anerkannt und unterschiedlich weiterentwickelt wurde. Er ordnet die erste Rezension der Schule der Sarvâstivâdin, die zweite der Schule der Mûlasarvâstivâdin zu. Im Anschluß an SCHMITHAUSENs Aufsatz von 1970 sind eine Reihe weiterer Publikationen erschienen, die sich mit den Strophen der Dhammapada-UdanavargaLiteratur befassen. Um die Erschließung der vier in chinesischer Sprache vorliegenden Repräsentanten des Genres hat sich in erster Linie Charles WILLEMEN verdient gemacht. Ich darf die vier chinesischen Texte zuvor kurz nennen: - das Fa-chii-ching: eine um etwa ein Drittel erweiterte chinesische Version des Dhammapada (fa-chü = dharmapada), übersetzt und kompiliert im Jahre 224 n. Chr.; -das Fa-chü-p'i-yü-ching: eine genuin chinesische Kompilation. Sie gibt zu aus­ gewählten Strophen aus dem Fa-chü-ching einen historiographischen Kommentar (p'i-yii = avadana), der wahrscheinlich aus indischen Texten zusammengestellt oder exzerpiert wurde; verfaßt 290-306 n. Chr.; - das Ch'u-yao-ching: enthält eine alte Version des Udänavarga mit dem sonst nicht erhaltenen Kommentar des Dharmaträta - vielleicht desselben Dharmaträta, der auch als Kompilator des Udänavarga gilt; übersetzt 399 n. Chr.; - das Fa-chi-yao-sung-ching: eine Übersetzung des bekannten Udänavarga ohne Kommentar, angefertigt 985 n. Chr. Bereits Samuel BEAL hatte 1878 das Fa-chü-p'i-yü-ching ins Englische teils über­ setzt, teils gekürzt wiedergegeben. LÊVI hat im Rahmen seiner genannten Studie zum Apramädavarga die vier chinesischen Texte berücksichtigt. Nun gibt WILLE­ MEN 1973 eine englische Übersetzung der Vorworte zum Fa-chü-ching und zum Ch'u-yao-ching. Es folgt 1974 eine Konkordanz aller vier Repräsentanten der 'chinesi­ schen Dharmapada-Literatur' zu Dhammapada und Udänavarga. 1975 erscheint ein Glossar zum Fa-chi-yao-sung-ching, in dem WILLEMEN die Sanskrit-Äquivalente Einleitung 26 aus BERNHARDS Ausgabe für die chinesichen Worte verzeichnet. Schließlich legt er 1978 eine englische Übersetzung des Fa-chi-yao-sung-ching mit wertvollen textkri­ tischen Anmerkungen vor. In der Frage der Rezensionen beobachtet WILLEMEN zahlreiche Übereinstimmungen zwischen dem Ch'u-yao-ching und der ältesten Überlieferung des Udânavarga, insbe24 sondere dem Pariser Holz-Manuskript. Das Fa-chi-yao-sung-ching hingegen stimmt nach seiner Einschätzung häufig überein mit den Handschriften der zweiten Rezension ä 25 und somit auch mit der tibetischen Übersetzung des Udânavarga. Bisher waren nur drei indische Paralleltexte bekannt: Dhammapada, Gândhârî- Dharmapada und Udânavarga. Dieser Kreis wurde nun um ein weiteres vollwertiges Mitglied der Literaturgattung erweitert, das Patna-Dharmapada, so benannt aufgrund des Umstands, daß heute in Patna Kopien der urspünglich aus Tibet stammenden Handschrift dieses Textes liegen. N. S. SHUKLA gab ihn 1979 heraus und identifizierte zahlreiche Parallelen in anderen Texten. Eine zweite Edition desselben Manuskripts erschien 1980, bearbeitet von Gustav ROTH, der auch einige Besonderheiten der Sprache des Textes beschrieben hat. Als ROTH an seiner Ausgabe arbeitete, war 26 ihm SHUKLAs Ausgabe noch nicht zugänglich. Der Japaner Tetsuya TABATA hat zu SHUKLAs Text einen Wortindex angefertigt, der 1981 erschien. 1982 folgten seine reichhaltigen und präzisen Indizes und Konkor­ danzen zum Text von ROTH. Diese Indizes haben eine kaum zu unterschätzende Bedeutung für das vergleichende Studium der Dhammapada-Udänavarga-Literatur. Nach TABATAs Aussage enthält SHUKLAs Edition über hundert Druckfehler, von denen ROTHs Ausgabe frei ist. 1983 erschien eine Neuübersetzung des tibetischen Udânavarga von Gareth SPAR- HAM. Sein Huch fällt aber insofern etwas aus dem Rahmen der bisherigen Erörterung, als er mit Ausnahme der ROCKHILLschen Übersetzung von 1892 die übrige Forschung nicht berücksichtigt und sich im wesentlichen auf die Instruktion tibetischer Lamas stützt. Er hat ferner ein abschließendes "rechecking" seiner Übersetzung gegen Prajnä27 varmans Kommentar vorgenommen. 1984 erschien meine Ausgabe des tibetischen Udänavargavivaratja nach den Tanjur- Blockdrucken von Peking, Chone und Derge. In diesem Kommentar zum Udânavarga wird dieselbe Udänavarga-Rezension kommentiert, die auch der tibetischen Überset­ zung des Textes zugrundeliegt, also die zweite. Die Bedeutung des Kommentars als Repräsentant dieser Rezension ist ebenso hoch anzusetzen wie die tibetische Übersetzung des Udânavarga. Zu Zeit arbeiten Frau Dr. Siglinde DIETZ und der tibetische Gelehrte Herr Ch. T. JONGCHAY in Göttingen an einer Neuausgabe des tibetischen Udânavarga, die Vorliegende Arbeit 27 an die Stelle der nicht mehr allen heutigen Ansprüchen genügenden Ausgabe von BECKII treten soll. Ich selbst besitze einen Wortindex zum Udanavarga - Tibetisch28 Sanskrit auf der Grundlage von BECKH -, dessen Veröffentlichung geplant ist. 3. Anliegen imd Anlage der vorliegenden Arbeit Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist SCHMITHAUSENs Aufzatz zu den Rezensionen des Udanavarga. Es geht insbesondere um die zweite Rezension - genauer: um die zweite Rezension, die der tibetischen Überlieferung zugrundeliegt. Wir interessieren uns für die Sanskrit-Vorlage des Tibetischen als einer spezifischen Version des Udanavarga, seit SCHMITHAUSEN als zweite Rezension bezeichnet. Die tibetische Überlieferung ist ein vollständiger Textzeuge dieser Rezension. Dagegen geben die Handschriften, die SCHMITHAUSEN als ihre Träger identifiziert hat, Bruchstücke zu insgesamt nur etwa einem Fünftel des Textes. Zitate aus dem Udanavarga in anderen Werken sind verstreut, und keinesfalls ließe sich ein auch nur halbwegs vollständiges Bild der zweiten Rezension aus solchen Zitaten gewinnen. Dieser dürftigen Überlieferung auf der indischen Seite stehen auf tibetischer zwei wohlerhaltene und lückenlose Testimonia gegenüber: die tibetische Version des Udanavarga und der auf Tibetisch erhaltene Kommentar des Prajnävarman. Die tibetische Übersetzung des Kommentars kommentiert nicht den tibetischen Text des Udanavarga, sondern dessen Vorlage, also präzise die zweite Rezension in der Sanskrit-Fassung, nicht in der tibetischen. Dieser Punkt ist wichtig. Die tibetische Übersetzung zur Textkritik des Udanavarga heranzuziehen, ist ein übliches Verfahren seit Erscheinen der BECKHschen Ausgabe. Dagegen wurde der tibetische Kommentar wenig beachtet, lediglich BERNHARD und SCHMITHAUSEN haben ihn sporadisch für ein paar Stellen herangezogen. Mit Hilfe des Kommentars ist es aber möglich, den denkbaren Wortlaut der zweiten Rezension aus dem Tibetischen weit enger einzugrenzen, als es mit Berücksichtigung der tibetischen Übersetzung des Textes allein möglich ist. Es ist ein Anliegen dieser Arbeit, den Kommentar in den Kreis der Mittel der Textkritik des Udanavarga aufzunehmen, ihn auszuschöpfen, soweit er ergiebig ist. Er ermöglicht es, den Wortlaut der zweiten Rezension zu einem nicht geringen Teil aus dem Tibetischen zu rekonstruieren. Es ist eine berechtigte Frage, inwieweit ein aus dem Tibetischen rekonstruierter Sanskrit-Text wahr sein kann, solange er nicht in einer Handschrift vorliegt. Eine philologische Antwort: Eine seriöse Rekonstruktion — d. h. eine Rekonstruktion, die sich nicht allein dem Spiel der Phantasie überläßt - hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, im Wortlaut ebenso wiedergefunden zu werden, wenn man die 28 Einleitung Handschrift fände. Hier ist aber einzuschränken: Der Kommentar ist kein magischer Schlüssel für alle schwierigen Stellen. In einer relativ großen Zahl von Fällen, in denen die zweite Rezension nach Ausweis des Tibetischen vom erhaltenen Text erkennbar abweicht und kein Textzeuge der zweiten Rezension im Sanskrit zur Verfügung steht, läßt sich der Wortlaut mit einem gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit rekonstruieren. Dies gilt aber nicht für alle Stellen. Nur zum Teil ist der tibetische Kommentar klar und eindeutig, eine Reihe von Stellen bleibt dunkel. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit, die eine Rekonstruktion haben soll, birgt einen Spielraum des Ermessens in sich, inwieweit man ihr Wahrscheinlichkeit zuzubilligen bereit ist oder sie abstreiten wird. Es ist daher eine Notwendigkeit dieser Arbeit offenzulegen, nach welchen Kriterien die Wahrscheinlichkeit einer Rekonstruktion ermessen werden kann. Im wesentlichen sind es zwei Kriterien, die darüber ein Urteil ermöglichen. Das erste läßt sich als Frage formulieren: Was kann man erwarten? Das zweite Kriterium betrifft das Instrumentarium, mit dessen Hilfe eine Rekon­ struktion erreicht wird. Die beiden Kriterien der Wahrscheinlichkeit lassen sich gleichsetzen mit den Vor­ aussetzungen einer Rekonstruktion. Es muß einerseits für den indischen Text geklärt sein, welchen Wortlaut man erwarten kann - anders gesagt: Fügen sich die besonderen Eigenschaften einer rekonstruierten Passage ein in die allgemeinen Eigenschaften des Textes, den wir aus den erhaltenen Passagen kennen und die einer Rekonstruktion nicht bedürfen? Eine Rekonstruktion kann nur glaubhaft sein, wenn ihre sprachliche, stilistische und insbesondere metrische Gestaltung dem entspricht, was sich am Udänavarga sonst beobachten läßt. Die zweite Voraussetzung betrifft das Instrumen­ tarium der Rekonstruktion. Das Mittel der Rekonstruktion ist die tibetische Überlie­ ferung. Dieses Mittel kann aber nicht willkürlich eingesetzt werden, es hat nur eine begrenzte Tragweite. In bezug nur auf die tibetische Übersetzung des Textes gibt es einiges zu fragen: Wie hat der Tibeter den Sanskrit-Text übersetzt? Hält er sich an den sozusagen amtlichen Fundus der genormten Ubersetzungsworte, die in der Mahävyutpatti festgelegt sind? übersetzt er den Text vollständig? Läßt er Worte aus oder fügt er Worte hinzu? Entspricht die syntaktische Gestaltung des tibetischen Textes in irgendeiner Weise den Konstruktionen des Sanskrit? Entspricht die Abfolge der Strophen im Tibetischen noch genau der der Vorlage? Diese Fragen können nur empirisch beantwortet werden. Sie betreffen, allgemein gesagt, die Aussagekraft des Tibetischen für das Sanskrit. Es ist davor zu warnen, sie zu überschätzen. Ein einfaches Beispiel: Es ist bekannt, daß sdug bsnal das übliche Übersetzungswort für duhkha ist. Niemand bestreitet diesen Sachverhalt, und man wird sich bei der Lektüre von sdug bsfial in einem tibeti- 29 Vorliegende Arbeit sehen Text kaum etwas anderes vorstellen als ein Wort duhkha im Sanskrit. Das heißt aber nicht, daß in einem aus dem Sanskrit übersetzten Text das tibetische sdug bsrtal nur auf ein Wort duhkha in der Vorlage zurückgehen kann. Wenn wir sdug bshal in der Übersetzung finden, so heißt das nur, daß der Tibeter das Wort, das er übersetzt, im Sinne von duhkha verstanden hat. Es bedeutet nicht notwendig, daß das übersetzte Wort auch duhkha gelautet hat. Zum Beleg: UV 238cd bahavas tatra sarpbâdhâ yatra mando viçîdati Übersetzung: "viele Bedrängnisse [liegen] in dem, an dem der Schwache verzagt". Dieser Text ist offenbar urspünglich, da er im wesentlichen mit der Pali-Fassung übereinstimmt: SN I 7 bahü hi tattha sambâdhâ yattha balo visîdati Mvy 6468 bietet zwei Ausdrücke an, durch die man sambädha übersetzen kann: dog pa'am mm na ba. Der tibetische Übersetzer hat dieses Angebot ausgeschlagen: UVT / gah dag zen pa 'gyod pa yi / / sdug bshal man po de dag 'byuh / Übersetzung: "Wonach man verlangt, daraus entsteht [einem] viel Leid der Reue CReueleid')". Der Tibeter hat sambädha durch sdug bsnal wiedergegeben; angesichts der Pali-Parallele wird man aber am erhaltenen Befund des Sanskrit kaum etwas ändern wollen. Das tibetische 'byuh ist ein Zusatz des Übersetzers ohne Vorlage im übersetzten Text. An gah dag... de dag als Wiedergabe von ara . . . yara ist zu beobachten, daß der Kasus im Sanskrit offenbar keine Rolle für die Gestal­ tung der tibetischen Syntax spielt. Nicht gut zu vereinbaren sind schließlich zen pa und manda; statt zen pa liest der Kanjur bzo pa, was aber auch nicht zum Sanskrit paßt. Hier ist einfach die Lesart korrupt, denn der Kommentar liest zan pa (homophon zu zen pa, und dies entspricht genau dem erhaltenen manda. Eine Komplikation kommt hinzu, wenn wir den Kommentar mit berücksichtigen. Ich gehe davon aus, daß die tibetische Übersetzung des Udânavarga unter Zuhilfe­ nahme der ursprünglichen Sanskrit-Version des Udänavargavivarapa angefertigt wurde. Diese Zuhilfenahme des Kommentars ist ein wichtiges Moment, das wir ein­ ordnen und verstehen müssen, wenn wir die tibetische Übersetzung des Udânavarga verwenden, um aus ihr Rückschlüsse auf den Wortlaut der ihr zugrundeliegenden Vorlage zu ziehen. Der Ubersetzungsvorgang aus dem Sanskrit ins Tibetische ist das einschneidende und bestimmende Ereignis in der Textgeschichte des tibetischen Udânavarga, es entscheidet über Wert und Möglichkeiten dieser Tradition. Wenn der Kommentar zum Udânavarga bei der Erstellung des tibetischen Textes in der heute vorliegenden Fassung Pate gestanden hat, ergeben sich eine Reihe von Konsequenzen für den Umgang mit der tibetischen Übersetzung. Die Lage ist dadurch 30 Einleitung nicht erleichtert, daß wir keinen unmittelbaren Zugriff zum Sanskrit-Kommentar haben. Er ist uns nur mittelbar bekannt aus seiner Übersetzung ins Tibetische. Zwi­ schen der Übersetzung des Udanavarga und der Übersetzung des Udänavargavivarapa liegen gut zwei Jahrhunderte. Aber auch in seiner tibetischen Fassung kann der Kom­ mentar noch folgendes für die Textkritik des Udanavarga leisten: - stimmt der Befund des Udanavarga überein mit der tibetischen Übersetzung des Textes und steht der Kommentar in Übereinstimmung mit beiden, bedeutet der Kommentar eine zusätzliche Bestätigung des im Sanskrit erhaltenen Wortlauts. - weicht die tibetische Übersetzung vom Befund des Udanavarga ab, der Kommen­ tar aber bestätigt die erhaltene Sanskrit-Fassung, so zeigt der Kommentar, daß die Abweichung in der tibetischen Übersetzung des Textes nicht auf die Vorlage zurückgeht, sondern in einer Besonderheit beim Vorgang der Übersetzung begründet liegt. Fälle dieser Art sind nicht selten. - weicht die tibetische Übersetzung vom Befund des Udanavarga ab und bestätigt der Kommentar diese Abweichung, indem er mit der tibetischen Übersetzung auf einen anderen Wortlaut in der Vorlage führt, dann - und nur dann - haben wir Anlaß zu einer Rekonstruktion. -haben wir Anlaß zu einer Rekonstruktion, läßt sie sich mit Hilfe des Kommentars zuverlässiger durchführen, als es mit der tibetischen Übersetzung des Textes allein möglich ist. Der Grund hierfür liegt in der Bezogenheit des tibetischen Kommentars auf den Sanskrit-Text, von der wir schon sprachen. Für die Praxis bedeutet dies insbesondere, daß der tibetische Kommentar dem Sanskrit - und nicht dem Tibetischen - in der Wortfolge entspricht. Aus diesen Punkten folgt: Ohne Berücksichtigung des Kommentars ist nicht zweifels­ frei zu entscheiden, ob eine vom Befund des Udanavarga abweichende tibetische Übersetzung auf die Sanskrit-Vorlage oder auf den Vorgang der Übersetzung zurück­ geht. Weicht der vermutbare Text der Vorlage vom erhaltenen erkennbar ab, kann eine Rekonstruktion grundsätzlich nur mit Berücksichtigung des Kommentars durch­ geführt werden. Angesichts dieser herausragenden Bedeutung des Kommentars für die Textkritik des Udanavarga liegt eine gewisse Ironie in dem Umstand, daß ROCK- HILL und SPARHAM, die den tibetischen Udanavarga übersetzt haben ohne die Sans­ krit-Fassung zu kennen, das Udänavargavivarana ausgiebig konsultierten, während die Philologen auf der indologischen Seite, die sich seit 80 Jahren mit dem Sanskrit- Text des Udanavarga befassen, den Kommentar, von wenigenAusnahmen abgesehen, nicht beachteten. Fassen wir zusammen: Für eine Rekonstruktion solcher Passagen der zweiten Rezension, die mit der Vulgata oder ersten Rezension nicht übereinstimmen, stehen Vorliegende Arbeit 31 die tibetische Übersetzung und der tibetische Kommentar als Mittel zur Verfügung. Zwischen beiden Texten besteht eine Dependenz, keiner der beiden Texte kann ohne den anderen für die Textkritik des Udänavarga sinnvoll verwendet werden. Zu den Voraussetzungen der Rekonstruktion gehört eine Analyse der Möglichkeiten des Tibetischen und eine Bestimmung der Möglichkeiten im Sanskrit. Diesen Überlegungen entspricht die Anlage der Arbeit. Ein erster Teil handelt von den Voraussetzungen einer Rekonstruktion auf der indischen Seite, und zwar von einer Voraussetzung von fundamentaler Wichtigkeit, der Metrik. Ohne ein Ver­ ständnis der Versmaße kann man Teile eines metrischen Textes nicht rekonstruieren. Nun verhält es sich wohl so, daß die erste Rezension sich von einem ursprünglichen Text eher entfernt hat als die zweite. Die relative Urspünglichkeit einer Fassung können wir dann annehmen, wenn diese Fassung eher mit den mittelindischen Paral­ lelen übereinstimmt. Ein großer Teil der Abweichungen, die sich zwischen der ersten und der zweiten Rezension feststellen lassen, ist offenbar darauf zurückzuführen, daß die erste einen Text verändert hat, der gewisse metrische Komplikationen für das Sanskrit bedeutete. Nehmen wir ein einfaches Beispiel; UV 273b ist in beiden Rezensionen überliefert, die zweite ist durch KA und TTT VIII E verbürgt: Rez. 1 buddhânârp srâvakah sadâ Rez. 2 bhikçur buddhasya srâvakâ [lies: “kahl Die Variante der zweiten Rezension bestätigt sich durch das Tibetische: UVT / dge slon sans rgyas nan thos yin / Die Fassung der zweiten Rezension ist offenbar ursprünglicher, da sie mit dem Pali übereinstimmt: Dhp 75d bhikkhu buddhassa sävako Die zweite Rezension enthält aber ein metrisches Problem, insofern die vor dem anlautenden sr- stehende Silbe eine Kürze sein muß, wie es auch im Pali der Fall ist. Solange eine Handschrift den Text der zweiten Rezension belegt, braucht man sich um das Problem nicht weiter zu kümmern, aber wenn man rekonstruieren will, muß man der Frage nachgehen, ob und in welcher Häufigkeit mit Phänomenen dieser Art zu rechnen ist. Im übrigen dürfte für diese Stelle klar sein, daß die erste Rezension von der zweiten abweicht, weil sie ein metrisches Problem beseitigen wollte. Es erscheint nicht sehr problematisch anzunehmen, daß ein anlautendes sr- keine Positionslänge für einen vorausstehenden Vokal bewirkt, aber es gibt durchaus Zeilen, die etwas schwieriger sind, so etwa UV 76a: Rez. 1 yâvantah stha samâgatâh Anstelle von stha "ihr seid” finden wir in den Parallelen ein Pronomen mit der Bedeutung "hier": 32 Einleitung Dhp 337b yâvant' ettha samâgatâ GDhp 126b yavad-itha samakada PDhp 140b yâvant ittha samâgatâ Dieses "hier" findet sich auch im tibetischen Text: UVT / de phyir ji sned 'dir lhags pa / Das tibetische de phyir übersetzt Skr. ad, das sich in einem anderen Päda findet; ji sied ist eine übliche Wiedergabe von yâvant, und lhags pa entspricht samägaa. Für 'dir kenne ich sonst nur Vorlagen, die iha oder atra lauten. Der Kommentar bestä­ tigt den Befund der Übersetzung, indem er zunächst ji sned (= yavanah') und dann 'dir lhags pa (= *iha samâgaàh) erklärt. Wenn wir diesen Angaben folgen, werden wir auf diesen Text geführt: Rez. 1 yâvanta *iha samâgatâh Diese Zeile ist aber überzählig, sie hat nicht acht, sondern neun Silben. Nun gibt es viele Zeilen, die nicht acht-, sondern neunsilbig sind, aber das Problem der über­ zähligen Zeilen bedarf einer Untersuchung am Material des Udanavarga, da es sich um einen Ausnahmefall handelt. Um es kurz zu sagen: Der Versuch, die zweite Rezen­ sion des Udänavarga aus den tibetischen Quellen zu rekonstruieren, hat mich dazu geführt, zunächst die Metrik des Textes zu untersuchen, den ich rekonstruieren will. Um beim Beispiel zu bleiben: die tibetische Überlieferung kann noch so einmütig darin sein, jenes *iha zu bestätigen - solange ich nicht sagen kann, welches Metrum die rekonstruierte Zeile haben soll, ist die Rekonstruktion nicht konsensfähig. Es ist nun nicht genügend, nur die Metrik des Udänavarga zu untersuchen. Der Udänavarga ist Teil eines Ganzen, der Dhammapada-Udänavarga-Literatur. Es ist daher durch die Sache geboten, die Metrik dieser Literatur im ganzen zu betrachten. Der erste Abschnitt dieser Arbeit untersucht die Metrik des Udänavarga, des Patna- Dharmapada und des Dhammapada. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit einigen allgemeinen Beobachtungen, die ich während der Lektüre des Udänavarga, der tibe­ tischen Übersetzung und des tibetischen Kommentars gemacht habe. Es wird ferner berichtet über den Inhalt der Einleitung, die der Kommentator seinem Werk voran­ stellt, und über den Aufbau einer Kommentierung. Die Überlegungen zur Bedeutung des Wortes gzan im tibetischen Kommentar dürften für einen Chronisten der buddhi­ stischen Schulen von Interesse sein. Der dritte Abschnitt hat exemplarischen Charak­ ter; am Beispiel einiger ausgewählter Udänavarga-Strophen möchte ich zeigen, wie man mit dem Kommentar umgehen und welche Rückschlüsse man auf den kommen­ tierten Text ziehen kann. Es handelt sich um Fallstudien, in denen eine Reihe verschie­ dener Konstellationen beschrieben sind. Der vierte Abschnitt hat protokollarischen Charakter; es wird eine kommentierte Konkordanz gegeben, in der einige Vorschläge Vorliegende Arbeit 33 zum vermutbaren Wortlaut der zweiten Rezension festgehalten sind. Der Sinn der Konkordanz ist es, den Sanskrit-Text und seine tibetische Übersetzung nach dem tibetischen Kommentar aufzuschlüsseln. Es handelt sich im Grundsatz nicht um eine Konkordanz zum Text von BERNHARD, sondern um eine Konkordanz zum Kom­ mentar. In den Bestand der Vorschläge zur Textgestalt der zweiten Rezension wurden nur Rekonstruktionen aufgenommen, von denen ich glaube, daß sie einer eingehenderen Nachprüfung standhalten; die Zahl der Stellen, die sich aus dem Tibetischen rekon­ struieren lassen, ist möglicherweise größer als die meiner Rekonstruktionsvorschläge. Es gibt eine Reihe von Stellen, an denen die tibetische Überlieferung mit dem erhal­ tenen Befund nicht übereinstimmt, ohne daß sich eine überzeugende Rekonstruktions­ möglichkeit bietet. Ich gehe davon aus, daß in etwa 20 Prozent aller Strophen des Udânavarga der Text der zweiten Rezension von der in der Vulgata erhaltenen Fassung in einem oder mehreren Wörtern abweicht. Diese Abweichungen sind zum Teil so gravierend, daß der Text der ersten und der zweiten Rezension verschiedenen Vers­ maßen folgt. Die in der kommentierten Konkordanz festgehaltenen Rekonstruktions­ vorschläge sind nach den Verfahrensweisen zustandegekommen, die im dritten Ab­ schnitt exemplifiziert sind: unter Berücksichtigung der beiden tibetischen Quellen und unter Berücksichtigung der mittelindischen Parallelen. Aus Platzgründen können die Vorschläge nicht ausführlich begründet werden; im wesentlichen werden nur die Ergebnisse mitgeteilt. Was ist der Zweck einer Rekonstruktion der zweiten Rezension des Udânavarga aus dem Tibetischen? Wir haben oben gesagt, daß eine Rekonstruktion eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben soll, im Wortlaut ebenso wiedergefunden zu werden, wenn man die Handschrift fände. Somit verfolgt die Rekonstruktion zunächst einmal den­ selben Zweck, den jede Edition eines anderen, im Sanskrit erhaltenen Textes auch verfolgt: die Zugänglichkeit eines Stücks indischer Literatur. Darüber hinaus ist die zweite Rezension die interessantere der beiden (späteren) Fassungen. Es trifft zu, daß die erste Rezension von der großen Mehrheit der Manuskripte aus Turfan geboten wird. Betrachten wir aber nicht die Anzahl der Handschriften, sondern das Quorum der Referenzen, so ist die zweite Rezension ganz deutlich in der Mehrheit. Nahezu alle aus dem Udânavarga zitierenden Werke, die SCHMITHAUSEN betrachtet hat, kennen den Text in der Version der zweiten Rezension. Von der Yogâcârabhûmi abgesehen, gehören dazu so bekannte Werke wie das Divyâvadâna, Avadânaéataka und Catuçpariçatsûtra. SCHMITHAUSEN nennt weiter das Vibhâçâéâstra und Abhidharmakosabhâçya in den Übersetzungen von Hsüan-tsang. In das Bild einer weiten Verbreitung dieser Udänavarga-Fassung fügt sich die Tatsache ein, daß die tibetische Übersetzung, die chinesische Übersetzung und Prajnävarmans Kommentar ebenfalls 34 die zweite Rezension voraussetzen. Einleitung UNTERSUCHUNG ZUR METRIK DER DHP-UV-LITERATUR § 1 Versfüße Die metrischen Einheiten bzw. Versfüße sind in dieser Untersuchung wie folgt be­ zeichnet: v- Jambus -v Trochäus — Spondeus v— ya-Gapa -v- ra-Gana -v ta-Gaija - v v bha-Gana, Daktylus v-v ja-Gapa, Amphibrachys v v- sa-Gaija, Anapäst ------- ma-Gaija vvv na-Gaija, Tribrachys v vvv Prokeleusmatikus Die Gaijas ya, ra und ta haben fünf Moren, dieGapas bha, ja und sa haben vier Moren. Die indischen Bezeichnungen werden hier für dieviermorigenVersfüße verwendet, wenn es sich um ein silbenzählendes Versmaß handelt. In morenzählenden Versmaßen gebrauche ich die antiken Namen der Füße. Ein Päon ist ein Versfuß von vier Silben, von denen drei Silben kurz sind und eine Silbe lang ist. § 2 Sekundärliteratur Es gibt eine Fülle von Beiträgen, die sich mit der Metrik im allgemeinen und den Versmaßen im besonderen befassen, die sich auch in der Dhammapada-Udänavarga- Literatur finden. In der folgenden Untersuchung wird ein begrenztes Korpus von Texten nach einer bestimmten Verfahrensweise statistisch und analytisch erfaßt, die sich im Laufe der Untersuchung durch die Sache ergeben hat. Die metrischen Bildegesetze, die hier empirisch aus dem untersuchten Material hergeleitet werden, 36 Metrik § 3 sind ganz überwiegend bereits bekannt. Ich darf etwa hinweisen auf: HOPKINS: The Great Epic of India, pp. 191-362; OLDENBERG: Bemerkungen zur Theorie des Sloka; ders.: Zur Geschichte der Triçtubh; Helmer SMITH: Saddanîti, IV, pp. 1148-1172; ders.: Les deux prosodies du vers bouddhique; ALSDORF: Les études Jaina. Das Anliegen dieser Untersuchung ist es weniger, die metrischen Bildegesetze als solche zu formulieren, als vielmehr zu zeigen, daß sie im Falle der hier untersuch­ ten Texte praktisch immer gelten. Folgt eine Zeile nicht oder scheinbar nicht den Regeln des Versbaus, so bedarf dies einer Erklärung, die entweder metrischer Natur (Lizenzen, Auflösung) oder sprachlicher Natur (z. B. bhavai statt ursprünglichem hoti) sein kann. Eine genuin irreguläre Zeile sollte immer ein gewisses Mißtrauen wecken; nicht selten läßt sich zeigen, daß eine Textverderbnis vorliegt. § 3 Untersuchungsgegenstand In der folgenden Untersuchung wird die Metrik des Udânavarga (UV), des Patna-Dharmapada (PDhp) und des Dhammapada (Dhp) untersucht. Das Gândhârî-Dharmapada (GDhp) kann wegen der defektiven Schreibung - die Schrift unterscheidet nicht zwi­ schen langen und kurzen Vokalen - nicht ohne weiteres zum Gegenstand einer metri­ schen Untersuchung gemacht werden. Nach BERNHARDS durchlaufender Zählung enthält der UV 1050 Strophen. Berück­ sichtigt man zusätzlich jene 25 Strophen, die in zwei verschiedenen Versionen über­ liefert sind (z. B. UV 98) und die in der durchlaufenden Zählung nicht berücksichtigt werden, kommt man auf eine Gesamtzahl von 1075 Strophen im UV. Es ist aber nicht möglich, alle 1075 Strophen metrisch zu untersuchen. Zu einem nicht geringen Teil sind die Strophen gar nicht vollständig überliefert, können also de facto nicht skandiert werden. Ferner sind zahlreiche Strophen reine Wiederholungen vorheriger Strophen, die sich oft nur in einem einzigen Wort unterscheiden. Solche Strophen sind vom Gesichtspunkt der Metrik aus betrachtet unergiebig, und ihre Berücksichtigung vermag ich nicht als Bereicherung einer Statistik zu erkennen. Da ich im Rahmen der fol­ genden Untersuchung alle UV-Strophen, die metrische Besonderheiten aufweisen, zitieren werde, bin ich bestrebt, Wiederholungen zu vermeiden. Aus diesen Gründen bleiben folgende Strophen unberücksichtigt: UV 14, 19, 22, 34, 201, 257, /291/, 314330, 341, 348-351, 381-383, 386, 387, 389-394, 403-405, 407, 409, 411-413, /414/, 482, 488-502, 506-517, 520-539, 573, 574, 576, 614-616, 618, 619, 623-625, 628, 629, 632-635, 681-683, 686-688, 706-710, /711/, 712-716, 726-728, 730-732, 755, 798, 818, 822-826, 828-832, 846-848, 853, 854, 869-872, 884-888, 896, 921-925, 929-933, 935-939, 941-945, 954, 958, 959, 961, 965, 990, 998, 1002, 1005, 1009, /1017/, 1020, § 4 Die Versmaße 37 1027, 1043, 1044, 1048 und 1049. Nach Abzug dieser 202 Strophen bleiben 873 Strophen des UV, auf denen die fol­ genden Ausführungen basieren. Das Dhp und PDhp, die beide vollständig überliefert sind - von einigen unleserlichen Akçaras im PDhp abgesehen -, berücksichtige ich vollständig. Zwar finden sich auch in den Prakrit-Texten Wiederholungen, sie sind jedoch nicht so aufdringlich wie im UV. Für das Dhp habe ich die PTS-Ausgabe benutzt; erst im Laufe der Untersuchung habe ich den Eindruck gewonnen, daß FAUSBÖLLs erste Edition vorzuziehen ist. Zu den beiden Prakrit-Texten ist eine grundsätzliche Möglichkeit der metrischen Gestaltung zu beachten, die im Sanskrit wegen der Sandhi-Regeln nicht besteht: Eine Silbe mit auslautendem -m vor einem anlautenden Vokal kann im Prakrit sowohl als Länge wie als Kürze festgelegt werden. Wenn die auslautende Silbe kurz sein soll, schreibt man -m und den anlautenden Vokal im Akçara: arn eva ( v - v ). Wenn hingegen die auslautende Silbe lang sein soll, schreibt man den Nasal als Anusvära und den anlautenden Vokal als eine eigene Silbe: marn ahäsi ( - v - v ). § 4 Die vorgefundenen Versmaße Es finden sich in den untersuchten Texten folgende Metren: Anuçjubh, Triçjubh und Jagatî, sowie Vaitâlîya, Aupacchandasaka und Aryä. Die drei zuerst genannten sind silbenzählende Vermäße, Vaitâlîya, Aupacchandasaka und Aryä sind morenzählend. Wenn BERNHARD sagt, daß die Strophen des UV "als Slokas, als sogenannte 'Elf29 so verwendet er den Begriff Zwölf-Silber' oder als Aryä-Strophen komponiert" sind, der Aryä als Oberbegriff für morenzählende Versmaße. Ich halte dies nicht für ange­ messen: Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Vaitâlîya und Aupacchan­ dasaka auf der einen und der Aryä auf der anderen Seite. - Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Verteilung der Versmaße in den drei Texten: TABELLE 1 UV PDhp Dhp gesamt Anuçjubh 694 327 354 1.375 Triçtubh-Jagatî 104 35 36 175 32 142 66 44 Aryâ 1 - - 1 Strophen mit verschiedenen Metren 8 9 1 18 873 415 423 1.711 Vaitâlîya-Aupacchandasaka Strophen insgesamt Der Anteil der Anu^jubh-Strophen ist im Dhp relativ hoch (84%), er ist etwa gleich 38 Metrik § 5 im UV und im PDhp (je 79%). Der Anteil der Triçtubh-Jagatî ist etwa gleich im PDhp und im Dhp (je 8%), er liegt etwas höher beim UV (12%). Dagegen haben UV und Dhp etwa den gleichen Anteil an Strophen mit Vaitâlîya oder Aupacchandasaka (je 8%), dieser Anteil ist relativ hoch beim PDhp (11%). Auf die übrigen Formen — Aryä, Strophen mit unterschiedlichen Versmaßen - entfällt im UV ein Anteil von 1%, im PDhp von 2% und ein verschwindender Anteil von 0,24% im Dhp. Die Strophen haben in der Regel vier, seltener sechs Zeilen. Bei der Anu$(ubh sind im UV 55, im PDhp 35 und im Dhp 34 Strophen sechszeilig. Im Durchschnitt entfällt ein Anteil von etwa 10% auf sechszeilige Strophen bei der Anu$(ubh; diese Formen der Strophe können somit als völlig normal angesehen werden. Bei der einzigen achtzeiligen Anuçjubh handelt es sich um die Udäna-Strophe UV 1050, die eigentlich nicht zum Text gehört. Von den Strophen mit Tri$(ubh-Jagatî sind fünf Strophen im UV, eine im PDhp und zwei im Dhp sechszeilig. Auffällig ist eine dreizeilige Triçtubh-Strophe im PDhp (hierzu § 24). Die einzige Arya-Strophe ist UV 132. Der hohe Anteil der Strophen mit unterschiedlichen Metren im PDhp wird deutlich, wenn wir berücksichtigen, daß der UV insgesamt mehr als doppelt so viele Strophen aufweist wie das PDhp. Bei diesen Strophen spiegelt der Umstand, daß nicht alle Zeilen dasselbe Metrum haben, vermutlich nicht den Zustand wider, der urspiinglich - d. h. zu dem Zeitpunkt, als die Strophe gedichtet wurde - bestanden hat, sondern eine Entwicklung, die die Strophe im Laufe der Umsetzung ins Sanskrit bzw. in ein anderes Prakrit genommen hat. Es finden sich Mischformen aus Anuçjubh und Tri§(ubh, aus Anuçtubh und Vaitâlîya sowie aus Triçtubh und Vaitâlîya. Im Rahmen der folgenden Untersuchung bleiben die Strophen mit unterschiedlichen Metren zunächst unberücksichtigt; das Problem dieser Strophen wird am Schluß der Abhandlung noch einmal aufgegriffen (5 121). § 5 Selten gegen irregulär Ich habe insgesamt 1.711 Strophen untersucht, die in der Regel vier, seltener sechs Zeilen haben. Es wurden zunächst die metrischen Strukturen festgestellt und stati­ stisch erfaßt. Aus des Statistik läßt sich ersehen, ob eine bestimmte Struktur häufig ist oder weniger häufig. Nun interessiert uns nicht in erster Linie die Frage, ob eine Struktur häufig ist oder nicht, sondern ob sie regulär oder irregulär ist. Eine häufige Struktur ist per se regulär, aber eine seltene Struktur ist nicht notwendig irregulär. Allerdings kann irregulär nur eine Struktur sein, die selten ist, da eine häufige Struktur nicht irregulär sein kann. Es gibt nun keine statistische Grenzmarke, die uns in den Stand setzte, zwischen § 6 Lizenz einer Kürze 39 seltenen und irregulären Strukturen zu unterscheiden - etwa in der Art, daß eine Struktur immer dann als irregulär zu gelten hätte, wenn ihre Häufigkeit unter einen bestimmten Prozentpunkt fällt, oberhalb dessen sie zwar selten, aber noch nicht irregulär wäre. So hat zum Beispiel die sa-Vipulä unter den ungeraden Pädas der Anu$fubh im Udânavarga einen Anteil von nur 0,4%. Trotz dieses geringen Prozent­ satzes ist die sa-Vipulä aber keine irreguläre Form, sondern eine zwar seltene, aber reguläre Gestaltungsmöglichkeit, die das Metrum bietet. Umgekehrt hat etwa die Struktur sa-ya unter den Pathyä-Zeilen des Dhammapada einen Anteil von 1,07%, der höher liegt, aber dennoch ist die Struktur sa-ya im Gegensatz zur sa-Vipulä irregu­ lär. Der Unterschied zwischen der sa-Vipulä und der Struktur sa-ya besteht darin, daß die sa-Vipulä einer erkennbaren Regel in bezug auf ihre Bildeweise folgt, während die Struktur sa-ya in sich unregelmäßig ist. Nun können irreguläre Strukturen sozusagen in aller Regel im Sinne einer regulären Struktur aufgefaßt werden, wenn man etwas voraussetzt, das als Lizenz bezeichnet wird. Um beim Beispiel zu bleiben: Die sa-Vipulä ist regulär, weil es sich um eine sa-Vipulä handelt. Die Struktur sa-ya ist nur dann regulär, wenn die Struktur eine andere ist und sich diese andere Struktur auf dem Wege der Lizenz erreichen läßt. 5 6 Die Lizenz einer Kürze Zu unterscheiden ist zwischen der Lizenz einer Kürze und der einer Länge. Die Lizenz einer Kürze besteht darin, daß aus einer irregulären Struktur eine reguläre Struktur wird, wenn wir eine an sich lange Silbe als Kürze auffassen. Ich beschränke den Begriff der Lizenz auf Erscheinungen des An- oder Auslauts von Wörtern oder von Gliedern einer Komposition. Die Lizenz einer Kürze kann insbesondere für die auslautende kurze Silbe eines Wortes gelten, wenn das folgende Wort mit einer Konsonantengruppe anlautet - anders gesagt: Eine Konsonantengruppe im Anlaut eines Wortes bewirkt nicht notwendig Positionslänge für einen vorausstehenden Vokal. Diese Beobachtung ist nun alles andere als eine indologische Neuigkeit. Bereits H. T. COLEBROOKE formulierte in einem zuerst 1808 erschienenen Aufsatz: "By poetical licence, a vowel may be short before certain conjuncts (viz., pro and hra; as also bra and kra). This licence has been borrowed from Prakrit prosody, by the rules of which a vowel is allowed to be sometimes short before any conjunct, or before the nasal: but instances of this licence occur in classical poems with only four conjuncts, as above mentioned; and, even there, emendations of the text have been proposed by critics to render the verse conformable to the general laws of tn prosody". 40 Metrik § 6 Es entspricht der Natur der Sache, daß in buddhistischen Texten die Lizenz einer Kürze häufiger vorkommen kann als in anderen Texten, die nicht buddhistisch sind. Nun sagt Franklin EDGERTON über das buddhistische Sanskrit: "Usually initial consonant clusters are written as in Skt. But this is merely con­ ventionalized orthography, in imitation of Skt. This is proved by the meter. If the preceding syllable ends in a short vowel, that syllable is metrically short, regardless 31 of the number of consonants written at the beginning of the following word". Im Falle des UV kann keine Rede davon sein, daß anlautende Konsonantengruppen im Prinzip oder auch nur mehrheitlich keine Positionslänge für den davor stehenden auslautenden Vokal bewirkten. Nur in dem Maße, in dem eine Abweichung von den allgemeinen Prinzipien des Versbaus erkennen läßt, daß eine Besonderheit vorliegt, besteht ein Grund, Positionslängen anzuzweifeln. Ich habe bei dieser Untersuchung alle positionslangen Silben als Länge skandiert. Nur in einer beschränkten Größen­ ordnung kann man davon sprechen, daß eine anlautende Konsonantenverbindung keine Positionslänge für den vorausstehenden Vokal bewirkt. Das Phänomen der Lizenz einer Kürze gibt es, aber es bewegt sich unterhalb der gleichsam konstitutionellen Marke von fünf Prozent. Es handelt sich um eine Lizenz, nicht um die Regel. - Eine Übersicht über die Häufigkeit der Lizenz einer Kürze vor anlautender Konsonan­ tengruppe gibt die folgende Tabelle: § 6 Lizenz einer Kürze TABELLE 2 41 UV PDhp Dhp gesamt es steht eine Kürze vor kkh- - - 1 1 es steht eine Kürze vor kr- - 1 - 1 es steht eine Kürze vor kl- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor ggr- - 1 - 1 es steht eine Kürze vor cch- 3 1 - 4 es steht eine Kürze vor jj- - 2 - 2 es steht eine Kürze vor jjh- - - 1 1 es steht eine Kürze vor tfh- - 2 - 2 es steht eine Kürze vor r- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor h- - 1 - 1 es steht eine Kürze vor dr- - 2 - 2 es steht eine Kürze vor dv- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor dhy- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor dhv- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor pr- 15 20 - 35 es steht eine Kürze vor by- - 1 - 1 es steht eine Kürze vor br- 8 15 44 67 es steht eine Kürze vor bhr- - 1 - 1 - 1 - 1 es steht eine Kürze vor mres steht eine Kürze vor vy- 1 1 - 2 es steht eine Kürze vor vr- - 1 - 1 es steht eine Kürze vor sr- 5 - - 5 es steht eine Kürze vor sn- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor sp- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor sr- 2 - - 2 es steht eine Kürze vor sv- 1 - - 1 es steht eine Kürze vor hr- 1 - - 1 43 50 46 139 Kürze vor anlaut. Gruppe insges. Dies ist die Ausbeute aus 3.469 vollzähligen Zeilen im UV, 1.611 Zeilen im PDhp und 1.679 Zeilen im Dhp, also aus insgesamt 6.759 vollzähligen Zeilen in den drei untersuchten Texten in silbenzählenden und morenzählenden Versmaßen. Ich bin durchaus der Ansicht, daß diese Lizenzen gelten, aber es handelt sich nicht um die Regel. Es handelt sich auch nicht um eine besondere Eigenschaft des buddhistischen Sanskrit, sondern um eine allgemeine Eigenschaft buddhistischer Texte. Der relative Anteil der Lizenz einer Kürze vor anlautender Konsonantengruppe ist in den beiden 42 Metrik § 7 Prakrit-Texten etwa doppelt so hoch wie im UV. Die häufigste Lizenz im UV ist die kurze Valenz eines auslautenden Vokals vor der anlautenden Konsonantengruppe pr-, Eine kursorische Untersuchung hat ergeben, daß in etwa 60% der Fälle der auslau­ tende Vokal kurz oder lang sein kann. In etwa 25% der Fälle muß vor pr- eine Länge stehen, und nur in 15% der Fälle steht vor pr- tatsächlich eine Kürze. Die kurze Valenz eines auslautenden Vokals vor anlautender Konsonantengruppe ist nicht die einzige Lizenz, die sich ermitteln läßt. Eine Übersicht über die feststell­ baren Lizenzen gibt die folgende Tabelle: TABELLE 3 UV PDhp Dhp gesamt Kürze vor anlaut. Konsonantengr. 43 50 46 139 ein auslautendes -e ist kurz 7 - 1 8 ein auslautendes -o ist kurz 1 6 7 14 ein -am vor Konsonant ist kurz 2 5 3 10 ein -am vor Vokal ist kurz - 4 3 7 ein -ah vor Konsonant ist kurz 2 - - 2 ein -arm vor Vokal ist kurz 2 - - 2 Lizenzen einer Kürze insgesamt 57 65 60 182 Die beiden Auslautsilben -am und -ah stehen hier generell für auslautende Nasal- und Visarga-Silben, es kann sich also auch um -um oder -uh handeln. Wenn in einem Prakrit-Text -am vor Vokal geschrieben ist und die Silbe kurz sein sollte, handelt es sich wohl eher um einen Schreibfehler für -am (vgl. § 3 am Ende). Der relative Anteil der Zeilen, in denen die Lizenz einer Kürze anzunehmen ist, beträgt mit 182 Fällen in 6.759 vollzähligen Zeilen insgesamt nur etwa drei Prozent. 5 7 Die Lizenz einer Länge Die Lizenz einer Länge ist der umgekehrte Fall der Lizenz einer Kürze: Eine irre­ guläre Struktur kann im Sinne einer - anderen - regulären Struktur aufgefaßt werden, wenn wir einen an sich kurzen Vokal als Länge auffassen. Diese Lizenz gilt in der Haupsache für auslautende -i und -u im Sanskrit, sie gilt für auslautende -i, -u und -a besonders im Prakrit. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die feststell­ baren Lizenzen einer Länge: § 8 metrische Dehnungen 43 UV PDhp Dhp gesamt ein auslautendes -i ist lang 6 9 18 33 ein auslautendes -u ist lang 2 4 1 7 ein auslautendes -a ist lang 1 27 25 53 ein -i- in der Kompositionsfuge ist lang 2 1 - 3 ein -u- in der Kompositionsfuge ist lang - 1 - 1 ein -a- in der Kompositionsfuge ist lang 2 4 5 11 TABELLE 4 ein -am vor Vokal ist lang 1 6 1 8 Lizenzen einer Länge insgesamt 14 52 50 116 EDGERTON hat eine Reihe von Fällen zusammengetragen, in denen die kurzen Vokale a, i und u in verschiedenen Positionen - im Inlaut wie im Auslaut - als Langvokale geschrieben werden. Er beschreibt dies als "a matter of metrical convenience" (BHSG § 3.5). In den hier untersuchten Texten werden auslautende Vokale, die lang sein sollen, im allgemeinen nicht als Länge notiert. Eine Ausnahme ist die Behandlung des auslautenden -t im Pali: hier finden wir öfter -Î statt -i geschrieben; aber die 18 Belege für die Lizenz einer Länge bei auslautendem -i zeigen, daß dies nicht immer der Fall ist. Wenn der als Länge zu messende Vokal in der Kompositions­ fuge steht, wird die Länge in der Schrift häufig - aber auch nicht immer - zum Aus­ druck gebracht; Beispiele: UV 33d jâîmaranena (für jâimaranena), 68d kupinä- mukbe (für kupinamukhe), 602c upadhîbandhanâ (für upadhîbandhanâ). Wenn wir die in den Texten nicht geschriebenen Längen zur Grundlage der Betrachtung machen, haben die Lizenzen einer Länge mit 116 Belegen in 6.759 Zeilen einen Anteil von etwa zwei Prozent. § 8 Quantitätsschwankungen im Inlaut Während auslautende, als Länge zu messende kurze Vokale meistens nicht als Lang­ vokal notiert werden, wird eine metrische Längung im Inlaut eines Wortes in aller Regel auch in der Schrift ausgewiesen. Einige Beispiele aus dem Udänavarga: 212c vîpàkam (für vipäkam), 334c bhayadarsino (für bhayadarsino), 540d uamapurusam (für uamapurusam), 572c vibhâgînâm (für vibhâginâm), 704a smrîmao (für smri- mao), 974c animasârîram (für °sarîram); hierzu gehört vielleicht auch 976a nabhinandani, das nach dem Kontext wohl für näbhinandai steht. Quantitätsschwankungen im Inlaut sind im ganzen eher sporadische Erscheinungen. Zum Teil sind diese Schwankungen durch die Lexikographie sanktioniert, so kann etwa das Skr. duhkha entsprechende Wort im Prakrit als dukha oder dukkha erscheinen. 44 Metrik § 9 An einigen Stellen im Prakrit sind auf -iya auslautende Wörter offenbar wie -iyya, -îya zu lesen, so im Falle von indriya, viiya, aiya, viriya. Bemerkenswert ist auch PDhpakkusala fürakusala (vgl. § 120, PDhp 415b). § 9 Die ungeraden Zeilen der Anuçjubh Bei der Analyse der Anuçfubh ist zwischen geraden (b, d, f) und ungeraden (a, c, e) Zeilen oder Pädas zu unterscheiden. Wir werden zunächst die ungeraden Pädas betrachten. Wenn die Strophen mit unterschiedlichen Versmaßen in den einzelnen Zeilen unberücksichtigt bleiben, ergibt sich aus § 4 eine Gesamtzahl von 1.445 unge­ raden Pädas im UV, von 689 im PDhp und 742 im Dhp. In der folgenden Untersuchung bleiben über- und unterzählige Zeilen zunächst unberücksichtigt, es werden nur die vollzähligen, aus acht Silben bestehenden Zeilen untersucht. Die ungeraden Zeilen lassen sich wie folgt unterteilen: UV PDhp Dhp gesamt vollzählige ungerade Zeilen 1.367 618 677 2.662 überzählige ungerade Zeilen 75 66 62 203 3 5 3 11 1.445 689 742 2.876 TABELLE 5 unterzählige ungerade Zeilen ungerade Zeilen insgesamt Man kann die Anuçtubh-Zeile in zwei Hälften teilen, die je einen Gaija von drei Silben enthalten. Ich nehme dabei an, daß die erste und die letzte Silbe des Päda anceps sind - das heißt: Ihre Länge oder Kürze ist ohne Bedeutung für die Struktur der Zeile. Die Struktur definiere ich als die Form des metrischen Gefüges abzüglich der beiden Syllabae ancipites in Auftakt und Ausklang der Zeile. In der zweiten Hälfte ungerader Zeilen steht bei der regelmäßigen Form der Anu§{ubh der Gapa ya ( v — x ), wie in folgender Zeile: UV la stînamiddharp vinodyeha Diese regelmäßige Form wird in der indischen Terminologie als Pathyä bezeichnet. Steht ein anderer Gaija als ya, liegt eine Nebenform vor, die Vipulä genannt ist. Neben der häufigen Pathyä finden sich in den untersuchten Texten Beispiele auch für alle anderen theoretisch möglichen Gaijas in der zweiten Zeilenhälfte. Die folgende Tabelle gibt die Häufigkeit der Gaijas in der zweiten Hälfte vollzähliger ungerader Zeilen: §10 ta-Vipulà? 45 TABELLE 6 UV PDhp Dhp gesamt ya-Gapa in d. zweiten Hälfte ( v — x ) 1.143 501 560 2.204 ma-Gapa in d. zweiten Hälfte (------- x ) 66 48 44 158 bha-Gana in d. zweiten Hälfte ( - v v x ) 60 27 26 113 na-Gapa in d. zweiten Hälfte ( v v v x ) 47 20 19 86 ra-Gapa in d. zweiten Hälfte ( - v - x ) 35 9 6 50 ja-Gapa in d. zweiten Hälfte ( v - v x ) 10 6 7 23 sa-Gapa in d. zweiten Hälfte ( v v - x ) 5 7 15 27 ta-Gapa in d. zweiten Hälfte ( — v x ) 1 - - 1 vollzählige ungerade Zeilen insgesamt 1.367 618 677 2.662 Die vollzähligen ungeraden Zeilen mit ya-Gapa in der zweiten Hälfte haben insgesamt einen Anteil von 83%. Zeilen mit ma-, bha-, na-, ra-, ja- und sa--Gapa können unter bestimmten Bedingungen reguläre Vipulä-Formen bilden. Offenbar irregulär ist der ta-Gapa in der zweiten Hälfte des Päda. § 10 Gibt es eine ta-Vipulä? Die Form mit ta-Gapa in der zweiten Zeilenhälfte ist ein Einzelfall in der gesamten Dhp-UV-Literatur. Es handelt sich um die folgende Zeile: UV 2c anukampakenarçipâ Die Stelle ist in den beiden Rezensionen des UV überliefert. In der zweiten Rezen­ sion, belegt in den Handschriften FL und KA sowie durch das Tibetische bestätigt, folgt die Zeile der Struktur ra-na mit zwei Kürzen anstelle einer Länge im Auftakt ( V v - v- vvvx): Rez. 2 anukampakena muninä Eine einzelne Zeile nur in der ersten Rezension des UV kann nicht als Beleg für eine metrische Regel gewertet werden. Daraus folgt, daß es eine ta-Vipulä auf der Entwicklungsstufe der Metrik, die wir hier untersuchen, nicht gibt. An so herausge­ hobener Stelle - in Dharmaträtas Einleitungsstrophen zum UV - könnte die Form mit ta-Gapa darauf hindeuten, daß die erste Rezension diese Stelle im Gegensatz zur zweiten zu einem Zeitpunkt geändert hat, der sich überlieferungsgeschichtlich abhebt von der Kompilation des übrigen Textes. 46 Metrik §§ 11-12 §11 Die Struktur einer Pathyä Bevor wir näher auf die Vipulä-Formen eingehen, betrachten wir zunächst die vor dem ya-Gaija der Pathyä in der ersten Zeilenhälfte stehenden Ganas: TABELLE 7 UV PDhp Dhp Struktur ma-ya (x------- v — x) 294 129 98 521 Struktur ya-ya (xv — v — x) 248 101 145 494 Struktur ra-ya (x-v-v — x) 170 88 90 348 Struktur ja-ya (xv-vv — x) 157 71 94 322 Struktur ta-ya (x — vv — x) 172 66 72 310 Struktur bha-ya (x-vvv — x) 99 42 54 195 Struktur sa-ya (xvv-v — x) - 3 6 9 Struktur na-ya (xvvvv — x) 3 1 1 5 1.143 501 560 2.204 vollzählige Pathyä-Zeilen insgesamt gesamt Im UV und im PDhp ist der ma-Garja in der ersten Hälfte ( x - — ) deutlich häufiger als die übrigen Gaijas, im Pali hingegen steht ya ( xv — ) an erster Stelle der Statistik. Nun wird man aus der Verteilung der sechs in der ersten Vershälfte häufigen Gatjas nicht notwendig auf eine rein metrische Präferenz schließen, eher dürfte der Charakter der Sprache für den Anteil der Gapas ausschlaggebend sein. Man kann als Beispiel anführen, daß ein Wort wie shäna im UV shâna, im PDhp {fhöna, im Dhp aber thäna geschrieben wird. Es mag auch eine Rolle gespielt haben, welche Strophen der Dhp-UV-Literatur nun gerade in der einen oder anderen Sammlung vertreten sind und welche nicht. § 12 Die Strukturen sa-ya und na-ya Offenbar irregulär sind die Strukturen sa-ya (xvv-v — x) und na-ya ( x v v v v — x ), bedeuten sie doch einen Verstoß gegen die Bildungsregel, daß die zweite und dritte Silbe eines Päda nicht gleichzeitig kurz sein dürfen. Diese Bildungsregel ist seit langem bekannt, sie wird etwa von Pifigala so formuliert: na prahamà snau "Hinter der ersten Silbe eines päda darf weder ein Anapäst (sla-Gaijal), noch ein 32 Tribrachys (nfa-Gaijal) folgen". Auch OLDENBERG hat in seinen empirischen Unter­ suchungen diese "von den Indern gelehrte und in ihrer Praxis sich durchweg bestäti33 gende Ausschließung" der Gaijas sa und na festgestellt. Betrachten wir nun die Zeilen mit diesen Strukturen im einzelnen: §12 Pathyä 47 UV 352a çaçtha adhipatî râjâ Nach dem tibetischen Kommentar steht sastha offenbar für eine Pausaform sasfhe. In Mv III 384 finden wir einen Nominativ: sasfho adhipaî râjâ. Man kann vielleicht davon ausgehen, daß der Sandhi (der zudem nach den klassischen Regeln sasfhe 'dhipaî oder sastho 'dhipatî lauten müßte) hier nicht berechtigt ist und sastha anstelle eines metrisch korrekten sasfhe - ohne Sandhi - steht; bei dieser Analyse ergibt sich eine regelmäßige Struktur bha-ya (x-vvv-x). Das mindeste, was man bei dem gegebe­ nen Befund tun kann, ist, das auslautende -a der zweiten Silbe als Länge aufzu­ fassen. - Zwei weitere Stellen mit na-ya sind: UV 566c jâtimararçasarpsârarp PDhp 199c jâtimaraijasaipsârarp Die Handschriften AA und EH belegen ein jâîmarana 0 mit der im UV auch sonst belegbaren Längung des -i- in der Kompositionsfuge. Im PDhp kommt jäimarana nur an dieser Stelle vor. Wenn der "metrisch korrekten Version ... im Prinzip der 34 - « Vorrang gegeben" wird, muß man jaimarana" lesen. Offenbar kann ein -i- der Kompositionsfuge gelängt oder als Länge verstanden werden. Diese Lizenz gilt auch für Sn 729: jâimaranasamsârarn. UV 429c nityam iva jayas tasya Handelte es sich um einen Prakrittext, ließe sich das Metrum dadurch bereini­ gen, daß man niyam statt nityam vor dem Vokal schreibt. Aber die Schreibung eines Anusvära vor anlautendem Vokal gibt es vereinzelt auch im UV: BERNHARD führt in der Einleitung ein bhadram aha auf, allerdings nur zur Unterdrückung des Sandhi 35 * als Interpunktion. - In den beiden Prakrittexten fallen eine Reihe von Pädas dadurch auf, daß sich das Metrum bereinigen läßt, wenn man auslautende -i und -u als Länge versteht: PDhp 168c yâni hitâni sâdhûni PDhp 236a yo tu sameti pâpâni PDhp 338a yo tu vinîya sârarpbharp Dhp 148c bhijjati pütisandeho Unter der Voraussetzung, daß die auslautenden -i und -u den Wert einer Länge haben, ergibt sich in diesen Fällen ein einwandfreies Metrum. - Im Pali finden sich drei Fälle, die darauf hindeuten, daß auch ein auslautendes -a als Länge verstanden werden kann: Dhp 150c yattha jarâ ca maccü ca Dhp 420a yassa gatirp na jänanti Dhp 421a yassa pure ca pacchä ca An zwei Stellen des Dhp läßt sich vermuten, daß ein kurzes -a- in der Komposi­ 48 Metrik § 13 tionsfuge als Länge gewertet werden kann: Dhp 363a yo mukhasannato bhikkhü Dhp 415c kämabhavaparikkhnjanp Lediglich ein Druckfehler in der PTS-Ausgabe ist: Dhp 102a yo ca gathâsatarp bhäse Es muß natürlich gâhâ° heißen. - Die insgesamt 14 Belege für die Strukturen sa-ya und na-ya können nicht glaubhaft machen, daß es sich bei diesen Strukturen um reguläre Formen des Metrums handelt. Diese 14 Zeilen lassen sich aber im Sinne regulärer Strukturen auffassen, wenn wir die Gültigkeit der Lizenz annehmen - und wenn der Text in Ordnung ist. §13 Die ma-Vipulä Die in allen drei Texten häufigste Form der Vipulä ist durch den ma-Gana in der zweiten Zeilenhälfte markiert. In der großen Mehrheit der Fälle steht bei der maVipulä ein ra-Gapa in der ersten Zeilenhälfte. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die vorgefundenen Strukturen: TABELLE 8 UV PDhp Dhp gesamt Struktur ra-ma (x-v----------x) 56 27 33 116 Struktur ma-ma (x--------------- x) 5 7 7 19 Struktur bha-ma (x-vv------- x) 2 - 1 3 Struktur ya-ma (xv------------ x) 1 8 - 9 Struktur sa-ma (xvv----------x) 1 1 1 3 Struktur ja-ma (xv-v------- x) 1 3 1 5 Struktur ta-ma (x — v------- x) - 2 1 3 ma-Gapa in d. zweiten Zeilenhälfte insges. 66 48 44 158 114 der insgesamt 116 Verszeilen der Form ra-ma sind durch eine deutliche Zäsur nach der fünften Silbe gekennzeichnet ( x - v — ; — x ). Es finden sich lediglich zwei Pädas unter diesen 116 Zeilen mit ra-ma, bei denen keine Zäsur nach der fünften Silbe steht: UV 458c pradakçiparp pralvrajyâ ca] Die drei letzten Silben hat BERNHARD ergänzt unter Verweis auf UVT: UVT spoh bar byed pas rab bskor zifi Unabhängig davon, ob die Konstruktion des Päda der des Sanskrit entspricht: aus UVVT geht hervor, daß rab bskor zifi eine Wiedergabe von pradaksinam ist. Da spon §13 ma-Vipulâ 49 bar byed pas einem pravrajyâ nicht entsprechen kann, ist BERNHARDS Ergänzung wohl nicht richtig. Denkbar ist eine Ableitung von pra-hä- statt pra-vraj-; in diesem Fall läge keine ma-Vipulâ vor, sondern eine Pathyä (pradaksinam prah-) - Eben­ falls ohne eine Zäsur nach der fünften Silbe ist: Dhp 408a akakkasarp vinnâpâpirp Dies ist ein Druckfehler in der PTS-Ausgabe (das zweite Wort hat mit der 'Hand' nichts zu tun). FAUSBÖLL liest vifMapanim, mit dieser Lesart ergibt sich eine Struktur ra-ta, die jedoch auch nicht regulär ist. In UV 972a finden wir: yo 'karkasäm vijna- panîm, in PDhp 43a: akakkasim vinnapanim. Nach BERNHARD steht vijfapanîm m. c. für vijfiäpanirn; offenbar ist auch im Pali entsprechend zu lesen, dann haben wir eine korrekt gebildete bha-Vipulä (§ 14). Die insgesamt zehn Stellen im UV, in denen in der ersten Zeilenhälfte ein anderer Gana als ra steht, lassen sich im Sinne regulärer Formen verstehen, wenn wir die Gültigkeit metrischer Lizenzen zugestehen. Sofern die Gruppen pr-, r-, dv-, dhy- im Anlaut eines neuen Wortes keine Positionslänge bewirken und ein auslautendes -e als Kürze gelten kann, handelt es sich bei den folgenden Pädas um eine Form der Pathyä: UV 606a yat prâptarp yac ca präptavyarp UV 353a nagararp hy asthiprâkârarp UV 280a sa ced bhavati traividyo UV 347c tasmâd vigatadveçebhyo UV 367c jîrrçakrauncaiva dhyâyante UV 443c eko 'smirp loke sarpbuddhah UV 785c yo na lipyate kämebhir Im Falle von lipyae läßt sich auf die mittelindische Bildung des Passivs verweisen, wie sie in Dhp 401c zu finden ist: yo na lippai kamesu. - Sofern die Gruppen pr-, cch- keine Positionslänge bewirken, zeigen die folgenden Pädas die für die ma-Vipulâ geforderte Kürze in dritter Silbe des Päda: UV 250a sreçjhâ hi prajnä loke 'smirp UV 671c na tatra cchandarp kurvîta Der in der Tabelle als sa-ma erfaßte Päda lautet: UV 474a bahu sçnoti srotrepa Eine regelmäßige Struktur ergibt sich, wenn wir den Auslaut in der zweiten Silbe als Länge verstehen. - Ähnliche Lizenzen wie im Sanskrit finden sich auch im Prakrit. Beispiele für eine Kürze vor anlautender Konsonantengruppe lassen sich aus dem PDhp, nicht aus dem Dhp, anführen. Für die folgenden Pädas nehme ich an, daß es sich um eine Pathyä handelt: 50 Metrik § 13 PDhp 25a te ve kâlena präcchanti PDhp 14c apramattä na mrîyanti PDhp 45c sarpvçtarp trisu ßhänesu PDhp 62c yamhi jhânarp ca prarpnä ca PDhp 136c atirocanti prarpnäya PDhp 233c andhakâramhi prakkhittä PDhp 293c etehi ttrihi Uhäpehi Die folgende Zeile zeigt die Struktur ra-ma mit Zäsur nach der fünften Silbe, wenn die dritte Silbe kurz ist: PDhp 48a gambhîra-prarpnarp medhâvirp Die Lizenz einer Kürze vor anlautendem pr- kann offenbar auch für das Alpha privativum gelten: PDhp 62a nâsti jhänam aprarpnassa In beiden Prakrit-Texten findet sich die kurze Valenz eines auslautenden -o. Die folgenden Pädas sind unter dieser Annahme Pathyä: PDhp 194a pûrate bâlo päpassa PDhp 195c pûrate prarpno purpnassa PDhp 359c virago sreçtho dhammânârp Dhp 252c paresatp hi so vajjäni Dhp 273c virägo settho dhammänarp Die folgende Zeile ist ra-ma mit einer Zäsur nach der fünften Silbe, wenn die dritte Silbe kurz ist: Dhp 109c cattâro dhammä varjrjhanti Eine besonders für das Prakrit charakteristische Erscheinung ist die Möglichkeit, einen auslautenden, mit Anusvära geschriebenen Nasalvokal vor einem anlautenden Konsonanten als Kürze zu verstehen. Die beiden folgenden Pädas sind m. E. Pathyä: PDhp 220c sabbâ tä jihmarp gaccharpti PDhp 222c sabbâ tâ ujjurp gaccharpti PDhp 269c âsavâ tesarp vaddhanti PDhp 391c ekâharp jîvarp tarp çreyo Dhp 60c dîgho bâlânarp sarpsâro Dhp 196c na sakkâ punnarp sarikhâturp Eher ein orthographischer Fehler ist: Dhp 252a sudassarp vajjarp annesarp Es ist wohl vajjam zu lesen. - Es gibt eine Reihe weiterer Fälle, in denen die Prakrit-Texte eine irreguläre Struktur aufweisen, weil der Text gestört ist: PDhp 163c kammäro rajastass' eva §13 ma-Vipulâ 51 Es ist rajaass' eva zu lesen, wie auch in UV 55c: karmäro rajaasyaiva. - Etwas schwierig ist die folgende Zeile: PDhp 275a gabbham eke okaipmanti Vgl. hierzu § 90. PDhp 324c darpma saipma ujjurp (?) hoti Die Lesung ujjum ist unsicher, wie ROTH andeutet. Im Pali kann das Skr. rju ent­ sprechende Wort uju oder ujju lauten (vgl. PTSD s. v.), im PDhp wird man daher ujum lesen. PDhp 68a sukho buddhânâ uppâdo Dhp 194a sukho buddhânarp uppâdo In beiden Fällen scheint lediglich ein orthographisches Versehen vorzuliegen. Wenn man den Auslaut der fünften Silbe mit dem folgenden Vokal im Akçara schreibt (sukho *buddhänam uppâdo), ergibt sich eine Pathyä. In UV 779a finden wir einen etwas anderen Text: sukham buddhasya copädah; vgl. auch § 22, Dhp 182d. Für die im Pali duiya und aiya lautenden Ordinalia hat LÜDERS an einem Dutzend Pädas überzeugend nachgewiesen, daß diese Wörter ursprünglich auch einen jambischen a 36 Rhythmus haben, also auf -îya oder -iyya ausgehen konnten. Die beiden Fälle mit der Struktur sa-ma in den Prakrit-Texten lassen ein Gleiches für indriya vermuten: PDhp 63c indriya-gottî sântoçjhî Dhp 375c indriyagutto santutthî Ist die zweite Silbe lang, ergibt sich eine Struktur ra-ma mit einer deutlichen Zäsur nach der fünften Silbe. - Weitere, bisher nicht zitierte Zeilen mit einer anderen Struktur als ra-ma sind: Dhp 116c dandharp hi karoto punnarp Die Form karoo (so auch FAUSBÖLL) scheint irgendwie gestört zu sein. In den Parallelen finden wir Pathyä-Zeilen: UV 673c dhandham hi kurvaah punyam, PDhp 96c dhamdham hi käraye pumnarn. Dhp 315a nagararp yathä paccantarp Die Parallelen haben jeweils etwas anderes: UV 136c yathä prayananagaram, PDhp 234a paccamimam vä nagaram. Dhp 278a sabbe sankhârâ dukkhâ ti Auch diese Zeile ist unklar. In UV 253a lesen wir: duhkham hi sarvasamskârârn; vgl. § 47, Dhp 277a. 52 Metrik §14 §14 Die bha-Vipulâ Die zweithäufigste Form der ungeraden Anuçtubh-Zeilen, die nicht Pathyä sind, hat in der zweiten Zeilenhälfte den Gana bha. Ebenso wie im Falle der ma-Vipulä steht diesem bha in aller Regel der Gaija ra in der ersten Zeilenhälfte voraus: TABELLE 9 UV PDhp Dhp gesamt Struktur ra-bha (x-v — vvx) 56 24 23 103 Struktur ma-bha (x--------- vvx) 2 1 1 4 Struktur ya-bha (xv------- vvx) 2 - 1 3 Struktur na-bha (xvvv-vvx) - 2 - 2 Struktur sa-bha (xvv — vvx) - - 1 1 bha-Gaija in d. zweiten Zeilenhälfte insges. 60 27 26 113 Die Form mit ra-bha ist aufgrund ihrer Häufigkeit als regulär zu betrachten. Bei dieser Form steht eine Zäsur meistens nach der vierten oder fünften Silbe. Zeilen ohne Zäsur nach einer dieser beiden Silben sind zwar die Minderheit, doch im ganzen ausreichend zu belegen: TABELLE 10 UV PDhp Dhp gesamt ra-bha mit Zäsur nach fünfter Silbe 37 8 10 55 ra-bha mit Zäsur nach vierter Silbe 16 12 10 38 ra-bha ohne erkennbare Zäsur 3 4 3 10 Struktur ra-bha insgesamt 56 24 23 103 Betrachten wir die Zeilen mit einem anderen Gatja als ra in der ersten Zeilenhälfte einmal näher. In einem Fall ist anzunehmen, daß die Gruppe cch- im Anlaut keine Positionslänge bewirkt: UV 162c tasmäd dhi cchannarp vivared Unter der Voraussetzung der Kürze in der dritten Silbe folgt die Zeile der regulären Struktur ra-bha. - In der folgenden Zeile scheint der Text nicht in Ordnung zu sein: UV 86a apramattâh sâtatikâ Die erste Hälfte hat BERNHARD aus P.2.49 ergänzt. Der tibetische Kommentar ermöglicht eine sichere Rekonstruktion und legt zumindest für die zweite Rezension einen Wortlaut nahe, der der Fassung in PDhp 16a und Dhp 23a genau entspricht, nämlich: *e dhyâyino sâaikâ. Dies ist eine bha-Vipulâ mit ra in der ersten Zeilen­ hälfte und einer Zäsur nach der vierten Silbe. - Ein offensichtlicher Fehler im Manu­ §15 na-Vipulâ 53 Skript (wie ROTH kenntlich macht) ist: PDhp 141a tahna(!)-vitiyo puru$o An den anderen Stellen im PDhp, in denen die 'Gier' vorkommt, wird immer ahnä geschrieben. Aber nicht nur die zweite, auch die vierte Silbe des Päda sollte lang sein. Man wird daher viiya (Skr. dvitîya) ebenso beurteilen wie die Ordinalien duiya, aiya im Pali (vgl. § 13 gegen Ende). - Die folgende Zeile hat eine reguläre Struktur, wenn wir das auslautende -a der zweiten Silbe als Länge auffassen: Dhp 68c yassa patîto sumano Die Struktur ra-bha einer Anuçtubh entspricht dem Eingang und den Mittelsilben in einer Tri$tubh-Zeile, deren häufigste Struktur ra-bha-ra lautet. Wir werden bei der Triçtubh feststellen, daß es auch eine Nebenform mit ma-bha-ra gibt, deren Regularität allerdings an die Voraussetzung geknüpft ist, daß eine Zäsur nach der vierten Silbe steht. Aufgrund der Parallelität der Bildeweise der bha-Vipulä auf der einen und der Triçtubh auf der anderen Seite, betrachte ich die folgenden Zeilen mit ma-bha und einer deutlichen Zäsur nach der vierten Silbe als regulär: UV 880a dharmârâmo dharmarato PDhp 226a dharpmârâmo dharpmarato Dhp 364a dhammârâmo dhammarato Wenn wir die zweite Silbe als eine Länge verstehen, ist auch die folgende Zeile regulär im Sinne der Form ma-bha mit Zäsur nach vierter Silbe: Dhp 370a panca chinde panca jähe Diese Stelle ist ohne Parallele in den beiden anderen Texten, aber zumindest im Sanskrit würde sich diese Lizenz einer Länge wegen des Sandhi erübrigen. - Keine Lösungsmöglichkeit im Sinne einer Lizenz sehe ich für diese beiden Zeilen: UV 651a sarvapâpasyâkaraijarp PDhp 358c cittapayirodamanaip Diese Zeilen scheinen ursprünglich überzählig gewesen zu sein, vgl. § 95 (PDhp 358a) und § 81 (Dhp 183c). §15 Die na-Vipulâ Die durch drei kurze Silben in der zweiten Zeilenhälfte markierte Form der Vipulä gestattet in der ersten Zeilenhälfte drei verschiedene Gaijas, nämlich ra, ma und ya. Es läßt sich eine gewisse Präferenz für die Struktur ra-na feststellen, die in den Prakrittexten ausgeprägter ist als im Sanskrit: 54 Metrik § 16 TABELLE 11 UV PDhp Dhp Struktur ra-na (x-v-vvvx) 17 13 12 42 Struktur ma-na (x------- vvvx) 16 3 5 24 Struktur ya-na (xv — vvvx) gesamt 14 2 2 18 Struktur bha-na (x-vvvvvx) - 2 - 2 na-Gapa in d. zweiten Zeilenhälfte insges. 47 20 19 86 Die für den PDhp zweimal festgestellte, in der Substanz aber nur einmal in den beiden gleichlautenden Zeilen 315a und 316a anzutreffende Struktur bha-na ist suspekt schon wegen der fünf aufeinanderfolgenden Kürzen, die sie bedeutet: PDhp 315a yo sâsanam arahatärp PDhp 316a yo Sâsanam arahatärp Es liegt sicher nur ein Versehen des Schreibers vor. Lesen wir sâsanam, folgt der Päda der Struktur ra-na. In Dhp 164a wird richtig yo sâsanam arahaam geschrieben. In der Frage der Zäsur zeigt die na-Vipulä ein der bha-Vipulä durchaus vergleich­ bares Bild, ein deutliches Vorherrschen der Zäsur nach fünfter und vierter Silbe, aber insgesamt ausreichende Belege auch für Formen ohne eine Zäsur nach einer dieser beiden Silben: TABELLE 12 UV PDhp Dhp gesamt na-Vipulä mit Zäsur nach fünfter Silbe 24 12 10 46 na-Vipulä mit Zäsur nach vierter Silbe 17 8 7 32 ohne Zäsur n. vierter od. fünfter Silbe 6 - 2 8 na-Vipulä insgesamt 47 20 19 86 §16 Die ra-Vipulä Bei der durch den Gapa ra in der zweiten Zeilenhälfte markierten Form der Vipula finden sich in der ersten Hälfte dieselben Gapas, die auch bei der na-Vipulä dem zweiten voranstehen: TABELLE 13 UV PDhp Dhp gesamt Struktur ra-ra ( x - v — v - x ) 21 2 3 26 Struktur ya-ra ( x v - — v - x ) 10 4 2 16 4 3 1 8 '35 9 6 50 Struktur ma-ra ( x - ------- v - x ) ra-Vipulä insgesamt §17 sa-Vipulâ 55 Ebenso wie bei der na-Vipulä findet sich zumindest im Sanskrit eine Präferenz für den Gapa ra in der ersten Zeilenhälfte. Eine sinnvolle Aussage über die Präferenz in den Prakrit-Texten ist wegen der dünnen Beleglage wohl nicht zu machen. Sämtliche Pädas in allen drei Texten haben ohne eine Ausnahme eine deutliche Zäsur nach der vierten Silbe. §17 Die sa-Vipulä Abweichend von den übrigen Vipuläs scheint die sa-Vipulä wie die Pathyä keine Be­ schränkung der in der ersten Zeilenhälfte möglichen Gaijas zu kennen. Es finden sich folgende Strukturen: TABELLE 14 UV PDhp Dhp gesamt Struktur ra-sa (x-v-vv-x) 2 1 7 10 Struktur ta-sa (x — vvv-x) 2 2 2 6 Struktur ya-sa (xv — vv-x) - 2 3 5 Struktur ma-sa (x------- vv-x) 1 - 2 3 Struktur ja-sa (xv-vvv-x) - 2 - 2 Struktur bha-sa (x-vvvv-x) - - 1 1 sa-Gana in d. zweiten Zeilenhälfte insges. 5 7 15 27 Suspekt ist die nur einmal gefundene Struktur bha-sa, da sie nicht weniger als vier Kürzen aufeinanderfolgen läßt: Dhp 7e tarp ve pasahati märo Es empfiehlt sich, mit der Burmanischen Ausgabe pasahati zu lesen, es ergibt sich dann eine Pathyä der Form bha-ya. - Betrachten wir die Zäsur in den übrigen Belegen: TABELLE 15 UV PDhp Dhp gesamt Zäsur nach fünfter Silbe - 1 1 2 Zäsur nach vierter Silbe 5 4 6 15 ohne Zäsur n. vierter od. fünfter Silbe - 2 7 9 sa-Gana in d. zweiten Hälfte mithin insges. 5 7 14 26 Wollte man allein aus dem Befund des UV urteilen, müßte man bei der sa-Vipulä die Zäsur nach der vierten Silbe als verbindlich betrachten. Die Prakrit-Texte wider­ sprechen anscheinend einer solchen Annahme, aber es ist merkwürdig, daß gerade Metrik § 17 56 die Zäsur nach der fünften Silbe so auffällig schwach vertreten ist; bei der bha- und na-Vipulâ, die verschiedene Zäsuren gestatten, hat sich die Zäsur nach der fünften Silbe als die im ganzen stärkste erwiesen. Wenn eine Zäsur obligatorisch ist, müßte sie entweder nach der vierten oder nach der fünften Silbe obligatorisch sein. Wir werden bei der Triçlubh feststellen, daß der sa-Gaija in den Mittelsilben immer eine Zäsur nach der vierten Silbe hat. - Betrachten wir die Prakrit-Zeilen mit sa-Vipulä näher, die keine Zäsur nach der vierten Silbe haben: PDhp 79c yattha so jâyati vîro Dhp 63a yo bälo mannati bälyarp Dhp 119a pàpo pi passati bhadrarp Dhp 119c yadâ ca paccati päparp Dhp 120a bhadro pa passati päpaip Dhp 120c yadâ ca paccati bhadrarp Das gemeinsame Merkmal dieser Zeilen besteht in der kurzen Endungssilbe -ti in sechster Position des Päda. Anders als im Falle von Dhp 7e belegt zwar keine Handschrift die im Pali so häufige Längung dieses auslautenden -ti, doch ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, daß es auch an den vorliegenden sechs Stellen einmal lang war, da unter der Voraussetzung ihrer Länge sich eine Pathyä konstituiert. Rechnerisch ist die Wahrscheinlichkeit einer sa-Vipulä gegenüber einer Pathyä in den drei Texten geringer als 1 zu 99. Dies allein schwächt die Position des -ti als einer genuinen Kürze erheblich. Die Parallele zu PDhp 79c lautet im Sanskrit: UV 784c yarâsau jâyae vîras. Auch im Falle von Pali mannai und paccai würden im Sanskrit mediale Endungen stehen. Dem aktiven passai entspricht gewöhnlich pasyai, doch finden sich gelegentlich auch mediale Formen dieses Verbs. Es spricht also alles dafür, daß für das auslautende -ti die Lizenz einer Länge gilt. - Zwei weitere sa-Vipuläs ohne Zäsur nach der vierten Silbe sind: PDhp 319c sudänto vata dameya Dhp 159c sudanto vata dametha Die beiden Zeilen geben Anlaß zu der Vermutung, daß in der Sprache, in der sie ursprünglich verfaßt waren, das Kausativ mit langem Wurzelvokal gebildet wurde, also *damayai anstelle des im Skr. und P. üblichen damayai (im Text wäre dann *dâmeya, *dameha als urspünglich zu betrachten). Eine Form mit langer Wurzelsilbe ist ohne weiteres als Analogiebildung denkbar, da bei Kausativen dieses Typs die Länge entschieden häufiger ist als die Kürze (WHITNEY § 1042g). Schwankungen nach Art von sämayai/samayai sind auch im Skr. nichts Besonderes (vgl. THUMB § 585). Die Parallele in UV 484c hat das fragliche Verb eliminiert: sudäno baa me niyam. - Zwei weitere Pädas: §17 sa-Vipulâ 57 PDhp 184c bâlo tu pap<Jitamânî Dhp 63c bâlo ca panijitamânî Hier liegt die Annahme nahe, daß für das in der Kompositionsfuge stehende -a- die Lizenz einer Länge gilt. Eine Bestätigung dafür, daß eine sa-Vipulâ ohne Zäsur nach der vierten Silbe nicht als glücklich empfunden wurde, liefert UV 559c: bälah pandiamânî u; hier wurde die Wortstellung verändert, um eine Pathyä zu erreichen. - In der folgenden Zeile ohne Zäsur nach der vierten Silbe ist offenbar ein Überlie- ferungsfehler im Pali dokumentiert: Dhp 244a sujîvarp ahirikena Das Skr. ahrlka (siehe BHSD s. v.) entsprechende Wort kann im Pali sowohl ahirika als auch ahirika lauten. Offenbar ist das letztere an dieser Stelle zu lesen. - Die folgende Zeile enthält wohl einen Fehler in der PTS-Ausgabe: Dhp 64a yâvajîvam pi ca bâlo In der sechsten Silbe lesen wir besser ce mit FAUSBÖLL, dies entspricht auch UV 550a: yävajjivam pi ced bälah. - Ein zweifelhafter Fall ist noch: PDhp 341c adaridro ti tarn ähu Da das Enklitikon zum vorherigen Wort gehört, steht die Zäsur hier nach der fünften Silbe. Wenn man tarn schreibt, ergibt sich eine Pathyä. Zu dieser Zeile fehlt eine Parallele in den anderen Texten. Wenn demnach nicht alle Anzeichen trügen, sollte bei der sa-Vipulâ eine Zäsur nach der vierten Silbe stehen, und im UV ist dies offenbar strikt befolgt worden. Wenn sich eine solche Regel für die sa-Vipulâ ermitteln läßt, liegt darin eine Bestä­ tigung für die Existenz der sa-Vipulâ als einer genuinen Gestaltungsmöglichkeit des Metrums, auch wenn diese Form ausgesprochen selten ist. Vom ästhetischen Gesichtspunkt aus betrachtet, bin ich, nebenbei bemerkt, nicht der Meinung von 37 Morton SMITH, der diese Form als "bad vipula" bezeichnet. Die Belege für die sa-Vipulâ im einzelnen sind: UV 102a yat kçtyarp tad apaviddham UV 237a §aro yathä sugçhîto UV 607c upasthänarataye ca UV 718c yaträrhanto viharanti UV 974a akrodhanarp vratavantarp PDhp 22a apramâdu-garu bhikkhü PDhp 23a apramäda-garu bhikkhü PDhp 335c kiccho sraddha-patiläbho Dhp 118c tamhi chandarp kayirätha Dhp 292a yarp hi kiccarp apaviddharp 58 Metrik § 18 Dhp 336c sokâ tamhä papatanti Dhp 400a akkodhanarp vatavantarp Dhp 420c khîijâsavarp arahantarp Bei diesen 13 Zeilen scheint es sich um echte Belege für die sa-Vipulä zu handeln. Im Falle von PDhp 335c ist zu fragen, ob nicht kiccho *sraddhâ-paÇilâbho zu lesen ist. Das 'Ergreifen' des Glaubens (Skr. sraddhä) macht m. E. mehr Sinn als das 'Ergrei­ fen' des Gläubigen (Skr. sräddha; zu “pafiläbha vgl. Mvy 6981: dharmaâ-prailâbhikam, auch hier wird ein abstrakter Begriff, nicht eine Person 'ergriffen'). Allerdings lesen die Parallelen: Dhp 182a kiccho manussapa^ilabho, GDhp 263a kiche manusa-pradi- labhu; hier ist aber zu fragen, ob P. manussa "Mensch" nicht ein Uberlieferungsfehler für *mänussa "menschlich" ist. BROUGH zumindest gibt in seinem Index Skr. mänusya, nicht P. manussa, als Äquivalent von manusa für diese Stelle. §18 Die Alte Anuçtubh Während sich bei den bisher betrachteten Formen der Vipulä zeigte, daß - mit Aus­ nahme der sa-Vipulä — ein bestimmter Garja in der zweiten Zeilenhälfte an eine bestimmte, mehr oder weniger beschränkte Form der ersten Hälfte gekoppelt ist, scheint eine solche restriktive Regel bei der Form mit ja-Gapa in der zweiten Hälfte ( v - v x ) nicht zu bestehen. Wir finden in der ersten Zeilenhälfte alle Gaijas vertreten, die auch bei der Pathyä zu finden sind, und zwar mit einer gewissen Gleichgewichtig­ keit in allen drei Texten: UV PDhp Dhp gesamt Struktur bha-ja (x-vvv-vx) 4 2 - 6 Struktur ma-ja (x------- v-vx) 2 2 1 5 Struktur ya-ja (xv — v-vx) 3 1 1 5 TABELLE 16 Struktur ta-ja (x — vv-vx) 1 - 3 4 Struktur ja-ja (xv-vv-vx) - 1 1 2 Struktur ra-ja (x-v-v-vx) - - 1 1 ja-Gapa in d. zweiten Zeilenhälfte insges. 10 6 7 23 Jede Struktur ist durch Belege in mindestens zwei der drei Texte vertreten mit Aus­ nahme der Struktur ra-ja, die sich nur einmal im Pali findet. - Die Form mit ja-Gapa ist keine Vipulä, sondern ein Relikt aus einer früheren Zeit. Die vedische Anuçtubh unterschied nicht zwischen geraden und ungeraden Verszeilen. In der Regel war sie wie folgt gebildet: §18 Alte Anuçtubh 59 x - X — v — v x Die Zeile hatte also einen starren Ausgang aus zwei Jamben, und in der ersten Hälfte der Zeile konnten - in indischer Terminologie - ra-Gaija ( x - v - ) und ma-Gapa (x------- ) stehen, daneben, aber seltener, auch ya (xv — ). Aus dieser Grundform hat sich das spätere System der Anuçtubh entwickelt, in dem man zwischen geraden und ungeraden Zeilen unterschied. Hier wurde nun der jambische Ausgang der Zeile zum Charakteristikum gerader Pädas. Wie wir sehen werden, ist der ja-Gana in der zweiten Hälfte gerader Zeilen absolut obligatorisch. Für die ungeraden Zeilen ent­ wickelte sich das System von Pathyä und Vipulä. In diesem System besteht in bezug auf die Bildeweise der ersten Hälfte bei der Pathyä eine weitgehende Freiheit der Gestaltung: Es sind alle Gaijas möglich mit Ausnahme der Gaijas na ( x v v v ) und sa ( x v v - ). Diese Einschränkung bedeutet nur, daß die zweite und dritte Silbe eines Päda nicht gleichzeitig kurz sein dürfen. Bei den Vipuläs besteht eine Beschrän­ kung im Bau der Zeile dergestalt, daß vor bestimmten zweiten Hälften nur bestimmte erste erlaubt sind. Bei einigen Vipuläs besteht zusätzlich eine Beschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten durch die Zäsur. Nun ist der Gaija ra ( x-v-) der einzige Garja, der außer bei der Pathyä auch in allen Vipulä-Formen möglich ist. Anders gesagt: Steht in der ersten Hälfte einer ungeraden Zeile der ra-Gaqa, können in der zweiten alle Garjas folgen, die grundsätzlich - ob Pathyä oder Vipulä - in un­ geraden Zeilen möglich sind. Ist der erste Gana ra, besteht eine Beschränkung im Bau der zweiten Zeilenhälfte allein durch die Zäsur, und dies auch nur bei der ma-, ra- und bei der sa-Vipulä. Der ra-Garja in der ersten Zeilenhälfte ist als einziger bei allen Strukturen möglich, die ungerade Zeilen haben können. Somit ist der raGaija auch ein allgemeines Merkmal ungerader Zeilen. Mit diesem Umstand hängt es vermutlich zusammen, daß in geraden Zeilen die Struktur ra-ja (x-v-v-vx) nicht möglich ist: Die Struktur ra-ja ist gleichsam ein Verstoß gegen die innere Logik des Systems. Betrachten wir nun die einzige ungerade Zeile mit der Struktur ra-ja im Pali: Dhp 302e tasmä na c' addhagü siyä Es ist zu bedauern, daß gerade zu dieser Zeile eine Parallele in den anderen Texten fehlt. Ich neige aber dazu, die Struktur ra-ja entsprechend den Verhältnissen in geraden Zeilen für irregulär zu erachten; eine Struktur ma-ja ließe sich erreichen, wenn man für das auslautende -a in der dritten Silbe die Lizenz einer Länge annimmt. - In der Frage der Zäsur zeigen die Texte folgendes Bild: 60 Metrik § 18 UV PDhp Dhp gesamt Zäsur nach fünfter Silbe 1 3 1 5 Zäsur nach vierter Silbe 2 2 1 5 ohne Zäsur n. vierter od. fünfter Silbe 7 1 5 13 ja-Vipulä insgesamt 10 6 7 23 TABELLE 17 Soweit man aus den wenigen Belegen urteilen will, fällt der mit insgesamt 13 Fällen doch überraschend hohe Anteil der Formen ohne Zäsur nach vierter oder fünfter Silbe auf. Insgesamt kann kein Zweifel an der Regularität der Form mit ja in der zweiten Zeilenhälfte bestehen: Die Alte Anuçjubh ist zu der Zeit, in der unsere Texte ent­ standen sind, eine bereits selten gewordene, aber reguläre Gestaltungsmöglichkeit, die das Metrum bietet. Die übrigen Belege im einzelnen sind: UV 79c tarataitârp viçaktikârp UV 162a channam avâbhivarçati UV 283c alpajnäto hy anutsukah UV 345c suddhasya éucikarmaijali UV 474a srotrerja érûyate bahu UV 578c na câbhûn na bhaviçyati UV 598a paravadyänudarsino UV 602e asat sad iva dçsyate UV 733c atheyam itarâh prajäs UV 1019a arüpam anidarsanam PDhp 73a mâ priyehi samägama PDhp 163a anupûrvveija medhavî PDhp 262c athâyam itarâ prajä PDhp 335a kiccho buddhäna uppado PDhp 340a yassa sraddha tathägate PDhp 366a tarp putra-paäu-sammataip Dhp 85c athâyarp itarâ pajâ Dhp 143c so nindarp appabodhati Dhp 150a atthînarp nagaraip katarp Dhp 254c papancâbhiratâ pajâ Dhp 367c asatä ca na socati Dhp 414e anupâdâya nibbuto Etwas suspekt ist allein PDhp 335a: wenn wir kiccho buddhäna ‘uppâdo lesen, haben wir eine Pathyä (uppado ist wohl auch nur ein Druckfehler). 61 §19 Übersicht §19 Übersicht über die regulären Strukturen Ich gebe im folgenden eine Übersicht über die Strukturen, die sich bei den ungeraden Anu$tubh-Zeilen als regulär erwiesen haben. Die Angaben zur Häufigkeit beziehen sich auf die Summe der in UV, PDhp und Dhp gefundenen Fälle. Die Beispiele sind nach Möglichkeit dem UV entnommen, die Beispiele aus dem Pkr. sind durch Asteriskus gekennzeichnet. Die in eckige Klammern gesetzte Zahl bezeichnet eine obligato­ rische Zäsur: Beispiel TABELLE 18 Pathyä stînamiddharp vinodyeha 494 x-v-v — X yathäpi kumbhakärena 348 x — vv — X anityâ bata sarpskârâ 310 x-vvv — X utpadya hi nirudhyante 195 xv-vv — X prajnayä puruçarp tfptam 322 x------- v — X ma-Vipulä x-v--------- X bha-Vipulä x-v — vvx ra-Vipula sa-Vipulä Alte Anu§{ubh [5] kâlyarp caike na dçsyante 521 spçsanti dhîrâ nirvânarp 114 aviçthitalj sa vrajati 103 dharmârâmo dharmarato 3 xv — vvvx evam uktarp bhagavatâ 18 x-v-vvvx vilumpate hi puruço 42 x------- vvvx yo hy asmirp dharmavinaye 24 x--------- vvx na-Vipulâ Anzahl xv — v — X [4] xv------- v-x [4] ârabhadhvaip niçkramadhvaip 16 x-v — v-x [4] yathâ nadî pârvatîyâ 26 x--------- v-x [4] kççpârp dharmârp viprahâya 8 xv — vv-x [4] *yarp hi kiccarp apaviddharp 2 x-v-vv-x [4] akrodhanatp vratavantarp 4 x — vvv-x [4] yat kçtyarp tad apaviddham 3 xv-vvv-x [4] *apramâdu-garu bhikkhû 2 x------- vv-x [4] yatrârhanto viharanti 2 xv — v-vx tarataitârp visaktikârp 5 x-v-v-vx *tasmâ na c' addhagû siyâ 1 x — vv-vx na câbhûn na bhaviçyati 4 x-vvv-vx atheyam itarâlj prajâs 6 xv-vv-vx ma priyehi samâgamâ 2 x------- v-vx alpajnâto hy anutsukah vollzählige ungerade Pädas ohne Lizenzen, Text usw. insgesamt 5 2580 62 Metrik §§ 20-21 Es lassen sich einige Überlegungen an diese Aufstellung anschließen. Zunächst möchte ich noch einmal auf die Frage eingehen, ob die erste Silbe anceps ist. 5 20 Ist die erste Silbe anceps? Meine Untersuchungen fußen auf der Voraussetzung, daß die erste Silbe anceps ist, es also für die Struktur keine Rolle spielt, ob sie lang oder kurz ist. Nun gibt es eine Untersuchung, in der davon ausgegangen wird, daß die Quantität der ersten Silbe eine erhebliche Rolle spielt. R. SIMON hat die Strophen des Dhammapada, der Thera38 und Therîgâthâs sowie der Jätakas statistisch erfaßt. Er stellt fest, daß in den ersten Zeilenhälften die folgenden viersilbigen Versfüße besonders häufig sind: - - v - _ v - - SIMON führt aus: "Gemeinschaftlich an diesen drei Pädaformen ist die Länge der ersten und vierten Silbe. Diese beiden dürfen wir, wie mir scheint, unbedenklich als wesentliche Längen bezeichnen, wenn wir unter 'wesentlich' diejenige Länge verstehen, die nicht ebenso gut durch eine Kürze ersetzt werden kann, ebenso gut d. h. ohne die Häufigkeitszahl um ein Bedeutendes zu verändern. Dass diese beiden Längen diese Bedingung erfüllen, lässt sich nicht schwer darthun: Ersetzen wir z. B. im Dhammapada die erste Länge durch eine Kürze, so sinkt die Häufigkeitszahl von 311 auf 162, also nahezu auf die Hälfte herab". Nun läßt sich aus der obigen Übersicht über die regulären Strukturen ausrechnen, mit welcher Häufigkeit sich Längen und Kürzen generell in den untersuchten Texten verteilen. Ich darf mich darauf beschränken, das Ergebnis mitzuteilen: Innerhalb der Struktur ungerader Anu§tubh-Zeilen beträgt das Verhältnis von Längen zu Kürzen 10.160 zu 5.320, dies entspricht 66 zu 34 Prozent. Die Zahl von 311 zu 162 entspricht ebenfalls einem Prozentsatz von 66 zu 34 und beschreibt somit nichts weiter als den Umstand, daß die Verteilung von Längen und Kürzen in der ersten Silbe eines Päda der generellen Verteilung von Längen und Kürzen in den untersuchten Texten entspricht. So dürfte die Quantität der ersten Silbe für das Metrum nicht erheblich sein. 5 21 Allgemeine Regeln zum Bau ungerader Anuçtubh-Zeilen Es wurde mehrmals auf die allgemeine Bilderegel hingewiesen, daß die zweite und dritte Silbe eines Päda nicht gleichzeitig kurz sein dürfen. Man kann weiter annehmen, 63 § 21 Allgemeine Regeln daß die erste und letzte Silbe der Zeile anceps sind. Wenn in den Silben zwei bis sieben nur die obigen Strukturen möglich sind, können wir eine allgemeine Regel über den Bau ungerader Zeilen ableiten: Es dürfen innerhalb einer Zeile nich mehr als insgesam drei Kürzen aufeinanderfolgen. Diese Regel gilt, wie ich vorgreifend sagen darf, auch für gerade Anuçtubh-Zeilen sowie für Triçtubh-Zeilen. Bei der Pathyä, der sa-Vipulâ und der Alten Anuçtubh gibt es offenbar keine beson­ deren Beschränkungen bezüglich der in der ersten Zeilenhälfte möglichen Gagas. Bei den Vipulâs mit ma- und bha-Gaga in der zweiten Hälfte besteht eine Beschrän­ kung des Versbaus dergestalt, daß nur ein bestimmter Gaga - in aller Regel ra - in der ersten Zeilenhälfte erlaubt ist. Bei den Vipulâs mit na- und ra-Gaga in der zweiten Hälfte besteht eine Beschränkung dergestalt, daß nur ya-, ra- und ma-Gaga erlaubt sind. Die gemeinsame Eigenschaft der Gagas ya, ra und ma in der ersten Zeilenhälfte ist die lange Quantität der vierten Silbe im Päda. Es läßt sich also sagen, daß die Vipulä-Formen - mit Ausnahme der sa-Vipulâ und der alten Anu§{ubh - grund­ sätzlich eine Länge der vierten Silbe der Zeile erfordern. Somit läßt sich das Schema der Pathyäs und Vipulâs wie folgt vereinfacht darstellen; ich gebe wieder die Häufig­ keitszahlen aufgeschlüsselt nach UV, PDhp und Dhp: TABELLE 19 Pathyä xxxxv — X ma-Vipulä x - V----------X [5] UV PDhp Dhp gesamt 1.140 498 552 2.190 55 27 32 114 57 25 24 106 bha-Vipulä x-x — V V X na-Vipulä xxx-vvvx 47 18 19 84 ra-Vipulä xxx — v- X [4] 35 9 6 50 sa-Vipulâ xxxxvv-x [4] 5 3 5 13 Alte Anu$tubh xxxxv-vx 10 6 7 23 1.349 586 645 2.580 ungerade Pädas ohne Lizenzen usw. insges. Die Tabelle berücksichtigt nicht die Besonderheit, daß die Struktur ma-bha eine Zäsur nach der vierten Silbe verlangt. Wenn wir die absoluten Zahlen auf Prozent­ zahlen umrechnen, ergibt sich folgendes Bild: 64 Metrik § 22 TABELLE 20 UV PDhp Dhp gesamt 84,5% 85,0% 85,6% 84,9% 4,1% 4,6% 5,0% 4,4% x-x — vvx 4,2% 4,3% 3,7% 4,1% na-Vipulâ xxx-vvvx 3,5% 3,1% 2,9% 3,3% ra-Vipulâ XXX — v-x 14] 2,6% 1,5% 0,9% 1,9% sa-Vipulâ xxxxvv-x [4] 0,4% 0,5% 0,8% 0,5% Alte Anuçtubh xxxxv-vx 0,7% 1,0% 1,1% 0,9% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Pathyä XXXXv—X ma-Vipulä x - V----------X bha-Vipulâ [5] ungerade Pädas ohne Lizenzen usw. Es läßt sich feststellen, daß die drei untersuchten Texte im wesentlichen denselben metrischen Strukturen mit einer vergleichbaren Häufigkeit folgen. Die Vipuläs mit na- und ra-Gapa in der zweiten Zeilenhälfte scheinen im Sanskrit beliebter zu sein als im Prakrit, während die Prakrit-Texte die ma-Vipulä und die Alte Anu§|ubh relativ bevorzugen. 22 Die zweite Zeilenhälfte in geraden Anuptubh-Zeilen Bei der Analyse der geraden Zeilen der Anuç(ubh bleiben die überzähligen und unterzähligen Zeilen zunächst wieder unberücksichtigt. Im Gegensatz zu ungeraden Pädas, die in der zweiten Hälfte neben einer Hauptform (Pathyä) auch eine Reihe von Neben­ formen (Vipulä) zulassen, ist in den geraden Zeilen der Anu$(ubh die zweite Hälfte einheitlich festgelegt, und zwar darf hier nach der Regel nur der Gapa ja stehen. Allerdings finden sich neben dem ja-Gapa in der Praxis auch die Gapas ta, ya, na und ma in der zweiten Hälfte, jedoch vergleichsweise selten: UV PDhp Dhp gesamt ja-Gapa in d. zweiten Hälfte (v-vx) 1.399 600 663 2.662 ta-Gapa in d. zweiten Hälfte ( — v x ) 16 22 45 83 2 5 - 7 6 TABELLE 21 ya-Gapa in d. zweiten Hälfte ( v — x ) na-Gapa in d. zweiten Hälfte ( v v v x ) 2 4 - ma-Gapa in d. zweiten Hälfte (------- x ) - - 1 1 überzählige Zeilen 26 55 32 113 unterzählige Zeilen gerade Zeilen insgesamt - 3 1 4 1445 689 742 2.876 Betrachten wir zunächst die Fälle mit ta-Gapa in der zweiten Hälfte. Der Unterschied §22 Gerade Anuçtubh 65 zwischen einem ta- und einem ja-Gana an dieser Stelle der Zeile liegt in der Quantität der fünften Silbe der Zeile, die im ersten Fall lang ( — v x ), im zweiten kurz ist (v-vx). Nun zeigen die Belege, daß die fünfte Silbe als Kürze aufgefaßt werden kann, wenn wir die Gültigkeit der Lizenz einer Kürze zugestehen. An den folgenden Stellen bewirkt die Gruppe pr- im Anlaut eines neuen Wortes für den vorausstehenden kurzen Vokal keine Positionslänge: UV 195b kçemârp nirvânaprâptaye UV 219b dharmarp nirvâpaprâptaye UV 856d yogakçemasya prâptaye PDhp 318d na kilissati pragma va Wir finden häufig einen kurzen Vokal vor der Gruppe br-, die nach Plausibilität des Metrums keine Positionslänge bewirkt: UV 362b sthale tiçthati brâhmanah UV 724d anigho yâti brâhmapaü UV 957b eke sramanabrâhmapâh UV 964b na bhohkâreija brâhmanah UV 1023b kâmârp pranuda brähmana UV 1024d anigho yâti brâhmanah UV 1026b na ca munceta brâhmanah UV 1038d dhyâyî tapati brähmanalj PDhp 34b bhavarp pranuda brähmana PDhp 34d akatharpso si brähmana PDhp 35d aggi-hotrarp va brâhmano PDhp 37b na jâccâ hoti brähmapo PDhp 38f tarn aharp brûmi brähmaparp PDhp 39d jhäyirp tapati brâhmano PDhp 41b pâragû hoti brähmapo PDhp 46b nässa mucceya brâhmano PDhp 321b na mâro saha brahmupä Dhp 105b na mâro saha brahmunä Dhp 294d anîgho yâti brâhmano Dhp 295d anîgho yâti brähmapo Dhp 383b käme panuda brähmana Dhp 383d akatannû 'si brähmana Dhp 384b pâragû hoti brâhmano Dhp 386d tam aharp brûmi brâhmaparp Dhp 387d jhâyî tapati brâhmano Metrik § 22 66 Dhp 389b nâssa muncetha brähmarjo Dhp 392d aggihuttarp va brâhmarjo Dhp 393b na jaccâ hoti brähmaijo Die Zeile tarn aharn brûmï brâhmanam wird iæ PDhp noch sechsmal, im Dhp noch 31 mal wiederholt. Die Fülle der Belege ist aber kein Nachweis der Regularität eines ta-Gaija in der zweiten Hälfte, sondern beweist allein die Kürze des vor br- stehenden Vokals. Auch in den beiden folgenden Zeilen ist anzunehmen, daß die fünfte Silbe im Sinne der metrischen Valenz eine Kürze ist: PDhp 181d vivekam anubrüiphaye Dhp 75f vivekam anubruhaye Das zweisilbige Präverb und das Verb werden offenbar nicht anders behandelt als zwei Glieder einer Komposition, da sich die Lizenz einer Kürze vor anlautender Konsonantengruppe sonst nicht im Inneren von Worten feststellen läßt. - Kurz bleibt der Vokal auch vor anlautenden sr-, sr-, dhv-, bhr- sowie im Prakrit vor geschiebenen ii-, H*-UV 313b ime gautamaérâvakâh UV 379d samyaksaipbuddhaérâvakâl? UV 724b râjânarp dvau ca érotriyau PDhp 360b arpnäye salla-srarpsano UV 599b kâkaéûreça dhvâhkçirjâ PDhp 367b na pitâ no pi bhrâtaro PDhp 209b bali-vaddho va jjîrati Dhp 372b panfiâ n' atthi ajjhâyato Im Falle von PDhp 209b ist fraglich, ob es sich um eine genuine Lizenz oder nicht um einen Fehler handelt. In der Parallele Dhp 152b lesen wir: balivaddo va jirai. Der nicht-geminierte Anlaut entspricht auch der Etymologie (Wz. Jr-). Zu Dhp 372b findet sich die Parallele PDhp 62b: pramfia näsi ajhäyao. Die Lizenz einer Kürze für Dhp -jjh- (die PDhp notiert) scheint insofern möglich, als das Alpha privativum und das folgende Partizip wie selbständige Glieder einer Komposition behandelt werden (vgl. oben § 13, PDhp 48a). In UV 879b hat man den Text bewußt verändert: prajfâ nâdhyâyao 'si ca. - In der folgenden Zeile hat die zweite Hälfte den Gaija ja, wenn wir von der Kürze eines auslautenden -e ausgehen: UV 301d mâtangâraijye nâgavat In der folgenden Zeile steckt wohl nur ein Druckfehler: PDhp 20d abhra-mutte ve candramä Wenn wir va statt ve lesen, stimmt der Text mit Dhp 172d abbhâ muo sowie UV 302d abhramukaiva va candimâ candramäh überein. - An zwei Stellen im Prakrit § 22 Gerade Anuçtubh 67 steht der auslautende Anusvära vor einem Konsonanten. Ich nehme an, daß die fünfte, nasalierte Silbe als eine Kürze gelten kann: PDhp 141b drîgham adhvânaip sarpsari Dhp 92d vimokho yesarp gocaro Insgesamt sieben Zeilen haben den Gaija ya in der zweiten Hälfte. Der Unterschied zwischen ya- und ja-Gaija besteht in der Quantität der siebten Silbe der Zeile, die im ersten Fall lang ( v — x ), im zweiten kurz ist (v-vx). In der folgenden Zeile ist auslautendes -e als Kürze aufzufassen: UV 355d hy okam ogharp jahante te Nicht in ähnlicher Weise aufzulösen scheint: UV 446b viditvâ lokaparyäyam Das Pali-Äquivalent zu paryäya ist pariyaya, im PDhp und GDhp kommt das Wort nicht vor. Somit ist eine Verkürzung zu paryaya vor dem etymologischen Hintergrund nicht ohne weiteres zu erklären. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß die Handschrift DZ tatsächlich °paryayam liest. Die Stelle ist als (weiterer) Beleg dafür zu werten, daß metrische Kürzungen dieser Art im UV vorkommen und im Wortinneren auch in der Schrift notiert werden. - Ein ähnlicher Fall ist: PDhp 75b sarpkhära paramarp dukkharp Im PDhp wird das 'Leid' zwar in der Regel dukkha geschrieben, es findet sich aber auch dukha (PDhp le, 80c), wie es hier offenbar ebenfalls heißen muß. - Die im UV » A 39 als ksano vo ma hy upayaga zu findende Phrase ist an den beiden Stellen im PDhp, an denen sie vorkommt, wie folgt notiert: PDhp 202d khano vo mä upaccagga PDhp 234d khano vo mä upaccagga Hier liegt wohl ein Schreibfehler vor. Für Skr. upayaga erwartet man etwas wie P. upaccagä. - Ebenfalls ein Fehler ist: PDhp 241b sadâ gotama-sâvâkâ Die 'Jünger' heißen natürlich sâvakâ. - Einen unklaren handschriftlichen Befund zeigt: PDhp 138d ovatthâ berunâbhâ (?) va In Dhp 335d finden wir: abhtvajfam (FAUSBÖLL "vaddham) va blranam. In UV 74d heißt es: hy avavrsta bîranâ yahâ. Vielleicht ist im PDhp ovafthä *bemnä yaha zu lesen. An insgesamt sechs Stellen findet sich in der zweiten Hälfte der Gana na. Der Unterschied zwischen einem ja-Gapa und einem na-Gana besteht in der Quantität der sechsten Silbe der Zeile, die im ersten Fall lang (v-vx), im zweiten kurz ist ( v v v x ). Wir finden folgende Zeilen: Metrik § 23 68 UV 10b ye ca madhyamapuruçâli UV 1023b kâmârp sarvârp prapuda ca Im ersten Fall hat BERNHARD auf die anzunehmende metrische Längung hinge­ wiesen: "Lies metrisch: madhamapûrusâh" (n. 2). Entsprechende Formen finden sich . 40 . in den Parallelen: Jat VI 572 majjhimaporisa, GDhp 146b majimaporusa. Die zweite Zeile lautet so nur in der zweiten Rezension. Es ist wohl ebenfalls eine metrische Längung (*pranüda) anzunehmen, allerdings können die Parallelen nicht zum Argument dieser Annahme gemacht werden: Dhp 383b käme pranuda brähmana, PDhp 34bbhavam pranuda brähmana, GDhp 10b kama pranuyu bramana. Die erste Rezension stimmt mit den Parallelen überein: kâmôm pranuda brähmana. - In der folgenden Zeile ist die Längung eines in der Kompositionsfuge stehenden -u- anzunehmen: PDhp 215d dussilo hi bahu-jano In Dhp 320d lesen wir in der Tat: dussilo hi bahujjano, ähnlich GDhp 329d: drusilo hi baho-jano. UV 721d hat das Problem so gelöst: duhsîlo hi mahäjanah. - Die drei verbleibenden Fälle eines na-Garja in der zweiten Hälfte lassen eine im PDhp gestörte Überlieferung vermuten: PDhp 90b dântarp râjâbhiruhati PDhp 262d tîram evânudhavati PDhp 325b anupâdâya nivçto Die Verben in den beiden ersten Zeile sollten mit langer Wurzelsilbe gelesen werden entsprechend P. abhirühai bzw. Skr. anudhävai. In UV 771b, der Parallele zur dritten Zeile, steht nirvrim. - Nur an einer Stelle findet sich ein ma-Gaija (------- x ) in der zweiten Hälfte: Dhp 182d kiccho buddhânarp uppädo Der Text scheint gestört. In der Parallelstrophe PDhp 335 steht: kiccho buddhäna uppado [lies: *uppödo], und zwar im ersten, dem ungeraden Päda, vgl. § 18 am Ende. Aus über 2600 vollzähligen geraden Anuçjubh-Zeilen wurden alle Zeilen genannt, die einen anderen Gana als ja in der zweiten Hälfte haben. Diese Stellen können im ganzen nicht glaubhaft machen, daß in der zweiten Hälfte ein anderer Gaija als ja regulär wäre. 23 Die erste Zeilenhälfte in geraden Anu$tubh-Zeilen In der ersten Hälfte der geraden Zeilen einer Anuçjubh finden sich die folgenden Gapas: § 23 Gerade Anuçtubh 69 TABELLE 22 UV PDhp Dhp gesamt ma-Gapa in d. ersten Hälfte ( x------- ) 504 189 209 902 ya-Gaça in d. ersten Hälfte ( x v — ) 376 160 211 747 ta-Gapa in d. ersten Hälfte ( x — v ) 222 115 115 452 bha-Gaija in d. ersten Hälfte ( x - v v ) 174 82 77 333 ja-Gaija in d. ersten Hälfte ( x v - v ) 138 74 77 289 ra-Gana in d. ersten Hälfte ( x - v - ) 3 7 11 21 sa-Gapa in d. ersten Hälfte ( x v v - ) 1 2 5 8 na-Gaija in d. ersten Hälfte ( x v v v ) 1 2 4 7 26 55 32 113 überzählige Zeilen unterzählige Zeilen gerade Zeilen insgesamt - 3 1 4 1.445 689 742 2.876 Die Häufigkeit der verschiedenen Ganas in der ersten Hälfte gerader Pädas zeigt ein den Verhältnissen bei der Pathyä in ungeraden Zeilen durchaus vergleichbares Bild (vgl. § 11, Tabelle 7). Hier wie dort sind ma und ya die beiden häufigsten Ganas. Allein im Dhp ist der ya-Gapa - wenn auch nur sehr geringfügig - häufiger als ma; auch dies entspricht den Verhältnissen bei der Pathyä, bei der im Dhp 98 Fälle eines ma- und 145 Fälle eines ya-Gana in der ersten Hälfte festgestellt wurden. Weiter ist bei der Pathyä der ja-Gaija insgesamt häufiger als der Gapa bha, dagegen ist bha bei den geraden Pädas im ganzen häufiger als ja. Der ra-Gapa, der bei der Pathyä (mit insgesamt 348 von 2204 Belegen) an dritter Stelle der Präferenz steht, ist in der ersten Hälfte gerader Pädas auffallend schwach vertreten. Im Zusammenhang mit der Alten Anuçjubh (§ 18) wurde ausgeführt, daß der ra-Garja in der ersten Hälfte in einem gewissen Sinn als ein allgemeines Kennzeichen ungerader Pädas betrachtet werden kann. Ein weiterer Grund für die Abneigung gegen die Struktur ra-ja könnte darin liegen, daß man die reine Jambenfolge, die diese Struktur bedeutet, in einem silbenzählenden Versmaß als unschön empfindet. In jedem Fall sind die Strukturen ra-ja, sa-ja und na-ja offenbar als irregulär zu betrachten. Stellen wir die Frage, ob die Fälle mit der Struktur ra-ja auch im Sinne einer ande­ ren, regulären Struktur aufgefaßt werden können. In der folgenden Zeile ist es die Struktur bha-ra, wenn die Gruppe pr- keine Positionslänge bewirkt: UV 349b drohasmçtiprakîrrjakah Vom Befund der Handschriften her nicht eindeutig ist: UV 345b suddhasya poçathah sadâ Das buddhistische Sanskrit kennt nach Mvy und BHSD posadha und uposadha. Nun zeigt AA eine Lesart suddhasyopasahah sadâ; die beiden Akçaras -syopa- sind wohl Metrik § 23 70 kein Fehler für -syapo- (= posaha), sondern eher haplographisch für -syopo- (= uposatha). Das Wort kommt im UV nur an dieser Stelle vor. Tatsache ist, daß sich mit 41 *uposaha an dieser Stelle eine Struktur vermeiden läßt, die nicht regulär ist. - Der dritte und letzte Fall einer Struktur ra-ja im UV ist: UV 408d sarvarp chinatti bandhanam Dies ist die Lesart der ersten Rezension, die zweite Rezension hat eine reguläre Struktur ta-ja: sarvam chindai bandhanam. Es hat also den Anschein, daß die erste im Gegensatz zur zweiten der klassischen Morphologie den Vorzug vor dem regulären Metrum gegeben hat. Die Lesart der zweiten Rezension ist eindeutig ursprünglicher als die der ersten, vgl. SN I 40: sabbarn chindai bandhanam. - Eine Reihe von Pädas in den beiden Prakrit-Texten fallen dadurch auf, daß in der dritten Silbe der Zeile ein auslautendes -a steht. Wenn wir dieses -a als Länge auffassen, steht in der ersten Hälfte nicht ra, sondern ma: PDhp 280b kâyena sarpvçto siyâ PDhp 281b vâcâya samvfto siyâ PDhp 283b vâcâya utta (!) cetasä PDhp 312b rakkheya narp surakkhitarp PDhp 389b aprâpya äsava-kkhayarp Dhp 124b hareyya pâpinâ visarp Dhp 157b rakkheyya narp surakkhitarp Dhp 216b tarjhâya jâyatî bhayarp Dhp 231b kâyena sarpvuto siyâ Dhp 232b vâcâya sarpvuto siyâ Dhp 275d annäya sallasanthanarp Dhp 421b majjhe ca n' atthi kincanarp In den folgenden Zeilen findet sich in der dritten Silbe der Zeile ein auslautendes -i oder -u. Wenn für diese auslautenden Vokale die Lizenz einer Länge gilt, ist die Struktur ebenfalls ma-ja: PDhp 323b âttâ hi âttano satî Dhp 37d mokkhanti mârabandhanâ Dhp 380b attä hi attano gati Dhp 405b tasesu thävaresu ca In folgender Zeile liegt ein Schreibfehler vor: PDhp 194d na m-etam âgamiçyati In PDhp 193d (welche Zeile 194d wiederholt) wird korrekt na m-eam ägamisyai geschrieben. - Nicht korrekt ist auch: Dhp 249b yathâpasâdanarp jano § 23 Gerade Anu^tubh 71 FAUSBÖLLs Ausgabe bietet einen metrisch einwandfreien Text mit der Struktur ma-ja: yahâpâsâdanam jano; in Sadd 902.8 ist die Zeile zitiert als yaha-pasä- danam jano (sa-ja, irregulär: die zweite Silbe muß lang sein). Die Parallelen lesen: PDhp 328b yahâ prasadanam janä, UV 227b yahävibhavao janah (beide bha-ja). In pâsôdana liegt offenbar eine metrische Längung und in pasadana eine metrische Kürzung vor: In beiden Fällen suchte man die Struktur ra-ja zu vermeiden; der UV hat zu diesem Zweck gleich ein anderes Wort genommen. Von den insgesamt 21 Fällen mit der Struktur ra-ja lassen sich 16 Fälle im Sinne einer regulären Struktur verstehen, wenn wir die Lizenz einer Länge voraussetzen. In einem Fall ist die Lizenz einer Kürze anzunehmen. In drei Fällen finden wir einen unbefriedigenden oder zweifelhaften Text. Nur eine einzige Zeile (UV 408d) kann als echter Beleg für die Struktur ra-ja gewertet werden, aber auch nur in der Fassung der ersten Rezension. Nun bietet diese Rezension auch das einzige Beispiel für jene ta-Vipula, die es nicht gibt (§ 10). Ein sa- oder na-Garia in der ersten Hälfte bedeutet einen Verstoß gegen die ele­ mentare Bilderegel, daß die zweite und dritte Silbe eines Päda nicht gleichzeitig kurz sein dürfen. Diese Bilderegel gilt für gerade Zeilen in gleicher Weise wie für ungerade. In folgender Zeile ist das auslautende -i der dritten Silbe als Länge zu werten: UV 437d tiçthati parvato yathä Die Handschriften AA und H lesen ishae - offensichtlich, um dem Metrum in 42 der Schrift entgegenzukommen. - Auch in den Prakrit-Texten finden sich einige Fälle, in denen die Lizenz einer Länge für das auslautende -i in der dritten Silbe vorausgesetzt werden kann: PDhp 5b ajini marp ahâsi me PDhp 6b ajini marp ahâsi me Dhp ld bhâsati vâ karoti vâ Dhp 2d bhâsati vâ karoti vâ Dhp 3b ajini marp ahâsi me Dhp 4b ajini marp ahâsi me Dhp 382b yunjati buddhasâsane Die Struktur dieser Zeilen lautet jeweils ya-ja, wenn die dritte Silbe lang ist. - Im Sanskrit findet sich die folgende Zeile mit der Struktur na-ja: UV 250d jâtimarapasarpkçayam PSt und BI lesen jâîmarana 0 mit der bekannten Längung in der Kompositionsfuge. - Die Belege für die Struktur na-ja im Prakrit sind: PDhp 324b assa-sugatiyâ sadä 72 Metrik § 24 Dhp 13b vutthi samativijjhati Dhp 99b yattha na ramatî jano Dhp 131d pecca na labhate sukharp Dhp 140b aggi cjahati pävako Für die auslautenden oder in der Kompositionsfuge stehenden -a und -i gilt jeweils die Lizenz einer Länge, unter dieser Voraussetzung ist die Struktur bha-ja. - Ein Schreibversehen ist: PDhp 226b dhaipmam anuvicintayarp Dhp 364b schreibt richtig: dhammam anuvicinayam. UV 880b war sich des metri­ schen Problems offenbar bewußt, da der Text geändert wurde: dharmam evänu- cinayan. 24 Trigtubh und Jagatî Im Gegensatz zur Anuçtubh besteht bei der Triçjubh und der Jagatî kein Unterschied in der Bildeweise gerader und ungerader Pädas. Eine Triçtubh-Zeile hat in der Regel elf Silben, deren erste und letzte anceps sind - ihre Länge oder Kürze spielt also für die Struktur keine Rolle. Die übrigen neun Silben bilden die Struktur, die sich in drei Gaijas von je drei Silben gliedert. In der Regel steht im Eingang (x-v-) und im Ausgang der Gana ra ( - v - x ). In den Mittelsilben findet sich ein System von Möglichkeiten, das dem System von Pathyä und Vipulä in ungeraden Anuçjubh- Zeilen ähnlich ist. Sozusagen die Pathyä unter den Triçtubh-Zeilen ist durch einen bha-Gaija in den Mittelsilben gekennzeichnet. Ein Beispiel für die gewöhnliche Form der Triçtubh: UV 27a naivântarîkçe na samudramadhye (x-v — vv-v-x) Eine Jagatî-Zeile unterscheidet sich im Aufbau der Struktur nicht von einer Triç(ubh-Zeile. Verschieden ist allein der Ausgang der Zeile: Die Jagatî ersetzt die einfache Syllaba anceps durch eine Kürze und läßt ihr eine zwölfte Silbe folgen, die wiederum anceps ist: UV 29a jîrparp ca dççtveha tathaiva rogiijarp (x-v — vv-v-v-x) In den drei Texten finden sich Strophen, die nur aus Triçtubh-Zeilen bestehen, und Strophen, die sich nur aus Jagatî-Zeilen zusammensetzen. Daneben findet sich eine Reihe von Mischformen mit verschiedenen Kombinationen von Tri$(ubh- und Jagatî. Es findet sich eine dreizeilige Strophe im PDhp, sonst aber haben wir nur Strophen mit vier oder sechs Zeilen. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die vorgefundenen Formen; es steht T für Triçtubh-Zeile und J für Jagatî-Zeile: § 24 Triçtubh und Jagatî 73 TABELLE 23 UV PDhp Dhp gesamt reine vierzeilige Triçtubh 73 22 24 119 reine vierzeilige Jagatî 7 2 3 12 reine sechszeilige Triçjubh 1 1 1 3 Kombination T - J - T - 1 - 1 Kombination T - T - T - J 1 3 4 8 Kombination T - T - J - T 2 - 1 3 Kombination T - T - J - J 1 1 1 3 Kombination J - T - T - T 5 2 - 7 Kombination J - T - T - J 2 - - 2 Kombination J - T - J - T 1 - - 1 Kombination J - T - J - J 2 - 1 3 Kombination J - J - T - T 2 1 - 3 Kombination J - J - T - J 2 - - 2 Kombination J - J - J - T 1 1 - 2 Kombination T-T-J-J-J-J - 1 1 2 Kombination J-T-T-T-T-T 2 - - 2 Kombination J-T-T-T-J-T 1 - - 1 Kombination J-J-J-T-T-J 1 - - 1 104 35 36 175 Strophen insgesamt Der Anteil der reinen Formen am Gesamtbestand der Strophen beträgt beim UV 81 von 104 (= 78%), ebenso hoch ist dieser Anteil beim Dhp (28 von 36 = 78%). Beim PDhp haben die reinen Formen einen geringeren Anteil (25 von 35 = 71%). Es läßt sich also feststellen, daß das PDhp einen höheren Grad der Diversifikation in der Gestaltung des Metrums hat als der UV und das Dhp. Es fällt weiter auf, daß bei den Mischformen eine einzelne Jagatî-Zeile als zweiter Päda nicht vorkommt. Findet sich mehr als eine Jagatî in einer Mischstrophe, ist die Jagatî im zweiten Päda nur dann vertreten, wenn der erste Päda ebenfalls eine Jagatî ist. Das heißt, daß die Kombinationen T-J-T-T, T-J-J-T, T-J-T-J sowie T - J - J - J nicht vorkommen. Die einzige Ausnahme ist die dreizeilige Misch­ strophe im PDhp, die die Kombination T - J - T aufweist. Diese Strophe lautet: PDhp 248 mettrassa cittassa subhävitassa kalàrp pi te nânubhavanti ço<Jasirp candra-prabhârp târa-garjâ va sabbe 74 Metrik § 24 Nun ist die Parallele im Pali ebenfalls dreizeilig: AN IV 151 mettassa cittassa subhävitassa kalam pi te nänubhavanti sojasirp candappabhâ târagarjâ va sabbe Vierzeilig ist dagegen die Strophe im GDhp: GDhp 197 metrasa citasa subhavidasa di{he va dharmi uvavaja va muno kala ami naijubhavadi *ço<Jaéa cadri pravha tara-gapa va sarvi Im dritten Päda hat BROUGH *sodasa in einer Fußnote als die wahrscheinliche Lesart genannt, der Text hat sarvaso, sicher ein Fehler. Nun zeigt das GDhp genau die Konstellation T - J - J - T, die wir sonst nicht finden. Es ist also damit zu rechnen, daß das PDhp und das Pali die zweite Zeile eliminiert haben, weil man diese Konstel­ lation der Zeilen in der Strophe als irregulär empfunden hat (allerdings ist das Ergebnis ebenso irregulär). Da sich Tri${ubh- und Jagatî-Zeilen nur im Ausgang, nicht aber innerhalb der Struktur unterscheiden, wird auf den Unterschied dieser beiden Varianten in der folgenden Untersuchung nicht weiter eingegangen. Es genügt, von der Struktur allein der Tri$tubh zu sprechen. Aus der Tabelle ergibt sich eine Gesamtzahl vor 426 Zeilen im UV, 143 Zeilen im PDhp und 148 Zeilen im Dhp. Diese Zeilen lassen sich wie folgt aufschlüsseln: TABELLE 24 UV PDhp Dhp gesamt vollzählige Zeilen 391 128 133 652 überzählige Zeilen 34 13 15 62 unterzählige Zeilen 1 2 - 3 426 143 148 717 Zeilen insgesamt Die über- und unterzähligen Zeilen bleiben zunächst wieder unberücksichtigt. Die Strukturen werden sozusagen von hinten nach vorne analysiert. 25 Der Ausgang der Triçtubh Im Ausgang einer Tri$tubh-Zeile findet sich fast immer der Gaija ra ( - v - x ). Ledig­ lich in insgesamt 11 von 652 Zeilen steht ein anderer Gaija. In den folgenden Pädas steht ein ma-Gapa: UV 82d tççrjâ vadhâyopanayanti prâpinâm § 26 Triçjubh 75 UV 262d sarpsyandate 'yarp hy amçtasya prâptaye PDhp 9a sace labheyâ nipakarp sa prarpnarp PDhp 10a na ce labheyâ nipakarp sa prarpnarp Wenn wir annehmen, daß die anlautende Gruppe pr- für den vorausstehenden kurzen Vokal keine Positionslänge bewirkt, steht im Ausgang dieser Zeilen ein regulärer ra-Garja. - Die Lizenz einer Kürze gilt auch bei cch-, sp-, vy-: UV 52d athâtra dhîrâ vinayanti cchandam UV 395a bhadro yathâévah kasayâbhispççta PDhp 261a jihmarp ca driçtâ dukhitarp ca vyàdhitarp UV 395a zeigt, daß das Präverb und die folgende Nominalform wie selbstständige Glieder einer Komposition behandelt werden (vgl. § 22, PDhp 181d). - Ein sa-Gapa im Ausgang findet sich nur im Prakrit: PDhp 330c sraddhâya sîlena ca viriyerja ca Dhp 144c saddhâya sîlena ca viriyena ca Es ist wohl davon auszugehen, daß viriya (Skr. vîrya) als *vîriya zu lesen ist. Im PDhp kommt die Form viriya nur an dieser Stelle vor. An den Stellen PDhp 7d und 8d wird tatsächlich viriya notiert, so daß für PDhp 330c nur ein Versehen des Schrei­ bers anzunehmen ist. - Die folgende Zeile ist korrupt: PDhp 227b dhamme sucinno sukhâya dah(!)äti In UV 754b finden wir: dharmah sucirnah sukham âdadhâi. In Tha 303b ist zu lesen: dhammo sucinno sukham âvahâi. Im Text des PDhp muß wohl *sukham âdahâi stehen, dann haben wir eine gewöhnliche Struktur ra-bha-ra. - Nichts anzufangen weiß ich mit der folgenden Zeile: PDhp 261d acchecchi dhîro gvhi-vasunâni Ob *grhi-bandhanäni* zu lesen ist (vgl. UV 29c jahau sa dhîro grhabandhanâni)?. 26 Die Mittelsilbcn der Triçtubh Im den Mittelsilben einer Triçtubh-Zeile finden sich zwei- und dreisilbige Formen. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Formen der Mittelsilben, die wir in den drei Texten finden: 76 Metrik § 27 TABELLE 25 UV PDhp Dhp gesamt bha-Gai)a ( - v v ) in d. Mittelsilben 332 90 105 527 ra-Gaija ( - v - ) in d. Mittelsilben 35 13 7 55 sa-Gaija ( v v - ) in d. Mittelsilben 11 9 7 27 Spondeus ( — ) in d. Mittelsilben 6 6 4 16 ta-Gapa ( — v ) in d. Mittelsilben 3 5 4 12 na-Gapa ( v v v ) in d. Mittelsilben 2 3 5 10 ma-Gapa (------- ) in d. Mittelsilben 2 1 - 3 ja-Gapa ( v - v ) in d. Mittelsilben - 1 1 2 391 128 133 652 vollzählige Zeilen insgesamt Nur zum Teil handelt es sich um reguläre Formen, mit Sicherheit irregulär ist ein ta- oder ja-Garja in den Mittelsilben. Die gewöhnliche Form der Tri$tubh-Zeile - vergleichbar der Pathyä in ungeraden Anuçtubh-Zeilen - hat den bha-Gai)a im den Mittelsilben. Diese Form ist nicht an eine bestimmte Zäsur gebunden. Von den Zeilen mit bha-Gat)a im den Mittelsilben ist in 41 Prozent der Fälle eine Zäsur nach der fünften Silbe zu erkennen, in 38 Prozent der Fälle eine Zäsur nach der vierten. Auf Zeilen ohne eine Zäsur nach der vierten oder fünften Silbe entfallen 21 Prozent. Besonders hinzuweisen ist auf eine Variante, die im folgenden Inserted fifth genannt ist: Zwischen dem Eingang der Zeile und den Mittelsilben steht eine zusätzliche fünfte Silbe. Eine nähere Beschreibung dieser Form findet sich in § 34. In der Tabelle sind auch solche Fälle mitgezählt, in denen sich ein bha-, ra- oder sa-Gaija in einer Zeile mit Inserted fifth findet. 27 Der ra-Gai)a im den Mittelsilben Einer ra-Vipulä in ungeraden Anu$tubh-Zeilen vergleichbar ist die Triçtubh-Zeile mit ra-Gaça in den Mittelsilben, insbesondere haben beide Varianten eine obligatori­ sche Zäsur nach der vierten Silbe. Von den insgesamt 55 Fällen mit ra-Gaija stehen 3 Fälle in einer Inserted fifth. 49 Zeilen haben eine deutliche Zäsur nach der vierten Silbe. Lediglich in drei Fällen steht keine Zäsur nach der vierten Silbe. Bei der folgen­ den Zeile mit einer Zäsur nach der fünften Silbe handelt es sich nicht um den ra-, sondern um den bha-Gana, wenn anlautendes vy- keine Positionslänge für die davor­ stehende Silbe bewirkt: UV 701c susaipvçtânâm iha vyanjanena Etwas schwierig ist die folgende Zeile: UV 28a ye ceha bhûtà bhaviçyanti vâ punah §§ 28-29 Triçtubh 77 Eine Zäsur nach der fünften, nicht nach der vierten, hat auch die Parallele in Ud V 2a: ye keci bhûâ bhavissani ye c' äpi; diese Zeile ist auch im Ausgang gestört. Die Lösung des metrischen Problems dürfte kaum darin liegen, für den vor -sy- stehenden Vokal eine Kürze anzunehmen, da die Lizenz einer Kürze nur von einer anlautenden, nicht einer inlautenden Konsonantengruppe anzunehmen ist. Eher ist daran zu denken, daß -avi- hier anstelle einer Länge in sechster Position der Zeile steht (vgl. §§97 und 107), so daß das Metrum als Form mit Spondeus in den Mittel­ silben (§ 29) zu interpretieren ist. - Ohne eine Parallele ist: PDhp 333d saggarp ca gacche éarîrarp prahâya Für diese Zeile sehe ich keine Lösung des metrischen Problems. - Die drei ge­ nannten Fälle können aber im ganzen nicht glaubhaft machen, daß eine Form mit ra in den Mittelsilben ohne eine Zäsur nach der vierten Silbe regulär wäre. 28 Der sa-Gaqa in den Mittelsilben Für die reguläre Form einer sa-Vipulä in ungeraden Anuçtubh-Zeilen wurde angenom­ men, daß sie eine obligatorische Zäsur nach der vierten Silbe hat (§ 17). Die Belege für die sa-Vipulä waren nicht sehr reichhaltig, und die Annahme gründete sich nicht zuletzt auf die Parallelität der sa-Vipulä mit einer Triçtubh-Zeile, die in den Mittel­ silben den Gana sa zeigt. Von den insgesamt 27 Fällen mit sa-Gana in den Mittel­ silben entfallen 3 Fälle auf die Inserted fifth. Die übrigen 24 Pädas haben ohne eine Ausnahme eine deutliche Zäsur nach der vierten Silbe. 5 29 Der Spondeus in den Mittelsilben Eine Zeile mit Spondeus in den Mittelsilben bietet sich im ganzen als eine Neben­ form dar, die als regulär einzustufen ist. Die folgenden Zeilen haben übereinstimmend eine Zäsur nach der fünften Silbe: UV 216c etarp hi märgaip divyarp vadanti UV 306c kâlena dharmârp mîmârpsamânah UV 763c eçânusaipso dharme sucîrne UV 764c eçânusaipso dharme sucîrne UV 808d niraupadhirp kirp sparsâh spçseyuh UV 845c yudhyeta mâraip prajnäyudhena PDhp 115c tarn eva bâlaip pracceti päparp PDhp 227c esänusarpso dhamme sucinne PDhp 228c esänusarpso dhamme sucinno [°nne ?] Metrik § 30 78 PDhp 351c yodheya mârarp prarpnäyudhena Dhp 40c yodhetha mârarp pannâvudhena Dhp 125c tarn eva bâlarp pacceti päparp Nur bedingt scheint es möglich, diese Belege im Sinne eines gewöhnlichen bha-Gapa in den Mittelsilben aufzufassen. Im Falle von UV 216c läßt sich zwar eine Struktur ra-bha-ra erreichen, wenn man annimmt, daß divyam als *diviyam zu lesen ist, und in der Tat finden wir diviyam im Pali (AN IV 236); die zweite Rezension des UV liest divigam (UVT Iha yul 'gro). Doch im ganzen lassen sich die Belege für den Spondeus nicht in dieser Weise auflösen. - Eine Zäsur nicht nach der fünften, sondern nach der vierten Silbe haben diese Zeilen: PDhp 291d na bhâgavâ sâmannassa hoti PDhp 292f sa bhâgavâ éâmanna(!)ssa hoti Dhp 19d na bhâgavâ sâmannassa hoti Dhp 20f na bhâgavâ sâmannassa hoti Wir haben bei der ma-Vipulä festgestellt, daß dort eine Zäsur nach der fünften Silbe obligatorisch ist. Eine Triçtubh-Zeile mit Spondeus in den Mittelsilben unter­ scheidet sich von einer ma-Vipulä nur im Ausgang der Zeile: Nach den beiden Längen, die auf die Zäsur folgen, steht bei der ma-Vipulä die Syllaba anceps (x-v — ; — x), bei der Triç(ubh mit Spondeus in den Mittelsilben ein Jambus und dann die Syllaba anceps (x-v — ; — v-x). Ich möchte daher annehmen, daß die Struktur mit Spondeus im zweiten Gapa in den Mittelsilben auch eine Zäsur nach der fünften Silbe hat. Wenn diese Einschätzung richtig ist, kann man die vier Zeilen mit Zäsur nach der vierten Silbe nicht als regulär betrachten. Vielleicht war sömanno ursprüng­ lich ein viersilbiges Wort, immerhin notiert UV 106d: srâmanyârhasya . Mit dem UV stimmt GDhp 191d überein: samanahasa. Ich glaube allerdings auch nicht, daß srâmanyârha urspünglich ist, eher dokumentieren UV und GDhp den Versuch, ein metrisches Problem anders zu lösen als Dhp und PDhp. Vielleicht hat es in der Sprache des Verfassers dieser Zeile ein Wort wie *srämaniya gegeben. 5 30 ta-Gapa in den Mittelsilben Die insgesamt 12 Stellen mit dem ta-Gapa in den Mittelsilben lassen keine Präferenz für eine bestimmte Zäsur erkennen. Es ist sehr zweifelhaft, ob Formen mit ta-Gapa als regulär angesehen werden können. Ein ta- unterscheidet sich von einem bha-Gapa in der Quantität der mittleren Silbe der Mittelsilben. Sofern die Gruppen pr-, sr-, sv-, vr- im Anlaut keine Positionslänge bewirken, steht in den folgenden Zeilen nicht ta-, sondern bha-Gapa in den Mittelsilben: § 31 Tri$jubh 79 UV 28b sarve gamiçyanti prahâya deham PDhp 134c chettâna mârassa prapuçpakâni PDhp 292c râgarp ca doçarp ca prahâya moharp UV 475c na tasya vijnânaérutaip mahârtharp UV 563a kurmo yathâiigâni svake kapâle PDhp 144c etappi chettâna vrajanti santo Im Pali steht anscheinend vor kkh- ein als Kürze zu wertender Vokal: Dhp 353c sabbanjaho taijhakkhaye vimutto Eine genuine Lizenz ist die kurze Valenz eines auslautenden -o: Dhp 144a asso yathä bhadro kasänivijtho Ein orthographischer Fehler ist: Dhp 221c tarp nâmarûpasmirp asajjamânarp Wir lesen besser *rüpasmim. In PDhp 238c wird der Lokativ jedoch auf eine Weise gebildet, die auch im Pali möglich wäre: tarn nâma-rûpamhi asajjamânarp. - In der folgenden Zeile ist der Text korrupt: PDhp 80c sukhena mutjhâ uttavä (!) dukhena In den Parallelen findet sich: Dhp 83c sukhena puhâ ahava dukhena, GDhp 226c suhena phuha adhava duhena, UV 809c sprshä hi duhkhena ahä sukhena. Im PDhp ist wohl ‘athavä zu lesen. - Ein Fehler ist auch: PDhp 196b nânâsanarp ttharjcJTla—éâyikâ vâ In Dhp 141b lautet das Wort handila, nicht wesentlich anders ist shandila in UV 995b. Im PDhp wird man daher in *handila verbessern müssen, dann steht in den Mittelsilben der bha-Gapa. - Etwas unklar ist: Dhp 144b âtâpino saipvegino bhavätha In UV 395b findet sich ein einwandfreies Metrum: hy âàpinah sarnvijiäs carea. PDhp 330b zeigt einen wenig überzeugenden ja-Gapa: ââpi yo sa vimgano caräno. Die Zeile scheint im Dhp und PDhp irgendwie gestört zu sein. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der ta-Gapa in den Mittelsilben einer Triçjubh so wenig regulär ist wie der ta-Gapa in der zweiten Hälfte einer Anupjubh. Entweder gilt für die sechste Silbe der Zeile die Lizenz einer Kürze, oder der Text ist nicht in Ordnung. 5 31 na-Gapa in den Mittelsilben Wenn bei einem na-Gapa in den Mittelsilben einer Triçlubh-Zeile nach der fünften Silbe eine Zäsur steht (x-v-vjvv-v-x), lassen sich die Mittelsilben als bhaGapa auffassen, wenn auslautende kurze Vokale als gelängt aufgefaßt werden können. 80 Metrik § 32 Die folgenden Zeilen mit dem Gapa na haben eine Zäsur nach der fünften Silbe: UV 65b kâmeçu jantusa katharp rameta UV 397a yasyendriyâpi samatârp gatäni PDhp 89a yasserpdriyäpi samatarp gatäni PDhp 292b dhammassa hoti anudhammacârî Dhp 94a yass' indriyâni samathahgatäni Dhp 94d devâpi tassa pihayanti tädino Dhp 108c sabbam pi tarp na catubhägam eti Dhp 328a sace labhetha nipakarp sahäyarp Dhp 329a no ce labhetha nipakaip sahäyaip Es scheint, daß es sich bei der Zäsur in diesen Zeilen nicht um eine obligatorische Zäsur handelt, sondern um Belege für die Gültigkeit der Lizenz einer Länge für aus­ lautende -i, -u im UV und im PDhp sowie für auslautendes -a im Dhp. - Ohne eine Zäsur nach der fünften Silbe findet sich allein die folgende Zeile: PDhp 279b käyena yo akusalarp na sevati Hier ist *akkusalam zu lesen: In der letzten Strophe des PDhp findet sich in einem morenzählenden Versmaß die folgende Zeile: mûlâ akusalâ amûhaâssa (PDhp 415b). ROTH hat sich der Emendation des handschriftlichen Befundes weitestgehend ent­ halten - auch an manchen Stellen, an denen eine Korrektur angebracht wäre -, aber hier hat er emendiert: Das Manuskript liest akkusala, und das Metrum läßt hier nicht den geringsten Zweifel aufkommen, daß dies etwas anderes als die richtige Lesart sein könnte (§ 120). Wenn nun akkusala in PDhp 415b belegt ist, kann man auch in PDhp 279b diese Form voraussetzen. 5 32 ma-Gapa in den Mittelsilben Die drei Belege für den ma-Gapa in den Mittelsilben sind: UV 191b dharmarp vaden nâdharmarp tad dvitîyam UV 191d satyarp vaden nâsatyarp tac caturtham PDhp 333b na narp labheyâ asraddho va câro Zur ersten Zeile: Auch in Sn 450b findet sich ein ma-Gapa in den Mittelsilben: dhammam bhane nädhammam arn duiyam [das Metrum deutet auf *dutîyam!l. Zwei Hss. im Pali lesen nädhamma (der ta-Gapa ist allerdings ebenso irregulär). In der Parallele zur zweiten Zeile findet sich in Sn 450d ein korrektes Metrum: saccam bhane nälikarn arn cauham. Die metrische Irregularität scheint durch 'Serienzwang' verursacht zu sein, da die Pädas a und c (subhasiam hy uamam âhur âryâ . . . priyam vaden nâpriyam ad rîyam) metrisch einwandfrei sind. Zu PDhp 333b ist keine 81 §§ 33-34 Trisjubh Parallele bekannt. Möglicherweise liegt in der Zeile ein nicht geschriebener Sandhi zwischen -ä und a- vor (vgl. § 90, PDhp 207a und § 107); mit *labheyasraddho wäre die Zeile u. U. als Form mit Spondeus in den Mittelsilben aufzufassen. Wenn die Form mit ma-Gana in den Mittelsilben eine Vipulä-ähnliche Nebenform sein soll, erwartet man, daß sie an eine bestimmte Zäsur gebunden ist; das Wahrschein­ lichste wäre dann eine Zäsur nach der fünften Silbe (in Analogie zur ma-Vipulä). Von den drei Belegen haben die beiden ersten eine Zäsur nach der vierten, nur der dritte Beleg hat eine Zäsur nach der fünften Silbe. Im ganzen ist somit nicht glaubhaft, daß der ma-Gana in den Mittelsilben eine reguläre Form des Metrums ist. 33 ja-Gana in den Mittelsilben Da im Eingang und Ausgang einer Triçtubh-Zeile in der Regel der ra-Gana steht, bedeutet ein ja-Gana in den Mittelsilben für die Zeile eine Folge mehrerer Jamben (x-v-v-v-v-x). Wir haben bei der geraden Anuçjubh gesehen, daß eine solche Jambenfolge offenbar irregulär ist. Die beiden Prakrittexte bieten je ein Beispiel für Zeilen mit dem ja-Gana in den Mittelsilben: PDhp 330b âtâpi yo sa viipgapo caräno Dhp 108b sarpvacchararp yajetha punnapekho Die erste Zeile ist wohl irgendwie verderbt, vgl. § 30, Dhp 144b. In bezug auf die zweite bestehen Zweifel, ob die Verbform richtig ist. In PDhp 382b lesen wir: samvasaram yajae pumfla-pekh. GDhp 321b stimmt mit dem PDhp im wesent­ lichen überein: savasara yayadi puiïalvejksa. Die Parallele in UV 537b lautet: sam­ vatsaram yajai punyapreksl. [Hier ist das auslautende -i als Länge zu werten; UV 537 beruht nur zu einem geringen Teil auf handschriftlichem Befund, zum größeren Teil auf einer Rekonstruktion BERNHARDS, deshalb wurde Strophe 537 nicht in den Bestand des untersuchten Materials aufgenommen]. Im Pali scheint yajetha ein Fehler für yajai (mit Lizenz einer Länge für das -i) zu sein. - Im übrigen ist nicht anzunehmen, daß eine Zeile mit ja-Gapa in der zweiten Silbe regulär ist. 34 Inserted fifth HOPKINS bezeichnet diese Form als insered fifh ("I do not mean, of course, that 43 Die Bezeichnung a regular triçjubh is first made and a syllable is then inserted"). erscheint mir sehr prägnant, und ich werde sie daher weiter verwenden. Eine Inserted fifth ist wie folgt gebildet: Auf den Eingang folgt eine zusätzliche lange Silbe, und nach dieser Silbe steht eine obligatorische Zäsur. Mit dieser Zäsur beginnen die Mittel- 82 Metrik § 34 Silben, die so gestaltet sein können, wie die Mittelsilben auch sonst gebildet werden. Es finden sich insgesamt sieben Zeilen mit dieser Struktur, zunächst: UV 53b santi tv anityâti kâmino yatra baddhäh UV 217a na vai kadaryä devalokarp vrajanti PDhp 294a na ve kadaryyä devalokarp vrajanti In diesen drei Fällen steht in den Mittelsilben ein ra-Gapa. Bei einem ra-Gapa steht in der Regel eine Zäsur nach der vierten Silbe. Wenn in einer Zeile, die keine Inserted fifth ist, nach der vierten Silbe eine Zäsur steht, bedeutet dies, daß die Zäsur an der Stelle steht, an der die Mittelsilben einsetzen. Die Zäsur nach der fünften Silbe bei einer Inserted fifth entspricht also in Position und Funktion der Zäsur nach der vierten Silbe, die bei den Formen mit ra oder sa-Gapa in den Mittelsilben in anderen Zeilen obligatorisch ist. Ein sa-Gapa in den Mittelsilben steht in den folgenden Zeilen: PDhp 85c tasmä asokarp virajam prâtthayânâ PDhp 114b yo câpi kattâ na karomîti âha Im Prinzip scheint auch die folgende Zeile eine Inserted fifth zu sein: UV 105a subahv apîha sahitarp bhâçamâno Man kann diese Zeile unter zwei Gesichtspunkten betrachten. So, wie sie da steht, ist es m. E. eine Inserted fifth, und wir haben für das auslautende -a die Lizenz einer Länge anzunehmen. Auf der anderen Seite lesen die Parallelen: GDhp 190a baho bi ida sahida bhasamana, Dhp 19a bahum pi ce sahiarn bhâsamâno, PDhp 291a bahum pi ce sahiarn bhâsamâno. Zumindest aus Dhp und PDhp läßt sich schließen, daß die Zeile wohl nicht ursprünglich eine Inserted fifth war, sondern eine einfache Triçjubh mit sa-Gapa in den Mittelsilben; die Lesart subahv apîha wirkt etwas kon­ struiert. Zu dem Zeitpunkt, als man die Lesart geändert hat, kannte man sowohl die Inserted fifth als Metrum wie die Lizenz einer Länge für auslautendes -a; die Lesart des UV erscheint mir nicht ausreichend beschrieben, wenn wir nur sagen, daß sie korrupt ist. - Es findet sich nur eine Zeile, in der auf die Zäsur nach der fünften Silbe ein bha-Gapa folgt: Dhp 141c rajo ca jallarp ukkujikappadhänarp Es scheint sich um eine Inserted fifth mit bha-Gapa in den Mittelsilben zu handeln. Die Zeile ist in bezug auf den Text aber nicht ganz eindeutig. FAUSBÖLL liest rajo va jallarn, die PTS-Ausgabe gibt eine Varia lectio rajojallam für Br. In PDhp 196c scheint der Befund nicht ganz klar zu sein: rajo-ce(?)lam, es ist eher rajo-jalam zu lesen (vgl. § 35). UV 955c und Divy 339 haben na rajomalarn (vgl. § 41), in Mv III 412 steht rajojalam. § 35 Triçtubh 83 5 35 Der Eingang der Triptubh Im Eingang einer Tri$tubh-Zeile steht in aller Regel der Gana ra ( x - v - ). Es ist aber auch der ma-Gapa erlaubt, jedoch nur, wenn nach der vierten Silbe eine Zäsur steht ( x------- ; Dies ist der Fall in den folgenden Zeilen: UV 52a na te kâmâ yâni citrâni loke UV 216d etenäsau gacchati devalokam UV 331b mâ me kptyarp kçtyakâle vihanyât UV 637a ûrdhvarp câdhah sarvato vîtarâgo UV 956b kçânto dânto niyato brahmacârî UV 968b niçkautilyo niçkaçâyah sthitâtmâ UV 968d kâlenâsau brahmavâdaip vadeta PDhp 197b dânto sânto niyato dhammacârî PDhp 109b mâ vo kiccarp kicca-kâle vyadheyâ PDhp 109d na naip kiccarp kicca-kâle vyadheti Dhp 142b santo danto niyato brahmacârî Wohl nur scheinbar eine Struktur ma-bha-ra hat: PDhp 196c rajo-ce(?)larp ukkutuka-pradhänarp Zur möglichen Korrektur des vorliegenden rajo-ceC!)lam sowie zu den Parallel­ fassungen vgl. § 34. - Auffällig an den Belegen für ma-Gapa im Eingang mit Zäsur nach vierter Silbe ist die relativ häufige Koinzidenz mit einem ra-Gana (7 Fälle) oder einem sa-Gapa (3 Fälle) in den Mittelsilben. Nur in UV 216d (und auch nur, wenn der Auslaut von gacchati kurz ist) und in der etwas fragwürdigen Zeile PDhp 196c steht der sonst so häufige bha-Gapa in den Mittelsilben. Der Grund für die Koinzidenz dürfte in der gemeinsamen obligatorischen Zäsur des ma-Gapa im ersten und der Gapas ra und sa in den Mittelsilben liegen. Steht im Eingang ein ma-Gapa und die Zeile hat keine Zäsur nach der vierten Silbe, ist die dritte Silbe der Zeile auf dem Wege der Lizenz als Kürze aufzufassen. In den folgenden Zeilen bewirken anlautende pr-, dr-, hr-, tth- keine Positionslänge für den vorstehenden Vokal: UV 767a ayarp hi pratyûhasatâni jitvâ PDhp 197c sabbesu prâpesu nidhäya dantfarp PDhp 246c sabbe ca prâpe manasânukatp pî PDhp 330f sutassa prarpnâya ca sâra-majjha-gû PDhp 261a jihmarp ca driptâ dukhitarp ca vyädhitarp PDhp 261b pretan ca driçîâ na cirassa mänavo UV 216a éraddhâtha hrîsîlam athâpi dânaip 84 Metrik § 36 PDhp 210a cattâri tthânâni naro pramatto Auslautende -e und -o sind als Kürze zu messen: UV 417c taip nâmne rûpe ca asajyamänam PDhp 261c saipvego tippe (?) vipulo ajäyatha tippe entspricht offenbar Skr. tivre. - In der folgenden Zeile wurde fälschlich der Anusvära geschrieben: PDhp 327b na saggarp icche na dhanarp na rä${rarp Dhp 84b schreibt richtig: na puam icche na dhanarp na raffharn. - Ein Fehler ist auch: PDhp 9d careyâ tenâtta-mano satîmâ Wir lesen besser *careya, wie in Dhp 328d: careyya en' aamano saîmâ. Auch in UV 298d steht ein einfacher ra-Gapa im Eingang: carea enâpamanâ smrâmâ. - Die Prakrit-Texte liefern neben Zeilen mit ra- und ma-Gapa auch Beispiele für ya-, bha-, sa- und na-Gapa im Eingang; diese Formen sind sämtlich irregulär. Ein Unikum ist der na-Gapa: PDhp 333a éraddha-vitiyarp puruparp carantarp Es ist *sraddhä° zu lesen und “viiyarn ist offenbar als "viiyarn aufzufassen. Das­ selbe gilt für das der Zwei folgende Zahlwort im Pali: Dhp 309d nindarp tatiyarp nirayarp catuttharp In der folgenden Zeile handelt es sich wohl nicht um die Lizenz einer Länge für ein auslautendes -a der zweiten Silbe, sondern um einen Fehler: PDhp 327c neccha adhammepa samçddhim âttano Es handelt sich doch um den negierten Optativ von icchai (*necche), vgl. Dhp 84c nayicche (die Zeilen ist überzählig, hierzu § 44). - In der folgenden Zeile gilt die Lizenz einer Länge für das in der Fuge stehende -a-: Dhp 354a sabbadânarp dhammadânarp jinâti UV 596a hat das Problem etwas eleganter gelöst: sarvam dänarn dharmadänarn jinâi. - In der folgenden Zeile gilt die Lizenz einer Länge für das auslautende -a in der vierten Silbe: Dhp 144f pahassatha dukkham idarp anappakarp 36 Übersicht über die Bildeweise einer Triçjubh-Zeile Im Ausgang steht immer der ra-Gapa ( - v - x ). In den Mittelsilben sind die Gapas bha, ra und sa sowie der Spondeus als regulär zu betrachten. Der bha-Gapa fordert keine bestimmte Zäsur, bei einem ra- oder sa-Gapa ist die Zäsur nach der vierten Silbe obligatorisch. Der Spondeus hat eine Zäsur nach der fünften Silbe; die Zäsur § 36 Triçtubh 85 teilt die Zeile in zwei spiegelgleiche Hälften (x-v — ; — v-x). Der Anteil der einzelnen Formen am Gesamtbestand der regulären vollzähligen Zeilen ist: TABELLE 26 UV PDhp Dhp gesamt bha-Garja ( - v v ) in d. Mittelsilben 332 90 105 527 ra-Gaija ( - v - ) in d. Mittelsilben 33 12 7 52 sa-Gana ( v v - ) in d. Mittelsilben 11 9 7 27 Spondeus ( — ) in d. Mittelsilben reguläre Zeilen ohne Lizenzen, Text usw. 6 4 2 12 382 115 121 618 Auf Prozentzahlen umgerechnet ergibt sich folgendes Bild: UV PDhp Dhp gesamt 86,9% 78,3% 86,8% 85,3% ra-Gana ( - v - ) in d. Mittelsilben 8,6% 10,4% 5,8% 8,4% sa-Gana ( v v - ) in d. Mittelsilben 2,9% 7,8% 5,8% 4,4% Spondeus ( — ) in d. Mittelsilben 1,6% 3,5% 1,6% 1,9% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% TABELLE 27 bha-Gana ( - v v ) in d. Mittelsilben reguläre Zeilen ohne Lizenzen, Text usw. Der Anteil der Zeilen mit bha-Gana in den Mittelsilben entspricht im ganzen etwa dem Anteil der Pathyä in ungeraden Anu§{ubh-Zeilen, lediglich beim PDhp liegt dieser Anteil unter 80%. Der Anteil der Zeilen mit ra-Garja in den Mittelsilben liegt über dem Anteil der häufigsten Vipulä in ungeraden Anuçtubh-Zeilen. Der sa-Gaija in den Mittelsilben entspricht in der Häufigkeit etwa der ma-Vipulä, der Spondeus entspricht in der Häufigkeit etwa der ra-Vipulä. Auffällig ist der hohe Anteil der Zeilen mit ra- und sa-Gaija in den Mittelsilben beim PDhp. Eine besondere Form der Triçtubh-Zeile ist die Inserted fifth, bei der zwischen dem Eingang und den Mittelsilben eine zusätzliche lange Silbe steht. Nach dieser langen Silbe ist die Zäsur - mithin nach der fünften Silbe der Zeile - obligatorisch. Im Eingang steht ganz überwiegend der ra-Gana ( x - v - ). Es kann auch der ma- Gaija stehen ( x------- ), wenn die Zeile eine Zäsur nach der vierten Silbe hat. Nach einem ma-Gaija im Eingang steht häufig ein ra- oder sa-Gaija in den Mittelsilben. 86 Metrik § 37 37 Einige allgemeine Überlegungen zum Problem überzähliger Zeilen Der Zweck der bisherigen Analyse war, die nach Befund der Texte regelmäßigen Strukturen in den beiden silbenzählenden Versmaßen zu ermitteln. Das Problem überzähliger Zeilen stellt sich in morenzählenden Metren in dieser Form weniger, da der Begriff der überzähligkeit vorwiegend beinhaltet, daß die Zeile eine überzählige Silbe hat. Die bisherige Untersuchung zur Metrik beschränkte sich auf die vollzähligen, d. h. nicht über- und nicht unterzähligen Pädas. Wir werden uns nun den überzähligen Pädas in Anu${ubh- und Tri$tubh-Zeilen zuwenden, die relativ häufig sind: TABELLE 28 UV PDhp Dhp gesamt überzählige ungerade Anustubh-Zeilen 75 66 62 203 überzählige gerade Anustubh-Zeilen 26 55 32 113 überzählige Tristubh-Zeilen 34 13 15 62 überzählige Zeilen insgesamt 135 134 109 378 Diese überzähligen Zeilen stellen vor ein allgemeines Problem. In einem silbenzäh­ lenden Versmaß haben im Durchschnitt 94 Prozent der Zeilen genau die Silbenzahl, die die Natur der Versmaßes erwarten läßt. Wie soll man nun die insgesamt 378 Zeilen beurteilen, in denen diese Silbenzahl überschritten wird? Man wird allgemein zustim­ men, daß es sich tatsächlich um Zeilen des jeweiligen Versmaßes handelt und nicht um einen Fremdkörper aus einer anderen Versmaßkategorie. Eine überzählige Anustubh ist als Anustubh und nicht als ein Metrum einer neun- oder zehnsilbigen (anderen) Art zu behandeln. Es ist naheliegend, eine überzählige Zeile im Sinne der vollzähligen Norm aufzufassen. Wenn man dies tun will, hat man drei Perspektiven: Entweder betrachtet man die überzähligkeit als ein Problem allein der METRIK, das als Phänomen der Metrik zu beschreiben ist. Oder man sieht in der überzähligkeit vorwiegend ein Problem der SPRACHE respektive der nicht adäquaten Wiedergabe der Sprache in der Schrift. Dieser Gedanke liegt etwa nahe, wenn in der UV-Fassung einer überzähligen Zeile purusa steht, in der Dhp-Fassung sich aber posa findet und man mit posa eine einwandfreie metrische Struktur erreicht. Man würde bei dieser Betrachtungsweise aber nicht so weit gehen, bei einer Edition purusa durch das an­ dere Wort zu ersetzen. Dies zu tun wäre man erst aufgefordert, wenn Einigkeit darüber bestünde, daß die überzähligkeit generell auf einen mangelhaft überlieferten TEXT zurückzuführen sei, den in der metrisch richtigen Fassung zu erarbeiten Pflicht des Herausgebers wäre. Um beim Beispiel zu bleiben: An einer Stelle findet sich auch im UV als Lesart die Form posa, die Pali posa entspricht und zur Konstitution § 38 Überzählige Zeilen 87 eines korrekten Metrums führt. Der Gedanke nun, aufgrund dieses Zeugnisses an allen anderen Stellen posa in den Text zu nehmen, an denen das Metrum dies fordert - auch wenn sich posa dort zufällig in keiner Handschrift findet -, ist ja so abwegig 44 nicht. Man könnte noch eine vierte Möglichkeit EGAL hinzusetzen, dies wäre die Ansicht, daß eigentlich kein Grund besteht zu glauben, eine Stelle müsse unbedingt einer für uns erkennbaren Regularität genüge tun. Es ist doch denkbar, daß man gelegentlich etwas leger mit dem Versmaß umging, so daß eine allzu detaillierte Frage nach der Ratio mehr deplaziert denn ernstzunehmen erscheint. Die neunsilbige Anuçjubh ist vielleicht nichts weiter als eine Anuçjubh, die aus Unvermögen um eine Silbe verfehlt wurde. Aus folgenden Gründen ist dies nicht meine Ansicht: Bei der Analyse der vollzähligen Zeilen hat sich ergeben, daß eine Zeile entweder den erkennbaren Normen der Verstechnik entspricht, oder diesen Normen entspricht, wenn wir die Gültigkeit einer Lizenz zugestehen. Sollte eine Zeile weder per se noch unter Annahme einer Lizenz regulär sein oder werden, so ist dieser Sachverhalt verdächtig und oft ein Indikator für eine Verderbnis des Textes, die wir aufdecken sollten. Da die überzähligen Zeilen offenkundig nicht den sonst feststellbaren Normen silbenzählender Versmaße entsprechen, bleibt nur die Ansicht, daß entweder die überzähligkeit auf so etwas wie eine Lizenz zurückgeht, oder daß die Uberzähligkeit auf einem nicht einwandfreien Text beruht. Die Möglichkeit, daß es sich um so etwas wie eine Lizenz handelt, wäre noch danach zu unterteilen, ob sich dies primär auf die Metrik, die Sprache oder die Schrift bezieht. 38 Forschungsgeschichtlicher Rückblick Mit überzähligen Zeilen in größerem Umfang wurde man bekannt durch FAUSBÖLLs Editio princeps des Dhp. Dort finden sich Zeilen wie diese: Dhp 73a asatarp bhävanam iccheyya (vv — vv — x) Dhp 389a na brähmatjassa pahareyya ( — v-vvv-x) Eine Reaktion auf Befunde dieser Art war die Vermutung der Textverderbnis; man versuchte, diese Zeilen durch Korrektur richtigzustellen. Heinrich ZIMMER hat nach Erscheinen des ersten Bandes der Jätakas deren überzählige Zeilen betrachtet 45 und seine Beobachtungen 1879 in einem Aufsatz zur Pali-Grammatik veröffentlicht. Er hat festgestellt, daß etwa purisa an praktisch allen Stellen, an denen es vorkommt, des Metrums wegen *pursa zu lesen ist, wie er sagt. Er hat weiter beschrieben, daß auslautendes -m vor anlautendem Vokal elidiert werden könne und die beiden Vokale zu kontrahieren sind. Als Belege führt er etwa an: 88 Metrik § 38 Jät I 20 yadi bodhiip pattum icchasi (vv------- v - v x ) Hier wäre nach ZIMMER zu lesen: yadi bodhirp *pattv icchasi (vv----------vx) Die Struktur, die sich hierbei ergibt (ya-ta in einem geraden Päda) ist aber völlig unglaubhaft. - Im selben Jahr ist Hermann JACOBI auf ZIMMERS Überlegungen 46 eingegangen. Wie er sagt, ist gegen die Methode, metrisch anstößige Sloken durch Substitution konjektureller Urformen zu berichtigen "nichts einzuwenden, wenn nur die metrischen Gesetze genügend beachtet werden". In bezug auf den Sloka war JACOBI allerdings nicht der Meinung, daß Uberzähligkeit notwendig eine Störung des Metrums bedeute. Er führt die überzähligkeit auf fünfsilbige Füße zurück, die er offenbar als regulär betrachtete. Er weist darauf hin, daß die fünfsilbigen Füße im Jainaprakrit noch viel häufiger sind als im Dhp. Er gibt u. a. folgende Beispiele: pariyârjiyârji sarpkarptâ ( v v - v - / v — x) aparimânarp vi jârjâti (vvv---- / v — x) bhâsâdosarp ca parihare (--------- /vvvvx) JACOBI hat gespürt, daß der Versuch, überzählige Zeilen auf dem Wege der Konjek­ tur anzugehen, eine Sackgasse ist, und hielt es nicht für angebracht, einen Päda mit überzähliger Silbenzahl notwendig für verderbt zu halten. Indes erschien es ihm erlaubt, einen fünfsilbigen Fuß in einen viersilbigen zu verwandeln (a) durch Elision eines eingeschobenen Vokals oder (b) durch Verschleifung eines vokalischen Anlauts in die nasal auslautende Silbe. In einer Zeile wie: kiriyâvâi-darisapaip (vv — vvvvx) muß nach JACOBI darsanam gelesen werden. In Pädas wie cittam aparptam acittarp vä ( - v v - v v — x) vayapam icche pupo pupo (vvv — v-vx) ist -am a- (in ciam anamam) bzw. -am i- (in vayapam icche) als eine Länge zu verschleifen. Den Beweis für die Richtigkeit der Annahme sieht JACOBI darin, daß die Verschleifung manchmal auch in der Schrift zum Ausdruck komme, wie in: sayarp 'tipâyae pape (v-v-v-vx) Hier steht der verschliffene Anlaut in -sayam 'ipâyae aipâaye gegenüber Skr. svayam ohne Verschleifung. Trotz der Einwände JACOBIs gab FAUSBÖLL 1900 eine zweite Ausgabe des Dhp heraus, in der er zum Beispiel alle überzähligen Pädas, die ein kayirä enthalten, dadurch in eine nicht überzählige Form gebracht hat, daß er kayrä in den Text nahm. Nun ist es in diesem Fall vielleicht naheliegend, kayirä so zu verstehen - aber kann man den Text fortlaufend verbessern? Die beiden zu Anfang angeführten Zeilen hat er wie folgt emendiert: 89 § 38 Überzählige Zeilen Dhp 73a asatarp *bhävan iccheyya (vv — v — x) Dhp 389a na brähmapassa *hareyya ( — v-vv-x) Kann man bhavanam durch *bhävan und pahareyya durch *hareyya ersetzen, nur um acht Silben zu erhalten? In einem Besprechungsaufsatz zu FAUSBÖLLs zweiter Edition ist O. FRANKE 47 Er hebt fünf Punkte hervor, die wegen ihrer auf dieses Verfahren eingegangen. prinzipellen Bedeutung hier kurz genannt werden sollen: 1. Es ist nicht zu erweisen, ob alle Verse bei ihrer urspünglichen Abfassung metrisch richtig waren. 2. Niemand kann mit Sicherheit wissen, durch welche Art von Korruptele das Metrum später gestört wurde; trifft unsere Korrektur nicht die das Metrum ursächlich störende Korruptele, so haben wir der einen eine zweite hinzugefügt. 3. Trotz der angewandten Emendationsmethode ist kein Text von durchgehender Richtigkeit entstanden; FRAN­ KE verweist auf Dhp 7[a], 9[b], 271[c], 302[a,f] und 307[d], wo FAUSBÖLL die Uberzähligkeit nicht beseitigt hat oder beseitigen konnte. 4. Zum Teil habe FAUSBÖLL "imaginäre Formen construiert", wie *kayrâha, *kayrä. 5. Schließlich könnten die metrischen Verstöße ihren Grund darin haben, daß das Dhp aus einem anderen Dialekt übertragen wurde; zum einen läßt sich dieser nur vermuten, zum zweiten würden, wenn wir dessen Formen in den Text aufnehmen, "Sprengstücke in einer ganz fremden Umgebung stehen". 1901 erschien HOPKINS' Werk zum indischen Epos, dessen viertes Kapitel sich ausführlich mit der Metrik befaßt. Nun gibt es auch im Mahâbhârata (weniger im Râmâyarça) überzählige Zeilen, die HOPKINS nicht entgangen sind. Er beschreibt die Überzähligkeit beim Sloka zunächst so: "A ninth syllable ist often attached to 49 the octosyllabic prior çloka pâda, regularly prefixed, sporadically incorporated". Als Beispiel für den als regulär eingeschätzten Fall einer (sozusagen) metrischen Vorsilbe am Anfang der Zeile führt er etwa an: anubhûyatâm ayarp vîrâh (v/v-v-v — x) navanîtapahkâh kçîrodâh (v/v-v — ; — x) HOPKINS hat auch gesehen, daß "certain prases are apt to appear in this form": avamanyase mârp nçpate (vv-v — vvx) abhivâdayanti bhavatîm (vv-v-vvvx) Hier weist er hin auf "the possibility of pronouncing omanyase, and abhivâdeni" . Er fügt aber hinzu: ". . . yet this explanation ist almost excluded by the fact that parallel examples, in overwhelming majority, admit of no such solution".Im Faile der folgenden Zeile aus der Katha-Upaniçad: apramattas tadâ bhavati ( - v — v-vvx) lehnt er derartige Überlegungen ab und sagt: "The explanation lies, I think, in 90 Metrik § 38 the fact that mora-measurement was at work in syllabic verse". Er führt weiter aus: ". . . there is, to be sure, no great objection to reading bhavai as bhoi, but the general explanation of the phenomena as a class is not that v v is conraced, for some of the intervening consonats would make this possible, but measured as the metrical equivalent of one long". Dies lasse sich auch übertragen auf Zeilen wie: kirp svit suptarp na nimiçati (--------- vvvvx) in der die fünfte Silbe aufgelöst ist (resolved), so daß sich die Struktur der Zeile als--------- v v v v v (ma-bha mit Zäsur nach vierter Silbe) auffassen läßt. Von der Emendation abgesehen, blieben sämtliche Betrachtungsweisen, die bisher genannt wurden, auch weiterhin in Gebrauch. So spricht etwa OLDENBERG an einer Stelle von "dem bekannten Vorschlag einer Kürze ( v v - v - )" bei einer Triçjubh51 Zeile im Pali. Im Vorwort zu seiner Ausgabe der Mupcjaka-Upaniçad wies Johannes HERTEL auf die "Verschleifung zweier Silben zu einer" hin, die gelegentlich stattfinde, aber nur vor y und v und vor oder nach r. "Sie besteht in völligem Ausfall eines kurzen 52 Vokals, meist a, oder in seiner Kürzung bis zu unsilbischer Quantität". Er kenn­ zeichnet die Verschleifung des kurzen Vokals in seiner Ausgabe durch Hochstellung; die meisten seiner Belege stammen aus Triçtubh-Zeilen, etwa: 1.2.9c yat karmiijo na pravedayanti râgât (---- v — v — v-x) III.2.8d parât pararp puruçam upaiti divyarp (v-v — vv-v-x) In dem Aufsatz "The Prakrit underlying Buddhistic Hybrid Sanskrit" hat Franklin EDGERTON meines Wissens zum ersten Mal von metrischen Prinzipien gesprochen, 53 Als wichtigsten die sich von denen der vedischen und Sanskrit-Metrik unterscheiden. Punkt erwähnt er, daß "the substitution of two short syllables for a long is permitted ad libidum (with certain definite restrictions in the case of some metres)". Er sagt, daß HOPKINS schwache Spuren einer ähnlichen Tendenz in der epischen Triçjubh aufgedeckt habe. Aber EDGERTON sagt auch über die Belege aus dem Epos: ". . . they may perhaps be interpreted differently, and in any case they never amounted to 54 such a clearly defined metrical licence". Er ist dann in mehreren Aufsätzen auf die Möglichkeit der Auflösung (resolution) bzw. Ersetzung (substitution) eingegangen.' EDGERTON war offenbar nicht damit zufrieden, das Prinzip der möglichen Ersetzbarkeit einer Länge durch zwei Kürzen ohne jede Einschränkung gelten zu lassen. Eine Beschränkung hat er gesucht hinsicht­ lich der Position der aufgelösten Silbe im Päda. So sagt er über die Triçjubh: "Two shorts may be substituted for the first (optionally long) syllable; also for the fourth or fifth, but never for the second, eighth, or tenth".'’® Auch Helmer SMITH spricht von einer "substitution ... de deux légères ... à une lourde" und gliedert danach, ob sich die Ersetzung zu Beginn einer Zeile (initiale), § 38 überzählige Zeilen 91 nach einem Einschnitt (apres coupe) oder beidem findet (initiale et interne). 57 Unter "coupe" - SMITH fügt hinzu: ["césure"] - ist offenbar nicht "obligatorische Zäsur" 58 gemeint, sondern allgemein "Wortgrenze", wie aus den Beispielen ersichtlich ist. Für die Ersetzung einer Länge durch zwei Kürzen im Eingang (substitution initiale) werden u. a. folgende Beispiele angegeben: patiyattavaramaggena ( v v - v v v — x ) padumuttaro lokavidû ( v v - v — v v x ) anapekhâ honti nâtayo ( y v------- v - v x ) Als Beispiele für die Auflösung innerhalb eines Päda nach einer Wortgrenze (sub­ stitution après coupe) nennt er: buddho buddho ti kathayanto (---------- v v v - x ) evarp chiddarp durabhibavarp (--------- y y v v x ) assamedharp purisamedharp ( - v — v v v - x ) Beispiele für eine zweifache Auflösung (substitution initiale et interne): tipapappasâkaphalabhakkho ( v v - v - v v v - x ) carato ca te brahmacariyaip ( v v - v — v v v x ) Es scheint, daß sich der erste Fall (substitution initiale) vom zweiten (substitution après coupe) im Grunde nicht unterscheidet, wenn wir die Auflösung auf den ver­ balen Träger beziehen: Beiden Fällen ist gemeinsam, daß jeweils die zwei Anlautsilben eines Wortes die Substitution einer Länge sind. Der dritte Fall (substitution initiale et interne) kombiniert lediglich zweimal in derselben Zeile die Möglichkeit der Auf­ lösung in zwei Anlautsilben verschiedener Wörter. Wenn es stimmt, daß nur die ersten beiden Silben eines Wortes Träger einer Auflösung sein können, wäre dies eine erheb­ liche Restriktion für die Funktionsweise der Auflösung. Eine grundsätzlich wichtige Überlegung hat Heinz BECHERT formuliert. Auch die Anavataptagâthâ hat eine Reihe von überzähligen Zeilen, hierzu heißt es: "Was nun die Metrik des Textes betrifft, so sind eine Reihe von 'überzähligen' Pädas festzu­ stellen. Darunter sind etliche, die ihre 'Uberzähligkeit' der Sanskritisierung verdanken könnten, wie Anavaape mahährade (aus Anoae) u. a. Allerdings sind solche Verse, die durch 'Auflösung' etwa der schweren Anfangssilbe in zwei Kürzen 'überzählig' sind, auch in manchen ursprünglichen Sanskrittexten dieser Epoche und häufig an Stellen, wo sie nicht durch 'Sanskritisierung' eines mittelindischen Wortlautes ent­ standen sein können, zu finden. Metrische Hyperkritik kann hier leicht zu falschen Ergebnissen führen. Wir haben also bei der Auswertung der Erscheinungen zwischen den Auswirkungen mittelindischer Verstechnik und den Auswirkungen der Übertragung 59 aus einem mittelindischen Urtext genau zu unterscheiden". Er nennt dann einige Fälle von Auflösungen, die er nach dem Kriterium ihrer Stellung im Päda unterschei- 92 Metrik § 38 det. Er gibt Beispiele für die Auflösung einer Länge in zwei Kürzen in der ersten, vierten, sechsten und siebten Silbe und führt u. a. folgende Zeilen an: upasarpkrântab kârupikarp ( y v----------vvx) kaukptyarp prativinoditum (------- v v v-vx) ity evarp kolitah sthaviro (--------- v - v v x ) Nach BECHERT wäre die überzähligkeit im letzten Beispiel eine Auswirkung der Umsetzung des mittelindischen hero ersten Silben in praivinodium ins Sanskrit. Wenn hingegen die beiden eine in zwei Kürzen aufgelöste Länge sind, handelt es sich um die Auswirkung mittelindischer Verstechnik. Auch A. K. WARDER befaßt sich mit den "hypermetric pädas". Er kann für die Anu$tubh im Pali insbesondere die Auflösung der ersten und sechsten, seltener der ßn vierten und siebten Silbe bestätigen. Auf der anderen Seite aber behandelt er nicht alle überzähligen Zeilen gleich. Unter der Überschrift "Orthography and Phono­ logy" sagt er, daß "in words containing a svarabhaki vowel . . . this vowel frequently 61 does not seem to count as a separate syllable". Er identifiziert dann eine ganze Reihe von Wörtern, bei denen es an bestimmten - nicht allen - Stellen wegen des Versmaßes naheliegt, den Svarabhakti-Vokal für metrisch nicht valent zu halten, so etwa bei brahmacariya (Skr. brahmacarya) oder payirupasai (Skr. paryupäsai).^ Wenn der Svarabhakti-Vokal metrisch nicht valent ist, kann man wohl nicht von einer Auflösung sprechen. (Franz BERNHARD hatte in seiner Ausgabe des UV für den dritten Band angekün­ digt, die Metrik des buddhistischen Sanskrit aus der Sicht des UV-Materials zu unter­ suchen und darzustellen, konnte dies jedoch nicht vollenden.) K. R. NORMAN spricht ebenfalls von "resolution". Er gibt etwa für die ungerade Anuçtubh folgende Beispiele für eine Auflösung der ersten, zweiten, dritten, vierten, 63 sechsten und siebten Silbe: Tha 24a anuvassiko pabbajito ( v v - v — vvx) Tha 881a lohitapâpi pure äsirp ( - y y - v v — x ) Tha 546a so 'harp paripuppasarpkappo ( — y v - v — x ) Tha 100c vimuttikusumasanchanno ( v - v y y v — x ) Tha 31a puttho rjarpsehi makasehi (----------v v v - x ) Tha 242a te abbhatîtâ kâlakatâ ( — v — ; - v v x ) Ein Resümee: Es hat sich schon bald als zumindest nicht praktikabel erwiesen, überzählige Zeilen dadurch zu vollzähligen machen zu wollen, daß man versucht, sie zu vollzähligen zu emendieren. Überzählige Zeilen sind ein Faktum, das sich - wenn auch mit Unterschieden in bezug auf die Häufigkeit - in einer ganzen Palette von Texten findet: bereits in einigen Upaniçads und ebenso im Epos, im buddhistischen § 39 Überzählige Zeilen 93 Sanskrit, im Pali sowie (und offenbar besonders häufig) im Jaina-Prakrit. Die Frage, wie überzählige Zeilen zu beurteilen sind, ist von den Aufgaben eines Herausgebers zu trennen: überzählige Zeilen sind keine Angelegenheit von Textkritik und Emen­ dation, sondern von Interpretation und Analyse. 39 Das weitere Vorgehen Im folgenden werden die 378 überzähligen Zeilen in den hier untersuchten Texten näher betrachtet. Ich verstehe den Begriff der Auflösung primär als einen Terminus der Metrik. Die Frage, inwieweit den metrischen Besonderheiten bestimmte Erschei­ nungen der Sprache entsprechen, bedeutet einen zweiten Schritt. Es soll zunächst versucht werden, sämtliche vorgefundenen überzähligen Zeilen im Sinne regulärer Strukturen aufzulösen, d. h. die Silben zu identifizieren, die als Substitution einer Länge aufgefaßt werden können. Dabei ist zu betonen, daß sich nach Anwendung des Prinzips "Zwei Kürzen sind eine Länge" eine reguläre Struktur im Sinne der voll­ zähligen Norm ergeben muß: Führt die Auflösung zu einer irregulären Struktur, so kann sie nicht die Lösung des Problems der Überzähligkeit einer Zeile sein. Die Auflösung kann nicht blindlings angenommen werden. Das Bedürfnis nach einer etwas restriktiveren Anwendung ist besonders groß, wenn (wie es gelegentlich vorkommt) metrisch mehrere Auflösungen möglich sind, die zu regulären Strukturen führen. Aus dem vorigen haben sich bereits einige Gesichtspunkte ergeben, die ge­ eignet sind, die Regel "Zwei Kürzen sind eine Länge" etwas einzugrenzen. Es ist zum einen zu prüfen, an welchen Stellen im Päda eine Auflösung erfolgen kann. Bemerkenswert ist der Hinweis SMITHS, daß die Substitution einer Länge durch zwei Kürzen am Anfang der Zeile oder nach einer Wortgrenze möglich ist. Wir werden ferner darauf achten, ob nicht bei bestimmten Wörtern die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung größer ist als bei anderen. Dies geschieht in erster Linie durch den Vergleich der überzähligen Zeilen mit den Parallelfassungen. Nehmen wir die folgende Zeile: UV 207c pascät tu kafukarp bhavati ( — v v v - v v x ) Wenn man die beiden Silben ka{u als eine Länge in vierter Position der Zeile ansieht, resultiert eine Struktur ra-bha mit Zäsur nach fünfter Silbe, die möglich ist. Betrach­ tet man die Silben bhava als Länge in siebter Position, resultiert eine Pathyä der Form bha-ya. Natürlich ist die Pathyä statistisch gesehen das Wahrscheinlichere, und auch die Skr./Pkr.-Entsprechung -ava-/-o- spricht für die Auflösung der siebten Silbe, aber die bloße Statistik der metrischen Formen ist m. E. kein gutes Entschei­ dungskriterium für eine Einzelstelle, und bei einer rein sprachlichen Betrachtung kann der Möglichkeit einer Fehlinterpretation bestehen. Ein klares Argument für Metrik § 39 94 die Auflösung in bhavai ist aber die Parallelfassung im Pali: Tha 146c pacchässa katukarp hoti ( — vvv — x) Um den Punkt zu verdeutlichen: Es handelt sich einmal darum, daß Skr. bhavai Pali hoti entspricht; diese Feststellung gilt unabhängig davon, ob wir zur UV-Strophe eine Parallele haben. Weiter ist aber auch Tha 146 die Pali-Parallele von UV 207. Daß Skr. bhavati im allgemeinen Pali hoti entspricht, ist ein Argument; ein zweites Argument dafür, in UV 207c die siebte Silbe aufzulösen, ist, daß sich dann in UV wie in Tha eine übereinstimmende metrische Struktur ergibt. Die metrische Struktur einer Zeile kann unter Umständen die Tendenz haben, konstant zu bleiben. Die metri­ sche Struktur ist das, was die Zeile "trägt". Der Rhythmus, den eine Zeile hat, hilft, die Zeile im Gedächtnis zu behalten; sie ist so etwas wie ein "Merktakt". Man kann Fälle beobachten, in denen die eine oder andere Fassung einen ursprünglicheren Text im Wortlaut geändert hat, aber dennoch die metrische Struktur beibehielt. Was die Ändernden sich dabei dachten, als sie änderten - darüber kann man nur speku­ lieren. Aber dies erscheint plausibel: Wenn man sich (etwa aus Gründen der Skr.Morphologie) veranlaßt sah, einen Text zu verändern, so wird man die metrische Struktur einer Zeile nicht mutwillig beschädigt haben. Sofern es möglich war, die Textänderung so zu gestalten, daß die metrische Struktur beibehalten wurde, wird man geneigt gewesen sein, dies zu tun. Dies bedeutet nicht, daß ich glaubte, man hätte immer dann auf eine Textänderung verzichtet, wenn die Änderung des Textes eine Änderung der metrischen Struktur bedeutet hätte. Aber ich glaube schon, daß man sich, sofern verschiedene Möglichkeiten der Textänderung zu Gebote standen, nach Möglichkeit für die Fassung entschied, die die metrische Struktur nicht oder nur wenig mit veränderte. Wenn wir im Falle einer Textänderung das Bemühen unter­ stellen, diese Änderung möglichst unter Wahrung der metrischen Struktur einer Zeile vorzunehmen, so bedeutet dies, daß wir unter Umständen aus der metrischen Struktur einer Parallelzeile Rückschlüsse ziehen können darauf, wie man eine überzählige Zeile im Sinne der vollzähligen Norm auffassen konnte und kann. In manchen Fällen ist es mehr oder weniger eine Ermessensentscheidung, ob man eine Zeile als Beleg für eine Auflösung in der einen Fassung akzeptieren will oder nicht. Um ein Beispiel zu geben: Dhp 9b yo vattharp paridahessati Tha 969b yo vattharp paridahissati Betrachtet man die Pali-Zeilen für sich, wird man eine Auflösung der vierten Silbe vermuten; in der Tat hat NORMAN diese Zeile als Beleg für die Auflösung in Tha aufgeführt.64 Diese Interpretation wird aber konterkariert durch sämtliche Parallelen, die ohne Auflösung auskommen: § 39 überzählige Zeilen 95 UV 697b yo vastrarp paridhäsyati PDhp 94b yo vastrarp paridhehiti GDhp 192b yo vastra parihasidi Man kann vermuten, daß die eigentliche Ursache für die Überzähligkeit der Pali- Zeile nicht eine Auflösung in pari0 ist, sondern der Umstand, daß in der Ausgangs­ oder Urfassung, die den erhaltenen Versionen zugrundeliegen dürfte, das Futur nicht vom reduplizierten Präsensstamm gebildet wurde, sondern von der Wurzel und dies in der Pali-Tradition nicht entsprechend wiedergegeben wurde. Ist nun paridahissai (mit -i- auch Sadd 392.4) kein genuiner Beleg für die Auflösung? Belegt die Form, daß man das Metrum nicht oder nicht mehr verstanden hat oder zeigt sie, daß man sich seiner Möglichkeiten zu bedienen wußte? Diese Frage dürfte für die Beurteilung der Belege eine Rolle spielen. In solchen Fällen werde ich eine Zeile wie die obige Pali-Zeile in der Tendenz eher als Beleg für eine Auflösung werten, weil paridahissai vielleicht nur dadurch im Pali möglich wurde, daß man die vierte Silbe der Zeile auflösen konnte. Es werden aber grundsätz­ lich die Parallelen zitiert. In aller Regel "funktioniert” die Auflösung, das heißt: Nach Durchführung der Analyse "Zwei Kürzen sind eine Länge" ergibt sich eine reguläre Struktur. In einigen Fällen läßt sich die Auflösung aber nicht durchführen, weil entweder zwei nebenein­ anderstehende Kürzen nicht zur Disposition stehen, d. h. zwei Kürzen nicht vorhanden sind; es gibt auch Fälle, in denen zwei Kürzen zwar vorhanden sind, sich aber keine reguläre Struktur erreichen läßt, wenn wir sie als eine Länge auffassen. An manchen dieser Stellen drängt sich der Eindruck auf, es sei eine Länge ( - ) in einen Jambus ( v - ) oder einen Trochäus ( - v ) "aufgelöst" worden. Gelegentlich sieht es so aus, als stünden zwei Kürzen an der Stelle nur einer. Natürlich kann man hier nicht von Auflösung sprechen, da dies den Begriff der Auflösung desavouieren würde. Aber halten wir fest: Es gibt Fälle, in denen sich durch die Annahme einer Auflösung eine reguläre Struktur nicht erreichen läßt. Die verschiedenen Metren werden in einer die gewohnte Reihenfolge umkehrenden Ordnung behandelt: zunächst die Tri$tubh-, dann die geraden und schließlich die ungeraden Anuçlubh-Zeilen. Die Triçtubh hat in x-v - und -v-x sowohl einen festgelegten Eingang als auch einen starren Ausgang, so daß sich in der Regel gut erkennen läßt, an welcher Stelle eine Auflösung angenommen werden kann. Die gerade Anustubh hat in v-vx ebenfalls einen festgelegten Ausgang. Sofern nicht die sechste Silbe aufgelöst ist ( y y y y x ), kann die Auflösung nur in einer der vier Ein­ gangssilben einer Zeile plaziert sein. Bei überzähligen ungeraden Anustubh-Zeilen sind dagegen oft verschiedene Auflösungen möglich. Findet sich z. B. ein Ausgang 96 Metrik §§ 40-41 v v v v x in einer ungeraden Zeile, so ist theoretisch (und abhängig von der Zäsur) eine Form mit bha ( v v v v x ), sa ( v v v v x ) oder ja ( v v v v x ) denkbar, während bei geraden Zeilen nur das letztere in Betracht kommt. In § 107 findet sich eine Zusammenfassung der nun folgenden Einzelbeobachtungen. 40 überzähligkeit im Eingang der Triçjubh Es läßt sich in allen Fällen gut erkennen, ob die Auflösung im Eingang, in den Mittel­ silben oder im Ausgang der Zeile lokalisiert ist. Im Eingang der Zeilen finden sich die folgenden Formen (geordnet nach dem Prinzip "Kürze vor Länge"): TABELLE 29 UV PDhp Dhp (1) v v v v - im Eingang d. Tri. (§ 42) 1 - - 1 (2) v v - v - im Eingang d. Tri. (§ 41) 12 6 7 25 (3) v v------- im Eingang d. Tri. (§ 41) 1 - - 1 (4) v - v v v im Eingang d. Tri. (§ 43) - 3 2 5 2 gesamt (5) v — v - im Eingang d. Tri. (§ 44) - - 2 (6) - v v v - im Eingang d. Tri. (§ 42) 5 - - 5 (7) - v v — im Eingang d. Tri. (§ 42) 1 - - 1 (8) — v v v im Eingang d. Tri. (§ 43) 1 - - 1 im Eingang überz. Zeilen insges. 21 9 11 41 41 Auflösung der ersten Silbe der Triçtubh-Zeile Bei den Formen 2 ( v v - v - ) und 3 ( v v------- ) handelt es sich offenbar um eine Auflösung der ersten Silbe, anders gesagt: um einen Auftakt aus zwei Kürzen, die wir als die Substitution einer Länge auffassen. Dieser Auftakt ist mit 26 von 41 Fällen (= 61%) häufiger als alle übrigen Formen im Eingang der Triçtubh zusammen. Es handelt sich um die im folgenden aufgeführten Zeilen: UV 51d hy anapekçipah kâmasukharp prahâya PDhp 144d anapekhino sabba-dukharp prahâya Dhp 346d anapekkhino kâmasukharp pahâya [FAUSBÖLL: “pekhinol Dhp 347d anapekkhino sabbadukkharp pahâya [FAUSBÖLL: “pekhinol Der zweisilbige Auftakt findet sich im Skr. ebenso wie im Pkr. (Interessant ist, daß im Pali sowohl kämasukha als auch sabbadukkha überliefert ist, während UV und PDhp nur das eine resp. das andere überliefern. Im GDhp findet sich nur das eine, dies allerdings zweimal, ebenfalls in einer Zeile mit zweisilbigem Auftakt:) § 41 überzählige Triçtubh 97 GDhp 170d, 171d anavehino kama-suha praha'i. - Einen gemeinsamen Text haben ferner: UV 298c abhibhûya sarvâpi parisraväiji PDhp 9c adhibhûya sabbäni parisraväiji Dhp 328c abhibhuyya sabbâni parissayäni UV 845b nagaropamarp cittam adhiçthitarp ca PDhp 351b nagaropamarp cittam adhiçthihittâ Dhp 40b nagarüpamarp cittam idarp (hapetvä Auch in diesen Fällen darf man jeweils eine Auflösung der ersten Silbe annehmen. - Ohne Parallele in den drei anderen Texten ist: UV 563d parinirvçto näpavadeta karp cit SN I 7 hat: parinibbuo na upavadeyya kanci. (Hier findet sich neben dem zwei­ silbigen Auftakt ein v v v v in den Mittelsilben, wohl als bha-Gapa [ y v v v ] aufzu­ fassen.) - Der zweisilbige Auftakt findet sich im Skr. in den folgenden vier, zu einer Strophe gehörigen Pädas: UV 596 jayate dânarp dharmadänarp ca sarvarp jayate ratirp dharmaratirps ca sarvarp jayate balarp kçântibalarp ca sarvarp jayate sukharp sarvatççnânirodhah jayate geht hier offenbar nicht auf ein älteres *jei zurück (was nur denkbar wäre, wenn wir den Auslaut als gelängt auffaßten), denn in Dhp 354 findet sich etwas an­ deres: sabbadânam dhammadânam jinài usw. (zur Quantität der zweiten Silbe vgl. § 35). Dem entspricht auch die zweite Fassung des UV, die sich bei BERNHARD rechtsstehend findet: sarvarp dânarp dharmadànam jinâi usw. - Ohne eine Parallele in den beiden anderen Texten ist: UV 696b ihavedikä vâ paravedikâ vä Ud V 7 kontrastiert nicht das Hier und das Jenseits, sondern eigenes und das der anderen, zeigt aber ebenfalls die Auflösung im Auftakt: sakavediyâ vä paravediyä vä. - Ferner: UV 702a pratirupakarp dhûpitakarpikâ vâ SN I 79 hat dieselbe Besonderheit im Auftakt: paÇirûpako maikakundalo va. - Der zweisilbige Auftakt dürfte auch vorliegen in: UV 876d adhivâsayed bhikçur adu$[acittah Denselben Text hat Ud IV 8: adhiväsaye bhikkhü adufhacio . - Nicht ganz klar ist die folgende Zeile: UV 955c [na ra]j[o]malarp notkujukaprahäijarp Die beiden ersten Akçaras hat BERNHARD offenbar nach Divy 339 ergänzt, wo Metrik § 42 98 sich derselbe Text (ohne eine Varia lectio) findet. Es ist gut möglich, daß Divy mit dem UV übereinstimmt, und auch UVT [rdul dart dri mas] ma yin Isog bur 'dug la 'bad pa yis] scheint BERNHARDS Ergängzung zu bestätigen. Vgl. aber § 34 am Ende, wo die Parallelen aufgeführt sind. - Ohne eine klare Parallele ist: UV 1046c avabhâsayarps tiçthati sarvalokarp Im Pkr. dürfte man hier eine Form mit anlautendem o- erwarten, vgl. etwa Pv 1.11.1c obhâsayanî dasa sabbao disä. - Einen gemeinsamen Text haben die beiden Pkr.-Fassungen in den folgenden Zeilen: PDhp 115d sukhumo rajo pa{ivâtarp va khitto Dhp 125d sukhumo rajo pativâtarp va khitto Pkr. sukhuma entspricht Skr. suksma; man hätte also im UV ohne die Auflösung im Auftakt auskommen können. Dennoch finden wir in 659d einen geänderten Text: ksipam rajah praivâam yahaiva. Man lies sukhuma/suksma ausfallen, setzte khio im (klass.) korrekten Genus von rajas nach vorne (ksiptam) und erreichte einen geläu­ figen Verschluß durch Substitution des va durch yathaiva. Die zweite Rezension des UV scheint aber die alte Lesart noch bewahrt zu haben (vgl. die Konkordanz). - Die beiden folgenden Pkr.-Zeilen fehlen im Skr.: PDhp 292e anupâdiyâno iha vâ hure vâ Dhp 20e anupâdiyâno idha vâ hurarp vâ GDhp 191c hat: anuvadi'anu idha va horo va. - Ein zweisilbiger Auftakt dürfte auch vorliegen in: PDhp 382d abhivâdanâ ujju-gatesu sreyo Dhp 108d abhivâdanâ ujjugatesu seyyo Vor sr- ist im PDhp eine Kürze zu skandieren. Die Skr.-Fassung in UV 537d (abhi- vädanam tv rjjugaesu sreyahj beruht nicht auf handschriftlichem Befund, sondern ist Rekonstruktion BERNHARDS. GDhp 321d hat: ahivadana uju-kadesu siho. 5 42 Auflösung der zweiten Silbe der Triçtubh-Zeile Bei den Formen 1 ( v v v v - ), 6 ( - v v v - ) und 7 ( - v v — ) kann nur die zweite Silbe aufgelöst sein. Die Belege sind ausschließlich aus dem Skr., zunächst: UV 51c etad api cchitvä tu parivrajanti Die durch die Überschrift und den Fettdruck implizierte Analyse wird durch die Parallelen bestätigt: eappi [sic] cheäna vrajani Sano (PDhp 144c), eam pi cheväna paribbajani (Dhp 346c), eda bi chivana parivrayadi (GDhp 170c). Im UV dürfte der Vokal vor dem anlautenden cch- als Kürze aufzufassen sein, da keine Zäsur nach der vierten Silbe steht. - Ebenso zu beurteilen sind: § 43 überzählige Triçtubh 99 UV 106a alpam api cet sahitarp bhâ$amâi)o UV 765c alpam api cec chraddadhâno dadâti UV 855a ekam api cet präijam adu${acitto In den Pali-Parallelen finden wir entsprechend appam pi und ekam pi. PDhp hat appam pi und GDhp apa bi sowie eka bi. Wie ersichtlich, entsprechen den Auflösungen im Skr. verkürzte Wortformen im Pkr. Dies gilt nicht für folgende Zeile: UV 637b hy ayam aham asmîti ca nänupasyan Hier hat das Pali keine verkürzte Form: Ud Vil 1 ayam aham asmîi anânupassî. Nach CPD s. v. aham [p. 528, rechte Spalte unten] ist ayam aham als ayaham auf­ zufassen. - In folgender Zeile findet sich das Kausativmorphem als Auflösung einer Länge in zweiter Silbe der Zeile: UV 267d bhâvayati mârgatp hy amçtasya prâptaye In Tha 35d finden wir -aya- kontrahiert: bhävei maggam amaassa paiyä. - Ohne Parallele ist: UV 604b hy adhyavasitâ yatra prajâh prasaktäh Hier ist hinzuweisen auf P. ajjhosia. 43 Auflösung der vierten Silbe der Triçtubh-Zeile Bei den Formen 4 ( v - v v v ) und 8 ( — v v v ) ist eine Auflösung der vierten Silbe der Zeile anzunehmen. Der einzige Beleg aus dem Skr. zeigt eine Auflösung in Form der beiden Kürzen in bhavai: V 106b dharmasya bhavati hy anudharmacârî Die Pkr.-Parallelen haben an dieser Stelle hoi (PDhp 292b, Dhp 20b) und bhodi (GDhp 191b). - An den übrigen fünf Stellen im Pkr. läßt sich die Auflösung auf die Svarabhakti zurückführen: PDhp 85d priyarp na kayirätha kahirpci loke PDhp 196a na nagga-cariyä na ja(ä na paipko Dhp 141a na naggacariyâ na ja(â na pahkä PDhp 246d prabhütam ayiro prakaroti purpnarp Dhp 177a na ve kadariyä devalokarp vajanti Für PDhp (und Dhp) kayirätha, das häufiger vorkommt, findet sich in UV-Parallelen in der Regel kurvîta. GDhp schreibt an diesen Stellen kuvi'a. Für Pkr. “cariyä (auch °cariya) findet sich im Skr. °caryö (bzw. °carya). Bezüglich der Formen im GDhp sei auf eka'iya’i [= ekacaryäya) und brama-yirya verwiesen, die in BROUGHs Index aufgeführt sind. Im GDhp ist - ebenso wie Falle von kayiräha /kurvîa — die Svara­ bhakti nicht festzustellen. Für Skr. ärya findet sich im PDhp regelmäßig ayira, im 100 Metrik §§ 44-45 Pali ariya, GDhp hat durchgängig ari'a. Die Parallelen zu Dhp 177a sind: na ve kadaryyä deva-lokam vrajani (PDhp 294a), na vai kadarya devalokam vrajani (UV 217a). 44 Die Auflösung ist nicht möglich Bei der Form 5 ( v — v - ) ist eine Auflösung im Sinne der Entsprechung "Zwei Kürzen sind eine Länge" nicht möglich. Es handet sich um zwei Zeilen im Pali, zunächst: Dhp 83d na uccâvacagi parjijitä dassayanti In den Parallelen findet sich: noccâvacam sap-purusa karoni (PDhp 80d), noccâvacâh sapurusâ bhavani (UV 809d). GDhp 226d schreibt im wesentlichen wie das Pali: na ucavaya panida dasayadi. Die Parallelen legen es nahe, in den beiden Silben na ucc- den Auftakt der Zeile zu sehen. Es ist kaum möglich, u- als eine Kürze auf­ zufassen, da -cc- keine anlautende Lautgruppe ist; na ucc- bleibt also, metrisch gesehen, ein Jambus. Der Grund der metrischen Irregularität liegt offenbar darin, daß man den Sandhi, der für -a u- anzunehmen ist, im Dhp und GDhp nicht notiert hat. - Eine ähnliche Sache finden wir vor in: Dhp 84c nayicche adhammena samiddhim attano Im FAUSBÖLLs erster Edition findet sich die Lesart na iccheyya, was er in der zweiten als n' iccheyy1 schreibt. PDhp 327c hat: neccha (als necche zu lesen, vgl. § 35) adhammena samrddhim äano. GDhp 324c notiert ähnlich dem Pali: na ichi a ... samidhi avano; auch hier dürfte -ayi- resp. -a i- als im Sandhi kontrahiert aufzufassen sein. 45 Uberzähligkeit in den Mittelsilben der Triçtubh In den Mittelsilben der Triçtubh finden sich die folgenden Formen: TABELLE 30 UV PDhp Dhp gesamt v v v v in den Mittelsilben d. Tri. (§ 46) 9 2 - 11 v — v in den Mittelsilben d. Tri. (§ 47) - - 1 1 - v v - v v in den Mittelsilben d. Tri. (§ 47) 1 - - 1 — v - in den Mittelsilben d. Tri. (§ 47) - - 1 1 ----------in den Mittelsilben d. Tri. (§ 47) - 1 - 1 in den Mittelsilben überz. Zeilen insges. 10 3 2 15 Häufig ist allein v v v v in den Mittelsilben, die übrigen Formen sind Einzelfälle. § 46 Überzählige Triçtubh 101 46 Auflösung der fünften oder siebten Silbe der Tri$tubh-Zeile Die Form v v v v in den Mittelsilben läßt sich theoretisch als bha-Gaija ( v v v v ) oder sa-Gai)a ( v v v v ) auffassen. Die Auflösung als ja-Gapa ( v v v v ) scheidet aus (§ 33). Der bha-Gaija ist an sich indifferent bezüglich der Zäsur, der sa-Gana verlangt eine Zäsur nach der vierten Silbe. Aber auch bei Auflösung der Länge eines bha-Garja kommt praktisch nur eine Zeile mit Zäsur nach der vierten ( ; v v v v ) oder sechsten Silbe ( v v v ; v ) in Frage, da eine Zeile mit Zäsur nach der fünften Silbe ( v v ; v v ) so gut wie ausscheidet: Eine Auflösung in den beiden Endsilben eines Wortes ist kaum anzunehmen (vgl. §107). Von den elf Belegen für vvvv haben neun eine Zäsur nach der vierten Silbe. In den folgenden Zeilen ist vvvv Auflösung eines bha-Gaija in den Mittelsilben: UV 105b na tatkaro bhavati nara^i pramattah UV 217d 'py evarp hy asau bhavati sukhî paratra UV 475d yah sähaso bhavati narati pramattah UV 703a middhî ca yo bhavati mahagrasas ca UV 765d tenaiväsau bhavati sukhî paratra In den Parallelen finden sich die Formen hoti, bhodi. (Lediglich PDhp 294d, die Parallele zu UV 217d, hat einen etwas anderen Text: en' eva so deva-lokam parei. Dhp 177d stimmt hier aber im wesentlichen mit UV überein: en' eva so hoi sukhî paraha.) - Auch in den beiden folgenden Zeilen möchte ich vvvv als Auflösung eines bha-Gapa verstehen: UV 139ab sarvâ disas tv anuparigamya cetasä naivâdhyagât priyataram ätmanah kva cit Einen kaum anderen Text hat die Pali-Parallele Ud V lab: sabbä disä anuparigamma ceasâ nev' ajjhaga piyaaram aana kvaci. - Als bha-Gaija in den Mittelsilben ver­ stehe ich auch: PDhp 109c tarp târisarp patikata-kicca-kärirp An Pkr.-Parallelen hierzu findet sich: a adisa padikama kica-kari (GDhp 335c), arn ädisarn paikaakiccakârim (Jât IV 166). Gegenüber diesen wohl älteren Fassungen hat UV 331c geändert: tarn niyakâle praiyayakärinam . - In der folgenden Zeile ist zu entscheiden, ob in pafikayiräha die erste und zweite ( v v v v - v ) oder die dritte und vierte Silbe des Wortes ( v y v v - v ) Auflösung einer Länge sind. In Ana­ logie zu den in § 43 besprochenen Fällen entscheide ich mich für das letztere: PDhp 109a anâgatarp pajikayirätha kiccarp UV und GDhp haben einen anderen Text: pùrvam hi kryam praijägarea (UV 331a), puve i kica padijagare’a (GDhp 335a). Die Pali-Fassung (Jât IV 166) stimmt mit PDhp 102 Metrik § 47 überein. - Die beiden folgenden Zeilen haben unter Annahme einer Auflösung der fünften Silbe eine Zäsur nach der sechsten: UV 30b hy atho sarîram api jarâm upaiti UV 702b lohârdhamâça iva hiraijyacchannah In den Parallelfassungen findet sich sarîram pi (Dhp 151b), sarira bi (GDhp 160b) sowie lohaddhamâso va (SN I 79), und es dürfte somit klar sein, daß je die Auslaute von sarîram und °mäsa mit den Anlauten der Enklitika -api und -iva als Auflösungen einer langen fünften Silbe der Zeile zu verstehen sind. 47 Die übrigen Fälle Von den vier Zeilen, in denen die Mittelsilben nicht durch v v v v ausgefüllt sind, läßt sich keine der festgestellten Formen durch Auflösung im Sinne einer vollzähligen Norm auffassen. In der folgenden Zeile spricht dies nicht gegen die Auflösung, sondern für einen nicht korrekt überlieferten Text: UV 455b dvau vai vitarkau bahularp samudäcarete In Itiv. 38.1 lesen wir: duve viakkä samudäcarani nam. Die tibetische Wiedergabe der Zeile lautet: mam rog gfiis po spyod pa'i. Die Gemeinsamkeit des Pali und des Tibetischen liegt in dem Fehlen einer Entsprechung zu bahulam. Dieses Wort fehlt auch im Kommentar. Die UV-Zeile erscheint fehlerhaft, richtig muß es wohl lauten: *dvai vai vitarkau samudäcaree. - Etwas schwierig sind die beiden folgenden Zeilen: PDhp 10d eko ccare mâtaipgâranne va nâgo Dhp 329d eko care mâtahg' araniie va nâgo Stünde eine Zäsur nach der fünften Silbe, könnte es sich um eine Inserted fifth handeln, der Fall ist aber nicht gegeben. In Jat III 488 findet sich neben der DhpFassung in der Handschrift Bd die Variante eko care mâavararino va nâgo. UV 299d hat: ekas caren na ca pâpâni kuryä. Die Stelle ist mir nicht klar. - Auch nicht ein­ deutig ist: Dhp 127d yatratjhito na munceyya pâpakammâ FAUSBÖLL liest ohne die Negation: yatrajjhito muficeyya pâpakammâ (was aller­ dings einen irregulären ta-Gaija in den Mittelsilben bedeutet, vgl. § 30). Die Negation fehlt auch in Mil 150 yaha-(hio notwendig zu sein: na vijjaî munceyya maccapâsâ und scheint inhaltlich nicht so jagaippadeso yahajhio muflceyya pâpakammâ "(im Luftraum nicht und nicht in Meeres Mitte . . . ] ist solch ein Ort, wo von der Frucht des Bösen der dort Befindliche sich könnte lösen" [R. Otto FRANKE]. Anders UV 200d: yatra shiam na prasahea karma. § 48 Überzählige Triçjubh 103 48 Überzähligkeit im Ausgang der Triçtubh Es finden sich nur zwei Formen: TABELLE 31 UV PDhp Dhp gesamt v v v - x im Ausgang der Triçtubh 1 - - 1 -vvvx im Ausgang der Triçtubh 2 1 2 5 im Ausgang Überz. Zeilen insgesamt 3 1 2 6 Es gibt hier nur zwei Möglichkeiten der Auflösung, und zwar je nach dem, ob die erste ( v v v - x ) oder zweite Länge des ra-Garja (-vvvx) durch zwei Kürzen ersetzt ist. Für die Auflösung der letzten Silbe einer Zeile gibt es Beispiele weder bei der Triçjubh noch der geraden oder ungeraden Anuçjubh. Zunächst: UV 65c upadhirp hi loke salyam iti matvä Unter der Annahme der Auflösung einer Länge in erster und siebter Position der Zeile haben wir eine Form mit Spondeus in den Mittelsilben und Zäsur nach der fünften Silbe. SN I 117 upadhim vidivä sango i loke stützt diese Analyse bezüglich der ersten Länge des ra-Gana im Ausgang. Etwas anders Divy 224: loke hi salyam upadhim vidivä. - In folgender Zeile findet sich eine Auflösung der zehnten Silbe der Zeile: UV 105d na bhâgavârp cchrâmanyârthasya bhavati Etwas unbefriedigend ist der ma-Gana in den Mittelsilben, vgl. § 32. - Dies gilt auch für die folgende Zeile, die wohl eine Inserted fifth ist: UV 106d prahâya bhâgî srâmaijyârthasya bhavati Für srâmanyârhasya bhavai findet sich in den Parallelen samafiahasa bhodi (GDhp 190d), samaflfiassa hoti (Dhp 19d) und samahfiassa hoi (PDhp 291d). Die UV- und GDhp-Fassung bedeutet einen ma-Gana in den Mittelsilben, die des Dhp und PDhp einen Spondeus ohne die obligatorische Zäsur nach fünfter Silbe (vgl. hierzu § 29). - Im Pkr. überzählig sind: PDhp 71b dhoreya sila-vratam antam ayirarp Dhp 208b dhorayhasîlaip vatavantam ariyarp (Br: dhorayharp) Dhp 281b käyena ca akusalarp na kayirä Für Dhp (und PDhp) kayirä (im PDhp auch zweimal kayira mit kurzen Auslaut), das häufiger vorkommt, findet sich im UV in der Regel kuryâ und im GDhp kuya. Der na-Gana ( v v v ) in den Mittelsilben von Dhp 281b läßt sich als bha-Gana ( - v v ) auffassen, wenn wir akusalarp wie *akkusalam auffassen, hierzu § 31 am Ende. Metrik § 49 104 5 49 überzähligkeit im Eingang gerader Anustubh-Zeilen Es läßt sich im allgemeinen gut erkennen, ob die Auflösung in der ersten oder zweiten Hälfte der geraden Anuçtubh-Zeile lokalisiert ist. Wir finden insgesamt 19 verschie­ dene Formen von fünfsilbigen ersten Halbzeilen; es finden sich zwei verschiedene Formen sechssilbiger erster Halbzeilen; schließlich sind bei fünfsilbigen zweiten Halbzeilen ebenfalls zwei Formen zu verzeichnen. Wir betrachten zunächst den häufigsten Fall einer fünfsilbigen ersten Halbzeile, deren verschiedene Formen in der folgenden Tabelle aufgeführt sind: TABELLE 32 gesamt UV PDhp Dhp v v v — im Eing. d. ger. Anu. (§ 50) - 5 - 5 v v - v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 51) 4 5 2 11 v v — v im Eing. d. ger. Anu. (§ 52) - 4 6 10 v v------- im Eing. d. ger. Anu. (§ 53) 2 6 5 13 v - v v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 54) 2 - - 2 v - v v - im Eing. d. ger. Anu. (§ 55) - 1 1 2 v — v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 56) 6 3 1 10 — vvvv im Eing. d. ger. Anu. (§ 57) 1 - 1 2 - v v v - im Eing. d. ger. Anu. (§ 58) - 1 - 1 - v v — im Eing. d. ger. Anu. (§ 59) - 2 - 2 - v - v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 60) 2 4 2 8 - v — v im Eing. d. ger. Anu. (§ 61) - 1 1 2 - v------- im Eing. d. ger. Anu. (§ 62) - 1 - 1 — v v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 63) 4 12 3 19 — v v - im Eing. d. ger. Anu. (§ 64) - 1 - 1 — v — im Eing. d. ger. Anu. (§ 65) - 2 - 2 ------- v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 66) 5 - 3 8 ------- v - im Eing. d. ger. Anu. (§ 67) - 1 - 1 ----------v im Eing. d. ger. Anu. (§ 68) - 1 1 2 fünfsilbige Eingänge insgesamt 26 50 26 102 Uber die sechssilbigen Formen der ersten Halbzeile in geraden Anuçtubh-Pâdas in­ formiert die folgende Tabelle: 105 §50 Überzählige gerade Anuçjubh TABELLE 33 v v — v v im Eing. d. ger. Anu. (§ 69) v v------- v im Eing. d. ger. Anu. (§ 70) sechssilbige Eingänge insgesamt UV PDhp Dhp gesamt - - 1 1 1 - 1 1 1 2 In der zweiten Hälfte gerader Anuçtubh-Zeilen finden sich in den Texten ebenfalls nur zwei überzählige Formen: TABELLE 34 UV PDhp Dhp gesamt v v v v x im Ausg. d. ger. Anu. (§ 71) - 3 5 8 v - v - x im Ausg. d. ger. Anu. (§ 72) - 1 - 1 fünfsilbige Ausgänge insgesamt - 4 5 9 Im folgenden werden die verschiedenen Formen der Reihe nach durchgesprochen. Da die Entscheidung darüber, welche Silbe als aufgelöst zu betrachten ist, in einigen Fällen eher eine Ermessensentscheidung ist, wurde das rein formale Kriterium der metrischen Formen zum Ordnungsprinzip der folgenden Ausführungen gemacht. 50 Die Form v v v---- im Eingang der geraden Anuçtubh Bei der Form v v v — ist eine Auflösung der ersten ( v v v — ) oder der zweiten Silbe ( v v v — ) denkbar. In den folgenden Zeilen liegt offenbar eine Auflösung der ersten Silbe vor: PDhp 98b kayira ce narp puna-ppuno PDhp 340d ayira-käntaip prasaipsiyarp Eine Parallele findet sich nur zur ersten Zeile, und zwar UV 672b kuryäc cainarn punah punah und GDhp 208b kuya yo na punapunu. - Ohne Parallele ist: PDhp 368b vilapatärp c' evarp ekato (Statt evam ist evam zu lesen.) Die Auflösung der ersten Silbe erscheint etwas naheliegender als die Auflösung der zweiten. Vgl. aber die Zeile mit apai, § 98 gegen Ende. - Nicht eindeutig ist folgende Zeile: PDhp 325d parimasâttânam âttanâ Es scheint sich um eine Auflösung der ersten Silbe zu handeln, die Überzähligkeit könnte aber auch andere Ursachen haben, vgl. Dhp 379b pafimâse aam Lesart patimäse 'am aanä aanä mit (siehe § 53). - In bezug auf den Text nicht einwandfrei ist: PDhp 347d tad ahi guttarp sukhävaharp 106 Metrik § 51 Es dürfte ad hi guam zu lesen sein, vgl. etwa PDhp 267a yad hi kiccam. Dhp 36d, die einzige Parallele zu PDhp 347d, hat einen etwas anderen Text: ciam guam sukhävaham. 51 Die Form v v — v v im Eingang der geraden Anu;(ubh Theoretisch könnte bei dieser Form die erste oder die vierte Silbe aufgelöst sein. In den folgenden Zeilen ist es sicher die vierte: UV 75d udabindur iva puçkarât UV 817d içukâra iva tejasä UV 373d saphalä bhavati kurvatah UV 858b na ratir bhavati tâdçéî In den Parallelen finden sich uda-bindû va (PDhp 139d, Dhp 336d), usu-kâro va (PDhp 343d), usukâro va (Dhp 33d) sowie die Formen hoi, bhodi. - Die vierte Silbe scheint auch in folgender Zeile aufgelöst zu sein: PDhp 47d anigho carati brShmarjo Die Parallelen liefern insofern eine indirekte Bestätigung für die vorgeschlagene Analyse, als das Verb dort durchweg zweisilbig mißt: anigho yâi brâhmano (Dhp 294d), anigho yâti brâhmanah (UV 1024d), aniho yadi brammano (GDhp 12d). In An­ betracht dieser Fassungen erscheint es für die PDhp-Zeile unwahrscheinlich, eine Auflösung der ersten Silbe anzunehmen. - Auch in den beiden folgenden Zeilen kann man vermuten, daß die vierte Silbe aufgelöst ist: PDhp 282d manasä sucaritarp care Dhp 233d manasä sucaritarp care Wegen der Parallelen in PDhp 280d usw. (§ 63) erscheint dies wahrscheinlicher als die Annahme einer Auflösung der ersten Silbe. Einen wohl geänderten Text hat UV 171d: manahsucariam care. - Auch in den drei folgenden Zeilen dürfte eher die vierte Silbe aufgelöst sein: PDhp 297d nirayäya upakac^hati PDhp 358b kusalassa apasarppadâ Dhp 183b kusalassa upasampadä In PDhp 358b ist apasampadä offenbar ein Fehler für upasampadä (mit apa° beginnt eine neue Zeile im Manuskript [fol. 19a2], vielleicht ist der Fehler hierdurch begün­ stigt). Natürlich könnte man auch die erste Silbe als aufgelöst auffassen; ich glaube das aber wegen der Parallelen eher nicht. An Parallelen zur ersten Zeile findet sich: Dhp 31 ld nirayây' upakaddhai - so PTS, FAUSBÖLL und Hs. K lesen nirayäya upakaddhai [ebenso die Hs. SS in SN I 49; im Text (nicht in der Hs.) steht dort nirayây- § 52 Überzählige gerade Anustubh 107 und GDhp 215d niraya uvakadhadi. Die Skr.~ üpa°] -, UV 236d narakân upakarsai Parallele zu den beiden anderen Zeilen ist: UV 651b kusalasyopasampadah. Somit deutet ein Teil des Pali und das Skr. auf eine Auflösung der vierten Silbe; offenbar ist der in den obigen Fassungen nicht notierte Sandhi die Ursache der Auflösung. Ob bei dem anzunehmenden Sandhi der in der Fuge stehende Vokal als kurz (*nirayäy' upa°) oder lang (*üpa°) anzusehen ist, läßt sich metrisch nicht entscheiden. - in folgender Zeile kann anscheinend nur die erste Silbe aufgelöst sein: PDhp 205b na bhajetha puruçâdhame Man muß aber die Zeile im Zusammenhang betrachten: PDhp 205abcd na bhajeha pâpake mire na bhajeha purusädhame / bhajeha prâmna-medhavî bhajeha purusoame. Dhp 78 na bhaje pâpake mie bhajeha purisuame. na bhaje purisädhame / bhajetha mie kalyäne UV 540 na bhaje päpakam miram na bhaje purusädhamam / bhajea miram kalyänam bhajed uamapurusam. des PDhp die Verbform bhajeha Es mag sein, daß ein Abschreiber in Päda b (und a, vgl. unten § 78) entsprechend bhajeha in cd übernommen hat und somit 205b kein genuiner Beleg für die Auflösung der ersten Silbe ist; immerhin findet sich die Form bhaje in der im PDhp folgenden Strophe 206. 52 Die Form v v — v im Eingang der geraden Anustubh Die Form v v — v scheint keine andere Wahl zu lassen als eine Auflösung der ersten Silbe anzunehmen. Als sichere Belege verstehe ich die folgenden Zeilen: Dhp 112d viriyarp ärabhato da)harp Dhp 161d vajirarp v' asmamayarp maijirp Für Pali viriyam findet man sonst: vryyam (PDhp 393d), vlryam (UV 507d), virya (GDhp 316d). Für vajiram hat UV 662d vajram. PDhp 308d hat vayiram in einer zehn- silbigen Zeile, vgl. unten § 70. - Nicht so deutlich sind folgende Zeilen: PDhp 275d parinibbânti anâsavâ Dhp 126d parinibbanti anâsavâ Weitere Parallelen fehlen. Es scheint eine Auflösung der ersten Silbe vorzuliegen. Eine andere Möglichkeit der Interpretation besteht in der Annahme, daß in °nibbani anâsavâ eine nicht entsprechend notierte Sandhi-Form vorliegt, die eigentlich *nibban' anâsavâ lauten müßte, vgl. den Pali-Sandhi labhan' aha 0 für labhani aha° (Sadd 612.2 unter der Rubrik ikäralopa "Elision eines [auslautenden) -i"). - Eine Auflösung der ersten Silbe liegt sicher nicht vor in: PDhp 125d aphalä hoti akurvvato Dhp 51d aphalä hoti akubbato 108 Metrik § 53 Für die Annahme einer Elision der fünften oder sechsten Silbe (und nicht für eine Auflösung der ersten) spricht der Wortlaut des Dhp-Zitats in Sadd 613.9: aphalä hoi kubbao. Hierdurch verbietet sich die Annahme einer Auflösung der ersten Silbe zumindest für das Pali. In GDhp 290d ist erhalten: aphala . . akuvadu. Gegen­ über dieser offenbar alten Fassung hat UV 372d geändert: nisphalâsâv akurvaah. - Nicht eindeutig ist: Dhp 52d saphalä hoti sakubbato Die burmanische Ausgabe (Br) hat saphalä hoi kubbao. Dies entspricht der Lesung der Parallelen: saphalä hoi kurwao (PDhp 126d), saphalä bhavai kurvaah (UV 373d), saphala bhodi kuvadu (GDhp 291d). Somit scheint sakubbato eher dittographisch (wegen saphalä zu Beginn der Zeile sowie sagandhakam in Päda b). Vom Sinn her genügt *kubbao völlig. - Eine Auflösung der ersten Silbe dürfte wohl auch nicht vorliegen in: PDhp 307b malutâ sâlam ivobhatä Zu dieser Zeile siehe § 61 (Dhp 162b). - Die beiden noch verbleibenden Belege für den Eingang v v — v sind: PDhp 113d nirayarp te upapajjatha Dhp 307d nirayarp te upapajjare Auch diese Zeilen sind aber nicht eindeutig: Zwar scheint die erste Silbe aufgelöst zu sein, aber die Ursache der überzähligkeit könnte auch in einem nicht in der Schrift notierten Sandhi in e upa° liegen, vgl. immerhin Dhp 140d nirayam so 'papajjai (aber mit Lesart so upapajjai). Das BHS kennt Sandhis wie kuksau papannah für kuksau upa° (BHSG § 4.16). Es ist auch auf Pali-Sandhis wie y ahu (für e ahu) hinzuweisen (Geiger § 71.1c; v. HINÜBER § 267). Vgl. auch unten § 68. UV 241d hat an dieser Stelle etwas anderes: io gacchani durgaim. 53 Die Form v v------- im Eingang der geraden Anuçtubh Die Form vv------- im Eingang der geraden Anu$tubh deutet auf eine Auflösung der ersten Silbe der Zeile, so in folgender: UV 74d hy avavççtâ bîraijâ yathâ PDhp 138d hat ovatthS an der entsprechenden Stelle; nicht so Dhp 335d: abhivaftam va bîranam. Zum PDhp siehe auch oben § 22 gegen Ende. - Die erste Silbe erscheint auch aufgelöst in: UV 816b na pinar geharp kariçyasi Die Pali-Parallele hat allerdings die Negation vor dem etwas anders lautenden Verb: Dhp 154b puna geham na kahasi. - In folgenden Pkr.-Zeilen ist ebenfalls eine 109 § 54 Überzählige gerade Anuçjubh Auflösung der ersten Silben anzunehmen: PDhp 15d ayirânârp gocare rata Dhp 22d ariyänarp gocare rata PDhp 315b ayirânârp dhamma-jîvinârp PDhp 316b ayirâijârp dhamma-jîvinârp Dhp 164b ariyänarp dhammajîvinarp PDhp 130b kayirä mâlâ-guije bahû Dhp 53b kayirä mâlâgurje bahû Dhp 118b kayiräth' enarp punappunarp Die folgende Zeile ist etwas schwierig: Dhp 379b patimâse attam attanä Eine Auflösung der ersten Silbe erscheint möglich, es könnte aber auch ein nicht geschriebener Sandhi die Ursache der Überzähligkeit sein. Dies legt die Lesart pai mâse 'arn in K (= Siamese printed edition) nahe. Zur Parallele PDhp 325b vgl. § 50. - Ebenfalls nicht eindeutig erscheint: PDhp 61d amatä hetarp vijänato Man kann amaä als Beleg für die Auflösung der ersten Silbe der Zeile ansehen, die Parallelen scheinen aber zu signalisieren, daß heam amaam arn vijänaam ein Fehler für *am ist: (Dhp 374d), amudu ta vi'anadu (GDhp 56d). - In folgender PDhp-Zeile ist wahrscheinlich -aya- wie -e- aufzufassen, auch wenn hier nicht zwei Kürzen als eine Länge gewertet werden können: PDhp 173d pfhayant' atthânuyoginêrp Dies jedenfalls legen die Pkr.-Parallelen nahe: pihe ’ aänuyoginam svihadi arhanupasino (Dhp 209d), (GDhp 266d; hierzu BROUGH im Index s. v. svihadi: "read perhaps svihedi?"). UV 130d liest ohne °anu°, was wie ein Trick erscheint: sprhayay arhayogine. Vgl. aber § 102 (PDhp 244c). 54 Die Form v - v v v im Eingang der geraden Anuçtubh Die beiden Skr.-Belege für die Form v-vvv im Eingang lassen eine Auflösung der dritten Silbe ( v - v v v ) vermuten: UV 235d na tad bhavati mahäphalam UV 970d sa ced bhavati sakincanah In den Parallelen (Dhp 312d, 396d, GDhp 17d) finden sich hoi, bhodi. Metrik §§ 55-56 110 5 55 Die Form v - v v — im Eingang der geraden Anuptubh Die beiden Pkr.-Belege für die Form v - v v - im Eingang lassen eine Auflösung der dritten Silbe vermuten: PDhp 97b na narp kayirâ puna-ppuno Dhp 117b na tarp kayirâ punappunarp In den Parallelen steht an dieser Stelle kuryä (UV 671b) und kuya (GDhp 207b). 56 Die Form v---- v v im Eingang der geraden Anupjubh Die beiden folgenden Zeilen deuten auf eine Auflösung der vierten Silbe: UV 119b susîlâ bhavata bhikçavaft UV 281d sa teçârp bhavati pûjitati GDhp 124b hat bhodu für bhavata und Tha 130d hoi für bhavai. - Ähnlich liegt der Fall in: UV 1008d hy abhijnävyavasito munit Die Parallelen haben -o-: abhifia-vosido muni (GDhp 5d), abhinnâ vosio muni (Dhp 423d). - Die vierte Silbe ist auch aufgelöst in: Dhp 30d pamâdo garahito sadä Vgl. UV 107b pramädo garhiah sadä. GDhp 120d hat: pramadu garahidu sada. - In den folgenden Zeilen dürfen wir ebenfalls eine Auflösung der vierten Silbe an­ nehmen: UV 112d dahann agnir iva gacchati UV 120d narjâgâram iva kunjarah UV 438b ratharp bhrântam iva dhärayet In den Parallelen findet sich: daharn aggî va (Dhp 31d), dahan agglva (PDhp 23d), nadakara ba (GDhp 123d), raham bhanam va (Dhp 222b), radha bhada va (GDhp 275b). - Interessant ist die folgende Zeile im PDhp: PDhp 174b amitrepa-r-iva attanä Auch hier ist offenbar die vierte Silbe als Auflösung zu verstehen. Die Parallelen: Dhp 66b amien' eva aanä (FAUSBÖLL: amienêva) und UV 209b hy amirair iva cämabhih. - Eine ähnliche Stelle ist: PDhp 70d amitrehi-r-iva sabbadä ROTH schreibt amire hi-r-iva (auseinander), was unberechtigt ist, wie die Paral­ lelen zeigen: Dhp 207d amittenêva sabbadä (so FAUSBÖLL), GDhp 176d amirehi va savrasi und UV 783d hy amirair iva sarvasah. Mit Ausnahme des Dhp haben alle Fassungen hier einen Plural. - In folgender Zeile scheint ebenfalls die vierte Silbe §§ 57-59 überzählige gerade Anu§(ubh 111 aufgelöst zu sein: PDhp 217b na etarp saranam uttamarp Aber dies ist ein bedenklicher Beleg; in den Parallelen liest man: n' eam saranam uamarp (Dhp 189b), naiac (UV 641b). PDhp na etam könnte charanam uamam auch entsprechend Dhp n' eam zu beurteilen sein. 57 Die Form -vvvv im Eingang der geraden Anuçtubh In folgender Zeile liegt offenbar eine Auflösung der zweiten Silbe vor: UV 209d yad bhavati ka^ukarp phalam Dhp 66d und PDhp 174d haben hoti. - Nicht leichter Hand zu beurteilen ist die folgende Zeile: Dhp 14b vutthi na samativijjhati Ich meine, daß die Negation und die erste Silbe des folgenden Verbs als Träger einer Auflösung der dritten Silbe aufzufassen sind ( - v v v v ). Eine andere Art der Auflösung, nämlich die der vierten Silbe in Gestalt von sama° ( - v v v v ) wäre nur denkbar, wenn man für den Auslaut der Negation die Lizenz einer Länge gelten ließe; eine Kürze in dritter Position einer geraden Anuçtubh-Zeile ist nicht möglich, wenn die vorausgehende zweite Silbe kurz oder die folgende vierte lang ist. Zu den Parallel­ stellen vgl. unten § 63. 58 Die Form - v v v - im Eingang der geraden Anustubh Der Beleg aus dem PDhp für diesen Eingang legt es nahe, eine Auflösung der dritten Silbe anzunehmen: PDhp 314b eka-cariyäm atandrito Dhp 305b hat einen etwas anderen Text: eko caram aandio. textlich überein: UV 478b ekacaryäm aandriah. Mit dem PDhp stimmt GDhp 259b hat eka-'iya’i savudu. 59 Die Form - v v — im Eingang der geraden Anuçtubh Diese Form des Eingangs gestattet es, eine Auflösung der zweiten Silbe anzunehmen. Dem entspricht offenbar der folgende Beleg: PDhp 371d sacchayanarp sârpparâyikarp Diese Zeile ist ohne Parallele; zu sacchayanam bemerkt ROTH: "Reading clear in ms. May it belong to Pkt. samchaiya = samchanna?" - In folgender Zeile ist die Auflösung auf die Aufspaltung der anlautenden Konsonantengruppe durch Teilvokal 112 Metrik §§ 60-61 zurückzuführen: PDhp 265d citta-küesehiip sabbaso Dhp 88d, die einzige Parallele, schreibt: ciaklesehi pandio (das Pali gestattet sowohl kilesa als auch klesa, siehe Sadd pp. 1323, 1338). Ob vor kl- eine Kürze oder eine Länge steht, läßt sich hier kaum entscheiden. Im PDhp dürfte außerdem das auslautende -im vor dem anlautenden Konsonanten als Kürze aufzufassen sein. 60 Die Form - v - v v im Eingang der geraden Anu$(ubh Es liegt eine Auflösung der vierten Silbe nahe. Dies scheint an folgenden Stellen vorzuliegen: UV 369d nirvana bhavata bhikçavah UV 602b bhavyarûpa iva dçsyate In den Parallelen finden wir hotha (Dhp 283d) und bhodha (GDhp 93d) anstelle von bhavata sowie bhabbarûpo va in Ud VII 10. - In folgender Zeile ist ebenfalls eine Auflösung der vierten Silbe anzunehmen: PDhp 159d nirpmalä caratha bhikkhavo In Dhp 243d findet sich statt des dreisilbigen caraha ein zweisilbiges Wort: nimmalä hoha bhikkhavo. Vgl. auch oben § 51 (PDhp 47d). - In folgender Zeile sind Negation und erste Silbe des folgenden Verbs Träger der Auflösung: PDhp 204d precca so na labhate sukharp Die beiden ersten Silben von labhae kommen als Träger der Auflösung nicht in Frage. In Dhp 131d ist die Zeile dadurch nicht überzählig, daß das Pronomen so fehlt: pecca na labhae sukham. UV 760d ist ebensowenig überzählig wie Dhp 131d, hat aber sehr wohl das Pronomen: sa vai na labhae sukham, so daß wir in PDhp 204d keine Textverderbnis annehmen. - In folgenden Zeilen sind die anlautenden Silben payir” Träger der Auflösung: PDhp 191b paipjite payirupäsati PDhp 192b pancjite payirupäsati Dhp 64b panijitarp payirupäsati Dhp 65b panijitarp payirupäsati In der Skr.-Parallele UV 550b finden wir paryupäsae . GDhp 233b hat payuvasadi. 61 Die Form — v---- v im Eingang der geraden Anuç(ubh Die Form - v — v läßt sich nicht auf dem Wege der Auflösung im Sinne einer voll­ zähligen Norm verstehen. Zwar gibt es zwei nebeneinanderstehende Kürzen in der 113 §§ 62-63 Überzählige gerade Anustubh Zeile (die letzte Silbe des Eingangs - v — v und die erste des Ausgangs v-vx), doch ist die Länge in einer fünften Silbe nicht ernsthaft zu erwägen. Der Beleg aus dem PDhp ist: PDhp 212b doggatirp yânti asaipyyatä Eine Parallele fehlt. Vielleicht ist ein in der Schrift nicht notierter Sandhi die Ursache der Überzähligkeit; man könnte etwa *yân' asamyyaä oder yâni 'samyyaä vermuten, vgl. oben § 52. - Auch etwas problematisch ist: Dhp 162b mâluvâ sâlam iv' otthatam Die Parallele PDhp 307b hat mâluvâ ( v v - ) anstelle von mâluvâ (vgl. oben § 52). FAUSBÖLL nahm in der zweiten Edition *mâlvâ in den Text. Eher könnte aber sâlam iv' ohaam anuaram eam wie *säl' iv' ohaam aufzufassen sein, vgl. Sandhis wie BHS märg' oder phal' evarüpam (BHSG § 4.29); auch im Pali gibt es Sandhis wie caunn' für catunnam etam (GEIGER § 71.2). In jedem Fall kommt eine Auflösung in Dhp 162b und entsprechend wohl auch in PDhp 307b nicht in Frage. 62 Die Form - v------- im Eingang der geraden Anu$(ubh Der Einzige Beleg für die Form - v------- ist: PDhp 299b tarp vijarp hâlâhalaip tathâ Da keine Parallele vorhanden ist, läßt sich über die Möglichkeit einer Analyse wenig sagen. Es ist allenfalls darauf hinzuweisen, daß im Skr. neben den Formen halâhala, hâlahala, hâlahâla, hâiâhala auch zweisilbige Formen hälala, häläla von den Lexikographen genannt werden (MW p. 1293b). Metrisch käme für diese Stelle hälalam in Frage. 5 63 Die Form — v v v im Eingang der geraden Anustubh Für diese Form wird man im Regelfall eine Auflösung der dritten Silbe annehmen ( — y y v ). Eine Auflösung der vierten Silbe ( — v v v ) ist nur möglich, wenn man für die dritte Silbe die Lizenz einer Länge voraussetzt. In folgenden Zeilen ist deutlich die dritte Silbe aufgelöst: UV 346d dattarp bhavati mahäphalam UV 347d dattarp bhavati mahäphalam UV 657f sreyo bhavati na päpakam UV 890d bhikçur bhavati na tâvatâ In den Parallelen findet sich wiederum hoti, bhodi. - In den folgenden Zeilen mag man schwanken, ob die dritte oder die vierte Silbe aufgelöst ist; ich nehme eine 114 Metrik § 63 Auflösung der dritten an: PDhp 353b vatthî na samitivijjhati PDhp 355b vatJhî na samitivijjhati PDhp 357b vatthî na samitivijjhati PDhp 353d rägo na samitivijjhati Dhp 14d rägo na samativijjhati PDhp 355d do$o na samitivijjhati PDhp 357d moho na samitivijjhati Bei dieser Auflösung ergibt sich die Struktur ta-ja, die sich auch in der (nicht überzähligen) Parallele UV 827b findet: rägo na vyaibhindai . GDhp 220d hat: raku na samadibhinadi. - Eine Auflösung der dritten Silbe nehme ich auch an in: PDhp 200b karpso anupahato-r-iva Auch hier kann man argumentieren, daß die Auflösung auf die Struktur führt, die sich in UV 567b findet: kamsir nopahaä yahä. Denkbar ist allerdings auch, daß ein nicht geschriebener Sandhi in -o a- Ursache der Uberzähligkeit ist. - Die folgende Zeile ist ohne Parallele: PDhp 397d sad-dharpmam iha vijänato Die Auflösung dürfte ihren Grund im Sandhi (Elision eines anlautenden i-) finden. Dazu ist zu sagen: Im UV findet sich mehrfach eine Partikel, die ha geschrieben ist und zum Teil im Tibetischen wie iha übersetzt wurde; die Einzelheiten finden sich in der Analyse von UV 541 (Teil V dieser Arbeit). - Im Gegensatz zu den bis­ herigen Stellen nehme ich in folgenden Zeilen eine Auflösung der vierten Silbe an: PDhp 280d käyena sucaritarp care Dhp 231d käyena sucaritarp care PDhp 281d vâcâya sucaritarp care Dhp 232d vâcâya sucaritarp care Bei dieser Auffassung muß für die dritte Silbe der Zeile die Lizenz einer Länge gelten. Uber die Variante PDhp 282d, Dhp 233d manasä sucariam care wurde oben (§ 51) gehandelt. Es ist nun interessant zu beobachten, wie UV 169-171 mit diesen Zeilen umgegangen ist: käyena sukram care . . . vâcâ sucaritam care . . . manah- sucariarn care. In allen Fällen wurden die überzähligen Zeilen mit verschiedenen Mitteln auf vollzählige reduziert. - In folgender Zeile dürfte ebenfalls eine Auflösung der vierten Silbe und die Lizenz einer Länge in der dritten vorliegen: PDhp 82d päpassa akaranarp sukharp Allerdings hat UV 777d einen Sandhi, der eine Auflösung erübrigt: pâpasyâkaranam sukham. Zur Parallele Dhp 333d (mit pâpânam akaranam, was die Lizenz einer Länge in dritter Silbe erübrigt) siehe unten § 66. Die Auflösung in akarana- hat eine Parallele §§ 64-66 Überzählige gerade Anuç(ubh 115 in PDhp 358a und Dhp 183a (§ 95); vgl. aber §§ 82-83 und 85-86. - In folgender Zeile steckt anscheinend ein Schreibfehler: PDhp 129b vyäsatta-amanasarp nararp Es muß wohl vyösatta-manasarn heißen, wie in Dhp 48b zu lesen und durch UV 382b vyäsakamanasam bestätigt. Der hier angenommene Fehler im PDhp hat eine typologische Parallele in ad ahi für *ad hi (oben § 50). 64 Die Form — v v - im Eingang der geraden Anuçfubh Bei dieser Form darf man eine Auflösung der dritten Silbe ( — v v - ) annehmen. Der einzige Beleg ist: PDhp 42d sarpgharp na upeti vedagü Die Parallelen bestätigen die Analyse: Itiv 63.3 sarlkham nopei vedagü (mit Lesart na upei), UV 158d samkhyän nopaii nirvrah. 65 Die Form — v — im Eingang der geraden Anuçjubh Bei der Form — v — ist die Auflösung einer Länge in zwei Kürzen nicht möglich, da keine zwei Kürzen nebeneinanderstehen. Der erste Beleg ist: PDhp 232b vehâyasarp yânti iddhiyä Vielleicht läßt sich -äya- als ursprünglich kontrahiert auffassen. Insofern die Paral­ lelen anstelle von vehäyasam dreisilbige Wörter zeigen - âkâse yâni iddhiyâ (Dhp 175b), âkâse jîviendriyâh (UV 356b) - liegt diese Auffassung nahe. Hinzu kommt, daß es im Pali neben vihâyasa, vehäyasa auch ein kontrahiertes vehäsa gibt. - Der zweite Beleg ist: PDhp 361f dukkhassa antarp kariçyatha Es scheint dukkhassa anarn wie *dukkhass' anarn aufzufassen zu sein, denn im Pali findet sich der auslautende Vokal elidiert: Dhp 275b dukkhass’ anarn karissaha. 66 Die Form------- v v im Eingang der geraden Anuçtubh Bei dieser Form liegt offenbar eine Auflösung der vierten Silbe vor. Recht klar sind die folgenden Zeilen: UV 421d na dvîpo bhavati kas cana UV 344b sukläi|i una ata bhikçavalj Statt bhavai finden wir hoi in AN IV 97, der Parallele zur ersten Zeile. In den Parallelen zur zweiten Zeile lesen wir bhäveha (Dhp 87b, PDhp 264b). - In den fol­ 116 Metrik § 67 genden Zeilen betrifft die Auflösung den Auslaut eines vorausstehenden Wortes und den Anlaut eines Enklitikons: UV 213b sadyah kçîram iva mürchati UV 214b sadyah éastram iva kçntati UV 290b tarp ca éreçtham iti manyathä Eine exakte Parallele findet sich nur zur ersten Zeile, und zwar in Dhp 71b khîran va (so die PTS-Ausgabe, FAUSBÖLL hat khîram va) sowie PDhp 107b chîram va. - In folgender Zeile dürfte ebenfalls die vierte Silbe aufgelöst sein: Dhp 333d pâpânaip akaranarp sukharp Zur Parallele PDhp 82d siehe oben § 63. - Etwas schwierig ist auch folgende Zeile: Dhp 9b yo vattharp paridahessati Vgl. hierzu die obigen Bemerkungen in § 39; die Parallelen haben anstelle von paridahessati kürzere Verbformen: paridhehii (PDhp 94b), paridhasyai (UV 697b), entsprechend auch GDhp 192b parihasidi. Tha 969b liest paridahissai. FAUSBÖLL hatte zur selben Stelle in Jät überlegt: "read paridhassai?" (Jât V, p. 50, Anm. 23). Auf dem Boden allein der Pali-Überlieferung scheint aber die Auflösung der vierten Silbe naheliegend, auch weil das Präverb pari- häufig Träger einer Auflösung ist (vgl. § 105). - In folgender Zeile scheinen die Negation und der Anlaut des folgenden Verbs Träger einer Auflösung zu sein: Dhp 364d saddhammä na parihäyati Einen ähnlichen Text hat GDhp 64d: sadharma na parihayadi. Demgegenüber sind die beiden anderen Fassungen nicht überzählig: dhamma na parihäyati (PDhp 226d), dharmän na parihîyae (UV 880d). Sind nun UV und PDhp (unabhängig voneinander?) darauf gekommen, sad° zu eliminieren, um die die überzähligkeit zu beheben, oder haben Dhp und GDhp (ebenfalls unabhängig voneinander?) ein sad° vor °dharma ein­ gefügt, ohne auf das Metrum zu achten? Ich meine, daß die letzte Möglichkeit eigent­ lich ausscheidet. 5 67 Die Form------- v — im Eingang der geraden Anuçtubh Eine Auflösung ist bei der Form------- v - nicht möglich. Der Beleg ist: PDhp 21b yo pacchä na ve (?) pramajjati Das nach ROTHs (?) zu schließen unsichere ve ist wohl zu streichen: PDhp 21 ab ist eine Wiederholung von 20ab, und in 20b felht ve in der Zeile: yo pacchä na pramajjai. Zwar finden wir pascad vai na pramadyae in UV 335b und 336b, aber das vat hier hat mit dem fraglichen ve vielleicht nichts zu tun (oder ist die PDhp-Fassung von Skr. her kontaminiert?). §§ 68-69 Überzählige gerade Anu$(ubh 117 68 Die Form----------v im Eingang der geraden Anitjlubh Für diese Form haben wir zwei Belege; eine Auflösung kommt metrisch nicht in Frage. Aus mehreren Gründen bemerkenswert ist: PDhp 6d verarp tesarp upasämyati Die einzige Möglichkeit einer Analyse scheint darin zu liegen, in -am u- einen nicht geschriebenen Sandhi zu sehen. Wenn wir statt -am u- eine Länge voraussetzen, ergibt sich eine Struktur ma-ja. Dies ist zumindest die Struktur der Pali-Fassung Dhp 4d, die statt des Genitivs einen Lokativ hat: veram esüpasammai. Diese Fassung beruht aber möglicherweise auf einer sekundären Korrektur, da der Textzeuge Br (Burmese printed edition) das hat, was im PDhp finden, nämlich esam upasammai. Daß PDhp und Br nicht zufällig übereinstimmen, beweist der Umstand, daß wir in UV 295d ebenfalls den Genitiv des Pronomens finden: vatram esäm prasämyai. Bemerkenswert ist das Skr. wegen des Präverbs. Man kann auf den Gedanken kommen, (mit Elision des u-) gelautet, und pa- sei es habe ursprünglich *esam pasammai im einen Fall als upa, im anderen als pro aufgefaßt worden. - Der zweite Beleg für die Struktur ist: Dhp 222d rasmiggäho itaro jano GDhp 275d hat etwa den gleichen Text: rasvi-ggaha idara jana. CPD s. v. Utara zitiert die Zeile als rasmiggäho 'aro, was dem entspricht, was FAUSBÖLL in seiner zweiten Edition in den Text genommen hat. Vermutlich ist in der Tat in -o i- ein nicht geschriebener Sandhi anzunehmen. UV 438d hat die zweite Hälfte der Zeile verändert: rasmigräho 'yarn anyahâ. 69 Die sechssilbige Form v v — v v im Eingang der geraden Anuçjubh Der sechssilbige Eingang v v—v v könnte auf den Gedanken führen, die erste und vierte Silbe zugleich seien aufgelöst. Ob dies bei folgender Zeile der Fall ist, ist zweifelhaft: Dhp 302f na ca dukkhânupatito siyä Der Kontext ist: asmä na c' addhagu siyä na ca dukkhânupaio siyä (vgl. auch § 17, Dhp 302e). Es scheint, als sei das zweite siyä dittographisch, und Br hat es in der Tat ausgelassen; (dann müßte man aber *päio mit metrischer Dehnung lesen). Die Parallelen deuten eher darauf hin, daß na ca zu streichen ist: dukhanuvadida bhava (GDhp 262d), duhkhäs copaciä bhaväh (UV 240d mit Lesart PHMs: duhkhänupaiä bhavah). Allerdings ist Dhp 302 sechszeilig; die beiden Parallelen sind vierzeilig, es fehlt insbesondere eine Entsprechung zu Dhp 302e; somit scheinen die Parallelen 118 Metrik §§ 70-71 eher Dhp 302d (nicht 302f) zu entsprechen (Dhp 302d lautet: dukhänupai' addhagü). Die Stelle ist insgesamt sehr unsicher. 5 70 Die sechssilbige Form v v------- v im Eingang der geraden Anuçtubh Der Beleg für den sechssilbigen Eingang v v------- v ist: PDhp 308d vayirarp vä ahma-mayarp marjirp In jedem Fall dürfte eine Auflösung der ersten Silbe vorliegen (vayira entspricht vajra). Aber auch dann bleibt die Zeile überzählig. Dhp 161d hat statt vä a- eine Elision: vajiram v' asmamayarn manim (vgl. oben § 52), und entsprechend dürfte die PDhp-Zeile zu beurteilen sein. UV 662d hat einen etwas anderen Text: vajram asmamanim yahä. 71 Die Form v v v v x im Ausgang der geraden Anu$(ubh In insgesamt acht Fällen findet sich in den beiden Pkr.-Texten der Ausgang v v v v x statt des regulären v-vx in geraden Anuçjubh-Zeilen. Diese Fälle lassen sich als Auflösung der sechsten Silbe der Zeile beschreiben: PDhp 94d na so kâçâyam arihati Dhp 9d na so kâsâvam arahati PDhp 95d sa ve kâçâyam arihati Dhp 10d sa ve kâsâvam arahati PDhp 288b ko tarp ninditum arihati Dhp 230b ko tarp ninditum arahati In den UV-Paralleln zu diesen Zeilen findet sich arhai. GDhp hat durchgängig arahadi. - Ähnlich zu beurteilen ist die folgende Zeile: Dhp 267b bâhetvâ brahmacariyavâ In den Parallelen findet sich: vadava bramma-yiyava (GDhp 68b), prahâya brahmacaryavân (UV 891b). - Die folgende Zeile legt es nahe, -ayi- als Träger einer Auf­ lösung ebenfalls der sechsten Silbe zu verstehen: Dhp 292b akiccarp pana kayirati PDhp 267b hat statt -ayi- einen langen Vokal: akiccam puna kîrai. UV 102b hat in der Zeile umgestellt: akryam kriyae punah. §§ 72-73 überzählige ungerade Anustubh 119 72 Die Form v - v-x im Ausgang der geraden Anustubh Die überzähligkeit der Zeile PDhp 179b muß im Zusammenhang der Strophe betrachtet werden: PDhp 179 mam' eva kata mannentu gçhî pravrajitâ ca yena me atibalâ assa kiccâkiccesu kesu ci Päda b ist um die eine Silbe überzählig, die Päda c zuwenig hat. Aus ROTHs Ausgabe geht leider nicht hervor, ob zwischen yena und me ein Dap<Ja gestanden hat. Hier scheint der Text irgendwie gestört zu sein; vgl. Dhp 74a-d und UV 271. 73 überzähligkeit in ungeraden Anu^Jubh-Zeilen Bei den geraden Anuçjubh-Zeilen ist im allgemeinen gut ersichtlich, ob die Uberzähligkeit in der ersten Hälfte des Päda lokalisiert ist, oder ob die zweite Hälfte der Zeile überzählig ist. Dies beruht im wesentlichen darauf, daß gerade Pädas einen festen Ausgang haben (v-vx). Das Pathyâ/Vipulâ-System der ungeraden Zeilen ist zwar in sich noch relativ restrik­ tiv, doch gibt es Fälle, in denen mit den Mitteln der Metrik nicht entscheidbar ist, ob eine Auflösung in die erste oder zweite Hälfte der Zeile zu legen ist. Dies ist etwa der Fall bei der Form vv------- vvvx: Sofern mit der vierten Silbe eine Wort­ grenze erfolgt, ist nicht zu entscheiden, ob eine Vipulä der Form ya-ra (vv — ; -vy_yx) oder der Form ma-na ( v v------- vvvx) vorliegt. Die Konsequenz aus dieser Unsicherheit müßte eigentlich darin bestehen, sämtliche in ungeraden AnuçtubhPâdas auftretenden Formen des Metrums als ganze Zeilen aufzulisten, was aber bei insgesamt über 70 verschiedenen Formen wenig praktikabel ist. Es ist nun in der Praxis schon möglich abzuschätzen, ob die erste oder zweite Hälfte der Zeile überzählig ist, wenn man die Zeile im Wortlaut betrachtet. Ich werde also aus Gründen der Praktikabilität (und auch wegen der Vergleichsmöglich­ keiten in bezug auf die geraden Zeilen) die ungeraden überzähligen Zeilen nach dem­ selben Einteilungsprinzip vorstellen wie die geraden, also nach Pädahälften getrennt. Nur sollte der Leser wissen, daß diesem Anordnungsschema in einigen Fällen eine Vorab-Beurteilung vorausgegangen ist, über deren Richtigkeit man auch anderer Meinung sein kann. über die überzähligen Formen im Eingang ungerader Anustubh-Zeilen gibt die folgende Tabelle Auskunft: 120 TABELLE 35 Metrik § 73 UV . PDhp Dhp gesamt 2 - 2 - 2 - 2 4 - - 4 v v - v v im Eing. d. unger. Anu. (§ 77) 2 2 1 5 v y - v - im Eing. d. unger. Anu. (§ 78) 14 11 6 31 v v — v im Eing. d. unger. Anu. (§ 79) - 3 3 6 v v------- im Eing. d. unger. Anu. (§ 80) 1 1 1 3 v - v v v im Eing. d. unger. Anu. (§ 81) - 1 3 4 v - v v - im Eing. d. unger. Anu. (§ 82) - 1 1 2 v - v - v im Eing. d. unger. Anu. (§ 83) - 1 1 2 v — v v im Eing. d. unger. Anu. (§ 84) 1 - - 1 v — v - im Eing. d. unger. Anu. (§ 85) 1 1 1 3 v------- v im Eing. d. unger. Anu. (§ 86) 2 - - 2 - v v - v im Eing. d. unger. Anu. (§ 87) - 1 v v v v - im Eing. d. unger. Anu. (§ 74) - v v v - v im Eing. d. unger. Anu. (§ 75) v v v — im Eing. d. unger. Anu. (§ 76) - 1 - v - v v im Eing. d. unger. Anu. (§ 88) 3 1 1 5 - v - v - im Eing. d. unger. Anu. (§ 89) - 1 - 1 - v — v im Eing. d. unger. Anu. (§ 90) - 1 1 2 - v------- im Eing. d. unger. Anu. (§ 91) - 2 2 4 — v v v im Eing. d. unger. Anu. (§ 91a) - - 1 1 — v v - im Eing. d. unger. Anu. (§ 92) 1 1 1 3 ------- v v im Eing. d. unger. Anu. (§ 93) - 1 2 3 ----------v im Eing. d. unger. Anu. (§ 94) 1 2 - 3 fünfsilbige Eingänge insges. 30 35 25 90 An fünfsilbigen Ausgängen ungerader Anuçtubh-Zeilen habe ich folgende Formen notiert: §§ 74-75 überzählige ungerade Anuçtubh TABELLE 36 121 UV PDhp Dhp v v v v x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 95) 3 2 3 8 v v v - x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 96) 4 6 9 19 gesamt v v - v x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 97) - 1 1 2 v - v v x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 98) 28 7 7 42 v - v - x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 99) 1 - - 1 v------- x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 100) - 2 - 2 -vvvx im Ausg. d. unger. Anu. (§ 101) 1 - 3 4 - v v - x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 102) 3 6 5 14 - v — x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 103) - 1 1 2 — v v x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 104) 3 - 3 6 — v - x im Ausg. d. unger. Anu. (§ 105) - 1 - 1 fünfsilbige Eingänge insges. 43 26 32 101 Wie ersichtlich, ist die Formenbreite bei den fiinfsilbigen Ausgängen in ungeraden Zeilen (Tabelle 36) erheblich größer als in geraden (Tabelle 34, § 49). Den elf verschie­ denen Formen in ungeraden stehen nur zwei in geraden gegenüber. Dies ist die natür­ liche Konsequenz der metrischen Möglichkeiten, die in geraden und ungeraden Zeilen verschieden sind. Wir werden nun die verschiedenen Varianten von Uberzähligkeit der Reihe nach durchsprechen (zusammen 191 Belege). Die zwölf Zeilen, die doppelt überzählig sind, kommen in der Regel dadurch zustande, daß der Päda aus zwei fünfsilbigen Füßen besteht. Diese Zeilen werden in § 106 aufgeführt. 74 Die Form v v v v - im Eingang der ungeraden Anu${ubh Die beiden gleichlautenden Belege für diese Form im Eingang der Zeile dokumentieren eine Auflösung der dritten Silbe: PDhp 104c atha payirâgate käle PDhp 105c atha payirâgate kâle Eine Parallele fehlt. Es ist aber payir“ die ganz übliche Entsprechung im PDhp für Skr. pary° (ROTH schreibt payiräl'.) gae auseinander). 75 Die Form v v v - v im Eingang der ungeraden Anuç(ubh Die beiden Belege aus dem PDhp zeigen eine Auflösung der ersten Silbe: PDhp 97a kayira ce puruço pâparp 122 Metrik §§ 76-77 PDhp 98a kayira ce puruço purpnarp Dieselbe Fassung findet sich, mutatis mutandis, in UV 671a: kuryäc ce purusah päparn. Dagegen zeigen die beiden anderen Fassungen eine Umstellung: pâpaiï ce puriso kayirä (Dhp 117a), pava ja purusu kuya (GDhp 207a). Eine Konvergenz von Dhp und GDhp gegen eine gemeinsame Fassung von PDhp un UV ist ungewöhnlich, da sonst eher UV und GDhp auf der einen sowie Dhp und PDhp auf der anderen Seite übereinstimmen. (Für die Variante mit punya, die sich auch in den Paralleln findet, gilt dasselbe.) 76 Die Form v v v — im Eingang der ungeraden Anustubh In der folgenden Zeile liegt sicher eine Auflösung der ersten Silbe vor: UV 147a avavadetânusâsîta Im Pkr. finden wir o-: ovadeyyânusâseyya (Dhp 77a), ovadeyâ anusâseyâ (PDhp 207a). GDhp 230a hat allerdings eine andere Wortfolge: anusasadi ovadadi. - Eine Auflösung der ersten Silbe scheint auch vorzuliegen in: UV 235c aparisuddharp brahmacaryatp Dhp 312c ist nicht in der ersten, sondern der zweiten Zeilenhälfte überzählig: safikassaram brahmacariyam. - In den beiden folgenden Zeilen ist nicht ohne weiteres zu entscheiden, ob die erste ( v v v — ) oder die zweite ( v v v — ) Silbe aufgelöst ist. Ich halte das zweite für etwas naheliegender: UV 466c ubhayatas tatp vigarhanti UV 467c ubhayatas taip prasarpsanti In der Pali-Parallele AN II 7,8 allerdings kann offenbar nur die erste Silbe aufgelöst werden: ubhayena narn garahani . . . ubhayena narn pasamsani. 77 Die Form v v — v v im Eingang der ungeraden Anuç(ubh In den beiden folgenden Zeilen dürfte eine Auflösung der vierten Silbe vorliegen: UV 56a rathakära iva carmarjah UV 398c abalâsva iva bhadräsvarp In allen Pkr.-Parallelen findet sich va, z. B. GDhp 178a radhe'aro va camasa und 118c avalasa va bhadrasu. - In der folgenden Zeile gibt es mehrere Möglichkeiten: PDhp 39a udayarp tapati ädicco Es könnte die erste Silbe (uda-) oder die vierte (tapa-) aufgelöst sein (vgl. auch unten § 98, UV 1038c usw.). Denkbar scheint auch eine Elision des auslautenden -i von apai (vgl. § 52, PDhp 125d und § 61, PDhp 212b). Die Entscheidung für die § 78 überzählige ungerade Anuçjubh 123 erste Silbe beruht darauf, daß alle Parallelen statt udayam eine zweisilbiges Wort haben: diva apai adicco (Dhp 387a), diva avadi adieu (GDhp 50a), divâ apai hädiyo (UV 1038a). - In folgender Zeile kann weder die Auflösung der ersten noch die der vierten recht überzeugen: PDhp 350a acirâ vata ayarp käyo Vielmehr scheint vaa ayam wie *va' ayam (mit Elision der fünften Silbe der Zeile: v v - v [vl v — x, Struktur ja-ya) aufzufassen zu sein. Vgl. die Parallelen, die, vom GDhp abgesehen, der Struktur ja-ya folgen: aciram va' ayam käyo (Dhp 41a), aciram baa kayo 'yarn (UV 38a), ayirena vada'i kayu (GDhp 153a). - Auch die folgende Zeile ist wohl kein Beleg für eine Auflösung: Dhp 317a abhaye ca bhayadassino Die Halbstrophe lautet: abhaye ca bhayadassino bhaye câbhayadassino. In Päda a ist ca zu streichen, das man nur in Analogie zu dem ca in b eingefügt hat. PDhp 169cd und UV 334cd jedenfalls haben ca nur einmal: abhaye bhaya-damsâvî bhaye càbhaya-damsino, abhaye bhayadarsino bhaye cabhayadarsinah. Daß das eingefügte ca wohl nur ein Versehen der Herausgeber der PTS-Ausgabe ist, ergibt sich aus FAUSBÖLLs Fassung (erste Ed.), in der sich außerdem wie im UV eine Dehnung der vorletz­ ten Silbe der Zeile findet: abhaye bhayadassino. Möglicherweise ist aber auch das zweite ca (das in cö°) nur wegen des Sandhi eingeschoben worden. Dies jedenfalls legt die Fassung nahe, die sich in GDhp 273cd findet: abhayi bhaya-dasavi bhayi abhaya-darsano. Hier hat FAUSBÖLL allerdings: bhaye ca abhaya dassino ohne Sandhi. 78 Die Form v v - v - im Eingang der ungeraden Anuçtubh Diese Form des Eingangs ist mit 31 Fällen in ungeraden Zeilen besonders häufig (§ 73, Tabelle 35); in geraden Zeilen kommt sie nicht vor (§ 49, Tabelle 32). Es liegt nahe, eine Auflösung der ersten Silbe zu vermuten ( y v - v - ). Ich nehme dies an für folgende Zeile: UV 114c pratividhyate padarp éântarp Die beiden Paralleln haben viersilbige Wörter anstelle von pratividhyate: GDhp 70c padiviju pada sada und Dhp 381c adhigacche padam sanam. - Eine Auflösung der ersten Silbe liegt wohl auch in: UV 131a priyarûpasâtagrathitâ Zur Pali-Parallele (die eine Aryä ist) vgl. unter UV 131-132 in Teil V dieser Arbeit. - Zwei weitere Zeilen sind: UV 168c pratipannakâh prahäsyanti UV 258c pratipannakâh prahäsyanti 124 Metrik § 78 Jedoch sind hier die Parallelen dadurch nicht überzählig, daß statt °pannakaein einfaches °panna- steht: pafipannä pramokkhani (Dhp 276c), pa^ipannä pramok- khani (Pdhp 360e). Zu UV 168c (nicht zu 258c) findet sich in den Hss. LB und P.St. auch die Lesart praipannä[h], Hier stellt sich natürlich die Frage, ob man die über­ zähligkeit nicht allein einem nicht korrekten Text zuschreiben soll. Möglicherweise ist aber die Lesart praipannakäh nur deshalb möglich, weil man die erste Silbe auf­ lösen konnte. - Zwei Kürzen im Auftakt hat ferner: UV 277c itaretarepa sarptuçyed Die Pali-Fassung lautet ähnlich: Tha 230c iarîarena tusseyya.66 - Zwei Kürzen im Auftakt findet man auch in folgenden Zeilen: UV 336c sa imâtp viçaktikâip loke UV 338c sa imârp viçaktikârp loke UV 340c sa imârp viçaktikârp loke Zur Parallelfassung vgl. unten § 89, siehe auch § 91. — Die erste Silbe scheint in zwei Kürzen aufgelöst in: UV 337a daharo 'pi cet pravrajate UV 338a daharo 'pi cet pravrajate Zu daharo ist zu sagen, daß das Wort an einer Stelle als dahra notiert wird: UV 10a ye ca vrddhâ ye ca dahra (aber mit Lesart FI da[ha](rö)). In der Pali-Parallele zu UV 337a finden wir einen etwas anderen Text: Dhp 382a yo have daharo bhikkhu. - Eine Auflösung der ersten Silbe kann man vielleicht auch annehmen für: UV 545a tagararp paläsapatrepa Die beiden Pkr.-Parallelen sind allerdings nicht überzählig: PDhp 187a agarafi ca paläsamhi und Itiv p. 68 agarafi ca paläsena. 1st UV paläsaparena aus früherem *ca paläsena entstanden? - Ohne eine Pkr.-Parallele ist: UV 674c mahate bhavaty anarthäya In EU findet sich eine Lesart mahad bhavay anarhäya, in der das erste Wort der Zeile verkürzt ist (mahate gegen mahad). Es ist allerdings fraglich, ob man eine Auflösung der ersten Silbe annehmen soll. Es könnte auch -ava- (in bhavaty) nach Pkr. -o- zu beurteilen sein, auch wenn dies nicht als Auflösung (im Sinne von "Zwei Kürzen sind eine Länge") bezeichnet werden kann. Eine Parallele ist leider nicht bekannt. - Ein einigermaßen sicherer Beleg für die Auflösung der ersten Silbe ist wohl: UV 711a asubhänudarsinarp nityam Zu den Parallelen vgl. unten § 106, PDhp, Dhp 8a. - Unter Vorbehalt könnte eine Auflösung der ersten Silbe auch liegen in: UV 711a gthakârakaiçamâpas tvarp 125 § 78 Überzählige ungerade Anuçjubh Dhp 153c gahakàrakarp gavesanto Diese Stelle hat zu einiger Konfusion in den Lesarten geführt. BERNHARD ver­ zeichnet nicht weniger als fünf verschiedene Varianten, von denen drei einen Unter­ schied in bezug auf das Metrum bedeuten, nämlich: grhakâraka esamânas= (AA), grhakârakam esâmânas= (AD), grhakârakam esamäs= (P.St.), alle offenbar mit fol­ gendem vam. Auch im Dhp findet sich eine Variante in Br: gahakäram. Mit °käram wäre die Zeile nicht überzählig. - Zwei Kürzen im Auftakt scheinen vorzuliegen in: PDhp 61c labhate citassa prämojjarp Die Parallelfassungen lauten allerdings anders: labhaî pîipâmojjam lahadi pridi-pramoju (GDhp 56c), prämodyam labhae ara (Dhp 374c), (UV 882c). - Kein sicherer Beleg ist: PDhp 205a na bhajetha pâpake mitre Die Form bhajeha findet sich auch an anderen Stellen im PDhp (außer in 205a,b,c,d auch in 64a) und ist deshalb eigentlich unverdächtig. Allerdings haben die anderen Fassungen hier bhaje[t] (das auch in PDhp 206d vorkommt), vgl. oben § 51 am Ende. - Deutlich sind folgende Zeilen: PDhp 265c payirodametha âttânarp Dhp 88c pariyodapeyya attanaip Pkr. payir” entspricht Skr. pary° und erscheint so etwa in UV 651c svaciaparyavadanam (UV 651 ist sonst keine Parallele zu PDhp 265 und Dhp 88). - Eine gemein­ same Auflösung haben PDhp und Dhp ferner in: PDhp 272c athavä samâdhi-lâbhena Dhp 271c athavà samâdhilâbhena Die beiden anderen Fassungen haben anstelle von athavä zweisilbige Wörter: adha samadhi-labhena (GDhp 65c), tathâ samâdhilâbhena (UV 903c). — Eine Auflösung der ersten Silbe scheint vorzuliegen in: PDhp 284e bahu-bhäijikarp pi nindanti Dhp 227e mitabhäninam pi nindanti Aber die beiden Zeilen sind insofern fraglich, als die UV-Fassung das metrische Problem in "bhänikam bzw. "bhäninam zu legen scheint: UV 745c alpabhänim ca nindani. In Sadd 380.2 findet sich zur Dhp-Zeile eine Lesart miabhänim (SMITH gibt im Text miabhâni(na)m). Zum Akk. vgl. GEIGER § 95. EDGERTON hat gezeigt, daß das buddh. Skr. Akkusative von in-Stämmen des Typs °dhärim (klass. °dhärinam) zuläßt [BHSG §§ 10.42 ff.]. Nur in Resten ist dieser Akk. im UV nachzuweisen: Im Text findet sich nur die eine eben angeführte Stelle; er ist etwas häufiger in Lesarten, so noch in 657cd (nigrhyavô)dîm=me(dhâ)[vîh=tâdrsam [py=a] in EU, einem Repräsen­ tanten der zweiten Rez. (die erste liest: nigrhyavädinam dhîram âdrsam saaam 126 Metrik § 78 bhaje). Nach meinen Beobachtungen sind Akk.-Formen auf -m in Rez. 2 noch häu­ figer; so läßt sich in UV 794 ein *sukhim (nach P. sukhim) aus dem Tib. erschließen; in UV 991 läßt sich *dhäyim (nach PDhp, Dhp jhäyim) und in 992 *medhävim (ebenso PDhp und Dhp, GDhp medhavi) rekonstruieren, vgl. die Konkordanz. - Eine Auflösung der ersten Silbe scheint vorzuliegen in: PDhp 300a puruçasya jâyamânassa Allerdings sind die anderen Fassungen dadurch nicht überzählig, daß anstelle des Präsenspartizips das kürzere Perfektpartizip steht: purisassa hi jäassa (Sn 657a), purusasya hi jäasya (UV 182a). - Wenig problematisch ist dagegen: PDhp 349c ayira-pravedite dhamme Dhp 79c ariyappavedite dhamme In den Paralleln haben wir zu Beginn der Zeilen örya° im UV und ari'a“ im GDhp. - Eine weitere überzählige Dhp-Zeile mit Auflösung der ersten Silbe ist offenbar: Dhp 411c amatogadharp anuppattarp Die Skr.-Parallele ist nicht überzählig, vielleicht sekundär verkürzt: UV 1016c amram caiva yah präpo. - Es folgen einige PDhp-Zeilen, die nach meiner Einschät­ zung nicht eine Auflösung belegen, sondern einen fehlerhaften Text. Zunächst: PDhp 51c manasâpi sarpvaro sädhu Das angehängte °pi fehlt in allen Parallelen - manasa samvaro sädhu (Dhp 361c), manasä samvarah sädhu (UV 179c), manena sanamu sadhu (GDhp 52c) - und stört die Ebenmäßigkeit der Strophe 51. Es dürfte auch im PDhp *manasä samvaro zu lesen sein. - In folgender Zeile scheinen Negation und Enklitikon Träger der Auflösung zu sein: PDhp 92a na hi tehi jâna-jâtehi Es handelt sich aber um einen sehr bedenklichen Beleg; die Parallelen: na hi eehi yanehi (Dhp 323a), na hy asau ena yanena (UV 406a, Rez. 1), na hi ena sa yânena (Rez. 2). In jânajâehi liegt vielleicht eine Dittographie - In den beiden folgenden Zeilen scheint die überzähligkeit ebenfalls dittographisch bedingt: PDhp 107a na hi päpakarp katarp kammarp PDhp 108a na hi päpakarp katarp kammarp ROTH schreibt nahi (zusammen). Die Parallelen: na hi päpam kaam kammam (Dhp 71a), na hi päpakram karma (UV 213a). Entsprechend dürfte im PDhp *na hi päpam kaam zu lesen sein. (Die Zeile scheint, wenn man das sagen kann, so etwas wie ein pen-twister zu sein, vgl. die Variante na hi papakam arn kammam, die sich im App. von Netti p. 161 findet.) §§ 79-80 überzählige ungerade Anu§|ubh 127 79 Die Form v v — v im Eingang der tmgeraden Anu$fubh Bei dieser Form wird man auf eine Auflösung der ersten Silbe ( y v — v ) schließen. Deutlich ist der folgende Beleg: PDhp 83c arahanto pi sukharp draçturp UV 780c hat arhanas ca. - Weniger klar sind folgende Zeilen: PDhp 178a asatârp bhävanam icchanti Dhp 73a asatarp bhävanam iccheyya Die Auflösung in asaam/asaam scheint eine Parallele zu haben in PDhp 208a (§ 96). Die Skr.-Parallele hat allerdings anstelle von bhävanam ein zweisilbiges Wort: UV 270a asano läbham icchani. FAUSBÖLL hat in seiner zweiten Edition (ohne UV zu kennen) *bhävan icchani in den Text genommen. Sollte eine Elision des auslau­ tenden -am vor i- die Ursache der überzähligkeit sein? (Vgl. § 61, Dhp 162b). - Die erste Silbe scheint aufgelöst in: PDhp 183a abalarp tassa balarp hoti UV 422a hat das Pronomen am Ende der Zeile, keine Entsprechung zu hoti und ist nicht überzählig: abalam hi balarp asya. - Es folgen zwei Belege aus dem Pali, zunächst: Dhp 99a ramanîyâni arannâni Die Parallelen: ramanîyam vaârannam (PDhp 155a), ramanîyâny aranyäni (UV 717a). Diese Stelle könnte ähnlich zu beurteilen sein wie PDhp 125d usw. (§ 52) sowie PDhp 212b (§ 61). - Etwas merkwürdig ist: Dhp 313a kayirä ce kayirâth' enarp In UV 234a finden wir anstelle von kayirä nicht kuryâ (wie man erwarten könnte), sondern: kurvâno hi sadâ prajfio. Das PHMs hat einen wohl ursprünglicheren Text bewahrt: kareyâ nam kareyâ cam. Dies entspricht auch eher der tib. Fassung: bya ba de nid byed la rag. 80 Die Form v v------- im Eingang der ungeraden Anuçtubh Die insgesamt drei Belege für diese Form legen eine Auflösung der ersten Silbe nahe. Zunächst die folgende Zeile: UV 801c mithilâyârp dahyamânâyârp In gleicher Weise überzählig ist die Parallele Jât VI 54: mihiläya dayhamânâya. — Die folgende Zeile hat ebenfalls einen zweisilbigen Auftakt: PDhp 108c maranopeto hi jânâti UV 214c hat anstelle von maranopea- ein viersilbiges: sâmparâya u jânâi. - Metrik § 81 128 Deutlich ist schließlich: Dhp 191c ariyan c' atthaiigikarp maggarp In UV 643c findet sich äryarn im Eingang der Zeile. 81 Die Form v - v v v im Eingang der ungeraden Anustubh Bei dieser Form ist eine Auflösung der dritten ( v - v v v ) oder der vierten Silbe ( v - v v v ) denkbar, wenn es sich um eine Pathyä handelt; bei einer Vipulä ist nur die Auflösung der vierten Silbe möglich, da die vierte Silbe bei einer Vipulä in der Regel lang ist. Die folgende Zeile scheint eine Auflösung der dritten Silbe nahezulegen: Dhp 82a yathâpi rahado gambhîro Pali rahada entspricht Skr. hrada, und es liegt somit nahe, für das Pali eine Elision des ersten -a- von rahado als Ursache der Auflösung anzunehmen, was metrisch auf v — v im Eingang hinausläuft. Diese Interpretation läßt sich aber nur aufrecht­ erhalten, wenn man das auslautende -o in fünfter Silbe als Kürze wertet. Parallelen sind einmal: yahä hrado 'ssa garnbhro (PDhp 276a) und yahâ hradah sugambhîro (UV 365a). GDhp 225a yaha vi rada gammiro zeigt, daß die Dhp-Fassung wohl ur­ sprünglicher ist als die Fassungen von UV und PDhp. Natürlich könnte man für die Dhp-Zeile auch eine Auflösung der vierten Silbe annehmen (mit raha- als Träger der Auflösung), was für die Zeile bedeutete, daß es sich um eine ma-Vipulâ handelt. Da aber die anderen Fassungen (wohl einschließlich des GDhp) hier eine Pathyä haben, möchte ich auch die Dhp-Zeile entsprechend interpretieren; ob der vor rlajhado stehende Auslaut lang oder kurz ist, läßt sich hier metrisch nicht entscheiden. Vgl. auch PDhp 265d (§ 59). - In folgender Zeile läßt sich eine Auflösung der vierten Silbe annehmen: Dhp 183c sacittapariyodapanarp UV 651c hat svaciaparyavadanam und bestätigt somit zumindest die Analyse in bezug auf °payirQ. Interessant ist, daß PDhp 358c zwar auch eine Svarabhakti hat, aber dennoch die überzähligkeit durch Ausstoß von sa° (UV sva°) behoben ist: ciapayirodamanam; diese Zeile ist allerdings metrisch nicht korrekt, s. § 14; vgl. auch die Paralleln bei BERNHARD, Band I, p. 353. - Eine durch Svarabhakti verur­ sachte Auflösung liegt auch vor in: Dhp 223c jine kadariyarp dänena Anstelle von kadariyam findet sich kadaryam in UV 435c und kradava in GDhp 280c (siehe BROUGH c. 228, auch zum Tib.). - Die folgende Zeile enthält vielleicht eine Dittographie: PDhp 289a na vâkka-karaija-mâtreija §§ 82-84 überzählige ungerade Anuçîubh Dhp 262a hat väkkaranamaena. 129 Von GDhp 186a ist erhalten: . . . karana-marena. Einen anderen Text hat UV 700a na nâmarûpamârena . PDhp väkka-karana dürfte entsprechend der Dhp-Version zu beurteilen sein. 82 Die Form v — v v — im Eingang der mgeraden Anuçtubh Die beiden Belege für die Form v - v v - im Eingang der Zeile sind: PDhp 73c priyassa adarpsanarp dukkharp Dhp 210c piyänam adassanarp dukkhatp Eine andere Art der Auflösung ist nicht möglich. Der Grund der Auflösung ist offenbar der Sandhi. Die UV-Parallele (zitiert unten § 85) ist ebenfalls überzählig, sie hat priyânâm im Plural, ähnlich dem Pali. Vgl. auch PDhp 82d (§ 63) und Dhp 333d (§ 66) sowie die folgende Stelle. 83 Die Form v - v — v im Eingang der ungeraden Anu(ubh Wir haben zwei Belege für die Form v - v - v im Eingang der Zeile. Der erste ist: Dhp 137c dasannam annatararp (hänarp Die überzähligkeit liegt tatsächlich in der ersten Hälfte der Zeile, da die beiden Kürzen in [afifl]ata[ram] für die Auflösung nicht in Frage kommen: Eine ma-Vipulä ( v v—x im Ausgang) verlangt eine Zäsur nach der fünften Silbe, die hier nicht vorliegt. Offenbar hat die überzähligkeit ihren Grund darin, daß ein für -am a(v~) anzunehmender Sandhi nicht entprechend notiert ist. Zur Parallele UV 676c siehe § 86, vgl. auch § 85. - Der zweite Beleg für v - v - v ist: PDhp 258c sa-kincanesu manuçyesu GDhp 168c hat kijanesu manusesu. Weitere Parallelen fehlen. Ist sa° im PDhp zu streichen? 84 Die Form v — v v im Eingang der ungeraden Anu$(ubh Der einzige Beleg für diese Form des Eingangs ist deutlich als Auflösung der vierten Silbe aufzufasen: UV 721a aharp nâga iva sarpgräme PDhp 215a und Dhp 320a haben nâgo va und GDhp 239a nako va an der entsprechenden Stelle. 130 Metrik §§ 85-87 85 Die Form v — v - im Eingang der ungeraden Anujtubh Für die Form v — v - im Eingang der Zeile gibt es je einen Beleg aus den drei Texten; eine Auflösung ist nicht möglich. Zunächst: UV 126c priyâijâm adarsanarp duhkham Zu den Parallelen vgl. oben § 82. Die Ursache der Überzähligkeit dürfte in einem nicht entsprechend notierten Sandhi in -Sm a- ( - v ) liegen. Siehe auch § 86. - In folgender Zeile ist offenbar der Anlaut von itthi (Skr. strî) Ursache der überzählig­ keit: PDhp 158a malo istriye duccaritarp Dhp 242a hat hier eine Elision des dem anlautenden mal' ihiyä vorausstehenden Vokals: duccariam. Weitere Parallelen fehlen. - In folgender Zeile scheint eben­ falls der Anlaut des zweiten Wortes in der Zeile die Ursache zu sein: Dhp 422c anejarp nahätakarp buddharp UV 1012c hat aneyarn snäakam buddharn (erste Rez.) und yo ‘neyah snäako buddho (zweite Rez.). GDhp 41c liest aniha nadaka budhu. Offenbar ist der Anlaut nah67 des Pali als nh- zu werten. 86 Die Form v------ v im Eingang der ungeraden Anuçjubh An zwei Stellen im UV findet sich die Form v------- v im Eingang der Zeile. Die Belege scheinen zu signalisieren, daß der Ausgang des Genitivs die Ursache der über­ zähligkeit ist; zunächst: UV 136e trayâijâm anyatamarp yämarp Eine Sandhi-Form wie *rayän ’ anzunehmen, ist allerdings etwas problematisch. Aus den Parallelen läßt sich zwar ersehen, daß im Zahlwort das Problem liegt, aber die Formen lauten irmam (Dhp 157c) und rihmam (PDhp 313c, hierzu auch § 100). Aus der Metrik läßt sich nur vermuten, daß das Zahlwort ursprünglich zweisilbig war. - Der andere Beleg ist: UV 676c dasânâm anyatamarp sthänarp Zu den Paralleln vgl. oben §§82 ff. 87 Die Form - v v - v im Eingang der ungeraden Anu;ubh Bei dieser Form dürfte eine Auflösung der zweiten Silbe ( - v v - v ) anzunehmen sein. Der Beleg ist: PDhp 270a jâgarikâm anuyuttânârp §§ 88-90 überzählige ungerade Anustubh 131 In der Tat hat UV 309a statt jâgarikâm ( - v v - ) eine Lesart jagaryam ( — v ) anuyukânâm. Für das Pali würde man jagariya- erwarten [Sadd p. 1394], aber Dhp 226a hat hier einen anderen Text: sadä jâgaramânânam. 88 Die From — v - v v im Eingang der ungeraden Anustubh Bei dieser Form darf man eine Auflösung der vierten Silbe der Zeile ( - v - v v ) vermuten. Die Skr.-Belege bestätigen dies: UV 231a nänurakta iti rajyeta UV 546c sahkito bhavati päpasya UV 655c nirjvaro bhavati niçpâpo Eine Parallele scheint nur zu den beiden letzteren Zeile zu existieren, dort findet sich im Pkr. hoti. - Eine Zeile aus dem Pali lautet: Dhp 27a mâ pamâdam anuyunjetha Die Silben anu° können nicht aufgelöst sein, da daraus eine irreguläre Struktur ja-ma resultieren würde. Wenn die Silben -am a[nu°] aufgelöst sind, dürfte ein nicht geschriebener Sandhi Ursache der Auflösung sein. Die Parallelen haben allerdings durchweg einen anderen Text: apramäde pramodeha (PDhp 25c), apramadi pramodi'a (GDhp 129a), pramädam nanuyujyea (UV 95a). - Die folgende Zeile ist vermutlich korrupt: PDhp 116a vâijijena va bhayaip märggarp Der Instr. scheint im Kontext keinen rechten Sinn zu machen (Päda b: appasäho mahaddhano enthält die Attribute des "Kaufmanns"). Die Parallelen haben: vanijo va bhayam maggam (Dhp 123a), vanig vâ sabhayam märgam (UV 664a). Es ist wohl entsprechend Dhp vanijo va anstelle von vânijena va zu lesen. 89 Die Form — v - v - im Eingang der ungeraden Anustubh Bei dem Beleg für den Eingang - v - v - handelt es sich um folgende Zeile: PDhp 21c so imârp visattikärp loke In den Parallelen UV 336c usw. (§ 78; siehe auch § 91) findet sich sa imam. Man kann sa imam (wo die Auflösung möglich ist) nicht von so imäm trennen. Offenbar handelt es sich um einen in der Schrift nicht notierten Sandhi. 90 Die Form - v — v im Eingang der ungeraden Anuçtubh Bei der Form - v — v kommt die Auflösung einer Länge in zwei Kürzen ebenfalls Metrik §§ 91-91a 132 nicht in Betracht. Wir haben zwei Pkr.-Belege; die erste Stelle lautet: PDhp 207a ovadeyâ anusâseyâ Wie es scheint, liegt das Problem im Aus- und Anlaut -a a-, die mit Sandhi als -5- aufzufassen sind. So jedenfalls signalisieren es die Paralleln: Dhp 77a (PTS) hat ovadeyyânusâseyya, UV 147a avavadeänusäsia (FAUSBÖLLs erste Ausgabe jedoch ovadeyy' anusäseyya). In GDhp 230a scheint ein zweisilbiger Auftakt vorzuliegen: anusasadi ovadadi. Eine Auflösung der fünften Silbe (Träger anu°) kommt für die PDhp-Zeile metrisch nicht in Betracht. - In folgender Zeile scheint etwas ähnliches vorzuliegen: Dhp 126a gabbham eke upapajjanti Das Problem scheint in -e u- zu liegen. PDhp 275a hat gabbham eke okammani (vgl. § 13). Wie Pali upa° mit PDhp o° zusammenzubringen ist, ist nicht ganz klar. Es könnte sich vielleicht um einen ähnlichen Fall handeln wie PDhp 6d (§ 68). Weitere Paralleln zur Zeile fehlen. 91 Die Form — v------- im Eingang der ungeraden Anuçjubh In den folgenden Belegen scheint wiederum (wie oben § 89) ein nicht geschriebener Sandhi die Ursache der überzähligkeit zu sein: PDhp 20c so imaip lokarp prabhäseti Dhp 172c so imarp lokarp pabhäseti Dhp 173c so imaip lokarp pabhäseti In den Parallelen finden wir: sa imam bhâsae lokam (UV 302e, die Zeile ist nicht überzählig) und so ida loku ohasedi (GDhp 122c, neunsilbig) sowie so 'mam lokam pabhäsei (Tha 548c, mit Elision des anlautenden i-). - Nicht ganz klar ist: PDhp 331a yo tha(?) dç$(e dharpme labhati tha kommt im PDhp zweimal vor; außer an dieser Stelle noch in llld: akkha-chinno ha jhäyai, und hier ist tha offenbar ein Fehler für va, vgl. chirmäksa iva socae (UV 101d), akkhacchinno va jhäyai (SN I p. 57, die Edition schreibt vajhäyai zu­ sammen; eine Lesart hat vajjhäyai). Aber ein *va würde in Zeile 331a keinen Sinn haben; UV 224a liest: yo jivaloke labhae. Vielleicht ist im PDhp *yo drsje dhamme labhai zu lesen. 91a Die Form — v v v im Eingang der ungeraden Anuçjubh Bei folgendem Beleg dürfte eine Auflösung der vierten Silbe anzunehmen sein: Dhp 190c cattâri ayirasaccäni §§ 92-94 überzählige ungerade Anuçtubh 133 Zu den Parallelen siehe unten § 106 (PDhp 218c). 92 Die Form — v v — im Eingang der ungeraden Anuçtubh An den drei Stellen, an denen diese Form belegt ist, scheint eine Auflösung der dritten Silbe vorzuliegen: UV 793c prajnâpayiturp gatir nästi PDhp 29c dîparp kayirätha medhâvî Dhp 25c dîparp kayirätha medhâvî Anstelle von °payium findet sich in Ud VIII 10 “peum. Anstelle von kayiräha haben UV und GDhp hier ausnahmsweise eine im Modus nicht entsprechende Verbform: dvipam karoi medhâvî (UV 88c), divu karodi medhavi (GDhp 111c). 93 Die Form------- v v im Eingang der ungeraden Anuçtubh Diese Form legt eine Auflösung der vierten Silbe nahe: Dhp 248a evam bho purisa jânâhi Die Zeile ist ohne Parallele. - In den zwei folgenden Zeilen erscheint ebenfalls eine vierte Silbe aufgelöst zu sein: PDhp 8e tarn ve na prasahate märo Dhp 8e tarp ve na ppasahati märo Es ist allerdings einzuschränken, daß Br und FAUSBÖLL in seiner zweiten Ausgabe na pasahai (gegen na-ppasahai in der ersten) lesen, was auch in bezug auf die dritt­ letzte Silbe der Zeile besser ist. Bei einer solchen Fassung würde man eher eine Auflösung der dritten Silbe annehmen (Vgl. § 57, Dhp 14b, § 60, PDhp 204d, § 63, PDhp 353b usw.). GDhp 218e hat im wesentlichen denselben Text: a gu na prasahadi raku (gu - P. khu); demgegenüber hat UV 711e das Problem offenbar durch Ausstoß von ve/gu gelöst: tarn na prasahate rago. 5 94 Die Form---------- v im Eingang der ungeraden Anuçjubh Für diese Form, die eine Auflösung im Sinne der Regel "Zwei Kürzen sind eine Länge" nicht zuläßt, gibt es drei Belege; zunächst: UV 268c satkârah kâpuruçarp hanti Es ist ausgeschlossen, die beiden Kürzen -uru- als Auflösung einer langen fünften Silbe zu betrachten, da eine ma-Vipulä (x-v — ; — x) nicht in Frage kommt. Dies gilt entsprechend auch für SN II 241: sakkäro knpurisam hani. Vielleicht liegt 134 Metrik § 95 die Lösung des metrischen Problems darin, daß die Zeile ursprünglich *sakarah purusam hani (so wäre es auf Skr.) gelautet hat und man kä° vor purusam einfügte, um die Logik dieser (der Tugend der Freigebigkeit abträglichen) Aussage etwas abzu­ schwächen. Da aber UV und SN dieselbe "Richtigstellung" (sofern es dies ist) auf­ weisen, müßte sie in einer relativ frühen Zeit vorgenommen worden sein. - Auch folgende Zeile läßt sich nicht als ma-Vipulä auffassen: PDhp 299c evarp khiprarp atipâteti Eine Parallele ist nicht bekannt. Man kann vermuten, daß der Anlaut des Verbs im Sandhi wie *ipäei aufzufassen ist. - In folgender Zeile ist der Text nicht in Ordnung: PDhp 185a drîghâ assup(su)ato râtrî Das von ROTH in runde Klammern gesetzte su ist zu streichen, vgl. Dhp 60a dlghä jägarao rai. PDhp assupao ist, wie ROTH andeutet, eine Form vonsvap-, 95 Die Form v v v v x im Ausgang der ungeraden Anu^fubh Bei dieser Form sind theoretisch denkbar: eine Auflösung der fünften Silbe der Zeile ( v v vvx), der sechsten ( v v v v x ) oder der siebten ( v v v v x ). In den beiden folgenden Zeilen ergibt sich Struktur ma-bha mit Zäsur nach vierter Silbe ( x------- ; -vvx), wenn wir die fünfte Silbe als aufgelöst betrachten: UV 240a duçpravrajyarp durabhiramarp Dhp 302a duppabbajjarp durabhiramarp Die Zeile fehlt im PDhp; GDhp 262a hat: druprava'i dru’abhiramu. - Dagegen dürfte in folgenden Zeilen die sechste Silbe aufgelöst sein: PDhp 358a sabba-päpassa akaranaip Dhp 183a sabbapäpassa akaraijarp Unter dieser Annahme ergibt sich die etwas archaische Struktur ya-ja für die ungerade Zeile. UV 651a hat den klass. Sandhi durchgeführt: sarvapâpasyâkaranam; die so resultierende Struktur ist jedoch irregulär, siehe oben § 14 am Ende. Ein Sandhi °pâpass’ akaranarn erscheint mir hier weniger wahrscheinlich. - Etwas schwierig sind die folgenden Zeilen: UV 84a apramâdo hy amçtapadarp PDhp 14a apramâdo amata-padarp Dhp 21a appamädo amatapadarp EDGERTON gibt in BHSR p. 37 die UV-Fassung als (pramado) 'mrapadam (so auch die YBh, siehe die Konkordanz). Bei dieser Auffassung ("lies ohne Hiattilger und elidiere das a- hinter -o”) ergibt sich die Struktur ya-na, die eine plausible Lösung § 96 überzählige ungerade Anuçtubh 135 des metrischen Problems zu sein scheint. Man fragt sich allerdings, warum BERN­ HARDS llss. (wie zum Fleiß) den Hiattilger einfügten; es mag sein, daß er seine Existenz dem Bemühen verdankt, eine Aussage *apramädo mrapadam auch ohne Avagraha sinnvoll zu halten. GDhp 115a hat: apramadu amuda-pada. Insgesamt er­ scheint es naheliegend, in -o [hy] a- einen nicht entsprechend notierten Sandhi zu sehen, da eine Struktur ya-bha, die sich bei Annahme einer Auflösung der fünften Silbe ergäbe, sehr ungewöhnlich wäre. - Ein vergleichsweise einfacher Fall ist: UV 970c bhovâdî nâma sa bhavati In -ava- ist offenbar die siebte Silbe aufgelöst. Der bei dieser Auffassung sich ergebende sa-Gaija im Ausgang (vv-x) ist aber wegen des Fehlens einer Zäsur nach der vierten Silbe kaum möglich. Wir müssen uns daher den Auslaut des Pronomens sa als Länge denken, wie es den Parallelen entspricht: bho-va'i namu so bhodi (GDhp 17c), bhovâdî nâma so hoti (Dhp 396c). 96 Die Form v v v - x im Ausgang der ungeraden Anustubh Diese Form läßt die Annahme einer Auflösung der fünften ( v v v - x ) oder der sechs­ ten Silbe ( v v v - x ) zu. Die Statistik (oben §21, Tabelle 20) läßt ein deutliches Überwiegen der letzteren Möglichkeit erwarten. Zunächst: UV 256c yuçmâbhir eva karanîyam UV 256c yu$mâbhir eva karanîyarp Nur sehr ungefähre Parallelen sind: ubbhehi kiccam äappam (PDhp 360c), umhehi kiccam äappam (Dhp 276a). - Eine Auflösung der sechsten Silbe liegt auch in: UV 480c âtmadântasya puruçasya PDhp 320c und Dhp 104c haben posassa bzw. posassa an der entsprechenden Stelle. - In folgender Zeile liegt wohl auch eine Auflösung vor: UV 575c nirvänarp sakyam adhiganturp Tha 1165c hat einen Text mit adhi° und einer Form von gam-, aber ohne sakyam: nibbänam adhiganabbam. - Ohne Parallele ist: PDhp 26c ce tu samatham anuyutto Für die zweite Silbe gilt die Lizenz einer Länge, um den na-Gapa im Eingang ( x v v v ) zu vermeiden (vgl. oben § 12). - Deutlich sind: PDhp 69a sukharp darpsanam ayirânârp Dhp 206a sâhu dassanam ariyänaip Dem entspricht UV 782a âryânâm und GDhp 175a ari'ana. - Ähnlich: PDhp 74a tassä priyarp na kayirätha Dhp 211a tasmä piyarp na kayirätha 136 Metrik § 96 Denkbar wäre auch, daß na ka° Träger einer Auflösung der fünften Silbe sind, aber diese Möglichkeit erscheint hier etwas abwegig. UV 129a hat: asmä priyam na kurvîa. - In folgender Zeile liegt es nahe, ebenfalls eine Auflösung der sechsten Silbe anzunehmen: PDhp 208a tassa satân ca asatân ca Ebenso SN I 19 asma saafi ca asaafl ca. Die Auflösung im Sinne einer Pathyä ist wahrscheinlicher als die Annahme eines nicht geschriebenen Sandhi in den Silben 5-6, etwa *cäsaan (Struktur ra-ra) oder *c' asatafl (Struktur ra-sa, ebenso wie die vorige nicht mit guter Zäsur). UV 148a hat einen offenbar geänderten Text: asanas caiva sanas ca. - Ein ähnlicher Fall ist: Dhp 418a hitvä ratin ca aratin ca GDhp 33a hat: aradi radi ca yo hiva mit Auflösung der ersten Silbe in einer PathyäZeile der Struktur ra-ya (die Dhp auch hat, wenn die sechste Silbe aufgelöst ist). - Eine Auflösung der sechsten Silbe liegt in: PDhp 267a yad hi kiccarp tad apaviddharp UV und, soweit erkennbar, GDhp haben einen Text ohne hi: ya kryam ad apa- viddham (UV 102a), ya kica a a . . . (GDhp 339a). Dagegen hat das Pali einen Text mit hi, aber ohne tad: yam hi kiccam apaviddham (Dhp 292a). Dies ist die Lesung der PTS-Ausgabe, die ohne eine Variante gegeben wird. Es ist aber ein merkwürdiger Zufall, daß in FAUSBÖLLs Ausgabe tad und hi ebenso vorhanden sind wie im PDhp: yam hi kiccam ad apaviddham. - Eine Auflösung der sechsten Silbe liegt auch vor in: PDhp 362c chettä vanan ca vanadhan ca Dhp 283c chetvä vanan ca vanathan ca UV 369c hat einen wohl sekundär geänderten Text: chitvâ vanam samulam u. - Die Auflösung ist ferner zu finden in: Dhp 47a pupphäni h' eva pacinantarp Dhp 48a pupphäni h' eva pacinantarp Dieser Text entspricht PDhp 128a, 129a (zitiert oben § 102) und GDhp 294a pusani yeva payinadu. UV 380a hat durch Sandhi eine Silbe gespart und ein Präsens nach der nu-Klasse: puspäny eva pracinvanam. - In der ersten der beiden folgenden Zeilen sind die beiden ersten Silben des Schlußgliedes eines Kompositums Träger der Auf­ lösung (vgl. SMITHs Beispiel inapannasäkaphalabhakkho , oben § 38): Dhp 182a kiccho manussapatiläbho Dhp 333c sukho pannâya pajilâbho Im PDhp findet sich beide Male ein anderer Text: kiccho sraddha-pafî-(!)-lâbho (335c), sukho sraddha-pailäbho (82c). Zumindest für die erste Zeile aber erweist §§ 97-98 Überzählige ungerade Anu$(ubh 137 GDhp 263a die Dhp-Version als ursprünglicher: tache manusa-pradilabhu. - Die sechste Silbe ist auch aufgelöst in: Dhp 389a na brähmanassa pahareyya GDhp 11a hat wie Dhp eine viersilbige Verbform prahare'a (vv-x). Wohl eher sekundär sind die Formen prahare in PDhp 46a und praharen in UV 1026a (beide vvx). 97 Die Form v v - v x im Ausgang der imgeraden Anu$(ubh Die beiden Zeilen mit der Form v v - v x im Ausgang einer ungeraden Zeile sind: PDhp 285a na cäbhu na ca bhaviçyati Dhp 228a na cähu na ca bhavissati Es liegt nahe, die Silben -avi- als ursprünglich kontrahiert (wie -e-) zu verstehen, wie es in GDhp 240c noch erhalten ist: na i aha na i bhesida; zu bhesida statt bhesidi siehe BROUGH § 24 (vgl. Pali-Futura wie hohii, hehii, hessai [Sadd s. v. bhavtssatj; vgl. auch § 27, UV 28a). Demgegenüber ist eine Auflösung der dritten oder vierten Silbe sehr unwahrscheinlich. Das Resultat dieser Interpretation ist die altertümliche Struktur bha-ja. UV 746c hat anscheinend (aber nur sofern nicht das auslautende °ti lang ist) eine na-Vipulâ: nâbhûd bhavisyai ca no. 98 Die Form v - v v x im Ausgang der ungeraden Anuçtubh Bei dieser Form wird man eine Auflösung der siebten Silbe (v-vvx) annehmen können. Die folgenden Pathyä-Zeilen beeindrucken durch ihre Anzahl: UV 63c tççnâkçayarato bhavati UV 104e sa vai dharmadharo bhavati UV 119a apramâdaratâ bhavata UV 134e na hy etat sulabharp bhavati UV 135c etad dhi sulabharp bhavati UV 144c iha cänindito bhavati UV 146a pareçârp ca priyo bhavati UV 147c asatärp na priyo bhavati UV 207c pascät tu ka{ukarp bhavati UV 214e pascät tu ka(ukarp bhavati UV 227c tatra yo durmanä bhavati UV 279a alpajnäto 'pi ced bhavati UV 281c pâpadharmâpi ced bhavati UV 352c arakte virajä bhavati 138 Metrik § 98 UV 464a bahuéruto 'pi ced bhavati UV 465a alpaäruto 'pi ced bhavati UV 466a alpaéruto 'pi ced bhavati UV 467a bahuéruto 'pi ced bhavati UV 548c na cirât tâdçso bhavati UV 700c sâdhurûpo naro bhavati UV 857a éântam asya mano bhavati UV 881c amânuçâ ratir bhavati UV 890a bhikçur na tâvatâ bhavati UV 966a nodakena äucir bhavati In den Pkr.-Parallen findet sich durchweg hoti (PDhp, Dhp) resp. bhodi (GDhp) anstelle von bhavai sowie hoha (PDhp, Dhp) resp. bhoda (GDhp) anstelle von bhavaa. - Zu dieser Gruppe von Belegen gehört wohl auch: PDhp 376a yoga ti bhüri sarpbhavati Die Form sambhavai ist jedoch, wenn — x zu messen, etwas befremdlich im einem Pkr.-Text. Die Parallelen haben: yoga ve jâgaî bhûrî (Dhp 282a), yogäd bhavah prabhavai (UV 740a; “bhavai ist hier vvx, nicht - x !). - In folgender Zeile liegt es nahe, -aya- wie -e- aufzufassen; auch dies entspricht einer Auflösung der siebten Silbe: UV 190c artharp dharmarp ca desayati An der Stelle von desayai haben die Parallelen: dîpei "läßt leuchten" (Dhp 365a), desei (PDhp 54c), desedi (GDhp 54c). - In der folgenden Zeile ist ebenfalls die siebte Silbe (nicht -aye-) aufgelöst: UV 401a yac cehââvatararp damayed Die Parallelen haben: varam assaarâ danâ (Dhp 322a), varam assaarâ däna (PDhp 21a); vgl. aber PDhp 319c sudänto vaa dameyä. - Auch in folgender Zeile ist die siebte Silbe aufgelöst: UV 746a ekântaninditah puruçah Eine klare Parallele ist GDhp 240a: ekada ninido prodhu. 68 - Ähnlich ist offenbar: PDhp 209a appa-sâuto ayarp puruço Diese Analyse erscheint naheliegend, weil eine einfache Pathyä der Struktur ra-ya resultiert; dem widerspricht aber Dhp 152a: appassuäyam puriso (Struktur ra-bha). Die Lösung des Dhp auf PDhp angewandt würde bedeuten, in °to ay° einen nicht geschriebenen Sandhi zu sehen. - Bemerkenswert sind die folgenden Zeilen: UV 1038c sarpnaddhal? kçatriyas tapati PDhp 39c sannaddho khatriyo tapati Dhp 387c sannaddho khattiyo tapati §§ 99-100 Überzählige ungerade Anuç{ubh 139 GDhp 50c hat: sanadhu ksari'o avadi. FAUSBÖLL hatte diese Zeile dadurch zu bereinigen gesucht, daß er khayo für khaiyo einsetzte; die daraus resultierende Struktur ma-bha ist aber ohne eine Zäsur nach der vierten Silbe nicht denkbar. HOP69 KINS hatte überlegt, ob apai nicht wie ap'i aufzufassen ist. PDhp 110a pajikacceva tarp kayirä PDhp 319a âttanâ ye tathä kayirä Dhp 159a attânan ce tathä kayirä PDhp 321c jitarp apajitarp kayirä Dhp 105c jitarp apajitarp kayirä Dhp 43a na tarp mâtâ pitâ kayirä Dhp 117a pâpan ce puriso kayirä Dhp 118a punnan ce puriso kayirä In den UV-Parallelen, sofern vorhanden, findet sich kuryä. - Eine Svarabhakti liegt auch in: PDhp 178c âvâsesu ca essariyarp Dhp 73c âvâsesu ca issariyarp UV 270c hat ein anderes Wort am Ende der Zeile: âvâsesu ca mäsaryam. 99 Die Form v - v - x im Ausgang der ungeraden Anuçjubh Für die Form v - v - x gibt es einen Beleg aus dem Skr.: UV 445c dharmacakrarp pravartayiçye Vin. 1 6.8 hat: dhammacakkam pavaeum. Offenbar ist Skr. -ayi- wie Pali -e- aufzufassen, unabhängig davon, daß hier nicht zwei Kürzen einer Länge entsprechen. 100 Die Form v------- x im Ausgang der ungeraden Anuçtubh Die beiden Belege für die Form v------- x aus dem PDhp beruhen auf einem nicht korrekten Text. Zunächst: PDhp 47a mätararp p[it]a[rarp] sarphantä In ROTHs Ausgabe steht: mäaram pa°* sarphanä (!). Der Askeriskus bezieht sich auf eine Anmerkung: "Abbreviation for piaram". In den Parallelen findet sich: mäaram piaram hanvä (Dhp 294a), mäaram piaram havä (UV 1024a), madara pidara Java (GDhp 12a). Die PDhp-Zeile muß wohl richtig lauten: mäaram *piaram * 70 hanta; das im Ms. geschriebene pasam ist anscheinend haplographisch. - Auch folgende Zeile ist etwas suspekt: PDhp 313c trihmarp arpnatararp yâmânarp 140 Metrik §§ 101-102 "Eine weitere von drei Wachen" läßt sich zwar auch konstruieren, aber wahrschein­ licher erscheint, daß yâmânam ein Fehler für yämarn ist; zum Vergleich: innam annaaram yämarn (Dhp 157c), rayänäm anyaamam yämarn (UV 136c). 101 Die Form - v v v x im Ausgang der ungeraden Anuçfubh Diese Form deutet auf eine Auflösung der siebten Silbe ( — v y y x ); eine Auflösung der sechsten Silbe ( - v v v x ) scheidet aus. Der Beleg aus dem Skr. ist: UV 160c atikramya mâraviçayam Die Hs. LB liest am Anfang der Zeile aikramya; dies hält davon ab, eine Auf­ lösung der ersten Silbe anzunehmen: wenn das in der Fuge stehende -i- so deutlich als Länge markiert wird, kann man kaum annehmen, daß ai° zwei Kürzen im Auftakt sein sollen (etwa mit Lizenz einer Kürze vor kr- als Voraussetzung einer Auflösung). Wenn wir aber in “visayam eine Auflösung der siebten Silbe sehen wollen, wäre zwei­ erlei anzunehmen: (a) das auslautende -a in vierter Silbe ist lang, da eine ra-Vipula keine Kürze in der vierten Silbe der Zeile duldet; (b) da eine Auflösung meist die beiden ersten Silben eines Wortes betrifft, müssen wir annehmen, daß °visayam wie ein neues Wort behandelt ist; diese Annahme ist nicht abwegig, da gelegentlich auch eine obligatorische Zäsur in die Kompositionsfuge fällt. Itiv 59 bestätigt die vorgetragene Analyse insofern, als anstelle von “visayam ein zweisilbiges °dheyyam steht: aikkamya märadheyyam. - In den folgenden Zeilen ist die Svarabhakti die Ursache der Auflösung: Dhp 155a acaritvä brahmacariyarp Dhp 156a acaritvä brahmacariyarp Dhp 312c sahkassararp brahmacariyarp Im Skr. finden wir immer °carya~. In PDhp 229a, 230a (zu Dhp 155a, 156a) findet sich brahmaceram, obwohl es sonst im PDhp °cariyä lautet (so in 196a, 314b [§§ 43, 58]). 102 Die Form - vv —x im Ausgang der ungeraden Anuçtubh Diese Form im Ausgang legt es nahe, eine Auflösung der sechsten Silbe anzunehmen: Es handelt sich um eine ma-Vipulä, wenn ein ra-Gapa in der ersten Hälfte und eine Zäsur nach der fünften Silbe steht (x-v — ; v v - x ). Die folgenden Zeilen erfüllen die Bedingung: UV 203e te vai prapätarp prapatanti UV 622a gandhena gâtrâm anuliptatr § 103 Überzählige ungerade Anu§(ubh 141 UV 878a mâtrarp bhajeta pratirupaip Parallelen existieren nur zur letzten Zeile. GDhp 60a hat einen ähnlichen Text wie UV: mira bhaye'a padiruva. Die beiden anderen Parallelen haben eine andere, nicht überzählige Fassung: mie bhajassu knlyâne (Dhp 375e), mire bhajeha kalläne (PDhp 64a). - Ferner: PDhp 7a éubhânupassiip viharantarp Dhp 7a subhänupassirp viharantarp Im wesentlichen denselben Text hat GDhp 217a: suhanupasi viharadu. Die erste Rez. in UV 705a hat den Text geändert: subhänudarsinam niyam. Die zweite Rez. hat ihn auch verändert, aber unter größerer Wahrung der ursprünglichen Wörter: subhânupasyî viharann. - Ähnlich ist: Dhp 98c yatthärahanto viharanti Zu dieser Zeile vgl. § 106, PDhp 245c. - In folgenden Zeilen ist ebenfalls die sechste Silbe aufgelöst: PDhp 97c na tamhi chandarp kayirätha Dhp 117c na tamhi chandarp kayirätha Es entspricht UV kurvla und GDhp kuvi'a in den Parallelen. - Es folgen weitere Zeilen mit Anfangssilben von Wörtern als Träger einer Auflösung in sechster Silbe: PDhp 128a puçpâni heva pracinantarp PDhp 129a puçpâpi heva pracinantarp Zu den Parallelen siehe oben § 96, Dhp 47a. - Ähnlich interpretiere ich auch: PDhp 244c devä pi tesarp prihayanti Dhp 181c devä pi tesarp pihayanti Es sind in der Tat -iha- als Auflösung der sechsten Silbe zu betrachten. Es ist metrisch nicht möglich, -aya- als -e- aufzufassen, wie dies einer Lesart *piheni entspräche, die FAUSBÖLL in seiner zweiten Ausgabe in den Text nimmt: dabei würde sich eine Struktur ra-ra ergeben (x-v — v-x), die aber wegen des Fehlens einer Zäsur nach der vierten Silbe nicht als reguläre ra-Vipulä gelten kann. UV 448c hat: devâpi sprhayany esam (Pathyä). - Ohne Parallele sind: PDhp 361e etâhi tubbhe patipannä Dhp 275a etamhi tumhe patipannä 103 Die Form - v---- x im Ausgang der ungeraden Anuçtubh Die beiden Belege für diese Form sind etwas problematisch, zunächst: PDhp 147c akkharânâip sannipâtena Der Kontext anhand der einzigen Parallele Dhp 352cd: akkharânam sannipâam 142 Metrik § 104 jafinâ pubbâparâni ca. Der Dhp-Kommentar und ihm folgend FAUSBÖLL beziehen pubbâparâni inhaltlich auf akkharânam: "(et qui) litterarum congeriem cognovit, priores (literas) posterioresque . . .". Ob diese Auffassung richtig ist, sei dahingestellt. (Es ist nicht auszuschließen, daß sannipâam ursprünglich Akk. PI. war, wie ihn LÜ­ DERS, Urkanon § 196ff. dargestellt hat; es ist sinnvoller, von früheren und späteren "Ansammlungen" als von solchen "Buchstaben" zu sprechen.) Gegenüber der Pali- Fassung erscheint PDhp etwas unsinnig: akkharânâm sannipâena nâpyâ pûrwâparâni so "der, die früheren und späteren der Buchstaben durch die Ansammlung erkannt habend . . ."; ich glaube eher, daß im PDhp entsprechend P. sannipâtam zu lesen ist. - Schwierig ist auch: Dhp 277a sabbe sankhârâ aniccâ ti Der Kontext ist: sabbe sarikhârâ aniccâ i yadâ panfiäya passai. GDhp 106ab stimmt mit der Dhp-Fassung überein: savi saghara anica di yada pranaya pasadi. Ebenso die UV-Fassung in BHSR p. 39: (sarve samskâ)r' aniyei yadâ prajfläya pasyai. Zum Vergleich die beiden anderen Fassungen, die jünger sind: aniccâ sabba-samkhârâ yao pramfiâya passai (PDhp 374ab), aniyäm sarvasarnskârâm prajrayä pasyae yadâ (UV 252ab). Für Dhp sarikhârâ aniccâ ist, entsprechend der BHSR-Version, anzunehmen, daß ein nicht geschriebener Sandhi vorliegt. 104 Die Form — v v x im Ausgang der ungeraden Anu$(ubh Bei dieser Form dürfte eine Auflösung der sieben Silbe ( — v v x ) anzunehmen sein. Voraussetzung ist der ra-Gaça in der ersten Hälfte und die Zäsur nach der fünften Silbe (wie oben § 102). Die Skr.-Belege sind: UV 226c coraqi harantarp värayati UV 463c srutvä hy anartharp varjayate UV 993e âjnâya dharmarp desayati Sämtlich dürfte Skr. -aya- im Lichte von Pkr. -e- zu beurteilen sein. Eine direkte Parallele hat nur die erste Zeile in SN I p. 43: coram haranam väreni. Dhp 42a diso disarp yarp taip kayirä UV 819a hat hier: na dvesî dvesinah kuryäd. - Aus dem Pali sind ferner: Dhp 246c loke adinnatp ädiyati Dhp 409c loke adinnarp nädiyati Hier dürfte jeweils -iya- als Träger einer Auflösung der sieben Silbe gelten. Paral­ lelen finden sich nur zur zweiten Zeile: GDhp 19c loki adina na adi'adi hat insgesamt zehn Silben; UV 980c hat na . . . ädae anstelle von nädiyai-. loke na kirn cid ädae. Das Passiv ädiyati hat hier mediale Bedeutung, vgl. GEIGER § 175; v. HINÜBER §§ 105-106 Überzählige ungerade Anu$(ubh 143 § 414. CPD s. v. ^ädiyai verweist darauf, daß sich in Sn 119c (theyyö adinnam ädiyai') und 633c (= Dhp 409c) die Lesarten ädei und nädei metri causa finden; ädei ist auch sonst im Pali belegt, wenn auch weit seltener als ädiyai. 105 Die Form---- v-x im Ausgang der ungeraden Anitjtubh Der einzige Beleg für die Form — v-x im Ausgang ist ohne Parallele: PDhp 341a sarpghe prasâdo yassa asti In einem Pali-Text würde man *yass' ahi erwarten. Wenn wir -a a- mit Elision eines der Vokale auffassen, resultiert eine reguläre ma-Vipulä. 106 Mehrfach überzählige ungerade Anu$tubh-Zeilen Von den überzähligen ungeraden Anuçtubh-Zeilen sind insgesamt zwölf mehrfach überzählig, d. h. sie haben mehr als neun Silben. Hier ist es in einigen Fällen so, daß die erste und die zweite Hälfte der Zeile zugleich überzählig sind. Zunächst: UV 243a sthaviro na tâvatâ bhavati Die Parallelen haben: na tena hem so hoi (Dhp 260a), na tavada heru bhodi (GDhp 182a). - In folgenden Zeilen dürften erste und sechste Silbe aufgelöst sein, so daß sich eine ma-Vipulä ergibt: PDhp 8a aâubhânupassirp viharantatp Dhp 8a asubhänupassirp viharantarp So im wesentlichen auch GDhp 218a asuhanupasi viharadu. Zur Skr.-Fassung siehe oben § 78, UV 711a; vgl. auch § 102, PDhp, Dhp 7a. - Die folgende Zeile ist wohl ebenfalls ma-Vipulä ( - v v v — ; v v - x ): PDhp 245c yattha arahanto viharaipti Dhp 98c hat yahärahano viharani (vgl. § 102). In Sadd 173.25 und 791.17 ist die Zeile als yaha arahano viharani (ohne Sandhi) zitiert. UV 718c hat eine sa- Vipulä: yarärhano viharani. Möglicherweise ist die Dhp-Fassung entsprechend zu beurteilen, aber die Auflösung in viharani ist durch die in § 102 genannten Belege parallelisiert; auch ist die sa-Vipulä ungewöhnlicher als die ma-Vipulä. - In folgender Zeile ist die dritte und siebte Silbe aufgelöst: Dhp 61c ekacariyarp da(harp kayirâ Das Ergebnis ist eine Pathyä entsprechend der Skr.-Fassung: ekacaryäm drdham kuryän [n-] (UV 300c). - Etwas merkwürdig ist: Dhp 185a anûpavâdo anûpaghâto Zu dieser Stelle sagt PTSD (s. v. anûpaghâa und anûpavâda), daß das -Û- metrisch 144 Metrik § 106 gelängt sei ("with metrically lengthened u"). Diese Aussage stellt den Sachverhalt auf den Kopf: Mit nicht gelängtem -u- wäre das Metrum wesentlich einleuchtender, da man dann von einer Auflösung der ersten und fünften Silbe und einer regulären Struktur ya-ra mit Zäsur nach vierter Silbe ausgehen könnte. Diese Interpretation entspräche auch der Fassung in UV 862a: nopavâdî nopaghâî ( - v — ; - v - x ). - Etwas schwierig ist ferner: PDhp 98c tamhi eva chandarçi kayirätha Wir dürfen °ayi° als Auflösung der drittletzten Silbe der Zeile betrachten, auch wenn in Dhp 118c kayiräha viersilbig zu messen ist: amhi chandam kayiräha (Struk­ tur ya-sa, vgl. oben § 18). Die Parallelen haben: ahaha ahaha wäre ah' eha chana korvi'a (GDhp 208c; cchandam ca kurvîa (UV 672c). Vielleicht im Pali), ara ist PDhp amhi eva wie *amh' eva zu verstehen. - In folgender Zeile finden wir drei Kürzen an einer Stelle, an der wir eine Länge erwarten: PDhp 218c catvâri ca ayira-saccäni Für ca ayir“ (vvv) hat UV 642c cöry0 ( - ): cavâri cäryasayäni . Allerdings hat die Hs. KB ebenso wie Divy p. 164 eine andere Version: âryasayâni cavâri. Ohne "und" ist auch Dhp 190c: caäri ariyasaccäni (§ 91a). Vielleicht ist ca in PDhp 218c dittographisch und hat mit dem ca (in cäry°) der ersten UV-Fassung nichts zu tun. (Eine Dittographie liegt nahe: yo u buddhan ca dhammafi ca samgham ca saranam gao / cavâri ca ayira-saccäni yahâ bhuäni passai.) - Einen sicher fal­ schen Text hat: PDhp 260c bhijjîhiti ti pütisarpdeho ROTH sagt, daß ti eine Dittographie sei, aber auch mit ‘bhijjîhii pû° ergibt sich kein korrektes Metrum. In den Parallelen lesen wir: Dhp 148c bhijjai püisandeho, GDhp 142c bhesidi pui . . ., UV 37c bhesyae püy asamdeham. Statt bhijjîhiti ti ist im PDhp wohl wie im Pali ‘bhijjai zu lesen. - Von den beiden folgenden Zeilen ist die erste zehn-, die zweite elfzeilig: UV 54c kâmeçu tv apratibaddhacitta Dhp 218c kämesu ca appatibaddhacitto Die Zeilen scheinen eher Tri§(ubh zu sein: dazu müßte man tu (ohne Sandhi) statt tv lesen und ‘tu wie ca als Länge verstehen. Dann handelte es sich aber um eine einzelne Tri$(ubh-Zeile in einer sonst regulären Anuçtubh-Strophe. Vergleichbare Fälle (in denen sich die Tri$(ubh in Pâda a findet) sind nur UV 60 und 221, dort aber ist der Text zweifelhat (siehe § 121). - Ohne Parallele ist: Dhp 274c etamhi tumhe pa(ipajjatha Diese Zeile liest sich eher wie eine im Ausgang verkürzte Triçtubh. §107 Zusammenfassung 107 145 Zusammenfassung Aus den vorausgegangenen Einzelanalysen lassen sich allgemeine Regeln über die Funktionsweise der Auflösung ableiten. Der Begriff der Auflösung wurde allgemein zur Beschreibung von Stellen verwendet, an denen ein Verhältnis "Zwei Kürzen sind eine Länge" vorliegt: Wenn man zwei Kürzen als eine Länge auffaßt, ergibt sich ein entsprechend der vollzähligen Norm reguläres Metrum. Nun lassen sich weiter - bezogen auf die Träger der Auflösung - folgende Arten unterscheiden: - Anfangsauflösung: es sind jeweils die beiden Erst- oder Eingangssilben von Wörtern Träger der Auflösung; - interne Auflösung: es sind jeweils zwei Silben im Wortinneren Träger der Auf­ lösung, von denen keine die Erst- oder Endsilbe eines Wortes ist; - externe Auflösung: Träger der Auflösung sind der Auslaut eines vorangehenden und der Anlaut eines folgenden Wortes. Mit Abstand häufiger als interne und externe Auflösung zusammen ist die erst­ genannte Anfangsauflösung. Von den Belegen für Anfangsauflösung wiederum sind auffallend nach ihrer Häufigkeit und ihrem Charakter die Fälle, in denen entweder ein Skr./Pkr.-Verhältnis -ava-/-o- resp. -aya-/-e- vorliegt oder die Auflösung sich darauf zurückführen läßt, daß eine r-haltige Konsonantengruppe im Pkr. durch Svara­ bhakti-Vokal aufgespalten wurde. Als Träger einer solchen Auflösung, die ich zusam­ menfassend als Typ bhavati bezeichnen möchte, lassen sich die in folgender Übersicht nach dem Skr. alphabetisch geordneten Wörter ermitteln: 146 Metrik § 107 UV PDhp Pali GDhp [arhati] arihati arahati (arahadi) § 71 [arhantaä] arahanto - - § 79 avabhâsayârps - [Pv obhâsayan(tî)] - § 41 avavadeta [ovadeyyä] [ovadeyya] - § 76 ava vistä [ovatthä] - - § 53 [ärya-] ayira- ariya- (ari'a-) passim Belege in [kuryäd] kayira /kayirä kayirä [kuya] passim [kurvîta] kayirätha kayirätha [kuvi'a] passim [Skr. kriyate] [kîrati] kayirati - § 71 [garhitah] - garahito (garahidu) § 56 [°caryam] [“cerarp] cariyarp - § 101 [“caryavân] - °cariyavä [“yiyava] § 71 [°caryä] 0 cariyä “cariyä - § 43 [°caryäm] “cariyäm “cariyarp l°'iya('i)] §§ 58, 106 jayate - [P. jeti] - § 41 °payituip - [Ud “peturp] - § 92 [°paryavadanam] - “pariyodapanarp - § 81 - § 78 § 74 [Skr. pary-] payirodametha pariyodapeyya [Skr. paryä0] payirâgate - - [paryupäsate] payirupäsati payirupäsati [payuvasadi] § 60 bhavata [hotha] [hotha] [bhoda] §§ 56, 60, 98 bhavati [hoti] [hoti] [bhodi] passim [vajram] vayiraip vajirarp - §§ 52, 70 [vîryam] [vîryyam] viriya rp [virya] § 52 “vyavasito - [vosito] [“vosido] § 56 [Skr. sûkçma-] sukhumo sukhumo - § 41 sthaviro - [thero] [theru] § 106 In Klammern steht nach Möglichkeit der Wortlaut der Parallelfassungen; bloße Re­ ferenzformen, die sich in den Parallelen nicht (wie P. jei und Skr. süksma) oder nicht in derselben metrischen Position finden (wie Skr. kriyae), sind durch P. bzw. Skr. gekennzeichnet; die übrigen Abkürzungen spezifizieren den Text, aus dem ein Pali-Beleg stammt, sofern es sich nicht um eine Dhp-Stelle handelt. Hierbei bedeuten die runden bzw. eckigen Klammern: (auch überzählig) sowie [nicht überzählig]. Wie ersichtlich, widerspiegelt dieser Typus der Auflösung ein Kapitel der mittel­ indischen Lautlehre. In den Fällen, in denen den Lautgruppen -ava-, -aya-, -ayi-, §107 Zusammenfassung 147 -avi- im Pkr. kontrahierte -o-, -e- gegenüberstehen (hierzu jetzt: v. HINÜBER §§ 138, 146), ist die überzähligkeit im großen und ganzen wohl darauf zurückzuführen, daß die Zeilen aus einer Zeit und einem Gebiet stammen, in deren und dessen Sprache die besagte Kontraktion der Lautgruppen erfolgt war. Wohl erst später, nach der Sanskritisierung bzw. Palisierung, konnte der Eindruck entstehen, es stünden zwei Kürzen für eine Länge. Dies gilt aber nicht notwendig für alle Einzelstellen, siehe z. B. UV 596 (§ 41), wo jayae textgeschichtlich mit Sicherheit nicht auf ein älteres *jei zurückgeht. In den Fällen, in denen die Gruppe -rh- durch den anaptyktischen Vokal getrennt ist (arahadi, garahidu), sowie in dem Wort ari’a schreibt GDhp eher entsprechend dem Pali. In den übrigen Fällen, in denen die Aufspaltung einer Konsonantengruppe im Pkr. zu Fällen von Auflösung in PDhp- und Dhp-Zeilen geführt hat, schreibt GDhp eher wie der UV.^ Um die in § 37 angeschnittene Frage, ob die Überzähligkeit eher eine Sache der Metrik oder der Sprache ist, für die hier genannten Belege zu beantworten: Beim Typ bhavati - und entsprechend in Fällen wie Pkr. arahai, ariya, kayirâ usw. - handelt es sich in erster Linie um eine Angelegenheit der Sprache, da die metrische Irregulari­ tät das Spiegelbild bestimmter Lautentwicklungen ist, die bekannt sind. In den Fällen mit Skr. -ava- usw., die im Pkr. kontrahiert sind, sowie in Fälle wie kayirâ scheint 72 die (scheinbare) überzähligkeit sogar mehr eine bloße Frage der Schreibung zu sein. Anfangsauflösungen des Typs bhavati machen zwar, statistisch gesehen, den relativ größten Teil der Ursachen für die überzähligkeit von Zeilen aus (34% aller über­ zähligen Zeilen sind es aufgrund einer Auflösung dieses Typs), aber es gibt auch eine stattliche Anzahl von Belegen, an denen anscheinend beliebige Laute Träger einer Anfangsauflösung sind: 148 Metrik § 107 UV PDhp Pali GDhp Belege in - akaraparp akaraparp - §§ 63, 66, 95 - athavä athavâ [adha] § 78 adhiganturp - - - § 96 adhiväsayed - (Ud adhivâsaye) - § 41 anapekçinah anapekhino anapekkhino (apavehipo) § 41 anuparigamya - (Ud anuparigamma) - § 46 [nopahatä] anupahato - - § 63 - anupâdiyâno anupâdiyâno (apuvadi'anu) § 41 - anuyutto - - § 96 anuliptalj - - - § 102 aparisuddharp - - - § 76 - apaviddharp apaviddharp - § 96 - abalarp - - § 79 abhibhüya adhibhüya abhibhuyya - § 41 (abhivädanarp) abhivâdanâ abhivâdanâ (ahivadapa) § 41 - - amatogadharp - - aratin § 96 - asatârp, ân asataip, -an §§ 79, 96 aâubhânu0 aâubhânu0 asubhânu0 §§ 78, 106 - asatan - § 96 itaretarena - (Tha itarîtarena) § 78 ihavedikä - (Ud sakavediyâ) § 41 - udayarp - § 77 upadhirp - (SN upadhirp) § 48 karapîyarp - - § 96 gfhakâraka0 - gahakârakarp § 78 - caratha [hotha] - carati [UV, Dhp yâti] [yadi] § 51 tagararp - - - § 78 tapati tapati tapati (tavadi) § 98 damayed [dântâ] [dantâ] - § 98 daharo - durabhiramarp - durabhiramarp nagaropamarp nagaropa- - nirayarp [nopahatä] anupahato § 78 § 60 [UV-Mss. dahro] § 78 (dru'abhiramu) § 95 nagarûpa- - § 41 nirayaip - § 52 - - § 63 149 §107 Zusammenfassung UV PDhp Pali GDhp Belege in [paridhâsyati] (paridhehiti] paridahessati [parihasidi] § 66 - parinibbânti parinibbanti - § 52 parinirvçto - (SN parinibbuto) - § 41 parimasâttânam - - § 50 - puruça- purisa [prodhu] §§ 78, 93, 98 puruçasya [poçasya] [posassa] - § 96 §§ 96, 102 (Skr. pra-ci-) pacinantarp pacinantarp - (Skr. pratikfta-) patikata0 (Jât patikata0) (parjikama) § 46 (pratipanna) patipannâ patipannâ - § 102 pratipannakâh [patipannâ] [patipannâ] - § 78 (Skr. *pratimçs-) - patimâse - § 53 parjiruva § 102 pratirûparp - - pratirûpakaip - (SN patirûpako) - § 41 (pratilâbha-) - (patilâbho) “pradilabhu § 96 pratividhyate - - [padiviju] § 78 prapatanti - - - § 102 - prasahate (p)pasahati (prasahadi) § 93 [praharen] - pahareyya § 96 priyataram - (Ud piyataram) § 46 priyarûpa0 - (Ud piyarûpa0) § 78 - bahubhârçikarp - § 78 - maraijopeto - § 80 mahate - - § 78 [alpabhârjirp ] - mitabhârjikarp § 78 mithilâyârp - (Jât mithilâya) § 80 - labhate - § 78 - vanathan vanathan § 96 (Skr. vi-lap-) vilapatârp - § 50 °vi$ayam - [Itiv “dheyyarpl § 101 (Skr. vi-hç-) viharantarp viharantarp (viharadu) §§ 102, 106 (Skr. vi-hç-) vihararpti viharanti - §§ 102, 106 - saranam - - § 56 - sucaritarp sucaritarp - §§ 51, 63 (Skr. spçh-) prihayanti pihayanti - § 102 150 Metrik § 107 Einige Belege sind unsicher, aber insgesamt dürfte kein Zweifel an der Regularität dieser Art der Auflösung bestehen. Man kann versuchen, die Belege zu klassifizieren. Relativ häufig sind Anfangs­ auflösungen, bei denen isolierbare Worteinheiten Träger der Auflösung sind wie adhi-, anu-, abhi-, iha°, grha0, pari-, prai-, wie etwa die Belege agara, prapaani, priya0. Aber dies ist keinesfalls die Regel, sucaria, iarearena zeigen. In einigen Fällen ist ein Alpha privativum Träger der ersten der beiden Kürzen einer aufgelösten Länge, so in anapeksinah, aparisuddham und auch anupahao (Skr. nopaaä). In nicht wenigen Fällen steht in irgend einer Form -r- in der Nachbarschaft der Auflösungssilben (priyaaram, karanlyam, sucariam), aber auch dies gilt keineswegs für alle Belege. Ich bezeichne diese Form der Anfangsauflösung als Typ pratirüpa. Er ist offenbar nicht an bestimmte verbale Träger gebunden, wie dies beim Typ bhavati offensichtlich der Fall ist. Gelegentlich mag man schwanken, ob die Sprache eine Rolle gespielt hat, so in dem eben genannten Fall anupahao/nopahaä. Zu dahara ist zu sagen, daß im UV einmal dahra geschrieben wird. Zu purusa/purisa gibt es die Parallelformen posa (Dhp) und posa (PDhp, auch in UV-Hss.), die in den Texten gelegentlich neben purusa/purisa belegt sind. Aber angesichts der hier aufgeführten Belege bin ich nicht sicher, ob man purusa/purisa und posa/posa in den Pkr.-Texten tatsächlich als gegen­ einander vertauschbare Wörter gebraucht hat. Bei den Beispielen für den Auflösungs­ träger -apa- könnte u. U. ein sprachlicher Grund für die Überzähligkeit vorliegen, aber dies ist unsicher (vgl. v. HINÜBER § 139). Da sich im ganzen keine besonderen Laute als Träger der Auflösung des Typs prati- rüpa identifizieren lassen, wird man hinsichtlich ihrer Beurteilung annehmen können, daß es sich primär um eine Möglichkeit des Metrums handelt. Eine Auflösung dieses Typs findet sich in etwa 30% der hier untersuchten Zeilen. Daß es durchaus angebracht ist, Anfangsauflösungen des Typs bhavati von solchen des Typs pratiarüpa zu unterscheiden, zeigt sich dadurch, daß die Skr.-Lautverbin­ dungen -ava-, -aya- und auch -iya- sowie Pkr.-Formen, die sich auf Aufspaltung der Konsonantengruppe -ry- zurückführen lassen, auch als Träger interner Auflösung vorkommen können: §107 Zusammenfassung 151 UV PDhp Pali GDhp Belege in adhyavasitä - [P. ajjhosita-] - § 42 - - ädiyati - § 104 ubhayatas - (AN ubhayena) - § 76 [Skr. aisvarya] essariyarp issariyarp - § 98 [kadarya-] [kadaryya-l kadariya- - 43, 81 [jägarya-] jâgarikâm - - § 87 desayati [deseti] [dîpeti] [deéedi] §§ 98,104 [na . . . ädatte] - nâdiyati (na adi'adi) § 104 - pajikayirätha (Jât idem) - § 46 bhävayata [bhävetha] [bhävetha] - § 66 bhävayati - [Tha bhâveti] - § 42 varjayate - - - § 104 värayati - [SN vârenti] - § 104 - sacchayanarp - - § 59 - sarpbhavati [P. sambhoti] - § 98 PDhp jâgarikâm ist vermutlich nur ein Fehler für *jâgariyâm. - Es lassen sich in den hier untersuchten Texten keine Belege dafür finden, daß beliebige Laute Träger einer internen Auflösung wären. Es sind hier ausschließlich jene besonderen Laute als Träger einer Auflösung zu identifizieren, die für den Typ bhavati kennzeichnend sind. Ich bezeichne den Typ der internen Auflösung als Typ bhfivayati. Es gibt nun ein paar Fälle, die typologisch ähnlich zu beurteilen sind wie bhavati neben bhodi und bhävayai neben bhävei, nur daß nicht zwei Kürzen im Metrum als eine Länge zu betrachten sind, sondern ein Jambus bzw. Trochäus: UV PDhp Pali GDhp Belege in pravartayiçye - [Vin pavatteturpl - § 99 (Skr. bhavi$yati) bhaviçyati bhavissati [bheçida] § 97 - vehâyasarp [P. vehâsa-?] - § 65 (Skr. spçh-) pçhayant' [pihet1] [*svihedi] § 53 Bei diesen Belegen, die man als Pseudo-Auflösung bezeichnen könnte, handelt es sich deutlich nicht um eine Auflösung im Sinne einer Möglichkeit des Metrums; es handelt sich um ein sprachliches oder auch nur die Schrift betreffendes Phänomen, das mit einer Regel des Versbaus nichts zu tun hat. Fälle, in denen (metrisch gesehen) ein Jambus oder Trochäus an der Stelle einer Länge steht, sind dem gegenüber beim 152 Metrik § 107 Typ pratirûpa nicht festzustellen. Möglicherweise ist UV 674c bhavay ( v —) als eine Länge aufzufassen (§ 78); zu PDhp 284e "bhänikam und Dhp °bhäninam ist UV °bhänim und Sadd °bhäni(na)m zu vergleichen (§ 78). Aber in diesen Fällen kann auch eine Auflösung des Typs prati- rûpa an anderer Stelle der Zeile vorliegen. Hiermit sind die Möglichkeiten der Anfangs- und internen Auflösung beschrieben. Eine Reihe verschieden gearteter Fälle läßt sich bei externer Auflösung unterscheiden. Zunächst ist auf einige Beispiele externer Auflösung in Fällen hinzuweisen, in denen eine Verbindung Negation + Folgewort (meistens ein Verb) vorliegt. Offenbar können die Silbe der Negation und die erste Silbe des Folgewortes Träger einer Auflösung sein: UV PDhp Pali GDhp Belege in [nopaiti] na upeti [Itiv nopeti] - § 64 - - na parihäyati § 66 na punar - - - § 53 [na bhajet) na bhajetha [na bhaje] - §§ 51, 78 na rajomalarp - - - § 41 - na labhate - - § 60 [na vyati-1 na samitivijjhati na samati- (na samadi-) § 57, 63 Nur in einem Fall läßt sich ein rein sprachlicher Grund für die Auflösung annehmen (na upei/nopei); offenbar ist hier im PDhp der anzunehmende Sandhi in der Schrift nicht notiert. Die übrigen Belege aber lassen sich nicht in einer ähnlichen Weise durch Sandhi erklären; sie deuten in ihrer Gesamtheit darauf hin, daß es sich bei dem Typ na labhate primär um eine Möglichkeit des Metrums handelt. Eine Erklärung für diese Form der externen Auflösung könnte sein, daß na labhae im Versmaß wie eine Auflösung des Typs pratirûpa behandelt ist. Bei der Verbindung na + Folgewort finden sich allerdings auch Fälle, die insofern an bhavisyai und pravarayisye erinnern, als hier ein Jambus an einer Stelle steht, an der man eine einfache Länge erwartet: Belege in____ UV PDhp Pali GDhp [nocâvacâh] [noccâvacarp] na uccâvacarp (na ucavaya) § 94 [*necche] nayicche (na ichi) § 44 Möglicherweise gehören hierher auch PDhp 217b na eam neben Dhp n' eam (§ 56) §107 Zusammenfassung und PDhp 8e na prasahae 153 mit Dhp na (p)pasahai (§ 93). - In Fällen wie nayicche dürfte ein nicht geschriebener Sandhi die Ursache der überzähligkeit sein. Es ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, daß die Negation na im Prakrit "nicht selten mit dem Anfangsvocal des folgenden Wortes, besonders wenn dies ein Verbum ist", einen Sandhi eingeht. Ferner: "In solchen Fällen ist na proclitisch und wird wie das erste Glied eines Compositum behandelt ... In weitaus den meisten Fällen ist aber na nicht proclitisch" (P1SCHEL § 170). In jedem Fall scheint bei einer Verbindung aus der Negation und einem Folgewort eine besonders enge Verbindung voraussetzbar zu sein. Die Typen na labhate und nayicche - wie ich die beiden hier unterscheidbaren Formen nennen möchte - sind in etwa fünf Prozent aller überzähligen Zeilen festzustellen. Auffällig sind die zahlreichen UV-Belege für eine externe Auflösung, bei denen eine Verbindung Nomen + Enklitikon vorliegt und der kurze Auslaut des Nomens und der Anlaut des Enklitikons sich als die Träger einer Auflösung identifizieren lassen. Besonders häufig ist die Vergleichspartikel iva, die sich in ähnlicher Konstel­ lation auch im PDhp findet; daneben finden sich api, ii: 154 Metrik § 107 UV PDhp Pali GDhp agnir iva [aggîva] [aggî va) - § 56 abaläsva iva - - [avalasa va] § 77 [amitrair iva] amitreija-r-iva ]-tten' eva] - § 56 [amitrair iva] amitrehi-r-iva I-tten' eva] [-trehi va] § 56 içukâra iva [°kâro va] [°kâro va] - § 51 udabindur iva [°bindû va] (°bindû va] - § 51 kçîram iva [chîrarp va] [khîran va] - § 66 naijâgâram iva - - [nacjakara ba] § 56 naga iva - - - § 84 bhavyarüpa iva - [Ud °rûpo va] - § 60 bhräntam iva - [bhantaip va] [bhada va] § 56 rathakära iva - - [radhe'aro va] § 77 lohârdhamâça iva - [SN °mâso va] - § 46 sastram iva - - - § 66 alpam api [apparp pi] [appam pi] [apa bi] § 42 ekam api - [ekam pi] [eka bi] § 42 etad api [etappi] [etam pi] [eda bi] § 42 Belege sarîram api - [sarîram pi] (sarira bi] § 46 nänurakta iti - - - § 88 salyam iti - [SN sango ti] - § 48 sreçtham iti - - - § 66 In diesen Fällen ist sämtlich anzunehmen, daß im UV und PDhp der kurze Auslaut eines vorhergehenden und der kurze Anlaut eines folgenden Wortes zusammen an der Stelle einer Länge stehen. Es gibt nun einige Stellen, in denen etwas ähnliches vorzuliegen scheint, nur daß es sich bei dem Folgewort nicht um iva, api oder ii handelt: §107 Zusammenfassung UV 155 PDhp ayam aham Pali GDhp Belege in (Ud ayam aham) - § 42 yattha arahanto [yatthärahanto] [bata . . . 'yarp] sa imârp - § 106 vata ayarp [vaf ayarp] [vada'i] § 77 “dhammam iha - - § 63 (so imârp) (so imarp) (so ida) §§ 78, 91 [nirayây1 upa-] [narakân upa-] nirayâya upa- [niraya uva-1 § 51 [kusalasyopa-J kusalassa apa- kusalassa upa- - § 51 pamädam anu- - § 88 (-ânâm adars-) priyassa adarps- piyänam adass- - § 82 - Im Falle von UV, Ud ayam aham und PDhp yaha arahano muß angenommen werden, daß der in der Sandhi-Fuge stehende Vokal lang ist. Ud ayam aham ist nach CPD s. v. aham mit Kontraktion als ayaham aufzufassen. Dies entspricht der aus dem Mittelindischen bekannten Sandhi-Regel, daß ähnliche Vokale in ihre Länge verschmel­ zen können, und ebenso ein auslautender Nasal mit einem anlautenden Vokal kon­ trahiert werden kann (v. HINÜBER §§ 265, 268). Im Falle von PDhp vata ayam muß in der Sandhi-Fuge nach Ausweis des Metrums eine Kürze stehen. Der PDhp-Beleg dürfte dem Pali entsprechend zu beurteilen sein. In den übrigen Fällen könnte metrisch eine Länge oder eine Kürze stehen. Zu ver­ gleichen sind Sandhis wie P. bodhisaass' upahako oder idh1 üpapanno (GEIGER § 70). Zu sa imam vgl. Tha (aber nicht Dhp) so 'mam (§ 91). Wohl nicht hierher gehören PDhp 82d papassa akaranam (§ 63), Dhp 333d pâpânâm akaranam (§ 66), PDhp 358a usw. “päpassa akaranam (§ 95), PDhp 208a ca asaan und Dhp 418a ca arain (§ 96), da diese Stellen auch - und zum Teil besser - als Auf­ lösungen des Typs pratirüpa aufgefaßt werden können. Vielleicht hierher gehört dagegen PDhp 218c cavâri ca ayira-saccäni mit UV carya“ (§ 106). Ein Sandhi als Ursache der überzähligkeit ist in ein paar Fällen anzunehmen, in denen ein auslautendes -i einer Verb- oder Nominalform auf das anlautende a- eines Folgewortes trifft: UV PDhp Pali GDhp Belege in hoti akurvvato hoti akubbato ( . . . akuvadu) § 52 yânti asarpyyatâ - - § 61 Bei diesen Belegen muß - sofern ich sie richtig interpretiere - angenommen werden, 156 Metrik § 107 daß die beiden Kürzen -i a- metrisch nicht für eine Länge, sondern für eine Kürze stehen. Dies bedeutet, daß entweder der Auslaut oder der Anlaut als elidiert zu verstehen ist. Belege wie P. aphalä hoi 'kubbao (Sadd 516.29, vgl. § 52) sowie BUS pasyani nanya- für klass. pasyany ananya- (BHSG § 4.11) scheinen eher eine Elision des Anlauts nahezulegen. Möglicherweise gehört hierher auch parinibbâni anâsavâ (PDhp 125d, ähnlich Dhp [§ 52]), ferner das etwas undurchsichtige apai ädicco in PDhp 39a (§ 77) sowie, mit einiger Wahrscheinlichkeit Dhp 99a ramanîyâri aranfiâni (§ 79). Fälle, in denen sonst zwei Kürzen im Sandhi für eine Kürze stehen könnten ohne daß ein auslautendes -i beteiligt wäre, sind vielleicht noch PDhp 307bsStam ivobhaä (§ 52) und Dhp 162b sälam iv' ohaam (§ 61), sofern sich diese beiden Stellen durch einen Sandhi *sâl' ivobhatä erklären lassen. Vielleicht ist auch Dhp 277a sahkhârâ aniccâ als *sahkhâr' aniccâ aufzufassen (§ 103). Es scheint, daß man generell mit Sandhis rechnen kann, die nicht geschrieben, aber aufgrund der Metrik voraussetzbar sind. Hier gibt es auch Fälle, in denen ein Jambus, Trochäus oder sogar zwei Längen an einer Stelle stehen, an der wir nur eine Länge erwarten: PDhp Pali GDhp Belege in yassa asti - - 5 105 tesarp upa- [tesûpa-] - § 68 [ovadeyyânu-] - § 90 - - § 94 [pâpasyâkar-] (pâpassa akar-) pâpânarp akar- - §§ 63, 66 priyânâm adars- (-assa adarps-) (-ânam adass-) - § 85 UV [tesärp pra-) [avavadetânu-J ovadeyä anu- khiprarp ati- - § 65 dasannam anna - §§ 83, 86 trayânâm anya- [tihmarp anya-] [tinnam anya-] - § 86 dukkhassa antarp (-ass' antarp] dasânâm anya- - § 70 “ggâho itaro (“ggaha idara) § 68 malo istriye [mal' itthiyâ] - § 85 so imârp, -arp so imârp (so ida) § 89, 91 (-madu amuda0) § 95 eke tpa- - § 90 tamhi eva - - § 106 te upa- te upa- - § 52 vä ahmamayarp [v'asmamayarp) (sa imârp) -mâdo hy amçta0 -mâdo amata“ -mâdo amata0 - §107 Zusammenfassung 157 Auch in diesen Fällen dürfte die überzähligkeit der jeweiligen Zeilen darauf zurück­ zuführen sein, daß ein Sandhi nicht geschrieben wurde, der aber aus metrischen Grün­ den naheliegt und zum Teil in den Parallelen zu finden ist; vgl. PDhp malo isriye gegenüber Dhp mal' ihiyä mit Elision des Auslauts und PDhp ovadeyyä anu- gegen­ über Dhp ovadeyyänu- mit Kontraktion; zu so imam ist in Tha so 'mam mit Elision des Anlauts belegt. Zu PDhp amhi eva vgl. Pali-Sandhis wie gacchan' eva (GEIGER § 70). Zu Fällen wie priyânâm adarsanam vgl. BHSG § 8.123 sowie 4.29. Etwas pro­ blematisch ist der Fall UV rayânâm anyaamam (oben § 86). Die Metrik kann in diesen Fällen nichts aussagen darüber, welche Art des Sandhi - ob Elision des Anlauts, des Auslauts oder eine Kontraktion - ursprünglich anzunehmen ist, aber insgesamt sind wohl nicht geschriebene Sandhis als eine mögliche Ursache von überzähligkeit anzuerkennen. Möglicherweise liegt etwas ähnliches auch vor in PDhp 113d e upapajjaha Dhp te upapajjare (§ 52); vgl. auch PDhp parimasâânam mit mit Dhp paimäse aam (§ 53); PDhp 209a °ssuo ayam (§ 98); weniger wahrscheinlich ist Dhp 333d pâpânam akaranam (§ 66). Bei den Zeilen, in denen die Überzähligkeit auf verschiedene aus dem Mittelindi­ schen bekannte und zum Teil in Parallelen auch belegte Formen des externen Sandhi zurückzuführen ist, läßt sich mit der Regel "Zwei Kürzen sind eine Länge" am wenig­ sten ausrichten. Daß in den häufigen Fällen der Art saranam api gerade zwei Kürzen an der Stelle einer Länge stehen, erscheint eher wie ein Zufall, da andere Formen des Sandhi, in denen nicht zwei Kürzen einer Länge entsprechen, ebenfalls ausreichend zu belegen erscheinen. In etwa 16% der hier untersuchten Zeilen ist die überzähligkeit darauf zurückzuführen ist, daß ein Sandhi nicht notiert ist, der aufgrund der Metrik anzunehmen ist. Einge Fälle, bei denen - metrisch gesehen - der kurze Auslaut und eine erste kurze Silbe eines folgenden Wortes zusammen als eine Länge zu werten sind, lassen sich darauf zurückführen, daß die anlautenden Konsonantengruppen kl- und sn- als kil- und nah- geschrieben sind. Dies gilt für PDhp 265d cia-kilesehim (§ 59) und Dhp 422c nahäakam (§ 85). Vermutlich gehört auch Dhp 82d rahado hierher, auch wenn allein vom Pali aus gesehen eine Anfangsauflösung des Typs pratirüpa für rahado möglich ist (§ 81). In einigen Fällen dürfte die Überzähligkeit weder auf eine sprachliche oder auf die Schrift bezügliche Erscheinung oder eine Auflösung als Möglichkeit des Versbaus zurückzuführen sein, sondern darauf, daß der Text rein philologisch nicht in Ordnung ist. Solche Fälle sind: 158 Metrik § 108 UV 455b streiche bahulam (§ 47) PDhp 21b streiche ve (§ 67) 47a lies maaram piaram samhanä (§ 100) 51c streiche -pi (§ 78) 61d statt heam lies arn 107, 108a lies päparn kaam statt päpakam kaam (§ 78) 116a statt vânijena lies vanijo 129b lies vyäsaa-manasam sa vyäsaa-amanasam (§ 63) 185a lies assupao (§ 94) 260c statt bhijjîhii i lies bhijjai (§ 106) 289a väkka-karana0 wohl entsprechend Dhp väkkarana0 (§ 81) zu lesen 313c statt yâmânam lies wahrscheinlich yämam (§ 100) 331a streiche ha (§ 91) 347d lies ad hi statt tad ahi (§ 50). Dhp 52d lies kubbao statt sakubbao 317a streiche ca (§ 77) Einige Stellen bleiben unklar, so UV 54c (§ 106), 268c (§ 94); PDhp 10d (§ 47), 92a (5 78), 147c (§ 103), 179b (§ 72), 218c (§ 106), 258c (§ 83), 299b (§ 62); Dhp 127d (§ 47), 185a (§ 106), 218c und 274c (§ 106), 302f (§ 69), 329d (§ 47). 5 108 Folgerungen Im Vorherigen wurden die in §§ 41-106 ausgewiesenen Auflösungen in drei Hauptarten unterschieden, die wiederum in mehrere Typen unterteilt wurden. Man kann unterscheiden: Anfangsauflösung Typ bhavati Typ pratirüpa Typ bhaviçyati (Pseudo-Auflösung) Interne Auflösung Typ desayati Typ pravartayiçye (Pseudo-Auflösung) Externe Auflösung Typ na labhate Typ nayicche (Pseudo-Auflösung) Sandhi allgemein Fälle wie citta-kilesa §109 Unterzählige Zeilen 159 Eindeutig als eine Möglichkeit des Versbaus zu erkennen ist der Typ pratirûpa; mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dürfte dies auch für na labhate zutreffen. Für die Typen bhavati und bhavi$yati, für die beiden Typen interner Auflösung, für alle Fälle von externem Sandhi einschließlich des Typs nayicche sowie Fälle wie cittakilesa gilt offenbar, daß es sich primär um eine Frage des Sprache respektive ihrer Wiedergabe in der Schrift handelt. Dies ergibt sich insbesondere daraus, daß für 'Auflösungen' dieser Art das Entsprechungsverhältnis "Zwei Kürzen sind eine Länge" nur eine untergeordnete, mehr zufällige Rolle spielt: In bhavisyai steht ein Jambus, in so imam ein Trochäus, in ayam aham zwei Kürzen, in vä ahmamayam zwei Längen für eine Länge, usw. Fälle wie bhavati usw. können allein deswegen nicht als Beleg für eine Gestaltungs­ möglichkeit des Metrums gewertet werden, weil es eine andere Möglichkeit der Erklärung gibt. Allein die Typen pratirûpa und na labhate können demnach als echte Belege für die Möglichkeit der Ersetzung einer Länge durch zwei Kürzen angesehen werden. Von dieser Möglichkeit hat man in den hier untersuchten Texten in folgenden metrischen Positionen Gebrauch gemacht: Triçjubh vv — V — vv V v — Gerade Anuçtubh vv X vv vv V — V X Pathyä vv X X vv V VV vv X ma-Vipulä vv — V — — VV — X bha-Vipulâ vv — X — vv V V X X X ra-Vipulâ Alte Anuçtubh vv X X — — V VV X X X X V vv V v — X § 109 Unterzählige Zeilen Über die unterzähligen Zeilen sagt BECHERT: "Unterzählige Verse erklären sich im allgemeinen als durch die Umsetzung ins Sanskrit unmetrisch". Er gibt Beispiele A „ a 73 wie: upadruo 'smi marsa (für marisa), arhavam (für arahaam) ca me prapam. Der Bestand der unterzähligen Zeilen in den hier untersuchten Texten ist: UV PDhp Dhp gesamt unterzählige ungerade Anuçtubh-Zeilen 3 5 3 11 unterzählige gerade Anuç|ubh-Zeilen - 3 1 4 unterzählige Triçtubh-Zeilen 1 2 - 3 unterzählige Zeilen insgesamt 4 10 4 18 TABELLE 37 160 Metrik § 109 Es zeigt sich, daß die Unterzähligkeit nicht unbedingt ein Problem der Sanskriti­ sierung ist, da die (absolute) Zahl der unterzähligen Zeilen in beiden Prakrit-Texten nicht geringer ist als die im Sanskrit. Dennoch ist BECHERTs Einschätzung, wie wir sehen werden, richtig. Vielleicht sollte man den Begriff der "Umsetzung" als "un­ vollkommene Umsetzung" präzisieren, da die Fälle im Prakrit darauf hindeuten, daß es sich im ganzen eher um das Phänomen eines mangelhaften Textes handelt. In jedem Fall verbietet sich bei einem Gesamtbestand von 18 Belegen aus 6.469 Zeilen (= 0,02%) das Postulat einer Regel. In den beiden folgenden Zeilen wird man das dreisilbig geschriebene arhaäm in prakritischer Manier wie ein viersilbiges *arahaäm lesen: UV 187a yah éâsanarp hy arhatäm UV 219a âraddhâdhano hy arhatärp Es handelt sich offenbar darum, daß ein in der Schrift nicht vorhandener Vokal im Sinne des Versmaßes vorausgesetzt werden muß. Der Grund für das Phänomen ist die genormte Orthographie des Sanskrit bzw. das Bestreben, möglichst richtig nach dieser Norm zu schreiben. Die Struktur der Zeilen ist unter dieser Annahme ein regelmäßiges ra-na. Eine andere Möglichkeit, beide Zeilen metrisch sinnvoll zu verstehen, besteht darin, von einer silbischen Aussprache des hy auszugehen. In diesem Fall wäre der klassische Sandhi (-i a- zu -y a-) durchgeführt, ohne vom Versmaß her berechtigt zu sein. Die Struktur wäre dann ein ra-ja - eine nicht von vorneherein auszuschließende Form. Es gibt aber einen überlieferungsgeschichtlichen Aspekt, der es ebenfalls nahelegt, allein die erste Möglichkeit einer viersilbigen Aussprache des arhaäm in Betracht zu ziehen. Nehmen wir an, die erste der beiden Zeilen habe ursprünglich so gelautet: *yo säsanarp arahatarp In der Tat finden wir in Dhp 164a: yo sâsanam arahaam. Im Prakrit besteht die Möglichkeit, eine auslautende Nasalsilbe vor Vokal als Länge festzulegen, indem man -m schreibt. Die Orthographie des Sanskrit gestattet ein solches Verfahren nicht, man mußte also schreiben: ♦yah sâsanam arahatam Die Struktur bha-na mit ihren fünf aufeinanderfolgenden Kürzen ist aber metrisch unmöglich. Man hat deshalb den sogenannten Hiattilger eingefügt: *yah säsanarp hy arahatam Die Funktion des hy besteht hier darin, die vierte Silbe zu längen, so daß sich wieder eine reguläre Struktur ra-na ergab. Nun läßt sich nicht sagen, wann genau *arahaäm durch arhaäm ersetzt wurde, aber immerhin findet sich in UV 442a ein arahan (nicht arhan) geschrieben; wenn wir im UV noch eine solche Schreibung finden, deutet dies §109 Unterzählige Zeilen 161 auf einen relativ späten Zeitpunkt hin. Es ist nun offensichtlich, daß zu dem Zeitpunkt, als man das hy einfügte, die Zeile sehr wohl noch als na-Vipulâ und arhaäm somit als viersilbiges Wort aufgefaßt wurde, da sonst nicht einleuchtet, warum man den bha-Gana des ersten Versfußes zu ra modulierte. Im Falle von UV 219a läßt sich die Argumentation so nicht wiederholen, da hy dort in der Tat eine hiattilgende - genauer: elisionshemmende - Funktion hat. Wir können aber davon ausgehen, daß auch dort arhatäm als ‘arahatärn zu lesen ist. - Eine weitere unterzählige Zeile im UV ist: UV 356c niryânti dhîrâ lokân lokân ist ein Ablativ (es folgt mära°), der in der Parallelfassung pronominal gebil­ det ist: Dhp 175c nîyani dhîrâ lokamhâ. Somit scheint es sich beim UV wiederum um einen Fall (unvollkommener) Umsetzung ins Sanskrit zu handeln. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß die Handschriften nur niryä- zu Beginn der Zeile belegen, das übrige hat BERNHARD nach CHAKRAVARTIs Angaben ergänzt. Der tibetische Kommentar erklärt in der Folge: 'jig ren fies byuri nas - bran pa. Somit dürfte zumindest in der zweiten Rezension der Text etwas anders gelautet haben, vielleicht *lokân niryâni vai dhîrâ. - Unterzählig ist ferner: PDhp 15a tarp viseçatarp nâttâ Die Parallelen: Dhp 22a eam visesao navä, UV 85a eäm visesaäm jnävä, GDhp 116a eda visesadha nava. Offenbar ist im PDhp *etarn visesaam fiââ zu lesen. PDhp 59a mettrâ-vihârî bhikkhû Die Parallelen: Dhp 368a meâvihârî yo bhikkhu, UV 893a mairâvihârî yo bhi- ksuh. Der Schreiber des PDhp hat anscheinend *yo ausgelassen. PDhp 179c me atibalâ assa In Dhp 74c lesen wir: mam' eväivasä assu (FAUSBÖLL: mam' eva aivasä assu). UV 271c hat: marna praivasäs ca syuh. Die Zeile scheint im PDhp gestört zu sein, vgl. § 72. - Eine Haplographie ist: PDhp 337a näprasanna-cittena UV 835a hat: näprasannena ciena, entsprechend dürfte im PDhp ‘näprasannena cittena zu lesen sein. - Unklar ist: PDhp 184a yo bâlo bâlamânî Die Parallelen: Dhp 63a yo bâlo manhai bälyam, UV 559a yo jânîyâd aham bâla, Divy 490 yo bâlo bâlabhâvena. PDhp °mânî scheint irgendwie aus * mannai verderbt. Dhp 3c ye tarp upanayhanti FAUSBÖLL hat einen Text mit sa-Gana in der zweiten Zeilenhälfte ohne Zäsur nach der vierten Silbe: ye arn upanayihani . Eine einfache Pathyä hat die Burmanische Ausgabe: ye ca tarn upanayhani. Die Parallelen: UV 294c ara ye hy upanahyani, PDhp 5c ye äni upanahyani. Ob Dhp tarn entsprechend PDhp täni zu korrigieren 162 Metrik § 109 ist? Vielleicht ist auch FAUSBÖLLs Lesart der Vorzug zu geben, nur müßte man dann zwischen upa- und dem Verb eine Wortgrenze annehmen. Dhp 254a âkâse padarp n' atthi Dhp 255a âkâse padarp n' atthi Ebenso FAUSBÖLL, die Burmanische Ausgabe hat in beiden Fällen: âkâse vâ padarp n' ahi. Nur eine Parallele: UV 738a âkâse u padarp näsi. Die Lesart von Br scheint im Pali den Vorzug zu verdienen. - In geraden Anuçtubh-Zeilen sind vier Pädas über­ zählig, zunächst: PDhp 26b éânta-citto 'nuddhato Die Zeile ist ohne Parallele, zu lesen ist wohl *säna-cio anuddhao. PDhp 273d aprappäsava-kkhayarp Die Parallelen: Dhp 272d apao äsavakkhayam, UV 904b aprâpe hy äsavaksaye, GDhp 66d aprae asava-ksaye. Im PDhp ist offenbar zu lesen: ‘aprappo äsava-kkhayam. PDhp 274b 'prâpyâsava-kkhayarp Der Avagraha zu Beginn des Pâda (näyarp pramajjium kâlo 'prâpyâsava-kkhayarp) ist zu streichen und das Alpha privativum zu restituieren. UV 96ab hat sich bezüglich des Hiat so beholfen: nâyarp pramâdakâlah syâd aprâpe hy âsravaksaye. Authentisch wirkt GDhp 133ab: na’i kalu pramadasa aprai asava-ksaye. Dhp 261d thero ti pavuccati Der Kontext ist: sa ve vanamalo dhîro hero i pavuccai. FAUSBÖLL hat in seiner zweiten Edition ein *haviro angenommen. UV 244d hat: sa vai shavira ucyae, vom PHMs ist erhalten: (v)ai s(h)ero i uc(y)ae. Eine nur ungefähre Parallele ist GDhp 68d: so du bhikhu du vucadi [du steht für di, vgl. BROUGH c. 68]. Dhp ist vielleicht haplographisch für: *sa thero ti pavuccai. - Nur scheinbar unterzählig ist die folgende Triçjubh-Zeile mit einem Trochäus in den Mittelsilben: UV 765b susaipvidhäne na sarpvidhänam Wenn wir für das auslautende -a der sechsten Silbe die Lizenz einer Länge anneh­ men, haben wir eine Struktur mit Spondeus in den Mittelsilben und einer Zäsur nach der fünften Silbe. - Nicht in ähnlicher Weise aufzufassen ist: PDhp 143d putreso dâresu yâ apekhä Die Parallelen: UV 50d puresu dâresu ca yâ aveksâ, Dhp 345d puesu dâresu ca yâ apekhä, GDhp 169d puresu daresu ya ya aveha. Im PDhp lesen wir besser: *puresu dâresu ca yâ apekhä. Da keine Zäsur nach der vierten Silbe steht, muß auch die dritte Silbe lang sein. PDhp 330a aââo va bhadro kaçâya puttho Die Parallelen: UV 395a bhadro yahasvah kasayäbhisprsa , Dhp 144a asso yaha bhadro kasäniviho . Mit dem Pali stimmt die Lesart des PHMs eher überein: asvo §§110-111 Vaitâlîya 163 yathâ bhadra kasâbhis(p)r. . . Somit scheint PDhp va ein Fehler zu sein für *yahä, jedoch ist der Fall nicht eindeutig. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß unterzählige Zeilen meist auf die Sanskriti- sierung oder einen nicht korrekt überlieferten Text zurückzuführen sind. Eine das Prinzip der Auflösung ("Zwei Kürzen sind eine Länge") umkehrende Regel ("eine Länge steht für zwei Kürzen") läßt sich nicht erkennen. 110 Vorbemerking zu den morenzählenden Versmaßen In der UV-Ausgabe ist eine Zeile nicht richtig abgetrennt: statt: 186cd anavadyabalas titîkçate lies: 186cd anavadyabalas titîkçate târp târp manaso hy âvilatârp vivarjayitvâ manaso hy âvilatârp vivarjayitvâ Auf diesen Fehler hat bereits HAHN (GGA 231 [1979] p. 284) hingewiesen. - Im PDhp sind mehrere Zeilen nicht richtig abgetrennt: statt: 52cd ajjhatta-rato samähito eko sarptuçito tarn ähu bhikkhurp lies: 52cd ajjhatta-rato samähito eko sarptuçito tarn ähu bhikkhurp statt: 118bc uddhukitas payirâ ti lies: 118bc uddhukitas payirâ ti accayâ accayâ puruçasya adhamma-cârirjo puruçasya adhamma-cârirjo statt: 119bcd ârjittena saramhi dahyamâne muttâmarji phajika-rajata-heto vyâyamanti api nîharema kirpci lies: 119bcd ârji'tena saramhi dahyamâne muttâmarji phajika-rajata-heto vyâyamanti api nîharema kirpci PDhp 118 und 119 sind, metrisch gesehen, etwas merkwürdig und auch ohne Parallele. 111 Morenzählende Versmaße im allgemeinen Die Struktur sowohl der alten Aryä als auch des Vaitâlîya läßt sich als aus drei Garjas oder Versfüßen bestehend beschreiben, die jeweils vier Moren haben/"* Gerade Zeilen beginnen mit einem Auftakt, der in der Regel zwei Moren hat. Der erste Gai)a der 164 Metrik § 112 Struktur kann im Rahmen der vier Moren, die der Versfuß in der Regel hat, frei gestal­ tet werden. Zweiter und dritter Gaija unterliegen einer stärkeren Reglementierung. Die Strophen mit morenzählenden Versmaßen in den drei hier untersuchten Texten folgen - mit einer Ausnahme - der Variante, die man als Vaitâlîya bezeichnet: Der zweite Versfuß ist ein Spondeus oder ein Anapäst, der dritte immer ein Amphibrachys. In diesem Punkt unterscheidet sich das Vaitâlîya von der Aryä: Bei der Aryä ist der zweite Versfuß in der Regel ein Amphibrachys, der dritte ist ein Anapäst oder Spon­ deus; zwei Beispiele zur Verdeutlichung: Ud n 7 te ve khaijanti aghamularp ( — /v-v/vv-/x) Dhp 240a ayasâ va malarp samu^hitarp (vv-/vv-/v-v/x) Zweiter und dritter Versfuß werden also beim Vaitâlîya und der Aryä jeweils durch genau die entgegengesetzten Ganas ausgefüllt. Das einzige Beispiel für eine AryäStrophe in den drei hier untersuchten Texten ist UV 132. Nach dem Kommentar ge­ hören UV 131-132 zusammen, und in der Parallele im Pali (Ud II 7) sind beide Strophen eine Aryä. In der ersten und wohl auch in der zweiten Rezension - das Tibetische ist aber nicht eindeutig - ist die erste der beiden Strophen auf eine gewöhnliche Anuçtubh reduziert. Im UV haben 66 Strophen, im PDhp 44 und im Dhp 32 das Vaitâlîya als Versmaß. Eine Strophe im UV ist sechszeilig, so daß sich ein Gesamtbestand von 266 Zeilen im UV, von 176 Zeilen im PDhp und von 128 Zeilen im Dhp ergibt. Es ist - wie bei der Anu^tubh und anders als bei der Triçtubh - zwischen geraden und ungeraden Zeilen zu unterscheiden. 112 Vaitâlîya und Aupacchandasaka Der Ausgang gerader wie ungerader Zeilen ist gleich gestaltet. Beim Vaitâlîya im engeren Sinn schließt die Zeile mit einer einfachen Syllaba anceps; Beispiel: UV 89a utthânavatalj smçtâtmanali ( — vv-v-v/x) Daneben besteht die Möglichkeit, die Syllaba anceps im Ausgang der Zeile durch eine Länge zu ersetzen und dieser Länge wiederum eine Syllaba anceps folgen zu lassen. Diese Variante nennt man Aupacchandasaka: UV 354a hetuprabhavarp sadä hi duhkharp ( — vv-v-v/-x) Der einsilbige Ausgang ist in allen drei Texten beliebter als der zweisilbige: §113 Vaitâlîya 165 TABELLE 38 UV PDhp Dhp gesamt einsilbiger Ausgang (Vaitâlîya) 180 92 116 388 zweisilbiger Ausgang (Aupacchandasaka) 85 83 12 180 sonstiger Ausgang 1 1 - 2 Zeilen insgesamt 266 176 128 570 Der Anteil der Aupacchandasaka-Zeilen ist im Dhp (9%) erheblich niedriger als im UV (32%) und im PDhp (47%). Bei den zwei Belegen für einen anders gestalteten Aus­ gang handelt es sich um die folgenden Zeilen: UV 71d duhkhatp yânti punah punas cirarâtram PDhp 119a yatha(?)-ggrahapatayo prabhûta-ratanâ Im UV scheint cirarâram ein Fehler zu sein für *ciräya. Die Parallelen lesen: Dhp 342d dukkham upeni punappunam ciraya, GDhp 95d yokam a'edi punapunu cira'i, PDhp 149d gabbham upeni puna-ppuno ciram pi. Allerdings deutet UVT yari dar yar du sdug bsnal hob par 'gyur auf einen Text, der nur duhkham yâni punah punah lautet (dies wäre eine Anujtubh-Zeile mit ta-ja); der Kommentar bestätigt in dieser Hinsicht den Befund von UVT. Im PDhp läßt sich leicht anstelle des Anapästs im Ausgang ein regulärer Spondeus erreichen, wenn wir raanä als *ranä lesen. Im übrigen läßt sich das Verhältnis von Vaitâlîya zu Aupacchandasaka vergleichen mit dem Verhältnis von Tri^Jubh zu Jagatî. In der Mehrzahl der Fälle besteht eine Strophe entweder aus vier (in einem Fall sechs) Zeilen mit einsilbigem Ausgang (Vaitâ­ lîya) oder aus vier Zeilen mit zweisilbigem Ausgang (Aupacchandasaka). Der Anteil der Mischstrophen ist mit insgesamt 15 von 142 Strophen (= 11%) beim VaitâlîyaAupacchandasaka um einiges niedriger als der Anteil der Mischstrophen bei der Tri- îtubh-Jagatî (23%). Es ist auch interessant zu beobachten, daß beim Vaitâlîya - wieder im Gegensatz zu den Verhältnissen bei der Triçtubh - das PDhp der Text ist, der den geringsten relativen Anteil an Mischstrophen aufweist. Von den 66 Strophen des UV entfällt ein Anteil von 59 auf reine Strophen (= 89%). Mit 27 reinen von 32 Strophen (= 84%) liegt dieser Prozentsatz beim Dhp noch etwas niedriger. Dagegen sind beim PDhp 41 von 44 Strophen (= 93%) reine Strophen. Die Belege für Mischstrophen im einzelnen sind: UV 649, 692, 752, 756, 879, 926, 949; PDhp 52, 149, 151; Dhp 179, 342, 344, 362, 371. 5 113 Der Auftakt in geraden Zeilen Während ungerade Pädas mit dem ersten Gana einsetzen, steht in geraden Zeilen vor dem ersten Versfuß ein Auftakt, der meistens zweimorig ist, also aus einer Länge 166 oder zwei Kürzen bestehen kann - Beispiele: UV 69b tççrjâ vardhati mäluteva hi ( - / — vv-v-vx) UV 69d phalam icchann iva vänaro vane (vv / — vv-v-vx) Neben diesen Formen des zweimorigen Auftakts findet sich auch ein dreimoriger Auftakt, und zwar ein Trochäus ( - v ). Die insgesamt 18 Belege für den Trochäus gebe ich hier vollständig; diese Form des Auftakts ist offenbar regulär: UV 66b tîvrarâgasya subhânudarsinah UV 70b saumanasyäni bhavanti jantunah UV 89d hy apramattasya yaso 'bhivardhate UV 215d svâni karmätji nayanti durgatim UV 680d asti tasya vipâka iti näsvaset UV 684b pâpakarmâ hy ubhayatra éocati PDhp 3b päpa-kamme [ubhayalttha éocati PDhp 148b somanassäni bhavanti jantuno Dhp 15b pâpakârî ubhayattha socati Dhp 17b pâpakârî ubhayattha tappati Dhp 24d appamattassa yaso 'bhiva<J<jhati Dhp 95b indakhîlûpamo tâdi subbato Dhp 237b sampayâto 'si yamassa santike Dhp 341b somanassäni bhavanti jantuno Dhp 343d bhikkhü âkahkhî virâgam attano Dhp 349b tibbarâgassa subhänupassino Dhp 349d esa kho dajharp karoti bandhanarp Ein etwas unsicherer Beleg ist: PDhp 301b uttavâC) nindati yo praäarpsiye In Sn 658b lesen wir: tarn vä nindai yo pasarnsiyo, etwas anders UV 183b: tön api nindao ye prasamsiyâh. In PDhp 80c hat sich uttavä als ein Fehler für athavä erwie­ sen, vgl. § 30. - Eine Übersicht über die Formen des Auftakts gibt die folgende Ta­ belle: TABELLE 39 UV PDhp Dhp gesamt zwei Kürzen im Auftakt 64 53 29 146 eine Länge im Auftakt 62 30 25 117 Trochäus im Auftakt 6 3 9 18 sonstige Formen des Auftakts 1 2 1 4 133 88 64 285 gerade Zeilen insgesamt 167 Auffällig ist der hohe Anteil der Zeilen mit Trochäus im Dhp (14%) gegenüber dem deutlich niedrigeren Anteil im UV (5%) und im PDhp (3%). Bei den Zeilen mit einem Auftakt, der nicht zweimorig oder ein Trochäus ist, handelt es sich einmal um den folgenden Päda, dessen Auftakt ein Amphibrachys zu sein scheint: PDhp 160d sakâni kaipmärji nayanti doggatirp Es ist zweifelhaft, ob der Text richtig ist. In Dhp 240d lesen wir: sakakammäni nayani duggaim; FAUSBÖLL und drei der Textzeugen in der PTS-Ausgabe (Br, K, Cn) haben: sâni kammäni, diese Lesart scheint etwas besser; es ergibt sich dann ein trochäischer Auftakt, und dies stimmt auch mit UV 215d sväni karmäni überein. Bei PDhp sakâni kammäni scheint es sich um eine Dittographie (für sâni kammäni) zu handeln. - Einen scheinbar jambischen Auftakt hat: PDhp 160b tato utjhäya tarn eva khädati Wahrscheinlicher als die Annahme eines jambischen Auftakts ist, daß für das aus­ lautende -o die Lizenz einer Kürze gilt. In UV 215b finden wir: sa aduhäya eva khädai. arn Einen Auftakt aus einer einfachen Kürze hat die Parallele zu dieser Zeile im Pali: Dhp 240b tad ujjhäya tarn eva khädati Auch hier scheint die Überlieferung gestört. Br liest tatufjhäya, vielleicht ist wie im PDhp ao ujhäya zu lesen. - Einen Amphibrachys im Auftakt scheint die folgende Zeile zu haben: UV 692d na târkiko bhâsati nâsya srävakalj Die Zeile ist etwas schwer zu beurteilen. Divy 163 zeigt eine noch stärkere metri­ sche Irregularität: na ârkiko bhäsae na cäsya srävakah. In Ud VI 10 hat der Heraus­ geber die Zeile für eine Prosapartie gehalten: na akkikä sujjhani na c' äpi sävakä. Im UV läßt sich ein korrektes Metrum erreichen, wenn wir das auslautende -a der ersten Silbe als Länge und das auslautende -o der vierten Silbe als Kürze werten sowie vor sr- eine Kürze der neunten Silbe annehmen; aber ich gebe zu, daß diese Interpre­ tation im ganzen etwas konstruiert erscheint. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß im Auftakt der geraden Zeilen zwei Kürzen, eine Länge oder ein Trochäus möglich sind. Andere Formen des Auftakts sind offenbar irregulär. 5 114 Die Bildeweise der Struktur ■n Analogie zu den Verhältnissen bei der Anuçjubh und der Triçtubh verstehe ich unter des Struktur des Vaitâlîya die metrische Gestalt einer Zeile ohne Berücksichtigung des zwei- oder dreimorigen Auftakts in geraden Zeilen und des ein- oder zweisilbigen 168 Metrik § 114 Ausgangs in geraden wie ungeraden Zeilen. Die Struktur besteht in der Regel aus insgesamt zwölf oder vierzehn Moren, die sich in drei Versfüße gruppieren lassen. Als viermorige Versfüße kommen in Frage: Anapäst, Daktylus, Amphibrachys, Spondeus und Prokeleusmatikus. In der Regel läßt sich eine Struktur mit zwölf Moren in drei viermorige Versfüße gruppieren. Es besteht aber auch die Möglichkeit, den ersten und zweiten Gana zu einem achtmorigen Gebilde zusammenzufassen, das nicht in zwei Hälften teilbar ist. Sofern der dritte Versfuß - wie es in der Regel der Fall ist - durch einen Amphibrachys ausgefüllt wird, entsteht in der Struktur eine Folge von vier Trochäen. Ich gebe zum Beleg sämtliche Zeilen mit dieser Struktur in ungeraden Versvierteln: UV 371c sântimârgam eva bçiphayen UV 751a yasya ha prapancitarp hi no sat UV 753a yasya jâlinî viçaktikâ UV 873a piijcjacârikâya bhikçave UV 874a piijijapâtikâya bhikçave PDhp 278a yassa jâlinî visattikâ PDhp 301a yo hi nindiye prasaipsati Dhp 180a yassa jâlinî visattikâ Dhp 236a so karohi dîpam attano Dhp 238a so karohi dîpam attano Bei dieser Form des Metrums ist die zwölfmorige Struktur nicht in drei viermorige, sondern eher in vier dreimorige Versfüße zu unterteilen. Eine solche viergliedrige Struktur scheint auch in folgender Zeile vorzuliegen, deren vierter Versfuß - bei dieser Betrachtungsweise - einen Jambus zeigt: Dhp 371a jhâya bhikkhu mâ ca pamädo Ich halte diese aus vier dreimorigen Gapas bestehenden Strukturen für regulär. - Der erste Versfuß kann nun auch durch einen Gana ausgefüllt sein, der nicht vier, sondern insgesamt sechs Moren hat. Bei dieser Form des ersten Garja hat die Struktur nicht zwölf, sondern vierzehn Moren. Ich gebe zum Beleg alle ungeraden Zeilen, die einen solchen sechsmorigen Gaija im ersten Versfuß haben: UV 284c âhârah sthitaye tu vidyate UV 692a evarp bhâsitam âsi tärkikair UV 841a âtâpî vihara tvam apramatto PDhp 149c te sarpyojana-sahga-sanga-sattä PDhp 302c saddhammarp pi sa hâyi âttanâ Dhp 45c sekho dhammapadarp sudesitarp UV 879a hastasaipyatati pädasarpyato §115 Vaitâlîya 169 PDhp 52a hasta-sarpyyato pâda-sarpyyato Dhp 362a hatthasannato pâdasannato UV 66a vitarkapramathitasya jantunas UV 67a vitarkavyupasame tu yo rato UV 794c akhilarp tarp sukhinatp sadâ visokarp Dhp 237c vâso pi ca te n' atthi antarâ Die beschriebenen Bildegesetze für das Vaitâlîya gelten in der gleichen Weise für gerade wie ungerade Zeilen. Die verschiedenen Bildungs- und Kombinationsmög­ lichkeiten finden sich allerdings in unterschiedlicher Gewichtung hinsichtlich der Häufigkeit ihres Vorkommens in den Texten. Da sich in diesem Punkt gerade und ungerade Pädas voneinander unterscheiden, werde ich sie getrennt vorführen. Im ganzen dokumentiert sich in ungeraden Zeilen eine größere Variationsbreite bei der Bildung der Struktur als in geraden Zeilen. Eine Reihe von Zeilen haben eine drei- zehnmorige Struktur, einige haben Strukturen mit weniger als zwölf Moren; diese Fälle werden jeweils im Anschluß an die regulären zwölf- und vierzehnmorigen Struk­ turen erörtert. 115 Die Struktur in ungeraden Zeilen Reguläre und irreguläre Strukturen verteilen sich in den ungeraden Zeilen wie folgt: TABELLE 40 UV PDhp Dhp gesamt Zeilen mit 12 oder 14 Moren in der Struktur 113 69 52 234 Zeilen mit dreizehnmoriger Struktur 14 16 10 40 Zeilen mit weniger als 12 Moren 6 3 2 11 133 88 64 285 ungerade Zeilen insgesamt Die Zeilen mit Strukturen, die nicht 12 oder 14 Moren haben, lassen sich im allge­ meinen durch die Annahme einer Lizenz im Sinne einer regulären Struktur auffas­ sen. - Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die in regulären Zeilen vorge­ fundenen Formen der Struktur: 170 Metrik § 115 TABELLE 41 Struktur — vv-v-v Struktur (3x4 Moren) VV-VV-V-V UV PDhp Dhp gesamt 45 50 26 121 36 10 15 61 Struktur -vv — v-v 11 6 2 3 11 Struktur 11 4 1 1 6 Struktur -vvvv-v-v II 4 - - 4 Struktur vvvvvv-v-v II 3 - - 3 1 - - 1 1 - - 1 1 -------------- V-V Struktur v-v — v-v Struktur vv------- v-v tl Struktur vv-vv — vv II 1 - - Struktur — vvvvvvvv II - 1 - 1 Struktur -v-v-v-v (4x3 Moren) 5 2 3 10 Struktur -v-v-vv- II - - 1 1 (14 Moren) 3 2 1 6 Struktur -v-v — v-v II 1 1 1 3 Struktur v — vvv-v-v 11 2 - - 2 Struktur vv — vv-v-v II 1 - - 1 Struktur — vv — v-v 11 - - 1 1 113 69 52 234 Struktur ------- vv-v-v Zeilen mit regulären Strukturen Die Zeilen, deren zwölfmorige Struktur in vier dreimorige Gaijas teilbar ist, haben mit insgesamt 210 von 234 Zeilen einen Anteil von 90%. Zeilen, deren Struktur sich in vier dreimorige Gaijas unterteilen läßt, sowie Zeilen mit sechsmorigem ersten Gaija haben mit insgesamt 11 bzw. 13 Zeilen einen Anteil von je etwa 5% am Gesamt­ bestand der regulären Zeilen mit zwölf- und vierzehnmoriger Struktur. Wenn wir von der Gesamtzahl der Belege in den drei Texten ausgehen, läßt sich für die Struk­ turen mit drei viermorigen Gaijas folgende Analyse geben: TABELLE 42 im 1. Garja im 2. Gaija im 3. Gatja Es steht ein Spondeus 128 19 - Es steht ein Anapäst 63 190 - Es steht ein Daktylus 15 - 1 Es steht ein Prokeleusmatikus 3 1 1 Es steht ein Amphibrachys 1 - 208 210 210 210 Zeilen mit drei viermorigen Gaijas Im ersten Versfuß sind demnach Spondeus, Anapäst und Daktylus als übliche Formen §116 Vaitâlîya 171 zu betrachten. Der Spondeus herrscht deutlich vor (61%), gefolgt vom Anapäst (30%) und dem Daktylus (7%). Im zweiten Versfuß stehen fast ausschließlich Spondeus (9%) und Anapäst (90%), mit einem deutlichen Überwiegen des letzteren. Daktylus und Amphibrachys kommen im zweiten Gaija nicht vor (ein Amphibrachys würde bedeuten, daß es sich um eine Aryä handelt). Die beiden im ersten und zweiten Versfuß häufig­ sten Gapas, Spondeus und Anapäst, scheiden aus für den dritten Versfuß, der durch den Amphibrachys klar dominiert ist. Sofern ein Prokeleusmatikus in einem der drei Gapas, ein Amphibrachys im ersten oder ein Daktylus im dritten Gapa steht, handelt es sich im Einzelfälle, die indes nicht systemwidrig erscheinen. Die relative Seltenheit des Prokeleusmatikus erklärt sich durch die geringe Wahrscheinlichkeit, die eine Aufeinanderfolge von vier Kürzen in der Sprache von vorneherein hat. - Die Belege für die selteneren Versfüße im ein­ zelnen sind: UV 366c hrada iva hi vinîtakardamo UV 370a na chidyate yâvatâ vanarp UV 691a avabhâsati tâvat sa kçmir UV 840a ratim anusçtam indriyânugarp UV 840c yasa iha hi jahâti sarvadä PDhp 119c muttämapi pha(ika-rajata-heto §116 Ungerade Zeilen mit dreizehnmoriger Struktur Bei den Zeilen, deren Struktur insgesamt dreizehn Moren aufweist, steht meistens in einem der drei Gapas ein fünfmoriger Versfuß. Wir finden ya-, ra- und ta-Gapas anstelle eines viermorigen Versfußes sowie in drei Fällen einen Päon. Diese Formen sind sämtlich irregulär, lassen sich aber auf dem Wege der Lizenz im Sinne einer regulären Struktur auffassen. In den beiden folgenden Zeilen läßt sich der ya-Gapa als Amphibrachys im dritten Versfuß verstehen, wenn die Gruppen kr-, sr- keine Positionslänge bewirken: PDhp 403a yo uppatitarp vineti krodharp UV 542c sreçtham upagato hy upaiti sraijthyam In den folgenden Zeilen läßt sich der ta-Gapa als Amphibrachys auffassen, wenn anlautende pr-, br-, cch-, jj- keine Positionslänge bewirken: PDhp 412a yo naccasarî na preccasârî PDhp 413a yo naccasarî na preccasârî Dhp 388a bâhitapâpo ti brâhmano PDhp 118a kupapassa pi gatpdhucchijjati 172 Metrik § 116 PDhp 277a yassa jitarp nâppajjîyati Die beiden letzteren Formen sind sicher nur ein Fehler für chijjai (Skr. chidyate) und jîyai (vgl. Dhp 179a nâvajîyai, UV 752a nopajiyae). Statt gamdhucchijjai sollte man wohl eher gamdhu chijjai schreiben. In den folgenden Zeilen ergibt sich eine aus vier Trochäen bestehende Struktur, wenn br-, by- keine Positionslänge bewirken: PDhp 364c sânti-mâggam eva byühaya Dhp 285c sântimaggam eva brühaya In den folgenden Zeilen steht statt des ra-Gaija ein Anapäst im zweiten Versfuß, wenn pr- keine Positionslänge bewirkt und ein auslautendes -e als Kürze gelten kann: UV 69a manujasya pramattacâriijas PDhp 137a manujassa pramatta-cäriijo Dhp 17c pâpam me katan ti tappati Ein Schreibfehler liegt vor in: PDhp 410a yo râgarp udicchiyâ aseçaip Es ist ragam zu lesen. - In den folgenden Zeilen steht statt des ya-Gapa ein Ana­ päst im zweiten Versfuß, wenn pr-, sn- keine Positionslänge bewirken: UV 684a iha socati pretya socati UV 685a iha nandati pretya nandati PDhp 3a iha socati precca socati PDhp 4a iha nandati precca nandati UV 371a ucchindhi hi sneham ätmanah Nach den klassischen Sandhi-Regeln wird ein auslautendes -n vor einem Vokal ver­ doppelt. In der folgenden Zeile wird der Auslaut des Präsenspartizips zwar nach der klassischen Norm orthographiert, doch steht vor -nn nach der Plausibilität des Me­ trums eine Kürze: UV 653a sârdharp carann ekakah sadâ In Ud VIII 8 lesen wir: saddhimcaram ekao vasam. Hier ist wohl *caram zu lesen. - Die beiden folgenden Zeilen sind nicht eindeutig zu entscheiden: UV 647c pasyann ayarp nänupasyati UV 648a pasyarp nu kiip nänupasyate Hier ist jeweils entweder die zweite oder die vierte Silbe als Kürze aufzufassen. Im ersten Fall ergibt sich ein Daktylus im ersten und ein Spondeus im zweiten Gana, im zweiten Fall ein Spondeus im ersten und ein Anapäst im zweiten Gaija. Die stati­ stische Wahrscheinlichkeit spricht natürlich dafür, jeweils die vierte Silbe als Kürze zu werten, aber die Statistik ist kein Entscheidungskriterium für eine solche Frage, da beide Strukturen regulär sind. §116 Vaitâlîya 173 Ein Anapäst statt des ya-Gapa ergibt sich für den zweiten Versfuß, wenn für aus­ lautende -e, -o die Lizenz einer Kürze gilt: UV 691c vairocane tûdgate bhçéaip UV 757a munca purato munca pascato Dhp 95a pa(havîsamo no virujjhati Dhp 324a dhanapâlako näma kunjaro Auch für den ersten Versfuß läßt sich statt des ya-Gapa ein Anapäst voraussetzen, wenn pr- keine Positionslänge bewirkt: UV 564c na hi pravrajitah paropatâpî PDhp 239c na hi pravrajito paropaghâtî Statt des ra-Gapa läßt sich in den beiden folgenden Zeilen ein Spondeus annehmen, wenn wir für ko imam einen nicht geschriebenen Sandhi voraussetzen (vgl. §§ 89, 91): PDhp 131a ko imarp pajhavirp vijehiti Dhp 44a ko imarp pa(havirp vijessati Die Burmanischen Ausgabe liest in der Tat: ko 'marn. - In der folgenden Zeile steht statt des Päon ein Prokeleusmatikus in ersten Gapa, wenn vor ggr- eine Kürze steht: PDhp 119a yatha(?)ggrahapatayo prabhûta-*ratnâ 75 PDhp schreibt immer ggr- für gr- im Anlaut. Zu *rana vgl. § 112. - In den drei folgenden Zeilen steht scheinbar ein ra-Gapa und dann ein Anapäst in den beiden ersten Versfüßen. Die Struktur läßt sich als regulär auffassen, wenn wir jeweils den auslautenden Vokal in der fünften Silbe als Länge werten. Unter dieser Voraussetzung folgt ein Spondeus auf einen sechsmorigen Gapa: UV 89c sarpyatasya hi dharmajîvino PDhp 28c sarpyyatassa ca dhamma-jîvino Dhp 24c sannatassa ca dhammajîvino In der folgenden Zeile steht der Anapäst nach einem sechsmorigen Gapa, wenn wir das in der Kompositionsfuge stehende -a- der zweiten Silbe als Länge werten: UV 875a sarvakarmajahasya bhikçupo Ähnliches gilt für die folgende Zeile, in der sich ein Päon im ersten Gapa findet: Dhp 349a vitakkapamathitassa jantuno Im Sinne des Pali handelt es sich wohl nicht um eine Lizenz, sondern eher um einen Fehler; liest man "ppamahia mit geminiertem Anlaut, ist das Metrum korrekt. Wenn wir das auslautende -i der vierten Silbe als Länge auffassen, folgt der Spon­ deus auf einen sechsmorigen Gapa: UV 70a saritâni vai snehitäni vai Die folgende Zeile ist etwas merkwürdig: PDhp 363a yâvatâ vanadho na chijjati Metrik § 117 174 Ich halte yâvaâ für die Korrektur eines Schreibers, der dem PDhp eine mehr sans­ kritische Gestalt geben wollte. Im ersten Gapa stand ursprünglich wohl ein Spondeus statt des ra-Gapa, wie sich aus Dhp 284a ergibt: yövam vanaho na chijjai (Die PTS- Ausgabe hat: yävam [hi] vanaho na chijjai, FAUSBÖLL hat denselben Text, allerdings ohne die eckigen Klammern um das hi). Das PHMs hat folgende Variante bewahrt: yâvad vanaä na cchidyae [lies: chidyate]. In der ersten Rezension des UV hat man - wie im PDhp - das zweisilbige yâvad (PHMs) durch yâvaâ ersetzt, aber man hat durch Umstellung und Verkürzung des ursprünglicheren vanaä korrekte Struktur hergestellt: UV 370a na chidyae zu vana wieder eine yâvaâ vanam. Das Tibetische zeigt, daß die zweite Rezension ähnlich wie das PHMs gelautet hat, UVT übersetzt: gal e nags sbyor ma bead na. UVT nags sbyor entspricht vanatä, nicht vana. Auf eine innertibetische Konjektur geht gal e zurück (wegen des na am Zeilenende). UVVT kommentiert die Worte der Zeile in der Folge ji srid - nags sbyor - ma bead na und bestätigt somit die Lesart des PHMs. - Die beiden folgenden Zeilen sind mir nicht klar: PDhp 162a uyyamassa ghajassa âttanâ Dhp 350a vitakkupasame ca yo rato PDhp ist ohne Parallele. In UV 67a, der Parallele zur zweiten Zeile, lesen wir: vi- arkavyupasame u yo rao. 117 Ungerade Zeilen mit weniger als zwölf Moren Die insgesamt 11 Belege für eine Zeile mit elfmoriger Struktur zeigen in einem der Gapas einen dreimorigen Versfuß. Bei einigen Pädas ist es zum Teil eine Frage des Ermessens, inwieweit man überhaupt noch von der Existenz eines morenzählenden Versmaßes sprechen will. - In den folgenden Zeilen steht jeweils ein dreimoriger Vers­ fuß im ersten Gapa: UV 184a alpamêtro hy ayarp kalir UV 680c rahasi ca kpte 'pi näsvased PDhp 414a yassa vanathä na sarpti keci PDhp 415a yassa jarathä na santi keci Dhp 350c esa kho vyantikähiti Es läßt sich in allen Fällen ein viermoriger Gapa im ersten Versfuß voraussetzen, wenn man die jeweils zweite Silbe als Länge wertet. Die folgenden Zeilen lesen sich mehr wie eine Anustubh, allerdings sämtlich mit wenig überzeugenden Strukturen im Sinne dieses Metrums: UV 183a yo nindiyärp prasarpsati §118 Vaitâlîya 175 UV 650a yenâvçtati pçthagjanaV PDhp 213a mâ kunjara-nâgam âsîd Dhp 334c so plavati hurâhurarp Die folgende Zeile ist, als Anuçjubh genommen, unterzählig: UV 305c no ca syân no ca me syân Wenn man jeweils syân wie *siyän auffaßt, ergibt sich eine korrekte zwölfmorige Struktur. Die einzige - als Anuçjubh - korrekt gebildete Zeile ist: UV 71c sarpyojanaih sangasaktä 118 Die Struktur in geraden Zeilen Reguläre und irreguläre Strukturen verteilen sich in den geraden Zeilen wie folgt: TABELLE 43 UV PDhp Dhp gesamt Zeilen mit 12 oder 14 Moren in der Struktur 124 64 55 243 Zeilen mit dreizehnmoriger Struktur 7 1 3 11 Zeilen mit weniger als 12 Moren 2 23 6 31 133 88 64 285 gerade Zeilen insgesamt Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die in geraden Zeilen vorgefundenen Formen der Struktur mit zwölf oder vierzehn Moren: TABELLE 44 UV PDhp Dhp gesamt 103 57 48 208 Struktur vv-vv-v-v 7 5 4 16 Struktur - vvvv-v-v 7 - - 7 Struktur --------- v - v 3 1 - 4 Struktur - vv-vvv-v 1 - - 1 Struktur — vvvvv-v 1 - - 1 Struktur v-vvv-v-v - 1 - 1 1 1 Struktur — vv-v-v Struktur - v- v- v- v (3x4 Moren) (4x3 Moren) - - (14 Moren) - - 2 2 Struktur vv — vv-v-v 1 - - 1 Struktur------- vv-v-v 1 - - 1 124 64 55 243 Struktur - v-v — v-v Zeilen mit regulären Strukturen Die größere Variationsbreite bei der Bildung der Struktur ungerader Pädas (§ 115, Metrik § 118 176 Tabelle 41) ist deutlich zu erkennen. In ungeraden Zeilen wurden insgesamt 17 ver­ schiedene Varianten verzeichnet, in geraden Pädas sind es lediglich elf. Die in beiden Fällen häufigste Struktur aus Spondeus, Anapäst und Amphibrachys hat in ungeraden Pädas einen Anteil von 52% (121 von 234 Zeilen). Dieselbe Struktur hat in geraden Zeilen einen Anteil von 86% (208 von 243 Zeilen) - eine Zahl, die etwas an den Anteil der Pathyä in Anuçjubh-Zeilen erinnert. Die in ungeraden Zeilen insgesamt elfmal registrierte Variante einer aus vier dreimorigen Versfüßen bestehenden Struktur findet sich in geraden Zeilen nur an einer Stelle, die überdies einen trochäischen Auftakt hat, so daß nicht weniger als fünf Trochäen aufeinanderfolgen: Dhp 349d esa kho dalhaip karoti bandhanarp Während sich in ungeraden Zeilen 13 Pädas mit einem sechsmorigen ersten Versfuß fanden, sind es in geraden Zeilen nur vier, und zwar: UV 285d satkâralj kâpuruçepa dustyajah UV 638b saTpvanamukto vanam eva dhävati Dhp 324b katukappabhedano dunnivärayo Dhp 362b vâcâya sannato sannatuttamo Die insgesamt 238 Belege für die in drei viermorige Gapas teilbare Struktur lassen sich wie folgt analysieren: im 1. Gapa im 2. Gapa im 3. Gapa Es steht ein Spondeus 213 4 - Es steht ein Anapäst 16 232 - Es steht ein Daktylus 8 1 - - 1 - 1 - 238 238 238 238 TABELLE 45 Es steht ein Prokeleusmatikus Es steht ein Amphibrachys Zeilen mit drei viermorigen Gapas Verglichen mit dem Befund in ungeraden Zeilen zeigt sich das Zurücktreten von Ana­ päst und Daktylus im ersten und des Spondeus im zweiten Gapa. Die geraden Pädas haben ohne eine Ausnahme den Amphibrachys im dritten Gapa. Die beiden Belege für den Daktylus und den Prokeleusmatikus im zweiten Versfuß sind: UV 680d asti tasya vipâka iti näsvaset UV 370d vatsalj kçîrapaka iva mätaram Diese Strukturen erscheinen nicht grundsätzlich irregulär, aber wenn wir für °päka ii und °paka iva einen nicht geschriebenen Sandhi annehmen (§ 107), ergibt sich im ersten Fall ein Spondeus, im zweiten ein Anapäst im zweiten Gapa. - Den Amphi- §119 Vaitâlîya 177 brachys im ersten Gana finden wir in der folgenden Zeile: PDhp 119d vyâyamanti api nîharema kirpci 119 Gerade Zeilen mit dreizehnmoriger Struktur Es finden sich insgesamt elf Pädas mit einer aus dreizehn Moren bestehenden Struk­ tur. Statt des ya-Gana in ersten Versfuß ist ein Anapäst anzunehmen, wenn wir ein auslautendes -e als kurz auffassen: UV 680b cirakçte dûrakçte 'pi nâsvaset Statt des fünfmorigen Gana steht ein Anapäst im zweiten Versfuß, wenn kl- keine Positionslänge bewirkt: UV 684d dççtvâ karma hi kliçtam âtmanati Ebenfalls ein Anapäst steht, wenn auslautendes -o als Kürze gelten kann: Dhp 95b indakîlûpamo tàdi subbato PDhp 52b vâcâ-sarpyyato sarpvftendriyo Dem auslautenden -o in der letzten Zeile entspricht im Sanskrit das auslautende -ah vor Konsonant; wenn die Visarga-Silbe kurz ist, steht ebenfalls ein Anapäst im zweiten Gana: UV 879b vâcâsarpyatal? sarvasarpyatalj In der folgenden Zeile ergibt sich statt eines ta-Gana der Amphibrachys im dritten Versfuß, wenn ebenfalls die Visarga-Silbe kurz ist: UV 704d éanakair jîryati âyuj) pâlayam Nicht ganz klar ist: Dhp 343d bhikkhu âkahkhî virâgam attano Metrisch einwandfrei ist FAUSBÖLLs Lesart bhikkhu äkamkha virâgam aano. Die Burmanische Ausgabe hat etwas anderes: äkafikhano virâgam aano-, bei dieser Lesart müßte die vierte Silbe eine Kürze sein. Eine Parallele zu dieser Zeile ist nicht bekannt. Uber den Auftakt in der folgenden Zeile wurde oben spekuliert (§ 113); als sicher kann gelten, daß im dritten Versfuß ein Amphibrachys statt des ta-Gapa steht, wenn sr- keine Positionslänge bewirkt: UV 692d na târkiko bhâsati nâsya êrâvakah Nicht sicher zu entscheiden ist: UV 648b kirn apasyarp nânupasyate sadä Wenn wir die vierte Silbe als Kürze auffassen, resultiert eine aus vier Trochäen bestehende Struktur, die zwar im Prinzip möglich, aber etwas selten ist. In der folgenden Zeile ergibt sich statt des ra-Gana eine sechsmorige Form des Metrik 5 120 178 ersten Versfußes, wenn das aulautende -i der dritten Silbe lang ist: Dhp 371d mä kandi dukkham idan ti «Jayhamäno GDhp 75d liest: kani dukham ida di dajamano. BROUGH (p. 196) bemerkt zu der Zeile: "In the last line, ma in the Pali is unmetrical, and superfluous in sense, since the negation can be readily carried from the previous line. The word is thus clearly an interpolation to the original form of the verse; but again, this consideration does not entitle an editor to delete the word from an edition of the Pali recension". Wenn dieses ma ein genuiner Bestandteil der Pali-Rezension ist, ist diese Zeile wohl ein Beleg dafür, daß im Pali die Lizenz einer Länge für ein auslautendes -i gelten kann. - Die Struktur der folgenden Zeile hat genaugenommen 15 Moren: UV 652d râgadoçamohak§ayât tu nirvçtih Unter der Annahme, daß die auslautende Silbe vor ks- kurz ist, hat die Zeile einen sechsmorigen Versfuß im ersten Gaija und einen Anapäst im zweiten. 120 Gerade Zeilen mit weniger als zwölf Moren Insgesamt 31 Zeilen haben eine Struktur mit weniger als zwölf Moren. Der hohe Anteil dieser Zeilen ist darauf zurückzuführen, daß das PDhp eine Zeile mit einem metrischen Defekt 16mal wiederholt (PDhp 399-415d). Im folgenden werden daher nur 15 Zeilen genannt. Wenn für auslautende -i und -a die Lizenz einer Länge gilt, haben die folgenden Zeilen statt des Jambus einen Spondeus im ersten Versfuß: PDhp 213d sugati hoti ito paraip yato Dhp 238d na puna jâtijararp upehisi Dhp 348d na puna jâtijararp upehisi In Dhp 348d haben FAUSBÖLL und NORMAN punan statt puna; vgl. PDhp 150d na puno. - Statt des Trochäus läßt sich ein Spondeus voraussetzen, wenn das aus­ lautende -a lang ist: Dhp 179b jitam assa no yâti koci loke Ebenfalls ein Trochäus im ersten Gaija steht in: PDhp 415b mûlâ akusalâ amûhatassa Diese Zeile wurde bereits zitiert (§ 31). Die Handschrift liest: akkusalä. - Einen Tribrachys im zweiten Gaija finden wir in den folgenden Zeilen: PDhp 399b vicinarp puçpam iva udumbaresu PDhp 399d urago jinnam iva tucârp puränirp Dhp 44d kusalo puppham iva pacessati Eine reguläre Struktur läßt sich erreichen, wenn jeweils der auslautende Vokal §120 Vaitâlîya 179 in der siebten Silbe als Länge aufgefaßt wird. Im Sanskrit ist die Lizenz in der zweiten Zeile nicht nötig: UV 388d hy urago jîmam iva vacam puränam. PDhp 399d, der Re76 frain der Strophen des Uragavarga, wird noch 16mal wiederholt. - Der Tribrachys in der folgenden Zeile beruht auf einem Schreibfehler, zu lesen ist jaijaram: PDhp 150d na puno jatijaram upehisi Dhp 348d schreibt korrekt jaijaram upehisi. - An folgender Stelle findet sich ein Jambus im zweiten Gana: Dhp 236d dibbarp ariyabhümim ehisi Die Burmanische Ausgabe liest dibbam ariyabhümim upehisi, offenbar in dem Be­ mühen, eine zwölfmorige Struktur zu erreichen. Einen Amphibrachys im zweiten Gaija möchte ich aber ausschließen (die Zeile wäre dann eine Aryä). Eine Folge von Daktylus und Spondeus dagegen ergibt sich, wenn wir das -a- der fünften Silbe als Länge auffassen. Die unter dieser Annahme sich konstituierende Struktur ist zwar in geraden Zeilen sonst nicht belegt, doch ist weder der Daktylus im ersten noch der Spondeus im zweiten grundsätzlich auszuschließen. In ungeraden Zeilen ist diese Struk­ tur für insgesamt elf Stellen belegt. - Ebenfalls eine Folge von Daktylus und Spondeus in den ersten beiden Gaijas nehme ich an für: UV 648d kasmirçi na sati nânupasyanâ Die Lizenz einer Länge für ein auslautendes -i erscheint im Sanskrit wahrschein­ licher als die Lizenz für das auslautende -a; es ist aber darauf hinzuweisen, daß sich eine Struktur aus Spondeus und Anapäst im ersten und zweiten Gana ergibt, wenn man statt der fünften die dritte Silbe als Länge wertet. - Die Struktur der folgenden Zeile hat nur zehn Moren: UV 5>‘2b na tu khalu hâyeta tulyasevî Es ist zweifelhaft, ob der Text richtig ist: hâyeta beruht nicht auf einem hand­ schriftlichen Befund, sondern auf einer Ergänzung BERNHARDS. UVT übersetzt die Zeile: had kar bab pa bsen pas so na gnas "wer sich an Mittelmäßige hält, bleibt auf der Stelle" (siehe BECKH p. 82, n. 6). UVVT erklärt hierzu: "Wer mit gleichen Menschen zusammen ist, geht zwar nicht der vorzüglichen Frucht des Hörens (sc. der Lehre) verlustig, erreicht aber auch keine Vorzüglichkeit". Ich weiß nicht, welchen Wortlaut man hier annehmen soll, BERNHARDS Ergänzung ist aber wohl nicht richtig. AN 1 126 liest: na ca hâyeha kadâci ulyasevî. - Irgendwie gestört erscheint die fol­ gende Zeile: PDhp 162d vitiyarp ayira bhumim emi Eine Parallele ist nicht bekannt. - Etwas eigenartig ist auch diese Zeile: PDhp 302d ayam eva mahattaro kalî Eine Parallele finden wir in Sn 659d: ayam eva mahaaro kali, mit folgenden Les­ Metrik § 121 180 arten: mahaâro, mahanaaro (korrigiert aus mahanaaro), trisch korrekte Lesung scheint allein mahanaaro mahaaaro. Eine me­ zu bieten. Es ist auch merkwürdig, daß Sn 659 eine Strophe mit fünf Zeilen ist und die Parallele in UV 184c ein ungerader Päda: ayam ara mahaarah kalir. 5 121 Strophen mit verschiedenen Metren oder unklaren Versmaßen Bei den ungeraden Vaitâlîya-Zeilen mit weniger als zwölf Moren wurde beobachtet, daß sich einige dieser Pädas sozusagen in einem Zwischenstadium zwischen Vaitâlîya und Anuçtubh befinden (§ 117). Ein solches Phänomen ist ein Beispiel für die Ver­ werfungen, die sich im Laufe der Überlieferung ergeben konnten: Es ist kaum denkbar, daß schon in der ursprünglichen Fassung ein solches Zwischenstadium in bezug auf das Versmaß bestanden hat; wenn eine Strophe Zeilen mit unterschiedlichen Vers­ maßen hat, deutet dies auf eine mangelhafte Überlieferung hin, wohl nicht auf die ursprüngliche Intention des Dichters. Allerdings läßt sich dies in den meisten Fällen nicht in der Weise verifizieren, daß die Parallelversionen eine als Mischstrophe über­ lieferte Strophe als überlieferungsfehler nur einer Version auswiesen: Wir finden die Erscheinung, daß nicht alle Zeilen demselben Versmaß folgen, nicht nur in be­ stimmten Strophen einer bestimmten Version, sondern auch in anderen Versionen derselben Strophe. Es finden sich insgesamt 18 Strophen mit verschiedenen Metren oder unklaren Vers­ maßen in den hier untersuchten Texten. Zu den Strophen UV 58, 333, 541 sowie zu PDhp 100-101 (= UV 741-742) bitte ich Teil V dieser Arbeit zu vergleichen, wo die Strophen ausführlich behandelt sind (pp. 291-294, 340-345, 363-377). - Anuçtubh- und Triçtubh-Zeilen finden sich in der folgenden Strophe: UV 301 ekasya caritarp sreyo na tu bâlah sahäyakah / ekas caren na ca pâpâni kuryâd alpotsuko 'ranyagataiva nägah // Hier ist die zweite Rezension im Sanskrit erhalten, sie steht bei BERNHARD rechts in der Ausgabe: UV 301 ekasya caritarp çreyo na tu bâlasahâyatâ / alpotsukas cared eko mâtangâranye nâgavat // sreyo scheint ein Druckfehler zu sein (vgl. drsyane in UV 7c, das in den Corri­ genda zu drsyane berichtigt ist). Gegenüber der ersten Rezension fehlt (wie im Tibe­ tischen) na ca pâpâni kuryâd. Das auslautende -e der fünften Silbe im vierten Päda muß als Kürze gewertet werden. Im übrigen hebt sich die zweite Rezension vom Wort­ laut der Parallelen ab, die mit der ersten in der Metrik übereinstimmen: §121 Mischstrophen 181 PDhp 11 ekassa caritaip éreyo nâsti bâle bitîyatâ / eko ccare na ca pâpâni kayirâ app'-ussuko mâtarpgâranne va nâgo // Dhp 330 ekassa caritarp seyyo n' atthi bâle sahâyatâ / eko care na ca pâpâni kayirâ appossukho mâtangaranne va nâgo // In kayirâ ist in beiden Fällen eine Auflösung anzunehmen (§ 107). Zur vierten Zeile vgl. § 47. - Eine Triçtubh-Zeile im Gefüge einer Anuçjubh-Strophe findet sich in: UV 60 gfddhâ hi kâmeçu narâh pramattâ hy adharme bata te ratälj / antarâyarp na te pasyanty alpake jîvite sati // Die Strophe ist ohne eine klare Parallele. Für die zweite Rezension läßt sich ein Anu?jubh-Päda auch für die erste Zeile voraussetzen. UVVT gibt folgende Kommen­ tierung zur ersten Zeile: / 'dod pa zes bya ba ni dnos po'i 'dod pa la'o / / mi gah yin zes bya ba ni sems can gah dag go / / chags pa zes bya ba ni lhag par zen pa ste / so so'i skye bo 'dod pa na spyod pa dag go / Diese Angaben gestatten die folgende Rekonstruktion in der ersten Zeile: UV 60 kâme$u ye narâ gçddhâ hy adharme bata te ratälj / antarâyarp na te paéyanty alpake jîvite sati // Die zweite Rezension hat also wiederum keine Mischstrophe. - Ebenfalls eine Tri- çjubh in der ersten Zeile liegt vor in: UV 221 sraddhâ dvitîyâ puruçasya bhavati prajnâ cainarp prasâsati / nirvânâbhirato bhikçus chinatti bhavabandhanam // Die Lesart in der ersten Zeile ist vermutlich nichts weiter als die Glosse eines Wortlauts, der (mutatis mutandis) ebenso gelautet hat wie PDhp 141a: ahna-viiyo puruso (zu lesen als: *tahnô-vitîyo puruso, vgl. § 14; PDhp 141 ist im ganzen jedoch keine Parallele zu UV 221). Allerdings finden wir die Triçjubh-Zeile auch in SN 1 38: saddhä duiyä purisassa hoi. Die Glosse ist aber so naheliegend, daß sie in der ersten Rezension und im Pali vielleicht auch unabhängig voneinander entstanden sein kann. Der tibetische Kommentar sagt: / dad pa'i grogs ni gnis pa gah la yod pa'o / Hier wird eindeutig ein Ilahuvrîhi erklärt. Für die zweite Rezension läßt sich somit folgende Fassung voraussetzen: 182 Metrik § 121 UV 221 sraddhâdvitîyo puruço prajnâ cainam praââsati / nirvârjâbhirato bhikçué chinatti bhavabandhanam // Wieder hat die zweite Rezension keine Mischstrophe. - Eine weitere aus Triçtubh und Anuçtubh gemischte Strophe findet sich im Prakrit: PDhp 121 na puçpa-gandho pativâtam eti na candanarp vähnikarp vä / satân tu gandho pativâtam eti sabbâ diââ sappuruço pravâti // Hier liegt offensichtlich ein Fehler vor. Alle Parallelen (so auch UV 164, GDhp 295) nennen wie das Dhp drei Düfte in einer Triçtubh-Zeile: Dhp 54b na candanarp tagararp mallikâ vä PDhp 121b scheint verderbt zu sein. - An der folgenden Stelle schließt die sechs­ zeilige Strophe mit einem Vaitâlîya: UV 68 kâmândhajâlaprakçiptâs tççijayâcchâditâh prajâfci / pramattâ bandhane baddhâ matsyavat kupinâmukhe / jarâmaranam âyânti vatsah kçîrapaka iva mâtaram // Im Udâna findet sich eine Parallele, die in den beiden ersten Zeilen abweicht, aber in der sechsten ebenfalls ein Vaitâlîya hat: Ud VII 5 kâmandhâ jâlasanchannâ taijhâchadanachâditâ / pamattabandhunâ bandhâ macchâ va kuminâmukhe / jarâmaraparp gacchanti vaccho khîrapako va mâtararp // Die tibetische Übersetzung des ersten Drittels der Strophe lautet: 'dod pa mun nag dra bas g.yogs// sred pa'i dgab pas bkab pa dar "durch das Netz der Finsternis, [die] die Lust [ist], bedeckt [und] durch die Bedeckung der Gier bedeckt". Diese Fassung deutet auf einen Text, der in den beiden ersten Zeilen eher dem Udâna entspricht. In der sechsten Zeile stimmt das Tibetische mit der erhaltenen Fassung und dem Pali überein. - Auch in den beiden folgenden Strophen schließt eine Anuçtubh-Strophe mit einer einzelnen Vaitâlîya-Zeile: PDhp 102 pâpo pi paééate bhadrarp yâva päparp na paccati / yadä cca paccate päparp atha pâpo pâpâni passati // PDhp 103 bhadro pi passate päparp yâva bhadrarp na paccati / yadä tu paccate bhadrarp atha bhadro bhadrâpi passati // In der PTS-Ausgabe findet sich derselbe Text, allerdings setzt der Herausgeber §121 Mischstrophen 183 das erste Wort der vierten Zeile in eckige Klammern: Dhp 119cd yadâ ca paccati päparp (athal pâpo pâpâni passati Dhp 120cd yadâ ca paccati bhadrarp [atha] bhadro bhadräni passati Die eckigen Klammern sollen andeuten, daß atha zu streichen ist; ich bin dem in der Untersuchung gefolgt und habe die vierten Zeilen als achtsilbige Anuçtubh gezählt. FAUSBÖLLs Ausgabe ist weniger irreführend, dort fehlen die eckigen Klammern. Im Sanskrit fehlt nicht das erste, sondern das zweite Wort der vierten Zeile: UV 669cd yadâ tu pacyate pâpam atha pâpâni pasyati UV 670cd yadâ tu pacyate bhadram atha bhadräiji pasyati Diese Fassung stimmt mit dem Tibetischen überein. Es scheint, daß pâpo und bhadro in PDhp und Dhp dittographisch sind; die Stelle könnte vielleicht als Beleg für einen gemeinsamen Fehler in diesen beiden Fassungen gewertet werden. Man kann an diesem Beispiel sehen, wie fließend der Übergang von einer Anustubh zu einer geraden Vai- tâlîya-Zeile - und umgekehrt - sein kann: v v [ — ]—v-vAn insgesamt zwei Stellen findet sich eine aus Vaitâlîya und Triçtubh zusammen­ gesetzte Strophe. In beiden Fällen steht das Vaitâlîya sozusagen vorneweg: UV 797 sukhino hi janâ hy akincanä vedagunä hi janâ hy akincanäl? / sakincanarp pasya vihanyamänarp janarp janeçu pratibaddhacittam // Die tibetische Überlieferung bestätigt die erhaltene Fassung. In der Parallele Ud II 6 findet sich ebenfalls Vaitâlîya in der ersten und Tristubh in der zweiten Strophen­ hälfte. - Die folgende Strophe ist fünfzeilig, mit Vaitâlîya im ersten, Triçtubh im zweiten bis vierten und Jagatî im fünften Päda: PDhp 303 yo sugatesu manarp pradûçaye éatarp sahasrâiji nirabbudânârp chattrîsatirp parpca ca arbbudâni / yarp ayira-garahî nirayam upeti vâcarp manaip ca prarjidhâya pâpikârp // Diese fünfzeilige Strophe enthält vielleicht einen Uberlieferungsfehler: in der Paral­ lele UV 185 fehlt die erste Zeile. PDhp 120 ayirâ ayira-pathesu sicchamânâ jâti-jarâ-marapa-bhayâppittâ dukkhâto vyâyamanti api prâpuijema sântirp PDhp 118-119-120 sind ohne Parallele. PDhp 118-119 sind Vaitâlîya-Strophen, aller- 184 dings mit einigen Besonderheiten (vgl. §§ 110, 112, 115, 116). Solange keine Parallele bekannt ist, erscheint es wenig aussichtsreich, über diese eigenartige Passage zu spekulieren. - Unverständlich erscheint mir das Metrum folgender Strophe: PDhp 247 ye satta sançlârp parpvirp vijettä râja-riçayo yajamânânupariyayu aésamedharp puruçamedharp sarpmaprâsarp vâyupeyarp nirâggacjarp PDhp 120 ist ohne Parallele. Ein ebenso verwirrendes Versmaß wie PDhp 247 hat die Parallele im Pali: AN IV 151 ye sattasapijarp pa{havirp vijetvä râjîsayo yajamânânupariyayâ assamedhaip purisamedhaip sammä- pâsarp väjapeyyarp niraggajarp Ich sehe auch nicht, wie die Parallele im GDhp zu analysieren ist: GDhp 196 yo sata-çapa pradhavi vicirya rayerçayu yayamapapaparyaya aépa-veka purupa-veka samepasa vaya-veka niragacja BEOBACHTUNGEN ZUR TIBETISCHEN ÜBERLIEFERUNG 1. Zu den Kolophonen der beiden tibetischen Texte Es sind uns zwei tibetische Quellen zum Udänavarga erhalten: das Ched-du brjodpa'i tshoms, die tibetische Übersetzung des Udänavarga, und das Ched-du brjod-pa'i tshoms-kyi rnam-par 'grel-pa, die tibetische Übersetzung des Udänavarga vivarana des Prajhävarman. Der Kolophon der tibetischen Übersetzung des Udänavarga lautet: // ched du brjod pa'i tshoms dgra bcom pa chos skyob kyis bsdus pa rdzogs so // // rgya gar gyi mkhan po bi dyâ pra bhä ka ra dah / lo tstsha ba ban de rin chen mchog gis bsgyur / zu chen gyi lo tstsha ba ban de dpal brtsegs kyis zus nas gtan la phab pa / 'di la so lo ka stoh Ina brgya dan bzi bcu bzugs so // Im Kolophon ist zunächst gesagt, daß Arhant Dharmaträta den Udänavarga zusam­ mengestellt oder kompiliert hat. Dharmaträta wird auch im Kommentar des Prajnä- varman sowie in den chinesischen Quellen als der Kompilator des Udänavarga genannt. Im Vorwort zum Ch'u-yao-ching, dem auf chinesisch erhaltenen, der Dhammapadatthakathä ähnlichen Kommentar zum Udänavarga, wird Dharmaträta zudem als der Ver­ fasser dieses Kommentars genannt. Sofern es sich bei dem Kompilator und dem Kom­ mentator um dieselbe Person handelt, ist der Zeitpunkt der Übersetzung des Ch'u„ 77 yao-ching (399 n. Chr.) der Terminus ante quem für die Lebenszeit Dharmatratas. Prajnävarman hielt Dharmaträta offenbar für einen Zeitgenossen Buddhas - eine Annahme, die kaum glaubhaft ist. Daß Dharmaträta einen Kommentar zum Udänavarga verfaßt habe, erwähnt er mit keinem Wort. Entweder waren der Verfasser des Originals des Ch'u-yao-ching und der Kompilator des Udänavarga für ihn nicht dieselbe Person, oder - was vielleicht wahrscheinlicher ist - dieser Kommentar war zu seiner Zeit und in seinem Umfeld nicht bekannt. Die "unzutreffende Angabe der Gesamt-Strophenzahl" am Ende des Kolophons ('di la so lo ka son Ina brgya dar bcu bzugs so) steht nur im Tanjur, sie fehlt im Kanjur (BECKH p. 155, n. 9). Die Angabe bedeutet folgendes: Man hat die Akçaras der Sans­ krit-Fassung gezählt und die Gesamtzahl der Silben in Slokas ausgedrückt. Ein Sloka hat 32 Silben. Wenn der Text 1540 Slokas hat, so hat man demnach insgesamt 49.280 Silben gezählt. Die Übersetzung des Udänavarga ins Tibetische wurde von dem indischen Gelehrten 186 Zur tibetischen Überlieferung Vidyâprabhâkara und dem Tibeter Rin-chen-mchog angefertigt. Vidyâprabhâkara gehörte nach einer Vermutung NAUDOUs zu einer Gruppe von zwölf indischen Mön­ chen, die auf Initiative des Königs Khri-sroh-lde-btsan (gest. 797) nach Tibet einge79 Zu dieser Gruppe gehörten neben anderen auch Jinamitra und Prajna- laden wurden. varman. Die Übersetzung des Udânavarga wurde durch Dpal-brtsegs überprüft, einen bedeutenden tibetischen Übersetzer und Zeitgenossen von Jinamitra und Prajnävarman. Târanâtha sagt, daß Prajnävarman zur Zeit des Königs Gopäla lebte, der die PâlaDynastie in Bengalen begründete und als ein besonderer Schutzpatron des Buddhismus 80 gilt. Nach SIRCAR regierte Gopäla etwa von 750 bis 775. Man kann davon ausgehen, daß die Übersetzer des Udânavarga und der Verfasser des Udänavargavivarapa einander persönlich bekannt waren. Vidyâprabhâkara und Rin-chen-mchog haben außer dem Udânavarga drei weitere Werke zusammen übersetzt (Otani 5411, 5600, 5684). Daneben haben Vidyâprabhâkara und Dpal-brtsegs eine ganze Reihe von Werken teils gemeinsam übersetzt, teils überprüft. Dpal-brtsegs hat auch mit Prajnävarman zusammengearbeitet (Otani 767, 5494). Vidyâprabhâkara, Dpalbrtsegs und Prajnävarman waren also Zeitgenossen und zumindest die beiden letzt­ genannten waren einander persönlich bekannt. Ein gemeinsamer Bekannter von Dpal- brtsegs und Prajnävarman war Jinamitra, die wohl bedeutendste Persönlichkeit aus der genannten Gruppe indischer Mönche. Jinamitra und Dpal-brtsegs übersetzten zusammen zwei Werke des Vasubandhu, das Abhidharmakosabhâçya und die Abhidhar- makosakârikâ. Daraus kann man schließen, daß Dpal-brtsegs ein Kenner der Kommen­ tarliteratur und der Scholastik war. In Pajnâvarmans Udänavargavivaratja nehmen Überlegungen, wie sie für die buddhistische Scholastik typisch sind, einen relativ großen Raum ein. Jinamitra gehörte auch zu den Verfassern der Mahävyutpatti. Jina­ mitra und Prajnävarman waren gemeinsam an der Übersetzung des Saddharmapuijcjarîkasûtra beteiligt und haben bei einer Reihe weiterer Übersetzungen zusammenge­ arbeitet. Als indischer Gewährsmann bei den Übersetzungen ins Tibetische zu fungieren, dürfte Prajnävarmans Haupttätigkeit gewesen sein, Otani verzeichnet seine Mit­ wirkung bei insgesamt 77 Übersetzungen. Daneben ist er als Autor von drei Kommen­ taren hervorgetreten, er schrieb außer dem Udânavargavivaraija noch die Viseça- stavatîkâ, einen Kurzkommentar zum Viéeçastava, einem Stotra des Udbhatasiddha- svämin, und die Devâtiâayastotrafîkâ, einen Kurzkommentar zu Safikarapatis Devâtiéayastotra. Sein Hauptwerk als Autor ist aber ohne Frage das Udânavargavivaraija. Ich nehme an, daß die Übersetzer des Udânavarga das Udânavargavivaraija gekannt haben. Der Grund für diese Annahme ist, daß sich in der Übersetzung Dinge formuliert finden, die aus dem Sanskrit-Text nicht oder nicht in dieser Weise hervorgehen. Die Die Übersetzer kannten den Kommentar 187 Übersetzer mußten eine Informationsquelle gehabt haben, die über den Text mehr aussagt, als der Wortlaut des Textes selbst enthält. Ein Beispiel: UV 833ef tatas tarp duhkham anveti cakrarp vä vahatah padam Übersetzung: "Deshalb verfolgt ihn das Leid wie das Rad [des Wagens] den Fuß des Fahrenden [verfolgt]". Im Vergleichs-Päda wird der einfache Sachverhalt formu­ liert, daß das Rad dem Fuß des vorne auf dem Wagen und somit vor dem Rad Sitzenden nachfolgt. In der tibetischen Fassung finden wir: UVT / de yis de ni sdug bshal thob / / 'khor los mgo bo bead pa bzin / Übersetzung: "Deshalb erlangt er das Leid wie der, dem der Kopf durch das Rad abgeschnitten wurde". Es scheint sich um einen ganz anderen Text zu handeln; die einzige Gemeinsamkeit zwischen Text und Übersetzung ist das Rad. Aber wie sollte dieser andere Text im Sanskrit lauten? Alle Parallelen stimmen im wesentlichen mit der erhaltenen Sanskrit-Fassung überein. Die Lösung liegt in der Geschichte, die der Kommentar zur Strophe berichtet, sie endet wie folgt: Ein Brahmanenknabe war unter einem Baum eingeschlafen, und durch das Rad eines Wagens, der vom Weg abgekom­ men war, wurde ihm der Kopf abgeschnitten. Offenbar kannte der Tibeter diese Ge­ schichte, sonst hätte er cakram vä vahaah padam nicht durch 'khor los mgo bo bead pa bzin wiedergegeben. - Ein weiteres Beispiel: UV 552cd na sa dharmarp vijânâti prajnâ hy asya na vidyate Übersetzung: "Nicht erkennt er (sc. der Tor] die Lehre, denn bei ihm findet sich nicht die Erkenntnis". Die tibetische Fassung: UVT / de la mig ni med pa'i phyir / / chos rnams ses par mi 'gyur ro / Übersetzung: "Weil er kein Auge hat, erkennt er nicht die Lehren". Ich glaube nicht, daß man wegen chos mams annehmen muß, dharma habe in der Vorlage im Plural gestanden. Weit gravierender als der Numerus ist die "Erkenntnis" gegenüber dem "Auge". Das Wortspiel, das in vijânâi - prajnâ - vi-dyae liegt, ist im Tibetischen verlorengegangen. Aber die Übersetzer kannten offenbar die Ausführungen des Kom­ mentars, der sagt: Der Tor hat nicht den Verstand, die zu erkennenden Dinge zu ver­ stehen - genauso, wie ein Blinder zum Beispiel keine Formen sehen kann. Wenn der Tibeter diese Erläuterung kannte, konnte er prajnâ durch mig wiedergeben. Ein weiteres starkes Indiz dafür, daß die Übersetzer Prajnävarmans Kommentar im Original kannten, ist die häufig anzutreffende Vertauschung von Definiendum 82 und Glosse, die weiter unten in einem eigenen Abschnitt behandelt ist. Wenn es stimmt, daß die Übersetzer des Udänavarga mit Prajnävarman persönlich bekannt waren, ist die vorgetragene Annahme durchaus plausibel: Es wäre ein Akt Zur tibetischen Überlieferung 188 der Ignoranz, einen vorhandenen Kommentar bei der Übersetzung eines nicht immer leicht verständlichen Textes nicht zu beachten. Ich halte es auch nicht für ausgeschlos­ sen, daß das Vorhaben, den Udänavarga ins Tibetische zu übersetzen, einer der Gründe war, weshalb Prajnävarman sein Werk überhaupt geschrieben hat. Arbeiten dieses Umfangs bedurften zu allen Zeiten einer gewissen Stützung in bezug auf die Arbeits­ möglichkeit, und bekanntlich waren Khri-sroh-lde-btsan und seine unmittelbaren Nach­ folger eifrige und wohl auch potente Förderer der buddhistischen Religion. - Der Kolophon des tibetischen Kommentars zum Udänavarga lautet: // ched du brjod pa'i tshoms kyi rnam par 'grel pa yul ka ba dhyar skyes pa thos pa mah ba'i slob dpon bo dhi bar rma'i slob ma yul bharp ga lar skye ba bzes pa thams cad yod par smra ba'i slob dpon pra dznä ba rmas mdzad pa rdzogs so // // 'grel pa 'di la slo ka ston phrag bcu gnis dan 1ha brgya yod do zes rgya gar gyi yi ge las smos / / rgya gar gyi mkhan po sgra'i gtsug lag 'byam par mkhas pa pa tjçji ta dza na rdha na dah zu chen gyi lo tsâ ba ba nde sâ kya blo gros kyis bsgyur ba // Im ersten Abschnitt wird Prajnävarman als der Autor des Udänavargavivarapa ge­ nannt. Es wird ferner gesagt, daß er ein Sarvâstivâdin sei (thams cad yod par smra ba). Es steht wohl außer Frage, daß Prajnävarman dieselbe Udänavarga-Rezension kommentiert, die von Vidhyâprabhâkara und Rin-chen-mchog übersetzt und von Dpalbrtsegs überprüft worden ist. Nun sagt SCHMITHAUSEN mit guten Gründen, daß die erste Rezension die Fassung der Sarvâstivâda-Schule und die zweite Rezension die Fassung der Mûlasarvâstivâda-Schule ist. Die tibetische Übersetzung ist ein Reprä­ sentant der zweiten Rezension. SCHMITHAUSENs Annahme steht somit in einem Widerspruch zur Angabe des Kolophons, in dem Prajnävarman als Sarvâstivâdin be­ zeichnet wird. Dieser Widerspruch läßt sich durch die Annahme auflösen, daß die Tibeter angesichts der alles überragenden Rolle, die die Mûlasarvâstivâda-Schule für sie spielte, manchmal einfach Sarvâstivâda sagten, wenn sie Mûlasarvâstivâda meinten. Daß Prajnävarman kein Sarvâstivâdin war, ergibt sich aus einer Bemer­ kung, die er am Ende seines Berichts über Dharmaträta, den Kompilator des Udäna­ varga, macht; daraus kann man schließen, daß er selbst kein Vaibhâçika war. Der ~ „ 84 Name Vaibhâçika ist lediglich eine andere Bezeichnung für Sarvastivadin. In den Kolophonen der beiden anderen Kommentare, die Prajnävarman geschrieben hat, fehlen Angaben zur Schulzugehörigkeit des Verfassers. Es ist kaum denkbar, daß zur Zeit der Übersetzung des Udänavarga ins Tibetische und seiner Kommentierung durch Prajnävarman in Tibet zwei Udänavarga-Versionen nebeneinander kursierten, die sich so merklich voneinander unterscheiden wie die Der Umfang des Udânavarga 189 erste von der zweiten Rezension. SCHMITHAUSEN hat festgestellt, daß das Abhi- dharmakosabhâçya die zweite Rezension des Udânavarga voraussetzt, obwohl es als ein Sarvâstivâda-Text gilt. So sagt er selbst: "Aus den vorhergehenden Beobachtungen folgt, daß die Behauptung, Rez. 1 sei die Udänavarga-Rezension der Sarvâstivâdins gewesen, bis auf weiteres auf die Feststellung reduziert werden muß, daß sie von einer gewissen Zeit an (frühestens seit der Mitte des 5. Jh. [?]) die Udänavarga-Rezen­ sion der ostturkestanischen Sarvâstivâdins war" (p. 110). Im Kolophon wird weiter gesagt, daß dieser Kommentar 12.500 Slokas enthalte, und zwar offenbar aufgrund einer indischen Angabe des rgya gar gyi yi ge las smos). Auch hier hat man die Gesamtzahl der Silben im Text gezählt und diese Gesamtzahl in Slokas ausgedrückt. Wenn der Text 12.500 Slokas enthält, hat man 400.000 Akçaras gezählt. Es handelt sich offensichtlich um eine mindestens abgerundete - wenn nicht geschätzte - Zahlenangabe. Wenn der kommentierte Text 49.250 Akçaras (vgl. oben p. 185) und der Kommentar 400.000 Akçaras haben soll, entfallen auf eine Silbe kom­ mentierten Textes im Durchschnitt etwa acht Silben kommentierenden Textes - ein Zahlenverhältnis, von dem ich glaube, daß es stimmt. Als Übersetzer des Udänavargavivaraija werden Janärdhana und Säkya blo-gros genannt, die beide dem elften Jahrhundert angehören. Die beiden anderen Werke, als deren Autor Prajnävarman bekannt ist, wurden von Janärdhana und dem Tibeter 85 Rin-chen-bzah-po übersetzt. 2. Der Umfang des Udânavarga Nach BERNHARDS durchlaufender Zählung enthält der Udânavarga 1050 Strophen. Nach der indischen Zählung sind es insgesamt 979 Strophen; auf diese Zahl kommt man, wenn man von der Zahl der in einem Kapitel vorhandenen Strophen ausgeht und die einzelnen Werte der 33 Kapitel zusammenrechnet. Die indische Zählung be­ rücksichtigt nicht die sog. Udana-Strophen, in denen die Kapitel-Überschriften am Ende des zehnten, 20. und 33. Kapitels rekapituliert werden. (Die Udäna-Strophen sind: UV 232, 439, 1048-1050.) Ein grundsätzliches Problem der indischen Zählweise im Falle des UV besteht darin, daß sie nicht auf einem vollständigen Textzeugen be­ ruht. Es handelt sich nicht um eine einheitliche Numerierung, sondern sozusagen nur um die Quersumme der erhaltenen Fragmente. Keine Handschrift ist vollständig er­ halten, und die Handschriften weichen häufig genug voneinander in der Strophenzahl ab. Um dieser Situation Rechnung zu tragen, hat BERNHARD z. B. die Strophen UV 712 bis 716 als 16A, 16B, 16C, 16D, 16E numeriert, obwohl in den Handschriften, in denen diese Strophen allein erhalten sind, diese Strophen als 22, 23, 24, 25 und 190 Zur tibetischen Überlieferung 26 gezählt werden. In der durchlaufenden Numerierung zählt BERNHARD alle diese Strophen mit, daher kommt man bei der durchlaufenden Zählung auf einen höheren Wert als bei der indischen Zählung. Wenn man die indische Zählung als die Quersumme der erhaltenen Fragmente auffassen kann, läßt sich die durchlaufende Zählung als deren Summe beschreiben. Da die indische Zählung somit nur mit einem gewissen Vorbehalt als authentisch angesehen werden kann und sie häufig auch nicht mit der Zählung von BECKH übereinstimmt, verwende ich BERNHARDS durchlaufende Zäh­ lung, die einfacher zu handhaben ist und wohl aus diesem Grund auch für alle Parallel­ versionen üblich geworden ist. In der Zählung von BECKH, bei der wie bei der indischen Zählung Strophen innerhalb der Kapitel gezählt werden, kommt man, wenn man die Werte der einzelnen Kapitel addiert, auf eine Anzahl von 987 Strophen in der tibetischen Übersetzung des UV. Hierzu ist zu sagen, daß er die beiden Einleitungsstrophen nicht mitzählt, sie werden als (römisch) I notiert. Ferner hat er eine Reihe von acht- und mehrzeiligen Strophen konzipiert, deren Konstitution sich darauf gründet, daß BECKH sie als syntaktisch zusammenhängend erkannt hat. Der syntaktische Zusammenhang ist nicht zu bestrei­ ten, allerdings ist es nicht üblich, in solchen Fällen Strophen zu notieren, die mehr als vier oder sechs Zeilen haben. Von den 987 Strophen, die BECKH zählt, entfallen elf numerierte Abschnitte auf Prosapartien, so daß es sich, genau gesagt, um 976 Strophen und elf Prosapartien handelt. (Diese Prosapassagen sind: UVT XXXVI 19- 20-21-22-23, 25; XXVII 10-11-12-13; XXXII 43.) ROCKHILL zählt ebenfalls Strophen innerhalb der Kapitel. Wenn man die Werte Qß der 33 Kapitel addiert, kommt man auf eine Gesamtzahl von 991 Strophen. Die Zahl der Strophen, die der Kommentar voraussetzt, muß aus einer Summe von Einzelfällen erschlossen werden. Es erscheint nicht notwendig, diese Einzelfälle hier in chronologischer Folge zu diskutieren, da sie in der Konkordanz beschrieben sind. Zu einem Teil handelt es sich um eine Ermessensfrage, ob man eine Strophe als Teil des in UVVT kommentierten Textes auffassen kann oder nicht. Der Grund dafür ist der gleiche wie der, der generell für die hohe Zahl der Abweichungen in den indischen Zählungen verantwortlich ist: Der UV enthält zahlreiche Strophen, die ganz oder zum Teil aus Wiederholung einer vorhergehenden Strophe bestehen. Der Kommentar erklärt Strophen oder Strophenteile, die sich wiederholen, nur einmal, und zwar an der ersten Stelle ihres Vorkommens innerhalb einer Passage. Die Argumente, ob man eine Strophe als Teil des in UVVT kommentierten Textes betrachten kann oder nicht, finden sich in der Konkordanz. Die folgenden Überlegungen basieren auf den dort beschriebenen Verhältnissen. Ich gehe von der durchlaufenden Zählung als der Summe des auf Sanskrit erhaltenen 191 Der Umfang des Udänavarga Materials aus, ohne die indischen Textzeugen näher zu differenzieren. Auf tibetischer Seite stimmen UVVT und UVT in aller Regel überein. Es finden sich allerdings Abwei­ chungen zwischen dem Kommentar und der tibetischen Übersetzung des UV einerseits und zwischen der Tanjur- und Kanjur-Überlieferung von UVT andererseits. Diese Ab­ weichungen lassen sich wie folgt klassifizieren: 1) UVVT und UVT stimmen überein und weichen vom UV ab. 2) UVVT und der UV stimmen überein und weichen von UVT ab. 3) UVT und der UV stimmen überein und weichen von UVVT ab. 4) UVVT, der UV und der Tanjur stimmen überein und weichen vom Kanjur ab. 5) UVVT und der Tanjur stimmen überein und weichen vom UV und vom Kanjur ab. Ausgehend von dieser generellen Klassifizierung lassen sich die folgenden Einzel­ fälle unterscheiden: la) Eine Strophe des UV, die nach der durchlaufenden Zählung vorhanden ist, fehlt in UVVT und in UVT. Die erhaltene Fassung des UV hat also eine Strophe mehr als die Version, die dem Tibetischen zugrundeliegt. Ich habe 58 dieser Fälle gezählt; es handelt sich um die folgenden Strophen: UV 19, 22, 34, 201, 232, 324, 341, 433, 439, 491, 496, 522, 531, 573, 574, 576, 614, 618,619, 621, 622, 623, 624, 625, 627, 628, 629, 631, 633, 634, 635, 706, 707, 708, 709, 710, 712, 713, 714, 715, 716, 754, 916, 917, 928, 929, 930, 931, 932, 933, 946, 1002, 1020, 1027, 1046, 1048, 1049, 1050. lb) Der umgekehrte Fall: in UVVT und UVT ist eine Strophe bezeugt, die im UV fehlt. Die erhaltene Fassung hat also eine Strophe weniger als die Version, die dem Tibetischen zugrundeliegt. Es gibt 27 Fälle dieser Art: UVT XI 14, XVIII 16, XX 10, XXIV 11, XXV1I1 33, 34, 35, 36, XXIX 29, 30, 35, 36, 56, XXX 8, 9, 15, XXXI 46, XXXII 5, 23, 24, 25, 29, 41, XXXIII 4, 6, 36, 56. lc) Zwei vierzeilige Strophen des UV sind nach UVVT und UVT nur eine sechszeilige Strophe. Dies kommt dadurch zustande, daß von einer der beiden Strophen des UV zwei Pädas im Tibetischen fehlen. Auf ganze Strophen gerechnet, hat der UV also eine Strophe mehr als die dem Tibetischen zugrundeliegende Version. Ich habe vier Fälle dieser Art gezählt: UV 206-207, 448-449, 747-748, 771-772. ld) Der umgekehrte Fall: eine sechszeilige Strophe des UV besteht in UVVT und UVT aus zwei vierzeiligen Strophen. Dies kommt dadurch zustande, daß - vom Tibe­ tischen aus betrachtet - im UV zwei Pädas fehlen. Es lassen sich drei Fälle dieser Art feststellen: UV 214, 457, 1038. le) Ein Einzelfall ist UV 94-95: die beiden Strophen der erhaltenen Fassung sind nach UVVT und UVT nur eine, bestehend aus 95ab und 94cd. lf) Insgesamt zehn Strophen der erhaltenen Fassung des UV sind nach UVVT und UVT eine Prosapartie. Will man die Zahl der Strophen, die der Kommentar voraussetzt, 192 Zur tibetischen Überlieferung ermitteln, muß man hier je eine Strophe abziehen. Es handelt sich um die folgenden Fälle: UV 585, 586, 589, 590, 607, 608, 609, 610, 910, 911. 2a) Eine in UVT vorhandene Strophe fehlt in der erhaltenen UV-Fassung, aber auch in UVVT. In einem solchen Fall besteht keine Differenz zwischen UVVT und dem UV, lediglich UVT weicht ab. Zwei Fälle sind zu verzeichnen: UVT I 23, XXXII 63. 2b) Der umgekehrte Fall: in UVT fehlt eine Strophe, die sich übereinstimmend im UV und in UVVT findet. Ich habe vier Fälle gezählt: UV 386, 686, 687, 688. 3a) Eine Strophe ist im UV und in UVT vorhanden, fehlt aber im Kommentar. UVVT hat also eine Strophe weniger als UV und UVT. Zwei Fälle dieser Art sind zu registrie­ ren: UV 36, 961. 3b) Der umgekehrte Fall: in UVVT ist eine Strophe kommentiert, die im UV und in UVT fehlt. Hier hat UVVT also eine Strophe mehr als der UV imd die tibetische Übersetzung. Es gibt nur einen Fall dieser Art: UVVT 660.18. 4) UV, UVVT und der Tanjur haben eine Strophe, die im Kanjur fehlt. Es gibt immer­ hin sieben Fälle dieser Art: UV 409, 410, 411, 412, 413, 414, 495. 5) UVVT und der Tanjur haben übereinstimmend eine Strophe, die im UV und im Kanjur fehlt. Dies gilt nur für einen Fall: UVT XXXII 74. Aus dieser Zusammenstellung läßt sich die Zahl der Strophen errechnen, die in UVVT kommentiert werden. Von der Gesamtzahl der Strophen des UV nach der durch­ laufenden Zählung ist in den Fällen, die unter la, lc, le, lf und 3a rubriziert wurden, je eine Strophe zu substrahieren. In den Fällen unter lb, ld, 3b und 5 müssen wir zu der Gesamtzahl der Strophen des UV je eine Strophe addieren. Die Fälle unter 2a, 2b und 4 sind neutral für die Frage, wieviel Strophen UVVT kommentiert, da hier keine Differenz zwischen dem UV und UVVT zu verzeichnen ist. Die Zahl der kommen­ tierten Strophen läßt sich somit wie folgt ermitteln: Zahl der Strophen nach der durchlaufenden Zählung: 1050 la) Zahl der UV-Strophen, die in UVVT und UVT fehlen: - 58 lb) In UVVT und UVT bezeugte Strophen, die im UV fehlen: + 27 lc) Zwei vierzeilige UV-Strophen sind im Tib. eine sechszeilige: - 4 ld) Eine sechszeilige UV-Strophe besteht aus zwei vierzeiligen: + 3 le) UV 94-95: - 1 lf) Strophen des UV sind im Tib. eine Prosapartie: - 10 3a) Im Kommentar fehlt eine Strophe: - 2 3b) UVVT kommentiert eine sonst nicht belegte Strophe: + 1 + 1 5) UVVT und der Tanjur belegen eine zusätzliche Strophe: Zahl der Strophen, die in UVVT kommentiert werden: 1007 Prajnâvarmans Einleitung 193 Demnach hat die UV-Fassung, die Prajnävarman vorlag, insgesamt 1007 Strophen enthalten. Sie enthielt ferner vier zusammenhängende Prosapartien, die sich nach dem Kommentar in fünf selbständige Abschnitte gliedern (UV 585, 586, 589-590, 607- 610, 910-911). In der ersten Rezension wurden diese Prosa-Abschnitte in Strophen umgeformt. 3. Prajnâvarmans Einleitung zu seinem Kommentar Prajnävarman stellt seinem Udânavargavivaraija eine Einleitung voran, in der er über den Charakter des Udânavarga und über Dharmaträta, den Kompilator der Sammlung, berichtet. Er erläutert ferner das Anliegen seines Kommentars und gibt Hinweise zur Art seines Vorgehens bei der Erklärung. Diese Selbstzeugnisse des Kommentators kann man nicht übergehen, wenn man zu einer Beurteilung seines Werkes gelangen will. Zudem nehme ich an, daß die Übersetzer des Udânavarga das Vivaraija gekannt haben; dann könnte die Kenntnis dessen, was Prajnävarman über seinen Kommentar sagt, auch von praktischem Interesse für die Beurteilung der tibetischen Version des Sanskrit-Textes werden. Die Übersetzer des Udânavarga haben diesen Text nicht voraussetzungslos ins Tibe­ tische übertragen. Zur Zeit der Übersetzung war unser 'übersetzungstibetisch' eine lebende Sprache: kein historisches Mißgeschick ob eines nicht erhaltenen Originals, keine Verlegenheitslösung eines heutigen Buddhologen, kein offener Steinbruch, dem man nach Belieben Teile für andere Zwecke entnehmen kann, sondern eine leben­ dige Sprache. Wie bei jeder anderen auch, bestand die Aufgabe dieser Sprache darin, Inhalte mitzuteilen. Wenn nun in tibetischer Sprache der Inhalt des Udânavarga mit­ geteilt wird, setzt dies eine bestimmte Wahrnehmung oder Haltung in bezug auf den Text voraus. Der tibetische Udânavarga ist nicht bloß als eine schüttere Kopie ihrer Vorlage zu betrachten, zustandegekommen in einer schematischen Substitution indi­ scher Wörter durch tibetische Äquivalente. Die Übersetzung ist das Resultat einer bestimmten Auffassung vom Udânavarga und dem Bemühen, diese Auffassung in einer lebendigen tibetischen Sprache zum Ausdruck zu bringen. Will man diese tibetische Version ihrer Art angemessen beurteilen, muß man sich um die Mentalität bemühen, die zur Zeit der Übersetzung das Verständnis des Textes bestimmte. Das Udänavarga- vivarana ist ein authentisches Dokument, um zu erfahren, was man über den Udâna­ varga zur Zeit seiner Übersetzung ins Tibetische dachte. Prajnâvarmans Einleitung gehört also zu den Voraussetzungen einer Beurteilung der tibetischen Version des Udânavarga. Der Kommentar beginnt mit 15 Strophen, der gesamte übrige Text ist in Prosa, 194 Zur tibetischen Überlieferung mit Ausnahme der Verse, die Prajnävarman zitiert. In der ersten Strophe verneigt er sich vor dem Beschützer (mgon la) und sagt, daß er, Prajnävarman, die Erklärung der Udänas (ched brjod) nun beginnen wolle. Er rühmt diese von Muni gesprochenen Udänas: Wer ihren Sinn nicht mit Verstand prüft, gleicht einem Tier in der Verkleidung eines Menschen; wer aber die Strophen in richtiger Weise rezitiert und ihren Sinn erfaßt, wird von allem Übel frei. Prajnävarman vergleicht sie mit einem Wunschedel­ stein, durch den sich alle Wünsche erfüllen. Jedoch haben die Worte, die der große R§i gesprochen hat, einen tiefen Sinn, den man nicht ohne weiteres verstehen kann. Wie man zum überqueren des Ozeans ein Schiff benötigt, braucht man einen Lehrer, um die Udänas verstehen zu können. Auch Prajnävarman hat einen Lehrer: er heißt Bodhivarman (Byar’i-chub-go-cha') und ist 87 Er versäumt es nicht, ihn gebührend zu rühmen in Kavadhya in Bengalen geboren. [UVVT 1.1-4-4). Die Udänas sind der Kern (snirt po) der Reden aller Sugatas, und sie erhellen in komprimierter Form den Inhalt des Tripi{aka. Prajnävarman vergleicht sie mit Lotussen, die aus dem 'großen Wunschsee1 (yid bzin gyi msho chen po) emporgewachsen sind. Denn so wird überliefert: Die früheren und zukünftigen Munis haben so nach Wort und Buchstabe (shig dafi yi ge) gesprochen und werden auch weiterhin so spre­ chen. Wenn schon das Wort aus dem Munde eines einzigen Jina zum Heil gereicht - um wieviel mehr das, was alle Sugatas gesagt haben! Diese Aussage des Kommentators empfinden wir als einen objektiven Widerspruch: Entweder sind die Udänas vom historischen Buddha gesprochen, oder sie sind etwas, das alle Sugatas sagen. Nun bezeichnet Prajnävarman die im Udänavarga enthaltenen Strophen aber eindeutig als sowohl vom 'Erhabenen' (bcom Idan ’das) wie von 'allen Sugatas' (bde bar gsegs pa hams cad) gesprochen. Aus dieser Ausdrucksweise läßt sich nur folgern, daß der Widerspruch für Prajnävarman nicht bestand: Was Buddha gesagt hat, ist identisch mit dem, was alle anderen Munis auch sagen [UVVT 4.5-5.51. Der Kommentator sieht die Udänas als Teil der kanonischen Literatur. Sie sind ein Teil der zwölf Pravacanas, der zwölf Formen der 'Lehrverkündigung' des Buddha, die Mvy 1266-1279 wie folgt auflistet: Sutra, Ge(y)ya, Vyâkaratja, Gâthâ, U(d)dâna, Nidâna, Avadâna, Itivçttaka, Jâtaka, Vaipulya, Adbhutadharma und Upadesa. Da die Udänas ein Teil der Pravacanas und diese eine in sich widerspruchsfreie Verkündi­ gung sind, muß man die Udänas im Lichte der übrigen Teile der Pravacanas erklären. Der Erklärung bedürfen sie, da sie so schwer zu verstehen sind, daß selbst ein so vor­ züglicher Jünger wie Upatiçya verwirrt wurde. Hier sagt der Kommentator etwas über die Quellen seiner Exegese: Das Verständnis der Udänas wird durch die Aussagen der übrigen Teile der 'Lehrverkündigungen' bestimmt [UVVT 5.6-5.16]. Prajnävarmans Einleitung 195 Wenn man einen Kommentar zum Udänavarga verfassen will, stellen sich vier Fra­ gen: auf welche Weise, von wem, zu wem und warum wurden die Udänas gelehrt? Diese vier Fragen sind ein zentrales Anliegen des Kommentators; in den verbleibenden Abschnitten der Einleitung versucht er, eine Antwort zu geben [UVVT 5.17-6.20). Auf welche Weise wurden die Udänas gelehrt? Um die Frage zu beantworten, auf welche Weise (shul ji Ia bur) die Udänas gelehrt wurden, weist Prajnävarman darauf hin, daß die Udänas den gleichen Stellenwert haben wie ein Sutra (mdo ji Ia ba bzin no). Als Rede des Buddha (saris rgyas kyi gsuii) läßt sich ihr Wesen in einer zweifachen Weise beschreiben: Sie bestehen zum einen aus dem, was gelehrt ist, zum anderen aus ihrem Sinn (bsan pa dari don gyi bdag fiid). Unter dem, was gelehrt ist (bstan pa) versteht Prajnävarman die Lehre, wie sie ihm vorliegt, wir würden sagen: den Text. Diese Lehre nennt er die Sache (drios po). Er beschreibt sie als einen Wortkörper (mlri gi shogs, Skr. nâmakâya) und versteht dar­ unter offenbar auch den unmittelbaren Sinn dieser Wortkörper. Er setzt seine Unter­ scheidung zwischen dem Text (bsan pa) und dem Sinn (don) in Beziehung zur sinnlichen Wahrnehmung (dbari po'i mam par ses pa), die sich von der geistigen Wahrnehmung (yid kyi mam par ses pa) unterscheidet. Der Text ist ein Objekt (yul) der sinnlichen Wahrnehmung. Es genügt nun nicht, sich nur dieser Sache zu vergewissern, da man sonst den Text liest, ohne alles, was bezeichnet wird, geprüft zu haben (tha snad hams cad rogs pa med par). Wenn die Kenntnis des Textes (bsan pa) noch nicht die Kenntnis des Sinnes (don) bedeutet, gilt aber umgekehrt, daß man ohne den Text keinen Sinn erfassen kann. Die geistige Wahrnehmung ist von der sinnlichen Wahrnehmung ab­ hängig. Wenn man die Udänas erklären will, muß man als Kommentator zunächst die Be­ zeichnungen anfügen (ha snad 'dogs pas bsan par bya se), denn nur so kann man erreichen, daß ein anderer den Text versteht (go ba). Prajnävarman kündigt an, daß er dabei "wie früher" - d. h. in der bei indischen Kommentatoren üblichen Weise - Wort-für-Wort vorgeht (sria ma bzin du miri la sogs pa skye ba'i rim gyis). Erst wenn man dies getan hat, kann man, gestützt auf den Abhidharma, in den Inhalt der Udänas eindringen. Im Anschluß daran geht er kurz auf den tieferen Sinn der Udänas ein; ihrem Wesen als Rede des Buddha entsprechend, ist ihr Sinn identisch mit dem Wesen der Sutras, des Vinaya und des Abhidharma, und deren Essenz (rio bo) ist die 'ausflußlose Kon­ templation' (zag pa med pa'i ifi he ’dzin), die Sittlichkeit (shul khrims) und die Er­ kenntnis (ses rab) [UVVT 6.21-10.6). 196 Zur tibetischen Überlieferung Von wem wurden die Udänas gelehrt? Die zweite Frage, die der Kommentator zu beantworten sucht, lautet: Von wem (gari gis) wurden die Udänas mitgeteilt? Hier unterscheidet Prajnävarman zwischen dem Lehrer oder originären Verfasser (son pa po) und dem Kompilator (sdud pa po). Die Udänas sind authentische Aussprüche des Buddha, er hat sie mitgeteilt. Der Samm­ ler oder Kompilator dieser Aussprüche ist Dharmaträta (Chos-skyob), den er mit dem Ehrentitel Arya i'phags pa) bezeichnet. Prajnävarman berichtet über den Kompi­ lator eine Geschichte (de yan 'di Iar hos e), die insofern etwas schwierig zu ver­ stehen ist, als in die Rahmenerzählung andere Geschichten eingebettet sind, die in früheren Existenzen Dharmaträtas spielen und gewisse Vorkommnisse der Rahmen­ erzählung im Sinne der Karma-Theorie begründen. Die Schwierigkeit liegt insbesondere darin, daß diese Rückgriffe auf Vorgeburtsereignisse an der Diktion des tibetischen Kommentars nicht ohne weiteres zu erkennen sind. Die folgende Übersetzung beruht im wesentlichen auf Instruktion von Herrn Geshey Perna TSER1NG. Die vielfältigen Verständnisprobleme, die dieser Text aufwirft, sind m. E. noch nicht in allen Einzelpunkten zufriedenstellend gelöst. In ganzen aber scheint der Ablauf der Geschichte klar. Die Dharmaträta-Legende In Srävasti wurde die Frau eines Handelskaufmanns schwanger, nachdem sie mit ihrem eigenen Gatten verkehrt hatte. Da sich aber keine Anzeichen der Schwangerschaft zeigten, wußte er es nicht, und auch alle anderen waren sich sicher, daß sie nicht schwanger sei. Zur gegebenen Zeit (dus ji Ia ba bzin du) nahm der Kaufmann wieder seine Waren und ging in ein anderes Land. Als das Kind im Bauch seiner Frau zunehmend größer geworden war, dachte sie: 'Oh weh! Es ist so groß geworden, und bald kommt mein Herr zurück; er wird denken, ich habe Böses getan, obwohl ich nichts Böses getan habe. Auch die ganze Verwandt­ schaft wird das glauben'. - So dachte sie. Nachdem sie ihrer engsten Umgebung, der sie vertraute, Bescheid gegeben hatte, verbarg sie sich aus Scham unter dem Vorwand, sie sei von einer Krankheit befallen. Dort blieb sie und nach einer Weile gebar sie einen sehr schönen Knaben. Es war ein sehr schöner und ansehnlicher Knabe; um aber den Spott der Leute zu vermeiden und obwohl es ihr war, als würde ihr das Herz aus dem Leibe gerissen, [gab sie] den Knaben aus dem Haus und übergab ihn in der Nacht einer jungen Frau, Prajpâvarmans Einleitung 197 der sie vertraute. [Der Knabe] hatte nun in einer früheren ('anderen') Existenz seine Mutter [mit den Worten] beschimpft: "Warum bleibst du nicht als Speise für die Hunde in der Gosse liegen!" Aufgrund der Auswirkung des so angehäuften Bösen [geschah es, daß die junge Frau] dieses Kind in die Gosse der Hauptstraße warf (srah bar du khyis zos bzin du ci'i phyir mi 'dug ces skye ba gzan dag u ma la bsdigs pa'i sdig pa bsags pa'i mam par smin pa'i dbari gis khye’u de rgyal po'i lam srart zig u bor ro P). Der [Knabe] aber war in früherer Zeit [wiederum in einer anderen Existenz] ein Purohita mit Namen Brahmadatta der Schreckliche (gum po Tshans-pas-byin). Da­ durch, daß er das Töten zahlloser Menschen aufgegeben hatte, sind ihm Verdienste zuteil geworden, und durch deren Kraft geschah es, daß ihn [nunmehr] die Ochsen, Elefanten und Pferde nicht verletzten (yorts su bsruns so). Der Buddha dachte nun, daß die Zeit gekommen sei, ihn zu bekehren. Frühmorgens ging er, von der Schar der Mönche begleitet, zu ihm und prophezeite (luri bsan te): "Dieser wird ein großer Kaufmann in Srävasti werden und, nachdem er lange Zeit Glück erfahren hat, wird er sich meiner Lehre zuwenden, und die Arhatschaft wird sich an ihm zeigen". Er übergab ihn dem König Prasenajit und trug ihm auf: "Großer König! Ziehe diesen Knaben mit Namen Dharmaträta auf!" Dadurch ist Dharmaträta zu seinem Namen gekommen. Ein Kaufmann bat nun den König: "Es ist doch geweissagt, er solle ein großer Kauf­ mann werden. Wenn das so ist, soll er mein Sohn und mit der Zeit ein großer Kaufmann werden". Aufgrund dieser Bitte gab ihm der König das Kind. Der Kaufmann hatte aber eine böse Frau, die zu streiten anfing: "Wir haben doch schon drei Söhne und vier Töchter, wie kannst du da auch noch dieses [Kind] als Pflege­ sohn annehmen ('di bu skal du byas e)! Warum sollen wir ihn großziehen?" Um den Knaben zu töten, gab sie ihm unverträgliches (mi mhun pa), mit Gift vermischtes Essen und Trinken ein; sie versuchte ihn zu verbrennen, sie warf ihn in den Futter­ trog der Elefanten und Pferde; sie warf ihn in die Fuhrrillen der Wagen, legte ihn draußen vor der Stadt in des Tonbrennofen eines Töpfers (rdza mkhan gyi rdza ma bsregs dag u) und setzte ihn an einem menschenleeren Platz (grort stört pa dag) aus. Doch was sie auch versuchte - sie konnte ihn nicht töten; lediglich ihre eigenen drei Söhne starben. [Es folgt der Grund, warum Dharmaträta dies erleiden mußte: In einer früheren Existenz war er ein Töpfer.] Er klemmte sich vier Speisegefäße unter den Arm und ging, um sie einem Pratyekabuddha zu geben, der sich in der Nähe befand. Da kamen drei Hunde; weil sie sehr böse waren und bellten, [sagte er): "Die soll man in den Ort stecken, wo die Töpfer die Tonwaren brennen! Warum sollen sie nicht sterben!" [Daß er nun selbst in die Glut gelegt wurde], geschah aufgrund der Auswirkung der Tat, 198 daß er dies gesagt hatte. Zur tibetischen Überlieferung 88 Nachdem er an jenem [menschenleeren] Platz geblieben war, wurde dem Knaben [ein Brief] in die Hand gegeben; den Brief sollte er den Dienern unter den Bewohnern eines Hauses übergeben (khyim mi'i nah du las pa dag la yi ge bskur ro). Nun hatte man gehört, daß bald [jemand] aus Râjagçha kommen werde. Aus Müdig­ keit hat [der Knabe] im Hauseingang den Brief um den kleinen Finger gewickelt (mhe'u churi *gi [gis PCD] mdzub mo la yi ge dkris e); daraufhin ist der Knabe eingeschlafen. Von den Zeichendeutern hatte man diese Worte vernommen: "Gedeihen und Verder­ ben (phun sum shogs pa dar rgud pa PCD) liegen in dieser Handfläche". Da kam schnell die Tochter eines Kaufmanns aus einer Vaiéya-Familie, nahm den Brief vom Finger 89 und las (blas na): "Es walte Glück! Weil [ich weiß, daß] er außerhalb der Stadt in der vornehmen Familie eines großen Kaufmanns geboren ist, habe ich diesen Brief den Dienern unter den Hausbewohnern geschickt (khyim mi nah las pa la sprin ba D). Sobald man diesen Brief gesehen hat, soll man ihn verbergen, da er jemand ist, der Unglück über meine Familie bringt ('meine Familie unterbricht'). Man soll ihn an die Haustür schlagen, ihn töten und in ein Loch legen!" Daraufhin hat [die Kaufmannstochter], angetrieben durch die Macht seiner Ver­ dienste, den Brief beseitigt und [ihn] anders geschrieben: "Es walte Glück! Sobald man diesen Brief gesehen hat, soll man meine Tochter diesem sehr schönen und wohl­ gestalteten Knaben geben, der zu einem Strom der Erfüllung meiner innigsten Hoff90 nung geworden ist. Weil die Menge des Heilvollen [bei ihm] ohne Unterbrechung ist, soll man [sie] ihm geben. Dies ist auch genau der richtige Zeitpunkt. Auch wenn ich nicht da bin, sollt ihr euch darum bemühen!" Daraufhin wurde von allen, angefangen beim König und den Ministern, öffentlich und in prunkvoller Weise (rgya eher) alles ausgeführt. Der Kaufmann kam noch am Abend wieder zurück. Er hörte diese Geschichte, er91 Der große König setzte den Knaben (anstelle seines brach warmes Blut und starb. Ziehvaters] in den Stand eines Kaufmanns. Danach genoß er das Glück eines Hausherren ('des Hauses') und trat dann in den Orden ein. Er erreichte die höchste Frucht eines Sramaija. Weil er selbst durch die Religion völlig beschützt wurde und die [vom Buddha] ge­ lehrte Religion die Grundlage der ganzen Religion ist (bsan pa'i chos ni chos hams cad kyi rsa ba yin pa'i phyir), entstand ihm der Wunsch, eben darin, in dieser beson­ deren Weise, durch die Religion die Welt zu beglücken. Dann hat er alle diese Strophen, die der Sugata mündlich vorgetragen hat, zusammengetragen [UVVT 10.7-16.61. Diese etwas merkwürdige Geschichte, die Prajnävarman über Dharmaträta berich­ tet, zeigt zumindest, daß der Kommentator über den Kompilator des Udânavarga Prajnävarmans Einleitung 199 nichts mehr wußte, was für uns historisch von Belang sein könnte. Er betrachtet ihn als einen Zeitgenossen des Buddha, und zwar sozusagen als seinen Sekretär, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Aussprüche des Religionsstifters festzuhalten und in einem nach Kapiteln geordneten Werk zusammenzufassen. War Prajnävarman kein Vaibhâçika? Die Verfasserschaft Dharmaträtas war aber offenbar zur Zeit Prajnävarmans nicht (mehr?) unangefochten, wie die folgende Passage nahelegt, die sich in der Einleitung des Kommentars an die Dharmaträta-Legende anschließt: "Dies geschah noch zu Lebzeiten des Buddha. Wenn nun andere [sagen]: 'Aber es heißt doch: Ich habe den Brâhmarçavarga gelehrt, [und folglich] hat Bhadanta Sarpgha- rakçita den Brähmaijavarga gelehrt' - [so ist dem] aus dem Dga'-bo'i-ma'i-Sütra [ent­ gegenzuhalten, daß] die Udänas vollkommen sind. Aus dem Kçudrakapi[aka geht aber hervor, daß das Gegenwärtige (gemeint ist wohl: der Udänavarga in der vorliegenden Form) in eben dieser Reihenfolge gesprochen ist. [Dort heißt es nämlich:] 'Mönche, darin sollt ihr die Religion erkennen!' Es ist nun so, daß viele Pravacanas, so etwa Sutras und Geyas, einen Defekt haben (fams pa hob par 'gyur ro). Wenn nun ein Wider­ spruch besteht zu den Büchern der Vaibhâçikas (bye brag tu smra ba'i gzur'O, [lautet die Antwort:] sie haben die Intention nicht geprüft. Wenn es so wäre, daß nach dem Tode des Meisters (son pa) Bhadanta Dharmaträta den Udänavarga gemacht habe, dann wäre der Inhalt dessen, was die Vaibhâçikas lehren: was aus diesen und jenen Pravacanas nach dem Tode des Meisters zusammengetragen ist, das ist zusammenge­ tragen von Arya Kâtyâyanîputra aufgrund seines Eindringens in die Erkenntnis. [Es ist aber so, daß] Bhadanta Dharmaträta zu Lebzeiten des Buddha Bhagavân den Udäna­ varga vollständig zusammengetragen hat" [UVVT 16.7-16.26]. Es handelt sich hier offenbar um eine Stellungnahme in einer Diskussion, die zwi­ schen Vertretern verschiedener buddhistischer Schulen zur Zeit Prajnävarmans geführt wurde. Aus der Aussage, daß er in den "Büchern der Vaibhâçikas" Widersprüche (zu eigenen Büchern?) feststellt, die auf mangelnder Prüfung der Intention beruhen, ist » 92 zu folgern, daß Prajnävarman selbst kein Vaibhâçika war. Zu wem wurden die Udänas gelehrt? Die dritte Frage, die der Kommentator stellt, lautet: Zu wem (gari la) wurden die Udänas gelehrt? Prajnävarmans Antwort beschreibt seine Überzeugung, daß die Stro­ phen des UV vom Buddha in einer bestimmten Situation einer bestimmten Person 200 Zur tibetischen Überlieferung mitgeteilt wurden: Weil der Erhabene mit allen Lebewesen Mitleid empfindet und die Gedanken und Neigungen der zu Bekehrenden genau kennt, hat er sich an diesen und jenen Menschen gewandt und diese und jene Strophe gesprochen [UVVT 17.1-17.91. Warum wurden die Udänas gelehrt? Die vierte Frage des Kommentators lautet: Warum (ci'i phyir) wurden die Udänas gelehrt? Dies ist die Frage nach ihrem Zweck (dgos pa). Prajnâvarmans Ausführungen zu diesem Punkt gliedern sich in zwei Abschnitte, deren Abgrenzung sich in seiner Systematik ergibt aus der Unterscheidung zwischen dem Lehrer oder Verfasser (ston pa po) und dem Kompilator (sdud pa po), die er bei der Beantwortung der zweiten Frage vorgenommen hat. Der erste Abschnitt behandelt den Zweck der Udänas in ihrer Eigenschaft als vom Buddha gesprochene Strophen. Der zweite Abschnitt befaßt sich mit dem Zweck der Anordnung dieser Strophen in Kapiteln, die vom Kompilator vorgenommen wurde. Prajnävarman beantwortet zunächst die Frage nach dem Zweck der Udänas in ihrer Eigenschaft als Äußerungen des Buddha. Es ist notwendig, den Zweck des Lehrtextes (bsan bcos kyi dgos pa) zu kennen. Dieser Zweck hat für ihn zwei Aspekte: Es gibt einen übergeordneten Zweck und einen mehr speziellen. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, unterscheidet er zwischen zwei Arten von Gläubigen (sgrub pa). Die einen sind Anhänger der Religion aufgrund ihres Glaubens (dad pas rjes su 'brari ba), die anderen aufgrund ihrer Einsicht in die Inhalte der Religion (chos kyis rjes su 'braii ba). Wenn jemand aufgrund seines Glaubens (dad pas) ein Anhänger der Religion ist, bedarf er der Führung durch einen anderen. Wer hingegen aufgrund der Lehre (chos kyis) ein Anhänger der Religion ist, kann sich etwa die Frage stellen, ob der Zweck (dgos pa) mit dem Mittel (habs) übereinstimmt. Dieser Unterscheidung, die der Kommentator in bezug auf die Gläubigen trifft, entsprechen die beiden Varianten des Zwecks, den die Udänas haben. Als der erste, allgemeine oder übergeordnete Zweck der Udänas wird ihre wahre Essenz (de bzin did) bezeichnet. Diese wahre Essenz der Udänas ist identisch mit dem Ziel der buddhi­ stischen Religion, dem Nirväga; denn das Nirväija ist allen anderen Zwecken überge­ ordnet (dgos pa hams cad kyi mhar hug pa yin e). Diesem allgemeinen Zweck steht der besondere Zweck gegenüber, der an einer bestimmten Stelle des Textes vorliegt. Dieser spezielle Zweck wird als "Inhalt" (brjod par bya ba, Skr. abhidheya) bezeichnet. Was Prajnävarman damit meint, erläutert er an zwei Beispielen. Wenn es [in UV 3a] heißt: aniyâ baa samskârâ "unbeständig sind gebildete Formen", so werden dadurch die 'fünf Daseinsfaktoren' gelehrt (phuri Prajnâvarmans Einleitung 201 po ria bsad do; vgl. Skr. skandha). Das zweite Beispiel des Kommentators ist UV 3d: esäm vyupasamah sukham "deren [sc. der gebildeten Formen] völliges Erlöschen ist das Glück". Hier zeigt sich die 'Unterdrückung [der Wiedergeburt] durch sorgfältige Prüfung' (so sor brags pa'i 'gog pa; vgl. BHSD s. v. praisamkhyä), die in der Erkenntnis besteht zu sehen, daß alle Daseinsfaktoren (chos hams cad) ohne ein Selbst sind. Dieser als brjod par bya ba bezeichnete Inhalt kommt offenbar dadurch zustande, daß Prajnävarman die Analyseverfahren der buddhistischen Scholastik auf den Text anwendet, den er kommentiert [UVVT 17.10-19.15]. Im Anschluß daran beschäftigt sich der Kommentator mit der Frage, warum die Udänas in Kapiteln angeordnet wurden. Aus dem Kontext geht hervor, daß die Ausfüh­ rungen zum Zweck dieser Anordnung einen Teil der Antwort des Kommentators auf die Frage nach dem Warum (ci'i phyir) der Udänas bilden. Die Anordnung in Kapiteln hat für Prajnävarman vier Vorteile: Sie ist leicht zu fassen, bewahrt den Geist vor Ablenkung, ist von Tadel frei und spendet Licht. Er verbindet sehr präzise Inhalte mit diesen eher allgemein klingenden Vorteilen der Anordnung: Sie macht die Strophen leicht zu fassen (bde blag u zin pa), als wären sie Blumen, die auf einen Faden gereiht sind; leicht kann man eine nehmen und kann ihren Duft genießen. Sie bewahrt vor Ablenkung (sems pa la mi g.yen ba) und gleicht so einer Speise, die schon zubereitet ist; es geht dem Gläubigen wie einem Hungrigen, für den ein anderer bereits Feuer aus dem Holz gerieben und das Essen gargekocht hat. Sie ist von Tadel frei (smad pa med pa), denn sie gleicht einem Schmuckstück aus der Hand eines Goldschmieds; kein gelehrter Mensch könnte an diesem Text etwas auszusetzen haben. Schließlich wird sie Licht spenden (gsal bar bya ba) wie eine Lampe, die man entzündet hat; durch die Macht der Lehre öffnet sich die Einsicht [UVVT 19.16-22.9]. Nach dieser Beschreibung der Vorteile der Anordnung der Udänas nennt er den Grund, warum der Anityavarga, das "Kapitel von der Unbeständigkeit", am Anfang steht: Die Erkenntnis der Unbeständigkeit der Dinge ist eine Wurzel des Heils, und die Illusion ihrer Beständigkeit der Ausgangspunkt des Unheils. Der Kommentator beschränkt sich an dieser Stelle darauf zu begründen, warum der Anityavarga am Anfang steht. Die Angaben zur inhaltlichen Kohärenz der übrigen Kapitel finden sich in seinem Kommentar an den Stellen, an denen jeweils die Kommentierung der ersten Strophe eines Kapitels einsetzt [UVVT 22.10-23.11] An dieser Stelle endet die Einleitung, und es beginnt der eigentliche Kommentar. Prajnävarman weist darauf hin, daß die beiden ersten Strophen des Udänavarga vom 93 Kompilator, Arya Dharmaträta, stammen. 202 Zur tibetischen Überlieferung Zusammenfassung Prajnävarmans Einleitung zu seinem Kommentar umfaßt in den Blockdrucken etwa 13 tibetische Seiten. In 15 Einleitungsstrophen wird über den Charakter des Udäna­ varga und über sein Anliegen als Kommentator in einer allgemeinen Form berichtet; wir erfahren ferner von seinem Lehrer Bodhivarman. Er bestimmt dann die Udänas als einen Teil der mündlichen 'Lehrverkündigungen' des Buddha. Da diese nicht in sich widersprüchlich sein können, sind die Udänas im Lichte der übrigen Pravacanas auszulegen. Er nennt weiter den Verfasser und den Kompilator. Der Verfasser der Strophen ist der Buddha. Auf die uns heute geläufige Schwierigkeit, daß der Buddha nicht auf Sanskrit gepredigt hat und die Strophen des Udänavarga aus einem mittel­ indischen Idiom übertragen wurden, geht der Kommentator mit keiner Silbe ein. Pra­ jnävarman glaubte wohl, daß Buddha die Strophen in der ihm vorliegenden Form, also auf Sanskrit, gesprochen hat. über den Kompilator, Arya oder Bhadanta Dharmaträta, berichtet der Kommentator eine Geschichte, die ihn als einen Zeitgenossen des Buddha beschreibt; das Anliegen der Geschichte ist es offenbar, den Kompilator - in einer überzeichneten Form - als eine Person zu skizzieren, die in ganz besonderer Weise "durch die Religion beschützt" ist, wie es der Name sagt. Diese Legende enthält keine historisch relevante Information. Interessant für einen Chronisten der buddhistischen Schulen dürfte die Diskussion über den Kompilator des Brähmatjavarga sein, in der sich Prajnävarman gegen die Ansichten der Vaibhâçikas ausspricht. 4. Der Aufbau einer Kommentierung Im vorigen Kapitel wurde referiert, was Prajnävarman selbst in der Einleitung über seinen Kommentar sagt. Er hat fast nichts gesagt über den Aufbau der Kommentierung einer bestimmten Strophe, lediglich hat er erwähnt, daß er die Worte, wie bei indischen Kommentatoren üblich, in der Reihenfolge kommentiert, in der sie im Text erscheinen (mirt la sogs pa skye ba'i rim gyis). Seine Kommentierungen folgen aber einer genau festgelegten formalen Ordnung, die bei jeder neuen Strophe, die kommentiert wird, wiederkehrt. Die Kommentierung einer Strophe besteht aus fünf Teilen: a) einer Einleitung, in der das Motto einer Strophe genannt wird; b) einer Geschichte, in der mitgeteilt wird, bei welcher Gelegenheit der Buddha die Strophe gesprochen hat; c) einer komprimierten Inhaltsangabe der Strophe; d) dem eigentlichen Kommentar, in dem die einzelnen Wörter des Textes aufge­ nommen und der Reihe nach erklärt werden; Aufbau einer Kommentierung 203 e) einer Schlußbemerkung, in der ein besonderer Grund genannt wird, warum die Strophe gesprochen wurde. Die Einleitung einer Kommentierung Zu Beginn einer Kommentierung nennt der Kommentator den Inhalt der Strophe in einer allgemeinen Form. Man kann diese einleitende Bemerkung als das Motto der Strophe beschreiben, das der Kommentator formuliert. Ein Beispiel: UV 57 sarvarp cet sukham iccheta sarvakâmârp parityajet / sarvakâmaparityâgî hy atyantarp sukham edhate // Übersetzung: "Wenn man nach dem ganzen Glück strebt, muß man alle Lüste auf­ geben. Dem, der alle Lüste aufgibt, gedeiht Glück auf äußerste Weise". - Die tibeti­ sche Übersetzung lautet: UVT / gal te bde ba kun 'dod na / / 'dod pa thams cad yohs su sports I I 'dod pa thams cad yorts spans pas / / mchog tu bde ba thob par 'gyur / Der Kommentar beginnt seine Ausführungen wie folgt: / 'dod pa rnams ni curt zad tsam sparts pa las bde ba curt zad tsam nid yin la mtha' dag spans na ni bde ba phun sum tshogs pa nid yin no zes bstan pa'i phyir smras pa / gal te bde ba zes bya ba la sogs pa smos so / Alles, was vor dem ersten zes steht, läßt sich als das Motto beschreiben. In diesem Fall lautet es in Übersetzung: "Wenn man nur wenig Lüste aufgegeben hat, dann ist das auch nur wenig Glück. Wenn man sie indes ganz aufgegeben hat, ist das ein voll­ kommenes Glück". Der Ausdruck zes bsan pa'i phyir smras pa "um das zu zeigen, ist gesagt" ist ein feststehender Ausdruck, der meistens in dieser Form steht, aber auch in einer Palette von Variationen anzutreffen ist wie: de nid des par bsan pa'i phyir smras pa "um dies zu illustrieren, heißt es" (UVVT 169.3) oder dpe bsan pa'i phyir "um ein Beispiel zu zeigen" (85.12). Wichtig ist, daß diese Phrase immer ein phyir enthält und daß ihr das Pratîka folgt, das in unserem Beispiel gal e bde ba lautet. Vor dem Pratîka steht in den Blockdrucken in der Regel ein Sad. Die Aufgabe des Pratîka ist es, eine Strophe zu identifizieren; dies geschieht, indem der Anfang dieser Strophe zitiert wird. Generell identifiziert ein Pratîka den Anfang einer Passage, die erläutert werden soll. Es kann sich dabei um den Anfang einer Strophe handeln, aber auch um den An­ fang eines Strophenteils, also einer Strophenhälfte oder einer einzelnen Zeile; es 204 Zur tibetischen Überlieferung kann sich auch um einen Prosa-Abschnitt handeln. Das Pratîka ist nicht notwendig Gegenstand der Kommentierung, es ist lediglich der Anfang der Passage, die kommen­ tiert werden soll. Zu beachten ist, daß das Pratîka im tibetischen Kommentar grund­ sätzlich nicht dem Anfang der Sanskrit-Passage entspricht, sondern dem Anfang der tibetischen Passage. Dies ist eine ganz durchgängige Erscheinung im Kommentar. Es dürfte sich lohnen, an diesem Punkt einen Moment zu verweilen, da diese Er­ scheinung etwas verrät über die Arbeitsweise des Übersetzers des Kommentars. Wir dürfen nie vergessen, daß das tibetische Udânavargavivaraija eine Übersetzung ist; die Vorlage war ein Sanskrit-Kommentar zum Udänavarga. In diesem Sanskrit-Kom­ mentar lautete das Pratîka in dem obigen Beispiel natürlich nicht ce sukham, wie wir annehmen müßten, wenn wir das tibetische Pratîka gal e Me M wörtlich ins Sanskrit rückübersetzen wollten. Das Pratîka im Sanskrit-Kommentar lautete sarvam ce, denn dies ist der Anfang der Strophe im Sanskrit. Der Übersetzer des Kommentars hat nun dieses sarvam cet gesehen, hat erkannt, daß es sich um das Pratîka handelt, hat die tibetische Version des Udänavarga eingesehen, hat den Anfang der tibetischen Strophe ermittelt und diesen Wortlaut als Pratîka in die tibetische Version des Kom­ mentars geschrieben oder schreiben lassen, die er anfertigte. Somit setzt das Pratîka gal e Me M im Text der tibetischen Übersetzung des Kommentars einen durchaus komplexen Vorgang voraus. Nach dem Pratîka steht in unserem Beispiel zes bya M la sogs pa smos so "so und so weiter ist gesagt". Durch diesen feststehenden Ausdruck wird das Pratîka her­ ausgehoben, und es wird dadurch signalisiert, daß die Kommentierung einer neuen Strophe beginnt. Neben zes bya ba la sogs pa smos so, das mit großem Abstand das häufigste ist, finden sich vergleichbare Phrasen wie: zes bya ba la sogs pa'o (201.6) zes bya ba la sogs pa yin no (385.25) ées bya ba smos so (136.5) u. ä. Der Ausdruck endet nicht notwendig mit der Finalpartikel, es finden sich auch eine Reihe von Beispielen mit Semifinalpartikel wie: zes bya ba la sogs pa smos te (85.13) zes bya ba la sogs pa ste (493.20) zes bya ba la sogs pa gsuns te (345.17) zes bya ba la sogs pa gsuns pa ste (354.6) u. ä. Der Kommentar faßt die Strophen des Udänavarga entweder als Einzelstrophen auf oder als eine Folge von zusammengehörigen Strophen. Eine Folge von zusammen­ gehörigen Strophen läßt sich als Strophensequenz bezeichnen. Ob es sich um eine einzelne oder eine Folge mehrerer Strophen handelt, wird im Kommentar in der Regel Aufbau einer Kommentierung 205 entsprechend gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung erfolgt fast immer am Ende der Geschichte, die zu der Strophe oder der Sequenz gehört, in einigen Fällen aber steht sie bereits am Ende der Einleitung zur Kommentierung. In solchen Fällen lesen wir: zes bya ba la sogs pa'i tshigs su bead pa gnis smos so (109.20) zes bya ba la sogs pa tshigs su bead pa gsum mo (645.24). Ein Sonderfall ist zes bya ba la sogs pa'i shigs bead phyed dari gnis smos so in UVVT 221.20; hierzu vgl. die Konkordanz zu UV 79. Die Geschichte oder das Nidäna Die Strophen des Udânavarga sind nach Überzeugung Prajnâvarmans authentische Äußerungen Buddhas, die er zu bestimmten Gelegenheiten seiner Umgebung mitgeteilt hat. Der Kommentar gibt im Anschluß an die Einleitung Rechenschaft über die Um­ stände der Äußerung, soweit sie ihm bekannt sind. Zu diesem Zweck berichtet er eine Geschichte, die im Kommentar selbst als gleri gzi - das ist der "Grund" oder "Anlaß der Predigt" - bezeichnet wird, eine in diesem Zusammenhang vom Tibetischen her einleuchtende Bezeichnung. Als Sanskrit-Äquivalent von gleri gzi kann man nach LC nidäna voraussetzen. BHSD widmet diesem Wort einen längeren Artikel, verzeich­ net allerdings nicht die spezielle Bedeutung "Umstand einer Äußerung Buddhas", die wir für gleri gzi feststellen können. Die Vorstellung, die sich mit gleri gzi verbindet, ist, daß eine bestimmte Strophe aus einer bestimmten Situation heraus 'entstanden' ist, vgl. 'di byuri ba'i gleb gzi "was die Umstände betrifft, in denen diese [Strophe] entstanden ist" (56.1, 66.19 et passim). - In unserem Beispiel wird zur Strophe fol­ gendes berichtet: / bram ze zig bcom ldan 'das kyi spyan shar sori ste / gsol pa / kye gau ta ma ci zig spans na bde ba thams cad thob par 'gyur zes pa dan / de'i dbaii du mdzad de tshigs su bead pa 'di gsuhs so / Übersetzung: "Ein Brahmane trat vor den Buddha hin und fragte ihn: 'Oh Gautama, was muß man aufgegeben haben, um das ganze Glück zu erreichen?' Auf ihn Bezug nehmend sprach [der Buddha] diese Strophe". Wie in diesem Beispiel bestehen die meisten Nidänas nur in einer kurzen Beschrei­ bung der Umstände, unter denen die Strophe gesprochen wurde. Hier unterscheidet sich das Udänavargavivarana von der Dhammapadatthakathä, dem Kommentar zum Dhammapada; die Berichte, die die Pali-Tradition zu diesen Strophen gibt, sind um einiges ausführlicher. Prajnâvarmans oft fast stenographische Ausdrucksweise erweckt den Eindruck, daß der Kommentator eine gewisse Vertrautheit des Lesers mit den Erzählstoffen voraussetzt, deren Inhalt er nur in kurzen Worten skizziert. Einige 206 Zur tibetischen Überlieferung Nidänas allerdings weisen einen beachtlichen Umfang auf (vgl. etwa UVVT 81.15-83.20, 361.25-363.8, 706.31-708.4). Wenn es sich um eine Einzelstrophe handelt, endet das Nidäna in der Regel mit der stereotypen Wendung shigs su bead pa 'di gsurs so. Daneben findet sich: 'di gsurts so (89.3) tshigs su bead pa 'di bka' stsal to (85.7) 'di skad gsurts so (240.1). Wenn es sich nicht um eine Einzelstrophe handelt, sondern um eine Folge oder Se­ quenz von zwei oder mehreren Strophen, wird dieser Sachverhalt am Ende des Nidäna in der Regel ausgewiesen. Ein Nidäna steht dann nur zur ersten Strophe einer Sequenz; zu der folgenden Strophe oder - wenn die Sequenz mehr als zwei Strophen umfaßt - zu den folgenden Strophen wird dann kein neues Nidäna mehr gegeben. Wenn es sich um zwei Strophen handelt - dies ist der häufigste Fall einer Sequenz - finden wir in Kommentar folgende Ausdrucksweisen: tshigs su bead pa gnis gsurts so (132.26) tshigs su bead pa gnis po 'di gsurts so (142.2) tshigs su bead pa 'di gnis gsurts so (149.8) u. ä. Ich betrachte diese Ausdrucksweisen als im wesentlichen synonym. Wenn es sich um eine Folge von mehr als zwei Strophen handelt, finden wir analoge Formulierungen: tshigs bead gsum bka' stsal to (276.28) tshigs su bead pa bzi'o (442.25) tshigs su bead pa lrta po 'di gsurts so (387.13) tshigs su bead pa drug gsurts so (280.25) Die Angaben zur Anzahl der zu einem Nidäna gehörigen Strophen im Kommentar sind allerdings nicht immer korrekt und eindeutig. Einige Strophen bzw. Strophenfolgen sind, wie es scheint, falsch bezeichnet (vgl. UV 7, 12, 62, 68, 198, 289, 346, 550, 668, 766). Eine ganze Reihe von Strophen oder Strophenfolgen sind überhaupt nicht durch 'di, gnis, gsum usw. ausgewiesen. Zum Teil werden auch mehrere Strophen einfach durch 'di bezeichnet, ohne eine genaue Angabe der Zahl. Die acht Strophen UV 252259 werden als shigs su bead pa bzi dari bsdus pa bzi bezeichnet, in der Sache also wohl als acht Strophen. Ähnlich werden die vier Strophen UV 795-798 in der Weise bezeichnet, daß im Nidäna zweimal von tshigs su bead pa gnis die Rede ist. Ein Ein­ zelfall ist UV 801; diese Strophe wird als als shigs su bead pa geig (statt ’di) bezeich­ net. Es ist ferner hinzuweisen auf UV 651: Es handelt sich im Text klar um eine Stro­ phe, die aber als tshigs su bead pa gsum bezeichnet wird - aus Gründen, die in der Konkordanz genannt sind. Wenn wir Besonderheiten dieser Art unberücksichtigt lassen und nur die Strophen Aufbau einer Kommentierung 207 zur Grundlage der Betrachtung machen, die der Kommentar tatsächlich kommentiert - unabhängig davon, wie er sie bezeichnet -, läßt sich die folgende Übersicht geben: Ein Nidäna steht zu einer Einzelstrophe 248 Fälle Ein Nidäna steht zu einer Doppelstrophe 123 Fälle Ein Nidäna steht zu drei zusammengehörigen Strophen 43 Fälle Ein Nidäna steht zu vier zusammengehörigen Strophen 17 Fälle Ein Nidäna steht zu fünf zusammengehörigen Strophen 10 Fälle Ein Nidäna steht zu sechs zusammengehörigen Strophen 14 Fälle Ein Nidäna steht zu sieben zusammengehörigen Strophen 5 Fälle Ein Nidäna steht zu acht zusammengehörigen Strophen 2 Fälle Ein Nidäna steht zu neun zusammengehörigen Strophen 1 Fall Ein Nidäna steht zu zwölf zusammengehörigen Strophen 3 Fälle Ein Nidäna steht zu 13 zusammengehörigen Strophen 1 Fall Ein Nidäna steht zu 14 zusammengehörigen Strophen 2 Fälle Ein Nidäna steht zu 17 zusammengehörigen Strophen 1 Fall Ein Nidäna steht zu 26 zusammengehörigen Strophen 1 Fall Demnach werden insgesamt 471 Nidänas zu 1005 Strophen gegeben. Dazu ist zu sagen: Die Gesamtzahl der Strophen des Udänavarga in der vom Prajnävarman kommentierten Fassung beträgt 1007 Strophen (siehe oben p. 189-193). Die beiden Einleitungsstrophen (UV 1 und 2) haben kein Nidäna, da diese Strophen nicht von Buddha stammen, sondern von Dharmaträta. Ein eigenes Nidäna hat die Prosa-Partie UV 585; wenn wir diesen Fall hinzurechnen, ist die Gesamtzahl der Nidänas mithin 472. Auf die beiden ProsaAbschnitte UV 586 und UV 589-590 folgen Doppelstrophen, die mit diesen Prosa-Ab­ schnitten je ein gemeinsames Nidäna haben. Der Prosa-Abschnitt UV 607-610 folgt ohne ein neues Nidäna auf eine Einzelstrophe. Der Prosa-Abschnitt UV 910-911 folgt ohne ein neues Nidäna auf drei zusammengehörige Strophen. Mit Ausnahme von UV 585 haben die Prosa-Abschnitte also kein eigenes Nidäna. Es wird zu jedem einzelnen oder zusammenhängenden Ausspruch des Buddha ein Nidäna gegeben, so daß der Leser zu jeder Strophe, Sequenz oder Prosa-Partie die Umstände kennt, unter denen der Buddha diese Passage des Udänavarga gesprochen hat. Nach meiner Auffassung sind die Nidänas keine authentischen Berichte aus dem Leben des historischen Buddha. Ihr Genre ist die Legende. Sie sind aus dem Bedürfnis entstanden, die abstrakten, allgemeingültigen Aussagen der Udäna-Strophen an eine bestimmte, konkrete Situation zu binden und dadurch verständlich zu machen. Nehmen 208 Zur tibetischen Überlieferung wir ein Beispiel: UV 5 yânîmâny apaviddhâni vikçiptâni diso disam / kapotavartjâny asthîni tâni dççtveha kâ rati(i // Hier werden taubenfarbene Knochen beschrieben, die abgehauen und in alle Rich­ tungen verstreut liegen; welche Freude kann man noch empfinden, wenn man die gesehen hat? Es stellt sich nun die Frage, um welche Knochen es sich handelt. Ich denke, daß die Strophe einen Zustand beschreibt, der in einer nicht forstwirtschaftlich verwal­ teten Natur der Normalzustand ist: Man findet überall Knochen verstreut, Überreste von Lebewesen, Tieren, die verendet oder von anderen Tieren gerissen wurden. Diese Knochen sollen uns daran erinnern, was von jedwedem Leben, also auch von unserem eigenem, am Ende übrigbleibt. Daher auch die Frage nach der Freude, die man haben kann, wenn man sie sieht: Wenn man sich klar wird, daß nichts bleibt als bleiche Kno­ chen, wird es unmöglich - so die Aussage der Strophe -, sich am Leben zu freuen. Die Strophe beschreibt also einen allgemeinen Sachverhalt, der immer Gültigkeit hat. Der Kommentator versucht nun auch, die Frage zu beantworten, um welche Kno­ chen es sich handeln könnte, er sucht die Anwort aber nicht in der allgemeinen Be­ obachtung, sondern in der speziellen Situation, und zwar in der Anekdote: "In Srävasti gab es Novizen, die den Waschungen, ihren Kleidern und ihrem Schmuck ganz ergeben waren. Da sie so durch ihren Körper ganz eingenommen waren, haben sie es ganz vernachlässigt, zu lesen und zu rezitieren. Um bei ihnen den Abscheu am Körperlichen zu erzeugen, ging der Buddha mit ihnen auf einen Leichenacker. Nun waren zu jener Zeit gerade fünfhundert Diebe getötet worden. Der Buddha zeigte ihnen die toten Körper, die dort hingeworfen waren, und sagte: 'Mönche, seht! Diese toten Leiber sind äußerst schrecklich. Habt also genug vom Sarpsära, habt genug vom Genießen der Genüsse des Sarpsära!' - So sprach er und daraufhin erreichten sie die Frucht der Arhatschaft". An dieser Geschichte sind drei Dinge auffallend: Zum einen wird die Strophe in einen besonderen Kontext gestellt, und zwar ist sie offenbar Teil einer Ansprache des Buddha an seine Jünger. Weiter wird das Bemühen deutlich, ein möglichst beein­ druckendes Szenarium zu entwerfen, was man dadurch zu erreichen suchte, daß man sich die Leichen von fünfhundert getöteten Dieben als Anlaß zur Strophe vorstellte. Schließlich paßt die Geschichte eigentlich gar nicht zur Strophe: Wenn von tauben­ farbenen Knochen die Rede ist, kann es sich doch nur um gebleichte Knochen handeln, die schon längere Zeit liegen. Daß es sich um frische Knochen gerade getöteter Men­ schen handeln soll, ist ein wenig absurd. - Ein weiteres Beispiel: Aufbau einer Kommentierung 209 UV 39 kirn anena sarîrepa sravatâ pûtinâ sadâ / nityarp rogâbhibhûtena jarâmarapabhîrurjâ // Hier wird der menschliche Körper beschrieben als etwas, aus dem ständig unreine Flüssigkeiten austreten; er wird von Krankheiten bedrängt und fürchtet sich vor Alter und Tod. Dadurch soll die Fragwürdigkeit der menschlichen Existenz verdeutlicht werden. Die Beobachtung selbst ist allgemeiner, nicht spezieller Natur. Im Nidäna zu dieser Strophe wird aber genau das Umgekehrte mitgeteilt: Der Buddha sah einen Leprakranken, der von seinen Verwandten verstoßen und von den Ärzten aufgegeben war, und sprach daraufhin, wieder im Rahmen einer Predigt, diese Strophe. Der Kommentar leitet Strophen, die allgemeingültige Aussagen enthalten, aus einer besonderen Situation ab. Die Wirkung, die dadurch erreicht wird, besteht darin, daß der Inhalt der Strophe leichter zugänglich wird, da man ja über die Situation informiert ist, die zur Strophe den Anlaß gab. Nun ist aber die Strophe vermutlich das Primäre und die Geschichte das Sekun­ däre. Historisch, wenn man so will, geht die Komposition der Strophe dem Bericht über ihr Zustandekommen voraus. Dies dürfte wohl für alle Nidänas gelten, solange sich nicht zeigen läßt, daß eine Geschichte älter ist als die Strophe, zu der sie gehört. Ein besonderer Typus der Nidänas sind solche, die eine Frage-Strophe enthalten, die durch den Text des Udänavarga beantwortet wird. Häufig wird eine solche Frage durch einen Deva gestellt, wie in folgendem Beispiel: UVVT / rgas pa'i bar du ci zig bde / / gan la rab gnas legs pa dah / / tshig ni gah zig bder ses bya / / gah zig mi byed bder 'gyur lags / / zes lhas gsol pa las 'di gsuhs so / Übersetzung der Strophe: "Was ist bis zum Alter Glück, auf was gestützt zu sein ist recht, welches Wort soll man als glücklich erkennen, und was nicht zu tun bedeutet Glück?" - Die Antwort auf diese Frage gibt der Text des UV: UV 777 sukharp yâvaj jarâ sîlarp sukharp sraddhâ pratiçthitâ / sukharp cârtharatâ vâcâ pâpasyâkaranarp sukham // An diesem Beispiel dürfte klar werden, daß die Nidänas keine authentischen Berichte zur Person und zum Leben des historischen Buddha enthalten; jedenfalls brauchen wir in der Frage eines Deva keine geschichtliche Situation sehen. Die Nidänas wurden in späterer Zeit konzipiert, als das Bedürfnis vorhanden war, die Strophen durch eine Geschichte zu illustrieren. An einem Beispiel möchte ich anschaulich machen, wie die Berichte des Kommentars zu den Strophen des Udänavarga auf mich wirken. Ich bitte um Nachsicht, falls der 210 Zur tibetischen Überlieferung Leser mein Beispiel als unangemessen oder deplaziert empfinden sollte. Jedes Kind kennt bei uns die beiden folgenden Zeilen: Freut euch des Lebens, Großmama wird mit der Sense rasiert. Ich habe immer geglaubt, hier wäre realiter davon die Rede, daß eine Großmutter mit einer Sense rasiert würde. Aber das ist natürlich Unsinn: Frauen haben keinen Bart, und selbst wenn sie einen Bart hätten, wäre die Sense ein ungeeignetes Instru­ ment, um ihn zu entfernen. Nun kennen wir Darstellungen des dürrbeinigen Todes, wie er mit einer Sense in der Hand über das Land schreitet und die Menschen hinweg­ mäht wie der Schnitter das Korn. Dies ist offenbar gemeint, wenn gesagt ist, daß die Großmutter mit der Sense rasier wird. Das Verbum rasieren steht hier nicht in der Bedeutung 'den Bart entfernen', sondern bedeutet im Passiv 'durch den Tod hinweg94 gemäht werden'. Nur bei einer solchen Auffassung läßt sich ein inhaltlicher Zusam­ menhang zwischen der ersten und der zweiten Zeile erkennen: Man soll sich des Lebens freuen, solange man jung ist. Stünden die beiden Zeilen im Udänavarga, so dürften wir uns nicht überrascht zeigen, wenn der Kommentator eine Begebenheit schilderte, in der tatsächlich eine Großmutter mit einer Sense rasiert würde. Eine andere Frage ist, inwieweit die in den Nidänas erhaltenen Berichte älteres Uberlieferungsgut darstellen oder ob sie sozusagen als ad-hoc-Erfindungen Prajiïâ- varmans betrachtet werden können. Ich glaube nicht, daß Prajnävarman auch nur ein einziges Nidäna persönlich erfunden hat. Er steht in einer Lehrtradition, die die Udänas in einer Weise erklärt, die er nur referiert. Dies läßt sich auch daran ablesen, daß er zu manchen Strophen mehrere Nidänas anführt. Zu den beiden zusammenge­ hörigen Strophen UV 286-287 wird zum Beispiel folgendes berichtet: / Ihas byin dmyal ba'i me 'bar bas narn thag ein ha ro 'don pa de'i dbah du mdzad nas tshigs su bead pa gnis gsuhs so / / gzan dag ni 'phags skyes pos sä kya rnams bsad pa de'i dbah du mdzad pa'o zes zer ro / Offenbar nach Prajnävarmans eigener Auffassung nehmen die beiden Strophen Bezug auf Devadatta, der durch das Höllenfeuer gequält wurde und Schreie ausstieß. Nach Aussage der "anderen" nimmt die Strophe Bezug auf die Säkyas, die von Virüijhaka getötet wurden. Wir finden im Kommentar über hundert Alternativ-Berichte anderer Lehrtradi­ tionen. Die Standard-Phrase zur Kennzeichnug dieser anderen Berichte ist gzan dag ni. . . zes zer ro, wie in dem Beispiel. Der andere Bericht findet sich sozusagen einge­ rahmt zwischen gzan dag ni und zes zer ro. Andere Ausdrucksweisen sind selten: gzan dag ni de'i gleh gzi 'di ltar 'chad do . . . Aufbau einer Kommentierung 211 gzan dag na re . . . zes so gzan dag ni . . . zes gzan dag zer ro gzan dag ni . . . ze'o gzan dag ni . . . zes so gzan dag na re . . . zes zer ro gzan dag ni . . . kha cig ni 'di skad smra ste . . . ze'o Der Kommentar sagt nicht ausdrücklich, um welche anderen es sich dabei handeln soll. Es gibt lediglich zwei Stellen im Kommentar, aus denen hervorgeht, daß diese abweichenden Nidänas von anderen Schulen (Skr. nikäya) gelehrt werden: . . . zes sde pa gzan dag zer ro (314.21) . . . zes sde pa gzan dag smra ba'o (337.23). Tibetisch sde pa gzan dag ist nach Mvy 5149 Äquivalent von nikâyânarîyâh; schon 95 JASCHKE verzeichnet 'school of Buddhist philosophers' für sde pa. Es mag voreilig sein, aus diesen beiden Stellen den Schluß zu ziehen, daß auch in allen anderen Fällen, in denen ein abweichendes Nidäna berichtet wird, stets von anderen Schulen die Rede ist. Tatsache aber ist, daß sich die beiden genannten Stellen mit sde pa gzan dag in demselben typischen Kontext finden, in dem sich auch die Angaben gzan dag ni . . . zes zer ro finden: am Ende eines Nidäna im Anschluß an die Wiedergabe des eigenen Berichtes zur Strophe. Es erscheint durchaus plausibel anzunehmen, daß es sich bei dem, was die "anderen" sagen, um Aussagen anderer Schulen handelt: Die Nidänas sind Berichte, die zu einer Strophe des Udânavarga gegeben werden; sie entstammen einer bestimmten Lehrtradition und sind in den Augen des Kommentators eine substantielle Säule der Erklärung einer Strophe. Sie sind vermutlich in einer späteren Zeit entstanden, als man die Udäna-Strophen ge­ sammelt hat und versuchte, sie in einer bestimmten, standardisierten Weise zu deuten. Wie die Parallelversionen zeigen, haben verschiedene buddhistische Schulen unabhängig voneinander solche Sammlungen veranstaltet, und es ist nur plausibel, daß zu solchen verschiedenen Sammlungen auch unterschiedliche Weisen der Erklärung der Strophen gehörten. Wenn nun Prajnävarman abweichende Berichte anderer Schulen zum Udâna­ varga zitiert, kann es sich nur um eine Schule handeln, die ebenfalls den Udânavarga als kanonischen Text anerkennt. Es hat nun den Anschein, daß Prajnävarman nicht nur eine dieser Schulen kannte, da er zu einigen Strophen zwei verschiedene abweichende Nidänas berichtet. Bei den Berichten der 'anderen' findet sich gelegentlich auch der Fall, daß diese anderen eine Gruppe von Strophen, die nach UVVT zusammengehören, nicht als zusammen­ gehörige Strophen betrachten. So ist etwa UV 122-123 laut Kommentar eine Sequenz 212 Zur tibetischen Überlieferung von zwei Strophen, und es wird dementsprechend für 123 kein neues Nidäna gegeben. Lediglich einige geben zu UV 123 ein neues Nidäna: kha cig 'di skad smra se . . . ze'o (299.9-17). Zu den folgenden Strophen oder Strophensequenzen gibt der Kommentar ein abwei­ chendes Nidäna: UV 5, 18, 21, 29, 30, 41, 42, 43, 50-51, 62-63, 70, 71, 87, 88, 89, 91-92, 97-98, 105-106, 107-109, 122, 134-138, 139-140, 141-144, 159-160, 175-178, 179-180, 185, 187, 190, 198-199, 205, 212-214, 240-241, 265cdef, 266-267, 276-278, 286-287, 310-312, 313-330, 334, 352, 365, 366, 374, 375, 376, 431-434, 435, 488-502, 564, 568, 585 [in der zweiten Rezension Prosa], 611-612, 638, 640-644, 659, 663, 664, 676-679, 717-718, 738, 753-755, 770, 779, 788, 815-816, 819-820, 833-834, 835837, 856-858, 862-863, 879, 880, 892-894, 979-981, 992, 1006, 1008-1010. Zu den folgenden Strophen oder Sequenzen gibt der Kommentar zwei verschiedene abweichende Nidänas: UV 20, 74-76, 77-78, 243-244, 346-351, 399, 417, 469-473, 999. Zu den folgenden Strophen gibt der Kommentar ein Nidäna anderer, ohne daß er ein eigenes Nidäna anbietet: UV 123, 153, 209, 215, 261, 269, 293, 382, 422, 429, 438, 661, 662, 682, 683, 685, 966, 983. Bei diesen Strophen handelt es sich durchweg um Strophen, die nach Prajnävarmans eigener Tradition im Kontext einer Sequenz stehen. Gleiches gilt für die beiden folgenden Strophen, zu denen zwei verschiedene besondere Nidänas angeführt werden: UV 353, 686. Die Quintessenz einer Strophe (bsdus pa'i don) In Anschluß an das Nidäna gibt der Kommentator eine weitere Inhaltsbestimmung der Strophe - zusätzlich zur Einleitung -, die in UVVT selbst als bsdus pa'i don "kom­ primierter Sinn, Quintessenz" bezeichnet wird. Dieser bsdus pa'i don gibt eine allge­ meine Bestimmung des Inhalts der Strophe, und zwar besonders aus religiöser Sicht. Was hier mitgeteilt wird, könnte häufig dem entsprechen, was man bei einer Predigt, die eine UV-Strophe zum Ausgangspunkt nimmt, besonders betonen würde. Wenn es etwa im Text heißt: UV 10 ye ca vfddhâ ye ca dahrâ ye ca madhyamapuruçâh / anupûrvarp pravrajanti phalarp pakvarp va bandhanât // so besteht der bsdus pa'i don darin, daß "alles nach einer gewissen Zeit, dem Ver­ halten entsprechend, sterben wird" (76.23-25). - Bei der Quintessenz werden häufig Gegensätze betont, wie in folgendem Beispiel: UV 122 priyebhyo jayate éokah priyebhyo jayate bhayarn / priyebhyo vipramuktânârp nâsti éokah kuto bhayam // Aufbau einer Kommentierung 213 Der bsdus pa'i don besteht darin, daß das Elend (nes dmigs) derer, die mit der Leiden­ schaft verbunden sind, und der Vorteil (phan yon) derer, die von der Leidenschaft frei sind, gezeigt wird. - Gelegentlich wird nach einzelnen Wörtern oder Pädas unter­ schieden, so etwa bei folgender Strophe: UV 84 apramâdo hy amçtapadarçi pramâdo mçtyunah padam / apramattâ na mriyante ye pramattah sadâ mçtâlj // Nach Auskunft des Kommentars wird durch apramâdo die [vierte] Heilige Wahrheit von dem zur Unterdrückung des Leides führenden Weg (iam gyi bden pa) und durch amrapadam die [dritte] Heilige Wahrheit von der Unterdrückung des Leides Cgog pa'i bden pa) gezeigt. Durch pramâdo wird die [zweite] Heilige Wahrheit vom Ent­ stehen des Leids (kun 'byun ba’i bden pa) und durch mryunah padam die [erste] Heilige Wahrheit vom Leid (sdug bsnal gyi bden pa) gezeigt. Im dritten Päda wird gezeigt, wer die Unterdrückung Cgog pa) erlangt, und im vierten, wer die Unterdrückung nicht erlangt. Diese Überlegungen sind für einen Außenstehenden nicht immer leicht nachvoll­ ziehbar. In der formalen Ordnung des Kommentars steht der bsdus pa'i don im An­ schluß an das Nidäna; wenn eine Strophe kein Nidäna hat, weil sie innerhalb einer Sequenz steht, steht er im Anschluß an die Einleitung. Der bsdus pa'i don ist im ganzen aber eher eine sporadische Erscheinung, da nur eine begrenzte Zahl von Strophen eine solche weitere Erläuterung erfährt. Bei der großen Mehrheit der Strophen fehlt die Quintessenz. Die Erklärung der einzelnen Worte des Textes Nach der Einleitung, dem Nidäna und der Quintessenz folgt im Kommentar die Er­ klärung der einzelnen Worte des Textes. Was erklärt werden soll, wird in UVVT selbst als yan lag gi don "Sinn der [einzelnen] Glieder" (68.1) oder als shig gi don "Wort­ sinn" (162.3) bezeichnet. Das bei den indischen Kommentatoren übliche Verfahren besteht darin, daß die Wörter des Textes in der Folge ihres Vorkommens zitiert, durch ein ii als Zitat ge­ kennzeichnet und durch einen synonymen Begriff umschrieben werden. Zweck dieses Verfahrens ist es, dem Leser des Kommentars die Bedeutung des Wortes, das sich im Text findet, ins Gedächtnis zu rufen oder, falls das Wort mehrere Bedeutungen hat, ihm die Bedeutung anzubieten, die das Wort im gegebenen Kontext hat. Die tibe­ tische Version des Udänavargavivarana ist insoweit ein getreues Spiegelbild seiner Vorlage: Ein Wort des Udänavarga wird herausgegriffen, durch zes bya ba ni (= ii) oder ein einfaches ni (= ?) gekennzeichnet, und es folgt eine Umschreibung des Be- 214 Zur tibetischen Überlieferung griffs. Ich bezeichne ein solches Zitat aus dem Text als Definiendum und eine fol­ gende Paraphrase durch ein synonymes Wort üblicherweise als Glosse. Ein Definiendum in diesem speziellen Sinn ist nicht notwendig dasselbe wie ein Pratîka. Ein Pratîka ist auch das 'Anfangswort' einer Strophe oder eines Satzes und dient dazu, die Strophe oder den Satz zu identifizieren. Wir haben oben gesehen, daß eine solche Identifizierung in der Einleitung zur Kommentierung einer Strophe statt­ findet. Es wurde auch beobachtet, daß in der tibetischen Übersetzung des Kommentars der Anfang der tibetischen Strophe als Pratîka gesetzt wird, nicht die tibetischen Äquivalente der Worte, die in der Sanskrit-Strophe am Anfang stehen (pp. 203-204). Ein Definiendum ist etwas anderes als ein Pratîka im Sinne von 'Anfangswort': Es dient nicht der Identifizierung einer Passage, sondern ist selbst der erklärungsbe­ dürftige Ausdruck, der begrifflich zu bestimmen ist. Der Übersetzer des Kommentars gibt Definiendum und Pratîka nicht auf dieselbe Weise wieder. Im Kommentar werden aber nicht nur Definienda glossiert, es werden auch weitere Erklärungen zum Begriff gegeben, die mehr sind als eine bloße Umschreibung durch ein Synonym. Alle Angaben des Kommentators, die nicht eine Glosse im strengen Sinn des Wortes sind, bezeichne ich als Erklärung. Ich darf die Unterschiede zwischen Definiendum, Glosse und Erklärung an dem Beispiel illustrieren, das wir bereits mehr­ mals bemüht haben. Die erste Strophenhälfte lautet auf Sanskrit und in der tibetischen Fassung: UV 57ab sarvarp cet sukham iccheta sarvakâmâqi parityajet / UVT / gal te bde ba kun 'dod na / / 'dod pa thams cad yohs su spohs / Der Kommentar erklärt die Zeilen wie folgt: / kun zes bya ba ni 'jig rten dan 'jig rten las 'das pa'i bde ba ma lus pa bzuh ho / / gal te zes bya ba ni ji ste'o / / bde ba ni 'dod pa rjes su myoh ba la sogs pa'o / / 'dod na zes bya ba ni rjes su 'brel ba dah mnon par 'dod pa'o / / 'dod pa thams cad ces bya ba ni dhos po'i 'dod chags dah non mons pa'i 'dod chags so / / yohs su spohs zes bya ba ni rab tu dor ba'o / Es lassen sich zwei Dinge beobachten: Die Form der Definienda entspricht genau dem Wortlaut, der im Kontext des tibetischen Textes zu finden ist. So steht bde ba in der Nominalform, 'dod na in der Konditionalform und yods su sporis im Imperativ. Dies entspricht nicht etwa dem Sanskrit-Text, sondern dem Wortlaut der tibetischen Strophe. Dagegen entspricht die Folge der Definienda genau der Wortfolge, die wir im Sanskrit-Text beobachten. Aufbau einer Kommentierung 215 Als erstes Definiendum steht kun, dies entspricht sarvam im Sanskrit. Dieses kun wird durch zes bya ba ni als Definiendum gekennzeichnet. Als Glosse von kun können wir ma lus pa betrachten. Diese Glosse steht nicht in einer syntaktisch selbständigen Position, sondern im Kontext einer Erklärung, die besagt: "[durch kun bzw. sarvam] wird das weltliche und überweltliche Glück 'ohne Ausnahme' umfaßt". Als zweites Definiendum steht gal te; es erfährt keine Erklärung, sondern wird lediglich durch ji se glossiert. Das folgende bde ba wird lediglich durch ni als Definiendum gekenn­ zeichnet, es entspricht sukham im Sanskrit-Text. Das Wort wird nicht glossiert, son­ dern nur erklärt, indem der Kommentator ein Beispiel für 'Glück' anführt, nämlich "etwa die Empfindung von Lust". Es folgt, wieder genau in der Wortfolge des Sanskrit, als viertes Definiendum 'dod na, also icchea im Text des Udänavarga. Dieses Wort wird durch zwei Verben glossiert, die im Tibetischen rjes su 'brel ba und mrion par 'dod pa lauten. Es handelt sich in der Tat um zwei Glossen, die offenbar deshalb ge­ geben werden, weil der Kommentator in icchea zwei Bedeutungskomponenten erkennt: die des Sich-Verbindens und die des Begehrens. Es folgt 'dod pa hams cad, dies ent­ spricht sarvakämäm. Der Kommentator gibt eine begriffliche Bestimmung nur zum zweiten Teil des Kompositums, sarva“ bleibt ohne Erläuterung. Die Glosse von “kama lautete im Sanskrit-Kommentar raga (tib. 'dod chags). Das Definiendum wird in einer zweifach spezifizierten Weise glossiert als "die Leidenschaft nach den Dingen und die Leidenschaft nach Befleckung". Schließlich wird yoris su sports (= pariyaje) durch rab u dor ba glossiert. In dem gegebenen Beispiel hat der Kommentar stets einzelne Wörter als Definienda aufgenommen. Lediglich im Falle von 'dod pa hams cad hat der Kommentar - zu­ mindest vom Tibetischen aus betrachtet - zwei Wörter in ein Definiendum gesetzt. Der Grund ist natürlich, daß sarvakäma im Sanskrit ein Kompositum ist, und es ent­ spricht der Natur der Sache, daß in einem Sanskrit-Kommentar das ganze Kompositum als Definiendum gesetzt wird und infolgedessen in der tibetischen Wiedergabe dieses Kommentars zwei tibetische Wörter in einem Definiendum erscheinen. Sehr selten werden Komposita durch die aus der indischen Grammatik bekannten Termini bezeich­ net; so werden slnamiddha (UV la) und jarämarana (UV 68e) als Dvandva (zlas dbye ba) beschrieben; sarvadühkha (UV 41 Od) wird als Karmadhäraya (las 'dzin pa) und bhedanaparyana (UV 12c) wird als Bahuvrîhi ('bru mari po) ausgewiesen. Neben Komposita können auch Gruppen von zusammengehörigen Wörtern als De­ finienda gesetzt und dann zusammenhängend umschrieben werden. Wenn es etwa in UV 270a lautet: asano läbham icchani, so handelt es sich zwar im Text um drei Wörter, der Kommentar setzt aber nur zwei Definienda: rian pa (= asano) und rried pa 'dod pa (= làbham icchani). Das zweite Definiendum wird umschrieben durch: Zur tibetischen Überlieferung 216 nor la sogs pa hob par mfion par 'dod pa'o. Wir können nor la sogs pa "zum Beispiel Geld" als Glosse von rfied pa betrachten und mrion par 'dod pa als Glosse von 'dod pa. In Gestalt von thob par hat der Kommentator das logische Zwischenglied eingefügt, das sich zwischen läbham und icchani denken läßt: Sie wünschen nicht den Vorteil, sondern den Vorteil zu erlangen. Ein Verhältnis von Definiendum zu Glosse liegt nicht nur dann vor, wenn ein Wort A durch ein Wort X glossiert wird und im Anschluß daran für ein Wort B das Synonym Y gegeben wird. Ein Definiendum kann auch aus zwei aufeinanderfolgenden Wörtern, A und B, bestehen, und neben diese beiden Wörter werden zwei Glossen, X und Y, gestellt. Eine Erweiterung dieses Schemas liegt vor, wenn der Kommentar einen ganzen Päda des Textes als Definiendum setzt und diesen ganzen Päda zusammenhängend paraphrasiert. Man kann diese Technik der Kommentierung so beschreiben, daß der Kommentator den Inhalt des Päda mit seinen eigenen Worten wiedergibt, und im Kon­ text dieser Erklärung erscheinen Glossen zu den einzelnen Wörtern des Definiendums. So erscheint die Zeile dhunâi pâpakâm dharmâm (UV 658c) im Kommentar als ganz­ zeiliges Definiendum, die Stelle lautet: / sdig pa'i chos mams sprug byed de zes bya ba ni mrton par mi 'dod pa'i drtos po sport ba'am / 'khor ba pa'i fies par spyod pa sport ba'o / Wir können mrton par mi 'dod pa "unerwünscht" als direkte Glosse zu sdig pa (= pâ­ pakâm), drtos po "Dinge" als Glosse zu chos mams (= dharmâm) und spon ba "auf­ geben" als Glosse zu sprug byed de (= dhunâi) auffassen. Die im Kommentar nach dem Sad folgende Passage lautet in Übersetzung: "Er gibt das schlechte Verhalten der an den Sarpsära gebundenen [Menschen] auf". Dies ist keine Glosse, sondern eine Erklärung. Die Schlußbcmerkung zu einer Kommentierung Im Anschluß an die Erklärung der einzelnen Wörter und als Abschluß der Kommen­ tierung einer Strophe finden sich im Kommentar Bemerkungen wie diese: des na bcom Idan 'das kyis fies pa gsum bzlog pa'i phyir shigs bead 'di bka' ssal pa yin no "deshalb hat der Erhabene diese Strophe gesprochen, um von den drei (zuvor genannten) bösen [Dingen] abzuhalten" (zu UV 4). Ähnlich: 'sho bas dregs pa mams bsal ba'i phyir shigs su bead pa 'di gsuris so "diese Strophe wurde gesprochen, damit die, die durch das Leben hochmütig sind, [ihren Hochmut] beseitigen" (zu UV 9). Diese Schlußbemerkungen des Kommentars kann man beschreiben als die Formu­ lierung des religiösen Zwecks einer Strophe. Eine Strophe wurde gesprochen, um einen Sachverhalt zu zeigen (bsan pa'i phyir), um von bestimmten schlechten Handlungen Aufbau einer Kommentierung 217 abzuhalten (bzlog pa'i phyir) oder sie zu beseitigen (bsal ba'i phyir), um zu guten Ver­ haltensweisen anzuhalten (gzud pa'i phyir, gzug pa'i phyir) oder damit man sich Dinge wie etwa die Sittlichkeit zu eigen mache (fies par sbyar ba'i phyir). Eine solche Schlußbemerkung wird fortlaufend, mit nur wenigen Ausnahmen, für alle Strophen im ersten Fünftel des Udänavarga gegeben. Etwa ab UV 200 häufen sich Fälle, in denen die Schlußbemerkung zur Strophe im Kommentar fehlt. Die Schluß­ bemerkung findet sich dann nur noch sporadisch zu einzelnen Strophen, um schließlich als Bestandteil der Kommentierung ganz zu verschwinden. Zusammenfassung Die Kommentierung einer bestimmten Strophe des Udänavarga läßt sich in fünf Ab­ schnitte gliedern. In einer Einleitung weist der Kommentar auf den Inhalt einer Strophe in einer allgemeinen Form hin. Im Nidäna (giert gzi) wird berichtet, zu welcher Gele­ genheit der Buddha die Strophe mitgeteilt hat. In der komprimierten Inhaltsangabe oder Quintessenz (bsdus pa'i don) wird auf einige Dinge hingewiesen, die etwa als Thema einer Predigt dienen könnten. Im eigentlichen Kommentar (yan lag gi don, shig gi don) werden einzelne Wörter oder Wortgruppen aus dem Text zitiert und er­ läutert. In der Schlußbemerkung wird ein besonderer Grund genannt, warum die Strophe gesprochen wurde. Obligatorischer Bestandteil einer Kommentierung sind die Einleitung und die Erklä­ rung der Wörter des Textes. Jede Strophe hat eine Einleitung, in der das Pratîka ge­ nannt wird. Durch das Pratîka wird die Strophe, die im folgenden erklärt werden soll, identifiziert, indem das 'Anfangswort' einer Strophe genannt ist. Das Pratîka entspricht in der tibetischen Übersetzung des Kommentars stets dem Anfang der tibetischen Strophe, nicht dem Anfang in der Sanskrit-Version des Udänavarga. Im eigentlichen Kommentar zur Strophe lassen sich Definiendum, Glosse und Er­ klärung unterscheiden. Das Definiendum ist ein Zitat aus dem Text, das durch zes bya ba ni oder ein einfaches ni gekennzeichnet ist. Das Definiendum wird glossiert; die Glosse ist ein Synonym des Wortes, das sich im Text findet und im Definiendum zitiert wird. Als Erklärung bezeichne ich alle Erläuterungen des Kommentars zum Definiendum, soweit es sich nicht um eine Glosse handelt. Die Erklärungen sind häufig sehr ausführlich, sie enthalten u. a. auch Zitate aus anderen Werken, etwa zur Ver­ deutlichung bestimmter Topoi (Prajnävarman zitiert über 200 solcher Strophen). Ein Nidäna kann sich auf eine Einzelstrophe oder auf eine Sequenz von zwei, drei oder mehr Strophen des Udänavarga beziehen. Handelt es sich um eine Strophen­ sequenz, steht ein Nidäna nur zur ersten Strophe der Sequenz. Das Nidäna ist insofern 218 Zur tibetischen Überlieferung ein obligatorischer Bestandteil der Kommentierung einer Strophe, als jede Strophe zu einer bestimmten Gelegenheit gesprochen wurde, aber es wird nicht zu jeder Stro­ phe ein Nidäna gegeben. Mehr sporadische Erscheinungen sind die Quintessenz und die Schlußbemerkung. Diese beiden Bestandteile der Kommentierung finden sich fort­ laufend nur etwa im ersten Fünftel des Kommentars zu Udänavarga. Es bleibt noch darauf hinzuweisen, daß sich ein Anteil von 37 Prozent des Kommen­ tars auf das erste Fünftel des Udänavarga bezieht. Das zweite Fünftel des Textes beansprucht 18 Prozent, das dritte und vierte Fünftel je 16 Prozent und das letzte Fünftel 13 Prozent des Kommentars. 5. Vertauschung von Definiendum und Glosse Es wurde oben ausgeführt, was ich unter einem Definiendum und einer Glosse verstehe (pp. 213-214). Wir werden uns im folgenden mit diesen beiden Bestandteilen des Kom­ mentars näher befassen. Die Schwierigkeit liegt nicht in dem Verhältnis der beiden an sich; es bedürfte kaum der Erläuterung, wenn wir es nur mit einem Sanskrit-Kom­ mentar zu einem Sanskrit-Text zu tun hätten. Die Schwierigkeit liegt in dem Umstand, daß der Kommentar, mit dem wir uns hier befassen, die tibetische Übersetzung eines Sanskrit-Kommentars ist. Dieser Umstand hat zur Folge, daß das Verhältnis von Defi­ niendum und Glosse etwas komplizierter ist, als man es sonst gewohnt ist. Wenn sich in der Sanskrit-Version des Udänavarga ein Wort A findet, wird man als Regelfall erwarten, daß in der Übersetzung des Textes dieses Wort A ebenfalls zu finden ist, nur in der tibetischen Form des Begriffs. Glossiert die Übersetzung des Kommentars das tibetische Wort A durch ein anderes tibetisches Wort B, so wird man davon ausgehen, daß auch in der ursprünglichen Sanskrit-Fassung des Kommentars A durch B glossiert wurde, nur eben nicht auf Tibetisch, sondern auf Sanskrit. In UV 31c finden wir zum Beispiel ein Wort bimba, das im tibetischen Udänavarga (UVT) durch gzugs wiedergegeben wird. Nach Auskunft der Tibetisch-Sanskrit-Ver­ zeichnisse (Mvy, LC) ist gzugs das zu erwartende Ubersetzungswort für bimba. Der tibetische Kommentar (UVVT) setzt gzugs als Definiendum und glossiert es durch lus. Als Äquivalente von lus kommen kâya, gära, deha o. ä. in Frage, nicht aber bimba. Wenn also gzugs in UVVT durch lus glossiert wird, können wir annehmen, daß die tibe­ tische Übersetzung des Kommentars insofern ein treues Spiegelbild des Sanskrit-Kom­ mentars ist, als bimba im Sanskrit-Kommentar (UVV) durch genau das Wort glossiert wurde, dem in UVVT lus entspricht. Wenn wir einmal annehmen, daß die Vorlage von lus in UVV *deha gelautet hat, läßt sich diese Konstellation wie folgt schematisch darstellen: Definiendum und Glosse 219 UV A UVV A = B bimba = *deha UVT A gzugs UVVT A = B gzugs = lus bimba Das Wort, das wir im UV finden, entspricht der Wiedergabe in UVT und somit auch dem Definiendum in UVVT. Die Glosse in UVVT entspricht, so können wir vermuten, der Glosse im nicht erhaltenen Sanskrit-Kommentar, dem UVV. Diese Konstellation wird man als den normalen Fall betrachten. Die logische Voraussetzung für diese Konstellation ist allerdings, daß das Wort des UV (bimba) in UVT auch in der kor­ rekten Weise (gzugs) wiedergegeben wurde - korrekt bedeutet in diesem Zusammen­ hang: richtig im Sinne der normierten Äquivalenz, die man zwischen den SanskritBegriffen und ihren tibetischen Entsprechungen festgelegt hat; diese Sanskrit-tibeti­ schen Entsprechungen sind in großem Umfang in der Mvy gesammelt. Wir finden im Udänavarga aber auch die folgende Konstellation: UV A dhyäna UVT B tin 'dzin UVVT B= A tih 'dzin = bsam gtan Das tibetische tirt ’dzin ist nicht die korrekte Wiedergabe von dhyäna. Im Sinne einer strengen Äquivalenz erwartet man bsam gan als Wiedergabe von dhyäna, dagegen ist ifi (fe) 'dzin das Ubersetzungswort für samadhi. Nun kann man einwenden, daß die Äquivalenz der Begriffe zur Zeit der Übersetzung des Udänavarga ins Tibetische vielleicht noch nicht so verfestigt war und daß man deshalb tirt 'dzin als Wiedergabe von dhyäna an dieser Stelle akzeptieren kann. Darin liegt aber nicht das Problem. Daß an dieser Stelle dhyäna durch tih 'dzin wiedergegeben wurde, ist ein Faktum, das wir zur Kenntnis nehmen. Das Problem liegt im Befund des tibetischen Kommen­ tars - genauer gesagt: in der Frage, welches Verhältnis von Definiendum zu Glosse in UVV, der Vorlage des UVVT, bestand. Zur Zeit der Übersetzung des Kommentars bestand mit Sicherheit eine verfestigte Äquivalenz zwischen dhyäna und bsam gan auf der einen und samadhi und tirt 'dzin auf der anderen Seite. Wenn wir den Befund des UVVT im Sinne der Äquivalenz ernst nehmen wollen, müssen wir folgende Konstel­ lation voraussetzen: Zur tibetischen Überlieferung 220 UV A dhyäna UVV B= A samädhi = dhyäna UVT B tin 'dzin UVVT B = A tin 'dzin = bsam gtan Diese Konstellation kann aber nicht bestanden haben, weil das Definiendum in UVV mit dem Wort identisch sein muß, das sich im UV findet. Nun wäre auch denkbar, daß der UV gar nicht dhyäna gelesen hat, sondern *samädhi. Diese Möglichkeit scheidet aber aus metrischen Gründen aus: UV 45a tasmât sadâ dhyânaratâh samâhitâ Ein Wort *samädhiraäh (mit der metrischen Struktur v - v v - ) läßt sich an keiner Stelle einer Jagatî unterbringen; zwar wäre v v - in den Mittelsilben möglich, doch erforderte der sa-Gapa eine Zäsur vor den beiden Kürzen, die bei *samädhiraäh nicht gegeben ist. Die Art der Kommentierung macht es unstrittig, daß ein Kompositum vorliegt: / tift [tii! he PCD] 'dzin la dga' zes bya ba ni tin he 'dzin la dga' ba ste / bsam gtan la dga' ba zes bya ba'i don to / Wenn wir den Befund des UVVT in ein einleuchtendes Verhältnis zum Text des UV bringen wollen, müssen wir von der Annahme ausgehen, daß das Definiendum in UVV nicht samädhiraäh gelautet hat - wie wir annehmen müßten, wenn wir tiri 'dzin la dga ins Sanskrit rückübersetzen wollten -, sondern dhyânaraâh. Der Sanskrit-Kom­ mentar hat zunächst das Kompositum aufgelöst, und zwar vermutlich als dhyäne raäh - kaum anders läßt sich der Umstand interpretieren, daß in UVVT tiri 'dzin la dga' durch das im Prinzip identische iri rie 'dzin la dga' ba bestimmt wird: letzteres ist keine Glosse des ersteren, sondern war in UVV die Auflösung des Kompositums. Im Anschluß daran hat UVV den Begriff durch samädhiraäh (oder samädhau raäh) glos­ siert, und zwar "sinngemäß" (zes bya ba'i don o = *iy arhah). Unter dieser Annahme können wir die Ausgangslage wie folgt beschreiben: UV A UVV A =B dhyânarata dhyânarata = samâdhirata Nun hat der Übersetzer des Udânavarga das Udânavargavivaraija gekannt. Der Über­ setzer hätte dhyäna eigentlich durch bsam gan wiedergeben müssen. Er konnte aber dem Sanskrit-Kommentar entnehmen, daß mit dhyânarata dem Sinn nach samâdhiraa gemeint ist (*iy arhah), und er hat aus diesem Grund dhyäna nicht durch bsam gan, sondern durch iri 'dzin wiedgergegeben. Dadurch ergab sich folgende Situation: Definiendum und Glosse 221 UV A dhyäna UVV A = B dhyäna = samädhi UVT B tih 'dzin Nun entsprach das Wort im tibetischen Text nicht mehr dem Wort im Sanskrit-Text, sondern der Glosse im Kommentar. Diese Ausgangslage fand der Übersetzer vor, der gut zwei Jahrhunderte später das UVV ins Tibetische übertragen sollte. Der Über­ setzer des Kommentars schreibt grundsätzlich das Wort als Definiendum, das sich in UVT findet - unabhängig davon, wie dieses Wort im UV lautet. Da er den Kommen­ tar übersetzt, muß er ein tibetisches Äquivalent für die Glosse in UVV schreiben. Wenn er in diesem Fall die Glosse samädhi im Tibetischen durch tiri rie ’dzin wieder­ gegeben hätte, wäre folgende Konstellation das Ergebnis: UV A dhyäna UVV A = B dhyäna = samädhi UVT B tin 'dzin UVVT B= B tin 'dzin = tin he 'dzin Dies hätte bedeutet, daß Definiendum und Glosse im tibetischen Kommentar identisch wären. Aus sehr begreiflichen Gründen hat der Übersetzer ein solches Ergebnis zu vermeiden gesucht und hat stattdessen das Definiendum und die Glosse vertauscht. Diese von mir angenommene Vertauschung von Definiendum und Glosse in UVVT ge­ genüber UVV stellt sich im Schema so dar: UV A dhyäna UVV A = B dhyäna = samädhi UVT B tin 'dzin UVVT B= A tin 'dzin = bsam gtan Der Übersetzer des Kommentars hat die Worte selbst nicht verändert - tiri 'dzin und bsam gan sind, für sich genommen, die genauen Entsprechungen von samädhi und dhyäna -, sondern hat lediglich ihre Funktion als Definiendum und Glosse verändert. Er hat dadurch zwei Dinge erreicht: (a) UVVT ist auch für einen Leser des UVT benutz­ bar geblieben, da er die Worte des tibetischen Textes im Kommentar identifizieren kann: als Kommentar zu UVT läßt sich UVVT nur dann gebrauchen, wenn die Defini- enda den Worten des tibetischen Textes entsprechen; (b) die Glosse bsam gan in UVVT entspricht dem Wort im Text des UV: somit konnte UVVT - beabsichtigt wohl eher Zur tibetischen Überlieferung 222 als unbeabsichtigt - auch dazu dienen, den tibetischen Leser näher an das Original heranzuführen. Die beschriebene Arbeitsweise des Übersetzers des Kommentars hat zu dem Befund geführt, den wir heute beobachten und den wir eingangs bereits an­ führten: UV A dhyäna UVT B tih 'dzin UVVT B= A tih 'dzin = bsam gtan Ich habe dieses Beispiel zur Illustration verwandt, weil ich an dieser Stelle die Ver­ tauschung von Definiendum und Glosse im tibetischen Kommentar zu ersten Mal be­ obachtet habe. Es gibt aber auch deutlichere Fälle; in UV 75d ist die Vertauschung besonders augenfällig, weil im Tibetischen keine Lehnübersetzungen, sondern Lehn­ wörter stehen: UV A puçkara UVT B pad ma UVVT B= A pad ma = pu ka ra Der Befund ist m. E. nur dadurch zu erklären, daß UVV puskara durch padma glossiert hat. Der Übersetzer des UV, der UVV kannte, hat pad ma in seine Übersetzung ge­ schrieben, d. h. er hat nicht das Wort des Textes, sondern die Glosse des Kommen­ tars wiedergegeben. Der Übersetzer des Kommentars wollte das tibetische pad ma nicht durch dasselbe pad ma glossieren und hat deshalb dem Definiendum des Sans­ krit-Kommentars die Funktion der Glosse im tibetischen Kommentar übertragen. Die Vertauschung von Definiendum und Glosse ist eine ausgesprochen häufige Er­ scheinung im tibetischen Kommentar zum Udänavarga. Ich gebe im folgenden eine Liste von Fällen dieser Art, die ich notiert habe. In der linken Spalte der Liste wird das Wort genannt, das sich im UV findet (A). Der Sanskrit-Begriff wird in Pausaform gegeben. Die mittlere Spalte gibt die Übersetzung dieses Wortes in UVT (B). Der tibetische Begriff erscheint in der Kontextform der tibetischen Übersetzung. In der rechten Spalte steht die Glosse in UVVT (= A). Es wurde darauf verzichtet, das De­ finiendum des tibetischen Kommentars mit aufzuführen, da es mit dem Wort, das sich in UVT findet, identisch ist: UV 7b mahâjanâh skye bo man skye bo chen po 9a vinasyante 'chi bar 'gyur 'jig par 'gyur ba 25c gamiçyanti rjes su 'bren 'gro ba 31c tathä 'di yah de Ita bu 223 Definiendum und Glosse bu mo la chuh ma 50d dâreçu 5 3d anâgatarp mi 'gyur bar mi 'on bar 59d na kurute vaéam dban du mi 'gyur ro dbah du mi byed pa 61c bhogatççijâbhilj 'dod la sred pa yis Ions spyod la sred pas 66b tîvrarâgasya 'dod chags mi bzad 'dod chags drag po 68f kçîrapakah nu zo 'dod pa'i nu zo 'thuh ba 69b mâlutâ 'khri sih ma lu ta 74d bîraijâ rtswa bi ra na 76d usirârthî u sir phyir ni u si ra don du gner ba 77a tççijâdvitîyah sred pa dah 'grogs na sred pa'i gnis pa 79b tiçthanti 'jog byed pa gnas par byed pa'o 97a sthânâni gnas skabs gnas 100b hitvâ bor nas su spans nas 100d éocate sems khons chud pa mya nan byed pa 104d spçset mhon sum byas reg pa 105a sahitam rigs bcas 'brel ba 117a anâyogah g.yen ba rnal 'byor med pa 118a uttiçthet brtson 'grus ldan zih Idah ba 132d durativartyam span dka' 'da' bar dka' ba 136d gambhîraparikham 'obs kyis bskor ba 138c socante 'gyod pa 'on 181a abhûtavâdî brdzun du smra ba ma yin bzin du smra ba 190a mukhena hag ni kha 191a subhâçitam legs par smra ba legs par gsuhs pa 204c dâyâdah 'bras bur 'gyur bgo skal la spyod pa 'obs zab pa mya nan byed par 'gyur ba 214c jânâti mhon par 'gyur ses par 'gyur ba 215a mala h g-ya dri ma 224a labhate sten byed pa thob par byed pa 234c éithilâ (°lo PHMs] zan pa dag 243c vayalj lan tsho na tshod 268c kâpuruçam pho sal skyes bu nan pa 275a nâvamanyeta blah bya zih brnas par mi bya'o 283a âdînavam skyon rnams fies dmigs 284d jnâtvâ rtogs la ses nas 285b “mânanâ mchod pa ri mor byas pa 297c ahitâya gnod pas phan pa ma yin pa 301c alpotsukah sems khral bskyuns te spro ba lhod pa 224 Zur tibetischen Überlieferung 337a cet gan zig 342b maraijänte si na'ah tha mar si na yah 357b yauvane gzon nur lah tsho la 366a na lipyate chags med cirt ma gos pa 371d deéitam gsuhs bstan pa 379d sarpyaksarp- rdzogs sahs rgyas kyi yah dag par rdzogs pa'i buddha0 gai te sahs rgyas 382d antakah 'chi bdag gis mthar byed pa 388a nädhyagamat med par sems pa'i rtogs pa ma yin te 395c tathä ji bzin du de bzin du 399a puruçalj gart zig mi 424a prabhûh dpon mha' bdag 436b samajîvinah rigs pas 'tsho ba dah snoms pas 'tsho ba 456d satvân lus can sems can 457a st hi ta ft 'dug nas gnas pa 474a bahu phal cher du ma 47 5d sâhasaft brlah por byed pa bab col du byed pa 482c anusâsîta 'dul bar bya bslab cih . . . bya'o 497d jnâtimadhye ghen gyi nah na ne du rnams kyi nah na 504c sreyaft ruh mchog 505c ekâham nin zag 'ga' zig nin zag gcig 512b acyutam 'chi med nams pa med pa 516b uttamam dam pa mchog 569c état de ltar 'di nid 601d alpam Sas tsam zig nuh zad 601c jâlamuktaft rgya las éor ba'i rgya las grol ba 602c upadhî0 las [lies: lus] kyis phuh po 616d virajyate rmohs mi 'gyur chags pa med par 'gyur ro 654b jnâtvâ mthon bas rtogs pa 680a nâsvaset bag dbab mi bya ste yid brtan pa . . . mi bya ba 690d tarantaft pha roi'gro ba rgal bar 'gyur te 694a jnâtvâ 'du Ses pa ses pa 696a pçthak tha dad so so ba 711d ârabdhavîryavân brtson 'brus ldan brtson 'grus brtsams pa 719d râtri" mun khrod mtshan mo 744a bhâçayet bsad pas smras pa 775a tuçfasya dga' ba (yohs su) chog ses pa Definiendum und Glosse 225 784a dur labhati dkon pa ste rned par dka' ba 791a jâteçu bskrun pa la ni bskyed pa 791b “saipkçayeçu rab tu gtugs la zad cih 799d duratikramâh éin tu span dka' ba 'da' bar dka' ba 814b yena ji ltar gah gis 842b âlasikah mi 'bad le lo can 844b âtâpavân brtson pa dan brtun pa dah ldan pa 845d aniveâanah gnas med pa 'jug pa med cih 862d éayanâsanam gnas bya zin gnas mal bya ba 863c dhyâyî sems pa'i bsgom pa 876c paruçâm mi bzad pa yi rtsub po 904a visvâsam gdeh drod yid brtan pa 905d tat tat de Ita de ltar de dah de la 907b bibheti skyi g.ya' 'jigs sih 957b eke gah yah run kha cig 963d anusthûlâni ehe chuh mams phra rags 969c °gah phyin 'gro ba 97 Oe akincanam yohs su 'dzin med ci yah 'dzin pa med pa 975b anagâraih rab byun khyim med pa 1001b sarpsâraugham 'khor ba'i kluh las 'khor ba'i chu bo 1013c visarpyuktah mam bral mi sbyor ba 1021b duratikramam brgyah thag bead nas su dka' bas spahs pa In allen diesen Fällen entspricht die Glosse im tibetischen Kommentar dem Wort im Sanskrit-Text, und die Übersetzung in UVT entspricht einem anderen Wort, von dem ich annehme, daß es sich um die Glosse des Begriffs im Sanskrit-Kommentar handelt. Die Wiedergabe eines Wortes durch dessen Glosse in der tibetischen Über­ setzung ist die Ursache für die Vertauschung von Definiendum und Glosse in UVVT. Ganz unabhängig davon, ob diese Interpretation in bezug auf das Zustandekommen der beobachteten Konstellation richtig ist: Tatsache ist, daß in vielen Fällen die Glosse des tibetischen Kommentars dem Sanskrit-Text eher entspricht als die Übersetzung. Aus diesem Umstand ergeben sich folgende Überlegungen für die Praxis einer Rekon­ struktion: - Wenn ein Wort in der tibetischen Übersetzung des Textes mit dem Sanskrit-Befund nicht in Einklang steht, die Glosse des Kommentars aber den Sanskrit-Befund stützt, verbietet sich jede Rekonstruktion aus dem Tibetischen. - Daraus folgt weiter, daß jede Rekonstruktion aus dem Wortlaut der Übersetzung 226 Zur tibetischen Überlieferung des Textes der Verifikation am Material des Kommentars bedarf. Diese Forderung ist ein allgemeiner Grundsatz: Ohne die Bestätigung durch den Kommentar hat die Rekonstruktion nur vorläufigen Charakter; sie kann sich bestätigen oder erübrigen. - Eine Rekonstruktion kann sich entweder auf ein Wort im tibetischen Text oder auf eine Glosse im Kommentar stützen. Die Häufigkeit des Phänomens der Vertau­ schung von Definiendum und Glosse gibt einer Rekonstruktion aus der Glosse den gleichen Anspruch auf Gültigkeit im Sinne der Wahrscheinlichkeit wie eine Rekon­ struktion aus der Übersetzung. 6. Das Präverb erscheint in der Glosse Es sind einige Fälle zu verzeichnen, in denen die Glosse des Kommentars das tibetische Äquivalent des Präverbs enthält, das wir im Sanskrit finden und das in der tibetischen Version des Textes fehlt. Dies gilt für folgende Präverben, genannt nach ihrer rela­ tiven Häufigkeit: rjes su (anu-), rab u (pra-), yari dag par (sam-, sam-adhi-), ne bar, he ba'i (upa-), yorïs su (pari-), mam par (v(-), kun u (sam-) und mrion par (abhi-j: UV 9c parisçptâlj gog tsam na 23c samudânîya legs par bsgrubs pa yah dag par bsags pa 93a anuvartante sbyor byed pa rjes su 'gro ba 107a praéa ipsanti bshags pa brjod byed rab tu bstod pa 153d samadhigacchati thob par 'gyur yah dag par rned par 'gyur ba 154a pratigthitati gnas sih rab tu gnas sih (vgl. LC) 180a vâcânurakÿî nag rnams bsruh zih nag rjes su bsruh ba 184d pradûçayet 'khrug pa rab tu 'khrug par byed pa 190a sarpyatah bsdams pa dah yah dag par sdom pa 240a “abhiramam dga1 ba mhon par dga' ba 250d sarpkçayam legs par zad 'gyur zih kun tu zad pa 469b anuyânti 'jal byed pa rjes su 'jug cih 544b upanahyate bcihs pa ne bar bsdams pa 587e “prabhavam byuh ba yi rab tu 'byuh zih 602d parivâritâh bskor ba yin yohs su bskor ba 646a anupasyayâ 'dra mthoh rjes su mthoh ba 651b upasarppadah phun sum tshogs par ne bar sgrub par byed pa yohs su rgyu ba cih spyad 705a “anupasyî Ita zih rjes su Ita ba Komposita im Kommentar 227 747b anuyujya rtogs gyur pa'i rjes su sbyor ba 757c vimukta0 grol ba rnam par grol ba 758a prasavate byurt zih rab tu skye ba 769a upasargän gnod pa dan ne bar 'tshe ba 837c upakliçtena non morts gyur pa yis ne ba'i non morts pa 840a anusçtam dga' rjes su 'gro ba 882a sarpspçéati legs rtogs pa yart dag par dga' ba 882c prâmodyam dga' dart rab tu dga' ba Es ist bekannt, daß die Wiedergabe eines Präverbs der Vorlage in einem tibetischen Text nicht obligatorisch ist. Aus dem hier beschriebenen Phänomen ergibt sich der folgende praktische Nutzen für eine Rekonstruktion: - Besteht Grund zu der Annahme, daß an einer rekonstruktionsbedürftigen Stelle im Sanskrit ein Präverb gestanden hat, kann die Glosse im Kommentar als Beleg dieses Präverbs gelten. 7. Komposita und Verwandtes In einigen Fällen finden wir den Begriff, den wir vom Sanskrit her für das Tibetische erwarten, im Kommentar wieder, wenn er Komposita auflöst, possessive Ausdrücke erklärt oder einen Begriff etymologisch herleitet. Das Anliegen der folgenden Ausfüh­ rungen ist zu zeigen, daß der Kommentar Begriffe enthält, die denen des UV im Sinne einer strengen Äquivalenz eher entsprechen als die Wiedergaben der Begriffe in UVT. Zugleich möchte ich einen Eindruck vermitteln, wie der Kommentar die Auflösung bestimmter Komposita und vergleichbarer Ableitungen im Tibetischen formuliert. Ein Dvandva wird aufgelöst, indem ein dort zwischen die beiden Glieder des Kom­ positums gesetzt wird; häufig steht nach dem zweiten Glied ein gfiis, das die Funk­ tion der Wiedergabe eines Duals haben kann. Der tibetische Typus bsod nams dar sdig pa entspricht offenbar einer Analyse punyam ca päpam ca im Indischen. UV 25d pugyapâpaphalopagâh UVT dge sdig 'bras bu ner 'gro ba'i Die tibetische Übersetzung gibt nicht das korrekte Äquivalent für punya, das im Tibetischen sonst bsod nams lautet. Offenbar aus Platzgründen wurde punya nur durch dge wiedergegeben. Der Kommentar löst punyapapa0 als Dvandva auf, und in dieser Auflösung finden wir den für punya zu erwartenden tibetischen Begriff: bsod nams dart sdig pa gnis kyis. Durch 'Verdienst' auf der einen und 'Böses' auf der anderen Seite, d. h. - so der Kommentar - durch gutes und schlechtes Verhalten, entstehen ange- 228 Zur tibetischen Überlieferung nehme oder unangenehme Wirkungen. Dieser Erläuterung zu punyapäpaphala" folgt die Analyse des gesamten Kompositums; auch hier finden wir das übliche tibetische Äquivalent für punya: bsod nams dah sdig pa'i 'bras bu ji Ia bar fe bar 'gro ba dari rjes su 'gro se "er kommt, je nachdem, zur Wirkung des Verdienstes oder des Bösen". Wir können rjes su 'gro ba (= *anu-gam) als Glosse von ne bar 'gro ba (= upa-gam) auffassen. Tatpuruga-Komposita werden im Sanskrit aufgelöst, indem das Kasusverhältnis explizit genannt wird (asya purusah). Im tibetischen Kommentar macht die Auf­ lösung eines solchen Kompositums häufig keinen Unterschied zum Wortlaut von UVT, da die Rektion des ersten Gliedes schon in der Übersetzung zum Ausdruck kommt. Wir haben oben gesehen, daß UVT iri ’dzin la dga' durch iri he ’dzin la dga' ba aufgelöst wurde, die Auflösung entspricht *dhyâne raah in UVV (p. 220). Neben diesem Typus finden wir auch eine um yin pas erweiterte Explikation, wie in folgendem Beispiel: UV 259b harpsapathaV UVT hah pa'i srah [BECKH: dah ba'i srah] Als Wiedergabe von paha erwartet man lam, nicht srari. Der Kommentar analysiert das Kompositum wie folgt: riari pa’i lam yin pas riari pa'i srari se "weil es der Weg der Rostgänse ist, [heißt der Weg] Gänsestraße". Im Tibetischen läßt sich nah pa'i srari nicht durch nah pa'i lam yin pas begründen. In der Sanskrit-Fassung des Kom­ mentars muß in der Position von lam und srah zweimal dasselbe Wort gestanden haben, da hah pa'i lam yin pas offenbar die Auflösung des Tatpuruça-Kompositums hamsapaha repräsentiert. UV 737a kämasamab UVT 'dod pa lta bu'i Der Kontext besagt, daß es keinen schlimmeren Sumpf gibt als die Lust (nâsti kämasamo hy ogho; UVT liest offenbar *pariko, wie ich auch übesetzt habe: 'dod pa la bu'i 'dam rdzab med). Als Wiedergabe von "sama erwarten wir mfiam pa. Der Kom­ mentar zitiert zunächst das ganze Kompositum und erklärt dann käma° und “sama getrennt: 'dod pa lta bu'i zes bya ba ni yul dah bcas pa'i 'dod pa la 'dod chags pa ni 'dir 'dod pa'o// mfiam pa ni de dah 'dra ba'o "was (UV) kamasamah betrifft, so [be­ deutet] 'Lust' hier: die Leidenschaft nach einer objektgebundenen Lust (oder Lust­ empfindung). 'Gleich' [bedeutet] mit diesem [sc. käma] gleich". Wir stellen fest, daß mfiam pa, die Entsprechung für sama, im zweiten Teil der Erklärung in der Position eines Definiendums steht (hervorgehoben durch ni) und daß dieses Definiendum in UVVT nicht dem Wortlaut von UVT entspricht. Der Übersetzer des Kommentars hatte aber UVT in der auch uns erhaltenen Fassung vorliegen, wie sein erstes Zitat aus dem Text belegt. Komposita im Kommentar 229 Bei Komposita mit Alpha privativum im Vorderglied wird in den beiden folgenden Beispielen zunächst das Schlußglied erläutert. Der Kommentar sagt dann, daß das Kompositum das Gegenteil dessen ausdrücke, was das zweite Glied bedeutet (de las bzlog pa ni, de dgag pa ni). UV 464b asamähitab UVT legs par mi sdom na Für “samahia erwartet man etwas anderes als legs par sdom pa. In der Auflösung des Kompositums finden wir das genaue Äquivalent: legs par sdom pa ni legs par mnam par bzag pa'o // de las bzlog pa ni legs par mi sdom pa'o "wohlgezügelt [bedeutet]: wohlkonzentriert. Das Gegenteil davon ist ein nicht gut Gezügelter". UV 775c avyävadhyah UVT 'tshe med: 'she med ist eine in der Sache zutreffende Übersetzung von avyavadhya "unver­ letzbar" (nach BHSD p. 79a zu bädh-). Die nezessitative Komponente des Begriffs ist im Tibetischen nicht mehr feststellbar, aber wir finden in der Auflösung des Kom­ mentars das Äquivalent von vi-: mam par ’she ba daii gzan la gnod pa byed pa'o // de dgag pa ni 'she ba med pa'o "er (sc. ein vyavadhya) macht ein Verletzen und Schä­ digen anderer. Die Negation davon ist: ohne Verletzen". UV 458b sädhu câpy aniketatâ UVT khyim nas legs par byuh ba daii UVT hat das 'Ohne-lIaus-Sein' als 'Austritt aus dem Haus' wiedergegeben. Das Ab­ straktsuffix °tö ist in UVT nicht wiedergegeben, wir finden aber im Kommentar ein nid; wir finden ferner das genaue Äquivalent von nikea, das in Mvy 5624 angegeben ist, in einer Wiedergabe des Alpha privativums durch med pa: khyim gyi gnas med pa gab yin pa de ni de fid do "es ist eben das, daß man ohne den Ort (oder: Wohnsitz) eines Hauses ist". Upapada-Komposita werden im Sanskrit verbal aufgelöst (kumbham karoii kum- bhakärah). In UVVT findet sich eine verbale Auflösung mit yin pas. UV 104a dharmadharah UVT dam chos 'dzin Hier wird dharma0 durch dam chos wiedergegeben. Der Kommentar zeigt, daß es abwegig wäre, wegen dam chos eine Vorlage *saddharma° anzunehmen: dam chos 'dzin pa ni chos 'dzin pa yin pas chos son pa se "Träger des guten Dharma [bedeutet]: weil er die Lehre [in sich) trägt, ist er ein Lehrer des Dharma". Der Kommentar setzt zwar dam chos 'dzin pa, das dem Wortlaut von UVT entspricht, als Definiendum, das folgende chos 'dzin pa yin pas ist aber offenbar die verbale Auflösung des UpapadaKompositums, und diese Auflösung bestätigt den Befund des UV. 230 Zur tibetischen Überlieferung UV 811a värijat) UVT na Wenn der Übersetzer des UV varija als 'Fisch' wiedergibt, zeigt er lediglich, daß er die Bedeutung des Wortes kennt. Aus UVVT erfahren wir aber mehr als nur, daß es sich um einen Fisch handelt, der Kommentar analysiert präzise varija: chu las skyes pa yin pas chu skyes e fia'o "weil er aus dem Wasser entstanden ist, ist er ein 'Wassergeborener'; [das ist] ein Fisch". Karmadhäraya-Komposita werden im Sanskrit aufgelöst, indem das appositionelle Verhältnis des Vordergliedes zum Schlußglied durch den gleichen Kasus der beiden Glieder kenntlich gemacht wird (rülam upalam). Diese Auflösung macht für das Tibe­ tische meist keinen Unterschied, da sie mit einer syntaktisch korrekten Übersetzung des Kompositums identisch ist. In UVVT finden wir Auflösungen, die mit yin pas, yin pas na abschließen, sowie Formulierungen mit rari bzin. UV 26b sadgatim UVT bde 'gro ste Nach Mvy 5372 steht bde 'gro für sugai, nicht sadgai. Der Kommentar gibt fol­ gende Analyse des Karmadhâraya-Kompositums: bde 'gro ni dam pa'am rab u bshags pa'i 'gro ba yin pas na bde 'gro se / de ni Iha dah mi 'gro ba zes bya ba'i bar du'o "die glückliche Existenz [heißt] glückliche Existenz, weil es die gute und gepriesene Existenzform ist; das heißt soviel wie: die Existenzform von Göttern und Menschen", dam pa . . . 'gro ba yin pas na ist keine Explikation von bde 'gro, sondern erläutert eindeutig den Begriff sadgai. UV 940b naijasetum UVT 'dam bu'i rags [BECKH: rigs] la Zwar bedeutet rags "dam, mole, dike" (JÄSC1IKE) und entspricht somit Skr. setu, nach Mvy 6513 erwartet man aber Stegs oder zam pa als Wiedergabe von setu. Der Kommentar erklärt wie folgt: ji Ia bu ze na / 'dam bu'i rags la zes bya ba smos e / 'dam bu'i rah bzin gyi rags dah zam pato. Die einleitende Phrase ji Ia bu ze na .. . zes bya ba smos e bedeutet, daß zu rägam im ersten Pâda (yo râgam udacchinay asesamj ein Vergleich gegeben wird (nadaseum iva sudurbalam mahaughah). Die Auf­ lösung des Kompositums beschreibt nadaseu als einen "Damm oder Deich (rags dah zam paj, der aus Schlamm besteht". Hier finden wir zam pa, das nach Mvy korrekte Äquivalent für setu. [JÄSCHKE gibt nur 'bridge' als Bedeutung von zam pa]. Der indischen Auflösung eines Bahuvrîhi (bahur vrîhir yasya sah) folgt die tibe­ tische Analyse durch gah la yod pa de ni. Wir finden auch: 'di la yod pa de ni. UV 50c sarpraktacittasya UVT yohs su chags sems Komposita im Kommentar 231 Das Präverb in samraka" entspricht nicht der Wiedergabe durch yons su. Der Kom­ mentar analysiert das Bahuvrîhi wie folgt: gart la kun u chags pa'i sems yod pa de ni yoris su chags sems e "der, dem ein ganz verhafteter Geist vorhanden ist, ist ein völlig verhafteter Geist". Wir finden in einer für diesen Kompositionstyp typischen Auflösung das Äquivalent des Präverbs, das im Sanskrit-Text steht und das in UVT durch ein anderes Präverb wiedergegeben wurde. UV 838a anavasthitacittasya UVT sems kyi brtan pa med pa yis Natürlich ist bran pa med pa eine gute Wiedergabe von anavashia. In der Auflö­ sung des Kommentars finden wir aber ein für Ableitungen von sthö- gut bekanntes Äquivalent: gnas pa med pa'i sems 'di la yod pa’o "diesem ist ein haltloser Geist vor­ handen". UV 66b tîvrarâgasya UVT 'dod chags mi bzad Für tîvra° erwartet man drag po, wir finden es in der Auflösung des Kommentars: 'dod chags drag po gan la yod pa de ni "der, dem heftige Leidenschaft vorhanden ist". Es wäre kaum denkbar, daß der Sanskrit-Kommentar das Kompositum in dieser Weise auflöste, ohne genau das Adjektiv zu verwenden, das im kommentierten Text steht. Die Auflösung im tibetischen Kommentar gibt das genaue tibetische Äquivalent zu tîvra0. UV 895a udagracittah UVT sems dga' yid ni Für udagra0 erwartet man nach Mvy 2930 mgu ba; sems dga' ist offenbar eine inter­ pretierende Wiedergabe. Wir finden das für udagra zu erwartende Äquivalent in der Auflösung des Kommentars: dga’ ba dart mgu ba'i sems 'di la yod pa de ni de fiid de "diesem ist ein freudiger und zufriedener Geist vorhanden, und der eben ist es". Im Kontext der tibetischen Erklärung ist mgu ba eine Paraphrase von dga' ba innerhalb der Auflösung des Kompositums. Für den Sanskrit-Kommentar können wir den genau umgekehrten Fall voraussetzen, da die Vorlage von dga' ba offenbar eine Paraphrase von mgu ba (= udagra) war. UV 877a ätmakämaj) UVT bdag la dga' Der Kommentar löst âmakâma auf eine Weise auf, die an die Auflösung eines Upa- pada-Kompositums erinnert: bdag nid la 'dod par byed cir bdag la dga' ba gar yin pa des ni. . . "durch den, der an sich selbst Lust empfindet und an sich Freude findet". In 'dod par finden wir das bekannte Äquivalent für "käma. Possessiva auf -in werden, ähnlich wie Bahuvrîhi-Komposita, durch gart la yod pa 232 Zur tibetischen Überlieferung oder 'di la yod pa aufgelöst. Daneben finden wir Formulierungen mit tshul 'di la yod pa und hart tshul 'di la yod pa. UV 87d Sokinîm UVT gdufis [gdun Kl bcas Der Kommentar zeigt eine andere Lesart als Tanjur und Kanjur: gdufi ba zes bya ba smos e / mya rtan gab la yod pa de ni gdufi se "es heißt [im Text]: gequält; wem Kummer vorhanden ist, der ist gequält". Es spielt für das Sanskrit keine Rolle, ob wir gdufis bcas, gdufi bcas oder gdufi ba lesen: Wichtig für die Gegenüberstellung des Tibetischen mit dem Text des UV ist allein die im tibetischen Kommentar noch er­ kennbare Analyse von sokin als einer possessiven Ableitung von soka. UV 95c apramattah sadâ dhyâyî UVT rtag tu bag yod sems byed pa Im UV stehen sadä und dhyâyî zusammen, und sie werden in UVVT auch zusammen erläutert; UVT hat die beiden Wörter separiert, bsgom pa ist in der Mvy das mehrfach verzeichnete Äquivalent von bhâvanâ. Neben diesem Verbalsubstantiv nennt 2436 das vom gleichen Stamm gebildete Adjektiv bsgom pa als Äquivalent von dhyâyî. Im Kommentar ist bsgom pa Teil der Analyse von dhyäyin: rtag tu sems byed pa zes bya ba ni rag u bsgom pa'i fiafi shul 'di la yod pa se "beständig denkend [bedeutet]: diesem ist beständig der Charakter der Hervorbringung vorhanden". Hier wird nicht Tib. sems byed pa erklärt, sondern Skr. dhyäyin hergeleitet. In dieser Analyse ist das Wort enthalten, das Mvy als Wiedergabe des Begriffs empfiehlt, den wir im UV finden. UV 599c praskandinä UVT 'phrog rlom can Nach Mvy 6815 kann praskandah durch 'jug pa, 'gro ba oder skem pa wiedergegeben werden. UVT zeigt eine possessive Bildung auf can von einem anderen Wort: 'phrog rlom can ("anmaßend-aggressiv"?). Der Ausdruck entspricht dem Sinn nach etwa dem Sanskrit-Wort, das "violent or insolent and belligerent" bedeutet (BHSD s. v.). In UVVT ist 'phrog rlom der Umstand und 'jug pa das etymologische Argument: 'phrog rlom can zes bya ba ni 'phrog rlom byed pas 'jug pa’i shul 'di la yod pa se "anmaßend-ag­ gressiv [bedeutet]: weil er anmaßend handelt, ist ihm die Natur des Eindringens (’jug pa = praskanda) vorhanden”. Es ist richtig, daß eine Übersetzung mit 'jug pa in UVT nur eine sehr unspezifische Wiedergabe des Textes ergeben hätte. Aber UVVT führt uns exakt (im Sinne des offiziellen Äquivalents) auf eine Ableitung von praskanda. UV 141a cirapraväsinam UVT rgyahs thag chad par spyug pa'i Im Kontext ist davon die Rede, daß Verwandte und Freunde jemanden freudig be- Komposita im Kommentar 233 grüßen, der nach langer Abwesenheit (cirapravasinam) wohlbehalten zurückkehrt. UVT hat daraus jemanden gemacht, der "strafweise an einen weit entfernten Ort verbannt" war und zurückkehrt. Mvy 8644 nennt bskrad pa [zu skrod pa "to expel, drive out, eject, out of the country", JÄSCHKE] als Übersetzung von pravâsanîya "action leading to banishment from the monkish community" (BHSD). Dieses bskrad pa erscheint auch in der Auflösung des Kommentars, der das Wort offenbar von praväsa ableitet: yun rir po’i dus su bskrad pa'i shul ’di la yod pa ni rgyah hag chad par spyugs pa se yul phyogs gzan dag u ’o "dieser, dem die Eigenschaft der Abwesenheit während langer Zeit vorhanden ist, ist [jemand, der] strafweise an einen weit entfernten Ort verbannt ist, und zwar in andere Landesteile". Die Explikation des Kompositums be­ stätigt den Wortlaut des UV, und die Wiedergabe in UVT geht anscheinend auf eine Erläuterung des Kommentars zurück; darüber hinaus bestätigt UVVT cira0 als Tem­ porale. UV 131c âghâtinah (BERNHARD: âghâdinah) UVT sdig pa byed cih "Böses tuend" ist eine sehr abgeschwächte Übersetzung von âghâin "murderous (person), murderer", eine Ableitung von âghâa "slaying" (BHSD). Aus gnod pa in UVVT scheint hervorzugehen, daß der Sanskrit-Kommentar das Wort von ö-han- ableitet: sin tu gnod par byed pa yin pas sdig pa se "weil er sehr [großen] Schaden zufügt, ist er böse". Der etymologische Schluß ist nur möglich, wenn das kommentierte Wort dem etymologischen Argument (sin tu gnod par byed pa yin pas) entspricht. Die Auf­ lösung dieses Possessivums unterscheidet sich von den zuvor genannten insofern, als die Auflösung verbal ist: der Kommentar behandelt -in (zutreffend) als Suffix mit partizipieller Bedeutung. UV 877c anokasârî UVT khyim la ma chags UVT hat 'dem Haus nicht folgend' durchaus adäquat durch 'nach dem Haus nicht verlangend' wiedergegeben. Der Kommentar gibt eine verbale Auflösung von °okasarin, die das bekannte Äquivalent von sära enthält: khyim snirt por byed pa gab yin pa de ni khyim sniri por byed pa se khyim len cih chags pa gah yin pa'o "wer das Haus 'zum Kern (zum Wesentlichen) macht', der ist einer, der das Haus zum Kern macht (°okasärin); [das heißt]: wer das Haus annimmt und [danach] verlangt". Es folgt die Erklärung des Alpha privativums: de las gzan pa ni rab u byuh ba zes bya ba'i don o "wer davon verschieden ist, ist dem Sinn nach ein Pravrajita". Der Kommentar gibt zu bestimmten Wörtern eine etymologische Herleitung, die an die Art der Auflösung von Komposita erinnert. 234 Zur tibetischen Überlieferung UV 575b mandena UVT blo chuii Als Vorlage von blo churt "von geringem Verstand" würde man im Sanskrit ein Bahu- vrîhi erwarten, allerdings ist weder blo noch churt im UV vertreten. Für manda erwar­ tet man zan pa. Genau dieses Wort finden wir in der Analyse des Kommentars: blo zan pa dar Idan pa se. UVV hat das Adjektiv manda umschrieben durch "mit trägem Geist versehen”, offenbar weil der Kommentator mandabuddhi assoziierte. UV 839b ° prasravapäni UVT rgyun las Nur sehr ungefähr (und in einem syntaktisch abgewandelten Kontext) hat UVT pra- sravana "Ausfluß" durch rgyun "Strom" wiedergegeben. Wir finden im Kommentar in einer verbalen Herleitung des Begriffs das Äquivalent für pra- sowie ein bekann­ tes Verb zur Wiedergabe von sru-: rab u 'dzag pa yin pas rgyun e "weil sie hervor­ strömen, [heißen sie]: Ströme". Das etymologische Argument ist nur schlüssig, wenn das zu erklärende Wort prasravana lautet. UV 691c vairocane UVT ni ma Natürlich bedeutet vairocana "Sonne", und insofern ist fi ma eine tadellose Über­ setzung. Aber in UVVT finden wir die etymologische Herleitung mit dem Äquivalent für vi- und einem Verbum, das eine Form von rue- wiedergibt: mam par snart bar byed pa yin pas rti ma ste "weil sie weithin strahlt, [heißt sie]: Sonne". Wenn ein Sanskrit-Kommentar Komposita auflöst, possessive Ausdrücke oder be­ stimmte Wörter herleitet, so geschieht diese Auflösung oder Herleitung immer in der Weise, daß ein etymologisches Argument gegeben wird, weshalb der zu bestim­ mende Begriff so und nicht anders lauten muß (etwa: "weil die Geburt gut ist, [heißt sie] sadgai", "weil er mit Kummer versehen ist, [heißt erjsokin" oder "weil sie weithin strahlt, [heißt die Sonne] vairocana"’). Diese Argumentation bei einer Auflösung oder Herleitung finden wir auch in der tibetischen Übersetzung des Kommentars zum UV. Da der Übersetzer des Kommentars sich im Wortlaut des zu kommentierenden Textes in der Regel an die tibetische Über­ setzung des Textes hält, ist das Argument im tibetischen Kommentar häufig nicht schlüssig, da das Argument stets auf den Wortlaut des Sanskrit bezogen ist. Nach der Logik der indischen Begründung muß aber im Kontext des Arguments der Begriff enthalten sein, der begündet werden soll. An einer Reihe von Stellen finden wir nun im etymologischen Argument des tibetischen Kommentars ein genaues tibetisches Äquivalent zu dem Wort, das im Sanskrit begründet wird. Es läßt sich feststellen, daß gerade bei Wörtern dieser Art die Wiedergabe des Textes in UVT gelegentlich Abweichende Definienda 235 etwas freier ist. Wenn das etymologische Argument im Kommentar nur bezogen auf das Sanskrit-Wort schlüssig ist, so versteht es sich von selbst, daß ein solcher Befund des Kommentars eine sehr viel präzisere Aussage über den Wortlaut des SanskritTextes darstellt als jede Wiedergabe des Textes in UVT. 8. Von UVT abweichende Definienda Es wurde oben im Falle von UV 737a kamasamah beobachtet, daß UVVT bei der Er­ klärung des Schlußglieds nicht Ia bu'i, den Wortlaut von UVT, als Definiendum gesetzt hat, sondern ein anderes Wort, das dem UV entspricht: mnam pa ni de dar 'dra ba'o (p. 228). Wir werden uns hier mit weiteren Fällen befassen, in denen im Kommentar ein Wort als Definiendum kenntlich gemacht, glossiert und erklärt wird, das nicht dem Text von UVT entspricht. Ein relativ einfacher Fall dieser Art ist der folgende: UV 346a kçetrâiji tçijadoçâiji UVT zih gi skyon ni rtswa yin ltar Im Kontext des UV stehen zwei Hauptsätze: kserani madosâni râgadosâ tv iyam prajä. UVT hat den zweiten als Hauptsatz belassen und aus dem ersten einen Ver­ gleichssatz gemacht: zin gi skyon ni rswa yin Iar // skye dgu 'di la 'dod chags skyon "wie der Fehler der Felder das Unkraut ist, ist diesen Geschöpfen der Fehler der Lei­ denschaft". Diese Wiedergabe bedeutet, daß die erste Zeile nicht mehr zwei zu defi­ nierende Glieder ksera und madosa hat, sondern zwei Glieder kseradosa (zirt gi skyon ni) und rna (rswa yin Iar). Der Kommentar nennt folgende Definienda: zifi zes bya ba ni lo og 'grub pa'i gzi dag go // rswa'i skyon zes bya ba ni gafi la rswa'i fies pa yod pa de ni rswa'i skyon e. UVVT setzt die 'Felder' (zirt, nicht zirt gi) als Definiendum und beschreibt sie als "Böden, auf denen Ernten erzielt werden". Im zweiten Definiendum steht rswa'i skyon, nicht skyon ni rswa yin Iar. Der Kommentar beschreibt das Wort als Bahuvrîhi: "Wem der Fehler des Unkrauts vorhanden ist, [das ist ein Feld, dessen] Fehler das Unkraut [ist]". Der Kommentar verwendet zwar die Worte von UVT, aber die Partikeln werden wie variable Größen behandelt und den syntaktischen Gegebenheiten des Sanskrit angeglichen. UV 539a sräddhebhih pesalebhih UVT dad ldan snan par smra ba dah UVT hat die 'Liebenswürdigen' als 'angenehm Redende' übersetzt (formal ist snan par smra ba = priyavädin). Mvy 2361 empfiehlt des pa oder gya nom pa als Wiedergabe von pesala. UVVT nennt des pa als Definiendum, ohne UVT snan par smra ba dan an irgend einer Stelle zu erwähnen: des pa zes bya ba ni rgyud rnnen pa se no sha ses sir khrel yod pa dan Idan pa'am / mam par mi 'she ba'i phyir e 'grogs na bde ba zes 236 Zur tibetischen Überlieferung bya ba'i don o "Liebenswürdig (= pesala) [bedeutet!: von sanftem Charakter; weil er Scham kennt und mit Bescheidenheit versehen ist sowie niemanden verletzt, ist es dem Sinn nach [jemand], mit dem man gut zurechtkommt". UV 616c yatra bâlâlv pramuhyante UVT gart la byis pa rmohs 'gyur ba UVT hat das Präverb nicht in die Übersetzung übernommen, aber UVVT nennt das Präverb im Definiendum: rab tu rmoris pa ni sin u mi ses pas zil gyis non ciri / 'khrul pa'am phyin ci log bzis skyed [bskyed P] pa'i phyir ro "Sie sind ganz verblendet [heißt es], weil sie durch sehr [großes] Unwissen bezwungen sind und aufgrund der 'vier Täu­ schungen' auch Irrtümer hervorbringen". UV 637c evarp vimukto hi tared ihaugham UVT de dag rnam grol . . . chu bo rab brgal UVT setzt de dag "diese" anstelle von evam "so", zeigt ein Präverb rab, das im UV fehlt und enthält kein Äquivalent zu iha "hier". Die Konstruktion hat UVT wie folgt geändert: Aus "der so Freigekommene soll denn hier die nie vorher überquerte Flut überqueren, damit er nicht wieder existiert" (evam vimuko hi ared ihaugham aîmapûrvam hy apunarbhaväya) wurde "diese ganz Freigekommenen sollen die vorher nicht überquerte Flut überqueren [und] werden [dann] ohne eine Wiedergeburt" (de dag mam grol srion chad ma rgal ba'i// chu bo rab brgal yaii srid med par ’gyur). Daß iha in UVT fehlt, könnte darauf zurückzuführen sein, daß die Vorlage des Tibetischen eine mediale Form des Verbs ohne Sandhi hatte ("tareta ogham). Es ist aber auch möglich, daß UVT iha nicht übersetzt hat. In bezug auf die beiden zuerst genannten Abweichungen (UVT de dag, rab brgal) zeigt UVVT im Definiendum einen anderen Text als UVT, der den des UV bestätigt: de lar mam grol zes bya ba ni mam pa 'dis ris gnis kyi phra rgyas spahs pa’i phyir gah mam par grol ba'o "Weil er auf diese Art die zweigestaltige 'Neigung' aufgegeben hat, [bedeutet] 'so freigekommen1: wer frei­ gekommen ist". Als Glosse des Definiendums de lar kann man mam pa 'dis betrachten. Der Kommentar erläutert das Perfektpartizip im Sinne von *yo vimuko (gah mam par grol ba'o). Im Anschluß an (UV) evam vimuko wird ared (oder *area) kommen­ tiert: de hid gari chu bo las de lar mam par grol ba se / brgal [rgal CD] ba ni rgal bar 'gyur ba'o "Der eben [ist somit] der, der so von der Flut freigekommen ist; 'er soll überqueren' [bedeutet]: er wird überqueren". Es folgt kein weiterer Kommentar zu dieser Zeile. Wir stellen fest, daß UVVT den Text als de lar (= UV evam, nicht UVT de dag) und brgal ba (= UV tared, nicht UVT rab brgal) zitiert; dies ist eine Modi­ fikation bzw. Verkürzung des tibetischen Textes. UV 787a mâtrâsukhaparityâgâd UVT bde ba chuh nu gtofi 'dod pa'i Abweichende Definienda 237 UVT übersetzt °pariyaga durch gtort ba ohne das Präverb und fügt ein in UV nicht vertretenes 'dod pa hinzu. UVVT analysiert zunächst mârâsukha: bde ba churt rtu ni churt ba'i bde ba se / bde ba curt zad sam pa 'khor ba'i bde ba zes bya ba'i don o "Geringes Glück [heißt]: ein geringes Glück; sinngemäß [bedeutet] das gering bemes­ sene Glück: das Glück des Sarpsära". In tsam pa erscheint ein genaues Äquivalent für mârâ ”, das UVT als churt rtu übersetzt hat und in der Auflösung des Kompositums in UVVT als churt ba erscheint. Im Anschluß daran wird das Schlußglied des Komposi­ tums erläutert; das Definiendum entspricht UV, nicht UVT: de yorts su gtort ba ni gart gis yorts su sparts pa de'am yoris su gtort ba'i shul 'di la yod pa zes shig gi Ihag ma'o "[Was] dessen völlige Aufgabe [betrifft], so ist zu ergänzen (shig gi Ihag ma'o): [er ist] der, durch den völlig aufgegeben ist und diesem ist auch der Charakter der völligen Aufgabe vorhanden". Der Ergänzung zufolge müßte man “tyôgî lesen (shul 'di la yod pa deutet auf ein Possessivum), doch handelt es sich ausdrücklich um eine Ergänzung, nicht um den Wortlaut des Textes (auch Dhp 290a und PDhp 77a haben den Ablativ; GDhp 164a allerdings hat parica'i). Der Kommentar zitiert den Text in einer Form, die "pariyaga entspricht und gtort 'dod pa nicht bestätigt. UV 1019d ye caranti sadâ smçtâh UVT gah zig . . . rtag dran . . . rgyu UVT hat die folgende sechszeilige Anu§[ubh auf einen vierzeiligen Elfsilber verteilt; dies ist ein Einzelfall im gesamten UV, in UVT entspricht der Anustubh in der Regel ein Siebensilber mit ebenso vielen Zeilen: UV 1019 arüpam anidarsanam anantam asudarsanam / sûkçmaqi padam abhijnäya ye caranti sadâ smçtâh / kçînasarpyojanâ buddhâs te loke brâhmanâ iha // UVT / gan zig gzugs med ltar med mtha' yas la / / éin tu bltar med phra zih gzi mnon rtogs / / rtag dran kun sbyar zad rgyu safis rgyas pa / / 'jig rten 'di na de ni bram ze yin / Es läßt sich ein klares Entsprechungsverhältnis herstellen: gart zig = ye, gzugs med = arüpam, Iar med = anidarsanam, mha' yas la = ananam usw. Die einzige Auf­ fälligkeit an dieser Strophe - vom Elfsilber in UVT abgesehen - ist die Wiedergabe von carani durch rgyu. Da die Mvy caryâ, cârikà als Äquivalente von rgyu ba nennt, hatte der Übersetzer des Kommentars eigentlich keinen Grund, das Verb als spyod pa zu zitieren: spyod pa ni 'jig rten gzan la phan pa'i phyir spyod pa'o "Sie handeln [bedeutet]: sie handeln zum Nutzen der übrigen Welt". In den sechs bisher genannten Fällen stand ein Wort als Definiendum, das von UVT abweicht, und der Wortlaut von UVT wurde im Kommentar nicht zitiert und war auch Zur tibetischen Überlieferung 238 im Kontext der Erklärung nicht vertreten. Es gibt einige Fälle, in denen der Kom­ mentar den tibetischen Text zwar zunächst im Wortlaut von UVT zitiert, dann aber als Definiendum ein anderes Wort setzt, das dem UV entspricht. UV 59d tççijâ na kirute vaéam UVT sred pa'i dbah du mi 'gyur ro Die Wiedergabe in UVT kommt dadurch zustande, daß der Übersetzer die Konstruk­ tion des UV (prajflayä purusam rpam rsnä na kurue vasam "den durch Erkenntnis gesättigten Menschen bringt die Gier nicht in ihre Gewalt") etwas geändert hat (ses rab kyis ni horns pa'i mi // sred pa'i dban du mi 'gyur ro "der Mensch, der durch Er­ kenntnis gesättigt ist, kommt nicht in die Gewalt der Gier"). UVVT nennt zunächst die ganze Zeile, und zwar im Wortlaut von UVT, setzt aber dann ein dem Sanskrit entsprechendes Definiendum: de hid smras pa / sred pa'i dbah du mi 'gyur ro zes bya ba smras e / dbah du mi byed pa ni bdag dah rjes su mthun pa sred pa'i gzan gyi dban du mi 'gro ba se "Daß eben [der an Erkenntnis Gesättigte nicht in die Gewalt des Durstes kommt] ist gesagt [in]: kommt nicht in die Gewalt des Durstes; bringt nicht in die Gewalt des Durstes [bedeutet]: [wer] mit sich selbst in Harmonie steht, kommt nicht in die Gewalt eines anderen, [in diesem Fall:] des Durstes". Obwohl die Glosse dbah du mi 'gro ba eher der tibetischen Wiedergabe nahesteht, hat der Übersetzer des Kommentars dbah du mi byed pa als Definiendum gesetzt, und dies entspricht dem UV, nicht UVT. UV 240d duhkhâé copacitâ bhavâh UVT yah srid sdug bshal sogs par zad Der Zeile ist ein vollständiger Satz: "Leidvolle Existenzen sind angehäuft". UVT gibt das Prädikatsnomen durch die Verbalform sogs par zad wieder [zad steht öfter ohne Skr.-Entsprechung nach einem Verb, vgl. UV 184, 186, 224] und übersetzt 'Wieder­ existenz' an Stelle von 'Existenz'. UVVT zitiert zunächst UVT yah srid, setzt aber dann srid pa als Definiendum: yah srid sdug bshal sogs par zad ces bya ba la / srid pa ni skye ba se / las bsags pa de'i 'bras bu'o "Bei 'leidvolle Wiederexistenzen werden angehäuft' [bedeutet] Existenz: Entstehen, [d. h.l die Frucht des angehäuften Karma". UV 336d smçtah samativartate UVT dran pas legs par 'da' bar 'gyur Der Kommentar zitiert das Verb zunächst mit legs par, im Definiendum aber mit yah dag par, dies ist die exakte Entsprechung von sam-: de'i mhus de yons su goh ba'i phyir / legs par 'da' bar 'gyur zes bya ba smos e / yah dag par 'da' bar 'gyur ba ni rab u spahs pa'o "Damit man durch deren (sc. smri) Kraft diese (sc. visakikä) völlig aufgibt, ist 'überwindet gut' gesagt; überwindet ganz [bedeutet]: hat aufgege­ ben". Der Übersetzer des Kommentars hat das Präverb, das sich in UVT findet, im Abweichende Definienda 239 Definiendum dem UV entsprechend geändert. UV 600a hrîmatâ tv iha durjîvam UVT ho tsha ses pa'i 'tsho ba dka' In UV hat der 'Schamhafte' hier ein schweres Leben, in UVT ist es ein 'Scham Ken­ nender', dessen Leben - ohne "hier" - schwierig ist. UVVT zitiert zunächst UVT, dann die tibetische Form von UV: ho sha ses pa'i 'sho ba dka' zes bya ba la / ho sha dah Idan pa ni rsod pa'i dus 'dir sin u mi bde bar 'sho ba yin no "Zu 'das Leben des Scham Kennenden ist schwer' [ist zu sagen]: Der mit Scham Versehene lebt hier in dieser Zeit des Streites (Skr. kaliyuga) sehr unangenehm". UVVT bestätigt im Definiendum den Wortlaut des UV (ho sha Idan pa = hrîmaâ), und wir finden in der Glosse zudem eine Explikation von iha, das in UVT fehlt. In den vier zuletzt genannten Fällen hat der Kommentar den Text zunächst nach dem Wortlaut von UVT zitiert; daraus kann man ersehen, daß dem Übersetzer des Kommentars der tibetische Text in der Form vorgelegen hat, in der er auch uns erhal­ ten ist. In einigen Fällen entspricht das Definiendum dem UV und die Glosse entspricht dem Wortlaut von UVT. Dies ist sozusagen der umgekehrte Fall einer Vertauschung von Definiendum und Glosse, wie sie oben beschrieben wurde (pp. 218ff.). UV 20b dîrghaip srântasya yojanam UVT lam gyis dub la rgyah grags rih In UV ist die Meile (yojana) dem Ermüdeten lang, in UVT ist die Viertelmeile (rgyah rgags = *krosa) dem vom Weg Ermüdeten lang. UVT lam gyis ist ein Zusatz des Über­ setzers, ohne Vorlage in UV. UVVT kommentiert die Distanz wie folgt: dpag shad ni 'dir rgyah grags bzi'i lam mo "Die Meile ist hier ein Weg von vier Viertelmeilen". Es ist zu fragen, warum der Übersetzer yojana "Meile" durch rgyah grags "Viertel­ meile" wiedergegeben hat. Aus UVVT kann man schließen, daß UVV yojana als eine Strecke von vier krosa beschrieben hat. Der Grund dafür liegt im Kontext (dîrghâ jâgarao rârir dîrgham srânasya yojanam / dîrgho bâlasya samsârah saddharmam avijânaah)-, der Kommentar sagt über saddharma: de ni 'phags pa'i bden pa bzi'i bdag hid do "Er (sc. saddharma) besteht seinem Wesen nach aus den Vier Heiligen Wahr­ heiten". Demnach ist sowohl yojana wie saddharma ein Ganzes aus vier Teilen, und der Kommentar sieht in diesem Umstand wohl ein Tertium comparationis. Ich nehme an, daß UVT in bezug auf die Wegstrecke einfach die Glosse in UVV ("Viertelmeile") wiedergegeben hat, ohne aber das Zahlwort "vier" mit zu nennen. Hätte der Übersetzer des Kommentars nun einfach Definiendum und Glosse vertauscht - wie er es sonst tut, wenn UVT die Glosse des UVV wiedergibt -, wäre die Viertelmeile im tibetischen Kommentar als eine Strecke von vier Meilen beschrieben worden. Um eine solche Aussage zu vermeiden, hat er Definiendum und Glosse so formuliert, wie sie UVV 240 Zur tibetischen Überlieferung entsprachen. UV 77a t^riâdvitîyah puruço UVT skyes bu sred pa daft 'grogs na UVT hat das Bahuvrîhi sinngemäß (und als Prädikat eines Konditionalsatzes) wieder­ gegeben: "Wenn der Mensch von Durst begleitet ist . . .". UVVT nennt im Pratîka zunächst den Wortlaut von UVT: de griis las re zig dari po bsad par bya se / skyes bu sred pa dari 'grogs na zes bya ba la sogs pa smos so "Von den beiden [Strophen] will [ich] zunächst die erste erklären; es heißt [im Text]: wenn der Mensch von Durst begleitet ist usw." Dem Pratîka folgt dann die genaue tibetische Entsprechung zum Wortlaut des Sanskrit, und ein UVT ähnlicher Wortlaut erscheint als sinngemäße Um­ schreibung: sred pa'i gfiis pa gari ba'i skyes bu de ni sred pa'i gfiis pa se / sred pa'i grogs zes bya ba'i don o "Der Mensch, der die Gier als zweiten (d. h. als Begleiter) hat [bzw. von ihr] erfüllt ist, ist [jemand], der die Gier als zweiten hat; sinngemäß [bedeutet das]: von der Gier begleitet". Es wird deutlich rsnâdviîya kommentiert. UV 252c atha nirvidyate dulikhäd UVT de tshe sdug bsfial las yid 'byufi Nach Mvy 5418 kann aha durch de nas, ji se oder ci ste wiedergegeben werden. UVVT zitiert das Wort zweimal als de nas, um es dann durch de'i she (in etwa = UVT de tshe) sinngemäß zu umschreiben: de nas sdug bsfial las yid 'byufi zes bya ba la / de nas zes bya ba ni de'i she zes bya ba'i don e "Bei 'danach wird er des Leids über­ drüssig' [heißt] 'danach' sinngemäß: zu der Zeit". In diesen drei Fällen scheint der Übersetzer des UV die Glosse des UVV in UVT wiedergegeben zu haben. Offenbar aus sachlichen Gründen wollte der Übersetzer des Kommentars aber Definiendum und Glosse nicht vertauschen und hat daher den Wortlaut des UV auf Tibetisch als Definiendum und UVT als Glosse gesetzt. - In fol­ gendem Fall scheint ein Irrtum des Übersetzers des Kommentars vorzuliegen. UV 241a kâçâyakagthâ bahavaji UVT tshem bu hur smrig gyon pa dag // phal eher UVT hat die 'Gelbhälse' - dem Sinn des Ausdrucks entsprechend - zu 'Trägern safran- farbener Kleider' gemacht und bahu (wie öfter im UV) durch phal eher wiederge­ geben. Daß dieses phal eher dabei in die zweite Zeile des tibetischen Textes geraten ist, scheint den Übersetzer des Kommentars irritiert zu haben; es wird zunächst das Kompositum erklärt, und dann tshem bu "Kleid", nicht phal eher, als Definiendum gesetzt, der Kommentar erklärt aber erkennbar bahavah: riur smrig gyon pa dag ces bya ba la / gos riur smrig ni shon gyis bsgyur ba'i chos gos e / de gyon pa gari yin pa de ni cha byad sam 'dzin pa zes bya ba'i don o // tshem bu ni mari po ste / gari zig ce na / riur smrig gyon pa dag ces bya ba smos te "Bei 'Safranträger' ist das 'Sa- Abweichende Definienda 241 frankleid' das durch Farbe veränderte Mönchsgewand. Wer dies trägt, der ist dem Sinne nach [jemand], der nur ein [einfaches] Gewand trägt. Kleid [bedeutet]: viele. Wenn jemand fragt: welche [vielen]? lautet [die Antwort]: die Safranträger". UVVT zitiert die beiden zu bestimmenden Glieder der Zeile zwar in der Wortform von UVT, in beiden Fällen hat aber der Inhalt dieser Wortform im Grunde wenig mit dem zu tun, was der Kommentar in der Sache expliziert. Wenn wir aus dem Text des Kommen­ tars eine sinnvolle Aussage gewinnen wollen, müssen wir der Erklärung den SanskritText zugrundelegen und können dann UVVT wie folgt übersetzen: "Bei kâsâyakanhâh ist kâsâya das durch die [kâsâya-] Farbe veränderte Mönchsgewand. Die dies tragen, sind dem Sinne nach [Leute], die nur ein [einfaches] Gewand tragen, bahavah [bedeu­ tet]: viele. Welche vielen? [Antwort]: kâsâyakanhâh". Es wurden insgesamt 14 Fälle vorgestellt, in denen UVT ein Definiendum zeigt, das vom Wortlaut der tibetischen Übersetzung des Textes abweicht. In sechs Fällen dieser Art war der Wortlaut von UVT in UVVT nicht zu finden; in vier Fällen hat UVVT zunächst UVT zitiert, um dann ein tibetisches Wort als Definiendum zu setzen, das dem Wortlaut des UV entspricht; in drei Fällen entsprach das Definiendum dem Text des UV, und UVT entsprach der Glosse im tibetischen Kommentar; in einem Fall (UV 241a) beruht der Wortlaut des Definiendums offenbar auf einem Irrtum des Übersetzers des Kommentars. Diesen Fällen ist gemeinsam, daß wir keinen Anlaß haben, an der Authentizität der Überlieferung der tibetischen Version des UV zu zweifeln: Die Ab­ weichungen von UVT gegenüber dem UV - die dazu geführt haben, daß UVVT ein von UVT verschiedenes Definiendum setzt - können als Erscheinungen gewertet werden, die in der Art und Weise der Wiedergabe des UV in UVT begründet liegen. Keineswegs wird man den tibetischen Text (UVT) nach Maßgabe des Kommentars (UVVT) emen­ dieren wollen. Die genannten Fälle belegen vielmehr eine gewisse Freiheit bei der Übersetzung des UV ins Tibetische; ein von UV abweichender Wortlaut in UVT muß nicht notwendig eine vom erhaltenen Befund des UV abweichende Sanskrit-Fassung bedeuten. Vorbehalte gegenüber UVT werden auch dadurch gestützt, daß in einer Reihe von Fällen UVT offensichtlich eine falsche Lesart hat und UVVT die richtige, die mit UV übereinstimmt, bewahrt hat. Ich gebe im folgenden eine Liste solcher Fälle; links steht die Lesart des UV, in der Mitte der Wortlaut von UVT, rechts die Lesart des UVVT: atyantaniçthâya sin tu mthar gtugs sin tu mthar thug 306a smçtimân dran dart dran ldan 306c mimârpsamânah spyod dpyod UV 261a 242 Zur tibetischen Überlieferung 367c dharmapadam chos bzin chos gzi 426d tatra de ni de la 434d sarpgrämam yul las g.yul las 450a saipbuddhälj safis rgyas dan rdzogs sans rgyas 457d äruhya gsegs nas 'dzegs nas 572c vibhâgînâm rnam par bsgoms rnam par 'byed 602c upadhîbandhanâh las kyis bei ns gyur pa lus kyis beifis gyur pa 640c “caityân mehod gnas dafi mehod rten 659d kçiptam gtoh ba gtor ba 817a capalam brdzun pa ste 'gui ba 819c mithyâpraijihitam log pa'i smon ldan log pa'i smon lam 836b aprasâdam bag med ma dad 845a kâyam imam lus ni lus 'di [und lus 'dis) 851d vane gnas su nags su 907b bibheti kye [skye K] g.ya' skyi g.ya' 940b naijasetum 'dam bu'i rigs la 'dam bu'i rags la 978a ananyapoçî gzan mi g.yo gzan mi gso ba 993c bhakçâcaryega slofis mo tsam gyis slon [slons P] mo spyad pas Typologisch gehören diese Fälle unter die Rubrik der von UVT abweichenden Defi­ nienda im Kommentar, die Art der Abweichungen macht es aber wahrscheinlich, daß es sich nicht um eine genuine - d. h. auf den Übersetzer des UV zurückgehende - Abweichung handelt, sondern um eine Textverderbnis oder um eine spätere (inner­ tibetische) Korrektur. Zum Teil sind die Abweichungen geringfügig oder graphisch bedingt (z. B. gnas su statt nags su); in UV 940b (rigs statt rags') handelt es sich wohl nur um einen der seltenen Druckfehler in BECKHs Ausgabe. Aber es verdient der Hervorhebung, daß der Kommentar in allen genannten Fällen die Lesart bewahrt hat, die wir - vom Sanskrit aus betrachtet - als die richtige ansehen. Es lassen sich vier Folgerungen aus den in diesem Kapitel diskutierten oder angeführten Einzelfällen ziehen: - In der Regel setzt der Übersetzer des Kommentars den Wortlaut als Definiendum, der ihm durch die tibetische Übersetzung des Textes vorgegeben ist. Wenn aber den­ noch das Definiendum in UVVT von UVT abweicht, ist dies gewöhnlich ein Indiz dafür, daß das Definiendum, nicht der Wortlaut von UVT, dem Sanskrit-Text entspricht. - Man sollte der tibetischen Übersetzung des Textes mit einer gewissen Vorsicht gegenübertreten. Der Kommentar zeigt uns in einer Reihe von Fällen einen Befund, der UV bestätigt und die abweichende Variante von UVT als eine Besonderheit der Zusätze 243 tibetischen Übersetzung des Textes erscheinen läßt. - Es scheint, daß der Kommentar generell einen höheren Grad an Zuverlässigkeit in bezug auf den Sanskrit-Text aufzuweisen hat als die tibetische Übersetzung des UV. Daraus ergibt sich eine praktische Konsequenz für die Priorität der tibetischen Quellen: Das eigentliche Instrument einer Rekonstruktion ist der Kommentar. - Auch in bezug auf die Lesarten scheint UVVT etwas zuverlässiger zu sein als UVT. UVT ist bis heute ein gern gelesener Text, und es ist daher nicht verwunderlich, daß an einigen Stellen innertibetische Korrekturen vorgenommen wurden, die sich aber vom Sanskrit entfernen. UVVT war diesem Einfluß weit weniger ausgesetzt. Wir finden im Kommentar Lesarten, die sich in seinem sozusagen schützenden Kontext gehalten haben, ohne daß jemand Anlaß gesehen hat, an ihnen etwas zu ändern. 9. Zusätze in der tibetischen Übersetzung des Udânavarga Eine Tendenz, die sich in den bisher besprochenen Fällen zeigte, ist, daß der tibetische Übersetzer des Textes offenbar eine gewisse Freiheit der Wiedergabe hatte. Dies zeigt sich auch in einer Reihe von Fällen, in denen der Übersetzer sich von seiner Vorlage nicht nur dadurch entfernte, daß er anstelle eines zu erwartenden Wortes ein anderes geschrieben hat, sondern auch dadurch, daß er Worte hinzufügte, die in der Vorlage überhaupt nicht vorhanden sind. Ein Wort, das in der Vorlage fehlt und nur in der tibetischen Übersetzung des Textes zu finden ist, ist ein Zusatz. Ich gebe im folgenden eine Liste solcher Zusätze, sie sind jeweils durch Fettdruck hervorgeho­ ben; Wörter, deren Vorlagen oder Wiedergaben in einem anderen Päda stehen, sind in eckige Klammern gesetzt: pradîparp na gaveçatha ci phyir sgron ma 'tshol mi byed kapotavarpâny asthîni rus pa thi ba'i mdog 'dra ba 20b dîrghaip srântasya yojanam lam gyis dub la rgyan grags r in 29d kâmâ hi lokasya na supraheyâ 'jig rten phal pas 'dod spoh nus 38d nirastarp vâ ka<jarïgaram dur khrod bor ba'i mgal dum Itar 42c suptarp grâmarp mahaughaiva nal groh chu bos 'das pa bzin 50b yad âyasaip dâravarp balbajarp vâ lcags sin grès ma las byas manujasya pramattacâripas skyes bu bag med rab tu spyod patrânîva hi mârutah rlun gis ljon sin lo ma bzin UV 4d 5c re skan [chins ma] gan 69a byed pa llld Zur tibetischen Überlieferung 244 140c âtmânam upamârçi kçtvâ ran gi nams la dpag gyis te 141d câbhinandanti [âgatam] a la la zes mnon par dga' 150a sthânâny etâni sarppaéyarp gnas gzan 'di dag mthon ba yi 159b [yasya] hy ete subhâvitâlj [ses rab] 'di gsum legs bsgoms te 162a channam evâbhivarçati sprin gyis khebs las char 'bab cih 174d sukharp samadhigacchati rtag tu bde ba thob par 'gyur 186a asatarp hi vadanti pâpacittâ sdig pa'i sems kyis ma nés skyon 190c arthaip dharmarp ca deéayati gan zig chos ldan don ston pa 238c bahavas tatra sarpbâdhâ sdug bsnal man po de dag ’byun 258a eço hi mârgo nâsty anyo lam 'di ma gtogs gzan med pas 287d vîtatpseneva pakçiqah khra yis gzan pa'i bya lta bur 302f abhramuktaiva candramâh sprin bral ni ma zla ba ltar 332d yathaivecchet tathâ bhavet ji ltar 'dod pa de bzin 'byor 'gyur bar 357d 'lpamatsya [iva] palvale mtsho nan na nuh nogs dag na 364c dârurp namayanti takçakâ si h mkhan sih la 'jog sbyon ltar 370d vatsah kçîrapaka iva mâtaram ma drun nu zo 'dod be'u ltar 376b kuryân mâlâguqârp bahûn me tog phreh brgyud man byed [ltar] 388d hy urago jîrijam iva tvacarp [sport ste] sbrul rgas lpags rniii brjod pa purâijam rje ba bzin 429b vacobhih paruçair [vadan] [byis pa] khros nas tshig rtsub dag 437b vasaty âryeçu sarvadâ 'phags pa'i skye bos rtag brten kyafi 443b sadrsa£ ca na vidyate fia dafi 'dra ba med pas na 445b hanyiçye 'mçtadundubhim fias ni chos kyi rna brdufi ziii 454c svastinâ te gamiçyanti de ni bde bar pha roi 'gro 464b sîleçu tv asamâhitah tshul khrims legs par mi sdom na 471c âdhyâtmaphaladaréî tu nah gi 'bras bu mthoii ba gan 487b ko nu nâthali paro bhavet gzan lta su zig mgon du 'gyur 520c [na tad] dharme prasâdasya dam pa'i chos la dad pa yi 602d tamasâ parivâritâh mun pa'i 'khor gyis bskor ba yin 613d sango nâsti prajânatâm de la mkhas pa chags mi 'gyur 639a nelângah svetasarpchanna yan lag yid 'oh gos dkar g.yogs 657a niçeddhârarp pravaktârarp gnas min zlog dah legs smra dah 664d pâpâni parivarjayet mkhas pas sdig pa yohs su span 673d pâpeçu ramate manah sdig la yid ni mhon dga' ba 682a pâpe tu kçte hi éocate bdag gis sdig pa byas pas mya han byed Zusätze 245 691a avabhâsati tâvat sa kçmir de srid srin bu me khyer snah 697d nâsau kâçâyam arhati hur smrig gyon pa'i 'os ma yin 705b indriyair hi asarpvçtah gah zig dban po ma bsdams éifi 812a PVthag vidhâvate cittarp bdag gi sems ni so sor rgyug 817d içukâra iva tejasâ mda' mkhan me yis sroh ba Itar 862d prântarp ca éayanâsanam bas mtha' dgon par gnas bya zih 876b éarair hi sarpgrâmagatarp yathâ g.yul hor glan chen mda' yis bsnun pa 927d hy urago jîrnam iva tvacarp 955b no 'nâsanarp sthaptjilaéâyikâ vâ kha zas mi za ba yis ma yin 971c susarpvçtarp tfbhih sthânair gah zig gnas gsum legs bsdams [de] 974c dântam antimasârîrarp dul zih lus mthar gnas pa [de] 992c uttamârtham anuprâptarp gah zig don mchog rjes thob [de] 999a aviruddho viruddheçu gah zig mi mthun mthun byed cih durdamarp [ye] damiçyanti gdul bar dka' ba'i sems 'dul [de] 1029d agnihotram iva dvijalj bram ze gtsah mas me bzin no 1038b râtrâv âbhâti candramâh mtshan mo zla ba snah byed Itar gajam bzin purânam [spoh ste] sbrul rgas lpags rnih rje ba bzin thah la nal ba'am 1017c Es mag in dem einen oder anderen Fall sein, daß die tibetische Übersetzung auf einer von der erhaltenen Fassung abweichenden Vorlage beruht; so ist es möglich, daß in 471c ädhyamaphaladarsi *yah zu lesen ist. Aber insgesamt lassen sich die Belege nicht dahingehend auffassen, daß jeweils ein anderer Text vorauszusetzen wäre. Die Zusätze erscheinen im Kommentar nicht als selbständige Definienda. In der Tat kann nur der Kommentar darüber Aufschluß geben, ob ein im Tibetischen vorhandenes Wort, das im Sanskrit fehlt, ein Zusatz des Übersetzers ist oder Teil der Vorlage: Ein Wort, das Gegenstand der Kommentierung ist, ist ein Teil der Vorlage. Aber jedes Wort, das in der erhaltenen Fassung fehlt und nicht als ein eigenständiges Wort kom­ mentiert wird, kann ein Zusatz des Übersetzers sein. Wenn allerdings ein Wort im Kommentar nicht erklärt wird, bedeutet dies nicht notwendig, daß das Wort in der Vorlage nicht vorhanden war; der Kommentar erklärt nicht immer alle Wörter einer Strophe. Die Belege zeigen, daß es das Phänomen der Zusätze des Übersetzers gibt und daß wir mit diesem Phänomen zu rechnen haben. Was die Zusätze selbst betrifft, so lassen sie sich wie folgt klassifizieren: Es kann sich einmal um Strukturwörter handeln, darunter verstehe ich zunächst einmal die Pronomina. Wenn eine Sanskrit-Passage in der Sache eine begriffliche 246 Zur tibetischen Überlieferung Korrelation bedeutet, aber im Text nur ein Pronomen steht, so hat der tibetische Übersetzer die Tendenz, die begriffliche Relation durch Setzung von zwei Pronomina explizit zu machen. Beispiel: UV 999 aviruddho viruddheçu tv âttadantjeçu nirvçtah / hitânukampî bhûteçu brâhmaparp tarp bravîmy aharp // Die drei ersten Pädas sind in der Sache eine Definition dessen, was einen Brahmanen ausmacht. (Zum Refrain vgl. die Konkordanz unter 997ff.) Der Übersetzer hat ein Relativpronomen eingefügt: UVT / gah zig mi mthun mthun byed cih / / chad pas bead pa dah du len / / 'byuh po rnams la brtse phan de / / bram ze yin par nas gsuhs so / Unter Strukturwörtern verstehe ich ferner Wörter wie ci phyir, 'dra ba, kyan, Ia in den obigen Beispielen. Die Funktion dieser Wörter ist, bestimmte, durch die Sache gegebene logische Bezüge zwischen den Teilen einer Strophe im Tibetischen zu ver­ deutlichen. Eine Verdeutlichung ist es auch, wenn der Übersetzer ein Zahlwort hinzu­ fügt. Wir finden ferner den Fall, daß der Übersetzer Ellipsen des Sanskrit im Tibeti­ schen ausfüllt. Dies liegt etwa vor, wenn in einem Vergleichs-Päda im Sanskrit das Verb fehlt. Beispiel: UV 817 spandanarp capalarp cittarp durakçyaip durnivâranam / çjurp karoti medhâvî içukâra iva tejasâ // Es ist davon die Rede, daß der Verständige seinen Geist geraderichtet "wie der Pfeilmacher mit Feuer [die Pfeilspitze geraderichtet]". Der Tibeter hat das Verb in den Vergleichs-Päda eingefügt: UVT / sems ni g.yo zih 'gul ba [brdzun pa KT] ste / / rih du 'gro zih bzlog dka' ba / / mda' mkhan me yis sroh ba ltar / / yid gzuhs pa yis bsrah bar bya / Etwas merkwürdig ist rirt du 'gro zifi als Wiedergabe von duraksyam. BECKH vermu­ tet, daß die Übersetzung auf einer Verwechslung von (Pali?) dü-rakkham und duragam beruht (p. 122, n. 5). Wenn wir *düraksyam voraussetzen, scheint die Vertau­ schung in der Tat plausibel; aber ein solcher Fehler in UVT wäre sehr ungewöhnlich. UVVT hat: rin du 'gro ba ni bsruh bo[r] dka' ba se; zumindest die Glosse bestätigt den Sanskrit-Text. Die übrigen Fälle von Zusätzen in der tibetischen Übersetzung lassen sich als spezi­ fizierende Wiedergaben einzelner Wörter verstehen. So ist lam gyis dub pa "vom Weg ermüdet" eine Spezifikation von sräna "ermüdet", sprin gyis khebs pa "von Wolken Auslassungen 247 bedeckt" eine Verdeutlichung von channa "bedeckt", srin bu me khyer "Glühwürmchen" eine genaue Wiedergabe dessen, was krmi im Zusammenhang bedeutet, usw. Zusätze dieser Art entsprechen in aller Regel völlig dem Kontext und erscheinen ganz natürlich und naheliegend, wenn man den Kommentar gelesen hat. Zum Teil findet sich im Kommentar genau das ausgeführt, was der Übersetzer hinzufügte. Zu beachten ist, daß der Übersetzer des Kommentars diese Zusätze des Übersetzers des Textes gele­ gentlich mit in das Definiendum aufnimmt. Beispiel: / lam gyis dub pa zes bya ba ni lam gyis hal ba las skyes pa'i nam chuh ba dah mi bde bas 'gro ba la sogs pa'i bya ba'i ched du lus dan sems blun zih dub pa dah ldan pa ni lam gyis dub pa'o / Übersetzung: "Vom Weg ermüdet (= UV sräna) [bedeutet]: der mit Schwäche, die aus der Ermüdung durch den Weg entstanden ist, sowie wegen der Handlung des be­ schwerlichen Gehens usw. mit Dumpfheit und Müdigkeit an Körper und Geist Ver­ sehene ist durch den Weg ermüdet". Im tibetischen Kommentar steht lam gyis dub pa deshalb im Definiendum, weil dies die Wiedergabe von sräna ist. Die Erklärung selbst enthält aber in der Sache keine Explikation des Weges, sondern beinhaltet allein eine begriffliche Bestimmung der Müdigkeit. Gegenstand der Kommentierung ist sräna, wie im UV erhalten, und nicht etwa lam gyis dub pa des Tibetischen. 10. Auslassungen in der tibetischen Übersetzung Wir finden nicht nur Stellen, an denen der Übersetzer ein Wort hinzugefügt hat, son­ dern auch Stellen, an denen ein Wort der Vorlage in der Wiedergabe fehlt. Fälle dieser Art sind allerdings weniger häufig als Fälle von Zusätzen im Tibetischen: UV 81a 96c yathäpi mülair anupadrutait? sadâ dper na ljon sin rtsa nas ma gton na mârab pramattam anveti bag med pa dag bsad par 'gyur 152d puijyarp coraih sudurharam bsod nams chom pos dbrog par dka' 153b datvâ dânâni sîlavân sbyin dah tshul khrims ldan pa dag 227a dadanty eke yathâ sraddhâ dad pa ji bzin sbyin byed cih 227c tatra yo durmanâ bhavati gan zig yid ni mi bde ba 268b phalarp veijurp phalarp naejam 'dam bu smig ma 'bras bus dah 354b tad apasyarp sa hi tena tatra de ma mthoh na der ni de dag 'chih baddhah 'gyur zih 367b yamalokarp ca tathâ sadevakam lhar bcas gsin rje'i Cjig rten ’di'i] 438a yas tv ihopatitarp krodharp gan zig khro ba byuh ba dah 248 Zur tibetischen Überlieferung 443c eko 'smirp loke sarpbuddhah 'jig rten 'di na geig pu yis 469c chandarâgavaiopetâ 'dun pa'i 'dod chags ldan pa yi 475d yah sähaso bhavati narati gah zig bag med brlah por byed pa pramattal? [de'i] 479c yas câtmânarp jayed ekarp gah zig bdag las rgyal byed pa 578a abhüt pürve tato nâbhûn shon chad byuh ba mi 'byuh zih 578b nâbhût pürve tato hy abhüt ma byuh ba dag 'byuh bar 'gyur 587c jarâmararjasarpghâtarp rga dah 'chi dah [rmohs pa yi] 595b bhavasarpskâram avâsfjan munih 'du byed thub pas rab tu spans 613a paâyatemarp sadâ kâyarp lus ni rtag tu blta bar gyis 696c [târp] dhyâyino viprajahanti sems par byed pas rab tu rnam par sarvâ spoh 740f yatra yogân atikramet 761c âtmanati sukham eçânah [chad pas mi gcod] bde 'dod pa 788b yac câpi divijarp sukham lha yul bde ba gah yin pas 863d vetti prîtisukharp nirâmiçam zah zih med pa'i dga' ba myoh 884d sailavan na prakampate [zad pa] kun tu rab mi g.yo sbyor las rab tu 'da' bya'i phyir Zum Teil sind die Auslassungen durch eine gewisse Ökonomie zustandegekommen; wir dürfen nicht vergessen, daß auch die tibetische Übersetzung in gebundener Rede gehalten ist. Ein klarer Fall von Ökonomie liegt vor in: UV 443cd eko 'smirp loke sarpbuddhafy präptaft sarpbodhim uttamam // Aus "als einziger hat in dieser Welt der Sarpbuddha die höchste Sarpbodhi erreicht" wurde "als einziger in dieser Welt hat er die allerhöchste Sarpbodhi erreicht": UVT / 'jig rten 'di na geig pu yis / / rdzogs pa'i byah chub bla med brnes / bla med entspricht formal einem anuama. - Charakteristisch für den tibetischen Kommentar ist, daß er nur das als Definiendum setzt, was ihm durch die tibetische Übersetzung des Textes vorgegeben ist: / rdzogs pa'i byah chub ces bya ba ni yah dag par thugs su chud pa'o / / ji zig thob pa yin ze na / smras pa / bla med byah chub brnes zes bya ba ste / sans rgyas kyi rgyud la zad la mi skye ba'i ye ses sam / thams cad mkhyen pa thob pa ni rdzogs pa'i sans rtyas kyi yin gyi gzan ni ma yin no / rdzogs pa'i byah chub steht für sambuddha und byah chub für sambodhi. Was in UVT nur ein Wort ist (byah chub), wird in UVVT wie zwei verschiedene Wörter behan­ delt. Entscheidend für die Frage, was Gegenstand der Kommentierung ist, ist nicht der Wortlaut des Definiendums, sondern das, was der Kommentar in der Sache expli­ gzan im Kommentar 249 ziert. - Im übrigen gilt für die Auslassungen, daß die fehlenden Wörter in der einen oder anderen Form - entweder in einem Definiendum oder im Kontext einer Erklärung - im Kommentar auftauchen. Ich werte die genannten Auslassungen in UVT nicht als Übersetzungsfehler, sondern glaube, daß in der Regel eine Absicht dahintersteht. Die Übersetzung ist keine schematische Umsetzung indischer Begriffe in tibetische Sprache; sie ist das Resultat einer bestimmten Auffassung vom Text, und diese Auffas­ sung wird im Tibetischen in erster Linie formuliert. Wenn wir aus dem tibetischen Text rekonstruieren wollen, müssen wir diese Dinge berücksichtigen. 11. Zur Wortbedeutung von gzan im tibetischen Kommentar Es liegt in der Natur der Bedeutung des Wortes gzan, daß zwei Verschiedene gemeint sein können: entweder (a) ein unbestimmter "anderer", dessen Identität in einem gege­ benen Kontext keine Rolle spielt und auch nicht spielen soll, oder (b) ein bestimmter "anderer", über dessen Identität man sich sehr wohl im klaren ist, den man aber nicht beim Namen nennt. Die erste Bedeutung kann man als die gewöhnliche bezeichnen: Der andere ist der andere in einem allgemeinen, nicht spezifischen Sinn. Im zweiten Fall liegt eine besondere, gleichsam metaphorische Verwendung des Begriffs vor. Wir kennen diese Verwendung z. B. als Stilfigur bei politischen Auseinandersetzungen: Es läßt sich beobachten, daß jemand unbestimmt von "anderen" spricht, aber prä­ zise einen bestimmten politischen Gegner meint oder - über die Medien - anspricht. Etwas Ähnliches läßt sich für das Wort gzan im Kommentar zum Udânavarga beob­ achten. Wir finden gzan - natürlich - an vielen Stellen in der allgemeinen Bedeutung "anderer", aber in einer Reihe von Fällen sind offenkundig nicht irgend welche anderen gemeint, sondern bestimmte andere. Das Problem dabei ist herauszufinden, welche Bestimmten als andere nur bezeichnet werden; ist der aktuelle Bezug zur Diskussion nicht mehr vorhanden - und dies ist der Fall bei Prajnâvarmans Kommentar und seinem Kritiker - muß man versuchen zu ermitteln, welche anderen gemeint sind. Es wurde oben darüber berichtet, daß der Kommentar zu einigen Strophen abwei­ chende Nidänas angibt (pp. 210-212). Es erscheint plausibel, daß nicht irgendwel­ che, sondern bestimmte andere gemeint waren, und ich habe versucht zu zeigen, daß andere buddhistische Schulen oder Sekten gemeint sein können. Darüber hinaus finden wir gzan in drei weiteren Funktionen im Kontext der Kommentierung einer Strophe: - bei der Diskussion der Wortbedeutung einer bestimmten Vokabel des Textes; - bei der inhaltlichen Diskussion oder Interpretation einer bestimmten Passage; - bei der Diskussion von abweichenden Lesarten, die von anderen genannt werden. Relativ einfach ist das Problem, wenn eine Wortbedeutung oder eine Interpretation 250 Zur tibetischen Überlieferung diskutiert wird: Hier handelt es sich immer um authentische Ausführungen des Sans­ krit-Kommentars, dessen Übersetzung uns auf Tibetisch vorliegt. Schwieriger ist der Fall, wenn Lesarten diskutiert werden. In einer Reihe von Fällen handelt es sich um authentische Angaben des Sanskrit-Kommentars, die lediglich etwas verschleiert sind durch die tibetische Wortgebung. An einigen Stellen könnte es aber sein, daß die Angaben zur "anderen" Lesart nicht vom Sanskrit-Kommentator stammen, sondern vom Übersetzer des Kommentars. Wenn eine abweichende Auffassung zur Bedeutung eines Wortes oder eine abwei­ chende Interpretation angegeben wird, finden sich im Kommentar folgende Ausdrucks­ weisen: ji skad gzan dag tu ni . . . (UVVT 713.21) . . . zes gzan dag zer ro (135.22, 311.27, 484.4) yah na . . . zes gzan dag zer ro (473.4) . . . gzan dag de skad zer ro (590.10) gzan dag tu ni . . . (713.22) gzan dag na re . . . zes pa'i don to (105.18) gzan dag na re . . . zes bya ba'i mdo'i tshig gis so (216.9) gzan dag na re . . . zes zer te (183.30) gzan dag na re . . . zes zer te . . . zes brjod do (207.27) gzan dag na re . . . zes zer ro (183.16, 208.15) gzan dag na re . . . zes so (164.8) gzan dag ni gleh gzi dah tshig mi mthun par 'chad do . . . (203.24) gzan dag ni . . . zes 'chad do (198.5) gzan dag ni . . . zes brjod do (584.33) gzan dag ni . . . zes gzan dag zer ro (450.17 bis 451.11) gzan dag ni ... zes zer te (168.11, 473.26, 546.8, 711.16, 748.11) gzan dag ni . . . zes zer ro (198.8, 217.4, 307.10, 473.8, 514.30, 584.29, 1022.21) gzan dag ni . . . zes so (135.24) Im Rahmen dieser Ausführungen kann ich auf diese Stellen nur hinweisen, eine ausführliche Diskussion würde zu weit führen, da es sich teilweise um recht komplexe Überlegungen handelt und ein angemessenes Verständnis der Problematik es erforderte, den gesamten Kontext, wie er sich im Kommentar darstellt, auszubreiten. Die UVStrophen, zu denen diese Angaben gehören, lassen sich über die Konkordanz leicht auffinden. Ich möchte lediglich ein Beispiel herausgreifen, um zu verdeutlichen, um welche Art von Überlegungen es sich zum Teil handelt. UV 40 anena pûtikâyena hy âturena prabhahgurjä / nigacchatha parârp éântirp yogakçemam anuttaram // gzan im Kommentar 251 Übersetzung: "Kommt mit diesem stinkenden Körper, der krank und gebrechlich ist, zur höchsten Ruhe, zur allerhöchsten Erfüllung". - Zu säni und dessen Attri­ buten führt des Kommentar aus: / de ltar stobs kyis don du gner bar bya ba de gan yin ze na / smras pa / zi mchog ces bya ba smos te / mi gtsah ba'i lus la sogs pa 'di de na med pa nid de gtan du mya han las 'das pa phun po lhag ma med pa'i mya han las 'das pa'i dbyins su gtso bor sdug bshal ne bar zi ba zes bya ba'i don to / / grub pa dah bde ba zes bya ba ni rtag pa nid grub pas 'jigs pa med pa'o / / bla na med pa ni sdug bshal med pa'i phyir ro / / yah na grub pa dah bde ba ni grub pa dah bde ba'o / / mya han las 'das pa de na 'bral ba med pas grub pa ni gtan du bde ba nid kyi phyir ro / / dge ba yin pa'i phyir bde ba ste / sdug bshal mtha1 dag dah bral ba'i phyir ro / / bla na med pa zes bya ba dhos po thams Cad ni bla na yod pa yin la / thar pa'i bla na med pa ste / rtag tu dge ba nid yin pa'i phyir ro / Demnach ist durch parâm sänim (zi mchog) vom Wort her ausgedrückt, daß das Leid in höchster Weise aufgehört hat (gso bor sdug bshal fie bar zi ba zes bya ba'i don o). Dieser Zustand befindet sich auf der Höhe (dbyins su) desjenigen Nirväija, bei dem dauerhaft keine Daseinsgruppen mehr übrig sind (phuri po Ihag ma med pa'i 96 mya han las 'das pa. Dieser unreine Körper befindet sich nicht in diesem Zustand des Nirvana, soll aber mit aller Kraft danach streben. Durch yogaksema (grub pa dan bde ba) wird ausgedrückt, daß dieser Zustand beständig und deshalb unzerstörbar ist. Weiter wird anuara (bla na med pa) durch "von Leid frei" begründet. Der Kom­ mentator gibt dann eine Alternative zum Verständnis der Begriffe (yah na), bei der yogaksema im Sanskrit-Kommentar zunächst als Dvandva aufgelöst wurde (grub P° dari bde ba'o); yoga deutet dabei auf den Umstand, das das Glück beständig ist, weil es in diesem Nirväija keine Trennung ('bral ba) gibt; ksema deutet auf den Umstand, daß man von allem Leid getrennt ist. Die Angabe dge ba yin pa'i phyir bde ba se liest sich wie eine etymologische Herleitung, der Kommentar hat ksema vielleicht mit kusala in Verbindung gebracht. Zu anuara (bla na med pa) heißt es dann: "dies [sc. yogaksema] ist von allen Dingen das höchste, und es ist die allerhöchste Erlösung: weil es eben beständig heilvoll ist". - Nun sagen andere: / non mons pa dah ne ba'i non mohs pa thams cad yah dag par bead pas ni phuh po lhag ma dah bcas pa'i mya han las 'das pa ste / mchog tu zi ba'o / / 'dus byas thams cad gtan du spans pa phuh po lhag med pa'i mya han las 'das pa'i dbyihs ni grub pa dah bde ba bla na med pa'o zes gzan dag zer ro / Demnach sagen sie, daß mit parâm sänim dasjenige Nirvârça bezeichnet ist, bei 252 Zur tibetischen Überlieferung dem zwar alle Befleckungen Won morts pa) und Trübungen (ne ba'i fion mors pa) ganz beseitigt sind, bei dem aber noch Daseinsgruppen übrig sind. Durch yogaksema in Verbindung mit anuara wird die Höhe jener zweiten Kategorie des Nirvana bezeich­ net, bei dem alle gebildeten [Formen] (’dus byas) beständig aufgegeben sind und keine Daseinsgruppen mehr übrigbleiben. - Wieder andere meinen: / gzan dag ni nan thos dah ran sans rgyas kyi byah chub dah mi gnas pa'i mya han las 'das pa gsum du bsad pa dah / zi ba dah / grub pa dah / bde ba bla na med pa gsum go rims bzin du sbyar ro zes so / Demnach lehren sie, daß es eine dreifache Unterscheidung gibt zwischen der Er­ leuchtung der Srävakas respektive der Pratyekabuddhas auf der einen Seite und dem • 97 /» Apratiçthitanirvaija auf der anderen. Sie beziehen nun sani auf die Erleuchtung der Jünger, yoga auf die der 'Einzelbuddhas' und ksema, auf das anscheinend anuttara bezogen ist, auf das Apratiçthitanirvâça; dies ist "the Mahâyânistic nirvâija in which the Tathâgata returns to worldly life to save creatures, thotugh] remaining inca­ pable of personal involvement in it" (BHSD s. v. a-praislhia). Wenn dies eine Meinung "anderer" ist, war Prajnävarman zumindest kein Anhänger des Mahayana; aber er hatte offenbar mit ihnen Kontakt, und man tauschte, so will es scheinen, Meinungen zur Exegese des Udänavarga aus. Im übrigen dürfte aus der angeführten Passage klar sein, daß der Kommentator sehr genau wußte, welche "an­ deren" er gemeint hat: nicht irgend welche, sondern bestimmte. - Wenn abweichende Lesarten diskutiert werden, finden sich folgende Ausdrucksweisen: kha cig tu ni . . . zes brjod de (164.22) . . . zes kha cig brjod de (368.15) . . . zes bya ba ni gzan dag gi gzuh fio (104.30) . . . zes bya bar gzan dag tu brjod de (805.32) . . . zes bya bar gzan dag tu brjod do (619.15) . . . zes bya ba'i tshigs bead kyi phyed 'di gzan dag brjod mod kyi . . . (242.1) . . . zes gzan tu brjod par 'gyur te (129.28) . . . zes gzan dag tu brjod de (515.1, 598.9, 889.29) . . . zes gzan dag tu brjod do (398.3, 620.4) gzan dag kyaii . . . zes brjod de (1022.23) gzan dag tu . . . zes brjod de (792.8) gzan dag tu ni . . . zes brjod de (146.11, 181.6, 259.3, 457.31, 471.12, 549.31, 649.12, 676.14) gzan dag tu ni . . . zes brjod do (586.26, 803.32) gzan dag tu ni . . . zes bya ba brjod de (675.27) gzan dag na re . . . (156.28, 202.27) gzan im Kommentar 253 gzan dag na re . . . zes kyan brjod do (200.22) gzan dag ni . . . zes brjod de (308.18) gzan dag ni . . . zes brjod de . . . zes béad do (797.7) gzan dag ni . . . zes bya bar brjod de (793.32) Auch hier haben wir die Schwierigkeit, daß nicht gesagt ist, welche "anderen" ge­ meint sind. In den meisten Fällen werden abweichende Sanskrit-Lesarten diskutiert; dies bedeutet, daß die Angaben zur Lesart authentische Angaben Prajnâvarmans sind. In einigen Fällen scheint der Hinweis auf eine abweichende Lesart aber vom Über­ setzer des Kommentars zu stammen, der auf Abweichungen zwischen dem SanskritText und seiner tibetischen Übersetzung hinweist. Wir haben an mehreren Stellen der bisherigen Beobachtungen feststellen können, daß die Arbeitsweise des Übersetzers des Kommentars ein ganz entscheidender Gesichtspunkt für die Beurteilung der uns vorliegenden tibetischen Version des Kommentars ist. Ich werde einige der Strophen, zu denen der Kommentar eine abweichende Lesart gibt, im ausführlichen Teil be­ sprechen (zur Kurzinformation vgl. die Inhaltsübersicht zu Anfang der Arbeit). Sofern eine Sanskrit-Lesart diskutiert wird, finden sich Hinweise dazu in der Konkordanz. Ich darf hier kurz auf einige im ausführlichen Teil nicht behandelte Stellen eingehen, an denen die Angabe der abweichenden Lesart anscheinend nicht auf Prajnävarman, sondern auf den Übersetzer des Kommentars zurückgeht. In UV 453a wird na sraddhäsyani "sie werden [an die Lehre des Buddha] nicht glauben" im Tibetischen etwas ausführlicher durch dad pa ma bskyed "sie haben keinen Glauben hervorgebracht" übersetzt. Der Kommentar sagt zu dieser Stelle: / dad pa ma bskyed [skyes P] ces bya ba ni yid ches par yan dag par ma skyes pa'o / / dad med ces bya bar gzan dag tu brjod do / Dem Definiendum dad pa ma bskyed müssen wir im Sinne des Umstands, daß es sich um einen Kommentar zum Sanskrit-Text handelt, na sraddhäsyani zugrunde­ legen; dies ist Gegenstand der Kommentierung und dies wurde durch etwas glossiert, das im Tibetischen yid ches par yan dag par ma skyes pa'o "erzeugen nicht in rechter Weise, daß sie glauben" lautet. Man kann vermuten, daß die Wiedergabe mit ma bskyed in UVT auf die Sanskrit-Vorlage dieser Glosse von na sraddhäsyani zurückgeht. Die Angabe, daß "bei den anderen dad med gelesen" wird, stammt m. E. vom Übersetzer des Kommentars, der notieren wollte, das der andere Text - die Sanskrit-Version des Udânavarga - eben nicht dad pa ma bskyed, sondern dad med = na sraddhäsyani liest. Die Angabe zur anderen Lesart entspricht genau dem Wortlaut des UV, der in UVT abweichend wiedergegeben ist. Würde es sich um eine Skr.-Lesart handeln, wäre nicht klar, um welche es sich handeln könnte. 254 Zur tibetischen Überlieferung Dieselbe Konstellation wiederholt sich in der im Text folgenden Strophe UV 454, in der es sraddhasyani "sie werden glauben" heißt, was der Tibeter als dad pa bskyed pa "sie haben den Glauben (in sich] erzeugt" wiedergibt (die Nominalform mit pa steht, weil es sich um einen Relativsatz handelt). Der Kommentar sagt: / gafi zig dad pa bskyed pa ste / yah dag par dad pas so / / dad par byed pa zes gzan dag tu brjod do / Der erste Satz "Wer den Glauben hervorgebracht hat, [das ist] der ganz Gläubige (oder: Rechtgläubige)" ist eine einleitende Bemerkung des Kommentators zur Strophe, es handelt sich wohl nicht um eine Begriffsbestimmung; das bereits in der vorher­ gehenden Strophe erklärte Verb wird nicht noch einmal kommentiert. Die Angabe, daß bei den "anderen" dad par byed pa gelesen wird, könnte vom Übersetzer des Kom­ mentars stammen: Das andere wäre dann der Sanskrit-Text, der eben nicht dad pa bskyed pa, sondern dad par byed pa = sraddhasyani liest. Etwas Ähnliches finden wir in UV 680a: päpe u kre hi nasvasec "wenn man Böses getan hat, soll man nicht vertrauen". Der Tibeter übersetzt: sdig pa byas pas bag dbab mi bya se "wer Böses getan hat, soll die Achtsamkeit nicht fahren lassen". Der Kommentar sagt zu der Zeile folgendes: / sdig pa zes bya ba ni han par spyod pa nid do / / byas pa ni kun tu skyed [*bskyed?] pa'o / / bag dbab mi bya zes bya ba ni yid brtan pa dah / 'jigs pa med pa dah / bag yahs dah / dogs pa med par mi bya ba'o / / gzan dag ni yid rton pa zes bya bar brjod de / bdag ni sdug bshal las thar te bde bar 'thob bo zes kun tu sems pa ni yid rton pa ste / tshim pa'i bye brag de la dmigs pa'o / Das Definiendum sdig pa steht für päpe und byas pa steht für krte. Das Definiendum bag dbab mi bya steht offenbar für nasvase, es wird glossiert: "Man soll nicht ver­ trauen, nicht ohne Furcht sein, nicht beschwichtigen und nicht ohne Skrupel sein". Dies ist in der Sache eine Erklärung zu nasvase, nicht zum tibetischen bag dbab mi bya. Der folgende Hinweis, daß die anderen yid ron pa lesen, ist anscheinend vom Übersetzer des Kommentars eingeschoben, um auf die Diskrepanz zwischen dem tibe­ tischen Definiendum und dem tatsächlichen Gegenstand der Kommentierung hinzu­ weisen. Die auf brjod de folgende Erklärung stammt dagegen sicher von Prajnävarman: "(Jemand, der] sich denkt: 'Ich bin vom Leid erlöst und werde Glück erlangen', der ist (jemand, der] vertraut; er sieht darin eine besondere Zufriedenheit". Der Grund für diese Erklärung ist, daß im Sanskrit nicht gesagt ist, worauf man nicht vertrauen soll. Der Übersetzer des Textes hat diese elliptische Ausdrucksweise umgangen, indem er nasvase - im Einklang mit der Erklärung des Kommentars - gzan im Kommentar 255 durch bag dbab mi bya wiedergab. Die Erläuterungen des Kommentars sind aber nur zu verstehen, wenn man weiß, daß der Gegenstand der Kommentierung eben nicht bab dbab mi bya ist. - Der Kommentar fährt fort: / dgra 'di rtsa ba dah bcas par bdag gis phyuh no zes bag dbab par mi bya'o / / srog gcod pa la sogs pa ni geig tu mi 'dod pa'i 'bras bu yin pa'i phyir sdig pa'i bya ba'i ched du bag dbab pa'am yid brtan par mi bya ste / 'di ni rgyu mtshan gyis bdun pa yin no / Übersetzung: "Man soll die Achtsamkeit nicht [in der Weise] fahren lassen, [daß man sich denkt]: 'Ich will diesen Feind ausrotten'. Weil das Töten und so weiter allein eine unangenehme Wirkung hat, soll man in bezug auf böse Handlungen die Achtsam­ keit nicht fahren lassen und soll nicht vertrauen. Dies ist aufgrund der Evidenz [der Sinn des] Lokativs". In yid ron pa und yid bran pa haben wir mehrfach eine Bestätigung für äsvase der erhaltenen Fassung, und daher ist kaum anzunehmen, daß das Tibetische auf einer anderen Lesart beruht. Wenn nun yid ron pa als eine "andere" Lesart bezeichnet wird und dies mit der Sanskrit-Fassung übereinstimmt, so dürfte es sich bei dem "an­ deren" eben um das Sanskrit handeln. Da Prajnävarman wohl nicht UVT gegen UV diskutiert, dürfte gzan dag ni yid ron pa zes bya bar brjod de ein Einschub des Über­ setzers des Kommentars sein. In UV 1001a finden wir parikhäm durgäm "den schwer zu begehenden Festungsgra­ ben" in einem metaphorischen Sinn für den Sarpsära gebraucht. Der Tibeter übersetzt es durch srid pa'i rdzori "Festung des Daseins". Der Kommentar führt aus: / sred pa ni yohs su bsgos pa ste 'dam lta bur mi 'dod pa'o / / ji skad du bsad pa / 'jig rten 'di na yohs su dag pa la 'jug pa ste bsgos pa'i ran bzin 'gog par byed ein 'das pa ni dge sloh zes brjod do / / rdzoh ni span bar dka' ba ste 'phags pa'i lam ma gtogs par des thams cad span bar mi nus pa'i phyir ro / / gzan dag ni bsgos pa zes bya ba ma rig pa yin no zes zer ro / / gzan dag kyah 'obs zes brjod de de'i don ni shar bsad zin to / sred pa ist wohl ein Überlieferungsfehler in UVVT für srid pa. Gegenstand der Kom­ mentierung ist aber weder die 'Existenz' noch die 'Gier', sondern parikhä-, es wird glossiert durch etwas, das im Tibetischen "ringsum beschmutzt" bedeutet. Es hat den Anschein, daß der Kommentator parikhä von pari-likh- abgeleitet oder zumindest damit assoziiert hat. Er erklärt es weiter durch "[etwas, das so] unangenehm wie ein Sumpf [ist]". Dies ist offenbar eine Erläuterung zur metaphorischen Bedeutung von parikhä. Zum Beleg gibt der Kommentator ein Zitat (ji skad du bsad pa . . . zes brjod do), das lautet: "(Jemand], der in dieser Welt [in den Zustand] völliger Reinheit Zur tibetischen Überlieferung 256 eintritt und die Natur des Beschmutzt[-Seins] gehemmt und überwunden hat, der ist ein Mönch". Gegenstand der folgenden Kommentierung ist nicht rdzori "Festung" (dies ist eher die Wiedergabe von portkhä in UVT), sondern das Adjektiv durga, das als "schwer aufzugeben" glossiert wird. Zur Erläuterung heißt es: "Auf einem Weg, der nicht der Edle Weg ist, kann er nämlich alle [diese Dinge] nicht aufgeben". Nun folgt eine "andere" Interpretation von parikhä, der zufolge offenbar nicht das Unangenehme (mi 'dod pa), sondern das Nichtwissen (ma rig pa) gemeint ist. Nun heißt es weiter: "Die anderen lesen auch 'Graben'; dessen Sinn ist schon zuvor erklärt wor­ den". Nach Mvy 5126 und 5530 ist 'obs das offizielle Äquivalent von parikhä, und auch in UV 136 wurde parikhä durch 'obs übersetzt (gambhîraparikham drdham = bran pa'i 'obs kyis bskor ba lar). Die Angabe der "anderen" Lesart geht vielleicht auf den Übersetzer des Kommentars zurück; mit gzan dag meint er den Sanskrit-Text. Der Hinweis, daß der Sinn schon erklärt wurde, bezieht sich offenbar darauf, daß sich die Erklärung von parikhä beim Definiendum sred pa findet. Dasselbe parikhä erscheint auch in UV 1021d, dort heißt es: uksipaparikhâ buddhäs "Buddhas, die den Festungsgraben abgewendet haben" (vgl. BHSD s. v. utksipati). Der Tibeter gibt die Stelle durch yohs su gduh spahs saris rgyas wieder, was ROCKHILL übersetzt: "who . . . has thrown off all affliction and is enlightened" (p. 197). Hierzu sagt BROUGH: "Rockhill's translation . . . has mistakenly seen here gduh-ba 'pain, affliction', instead of gduh(-ma) 'beam, parigha' " (c. 42). Die Kritik von BROUGH geht insofern etwas an ROCKHILL vorbei, als ROCKHILL den Kommentar gelesen hat: / brtan pa de nid smras pa / yohs su gduh spahs zes bya ba gduh ba yohs su spans pa ste / 'khor gtan bzah po'o / / gzan dag tu ni 'obs brgal ba zes 'byuh bas brgal ba ni 'das pa ste ma rig pa'i 'obs *las [lags PCD) so / Hier wird zunächst yohs su gduh spahs durch das - von der Stellung des Präverbs abgesehen - im Prinzip identische gduh ba yohs su spahs pa se glossiert, und dies bedeutet genau das, was ROCKHILL übersetzt. Allerdings ist dieses gduh ba yohs su spahs pa se im Sanskrit-Kommentar sicher nur eine Auflösung des Kompositums gewesen, und wir haben für UVT in der Tat gduh im Sinne von gduh ma aufzufassen: yohs su gduh ist die Übersetzung von parikhä. Der Kommentar paraphrasiert den Be­ griff etwas merkwürdig durch "das gute Rundgerüst" Ckhor gan entspricht Skr. indrakîla, P. indakhîla, nach PTSD: "the post, stake or column of Indra, at or before the city gate; also a large slab of stone let into the ground at the entrance of a house"). Weiter heißt es im Kommentar: "Weil bei den anderen '[der] den Graben überschritten gzan im Kommentar 257 [hat]' [aus dem Text] hervorgeht, [bedeutet] 'überschritten': überwunden; [und zwar haben sie] den Graben den Unwissens [überwunden]". Es hat den Anschein, daß der Sanskrit-Kommentar nach der Auflösung des Kompositums zunächst parikhä erklärt hat, dessen Glosse in 'khor gan bzari po vorliegt; dann hat er uksipa im Sinne von "überwunden" bestimmt. Die Angabe gzan dag u ni 'obs brgal ba zes 'byuri bas stammt möglicherweise vom Übersetzer des Kommentars, der versuchte, die Diskrepanz zwi­ schen gduji der Übersetzung - das er als gduri ba mißverstand - und °parikha der Vor­ lage zu überbrücken. DISKUSSION AUSGEWÄHLTER STROPHEN DES UDANAVARGA Udânavarga 14 [I. 14] Von dieser Strophe ist nur ein Teil des ersten und dritten Päda sowie der Refrain erhalten: UV 14 yathâpi va------------/ - - - ghatano bhavati martyânârp jîvitaip tathâ // Der Refrain im vierten Päda ist den Strophen 12-13-14 gemeinsam und wird in dieser Form für UV 13d und 14d durch KA, einen Repräsentanten der zweiten Rezen­ sion, geboten (vgl. SCHMITHAUSEN p. 78). Die erste Rezension hat: evam maryasya jiviam. Daß KA in der Tat dem Tibetischen zugrundeliegt, läßt sich aus der Folge der Definienda im Kommentar zeigen: / mi rnams zes bya ba ni srog chags te / srog ni tshe'o / / de bzin no zes bya ba ni . . . Vgl. die Konkordanz zu UV 12. - Zu UV 14 ist keine Parallele im Prakrit bekannt. Die tibetische Fassung hat folgenden Text: UVT 1 12 / dper na fies par *gsad [bsad KT] pa dag / / gom pa gah dah gah bor bas (ba T] / / gsad [bsad T] sa'i druh du bsnen pa Itar / / mi rnams srog kyah de bzin no / Übersetzung: "Wie gewiß Todeskandidaten ('zu Tötende') mit jedem Schritt, den sie aufsetzen, der Hinrichtungsstätte näherkommen - so ist auch das Leben der Men­ schen." Die Konjektur in der ersten Zeile scheint angebracht, weil es sich nicht um bereits Getötete (bsad pa dag) handeln kann. Der Kommentar berichtet zunächst eine Geschichte, aus der nur hervorgeht, daß ein bestimmter Todeskandidat - und zwar ein Dieb - den Buddha zu dieser Strophe veranlaßte und daß es König Ajätasatru war, der den Richterspruch fällte. Zum allge­ meinen Sinn führt UVVT aus: / dper na gsad par bya ba gsad pa'i phyir hes par khyer ba de bzin du sems can rnams kyah 'chi ba'i phyir skyes pa yin no / / ji Itar des gom pa gah dah gah bor ba de bzin du skye bo 'di dag kyah skad 260 Ausgewählte Strophen cig ma gah dan gah gis nin mtshan la sogs pa'i dus las 'das pa yin no / / ji ltar de bsad sa'i druh du bsnen pa de bzin du 'di yah rigs mthun par [pa PCD] chad pa'i druh du bsnen pa yin no zes bya ba ni 'di'i bsdus pa'i don to / Übersetzung: "Wie man einen Todeskandidaten herausführt, um ihn zu töten, so sind auch die Lebewesen geboren, um zu sterben. Wie jener Schritt für Schritt auf­ setzt, so ist auch uns Menschen in jedwedem Augenblick die Zeit vergangen, in Tag und Nacht. Wie jener sich der Tötungsstätte nähert, so nähern sich dementsprechend auch die [Menschen] ihrer Strafe - so ist die Quintessenz dieser [Strophe]". - Der Kommentar gibt weiter die folgende Kommentierung: / dper na zes bya ba la / ji ltar gsad sa'i druh du bsnen pa nid do / / gsad par bya ba ni bsad (lies: *gsad) pa dag go / Als erstes Wort wird yahäpi kommentiert, das im UV erhalten ist. Die folgende Erläuterung zur Vergleichspartikel sagt, wie der Vergleichssatz zu konstruieren ist: "wie er sich eben der Hinrichtungsstätte nähert". Im folgenden entspricht die Glosse (*gsad pa dag), nicht das Definiendum, dem Wortlaut der tibetischen Übersetzung. Bei einer solchen Konstellation kann man annehmen, daß das Definiendum des Kom­ mentars dem Wortlaut im Sanskrit eher entspricht als die Glosse. Im UV ist ein va erhalten, dies gestattet aus gsad par bya ba die Rekonstruktion vadhya. - Der Kom­ mentar fährt fort: / hes pa ni hes par khyer ba ste / de las phyir mi ldog ein rgyal po'i yul las phyir phyuh ba ste / groh gi phyi roi tu hes par khyer ba'o / UVVT behandelt ries pa als ein eigenständiges Wort, nicht als ein Adverb zu *gsad pa dag, wie es UVT zu tun scheint. Als Entsprechung für ries pa ist niyaa bei LC gut belegt; dies paßt aber nicht gut in den Zusammenhang, zudem ist niyaa ein posi­ tiver Begriff. Als Adverb dient ries par zur Wiedergabe der Präverbien ni- und nis-, Im Kommentar wird ries pa durch ries par khyer ba "herausgeführt" glossiert. Nach der Erläuterung des Kommentars bedeutet es im Zusammenhang soviel wie "aus der Stadt herausgeführt und ohne Aussicht auf ein Zurückkommen". Diese Begriffsbe­ stimmung führt uns auf nirnîa, das sowohl "herausgeführt" als auch "verurteilt" be­ deutet, und zwar als Terminus der Strafgerichtsbarkeit, vgl. ninjayapöda "Urteils­ spruch". Wenn UVT nirnîa durch ries par wiedergibt, so zeigt sich darin offenbar eine verkürzte Wiedergabe. - Weiter heißt es: / gart dah gan zes bya ba ni bzlas pa nid de / gom pa 'dor zih 'jog pa ste gah dah gah du 'deg pa dab 'jog pa'i don to / Hier wird yad ya als Iteration (bzlas pa flid) bestimmt (in UV 13 wurde yad yad ebenfalls durch gari dari gari übersetzt und in UVVT als zlos pa [Skr. vîpsâ "Iteration"] beschrieben). Das Bezugswort des iterierten Pronomens erscheint selbst nicht als UV 14 [I. 14] 261 Definiendum - es dürfte sich also um ein ganz gewöhnliches Wort handeln -, ist aber in der Erklärung zu gart dart gan und in den beiden folgenden Kommentierungen zu finden (siehe sogleich). Für gom pa können wir pada voraussetzen (vgl Mvy 6782, UV 752). - Der Kommentar sagt weiter: / bor ba ni gom pa bor ba ste / 'jigs par rtogs pa yin no / Im Kontext mit gom pa bedeutet bor ba [zu 'bor ba] "aufsetzen". Es gibt keine ein­ deutige Äquivalenz zu bor ba: Mvy kennt Ableitungen von apa-hr- (Mvy 1084), apa(2602), pray-â-khyâ- vyadh- (2584), u-srj- (2603) und muc- (8673). Aus dem UV kommen nach meinen Unterlagen Ableitungen von nir-as- (UV 38), dhô- (100) und ksip- (789, 811) hinzu. Es läßt sich für diese Stelle eine Form von ni-ksip- voraussetzen (vgl. Sn p. 107: pade padam nikkhipanä) oder von ni-dhä- (Beispiele bei APTE s. v. padam). Metrisch kommt nur die zweite Möglichkeit in Betracht, sie ermöglicht auch eine Assoziation zum Ausdruck dandam dadâi "verhängt eine Strafe" (vgl. UV 98, 956). - Der Kommentar fährt fort: / de ltar gom pa bor ba des ji zig tu 'gyur ze na / smras pa [/] drun du zes bya ba smos te / khyer te 'ohs nas gah du gsad par bya ba'i sa ste dur khrod do / / gsad sa'i nen 'khor kyi druh gan yin pa de ni de'o / / de bzin du srog kyah gsad sa'i druh du bsnen pa yin te / 'chi dah ne bar gyur pa zes bya ba'i don to / Übersetzung: "Wozu wird der, der so den Schritt aufgesetzt hat? [Die Antwort) lautet: 'in die Nähe'; das ist der Ort, wo er, nachdem man ihn dorthin gebracht hat, getötet werden soll, [mithin] der Leichenacker. [Er ist] der, der sich in der Nähe des Umfelds (?) der Tötungsstätte [befindet]. Ebenso nähert sich auch das Leben [der Menschen) der Tötungsstätte; sinngemäß: man nähert sich dem Sterben". Diese Passage kommentiert die zweite Strophenhälfte, von der außer dem Refrain nur ghaano bhavai als Schluß der dritten Zeile erhalten ist; in die Lücke ist aus EK [m]ä einzuordnen (BERNHARD n. 4). Dies ist wenig ergiebig, zudem eine unsichere Lesung. Aus der Diktion gart yin pa de ni de'o im Kommentar ist zu schließen, daß ghaana (UVT gsad sa) das zweite Glied eines Kompositums ist. Zu drun du bsnen pa (UVT) ist mir kein Sanskrit-Äquivalent bekannt; drufi du steht öfter ohne exakte Entsprechung (vgl. etwa UV 370). Der Kontext erinnert an âsannîbhavai (BHSD s. v.). Ich rekonstruiere daher: UV 14 yathâpi vadhyo nirrpto yad yat padarp nidhîyate / âsannaghatano bhavati martyânârp jîvitarp tathä // Übersetzung: "Wie ein Todeskandidat, der herausgeführt wird (und verurteilt ist), mit jedem Schritt, der aufgesetzt wird, der Tötung näherkommt - so ist auch das Leben der Menschen". Der erste Päda ist eine ma-Vipulä mit guter Zäsur. Im dritten 262 Ausgewählte Strophen liegt eine Auflösung der siebten Silbe vor. - Die chinesische Fassung übersetzt WIL­ LEMEN wie folgt: "As a prisoner who is tied up and dragged to the market place, his every move directed to the path of death, so too is life's fate" (p. 2). Der chinesi­ sche Übersetzer scheint den Text den Realien Chinas angepaßt zu haben: Dort exe­ kutierte man offenbar auf dem Marktplatz, nicht draußen vor der Stadt, wie in Indien zumindest zur Zeit Prajnâvarmans. Udânavarga 17 (I. 17] Die Strophe ist wie folgt überliefert: UV 17 yathâ daprjena gopâlo gâh präpayati gocaram / evarp rogair jarâmçtyuh âyuh prâpayate nçpâm // In dieser Form ist die Strophe in sich nicht stimmig: "Wie mit dem Stock der Hirte die Rinder zur Weide treibt, so treibt Alter und Tod mit Krankheiten die Lebenszeit der Männer." In der zweiten Hälfte fehlt im Sinne des Vergleichs ein Pendant zu gocaram; dem Singular dandena steht der Plural rogair gegenüber, es steht gopâlo gegen jarämryuh und gâh gegen âyuh . . . nmäm. Der Instrumental rogair kann sich inhaltlich nur auf jaräQ beziehen, wohl nicht auf beide Glieder des Kompositums jarämryuh. - In den Tocharischen Sprachresten findet sich folgende, etwas abweichende Version: UV 17 yathâ daprjena gopâlo gâh präpayati gocaram / evarp jarâ ca mçtyué ca âyuh prâpayato nçpâm // 98 Diese Fassung stimmt eher mit der Pali-Version überein: Dhp 135 yathâ dapcjena gopâlo gâvo paceti gocararp / evarp jarâ ca maccû ca âyurp pacenti päpinarp // Der PDhp stimmt im dritten Päda mit dem Pali überein, zeigt aber im vierten den Singular eines anderen Verbs und läßt die Lebenszeit aus: PDhp 201 yathâ danrjena gopâlo gâvo pâjeti gocararp / evarp jarâ ca maccû ca prâpinâtp adhivattati // Im GDhp findet sich eine Parallele nur zur zweiten Strophenhälfte, sie stimmt hier mit dem Dhp überein: GDhp 148 yadha nadi pravadi'a rakça vahadi kulaya / emu jara ya mruca ya aya payedi prapipa // BROUGH beschreibt sie als eine teleskopierte Version: GDhp 148 entspricht in der ersten Hälfte UV 15, in der zweiten UV 17. In den Jätakas findet sich folgende Fassung, für die ähnliches gilt: UV 17 [I. 17] 263 Jât VI 26 yathâ vârivaho pûro vahe rukkh' ûpakûlaje / evarp jarâya maraijena vuyhante vata pâçino // Im Tibetischen finden wir diesen Text: UVT 115/ dper na phyugs rdzi dbyug thogs kyis / / phyugs rnams gnas su phyin byed ltar / / de bzin nad dah rga ba yis / / mi rnams 'chi bdag druh du skyel / Übersetzung: "Wie der Rinderhirte mit dem Stock die Rinder zur Weide treibt, so werden durch Krankheit und Alter die Menschen in die Nähe des Todes getrieben." In dieser Interpretation stehen sich Tod und Weide gegenüber, dem Hirten mit dem Stock entsprechen Krankheit und Alter, die Lebenszeit fehlt. Betrachten wir den Kommentar. Die Erläuterungen zur ersten Strophenhälfte können wir außer acht lassen, da sie keinen Widerspruch zur erhaltenen UV-Fassung enthalten. Die zweite Hälfte wird wie folgt kommentiert: / dpe bstan nas dpes mtshon par byed pa'i don smras pa / de bzin ni de ltar ro / / nad ni rims la sogs pa'i nad rnam pa sna tshogs pa'i tshul gyis kun tu gnod par byed pa'i phyir ro / / rga ba ni lus lhod cih rkah lag zigs par byed pa dah 'gyur ba yin te / rga bas rnis (lies rnihs?) par gyur na nus pa med par 'gyur ro zes bya ba'i don to / / ji skad du béad pa / gzugs nams stobs kyah nams par 'gyur zes bya ba yin no / / dah gi sgra ni nad gcig pur ma zad de rga ba yah yin no zes pa'i don to / / yis zes bya ba ni hes par gzuh ba ste / gtso bor 'di rnams kyis mi rnams 'chi bdag gi druh du skyel ies bya ba'i don to / / 'chi bdag ni 'chi ba'i las so / / skyel ba ni phyin par byed pa'o / / gah phyin par byed pa yin ze na / smras pa / mi ste sems can zes bya ba'i don to / Zunächst ist festzustellen, daß nad, rga ba und 'chi bdag als separate Wörter erschei­ nen, also keins mit einem der anderen in Komposition steht. Der Kommentar schickt eine einleitende Bemerkung voraus: "Nachdem der Vergleich gezeigt wurde, wird der Sinn dessen genannt, was durch den Vergleich illustriert wird". Das folgende de bzin entspricht dem erhaltenen evam. Zur Krankheit wird ausgefüht: "In der Weise verschiedenartiger Krankheiten, wie zum Beispiel einer Epidemie, wird man nämlich sehr gequält". Die Diktion mit tshul gyis scheint den erhaltenen Instrumental rogair zu bestätigen; die Krankheit ist wohl nicht das grammatische Subjekt zu kun u gnod par byed pa. Es folgt die Erklärung des Alters, zu dem der Kommentar ausführt: "Der Körper 264 Ausgewählte Strophen wird locker, und die Glieder zerfallen und werden verändert; sinngemäß [bedeutet das]: wenn man durch das Alter alt geworden ist, wird man ohne [körperliches] Ver­ mögen". Es folgt ein Zitat zur Illustration des Gedankens, es lautet: "Die Gestalt wird zunichte und auch die Kraft wird zunichte". Im Anschluß an rga ba werden eine Partikel (dan gi sgra) und eine Verstärkungs­ partikel (des par gzuri ba) genannt. Mit dan gi sgra, das häufig vorkommt, kennzeichnet UVVT ein einfaches ca. Der Terminus ries par gzuri ba ist ein grammatischer Fachaus­ druck (Skr. avadharana), der dem Kommentar in der Praxis zur Bezeichnung von Wör99 tern wie apt, vai, hi, eva u. ä. dient. Der Sinn von dari ist dem Kommentar zufolge, daß es "nicht allein die Krankheit, sondern auch das Alter" ist. Zu yis heißt es dem Sinn nach: "in der Hauptsache trei­ ben diese die Menschen in die Nähe des Todes". Das Pronomen 'di mams bezieht sich m. E. auf das Alter; mams muß nicht notwendig einen Plural der Vorlage bedeuten. Im Tibetischen steht mams öfter in der Funktion eines Pluralis majestatis, und zwar dann, wenn entweder besonders ehrwürdige Dinge - wie Buddha und seine Lehre oder besonders schreckliche Dinge - wie Mara oder, in diesem Fall, das Alter - genannt sind. Aus den beiden Partikeln dari und yis des Tibetischen ergibt sich für das Sanskrit ein cöpi. Der Tod wird als "Handlung (oder: Vorgang) des Sterbens" glossiert. Weiter wird das Verb skyel ba durch phyin par byed pa "erreichen lassen" glossiert - dies entspricht deutlich prapayae . Es wird dann das Objekt genannt ("Wen treibt er?"), und dies sind die Menschen, die "sinngemäß" als Lebewesen glossiert sind. Rekapitulieren wir die Folge der Definienda: / de bzin - nad - rga ba - dah - yis - 'chi bdag - skyel ba - mi / Im Anschluß an die Erklärung der einzelnen Wörter führt der Kommentar noch folgendes aus: / de la dbyug pa lta bu ni nad de gnod par byed pa'i phyir ro / / phyugs rdzi lta bu ni rga ba de nad kyi dbyig thogs pa'i phyir te / phal eher rga ba las nad du ma byuh ba'i phyir ro / / phyugs rnams kyi gnas lta bu ni 'chi bdag ste / gah gi phyir de gnis kyi 'chi ba'i gnas su phyin par byed pa'i phyir ro / / ji Itar ba Iah rdzis dbyig par rgyab ste gah du ba Iah rnams gnas pa'i ba Iah gi spyod yul du phyin par byed pa de bzin du nad kyis nen par byas sih rga bas mi rnams 'chi bar byed de / gah du 'chi ba yod pa der ran gi las kyi 'bras bu la ne bar sbyor ro / Übersetzung: "Dabei gleicht die Krankheit dem Stock, weil sie verletzt. Wie der Hirte ist das Alter, weil es den Stock der Krankheit trägt; gewöhnlich entstehen mit UV 21 [I. 20] 265 (beginnendem] Alter viele Krankheiten. Der Tod gleicht der Weide der Rinder, denn durch diese beiden wird man zum Ort des Todes getrieben. Wie der Rinderhirte mit dem Stock schlägt und die Rinder zur Rinderweide, wo sich die Rinder befinden, treibt, so wird man durch Krankheiten gequält und das Alter läßt die Menschen sterben. Wo das Sterben vorhanden ist, dort ist man an die Wirkung seiner eigenen Tat gebun­ den". Will man dieser Analyse in ihren Bezügen folgen, muß man für roga einen Instru­ mental annehmen, wie in der Form rogair im UV erhalten. Die Krankheit ist dann ebenso das Instrument des Alters, wie der Stock das Instrument des Hirten ist. Dies ist ein scheinbarer Widerspruch zu der Angabe, die der Kommentator zum Definiendum dan gemacht hat, dort sind nad und rga ba scheinbar gleichgeordnet. Die zweite Rezen­ sion könnte wie folgt gelautet hat: UV 17 yathä dantjena gopâlo gâh präpayati gocaram / evarp rogair jarâ câpi mçtyurp prâpayate narân // Der Widerspruch, daß die Krankheit einerseits das Instrument des Alters ist, ande­ rerseits durch *cSpi zwei Wörter gleichgeordnet zu sein scheinen, ist nicht notwen­ dig ein Widerspruch im Kommentar; es könnte sich auch um einen Widerspruch im Text handeln, den der Kommentar lediglich versucht, etwas zu glätten. Zur Kongruenz des Verbs vgl. BHSG § 25.Iff. Möglicherweise ist auch evam rogo jarâ câpi mryum prâpayao narân zu rekonstruieren, was allerdings eine Änderung am erhaltenen rogair bedeuten würde; der Kommentar bietet aber kein eindeutiges Argument für *rogo (in den Parallelen fehlt die Krankheit). Der hier angenommene Text der zweiten Rezension ist nach Ausweis der Parallelen nicht ursprünglich, jedenfalls nicht ursprünglicher als die in den Hss. erhaltene UVFassung. Die erste Rezension stimmt mit der Mehrheit der Parallelen insofern überein, als sie jarâ und mrtyu als Subjekte sowie öyus als Objekt bewahrt hat. Erste und zweite Rezension stimmen darin überein, daß sie roga eingefügt haben. Udänavarga 21 [I. 20) Im Nidäna zur Strophe wird folgende Geschichte berichtet (die Wiedergabe ist etwas gekürzt): Ein Kaufmann hatte acht Söhne sowie Reichtum, Gold und Sklaven. Durch diese Dinge wurde er stolz und dachte, ihm könne nichts passieren. Dann wurde er unheilbar krank, starb und wurde in einer schlechten Existenz wiedergeboren. Auf ihn Bezug nehmend sprach [der Buddha] diese Strophe. - "Andere" berichten folgende 266 Ausgewählte Strophen Geschichte: Ein reicher und sehr geiziger Kaufmann hatte einen Sohn. Auch er wurde stolz, starb und wurde als Kind einer alten und blinden Capcjäla-Frau wiedergeboren. Als er vor seinem eigenen Haus bettelte und mit Schlägen vertrieben wurde, sprach [der Buddha] diese Strophe. Zum Inhalt sagt der Kommentar an einer Stelle, daß das Selbst dem großen R$i zufolge nichts weiter ist als die fünf 'Daseinsgruppen' (Tib. phuri po, Skr. skandha, P. khandha). In diese 'Gruppen' hat "der Buddha die dem oberflächlichen Betrachter eine Persönlichkeit vortäuschenden gesamten körperlichen und geistigen Daseins­ erscheinungen eingeordnet". u Die Strophe lautet: UV 21 putro me 'sti dhanarp me 'stîty evarp bâlo vihanyate / âtmaiva hy âtmano nâsti kasya putrah kuto dhanam // Die zweite Strophenhälfte ist so auch in KA erhalten (die beiden ersten Pädas fehlen in dieser Handschrift). Diese Fassung stimmt im wesentlichen mit der Pali-Version überein; zu beachten ist allenfalls, daß hier von mehreren Söhnen und nicht nur von einem Sohn die Rede ist: Dhp 62 puttä m' atthi dhanarp m' atthi iti bâlo vihannati / attä hi attano n' atthi kuto puttä kuto dhanarp // Das Pali sieht keine Schwierigkeit darin, ein Subjekt im Plural mit ahi kongruieren zu lassen (vgl. GEIGER § 141.1). - Die tibetische Übersetzung des UV weicht in einem bemerkenswerten Punkt vom UV und Dhp ab: UVT 118/ bdag la bu yod de bzin du / / nor yod ces pas byis pa brlag / / phyi rol nah na bdag med na / / su yi bu yin ci zig nor / Übersetzung: "Ich habe einen Sohn und ebenso habe ich Reichtum - so ist der Tor geschlagen. Wenn es im Jenseits kein Selbst gibt: Wem ist [dann] der Sohn und was [bedeutet] der Reichtum?" Hier steht evam (de bzin du) wie eine kopulative Konjunktion zwischen puro me 'si und dhanarp me 'si; me (bdag la) ist nur einmal übersetzt. Ferner fehlt im dritten Päda eine Entsprechung zu eva, und âmano scheint durch phyi rol nah na wieder­ gegeben zu sein. Nach SIEG und SIEGLING deutet tib. su yi auf eine Vorlage *kasya statt kuto.101 Der Kommentar gibt keinen Aufschluß, da der vierte Päda nicht kom­ mentiert wird. Die beiden eingangs angegebenen Fassungen des Nidäna lassen es möglich erschei­ nen, daß im UV zwei Varianten des Textes nebeneinander bestanden haben, die UV putro gegenüber Dhp puttä entsprechen. Die Erklärung des Kommentars gibt keine Entscheidungsmöglichkeit bezüglich des Numerus: UV 21 [I. 20] 267 / bu zes bya ba ni bu nid de / spun [yun CD] ies bya ba'i dmyal ba de las skyob pa'i phyir bu'i sgra 'jug ste / ji skad du lies brjod kyi rig byed las béad pa / 'dir bu Ion phra [bra P] bar gyur pa yin te phas bu gson bzin du mthoii na'o / / bdag la bu yod pas de bas na 'jig rten pha roi 'grub pa yin no zes byis pa sems pa'o / Zunächst wird pura durch sich selbst glossiert ("Sohn heißt eben Sohn"). Es heißt dann, daß das Wort "Sohn" gesetzt ist, weil er vor einer Hölle namens spun oder yun behütet; es ist nicht klar, welche Hölle gemeint ist (vgl. die Liste der Höllen in Mvy 4919-4952). Es folgt dann ein Zitat, als dessen Quelle der Rgveda (rtes brjod kyi rig byed) genannt wird und das in Übersetzung des Tibetischen lautet: "Hier ist die Schuld gering (mit Peking: reichhaltig) geworden: wenn man sieht, wie der Vater den Sohn großzieht". Gemeint ist wohl, daß der Vater dem Sohn mehr verdankt als der Sohn dem Vater. Zur Erläuterung heißt es: "Der Tor denkt: weil ich einen Sohn habe, deshalb vollendet sich die jenseitige Welt". — Der Kommentar fährt fort: /' bdag ces bya ba ni bdag gi'o / / yod pa ni bdog pa'o / / nor zes bya ba ni mi rnams kyis bde ba yin no zes byas sift gzuh ste gser la sogs pas zes bya ba'i don to / Diese drei Definienda entsprechen me 'si sowie dhanam im Text des UV; yod pa wird wird durch bdog pa "to be in possession of" glossiert. Zu nor heißt es, daß die Menschen dies als Glück betrachten und daß es sich dem Sinn nach um Gold und so weiter handelt. - Etwas eigenartig ist folgende Angabe, die noch zur ersten Zeile gehört: / la la zes bya ba ni bdag la yod do zes rjes su 'dren pa'i don to / / 'dis ni 'jig rten 'di'i grub pa'i rgyu nid de ji Itar bstan pa / tshul khrims gtsan dah bzod dah mthun pa dah / / 'jam dah cho rigs mtho bar skyes pa yah / / skyes bu nor rnams med par gyur pa ni / / de dag thams cad mdzes par 'gyur ma yin / / zes so / Ein la la ist in UVT nicht zu finden, aber offenbar hat der Übersetzer des Kom­ mentars versucht, etwas zu notieren, das nach seiner Sicht im tibetischen Text fehlt. In UVT ist me nur einmal durch bdag la übersetzt, es ist somit möglich, daß la la einfach für das zweite me respektive me 'si steht. Es ist nicht klar, was rjes su 'dren pa bedeuten soll (der Ausdruck kommt ohne rjes su noch vor im Kommentar zu UV 131, siehe unten), aber immerhin entspricht bdag la yod do genau jenem me 'si, das in UV auf dhanam folgt und in UVT nur einmal zu finden ist. Die Angabe gehört ohne Ausgewählte Strophen 268 Frage zu dhanarp, da "durch dies der Grund für den Erfolg in dieser Welt gezeigt wird". Die zur Illustration zitierte Strophe lautet in Übersetzung: "Auch wenn sie von reiner Sittlichkeit sind, [der Tugend] der Geduld entsprechen, sanft und in einer hochstehen­ den Familie geboren sind - Menschen, die ohne Reichtümer sind, die sind nicht allen wohlgefällig”. - Im folgenden werden zwei Partikeln kommentiert: / de bzin du zes bya ba ni lies par gzuh ba'o / / 'di ni re zig 'jig rten du grags pa'i gtso bo'i dhos po yin par ston pa'o / / ces pas zes bya ba ni lhag par ste bya ba'i khyad par nid de / brlag ces bya ba des khyad par du byed do / / cis brlag pa yin ze na / yod ces pas so / Die beiden Definienda de bzin du und ces pas passen nicht gut zum erhaltenen ity evam, sie scheinen auf eine umgekehrte Reihenfolge (Skr. "evam iti) zu deuten. Die erste Partikel wird als Verstärkungspartikel (avadhärana) qualifiziert, dann heiß es: "es wird gezeigt, daß dies [sc. dhana) in der Welt eine Sache des höchsten Ruhmes ist". Die zweite Partikel (ces pas) wird als "äußerst" glossiert, und weiter: "Es ist die Vorzüglichkeit (oder: Besonderheit) der Handlung. Dadurch wird vihanyae (brlag) hervorgehoben (oder: spezifiziert). Wodurch wird er geschlagen? [Antwort]: durch asi (yod)". Es ist kaum glaubhaft, daß de bzin du für ity des Sanskrit-Textes steht, wohl eher für evam. Wenn wir am erhaltenen Befund ity evam festhalten wollen, müßten wir annehmen, daß der Kommentar die beiden Partikeln rückschreitend erklärt hat, was aber nicht recht überzeugt. In jedem Fall steht ces pas für iti, da es sich offenbar auf vihanyate bezieht. Ich habe den Verdacht, daß die zweite Rezension folgender­ maßen gelesen hat: *putro me 'sti dhanarp hy evam iti bâlo vihanyate Unter der Voraussetzung einer solchen Lesart steht das Definiendum la la für hy, und die Angabe bdag la yod do zes rjes su 'dren pa'i don o bedeutet soviel wie "dem Sinn nach ist me 'sti (entsprechend puro me 'si] zu ergänzen". Dies wäre eine Be­ schreibung der Funktion, die hy an dieser Stelle nach Auffassung des Kommentars hat. Die Variante würde zu UVT gut passen und wäre entwicklungsgeschichtlich nach­ vollziehbar. Ursprünglich ist sicher etwas wie Dhp 62ab: puttä m' atthi dhanarp m' atthi iti bâlo vihanyate Die erste Rezension hat den Sandhi durchgeführt und die dadurch fehlende Silbe durch ein Pâdapûrapa ausgefüllt, das einen zweiten Sandhi nach sich zog: putro me 'sti dhanarp me 'stîty evarp bâlo vihanyate Wenn die zweite Rezension so gelesen hat, wie ich es annehme, hat sie sich im ersten Päda vom Ursprung entfernt, im zweiten nicht; sie zeigt in bezug auf evam UV 21 [I. 20] 269 eine Gemeinsamkeit mit der ersten Rezension: ♦putro me 'sti dhanarp hy evam iti bâlo vihanyate Die Funktion des eingefügten hy besteht darin, einen sa-Gaija in der zweiten Päda- hälfte zu vermeiden. Wenn die vorgetragene Ansicht richtig ist, haben die erste und zweite Rezension ein Problem, das sich bei der Umsetzung ins Sanskrit ergab, jeweils unterschiedlich gelöst. - Als nächstes wird im Kommentar bâlo erklärt: / byis pa ni rmoiis pa ste sdug bsnal med par ses pa'i phyir ro / / brlag pa ni ne bar gtses pa yin te 'dir ni non mohs pa du mas so / / phyi mar ni nan son gi sdug bshal gyis zes bya ba'i don to / In UVVT ist rmons pa eine häufige Glosse von byis pa; der Tor ist verblendet, weil er das Leid für nicht existent hält. Ich gehe davon aus, daß phyi mar ni nichts mit einer Variante des Sanskrittextes zu tim hat, die von UV abwiche und mit einer Vorlage von phyi rol nah na im dritten Päda von UVT in Verbindung zu bringen wäre; phyi mar ist kein Definiendum, da die Erklärung han soh gi sdug bsnal gyis "aufgrund des Leids einer schlechten Existenz" keine sinngemäße Bestimmung zu "im Jenseits" sein kann. Die zitierte Passage ist vielmehr Teil der Erklärung von vihanyate (brlag pa ni): Der Kommentar versteht das Verb in einem Doppelsinn, bezogen auf das Diesseits und auf das Jenseits: "vihanyate [bedeutet]: er wird verletzt; und zwar [wird er] im Diesseits ('dir ni) durch zahlreiche Befleckungen [verletzt und] im Jenseits (phyi mar ni) sinngemäß durch das Leid in schlechter Geburt". - Der Kommentar führt diesen Punkt noch wie folgt weiter aus: / gah gi phyir byis pa bdag nid bdag dah bdag gir 'dzin pa gnis kyis dkrugs sih sdug bshal ba yin te / 'dir yah de bu la sred pas bu gso bar bya'o zes bya ba dah / nor la sred pas nor btsal bar bya'o zes bya ba ste / thah dah chu la 'gro ba dah / zih rmed pa dah / rgyal po'i zabs 'brih la sogs pas sin tu brlag cih non mohs pa'i phyir ro / / tshe phyi mar yah han soh du skyes te ran gi nes par spyod pas drahs pa'i sin tu drag pa'i rgyun sdug bshal myoh bas brlag pa'o / Übersetzung: "Der Tor ist nämlich durch den Glauben sowohl an sich wie an Eigenes verwirrt und leidet [daran]. Im Diesseits [widerfährt ihm], daß er aufgrund seiner Gier nach einem Sohn den Sohn großziehen muß; aufgrund der Gier nach dem Geld muß er Geld herbeischaffen; er bewegt sich auf festem Grund und im Wasser, er be­ stellt sein Feld, er ist dem König untertan - durch [all diese Dinge] ist er sehr ver­ blendet (oder: geschlagen) und befleckt. Im Jenseits [widerfährt ihm], daß er in einer schlechten Existenz geboren wird; er ist geschlagen durch die Erfahrung des Leids [wie durch) einen sehr heftigen Strom, den sein eigenes schlechtes Verhalten nach sich zieht". 270 Ausgewählte Strophen In der sich daran anschließenden Erläuterung (die ich hier nicht in extenso wieder- gebe) führt der Kommentar aus, daß der Tor aufgrund seines Unwissens in besonderer Weise mit Leid verbunden ist. Erst im Anschluß an diese Erläuterungen findet sich die Kommentierung des dritten Päda: auch daraus dürfte klar sein, daß phyi mar in UVVT kein Definiendum zum dritten Päda des UV ist, sondern Bestandteil der Erklä­ rung von vihanyae. In UVT fehlt, wie wir sagten, ein Äquivalent für eva (in ätmaiva), ferner scheint ämano durch phyi rol nah na wiedergegeben zu sein. SCHMITHAUSEN sieht in dieser Stelle einen Beleg für Divergenzen innerhalb der zweiten Rezension (zu der KA gehört) und nimmt an, daß UVT auf einem "nachträglich geänderten (oder verdorbenen?) Text *âmâ bâhyânaro nâsi o. ë." basiere (p. 70). Formal scheint phyi rol nah na vielleicht eher auf *âmâ bâhyânare nâsi zu deuten. SCHMITHAUSEN weist allerdings in einer Fußnote (n. 83) darauf hin, daß UVVT zwar im Pratîka den Text von UVT belegt, daß aber die Erklärungen des Kommentars überhaupt nicht zum Text von UVT passen, sondern den des UV voraussetzen. Dies ist in der Tat der Fall: / phyi rol nah na bdag ces bya la / bdag ni nah gi byed pa skyes bu rtag pa dah / las rnams kyi byed pa po dah / 'bras bu myoh bar byed pa zes bya ba ni gzan dag gi gzun ho / / na zes bya ba ni rim pa gzan du sbyar bar ses par bya'o gah gi phyir med na ste gah gi bdag med ce na / smras pa / bdag med ces smos te / rah gi rgyud de mi rnams kyi bdag gi ho bo phuh po lha'i bdag nid ces bya ba'i don to / Das .als erstes zitierte phyi rol nah na bdag zeigt zunächst, daß dem Übersetzer des Kommentars UVT in derselben Form vorgelegen hat wie auch uns. Es handelt sich um ein Pratîka, dessen Funktion darin besteht, kenntlich zu machen, daß nunmehr vom dritten Päda die Rede ist. Es folgen dann drei Definienda, nämlich bdag, na und bdag med, die offenbar âtmâ, eva oder hy und âtmano nâsti im Sanskrit-Text ent­ sprechen. Der Kommentar beschreibt bdag in dreifacher Weise als den "im Inneren tätigen beständigen Mann" (nah gi byed pa skyes bu = anarvyâpârapurusa, vgl. AKBh-Index, III, s. v.), den "Täter der Taten" und den "Erdulder der Wirkungen [dieser Taten]". UVVT fügt hinzu, daß so der "Text der anderen" (gzan dag gi gzufi) laute. Das Defi­ niendum na entspricht offenbar einer Partikel, die Skr. eva oder hy entsprechen kann. Da der Kommentar sagt, daß sie als "in anderer Reihenfolge verbunden zu erkennen" ist, und er sie durch gah gi phyir med pa ste "weil nicht vorhanden ist" umschreibt, scheint eher von hy als von eva die Rede zu sein. Es ist wohl gemeint, daß hy sich auf nâsi bezieht. Das Definiendum bdag med wird eingeleitet durch die Frage: "Wem ist kein Selbst?". Es wird in der Sache nur ämano - ohne nâsti - erklärt als "die eigene UV 21 [I. 20] 271 Person (rart gi rgyud); sinngemäß: das den Menschen eigene Wesen, [das aber nur] das Selbst der fünf Daseinsgruppen [ist]". Ob die zweite Rezension àmaiva hy âmano näsi oder - ohne eva und ohne Sandhi - *âmâ hi âmano nâsi gelesen hat, ist aus dem Tibetischen schwer zu entscheiden; ich halte es für möglich, daß eva einfach nicht kommentiert wurde. Da nun der Kom­ mentar in bezug auf âmano mit hinlänglicher Deutlichkeit den Sanskrittext im dritten Päda der Strophe gegen UVT bestätigt, verbietet sich eine Rekonstruktion des UV aus der tibetischen Übersetzung. Wenn der Kommentar hier auf der erhaltenen Fassung des UV beruht, ist es unwahrscheinlich, daß UVT einen anderen als den erhaltenen übersetzt. Folglich dokumentiert phyi rol nah na nicht einen anderen Sanskrittext, sondern eine Besonderheit der Wiedergabe. Es stellen sich allerdings zwei Fragen: Worin liegt die abweichende Wiedergabe in UVT begründet und was meint UVVT mit gzan dag gi gzuri? Um zunächst die zweite Frage zu beantworten: Anscheinend meint gzan dag gi gzuri den Sanskrittext im Gegensatz zu dessen tibetischer Übersetzung. Dies ergibt sich einfach daraus, daß das als gzan Bezeichnete dem UV entspricht. Wenn aber im vorliegenden Kommentar UV gegen UVT abgehoben wird, kann die Angabe zes bya ba ni gzan dag gi gzuri ho nicht auf eine Bemerkung Prajnävarmans zurückgehen, da er in seinem Sanskrit-Kommentar wohl kaum den UV gegen UVT diskutiert haben dürfte. Die Angabe stammt möglicherweise vom Übersetzer des Kommentars. Wenn wir uns in dessen Lage versetzen, läßt sich durchaus ein Grund finden, um die Tatsache zu vermerken, daß UV mit UVT nicht übereinstimmt: Er übersetzt UVV ins Tibetische, d. h. er muß seine Vorlage in das Gewand tibetischer Worte fassen, und dies hat er - wie die Definienda und ihre Erklärung zeigen - auch getan. Zugleich aber soll die tibetische Version des Kommentars ein Kommentar zum tibetischen Text sein, denn nur an dessen Erklärung dürfte der tibetische Leser interessiert sein. Da nun die Er­ klärung der einzelnen Worte nicht zu UVT paßt, hat der Übersetzer des Kommentars einen Hinweis eingefügt, daß sich die Erklärung auf den Sanskrittext bezieht, eben: zes bya ba ni gzan dag gi gzuri. Um die Frage zu beantworten, worin die abweichende Wiedergabe des UV in UVT begründet liegt, genügt es anzunehmen, daß der Übersetzer des Textes Prajnävarmans Kommentar kannte. Zunächst spielt in den beiden Nidänas das Jenseits eine besondere Rolle: Der Sohn ist nach Auffassung des Buddhismus eben nicht eine Art von 'Jenseits­ versicherung', wie jene offenbar meinen, die sich auf den Rgveda berufen. Auch in der Erklärung zu vihanyate wurde auf das Jenseits besonders hingewiesen. Die Wie­ dergabe durch phyi rol nah na dokumentiert demnach ein Bestreben des Übersetzers, das Wesentliche der Strophe wiederzugeben. Des weiteren scheint die Formulierung 272 Ausgewählte Strophen âmaiva hy âmano nâsi gewisse doktrinäre Komplikationen bedeutet zu haben, da das Gerüst der Aussage immerhin âmâ nâsi "es gibt kein Selbst" lautet. Zumin­ dest der Kommentator hat sich über diesen Punkt Gedanken gemacht: / gah la la dge sbyoh ham bram ze bdag go [gi P] zes mhon par smra ba de thams cad ni phuh po Ina po 'di dag yin no zes mdo las gsuns pa yin no / / gal te 'di la bdag yod pas gnas par gyur na ni ji ltar rga ba dah 'chi bar 'gyur ba'o / / des na drah sroh chen pos 'gro ba 'di dag bdag med pa yin no zes gsuns te / gal te yah bdag gi bdag yod na ni des na bu la sogs pa bdag gir yah yohs su gzuh ba yin na / de ni med de / des na yah su'i bu ste bdag gi yod par 'gyur ba'o / / ji zig nor ni 'di ni rin du späh bar bya ste bdag gir byed pa 'di zes bya ba'i don to / / gzan dag na re de ni gzan gyis yohs su brtags pa ste / de la bdag tu hes par brtags na ni ran gi ho bor bdag nid med do zes bya ba'i don te / bdag nid med na bdag gir ga la yod ces pa'i don to / / bdag dah bdag gi la chags pa span ba'i phyir tshigs su bead pa 'di gsuns so / Übersetzung: "Alles, was die Sramanas oder Brahmanen als 'es ist ein Selbst' be­ zeichnen, das alles sind nur diese fünf Daseinsfaktoren - so ist es im Sütra gesagt. Wenn [der Mensch] sich [darauf] stützt (gnas pa im Sinne von rab u gnas pa), daß diesem ein Selbst vorhanden ist, wie [kann er dann] alt werden und sterben? Des­ halb hat der große R$i gesagt, daß diese Lebewesen ohne ein Selbst sind. Wenn nun einem selbst ein Selbst vorhanden ist und man deshalb auch Söhne und so weiter als Eigenes begreift, so ist das [Selbst] nicht vorhanden. Deshalb [heißt es] auch: wem ist der Sohn: [er] wird einem selbst vorhanden. [In bezug auf] 'was bedeutet Reichtum' [gilt]: dieser ist weit aufzugeben; dem Sinn nach: [man soll] dieses Eigenbewußtsein [in bezug auf den Reichtum aufgeben]. Andere sagen: Dies ist von anderen (oder: auf andere Weise) geprüft worden. Wenn man dies als Selbst betrachtet, so gibt es kein Selbst als eigenes Wesen - so ist der Sinn. Wenn es kein Selbst gibt, wie kann es da Eigenes geben - so ist der Sinn. Diese Strophe hat [der Buddha] gesprochen, damit man die Verhaftung am Selbst und am Eigenen aufgibt". Wenn ich Prajnävarman richtig verstehe, so bestreitet es nicht, daß es ein Selbst oder Eigenes gibt. Das Anliegen seiner Diskussion ist, die Aussage âmaiva hy âmano nâsi so zu interpretieren, daß sie haltbar bleibt, ohne daß er seine eigene Ansicht revidieren müßte. Die tibetische Wiedergabe durch phyi rol nan na bdag med na zeigt wohl, daß der Übersetzer die Komplikation der Aussage kannte und es deshalb ver­ mied, den Text wörtlich zu übersetzen. Statt dessen hat er auf eine Weise übersetzt, die naheliegend ist, sofern er den Kommentar kannte. UV 37 [I. 34] 273 Udänavarga 37 [I. 34] Der Sinn der Strophe besteht, wie der Kommentator in der Einleitung sagt, darin zu zeigen, daß der 'Körper der Religion' (chos kyi sku) beständig ist, der 'Körper der Form' (gzugs kyi lus) aber nicht: UV 37 parijîrnam idarp rûparp roganîrjarp prabhahguram / bhetsyate pûty asarpdeharp maranäntarp hi jîvitam // CHAKRAVARTI übersetzt: "Cette forme vieille est un nid de maladies extrêmement fragile; pourrie, elle s'effondrera sans aucun doute: la vie a la mort pour terme" (p. 12). In dieser Auffassung wird asamdeham als Adverb mit einem etwas unspezifischen Sinn ("zweifellos") verstanden. In den Parallelfassungen finden wir püi und samdeha komponiert, und zwar steht das letztere in der alten Bedeutung "Ansammlung": Dhp 148 parijinpam idarp rüpaip roganicj^harp pabharpgupam / bhijjati pûtisandeho maranantarp hi jîvitarp // FAUSBÖLL hat maranam amhi jîviam ("mors [est] vita eius"). — Das PDhp ist im ganzen ein Spiegel des Pali; zu vermerken sind allenfalls die Dentale in parijinnam: PDhp 260 parijinnam idarp rûparp roga-nîrjarp prabharpguram / bhijjîhiti ti pûtisarpdeho marapântarp hi jîvitarp // Statt bhijjîhii i ist wohl bhijjai zu lesen (vgl. oben § 106). - Das GDhp ist nicht ganz erhalten: GDhp 142 parijiijam ida ruvu ro'a-nerja pravhagupo / bhetsidi pudi BROUGH weist darauf hin, daß UV bhesyae und GDhp bhetsidi Future sind, im Gegensatz zum Präsens bhijjai im Dhp. Er hält das Futur für das ältere, da, wie er argumentiert: "futures as bhecchai are sufficiently rare in Pali to invite altera­ tion". - Für das folgende Wort ist deutlich, daß auch UVT nicht etwas wie "sans aucun doute" im Auge hatte; mag gi shogs kyan übersetzt offenbar ein Kompositum aus püti und samdeha: UVT I 33 / gson mtha' 'chi ba yin pa'i phyir / / lus 'di yohs su rga ba dah / / nad kyi tshah 'di myur 'jig cih / / mag [grnag T, snod K] gi tshogs kyah 'jig par 'gyur / Übersetzung: "Weil das Ende des Lebens das Sterben ist, ist dieser Körper [schnell] völlig gealtert, und dieses Nest von Krankheiten wird schnell zunichte; auch wird die Eitermenge zunichte". Dies ist die einzige Stelle im UV, an der rupa durch lus übersetzt wird (für râpa 274 Ausgewählte Strophen steht sonst gzugs). Es erscheint aber nicht angebracht, wegen lus ein *käya im ersten Päda des UV anzunehmen. In der Einleitung zur Strophe nennt der Kommentator gzugs kyi lus, was zum einen rüpam bestätigt und zum anderen erklären kann, warum UVT das Wort im Text durch lus übersetzt; das Definiendum lus 'di wird durch zin pa'i phuh po "ergriffene Daseinsfaktoren" glossiert. Die Lesart mag, die BECKH in Kennt­ nis des Dhp konjizierte, wird durch UVVT bestätigt. - Zum dritten Päda des UV führt der Kommentar folgendes aus: / 'di dus ji srid gnas pa'i dus de srid kyi bar du gtsah ba dah dri zim pa'i rdzas 'dus pa'i bdag nid yin nam ze na / de yah med par bstan pa'i phyir smras pa / mag gi tshogs kyah zes bya ba smos te / dri ha ba'i rdzas bsags pa zes bya ba'i don to I I sgra ba dag tshogs ni lus so zes brjod pas mag gi tshogs ma yin pa'i zes gzan du brjod par 'gyur te / dri ha ba'i rdzas 'dus pa yin pa'i phyir 'di ni lus ma yin pa yah 'jig par 'gyur ro zes bya ba'i don to / Das erste Definiendum mag gi shogs kyah wird durch eine Frage eingeleitet: "Hat dieser (sc. Körper), solange er besteht, das Wesen, [aus] reinen und wohlriechenden Dingen zusammengesetzt zu sein? [Dieses Wesen] hat er nicht. Um das zu zeigen, ist [im Text] gesagt: Eitermenge (oder: eitrige Menge)". Skr. püisamdeha - wie die hier zugrundeliegende Lesart offenbar lautet - wird sinngemäß umschrieben als "an­ gehäufte stinkende Dinge". Es ist aus dem Tibetischen nicht klar, ob es sich um ein Karmadhâraya (*püisamdeho) oder um ein Bahuvrîhi bezogen auf rûpam (*püisam- deham) handeln soll. In jedem Fall entspricht die Variante, die UVT übersetzt und UVVT zunächst kommentiert, eher den Prakrit-Fassungen und nicht UV püty asam- deharn. Nun lesen "andere" mag gi shogs ma yin pa'i, was augenscheinlich einem kompo­ nierten püyasamdeham entspricht. Diese Lesart wird auch begründet: sgra ba dag shogs ni lus so zes brjod pas "weil die Bhâçâs sagen: Menge [bedeutet] Körper". Die Lesart der anderen wird weiter sinngemäß erläutert: "Weil er aus stinkenden Dingen zusammengesetzt ist, ist dieser auch kein Körper und wird zunichte". Das Argument scheint darin zu bestehen, daß a-samdeha als "Nicht-Körper" (lus ma yin pa) aufgefaßt wird. Wir können als sicher voraussetzen, daß in dem fraglichen Wort eine Negation enthalten ist, und wir stellen fest, daß dies dem Befund des UV entspricht. Die Tradi­ tion, der Prajnävarman angehört, liest offenbar *püisamdeho (oder *püisamdeham); eine - von ihm aus gesehen - andere Tradition liest pütyasamdeham, wie uns im UV erhalten. UV 44-45 [I. 41-42] 275 Udänavarga 44-45 [I. 41-42] Nach Aussage des Kommentars liegt eine Sequenz aus zwei zusammengehörigen Stro­ phen mit einem gemeinsamen Nidäna vor. In den Parallelen stehen die beiden Strophen nicht beieinander. In der erhaltenen Fassung folgt eine Jagatî auf eine Anustubh: UV 44 idaip kçtarp me kartavyam idarp kçtvâ bhaviçyati / ity evarp spandato martyârp jarâ mçtyus ca mardati // UV 45 tasmât sadâ dhyânaratâh samâhitâ âtâpino jâtijarântadarsinah / mârarp sasainyarp hy abhibhûya bhikçavo bhaveta jâtîmaraijasya pâragâlj // Strophe 44 werde ich im folgenden rekonstruieren. Sie ist in der zweiten Rezension eine Triçtubh und zeigt somit im Prinzip die gleiche metrische Form wie Strophe 45. Eine (nur ungefähre) Parallele zu UV 44 im Mahâbhârata ist allerdings ebenfalls Anustubh: XII.169.19 idatp kçtam idarp kâryam idam anyat kçtâkçtam / evam îhâsukhâsaktarp kçtântah kurute vase // Die nicht vollständig erhaltene Parallele im GDhp ist im ersten Pâda Jagatî, im dritten und vierten Tri$tubh: GDhp 332 ida ja mi keca ida ji kari'a ida kari - ----- pariphanamapa abhimadadi mucu-jara saso'a // Hierzu sagt BROUGH: "In this place, the old manuscript of the Uv. is missing, and the revised version ... is undoubtedly a later alteration, reducing the stanza to an ordinary anustubh. The tristubh form of the Prakrit is clearly the older, and a stanza directly corresponding to this must have stood in this place in the Uv. at an earlier stage; for the Tibetan translation is": UVT I 40 / 'di ni bya ba byas zin don 'di bya / / de dag byas nas bdag gis 'di bya'o [byas K] zes / / de ltar mi 'di yobs su som pa na / / rga dah nad bcas 'chi bas mhon du bcom / Übersetzung: "Dieses Werk ist schon getan und diese Sache ist [noch] zu tun. Nach­ dem ich das getan habe, muß ich dies tun - wenn dieser Mensch so alles vorbereitet, wird er vom Alter und dem Tod zusammen mit der Krankheit bezwungen". BROUGH sagt weiter: "The Change of the nine-syllable line from the usual seven­ 276 Ausgewählte Strophen syllable is a very strong indication that the Sanskrit here had the longer metre; and the matter is placed beyond doubt by the renderings yons su som, for pari-spand- . . ., and mrion du boom for abhi-mard-". Dem ist hinzuzufiigen, daß die erhaltene Fassung des UV auch für bya ba, don 'di bya, nad bcas sowie zweimaliges 'di kein Äquivalent aufweist. UVT ist bei weitem zu umfangreich, als daß die Anuçtubh des UV als Vorlage in Frage käme. In der ersten Zeile entsprechen sich offenbar 'di ni = idam (UV, GDhp), byas zin = krarn (UV) und 'di = "idam (GDhp ida). Daneben scheint bya ba . . . don . . . bya irgendwie *kryam (GDhp keca) oder karavyam (UV) sowie *käryam (GDhp kari’a) wiederzugeben. Der Kommentar gibt folgende Erklärung der einzelnen Worte: / 'di ni byas zes bya ba ni 'di mthar phyin pa'o / / bya ba zes bya ba ni bya ba'i rgyu dah bya ba'o / / bya ba ni rnam pa gsum ste / gah byas pa dah / gah bya bar brtsams pa dah / gah ma brtsams pa brtsam [brtsams P] par bya ba'o / / de la dah po ma gtogs pa'i brtsam par bya ba smras pa / don 'di zes bya ba smos te / da ni bya ba 'di nid kyi dus la bab pa'i bya ba'o / Es werden für den ersten Päda drei Definienda genannt. Das erste ('di ni byas) wird glossiert "dies ist zu Ende geführt" und bestätigt so das erhaltene idam krarn im UV. Das zweite wird umschrieben als "der Grund des Tuns und das Tun [selbst]". UVVT sagt nun, daß es drei Arten den Tuns (oder: von Handlungen) gibt: (a) was man getan hat, (b) was man zu tun begonnen hat und (c) was man noch nicht begonnen hat, aber beginnen wird. Bei bya ba handelt es sich offenbar um den Oberbegriff, was uns auf kärya als Vorlage des zweiten Definiendums in der Zeile führt. Zur Kategorie dessen, was man getan hat (a) gehört offenbar 'di ni byas (= idam krarn). Zur zweiten gehört don 'di, wenn ich den Kommentar richtig verstehe: Dies wird eingeleitet durch dah po ma gogs pa'i . . . "gehört nicht zum ersten" und ist daher wohl das zweite. Die dritte Kategorie folgt im nächsten Päda. Folgte man nur dem tibetischen Wortlaut der Definienda bya ba und don 'di, müßte man im Ausgang der Zeile ein *kryam idam ca käryam annehmen, dies entspräche GDhp keca ida ji kari’a. Genauer betrachtet läßt der Kommentar diese Lesart aber nicht zu: bya ba kann ein Substantiv (kärya) oder ein Participium necessitatis (krya) sein. Wenn bya ba durch bya ba'i rgyu dari bya ba umschrieben wird, kommt wegen rgyu wohl nur das Substantiv in Frage. Daraus folgt ein Wortlaut "käryam (= bya ba) idam ca kryam (= don ’di). Wenn wir davon ausgehen, daß dem Definiendum bya ba in Text des UV kärya entspricht, wird klar, warum auf die drei Arten des Tuns gerade an dieser Stelle hingewiesen wird: nachdem das Stichwort gefallen ist, dies ist kärya. Wie wir sagten, fällt don 'di in die Kategorie dessen, was man zu tun begonnen hat. 277 UV 44-45 [I. 41-42] Wenn wir für don im Sanskrit-Text kärya voraussetzen wollten, machte dies keinen Sinn: als Kategorie liegt kärya nicht auf derselben Ebene wie kra; don nur krya wir können für voraussetzen. Wie ist die Divergenz zwischen dem Text, auf den die Glossierung des Kommentars führt, und dem Wortlaut der Definienda in UVVT zu erklären? Ich gehe von diesem Wortlaut aus: *idarp kçtarp kâryam idarp ca kçtyam Dies hat der Tibeter so wiedergegeben: 'di ni bya ba byas zin don 'di bya Er hat also kärya doppelt übersetzt: einmal durch bya ba und einmal durch don; die übrigen Teile der Zeile entsprechen der vermuteten Vorlage. In der SanskritFassung des Kommentars hat Prajnävarman die Definienda idam kram - kâryam - idam ca kryam aufgenommen. Für das erste Definiendum hat der Übersetzer des UVV ganz korrekt 'dï ni byas eingesetzt. Für kärya hätte er bya ba oder don setzen können; er hat bya ba genommen, vermutlich weil es als erstes im tibetischen Text steht. Für das Definiendum idam ca kryam hätte der Übersetzer des Kommentars dann 'di bya schreiben müssen, aber hier hat er vielleicht einen Fehler gemacht, er schrieb irrtümlich don 'di. Die angenommene Lesart der zweiten Rezension steht in - gering­ fügigem - Widerspruch zum GDhp, aber ich sehe keine Möglichkeit, die Angaben des Kommentars zum Inhalt der kommentierten Wörter auf andere Weise sinnvoll zu ver­ stehen. - Die zweite Zeile wird wie folgt kommentiert: / de dag byas nas zes bya ba ni brtsams pa de dag yohs su rdzogs par bya ba'o / / bdag ni bdag nid do / / 'di bya'o zes bya ba ni 'di'i 'og tu bsgrub par bya ba'o / Das im UV erhaltene idam krvä kommt als Vorlage von de dag byas nas gut in Frage. Das folgende bdag wird als "eben ich" glossiert; ich rekonstruiere einmal maya, die erhaltene Fassung hat me, allerdings steht me karavyam dort im ersten Päda. Dem dritten Definiendum 'di bya'o läßt sich ein karavyam ead voraussetzen. Man kann annehmen, daß *idam krvä mayä karavyam ead "dies getan habend muß ich dies tun" zusammen die dritte Kategorie (c) des Kommentars ausmachen. - Zum drit­ ten Päda heißt es: / de Itar zes bya ba ni snar bsad par rnam par rtog pa'i rnam pa bstan to / / ni zes bya ba ni fies par gzun ba ste / 'dir mhon par bcom pa nid du ses par bya'o / / su zig mhon par bcom pa yin ze na / smras pa / mi zes bya ba smos te sems can no / / yohs su som pa na zes bya ba ni yohs su rtsom pa ste / rtog pa han pa dpag tu med pas sems rnam par dbyen [g.yen CD] skyo ba'o / 278 Ausgewählte Strophen Dem im UV erhaltenen evam entspricht de lar. Es folgt als zweites Wort eine Verstärkungspartikel (ries par gzufi ba), deren besondere Funktion darin besteht zu zeigen, daß der Mensch schon hier (sc. in diesem Leben) bezwungen wird. Die Kom­ mentierung der beiden Partikeln steht im Widerspruch zu iy evam des UV. Ich re­ konstruiere ‘evam hi. Der Bezwungene ist der Mensch (mi), der als "Lebewesen" glos­ siert wird. Als viertes Definiendum steht yoris su som pa na, das ganz offensicht­ lich GDhp pariphanamana (Skr. parispandamäna) entspricht. UVT 'di wird in UVVT nicht kommentiert; vermutlich hat dieses Wort keine Entsprechung in der Vorlage: Der Übersetzer hat martya durch mi 'di übersetzt und damit genau das zum Aus­ druck gebracht, was die Verstärkungspartikel laut Kommentar bedeutet; außerdem könnte mi 'di auch aus *mi ni verderbt sein. - Die letzte Zeile der Strophe wird wie folgt kommentiert: / mnon du bcom zes bya ba ni zil gyis gnon pa dan / 'jig pa dafi zig par byed pa zes bya ba'i don to / / de gah yin ze na / smras pa / 'chi dah rga bas zes bya ba smos te / 'chi ba dah bcas pa'i rga ba ste 'chi ba dah rga ba gnis kyis 'chi bar skyel bar byed pa yin pas bar gyi tshig mi mhon par byas te rdo rje'i bye ma bzin no / / nad dah lhan cig rjes su 'brah ba yin pa'i phyir [/] nad dah bcas so / Das erste Definiendum entspricht wegen des Präverbs GDhp abhimadadi (Skr. abhi- mardai), nicht dem erhaltenen mardai, zudem zeigt der Kommentar, daß das Verb nicht am Ende der Zeile steht. Das folgende 'chi dari rga bas ist in der Sanskrit-Vorlage ein Kompositum, das der Kommentar durch "das Alter mitsamt dem Sterben" auflöst. Diese Auflösung spricht gegen einen Dual, der Kommentator hat mryu° gramma­ tisch offenbar als einen soziativen Instrumental verstanden. In der folgenden Erklärung hat Prajnävarman den Dual aber wohl verwendet: "Sterben und Alter, beide, treiben zum Tod". Weil das so ist (yin pas), wird das Kompositum beschrieben als: bar gyi shig mi mrion par byas e "das Mittelwort ist nicht genannt ('offenbar gemacht')". Das "Mittelwort" ist ein grammatikalischer Terminus, Mvy 6550 kennt die Entspre­ chung madhyama-pada-loparn krvä = bar gyi shig mi smos (!) par byas te. Bezeichnet wird der Ausfall des Mittelwortes in einem dreisilbigen Kompositum (vgl. APTE s. v. madhyama). Als Referenz für dieses Phänomen gibt der Kommentar rdo rje'i bye ma (= ‘vajravôlukô "Sand, der durch einen Vajra [zerstoben] ist", vielleicht verkürzt für *vajrapisâ vâlukà). Gemeint ist, daß mryujarä wie *mryusahiâ jarà zu verstehen ist. Für das folgende Definiendum nad dari bcas läßt sich eine Vorlage saroga annehmen, GDhp allerdings hat saso'a (Skr. sasoka, BROUGH gibt im Index sasofcam). BROUGH sagt zu nad bcas: "but since the appearance of disease in such contexts is so common, UV 44-45 [I. 41-42] 279 it may be no more than an interpretation of the type of soka implied". - Es könnte durchaus sein, daß der Übersetzer des UV *sasoka durch nad bcas wiedergegeben hat, jedoch ist mir dieser besondere Fall sonst nicht bekannt; nad steht im UV sonst immer für roga, nad pa auch für äura. Der Kommentar sagt zu nad dari bcas, daß "[Tod und Alter] zusammen mit der Krankheit [die Menschen] verfolgen". Zwar ist es gut möglich, daß GDhp mit der zweiten Rezension übereinstimmt, und man würde sasokam sicher im Sinne von sarogam verstehen können; aber die Angaben des Kom­ mentars gestatten kaum etwas anderes als *sarogam, auch scheint dies wegen des Anupräsa (Alliteration, hier mit -r-) die bessere Lesart zu sein. Ich rekonstruiere also die Strophe wie folgt: UV 44 idarp kçtarp kâryam idaip ca kçtyam idaqi kçtvâ maya kartavyam état / evarp hi martyaip parispandamänam abhimardati mçtyujarâ sarogam // Denkbar ist auch eine Variante *saroga. Die sechste Silbe der zweiten Zeile wäre m. c. als eine Kürze zu werten. Diese Annahme ist möglich: EDGERTON hat eine beträchtliche Zahl von Belegen für maya und mayi [für klass. mayä] zusammenge­ tragen (BHSG §§ 20.17-18). Der ma-Gapa im Eingang der Zeile und die Zäsur nach der vierten Silbe lassen den sa-Gapa in den Mittelsilben - der sich ergibt, wenn wir mayä als zwei Kürzen messen - naheliegend erscheinen. Denkbar ist vielleicht auch eine Variante *idam krvä me karavyam ea, mit Spondeus in den Mittelsilben. Die siebte Silbe des dritten Päda müßte ebenfalls eine Kürze sein. Die erste Silbe der letzten Zeile ist aufgelöst (abhi-), und für die fünfte Silbe (in vierter Position) gilt die Lizenz einer Länge. In diesem gehäuften Auftreten metrischer Besonderheiten liegt vielleich der Grund dafür, daß die erste Rezension die Strophe nicht bewahrt und eine gewöhnliche Anuçtubh daraus gemacht hat. - Die tibetische Übersetzung der zweiten Strophe der Sequenz (UV 45) lautet: UVT I 41 / de Itar rtag tu tih 'dzin la dga' mnam pa zog / / brtson pa skyed [bskyed T] la skye dah rga ba'i mtha' ma Itos / / bdud rnams sde dah bcas pa mhon par zil non la / / dge sloh dag gis skye si'i pha rol 'gro bar gyis / Übersetzung: "So habt beständig Freude an der Konzentration, konzentriert euch, bringt Anstrengung hervor und seht das Ende von Geburt und Altern! Überwindet den [gewaltigen] Mära und gelangt als Mönche jenseits von Geburt und Sterben!" In UVT steht de Iar für asmâ des UV; der Kommentar sagt hierzu folgendes: / da ni tshig so so'i don bSad par bya ste / de Itar zes bya ba ni shar bsad pa'i rgyu ston te / 'di Itar 280 Ausgewählte Strophen / de ltar mi ni (!) yohs su éom pa na / / rga dah nad bcas 'chi bas mhon du bcom / / zes bya ba ste / rgyu de ltar ro / Übersetzung: "Jetzt ist der Sinn der einzelnen Worte zu erklären; [der Ausdruck] 'so' zeigt den zuvor genannten Grund; so [wie es heißt]: 'Wenn der Mensch so alles vorbereitet, wird er vom Alter und dem Tod zusammen mit der Krankheit bezwungen' - so [ist] der Grund". Es kann sein daß die zweite Rezension hier tathä o. ä. gelesen hat, aber asmâ ist auch nicht auszuschließen. über das Verhältnis von UV dhyânaraâh zu UVT tirt 'dzin la dga' wurde oben gehandelt (pp. 219-222). UVT übersetzt ââpino durch brson pa skyed la. Nach Mvy 1805 erwarten wir run pa für ââpin; in UVVT ist brun pa Teil der Analyse des Possessivums: / brtson pa bskyed [skyed CD] la zes bya ba ni brtun pas 'bad pas brtson 'grus gah la yod pa de ni brtson pa bskyed [skyed CD] pa ste brtson 'grus brtsams pa zes bya ba'i don to / UVT skye dah rga ba’i bestätigt jâijarâ" des UV; etwas eigenartig ist die Ana­ lyse des Kommentars: / skye ba dah rga ba ni skye rga'o / UVV hat an dieser Stelle offenbar das Dvandva aufgelöst. In UVVT repräsentiert das Definiendum - das dem Wortlaut von UVT entspricht - eher die Auflösung und die Glosse eher das komponierte Wort. Das Pali hat hier jäikhaya" , entspricht aber sonst dem UV: Itiv 46.2 tasmâ sadâ jhânaratâ samâhitâ âtâpino jâtikhayantadassino / mârarp sasenarp abhibhuyya bhikkhavo bhavatha jâtimaranassa pâragâ // Wahrscheinlich ist °khaya° die ursprünglichere Lesart, die im UV aus metrischen Rücksichten in "Jarâ0 geändert wurde. - Zu Beginn des vierten Päda findet sich an Lesarten: bhavaha, avaha (?), bhaveha, bhavaa. wird, bhaveha Da, wie im Apparat festgestellt dem Metrum entspricht, ist nicht klar, warum WINDISCH bhavatha in den Text nimmt. Die fünfte, in Kompositionsfuge stehende Silbe ist m. c. lang; die Länge ist im UV notiert (jôtî°), außer in der Handschrift AB (jöti°). - UVVT kom­ mentiert den vierten Päda wie folgt: / 'gro bar 'gyur ba zes bya ba ni de nid la [las PCD] skye bar 'gyur gyi / gzan la ma yin no zes bya ba'i don to / / gzan dag tu ni 'gro bar gyis zes brjod de 'di'i don ni khyed cag gis 'grub cih 'di'i pha rol tu 'gro bar gyis sig ces bya'o / UV 50-51 [II. 5-6] 281 / skye Si'i pha rol 'gro ba zes bya ba ni 'khor ba'i pha rol tu phun po lhag ma med pa'i mya han las 'das pa'i dbyins der 'gro ba yin pas pha rol 'gro ba ste / non mohs dah ne ba'i non mohs pa rnams spahs pa la phan yon 'di yod de gah phuh po lhag ma med pa'i mya han las 'das pa'i dbyins su 'jug pa yin no / Oer tibetische Kommentar fällt zunächst dadurch auf, daß er 'gro ba zweimal in ein Definiendum setzt, einmal in 'gro bar 'gyur ba und einmal in skye si'i pha rol 'gro ba. UVT hat bhavea. . . pâragâh durch pha rol 'gro bar gyis übersetzt. Was UVVT zum Definiendum 'gro bar 'gyur ba sagt, bezieht sich offenbar auf bhavea: "Sinn­ gemäß: während denen [sc. den Mönchen] 'entsteht', (daß sie überschreiten?), [ist dies] bei anderen nicht [der Fall]". Es scheint, daß skye bar 'gyur gyi eine Paraphrase von bhaveta ist; als Erklärung zu 'gehen' ('gro bar 'gyur ba) machte es keinen Sinn. Was zum Definiendum skye si'i pha rol 'gro ba ausgeführt wird, bezieht sich offen­ bar auf pâragâh; jâîmaranasya wird (als skye si'i) zwar genannt, aber in der Sache nicht exakt bestimmt: "Weil sie über den Sarpsära hinaus zur Höhe (oder: zum Bereich) des Nirväija ohne einen Rest von Daseinsgruppen gehen, [heißen sie]: pâragâh". Die Diktion 'gro ba yin pas ist typisch für die verbale Auflösung eines Upapada-Kompo- situms. Der Kommentar fährt fort: "Wer die Befleckungen und Trübungen aufgegeben hat, dem wird dieser Gewinn zuteil: er geht zur Höhe des Nirvâpa ohne einen Rest von Daseinsgruppen". Nun wird zu 'gro bar 'gyur ba - von dem wir annahmen, daß es als Definiendum bhavea entspricht - eine abweichende Lesart 'gro bar gyis genannt und wie folgt bestimmt: "Was deren [sc. der Lesart] Sinn [betrifft, so] lautet er: Durch euch wird vollendet; geht über diese [sc. Alter und Sterben] hinaus!" Offenbar wird hier eine abweichende Sanskrit-Lesart zitiert; eine Variante im Text könnte *bhaveha sein, eine Form mit Primär- statt der Sekundärendung im Optativ (BHSG §§ 26.11-15). Ich sehe aber kaum eine Möglichkeit, diese Frage aus dem Tibetischen zu entscheiden. Udänavarga 50-51 [II. 5-6] In den beiden Strophen ist davon die Rede, daß Fesseln aus Eisen, Holz oder BalbajaGras nicht als fest zu betrachten sind. Eine wirklich feste Fessel hingegen ist die Rücksicht auf die Söhne und die Frau. Wir betrachten zunächst die erste der beiden zusammengehörigen Strophen, die wie folgt erhalten ist: 282 Ausgewählte Strophen UV 50 na tad dç<jharp bandhanam âhur âryâ yad âyasarp dâravaip balbajarp vä / sarpraktacittasya hi mandabuddhet) putreçu dâreçu ca yâ avekçâ // Im Tibetischen lautet die Strophe: UVT II 5 / nor bu rna cha bu dan bu mo la / / yoiis su chags sems gah yin la Itos na / / lcags sih grès ma las byas chihs ma gah / / de dag dam po min zes 'phags pa gsuh / Übersetzung: "Wenn jemandes Geist Juwelen und Ohrringen, Söhnen und Töchtern ganz verhaftet ist und auf sie Rücksicht nimmt, so sagen die Edlen, daß aus Eisen, Holz oder Gras hergestellte Fesseln nicht fest sind". Offenbar eine Grasart ist grès ma, siehe JÄSCHKE s. v. dres ma: "a kind of grass, of which ropes and shoes (of great durability) are made". UVVT kommentiert das Wort wie folgt: / grès ma ni rtswa las byas pa ste / thag pa la sogs pa'o / Im dritten Pâda stimmt yods su chags pa nur zum Teil mit samrakacia überein. UVVT kommentiert: / de lta na gah dam po yin ze na / smras pa / yohs su chags sems zes bya ba la sogs pa smos te / gah la kun tu chags pa'i sems yod pa de ni yohs su chags te / sems la he ba'i hon mohs pas kun tu hon mohs pa zes bya ba'i don to / / gah yah hon mohs pa ma yin pa'i yid kyis yohs su chags pa'i sems ni 'di lta ste / byah chub sems dpa' rnams sems can la shih rje dah bcas pa'i ho bo yin zih sred pa'i ho bo ni ma yin te / yun rih shih rjes 'brel pa'i phyir zes bya ba'i bstod pa las so / Die Glossierung enthält kun u und verbürgt somit das im Sanskrit erhaltene Präverb sam- (die Unterscheidung zwischen yoris su und kun tu wird offenbar nicht immer genau getroffen, vgl. kun tu rgyu = parivrajaka). Der Kommentar bestimmt durch seine Diktion den Ausdruck als Bahuvrîhi (gad la . . . yod pa de ni) und versteht sam- raka im Sinne von samküsta. Unvereinbar sind mandabuddhi und nor bu ma cha. Das Tibetische entspricht deutlich der Fassung, die wir in den Parallelen finden: GDhp 169 na ta driijha bahatjam aha dhira ya alyajsa taruva babaka va / sarata-cita maiji-kurjiJaleçu putreçu dareçu ya ya aveha // UV 50-51 [II. 5-6] 283 Dhp 345 na tarp da]harp bandhanam âhu dhîrâ yad âyasatp därujarp babbajan ca / sârattarattâ mai)ikun<jalesu puttesu dâresu ca yâ apekhä // PDhp 143 na tarp dçcjharp bandhanam âhu dhîrâ yad âyasarp därujarp babbajarp vä / sârattarattâ manikuijpalesu ♦putresu dâresu ca yâ apekhä // Uber die Konjekturen im vierten Päda des PDhp vgl. oben p. 162. UVVT bestimmt nor bu ma cha ausdrücklich als Dvandva (zlas dbye ba): / de gan la 'jug pa yin ze na / smras pa / nor bu'i ma cha la zes bya ba smos te / nor bu'i rna cha ni nor bu'i rna cha ste zlas dbye ba ste / de dag la'o / Der Kommentar führt dann weiter aus: Juwelen sind ein Beispiel für ein natürliches Wertstück (bzo ma byas pa'i nor), Ohrringe für ein künstliches (bzo byas pa). Für die zweite Rezension ist die Lesart manikundalesu somit gesichert. Wenn wir so lesen, müssen wir aber aus metrischen Gründen einen anderen Kasus für sarnrakaciasya voraussetzen. Zur Variante des Dhp (die PDhp entspricht) sagt LÜDERS: "sârattarattâ kann sich nur auf apekhä beziehen. Man wird aber zugeben müssen, daß sâraaraâ ein zum mindesten ungewöhnliches Kompositum ist und sich im Grunde auch schlecht mit apekhä verbindet" (§ 233). GDhp saraacia versteht LUDERS als Substantiv, er übersetzt: "ein Sinn, der leidenschaftlich hängt an Edelsteinen und Ohrringen, und die Rücksicht auf Söhne und Weib". Diese Analyse läßt sich in UVVT nicht verifizieren. Wenn samrakacia - wie der Kommentar nahelegt - ein Bahuvrîhi ist, kann das Be­ zugswort nur aveksä sein. Eine weitere Komplikation ergibt sich aber insofern, als UVVT auch dieses Wort als Possessivum zu bestimmen scheint: / gah yin la Itos [bltos P] zes bya ba ni sred pa yohs su ma spahs pa'i bsam pa can zes bya ba'i don te / [to // CD] ji skad du gsuhs pa Itos [bltos P] pa dah Idan pa ni sred pa Idan pa zes bya ba'i don to / Man müßte daraus eigentlich den Schluß ziehen, daß die zweite Rezension sam* 103 . . . yo aveksi gelesen hat. Ich halte diesen Schluß aber nicht für zwin­ rakacio gend: Das Verhältnis von pari yin la Ios zu bsam pa can ist kein unmittelbares Verhält­ nis von Definiendum zu Glosse, es wird durch zes bya ba'i don e stark relativiert. Eine Lesart °cio . . . aveksi würde die Konstruktion erheblich verändern; dies ließe sich durch keinen indischen Beleg stützen. Im Kommentar zu Strophe 51 (siehe weiter unten) finden wir zweimal Ios pa'i chirts ma sowie einmal Itos pa'i bcifis pa fid - For­ men, die der Annahme eines Possessivum entgegenstehen. Ich glaube daher, daß man wegen der Glossierung von gari yin la Itos nicht notwendig vom erhaltenen Text abwei­ 284 Ausgewählte Strophen chen muß. - In UV ist von "Söhnen und der Frau" die Rede, UVT spricht von "Söhnen und Töchtern" - eine merkwürdige Diskrepanz. UVVT äußert sich hierzu wie folgt: / bu la zes bya ba ni bdag las (la P] skyes pa'o / / bu mo la zes bya bas ni chuh ma yah bsdu'o / UVV hat pura durch ämaja glossiert. Der tibetische Kommentar, wie er uns vor­ liegt, sagt dann: "[Der Begriff der] Tochter schließt auch die Frau mit ein". Dies ist unmöglich eine authentische Aussage Prajnävarmans. UV liest, wie alle Parallelen, däresu. UVV, die Sanskrit-Version des Kommentars, hat dies so erläutert: Mit däresu sind auch die Töchter gemeint. In diesem Verständnis ist dära der Sammelbegriff für die weiblichen Mitglieder einer Familie. Der tibetische Übersetzer des UV hat diese Information zum Anlaß genommen, dära durch bu mo wiederzugeben - offenbar, um dem Sohn einen Begriff zur Seite zur stellen, der auf der gleichen Ebene liegt. Der Übersetzer des Kommentars hat dann beide Worte vertauscht. Noch gravierender als in Strophe 50 sind die Abweichungen zwischen UV und UVT in Strophe 51. Die erhaltene Sanskrit-Fassung lautet: UV 51 etad dçrjharp bandhanam âhur âryâh samantatah susthirarp du?pramok§am / etad api cchitvä tu parivrajanti hy anapekçiijah kâmasukharp prahâya // Das GDhp hat in bezug auf arya und besonders im zweiten Päda etwas wesentlich anderes: GDhp 170 eda drirjha bafianam aha dhira oharina sisila drupamokçu / eda bi chitvapa parivrayadi anavehiijo kama-suhu praha'i // In diesen Punkten stimmt das GDhp mit dem Pali überein: Dhp 346 etarp dajharp bandhanam âhu dhîrâ ohârinaip sithilarp duppamuncarp / etarp pi chetväna paribbajanti anapekkhino kâmasukharp pahäya // Anstelle von sisila, sihilam findet sich im PDhp sukhumam (Skr. süksmam): PDhp 144 etarp dçrjharp bandhanam âhu dhîrâ ohârinarp sukhumarp dupramuncam / etappi chettäna vrajanti Santo anapekhino sabba-dukharp prahâya // Die tibetische Fassung dieser Strophe lautet: UV 50-51 (II. 5-6] 285 UVT II 6 / 'dod pa'i chihs ma gah yin de Ihod kyah / / rab tu dgrol bar dka' zes 'phags pa [pas K] gsun / / brtan rnams 'dod pa'i bde la mi lta bar / / de dag gtubs nas myur du 'gro bar byed / Übersetzung: "Von dem, das die Fessel des Verlangens [Skr. käma] ist, sagen die Edlen: die ist zwar locker, aber man kommt schwer von ihr los. Die Standhaften achten das Glück des Verlangens gering, sie zerschneiden diese [Fessel] und gehen schnell [fort]". Zunächst ist festzustellen, daß Ihod die Variante bestätigt, die wir im GDhp und Dhp finden. Auf die Frage, ob sihila oder sushira, wie im UV erhalten, besser ist, werde ich eingehen, wenn wir den Kommentar analysiert haben. Auf die sonstigen Abweichungen zwischen UV und UVT hat LÜDERS hingewiesen (§ 82): - Ersetzung von ead durch 'dod pa'i; der Ausdruck 'Ersetzung' ist insofern richtig, als das Tib. nicht dazu zwingt, für die Vorlage im ersten Päda ein Wort käma voraus­ zusetzen. - die vollständige Auslassung von drdham, samanaah, prahâya; hierüber sagt LÜ­ DERS, daß man "dies (die Auslassung?) unmöglich als Altertümlichkeiten" ansehen kann. -bran mams ist Äquivalent von dhîra, das sich in den Prakrit-Texten im ersten Päda findet (nach dem Kommentar steht es jedoch im vierten Päda); daß der tibetische Übersetzer dieses Wort "nur der dem Pali zugrunde liegenden Version entnommen" haben kann, ist unwahrscheinlich: Der Tibeter kannte sicher nur eine bestimmte Ver­ sion des UV und dazu den Kommentar des Prajnävarman. - UVVT erläutert die erste Strophenhälfte wie folgt: / 'di nid ni sin tu 'chifi ba dam po yin no zes mkhas pa rnams ston te / ci'i phyir ze na / smras pa / 'dod pa'i chihs ma zes bya ba la sogs pa smos te / gah yin zes bya ba'i sgra ni rgyu bstan pa'i phyir ro / / 'di Itar 'di dag bltos pa'i chihs ma ni span bar bya ba la 'gog cih gags byed pas 'dod chags pa la sogs pa bead par mi nus pa'i phyir te / bcihs pa ni ji Itar 'dod pa bzin du 'gro ba ste / rgyug pa dah mchon ba la sogs pa bya ba'i mthu med do / / lag na mtshon cha la sogs pa dah ldan pas ni bde bar bead du run ba'i phyir grol bar yah 'gyur ro / / 'di ni de lta ma yin te / des na de nid kyi phyir 'di ni dgrol bar dka'o zes 'phags pas gsuhs so / / gzan dag na re 'dod pa'i chihs ma ni chags par byed pa ste / sems 'phrog par byed pa'i phyir ro / 286 Ausgewählte Strophen / lhod kyah zes bya ba 'gro ba thams cad du bcifis kyah nam na ba med do / / lhod pa'i phyir dgrol sla ba yin no zes rtog pa dag bzlog pa'i phyir smras pa / rab tu dgrol bar dka' ba zes bya ba smos te / dka' bas thar ein bead par bya ba'i zes [bya // zes CD] bya ba'i don to / / mtshon dah me dah chu dah shags dah sman la sogs pa dah / thams cad du rab tu smra ba rnams kyis sin tu dgrol bar mi nus pa'i phyir ro / / 'di nid ni chihs ma dam po yin te / gah gi phyir bltos pa'i chihs ma de la bsal bar 'dod cih de bzin du gah brjod par gyur na yah gcod par mi nus pa'i phyir ro / / lhod pas ji ltar 'dod pa bzin du 'jug pa na bdag ni beihs so zes mi ses pa yin no / / de rab tu dgrol bar dka' bas dgrol bar 'dod kyah dgrol bar mi nus pa yin te / sahs rgyas kyi bstan pa dah Idan pas so sor brtags pa dah bsgoms pa'i stobs ni ma gtogs so / / rgyu 'di gsum gyis ni Itos [bltos P] pa'i beihs pa nid dam po yin gyi / lcags la sogs pa ni ma yin te / 'di nid chihs ma dam po yin no / Übersetzung: "Die Weisen lehren, daß eben diese [sc. die Rücksicht] eine besonders feste Fessel ist. Die Frage nach dem Warum beantwortet [die Strophe], die [in UVT] mit 'dod pa'i chihs ma beginnt. Das Wort gari yin weist nämlich auf den Grund hin. So hemmt und behindert die Fessel der Rücksicht in bezug auf die [Dinge], die auf­ zugeben sind; deshalb kann er sich von der Leidenschaft und so weiter nicht tren­ nen. [Was] einen Gefesselten [angeht], so hat er nicht die Kraft, sich zu bewegen: etwa zu laufen und zu springen. Wenn jemand eine Waffe oder ähnliches zur Hand hat, taugt dies, um [die Fessel] leicht zu durchschneiden, und er kommt wieder frei. Diese [Fessel der Rücksicht] aber ist nicht so: deshalb sagen die Edlen, daß man von ihr schwer freikommt. Der andere [Text] liest: 'dod pa'i chihs ma, [es bedeutet:) sie [sc. die Fessel] macht verhaftet, denn sie nimmt den Geist mit sich fort (d. h. betört den Geist), lhod kyah [bedeutet]: obwohl das Wesen in jeder Hinsicht gebunden ist, ist es nicht alarmiert. Um denen entgegenzutreten, die sich vorstellen: weil sie locker ist, könne man leicht von ihr loskommen, heißt es [im Text]: rab u dgrol bar dka' ba; [das bedeutet] dem Sinn nach: nur schwer kommt man frei und schneidet [die Fes­ sel] durch. [Leute], die Waffen, Feuer, Wasser, Beschwörungsformeln, Medizin oder was sonst noch vorbringen, können sie überhaupt nicht lösen. Dies ist eine feste Fessel, denn die Fessel der Rücksicht läßt sich nicht durchschneiden, auch wenn man von ihr loskommen will und was immer man so gesagt hat (?). Weil sie locker ist, merkt man gar nicht, daß man gebunden ist, da man ja überallhin gehen kann. Weil sie sehr schwer zu lösen ist, kann man nicht von ihr loskommen, auch wenn man loskommen will. Anders ist das nur bei der Kraft der sorgfältigen Prüfung und der Vorstellungs- UV 50-51 [II. 5-6] 287 kraft durch die, die der Lehre des Buddha teilhaftig sind (d. h. nur diese Kraft kann die Fessel lösen). Aus diesen drei Gründen ist die Bindung durch die Rücksicht fest. Eine eiserne [Fessel] und so weiter ist es dagegen nicht. Dies ist eine feste Fessel". Der Kommentator spricht also von drei Gründen, weshalb die Fessel der Rücksicht fest ist. In allen Parallelen sind im zweiten Päda drei Attribute zu bandhana genannt. Daß es gerade drei sind, entspricht der Logik der ganzen Passage, da auch die nicht­ feste Fessel in Strophe 50 drei Attribute hat. In UVT stehen zu chiris ma ebenfalls drei Attribute: 'dod pa’i, Ihod kyari, rab u dgrol bar dka'; die beiden letzteren ent­ sprechen sihila und duspramoksa. Die zweite Rezension des UV zeigt hinsichtlich des zweiten Attributs (sithila, verbürgt durch Ihod kyan) eine deutliche Übereinstim­ mung mit GDhp und Dhp. Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß etwas ähnliches auch für das erste Attribut gilt. Ich glaube, daß man UVVT als Beleg für einen Wortlaut interpretieren kann, der den Parallelen entspricht: Es ist davon auszugehen, daß UVV den ersten Päda der Strophe nicht kommentiert hat; dies war auch nicht nötig, da 51a der Zeile 50a weitgehend entspricht. Die ersten vier Abschnitte des oben zitierten Kommentars enthalten - mit Ausnahme von gari yin - nur allgemeine Bemerkungen. Das erste Definiendum ist 'dod pa'i chiris ma, von dem es heißt, daß nur der andere (Text?) es so sagt. Das folgende chags par byed pa paßt aber als Glosse überhaupt nicht zu 'dod pa'i chiris ma, noch weniger die folgende Erläuterung sems 'phrog par byed pa'i phyir ro. Es kann nun kein Zufall sein, daß alle Parallelen zu Beginn des zweiten Päda oharin lesen, daß Mvy 180 'phrog pa als Wiedergabe von apaharin empfiehlt und eben dasselbe 'phrog pa hier in der Glosse des Kommentars erscheint. Wenn der erste Päda nicht kommentiert wurde und als nächstes Definiendum Ihod kyari folgt, können wir davon ausgehen, daß UVVT an der fraglichen Stelle nichts anderes als den Anfang der zweiten Zeile kommentiert. Zu *apahärin wäre chags par byed pa eine gute Glosse und sems 'phrog par byed pa eine für den Kommentar ganz typische etymologisierende Erläu­ terung: weil sie den Geist fortreißt, [heißt die Fessel] apaharin. Die Glossierung des UVVT führt uns also auf die Variante apaharin statt samanaah des UV. Zu klären bleibt, warum das Definiendum des tibetischen Kommentars nicht dieser Variante entspricht, warum es heißt: gzan dag na re und warum UVT nicht wörtlich (mit 'phrog par byed pa) übersetzt hat. Die erste Frage ist leicht zu beantworten: Der Übersetzer des UVV setzt immer das Wort als Definiendum, das ihm durch UVT vorgegeben ist. Nun stimmt das tibe­ tische Wort in der Regel mit dem Sanskrit überein oder ist zumindest synonym. Wenn bandhanam . . . apahärinam in UVT durch 'dod pa'i chiris ma übersetzt wurde, ist dies deutlich nicht der Fall, und genau diesen Umstand wollte der Übersetzer des Kommen- Ausgewählte Strophen 288 tars anscheinend kenntlich machen. Das eingeschobene gzan dag na re soll wohl er­ klären, warum das Definiendum, das aus dem tibetischen Text genommen ist, so ekla­ tant von dem abweicht, was in der Sache expliziert wird. Hatte nun der Übersetzer des UV einen Grund, bandhanam . . . apaharinam durch 'dod pa'i chihs ma wiederzugeben? "Rücksicht" ist im Kontext ein doch sehr spezielles Wort für einen eher allgemeinen Sachverhalt. Etwas ähnliches muß sich der Kommen­ tator gedacht haben, wenn er sagt: / 'dod pa'i chihs ma dag ni dgrol bar dka' ba yin no zes bstan pa'i phyir smras pa / nor bu'i [UVT: bu] rna cha zes bya ba la sogs pa'i tshigs su bead pa gnis smos so / Dies ist der erste, einleitende Satz der Kommentierung der beiden Strophen, der über ihren Inhalt in einem ganz allgemeinen Sinn Auskunft gibt. Wenn der Übersetzer des UV diese Aussage (im Original des Kommentars) kannte, hatte er einen Grund, 'dod pa in seine Übersetzung einzufügen (dies umso mehr, als die beiden Strophen im Kämavarga stehen). Hatte er 'dod pa einmal eingefügt, konnte er die Konstruk­ tion des UV nicht mehr beibehalten, darum seine auf den ersten Blick etwas merk­ würdige Ausdrucksweise: 'dod pa'i chihs ma gah yin de. Als einziges Definiendum aus dem ersten Päda des UV erscheint in UVVT gah yin - ein Wort, das nach Aussage des Kommentars auf den Grund hinweisen soll (rgyu bsan pa'i phyir ro). Möglicherweise ist diese Angabe so verstehen, daß UVV hier etad kommentiert hat und als Adverb ("so, auf diese Weise") verstanden wissen wollte. Wenn das fragliche Wort aber als sgra — dies heißt in UVVT oft soviel wie "Partikel" - bezeichnet wird und den Grund zeigen soll — dies ist meistens eine Beschreibung der Funktion der Partikel hi -, könnte es auch sein, daß die zweite Rezension ad dhi statt ead gelesen hat (für das auslautende -i der zweiten Silbe müßte dann die Lizenz einer Länge gelten); aber der Fall ist nicht eindeutig. Daß das Definiendum gah yin für den Text des UV ein Relativum bedeute, halte ich für ausgeschlossen. - Die tibetische Überlieferung scheint somit auf folgendem Text zu beruhen: etad dçijhaip bandhanam âhur âryâ •apahârigarp sithilaip duçpramokçam Der Übersetzer des UV hat drdham und apaharinam weggelassen und statt dessen nach Anregung des UVV 'dod pa'i (= käma) eingefügt. Dadurch änderte sich das Be­ zugswort, und er hat sich deshalb einer Relativkonstruktion bedient ("was die Fessel des Verlangens ist"). Er hat ferner den Akzent von drdha (das er nicht übersetzt) auf duspramoksa verlegt ("die ist zwar locker, aber schwer zu lösen"). UVVT bestätigt durch die Glossierung den Text des UV, in den Definienda allerdings richtet sich der Übersetzer des Kommentars nach UVT. UV 50-51 [II. 5-6] 289 Zu sihila sagt LÜDERS, daß es "in diesem Zusammenhang, insbesondere dem dalham 'feste' im ersten Päda gegenüber, geradezu sinnlos" sei. Auch BROUGH hält sihila nicht für eine gute Lesart: "The traditional explanation, that the fetter is (apparently) yielding and elastic, but nevertheless hard to remove, does not seem at all a happy one: but we should doubtless be in error if we were to base our criticism on the as­ sumption that the authors of these verses at all times chose the most elegant or ap­ propriate expression" (c. 170). Es scheint aber, daß UVVT eine vernünftige Erklärung für sithila anbietet: Die Fessel ist locker, weil man sie nicht unmittelbar spürt, sie ist locker im Vergleich zu einer Fessel etwa aus Eisen. Die 'Fesseln der Liebe' oder auch 'Bande der Freund­ schaft' entsprechen doch durchaus einer geläufigen Vorstellung nicht nur im Deutschen (vgl. engl. chains of love, franz, les liens de l'amiié'), und ganz offensichtlich beruht die Festigkeit dieser Art von Bindung nicht darauf, daß die Bande aus besonders festem Material bestünden. In 50b (yad âyasarn daravam balbajarn vä) liegt eine Antiklimax: die relative Robustheit der genannten Werkstoffe nimmt sukzessive ab, und auch von daher entspricht es der Logik der Passage, daß die dann vorgestellte 'Fessel der Rücksicht' als eine noch feinere, subtilere Bindung zu betrachten ist. Daß nun diese Fessel nach Ansicht der Edlen besonders fest ist - darin liegt die besondere Aussage der Strophe, die der sonst verbreiteten Betrachtungsweise (eine Fessel ist umso fester, je solider das Material ist, aus dem sie hergestellt wurde) gerade widerspricht. Der Einwand, daß sihilam gegen das Metrum verstoße, trifft nicht zu: Es steht sa-Gana in den Mittelsilben, mit einer deutlichen Zäsur nach der vierten Silbe (bzw., mit apaharinam, nach vierter Position). - Die zweite Hälfte der Strophe wird im Kom­ mentar wie folgt erklärt: / rab tu dgrol dka' ba de ji ltar su zig gis gcad par nus ze na / smras pa / de dag gtubs nas zes smos te / gtubs pa ni bead pa'o / / myur du zes bya ba ni rin po mi thogs par ste / lam myur du byed pa'i phyir te / sbyor ba geig gis kyah khams gsum po thams cad kyi bag la rial spans par gyur pa'i phyir ro / / de dag myur du gtugs nas ci zig byed ce na / smras pa / 'gro bar byed ces bya ba yin te / 'khor ba yohs su spahs nas mya han las 'das par 'gro ba'o / / mya han las 'das par 'gro ba ni dgra bcom pa nid du'o zes bya ba'i tshig gis so / / ji ltar byas nas ze na / smras pa / mi Ita bar zes bya ba smos te / Itos [bltos P] éin sred pa gah la yod pa de ni Ita ba ste / de dgag pa ni mi Ita ba ste / ma chags pa'o / / gah la ze na / smras pa / 'dod pa'i bde la zes bya ba yin te / 'dod pa'i Ions spyod 290 Ausgewählte Strophen pa zes bya ba'i don to / / lus dan sems dben pa nid rtogs pa smras pa / brtan mams zes bya ba ste / blo dah ldan pas so sor brtags pa dah bsgom pa'i stobs kyis skyo ba med pa ste / de yah brtson 'grus dah ses rab kyi stobs kyis mi dge ba la 'jug pa'i sbyor ba rtsom pa de la Itos [bltos P] pa bead pas phun po lhag ma med pa'i mya han las 'das pa'i dbyihs rtogs sih yohs su 'gro bar 'gyur te / phuh po lhag ma med pa'i mya han las 'das pa'i dbyihs thob par 'gyur ro / Auf die einleitende Frage "Wer kann wie die schwer aufzugebende [Fessel] aufge­ ben?" folgt als Pratîka de dag gubs nas; die Antwort auf die Frage gibt die gesamte zweite Hälfte der Strophe. Als erstes Definiendum steht gubs pa, dies entspricht dem erhaltenen chiva; ead api wird nicht kommentiert. Wegen myur du ergibt sich für den dritten Päda cchivasu statt cchivä u - eine Variante, die sich graphisch vom erhaltenen Wortlaut wenig entfernt. Der Sinn dieses "schnell" wird im Sinne von "bald, in Kürze" beschrieben; man soll offenbar den Heilsweg schnell zurück­ legen, "weil man selbst durch eine einzige Verbindung jegliche Neigung (Skr. anusaya) zu den drei Elementen (Skr. dhau) aufgegeben hat". Entwicklungsgeschichtlich ist äsu vermutlich nichts weiter als ein Pâdapûrana, das wegen der Zweisilbigkeit des ursprünglich dreisilbigen Absolutivs im Sanskrit nötig wurde. Nachdem man diese [Dinge] schnell durchschnitten hat, soll man "gehen" ('gro bar byed), und zwar zum Nirvana, nachdem man den Sarpsära ganz verlassen hat. Die Erklärung scheint in yohs su eine indirekte Bestätigung für das Präverb in parivrajani zu enthalten. Der Kommentator scheint an das Sopadhiéejanirvâna gedacht zu haben, da dieses Nirvana auf der Stufe der 'Arhatschaft' erreicht ist (vgl. NYANATILOKA p. 135). Im vierten Päda werden die Voraussetzungen (ji lar byas nas ze na) dafür genannt. In Itos sih sred pa gari la yod pa de ni finden wir eine für Possessiva typische Auflösung von “apeksin. Das Gegenteil davon (de dgag pa) ist anapeksin. Hierzu wird das Objekt (gari la ze na) genannt, also kamasukha, sinngemäß umschrieben als "Genuß der Lüste". Es wird dann bran rnams genannt, das *dhîra voraussetzt und offenbar von dhî abge­ leitet wird (blo dari Idan pas). Der Erklärung zufolge impliziert dies eine Steigerung des zuvor (durch dgra bcom pa did) angedeuteten Sopadhiseçanirvâna, da nunmehr vom Nirupadhiseçanirvâija die Rede ist. Die Definienda im vierten Päda (mi lta bar - 'dod pa'i bde la - bran rnams) führen anstelle des erhaltenen kâmasukham prahâya auf einen Wortlaut kâmasukhâni dhîrâh. Diese Variante weicht von den Parallelen insofern ab, als prahâya fehlt; sie enthält aber dhîrâ, das im ersten Päda der Parallelen anstelle von arya steht und in der ersten Rezension fehlt. - Im ganzen ergibt sich dieser Wortlaut für die zweite Rezension: 291 UV 58 [II. 13) UV 50 na tad dç<Jharp bandhanam âhur âryâ yad âyasarp dâravarp balbajarp vä / sarpraktacittä maijikui)<Jaleu putreçu dâreçu ca yâ avekçâ // UV 51 etad dçcjharp bandhanam âhur âryâ apahârirjaip sithilarp duçpramokçam / etad api cchitvâéu parivrajanti hy anapekçinah kâmasukhâni dhîrâh // Übersetzung: "Dies ist keine feste Fessel, sagen die Edlen, die [aus] Eisen, Holz oder Balbaja-Gras [hergestellt wurde]. Aber eine Rücksicht, bei der das Denken den Juwelen und Ohrringen, den Söhnen und der Frau verhaftet ist - dies nennen die Edlen eine feste Fessel: Sie ist fortreißend, locker, aber schwer zu lösen. Auch diese schnei­ den die Verständigen schnell durch und gehen [dann] herum, ohne auf die Glücks[-Zu- stände] des Verlangens zu achten". Udânavarga 58 [II. 13] Der Kommentar berichtet im Nidäna von einem Jaina (gcer bu pa), der sagte, daß zufrieden nur der sein könne, der durch heftige Askese Erlösung erlangt. Ein Brahmane dagegen behauptete: Wie man den Durst nur durch Wasser löschen kann, kann man auch nur durch den Genuß der Lüste zufrieden werden. In der folgenden Strophe ist von Askese nicht die Rede, sie kontrastiert käma und prajnà: UV 58 yâvat kâmân anusararp na tçptirp manaso 'dhyagät / tato nivçttiip pratipasyamânâs te vai tçptâh prajnayâ ye sutçptâh // Die erste Hälfte der Strophe ist Anuçtubh, die zweite Trijtubh. Diese metrische Irregularität teilt die UV-Fassung mit der Pali-Version: Jât IV 172 yâva anussararp käme manasâ titti nâjjhagâ / tato nivattä patikkamma disvä te ve tittâ ye pannâya tittä // Das Versmaß ist mehrfach irregulär: sa-Gana in der ersten Hälfte der ersten Zeile (lies: yävam?); ra-Gana in den Mittelsilben der dritten Zeile ohne eine Zäsur nach der vierten Silbe (lies: paikamma?); es ist auch eigenartig, einen ma-Gatja im Eingang und einen Spondeus in den Mittelsilben der vierten Zeile zu beobachten. - Die Form anussaram bedeutet eine Ableitung von smr-, nicht von sr-. - Im Tibetischen finden 292 Ausgewählte Strophen wir diese Fassung: UVT II 13 / ji srid 'dod pa'i rjes 'brah Cbreh T] ba / / de srid bar du noms mi 'gyur / / de las gan dag ses rab kyis / / ldog byed de dag tshim pa thob / Übersetzung: "Wie lange man der Lust nachfolgt, während so langer [Zeit] wird man nicht gesättigt. Wer sich von ihr (sc. der Lust) durch Erkenntnis abwendet, der erlangt Zufriedenheit". UVT hat die Ableitungen von rp- einmal durch noms pa ("to satisfy one's desire by drinking", JÄSCHKE) und einmal durch shim pa ("to be content") wiedergegeben. Es handelt sich nach dem Tibetischen um zwei Formen von rp-, nicht um drei wie im UV und im Pali. Ferner ist de srid bar du nicht manaso und hob ist etwas anderes als praipasyamânâs. UVVT kommentiert die erste Hälfte der Strophe wie folgt: / de las re zig dah po'i bsad pa smras pa / ji srid ces bya ba ni dus ji srid kyi bar du'o / / 'dod pa'i rjes "brah ba zes bya ba ni gzugs sdug pa la sogs pa yul gyi rjes su 'brah zih rab tu ston pa dah spyod pa'o / / de srid bar du homs mi 'gyur zes bya ba ni dus de srid nid kyi bar du sred pa dah bral ba'i mtha' mi rned do [mtha1 gnis so CD] / In ji srid - 'dod pa'i rjes 'brah ba bestätigt sich der erhaltene Wortlaut yâva kâmân anusaram. Das (nur in Resten erhaltene) PHMs hat eine Form anusäri, die sich aus UVVT nicht verifizieren läßt. In der zweiten Zeile ist offenbar statt na rpim manaso 'dhyagä ein Wortlaut anzunehmen, der ein Korrelativum zu yâvat enthält: na rpim *âvad adhyagä. UVT de srid bar du wird in UVVT durch dus de srid hid kyi bar du "während eben so langer Zeit" glossiert und entspricht mithin einem Wort in der Vor­ lage, da es kommentiert wird. Skr. na rpim adhyagä haben wir offenbar zu verstehen als "[so lange] erreicht er nicht das Ende der Verbindung mit der Gier" (lies: sred pa dah *'brel pa’i mha', eine Übersetzung "erreicht nicht das Ende der Trennung von der Gier" wäre widersinnig; die Lesart mha' gfiis so von Chone/Derge dürfte wohl ausscheiden, da vom Skr. her eine verbale Glossierung zu erwarten ist). - In der zwei­ ten Hälfte der Strophe wird das Mittel beschrieben, durch das man Zufriedenheit erlangt. Der Kommentar sagt: / yah thabs gah gis horns pa rned par 'gyur ze na / smras pa / de las zes bya ba smos te / 'dod pa dag las so / / ldog byed ces bya ba ni spahs pa'o / / de'i phyir ji srid ji srid du 'dod pa spoh bar gyur pa de dah de srid du don du gner ba dah bral ba yin te / ji skad du gsuhs pa UV 58 [II. 13] 293 / geig tu spart bya spart bya ste / / yart dag spyad na 'dzeg ['dzegs P] par 'gyur / / rart gi lus la 'dod pa yi / / skas ni bya bar mi rigs so / / ies so / / lus dart sems kyis skyo bar yart dag par bstan pas / tin ne 'dzin thob par 'dis ston pa yin no / / gart gi phyir sred pa bsal ba'i thabs ni dben pa'o / / ci zig byas nas non morts pa daft 'dod pa rtsa ba nas byin par 'gyur ze na / smras pa / ses rab kyis ni zes bya ba smos te / zag pa med pa'i ye ses kyis 'dod pa ji lta ba bzin du yorts su ses pa yin te / ji skad du gsufts pa las / geig kyafi mfton par mi ses sifi yorts su mi äes par sdug bsfial gyi mthar byed par 'gyur zes fia mi smra'o zes so / / gah dag ces bya ba ni gart la la ste srtar bstan pa'i rim pas dmigs te / rgyal rigs dart bram ze la sogs pa'i rigs la bltos pa med de / de bzin gsegs pa ni rus dart rigs daft rgyud la yofis su mi gzigs te / dge ba dart mi dge ba'i las la yart dag par gzigs so / / gart gi phyir dag pa ni ses rab la rag las pa yin gyi / rigs la rag las pa ni ma yin no / I tshim pa zes bya ba ni sred pa dart bral ba ste / don du gner ba sparts pa'o / / de dag ces bya ba ni phyin ci ma log pa'i thabs rjes su 'bran ba ste / gart dag gi sgras bstan to / / 'thob ces bya ba ni riled pa'o / Wenn wir die Worte, die der Kommentar für die zweite Strophenhälfte als Definienda nennt, in zwei 'Zeilen' anordnen, ergibt sich folgendes Bild: / de las - ldog byed - äes rab kyis ni / / gart dag - tshim pa - de dag - 'thob / Aus dieser einfachen Aufstellung geht hervor, daß das Metrum in der zweiten Rezen­ sion keine Triçjubh gewesen ist; die Zeilen sind dafür zu kurz. UVT de las entspricht offenbar tato, wie im UV und im Pali erhalten. Die Frage ist, was wir als Vorlage von ldog byed (glossiert durch sparts pa "aufgegeben") voraussetzen können. Im UV finden wir nivrirn, im Pali dagegen ein Perfektpartizip nivaä, zu beziehen auf das Pronomen te. Das Definiendum (und UVT) ldog byed paßt weder gut zum einen noch zum anderen; die Glosse sparts pa scheint aber eher auf das Partizip zu deuten. Vielleicht hat die zweite Rezension nivra nivrah, gelesen, allerdings nicht im Sinne von sondern als Nomen agentis (dies wäre nur eine bestimmte Interpretation eines mittelindischen Wortes wie P. nivattä); tib. ldog byed ist an sich typisch für 294 Ausgewählte Strophen die Wiedergabe eines Nomen agentis. Die Lesart würde auch bedeuten, daß wir es in der zweiten Hälfte der Strophe mit Formen im Singular zu tun haben. Der Wortlaut der zweiten Rezension könnte wie folgt gelautet haben: UV 58 yâvat kâmân anusararp na tçptirp tâvad adhyagât / tato niv^ttâ (?) prajnâya yo vai tçptab sa edhate // Die Rekonstruktion ist jedoch sehr unsicher und hat nur den Charakter einer Ver­ mutung. Als sicher kann lediglich gelten, daß diese Strophe in der zweiten Rezension auch in der zweiten Hälfte Anuçjubh war. Eine Form prajhäya (entsprechend P. [Jät] partnäya, klass. prajfïayâ) erscheint metri causa möglich (vgl. BHSG §§ 9.42 ff.) und findet sich in Lesarten des PHMs auch im UV (so in: UV 252b, 253b, 255b, 379c). Wie UVVT nahelegt, stand das Verb am Ende der vierten Zeile. Wenn das Verb (UVT thob, UVVT 'thob) am Ende steht und die vierte Zeile eine Anu$[ubh ist, kann das Verb wohl nur im Singular stehen: Ein Plural würde die Länge der siebten Silbe bedeuten. In der ersten Strophenhälfte stehen Formen im Singular; wenn die zweite Rezension eine ältere - metrisch defekte - Fassung korrigiert hat, ist es möglich, daß sie den Numerus dem der ersten Hälfte der Strophe angeglichen hat. Wenn wir einen Singular annehmen, ließe sich sowohl UVT Idog byed wie auch dessen Glosse sparts pa verstehen, nämlich als Wiedergabe bzw. Glosse eines *nivra, das lautlich dem Pali gleichkommt. Das tibetische dag kann einen Singular ebensogut wiedergeben wie einen Plural. Zur Äquivalenz hob, 'hob = edhae vgl. UV 784d sukham edhae = bde ba hob. Eine me­ trisch mögliche Rekonstruktion wäre auch eqyai, vgl. UV 861 f duhkham esyai = sdug bshal hob par [ga la 'gyur], - Der Kommentar gibt noch folgende Erläuterun­ gen zum Sinn der Strophe; es wird betont, daß man weder durch Askese noch durch Lust Zufriedenheit findet: / gah éin tu dka' bas dka' thub la gnas pa dah / 'dod pa la bsten pa ni bzlog pa yin no zes ston te / yun rih por yah 'dod pa la bsten pa'i phyir ro / / 'di skad ston pa yin te / 'dod pa dag la bde blag tu rjes su sbyor ba'i phyir te / de yah bdag nid non mohs pa la sbyor ba'i phyir te / de yah bdag nid non mohs pa la sbyor ba yin pa'i phyir dah / de yah horns par mi byed pa dah / rab tu bsgrub pa'o / / yah dag pa'i lta bas yah dag par gzuh bas ni horns par byed pa nid du ston to / / de la 'di ni 'dod pa bstan pa dah dka' thub byas pa las ni horns par mi 'gyur gyi / de kho na nid phyin ci ma log par ses pa dah thabs ses pas ni horns par 'gyur bas de hid la gzud pa'i phyir 'di gsuhs so / UV 61 [II. 16] 295 Udänavarga 61 [II. 16] Die Strophe ist wie folgt erhalten: UV 61 durmedhasarp hanti bhogo na tv ihâtmagaveçinam / durmedhâ bhogatççpâbhir hanty âtmânam atho parân // CHAKRAVARTI liest bhogâ am Ende der ersten Zeile und übersetzt: "Les jouis­ sances perdent le sot, mais pas celui qui cherche pour lui-même. Le sot par ses jouis­ sances et ses convoites se perd lui-même aussi bien que les autres" (p. 27). In dieser Übersetzung fehlt eine Entsprechung zu iha; bhogarsnäbhir ist wohl kein Dvandva, der Begriff dürfte eher bedeuten: "durch die [vielfältige] Gier nach Genüssen". - Eine etwas andere Fassung finden wir im Pali: Dhp 355 hananti bhogâ dummedharp no ce [ve PTS] pâragavesino / bhogataphâya dummedho hanti anne va [ca Br] attanarp // Der Text ist nach FAUSBÖLL zitiert. Im Pali fehlt u. a. tha des UV, ferner steht para0 statt ärna 0 im zweiten Päda. Diese beiden Besonderheiten stellen wir auch im Tibetischen fest: UVT II 16 / blo han Ions spyod kyis bcom pas / / pha rol tshol bar mi byed cih / / bsam brlag 'dod la sred pa yis / / bdag dah gzan yah phuh l'phuh em. BECKH] par byed / Übersetzung: "Indem der Unverständige, der durch den Genuß bezwungen ist, nicht das Jenseitige sucht, schadet der Dummkopf durch seine Gier nach Lust sich und auch anderen". UVT gibt Skr. durmedhas einmal durch blo han, einmal durch bsam brlag wieder. Eine Wechsel im tib. Ausdruck ist auch für hani/hany = bcom pas/phuA par byed festzustellen. - Der erste Päda wird im Kommentar wie folgt erklärt: / bcom pa ni ne bar gduh bar byed pa ste / dge ba'i chos rin du byed cih rgyud rgud par byed pa'o / / gah yin ze na / smras pa / blo han zes bya ba smos te / blo han gah la yod pa de ni blo han te ées rab dah rtogs pa han pa ste / rmohs pa zes bya ba'i don to / / de yah gah gis ze na / smras pa / lobs spyod kyis zes bya ba smos te / 'dod pas ne bar spyod pa'i phyir Ions spyod de 'dod pa'i yul rnams so / Die Folge der Definienda entspricht nicht der Folge der Worte in UV. Zunächst wird offenbar eine Form von han- durch "verursacht Schmerz" glossiert. Zur Begrün­ dung heißt es, daß man der heilvollen Religion entfremdet wird und dem Charakter 296 Ausgewählte Strophen Schaden zufügt. Das zweite Definiendum wird durch die Frage gari yin ze na einge­ leitet, dies ist offenbar die Frage nach dem Objekt. UVVT löst blo rian (= UV dur­ medhasam) als Bahuvrîhi auf (gari la yod pa de ni) und umschreibt es durch "von man­ gelnder Erkenntnis und Prüfung" sowie, sinngemäß, durch "verblendet". Auch das dritte Definiendum wird durch eine Frage eingeleitet: de yart gari gis ze na ist wohl die Frage nach dem Subjekt, das im UV bhogo lautet. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß der Kommentar die Wortfolge des kommentierten Textes verlassen hat; da im Dhp hanani zu Beginn der Zeile belegt ist, kann man eine der Folge der Definienda entsprechende Variante *hani durmedhasam bhogo rekonstruieren, die metrisch ebensogut möglich ist wie die erhaltene Fassung. Da der Kommentar loris spyod kyis durch 'dod pa'i yul rnams "Objekte der Lust" glossiert, ist vielleicht mit einer Fassung *ghnani durmedhasam bhoga zu rechnen; das Ms. Stein, auf dem CHAKRAVARTIs Übersetzung beruht, liest: durmedhasam hani bhoga. - Der zweite Päda wird so kommentiert: / mi byed cif» zes bya ba ni nam yah pha rol tshol bar mi byed pa yin te / 'dod pa dag las pha rol tu hes par 'byuh ba ste / de tshol ba'i hah tshul gah la yod pa de ni de ste / de lta bur mya han las 'das pa tshol ba med pa ste so so'i skye bo zes bya ba'i don to / / gzan dag tu ni bdag nid tshol ba zes brjod de / bdag nid la phan pa tshol ba yin pa'i phyir mkhas pa zes bya ba'i don to / Etwas merkwürdig ist das Definiendum mi byed cirt, das verkürzt zu sein scheint für pha rol shol bar mi byed cii. Nach der Glosse zu urteilen ("er sucht niemals das Jenseitige") müßte mi byed ciri für den ganzen zweiten Päda stehen. Es wird deutlich päragavesin (entsprechend dem Pali) erklärt, dabei wird para0 als "jen­ seits von der Lust" aufgefaßt und das Wort insgesamt als Possessivum bestimmt (hart shul gar la yod pa de ni). Wenn es dann heißt, daß jemand, der so das Nirvana nicht sucht, dem Sinn nach ein gewöhnlicher Mensch ist, so ist dies vielleicht eine allgemeine Erläuterung zu na tu *päragavesinam. Der Kommentar scheint somit auf folgender Fassung in der ersten Strophenhälfte zu basieren: UV 61ab hanti durmedhasaip bhogo na tu pâragaveçinam Übersetzung: "Der Genuß schlägt den Unverständigen, nicht aber den, der das Jenseitige sucht". Diese Fassung scheint im Prinzip auch der tibetischen Übersetzung zugrundezuliegen, allerdings ist dort na u paragavesinam als Attribut zu durmedhasam übersetzt. Es könnte also sein, daß die zweite Rezension eine dem Dhp näherstehende Variante zeigte, etwa: UV 61ab hanti durmedhasarp bhogo na cet pâragaveçirjarp Übersetzung: "Der Genuß schlägt den Unverständigen, wenn er nicht das Jensei- UV 61 [II. 16] 297 tige sucht". Wir finden im Kommentar aber kein klares Indiz für ein *ce (statt tu). Es wird dann eine "andere" Lesart bdag did shol ba genannt und auch inhaltlich bestimmt: "Weil er den Nutzen für sich sucht, ist es sinngemäß der Verständige". Wenn wir davon absehen, daß der Kommentar iha des UV nicht erwähnt, entspricht die als die andere Lesart bezeichnete Variante vollkommen der erhaltenen Fassung des UV. Die Parallelität der Angaben so so'i skye bo zes bya ba'i don o auf der einen und mkhas pa zes bya ba’i don o auf der anderen Seite macht es in der Tat möglich, daß ein *na cet päragevesinam (bezogen auf den Unverständigen) dem erhaltenen na tv ihämagavesinam (bezogen auf einen Verständigen) gegenübersteht. Da sowohl amagavesinam (UV) wie auch päragavesino (Dhp) durch indische Belege verbürgt sind, kann als sicher gelten, daß der Kommentar an dieser Stelle Lesarten diskutiert, die zumindest in der Tendenz der Fassung des Dhp auf der einen und der Fassung des UV auf der anderen Seite entsprechen. Wir stellen fest, daß die uns erhaltene Fassung des UV von Prajnävarman als die "anderer" angesehen wird. Eine Fassung mit *pära° setzt auch die chinesische Fassung voraus: "The fool binds himself with his desires and does not seek to cross the other shore. His longing for riches is a craving, hurting others and binding himself" (WILLEMEN p. 10). - Die zweite Strophenhälfte wird wie folgt kommentiert: / 'dod pas rmohs pa zes bya ba la rmohs pa'i skye bo ni ne bar gduh ba yin te / ne bar chags par 'gyur ro / / des na han par spyod pa bsags pas bdag dah gzan la ne bar gnod pa yin no zes bstan pa'i phyir smras pa / bdag dah gzan yah phuh bar byed ces bya ba smos te / de yah Ions spyod la chags pa dah Ions spyod la sred pas bdag phuh bar byed de han son ne bar sloh ba'i han par spyod pas so / / gzan yah zes bya ba ni sems can gzan yah phuh bar byed pa yin te / rnam pa mah po'i gnod pa byed pas so / / dah gi sgra ni phuh bar byed pa nid du hes par gzuh ba'i phyir ro / / de gah yin ze na / bsam brlag ces bya ba smos te / gah gi phyir Ions spyod ma thob kyah de ni sred pa skyed par byed de / de yah de la sred pa'i bag chags sgom par byed do / / de ltar na des Ions spyod kyis phuh bar 'gyur te / rah dbah med par 'gyur ro / / de de ltar Ions spyod la sred pa des phuh bas bdag nid kyah phuh bar byed de han par spyod pa kun tu spyod pa'i phyir ro / / lhag ma ni sha ma bzin no / / gah gis de ltar phuh bar byed pa yin ze na / smras pa / 'dod la sred pa yis zes bya ba smos te / lohs spyod la sred' pas so / Übersetzung: "Bei 'durch die Lust verblendet' wird der verblendete Mensch gequält; 298 Ausgewählte Strophen [das heißt]: er ist [daran] verhaftet. Weil er deshalb schlechtes Verhalten angehäuft hat, fügt er sich und anderen Schaden zu; um dies zu zeigen, heißt es [im Text]: er schadet sich und auch anderen. Durch das Haften an den Genüssen und die Gier nach Genüssen schadet er auch sich selbst, und zwar durch das schlechte Verhalten, das eine schlechte Geburt hervorruft. 'Auch andere' [bedeutet]: er schadet auch anderen Lebewesen, und zwar durch ein Schädigen von vielfacher Art. Die Partikel dari ist nämlich eine Verstärkungspartikel (Skr. avadharana), [die sich darauf bezieht], daß er eben schadet. Wenn man fragt, wer das ist, so lautet [die Antwort im Text]: der Dummkopf; weil nämlich, auch wenn er den Genuß nicht erlangt, dies (*des ni?) Gier erzeugt; und zwar erzeugt [er] des weiteren [in sich] die Vorstellung der Gier danach. Auf diese Weise erleidet er dadurch durch die Genüsse Schaden; er verliert die Gewalt über sich. Weil er so durch die Gier nach Genuß Schaden erleidet, schadet er auch sich selbst, weil er schlechtes Verhalten praktiziert. Das übrige ist wie vorher. Wodurch schadet er auf diese Weise? [Die Antwort] lautet: durch die Gier nach der Lust; [das heißt]: durch die Gier nach Genuß". UVT hat durmedhä hier durch bsam brlag wiedergegeben, dies ist die übliche Wieder­ gabe des Begriffs im UV (vgl. UV 93, 187). Es ist nicht klar, warum UVVT 'dod pas rmoris pa zitiert, dies entspricht nicht durmedhä und auch nicht UVT. Es sieht ein wenig so aus, daß es sich bei dem ersten Abschnitt gar nicht um ein Zitat aus dem Text handelt, sondern um eine eingefügte Erläuterung, die sich auch auf die erste Strophenhälfte beziehen kann. Im Anschluß daran kommentiert UVVT den vierten Päda und erst dann den dritten. Es ist zum zweiten Mal in dieser Strophe festzustellen, daß die Folge der Definienda in UVVT mit der Wortfolge des UV nicht übereinstimmt; in der zweiten Strophenhälfte entspricht die Wortfolge aber nicht (wie in der ersten) der des Pali. Die Erläuterungen zu bdag dari gzan yari phuri bar byed sind so, daß sie sich offenbar auf hany âmâmam beziehen ("Durch das Haften . . . schadet er . . . sich selbst"). Es folgen dann gzan yari und die Verstärkungspartikel darf, die zusammen anscheinend aho parän (im Pali aride, aho fehlt) ensprechen. Die Partikel soll sich offenbar auf das Verb beziehen (phuri bar byed pa riid du ries par gzufi ba'i phyir ro). Wenig wahrscheinlich ist, daß von einer dem tibetischen yari (in gzan yari) entspre­ chenden Partikel *api auszugehen ist; wenn yari = api die kommentierte Partikel wäre, hätte der Übersetzer des Kommentars sicher nicht dari als Definiendum gesetzt, sondern yari. Es folgt dann eindeutig die Erklärung desjenigen Päda, der in der erhal­ tenen Fassung der dritte ist. Es wird zunächst bsam brlag erklärt. Die Angabe Ihag ma ni sria ma bzin no bezieht sich wohl nicht auf einen "Rest" an erklärungsbedürf­ tigem Text, sondern auf einen Rest an Erklärung. Es könnte gemeint sein, daß dur- medhas in der zweiten Strophenhälfte grammatisch ebenso zu analysieren ist wie UV 69 [III. 4] 299 in der ersten (siehe den Kommentar zum Definiendum blo han). Es folgt 'dod la sred pa yis = bhogarsnäbhir, glossiert durch lofis spyod la sred pas, d. h. mit Vertauschung von Definiendum und Glosse. Nach meiner Kenntnis des UVVT folgt Prajnävarman stets genau der Wortfolge des UV. Wenn der Kommentar hier auf der erhaltenen Skr.-Version beruht, so ist die Abweichung von der Wortfolge, die hier anzunehmen wäre, ein absoluter Aus­ nahmefall, den man zwar nicht ausschließen kann; es könnte aber auch sein, daß die zweite Rezension auch in der zweiten Strophenhälfte von der ersten abweicht und etwa folgenden Text gezeigt hat; UV 61cd hanty âtmânarp atho parân durmedhâ bhogatvçpayâ Udänavarga 69 [III. 4) Die Strophe vergleicht die Gier eines Menschen, der ihr bedenkenlos nachgibt, mit einer Schlingpflanze, die den Baum langsam erdrückt. Es wird weiter gesagt, daß der Mensch immer wieder geboren wird "wie ein Affe im Wald auf der Suche nach Früchten": UV 69 manujasya pramattacâriças tççijâ vardhati mâluteva hi / sa hi sarpsarate punalj punalj phalam icchann iva vânaro vane // Die Pali-Version lautet: Dhp 334 manujassa pamattacârino taijhâ va<j<jhati mâluvâ viya / so palavatî hurâhurarp phalam iccharp va vanamhi vânaro // In der vierten Zeile liest FAUSBÖLL vanasmim, was metrisch weniger überzeugt als vanamhi der PTS-Ausgabe. - Das PDhp hat folgende Fassung: PDhp 137 manujassa pramatta-cäripo tahnâ vaddhati mâlutâ iva / sâ prâplavate hurä-hurarp phalam eÿî va vanamhi vânnaro // Vom GDhp ist nur der vierte Päda und ein Rest des dritten erhalten: GDhp 91cd ------- horu phalam icho va vanasma vaparu // 300 Ausgewählte Strophen An UV mälueva hi läßt sich beobachten, wie ein älteres mâluâ iva (so PDhp) in ein orthographisch korrektes Sanskrit umgesetzt wurde: Man führte den Sandhi durch und fügte ein Pâdapûraga ein, um die Zahl der Silben in der Zeile zu wahren. LÜDERS erklärt P. mâluvâ aus "mâlukâ mit Schwund des k und va-éruti. Er sieht in Skr. mâlutâ eine falsche Umsetzung, da *mâlukâ "dem Uv.-Übersetzer nicht geläufig" gewesen zu sein scheint (§ 91). Aber immerhin notiert auch PDhp mâlutâ, im GDhp lautet das Wort maiu'a (so in GDhp 330). Zum Anfang des dritten Pâda: palavaî ist die Lesart von FAUSBÖLL, die auch von OLDENBERG für Tha 399 gegeben wird, wo sich dieselbe Strophe findet, und zwar mit diesen Lesarten: plavai, palai, balavai. In der PTS-Ausgabe des Dhp findet sich plavati und palavei. Metrisch gesehen scheint palavei (mit Lizenz einer Länge * 104 für -i) möglich. Nach NORMAN ist uplavai die richtige Lesart. UV sa hi samsarae ist sicher eine Neuerung und nicht ursprünglich, jedenfalls können die anderen Formen nicht aus UV samsarae entstanden sein. Zur Bedeutung des Pali gibt das PTSD s. v. palavai "to float, swim" [zur Wz. plu-J mit nur vier Belegstellen, von denen zwei die vorliegende Stelle sind. Ein seltenes Wort ist auch hurähuram, das von allen Parallelen geboten wird, aber im UV durch punah punah repräsentiert ist; hurähuram scheint auf wenige Belege beschränkt zu sein. Das Adverb huram ist nach PTSD unsicheren Ursprungs; es bedeu­ tet "there, in the other world, in another existence", für hurähuram gibt PTSD "from existence to existence", was jedoch nicht unbestritten ist.105 Etwas eigenartig ist schließlich die Form es; im PDhp. Die tibetische Übersetzung ist, wie in der Konkordanz beschrieben, durcheinander geraten, der Kommentar aber folgt Zeile für Zeile dem Befund des UV; dem SanskritText entsprechen die folgenden Zeilen in UVT: UVT III 4cd / skyes bu bag med rab tu spyod byed pa / / 'khri Sih bzin du sred pa 'phel 'gyur zih / UVT III 5cd / de yis yah dah yah du 'khor bar 'khyam / / tshal nah 'bras bu 'dod pa'i spre'u dah mtshuhs / Bemerkenswert ist bag med rab tu spyod byed pa als Wiedergabe von pramaacärinas: das einzige pra- im Sanskrittext steckt in pramaa 0, die Wiedergabe des Präverbs bei diesem Wort wäre aber ungewöhnlich, es wird üblicherweise bag med wiedergegeben. Zudem steht rab tu auch zu deutlich zu spyod byed pa, als daß man in bag med rab u den Wiedergabetypus annehmen dürfte, der in ses rab vorliegt. Auch in UVVT findet sich die Fassung von UVT: / ji Ita bu ze na / smras pa / bag med rab tu spyod byed pa zes bya ba smos te / bag med par gyur nas rab tu spyod par byed pa ste / de'i dbah po ma bsruhs UV 69 [III. 4] 301 pas yul dag la spyod par gyur pa zes bya ba'i don to / Ich möchte den Befund wie folgt interpretieren: UVV hat pramaacarinas durch etwas glossiert, das der tibetischen Glosse bag med par gyur nas rab u spyod par byed pa se entspricht, insbesondere wurde dabei eine Form von pra-car- verwen­ det. Dies führte zur Wiedergabe von °cärin durch rab u spyod byed pa in UVT. Die Identität von Definiendum und Glosse in Bezug auf das Präverb in UVVT wäre dann darauf zurückzuführen, daß der Übersetzer des Kommentars im Definiendum dem Wortlaut von UVT folgt. - Zu "Schlingpflanze" macht der Kommentar folgende Aus­ führungen: / ji lta bur 'phel bar 'gyur ze na / smras pa / 'khri sifi bzin du zes bya ba smos te / 'khri sin rigs ma lu ta zes bya ba yod de / de ni sin la brten nas 'phel bar 'gyur gyi / ma brten par ni ma yin te / sin de nid la yan gnod par byed do / Demnach "gibt es eine Schlingpflanzen-Art namens ma lu a; während sie wächst, sobald sie sich auf einen Baum gestützt hat, ist das nicht [der Fall], wenn [sie] sich nicht [auf einen Baum] gestützt hat; genau diesem Baum schadet sie auch". Der Kom­ mentar erklärt also die Pflanzenart unter Hinweis auf die Pflanzengattung. UVT hat, wohl in Kenntnis von UVV, den Gattungsbegriff in die Übersetzung geschrieben ('khri siri = *laa). - Zu dem, was im UV als punah. punah erhalten ist, macht der Kommentar folgende Anmerkungen: / yah dah yah du zes bya ba ni so so so so zes bya ba'i don te / de dah de 'gro ba sna tshogs pa dag tu rnam pa sna tshogs kyi rim pa las ji lta ba bzin du bsgrubs pa zes bya ba'i don to / / gzan dag na re yah dah yah zes bya ba'i don to zes kyah brjod do / Merkwürdig ist die sinngemäße Glossierung durch so so so so ("einzeln-einzeln" oder "je einzeln"?) im Tibetischen. UVT yari dari yari du scheint als Wiedergabe von punah punah unproblematisch - aber durch welches Wort sollte dieses einfache punah punah in UVV glossiert gewesen sein, daß UVVT es als so so so so wiedergibt? Die folgende - wiederum sinngemäße - Erläuterung lautet in Übersetzung: "In diesen und jenen verschiedenartigen Geburten kommt eine verschiedenartige Reihe, je nach der Tat, zustande". Die sachliche Übereinstimmung dieser Umschreibung mit der Bedeutung von hurähuram ("from existence to existence") ist auffällig. Weiter heißt es: "Bei anderen wird auch gesagt: sinngemäß [bedeutet es]: yari dari yari". Es ist unverständlich, wie eine solche Diskussion in einem Kommentar Zustande­ kommen soll, wenn etwas so einfaches wie punah punah ihr Gegenstand wäre. Eine mögliche Erklärung könnte sein, daß Prajiiävarman eine Variante kannte oder selbst gelesen hat, die hurähuram der Prakrit-Fassungen gleichkommt. GDhp hat, soweit aus horu ableitbar, *horahoru gelesen (GDhp -u entspricht der Endung -am; zur Be- 302 Ausgewählte Strophen handlung der Kompositionsfuge in *horahoru vgl. kidakida, Skr. kräkra). Ist diese Interpretation korrekt, könnte der zweite Abschnitt des Kommentars in der Sache aussagen, daß "andere" entweder *hurähurarn (oder ähnlich) als punah punah verstehen oder daß sie so lesen (zes kyari brjod do). Udänavarga 87 [IV. 4] Die Strophe ist im UV wie in allen uns zugänglichen indischen Parallelen sechszeilig. Die erhaltene Fassung lautet: UV 78 pramâdam apramâdena yadâ nudati paiyjitah / prajnâprâsâdam âruhya tv asoka|j éokinîrp prajâm / parvatasthaiva bhûmisthârp dhîro bâlân avekçate // LËVI übersetzt: "Quand le sage chasse la frivolité par le sérieux, monté sur la ter­ rasse de la sapience, sans chagrin, il jette les yeux sur la foule chagrine, sur les sots, lui, le penseur, comme du haut de la montagne on regarde ceux de la plaine". - Die Fassung des UV stimmt weitgehend mit den Parallelen überein: Dhp 28 pamâdarp appamâdena yadâ nudati parjcjito / pannâpâsâdam âruyha asoko sokinirp pajarp / pabbatattho va bhummatthe dhîro bâle avekkhati // PDhp 19 pramâdam apramâdena yadâ nudati panrjito / prarpnâ-prâsâdaip âruhya aéoko éokiniip prajâip / parvvata-ttho va bhoma-tjhe dhîro bâle avecchati // GDhp 119 pramadu apramaderja yadha nudadi parçidu/ prana-prasada aruéu asoka so'iijo jaija / pravada-tho va bhuma-(ha dhiru bala avekçidi // Die tibetische Übersetzung lautet: UVT IV 4 / gah tshe mkhas pas bag yod pas / / bag med bcom pa de yi tshe / / ses rab khan bzahs steh 'dzegs nas / / mya han med pas gduns (gduiî K] bcas dah / / brtan rnams ri bo'i spo dag las / / sa steh [stehs KT] byis pa rnams la blta / Übersetzung: "Sobald der Verständige durch Achtsamkeit die Achtlosigkeit be­ zwungen hat, steigt er auf den Turm der Erkenntnis. Dann betrachtet der Kummerlose die Qualerfüllten und Edlen (oder: Standfesten) von Bergspitzen aus als Toren auf UV 87 [IV. 4] 303 der Erde". - In de yi tshe hat der Übersetzer, wie es scheint, ein Korrelativum zu yadä eingefilgt, das in der Vorlage fehlt. Umgekehrt fehlt eine Entsprechung zu prajäm im Tibetischen, ferner konstruiert UVT so, als lautete es im Sanskrit nicht dhîro, sondern "dhîrôm, und sokin wäre auf dieses Wort zu beziehen: In UVT werden deut- lich gduris bcas und bran mams gleichgeordnet. - Der vierte Päda des UV wird im Kommentar wie folgt erklärt: / 'dzegs nas ji lta bus ci zig byed pa yin ze na / smras pa / mya nan med ces bya ba la sogs pa smos te / mya fian dafi bral ba gah yin pa de ni mya han med pa ste / 'dis mya han dah bral bar bdag la mthoh ba yin te / sdug bshal thams cad dah bral ba'i phyir ro / / des gzan dag la yah ji Itar mthoh ba yin ze na / smras pa / gdufi ba zes bya ba smos te / mya han gah la yod pa de ni gduh ba ste byis pa zes bya ba de dah sbyar ro / / sdug bshal gyi tshogs chen po'i gnas yin pa'i phyir dpag tu med pa'i yid kyi gduh ba dah ldan pa'o / Das erste Definiendum mya rtan med (= asokah) wird durch die Frage eingeleitet: "Was tut der wie beschaffene, wenn er [den Turm] bestiegen hat?". Das Kompositum wird durch mya rian dah bral ba gab yin pa de ni "der, der von Kummer getrennt ist", aufgelöst. Dieser betrachtet sich selbst als von Kummer frei, weil er von allem Leid frei ist. Auch das zweite Definiendum gduh ba wird durch eine Frage eingeleitet: "Wie betrachtet er nun die anderen?". Die Auflösung des Kompositums zeigt deutlich, daß UVT gduh ba auf sokin beruht: mya han gah la yod pa de ni "der, dem Kummer vorhanden ist". Der Kommentar bezieht das Wort auf byis pa, dem entspricht im UV bâlôn. Es wird weiter ausgeführt, daß [diese Toren?] ein Ort sind, [wo sich] eine große Menge an Leid [findet], und daß sie deshalb mit unermeßlicher geistiger Qual versehen sind. Wir stellen fest, daß prajäm der erhaltenen Fassung weder in UVT übersetzt noch in UVVT kommentiert wird; es erscheint denkbar, daß beide Dinge in ursächlichem Zusammenhang stehen, anders gesagt: UVT könnte das Wort deshalb nicht übersetzt haben, weil UVV versäumt hat, es zu kommentieren. In jedem Fall läßt sich prajäm im Tibetischen nicht verifizieren, da der Kommentar das Wort nicht erklärt. Daß aber hier ein Wort gestanden hat, dürfte unstrittig sein: eine Form von sokin reicht nicht aus, um fünf Silben des Päda abzudecken. Nun hat GDhp - gegen UV, Dhp und PDhp - eine Variante so'ino jana, die offenbar als Akk. PI. aufzufassen ist (Skr. sokino janän). Wenn man so liest, könnte man das tun, was der Kommentar auch tut: *sokino auf bälän beziehen. Es ist auch denkbar, daß die zweite Rezension asokah sokinas *adä (= de yi tshe) gelesen hat. Der Kommentar läßt jedoch keine klare Entscheidung 304 Ausgewählte Strophen zu. - UVT ri bo’i spo dag las// sa seh ist eine sehr verkürzte Wiedergabe von UV parvaashaiva bhûmishâm. UVVT erklärt den fünften Päda wie folgt: / ji Ita bu gah yin ze na / 'dir dpe bstan pa / sa'i steh ri bo'i spo dag las zes te / sa'i steh na gnas pa yin pas sa steh ho / / de ri'i steh na gnas pa yin pas ri bo'i spo dag las te / dper na ri'i rtse mo las mig dah Idan pas srog chags kyi rnam pa la 'og tu bltas na 'bad mi dgos par mthoh ho / / de bzin du khyad par du 'phags pa thob pa'i ses rab kyi khah bzah kyi steh du 'dzegs te / han pa'i phuh po la gnas pa'i byis pa rnams la Ita zih rtog par byed ces bya ba'i don to / Im Definiendum sa'i steh ri bo'i spo dag las ist die Wortfolge von UVT und allen indischen Texten umgekehrt. Der Kommentar erklärt bhûmishâm als erstes, und zwar, indem er das Wort in für Upapadas typischer Weise auflöst: sa'i steh na gnas pa yin pas sa seh ho "weil sie auf der Erde stehen, [heißt es]: bhûmisthâm". Erst dann geht der Kommentar auf parvaasha ein, das er genauso auflöst: de ri'i steh na gnas pa yin pas ri bo'i spo dag las e. Das etymologische Argument ist in beiden Auflösungen nur schlüssig, wenn der Gegenstand der Kommentierung ein "sha enthalten hat, da gnas pa in der Auflösung des Kommentars Teil des Argumentes ist. Nach der Folge der Definienda müßte der Text der Vorlage ‘bhûmisthâm parvatasthaiva gelautet haben, dies ist metrisch ebensogut möglich wie die erhaltenen Fassungen, die allerdings untereinander gegen den Befund des Kommentars übereinstimmen. - Das erste Wort der letzten Zeile wird wie folgt kommentiert: / brtan rnams zes bya ba ni zum pa med pa ste / gzan gnod par [pa'i PJ bya ba'i byed pa la zes bya ba ni tshig gi lhag ma ste / de'i don la Ita ba'o / Übersetzung: "Verständig [bedeutet]: unerschrocken (Skr. adîna oder afina); als Wort ist zu ergänzen: bei der Handlung der Schädigung anderer; [so] sehe [ich] den Sinn davon". - Diese Bestimmung wäre merkwürdig, wenn sie sich auf dhîro "der Ver­ ständige" beziehen sollte. Wenn der Kommentator dhîrâ im Sinne von "fest, stand­ haft" verstehen will und es so deutlich mit einer negativen Konnotation (etwa "hart­ näckig") belegt, kann er nur ‘dhîrâm - bezogen auf bâlân - gelesen haben. Eine solche Lesart würde erklären, warum UVT gdun bcas und bran rnams gleichordnet. Die Kom­ mentierung der Strophe ist hiermit zuende, bâiân und aveksae werden nicht erläutert. - Im Anschluß daran findet sich in UVVT folgende Angabe: / bag yod pa dah brtan pa dah / / bdag nid la ni rtag tu dga' / / zes bya ba'i tshigs bead kyi phyed 'di gzan dag brjod mod kyi / 'di ni yah dag pa ma yin te / phran tshogs kyi sde snod las tshig rkah drug po 'di nid smos pa'i UV 87 [IV. 4] 305 phyir dah / 'dir don lhag pa yah med pas brjod par mi bya'o / Übersetzung: "Die Achtsamen und die Verständigen (oder: Standhaften) erfreuen sich beständig an sich selbst - diese Strophenhälfte lesen zwar die anderen [im Text], dies ist aber nicht richtig: [zum einen], weil auch im ('aus dem') Kçudraka-Pijaka genau diese sechs Zeilen gelesen werden, und [außerdem] ist der Sinn hier auch ausrei­ chend ('ohne Rest'), weshalb man [so auch] nicht lesen sollte". Nun finden sich im Chinesischen in der Tat zwei vierzeilige Strophen anstelle der einen sechszeiligen in den indischen Fassungen. LÊVI stellt fest: "Le chinois a, dans les deux versions, ajouté deux pâdas pour compléter la double stance au lieu d'avoir un vers à six pâdas". Er übersetzt das Chinesische wie folgt (ich gebe in eckigen Klammern den Kenn­ buchstaben der Sanskrit-Zeile, die offenbar übersetzt wird): "[a] Quand la frivolité (Ft. l'ivresse) se réprime elle-même, [b] alors on peut la chasser et on devient sage, le] Une fois monté dans le palais de la sagesse, [d] on a passé les périls et on est en paix, [f] Le sage regarde les sots [e] comme de la montagne on regarde la terre. [*g] Ainsi, dégagé de (Ft. Rappelez-vous qu'il faut chasser) la négligence, le sage [*h] pratique la clarté de l'esprit". Ein wenig anders übersetzt WILLEMEN: "[a] As for slothfulness, if one can, self­ restrained, [b] remove it, he is a wise man. [c] Having ascended the hall of wisdom [d] and removed danger, he obtains peace, [f] The wise man contemplates the fool (e] as (if he himself were on) a mountain and the fool were on the earth. [*g] Re­ member to reject negligence! A wise man [*h] must practise his comprehension and wisdom!" Die Übereinstimmung zwischen dem, was ich in den beiden Übersetzungen als [*g] und [*h] markiert habe, und dem, was der Kommentar als Lesart "anderer" referiert, ist ausreichend deutlich ist für die Annahme, daß der chinesische Text und die tibeti­ sche Referenz auf derselben Vorlage im Sanskrit beruhen; jedenfalls ist die Abwei­ chung zwischen den zwei Zeilen des Chinesischen und denen des Kommentars nicht gravierender als die Abweichung zwischen dem erhaltenen Text im UV und den Wieder­ gaben in [a] bis [fl. Wir stellen fest, daß Prajnävarman diese Variante kannte, zitierte und zurückge­ wiesen hat. Bemerkenswert ist auch die Art, wie er diese Zurückweisung vornimmt: Er nennt einen Paralleltext und argumentiert weiter, daß den sechs Zeilen vom Sinn her nichts hinzuzufügen sei. Ausgewählte Strophen 306 Udänavarga 96 [IV. 13] Die Strophe ist wie folgt erhalten: UV 96 nâyarp pramâdakâlah syâd aprâpte hy âsravakçaye / mârah pramattam anveti sirpharp vâ mçgamâtfkâ // LËVI übersetzt: "Que ce ne soit pas le temps de la frivolité, tant qu'on n'a pas at­ teint l'épuisement des courants; le frivole, Mâra le suit, comme le mère du faon suit le lion". - Die für diese Art von Literatur etwas gespreizt wirkende Konstruktion im ersten Päda ("nicht sei dies Achtlosigkeitszeit") ist wohl eine Neuerung. Eine unge­ zwungene Konstruktion (ins Skr. umgesetzt: nâyam kâlah pramädasya) findet sich im GDhp: GDhp 133 na'i kalu pramadasa aprati asava-kçaye / pramata duhu amedi siha ba mruya-madi'a // Zu bemerken ist auch duhu (Skr. duhkham) statt mârah im dritten Päda. Zu amedi vgl. BROUGH § 36. Auch das PDhp nennt das Leid, nicht den Mâra: PDhp 274 nâyarp pramajjiturp kâlo 'prâpyâsava-kkhayaip / pramattarp dukkham anneti sîhaip vâ mçga-mâtrikâ // Wieder anders ist hier die Konstruktion im ersten Päda. Statt 'pràpyâsava-kkhayam (die zweite Zeile hat zwei Silben zu wenig) ist wohl *apràpya àsrava-kkhayam zu lesen (vgl. oben p. 162). - Im Pali findet sich eine Parallele nur zu einem Teil der zweiten Strophenhälfte, und zwar in einer etwas merkwürdigen Jätaka-Strophe, in der allgemein von Gefahr die Rede ist: Jât I 389 na vissase avissatthe vissattha pi na vissase / vissâsâ bhayam anveti sîharp va migamâtukâ // Zu dieser Strophe existiert eine Parallele in den Indischen Sprüchen (ed. BÖTHLINGK), in der sich weder Löwe noch Gazelle finden: IS’ 3432 na visvased aviévaste viévaste nâtivisvaset / visvâsâd bhayam abhyeti nâparîkçya ca visvaset // Die tibetische Version stimmt mit dem UV im ganzen gut überein, es fehlt allerdings eine Entsprechung zu mârah, ferner bilden anveti "folgt" und bsad par 'gyur "wird getötet" einen gewissen sachlichen Gegensatz: UVT IV 12 / zag pa zad pa ma thob kyan / / dus 'dir bag med mi bya ste / / ri dags ma yis seh ge ltar / / bag med pa dag bsad [gsad T] par 'gyur / Übersetzung: "Selbst wenn man noch nicht das Aufhören der Ausflüsse erlangt hat, UV 96 [IV. 13j 307 soll man hier in dieser Zeit nicht achtlos handeln: wie der Löwe durch die Gazellen­ mutter werden die Achtlosen getötet". - Im Kommentar findet sich folgende Er­ läuterung zum ersten Päda: / dus 'dir bag med mi bya ste zes bya ba ni mi khom pa brgyad spabs pa'i mi'i lus 'di ni 'dir khom pa zes bya ba'i don to / Dies ist eine knappe Erklärung, die folgendes besagt: " 'Moment' (khom pa = ksana nach LC) [bedeutet] hier sinngemäß: dieser Körper des Menschen, in dem man die acht der Lehre Buddhas nicht zugänglichen Existenzformen aufgegeben hat" (siehe BHSD s. v. ksana). Dies enthält keinen Hinweis zur Konstruktion des ersten Päda. UV märah, der in UVT fehlt, wird in UVVT nicht als Definiendum aufgenommen; es finden sich dort folgende Ausführungen zur zweiten Strophenhälfte: / de la 'dis ni zag pa zad pa thob par bya ba'i phyir / bag yod pa bsgom pa la gzud pa yin te / ci'i phyir ze na / bag med pa dag bsad [gsad CD] par 'gyur zes smos te / dge ba'i chos srog dan 'dra ba 'dis gsod pa yin pas nams par byed ces bya ba'i don te / 'chi bdag dan non mohs pa la sogs pas so / / bag med pa rjes su Tireh ba zes bya ba ni gsod pa'i phyir rjes su 'gro ba yin te / 'dir dpe bstan pa / ri dags ma yis seh ge Itar zes bya ba ste / ri dags kyi mas gsad [bsad P] pa'i phyir seh ge'i rjes su 'breh ba bzin no / Übersetzung des ersten Abschnitts: "Damit dieser dabei das Aufhören der Ausflüsse erlangt, ist er dazu angehalten, Achtsamkeit zu entwickeln. Wenn man fragt: Warum? heißt es [im Text]: 'werden die Achtlosen getötet'; sinngemäß [heißt das]: werden zunichte, weil dieser (der Achtlose?) die heilvolle Religion, die dem Leben gleicht, zunichte macht: durch den Tod, Befleckungen usw." Dies ist eine allgemeine Erläuterung. Im Pratîka steht bag med pa dag bsad par 'gyur - wie in UVT -, als Definiendum wird aber dann bag med pa rjes su 'brert ba (= UV pramaam anvei) gesetzt, um es so zu interpretieren, wie UVT den Text wie­ dergegeben hat: "folgt [ihm] nach, um [ihn] zu töten". Der folgende Vergleich (dpe) wird erläutert: "Wie die Mutter der Gazelle dem Lö­ wen, um ihn zu töten, nachfolgt". Der Kommentar bestätigt mit hinreichender Deut­ lichkeit den Wortlaut des UV in bezug auf anveti. Die Frage, warum eine Gazellenmutter einen Löwen verfolgt, hat LÊVI zufrieden­ stellend beantwortet: "Il faudrait alors entendre: comme la biche suit le lion [qui lui a pris ses petits]". Die Geschichte, die in den Jâtakas zu diesem Topos gegeben wird (er beschreibt sie als eine "histoire à dormir debout"), findet sich bei LEVI wie folgt referiert: "Pour se débarrasser d'un lion qui menace son troupeau, un berger frotte de poison le corps d'une antilope aimée de ce lion; le fauve le lèche et s'em­ poisonne". 308 Ausgewählte Strophen Im tibetischen Kommentar finden wir die folgende Erläuterung zum Topos, sie ist nicht viel besser als die Geschichte in den Jätakas: / ri dags kyi ma zes bya ba'i rigs yod de / de seh ge'i rjes su 'breh nas Ices bldag cih de ltar bde bar byed do / / ji tsam na de nid sin tu stug pos non te gnid log pa de'i tshe mig gnis 'dru bar byed pa yin no / / 'di ltar sen ge de yah bag med pa'i gnid kyi rjes su 'gro bas nams pa yin no / / ri dags gzan Ita smos kyah ci dgos / Übersetzung: "Es gibt eine [Antilopen-] Art namens (Skr.) mrgamârkâ: die folgt dem Löwen nach, dann leckt sie ihn mit der Zunge ab und bereitet ihm auf diese Weise Vergnügen ('Glück'). Sobald er nun durch das sehr dichte [sc. Treiben?] bezwungen und in Schlaf gefallen ist, kratzt [sie ihm] beide Augen aus. So nimmt denn der Löwe Schaden, weil er dem Schlaf der Achtlosigkeit gefolgt ist - um wieviel mehr [nimmt man Schaden], wenn es sich um etwas anderes als eine Gazelle handelt!" - Der Kom­ mentar präzisiert seine Überlegungen wie folgt: / de Ita de ltar stobs dah Idan pa'i dge ba'i rtsa ba la rab tu gnas pa seh ge dah 'dra ba'i slob pa dah ma slob pa'i gah zag kyah bag med pa'i non mohs pa'i bdud rjes su 'brans nas ye ses kyi mthoh ba nams par byed na / so so'i skye bo'i yon tan nams par byed pa Ita smos kyah ci dgos / / 'chi bdag gi bdud kyi [kyis POD] bya ba ma byas pa'i slob pa dag kyah bag med pas gsod par byed na / 'dod chags dah ze sdah dah gti mug dah le lo dah log pa'i chos ma spahs pa dah / de'i grien po dge ba'i chos ma bsgoms pa'i byis pa rnams Ita smos kyah ci dgos / Übersetzung: "Die Wurzel des Heils (d. h. die Religion) hat diese und jene Kraft; wenn auch bei einer Person, die (a) daran Halt findet, die (b) einem Löwen gleicht und (c) Belehrung empfängt oder nicht mehr benötigt (Skr. saiksa und asaiksa), die Sicht der Erkenntnis Schaden nimmt, wenn [diese Person] dem Klesamära der Acht­ losigkeit nachfolgt - um wieviel mehr nehmen dann die guten Eigenschaften von ge­ wöhnlichen Menschen Schaden! Wenn selbst die, die Belehrung empfangen und das Werk des Mçtyumâra nicht tun, durch die Achtlosigkeit getötet werden - um wieviel mehr deren Gegenteil, die Toren, die Leidenschaft, Haß, Verblendung, Trägheit und die verkehrte Religion nicht aufgegeben haben und die heilvolle Religion nicht hervor­ gebracht (d. h. angenommen) haben". UV märah, der in UVT fehlt, ist hier zweimal genannt. Alle indischen und tibetischen Quellen, die bis jetzt zitiert wurden, stimmen darin überein, daß die Gazelle den Löwen verfolgt; dagegen ist es im Chinesischen der Löwe, der der Gazelle nachsetzt (LÉVI: "comme le lion qui prend la biche"; WILLEMEN: UV 124-125 [V. 3-4] 309 "like a lion seizing a deer"). Auf den Sanskrittext übertragen bedeutete diese Variante nur eine geringfügige Abweichung im Wortlaut: *simho vä mrgamärkäm. Eine solche Variante scheint Prajnävarman gekannt zu haben: / gzan dag tu ni ri dags ma la seh ge Itar zes brjod de / ri dags ma ni ri dags mo ste / dper na sen ge de bza' ba'i ched du rjes su 'brah ba de bzin du bag med pa'i bdud do / UVT ri dags ma wird als Gazellenweibchen glossiert; des weiteren wird erläutert, daß der Löwe sie, um sie zu fressen, verfolgt und daß dies auch der Mära der Acht­ losigkeit tut. Hier wird offenbar die Sanskrit-Lesart genannt, die auch die Vorlage des Chinesischen war. Udânavarga 124-125 [V. 3-4] Die beiden zusammengehörigen Strophen formulieren, daß ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Leid und dem, was einem lieb ist, besteht. Dem Nidäna zufolge wollte ein Brahmane von Buddha wissen: "Gautama! Wenn man sich worauf stützt, entsteht Kummer, Klage, Leid und Verdruß?" In der erhaltenen Fassung lauten die Strophen wie folgt: UV 124 sokä hi ye vai paridevitarp ca dupkharp ca lokasya hi naikarupam / priyarp pratîtyeha tad asti sarvarp priye 'sati syän na katharp cid etat // UV 125 tasmâd dhi te sukhitâ vîtasokâ yeçârp priyarp nâsti katharp cid eva / tasmâd asokarp padam eçamânah priyarp na kurvîta hi jîvaloke // CHAKRAVARTI übersetzt: "Certes les douleurs, les lamentations et les misères du monde sont multiples; c'est du penchant à l'affection que tout cela vient; ôtée l'affection, rien de tout cela n'arrivera. - Aussi, ceux-là sont heureux et évitent la douleur, pour qui l'affection n'existe d'aucune façon; aussi, qui désire un état dénué de douleur, ne doit pas éprouver d'affections en ce monde de vivants" (pp. 50-51). ~ Die tibetische Übersetzung lautet: 310 Ausgewählte Strophen UVT V 3 / 'jig rten sdug bshal rnam pa du ma dafi / /mya han smre shags 'don pa ji sned pa / / de dag sdug pa dag las brten [rten K] te 'byuh / / sdug pa spahs na de dag yod mi 'gyur / UVT V 4 / gah phyir 'jig rten 'ga' na'ah sdug med pa / / gah yin de dag bde zih mya han med / / de bas gduh med rdul bral don gner bas / / nam yah sdug par byed pa de mi bya / Übersetzung: "Was auch immer in der Welt es an vielartigem Leid und an Kummer und Klage gibt - das entsteht in Abhängigkeit von dem, was einem lieb ist. Wenn man das Liebe aufgegeben hat, gibt es dies nicht mehr. - Also: die, denen nirgend­ wo in der Welt etwas Liebes ist, sind glücklich und ohne Kummer. Und deshalb sollen die, die nach dem Qualfreien, dem Makellosen streben, niemals [etwas] zu etwas Lie­ bem machen". Es bestehen eine Reihe erheblicher Divergenzen: ji shed pa ist keine einwandfreie Übersetzung von ye vai, 'byuri ist nicht asi sarvam, yod mi 'gyur gibt nicht katham cid wieder, unvereinbar sind 'jig ren 'ga' na'ah und katham cid eva, rdul bral sez etwas anderes voraus als padam, und nam yari entspricht nicht jvaloke. Die tibetische Version paßte eher zur Pali-Fassung als zum UV: Ud VIII 8 ye keci sokâ paridevitâ vä dukkhä ca lokasmim anekarûpâ / priyaip pajicceva bhavanti ete piye asante na bhavanti ete // tasmä hi te sukhino vîtasokâ yesarp piyarp n'atthi kuhinci loke / tasmâ asokarp virajarp patthayäno piyaip na kayirätha kuhinci loke // Ich habe den Herausgeber in zwei Punkten korrigiert: *lokasmim statt lokasmim (möglich wäre auch *lokamhi) und paficceva B statt paficca AD. In fünf der sechs Divergenzen, die genannt wurden, stimmt das Tibetische mit dem Pali überein. Ledig­ lich nam yari entspricht nicht kuhirici loke. - Die Version des PDhp stimmt mit dem Pali weitgehend überein: PDhp 84 ye keci sokâ paridevitarp vä dukkharp ca lokamhi aneka-rupaip / priyarp pajicca prabhavanti ete priye asante na bhavanti ete // UV 124-125 [V. 3-4] 311 PDhp 85 tasmâ hi te sukhino vîta-sokâ yeçarp priyaip nâsti kahiipci loke / tasmâ aâokarp virajam prâtthayânâ priyarp na kayirätha kahirpci loke // Wir stellen fest: UVT weicht in mehreren Punkten vom UV ab. Die Prakrit-Fassungen bieten Varianten, die der tibetischen Übersetzung eher entsprechen. Wenn die SanskritFassung, auf der das Tibetische beruht, mit den Parallelen übereinstimmt, bedeutet das, daß sie ursprünglicher ist als die erhaltene. Betrachten wir den Kommentar: / ji sned pa zes bya ba ni gah dag 'jig rten na mya han la sogs pa yod pa'o / / smre shags 'don pa zes bya ba ni gah cuh zad yid mi bde bas bskyed pa'i tshig brjod pa'o / Dies ist die knappe Erklärung der gesamten ersten Zeile. Das erste Definiendum lautet ji sied pa, für das wir in Anbetracht der Prakrit-Parallelen kaum etwas ande­ res als *ye keci voraussetzen können (vgl. auch LC). Das Relativum bezieht sich - so der Sinn der Angabe der Kommentars - auf die in der Strophe folgenden Substan­ tive, deren erstes offenbar mya rian lautet (mya han la sogs paj. Der Kommentar erklärt soka nicht als einzelnes Wort; dies kann aber nicht verwundern, da das Wort in den beiden vorherigen Strophen bereits vorkam und dort erklärt wurde (vgl. UVVT 298.4). Probemlos ist smre sriags 'don pa als Wiedergabe von paridevia; es wird be­ schrieben als ein "ausgesprochenes Wort, das durch ein wenig Ungemach verursacht ist". Der Kommentar führt somit auf diesen Wortlaut im ersten Päda: UV 124a ye kecic chokäV paridevitarp ca Da nach der vierten Silbe keine Zäsur steht, muß die dritte Silbe eine Kürze sein. Diese Lizenz erscheint durchaus voraussetzbar, vgl. die Formen kâni ci, kasya ci, kas ci usw., die BHSG § 2.91 verzeichnet. Die Abweichung der ersten Rezension von der alten Lesart liegt vielleicht darin begründet, daß man die metrische Irregulari­ tät beseitigen wollte. - Etwas ausführlicher ist der Kommentar zum zweiten Päda: / sdug bshal zes bya ba ni nah [gah P] gi nad do / / ji lta bu ze na / mam pa du ma zes bya ba smos te / rnam pa sna tshogs pa'o / / 'dis ni mya han la sogs pa thams cad khyad par du byed pa yin te / de re re yah mtha' yas pa'i dbye ba yod pa'i phyir ro / / 'di lta bu su la 'byuh ba yin ze na / smras pa / 'jig rten zes bya ba ste sems can gyi 'jig rten yin gyi snod kyi 'jig rten ni ma yin te / sems med pa'i phyir mya han la sogs pa med pa nid do / Das erste Definiendum ist sdug bshal, dies entspricht duhkham in der erhaltenen Fassung. Der Kommentar beschreibt das Leid als die "innere Krankheit"; es ist wohl gemeint, daß das Leid etwas ist, das im Gegensatz zum Kummer und zur Klage nicht 312 Ausgewählte Strophen notwendig artikuliert wird. Als Attribut (ji la bu ze na) zu duhkham wird als nächstes mam pa du ma "vielartig" genannt, glossiert durch mam pa sna shogs pa "verschieden­ artig". Obwohl das Attribut zu duhkham steht, bezieht es sich nach Aussage des Kom­ mentars auch auf die im ersten Päda genannten Substantive (mya han la sogs pa hams cad khyad par du byed pa yin e "hebt alles, von soka angefangen, hervor"). Zur Begrün­ dung wird gesagt, daß jedes einzelne dieser Wörter die "Besonderheit, endlos zu sein" aufweist. Als drittes Definiendum steht 'jig ren, es wird eingeleitet durch die Frage "wem entsteht das so beschaffene [Leid usw.]?". Dieses su la "wem?" repräsentiert den Kasus, in dem loka steht. Aus dem Tibetischen ist nicht zu entscheiden, ob es sich um einen Genitiv (kasya) oder einen Lokativ (kasmim) handelt. Der Kommentar fügt hinzu: "Es ist die Welt der Lebewesen und nicht die unbelebte Welt (Skr. bhajanaloka, vgl. BHSD s. v.); weil es [in der unbelebten Welt] kein Denken gibt, gibt es auch keinen Kummer und so weiter". Die Wortfolge im Kommentar entspricht weder der des UV noch der der beiden Prakrit-Texte. Nehmen wir einmal an, daß ein Wortlaut ähnlich dem Pali ursprünglich war: Ud dukkhä ca lokasmim anekarûpâ Es ist unschwer zu erkennen, daß der mittelindische Lokativ das Problem bei der Umsetzung ins Sanskrit war. Die erste Rezension hat das Problem gelöst, indem sie einen Genitiv setzte: UV duhkharp ca lokasya hi naikarupam Die Form naikarüpa kommt im UV nur an dieser Stelle vor, ist aber im Sanskrit sonst durchaus üblich. Die zweite Rezension hat scheinbar eine andere Lösung gesucht, wie die Folge nahelegt, in der der Kommentar die Wörter der zweiten Zeile nennt (sdug bsrïal - mam pa du ma - 'jig ren). Eine Fassung wie *duhkham ca naikarupam lokasya o. ä. ist aber metrisch nicht möglich. Wenn das Wort, das mam pa du ma zugrundeliegt, in der Mitte der Zeile gestanden hat, kann es wegen seiner Struktur nicht naikarüpa oder anekarüpa gelautet haben. Angesichts der Parallelen ist aber kaum anzunehmen, daß die zweite Rezension hier ein anderes Wort hatte (etwa aneka- dhä, anekavidha, nânâvidha o. ä.), und es erscheint somit wahrscheinlicher, daß der Kommentar im zweiten Päda auf dem erhaltenen Wortlaut beruht. Dann ist aber vor­ auszusetzen, daß die Wortfolge im Kommentar nicht der Wortfolge des Textes ent­ spricht - eine sehr ungewöhnliche Konstellation. Da aber der Kommentar in erster Linie syntaktische Bezüge herstellt (ji la bu ze na - 'di la bu su la 'byuri ba yin ze na), wird man an dieser Stelle vielleicht annehmen können, daß die Wortfolge in UVVT nicht der im UV entspricht. - Der dritte Päda wird wie folgt kommentiert: / sdug pa la brten te zes bya ba ni sdug pa'i dhos po la gnas pa'o / UV 124-125 [V. 3-4] 313 / byufi [UVT: 'byuh] zes bya ba ni rab tu skye ba'o / / de dag ces bya ba ni mya han la sogs pa snar bsad pa'o / Man kann brten te als Übersetzung von praîya "dependent on, based on" (BHSD) akzeptieren. UVVT glossiert allgemein durch "sich bei einer lieben Sache aufhaltend". Es fehlt im Tibetischen eine Entsprechung zu Skr. iha. Dies ist auffällig: UV priyarp pratîtyeha tad asti sarvarp Ud priyarp pajicceva bhavanti ete PDhp priyarp pajicca prabhavanti ete Die drei Fassungen haben die sechste Silbe der Zeile jeweils verschieden ausgefüllt; so hat UV ein iha und Ud ein eva, PDhp hat das folgende Verb präfigiert. Wenn nun iha im Tibetischen fehlt und das Definiendum byun durch rab u skye ba glossiert wird (vgl. oben pp. 126-127), könnte dies bedeuten, daß die zweite Rezension ähnlich dem PDhp gelautet hat, etwa: UV 124c priyarp pratîtya prabhavanti ete Daß die zweite Rezension nicht ad asi sarvarn, sondern eine den beiden Paral­ lelen entsprechende Fassung zeigt, ist deutlich durch die Definienda byuri (UVT 'byuri) und de dag; das Pronomen bezieht sich, wie der Kommentar expliziert, auf die "zuvor genannten [Dinge] wie Kummer und so weiter". - Der vierte Päda wird wie folgt kom­ mentiert: / ci'i phyir de Ita bu yin ze na / sdug kyah zes bya ba smos pa la / yah gi sgra ni gah gi phyir zes bya ba'i don te / gah gi phyir sdug pa spahs sih med par gyur na mya han la sogs pa de dag med par 'gyur te / de dag 'byuh bar mi 'gyur / Die beiden Pkr.-Versionen dürften den ursprünglichen Text bewahrt haben: Ud piye asante na bhavanti ete PDhp priye asante na bhavante ete Das Problem bei der Umsetzung der Zeile ins Sanskrit war der Sandhi in zweiter und dritter Silbe der Zeile und die Flexion des Partizips. Der UV in der erhaltenen Fassung hat das Problem nicht eben elegant, aber metrisch zureichend gelöst: UV priye 'sati syân na katharp cid eva UVVT kommentiert eine Partikel (yari gi sgra), die dem Sinn nach "weil" bedeutet (gari gi phyir zes bya ba'i don e). Dies wird ausgeführt: "Weil diese [Dinge] wie der Kummer und so weiter nicht vorhanden sind, wenn man das Liebe [so] aufgegeben hat, [daß] es nicht mehr vorhanden ist: diese [Dinge] entstehen [dann] nicht [mehr]". Es ist nicht glaubhaft, daß hier das erhaltene syân beschrieben wird, eher scheint ein hiattilgendes -hy- zwischen priye und einer folgenden Form von a-san- Gegen­ stand der Kommentierung zu sein: hi wird im Kommentar häufig als Kausalpartikel mit der Bedeutung "weil" beschrieben. Wenn dies richtig ist, kommt anstelle von 'sati 314 Ausgewählte Strophen metrisch aber nur eine aus dem Mittelindischen stehengebliebene Form wie asane, asani (vgl. BHSG §§ 18.15-16) in Frage; wie die Form genau gelautet hat, läßt sich aus dem Tibetischen natürlich nicht sagen, aber es scheint sicher zu sein, daß die zweite Rezension hier nicht priye 'sai syän gelesen hat. In der zweiten Hälfte der Zeile hat die zweite Rezension - wie die Prakrit-Fassungen - na bhavani ee gelesen; dies ergibt sich aus UVT de dag yod mi 'gyur und, deutlicher noch, aus UVVT de dag 'byufi bar mi 'gyur ro. Auch in den allgemeinen Ausführungen, die den Kommentar zu dieser Strophe abschließen, erscheint 'byufi ba: / 'di gfiis ni rgyu dah rgyu can gyi mtshan nid du brjod de / gah rgyu yod na ni 'byuh ba gah med na ni mi 'byufi ste / de yah dper na sa bon dah myu gu bzin no / / mya han med pa'i bde ba'i khyad par 'dod pa ste / bram ze de sdug pa yohs su span ba la gzud pa'i phyir gsuns so / Übersetzung: "Diese beiden [Dinge] werden als der Grund und das Kennzeichen, das einen Grund hat, genannt. Wenn der Grund vorhanden ist, entsteht es, wenn der Grund nicht vorhanden ist, entsteht es nicht; das ist so wie bei dem Samen und dem Sproß. Man wünscht sich die Vorzüglichkeit eines Glücks, bei dem es keinen Kummer gibt. Diese [Strophe] ist gesagt, um jenen Brahmanen dazu anzuhalten, das völlig aufzugeben, was ihm lieb ist". Die zweite Rezension zeigt demnach einen Wortlaut, der mindestens in der zweiten Hälfte der Zeile, wahrscheinlich aber auch in der ersten, von der erhaltenen Fassung abweicht und mit dem Prakrit übereinstimmt: UV 124d priye hy asante (?) na bhavanti ete Nur sehr knapp äußert sich der Kommentar zur ersten Hälfte der zweiten Strophe: / gah phyir zes bya ba la sogs pa smos so / / gah yin zes bya ba'i sgra ni nid kyi don te / bde ba nid yin no / / 'di ltar de dag ni 'dod chags dah bral ba'i rnam pa ste / khams gah na yah cuh zad sdug pa med de khams gsum gyi 'dod chags spahs pa'i phyir ro / gari phyir ist das Pratîka, es markiert den Anfang der Sanskrit- (asmäd) wie der tibetischen Zeile (gari phyir); ob wegen gari phyir ein *yasmäd zu rekonstruieren ist, ist zweifelhaft, da auch die Prakrit-Fassungen hier ein asmâ zeigen. Im Text von UVT ist das folgende Definiendum gari yin die Entsprechung zu yesäm. Daß aber der Kommentar dieses yesäm als "dem Sinn nach eva" (fiid kyi don e) bestimmt habe, ist völlig auszuschließen. Der Kommentator spricht offenbar von hi (im Text: dhi), das er auf sukhia (= bde ba) bezogen wissen möchte. Es heißt weiter: "So sind diese eine Art [von Leuten?], die von der Leidenschaft getrennt sind; man hat nämlich die Leidenschaft der drei Bereiche aufgegeben, in welchem Bereich es auch nur ein wenig UV 124-125 (V. 3-4] 315 Liebes nicht gibt". Es ist auch möglich, daß der Kommentar von tasmâd dhi spricht. Der Kommentar äußert sich nicht ausdrücklich zu 'jig ren 'ga' na'an. Dies kann aber keine Wiedergabe von kaham cid eva sein, das am Ende des zweiten Päda steht. Vielmehr müssen wir auch hier für die zweite Rezension einen Wortlaut voraussetzen, der den Parallelen entspricht: UV 125b yeçârp priyarp nâsti kasmirpâ cil loke Bei dieser Lesart muß die neunte Silbe als Kürze gewertet werden (vgl. Ud kuhinci loke, PDhp kahimci loke). - Eine ausführliche Kommentierung erfährt der dritte Päda: / de bas gdun med ces bya ba ni gafi gi phyir de Itar bde ba yah dag par skyes pa de bas na de la mhon par phyogs sin bde ba thob par 'dod pas ni 'ga' la yah sdug pa skyes par mi bya ste / gduh ba thams cad dah sred par byed pa thams cad ni de dah 'brel ba'i phyir ro / / gduh med ces bya ba ni / gah la mya han med pa thob pa de nid de / gduh ba thams cad bsal ba zes bya ba'i don to / / rdul bral zes bya ba ni non mohs pa dah bral ba ste / 'dir 'dod chags nid rdul yin gyi / sa'i rdul ni ma yin no zes pa'i luh gis so / / go 'phah zes bya ba ni mya han las 'das pa ste / de nid na sdug bshal de'i rgyu med pa'i phyir ro / / don gner ba zes bya ba ni kun tu 'dod pa'o / / yah na thob par 'dod pa ste sgrub par 'dod pa'o / Das erste Definiendum de bas gdwi med ist insofern etwas irreführend, als in erster Linie doch asmâd erklärt wird. Die Erklärung lautet: "Weil so das Glück in rechter Weise erzeugt wird, deshalb soll [jemand], der sich dem zuwenden und das Glück er­ reichen will, niemals etwas [ihm] Liebes hervorbringen; alle Qualen und alles, was gierig macht, ist nämlich damit verbunden". gduh med erscheint noch einmal separat als zweites Definiendum, dies entspricht asokam im Text des UV und wird zunächst als Kompositum aufgelöst: "Er ist eben der, der erreicht, daß ihm Kummer nicht vorhanden ist; sinngemäß: bei dem alle Qua­ len beseitigt sind". Das in der Glosse stehende mya han ist die Standard-Übersetzung von soka und bestätigt somit den erhaltenen Text [auch in UV 159d wird asoka durch gduh med wiedergegeben]. Der UV hat keine Entsprechung zu rdul bral; das Wort wird allgemein umschrieben als "von Befleckungen getrennt". Der Kommentator weist auch darauf hin, daß nicht der Staub der Erde, sondern der Schmutz der Leidenschaften gemeint ist. Somit setzt rdul bral eine Lesart *virajam voraus, die sich wieder in den beiden Prakrit-Fassungen findet, aber im uns erhaltenen UV fehlt. Etwas merkwürdig sind die beiden folgenden Definienda go 'phah und don gner ba. 316 Ausgewählte Strophen Nach UVVT ist mit go 'phari das Nirvärja gemeint, und zwar, "weil in diesem [Zustand] ein Grund für Leid nicht vorhanden ist". Nun steht pada (= go ’phari) zwar im UV, aber es fehlt viraja: UV tasmäd asokarp padam eçamâpati In UVT steht viraja, aber es fehlt pada: UVT de bas gduh med rdul bral don gner bas UVT don gfier bas paßt nicht gut zu esamäna [in UV 79 übersetzt don du gner ba Skr. arhika, in UV 149 prârhayan], Der Kommentar glossiert don gfier ba durch kun u 'dod pa "ganz verlangend" und gibt eine Alternative zum Verständnis (yari na), der zufolge es "zu erlangen wünschend" oder "wünschend, daß sich vollendet" bedeutet. Die Wiedergabe don gfier bas paßt eher zu der Lesart, die sich im Prakrit findet: Ud tasmä asokarp virajarp patthayäno PDhp tasmä asokarp virajam prâtthayânâ Das Metrum ist eine Inserted fifth. Ein mittelindisches pahayäna ist vermutlich die ursprüngliche Lesart. Sie konnte nicht ohne Beschädigung des Metrums sanskriti­ siert werden, da die hochsprachliche Norm prärhayamäna fordert (auch im Pali ist pahayamäna die Regel und pahayäna die Ausnahme, vgl. GEIGER §§ 191-192). Wenn wir den Definienda folgen, werden wir auf etwa diese Variante geführt: tasmäd asokarp virajarp padam prärthayamänaö Metrisch ist dies unmöglich. Vielleicht ist die Tatsache, daß der Kommentar ein go 'phari erklärt und beide tibetische Quellen eine Form von arhaya- nahelegen, nicht isoliert davon zu betrachten, daß wir im Prakrit Formen finden, die mit pa- bzw. pra- anlauten. Es könnte sein, daß der Kommentar folgende Fassung voraussetzt: UV 125c tasmäd aéokarp virajarp padârthî (?) Ich sehe keine Möglichkeit, die in UVVT aufgeführten Worte anders zu einer me­ trisch korrekten Zeile zu verbinden; wenn der Kommentar durch seine Diktion go 'phari und don gfier ba nicht als ein Kompositum ausweist, muß dies nicht bedeuten, daß es kein Kompositum ist; gelegentlich nennt der Kommentar Glieder einer Komposi­ tion einzeln als Definienda. Die Frage ist nun, ob UVT hiermit zu vereinen ist. Auf den ersten Blick scheint UVT genau dem Prakrit zu entsprechen; aber wie sollte eine solche Version im Sanskrit aussehen? esamäna scheidet als Vorlage aus: mit virajarp schon aus metrischen Gründen, außerdem kommt, wenn pada fehlt, doch nur die alte Lesart in Frage. Mit ‘prârthayan wäre die Zeile unter-, und mit ‘prârthayamânah wäre sie überzählig. Eine Form "prârhayânah wäre zwar denkbar, doch ist die Endung -ana bei thematischen Stämmen eine eher sporadische Erscheinung und zumindest für dieses Wort nicht belegt (BHSG §§ 34.4-5 verzeichnet: esàna, vrajâna, abhisarn- buddhâna, nisîdiyâna). Wollte man der tibetischen Übersetzung prârhayâna zugrunde­ UV 124-125 [V. 3-4] 317 legen, bedeutete dies, daß UVT einen anderen Text übersetzt, als UVVT kommentiert. Dies ist wenig wahrscheinlich. Ich halte es aber für möglich, daß der Übersetzer pada in UVT ausgelassen hat. Es wurden mehrere Fälle festgestellt, in denen in UVT ein Wort des UV fehlt (siehe oben p. 247-248). In der neunsilbigen Zeile von UVT wäre ein go 'phari aus Platzgründen kaum noch unterzubringen; zudem könnte man argumen­ tieren, daß die Bedeutung von pada in einem gewissen Grad schon in don (in don gner bas) enthalten ist, vielleicht hat der Übersetzer auch aus irgend einem Grund *padârhî wie eine Form von prarhaya- aufgefaßt. Es ist zuzugeben, daß ‘padôrthî keine gute Lesart wäre, da sich flektierte Attribute außerhalb eines Kompositums auf ein in 106 Komposition stehendes Wort beziehen würde, aber andererseits ist der Kommentar doch sehr klar darin, viraja, pada und dann eine Form von arhaya- zu erklären. - Der letzte Päda wird wie folgt kommentiert: / sdug par bya ba de mi bya zes bya ba ni chags pa'i dnos po yohs su gzuh bar mi bya'o / / nam yah zes bya ba ni rnam pa gah gis kyah ste / nah dah phyi rol des mnam par gzag pa dah mnam par bzag pa'i sa la sogs pa'o / sdug par bya ba de mi bya (= priyam na kurvîa) wird paraphrasiert: "Man soll eine Sache, der man anhaften [kann] nicht annehmen". Das Pronomen de im Tibetischen ist anscheinend ein Zusatz des Übersetzers, und sdug par bya ba eine ausführlichere Wiedergabe von priya. Das Definiendum nam yafi und dessen Glosse mam pa gari gis kyari "auf welche Art auch immer" legen es nahe, hier kaham cid eva zu lesen, wie es in der erhaltenen Fassung am Ende des zweiten Päda steht [in UV 690c wird kadam cid eva (kadam steht für kaham, vgl. BERNHARD p. 21) ebenfalls durch nam yah übersetzt]. - Somit könnten die beiden Strophen in der zweiten Rezension wie folgt gelautet haben: UV 124 ye kecic chokä() paridevitarp ca duljkharp ca lokasya hi naikarüpam / priyarp pratîtya prabhavanti ete priye hy asante (?) na bhavanti ete // UV 125 yasmäd dhi te sukhita vîtasokâ yeçârp priyarp nâsti kasmiips cil loke / tasmâd aéokarp virajarp padârthî (?) priyarp na kurvîta katharp cid eva // 318 Ausgewählte Strophen Udânavarga 131-132 [V. 10-11] UV 132 ist insofern eine besondere Strophe, als es sich um die einzige Aryä-Strophe handelt, die sich im UV, im PDhp und im Dhp findet. Nach dem Kommentar gehören UV 131 und 132 zusammen - sie haben ein gemeinsames Nidäna -, und zwar soll die erste Strophe zeigen, daß die Verbindung mit angenehmen Dingen immer Leid bedeu­ tet; die zweite zeigt, welchen Nutzen es bringt, diese Dinge völlig aufzugeben. Ich zitiere zunächst die Pali-Version in der von ALSDORF hergestellten Fassung: Ud n 7 piya-rûpa-sâta-gadhitâ ve deva-kâyâ puthû-manussâ ca / aghâvino parijjunnâ maccu-râjassa vasarp gacchanti // ye ve divâ ca ratto ca appamattâ jahanti piya-rûparp / te ve khapanti agha-mûlarp maccuno âmisaip durativattarp // ALSDORF weist darauf hin, daß die dritte Zeile der ersten Strophe einen jambi­ schen Eingang hat. Die UV-Fassung legt es nahe, im Pali *âghâino zu lesen; damit ergibt sich ein regulärer Spondeus im ersten Gapa. - In der im Sanskrit erhaltenen Fassung folgt die Aryä auf eine einfache Anuçtubh: UV 131 priyarûpasâtagrathitâ devakâyât) pçthaksthitâl) / âghâdinati paridyûnâ mçtyurâjavasarp gâtât) // UV 132 ye vai divâ ca râtrau caiv- âpramattâh priyarp jahati nityam / te vai khananti tv aghamûlarp mçtyu-r-âmiçarp durativartyam // Hierzu sagt ALSDORF: "Die erste Strophe ist mit Erfolg ganz 'élokisiert' . . . Die Sanskritisierung der zweiten hat das Metrum erheblich gestört. Der Hiat-Tilgung durch eva ist die Zäsur zwischen den Pädas a und b zum Opfer gefallen. In c erzeugt die Hiat-Tilgung durch tv eine Länge, die den Amphibrachys des 6. Gapa (khanani) zu v — verderbt. Von d ist der Anfang gestört (-v-/v-v....); durch Lesung mryor âmisam wäre das Metrum leicht herzustellen (- / — /v-v .... ), die Stro­ phe repräsentiert aber offenbar jene zweite Stufe der Sanskritisierung, in der die Durchführung des korrekten Sanskrit-Sandhis ohne Rücksicht auf das nicht mehr ver107 standene Metrum erfolgte". Das Fehlen der Zäsur nach der ersten Zeile der zweiten Strophe ist in der Tat merk- UV 131-132 (V. 10-11) 319 würdig, ein Enjambement ist kaum als regulär anzunehmen. Eine Handschrift schreibt rârau caiva / (pra)[maäh) mit Interpunktion als Bindestrich am Zeilenende (BERN­ HARD n. 1). Ich frage mich, ob caivapra" nicht aus *ca v apra° (mit tv als Hiattilger) verderbt ist. Bezüglich der Valenz der fünften Silbe in der dritten Zeile wird man die Lizenz einer Kürze für das vor tv stehende -i annehmen können. Bei der Lesart mryu-r-ämisam, die BERNHARD ohne eine Anmerkung läßt, müßte es sich der Schrei­ bung mit -r- zufolge um einen Sandhi-Konsonanten (BHSG § 4.61 ff.) handeln. Nahe­ liegender ist aber eine Korrektur der vierten Zeile, wie sie ALSDORF vorschlägt. - Die tibetische Fassung lautet: UVT V 10 / gzugs sdug bde bas bsdams pa dag / / 1ha mi so so'i ris dag tu / / sdig pa byed cih yohs nams nas / / rga dah 'chi ba'i dbah du 'gro / UVT V 11 / gah zig hin dah mthan rnams su / / bag yod gzugs sdug spoh byed pa / / des ni späh dka' bdud zas dah / / sdig [sdug K] pa'i rtsa ba'ah druhs nas phyuh / Übersetzung: "Die durch das Glück einer angenehmen Gestalt gebunden sind, tun in Gestalt von Göttern und gewöhnlichen (nach dem Kommentar: verschiedenen) Men­ schen Böses; nachdem sie [so] zunichte geworden sind, kommen sie in die Gewalt des Alters und des Todes. - Wer an den Tagen und in den Nächten als Achtsamer die angenehme Gestalt aufgibt, der hat die schwer aufzugebende Speise des Mara und auch die Wurzel des Bösen ausgerissen". UVT mi so so'i deutet darauf hin, daß die zweite Rezension nicht prhakshiah liest, sondern etwas, das P. puhû-manussâ entspricht. UVT rga dafi 'chi ba'i setzt anscheinend etwas wie mryujarä 0 voraus, nicht mryuräja 0 der ersten Rezension und auch nicht maccu-rajassa wie im Pali. UVT gzugs sdug entspricht P. priya-rüpam, keinesfalls niyam der erhaltenen UV-Fassung. - UVVT gibt folgenden Kommentar zur ersten Zeile: / de las dah po'i 'grel pa smras pa / gzugs sdug ces bya ba smos te / gzugs kyah yin la sdug pa'ah yin pas gzugs sdug go / / yah na gzugs sdug pa'i rgyu can no / / bde ba ni myoh ba'o / / gzugs sdug pa'i bde bas bsdams pa zes bya ba ni beihs pa ste / de'i ched du so so'i skye bo 'khor ba la chags nas 'dug pa'o / Das einleitende de las dart po'i grel pa "die Erklärung der ersten davon" bezieht sich auf tshigs su bead pa gfiis gsurts so ". . . sprach [der Buddha] zwei Strophen" am 320 Ausgewählte Strophen Ende des Nidäna. Der Kommentar gibt zwei Möglichkeiten, wie man das Kompo­ situm priyarüpa0 (gzugs sdug) auflösen kann; die erste lautet im Tibetischen gzugs kyari yin la sdug pa'ar yin pas. Karmadhâraya-Komposita werden in UVVT mit yin pas aufgelöst, und es besteht kein Grund, für gzugs sdug etwas anderes als priya­ rüpa vorauszusetzen. Die Auflösung des tibetischen Kommentars "weil es ein Körper ist, er indes aber auch angenehm ist [heißt es]: angenehmer Körper" macht anscheinend keinen Sinn. Es ist kaum denkbar, daß der Sanskrit-Kommentar ein solches Verhältnis zwischen einem Vorderglied râpa (gzugs kyari) und einem zweiten Glied priya (sdug pa'am) hergestellt hat. UVV wird priyarüpa nur als Karmadhäraya erklärt haben kön­ nen, und die merkwürdige Fassung in UVVT ist m. E. darauf zurückzuführen, daß der Übersetzer des Kommentars durch den Umstand irritiert war, daß gzugs sdug die Vorlage in umgekehrter Wortfolge wiedergibt. Die zweite Auflösungsmöglichkeit, die der Kommentar anbietet ("oder: mit der Sache einer angenehmen Gestalt verse­ hen") hat possessiven Charakter, und man kann priyarüpa "dessen Gestalt angenehm ist" durchaus auch als Bahuvrîhi auffassen, zu beziehen auf das folgende säa "pleas­ ure, joy" (PTSD s. v., ähnlich BHSD s. v. sâa). Das letztere ist im Tibetischen durch bde ba "Glück" wiedergegeben worden. Der Glosse zufolge bedeutet es wohl soviel wie "[angenehme] Empfindung". Durch die Freuden der angenehmen Gestalt (oder: der angenehm Gestalteten) sind sie 'gebunden' (bsdams pa = grahia). Der Kommen­ tar präzisiert: "Deswegen sind die gewöhnlichen Menschen permanent ('dug pa'o) an den Saipsära gebunden". Der Kommentar enthält keinen Hinweis darauf, ob am Ende der Zeile ein vai (P. ve) gestanden hat; ein vai würde den Unterschied zwischen Anu- çjubh und Aryä ausmachen. - Die zweite Zeile ist so kommentiert: / de yah gah yin ze na / lha'i ris dag tu zes bya ba smos te / rgyal chen *ris [rigs PCD] bzi la sogs pa'i lha'i tshogs dag tu'o / / so so ni rnam pa sna tshogs pa nid kyi lus dah sems yin pa'i phyir ro / / mi dah [mih dah PCD] zes bya ba la / dah gi sgra ni so so'i skye bo 'dren pa yin te / de yah rnam pa sna tshogs pa'o / Das einleitende de yart gart yin ze na "und welche sind das?" ist so zu verstehen, daß nun das Bezugswort genannt wird, auf das sich das Attribut in der ersten Zeile bezieht. Der Kommentar nennt dann lha'i ris dag tu; dies entspricht in der Flexion dem Wortlaut der tibetischen Übersetzung, in der allerdings zwischen 1ha und ris noch die "verschiedenen Menschen" eingefügt sind. UVT übersetzt so, als würde sich °kôyôh sowohl auf die Götter wie auf die Menschen beziehen. Die Erläuterung zu lha'i ris dag tu besagt: "unter der Menge der Götter wie etwa den Cêturmahârâja- käyika(-Göttern)". Hier wird devakôyôh bestimmt. (Der tibetische Terminativ ist wohl allein darauf zurückzuführen, daß er so in UVT formuliert ist, er hat wohl keine UV 131-132 [V. 10-11] 321 Bedeutung für den Gegenstand der Kommentierung im Sanskrit.) - Es folgt ein Defi­ niendum so so "verschieden, divers", dazu sagt der Kommentar: "Es sind nämlich [sol­ che], deren Körper und Denken Verschiedenartigkeit [aufweist]". Es heißt dann weiter, daß "bei mi dah ein Wort (oder: eine Partikel) dari die verschiedenen Menschen 'zieht'; diese sind auch verschiedenartig". UVT mi so so'i deutet auf einen Wortlaut, der dem Pali entspricht und auf Skr. wie folgt gelautet haben könnte: UV 131b devakâyâlj pçthahmanuçyâs ca Dies wäre eine Aryä-Zeile. Wir müßten den Kommentar dann so verstehen, daß dari gi sgra ein ca im Sanskrit meint und sich dies auf *prharimanusya bezieht ('dren pa). Der dritte Päda gibt eine Antwort auf die Frage, wozu sie dadurch werden, daß sie durch das Glück eines angenehmen Körpers gebunden sind: / gzugs sdug bde bas bsdams pa dag yod par gyur pa des ci zig tu 'gyur ze na / smras pa / sdig pa byed cifi zes bya ba smos te sin tu gnod par byed pa yin pas sdig pa ste / sdig pa'i las de'i rgyus sems can thams cad la gduh bar byed pa ste / de dah 'dir rjes su mthun par bsgrub pa'i tshul gah yin pa de ni de nid de sdig pa byed pa zes bya ba'i don to / / bde ba rjes su myoh bar byed pa'i phyir sems can rnams 'dod pa la mhon par chags par byed de / 'dod pa'i ched du yah han par spyod pa thmas cad spyod do / / sdig pa'i 'bras bu smras pa / yohs nams nas zes bya ba yohs su zad pa ste / 'jig rten 'dir lus yohs su nams pa dah smad pa la sogs pa'i sdug bshal gyi gzi yin pa'i phyir bdag nid la stobs med pa yin te / mhon par mi 'dod pa zes bya ba'i don to / / ji skad du bsad pa / gal te srid pa rtsad bead na [nas CD] / / 'byor pa thams cad lag tu rned / / de la skyabs ni yod byas na / / bran bzin bka' [dka' P] ni spyi bos nod / / ces so / Der Kommentar gibt eine etymologische Ableitung zum Definiendum sdig pa byed ciri: "weil sie sehr verletzen, sind sie böse". Durch sin u gnod par byed pa yin pas läßt sich natürlich sdig pa nicht begründen, sondern nur âghâin von ä-han- ableiten (vgl. auch oben p. 233). BERNHARDS äghädinah - so nicht in allen Handschriften! - gehört m. E. in den Apparat, nicht in den Text, da die Form vielleicht nichts weiter verrät als die Hand des tocharischen Schreibers, dessen Sprache Media und Tenuis nicht unterschied (zum Wort selbst siehe BHSD s. v. âghâtin). Der Kommentar führt 322 Ausgewählte Strophen aus, daß man aufgrund dieser bösen Tat (daß man nämlich verletzt, ö-han-) alle Lebe­ wesen quält. Wer dies tut, der ist sinngemäß jemand, der Böses tut (sdig pa byed pa zes bya ba'i don o). Es scheint, daß UVT die Erklärung des Kommentars, nicht den Text des UV übersetzt hat. Das folgende Definiendum yoris dams nas entspricht paridyüna in der erhaltenen Fassung. Der Kommentar glossiert es durch yoris su zad pa "ganz aufgebraucht" und beschreibt die Bedeutung des weiteren so: "Weil er ein Gegenstand des Leids ist in dieser Welt (d. h. im Diesseits) wird sein Körper schwach und er wird getadelt und so weiter -, ist ihm selbst keine Kraft vorhanden; sinngemäß [heißt das]: unangenehm". Es wird dann eine Beispielstrophe angeführt, die offenbar den Topos illustrieren soll, sie lautet in (tentativer) Übersetzung: "Wenn man ein Wesen umgebracht ('ausge­ rottet') hat, bekommt man allen Reichtum (des Beraubten?) in die Hand. Wenn man dies zu seiner Zuflucht gemacht hat, erhält man wie ein Sklave den Befehl durch den Kopf (wohl: durch einen Höheren)". Die Strophe ist etwas merkwürdig, aber offen­ bar soll, ein Zusammenhang zwischen äghäin "schädigend" und paridyüna "[selbst] geschädigt" im Sinne von Ursache und Wirkung herzustellen. Die Kommentierung enthält keinen Hinweis auf einen abweichenden Wortlaut. Die dritte Zeile kann eine Arya ebensogut sein wie eine Anu§{ubh. - Der vierte Päda der ersten Strophe wird wie folgt kommentiert: / rga dafi 'chi ba'i dbafi du 'gro zes bya ba ni / rga ba dafi 'chi ba'i rjes su 'jug pa ste / yah dah yah du skye ba blahs nas 'chi ba rjes su myoh bar 'gyur ro / / de la 'dis ni non mohs pa dah han par spyod pas skye ba la phan par bstan to / / 'dis span bar 'dod pas sdug pa yohs su späh bar bya'o zes bsgrub pa'i phyir gsuhs so / rga dafi 'chi ba'i entspricht, wie es scheint, einem *mryujarä° , das sich graphisch vom erhaltenen mryuraja “ nicht sehr entfernen würde. Es ist öfter zu beobachten, daß die Glieder eines Dvandva-Kompositums im Tibetischen vertauscht sind, vgl. UV 278d pänabhojanam = bza' buri, UV 926d sukhaduhkhena = sdug bdes, UV 1022b icchälobham = rned 'dod; es läßt sich in Fällen dieser Art zum Teil beobachten, daß die Vertauschung der Glieder im tibetischen Kommentar bestehen bleibt, obwohl wir von der Übersetzung eines Sanskrit-Kommentars erwarten würden, daß eine dem Sanskrit entsprechende Folge gegeben wird. So erscheint das genannte bza' bturi auch im Kommentar als bza' ba dari bturi ba "Essen und Tinken" (nicht "Trinken und Essen", wie die Begriffsfolge bei pänabhojana ist). Der Grund für die Vertauschung ist offenbar die innere Logik der tibetischen Sprache, die bestimmte Zusammensetzungen nur in bestimmten Aufeinanderfolgen gestattet. Ich glaube daher nicht, daß wir wegen rga (ba) dah 'chi ba'i in UVT und UVVT annehmen müssen, die Vorlage habe *jarämryu UV 131-132 [V. 10-11] 323 oder *jarâmarana gelautet: Wenn in den beiden anderen indischen Fassungen mryu- raja° steht, läßt sich aus dem Tibetischen wohl nur mryujarä 0 rekonstruieren. Der Kommentar sagt, daß er "dem Alter und dem Sterben nachfolgt (rjes su 'jug pa, Skr. etwa anu-vr-); immer wieder nimmt er eine Geburt an und muß den Tod erleiden (rjes su myori ba = anu-bhü-). Dabei ist dadurch gezeigt, daß der Befleckte und sich schlecht Verhaltende in eine Geburt geworfen wird. Somit ist [diese Strophe] gespro­ chen, um zu erreichen, daß der, der aufgeben will, das Angenehme aufgibt". Das Tibe­ tische könnte vielleicht diesen Wortlaut voraussetzen: UV 131d mçtyujarâvasam anugacchanti Allerdings ist auch im Chinesischen von "König Tod" die Rede: "They like beauty and golden complexions, and in other worlds they dwell in celestial bodies, but when happiness is at its highest, harm is extreme. By the king of death they are selected” (WILLEMEN p. 25). Man kann die bisherigen Überlegungen wie folgt resümieren: Das Tibetische stimmt nicht mit der erhaltenen Fassung des UV überein. Es könnte sein, daß UV 131 in der zweiten Rezension keine Anuçtubh war, sondern - wie UV 132 und die erste Strophe im Pali - eine Aryä. Jedoch ist eine sichere Rekonstruktion der gesamten Strophe wohl nicht möglich. - Die zweite Strophe (UV 132) zeigt, welchen Nutzen es bringt, das Angenehme aufzugeben: / sdug pa yohs su spans pa'i phan yon gah zig ces bya ba la sogs pa smos te / gah zig ni gah dag go / / nin dah mtshan mo zes bya ba ni ftin par dah mtshan mo'o / / dah gi sgra ni rgyun mi 'chad pa'i sbyor ba bsgrub pa'i phyir ro / Das erste, vor ces bya ba la sogs pa smos e stehende gari zig ist das Pratîka, das zweite ist ein Definiendum, das ye oder ye vai im erhaltenen Text entspricht. Es folgt eine Erklärung zu "Tag und Nacht", die im Tibetischen keinen Unterschied zum Wortlaut der Übersetzung bedeutet. Eine Partikel dari wird so beschrieben: "Weil sich eine ununterbrochene Verbindung ergibt". Hier könnte eva beschrieben sein oder das doppelt gesetzte ca. - Der Kommentar fährt fort: / bag yod ces bya ba ni bag yod par byed pa ste / gzugs sdug pa span ba'i phyir grien po bsgom pa zes bya ba'i don to / / gzugs sdug spoh byed pa zes bya ba ni sdug pa yohs su 'dor ba ste dhos po de la dmigs pa'i non mohs pa span ba'i phyir ro / bag yod entspricht dem erhaltenen -apramaäh. gzugs sdig spori byed pa setzt deutlich etwas wie P. jahani piyarüpam voraus. Der Kommentar paraphrasiert: "Er gibt das Angenehme völlig auf, damit er die Befleckungen, [die darin bestehen], diese Dinge zu beachten, aufgibt". Die Zeile könnte in der zweiten Rezension wie folgt 324 Ausgewählte Strophen gelautet haben: UV 132b -âpramattâh jahati priyarQpam Das Metrum bei dieser Variante ist möglicherweise korrekt; ALSDORF hat "mehrere ganz sichere Fälle” im Pali festgestellt, in denen in mittleren Gapa einer geraden z» . .. 108 Aryä-Zeile der Anapäst steht. Es scheint aber auch möglich, daß die zweite Rezen­ sion eine mehr mittelindische Verbform entsprechend P. jahani gezeigt hat (dann wäre die Lizenz einer Kürze vor dem anlautenden pr- vorauszusetzen). Die chinesische Fassung lautet: "When night and day a man is at rest and dispenses with his fondness for beauty, he digs up his deep roots. Will he not go beyond the path of death?" (WIL­ LEMEN p. 25). - Der dritte Päda wird wie folgt kommentiert: / des zes bya ba ni de nid kyis so / / druns nas phyun zes bya ba ni rtsa ba nas phyuh ba'o / / sdig pa'i rtsa ba zes bya ba ni sdig pa 'phel ba'i phyir bag la nal zes bya ba'i don to / Die Wiedergabe von agha "misery" (BHSD) durch sdig pa entspricht dem, was Mvy 6565 empfiehlt. Der Kommentar beschreibt aghamüla als "sinngemäß: Neigung (Skr. anusaya), weil (dies] das Böse anwachsen läßt". - Interessant sind die Angaben zum vierten Päda, die eine Diskussion zur Bedeutung von ämisa enthalten: / bdud zas dah zes bya ba ni 'chi bar byed pa'i 'dren pa dah / zas dah zah zih dah phan 'dogs pa zes bya ba ni rnam grahs so / / de'i phyir non mohs pa ma spans pa la ni skye ba dah 'chi ba rned sla ba yin no / / sdig pa'i rtsa ba ni sdig pa thams cad skyed par byed pa yin pa'i phyir ro / / de bas na bdud kyi zas de ji skad du bstan pa / gah du 'dod pa de na 'chi ba yod / / gah du zas yod de na bya rgod ltuh / / zes gzan dag zer ro / / späh dka' zes bya ba ni 'da' bar dka' ba'o / / bdag nid ma spahs pa rnams la ni kun tu sbyor ba rnams span bar dka' ba nid du bstan pa'i phyir 'di gsuhs so / ämisa "[rohes] Fleisch" bedeutet hier offenbar soviel wie "Köder" (auch das PTSD gibt "bait" für ämisa). Der "Köder des Todes" ist eine glaubhafte Metapher für priya. Nun übersetzt der Tibeter "Speise des Mara", aber dies ist offenbar eine interpretie­ rende Wiedergabe. Durch seine Umschreibung "der Führer [dessen, der] sterben läßt (?)" liefert der Kommentar in Form von 'chi ba eine indirekte Bestätigung für mrtyu. Es wird hinzugefügt, daß zas, zart ziri und phan 'dogs pa (Skr. upakära?) Synonyme (mam grans) sind. Nach Mvy 6753 kann ämisa durch zart ziri, sa und zas wiedergegeben UV 186 [VIII. 6] 325 werden. Weiter heißt es im Kommentar: "Deshalb kann jemandem, der die Befleckun­ gen nicht aufgegeben hat, leicht Geburt und Sterben zuteil werden. Die Wurzel des Bösen (d. h. aghamüla) erzeugt nämlich alles Böse. Deshalb wird auch über die Speise (oder: den Köder) des Mâra gelehrt: Wo Verlangen ist, dort ist [auch] das Sterben; wo rohes Fleisch ist, dort stürzen die Geier nieder", über das Letztere wird gesagt, daß so die "anderen" sagen; dies ist wohl so zu verstehen, daß amisa nach Meinung der anderen hier wie in der Referenz-Strophe "rohes Fleisch" bedeute. Bezüglich des letzten Definiendums spart dka1 ist zu sagen, daß die Glosse dem im UV zu fin­ denden duraivaryam eher entspricht als die Übersetzung in UVT. Udänavarga 186 [VIII. 6] Die Strophe lautet wie folgt: UV 186 asataip hi vadanti pâpacittâ narakarp vardhayate vadhäya nityam / anavadyabalas titîkçate târp manaso hy âvilatârp vivarjayitvâ // In BERNHARDS Ausgabe ist tarn (das aus metrischen Gründen an das Ende der dritten Zeile gehört) an den Anfang der vierten gestellt, so daß der Eindruck entsteht, es bezöge sich auf âvilaâm. HAHN hat darauf hingewiesen, daß sich arn (= tön) auch . . 1 ()Q als Akk. PI. auf papacia beziehen kann. In CHAKRAVARTIs Ausgabe finden wir folgende Abweichungen: pâpacinâ, Mit tan (= a) vardheya=(e) sowie an statt tarn (p. 87). würde die dritte Zeile zu übersetzen sein: "ein mit untadeliger Stärke Versehener erträgt diesen [Sachverhalt]" - nämlich den, daß Übelgesinnte Schlechtes sagen (HAHN). Im ersten Päda hat LB eine Variante asao statt asaam, die sich aber aus dem Tibetischen nicht verifizieren läßt. - Eine nur sehr ungefähre Parallele findet sich im Pali: Sn 967 theyyarp na kareyya na musä bhaiieyya mettâya phasse tasathâvarâni / yad ävilattarp manaso vijannä kanhassa pakkho 'ti vinodayeyya // In der ersten Zeile ist das Metrum nicht korrekt, vermutlich ist *kayirä zu lesen (mit Auflösung der vierten Silbe der Zeile). Die Strophe läßt sich wie folgt übersetzen: "Man soll nicht stehlen, man soll nichts Falsches sagen. Mit Wohlwollen soll man die beweglichen und unbeweglichen [Dinge] (d. h. Lebewesen und Pflanzen) berühren. 326 Ausgewählte Strophen Was man als Konfusion des Geistes erkenne, soll man [in dem Gedanken] 'es ist die Seite des Dunklen' vertreiben". [Zum Optativ vijarifiä siehe GEIGER § 145 gegen Ende.] Nach PTSD (s. v. pakkha) ist mit kanhassa pakkha Mara gemeint, dies scheint auf Erläuterungen der Pali-Kommentatoren zuriickzugehen. - Die tibetische Übersetzung lautet: UVT VIII 6 / sdig pa'i sems kyis ma nes skyon brjod pa / / bdag nid bsad [gsad T] phyir dmyal ba spei bar zad / / stobs Idan nes med pa dag bzod [*brjod BECKH] byed cih / / de la sems kyah 'khrug par mi byed do / Übersetzung: "Daß [jemand] von bösem Geist nicht falsche [Dinge] als Fehler be­ zeichnet, [führt] nur (dazu, daß] sie um ihrer eigenen Tötung willen die Hölle größer werden lassen. Fehlerfreie Starke ertragen und werden darüber (oder: über ihn) im Geist auch nicht verwirrt". UVT bdag nid setzt offenbar etwas anderes voraus als nityam; auch die chinesi­ sche Fassung nennt das Selbst, nicht das Adverb der Beständigkeit: "He who does not have the path, goes to a woeful destination and increases for himself the sufferings of hell. Far away from foolishness, one must cultivate a forbearing mind! Bearing the truths in mind one will commit no offense" (WILLEMEN p. 35). Für den vierten Pâda des Sanskrit könnte sems kyan darauf hindeuten, daß der Hiattilger zwischen manaso und âvilaâm nicht hy, sondern *py gelautet hat. - Die erste Strophenhälfte wird in UVVT wie folgt kommentiert: / ma nes pa ni mi bden pa'o / / skyon brjod pa ni tshig ban pas sun 'byin par byed pa'o / / gah gis ze na / sdig pa'i sems kyis zes bya ba ste / non mohs pa'i yid kyis so / / sems kyi skyon dart bral zih skyon spahs pa'i 'phags pa rnams ni skyon brjod par mi ruh ho / Die Glosse mi bden pa'o bestätigt asatam des UV deutlicher als das Definiendum ma des pa, dem in UVT ma ries entspricht. Wenn der Übersetzer des Kommentars die beiden Definienda asaam und vadani im Tibetischen durch ma des pa und skyon brjod pa notiert, scheint er die Intention von UVT nicht richtig wiederzugeben; denn offenbar ist ma des skyon "nicht Falsches als Fehler" die Wiedergabe von asatam "Unwahres" und brjod pa die Übersetzung von vadani. Wenn das dritte Definiendum (UV pâpaciâ) durch die Frage gab gis ze na eingeleitet wird, bedeutet das nicht, daß im Sanskrit ein Instrumental stünde, sondern, daß sdig pa'i sems kyis das logische Subjekt des tibetischen Satzes ist. LÜDERS sagt unter Verweis auf die tibetische Fassung: "Der zweite Päda scheint ursprünglich in der Ostsprache nilayam aavadhäya vaddhayane gelautet zu haben, UV 186 [VIII. 6] 327 und zu übersetzen wäre die Zeile: 'Leute von schlechter Gesinnung allein sprechen was nicht zutrifft (asaam präkritisch für asat), indem sie zum eigenen Tode die Hölle wachsen machen'. Der Nom. PI. vaddhayane wäre dann von dem Sanskrit-Übersetzer fälschlich als 3. Plur. Präs, aufgefaßt und mit narakam ämavadhäya vardhayane übersetzt worden, und schließlich hätte man den Päda, wohl um das metrisch anstößige narakam zu beseitigen, in die jetzige Form umgestaltet" (§ 237). - Der Kommentar erklärt die Zeile wie folgt: / skyon brjod pas ci zig tu 'gyur ze na / bdagnid bsad [gsad CD] phyir dmyal ba spei bar zad ces bya ba smos te / bdag nid bcom pa'i phyir dmyal ba'i 'gro bar dor bar byed de / rnam par smin pa'i 'bras bu ne bar len ein sin tu mi zad pa'i tshor ba myoh ba yin te / gan dag mthoh ba'i chosnid kyi yul gyi ro la dmigs sih mthoh la / ma 'ohs pa'i sdug bshal chen po'i rgyun ni ma yin pa'o / Der zweite Päda gibt eine Antwort darauf, was mit denen geschieht, die in der ersten Zeile genannt sind. Es wird zusammenfassend erklärt, daß sie "in eine Höllen­ existenz geworfen werden, auf daß sie selbst bezwungen werden: sie empfangen die Frucht der Reife [ihrer Taten] und müssen sehr unerträgliche Wahrnehmungen erdul­ den; wer aber den [irrealen] Geschmack der sinnlich wahrgenommenen Objekte sieht und beachtet, für den wird in der Zukunft der Strom des großen Leids nicht existieren". In dieser Umschreibung findet sich keine Spur von niyam, wie es im UV erhalten ist, wohl aber (in bdag did bcom pa'i phyir) ein weiterer Hinweis auf etwas wie *ä- mänah, bezogen auf vadhäya. Es gibt kaum eine Möglichkeit, niyam unmittelbar durch eine Form von äman zu ersetzen. Ein *narakam vardhayae vadhâya 'mänah bietet keine realistische Perspektive: zwar gibt es auch im UV die verkürzte Form von äman (so in 110c: durgäd uddharae mänam), jedoch hier wie in den BHSG § 4.13 besprochenen Fällen nur nach auslautenden -e, -o. Wenig aussichtsreich scheint es auch, in niyam etwas zu sehen, das von nija gebildet wäre. Somit ist LÜDERS' Rekonstruktion als Vorlage des Tibetischen möglich: UV 186b narakarp hy ätmavadhäya vardhayante Das hier eingefügte hy begründet sich dadurch, daß ein metrisches Problem dieser Art im UV gewöhnlich durch Einschub von hy gelöst wird (vgl. oben, Metrik § 109). - Der Kommentar zum dritten Päda lautet: / gart mkhas pa dag ni gzan gyis gnod pa byas kyah mi 'gyur te / ei'i phyir ze na / 'di Itar stobs ldan fies med ces bya ba ni 'di'i so sor brtags pa'i stobs zes bya ba'i don to / / bzod par byed pa ni bzod pa med pa'o / / de la zes bya ba ni skyon brjod pa de thos kyah ho / Demnach wird der Grund genannt, warum die Verständigen sich nicht verändern, 328 Ausgewählte Strophen auch wenn sie von anderen geschädigt worden sind. Zur Wortbedeutung von anavadyabala finden sich folgende Vorschläge: "der die Kraft der 'Untadeligkeit' besitzt; dessen Stärke Untadeligkeit ist" (SWTF), "the power of faultlessness" (CPD s. v. anavajja- bala), "ein mit untadeliger Stärke Versehener" (HAHN). Wenn der Kommentar das Wort als "sinngemäß: die Kraft seiner sorgfältigen Prüfung (vgl. BHSD s. v. praisamkhyä)’’ umschreibt, so scheint er das Wort nicht als Bahuvrîhi, sondern als Tat- puruça aufgefaßt zu haben. Zu i'iksae (= bzod par byed pa) heißt es nur, daß er "ohne Ungeduld ist". Das folgende Pronomen de la wird wie folgt erläutert: "Auch wenn er die Nennung der Fehler gehört hat". Der Kommentar hat offenbar an (= a) ge­ lesen. - Zum vierten Päda heißt es zunächst: / 'di ji ltar ses par bya ba ze na / sems kyafi 'khrug par mi byed do zes bya ba smos te / sems rnog par ma byas pa yin no / Als Definiendum wird die ganze Zeile gesetzt, eingeleitet durch eine Frage: "Als wie beschaffen soll man sie erkennen?". In der Glossierung ("sie haben [ihren] Geist nicht trüb werden lassen") finden wir in rnog par ein übliches Äquivalent für Skr. avila, das Abstraktsuffix ist im Tibetischen nicht mehr zu erkennen. Im Anschluß daran findet sich die folgende Erläuterung: / rigs pa ni dam pa rnams kyi gzuh lugs kyi rjes su 'breh ba ste / dam pa rnams kyi gzuh rjes su bsruhs pas rnog pa med pa'o / / ji skad du / dam pa rnams ni 'chih gyur kyah / / sems ni 'khrug par mi 'dod de / / srog gi phyir yah 'di 'khrug pa / / de bas mkhas pa 'dod mi byed / / ces bsad do / Übersetzung: "Was das Passende (oder: Angemessene, Richtige) angeht, so besteht es darin, den Konventionen (samaya) (oder: Meinungen (mata)] der Edlen nachzu­ folgen; durch die Bewahrung der Konventionen der Edlen [entsteht] Freisein von Trü­ bungen. So heißt es auch: Selbst wenn man Edle gebunden hat, möchten [sie darüber] in [ihrem] Herzen erschüttert sein; daher möchten die Weisen nicht, daß dies [sc. ihr Herz] selbst um des Lebens willen nicht erschüttert wird". Hier wird der Topos erläutert, daß die Edlen sich auch durch schlimmste Anfeindungen nicht aus der Ruhe bringen lassen. - Es findet sich weiter folgende Angabe: / sems kyafi "bad par 'khrug par mi byed de zes kha cig brjod de / skye bo dam pa rnams ni nam yah 'khrug pa dah bcas pa mi byed do zes bya ba ni 'di'i don to / Da UVVT das Verbum brjod verwendet, scheint es sich um eine abweichende Lesart UV 217 [X. 2] 329 (und nicht um eine Interpretation) zu handeln, deren Sinn der Kommentator wie folgt beschreibt: "Die edlen Menschen sind niemals mit Verwirrung versehen". Ich kann diese Lesart nicht identifizieren. Udänavarga 217 [X. 2] In dieser Strophe wird die Habsucht als eine im Hinblick auf das nächste Leben un­ günstige Geisteshaltung beschrieben: UV 217 na vai kadaryä devalokarp vrajanti bêla hi te na praéarpsanti dânam / Srâddhas tu dânarp hy anumodamâno 'py evarp hy asau bhavati sukhî paratra // Die erste Zeile ist eine Inserted fifth mit ra in den Mittelsilben. In der vierten Zeile ist die fünfte Silbe aufgelöst (bhavati). - Die Pali-Version hat im dritten Päda dhîro statt sräddhas, ferner lauten zweiter und vierter Päda etwas anders: Dhp 177 na ve kadariyä devalokarp vajanti bâlâ have na-ppasarpsanti dânarp / dhîro ca dânarp anumodamâno ten1 eva so hoti sukhî parattha // In der tibetischen Übersetzung finden wir bran rnams, was der Lesart des Dhp eher entspricht als UV sräddhas: UVT X 2 / 'jurîs rnams 1ha yi 'jig rten mi 'gro zin / / de yis [yi BECKH] byis pa sbyin pa'i bsnags mi brjod / / brtan rnams sbyin la rjes su yi ran ba / / des ni de dag gzan du bde ba myoh / Übersetzung: "Die Habsüchtigen gehen [nach dem Tod] nicht in die Götterwelt; die Toren preisen deshalb die Freigebigkeit ('die Gabe') nicht. [Weil] die Edlen an der Freigebigkeit Freude finden, deshalb erfahren sie in der nächsten ('anderen') [Exi­ stenz] Glück". Alle tibetischen Quellen notieren de yis byis pa, was BECKH (in Kenntnis der UVFassung?) zu de yi byis pa emendiert hat; wenn das Pronomen attributiv zu byis pa stehen soll, erwartet man eher byis pa de ni o. ä. Es ist aber auch nicht auszuschließen, daß der Übersetzer des Textes tatsächlich de yis byis pa intendiert hat; er hätte dann e na wie ena na mißverstanden und na sozusagen zweimal übersetzt. - Der Kom­ mentar erklärt den Anfang der zweiten Zeile wie folgt: 330 Ausgewählte Strophen / ci'i phyir ze na / de yis byis pa zes bya ba yin te / gah gi phyir gah dag 'juhs Sih rmohs pa ste / las dah 'bras bu [bus P] 'brel ba ji lta ba bzin du ma rtogs pa'i phyir ro / In der einleitenden Frage ci'i phyir ze na sehe ich eine indirekte Bestätigung für hi "denn" des UV. Die Erklärung zu de yis byis pa lautet: "[Es sind] nämlich [die], die habsüchtig und verblendet sind, weil sie den (kausalen) Zusammenhang von Tat und Wirkung nicht [so] erkennen, wie er [wirklich] ist". Diese Erklärung besagt in der Sache lediglich, daß der Kommentator kadaryä und bâlâ aufeinander bezieht. Der Kommentar setzt im dritten Päda bran mams als Definiendum und glossiert es durch "welche Verständigen auch immer": / brtan mams zes bya ba ni gah yah mkhas pa rnams te / de ni / sbyin la rjes su yi rah ba zes nor gtoh ba'i phan yon yah dag par bshags pa byed pa'o / Zum vierten Päda finden wir folgende Ausführungen: / des ni zes bya ba ni sbyin pa la rjes su yi rah ba'i rgyus so / / de dag ces bya ba ni rjes su yi rah bar byed pa yah bde ba myoh bar 'gyur ba yin te / gah gi phyir pa ya swi [si CD] zes bya bas sbyin gtoh gi khah pa byas nas nor la sogs pa dah ldan par byas te / der sbyin pa byed pa yah bzag pas bdag nid kyis ni ma byin mod kyi / de mtho ris su skyes te brtan pa rnams bde 'gror skyes nas / lha'i lohs spyod ci 'dod pa thob cih bde ba nams su myoh ho / / gzan du zes bya ba ni 'jig rten gzan no / Das erste Definiendum des ni entspricht dem Wortlaut von UVT. Es scheint formal eher auf etwas wie Dhp ten' eva zu deuten als auf 'py evam hy des UV, jedoch macht die Erklärung "weil er an der Freigebigkeit Freude findet" in UVVT auch dann einen Sinn, wenn wir als das in UVV kommentierte Wort evam voraussetzen. Wie es scheint, hat UVT so konstruiert, wie der Kommentar hier erklärt: rjes su yi rah ba //des ni. Das zweite Definiendum de dag wird glossiert: "[Der an der Freigebigkeit] Freude Findende wird auch Glück erfahren". Es ist nicht zu entscheiden, ob UV asau oder etwas wie Dhp so kommentiert wird. Der Kommentator nimmt das Pronomen zum Anlaß, über einen gewissen Payasvin (Vayasvin?) zu berichten, der sich durch besondere Freigebigkeit auszeichnete und dafür im nächsten Leben belohnt wurde. Problemlos ist schließlich gzan du als Entsprechung von UV paratra. - Im Anschluß daran finden wir im Kommentar folgendes: / des ni de dag gzan du bde ba 'thob ces gzan dag tu brjod do / Es wird eine abweichende Lesart genannt, die aber nicht kommentiert wird. Die Besonderheit dieser Lesart besteht in bde ba 'hob "erlangt Glück" gegenüber (UVT) bde ba myor "erfährt Glück" und (UV) bhavai sukhî "wird glücklich", bde ba 'hob pa (BECKH schreibt immer hob pa, vgl. p. V, n. 2) findet sich im UV als Wiedergabe UV 217 [X. 2] 331 folgender Verbindungen: sukham edhae (UV 57), sukham see (118), sukham samadhigacchai (174), sukham [na] vindai (183), sukham âdadhâi. Ich sehe keine Möglichkeit, ausgehend von diesen Belegen, aus de ni de dag gzan du bde ba 'hob einen vom erhal­ tenen Befund des UV abweichenden Wortlaut zu rekonstruieren; aber die Belege zeigen, daß bde ba 'hob pa einer ganzen Palette von Ausdrucksweisen entsprechen kann, und es wäre keineswegs ungewöhnlich, wenn bde ba 'hob hier für bhavai sukhî stünde, wie es im UV an dieser Stelle erhalten ist. Die "andere" Lesart wäre dann die des UV im Gegensatz zu UVT. Das Fehlen einer Glosse könnte dafür sprechen, daß die Angabe des ni de dag gzan du bde ba 'hob ces gzan dag u brjod do nicht von Prajnä­ varman stammt, sondern vom Übersetzer des Kommentars, der zum Ausdruck bringen wollte, daß die tibetische Version mit der Vorlage nicht genau übereinstimmt. - In Anschluß daran findet sich die folgende Erörterung: / 'o na tshigs su bead pa 'dir dad pa'i sgra med pa'i phyir 'di ni mi rigs so ze na / de'i don dah 'brel ba'i phyir nes pa med de / de'i phyir ma dad pa'i rtags ni 'juhs pa'i rtags kyis te / du ba'i rtags kyis me ses pa Ita bu'o / / sbyin pa la rjes su yi ran ba'i phyir na dad pa nid do / / de bzin du gzan dag la yah ci rigs par dris pa'i lan 'di brjod par bya'o / Hier wird ein Problem diskutiert, das die Anordnung der Strophe betrifft: "Wenn nun [jemand] fragt: weil die Strophe hier das Wort 'Glaube' nicht aufweist, ist dies nicht richtig - [so ist dem zu antworten, daß] kein Fehler besteht, weil es mit dessen Sinn verbunden ist: Das Zeichen des Unglaubens [erkennt man] am Zeichen der Habgier wie man am Zeichen des Rauches das Feuer erkennt. Weil sie an der Freigebigkeit Freude finden, sind sie eben auch gläubig. Ebenso soll man in anderen [Fällen] die Frage entsprechend beantworten". Wie oben gesagt wurde, setzen UVT und UVVT einen Text voraus, der zu Anfang des dritten Päda mit dem Dhp übereinstimmt, also: UV 217 na vai kadaryä devalokarp vrajanti bâlâ hi te na prasarpsanti dänam / dhîras tu dânarp hy anumodamâno 'py evarp hy asau bhavati sukhî paratra // Ich halte es nicht für erforderlich, wegen bran mams - gegen UV und Dhp - einen Plural der Vorlage anzunehmen. Die Strophe steht im Sraddhävarga des UV. In der dem Kommentator vorliegenden Fassung fehlt ein Wort, das zur Überschrift des Kapi­ tels einen wörtlichen Bezug aufwiese, und deshalb konstruiert er diesen Bezug: für ihn ist kadarya (Tib. 'juris pa) der Garant für die Einordnung der Strophe in das richtige Kapitel. Interessant an dieser Geschichte ist nur, daß die erhaltene Rezension des UV das nach Ausweis des Dhp ursprüngliche dhîrâ durch sräddha ersetzt hat - wie 332 Ausgewählte Strophen es scheint: um das vom Kommentator diskutierte Problem der Einordnung dieser Stro­ phe zu lösen. In den chinesischen Fassungen finden sich Äquivalente teils für dhîrâ, teils für sräddha (vgl. WILLEMEN pp. 43-44, n. 2). Udänavarga 260 [XII. 13] Die Strophe ist wie folgt erhalten: UV 260 ekâyanarp jâtijarântadarsî mârgarp vadaty eça hitânukampî / etena mârgeija hi tîrçavantas tariçyate ye prataranti caugham // Im vierten Pâda steht nach BERNHARD arisyae metri causa für arisyane (n. 1). Die Zäsur nach der vierten Silbe ließe allerdings auch einen ma-Gaija im Eingang zu (*arisyane ’>, wie wir ihn auch im Pali vorfinden (vgl. unten). - Das nur bruch­ stückhaft erhaltene PHMs hat, soweit erkennbar, einen Text, der in mehreren Punkten abweicht: PHMs ekâyânaip jâtikçayâ - - - mârgarp pravedesi hi tathâ - - - / ekena mârgena asa(?)ri§- pure tariçyati vâ ------ // Die Variante ekâyônam könnte man für ein Versehen halten, wenn nicht Mvy 6418 dieselbe Schwankung belegte (ekâyanah, ekâyâna, ekâyânam [die beiden letzteren stehen in Fußnote] = bgrod pa geig pa). Die beiden Formen sind mehr als eine ortho­ graphische Variante; im einen Fall lautet das Schlußglied des Kompositums °ayana, im anderen °âyâna. Metrisch wäre hier beides möglich, aber ekäyana ist die allgemein akzeptierte Form. Im ersten Päda ist die sechste Silbe nicht positionslang. In dieser Lizenz könnte der Grund dafür liegen, daß die (jüngere) erste Rezension ksaya in jara geändert hat. Im Ausgang der Zeile ist ein r und ein i erkennbar, nicht aber das dazugehörige Akçara. Das PHMs hat hier aber sicher nicht wesentlich anders gelautet als der UV. In der zweiten Zeile ist fraglich, ob CHAKRAVARTI das Manuskript richtig gelesen hat. Die drei Kürzen in den Silben 6 bis 8 machen metrisch keinen Sinn. Statt ht ahâ ist wohl eher, wie im UV, hiä° zu lesen. Das davor stehende pravedesi ist, wie das dentale -s- zeigt (BHSG § 32.51), ein augmentloser Aorist auf -esi, der bei Verben mit dem Formans -aya- (bzw. -e-) häufig ist (BHSG § 32.64). UV 260 (XII. 13] 333 Vielleicht ein Fehler (verursacht durch das erste Ak$ara im ersten Päda) ist ekena im dritten Päda: UV, Dhp und auch das Tibetische (siehe unten) lesen eena. Zur Form asa(?)ris- findet sich keine Anmerkung bei CHAKRAVARTI, er übersetzt "ayant . . . traversé (?)" (p. 145). Nach dem Metrum zu urteilen - es handelt sich um eine Jagatî-, nicht um eine Triçtubh-Zeile - müßte das Wort viersilbig mit langer zweiter Silbe und langem Auslaut sein. Zu pure vgl. BHSD s. v. - Im Pali lautet die Strophe wie folgt: SN V 168 ekâyanarp jâtikhayantadassî maggam pajânâti hitânukampi / etena maggena atari rpsu pubbe tarissanti ye taranti ca ogharp // Neben dieser Version findet sich im gleichen Werk noch folgende Fassung, die in einigen Punkten abweicht: SN V 186 ekâyanarp jâtikhayantadassî maggam pajânâti hitânukampî / etena maggena atarpsu pubbe tarissanti ye ca taranti ogharp // Für den ersten Päda bestätigt das Pali, daß °ksaya des PHMs die ursprüngliche Lesart ist. Im Gegensatz zum Sanskrit hat das Pali aber die Möglichkeit, die sechste Silbe kurz zu halten. Im zweiten Päda stimmt pajânâti im Präverb zum PHMs. Im dritten Päda ist eine gewisse Konvergenz zwischen PHMs asa(?)ris- und Pali aar - imsu festzustellen. Im Gegensatz zu pure des PHMs bedeutet pubbe aber eine TriçtubhZeile, so daß wir anstelle von aarimsu im Sinne des Metrums eher ein dreisilbiges Wort mit amphibrachytischer Struktur erwarten. Dieses Wort findet sich im Apparat zu SN V 168 (aamsu neben atarimsu); in SN V 186 finden wir ebenfalls die Variante aarimsu neben aamsu, dort aber hat FEER aamsu in den Text genommen. Vom Pali aus betrachtet ist aamsu aus metrischen Gründen der Vorzug zu geben, auch ist ein solcher Aorist (nach akamsu von kar-, GEIGER § 159 III) Lectio difficilior (vgl. GEIGER § 166). Es bleibt aber eine gewisse Ähnlichkeit zwischen aarimsu und der Form des PHMs. In der vierten Zeile ist die erste Fassung (SN V 168) metrisch weniger gut als die zweite, die ein gutes Metrum hat, wenn wir das auslautende -i der vierten Silbe als Länge werten. SN und UV stimmen darin überein, in fünfter Silbe ein Relativpronomen zu setzen, das im PHMs durch ein (etwas unklares) vä vertreten ist. - Die tibetische Fassung lautet wie folgt: 334 Ausgewählte Strophen UVT XII 13 / skye éi'i mtha' rtogs phan mdzad thugs brtse bas / / bgrod pa geig lam rab tu bstan mdzad pa'i / / lam 'dis chu bo rnams las sfion rgal [mhon brgal T] zih / / de bzin rgal bar 'gyur zih brgal bar mdzad / Tib. skye si übersetzt offenbar jäiksaya, auch wenn man si ba eher als Äquivalent für marana kennt (für ksaya erwartet man zad pa). Vielleicht ist si als Verkürzung von si 'pho (Skr. eyuti) aufzufassen. Ungewöhnlich ist auch rogs als Wiedergabe von ° darsin. In bezug auf das Präverb bestätigt rab tu bsan mdzad pa'i die Variante des PHMs im zweiten Päda. Diese Variante ist für die Vorlage auch deshalb naheliegend, weil UVT kein Äquvalent für esa des UV aufweist. Keine Bestätigung findet die wohl auf einem Irrtum beruhende Variante des PHMs zu Anfang des dritten Päda. In den indischen Fassungen fehlt ein Äquivalent für de bzin. Für das (zweifelhafte) tathä in der zweiten Zeile des PHMs kommt es nicht in Frage, auch wenn CHAKRAVARTI, der UVT zitiert, tathä unter de bzin schreibt (es ist mir nicht ganz klar, ob er de bzin als Wiedergabe von ahä in dieser Strophe akzeptiert, oder ob tathä lediglich dazu dienen soll, die Bedeutung von de bzin auf Sanskrit zu geben). UVT zeigt keine Entsprechung für das Pronomen ye. - Der Kommentar erklärt den ersten Päda wie folgt: / bgrod pa geig ni mya han las 'das pa kho na'i thabs yin gyi / 'khor ba'i phyir ni ma yin zes bya ba'i don to / / skye si'i mtha' rtogs zes bya ba ni de bzin gsegs pa'o / / skye si zes bya ba'i sgra ni 'khor ba rgyu dah bcas pa la brjod do / / mtha'i sgra ni thar pa ste / de gni ga mhon sum du gzigs pa ni / thams cad mkhyen pa zes bya ba'i don to / / skye ba dah rga ba dah 'chi ba la sogs pa'i gnod pa dag rtogs pa'i phyir phyin ci ma log par rtogs pa dah ston pa ni de nid do / Zu bgrod pa geig, Wiedergabe von ekäyana und Attribut des Weges, äußert sich der Kommentar nur in einer sinngemäßen Erläuterung, die besagt, daß [der Weg] ein Mittel allein des Nirväija ist und nicht [ein Mittel?] für den Sarpsära. Daraus wird nicht klar, wie er das Kompositum genau auflöst. Für ihn steht eka ("das Eine"?) offen­ bar für das Nirväija, und “ayana versteht er als "Mittel"; gemeint ist offenbar, daß dieser Weg nur zu einem einzigen Ziel, dem Nirvana, führt. Das PSTD gibt "leading to one goal, direct way or leading to the goal as the one à only way" als Bedeutung von ekâyana. BHSD gibt die aus dem klassischen Sanskrit bekannte Bedeutung "nar­ row, traversible only by one at a time" und schlägt für die Interpretation des Pali vor: "traversible only by One (the Buddha)". Der Kommentar versteht skye si'i mha' rogs (Skr. jäiksayänadarsin) als Bezeich- UV 260 [XII. 13] 335 nung des Tathägata. Das Wort skye si bezeichnet den "Sarpsära samt seinem Grund"; auch diese Erläuterung ist wenig ergiebig. Das Wort mha' (Skr. °anta) wird im Sinne von moksa aufgefaßt, was dem Kontext entspricht. Diese beiden Dinge - d. h. einer­ seits das Geboren-Werden und das Sterben (skye si) und andererseits dessen Ende (mha 1) - sieht er in klarer Weise, und deshalb wird er sinngemäß als Sarvajna bezeich­ net. In gzigs pa finden wir das für °darsin zu erwartenden Äquivalent in der Erklärung des Kommentars. Das Folgende ist Erläuterung: "Er ist der, der in richtiger Weise erkennt und lehrt, weil er die Bedrängnisse von Geburt, Alter und Sterben erkannt hat". Ich glaube nicht, daß wir in UVVT rga ba dan eine Bestätigung für °jarä° der ersten Rezension sehen dürfen: UVVT skye ba dan rga ba dah 'chi ba (UVV *jäijarä- marana) ist lediglich eine Explikation von jaiksaya. - Der zweite Päda wird wie folgt erklärt: / lam ni rab tu bstan mdzad pa zes bya ba ni thar pa'i thabs gzan dag la ston pa'o / / gzan la ston pa'i rgyu ni thugs rje nid yin par bstan pa'i phyir / phan mdzad thugs brtse ba zes bya ba smos te / phan pas 'bras bu'i rjes su brtse ba gart la yod pa ste / thugs rje chen po zes bya ba'i don to / / gah gi phyir thugs rje chen po ni thugs rje ehe bar byed pa dah yohs su skyob par byed pa yin no / Wie oben gesagt, deutet rab tu bsan mdzad pa wegen des Präverbs und wegen des Fehlens einer Entsprechung für esa eher auf die Variante des PHMs. Der Kommentar widerspricht diesem Befund nicht. Die Erläuterung ist allgemeiner Natur: "Er teilt anderen das Mittel zur Erlösung mit". Dies entspricht der Analyse, die der Kommen­ tator zu bgrod pa geig gegeben hat. Solange kein anderer handschriftlichen Befund vorliegt, der mit dem Tibetischen vereinbart werden kann, muß man wohl davon aus­ gehen, daß auch die zweite Rezension pravedesi gelesen hat, auch wenn der Aorist auf -esi im UV sonst nicht vorkommt und man eine so prakritische Form für die zweite Rezension nicht unbedingt annehmen möchte. Für ein Tempus der Vergangenheit im Sanskrit spricht aber, wenn auch nur bedingt, die Perfektform des tibetischen Verbs (bsan pa könnte allerdings auch Futur sein). Das Definiendum phan mdzad hugs brse ba entspricht hiänukampin. Der Kommen­ tar identifiziert den Ausdruck durch seine Diktion als Bahuvrîhi (gan la yod pa ste). Er stellt ferner einen Bezug zum vorherigen her: Das Mitleid ist der Grund, warum er den Weg anderen mitteilt. Wir finden in der Glosse rjes su, das dem Präverb anu- im UV entspricht und somit etwas bestätigt, das in UVT fehlt. Die Auflösung des Kompositums ist etwas merkwürdig: "der durch seinen Nutzen Mitleid [in Form von] Frucht (für andere] hat (oder: dessen Mitleid durch den Nutzen Frucht trägt)". Es Ausgewählte Strophen 336 ist nicht ganz klar, was der Kommentator genau gemeint hat. PTSD gibt als Bedeutung von hiänukampin; "friendly & compassionate". Der Ausdruck dürfte aber eher be­ deuten: "durch nützliches Mitleid charakterisiert". Wir haben ihn, so der Kommentar, sinngemäß als "von großem Mitleid" zu verstehen; denn er "macht sein Mitleid groß und beschützt [andere]". - Der dritte Päda wird wie folgt erklärt: / bgrod pa geig pa 'di yah ga las ze na / 'di Itar / lam 'di zes bya ba yin te / 'phags pa'i lam nid kyis so / / shon zes bya ba ni shon gyi dus so / / rgal ba ni brgal [rgal CD] ba ste / non mohs pa'i rgya mtsho dah 'khor ba'i rgya mtsho las rgal ba ste / mar me mdzad la sogs pa'i thub pa dah / de'i nan thos dah rah sahs rgyas rnams so / Die Angabe bgrod pa geig pa 'di yari ga las ze na ist vielleicht so zu verstehen, daß das Folgende über den Ursprung des 'Weges' Auskunft geben soll. Wir finden als erstes Definiendum lam 'di, das eena märgena (wie im UV und im Pali) wiedergibt. Die beiden folgenden Definienda srion und rgal ba zeigen, daß die zweite Rezension im Ausgang der Zeile eine andere Variante aufwies als die sonst erhaltenen Fassungen. Das Pali belegt, wie wir gesehen haben, ein vermutlich älteres atamsu pubbe sowie eine vielleicht spätere Korrektur aarimsu pubbe. Das PHMs hatte nach Plausibilität des Metrums einen viersilbigen Aorist mit jambischer Struktur, erhalten ist asa(?)rispure. Die erste Rezension hat den Aorist durch ein aktives Perfektpartizip ersetzt, das Adverb weggelassen und ein Pâdapûraça eingefügt: hi îrnavanas. Die zweite Rezension hat das Adverb - glossiert durch "[in] früherer Zeit" - noch bewahrt, hat es aber, wie die Folge der Definienda zeigt, vor das Verb gesetzt. In dieser Position der Zeile kann es nur, wie im PHMs, pure gelautet haben. Wenn rgal ba in UVVT durch das - mehr oder weniger - identische brgal ba (bzw. rgal ba) glossiert wird, können wir vermuten, daß das Verb des Textes in UVV durch dasselbe Verb in einer anderen Verbform glossiert wurde. Eine solche Konstellation würde zu der Annahme passen, daß auch die zweite Rezension, wie alle indischen Textzeugen außer der ersten Rezen­ sion, einen Aorist enthalten hat. Das UVV hätte dann nicht das Verb, sondern den Aorist glossiert. Die Erklärung des Kommentars besagt weiter: "Er überquert den Ozean der Befleckungen und den Ozean des Sarpsära; [dies haben] Munis wie Dîparpkara (ein Buddha der Vorzeit, vgl. BHSD s. v.), dessen Schüler und die Pratyekabuddhas [getan]". Aus dem Tibetischen läßt sich ein Aorist natürlich nicht beweisen. Aber wir können aus dem Kontext schließen, daß das Verb (a) in einem Tempus der Ver­ gangenheit und (b) im Plural stand. Die im UV belegte Form rnavanlas scheidet aus, da sie offenbar nur dann in Frage kommt, wenn das Adverb fehlt, das aber im Kommentar erklärt wird. Man könnte daher für die zweite Rezension folgenden Wort­ UV 260 [XII. 13] 337 laut annehmen: UV 260c etena mârgena pure atärjus Der vierte Päda wird wie folgt kommentiert: / de biin rgal bar 'gyur zih zes bya ba la / lam 'dis zes bya ba draft ba'i don ni de bzin gyi sgra ste / 'dis ni byams pa la sogs pa ma 'obs pa na 'byuft ba 'khor dan bcas pa rgal bar 'gyur ba'o / / rgal bar mdzad ces bya ba ni da ltar byuft ba'i dus kyi sä kya thub pa 'khor daft bcas pa yah brgal [rgal CD] ba yin no / / gah las brgal [rgal CD] ba yin zes na / smras pa / chu bo rnam pa bzi ste / non mofts pa'i chu bo'am / 'khor ba'i rgya mtsho las so / Tib. de bzin, ohne eine Entsprechung in den indischen Fassungen, wird hier als erstes Wort kommentiert. Der 'inferierbare' ('zu ziehende', draf ba'i) Sinn von de bzin ist (nach dem Sanskrit) eena mârgena. Durch diesen [Weg] wird [der Buddha] Maitreya, der in der Zukunft auftreten wird, mitsamt seinem Gefolge [den Ozean] überqueren. rgal bar 'gyur zif entspricht offenbar einem Futur der Vorlage. Als drittes Wort wird rgal bar mdzad kommentiert: "Der in der Jetzt-Zeit aufgetretene [Buddha] Säkyamuni hat mitsamt seinem Gefolge überquert" (oder, mit CD: "überquert mitsamt seinem Gefolge"). Die Erwähnung des Gefolges soll offenbar dazu dienen, den Plural der Ver­ ben zu erklären. Das folgende Definiendum beantwortet die Frage, was (ga las) er überquert hat: chu bo. Diese Flut wird als "vierfach" beschrieben, es werden aber dann nur die "Flut der Befleckungen" und der "Ozean des Sarpsära" genannt. Für den Text bedeutet dies sicher nichts anderes als ogha, wie im UV und im Pali belegt. UVT übersetzt durch chu bo rnams ("die gewaltige Flut" wohl eher als "die Fluten"); die Pluralpartikel (die mams nur in einem eingeschränkten Maße ist) fehlt in UVVT, und wir haben so keinen Grund, für ogha im Sanskrit einen Plural anzunehmen. - Das Tibe­ tische führt somit im ganzen auf etwa den folgenden Text: UV 260 ekâyanarp jâtikçayântadarsî mârgarp pravedesi hitânukampî / etena mârgena pure atârçus evaip tariçyanti taranti caugham // 338 Ausgewählte Strophen Udänavarga 270 (XIII. 3) Die Strophe scheint ein Problem zu behandeln, das sich für das Zusammenleben der Mönche ergeben hat: Einige, die als "unwahre" (oder: "falsche") bezeichnet werden, wünschen sich materielle Vorteile und gastliche Aufnahme unter den Mönchen; es ist ferner von Neid auf die Wohnplätze [anderer] und von Verehrung durch andere Familien die Rede: UV 270 asanto lâbham icchanti satkârarp caiva bhikçuçu / âvâseçu ca mâtsaryaip pûjârp parakuleçu ca // Dhp und PDhp weichen in mehreren Punkten ab: Beide lesen bhävanam statt lâbham, beziehen das davorstehende Wort als Attribut auf bhävanam, setzen purekkhära "Ehr­ erweisung" statt sakära und issariyä statt mäsarya: Dhp 73 asatarp bhävanam iccheyya purekkhäran ca bhikkhusu / âvâsesu ca issariyarp pûjâ (*pûjarp?) parakulesu ca // PDhp 178 asatarp bhavanam icchanti purekkhäran ca bhikkhusu / âvâsesu ca essariyarp pûjâm para-kulesu ca // Dem Sanskrit entsprechen die folgenden tibetischen Zeilen: UVT XIII 3 / han pa rned pa [par K] 'dod pa dari / / dge sloh 'khor ni 'dod pa dah / / gnas la ser sna byed pa *dah [dag KT] / / rigs gzan dag gis mchod pa dah / Übersetzung: "Ein schlechter [Mensch], der nach Besitz verlangt, der [nach Auf­ nahme] in den Kreis der Mönche verlangt, der auf den Ort [wo sich jemand aufhält] neidisch ist und durch andere Familien verehrt wird . . Skr. icchanti, auf das sich lâbham wie satkârarp bezieht, wurde in UVT doppelt - durch zweimaliges 'dod pa dart - übersetzt. Ichor gibt sakära etwas frei wieder, im Kommentar finden wir aber an einer Stelle bkur si (in: yart na rrted pa dart bkur si'i dros po don du gfier ba'o). Im übrigen hat der tibetische Übersetzer die Wiedergabe der Strophe zum ersten Teil einer Aufzählung gemacht, die UV 270-271 (= UVT XIII 3-4) umfaßt und durch ii bâlasya samkalpa (in UV 272a) abgeschlossen ist (im Tibeti­ schen: zes// de lar byis pa kun rog na). Dies entspricht nicht den Konstruktionen, die wir in den indischen Texten finden, und dokumentiert allein eine Besonderheit der Wiedergabe des UV im Tibetischen, die keinen Beitrag zur Textkritik im Indischen leistet und uns deshalb hier nicht weiter beschäftigen soll. Wir beschränken uns auf die erste Strophenhälfte, die wie folgt kommentiert wird: / fian pa ni byis pa ste pho sal zes bya ba'i don to / UV 270 [XIII. 3] 339 / rned pa 'dod pa ni nor la sogs pa thob par mhon par 'dod pa'o / / gzan dag tu ni srid pa 'dod pa zes brjod de srid pa ni yah dag par srid pa ste / ées par byed pa dah brjod pa ste 'jig rten pa rnams bdag la ma dad [dag CD] pa yah dad par ses su 'jug pa zes bya ba la sogs pa'o / Das erste Definiendum han pa entspricht asano im Text des UV (rian pa steht auch an anderer Stelle für asant-, vgl. UV 719c sowie auch LC s. v.). Das zweite Definien­ dum rned pa 'dod pa steht für labham icchani: dies ist die Fassung, die UVT übersetzt und der Kommentar - wenn man so will - als seine eigene betrachtet. Sie liegt auch der chinesischen Fassung zugrunde, die sehr frei ist, aber noch erkennen läßt, daß labham übersetzt wird: "O bhikju, do not covet the evil nature of one who desires gain! Wherever he dwells he often has desires, and he hopes for honours from others" (WILLEMEN p. 57). Neben dieser Version kannte der Kommentator eine Fassung "anderer", die im Tibe­ tischen als srid pa 'dod pa referiert wird, also augenscheinlich auf einem *bhövam beruht - eine auffällige Koinzidenz mit bhavanam der Prakrit-Fassungen. Nun wird dieses srid pa durch yari dag par srid pa glossiert. Da es ein *sambhava im Sanskrit nicht gibt, kann die Vorlage dieser Glosse in UVV wohl nur ‘sambhôvanâ gelautet haben: wenn dies die Glosse war, dürfte das tibetische Definiendum srid pa in der Tat *bhâvanâm repräsentieren; auch Mvy 7290 gibt srid pa als Äquivalent von sam- bhâvanâ. Der Kommentar erläutert, wie der Begriff hier zu verstehen ist: "[‘bhâvanôm bedeutet]: wissen lassen und sprechen; auch wenn die Weltlichen mir nicht vertrauen, [will ich sie] veranlassen, [mich] als einen Vertrauenstwürdigen] zu erkennen usw." Diese Auffassung des Begriffs orientiert sich offenbar an der Bedeutung von sam- bhävayai ("hervorbringen" usw.) und scheint in der Sache identisch mit dem Verständ­ nis, das der Kommentar zum Dhp - allerdings um einiges ausführlicher - anbietet (zitiert nach: FAUSBÖLL p. 264): tattha asatan ti bâlo bhikkhu avijjamânasambhâvanarp iccheyya, assaddho samäno saddho ti marp jano jânâtû ti icchati, niddese vuttanayena bâlo assaddho dussîlo appassuto avivitto kusîto anupatjhitasati asamahito dupparpno akhîrjâsavo va samäno: aho vata marp jano ayarp saddho sîlavâ bahussuto pavivitto äraddhaviriyo upajthitasati samähito parpnavâ khînâsavo ti jâneyyâ ti imarp asantasambhä- vanarp icchati. In dieser Erklärung findet sich auch zweimal sambhâvanâ, das offenbar bhâvanô glossiert und somit yari dag par srid pa in UVVT entspricht. Bei der "anderen" Lesart, die Prajnävarman nennt, handelt es sich also um einen Text, der mit den beiden Pra- krit-Versionen übereinstimmt. Es dürfte unstrittig sein, daß diese UV-Fassung älter ist als die uns erhaltene, die auch in UVT übersetzt ist. Zum Versmaß der Dhp- und 340 Ausgewählte Strophen PDhp-Zeilen vgl. oben § 79. Udänavarga 333 [XVI. 3] Zu dieser Strophe berichtet der Kommentar eine amüsante Geschichte, die uns, neben­ bei bemerkt, eher in die Zeit eines Harça als in die des Gautama Buddha führt: Zahl­ reiche Brahmanen und Hausväter aus Kosala kamen in einem Schauspielhaus zusam­ men. Als sie sich gesetzt hatten, führten sie während der Wartezeit (bar skabs su) folgendes Gespräch: Wodurch können die Menschen Geburt und Tod überwinden? Einige sagten: durch heftige Askese. Andere sagten: indem man sich an einem [heiligen] Badeplatz aufhält (Stegs la gnas so). Einige sagten: indem man Opfer und Opfergüsse darbringt. Daraufhin sagte der Buddha: Brahmanen und Hausväter! Was meint ihr: Wenn ein dichter Wald oder dichtes Gras durch Feuer verbrannt worden und dann durch den Regen wieder befeuchtet worden ist - entstehen [dann der Wald und das Gras] wieder aufs neue? [Da sagten die Brahmanen und Hausväter]: So ist es, Ehrwür­ diger. [Da] sagte [der Buddha]: Ungefähr so verhält es sich auch mit jemandem, der Askese übt oder sich an einem Badeplatz aufhält. Warum? Weil die Verbindungen (oder: Fesseln, kun u sbyor ba, Skr. sarnyojana) nicht aufgegeben worden sind; darauf­ hin wurde diese Strophe gesprochen. Sie enthält eine Aufforderung aufzustehen, sich anzustrengen und sich zu läutern wie ein Schmied das Silber: UV 333 uttiç[hata vyâyamata kurudhvatp dvîpam âtmanah / karmâro rajatasyaiva haradhvarp malam âtmanah / nirdhântamalâ hy anaiigapâ na punar jâtijarâm upeçyatha // Es ist keine vollständige Parallele zu dieser Strophe bekannt, aber es gibt im Pali zwei Strophen, in denen fünf der sechs Pädas des UV enthalten sind; die erste der beiden ist ein Vaitâlîya; in runden Klammern stehen die Kennbuchstaben der UV-Zeile, der die Pädas im Pali entsprechen: Dhp 238 (b) so karohi dîpam attano khipparp väyama pancjito bhava / (e) niddhantamalo anahgano (f) na puna jâtijararp upehisi // Dhp 239 anupubbena medhâvî thokathokarp khane khape / (c) kammäro rajatasseva (d) niddhame malam attano // Es handelt sich offenbar um altes tiberlieferungsgut, dessen späte Ausläufer wir hier in zwei verschiedenen Fassungen vor uns haben. Es erscheint wenig aussichtsreich, UV 333 [XVI. 3] 341 eine Ur-Fassung herstellen zu wollen, aber soviel dürfte feststehen: Wie die Fassung des UV zeigt, gehören die beiden Strophen des Dhp zusammen. Dies widerspricht zwar der Kommentar-Tradition des Pali, die Dhp 238 und 239 als zwei Strophen be­ schreibt, die zu verschiedenen Gelegenheiten gesprochen wurden (siehe FAUSBÖLL pp. 368-369), aber dem Text des UV dürfte in diesem Punkt ein höherer Aussagegehalt zukommen als dem Kommentar zum Dhp; zudem stehen die beiden Strophen ja auch im Dhp beieinander. Wenn es sich ursprünglich um zwei zusammengehörige Strophen gehandelt hat, kann man mit einem gewissen Recht vermuten, daß sie ursprünglich auch in demselben Metrum abgefaßt waren. Da aus einer Anu§(ubh im allgemeinen kein Vaitâlîya wird, die Überführung eines morenzählenden Versmaßes in den Sloka aber durchaus zu beobachten ist,"'' kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, daß es sich im Ursprung um zwei Vaitâlîya-Strophen gehandelt hat. - Die tibetische Übersetzung lautet: UVT XVI 3 / bsgrim zin brtson par bya ba yis / / bdag nid glib du 'gyur bar bya / / mgar ba yis ni dhul bzin du / / rab gi dri ma sbyah bar gyis / / dri ma sbyabs pas skyon mi 'byub ['gyur T] / / phyi nas skye dah rga mi thob / Übersetzung: "Durch Bemühung und Anstrengung soll man selbst zu einer Insel werden. Wie der Schmied das Silber [läutert] soll man den eigenen Schmutz beseitigen. Wenn der Schmutz beseitigt ist, entsteht kein Fehler. Danach erreicht man keine Geburt und kein Sterben". Durch bsgrim ziri ist offenbar uishaa und durch brson par bya ba yis Skr. vyä- yamaa übersetzt (der einzige sonstige Beleg für bsgrim pa im UV ist allerdings eine Ableitung von yarn-: vyâyacchet = bsgrim par byis in UV 332a; jedoch ist auch brson pa bei LC für Ableitungen von yarn- gut belegt). Der Kommentar erläutert die beiden Verben wie folgt: / bsgrim zih zes bya ba ni lam gyi tshogs bskyed pa la sogs pa la bsgrim pa'o / / brtson par bya ba yis zes bya ba ni brtsal bar bya ba ste / mthoh ba'i lam mhon sum du bya ba la brtson 'grus rtsoms sig pa'o / / yah na 'jig rten dah 'jig rten las 'das pa'i lam bsgom pa la go rims bzin du sbyar ro / Der eigenartige Ausdruck kurudhvam dvlpam ämanah hat ursprünglich wohl nichts mit einer "Insel" zu tun, sondern eher mit einer "Lampe", da ein mittelindisches dîpa • m Sanskrit im Sinne sowohl von dîpa als auch von dvîpa aufgefaßt werden kann. Eine ausführliche Diskussion dieses Problems findet sich bei BROUGH in seinem Kom­ 342 Ausgewählte Strophen mentar zu GDhp 111, einer Parallele zu UV 88 (in der es heißt: dvîpam karoi medhâvî). Insbesondere hat BROUGH auf den Zusammenhang hingewiesen, daß der erste Buddha den Namen Dîparpkara trägt; die Parallelität dieses Namens mit der hier in Rede stehenden Metapher ist offensichtlich. FAUSBÖLL übersetzt Dhp 238a: "Tu fac tibi insulam" und folgt darin der Interpretation des Pali-Kommentars (vgl. pp. 368-369 seiner Ausgabe). Diese Interpretation ist auf den UV kaum anwendbar, da âmanah wohl nicht als Reflexiv zum pluralischen kurudhvam aufgefaßt werden kann. In UVVT findet sich folgende Erläuterung zum Päda: / bdag nid glih du 'gyur bar bya zes bya ba ni bdag nid la brten cih gnas pas bsgrub par bya ste mya han las 'das pa zes bya ba'i don to / Übersetzung: " 'soll man selbst zu einer Insel werden' [bedeutet]: Dauernd auf sich selbst gestützt, soll man es vollenden, [nämlich] sinngemäß das Nirväija". Demnach ist mit der "Insel des Selbstes" (Skr. dvîpam âmanah) das Nirvâija gemeint. Eigenartig ist, daß der chinesische Übersetzer wohl eher an dîpa "Lampe" dachte: "When, sitting or lying down, you seek for an expedient and give way to energy, you will not be covered by darkness, as when the smith refines genuine gold and removes the darkness of its impurities, and forever you will have left behind the calamities of old age and death" (WILLEMEN p. 71). UVT gibt haradhvam und nirdhäna" durch zwei Formen desselben Verb wieder: sbyari bar gyis und sbyaris pas. JÄSCHKE gibt als Grundbedeutung von sbyori ba: "to clean, to remove by cleaning". Das Verb hat aber offenbar auch eine Bedeutung "[Me­ tall] durch Erhitzen reinigen, läutern", wie sich aus Mvy 1816 ergibt: uapah = gsal ba'am 'bar ba'am sbyaris pa. Durch diese Bedeutung ist zumindest nirdhäna" abge­ deckt. UVVT erklärt den dritten und vierten Pâda en bloc: / de Ita na ni bsgom pas späh bar bya ba'i non rnohs pa'i ris ji ltar bdag nid glih du byed pa yin ze na / de spahs pa'i rim pa'i dpe brjod pa'i phyir / mgar ba yis ni dhul bzin du / / rah gi dri ma sbyah bar gyis / / zes bya ba smos te / dper na dhul mgar gyis mthar gyis dhul gyi dri ma sbyoh bar byed pa de bzin du bsgom pas späh bar bya ba'i rah gi sems kyi dri ma khyed kyis sbyah ba dah bsal bar gyis sig pa ste / ji skad du chuh hu dah / bar ma dah / chen po rnams dah de yah chuh hu la sogs pa'i dbye bas so zes bsad do / Demnach präzisiert die Doppelzeile durch einen Vergleich (dpe), wie man die Auf­ forderung des dritten Päda (kurudhvam dvîpam âmanah) verwirklicht. Es werden dann die beiden (vollständig zitierten) Pädas des UV so erläutert: "Wie der Silber­ schmied sukzessive (mhar gyis, vgl. hokahokam in Dhp 239b) Silber von Schmutz reinigt, so sollt ihr durch Hervorbringung [heilvoller Gedanken] den aufzugebenden UV 333 (XVI. 3] 343 Schmutz des eigenen Denkens entfernen und beseitigen". Es wird darauf hingewiesen, daß man hier kleine, mittlere und große [Kategorien von Schmutz] zu unterscheiden hat (der zwischen ji skad du . . . zes bsad do eingefügte Text ist ein Zitat). - Das Kompositum zu Beginn der fünften Zeile wird wie folgt kommentiert: / dri ma bsal ba'i phan yon bstan pa'i phyir / dri ma sbyahs pas zes bya ba ste / sbyahs pa ni bsal ba'o / / dri ma ni non mohs pa gah yin pa de nid ni dri ma'o / Wir stellen fest, daß im Kommentar sowohl sbyafi bar gyis (= UV haradhvamj wie sbyahs pas (= nirdhâna°j durch dasselbe Wort glossiert werden, nämlich bsal ba. Wenn zweimal das gleiche Wort durch dieselbe Glosse im Tibetischen erklärt wird, liegt der Verdacht nahe, daß es sich auch im Sanskrit um annähernd dasselbe Wort gehandelt hat, und wir finden im Pali tatsächlich zweimal das gleiche Wort: niddhänamalo (Dhp 238c) und niddhame (Dhp 239d). Das im UV erhaltene haradhvam ist also im Tibetischen nicht eindeutig zu verifizieren; allerdings ist die vierte Zeile des UV so auch in TTT VIII E und im PHMs erhalten. Ein besonderes Problem in dieser Strophe ist UV anangana (Dhp anafigano). Der Pali-Kommentar erklärt das Wort so: anafigano nikkileso huvä paficavidham suddhävâsabhûmim pâpunissasî i aho "Der Sinn von anarigana ist: nachdem du von den Befleckungen frei geworden bist, wirst du den Ort der Suddhâvâsas erreichen" [Text zitiert nach NORMAN, III, p. 336]. Uber diesen Ort gibt das PTSD folgende Auskunft: "pure abode, name of a heaven and of the the devas inhabiting it . . . Five are enum[erate]d: Avihâ, Atappâ, Sudassâ, Sudassî, Akanit[hâ" [s. v. suddhâvâsa]. Die SuddhâvâsaGötter werden auch Suddhâvâsa-kâyika genannt [BHSD s. v. suddhâvâsa]. Dies ent­ spricht keiner der Interpretationen, die Prajnävarman anbietet: / 'khor sa med ces bya ba ni skabs med pa ste / 'dis ni yah srid pa'i las spans par ston pa yin no / / ji Itar 'khor sa gnas dah gzi'i phyogs yin pa de bzin du 'khor ba'i 'bras bu'i las dag kyah ji Itar byed pa po'i phyogs de Itar 'khor zih ji Itar byed pa po'i dbah gis 'gro ba de bzin du non mohs pa de yah spans na ni 'phen par byed pa med pa'i phyir srid pa'i rgyal po'i 'khor sar mi 'jug go / / gzan dag ni sems kyi gnas dah bral ba zes zer ro I / sems kyi gnas kyah 1ha ste / gnas par 'dod pa dah chos dah dge 'dun dah bslab pa dah / rjes su bstan pa zes bya ba la sogs pa mdo las gsuhs so / / skyon mi 'byuh zes gzan dag tu brjod de sred pa dah bral ba zes bya ba'i don to / UVT hat anangana durch skyon mi 'byuh übersetzt, also arigana als "Fehler" ver­ standen. Die Mvy nennt zweimal 'khor sa "Hof, Umfeld" als Äquivalent von angana 344 (in grharganam "Hof eines Hauses" 6795 und caiyarganam Ausgewählte Strophen "Hof eines Caitya" 7001), gibt aber auch non mors pa med pa "ohne Befleckung" als Entsprechung von anarganam (2607; vgl. die Erklärung im Pali). UVVT setzt als Definiendum nicht den Wortlaut von UVT, sondern das Wort, das im Sinne der zuerst genannten Äquivalenz (argana = 'khor sa) anargana entsprechen würde: Tchor sa med. Dieses Definiendum wird durch skabs med pa "ohne Gelegenheit (zu einer Wiedergeburt?)" glossiert. Durch den Aus­ druck wird angedeutet (ston pa yin no), daß sie die Werke der Wiederexistenz auf­ gegeben haben. Es wird weiter ausgeführt: "Wie das Umfeld ('khor sa gnas) und die grundsätzliche Ausrichtung (gzi'i phyogs) sind, so sind auch die Taten unter dem Einfluß des Sarpsära ('khor ba'i 'bras bu'i); wie die Seite des Handelnden ist, so ist das Feld des Sarpsära, und wie durch den Handelnden die Wiedergeburtsform ('gro ba = gai) ist, so sind auch die Befleckungen; wenn man [die Befleckungen] aufgegeben hat, tritt man nicht in den Königshof der Existenz, weil es nichts gibt, das [einen in eine neue Existenz] wirft". Es scheint gemeint zu sein, daß "Hof" das Umfeld einer Existenz - vielleicht: deren primäre Faktoren - bezeichnen soll. Es folgt eine abweichende Interpretation anderer, der zufolge anargana "vom Ort des Denkens getrennt" (sems kyi gnas dart bral ba) bedeutet. Es wird dann unter Ver­ weis auf ein Sütra (mdo) ausgeführt, daß es fünf 'Orte des Denkens' gibt: der Wunsch zu verweilen (oder: der Wunsch, eine Stütze zu haben, nach Mvy 6345 = jusiukäma), die [buddhistische] Religion, die Gemeinde, die Lehre und die Unterweisung. Daran anschließend wird eine abweichende Lesart genannt, die bei "anderen" gelesen wird (zes gzan dag u brjod de) und die sinngemäß durch "von Gier getrennt" glossiert ist. Die Frage ist, von wem diese Aussage stammt und was sie beinhaltet. Ich glaube nicht, daß für den UV eine andere Lesart als anartgana in Betracht zu ziehen ist; dies ist im Pali wie im Sanskrit belegt, auch in der Hs. TTT VIII E, die die zweite Rezension repräsentiert. Es ist nicht erkennbar, welches Wort anstelle von anargana sonst in Frage kommen könnte. Nun entspricht die zitierte Variante skyon mi 'byurt genau der Wiedergabe von anargana in UVT. Es ist daher denkbar, daß die Angabe bezüglich der Abweichung nicht von Prajnävarman stammt, sondern vom Übersetzer des Kom­ mentars. Er hätte dann zum Ausdruck gebracht, daß der andere Text - d. h. nicht der UV, sondern UVT - eben nicht anargana (= Ichor sa med in UVVT) liest, sondern skyon mi 'byur (= UVT). Ich möchte ausschließen, daß durch zes gzan dag u brjod de lediglich eine abweichende Interpretation des Begriffs referiert werden soll; zwar macht es die Tatsache, daß angana im Sinne von klesa verstanden werden kann (mit Mvy 2607, siehe oben), grundsätzlich möglich, skyon mi 'byur als Interpretation von anartgana zu verstehen, aber die Diktion des Kommentars - die Verwendung von brjod, UV 364 [XVII. 10] 345 vgl. oben pp. 252-253 - deutet darauf hin, daß von einer Lesart die Rede ist. Wenn es sich um eine Interpretation handelte, wäre unklar, warum der Übersetzer des Kom­ mentars nicht skyon med pa oder skyon dart bral ba - wie die Interpretation dann doch lauten müßte - geschrieben hat, sondern skyon mi 'byur. Ich nehme daher an, daß UVVT auf den Umstand hinweist, daß UVT vom UV abweicht. Wenn das so ist, dürfte zumindest die Angabe skyon mi 'byur zes gzan dag u brjod de vom Übersetzer des Kommentars stammen. Ob auch das folgende sred pa dafi bral ba zes bya ba'i don o "sinngemäß: von der Gier getrennt" vom Übersetzer des Kommentars stammt, ist dagegen zu bezweifeln. Allerdings ist eine sinngemäße Umschreibung von skabs med pa (erste Interpretation) oder sems kyi gnas dart bral ba (die Interpretation an­ derer) durch sred pa dart bral ba wenig sinnvoll; es kann sich beim letzten Abschnitt im Kommentar nicht um eine Fortführung eines vorherigen handeln. Möglicherweise hat Prajnävarman hier eine dritte Interpretation ("ohne Fehler, sinngemäß: von der Gier getrennt") genannt, und der Übersetzer des Kommentars hat diese Information mit seinem eigenen Hinweis auf den abweichenden Wortlaut von UVT verbunden. Mit anderen Worten: Prajnävarman hat drei Möglichkeiten angeboten, anangana zu verstehen; UVT hat die dritte (anarigana = skyon mi 'byuri, sinngemäß sred pa dart bral ba) übersetzt; der Übersetzer des Kommentars hat durch die Verwendung von brjod (statt zer) aus der Angabe zur Interpretation eine Angabe zur Lesart gemacht. Sofern diese Auffassung richtig ist, ist mit gzan dag u UVT im Gegensatz zu UV gemeint. Udänavarga 364 [XVII. 10] Die Strophe ist in den Handschriften nicht vollständig erhalten. Die drei im folgenden in eckige Klammern gesetzten Wörter hat BERNHARD unter Verweis auf UVT und Dhp 80 ergänzt: UV 364 udakena nijanti [nejakä i$ukârâ namayanti] tejasä / därurp namayanti takçakâ hy âtmânarp damayanti panijitäh // Die Aussage der Strophe ist demnach: "Mit Wasser waschen die Wäscher, die Pfeil­ macher biegen [die Eisenspitze] mit Hitze, das Holz biegen die Zimmerleute, sich selbst zähmen die Verständigen". Dem Kommentar zufolge (vgl. das Nidäna in UVVT 545.26-28) sind mit den Zimmerleuten in der Sache Wagenbauer gemeint, die das 346 Ausgewählte Strophen Holz biegen und auf diese Weise ein Rad herstellen. - Im Pali lautet die Strophe: Dhp 80 udakarp hi nayanti nettikä usukârâ namayanti tejanarp / därurp namayanti tacchakä attânaip damayanti pan<Jitä // Im ersten Päda sind es nicht Wäscher, die mit Wasser waschen, sondern Hewässerer, die Wasser [auf ihre Felder] leiten (FAUSBÖLL übersetzt: aquam videlicet ducunt aquarii). Im zweiten bearbeiten die Pfeilmacher "die Pfeilspitze" (ejanam), nicht "mit Hitze" (ejasa). Der Kommentar zum Dhp macht folgende Angaben über die Tätigkeit der nettikä (zitiert nach NORMAN II p. 147): tattha pathaviyâ thalatthânarp khaijitvâ âvâtatthânarp pûretvâ mâtikarp vâ katvâ rukkhadorjiip vâ (hapetvâ attano icchiticchitatthânarp udakarp nentî ti nettikâ Hier wird die Einrichtung eines Rieselfeldes beschrieben. Demnach wird eine Anhöhe aus Erde [um das Feld] aufgeschüttet, eine Grube [mit Wasser?] gefüllt, ein Wasserlauf hergestellt oder ein Holztrog befestigt und so das Wasser zu jeder gewünschten Stelle geführt (zu icchiicchia vgl. CPD s. v.). - In der tibetischen Übersetzung waschen Wäscher mit Wasser: UVT XVII 11 / btso blag mkhan dag chus 'khru zifi / / mda' mkhan mes ni srofi ba dafi / / éin mkhan éifi la 'jog sbyon Itar / / mkhas pas bdag nid 'dul bar bya / Übersetzung: "Wie die Wäscher mit Wasser waschen, die Pfeilmacher [die Eisen­ spitze] mit Feuer gerade machen, die Zimmerleute das Holz schneiden und reinigen (= hobeln?), [so] soll der Verständige sich selbst zähmen". Zur Bedeutung "Wäscher" für btso blag mkhan (das sonst meistens "Färber" bedeutet) siehe DAS s. v. btso. Aller­ dings kommt eine Variante *rajakä aus metrischen Gründen für das Sanskrit nicht in Frage. Wieder etwas anderes finden wir im Chinesischen: "The boatman manages his boat, and the bow master can manage his bow. The skilful carpenter finds his joy in man­ aging the wood. The wise man can manage himself" (WILLEMEN p. 75). Es ist nicht anzunehmen, daß die chinesische Wiedergabe durch "Bootsführer" bedeutet, daß in der Vorlage ein Wort mit dieser Bedeutung gestanden hat: man hat den Text wohl eher den Realien Chinas angepaßt. Wenn man die Frage stellt, ob der 'Bootsführer' eher auf UV nejaka oder Dhp neikä beruht, wird die Antwort wohl zugunsten des letzteren ausfallen. Im Kommentar wird die Tätigkeit der im ersten Päda genannten Personen an zwei UV 364 [XVII. 10] 347 Stellen beschrieben: einmal im Nidäna und einmal im Kommentar zur ersten Zeile. Zunächst die diesbezügliche Passage aus dem Nidäna (UVVT 545.12-16; die Passage ist notgedrungen aus dem Zusammenhang herausgenommen, aber wir interessieren uns hier allein für die Tätigkeit): / de yah mkhan po dah lhan cig bsod snoms su 'gro ba'i lam gyi bar na chu chun zig mthoh ste / mkhan po la 'di gah dag lags zes smras pa dah / 'di dag ni chu blahs nas rah nid kyi zih la khyer te ji ltar 'dod pa bzin du las byed do / Übersetzung: "Dieser (sc. Brahmanenknabe) ging nun zusammen mit seinem Lehrer auf Bettelgang. Von der Straße aus, [auf der sie gingen), sahen sie [einen Bauern], der [sein Feld] bewässerte. Er frage seinen Lehrer, was das sei, und [er antwortete]: Dieser nimmt Wasser und leitet es auf sein Feld; er tut die Arbeit nach Wunsch". Zu chu chun vgl. JÄSCHKE s. v. chun: dort findet sich zirt chun "one that is watering or taking care of fields" sowie ein shas chun "Gärtner". Der Ausdruck chu chun dürfte also jemanden bezeichnen, der sich um das Wasser [für die Felder] kümmert.1 - Im Kommentar zum Päda wird folgendes gesagt: / chus 'khru [khru P] zih zes bya ba ni chus zih 'jam par byed cih skyed pa ste / ni dzir zes bya ba'i sgra las gtsah ba dah skyed pa yin no / / 'dir btso blag mkhan zes mi bya ste / chu chun zes zer bas chu chun ni chu 'dren pa ste zih pa'o / / gzan dag ni btso blag mkhan zes zer te / bul tog gi chu la sogs pas gos la sogs pa 'khru zih dag pa dah dri ma med par byed pa'o / Übersetzung: "Sie waschen mit Wasser [bedeutet]: sie machen das Feld mit Wasser weich und lassen es fruchtbar werden; aus dem Wort ni dzir [ergibt sich die Bedeutung]: rein sein und fruchtbar machen. Hier soll man 'Wäscher' nicht sagen (byed pa in der Bedeutung "to say, to call", siehe JÄSCHKE p. 379a); weil 'Bewässerer' gesagt ist (oder: weil es 'Bewässerer' heißt), [bedeutet] Bewässerer: der Wasser leitet, [also] ein Bauer. Andere sagen: Wäscher [und das bedeutet]: sie waschen etwa mit SodaWasser Kleidungsstücke und machen sie rein und ohne Schmutz". Das Definiendum chus khru zih entspricht udakena nijani auch der Kommentar nijani im Text des UV. Daß im Auge hatte (und nicht etwas wie nayani im Dhp) ergibt sich aus dem Sanskrit-Zitat ni dzir im tibetischen Kommentar; das so zitierte Wort verbürgt die Lesart nijani, da es sich hier um ein Zitat aus Dhâtupâjha 3.11 handelt, wo die Bedeutung von nij- bestimmt wird: nijir saucaposanayoh. Aus der Glossierung von chu 'khru zih scheint hervozugehen, daß der Kommentator nij- nicht im Sinne von "Wäsche waschen" verstand, sondern wohl von einer semantischen Figur "ein Feld waschen" ausging. Er hat die Bedeutung von nij- anscheinend etwas zurecht­ gebogen, indem er "waschen" im Sinne von "weich machen" verstand; in der Tat wird 348 Ausgewählte Strophen die trockene Erde weich, wenn man ihr Wasser zuleitet. Eine mehr allgemeine Um113 Schreibung liegt in skyed pa "fruchtbar machen" vor. Man kann somit annehmen, daß der Kommentar nijani gelesen, in der Sache aber als "bewässern" verstanden hat; dies ergibt sich aus der zitierten Nidäna-Passage und aus seiner Kommentierung von udakena nijani. Der zweite Abschnitt enthält offenbar eine Richtigstellung. Gegenstand der Erklä­ rung ist das dritte und letzte Wort der Zeile, das BERNHARD als nejaka rekonstruierte (offenbar in Anlehnung an nijani und UVT) und im Dhp neika "one who makes con­ duits for watering" (PTSD) lautet. Die Bestimmung des nach Prajnävarman richtigen Wortes ist nun offenbar: chu chun ni chu 'dren pa se ziri pa'o, dabei ist chu chun das Definiendum, chu 'dren pa die Glosse und ziri pa eine Erklärung. Wenn wir dem folgen, kann das fragliche Wort im UV - in Analogie zu P. neika - hier wohl nur *nerika 114 gelautet haben. Leider ist dieses Wort in der Bedeutung von P. neika im Sanskrit nicht belegt, aber wir finden nerika im BHSD als Epitheton von rsna beschrieben, und zwar für diese Stelle aus dem Mv: rsnâ näsya kahim pi nerika "he has no craving that takes him towards [any bhava, state of being]" (EDGERTON). Dieser Gebrauch von nerika entspricht in etwa P. saneika "clinging to existence, a bad man" (PTSD s. v. nettika). Es sind ferner bhavanerî und bhavanetrikâ im buddhistischen Sanskrit gut belegt (vgl. BHSD). Es ist daher nicht auszuschließen, daß im UV ein Wort gestan­ den hat, das Dhp nettika entspricht. Wenn nun *nerikä an dieser Stelle zu lesen ist, stellt sich die Frage, was die Angabe 'dir bso blag mkhan zes mi bya se in UVVT zu bedeuten hat. Sofern - was plausibel ist - bso blag mkhan eine Vorlage *nejaka "Wäscher" wiedergibt, ist anzunehmen, daß Prajnävarman diese Lesart kannte, aber für falsch hielt; seiner Ansicht nach muß es ‘netrika lauten. Im dritten Abschnitt wird gesagt, daß andere "Wäscher" sagen, und es wird die Tätigkeit der Wäscher beschrieben. Soda findet vorwiegend Verwendung bei der Her­ stellung von Seifen und Reinigungsmitteln. - Die Beleglage läßt sich demnach wie folgt zusammenfassen: -nayani neika "die Bewässerer leiten [Wasser auf die Felder]"; dies ist die Lesart des Dhp, bestätigt durch den Pali-Kommentar und vielleicht auch durch den chinesi­ schen 'Bootsführer' gestützt; -nijani nerikäfh] "die Bewässerer waschen [mit Wasser das Feld] (d. h. sie machen es fruchtbar)", so aus UVVT chu chun rekonstruierbar, durch das Nidäna und die Kom­ mentierung gestützt und von Prajnävarman offenbar als die richtige Lesart angesehen; -nijani nejakälh] "die Wäscher waschen [mit Wasser die Wäsche]" von BERNHARD so in Anlehnung an nijani rekonstruiert, aber auch durch UVT btso blag mkhan reprä­ UV 367-368 [XVIII. 1-2) 349 sentiert. Dies ist die Variante, von der Prajnävarman sagt, daß man so nicht lesen sollte; er hat sie also gekannt und auch sachkundig erklärt; es sieht ein wenig so aus, daß er sich hier gegen das allzu Naheliegende sträubte. Es ist zu fragen, warum UVT "Wäscher" statt "Bewässerer" übersetzt. Vermutlich kannte der Übersetzer - resp. sein indischer Gewährsmann - beide Lesarten und Bedeu­ tungsangaben. Ebenso wie in UV 333 (siehe den vorherigen Abschnitt) hat er die Mög­ lichkeit übersetzt, die der Kommentar als letzte genannt hat. Udânavarga 367-368 [XVIII. 1-2) Zu diesen Strophen vgl. auch NAKATANI: Remarques sur la transmission des Dharmapadas, pp. 145-148. - Dem Kommentar zufolge ist die erste Strophe eine Frage, die ein Sohn Kämadevas ('dod pa'i Iha yi [PCD] bu zig) an Buddha richtete, und die zweite Strophe ist die Antwort: UV 357 ka imârp pçthivîrp vijeçyate yamalokarp ca tathâ sadevakam / ko dharmapadarp sudesitarp kusalaV puçpam iva praceçyate // UV 368 saikçah pçthivîrp vijeçyate yamalokam ca tathâ sadevakam / sa hi dharmapadarp sudesitarp kuâalati puçpam iva praceçyate // CHAKRAVARTI übersetzt: "Qui conquerra cette terre, le monde de Yama, avec celui des dieux? Qui, tel un homme adroit qui cueille la fleur, cueillera adroitement les paroles éclatantes de la Loi? - C'est la disciple qui conquerra cette terre, le monde de Yama, avec celui des dieux. C'est le disciple, qui, tel un homme adroit qui cueille la fleur, cueillera les paroles éclatantes de la Loi". Das PHMs hat im ersten Pâda der ersten Strophe eine Variante vicesyae, ferner jeweils im zweiten Päda beider Strophen imam statt tathâ: PHMs XVIII 1 ----- - viceçyati yamalokan ca imarp sadevakarp / ko dharmmapadatp sudesita[rp] kusal - 350 Ausgewählte Strophen PHMs XVIII 2------ - çyati yamalokan (ca) imarp sadevakarp / so dharmmapatdarp sujdesitarp kusalat puçpam iva pracejyati // CHAKRAVARTI sieht in vicesyai ein Versehen und schlägt vor, vijesyai zu lesen. In der Tat erscheint -c- wie ein Fehler für -j-, verursacht durch pracesyai am Ende der Strophe, aber mit -c- in der ersten Zeile ergibt sich eine reizvolle Stilfigur, da es sich dann im vierten Päda um ci- "sammeln" und im ersten um ci- "bemerken” handeln würde. Die chinesische Version beruht offenbar in beiden Fällen auf ci- "sammeln": "Who can choose the earth, reject hell and choose heaven? Who alone expounds the whole­ some verses of the law, as when gathering very wonderful flowers? - The learner can choose the earth, reject hell and choose heaven. Ably he expounds the earth, reject hell and choose heaven. Ably he expounds the verses of the good law, gathering the wonderful flowers" (WILLEMEN p. 78; vgl. auch die Anmerkung p. 80, n. 1). - Dhp hat, wie die Fassung bei BERNHARD, zwei Verben von verschiedenen Wurzeln: Dhp 44 ko imarp pa(havirp vijessati yamalokan ca imarp sadevakarp / ko dhammapadarp sudesitarp kusalo puppham iva pacessati // Dhp 45 sekho pajhavirp vijessati yamalokan ca imarp sadevakarp / sekho dhammapadarp sudesitarp kusalo puppham iva pacessati // Zu ko imam vgl. Metrik § 116; in 44d und 45d gilt für die siebte Silbe die Lizenz einer Länge, vijessai scheint zwar von ji- "siegen" abgeleitet (FAUSBÖLL: "supera- bit"), aber der Pali-Kommentar erklärt ein Verb der Bedeutung "erkennen": vijessai i aano nânena vijänissai pa^ivijjhissal sacchikarissal i aho (NORMAN, 1.2, p. 334). Auch das Pali kennt die Variante vicessai, sie wurde von den Herausgebern allerdings durchweg in den Apparat verwiesen (Codex C bei FAUSBÖLL; Burmese printed edition in der PTS-Ausgabe; vgl. auch Sadd 623.17). Das Dhp zeigt ferner, daß PHMs imam ursprünglicher ist als UV tathâ. PDhp hat nun wieder zwei Verben mit gleichem Wurzelanlaut, allerdings beide Male mit -j-; ferner finden wir jeweils im dritten Päda einen Lokativ: UV 367-368 [XVIII. 1-2] 351 PDhp 131 ko imarp pajhavirp vijehiti yama-lokarp ca imarp sadevakarp / ko dhammapade sude&te kusalo puçpam iva prajehiti // PDhp 132 éekho pajhavirp vijehiti yama-lokarp va imaip sadevakarp / so dhammapade sudesite kusalo puçpam iva prajehiti // ROTH schreibt PDhp 131 in vier und 132 in zwei Zeilen, beide Strophen folgen aber demselben Metrum. - Das GDhp hat eine Variante in der ersten und dritten Zeile der zweiten Strophe: GDhp 301 - -- -- -- -- - [yama-loka ji] ida sadevaka / ko dhama-pada sudesida kusala puça viva payeçidi // GDhp 302 budhu pradha - - - §idi yama-loka ji ida sadevaka / budhu dhama-pada sudesida kusala puça viva payiçidi // Die Variante budhu kommentiert BROUGH so: "Uv. saiksah, agreeing with the Pali, suggests that there is here a prima facie case for considering budhu in the Prakrit stanza to be the replacement. The Buddha, on the other hand, might be thought a more appropriate 'conqueror of the world' than a mere beginner (sekho), just as the latter more appropriately collects and arranges the well-taught verses of the doctrine. The Buddha may be presumed to stand in no need of seeking out the verses". Die Schwankung zwischen e und i, die in payesidi gegenüber payisidi zu beobachten ist, ist häufig im Auslaut, aber sehr selten (appears very seldom) in anderen Positionen. BROUGH beschreibt, daß an einigen Stellen nicht eindeutig zu entscheiden ist, ob e oder i intendiert ist, so daß er sagt: "In such places an editor's choice between e and i ... is bound to be arbitrary to some extent" (p. 80). Da aber BROUGH im Kom­ mentar hierauf nicht eingeht, scheint es sich um eine genuine Schwankung im Manu­ skript zu handeln; SENART allerdings gibt beide Male payesidi (pp. 263-264). Im übri­ gen macht es -y- in payesidi des GDhp möglich - sofern man für Pâda a entsprechend ein *viyesidi annehmen kann -, daß UV vijesyae, PHMs vicesyai, Dhp vijessai, vi- cessai, PDhp vijehii mehr den Charakter von Interpretationen haben, insofern man u. U. ein -y- in der Verbform als -j- (von ji- "siegen") wie als -c- (von ci- "bemerken") auffassen konnte?^’ Es ist klar, daß dann die erstere Auffassung (von ji- "siegen") 352 Ausgewählte Strophen die naheliegendere wäre - wenn man so will: die Interpretatio simplicior. - Die tibe­ tische Übersetzung beruht auf UV vijesyae, nicht auf PHMs vicesyai: UVT XVIII 1 / Ihar bcas gsin rje'i 'jig rten 'di ['di'i T] / / sa steh las rgyal gah zig lags / / me tog lta bur rab 'dod pa'i / / chos bzin (lies: gzi) legs par ston mkhas gah / UVT xvm 2 / Ihar bcas gsin rje'i 'jig rten 'di ['di' T] / / sa steh las rgyal slob pa yin / / me tog lta bur rab 'dod pa'i / / chos bzin (lies: gzi) legs par ston mkhas *de [te KT] / Übersetzung: "Wer ist es, der über die Erdoberfläche, diese Welt des Yama und der Götter siegt? Wer [ist] kundig, die wie Blumen gepflückte (?) Grundlage der Reli­ gion in guter Weise zu lehren? - Es ist der Schüler, der über die Erdoberfläche, diese Welt des Yama und der Götter siegt, dieser Kundige, die wie Blumen gepflückte (?) Grundlage der Religion in guter Weise zu lehren". Mit der Lesart des Tanjur in der ersten Zeile (’di'i) würde die Übersetzung lauten: "Wer ist es, der über die Erdoberfläche dieser Welt . . ., usw." Dieser Bezug läßt sich kaum mit dem Sanskrit vereinbaren. In der Leart des Kanjur ist allerdings das Pro­ nomen (’dl) auf yamaloka bezogen, was der Konstruktion des UV (ka imâm prhivlm . . . yamalokam ca ahâ) widerspricht und eine Übereinstimmung mit der Version des PHMs (. . . yamalokan ca imam) zu bedeuten scheint. Der Kommentar erkärt jedoch ein de bzin du (= UV tathâ) als eigenes Definiendum (siehe unten), so daß als Vorlage des Tibetischen eher die UV-Fassung anzunehmen ist; da das PHMs zu Anfang der ersten Zeile vermutlich nicht wesentlich anders gelautet hat als die anderen Fas­ sungen (so etwa Dhp ko imam pajhavlm . . .), wäre - wenn UVT auf der PHMs-Fas- sung beruhen würde - zu erwarten, daß 'dl im Tibetischen zweimal stünde. So scheint die Abweichung zwischen UVT (Kanjur) und UV im Bezug des Pronomens nicht eine vom UV abweichende Skr.-Fassung nahezulegen, sondern eine Besonderheit der KanjurÜberlieferung. Von der Tanjur-Lesart 'di'i auszugehen und dies attributiv zu sa steh zu verstehen, erscheint vom Tibetischen her etwas abwegig, auch wenn UVVT im Peking-Druck ebenfalls 'di'i zeigt und der Kommentar genau diesen Bezug herstellt. Sehr befremdlich ist rab 'dod pa'i (so auch UVVT) als Wiedergabe von pracesyae. Sofern man nicht für rab u 'dod pa eine Bedeutung "pflücken, heraussuchen" vor­ aussetzen will, ist vielleicht an eine Konjektur rab *sdud pa'i zu denken. Zu chos gzi - so richtig im Kommentar überliefert - siehe unten. BECKH emendierte mkhas e in mkhas de, weil te "am Ende der Strophe kaum aufrechtzuhalten ist" (p. 58, n. 7). Das angenommene *de entspricht offenbar sa hi UV 367-368 [XVIII. 1-2] 353 im UV. Für BECKHs Emendation ist auch geltend zu machen, daß die Strophe den Nidänas im Kommentar zufolge nichts mit der nächsten (UVT XVIII 3) zu tun hat. - Prajnävarman hielt vijesyae am Ende der ersten Zeile des UV für die richtige Les­ art; es wird wie folgt kommentiert: / gah zig lags zes bya ba ni gah zag gah ho / / 'di ['di'i P, 'dis CD] sa steh las zes bya ba ni mi 'gro ba 'di ['gro la 'di CD] las so / / rgyal ba ni zil gyis gnon pa dah / rnam par pham par bya ba dah / dbah du bya ba ste / 'di ltar 'dod pa'i 1ha ni ne dbah gi dbah du byas pa'o / / 1ha dah 1ha ma yin 'thab par gyur pa de ni srid pa gsum las rgyal bar 'dod nas / bcom ldan 'das kyi spyan shar son ste / ci 'di bsgrub par nus sam mi nus zes pa'o / / gzan dag tu ni tshor bar 'gyur zes brjod de / ses par 'gyur zes bya ba'i don to / Das tibetische Definiendum gart fig lags entspricht dem einfachen ka im Text des UV. Die Glossierung im Kommentar ist typisch für die der Pronomina: Es wird ein Bezugswort zum Pronomen genannt ("welche Person"). Das folgende 'di sa Sen las entspricht als Definiendum imam prhivîm, es wird glossiert durch "über diese Men­ schenwelt (lies: mi'i 'gro ba?)". Der Ablativ mit las in UVVT folgt der Rektion des tibetischen Verbs rgyal ba, nicht der transitiven Konstruktion, die im Sanskrit vorliegt. Das Definiendum rgyal ba (= UV vijesyate, UVT rgyal) wird durch drei Begriffe glossiert: "überwinden, ganz besiegen und in die Gewalt bringen". Der Kommentar sagt weiter, daß Kämadeva so in die Gewalt des [Nägakönigs] Upendra gebracht wurde, und führt dann folgendes aus: "Als er beim Kampf der Götter mit den Dämonen die drei Welten besiegen wollte, trat er vor den Buddha hin und fragte ihn: Kann ich dies vollbringen oder nicht?" Man kann den Eindruck haben, daß Prajnävarman es für erfor­ derlich hielt, durch den Rückgriff auf die Mythologie die Lesart zu begründen, da im folgenden eine andere Lesart genannt wird: tshor bar 'gyur "nimmt wahr", sinn­ gemäß glossiert durch "erkennt". Hier wird im tibetischen Kommentar dieselbe Lesart referiert, die in PHMs vicesyati und P. vicessai (sowie wohl indirekt auch im Chinesi­ schen) vorliegt: eine Ableitung von ci- "bemerken, wahrnehmen''. Die Frage, ob hier ci- oder ji- zu lesen ist, ist offenbar eine alte philologische Diskussion. In UVT fehlt eine Entsprechung zu UV ahâ. Im Kommentar finden wir das Wort aber kommentiert, es ist somit als Teil des Sanskrit-Textes ausgewiesen; zum zweiten Päda macht UVVT folgende Ausführungen: / gsin rje'i 'jig rten zes bya ba ni han soh gi gnas te / gah gi phyir 'di nas dpag tshad Ina brgya 'das pa na gsin rje'i rgyal po'i pho brah yod de / der dmyal ba'i sruh mas skye ba khyer bar byed do / / las kyi nés pa dah ji ltar ldan pa bzin du sgrub par byed ein de yah yah sos 354 Ausgewählte Strophen la sogs par 'gyur te / lha'i pho na'i mdo 'dir dper brjod par bya'o / / de bzin du zes bya ba ni rnam pa des gsin rje'i 'jig rten las rgyal ba zes bya ba'i don to / / Ihar bcas zes bya ba ni 1ha dah bcas pa'i gsin rje'i 'jig rten te / lha'i 'jig rten zes bya ba'i don to / / de la 'dis ni rab tu grags pa'i 'jig rten gsum bstan te / lha dah mi dah gsin rje'i 'jig rten gyi bdag nid do / Die Welt des Yama wird als "Ort schlechter Wiedergeburt (Skr. apäya)" glossiert. Weiter heißt es: "Wenn man nämlich von hier aus 500 Meilen zurückgelegt hat, ist [dort] der Palast von König Yama; dorthin haben die Wächter der Hölle die Menschen (lies: skye *bo?) geführt. Indem [ein Mensch die Dinge] so ausführt, daß sie mit dem Fehler der Tat versehen sind, wird dieser auch zu einem samjîva[-Hôllenwesen]; hier kann man als Beispiel das Devadûta-Sûtra anführen"?Der Kommentar bezieht tathä (UVVT de bzin du) auf yamaloka: "Auf diese Weise siegt [er] auch über die Welt des Yama - so ist der Sinn", sadevakam (Tib. Ihar bcas) wird so glossiert: "Die Welt des Yama mitsamt [der] der Götter; sinngemäß: die Welt der Götter". Dem letzten Abschnitt im Kommentar zufolge sind mit imâm prhivim, yamalokam und sadevakam die bekannten drei Welten genannt: die Welt der Götter, der Menschen und die Unter­ welt. Daß man diese Welten besiege (vijesyate), erscheint eine spätere Interpretation, die ein Eingehen der Exegeten auf den ideologischen Gegner, den Hinduismus, zu bedeuten scheint. Es dürfte ursprünglich eher gemeint sein, daß diese Welt wahrge­ nommen wird (vicesyati). Nur bei dieser Auffassung läßt sich ein inhaltlicher Bezug zwischen erster und zweiter Strophenhälfte feststellen: Wenn jemand die Worte der Religion wie Blumen pflückt, setzt dies eher einen Wahrnehmungsprozeß voraus als einen Akt des Siegens. Wie BECKH sagt (p. 58, n. 5), steht chos bzin für (P.) dhammapada. Die richtige Lesart ist chos gzi, die im Kommentar bewahrt ist: / de srid pa gsum las rgyal te / seh ge'i Stan la 'dug nas chos kyi rgyal pos chos ston par gyis sig pa ste / de bas na chos las rgyal bar 'dod pa'i tshul bstan pa'i phyir / chos gzi gah zes bya ba smos te / gah gis chos kyi rnam par gnas par 'gyur ba de ni chos gzi ste / chos bstan pa zes bya ba'i don to / Sinngemäß versteht der Kommentar unter dharmapada die Verkündigung der Lehre (chos bstan pa). Die unmittelbare Bestimmung des Wortes lautet: "Wodurch es zu einer Festlegung der Lehre kommt, das ist dharmapada". Diese Erklärung beruht dar­ auf, daß pada primär im Sinne von "Stelle" (nicht "Wort") verstanden wird. UVT hat sudesiam durch legs par ston wiedergegeben, ein üblicheres Äquivalent UV 367-368 [XVIII. 1-2] 355 für dieses Wort wäre legs par gsufis pa (Mvy 2773: subhäsiam = legs par gsuri ba. gsurs pa'am legs par smras pa). Die Glosse in UVVT lautet legs par gsurts pa; aus Grün­ den, die ich nicht kenne, wird allerdings son mkhas als Definiendum gesetzt: / de nid bstan pa ni / ston mkhas zes bya ba yin te / legs par gsurts pa ste sdig pa mi bya ba dart / sdig pa byed pa dart lhan cig mi gnas pa dart / legs par spyod pa la 'bad ein dbart po dul bar bya ba ste / de bas na de lta bu'i tshig ces bya ba'i (bya ba CD) don to / Übersetzung: "Was die Darlegung [betrifft, so] ist [sie] 'zu lehren kundig', [dies bedeutet]: gut gesprochen; daß man Böses nicht tun soll, mit [solchen, die] Böses tun, nicht zusammen sein soll, sich um gutes Verhalten bemühen und seine Sinne zügeln soll - [dies] ist deshalb der Sinn des so beschaffenen Wortes". - Es folgt ein Hinweis auf die Konstruktion: / de lta bus 'khor lo bskor ba'i chos te / de lta bur gyur pa'i chos kyi gzi gart zig rab tu 'dod pa'i zes bya bar (bya ba CD) sbyar bar bya'o / Übersetzung: "Durch das so beschaffene [handelt es sich um?] die Lehre vom Drehen des Rades. So ist zu verbinden: Wer die so gewordene Grundlage der Religion plückt". Demnach hat man zu konstruieren: dharmapadam ko . . . pracesyae . Dabei ist offenbar sudesia auf dharmapada zu beziehen (de lta bur gyur pa'i chos kyi gzi), und hierzu steht das Verb (pracesyate = rab u 'dod pa'i), das erst im vierten Päda genannt wird. Der Kommentar setzt kusalah nicht als eigenes Definiendum, es erscheint aber in mkhas pas im Kontext der Explikation des Vergleichs (dpe): / dpe ni gart ji lta bu ze na / me tog lta bur zes bya ba ste / dper na me tog phrert rgyud mkhan rart gi las la mkhas pas skyed mos tshal las me tog blarts te / me tog gi phrert ba rnam pa sna tshogs su legs par bkod cirt gzan dag la sbyin par byed pa de bzin du dam pa des kyah gya nom pa'i bstan bcos las chos kyi gzi blarts te / rjes su mthun pa'i rim pas 'brel bar byas nas / 'khor dag la ston par byed do / / rab 'dod pa zes bya ba ni rab tu 'god par byed pa'o / Demnach hat man kusala in dem Sinne als "kundig" zu verstehen, daß Auswahl und Arrangement von Blumen eine Kunst sind. Die Erläuterung lautet in Übersetzung: "Wie ein Hersteller von Blumengirlanden, der sein Handwerk versteht, aus dem Park Blumen nimmt, zu verschiedenartigen Blumengirlanden gut arrangiert und anderen übergibt, so hat auch dieser Edle aus den reichhaltigen Lehrtexten die Grundlage der Religion (dharmapada) genommen und sie in natürlicher Folge verbunden, um so der Welt (diese Grundlage) zu verkünden". Daran anschließend wird pracesyae erklärt, das in UVT durch rab 'dod pa'i wieder­ gegeben ist. Die Glosse scheint dem Wort im Text des UV eher zu entsprechen als 356 Ausgewählte Strophen das tibetische Definiendum: 'god pa "anordnen, arrangieren" ist bei LC (s. v. 'god par byed) für eine Ableitung von ci- belegt. Es bleibt unklar, warum pracesyae in UVT durch rab 'dod pa'i wiedergegeben wurde. - Zur zweiten Strophe (UV 368) sagt der Kommentar: / 'di'i lan gsuns pa / slob pa zes bya ba ni bslab pa gsum la slob pa'i phyir slob pa ste / 'di ltar zi bar 'dod pa de bas ni slob pa'o zes mdo las gsufis so / / lus dah nag dul ba dah / sems dul ba de'i thabs kyi ye ses dah ldan pa'i skyes bu dam pa dul ba'i khyad par gyi don te / de yah thar pa thob pa'i phyir bdag gir byed pa dah / rjes su mthun pa'i thabs so / / de zes bya ba ni de nid do / / non mohs pa spoh ba'i lam bsgom pa med par ni srid pa gsum po mtha' dag zil gyis gnon pa'i nus pa ni su la yah skye bar mi 'gyur ro / / gah gi phyir yon tan ni skyon 'jig pa yin te / skyon rnam par spans pas ni thams cad las rgyal ba nid do / / chos gzi zes bya ba ni yan lag bcu gnis dah ldan pa'i rnam pa yin te / legs par spyod pa thams cad kyi gzi yin pa'i phyir ro / / legs par ston mkhas zes bya ba'i don dah tshig 'bru'i khyad par dah ldan pa'i phyir ro / / gzan dag ni 'phags pa'i bden pa bzi la chos kyi gzi zes zer ro / / gzan dag ni byah chub kyi phyogs kyi chos sum cu rtsa bdun zes zer ro / / lhag ma ni goh ma bzin no / 'di'i lan gsuns pa bedeutet, daß UV 368 die Antwort auf UV 367 ist. Es heißt dann: "Weil er die drei siksäs (dies sind adhisila, adhicia, adhiprajnä, vgl. Mvy 929-932) lernt, heißt er saiksa; so heißt es im Sütra: Weil er auf diese Weise zur Ruhe kommen will, deshalb heißt er saiksa". Das Zitat aus dem Sütra scheint eine etymologische Herleitung zu bedeuten, die siksä/saiksa als Desiderativbildung zusam- "ruhig werden" betrachtet. Es scheint mir, daß saiksa - und dies, nicht GDhp budhu, ist sicher die alte Lesart - nur dann einen Sinn macht, wenn man im ersten Päda jeweils vicesyae liest: Das Wahrnehmen und Bemerken ist eher die charakteristische Tätigkeit eines Schülers. Es wird weiter ausgeführt: "Was den bezähmten Körper und die [bezähmte] Rede sowie den bezähmten Geist [angeht, so ist dies] der vorzügliche Zweck eines guten, gezähmten Menschen, der über die Erkenntnis des Mittels dazu verfügt; dies ist auch das zueigen machende (?) und natürliche Mittel, um die Erlösung zu erlangen". Es folgt im Kommentar die Erklärung von UV sa oder sa hi, durch "der eben" glos­ siert. Weiter heißt es: "Ohne daß man (in sich) den Weg des Aufgebens der Befleckun­ gen hervorbringt, entsteht niemandem das Vermögen, alle drei Welten zu überwinden. Ein Vorzug ist nämlich die Zerstörung der Fehler; wer die Fehler ganz aufgegeben UV 432 [XX. 16] 357 hat, ist eben ein Sieger über alles. Die 'Grundlage der Religion' (dharmapada) ist [von] einer Art, die mit den zwölf Teilen (d. h. wohl: mit den zwölf Pravacanas, vgl. oben p. 194) versehen ist, weil es die Grundlage jeglichen guten Verhaltens ist. [Die Grund­ lage] ist nämlich mit dem Sinn und der besonderen Aussage von sudesia [und] kusala versehen. Andere sagen, daß es die Grundlage der Religion [mit Bezug] auf die vier Heiligen Wahrheiten ist. Andere sagen, daß [mit dharmapada] die 37 für die Erleuch­ tung hilfreichen Faktoren (hierzu BHSD p. 402b) (gemeint sind]. Der Rest ist wie oben". Diese exegetischen Ausführungen zum Begriff dharmapada können zu der (text­ kritischen) Frage, warum sudesia in UVT und UVVT so merkwürdig wiedergegeben ist, wohl nichts beitragen. Die Angabe, die sich an das Zitat legs par son mkhas im viertletzten Abschnitt anschließt, erweckt etwas des Eindruck, es wäre nur von su­ desita (nicht von sudesiam kusalah) die Rede. Udänavarga 432 [XX. 16] Die Strophe verspricht dem, der nicht lügt, nicht zürnt und freigebig ist, ein Leben unter Göttern: UV 432 satyarp vaden na ca krudhyed dadyâd alpäd api svayam / sthânair ebhis tribhir yukto devânâm antikarp vrajet // Vom PHMs ist nur die zweite Strophenhälfte erhalten. Hier finden wir einen Text ohne yukto, statt dessen aber je dreisilbige (mittelindische) Formen von shânair und ebhis in einer anderen Wortfolge: PHMs XX 16 (et)ehi t(ri)bhi s(th)ânehi gacched devân(ârp) santike // Für die fünfte, vor dem anlautenden sth- stehende Silbe gilt die Lizenz einer Kürze. BERNHARD gibt akkrodhanä (?) satyavâd[î]d als Variante des PHMs im ersten Päda. CHAKRAVARTI gibt dies als dritten Päda der Strophe 12 (= UV 428), was BERNHARD (p. 272, n. 5) korrigiert. Angesichts der Parallelen (siehe sogleich) kann ich aber nicht glauben, daß der Anfang von PHMs XX 16 so gelautet hat, ohne jedoch angeben zu können, in welche Strophe das Versviertel sonst gehören soll. Die Einordnung der PHMs-Zeile bleibt so etwas unklar. In der Fassung des UV sind die mittelindischen Instrumentale des dritten Päda nach der Morphologie des klassischen Skr. geändert, und die zwei dadurch fehlenden Silben wurden durch yukto ausgefüllt. Im vierten Päda lag das Problem im Ausgang des Ge- 358 Ausgewählte Strophen nitivs. Ob CHAKRAVARTIs Ergänzung devân(âm) gerechtfertigt ist, erscheint fraglich: Die fünfte Silbe muß eine Kürze sein, deshalb ist eher deväna (zum Gen. PI. auf -äna vgl. BHSG § 8.119) oder devanam zu ergänzen (dann würde die Lizenz einer Kürze des Nasalvokals vor Konsonant gelten). UV hat die metrisch-morphologische Schwierig­ keit durch Umstellung beseitigt und ferner sanike (vgl. BHSD s. v.) durch antikam ersetzt. Schließlich - wohl der letzte Schritt der Sanskritisierung - hat man vrajet statt gacche geschrieben, um den geforderten Jambus im Zeilenausgang zu erreichen. - Die Pali-Version bestätigt die Version des PHMs als ursprünglich: Dhp 224 saccam bharje na kujjheyya dajjä appasmirp yäcito / etehi tîhi thânehi gacche deväna santike // Der UV hat (P.) bhane durch vaden ersetzt, wohl aus stilistischen Gründen: Ein *bhanen hätte metrisch keine Probleme bereitet, aber das Verb bhanai ist in der Sprache des UV nicht gebräuchlich (vgl. BERNHARDS Index). Eine Neuerung im UV ist ferner ca krudhyed gegenüber der dreisilbigen Form von krudh-, die sich im Pali findet. Bei der hier gegebenen Lesart ist die fünfte Silbe des zweiten Päda im Dhp als Kürze zu werten. FAUSBÖLL gibt keine abweichende Lesart; die PTS-Ausgabe setzt dajjä 'ppasmim pi yäcio in den Text und gibt an Varianten: appam pi Br sowie appasmim Cn (= FAUSBÖLL). BROUGH kommentiert diesen Text wie folgt: "In b, the Pali seems unlikely to mean 'One should if asked give even a little’, as some of the translators take it [diese Über­ setzungen beruhen anscheinend auf Br appam pi]. The Pali commentator, slightly embarrassed by the line, quaintly explains that the bhikkhu does not actually say ’give’ to the householder, but by standing at the door of the house he does in effect (ahao) ask for alms. He does, however, correctly understand appasmim as, virtually, a hanging locative absolute: appasmim pi deyyadhamme vijjamâne (appamaakam pi dadeha), i. e. ’One should give when asked, even if one has but little’ " (c. 281). Dieser Auffassung von alpa entspricht in der Sache der Text des UV: "Man soll auch von wenigem (d. h. wenn man selbst nur wenig hat) aus eigenem Antrieb geben". Die Form svayam im UV ist offenkundig eine Neuerung. Auszugehen ist wohl von etwas wie *dadyâd alpâd api yäciah. Diese Zeile war überzählig, daher verkürzte man das Ende der Zeile: dadyâd alpâd api svayam. - Das PDhp bestätigt die bisherige Analyse: PDhp 293 saccaqi bhaije na kujjheyâ deyâ appa pi yäcito / etehi ttrihi ßhänehi gacche deväna santike // Insbesondere hat auch das PDhp in appa pi einen Ablativ (wie der UV), und dies deutet darauf hin, daß auch im Dhp ursprünglich *appa gestanden hat. Auf diese Lesart dürfte Br appam pi zurückgehen. Die Form appasmim scheint über eine Zwi­ UV 432 [XX. 16] 359 schenstufe *appasmâ aus appâ verderbt zu sein. - Das GDhp lautet wie folgt: GDhp 281 saca bhani na kuve'a daya apadu yayida / edehi trihi (harjehi gacha devana sadi'i // Zur Form daya sagt BROUGH: "This can hardly represent a form directly corre­ sponding to the Pali dajjâ, Uv. dadya. Rather than assume an irregular development of -jj- [zu] -yy- (whether in this dialect or the source-language of the translation), it seems preferable to understand the word as for *dâ-yâ, or perhaps *deyya (cf. Pali deyyam . . . )". PDhp deya ist nun eine deutliche Bestätigung dieser Überlegung von BROUGH. Er versteht weiter GDhp apadu als Ablativ (alpaah), und zwar als " 'One should give even from a small store'. The alternative division apa du (alpam u) would agree in sense with the modern translators, but would leave du as an awk­ ward verse-filler". - Die tibetische Fassung lautet: UVT XX 16 / bden par smra bya khro mi bya / / sloh la chub yah sbyin par bya / / rnam pa 'di gsum gnas kyis ni / / lha yi gnas su 'gro bar 'gyur / Übersetzung: "Man soll die Wahrheit sagen, man soll nicht zornig sein. Man soll dem Bittenden geben, auch wenn es wenig ist. Auf diese Art, durch drei 'Orte', geht man zum Ort der Götter". UVT slori la scheint auf den ersten Blick eher auf Pkr. yacio zu deuten - auch wenn es nicht den Gebetenen, sondern den Bittsteller bezeichnet -, weniger auf UV svayam. UVT churt yart scheint etwas wie Br appam pi (als Akk. verstanden) zu über­ setzen. Ohne Entsprechung in irgend einer indischen Fassung ist mam pa, aber 'di gsum gnas kyis ni deutet eher auf die Fassung des PHMs, jedenfalls fehlt ein Pendant zu UV yuko. Den indischen Fassungen scheint ferner gnas su zu widersprechen, es ist weder mit anikam noch mit sanike bedeutungsgleich. - UVVT macht folgende Angaben zum ersten Päda: / bden par smra bya zes bya ba ni phyin ci ma log par [la P] brjod par bya ba ste / 'dis ni gzan bslu ba la sogs pa las ldog par bstan to / / yah na de la [las PCD] gzud pa [bzuh ba P] ste [de CD] tshig btsun pa'i rgyur gyur pa'i phyir ro / / khro mi bya zes bya ba ni ze sdah ba ste / ze sdan gi kun nas dkris pa la [las PCD] gnas par ma byed cig (!) ces bya ba'i don to / / khro ba med pa'i g.yog 'khor rgyu yin pa'i phyir ro / Der Kommentar bestimmt (UV) sayam vaden durch: "Man soll keine falschen Reden führen; durch dieses [Wort] wird gezeigt, daß man sich davon abwenden [soll], etwa andere zu täuschen. Oder [das Wort] soll dazu (sc. zur Wahrheit) anhalten, denn [sie] Ausgewählte Strophen 360 wird ('ist geworden') zum Grund glaubwürdiger Rede". Das Definiendum khro mi bya entspricht UV na krudhye, die Glosse ze sdari ba "hassend" bezieht sich aber offenbar nur auf das Verb, ohne die Negation. Die sinngemäße Umschreibung lautet: "Verweile nicht in der Einwicklung des Hasses (oder: dem Beherrschtsein durch den Haß, vgl. BHSD s. v. paryavashana)" . Zur Begründung heißt es, daß dies "der Grund für eine Begleitung (oder: Umgebung) ist, die ohne Zorn ist". - Zum zweiten Päda sagt der Kommentar: / slof> la chuh yah sbyin par bya zes bya ba ni phohs pa dag la ci nus par zas la sogs pa chuh bar gyur kyah sbyin par bya'o / / kha zas la sogs pa ni gzan gyis ma bslahs par gyur kyah de'i bsam pa ses par byas nas sbyin par bya ste / Ions spyod chen po'i rgyur gyur pa'i phyir ro / Als Definiendum steht die gesamte Zeile, die wie folgt erläutert wird: "Man soll den Armen, so gut man es kann, Speisen und so weiter geben, auch wenn es wenig ist. Auch wenn man von einem anderen nicht darum gebeten wurde, soll man Speisen und so weiter geben, sobald man dessen (des anderen) Gedanken erkannt hat: denn das wird zum Grund eines großen Genusses". Hier wird das Geben in zweifacher Weise spezifiziert: Man soll geben, auch wenn es nur wenig ist, und: man soll unaufgefordert geben. Die erste Spezifikation entspricht vermutlich alpäd api "auch von wenigem" im Text des UV. Die zweite ist insofern bemerkenswert, als sie den erhaltenen Befund des UV stützt: sie macht doch nur dann einen Sinn, wenn wir als den Gegenstand der Kommentierung svayam voraussetzen. Zwar enthält die Erklärung ein bslans pa, das auf Pkr. yäcio deuten könnte, doch handelt es sich insgesamt klar um eine Paraphrase von svayam "aus eigenem Antrieb"; eine so spezielle Angabe wie "nachdem man dessen Gedanken erkannt hat" muß eine Grundlage im kommentierten Wortlaut haben. Da sich also der Text des UV aus UVVT bestätigt, dürfte UVT sloii la churi yari sbyin par bya so zu analysieren sein: Der Über­ setzer hat slori la "dem Bittenden" hinzugefügt (vgl. oben pp. 243-247) und statt dessen svayam nicht übersetzt. Somit ist die tibetische Wiedergabe im Grunde nicht weniger frei als die chinesische, in der sich (in: "remember") immerhin ein Anklang an den Gedanken findet, der in UVVT durch de'i bsam pa ses par byas nas formuliert ist: "To expound the truth and not to be angry, to remember the beggar with alms, when (these) three elements have a fixed place, naturally one will reside in the palace of the gods" (WILLEMEN p. 87). Auch scheint "naturally" (zu jan) irgendwie svayam zu bestätigen, wenn auch auf devânôm anikam vraje (oder einer ähnlichen Lesart, siehe unten) bezogen. Wenn nun UVT so frei übersetzt, kann man wegen churi yari wohl nicht das erhal­ tene alpäd api anzweifeln, etwa zugunsten einer Variante wie Br appam pi im Pali UV 432 [XX. 16] 361 (so andeutungsweise BROUGH: "the Tib. would seem to support alpam"'). - Der Kom­ mentar zum dritten Pâda: / mam pa 'di gsum gnas kyis ni zes bya ba ni bstan ma thag pa'i bden pa'i tshig la sogs pa'i khyad par gyi gnas sam dhos po dah ldan pa'i gah zag gis so / / gsum po nid kyis ni me la sogs pa 'jug pas ma yin no zes hes par gzuh [bzun P] ba yin no / / 'dis ni phyin ci ma log pa'i rgyu dah des kun nas non mohs pa ma yin pa'i rgyu bstan to / / tshig rkari gsum po 'dis ni tshul khrims dah bsgom pa dah / sbyin pa las byuh ba'i bsod nams bya ba'i dhos po bstan te / 'di ltar tshul khrims ni bden pa gtso zih ze sdari med pa ni gtso bo ma yin no / / bsgom pa ni [bsgoms na P] de tsam gzuh ba byas pa'o / Der Kommentar setzt wieder den ganzen Päda als Definiendum, und der Übersetzer des Kommentars hat diesen Päda so geschrieben, wie er ihn in UVT vorfand - völlig unabhängig davon, welche Sanskrit-Äquivalente wir UVT zugrundelegen mögen (etwa in bezug auf mam pa). Die Paraphrase des Päda lautet: "durch die Person, die mit den vorzüglichen Punkten (gnas, vgl. BHSD s. v. shäna) oder Dingen des soeben aus­ geführten wahren Wortes und so weiter versehen ist". Es scheint deutlich zu sein, daß das im UV erhaltene shänair ebhis ribhir yuko Gegenstand der Kommentierung ist: bsan ma hag pa'i ist Glosse von ebhis, gnas sam drios po erläutert shänair und ldan pa'i gari zag gis präzisiert yuko; der Instru­ mental im Tibetischen korrespondiert mit dem Subjektskasus im Sanskrit. Solange wir davon ausgehen, daß die tibetische Überlieferung (UVT und UVVT) auf eine gemein­ same Sanskrit-Version zurückgeht, müssen wir angesichts des Befundes in UVVT zur Kenntnis nehmen, daß der Übersetzer des UV sich die Freiheit genommen hat, sthänair ebhis ribhir yuko durch rnam pa 'di gsum gnas kyis ni - also ohne Entsprechung zu yuko und unter Einfügung von rnam pa - wiederzugeben. Weiter heißt es im Kommentar: "Durch diese drei (in etwa = UV ebhis tribhir) und nicht, indem man zum Beispiel ins Feuer (über glühende Kohlen?) geht - so lautet die Einschränkung (d. h. durch diese drei Dinge und durch nichts anderes). Dadurch wird [auch] der Grund des Nicht-Verkehrten (d. h. Richtigen) gezeigt und der Grund, warum man dadurch nicht befleckt ist. Durch diesen dritten Päda wird die Sache des Bewirkens von Verdienst gezeigt, das aus Sittlichkeit, dem Hervorbringen [heil­ voller Gedanken] (Skr. bhävana) und Freigebigkeit entsteht. Somit ist die Sittlichkeit die höchste Wahrheit, und das Freisein von Haß ist nicht das Höchste. Das Hervor­ bringen [bedeutet], daß man so viel erfaßt hat". - Zum vierten Päda sagt der Kom­ mentar: 362 Ausgewählte Strophen / 1ha rnams kyi ni drufi du 'gro zes bya ba ni rgyal po chen po bzi'i ris la sogs pa'i 1ha rnams kyi druh du 'gro ba'o / / gnas su 'gro zes gzan dag tu brjod de / tshogs dah tshogs kyi nah du 'gro zes bya ba'i don to / In 1ha mams kyi ni druh du 'gro finden wir einen Wortlaut als Definiendum gesetzt, der von UVT 1ha yi gnas su 'gro bar 'gyur abweicht und UV devanam anikam vraje deutlich entspricht. Die Glossierung des Päda lautet: "Er kommt in die Nähe solcher Götter wie der Caturmahârâjakâyika(-Gôtter)". Es wird dann eine abweichende Lesart genannt, die im Kommentar als gnas su 'gro zitiert und sinngemäß als "er geht unter die jeweilige Menge" bestimmt wird. Es scheint sich um eine Sanskrit-Lesart zu han­ deln, die *devânâm sânikam vraje, vielleicht sogar gacched deväna(m) sanike (wie im PHMs) gelautet haben könnte. Nach der sinngemäßen Umschreibung shogs dari shogs kyi nah du wäre sântïka als Substantiv in Sinne von "vicinity, presence" (so PTSD s. v. sanika) verstanden worden. EDGERTON gibt sanika als Adjektiv, sanike als Adverb sowie sanika (= P. sanika) in Adverbformen auf °ke und °köt. Formal ist kaum zu entscheiden, ob UVT gnas su auf antikam oder sântikam (o. ä.) beruht: die eine wie die andere Entsprechung ist nach LC und meinen eigenen Unterlagen ohne Präzedenzfall. Es scheint aber so zu sein, daß UVT die vom Kommentar als zwei­ te genannte Variante übersetzt. - Der Kommentar gibt noch folgende Erläuterung, in der die Götter klassifiziert werden: / de la 1ha yah rnam pa gnis te dah po ni mnam par ma bzag pa'i sa pa ste [sa bon te P] / de yah rnam pa gnis te / sa la gnas pa dah / gzal med khan la gnas pa'o / / de la sbyin pas ni sa la gnas pa'i lha rnams su he bar 'gro ba yin no / / bden pas ni gzal med khah na gnas pa'i lha rnams su ne bar 'gro ba'o / / bsgom pas ni mnam par bzag pa'o sa pa'i lha rnams su ne bar 'gro ba nid do / Demnach gibt es zwei Arten von Göttern. Die erste Art befindet sich auf der Stufe der Nicht-Sammlung (mnam par ma bzag pa'i sa pa), und von denen gibt es wieder zwei Arten: die einen befinden sich auf der Erde, die anderen in Luftschlössern (Skr. vimana). Durch Freigebigkeit nähert man sich denen, die sich auf der Erde befinden, durch die Wahrheit denen, die sich in Luftschlössern befinden, und durch das Hervor­ bringen (Skr. bhâvanâ) denen, die sich auf der Stufe der Sammlung befinden. UV 541 [XXV. 4] 363 Udänavarga 541 [XXV. 4] Eine etwas schwierige Strophe ist UV 541, in der davon die Rede ist, daß man durch die guten Aussprüche kluger Männer 'Vorzüglichkeit erreicht'. Der Kommentar berich118 tet im Nidäna von einem Brahmanen namens Sna-tshogs-bsten-pa, der sich an diesen und jenen gehalten hat und immer wieder Leid erfuhr. Deshalb bat er den Bud­ dha um eine Belehrung, und der riet ihm, sich an Brahmanen oder Sramaijas von voll­ kommenem Glauben sowie von vollkommener Sittlichkeit, Erkenntnis und Gelehrsam­ keit zu halten. Daraufhin hat der Buddha die folgende Strophe gesprochen: UV 541 addhâ narâlj sevitavyâh srutâçlhyâh sthânacintakâh / teçârp hi érutvâ tu subhâçitâni vinâpi tebhyo labhate viseçam // Die erste Hälfte ist Anuçtubh, die zweite Triçtubh. Die dritte Silbe des dritten Päda ist nicht positionslang, da nach der vierten Silbe keine Zäsur steht. - Die Pali- Fassung ist Triçtubh mit einer Jagatî im zweiten Päda: Jât IV 453 addhâ have sevitabbâ sapannâ bahussutâ ye bahuthânacintino / yes' âyaip sutvâna subhâsitâni appossukkâ vîtasokâ Sudhammâ // Die dritte Silbe der dritten Zeile muß wiederum eine Kürze sein (Lizenz einer Kürze für auslautendes -am von Konsonant, vgl. oben p. 42). Korrekt ist hingegen der ma- Gana im Eingang der vierten Zeile ( x------- ; ). Es handelt sich hier um die letzte Strophe im Somanassajätaka; zu übersetzen ist: "Fürwahr soll man sich wirklich an Erkenntnisreiche halten, die gelehrt sind und viele Dinge bedenken, deren gute Aus­ sprüche gehört habend diese Sudhammâ unbesorgt und ohne Kummer ist". Sudhammâ ist die Mutter des Prinzen Somanassa. - Die tibetische Übersetzung lautet: UVT XXV 4 / gah dag thos mah gnas man sems pa dah / / dad dah ses rab Idan de (des UVVT) mi yis bsten / / 'dir ni de yis legs smras mnan byas na / / rih po nas kyah khyad par thob par 'gyur / Übersetzung: "Welche [Menschen] groß an Gelehrsamkeit sind, viele Dinge bedenken und mit Glauben und Erkenntnis versehen sind - auf die soll der Mensch sich stützen; wenn man gehört hat, was diese hier wohl gesprochen haben, erreicht man auch aus der Ferne Vorzüglichkeit". UVVT hat Idan des statt Idan de in der zweiten Zeile, was aber wohl auf einem Fehler beruht (siehe unten). Vom Tibetischen her scheint es nahezuliegen, Idan *te Ausgewählte Strophen 364 (mit Semifinalpartikel anstelle des Pronomens) zu lesen, dann wäre zu übersetzen: "Welche [Menschen] groß an Gelehrsamkeit sind, viele Dinge überdenken, mit Glauben und Erkenntnis versehen sind und [deshalb] von den Menschen verehrt werden - wenn man gehört hat, was diese hier wohl gesprochen haben, erreicht man auch aus der Ferne Vorzüglichkeit". Ein ldan *te wäre aber ohne Zweifel die Lectio simplicior; so scheint tib. de anzuzeigen, daß der erste Päda in der zweiten Rezension des UV ein Demonstrativpronomen enthalten hat. Tib. de yis übersetzt esäm; der Instrumental ist offenbar eine Erforderlichkeit von smras pa (es findet sich keine Variante *de yi). Im UV bezieht sich ebhyo auf vinäpi: Wenn man die guten Aussprüche dieser Männer gehört hat, erlangt man auch ohne diese [Männer] Vorzüglichkeit. In UVT fehlt anscheinend eine Entsprechung zu tebhyo. Im übrigen scheint die tibetische Fassung in der ersten Hälfte eher zum Pali zu passen als zum UV. - Der Kommentar erklärt die Strophe wie folgt: / dad dah zes bya ba 'dis ni rnhon par mtho ba'i rgyu dah ldan par bstan te / dad pa'i lam rgyags bkur nas ni zes bya ba'i tshig gis so / / 6es rab dah ldan des zes bya ba ni ses rab khyad par can yod ein rtogs pa dah ldan pa ste / hes par legs pa'i rgyu dah ldan par bstan to / / yah na nes pa rnams dgag pa dah gtan du span ba [P, spans pa CD] ste / bsten [P, bstan CD] pa nid kyis [CD, kyi P] bsal bas so / / mi yis bsten bya zes bya *ba [bas PCD] ni de bsten pas dpag tu med pa'i khyad par 'byufi ba'i phyir ro / / 'di gnis dah rjes su mthun pa'i rgyu bstan pa'i phyir / thos mah zes bya ba gsuh rab kyi don rtogs pa ste / ji skad du chos nan pa yohs su rdzogs na ni dad pa yohs su rdzogs pa yin la / tshig gi don zab mo ni äes rab kyis yohs su rtogs par 'gyur ro zes bsad do / / 'di gnis kho na'i bsgom pa'i thabs bstan pa'i phyir / gnas mah sems pa dah zes bya ba yin te / dhos po mah po la yohs su rtogs par byed pa dah / dran pa ne bar gzag pa la sogs pa la mhon par brtson pa'i phyir ro / / yah na rnam pa mah po ste / ji skad du / ji ltar yah gnas bdun la mkhas par 'gyur te / gzugs ses par 'gyur ba dah / gzugs kun 'byuh ba zes bya ba la sogs pa'o / / gah 'di ltar yohs su rtogs [rtog P] par byed pa de nid kyis ni zag pa med pa'i lam thob pas dad pa dah ses rab bsgom par 'gyur ro / / gah dag ces bya ba ni yon tan bstan [bsten P] pa ste / legs par smras pa mnan byas zes pa dah sbyar ro / / 'dir ni zes bya ba ni 'jig rten 'dir sans rgyas 'byuh bas brgyan pa'o / / mnan byas zes bya ba ni brtag pa'o / UV 541 [XXV. 4] 365 / rift po nas kyah de yis zes bya ba ni dad pa dan ldan na yul bskal par gyur kyah khyad par thob par 'gyur zes bya ba ni yon tan gyi tshogs dah phan yon 'grub par 'gyur ba ste / sahs rgyas thag rih po na bzugs kyah ses rab kyi mig gis rnam par sbyahs pa yin te / u dra ya na'i rtogs pa brjod pa 'dir bsad par bya'o / Zu dad dar wird keine Glosse gegeben, der Kommentar sagt lediglich: "Durch dieses [Wort] dad dah wird gezeigt (bsan e), daß man den Grund für das Gelingen (Skr. abhyudaya) besitzt; man hat die Wegzehrung des Glaubens mitgenommen - so [wird es] durch das Wort (ausgedrückt]". Auf den ersten Blick scheint dad pa auf eine Variante *srôddhô[h] zu deuten, nicht auf die Partikel addhä "certainly, for sure, really" (PTSD, ähnlich CPD), die sich in der ersten Rezension und im Pali findet. Die Ausdrucksweise "Wegzehrung des Glau­ bens" (Mvy 7182 gibt lam rgyags als Äquivalent von pahyadanam, hierzu BHSD s. v.) legt es aber nahe, den "Glauben" eher als Erläuterung zum eigentlich kommentierten Begriff zu verstehen, der dann etwa "Wegzehrung" bedeuten müßte - zumindest nach Prajnâvarmans Deutung. So scheint sich durch den Kommentar die Lesart addhä in­ direkt zu bestätigen - insofern der Kommentator ein ihm vorliegendes addhä(h) (?) als Ableitung von adhvan "Weg" in einer Bedeutung "mit Proviant versehen" aufgefaßt zu haben scheint. Es wäre unwahrscheinlich, daß der Kommentar von "Wegzehrung" spräche, wenn er nichts weiter als den "Glauben" zu erklären hätte. Ob ihm tatsächlich addhS[h] vorgelegen hat oder eine irgendwie sanskritisierte Form mit -dhv- statt -ddh-, ist aus dem Tibetischen nicht zu entscheiden. Die Wiedergabe des fraglichen Wortes durch dad dah in UVT ist darauf zurückzuführen, daß der tibetische Übersetzer das UVV kannte: Er gibt genau das wieder, was der Kommentar inhaltlich zum Begriff erläutert hat. Vom Sinn her denkbar wäre, daß dem tibetischen dad dar etwas wie addhâ/adhvâ-narâh insgesamt vorauszusetzen ist. Dem steht aber entgegen, daß nara durch mi yis übersetzt ist und der Kommentar dies in Verbindung mit bsten bya (= sevitavya) als Definiendum aufnimmt. Auch die chinesische Übersetzung trennt addhä und naräh; sie bestätigt im übrigen die Vermutung in bezug auf die UVT dad dar vor­ aussetzbare Form: "Walking along the road (hsing lu) one must keep in mind to be attentive to reflection! People (jen = nara) who keep the precepts and who are very learned reflect on immeasurable subjects. Having heard their excellent verbal teaching one knows every distinction" (WILLEMEN p. 108, siehe auch p. 110, Anm. 4). Das folgende ses rab dan ldan des [UVT ses rab ldan de] besagt UVVT zufolge: "[Ihm] ist vorzügliche Erkenntnis vorhanden und [er] hat das Wissen. Es wird gezeigt, daß er den Grund für das höchste Gut (Skr. naihsreyasa) hat". Skr. abhyudaya "(weltliches) Gelingen, Erfolg" (Tib. mrton par mho ba) steht in Kontrast zu naihsreyasa "(spiri­ tuelles) Heil, höchstes Gut, Summum bonum" (Tib. ries par legs pa), vgl. Ratnâvalî 366 Ausgewählte Strophen 1.3 (hrsg. von M. HAHN): RA 1.3 präg dharmâbhyudayo yatra pascän naihsreyasodayah / sarpprâpyâbhyudayarp yasmâd eti naihsreyasarp kramât // Auch Nâgârjuna stellt einen Bezug her zwischen abhyudaya und sraddhä auf der einen sowie naihsreyasa und prajfiä auf der anderen Seite. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß Prajnävarman Nâgârjunas Ratnâvalî kannte. Zu ses rab dad Idan des wird dann eine andere Interpretationsmöglichkeit ange­ führt, sie lautet: "Oder [es sind] die Hemmung und die dauerhafte Aufgabe der bösen [Dinge gemeint], weil man [diese bösen Dinge] durch eben diese Verehrung beseitigt hat". Gegenstand der Kommentierung ist anscheinend etwas wie *präjna. Pali sa- parlnâ macht es zwar verlockend, ein *saprajnäh an dieser Stelle anzunehmen; das Wort kommt im UV an mehreren Stellen vor, allerdings stets im Singular. Metrisch ist aber ein saprajnäh nicht möglich: das folgende narâh seviavyâh im Ausgang der Zeile - das sicher dort gestanden hat - bedeutet einen ra- oder sa-Gapa in den Mittel­ silben ( v — v - x ), und mit einem (nach dem Kommentar) davorstehenden saprajnäh ist keine Zäsur nach der vierten Silbe zu erreichen. Ein des [UVT de] ist zwar im Defi­ niendum genannt, wird aber nicht kommentiert; des zes in UVVT beruht vermutlich auf einem Irrtum für UVT de zes (es handelt sich wohl nur um einen Schreibfehler wegen ses . . . de(s) zes . . . ses). Durch das folgende mi yis bsen bya [UVT mi yis bsten] ist nicht notwendig ein Grund gegeben, am Wortlaut narâh sevitavyâh im UV zu zweifeln. Der Kommen­ tar führt aus: "Wenn man auf diese gestützt ist, entsteht nämlich unermeßliche Vor­ züglichkeit". - Damit ist offenbar das Ende der ersten Zeile erreicht. Die Folge der Definienda im Kommentar ist: dad dah - Ses rab dah Idan de(s) - mi yis bsten bya Wenn wir dem folgen, ergibt sich diese Lesart: UV 541a addhä[j (?) prâjnâs te narâlj sevitavyälj Diese Zeile folgt der Struktur ma-ra-ra mit einer Zäsur nach der vierten Silbe. Eine vergleichbare Stelle ist UV 230a: sräddharn präjnam u sevea. Da der Kom­ mentar von den genannten Definienda in der Sache nur dad dah, ses rab dah Idan und bsten bya erklärt (de(s) und mi yis werden zwar genannt, aber nicht kommentiert), ist nicht auszuschließen, daß die Zeile mit addhâ(-)narâh einsetzte (d. h. nara entgegen UVVT mi yis bsten bya nicht vor seviavya stand), aber daraus läßt sich kaum eine metrisch befriedigende Variante herstellen. Denkbar ist auch eine Fassung mit *naraih seviavyâh (nach UVT mi yis bsten) im Ausgang der Zeile, sie läßt sich jedoch im Kommentar nicht verifizieren. Das folgende hos mafi soll einen diesen beiden [Eigenschaften, gemeint sind: Glaube UV 541 [XXV. 4] 367 und Erkenntnis] entsprechenden Grund zeigen. Als Vorlage von hos man wird man kaum etwas anderes als bahusrua (entsprechend P. bahussua) annehmen können. Der Kommentar versteht unter einem bahusrua jemanden, der den Sinn der münd­ lichen Lehrverkündigungen des Buddha (Skr. pravacana} kennt. Deshalb wird auch gelehrt: "Wenn das Hören der Lehre vollkommen ist, ist der Glaube vollkommen; den tieferen Inhalt der Worte versteht man durch die Erkenntnis" (die durch ji skad du . . . zes bsad do umschlossene Passage ist ein Zitat). Das in der ersten Rezension erhaltene sruâdhyâh macht einen etwas konstruierten Eindruck; adhya kommt im UV auch nur an dieser Stelle vor. Die zweite Rezension hat hier sicher bahusrutä[h] gelesen. Durch gnas mart sems pa dari wird nach dem Kommentar das Mittel gezeigt, mit dem man eben diese beiden [den Glauben und die Erkenntnis] hervorbringt. Man ver­ steht viele Dinge (drtos po mari po) und bemüht sich um die Vergegenwärtigung (Skr. smryupashana}. Gegenstand dieser Erklärung ist offenbar ein Wort, dessen Vorder­ glied *bahushâna° (P. bahuhäna 0') und nicht bloß shäna “ (wie im UV) lautet. Ob sems pa dari auf “cinakäh (wie im UV) zurückgeht oder eher etwas wie P. “cinino wiedergibt, läßt sich aus dem Tibetischen nicht entscheiden. Der Kommentar gibt noch eine weitere Erklärungsmöglichkeit für *bahushana° , die den Begriff im Sinne von "viele Arten" (rnam pa mari po) versteht. Es wird in Form eines Zitats (ji skad du ... ) auf sieben Punkte Bezug genommen: "Wie er auch in sieben Punkten kundig 119 wird: das Erkennen der Form, der Ursprung der Form und so weiter". Auch diese Interpretation hat zur Voraussetzung, daß der kommentierte Text ein bahu° und ein “shäna enthalten hat. Es heißt dann weiter: "Wer so völlig versteht, der eben hat den 'ausflußlosen' (Skr. anasrava) Weg erreicht und bringt deshalb den Glauben und die Erkenntnis hervor". Das Relativum gari dag scheint einem *ye (P. ye) zu entsprechen. Da das Tibetische sowohl bahusrua wie bahushäna verbürgt, kann man davon ausgehen, daß in der zwei­ ten Rezension die zweite Zeile wie im Pali gelautet hat, also: UV 541b bahuérutâ ye bahusthânacintakâh Das nach dem Pali rekonstruierte *ye ist gestützt durch gari dag in der ersten Zeile von UVT. Ob allerdings der Kommentar an der Stelle, an der dies als Definiendum erscheint, tatsächlich von ye spricht, ist etwas fraglich, da das Wort im Anschluß an gnas mari sems pa dari erklärt wird. Eine der Folge der Definienda entsprechende Fassung *bahusruâ bahushânacinakâ ye wäre metrisch wie stilistisch kaum mög­ lich. Wenn gari dag als Definiendum für ye im Text stehen soll, wäre vorauszusetzen, daß die Folge der Definienda nicht der Wortfolge im Text entspricht. Ich nehme daher an, daß der Sanskrit-Kommentar dieses ye in der zweiten Zeile nicht erklärt hat. Wenn der Kommentar sagt, daß mit gari dag "welche" diejenigen gemeint sind, die 368 Ausgewählte Strophen "den Vorzug gezeigt haben" (yon an bsan pa se, mit Peking: "die sich auf die Tu- gendlen] stützen"), scheint dies darauf hinzudeuten, daß etwas Vorhergehendes zusam­ mengefaßt wird. Relativ klar ist die Angabe, daß das Pronomen mit legs par smras pa mfian byas (= UV srutvâ tu subhâsiâni) zu verbinden ist (sbyar ro). Auch dies läßt vermuten, daß nicht von ye, sondern von dem Wort die Rede ist, das in der ersten Rezension tesfim und im Pali yes' lautet. Es könnte sein, daß die zweite Rezension zu Anfang der dritten Zeile *yesäm gelesen hat, was allerdings dem Befund in UVT widersprechen würde; wahrscheinlicher erscheint ein Versehen des Übersetzers des Kommentars: tesöm des UV ist in UVT durch de yis repräsentiert, aber es fehlt ein Äquivalent zu ebhyo im vierten Päda; es könnte sein, daß der Übersetzer des Kom­ mentars de yis für die Wiedergabe von tebhyo gehalten und aus diesem Grund nicht de yis, sondern gari dag für das Definiendum tesäm geschrieben hat. Im ganzen legt das Tibetische im zweiten Päda jedenfalls eine dem Pali entsprechende Variante nahe. Das folgende Definiendum 'dir ni wird umschrieben: "in dieser Welt, die durch das Erscheinen des Buddha geschmückt ist". Es folgt als nächstes mfian byas, das ohne Problem dem erhaltenen sruvâ entspricht. Ohne Kommentar bleiben u und subhâsiâni; u ein Pâdapûraija, das dadurch erforderlich wurde, daß sru- im Sanskrit is kein dreisilbiges Absolutiv bilden kann. Nun steht 'dir ni nach dem Kommentar an der Stelle, an der im UV hi zu finden ist; für 'dir ni kann man iha voraussetzen, dem­ nach wäre zu lesen: UV 541c teçâm iha srutvâ tu subhâçitâni (oder: yeçâm iha . . . ) Metrisch ist eine solche Lesart nur dann zu rechtfertigen, wenn man einen mittel­ indischen Sandhi des Typs es' ûpasammai (für tesam upa") voraussetzt (GEIGER § 91.2); denkbar wäre auch ein Sandhi wie anyesäm pi (statt anyesäm api, siehe BHSD § 4.3); vgl. auch oben p. 114, PDhp 397d. Nun gibt es im UV eine Partikel ha, die etwa ein dutzendmal vorkommt (vgl. BERNHARDS Index). Meistens steht dieses ha wie ein Hiattilger, der - im Gegensatz zu hy - keine Positionslänge für einen vorausste­ henden Vokal bewirkt (so etwa in folgenden Zeilen: 79b sitâs isfhani yayâ chinai hämänam). härhikäh, 182c Aber in zwei Fällen wird die Partikel in der tibetischen Fassung übersetzt: UV 648c kasmirp sati hânupasyanâ UVT ji Itar 'di na 'dra ba mthoh ba dag UV 702c caranti haike parivâravantas UVT 'jig rten 'di na 'khor dah bcas par rgyu Im ersten Fall ist ha durch 'di na, im zweiten sogar durch 'jig ren 'di na wieder­ gegeben. An der ersten Stelle findet sich zu ha im Kommentar keine Angabe. In 702c ist 'jig ren offenbar ein Zusatz, und dafür fehlt eke; der Kommentar erklärt erst UV 541 [XXV. 4) 369 rgyu ba (= caranV) und dann 'di na geig pu 'khor dan bcas par (= haike parivaravanas) . Es läßt sich also zeigen, daß es im UV eine als ha geschriebene Partikel gibt, die der Tibeter als iha (= 'dir) verstehen konnte. Allerdings ist zu diesen Stellen einschränkend zu bemerken, daß die verrnutbare Elision des i- von iha hier nach auslautendem -(n)ti einer Verbalform auftritt. Die Ausführungen des Kommentars zum Definiendum riri po nas kyah de yis be­ sagen: "Wenn man den Glauben besitzt, [dann] erreicht man, auch wenn man sich 120 in einem weit entfernten Gebiet befindet, Vorzüglichkeit, [und das bedeutet]: es vollendet sich die Menge der Vorzüge und das Heil. Auch wenn ein Buddha in weiter Ferne weilt, ist man durch das Auge der Erkenntnis völlig gereinigt. Hier kann man das Udrâyarja-Avadâna [als Beispiel] lehren". Diese Erklärung scheint das im UV erhaltene vinäpi ebhyo "auch ohne sie [sc. die Buddhas]" zu bestätigen. Der Verweis auf die Udräyana-Legende bezieht sich auf die Geschichte, daß Udräyana, der König von Roruka, zunächst in Bild und Schrift, dann auch durch reisende Kaufleute über Buddha - der in Magadha weilte - und seine Lehre informiert wurde (vgl. NOBEL p. XII). In der Sache scheint vinäpi ebhyo und riri po nas kyan "auch aus der Ferne" dasselbe zu bedeuten. Man kann durchaus den Eindruck haben, daß der Übersetzer des UV den Verweis auf die Udräyana-Geschichte kannte, da sein "aus der Ferne" genau der Situation im Avadäna entspricht. Der Kommentar macht keine weiteren Angaben. Insgesamt läßt sich somit etwa folgender Wortlaut für die zweite Rezension annehmen: UV 541 addhät! (?) prâjnâs te narâli sevitavyä bahusrutâ ye bahusthânacintakâh / teçârp iha (?) srutvâ tu subhâsitâni vinäpi tebhyo labhate viéeçam // Als sicher kann gelten, daß diese Strophe in der zweiten Rezension wie im Pali eine Triçtubh war. 370 Ausgewählte Strophen Udänavarga 741-742 [XXIX. 41-42] Zwei auf den ersten Blick etwas unscheinbare Strophen finden sich im Yugavarga, dem 29. Kapitel des Udänavarga, in dem sich eine Reihe von paarweise zusammen­ gehörigen Strophen finden. Ich zitiere zunächst die Parallele im PDhp, auf die bereits oben (p. 180) kurz hingewiesen wurde: PDhp 100 akatarp dukkatarp sreyo pacchä tapati dukkataip / dukkatarp me katarp ti éocati bhûyo socati yo ggatirp gato // PDhp 101 katan ca sukatarp sâdhu yarp kattâ nänutapyati / sukatarp me kataip hi nandati bhûyo nandati soggatih gato // Die jeweils ersten Strophenhälften sind Anuçtubh, die jeweils zweiten Vaitâlîya. Der ra-Gapa im zweiten Versfuß der jeweils dritten Zeile läßt sich als ein Anapäst auffassen, wenn wir den Auslaut in me als eine Kürze verstehen. Der ra-Gar)a im ersten Versfuß von PDhp 100c scheint - so könnte man meinen - zu bedeuten, daß dukkaarp als *dukaam zu lesen ist (wie sukaam). In 100d ist yo ggairp offenbar ein Fehler für *duggaim. - Im Pali bilden PDhp lOOab und lOlab eine einfache AnuStubh-Strophe: Dhp 314 akatarp dukkatarp seyyo pacchä tapati dukkatarp / katan ca sukatarp seyyo yarp katvâ nänutappati // Der Pali-Kommentar gibt die folgende Erläuterung zur Strophe (zitiert nach: NOR­ MAN, III, pp. 486-487): Tattha dukkatan ti sâvajjarp apäyasarpvattanikarp kammarp akatam eva seyyo vararp uttamarp pacchä tapati ti tarp hi anussaritânussaritakâle tapati yeva, sukatan ti anavajjarp pana sukhadâyarp sugatisarpvattanikam eva kammarp katarp seyyo, yarp katvâ ti yarp kammarp katvâ pacchä anussararjakäle na tappati nänu- tappati somanassajâto va hoti tarp katarp varan ti. Wenn ich den Kommentar richtig verstehe, faßt er akaa und kaa als Prädikative auf; demnach ist die Strophe zu übersetzen: "Die [Tat], die schlecht getan ist, ist nicht getan besser; später quält die [Tat], die schlecht getan ist. Die [Tat], die gut getan ist, ist getan besser, weil man nicht bereut, wenn man sie getan hat". LÜDERS nimmt an, daß hier Ablative auf -am bei einem Komparativ vorliegen; dies gründet sich wohl auch darauf, daß in der UV-Fassung anstelle von P. dukkatarp in der ersten Zeile eine Form im Ablativ steht. Demnach wäre die erste Strophen­ hälfte zu übersetzen: "Besser als Schlechthandeln ist Nichthandeln; Schlechthandeln UV 741-742 [XXIX. 41-42] 371 ruft später Reue hervor". Die dritte Zeile übersetzt LÜDERS: "Guthandeln ist besser als (bloßes) Handeln (kräc ca sukram sreyah)" (§ 189). Nach dieser Interpretation werden offenbar drei Arten des Handelns unterschieden: ein schlechtes Handeln, ein neutrales Handeln und ein gutes Handeln, von denen jeweils das zweite besser ist als das vorhergehende. Ich glaube aber nicht, daß der Dichter der Strophe ursprünglich drei Kategorien des Handelns zum Ausdruck bringen wollte, und halte LÜDERS' Auffassung eher für eine Über-Interpretation. Auch scheint eine solche dreifache Unterscheidung buddhistischem Denken nicht unbedingt zu entspre­ chen: Eine Handlung ist entweder gut oder schlecht, und die mittlere Kategorie ist mehr eine europäische Distinktion. Die Erklärung des Kommentars erscheint durchaus ausreichend zum Verständnis der Dhp-Strophe. - Das GDhp stimmt mit der Pali-Ver­ sion überein: GDhp 337 akida kukida çeho pacha tavadi drukida / kida nu sukida çeho ya kitva naijutapadi // Nach BROUGH steht nu im dritten Päda irrtümlich für du, und in der Tat steht im UV an dieser Stelle tu. Im ersten Päda finden wir kukida (Skr. kukrta), und dies ist kein Fehler, sondern eine plausible Lösung für das metrische Problem in PDhp 100c: Wenn wir dort *kukaam statt dukkaam lesen, ist der erste Gaija ein regu­ lärer Anapäst. Merkwürdig ist nur, daß die Pathyä in GDhp 337a keinen Grund erkennen läßt, warum die vierte Silbe der Zeile kurz sein soll. Auch die Fassung im UV hat kukra, obwohl die Anu§[ubh auch duskra gestatten würde: UV 741 akçtarp kukçtâc chreyah pascât tapati duçkftam / éocate duçkçtaqi kçtvâ socate durgatiqi gatah / UV 742 kçtarp tu sukftarp sreyo yat kçtvâ nânutapyate / nandate sukçtaip kçtvâ nandate sugatirp gatah // Diese Fassung stimmt mit dem PDhp in der Abfolge der Strophenhälften völlig überein; der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Fassungen besteht darin, daß im UV jeweils auch die zweiten Strophenhälften nicht Vaitâlîya sind, sondern Anu$(ubh. In der tibetischen Fassung des UV finden wir eine erste Strophe mit neun Silben in jeder Zeile: UVT XXIX 45 / nes par spyad pa byas pas gduii 'gyur zih / / han 'gror soh ba'i 'og tu'ah gduh bar 'gyur / / legs par spyad pa byas pas dga' 'gyur zih / / bde 'gror soh ba'i 'og tu'ah dga' bar 'gyur / Übersetzung: "Dadurch, daß man schlechtes Verhalten praktiziert hat, wird man [in diesem Leben] gequält, und man wird auch danach gequält, [wenn man] in eine 372 Ausgewählte Strophen schlechte Existenz gekommen ist. Dadurch, daß man gutes Verhalten praktiziert hat, freut man sich [in diesem Leben], und man freut sich auch danach, [wenn man] in eine gute Existenz gekommen ist". - Im Gegensatz zur ersten ist die zweite tibe­ tische Strophe ein Siebensilber: UVT XXIX 46 / phyi nas gduh 'gyur de byed pas / / nis [*gnis BECKH] na fies spyad ma byas bla / / gduh bar mi 'gyur de bya ste / / legs par spyad pa byas na ruh / Übersetzung: "Wenn man so handelt, daß man später gequält wird, ist es bei zwei [Möglichkeiten] besser, wenn man das schlechte Verhalten nicht praktiziert hat. Man soll so handeln, daß man nicht gequält wird: wenn man gutes Verhalten praktiziert hat, ist das angemessen". Das in Kanjur und Tanjur überlieferte nis na hat BECKH zu gfiis na emendiert; 121 die Lesart ist aber nicht zu ändern, da es fis na im Tibetischen gibt. Es handelt sich offenbar um einen Zusatz des Übersetzers, da der Kommentar diesen Ausdruck weder zitiert noch erläutert. Die erste Strophe entspricht im wesentlichen 741cd und 742cd in der erhaltenen Fassung des UV; die zweite tibetische Strophe entspricht 741ab und 742ab. Wenn wir die tibetische Fassung zum Bezugspunkt einer Konkordanz machen, läßt sich die folgende Übersicht geben: UVT UV PDhp Dhp GDhp 45ab 741cd lOOcd - - 45cd 742cd 101 cd - - 46ab 741ab lOOab 314ab 337ab 46cd 742ab lOlab 314cd 337cd Eine plausible Möglichkeit, den Befund zu interpretieren, erscheint die folgende: Die Fassungen im Dhp und GDhp signalisieren, daß es sich ursprünglich um zwei ver­ schiedene Strophen mit verschiedenen Metren gehandelt hat. Das Metrum der Strophe, die im Dhp und GDhp fehlt, ist in PDhp lOOcd und lOlcd erhalten. Im UV hat man die Strophe verkürzt und aus UV 741cd und 742cd eine Anuçtubh gemacht. Die Tat­ sache aber, daß die beiden Strophen in der ersten Rezension gegenüber UVT sowie gegenüber Dhp und GDhp ebenso kontaminiert sind wie im PDhp, scheint einen gemein­ samen Fehler im PDhp und der ersten Rezension des UV anzuzeigen, der einzige Unter­ schied zwischen diesen beiden Fassungen ist, daß das Vaitâlîya im UV - vielleicht wegen der Lizenzen, vielleicht auch in Auswirkung des besagten Fehlers - in eine UV 741-742 [XXIX. 41-42] 373 Anuçtubh überführt worden ist. Für diese Interpretation spricht in der Tendenz der Befund der zweiten Rezension: Das Tibetische ist klar und einhellig darin, UV 741ab und 742ab als eine zweite sowie 741 cd und 742cd als eine erste Strophe zu belegen. Der Kommentar gibt sogar zwei verschiedene Nidänas für jede der beiden Strophen in der Anordnung des Tibetischen. Dies ist ein klarer Beleg dafür, daß zumindest für den Kommentator UV 741ab und 742ab auf der einen und 741cd und 742cd auf der anderen Seite nichts miteinander gemein haben. Die erste - neunsilbige - Strophe des Tibetischen entspricht nun nicht der erhaltenen Fassung in 741cd und 742cd, wie sich anhand des Kommentars zeigen läßt: / fies par spyad pas zes bya ba ni sdug bshal gyi 'bras bu'i las han par spyad pa'o / / byas pa zes bya ba ni bsgrubs sih bskyed pa ste / ne bar bsags pa'i phyir ro / / pas zes bya ba ni de bas na ste / de las byuh ba'i yid la gcags pa'i tshul gyis gah la la bsad pa dah / bcih ba dah / lag pa bead pa la sogs pas tshe 'di nid du gduh bar 'gyur ba nid de / lus dah sems kyis gduh ba chen po nams su myoh bar 'gyur ro / Wenn der Kommentar für die erste Zeile die drei Wörter nés par spyad pas - byas pa - pas als Definienda aufgreift, kann es sich nicht um das im UV erhaltene socate duskrarn krva handeln. Offenbar wird socate, das sich in UV 741c und PDhp 100c findet und in UVT durch gdun 'gyur zifi übersetzt ist, nicht kommentiert. Dem erhal­ tenen duskrarn oder einem *kukrarn entspricht offenbar nés par spyad pas (UVT des par spyad pa), und byas pa (UVT byas pas) gibt wohl krva wieder, wie es in der ersten Rezension erhalten ist. Bei pas, das der Kommentar bestimmt, handelt es sich der Glossierung zufolge um eine Partikel mit der Bedeutung "deshalb" (de bas na). Der Kommentar führt aus: "In der Weise der daraus (d. h. aus schlechten Taten) entstandenen Reue (yid la gcags pa = kaukrya) wird man schon in eben diesem Leben (tshe 'di nid du) gequält, indem einige zum Beispiel getötet, gebunden oder ihnen die Hände abgeschlagen werden. Man erduldet [also] großes Leid an Körper und Geist". Wenn der Sinn einer Partikel mit der Bedeutung "denn, deshalb" (de bas na) erläutert wird, dürfte es sich bei der Kausalpartikel, von der offenbar die Rede ist, im Sanskrit vermutlich um hi handeln. Dem Kommentar liegt hier eine Fassung zugrunde, die etwas auführlicher ist als UV 741c; ich rekonstruiere wie folgt: UV 741c kukçtaip kçtvâ hi socate Zur zweiten Zeile der nach dem Tibetischen ersten Strophe sagt der Kommentar: / mthoh ba'i chos kyi fies dmigs bstan nas / 'jig rten pha rol gyi nes dmigs smras pa / han 'gror son ba'i 'og tu'ah gdun bar 'gyur zes bya ba smos te / han soh du skyes nas kyah gduh ba £in tu drag po thob par 'gyur ro / 374 Ausgewählte Strophen Der zweite Päda lautet in Übersetzung des Tibetischen: "Man wird auch danach gequält, [wenn man] in eine schlechte Existenz gekommen ist". In UV 741d fehlt eine Entsprechung zu 'og u'afi. Nachdem im ersten Päda das Elend in der diesseitigen Existenz gezeigt wurde, wird hier - so der Kommentar - das Elend in der jenseitigen Welt gezeigt. Der Kommentar gibt eine allgemeine Umschreibung des Inhalts der zweiten Zeile: "Auch nachdem man in einer schlechten Existenz geboren wurde, er­ langt man äußerst heftige Qual". Für 'og u finden sich im UV sonst nur Vorlagen, die pascä lauten. Ein bhüyah - entsprechend PDhp bhüyo - könnte als Vorlage des Tibetischen aber auch in Frage kommen, da 'og u auch soviel wie "weiterhin" bedeuten kann. Wenn der Kommentar sagt, daß man "äußerst heftige Qual" (gdufi ba sin u drag po) erleiden wird, so deutet dies eher darauf hin, daß er hier bhüyah (nicht pascä) gelesen hat. Für pascät würde man eher phyi nas erwarten, vgl. UVT 64a = UV 741b (siehe unten). Die Zeile könnte in der zweiten Rezension wie folgt gelautet haben: UV 741d bhuyafy socate durgatirp gatab In der ersten Rezension finden wir socate; wenn wir dies auch für die zweite voraus­ setzen wollen, muß für die fünfte Silbe der Zeile die Lizenz einer Kürze gelten, so daß sich für den zweiten Gapa ein Anapäst ergibt. Es finden sich im UV aber auch genügend Stellen mit socai (vgl. BERNHARDS Index). - Der Kommentar fährt fort: / legs par spyad pa byas pas dga' 'gyur zih zes bya ba ni bde ba'i 'bras bu'i las dge ba bsags pas bdag gis ni de Itar bsags so zes dran pas tshim par 'gyur te / mchod pa dah / ze sa dah / bsnen bkur yah 'di nid du 'thob par 'gyur ba'o / Der dritte Päda lautet in Übersetzung des Tibetischen: "Dadurch, daß man gutes Verhalten praktiziert hat, freut man sich". Der Kommentar erläutert: "Wer heilvolle Werke mit glücklicher (oder: angenehmer) Wirkung angesammelt hat, erinnert sich: 'Ich habe in dieser Weise angesammelt', und er findet Zufriedenheit. Schon in diesem Leben ('di fiid du) erlangt er Verehrung, Respekt und Ergebenheit". In Parallelität zur ersten Zeile dürfte dieser Kommentierung folgende Fassung zugrundeliegen: UV 742c sukçtaqi kçtvâ hi nandate Der Kommentar fährt fort: / bde 'gror soh ba’i 'og tu'ah dga' bar 'gyur zes bya ba ni bde 'gror son nas kyah tshim par 'gyur ba'o / Die vierte Zeile ("man freut sich auch danach, [wenn man] in eine gute Existenz gekommen ist") wird im Kommentar nur knapp umschrieben: "Auch nachdem man in eine gute Existenz gekommen ist, freut man sich". Ich nehme an, daß diese Zeile in der zweiten Rezension wie folgt gelautet hat: UV 742d bhüyo nandate sugatirp gatab Für nandae gilt das gleiche wie für socate: Wenn man für den Auslaut die Lizenz UV 741-742 [XXIX. 41-42] 375 einer Kürze annimmt, steht ein Anapäst im zweiten Gaga; wir finden im UV sonst meistens nandae, an einigen Stellen aber auch nandai. Im dritten Gana können wir einen Amphibrachys voraussetzen, wenn wir sugai so auffassen wie PDhp schreibt: soggai. BHSG § 3.22 verzeichnet Fälle, in denen das Indeklinabile su- in Komposita zu sü- gelängt ist, im einzelnen: sûraa, sûsukhia, sûparisuddha, sûgaî (!), Sûdhana. EDGERTON weist darauf hin, daß diese Formen zum Teil auch in Prosa und in metrisch indifferenten Positionen vorkommen. Wenn hier ursprünglich eine Form mit Längung der ersten Silbe gestanden hat - im PDhp ist sie belegt -, könnte dies ein Motiv für die Überführung des Vaitâlîya in eine Anu${ubh sein, wie sie in der ersten Rezension durchgeführt wurde. Die Kommentierung der ersten Zeile, das Fehlen einer Entsprechung zu 'og u ’aii sowie die Tatsache, daß die nach dem Tibetischen erste Strophe ein Neunsilber ist, machen es somit wahrscheinlich, daß diese Strophe in der zweiten Rezension keine Anujtubh, sondern noch Vaitâlîya war. Die nach dem Tibetischen zweite Strophe be­ steht aus UV 741ab und 742ab in der erhaltenen Fassung. Wenn wir die beiden Rezen­ sionen gegenüberstellen, so ergibt sich folgendes Bild: erse Rezension: zweie Rezension: akçtarp kukçtêc chreyah kukçtarp kçtvâ hi âocate pascât tapati duçkçtam bhûyah socate durgatitp gatah locate duçlrçtarp kçtvâ sukçtarp kçtvâ hi nandate Socate durgatiip gatah bhûyo nandate sûgatiip gatah kçtarp tu sukçtarp sreyo akftarp kukçtâc chreyah yat kçtvâ nânutapyate paécât tapati duçkftam nandate sukçtarp kjtvâ kçtarp tu sukçtaqi éreyo nandate sugati ip gata(i yat kftvâ nânutapyate Bei den durch Fettdruck hervorgehobenen Passagen handelt es sich um das ursprüng­ liche Vaitâlîya, das in PDhp lOOcd und 101 cd als Vaitâlîya erhalten ist, aber in der ersten Rezension zu einer Anu?{ubh verkürzt wurde. Diese Strophe fehlt im Dhp und im GDhp, in diesen Sammlungen findet sich nur die in der zweiten Rezension zweite, genuine Anu$tubh-Strophe. Ein gemeinsamer Fehler der ersten Rezension und des PDhp ist die Kontamination der beiden Strophen. Die Kontamination ist offenbar älter als die Verkürzung des Vaitâlîya in der ersten Rezension. Bezüglich der (in der zweiten Rezension) zweiten Strophe sehe ich keinen gravierenden Widerspruch zwi­ schen dem erhaltenen Text und der Kommentierung in UVVT: 376 Ausgewählte Strophen / nes spyad ma byas zes bya ba ni han par spyod pa ma byas pa nid mchog yin te / ci'i phyir ze na / phyi nas gdun 'gyur de byed pas zes smos te / 'di ltar han par spyod pa de byas par gyur pa dah dus mnam du rnam par smin pa dah ldan pa yin pas phyi nas zes bya ba ste / dus gzan na'o / / de byed pa'i sems can ni tshe 'dir yah kha na ma tho bas yid la gcags pa la sogs par 'gyur la 'jig rten pha rol tu yah han son du 'gro ba la sogs pas ne bar gduh bar 'gyur ba yin te / de bas na de ma byas pa ni rab tu bshags pa yin no / / legs par spyod pa byas na ruh zes bya ba ni yah legs par spyod pa nid la nan tan du byed pa nid mchog yin te / 'di ltar / gduh bar mi 'gyur de bya ste / zes bya ba 'di dah gzan du de byas pas gduh ba med pa'i phyir ro / Es ist darauf hinzuweisen, daß die Ausdrucksweise ma byas pa nid mchog yin e in der Kommentierung der ersten Zeile der oben zitierten Analyse des Pali-Kommen­ tars (akaam eva seyyo varam uamam) nahezu vollständig entspricht. Ferner gibt es eine Parallelität in der Ausdrucksweise in bezug auf kha na ma tho bas und P. sävaj- jam sowie wohl auch han soh du 'gro ba und apäyasamvaanikam . Es scheint, daß Prajnävarman hier eine Fassung kommentiert, die ebenso gelautet hat wie alle Pa­ rallelen: UV 741a akatarp kukçtarp sreyah Der Ablativ in UV kukräc chreyah ist vielleicht nur ein Fehler, der durch das fol­ gende pasca verursacht worden ist. Entgegen der Auffassung des Kommentators, der zu beiden Strophen ein verschie­ denes Nidäna gibt und sie dadurch als zwei voneinander unabhängige Strophen ein­ stuft, zeigen die erste Rezension und das PDhp, daß die beiden Strophen - zumindest indirekt - schon etwas miteinander zu tun haben. Es ist in diesem Zusammenhang auf einen merkwürdigen Umstand hinzuweisen, der die Nidänas betrifft. Nach dem Kommentar ist die erste Strophe der zweiten Rezension die Antwort des Buddha auf die Frage eines Deva, der folgendes wissen wollte: / gah des byas pas 'dir ni gduh bar 'gyur / / han 'gror soh ba'i 'og tu'ah gduh bar 'gyur / / gah de byas pas der ni dgar 'gyur zih / / bde 'gror soh ba'i 'og tu'ah dga' bar 'gyur / / zes zus pa dah / 'di gsuns so / Die zweite Strophe nimmt nach Prajnävarman Bezug auf zwei Nebenbuhlerinnen (chen churi, Skr. sapanî), von denen die eine aus Neid die andere durch Zauberei (byad sems kyi sbyor ba) zu schädigen suchte, während diese die Götter erfreute und sich gut verhielt. Es wird aber dann darauf hingewiesen, daß einige sagen, die Strophe sei die Antwort des Buddha auf folgende Frage, wiederum eines Deva: UV 741-742 [XXIX. 41-42] 377 / lus can sdug bsnal gyis 'jigs pas / / ma byas ci zig byas pa bla / / mi ni bde ba 'dod pa yis / / ci zig byas nas byas pa run / / zes lhas gsol pa las gsuris so zes kha cig zer ro / Wenn beide Strophen die Frage eines Deva beantworten, so sollte man denken, daß die beiden Strophen zumindest von diesen "einigen" als zusammengehörig betrach­ tet wurden. KOMMENTIERTE KONKORDANZ Hinweise zur Anlage der Konkordanz Die folgende Konkordanz ist in erster Linie eine Konkordanz zum tibetischen Kom­ mentar. Zweck der Konkordanz ist, die Strophen, die dort kommentiert werden, zu identifizieren. Daneben soll eine Übersicht über die Parallelen gegeben werden. Die Konkordanz hat neun Spalten, von denen sich die ersten drei auf den Kommentar beziehen, die mittleren drei auf den Udänavarga und dessen tibetische Übersetzung, die letzten drei auf die Parallelen. Das Plus-Zeichen (+) in der ersten Spalte bedeutet, daß der Kommentar zu einer Strophe ein Nidäna gibt (vgl. oben pp. 205-212). Fehlt das Plus-Zeichen, so bedeutet dies, daß sich im Kommentar kein neues Nidäna zu einer Strophe findet. In der zweiten Spalte stehen tibetische Zahlenangaben; der Kommentar gibt in der Regel - allerdings nicht immer - am Ende des Nidäna oder am Ende der Einleitung an, wieviel Strophen folgen sollen. Dabei steht 'di für shigs su bead pa 'di "diese Strophe"; damit ist mei­ stens eine Strophe gemeint. Zahlen über Eins sind mit den tibetischen Numeralia (gflis, gsum, bzi usw.) bezeichnet, die sich so im Kommentar finden. Die dritte Spalte (unter UVVT) gibt die Seiten- und Zeilenzahl der Stelle im Kommentar, an der die Kommentierung einer bestimmten Strophe einsetzt; der Kommentar ist nach meiner Ausgabe zitiert. Die vierte Spalte (unter UV) nennt die Udanavarga-Strophe nach BERNHARDS durchlaufender Zählung, auf die sich der Kommentar bezieht. Sofern die Zahl in Fett­ druck geschrieben ist, findet sich eine Anmerkung zur Strophe. Ich verwende BERN­ HARDS durchlaufende Zählung, gebe aber zusätzlich die indische Zählung, die die Strophen kapitelweise numeriert (vgl. oben p. 189-193); sie findet sich in der fünften Spalte (unter [UV]). Die sechste Spalte (unter UVT) gibt an, an welcher Stelle der BECKHschen Ausgabe sich die tibetische Übersetzung einer UV-Strophe findet. Die drei letzten Spalten beziehen sich auf die Parallelen; diese Angaben sind aus BERNHARDS Ausgabe und TABATAs Index übernommen, mit nur ganz vereinzelten Berichtigungen. Es wurden nur solche Strophen als Parallelen ausgewiesen, bei denen es sich erkennbar um parallele Strophen oder zumindest Halbstrophen handelt. Es wurde darauf verzichten, Parallelen zu verzeichnen, bei denen nur ein Päda gleich 380 Kommentierte Konkordanz ist; genauere Auskunft über Zeilen-Parallelen wird man leicht in BERNHARDS Ausgabe finden. Die Anmerkungen enthalten Literaturhinweise, Angaben zu Strophenabfolge im Kommentar sowie textkritische Bemerkungen. Sofern die Kennzeichnung der Strophen durch 'cU, gnis, gsum usw. in UVVT Probleme aufwirft oder sich Diskrepanzen in der Konkordanz zwischen UVVT, UV und UVT feststellen lassen, finden sich hierzu kurze Bemerkungen. Rekonstruktionsvorschläge sowie in Handschriften oder Skr.-Parallelen identifizierte Abweichungen von BERNHARDS Text, die sich aus der tibetischen Über­ lieferung ergeben oder bestätigen, sind durch Fettdruck markiert. Es wurde darauf verzichtet, rekonstruierte Passagen zusätzlich durch einen Asteriskus zu kennzeichnen. Zu den Rekonstruktionsvorschlägen allgemein vgl. die Einleitung, oben pp. 27-34. Es ist vielleicht noch darauf hinzuweisen, daß es sich bei den in Teil V dieser Arbeit besprochenen Fällen (pp. 259-377) durchweg um besonders schwierige oder aus anderen Gründen bemerkenswerte Stellen handelt. In den meisten Fällen ist die Rekonstruktion aus dem Tibetischen etwas unproblematischer, als es im Schnitt der dort behandelten Stellen der Fall war. Zur Überprüfung der Rekonstruktionsvorschläge ist es erforder­ lich, BECKHs Ausgabe des tib. Udânavarga, den tib. Kommentar und die Parallel­ versionen einzusehen. I. Anityavarga 1-10 381 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 1.1 1 [1] I abed - - - 33.11 2 [2] I efgh - - - + 'di 45.19 3 [3] 1 - GDhp 181 - + 'di 55.18 4 [4] 2 Dhp 146 GDhp 143 PDhp 233 + 'di + 'di 62.1 5 [5] 3 Dhp 149 GDhp 155 - 66.15 6 16] 4 - GDhp 144 - + bzi 70.7 7 [7] 5 - GDhp 151 - 72.8 8 [8] 6 - GDhp 152 - + 'di 74.21 9 [9] 7 - - - 76.20 10 [10] 8 - GDhp 146 - 1 BERNHARD: Zum Titel des sogenannten "Udânavarga"; SCHMITHAUSEN pp. 62, 77-78, 84. - Wegen der Aufeinanderfolge der Definienda im Kommentar (mam soi la [24.7] - gfiid daii rmugs pa [25.14] - dari [26.14] läßt sich dem Tib. im ersten Päda die Lesart von FL und DF voraussetzen; im dritten lesen wir aham statt imam, weil UVVT 28.18 bdag gis ausdrücklich als Definiendum nennt (glossiert durch: 'phags pa chos skyob bdag nid "Bhadanta Dharmaträta selbst"): UV 1 vinodya stînamiddharp ca sarppraharçya ca mänasam / sijrjutâhaip pravakçyâmi udânarp jinabhâçitam // 2 SCHMITHAUSEN p. 67. - Die Hss. FL und KA weichen im dritten Päda ab: UV 2 evam uktatp bhagavatâ sarvâbhijnena tâyinâ / anukampakena muninâ sarîrântimadhârinâ // Diese Variante bestätigt sich durch UVT thub pa rjes su [chen po T] shugs brse ba. 4 BROUGH c. 143 5 BROUGH c. 154, 155. 6 BROUGH c. 144. - Im Gegensatz zu BROUGH kann ich nichts Anstößiges an der Äquivalenz zugs pa ['jug pa K] = vasai finden. 7ff. UVVT kündigt vier Strophen an (shigs su bead pa bzi bka' stsal pa yin no), es wird aber bereits zu UV 9 ein neues Nidäna gegeben. Da shigs su bead pa sonst immer "Strophe" (nicht "Strophenhälfte") bedeutet, ist nicht klar, warum der Kom­ mentar von vier Strophen spricht, und nicht von zwei. 8 BROUGH c. 152. - In ca-n ekasah sieht BERNHARD einen Sandhikonsonanten als Hiattilger (n. 2). UVT mari po dari zwingt zu einem Verständnis ca-anekasah, das vom Sinn her auch besser ist. Den klassischen Sandhi *cânekasah kann man dann aller­ dings nicht aufrechterhalten: metri causa ist canekasah (oder c' anekasah) zu lesen. EU hat ahaikasah. 9-10 BROUGH c. 164. - Der Kommentar bezeichnet die beiden Strophen nicht 382 I. Anityavarga 11-20A UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 78.23 11 [11] 9 - GDhp 147 - + 1ha 81.11 12 [12] 10 - - - + 'di 85.11 13 [13] 11 - GDhp 149 - + 'di 87.5 14 [14] 12 - - - + 'di 88.17 15 [15] 13 - - - + 'di 90.18 16 [16] 14 - - - + 'di 92.15 17 [17] 15 Dhp 135 - PDhp 201 + 'di 94.23 18 [18] 16 - - - [18A] - - - - [19] 17 Dhp 60 - PDhp 185 - 19 + 'di 98.10 20 + 'di 101.25 21 [20] 18 Dhp 62 - - - 22 [20A] - - - - ausdrücklich als zwei, sie gehören aber inhaltlich zusammen. UVT subordiniert 7 der folgenden Strophe 8 (UVT 7d endet: yoris rgyug na). 11 BROUGH c. 147. 12 SCHMITHAUSEN p. 78. - In der Einleitung zur Kommentierung der Strophe 12 kündigt der Kommentar fünf Strophen an (tshigs bead Iria yin no). Die Kommen­ tierungen der mit UV 13 folgenden Strophen haben jedoch jeweils ein eigenständiges Nidäna; hier scheint ein Fehler im Kommentar vorzuliegen. - Die Folge der Defi­ nienda in UVVT (byas pa - 'ji ba’i snod [etwas anders UVT 'jim pa las ni snodj ent­ spricht der Variante Fl und FQ im zweiten Päda: UV 12 yathâpi kumbhakârena k^tarp mçttikabhâjanam / sarvarp bhedanaparyantarp martyânârp jîvitarp tathä // Die fünfte Silbe des zweiten Päda ist m. c. kurz. Der Form des vierten Päda ent­ spricht die Folge der Definienda in UVVT (mi mams - srog - de bzin no). Dies ist ein Refrain (12d-l3d-l4d) und in KA für Strophe 13 und 14 erhalten. 13 LÜDERS § 232; BROUGH c. 149, 150. 14 Zur Rekonstruktion dieser zur Hälfte nicht erhaltenen Strophe vgl. oben pp. 259-262. 17 Vgl. oben pp. 262-265. 18 SCHMITHAUSEN p. 80. 19 Von dieser Strophe ist nur ein Teil des zweiten Päda in FQ erhalten. Sie fehlt in den anderen Mss. ebenso wie im Tib. 21 Vgl. oben pp. 265-272. 22 Die Strophe ist nur durch drei Silben in FQ vertreten. Sie fehlt in den übrigen Mss. ebenso wie im Tibetischen. I. Anityavarga 21-31A 383 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 105.24 23 [21] 19 - - - + 'di 107.20 24 [22] 20 - - - + gnis 109.17 25 [23] 21 - - - 112.1 26 [24] 22 - - - - - - 23 - - - - PDhp + ’di 113.9 27 [25] 24 Dhp 128 - + 'di 114.27 28 [26] 25 Ud V 2 - - + 'di 117.1 29 [27] 26 - - - + 'di 119.16 30 [28] 27 Dhp 151 GDhp 160 - + 122.4 31 [29] 28 - - - + 'di 124.3 32 [30] 29 - - - + 'di 125.25 33 [31] 30 - - - - 34 [31A] - - - - 23 Die Folge der Definienda ('chi bdag - dbah - 'gro bar 'gyur ba) entspricht im vierten Päda der Variante von KA: UV 23 anekâni sahasrâni naranârîsatâni ca / bhogârp vai samudânîya mçtyor vasam upâgatâ // Die erste Rezension hat einen mittelindisch gebildeten Genitiv mryunah. 26-27 UVT 23 fehlt im UV und auch im Kommentar, findet sich aber in der chinesi­ schen Fassung (I. 24). 30 BROUGH c. 160. - Ich bin nicht sicher, ob der Übersetzer hi arn als hiam verlesen hat, wie BROUGH annimmt: chos = dharmo; 'di = arn; dam pa se = Sano; mi mchog = sasu; gzan rogs byed cih = nivedayani. Gewiß hat UVT die Syntax (und mit ihr den Sinn) erheblich abgewandelt, vielleicht sekundär. 31 Der Kommentar macht keine Angabe zur Strophenzahl. 33-34 LÜDERS § 76. - lm zweiten und dritten Päda von Strophe 33 führt das Tibe­ tische auf etwa folgenden Text: UV 33 sadâ vrajanti hy anivartamânâ divâ ca râtrau ca pralujyamânâlj / uçijodake vâ matsyâ tapyamânâ duljkhena jâtîmaranena yuktâh // Das Präverb pra-, das durch UVT rab u 'jig pa dah ausgewiesen wird, ist in EU belegt (BERNHARD n. 3); es gehört aber offenbar in den zweiten Päda von 33, nicht in den dritten von 34; Strophe 34 hat BERNHARD konstituiert nur aufgrund der Zahl in EU sowie dieses einzigen pra-. In 33c rekonstruiere ich aus UVT chu shan [chen K] nan du gdus ['dus T] pa'i da dari 'dra. UVVT kommentiert die Definienda in der Folge: 384 + ’di + 'di I. Anityavarga 32-42 UVVT UV [UV] UVT Pali 127.18 35 [32] 31 - 36 [33] 32 128.26 37 [34] GDhp PDhp - - - - GDhp 145 - 33 Dhp 148 GDhp 142 PDhp 260 + 'di 130.8 38 [35] 34 Dhp 41 GDhp 153 PDhp 350 + gnis 132.11 39 [36] 35 - GDhp 158 - 134.1 40 [37] 36 - GDhp 156 - + 'di 136.1 41 [38] 37 Dhp 286 GDhp 333 PDhp 365 + 'di 138.14 42 [39] 38 Dhp 287 GDhp 334 PDhp 366 + ’di 139.25 43 [40] 39 Dhp 288 GDhp 261 PDhp 367 + gnis 141.16 44 [41] 40 - GDhp 332 - 143.28 45 [42] 41 Itiv 46.2 - - chu shan - fia dar 'dra ba - gdus [gdurts CD] pa. chu shan ist nach UVVT ein Karma- dhâraya (las 'dzin pa'i bsdu ba se). Trotz der deutlichen Kommentierung bleibt die Rekonstruktion wegen des Metrums sehr unsicher (vgl. Metrik § 32); vielleicht läßt es sich als eine Inserted fifth mit Spondeus in den Mittelsilben auffassen. 36 BROUGH c. 145. - Diese Strophe fehlt seltsamerweise in Kommentar. 37 Vgl. oben pp. 273-274. 38 LÜDERS § 236; BROUGH c. 153. 40 BROUGH c. 156; vgl. auch oben pp. 250-252. - Im Kommentar steht myur 'jig (= prabhargunä) vor na ba (= äurena); möglicherweise liegt dem Tib. hier ein an­ derer Text zugrunde. 42 BROUGH c. 334. - UVT bu dart nor phyugs 'byor pa la scheint auf folgendem Wortlaut zu beruhen: UV 42 puträrthapasusaippattau vyäsaktamanasaip naram / suptarp grämarp mahaughaiva mçtyur âdâya gacchati // 44-45 Zu diesen beiden Strophen vgl. oben pp. 275-281. II. Kâmavarga 1-20 385 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + ’di 146.24 46 [11 1 Jât III 450 - - + gnis 148.29 47 (21 2 Dhp 215 - - 150.20 48 [3] 3 Dhp 214 - - + 'di 151.16 49 [4] 4 - - - + gnis 154.8 50 [5] 5 Dhp 345 GDhp 169 PDhp 143 PDhp 144 156.12 51 (6] 6 Dhp 346 GDhp 170 + 'di 158.18 52 [7] 7 SN I 22 GDhp 96 - + 'di 161.14 53 [8] 8 SN I 22 - - + 'di 165.9 54 (91 9 Dhp 218 - - + 'di 169.1 55 [10] 10 Dhp 239 - PDhp 163 + 'di 171.5 56 [11] 11 + 'di 173.3 57 [12] 12 - - - + gnis 174.22 58 [13] 13 Jât IV 172 - - 177.2 59 [14] 14 Jât IV 172 - - + gnis 178.18 60 [15] 15 Jât IV 172 - - 180.13 61 [16] 16 Dhp 355 - - 182.5 62 [17] 17 Dhp 186 - PDhp 145 185.1 63 [18] 18 Dhp 187 - PDhp 146 185.32 64 [19] 19 SN I 117 - - 188.10 65 [20] 20 SN 1 117 - - + bzi + gnis Jât IV 172 GDhp 178 - 50-51 Vgl. oben pp. 281-291. 53 Der Kommentar diskutiert den Begriff mryudheya unter Verweis auf eine andere Auffassung. Ferner wird offenbar zu anägaam eine abweichende Lesart genannt. 54 UVT dran pa dah führt auf eine Abweichung im zweiten Päda, im dritten fehlt nach dem Tib. °citta; demnach lautete die zweite Rezension: UV 54 chandajâto hy anasravî manasânêvilo smçta[j / kâmeçu tv apratibaddha ûrdhvasroto nirucyate // Dhp 218b manasâ ca phuo siyä: man könnte meinen, die erste Rezension habe Pkr. siyä semantisch (bhave), die zweite optisch (smra) wiedergegeben. Die irreguläre Triçjubh-Zeile im dritten Päda der ersten Rezension hat Dhp auch. 56 BROUGH c. 178. 58 Vgl. oben pp. 291-294. 60 Vgl. oben p. 181. 61 Vgl. oben pp. 295-299. 62-65 SCHMITHAUSEN p. 92. - UVVT kündigt zunächst vier Strophen an. Zu dem Nidäna, das zu 62 gegeben wird, kennt der Kommentator noch drei andere Versionen 386 II. Kâmavarga 17-20 (gzan dag na re). Für Strophe 64 gibt er dann wieder ein neues Nidäna (ohne andere Versionen), das sich in der Handlung nicht an das zu 62 gegebene anschließt. - Die Passage UV 62 bis 65 steht zusammenhängend im Divy (p. 224), in diesem Wortlaut: [UV 62] na kârçâpaijavarçeija tçptih kâmeçu vidyate / alpâsvâdân bahudubkhân kâmân vijnâya paij<Jitah // [UV 63] api divyeçu kâmeçu ratirp naivâdhigacchati / tççijâkçaye rato bhavati samyaksarpbuddhasrâvakaV // (UV 64] parvato 'pi suvarijasya samo himavatâ bhavet / nâlam ekasya tad vittam iti vidvân samâcaret // (UV 65] yab prekçati duhkham ito nidânarp kâmeçu jâtu sa kathaip rameta / loke hi salyam upadhirp viditvâ tasyaiva dhîro vinayâya éikçet // Das Tib. stimmt zu diesem Text weit eher als die überlieferte UV-Fassung. 62b ist m. E. vom Tib. her nicht zu entscheiden. In 62c wird bahuduhkha durch UVVT deut­ lich bestätigt, wir lesen: des pa mari ba zes bya ba ni sdug bsrial mari po gari la yod pa de ni fies pa mari ba yin no. SCHMITHAUSENs Rekonstruktion bahudosa aus UVT fies pa mari ba ist wohl unbegründet. In 63b fehlt im Tib. wie im Divy das Pronomen. 63c ist aus dem Tib. nicht zu entscheiden. 63d bestätigt sich durch UVT rdzogs saris rgyas dari fian hos mams. 64c ist verbürgt durch die Folge der Definienda in UVVT: shim pa ma yin e [UVT mi shim par] - geig kyari - nor des. 64d ist etwas unklar; UVVT kommentiert in der Folge gyis la - rog pa - legs par spyod. In 65a bestätigt sich die Version des Divy durch UVVT gart dag - ses pa - sdug bsrial - de'i rgyur. Ich frage mich, ob io nidänam nicht ein Kompositum ist. 65b ist vom Tib. her schwer zu beurteilen. In 65c deutet UVT ses nas eher auf viditvâ als auf matvä; UVVT kom­ mentiert 'jig ren dag na [= loke] als erstes Wort der Zeile. III. Tççgâvarga 1-6 + gnis + gnis + 'di 387 UVVT UV [UV] 190.29 66 194.18 67 195.24 68 199.3 69 + 'di 201.4 70 + 'di 204.28 71 UVT Pali GDhp PDhp [1] 1 Dhp 349 - - [2] 2 Dhp 350 - - [3abcd] 3abcd Ud VII 4 - - [3ef] 4 cd [4ab] 4ab Dhp 334 - PDhp 137 [4cd] 5 cd [5ab] 5ab Dhp 341 - PDhp 148 Dhp 342 - PDhp 149 [5cd] 6ab [6ab] 6 cd [6cd] 7 cd 66 SCHMITHAUSEN pp. 50, 59, 60. - Die Version der YBh lautet, mit Abweichun­ gen in allen Pädas außer dem zweiten: [UV 66] vitarkapramathitasya dehinas tîvrarêgasya subhânudarsinah / bhûyas tççnâ vivardhate sâ gâcjhîkurute 'sya bandhanam // Die Abweichung im ersten wird durch UVT lus can gestützt. Dagegen spricht UVT rab u 'phel 'gyur e für die im UV erhaltene Lesart im dritten Päda. Die Folge der Definienda de yis dam por byed - rar! gi 'chifi ba entspricht eher der Variante der YBh im vierten. 68ff. UVT 3 bis 8 zeigt eine erheblich geänderte Anordnung der Zeilen. Nun folgt UVVT aber nicht der Anordnung von UVT, sondern ganz eindeutig der Folge der Pädas im UV. Ich kann daraus nur folgern, daß in UVT diese Passage sekundär (innertibetisch) gegen UV und UVVT geändert worden ist. - Es ist nicht klar, warum UVVT für 68 zwei Strophen ankündigt. Das Nidäna zu 69 schließt sich in der Handlung nicht an das vorhergehende an. - UVT 'dod pa mun nag dra bas g.yogs und sred pa'i dgab pas bkab pa dafi führen in den ersten beiden Pädas auf eine Variante, die dem Pali ent­ spricht; im fünften Päda ist anvei der Hss. DC und P wegen UVT rjes su 'gro der Vorzug zu geben: UV 68 kâmândhajâlasarçichannâs tççnâcchadanacchâditâO / pramattâ bandhane baddhâ matsyavat kupinâmukhe / jarâmaranam anveti vatsah kçîrapaka iva mâtaram // Die fünfte Silbe des zweiten Pâda ist m. c. eine Kürze. 69 Vgl. oben pp. 299-302. 70-71 Zwischen UVT 6ab und 6cd stehen im Tanjur noch zwei Zeilen, die im Kanjur, in UVVT und im UV fehlen, siehe BECKH p. 12, n. 4. - Zu 71d vgl. p. 165: die Zeile 388 III. Tvçpâvarga 7-13 gnis + gsum + gnis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 207.19 72 [7ab] 7ab Itiv 58.1 - - [7cdef] 8abcd 210.12 73 [8] 9 Itiv 58.2 - - 212.1 74 [9] 10 Dhp 335 - PDhp 138 214.9 75 [10] 11 Dhp 336 - PDhp 139 214.28 76 [1 labcd] 12 Dhp 337 GDhp 126 PDhp 140 [lief] 13cd Sn 740 - PDhp 141 - - - 217.15 220.1 77 [12ab] 13ab [12cdef] 14 [13] 15 78 ist offenbar im Ausgang gestört. 72-73 DIETZ pp. 175-177. - UVVT kündigt zwei Strophen an; das Nidäna reduziert sich allerdings auf den Hinweis, daß drei Arten der Tççijâ gezeigt werden. - Das Ekot- tarägama-Fragment aus Gilgit liest: [UV 72] tççnayâ grathitâ([i] satvâ raktacittâ bhavâbhave / te yogayuktâ mârasya ayogakçemiijo janâh / jarâmaraijam anveti vatsati kçîrapaka iva mâtaram // [UV 73] tâip tu tççnârp prahâyeha vîtatççpo bhavâbhave / tççnâyâbhibhavâd bhikçur anicchulj parinirvçta|j // Soweit erkennbar, stimmt das Tib. mit dieser Fassung überein; insbesondere hat UV 72ef nach dem Tib. denselben Refrain wie UV 68ef. Ich denke auch, daß man anic- chu als Vorlage von Ihag pa med pa akzeptieren kann. 74 LÜDERS § 151. - Ein merkwürdiges Nidäna: kha cig ni. . . zes zer ro // gzan dag na re . . . zes zer ro. Es scheint, als habe Prajnävarman keine eigene Meinung zur Frage der Historie dieser drei Strophen gehabt. 76f. Wieder weicht UVT in der Anordnung der Zeilen ab, von UV wie von UVVT, und wieder stimmen UV und UVVT überein. - UVT 'dir führt im zweiten Päda auf ein Wort, das P. eha entspricht; wenn man *iha liest, ist allerdings eine Auflösung der dritten Silbe der Zeile vorauszusetzen: UV 76b yävana iha samâgaâh; vgl. oben pp. 31-32, 368. 77-78 DIETZ pp. 177-179. Das Ekottarägama-Fragment aus Gilgit hat: [UV 77] tççgâdvitîyati puruçat sudîrghe 'dhvani sarpsaran / punah punar upädatte garbham eti punah punah / ittharpbhâvânyathîbhâvarp satvânâm âgatirp gatim // [UV 78] tâip tu tççijârp prahâyeha cchitvâ sroto duratyayam / nâsau punal} sarpsarati tççijâ hy asya na vidyate // III. Tççnâvarga 14-18 + phyed gnis 389 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 221.18 79 [14] 16 Dhp 315 GDhp 131 PDhp 202 'di 224.6 80 [15] 17 Ud III 16 - - + 'di 226.9 81 [16] 18 Dhp 338 - PDhp 156 + gnis 228.5 82 [17] 19 - - - 230.5 83 [18] 20 Sn 741 - PDhp 142 Das Tib. stimmt deutlich mit dieser Fassung überein. 79 shigs bead phyed [phye P] dart gfïis bedeutet, daß es sich um zwei Strophen handelt, wenn man eine halbe dazurechnet, also anderthalb Strophen. Dies könnte den Umstand beschreiben, daß Strophe 79 sechs Zeilen hat. Insofern phyed Skr. ardha entspricht, wäre vielleicht auch daran zu denken, daß UVV die Strophen 79 und 80 zusammennimmt und ursprünglich ausgedrückt werden sollte, daß es sich um zwei Strophen mit verschiedenem Versmaß (79 Anuçtubh, 80 Jagatî) handelt. 80 Ein Nidäna fehlt; die Angabe 'di gsurs so findet sich am Ende der einleitenden Bemerkungen. Es ist in jedem Fall beachtenswert, daß die Jagatî-Strophe in UVT als eine sechszeilige Strophe zu je sieben Silben erscheint. - UVT gzi führt im zwei­ ten, ma btul na im dritten Päda auf einen etwas anderen Text: UV 80 tççtjâ hi hetuh saritâ viçaktikâ garj^asya mûlarp visçteha jâlinî / latârp pipâsârp avinîya sarvaso nivartate duhkham idarp punah punah // 81 Für die Stelle im ersten Pâda, an der im UV sadâ erhalten ist, erklärt UVVT ein Wort, das ich nicht identifizieren kann: na zes bya ba ni yari dag par yod pa se / mi 'jug pa hid du'o. UVT hat kein Äquivalent für sadä. 82 Es bestehen eine Reihe erheblicher Abweichungen zwischen UV und dem Tib. 390 IV. Apramâdavarga 1-9 + gnis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 232.16 84 [1] 1 Dhp 21 GDhp 115 PDhp 14 235.18 85 [2] 2 Dhp 22 GDhp 116 PDhp 15 + ’di 237.10 86 [3] 3 Dhp 23 - PDhp 16 + 'di 239.24 87 [4] 4 Dhp 28 GDhp 119 PDhp 19 + 'di 242.8 88 [5] 5 Dhp 25 GDhp 111 PDhp 29 + 'di 245.9 89 [6] 6 Dhp 24 GDhp 112 PDhp 28 + gnis 247.3 91 [8] 8 Dhp 167 GDhp 121 PDhp 31 249.12 92 [9] 9 - - - 84 LÉVI p. 235; SCHMITHAUSEN pp. 50, 59, 111. - Die YBh liest: [UV 84] apramâdo 'mçtapadarp pramâdo mçtyunalj padam / apramattâ na mriyante pramattâs tu sadâ mçtâh // Die Abweichung im ersten Pâda ist vom Tib. her nicht zu entscheiden (vgl. aber oben pp. 134-135). Im vierten Päda bestätigt das Fehlen einer Entsprechung für das Pronomen die Variante der YBh. 85 LËV1 p. 236-237; BROUGH c. 116. - UVVT 'phags pa’i spyod yul - dga' ba yin führt im vierten Päda auf eine Lesart, die den Parallelen entspricht: UV 85 etârp viseçatârp jnâtvâ hy apramâdasya paijijitah / apramâdarp pramudyeta âryânâip gocare rata b // 86 LÉVI p. 237-238. - UVVT de - bsgom pa [glossiert durch: bsgom pa'i riari tshul gari la yod pa de ni] zu Beginn des ersten Pâda führt auf die Lesart, die Dhp und PDhp entspricht: UV 86 te dhyâyinab sâtatikâ nityarp dç<Jhaparâkramâlj / spçsanti dhîrâ nirvâijarp yogakçemam anuttaram // 87 Vgl. oben pp. 302-305. 88 LÉVI pp. 240-241; BROUGH c. 111; HAHN, GGA 231 (1979) p. 285. 89 LÉVI pp. 241-242. BROUGH c. 112. - UVT spyod pa gsari ziri brags nas byed pa dari weist auf zwei Abweichungen im zweiten Päda: UV 89 utthânavatalj smçtâtmanah éucicaryasya nisâmyakâriijab / saipyatasya hi dharmajîvino hy apramattasya yaso 'bhivardhate // BROUGH hält eine Lesart suci-karma im zweiten Päda (die den Parallelen ent­ spräche) für "perfectly possible". Ob im ersten wegen UVT dran dari Idan pa (wie im Pkr.) smrtîmatah zu lesen ist, ist eine Ermessensfrage. 91 LÊVI pp. 244-245; BROUGH c. 121. 92 LËVI p. 245; SCHMITHAUSEN p. 56. - DF liest na sa im vierten Päda. IV. Apramâdavarga 7-15 391 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 250.26 90 [7] 7 Ud IV 7 - - + gnis 253.7 93 [10] 10 Dhp 26 GDhp 117 PDhp 17 255.15 95/94 [12ab] Hab Dhp 27 GDhp 129 - [llcd] llcd PDhp + 'di 257.10 96 [13] 12 - GDhp 133 PDhp 274 + 'di 259.11 97 [14] 13 Dhp 309 GDhp 270 PDhp 210 261.18 98 [15] 14 Dhp 310 - PDhp 211 90 LEVI pp. 242-243; SCHMITHAUSEN pp. 90-1 , 98-100, 103. - Strophe 90 steht im UV zwischen 89 und 91 und ebenso in UVT zwischen 6 und 8. UVVT weicht in der Strophenfolge ab, und zwar von UV und UVT, die übereinstimmen. - Im MSV-Prätimokçasûtra (BANERJEE p. 376) lautet der Text etwas anders: [UV 90] adhicetasi mä prämodyato munino maunapadeçu sikçatâ[j / éokâ na bhavanti tâyina[? upasântasya sadà smçtimatah // Nach SCHMITHAUSEN ist prämodyao als pramâdyao zu lesen (n. 152), UVT bag bya se scheint pramadyaa vorauszusetzen. Deutlich ist die Entsprechung UVT hub pa'i = munino. UVT dran ldan pa'i scheint smrlmaah (so m. c. zu lesen) zu bestätigen. 93 LÊVI pp. 246-247; BROUGH c. 117. - DF weicht im vierten Päda ab: UV 93 pramâdam anuvartante bâlâ durmedhaso janäh / apramädatp tu medhâvî sreçthîva rakçate dhanam // Aus UVVT läßt sich weder das eine noch das andere klar verifizieren. 94-95 LEVI pp. 247-249; BROUGH c. 129; SCHMITHAUSEN p. 64. - Die zwei Stro­ phen 94 und 95 der ersten Rezension sind in der zweiten nur eine einfache Strophe; im Tib. fehlt eine Entsprechung zu UV 94ab und 95cd. Der Befund des Tib. deckt sich mit der erhaltenen Lesung von DF, wie SCHMITHAUSEN gezeigt hat. Die zweite Rezension liest also: UV 95/94 pramâdaip nänuyujyeta na kämaratisarpstavam / apramattah sadâ dhyâyî prâpnuyâd âsravakçayam // Diese Anordnung entspricht auch Dhp und GDhp. Die Variante prâpnuyâd statt präpnue ist in DF belegt, beides kann UVT thob par 'gyur entsprechen. 96 Vgl. oben pp. 306-309. 97-98 LEVI pp. 250-252; SCHMITHAUSEN p. 62. - UVVT gibt kein Nidäna für Stro­ phe 98; der Kommentator betrachtet die beiden Strophen offenbar als zusammen­ gehörig, ohne diesen Umstand explizit (durch gnis) auszudrücken. - Strophe 98 gibt BERNHARD in zwei Fassungen nebeneinander; die rechte, geboten durch DF und 392 IV. Apramâdavarga 16-21 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 262.27 99 [16] 15 SN I 57 - PDhp 110 264.19 100 [17] 16abcd SN I 57 - PDhp 111 265.19 101 [18] 16efgh SN I 57 - PDhp 112 + 'di 267.15 102 [19] 17 Dhp 292 GDhp 339 PDhp 267 + 'di 269.14 103 [20] 18a-f Dhp 293 GDhp 340 PDhp 268 - - 18gh - - - 104 [21] 19 Dhp 259 GDhp 114 PDhp 32 + gsum + 'di 271.13 PHMs, entspricht dem Tib. Im zweiten Päda ist BERNHARDS Ergänzung wegen UVT han cig etwas zu korrigieren: UV 98b bhîtasya bhîtâbhir sahâlpikâ ratilj Bei einer solchen Lesart müßte allerdings die sechste Silbe als Kürze gewertet werden. 99 LÉVI pp. 253-254; SCHMITHAUSEN p. 62 (mit n. 58). — In der zweiten Hälfte der Strophe weicht die zweite Rezension ab. Die Lesart eines Bruchstücks von DF findet eine Bestätigung durch UVVT Siri ra bzin - byis pa - bran pa - brson 'grus zan mi bya und läßt sich wie folgt vervollständigen: UV 99 pratiyatyeva tat kuryâd yaj jäned dhitam ätmanah / yathâ sâka(iko bâlo dhîro mandarp parâkramet // 100-101 LÉVI pp. 254-256; SCHMITHAUSEN p. 67, n. 71. - Die Abweichung in der Zählung von UVT beruht auf BECKHs Einschätzung. ROCKHILL hat zwei Strophen. - Im ersten Päda von 100 führt UVT byis pa'i auf einen anderen Text: UV 100 yathâ ââka(iko bâlah samarp hitvâ mahâpatham / viçamarp mârgam âgamya cchinnâkçah socate bhçsam // UVT mig chag muß keine Fehlübersetzung von chinnâksa sein (wie die modernen Kommentatoren übereinstimmend urteilen), da tib. mig auch eine technische Bedeu­ tung hat (vgl. JÄSCHKE) - wie das "Auge" in anderen Sprachen auch, vgl. etwa franz. oeil de roue. Das menschliche Auge kann der Übersetzer nicht gemeint haben, sonst hätte er es mit einem anderen Verb als 'chag pa verbunden. 102 LÉVI pp. 257-258; BROUGH c. 339. - UVVT kommentiert ein kye ma (= *bata) im zweiten Päda. 103 LÊVI pp. 258-260. - UVT 18 hat acht Zeilen, UV nur sechs. Es fehlt eine Skr.- Entsprechung zu UVT 18gh; die beiden Zeilen werden auch in UVVT kommentiert, waren also Bestandteil der zweiten Rezension; ich kann keine Rekonstruktion anbie­ ten. Es verwundert, daß UVVT die achtzeilige Strophe nicht als zwei Strophen dekla­ riert. 104 LÊVI pp. 260-261; BROUGH c. 114. - Die Zeile 104d wird in UVVT vor 104c IV. Apramâdavarga 22-26 + 'di + gsum 393 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 273.16 105 [22] 20 Dhp 19 GDhp 190 PDhp 291 275.15 106 [23] 21 Dhp 20 GDhp 191 PDhp 292 276.17 107 [24] 22 Dhp 30 GDhp 120 - 287.3 108 [25] 23 SN I 87 - - 279.3 109 [26] 24 SN I 87 - - kommentiert. 105-106 LËVI pp. 262-264; BROUGH ce. 190, 191. - UVVT spricht nicht ausdrück­ lich von zwei Strophen, aus dem Nidäna geht aber hervor, daß es sich um zwei handelt. - UVT gal e rigs bcas mari du smras kyafi ni und dge sbyori führen im ersten und vier­ ten Päda auf diesen Text: UV 105 bahu api cet sahitarp bhâçamârjo na tatkäro bhavati narati pramattah / gopaiva gâh sarpgarjayarp pareçârp na bhâgavâip cchrâmaijyasya bhavati // Bei dieser Lesart ist eine Auflösung der zweiten Silbe im ersten Päda anzunehmen. - In UV 106 ist die Folge der Definienda in der zweiten Strophenhälfte: 'dod chags dari ze sdari - gi mug - spori byed pa - de dag. Dies ist mit dem erhaltenen Befund nicht gut zu vereinbaren. 107 LËVI pp. 264-268; BROUGH c. 120. - Im Dhp und GDhp sind erste und zweite Strophenhälfte gegenüber dem UV vertauscht. 108 LÊVI pp. 268-269. - UVT bya ba byas ruri ma byas ruri führt deutlich auf diese Variante im zweiten Päda: UV 108 apramâdarp praéarpsanti kftyâkftycçu pançlitâh / apramatto hy ubhâv arthâv atigçhnâti panrjital? // PHMs belegt ein kry- zu Beginn der Zeile. BERNHARD gibt im Index für kryä- kryesu diese Stelle als Beleg und fügt in Anmerkung "ergänzt" hinzu. In der Text­ ausgabe ist die Ergänzung nicht durchgeführt. 109 LËVI pp. 269-270. - Das zweimalige gab yin in UVT führt auf einen Text, der dem Pali entspricht: UV 109 dççtadharmo ca yo tv artho yas cârthah sâmparâyikah / arthâbhisamayâd dhîrah panrjito hi nirucyate // UVVT erklärt im ersten Päda eine Partikel ni, die den Sinn der Hervorhebung (khyad par bsgrub pa'i don) hat, wohl tv. 394 IV. Apramâdavarga 27-39 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 279.29 110 [27] 25 Dhp 327 GDhp 132 - 282.4 111 [28] 26 - GDhp 69 - 282.29 112 [29] 27 Dhp 31 GDhp 74 PDhp 23 283.21 113 130] 28 - - - 284.10 114 [31] 29 - - - 285.1 115 [32] 30 Dhp 32 Gdhp 73 PDhp 22 + 'di 286.8 118 [35] 31 Dhp168 GDhp 110 PDhp 27 + gnis 287.16 116 [33] 32 - - - 289.3 117 [34] 33 - - - + 'di 290.16 119 [36] 34 DN II 120 GDhp 124 - + gnis 292.24 120 [37] 35 SN I 156 GDhp 123 - 294.15 121 [38] 36 SN I 157 GDhp 125 - + drug PDhp 110-115 LÊVI pp. 271-278. - Die sechs Strophen unterscheiden sich jeweils nur in der zweiten Hälfte. 118 LËVI pp. 283-284. - UVVT und UVT stimmen darin überein, Strophe 118 vor 116 zu setzen. 116-117 LÊVI pp. 278-283; HAHN, GGA 231 (1978) p. 284. 119 LÉVI pp. 284-286. 120-121 LÊVI pp. 286-288; BROUGH c. 123; SCHMITHAUSEN pp. 91, 93, 100-101, 109, 111. - UVT spyod byed pa und byed par 'gyur bezeugen für die zweite Rezen­ sion zwei Varianten, die dem MSV-Prâtimokçasûtra (BANERJEE p. 377) entsprechen: [UV 121] yo hy asmirp dharmavinaye tv apramattas cariçyati / prahâya jâtisatpsârarp dutikhasyântarp kariçyati // V. Priyavarga 1-19 + gnis + drug 395 UVVT UV 295.30 122 299.6 123 300.4 124 [UV] UVT Pali [11 1 [2] 2 [3] GDhp PDhp Dhp 212 - PDhp 72 - - - 3 Ud VIII 8 - PDhp 84 301.13 125 [4] 4 Ud VIII 8 - PDhp 85 302.11 126 [5] 5 Dhp 210 - PDhp 73 303.10 127 [6] 6 - - - 304.6 128 [7] 7 - - - 305.8 129 [8] 8 Dhp 211 - PDhp 74 + ’di 306.21 130 [9] 9 Dhp 209 GDhp 266 PDhp 173 + gnis 308.27 131 [10] 10 Ud II 7 - - 311.1 132 [111 11 Ud II 7 - - + 'di 312.3 133 [12] 12 Ud II 8 - - + Ina 314.3 134 [13] 13 SN I 72 - PDhp 312 315.11 135 [14] 14 - - - 315.28 136 [15abcd] 15 Dhp 157 - PDhp 313 [15ef] 16bc 137 [16ab] 16ad - - - [16cd] 17ab Dhp 315 - PDhp 234 317.18 + gnis - GDhp 131 [17abcd] 17cdef 319.2 138 320.8 139 [18] 18 Ud V 1 - - 322.2 140 [19] 19 Dhp 130 - PDhp 203 124-125 Vgl. oben pp. 309-317. 128 UVVT und UVT weichen in mehreren Punkten vom erhaltenen Text ab. 130 Das erhaltene sarvada im zweiten Päda läßt sich im Tib. nicht verifizieren. 131-132 Vgl. oben pp. 318-325. 133 HAHN, GGA 231 (1979) p. 285. 136-138 BECKH und ROCKHILL unterteilen die 14 Zeilen von UVT in drei Strophen wie folgt: 136abcd - 136ef-137ab - 137cd-138abcd. UVVT stimmt mit dieser Anord­ nung insofern überein, als mit 136ef erkennbar eine neue Strophe beginnt. Dagegen scheint der Kommentar die Doppelzeile 137cd eher zu einer dann sechszeiligen Strophe 136ef-137abcd zu rechnen. In bezug auf die Parallelen ist die Lage so: Dhp 157 und PDhp 313 entsprechen UV 135abef. Dhp 315 und PDhp 234, beide sechszeilig, ent­ sprechen UV 137cd-138abcd. GDhp 131 ist eine Parallele nur zu UV 138bcd. 396 V. Priyavarga 20-27 + bzi + 'di + gnis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 323.6 144 [23] 22 - - - 325.4 141 [20] 20abcd Dhp 219 - - 325.23 142 [21] 20efgh Dhp 220 - - 326.16 143 [22] 21 SN I 72 - - 327.9 145 [24] 23 Dhp 217 GDhp 322 PDhp 295 328.21 146 [25] 24 - - - 329.21 147 [26] 25 Dhp 77 GDhp 230 PDhp 207 331.10 148 [27] 26 SN 1 19 - PDhp 208 144 UVVT und UVT stimmen darin überein, diese Strophe vor 141 zu setzen. 141-144 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sans­ krit? - Die Zählung UVT 20a-h bedeutet keine Abweichung vom UV. - UVT mi bestä­ tigt das im PHMs erhaltene puru-, das auch dem Pali entspricht: UV 141 cirapraväsinarp puruçarp dûratah svastinâgatam / jnâtaya(i suhçdo mitrâs câbhinandanti âgatam // Bei dieser Lesart ist eine Auflösung der sieben Silbe der Zeile anzunehmen. 145-146 BROUGH c. 322; SCHMITHAUSEN pp. 50, 61. - UVVT kennzeichnet die Passage nicht ausdrücklich als zwei Strophen; 146 schließt sich aber unmittelbar und ohne Nidäna an die Erklärung von 145 an. - Die YBh (âmanah priyakaräram) weicht im zweiten Päda vom Befund des UV (âtmanah kârakam sanam) ab. Aus UVT raf gi bya ba byed pa rekonstruiert SCHMITHAUSEN *karmakaräram oder *kriyäkar- äram. UVVT glossiert den ganzen Päda durch: bdag fid kyi phan pa byed pa; dann folgt eine speziellere Bestimmung: dam pa ni dge ba se. Ich sehe eigentlich keinen Anlaß für eine Rekonstruktion des UV; UVVT scheint etwas mehr auf die Lesart der YBh zu deuten. 147 BROUGH c. 230. VI. Sîla varga 1-13 397 UVVT UV [UV] UVT Pali 332.9 149 [11 1 ltiv 76.1 334.12 150 [2] 2 - - 335.25 151 [3] 3 - - - 337.18 153 [5] 4 - - - + 'di 339.9 152 [4] 5 SN I 36 - - + gnis 341.9 154 [6] 6abcd Dhp 8 GDhp 218 - 342.28 155 [7] 6efgh Dhp 32 GDhp 73 - 343.22 156 [8] 7 SN I 13 - - 344.30 157 [9] 8 - - - + 'di 345.16 158 [10] 9 - - PDhp 42 + gnis 346.14 159 [11] lOabcd Itiv 59 - - 347.18 160 [12] lOefgh ltiv 59 - - 348.9 161 [13] 11 Tha 634 - - + + gnis + GDhp PDhp - 149-150 Zu diesen beiden Strophen findet sich im Kommentar eine längere Einlei­ tung, die mit shigs su bead pa geig gi bar gyis gsurs so schließt. Es fehlt, soweit ich sehe, ein Nidäna. UVVT sagt im Grunde nur, daß die Strophen am Anfang des Sîla- varga stehen. Allerdings beginnt das Nidäna zu 151 mit de nas bcom Idan 'das kyis . . ., und dies liest sich (wegen de nas) wie die Fortsetzung eines vorausgegangenen Nidäna. Inhaltlich sind UV 149-150 zwei zusammengehörige Strophen. 151-153-152 Für Strophe 151 wird ein Nidäna gegeben, es wird aber nicht gesagt, ob eine oder mehrere Strophen folgen sollen. UVVT und UVT stimmen darin überein, 153 vor 152 zu setzen; 152 gehört nach dem Kommentar nicht zu den beiden vorherigen Strophen. 154-155 Die Abweichung in der Zählung von UVT beruht auf einer Einschätzung BECKHs. 156 Am Ende des ersten Päda hat UV bhiksur, SN hat naro sapanno. UVT liest mi ni, UVVT bestätigt dies im Pratîka, hat aber als Definiendum ein mkhas pa, das als ses rab can glossiert wird. Im ganzen scheint das Tib. somit eher auf eine dem Pali entsprechende Lesart zu führen, jedoch ist der Befund nicht eindeutig; in jedem Fall kann die Variante der ersten Rezension als Vorlage des Tib. ausgeschlossen werden. Als sicher kann ferner gelten, daß die zweite Rezension am Ende des dritten Päda bhiksu gelesen hat (wie auch SN), nicht niyam. Dies ergibt sich aus UVT dge slori gis, das in UVVT an der entsprechenden Stelle kommentiert wird. 159-160 Die Abweichung in der Zählung von UVT beruht auf einer Einschätzung BECKHs. 161 UVVT sagt nicht, wieviel Strophen folgen sollen, es ist aber offenbar nur eine. VI. Sîlavarga 14-20 398 + gnis + 1ha UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 349.4 162 [14] 12 Ud V 5 - - 350.2 163 [15] 13 Dhp 289 - - 350.24 164 [16] 14 Dhp 54 GDhp 295 PDhp 121 351.30 165 [17] 15 Dhp 55 GDhp 296 PDhp 122 352.9 166 [18] 16 Dhp 56 - PDhp 123 352.22 167 [19] 17 Dhp 57 GDhp 297 PDhp 124 353.6 168 [20] 18 Dhp 276 - - 163 SCHMITHAUSEN p. 71. - UVVT bestätigt deutlich die Lesart von LB in den beiden ersten Pâdas: UV 163 etad dççtvâ sadâ éikçed bhikçullj] sîle$u sarpvçta(i / nirvârçagamanarp mârgarp kçipram eva visodhayet // 164 BROUGH c. 295; SCHMITHAUSEN p. 109. - Zumindest im zweiten Pâda ent­ spricht das Tib. der Lesart des AKBh, wie SCHMITHAUSEN gezeigt hat: UV 164 tagaraip candanarp caiva sotpalarp yâ ca vârçikâ / etebhyo gandhajâtebhyaV sîlagandhas tv anuttaralj // Im dritten Päda liest LB “jäebhyo, jedoch bestätigt UVT tshul khrims das folgende slla (und somit wohl auch den Visarga von “bhyah. VII. Sucaritavarga 1-10 + gsum + gsum + bzi 399 UVVT UV [UV] UVT Pali 354.2 169 [11 1 Dhp 231 354.27 170 [2] 2 Dhp 232 171 13] 3 Dhp 233 354.30 172 [4] 4 Itiv 83.4 - - 355.15 173 [5] 5 Itiv 83.5 GDhp 232 - 355.31 174 [6] 6 - - - 356.14 175 [7] 7 Dhp 225 - PDhp 240 357.19 176 [8] 8 - - - 177 [9] 9 - - - 178 [10] 10 Dhp 234 GDhp 51 PDhp 283 357.21 GDhp PDhp - PDhp 280 - PDhp 281 - PDhp 282 169-171 SCHMITHAUSEN p. 71. - Die drei Strophen unterscheiden sich nur in den Worten kâya, väc, manas. Dem entspricht es, daß 170 und 171 in UVVT nur er­ wähnt, nicht kommentiert werden. - In 169 folgt das Tib. im vierten Päda sicher, im zweiten vermutlich der Version von LB: UV 169 kâyapradoçarp rakçeta bhavet kâycçu sarpvçtalj / kâyaduscaritarp hitvâ kâyena sucaritaip caret // 173 BROUGH c. 232. 174 SCHMITHAUSEN p. 82. 175-177 SCHMITHAUSEN p. 83. - Die Strophen 175, 176 und 177 unterscheiden sich nur in den Worten kâya, vâc, manas. Dem entspricht es, daß UVVT die beiden letzten Strophen nur erwähnt, nicht kommentiert. - In 176b liest LB vacasä niya(samvrtöh); in 177b setzt BERNHARD manasä niyasamvräh in den Text, dazu verzeichnet EU eine Lesart niyam manasa (!) samvräh. UVVT äußert sich zu beiden Zeilen nicht; UVT rag u riag ni bsdams pa'i phyir und rag u yid ni bsdams pa'i phyir scheint aber in beiden Fällen das Adverb, nicht das Vorderglied einer Komposition zu bedeuten. 178 SCHMITHAUSEN p. 84. - Die Lesart des PHMs im vierten Päda (nityam sarvara samvrah) halte ich eher für einen Fehler. - UVT nag kyah bsdams scheint im zweiten Päda auf eine Variante ‘vScSpi samvrtäh zu deuten. Vil. Sucaritavarga 11-12 400 + gnis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 358.3 179 [11] 11 Dhp 361 GDhp 52 PDhp 51 358.33 180 [12] 12 Dhp 281 - PDhp 279 179 SCHMITHAUSEN pp. 71, 91, 100-103. - Im sechsten Pâda ist der seltene Fall gegeben, daß die zweite Rezension in BERNHARDS Text, die erste im Apparat er­ scheint. Bemerkenswert ist mam par 'grol, die Lesart des Kanjur, gegenüber rab u grol im Tanjur; UVVT stimmt in der Frage des Präverbs zum Tanjur (rab tu = pra-), im UV finden wir pramucyae. Es spielte für das Skr. metrisch keine Rolle, ob das Präverb pra- oder vi- lautete, auch vom Sinn her ist beides denkbar. Eine gewisse Schwankung zwischen den beiden Präverben erscheint im Skr. leicht möglich. Wenn wir an dieser Stelle diese Schwankung im Tibetischen feststellen, so sollte man meinen, daß sie auf den Skr.-Text zurückgeht, und dies könnte bedeuten, daß die Versionen von Kanjur und Tanjur auf zwei verschiedenen Skr.-Manuskripten beruhen. 180 LÜDERS § 228; SCHMITHAUSEN pp. 71, 91, 100-103. - Zu Anfang des dritten Päda herrscht ein rechtes Chaos in der Skr.-Überlieferung, verursacht durch den Um­ stand, daß das Zahlwort für drei im Pkr. einen zweisilbigen Akk. PI. bildet, die Hoch­ sprache aber eine einsilbige Form vorschreibt. Wir finden im Dhp ee ayo, im PDhp ete rayo, PHMs liest etes rayam, LB hat eäms rin, das MSV-Prät liest nach BANERJEEs Ausgabe (p. 377) ea ri-, nach SCHMITHAUSEN liest die Hs. aber ean sri-, die Felseninschrift von Manglaur hat eäs räyin, nach LÜDERS ein Fehler für eäms rayän, die erste Rezension sowie das SAV-Prät (FINOT p. 543) haben das Zahl­ wort beseitigt und durch ein anderes Wort ersetzt: eam subham. Aus UVT gsum po 'di dag ergibt sich, daß in der dem Tib. zugrundeliegenden Version das Zahlwort noch vorhanden war. Ob es wie im PHMs rayam oder wie in LB trîn gelautet hat, läßt sich aus dem Tib. nicht sagen. Metrisch kommt nur die Variante des PHMs in Frage. VIII. Vâcavarga 1-7 401 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 359.22 181 [1] 1 Dhp 306 GDhp 269 PDhp 114 + gsum 361.21 182 [2] 2 Sn 657 - PDhp 300 363.27 183 [3] 3 Sn 658 - PDhp 301 364.13 184 [4] 4 Sn 659 - PDhp 302 + 365.6 185 [5] 5 Sn 660 - PDhp 303 + 'di 367.5 186 [6] 6 - - - + 'di 368.20 187 [7] 7 Dhp 164 GDhp 258 PDhp 316 181 LÜDERS § 216; BROUGH C. 269; SCHMITHAUSEN p.. 71. - In UVVT fehlt ein Hinweis auf die Strophenzahl, es ist aber offenbar nur eine. - Im zweiten Pada liest die erste Rezension: yas cânyad apy âcaraîha karma; PHMs hat: yas câpi krvâ na karoi âha; von LB ist erhalten: [romjii prâha. In UVT lesen wir: gan dag byas bzin ma byas zer ba dari. UVVT setzt den ganzen Päda als Definiendum, so daß die Wortfolge nicht ersichtlich ist. Wenn aber in der Glosse steht: bdag gis ni de lar ma byas so zes smra ba'o, läßt sich aus UVVT eine Bestätigung für die erste Person ableiten, die offenbar in der Variante von LB vorliegt, die zu karormi prâha ergänzt werden kann. Die erste Hälfte der Zeile ist in LB nicht erhalten, die Variante der ersten Rezension scheidet aber vom Tib. her aus; lediglich die Lesart des PHMs läßt sich mit UVT vereinen. Im dritten Päda bestätigt UVT ldan par 'gyur die Variante von LB; wir werden somit auf folgenden Wortlaut geführt: UV 181 abhûtavâdî narakân upaiti yas câpi kçtvâ na karomîti prâha / ubhau hi tau pretya samau bhavete nihînadharmau manujau paratra // Das Metrum im zweiten Päda ist eine Inserted fifth mit sa-Gana in den Mittelsilben. Für die drittletzte, vor pra- stehende Silbe gilt die Lizenz einer Kürze. 183 SCHMITHAUSEN pp. 71, 78. - UVT smad 'os skye bo bestätigt die Lesart von LB im ersten, UVT bsod 'os skye bo mam par smod byed pa im zweiten Päda: UV 183 yo nindyajanarp praéarpsati prâsarpsyarp ca janarp vinindati / sa cinoti mukhena tarp kalirp kalinä tena sukharp na vindati // 185 Das Nidäna enthält keinen Hinweis auf die Strophenzahl. 186 Vgl. oben pp. 325-329. 187 BROUGH c. 258; SCHMITHAUSEN p. 71. - UVVT kommentiert die Definienda 'phags pa und dgra bcom pa in der für LB charakteristischen Folge: UV 187ab yah sâsanam âryâpâm arhatârp dharmajîvinâm / 402 VIII. Vâcavarga 8-15 + gnis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 370.17 188 [8] 8 SN I 44 - PDhp 304 371.10 189 [9] 9 - - - + 'di 372.5 190 [10] 10 Dhp 363 GDhp 54 PDhp 54 + 'di 373.15 191 [11] 11 Sn 450 - - + bzi 374.26 192 [12] 12 Sn 451 - - 375.15 193 [13] 13 Sn 452 - - 376.5 194 [14] 14 Sn 453 - - 377.2 195 [15] 15 Sn 454 - - Diese Fassung ist metrisch etwas schwierig. Es erscheint plausibel, âryânâm wie P. ariyänam zu lesen, dann ergibt sich eine sa-Vipulä. Im Eingang kann aber nicht bha-Gana stehen; ein ra-Gapa ergibt sich, wenn wir den Auslaut von säsanam als Länge (*säsanam oder säsanam hy, wie in der ersten Rezension) auffassen. Vgl. auch oben p. 160. 189 Wenn man UVT 'chiri 'gyur la folgt, lautet das Verb am Ende der zweiten Zeile nicht bädhyae, sondern *badhyae. 191 SCHMITHAUSEN pp. 50-51, 59, 73, 106. - Die zweite Rezension setzt in den Pädas bed andere Prioritäten als die erste; die Zeilenfolge der YBh bestätigt sich durch UVT und UVVT: UV 191 subhâçitarp hy uttamam âhur âryâh priyarp vaden nâpriyarp tad dvitîyam / satyarp vaden nânçtarp tat tçtîyarp dharmaip vaden nâdharmarp tac caturtham // Die erste Rezension setzt dharma vor priya und satya, sie liest ferner näsatyam statt nänram. 192ff. Nach Aussage des Kommentars gibt jede der vier Strophen eine nähere Erläu­ terung zu den vier Zeilen der Strophe 191. Der Bezug der Strophen 192 bis 195 zu den vier Pädas von 191 ist offenkundig; in 195 läßt sich das Wort des Buddha im Sinne von dharma verstehen. Nach der Logik dieses Bezugs muß aber UV 191 in der Päda- folge der zweiten Rezension gelesen werden. 193 SCHMITHAUSEN p. 74; HAHN, GGA 231 (1979) p. 285-286. - Im dritten Päda liest LB yayä näbhisajje kirn cid statt des sonst erhaltenen nâdadâi yayâ päpam. UVT gah gis sdig pa mi skyed [bskyed T] dari scheint eher zur Lesart der ersten Rezen­ sion zu passen, lediglich weist UVT nach SCHMITHAUSEN auf *nâdadhâi statt nâda­ dâti. Es ist verwirrend, daß wir durch die Definienda des Kommentars auf eine Form der tib. Strophe geführt werden, die von UVT ganz abweicht: VIII. Vâcavarga 13-15 403 UVVT / gan gis miion par dga' 'gyur zih / / gah zig tshig 'dis dga' 'gyur ba / / gah zig mkhas pa chags par byed pa yod / / de ni snan tshig dam pa yin / 194 LÜDERS § 17; BERNHARD p. 167 n. 3; SCHMITHAUSEN pp. 64-65. - UVT dam pa bestätigt die Lesung sana zu Beginn des vierten Pâda, die sich in DF findet. 195 SCHMITHAUSEN pp. 62, 65, 78. - Wie SCHMITHAUSEN gezeigt hat, ist DF in Übereinstimmung mit dem Tib. wie folgt zu lesen: UV 195 yärp buddho bhâçate vâcatp kçemârp nirvârçaprâptaye / sarvaduhkhaprahâijâya sa vai vâcâ anuttarâ // 404 IX. Karmavarga 1-9 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 377.25 196 [1] 1 Dhp 176 - PDhp 298 379.20 197 [2] 2 Dhp 308 GDhp 331 PDhp 296 380.23 198 [3] 3 Ud V 4 - - 382.1 199 [4] 4 Ud V 4 - - 382.19 200 [5] 5 Dhp 127 - - - 201 [5A] - - - - + 'di 382.25 202 [6] 6 Tha 496 - - + gnis 383.24 203 [7] 7 - - - 384.33 204 [8] 8 Tha 144 - - 385.22 205 [9] 9 SN I 85 - - + gnis + gnis + 'di 196 SCHMITHAUSEN pp. 62, 71. - Im zweiten Päda stimmt UVT lus can mit der Lesart überein, die sich in DF findet: UV 196 ekadharmam atîtyasya mççâvâdasya dehinafi / vitîrgaparalokasya nâkâryarp pâpam asti yat // 198 SCHMITHAUSEN p. 74. - LB liest im ersten Pâda (wie die übrigen Mss.) sa ced bibhesi duhkhasya. DF hat die im Skr. syntaktisch korrektere Lesart sa ced bibhesi vai duhkhâ. Die Lesart von DF läßt sich auch dem Tib. zugrundelegen, da laut UVVT der Ablativ anstelle des Instrumentals gesetzt wurde (gsum pa’i gnas su Ina pa bzag pas na sdug bsnal las zes bya ba'i don o). 200 In UVVT findet sich zu dieser Strophe nur die Notiz, daß sie samt Nidäna im Anityavarga schon erklärt sei (siehe UV 27) und lediglich anstelle des Todes die Tat genannt ist ('chi ba'i gnas su las ni she brjod pa yin no); diese Angabe trifft zu. 201 Diese Strophe fehlt in UVT und UVVT ebenso wie in allen Skr.-Hss. außer in AF. 202 SCHMITHAUSEN pp. 50, 55, 61. - Im ersten Päda liest die erste Rezension yat paresäm vigarhea, das PHMs hat yah paresam upanidhäi, im Pali finden wir na parass' upanidhaya. Die YBh stimmt mit DF überein: yat paresûpanidhyâye. Nach SCHMITHAUSEN deutet UVT pha rol po la brags nas gari eher auf das Absolutiv (*upanidhyäya). Der Kanjur liest brags kyah. UVVT glossiert brags nas durch fie bar brags [brag P] pa und bestätigt somit das Präverb upa-, das sich in allen indischen Fassungen außer der ersten Rez. findet. Ich halte es nicht für zwingend, wegen eines tib. nas ein Absolutiv im Skr. vorauszusetzen. - Im zweiten Päda ist anstelle von drsveha vielleicht *drs{vä hi zu lesen, da im Tib. jede Spur von iha fehlt. IX. Karmavarga 10-19 + Ina + Ina 405 UVVT UV [UV] UVT Pali 387.4 206 [10] 10 - 207 [Hab] - - - - [1 led] llcd Tha 146 - - GDhp PDhp - 388.19 208 [12] 1labef Dhp 136 - - 389.1 209 [13] 12 Dhp 66 - PDhp 174 389.26 210 [14] 13 Dhp 67 - PDhp 175 390.16 211 [15] 14 Dhp 68 - PDhp 176 391.2 212 [16] 15 - - - 392.11 213 [17] 16 Dhp 71 - PDhp 107 393.2 214 [18ab] 17ab - - PDhp 108 - 17 cd - - - [18 cd] 18cd - - (18ef] 18ab Tha 146 - - [19] 19 Dhp 240 - PDhp 160 393.21 215 206-211 Nach Angabe des Kommentars besteht die Passage aus fünf Strophen. UV hat sechs vierzeilige Strophen, UVT fünf, davon ist die zweite sechszeilig. UV 207ab fehlt in UVT; daß UVVT die beiden Pädas nicht kommentiert, ist kein eindeutiges Indiz für ihr Fehlen im kommentierten Text, da 207ab mit 206ab identisch ist und der Kommentar in solchen Fällen nur die erste Passage erklärt. Im ganzen scheint aber auch UVVT fünf Strophen im Auge gehabt zu haben, von denen eine sechszeilig ist, zumindest läßt sich UV 207ab im Tib. nicht nachweisen. Nach der Diktion des Kommentars ist aber im Gegensatz zu UVT (bzw. der Einteilung BECKHs) eher die erste (nicht die zweite) der fünf Strophen sechszeilig, sie bestünde dann aus 106abcd und 207cd. - In 211c scheint der Tibeter praîa irgendwie mit prii assoziiert zu haben: dga' ziri; UVVT glossiert den Ausdruck so: gari gis [gi P] las byas Siri bsags pas dga' ba yar dag par skyes [nicht: skes, Druckfehler] Siri ldan pa'o. 212-215 UVVT kündigt fünf Strophen an, die UVT in der Tat aufweist. Dagegen hat UV nur vier Strophen, davon hat die dritte sechs Zeilen. Nach der Diktion des Kommentars beginnt mit 214ab erkennbar eine neue Strophe, dann erst wieder mit Strophe 215. UVVT zieht keine erkennbare Grenzlinie, die den Text in zwei Strophen entsprechend UVT 17 und 18 schiede. Von 214 wird nur der zweite und dritte Päda (die keine Wiederholungen sind) erklärt. UVT 17cd unterscheidet sich von 18cd nur in einem Wort: in 17 steht miion par 'gyur, in 18 ses par 'gyur. UVVT setzt mnon par 'gyur als Definiendum und glossiert es durch ses par 'gyur te. Es ist somit aus der Kommentierung nicht klar, ob UV 214 für UVVT eine sechszeilige oder zwei vier­ zeilige Strophen sind. Wenn die Angabe zur Strophenzahl richtig ist, müssen wir eine 406 IX. Karmavarga 16-19 UVT entsprechende Anordnung in zwei vierzeiligen Strophen voraussetzen. - Im vierten Päda von Strophe 212 ist im PHMs erhalten: . . . nubhavai aghâinah. UVT nams su myorï bar 'gyur stimmt deutlich zum Verb. UVT sdig las setzt wahrscheinlich auch âghâin voraus; in UV 131 wurde äghädinah durch sdig pa byed ciri übersetzt (vgl. oben pp. 321-322). X. Sraddhâvarga 1-7 407 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 394.12 216 [1] 1 AN I 236 - - + 'di 396.24 217 [2] 2 Dhp 177 - PDhp 294 + 'di 398.11 218 [3] 3 Sn 182 - - + 'di 400.4 219 [4] 4 Sn 186 - - + 'di 401.7 220 [5] 5 Sn 184 - - + 'di 402.18 221 [6] 6 SN I 38 - - + 'di 403.15 222 [7] 7 Dhp 261 GDhp 185 PDhp 290 PDhp 216 SCHMITHAUSEN PP- 51, 59. - Die YBh zeigt im ersten, dritten und vierten Pâda einen abweichenden Text: [UV 216] sraddhâtha hrîfo sîlam athâpi dänarp dharmä ime satpuruçaprasastâli / evarp hi märgarp divigarp vadanti etena vai gacchati devalokam // UVVT nennt im ersten Päda rio sha ba und shul khrims als separate Definienda. In der ersten Rezension stehen die beiden Begriffe in Komposition, im dritten Pada scheint UVT lam 'di nid kyis auf das erhaltene eam hi märgam zu deuten, jedoch findet sich in der Glosse 'di Itar, eine Bestätigung für evam der YBh. Eine interessante Variante ist diviga (verbürgt durch UVT Iha yul 'gro) gegenüber divya der ersten Rezen­ sion. Im Pali steht diviya; offenbar hat die erste Rezension das Wort bewahrt, die zweite die metrische Struktur der Zeile. Die Variante der YBh im vierten Päda bestä­ tigt sich durch UVT indirekt dadurch, daß eine Entsprechung zu asau fehlt. 217 Vgl. oben pp. 329-332. 218 UVT 'di na scheint im ersten Päda auf eine Variante *sraddheha statt sraddhâ hi zu deuten. 219 UVT dad bskyed de führt im ersten Päda eher auf das Partizip "sraddadhäno als auf das Bahuvrîhi sraddhâdhano; ein Partizip ist auch P.saddahöno. 221 Zum ersten Päda vgl. oben pp. 181-182. - Im vierten Päda bestätigt sich die Lesart des PHMs durch UVT 'chiri ba hams cad good par 'gyur; die zweite Rezen­ sion liest: UV 221 sraddhâdvitîyah puruÿali prajnä cainarp prasäsati / nirvâijâbhirato bhikçuh sarvarp cchindati bandhanam // Die Verbform chindai findet sich noch in UV 408d und 499d. Die erste Rezension wollte chindai durch das klass. chinai ersetzen; wegen der metrischen Struktur (es ergäbe sich ra-ja) konnte man nicht in *sarvam cchinai bandhanam ändern, man entschied sich daher für chinatti bhava bandhanam. 222 UVVT erwähnt "drei Partikeln dari" (dari gi sgra gsum smos so) sowie eine Ver- 408 X. Sraddhâvarga 8-16 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di + 'di 404.10 223 [8] 8 Dhp 303 GDhp 323 PDhp 332 405.4 224 [9] 9 - - - + 'di 406.5 225 [10] 10 AN I 150 - - + 'di 407.4 226 [11] 11 SN I 43 - - + gnis 408.16 227 [12] 12 Dhp 249 - PDhp 328 409.20 228 [13] 13 Dhp 250 - PDhp 329 410.1 229 [14] 14 Jât V 233 - - 410.30 230 [15] 15 Jât V 233 - - 411.22 231 [16] 16 Jât V 233 - - - 232 [-] - - - - + gnis + 'di Stärkungspartikel hid (did ces bya ba ni des par gzuri ba ste). In der erhaltenen Fassung findet sich nur einmal ca sowie caiva. - Im zweiten Päda setzt UVT ses rab did ni etwas anderes voraus als ahimsô. 226 Der fünfte Päda lautet: sramanân âgaâm drsfvâ. In UVT fehlt eine Entspre­ chung zu drsfvä. UVVT nennt an dieser Stelle ein Definiendum rtag tu, das durch rgyun du glossiert wird. 227 UVVT versteht yathâ sraddhä offenbar als Kompositum. 229 UVT khron pa entspricht nicht hradam im zweiten Päda. Nach Mvy 4180 und 4181 kann khron pa für kupah und udapänam stehen. Letzteres findet sich im Pali: udapanam v' anodakam. UVVT beschreibt khron pa als einen Ort, wo man Wasser trin­ ken kann, und fügt hinzu: rdzid bu la sogs pa'o; rdzifi bu läßt sich mit hrada vielleicht vereinbaren. - Statt des erhaltenen sa cet khanel labhe ara im dritten Päda liest das PHMs:------ ta(?)h parikhaned, mit Upadhmânîya in der vierten Silbe der Zeile. UVT ji se de la yohs brkos kyari scheint einen Wortlaut *sa cet ara parikhaned vor­ auszusetzen. Bei einer solchen Lesart müßte für die vierte, auslautende Silbe die Lizenz einer Länge gelten. 230 Ob UVT chu 'dod auf jalärhikah, wie bei BERNHARD verzeichnet, oder auf udakärhikah, der Variante des PHMs, zurückgeht, läßt sich aus dem Tib. nicht ent­ scheiden. - Im vierten Päda hat die zweite Rezension eher sîtirbhûtam (PHMs), nicht siaoyam gelesen, wie sich aus UVT bsil bar gyur ciri ergibt. 232 Diese sog. Udäna-Strophe rekapituliert die Überschriften der ersten zehn Kapi­ tel. Sie fehlt im Tib. und wird in der indischen Zählung nicht berücksichtigt. XI. Sramaijavarga 1-7 + gnis + gsum + gnis 409 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 412.25 233 [1] 1 SN I 49 GDhp 9 - 414.13 234 [2] 2 Dhp 313 - - 415.3 235 [3] 3 Dhp 312 - - 416.24 236 [4] 4 Dhp 311 GDhp 215 PDhp 297 417.5 237 [5] 5 - GDhp 216 - 417.7 238 [6] 6 SN I 7 - - 418.33 239 [7] 7 SN I 7 - - 233 Im zweiten Päda bestätigt bram zes 'dod pa rab span zifi die Lesart des PHMs: UV 233 chindhi (sic) srotah parâkramya kàmârp pranuda brähmaija / nâprahâya munih kêmân ekatvam adhigacchati // Die fünfte, vor anlautendem br- stehende Silbe muß m. c. als Kürze gewertet wer­ den. Nach Ausweis der Parallelen ist dies die alte Lesart. Die erste Rezension, die brähmana durch sarvasah ersetzte, wollte offenbar die metrische Lizenz beseitigen. - UVVT 414.4-12 bemerkt, daß die Strophe das Wort sramana nicht aufweist. Dennoch sei es richtig, diese Strophe im Sramarjavarga unterzubringen (dge sbyofi gi shoms su dgod pa rigs pa did do), weil brähmana und muni Synonyme von sramana sind. Un­ strittig (rsod pa med do) wird die Sache auch dadurch, daß UV 233 und 234 zusammen­ gehören (geig la geig 'brel e) und in der zweiten Strophe kun u rgyu genannt ist; dies ist ganz üblicherweise eine Bezeichnung des Sramana (kun rdzob u dge sbyofi la bags pa'i rgyu yin pa'i phyir). 234 Die erste Rez. liest im ersten Pâda kurväno hi sadâ prâjno, PHMs hat kareyâ nam kareyâ cam (BERNHARD schlägt vor, cam in ce zu verbessern [n. 7]; CHAKRA­ VARTI faßt cam als ca auf). Das PHMs entspricht in etwa dem Dhp: kayirâ ce kayirâh' enam. UVT bya ba de nid byed la rag scheint zu keiner dieser Fassungen zu passen. UVVT nennt zwei Definienda: bya ba bya ba - rag u de fid. Das erstere wird als bzlas pa "Iteration" bezeichnet und durch gyis sig gyis sig umschrieben. Vielleicht setzt der Kommentar einen Wortlaut *kuryâ kuryâ sadâ hy enam voraus. — UVT kun u rgyu ba zan pa dag paßt nicht zum erhaltenen sihila khalu pravrajyä im dritten Päda. Vom PHMs ist erhalten: sihilo hi pa[r]i - - ; diese Lesart ist wohl in parivrajo (entsprechend Dhp) zu ergänzen und scheint durch das Tib. bestätigt zu sein. 238 UVT rgal bar dka' deutet eher auf dusara als auf duskara im ersten Päda. 239 Die Definienda spyod par ji lar bya - dge sbyofi in UVVT sowie UVT sems ni zeigen, daß die zweite Rez. in der ersten Hälfte mit dem PHMs eher übereinstimmt: UV 239 katharp careya srämanye cittarp ca na nivärayet / punah punar viçîdet sa safpkalpânârp vasarp gatah // Die Form careya ist ein Einzelfall im UV, gut belegt ist carea. Im zweiten Pada 410 XI. Sramanavarga 8-15 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 419.33 240 [8] 8 Dhp 302 GDhp 262 - 422.5 241 [9] 9 Dhp 307 - PDhp 113 + 'di 422.31 242 [10] 10 Dhp 162 GDhp 330 PDhp 307 + gnis 424.2 243 !11] 11 Dhp 260 GDhp 182 - 426.2 244 [12] 12 Dhp 267 GDhp 68 - 427.1 245 [13] 13 Dhp 264 GDhp 188 PDhp 235 + gnis + gsum + ’di 428.18 - - 14 - - - 448.28 246 [14] 15 Dhp 265 GDhp 189 PDhp 236 429.11 247 [15] 16 Dhp 388 GDhp 16 - erläutert UVVT eine Partikel ni, die den Sinn von "wenn" hat (ni zes bya ba'i sgra ni gal e zes bya ba'i don e). Nun lesen wir im Pali in der Tat ce: ciam ce na ni- väreyya. Wenn die zweite Rez,. cet statt ca gelesen hat, ist aber nicht klar, warum UVT das Wort nicht entsprechend wiedergegeben hat. - Im dritten Päda liest das PHMs: pade pade visidanah; dagegen setzt UVT yari dari yari du deutlich punah punar voraus. Es fehlt allerdings im Tib. eine Entsprechung zu sa des UV. 240 BROUGH c. 262. 242 LÜDERS § 91; BROUGH c. 330. 243-244 BROUGH cc. 182, 68. 245-246 BROUGH c. 189. - UV hat zwei Strophen, die erste ist vier-, die zweite sechszeilig, sie entsprechen UVT 13 und 15. UVT rmofis pa deutet in UV 245c auf eine Variante *icchämoha° statt icchälobha°. - UVT brags nas byed pa dah [brags nas spare pa'i phyir UVVT] paßt nicht zu samiarn in UV 246c. - Die Vorlage von UVT 14 war auch Bestandteil des kommentierten Textes. Die erste Hälfte der in UV feh­ lenden Strophe ist mit 245ab und 246ab identisch. UVT 14c entspricht UV 246c. UVT 14d mkhas pas dge sbyori yin par ses deutet auf diese Lesart (vgl. GDhp 189b): UV 245+ na murjrjabhâvâc chramaijo hy avçtas tv ançtarp vadan / éamitarp yena päparp syât tarp vijnâh sramarjarp vidufc // 247 BROUGH cc. 135-136. - In der erhaltenen Fassung ist diese Strophe eine Anu- $tubh; das PHMs hat ein Vaitâlîya: UV 247 -------------------------------[âamalcârlî] nirucyate / pravähiya ätmano malarp tasmât pravrajito nirucyate // Soweit erkennbar, stimmen UVT und UVVT mit dieser Fassung überein. Im ersten Päda ist aus dem Tib. wahrscheinlich *vâhiapâpa iti brähmanah zu rekonstruieren. XII. Mârgavarga 1-16 411 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 430.3 248 [1] 1 Dhp 190 - - 431.15 249 [2] 2 Tha 675 - - 431.31 250 [3] 3 Itiv 41.2 - - + 'di 433.10 251 [4] 4 Dhp 273 GDhp 109 PDhp 359 + bzi dah bzi 435.17 252 [5] 5 Dhp 277 GDhp 106 PDhp 374 436.28 253 [6] 6 Dhp 278 GDhp 107 - 437.6 254 [7] 7 - - - 437.17 255 [8] 8 Dhp 279 GDhp 108 PDhp 375 438.4 256 19) 9 - - - + gsum + bzi 439.3 257 [10] 10 - - - 439.25 258 [11] 11 Dhp 274 - PDhp 361 440.25 259 [12] 12 - - - 442.10 260 [13] 13 SN I 168 - - 443.27 261 [14] 14 - - - 445.11 262 [15] 15 - - - 446.8 263 [16] 16 Itiv 100 - - 250 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sanskrit?, p. 205. 251 BROUGH c. 109. - Die Variante des PHMs im zweiten Päda, sayänam caure padäh, bestätigt sich durch UVT bden pa'i nah na bden bzi dari nicht. - UVVT bemerkt, daß die Sems-tsam-pa-rnams (Vijnânavâdins) eine, die Zad-byed-pa-rnams (Kçapapas) zwei, die Bram-ze-rnams (Brahmanen) drei, die 'Dus-byas-dan-dus-gsum-'dod-pa-rnams vier, die Tshig-gi-don-lha-'dod-pa-rnams fünf, die Bye-brag-pa-rnams (Vaibhâçikas) sechs und die Grans-can-pa-rnams (Särpkhyas) 25 Wahrheiten haben. Als Quelle gibt der Kommentator Grub-pa'i-mtha'-so-so "verschiedene Siddhäntas". 252-259 UVVT bezeichnet diese Passage offenbar als zweimal vier (shigs su bead pa bzi dari bsdus pa bzi gsuris so), in der Sache also als acht Strophen. 260 Zu dieser Strophe vgl. oben pp. 332-337. 261 Im vierten Päda ergibt sich aus UVT spyan dan ldan pas eine deutliche Über­ einstimmung mit dem PHMs: UV 261d mârgo hy ayarp cakçumatâ prakâsitah 262 Diese Strophe enthält einige Unstimmigkeiten. UV chu rgyun stimmt zur Va­ riante sroo des PHMs im ersten Päda. Der dritte Päda ist wegen UVT ses rab yans pas bsan pa'i (vgl. Mvy. 1108) wie folgt zu lesen: UV 262c tathaiva mârgah pçthuprâjnadesitah Für die siebte Silbe gilt die Lizenz einer Kürze. 412 XII. Mârgavarga 17-20 UVVT UV + ’di 447.23 264 + 'di 449.15 + gnis 451.18 265 453.17 266 [UV] UVT [17abcd] 17abcd [18ab] 17ef [18cdef] 18 [19abcd] 19abcd Pali GDhp PDhp ltiv 87 - - - - - - - - - - - - 19ef - - - 267 [20] 20 Tha 35 - - 264-265 In der erhaltenen Fassung des UV folgt eine sechszeilige auf eine vierzei­ lige Strophe. Im Tib., d. h. in der Anordnung BECKHS und nach der (eindeutigen) Dik­ tion des Kommentars, ist der Sachverhalt umgekehrt: Die beiden Pädas 265ab gehören zur vorausgehenden Strophe 264. - Zu Beginn der Pädas 264a und 264b liest das PHMs rayo und rayah anstelle des zweimaligen sadâ in der erhaltenen Fassung. Nach dem Tib. hat die zweite Rezension die beiden Zahlwörter bewahrt. - Zu Beginn von 265c deutet UVT tirt 'dzin gsum po ebenfalls auf ein Zahlwort anstelle des erhaltenen su- bham samädhim. 266 Die Strophe ist im UV vierzeilig, in UVT aber sechszeilig. Die im Skr. fehlende Doppelzeile UVT 19ef wird im Kommentar erklärt, war also Bestandteil der zweiten Rezension. 267 UVT de ltar spyod pa deutet am Ende des ersten Päda eher auf ein *tathä- cararn (P. tad acarant) statt samäcaram. UVT grags pa 'phel bar 'gyur entspricht nicht yasas ca sarvatah; eher käme P. yas’ assa vaddhai (*yaso 'sya vardhae) in Frage, allerdings fehlt in UVT das Pronomen. XIII. Satkâravarga 1-11 + gnis + bzi + gnis + gsum 413 UVVT UV [UV] UVT Pali 454.15 268 [1] 1 SN I 154 456.2 269 [2] 2 Dhp 72 - PDhp 177 457.13 270 [3] 3 Dhp 73 - PDhp 178 458.21 271 [4abcd] 4abcd Dhp 74 - PDhp 179 459.10 272 [ 5ab] 4ef - - PDhp 180 [5cd] 5ab Dhp 75 - - - PDhp 181 GDhp PDhp - 460.1 273 [6abcd] 5cdef - 460.30 274 [7] 6 Ud VI 2 - - 462.8 275 [8] 7 Dhp 365 GDhp 61 PDhp 55 462.24 278 [11] 8 Tha 229 - - 463.27 276 [9] 9 Tha 230 - - 464.13 277 [10] 10 Tha 228 - - 270 Siehe oben pp. 338-340. 271-273 SCHMITHAUSEN pp. 67, 80. - Die Abweichung in der Zählung von UVT beruht darauf, daß BECKH der Anordnung im Dhp folgend den Text in zwei sechszei­ lige Strophen eingeteilt hat. UVVT folgt in der Anordnung der Strophen dem UV. - In den Pädas 272b und 273b führt das Tib. auf die Lesart von TTT VIII E und KA: UV 272 iti bâlasya sarpkalpâ icchâ mânâs ca vardhante / anyâ hi lâbhopaniçad anyâ nirvâgagâminî // UV 273 etaj jnâtvâ yathâbhûtarp bhikçur buddhasya srâvakafy / satkârarp nâbhinandeta vivekam anubçrphayet // In 272b ist das Metrum bei dieser Lesart nicht korrekt, man erwartet - metri causa - einen Singular des Verbs wie im Pkr. (PDhp: icchâ mâno ca vaddhai'). In 273b ist die fünfte Silbe kurz. 274 Im zweiten Päda stimmt mi yis 'phrigs par ma gyur pa eher zu TTT VIII E: UV 274 na vyâyameta sarvatra na jnâtapuruço bhavet / nânyârp niljsritya jîveta dharmena na vaijik caret // 278-276-277 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sanskrit? p. 206; SCHMITHAUSEN pp. 62, 63 [lies: Uv. XIII, 9-11], 67. - UVT und UVVT zeigen übereinstimmend die von der ersten Rez. abweichende Aufeinander­ folge dieser drei Strophen. Die Folge entspricht dem erhaltenen Befund von KA. - Die drei Strophen unterscheiden sich nur in der zweiten Strophenhälfte. Für den zwei­ ten Päda zeigt DF in 277b eine Lesart, die dem Tib. eher entspricht: UV 277 sukharp jîvitum icchec cec chrämanye 'sminn avekçavân / itaretarega sarptuçyed ekadharmarp ca bhävayet // Diese Variante gilt entsprechend für alle drei Strophen. 414 XIII. Satkäravarga 12-18 + gsum + gnis + gfiis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 464.29 279 [12] 11 Dhp 366 GDhp 62 PDhp 56 465.32 280 [13] 12 Tha 129 - - 466.21 281 [14] 13 Tha 130 - 467.1 282 [15] 14 Tha 153 - - 467.32 283 [16] 15 Tha 154 - - 468.25 284 [17] 16 Tha 123 - - 470.6 285 [18] 17 Tha 124 - - 279-280 SCHMITHAUSEN pp. 62, 67; HAHN, GGA 231 (1979) p. 286. - Von den beiden Versionen, die BERNHARD für 280 nebeneinander gibt, entspricht die rechte, geboten durch DF und KA, dem Tib. 282 Im zweiten und dritten Päda führt das Tib. auf folgenden Text, der zu einem Teil in KA erhalten ist: UV 282 bahun amiträrp labhate murjdah saqighätipräv^taV / lâbhî tathânnapânasya vastrasayyâsanasya ca // Diese Variante stimmt mit dem Pali weitgehend überein. BERNHARD gibt: (Pädas b-c) °prävrfa]h läbhfi a]hän[na]sya KA. Für die fünfte Silbe in 282b gilt die Lizenz einer Kürze; die erste Rez. hat diese Lizenz beseitigt. 285 In der ersten Strophenhälfte weicht das Tib. von der erhaltenen Fassung ab, ohne daß ich den Text insgesamt rekonstruieren könnte. Im ersten Päda ist statt vin- dae ein mit pro- verbundenes Verb anzunehmen. Mit einiger Sicherheit ist im zweiten Päda statt niyam dem Pali entsprechend yeyam zu lesen. XIV. Drohavarga 1-12 415 UVVT UV (UV] UVT Pali GDhp 471.16 286 [1] 1 ltiv 89 - - 472.16 287 [2] 2 Tha 139 - - + 473.28 288 [3] 3 SN I 85 - - + bcu gnis 475.21 289 [4] 4 Jât VI17 GDhp 257 - 477.4 290 (5) 5 Jât III 488 - - 478.25 291 [6abcd] 6abcd Jât III 488 - - [6ef] 7 cd 480.1 292 [7ab] 7ab Ud V 9 - - + gnis + 'di PDhp [7cd] 8ab 481.8 293 [8abcd] 8cdef Dhp 6 - PDhp 255 484.5 294 [9] 9 Dhp 3 - PDhp 5 484.28 295 [10] 10 Dhp 4 - PDhp 6 484.32 296 [11] 11 Dhp 5 - PDhp 254 485.30 297 [12] 12 - - - 288 Es fehlt im Kommentar ein Hinweis auf die Anzahl der Strophen, doch handelt es sich offenbar nur um eine. 289 BROUGH c. 257; HAHN, GGA 231 (1979) p. 285. - Ich weiß nicht, warum der Kommentar zwölf Strophen ankündigt (. . . zes pa nas ji srid du shigs su bead pa bcu gnis gsurs so). Bis zum nächsten Nidäna (zu UV 296) folgen nur sieben Strophen, die erklärt werden. 290 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sanskrit? pp. 205, 208; SCHMITHAUSEN p. 92. - UVT ci phyir sobs med sems mi byed deutet im vierten Päda eher auf die Lesart von TTT VIII E: UV 290 pçthakchabdâh samutpannâs tarp ca sreçtham iti manyathâ / sarpghe hi bhidyamâne 'smirp nâbalarp neti manyatha // Bezüglich der Endung “thô verweist BERNHARD auf BHSG § 26.11-16; TTT VIII E ist im zweiten Päda nur zum Teil erhalten, im vierten haben wir “tha. Ein Grund für eine Längung m. c. besteht wohl nicht. 291-293 SCHMITHAUSEN p. 93. - Der Kommentar folgt in der Anordnung der Strophen deutlich dem UV. In UVT scheinen 7ab und 7cd gegeneinander vertauscht zu sein. 297 SCHMITHAUSEN p. 93. - Nach dem Kontext in UVVT zu urteilen, sind 296 und 297 zwei zusammengehörige Strophen, auch wenn sie nicht ausdrücklich so be­ zeichnet sind. - UVT sa khon zugs pa lus can la gnod pas entspricht im dritten Päda der Version des MSV-Vinaya: UV 297c vairaprasango hy ahitâya dehinärp 416 XIV. Drohavarga 13-16 + gnis + *gnis UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 486.17 298 [13] 13 Dhp 328 - PDhp 9 487.27 299 [14] 14 Dhp 329 - PDhp 10 488.8 300 [15] 15 Dhp 61 - - 489.12 301 [16] 16 Dhp 330 - PDhp 11 298-299 SCHMITHAUSEN p. 93. - UVT bran pa legs gnas han cig spyad pa ni entspricht im zweiten Päda der Version des MSV-Vinaya: UV 298 sa cel labhed vai nipakarp sahäyarp sârdharp cararp sâdhuvihâridhîram / abhibhûya sarvâiji parisravâpi careta tenâptamanâ smçtâtmâ // UVT dran ldan deutet eher auf smrîmâ im vierten Päda. Der zweite Päda lautet gleich in UV 298 und 299. 300-301 SCHMITHAUSEN pp. 67, 93. - Die Angabe gnis findet sich so nicht im Kommentar, es wird aber hinreichend deutlich, daß es sich im zwei Strophen han­ delt (. . . 'di gsuAs so . . . shigs bead 'og ma gsuris so). - In 300b deutet UVVT eher auf die Lesart von TTT VIII B (sriyam sadrsarn amana), die allerdings in drei Punk­ ten zu korrigieren ist (vgl. BERNHARD n. 4): UV 300 cararps ca nâdhigaccheta sreyarp sadçsam ätmanafy / ekacaryâip dçcjhaip kuryân nâsti bâle sahâyatâ II Strophe 301 findet sich bei BERNHARD in zwei Versionen; die rechte, geboten durch TTT VIII B, entspricht dem Tib. XV. Smçtivarga 1-8 417 UVVT UV [UV] UVT Pali 490.8 302 [1] 1 Tha 548 494.2 303 (2] 2 Ud V 10 - - + 'di 493.20 304 [3] 3 Ud III 5 - - + 'di 495.14 305 [4] 4 Ud VII 8 - - + bzi 496.22 306 [5] 5 ltiv 47 - - + gnis GDhp PDhp - 497.32 307 [6] 6 ltiv 47 - - 498.32 308 [7] 7 ltiv 47 - - 499.31 309 [8] 8 Dhp 226 - PDhp 270 302 SCHMITHAUSEN p. 68. - UVT 'jig ren 'di na kun nas gsal entspricht im fünf­ ten Pâda eher der Lesart von TTT VIII B: UV 302ef so 'smirp prabhäsate loke abhramuktaiva candramäh // 303 SCHMITHAUSEN p. 68. - lm dritten Päda zeigt TTT VIII B eine Variante (eäm smrim yo hy adhis^hamäno), die dem Tib. nur in bezug auf die ersten vier Silben zugrundegelegt werden kann; das erhaltene bhiksur ist dagegen durch dge slon dran pa de legs 'jog pa na verbürgt. 304 Das Tib. führt auf einen Text, der dem Pali entspricht und dessen Metrum das Vaitâlîya - nicht die Anu§[ubh - ist: UV 304 smçtih kâyagatâ upasthitâ çatsparsâyataneçu sarpvarah / ya(i sa sa ta tarp samâhito jânîyân nirvârjam âtmanâ // Hier sind zwei metrische Lizenzen anzunehmen: Die zweite Silbe der ersten Zeile ist kurz (entsprechend P. sati), die zweite der dritten lang. Vielleicht liegt in diesen Lizenzen den Grund, warum die erste Rez. den Text verkürzt und das Metrum verein­ facht hat. 307 lm zweiten Päda führt UVVT brson pa yis [paraphrasiert durch brun pas spyod ein. . .] - dge slori - mkhas pa - dran Idan auf einen Text, der dem PHMs in etwa entspricht: UV 307 tasmât sadâ jâgarikârp bhajeta âtâpi (!) bhikjur nipakah pratismçta() / sarpyojanarp jâtijarârp ca hitvâ ihaiva duljkhasya karoti so 'ntam // Das PHMs hat nrpakam - wohl ein Fehler für nipakah (vgl. P. nipakoj. Der vierte Päda ist durch des ni 'di la mya han 'das pa hob wiedergegeben; dies könnte auf einen anderen Text zurückgehen, ich glaube aber eher, daß UVT etwas freier übersetzt. 308 UVT gfiid log de dag sad byed pa’i deutet eher auf die Variante des PHMs im XV. Smçtivarga 9-26 418 + gsum + 'di UVVT UV 500.26 310 503.2 311 503.13 312 504.22 [UV] UVT Pali GDhp PDhp [9] 9 - - - [10] 10 - - - [111 11 - - - 313 [12] 12 Dhp 296 GDhp 100 - 506.3 314 [13] 13 Dhp 297 GDhp 101 - 506.3 315 [14] 14 Dhp 298 GDhp 102 - 506.5 318 [16] 15 - - 506.22 319 [16A] 16 - - - 506.30 320 [16B] 17 - - - PDhp 243 507.9 316 [15] 18 Dhp 299 GDhp 103 507.17 317 [15A] 19 - - - 507.23 329 [25] 22 Dhp 301 GDhp 105 PDhp 242 507.33 321 [17] 20 Dhp 300 GDhp 104 PDhp 241 508.8 322 [18] 21 - - - 508.20 326 [22] 23 - - - 508.26 327 [23] 24 - - - 509.6 328 [24] 27 - - - 509.20 323 [19] 26 - - - - 324 [20] - - - - 509.20 325 [21] 25 - - - 509.20 330 [26] 28 - - - zweiten Pâda; de dag wird in UVVT als gan de dag aufgenommen: UV 308 jâgarantal) sçnudhvarp me ye suptâb pratibudhyata / supteçu jâgararp sreyâ na hi jâgarato bhayam // 313-330 BROUGH cc. 100-105. - Der Kommentar sagt nicht, wieviel Strophen folgen sollen. Er kommentiert insgesamt 17 Strophen, die sich jeweils nur im vierten Päda voneinander unterscheiden. UVT hat ebenfalls 17 Strophen, allerdings steht UVT 22 - von UVVT aus gesehen - vor UVT 20, ferner erscheinen 27-26-25 in einer umgedrehten Reihenfolge. Im UV sind nur 15 Strophen erhalten; die drei Strophen 319, 320 und 317 hat BERNHARD aus UVT rekonstruiert. Im Falle von UV 317d ist seine Rekonstruktion nicht so gut, vielleicht besser: niyam *dhyânagaâ smrih. - In der Strophenfolge 318-319-320-316-317 (in den Hss. belegt sind nur 318 und 316) stimmt UVVT mit UVT gegen UV überein. In den Strophen 318 bis 330 findet sich mit Ausnahme der letzten nicht eine, die sich vom Standpunkt des UVVT aus betrach­ tet am richtigen Platz befände. Eine Entsprechung zu UV 324 fehlt im Tib. ganz. XVI. Prakîrijakavarga 1-14 419 UVVT UV [UV] UVT 510.10 331 [1] 1 JâtIV 166 GDhp 335 512.15 332 [2] 2 Jât I 267 - + 'di 513.7 333 [3] 3 Dhp 238 - - + 'di 515.9 334 [4] 4 Dhp 316 GDhp 273 PDhp 169 + gnis 516.29 335 [5] 5 Dhp 172 GDhp 122 PDhp 20 518.27 336 [6] 6 519.9 337 (7] 7 Dhp 382 - - 520.1 338 !8] 8 - - - 520.13 339 [9] 9 Dhp 173 - - 520.13 340 [10] 10 - - - - 341 [11] - - - - 521.4 342 [12] 11 Ud IV 9 - - 522.20 343 [13] 12 - - - 522.26 344 [14] 13 Dhp 87 - PDhp 264 + gnis + gnis + gnis + gsum + 'di Pali GDhp PDhp PDhp 109 - PDhp 21 331 BROUGH c. 335; SCHMITHAUSEN p. 68. - Das Tib. entspricht weitgehend der Lesart von TTT VIII E, es finden sich Abweichungen in allen Pädas: UV 331 präg eva kçtyarp pratijâgareta mâ me kçtyarp kçtyakâle vyatheta / taip tâdçsarp pratiyatyakârinarp naivâkjtyarp kçtyakâle vyatheta // 332 SCHMITHAUSEN p. 68. - TTT VIII E zeigt folgenden Befund: UV 332 vyâyacchet puruças tâvad yâvad arthasya niçpati^ / pasyâmy aharp tathâtmânarp yathaivecchet tathâ bhavet // 333 Siehe oben pp. 340-345. 341-344 SCHMITHAUSEN p. 68. - Strophe 341 fehlt übereinstimmend in UVVT und UVT, sie fehlt auch in EC und PHMs. - Der Kommentar kündigt zu 342 drei Stro­ phen an, berichtet aber bereits für 344 ein weiteres Nidäna. Das Nidäna zu 344 ist aber deutlich als Fortsetzung zum vorherigen zu erkennen, so daß mit gsum sicher die drei Strophen 342-343-344 gemeint sind. - Dem Tib. liegt folgender Text zugrunde: UV 342 yo jîvite na tapate maraçânte na socati / sa vai dççtaPado dhîrah sokamadhye na socati // UV 343 yo jîvite na tapate maraijänte na socati / sa vai dççtapado dhîro jnâtimadhye na socati // UV 344 kççijârp dharmârp viprahâya suklârp bhâvayata bhikçavah / okâd anokam âgamya viveke yatra gocaram / éikçetâbhiratirp tatra hitvâ kâmân akincanah // 420 XVI. Prakîrijakavarga 15-24 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 524.22 345 [15] 14 MN I 39 GDhp 327 PDhp 99 + bzi 526.13 346 [16] 15 Dhp 356 - PDhp 152 527.20 347 [17] 16 Dhp 357 - PDhp 153 527.27 348 [18] 17 Dhp 358 - PDhp 154 527.32 349 [19] 18 - - - 528.7 350 [20] 19 - - - 528.7 351 [21] 20 - - - 528.21 352 [22] 21 - - - 530.19 353 [23] 22 Dhp 150 GDhp 284 - 532.13 354 [24] 23 - - - + 'di + 'di PDhp Die Abweichung in den zweiten Pädas von 342 und 343 entspricht den Lesarten von PHMs und EC. Der vierte und fünfte Päda von 344 ist nach dem Tib. rekonstruiert, mit Ausnahme von siksea, das in EC erhalten ist. 345 Das Tib. setzt im vierten Päda *asya statt sadä voraus. 346-351 Die Strophen unterscheiden sich nur in den Worten räga, dvesa, moha, mäna, lobha, rsnä. UVVT kündigt vier Strophen an, es werden aber ganz deutlich sechs Begriffe erläutert. Wir dürfen wohl nicht annehmen, daß Prajnävarman sich verzählt hat; so bleibt unklar, warum der Kommentar von vier - und nicht von sechs - Strophen spricht. 352 SCHMITHAUSEN pp. 52, 56, 60. - Die YBh zitiert den UV etwas anders: [UV 352] çaçthe adhipatau râjni rajyamäne rajasvalah / arajasy arajä bhavati rakto bâlo nirucyate // Es erscheint mir vom Tib. her nicht entscheidbar, welche Lesart zugrundeliegt; es ist aber wahrscheinlich, daß die YBh mit der zweiten Rezension übereinstimmt. 353 BROUGH c. 284; SCHMITHAUSEN pp. 52, 56, 60, 61. - Für diese Strophen gibt UVVT kein eigenes Nidäna, wohl aber zwei Berichte "anderer" (gzan dag ni. . . zes zer ro // gzan dag ni... 'di gsurs so zes zer ro). Demnach müßten 352-353 für den Kommentator zwei zusammengehörige Strophen sein. - Im vierten Päda ent­ spricht UVT gnas pa yin [glossiert durch 'jug pa] eher der Lesart von PHMs und YBh: UV 353 nagararp hy asthiprâkârarp mârpsasonitalepanam / yatra râgas ca dveças ca mâno mrakçat) pragâhati // Die Variante der YBh im zweiten Pâda (snâyumômsânulepanam) bestätigt sich im Tib. jedoch nicht. 354 Im ersten Päda führt rgyu yis kun nas bslar ba rab [so mit UVVT zu lesen!] byurt sdug bsrial can auf heuprabhavam "duhkham uhiam; prabhavam d------------ . das PHMs hat hier heu- XVII. Udakavarga 1-9 + gnis + gnis + gnis + ’di 421 UVVT UV [UV] UVT Pali 533.28 355 [1] 1 Dhp 91 535.25 356 [2] 2 Dhp 175 - PDhp 232 536.27 357 [3] 3 Dhp 155 - PDhp 229 538.8 358 [4] 4 Dhp 156 - PDhp 230 538.23 359 [5] 5 Dhp 121 GDhp 209 PDhp 193 539.32 360 [6] 6 Dhp 122 GDhp 210 PDhp 195 540.3 363 [9] 10 Ud VII 9 - - GDhp PDhp PDhp 231 355 Im ersten Päda folgt UVVT 'bad pa yis - dran Idan der Lesart des PHMs, soweit sie erkennbar ist: UV 355 prayujyante smçtimanto na nikete ramanti te / harpsavat palvalam hitvä hy okam ogham jahante te // 356 In der zweiten Rezension muß der Text in der ersten Strophenhälfte dem Pali weitgehend entsprochen haben, etwa so: UV 356 harpsâ va âdityapathe âkâse yânti çddhiyâ / niryânti dhîrâ lokân mârasainyarp pramathya te // Der dritte Pâda ist unterzählig; im Pkr. finden wir dreisilbige Formen von loka (Dhp lokamhä, PDhp lokamhi). UVVT kommentiert 'jig ren nes byun nas - bran pa: vermutlich haben wir einen anderen Text vorauszusetzen (vgl. oben p. 161). Im vierten Päda fehlt im Tib. eine Entsprechung zum Pronomen te; im PDhp lesen wir ebenfalls ohne te: mârasenam pamaddiyä. 357 BROUGH c. 139. 359-360 BROUGH c. 209. - UV, Dhp und GDhp haben übereinstimmend zwei sechs­ zeilige Strophen; PDhp hat drei zweizeilige (PDhp 193-194-195) desselben Inhalts. - Das PHMs hat, soweit erkennbar, folgenden Text: UV 359 nälparp manyeta päpasya na me tarn âgamiçyati / udabindunipâtena mahâkumbho va pûryati / pûryati bâlo pâpena stokastokarp pi âcinam // UV 360 nâlparp manyeta punyasya na me tam âgamiçyati / udabindunipâtena mahâkumbho va pûryati / pûryati dhîrah punyena stokastokarp pi âcinam // Im Ms. steht âcinam in 359f und -i-m in 360f. Das Metrum gestattet nur etwas wie P. âcinam. Deutlich scheint die Übereinstimmung mit UVT bsags pa yi in den sechsten Pädas. 363 In der Zählung weicht UV von UVVT insofern ab, als der Kommentar die Strophe 363 vor 361 stellt. In der Folge der Strophen 361 bis 366 bestehen keine weiteren Differenzen zwischen UV und UVVT. Aus der Sicht des Kommentars ist nicht UVT 9 422 XVII. Udakavarga 7-12 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp/Divy PDhp 541.18 361 [7] 7 Ud VIII 6 Divy 56 - 542.22 362 [8] 8 - Divy 56 - + 'di 544.19 364 [10] 11 Dhp 80 - - + 'di 546.21 365 [11] 9 Dhp 82 GDhp 225 PDhp 276 + 'di 547.26 366 [12] 12 Dhp 95 - - + gnis (wie zu erwarten wäre), sondern UVT 10 nach vorne gezogen; dies liegt daran, daß in UVT die Strophe 9 gegenüber dem UV hinter die Strophen 10-11 gestellt ist. 361-362 SCHMITHAUSEN p. 93. - Die erste Rezension hat zwei Anuçjubh-Stro- phen, die zweite ein Vaitâlîya-Aupacchandasaka und eine Anuçtubh. Dem Tib. läßt sich folgender Text zugrundelegen: UV 361 ye taranti ärpavarp sarah seturp kjtvâ visçjya palvalâni / kolarp hi janâh prabandhitä uttîrnâ medhâvino janâh // UV 362 uttîrrio bhagavârp buddho brahmaijas tiçthati sthale / bhikçavo 'tra parisnânti kolarp badhnanti ârâvakâh // In 361a lese ich mit PHMs gegen den klass. Sandhi des Divy (ye arany amavam [!] sarah). Die sechs Pâdas 361bcd und 362bcd entsprechen so der Version des Divy und, soweit erkennbar, des PHMs. In 361b sollte man den Auslaut von krtva wegen des Metrums für eine Kürze halten; das Pali hat kaväna, dies bedeutet einen sechsmorigen ersten Gapa und einen korrekten Anapäst im zweiten Versfuß. In 361c scheint die Folge der Definienda eher auf *kolam hi prabandhiä janâ zu deuten. 364 Siehe oben pp. 345-349. 365 BROUGH c. 225. - Das Tib. weist auf einen Text, der im ersten und dritten Päda abweicht; der erste ist so im PHMs erhalten, der dritte ist aus UVT 'di na chos ni rïan par byed rekonstruiert: UV 365 hrado yathâpi gambhîro viprasanno hy anävila(j / evatp srutveha saddharmarp viprasîdanti parj<Jitâti // 366 SCHMITHAUSEN pp. 51, 59, 83, 85. - Die YBh hat folgenden, in allen Pädas abweichenden Text: UV 366 âkâsasamo na lipyate indrakîlapratimo na kampate / hrada iva samupetakardame / saipsäre ramate na paQ<Jitalj // Diese Version liegt auch dem Tib. zugrunde. XVIII. Puçpavarga 1-9 423 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + gnis 549.13 367 [1] 1 Dhp 44 GDhp 301 PDhp 131 551.5 368 [2] 2 Dhp 45 GDhp 302 PDhp 132 + 'di 551.29 369 13] 3 Dhp 283 - PDhp 362 + 'di 555.2 370 [4] 4 Dhp 284 - PDhp 363 + 'di 556.14 371 [5] 5 Dhp 285 GDhp 299 PDhp 364 + gnis 557.29 372 [6] 6 Dhp 51 GDhp 290 PDhp 125 558.24 373 [7] 7 Dhp 52 GDhp 291 PDhp 126 + 'di 559.2 374 [8] 8 Dhp 49 GDhp 292 PDhp 127 + 'di 560.4 375 [9] 9 Dhp 50 GDhp 271 PDhp 310 367-368 NAKATANI pp. 145- 148; vgl. auch oben pp•. 349-357. 369 Im dritten Pâda hat die zweite Rezension noch die - nach Ausweis der Paral­ lelen - alte Fassung: UV 369 vanarp chindata mâ vçkçarp vanâd vai jâyate bhayam / chitvâ vanarp ca vanatârp ca nirvanâ bhavata bhikçavah // Im PHMs ist ein -an ca am Ende der Zeile erhalten. UVT nags sbyor entspricht vanatö (Dhp vanaha, PDhp vanadha), nicht dem erhaltenen samülam. 370 NAKATANI pp. 144-145. - Das Tib. führt im ersten Päda auf den Text des PHMs; im zweiten liest die zweite Rezension jaisu gegen jnaisu (PHMs) und bandhusu (erste Rez.), wie sich aus UVT skye [glossiert durch srid pa dag u] ergibt: UV 370 yâvad vanatä na chidyate hy anumâtram api narasya jâtiçu / pratibaddhamanâh sa tatra vai vatsah k$îrapaka iva mätaram // Vgl. auch oben pp. 173-174. 371 BROUGH c. 299. - Im zweiten Päda führt UVT lag pas son i. .'( pad ma lar auf die Variante des PHMs; das PHMs hat allerdings paduma zu Anfang der Zeile: UV 371 ucchindhi hi sneham âtmanah padmarp sâradakarp va pâijinâ / éântimârgam eva bçrphayen nirvârçarp sugatena desitam // 372-373 BROUGH c. 290. - UVT 7 fehlt im Kanjur. 374 BROUGH c. 292; SCHMITHAUSEN pp. 90, 98, 103. - Im dritten Pâda scheint die zweite Rezension der Version des MSV-Prât (BANERJEE p. 376) zu folgen: UV 374 yathâpi bhramarah puçpâd varnagandhâv ahe[hayan / (Jayate rasam âdâya tathâ grâmârp munis caret // 375 BROUGH C. 271. 424 XVIII. Puçpavarga 10-21 UVVT UV Pali GDhp PDhp + gnis 561.7 378 [12abcd] 1Oabcd Dhp 58 GDhp 303 PDhp 135 562.6 379 [13abcd] lOefgh Dhp 59 GDhp 304 PDhp 136 + 'di 563.7 376 [10] 11 Dhp 53 GDhp 293 PDhp 130 + 'di 564.11 377 [11] 12 Dhp 377 GDhp 298 PDhp 133 + 'di 565.9 380 [14] 13 Dhp 47 GDhp 294 PDhp 128 - 381 [14A] - 655.10 382 [15] 14 Dhp 48 - - 566.28 383 [16] 15 - - PDhp 129 [UV] UVT 567.2 - - 16 - - - 567.5 384 [17] 17 - - - 568.16 385 [18] 18 Dhp 46 GDhp 300 - 386 [19] - - - - 568.25 387 [20] 19 - - PDhp 134 + 'di 569.6 388 [21] 20 Sn 5 GDhp 81 PDhp 399 + drug 570.14 389 [21A] 21 Sn 2 - PDhp 405 571.11 390 [21B] 22 - - PDhp 406 571.16 391 [21C] 23 - - PDhp 407 571.16 392 [21D] 24 Sn 4 GDhp 83 PDhp 409 571.16 393 [21E] 25 - - - 571.16 394 [21F] 26 Sn 3 GDhp 84 PDhp 411 + bzi 378-379 BROUGH c. 304; BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmirn im buddhi­ stischen Sanskrit?, pp. 204, 205. - Die Achtzeiligkeit in UVT 10 beruht auf einer Ein­ schätzung BECKHs. UVT und UVVT stimmen darin überein, die beiden Strophen vor UV 376-377 zu plazieren. 380-383 Im Kommentar fehlt eine Angabe zur Anzahl der Strophen. UVT hat vier, UV ebenfalls vier. Strophe 381 ist offenbar eine reine Wiederholung von 380 (siehe BERNHARD n. 3). UV 381 kommt als Vorlage von UVT 16 nicht in Frage. UVVT setzt offenbar vier Strophen voraus, da die Vorlage von UVT 16 kommentiert wird. Ich weiß allerdings nicht, wie im dritten Päda UVT bya ba mhar ni ma phyin par zu rekon­ struieren wäre. 384-387 UVVT kündigt vier Strophen an. Die Strophenfolge UVT 17-18-19 ist die des Tanjur, der Kanjur hat 18-17-19. In beiden Fassungen fehlt eine Entsprechung zu UV 386. UVVT kommentiert die Strophen 384-385-387, obwohl vier Strophen ange­ kündigt wurden; dies ist ein Widerspruch. Ich halte es für möglich, daß UVVT in diesem Fall tatsächlich vier Strophen voraussetzt, aber 386 nicht kommentiert hat, da der Ausdruck kumbhopamam lokam im Kontext der anderen Strophen kaum erklärungs- XVIII. Puçpavarga 21 425 bedürftig ist. 388-394 BROUGH ce. 81-90; SCHMITHAUSEN pp. 71, 83, 86. - Die zweite Rez. hat nach Ausweis des Tib. sieben Strophen, die auch in LB und im PHMs vorhanden sind. In der ersten Rez. findet sich nur Strophe 388, die übrigen fehlen. In der zweiten Strophenhälfte läßt sich dem Tib. ein abweichender Text voraussetzen: UV 388 yo nâdhyagamad bhaveçu sârarp buddhvâ puçpam udumbarasya yadvat / bhikçuh sa jahâty apârapârarp bhujago jîrrjam iva tvacarp purânam // Die zweite Hälfte lautet in UV 389 bis 394 ebenso wie in 388. BERNHARD ergänzt die zweiten Hälften der auf 388 folgenden Strophen entsprechend der Lesart der ersten Rez. oder Vulgata, obwohl in dieser Fassung die Strophen 389 bis 394 gar nicht existie­ ren. Natürlich sind auch diese sechs Strophen entsprechend der zweiten Rez. zu lesen, wie sie etwa durch LB in UV 392 geboten wird. - UVVT 571.16 lautet nur: lhag ma ni rogs par sla'o. 426 XIX. Aévavarga 1-14 UVVT UV [UV] 571.19 395 [1] 574.7 396 [2] + 'di 574.21 397 [3] 3 + 'di 575.33 398 [4] + 'di 577.9 399 [5] + 'di + bcu bzi 578.16 400 579.15 580.9 + gnis 580.23 580.29 581.12 581.20 UVT Pali GDhp PDhp 1 - - PDhp 330 2 Dhp 144 - - Dhp 94 - PDhp 89 4 Dhp 29 GDhp 118 - 5 Dhp 143 - - [6] 6 Dhp 321 - PDhp 90 401 [7] 7 Dhp 322 - PDhp 91 402 [8] 8 Dhp 323 - PDhp 92 403 [8A] 9 - - - 404 [8B] 10 - - - 405 [8C] 11 - - - 406 [9] 12 - - - 407 [9A] 13 - - - 408 [10] 14 - - - 409 [10A] *14A - - - 410 [11] *14B - - - 411 [11A] »14C - - - 412 [11B] *14D - - - 413 [11C] *14E - - - 582.2 414 [12] *14F - - - + ’di 582.25 415 [13] 15 - - + 'di 583.9 416 (14) 16 Dhp 380 - 581.27 - 395-396 CHAKRAVARTI pp. 240-242; SCHMITHAUSEN p. 72. - Das Tib. stimmt deutlich zur Version von LB, soweit erhalten: UV 395 bhadro yathâévali kaéayâbhispççta hy âtâpinah sarpvijitââ careta / érâddhas tathâ sîlagunair upetah samähito dharmaviniâcayena / te k^ntisauratyasamâhitendriyâ[i prahâsyante sarvabhavân iha tâdçsâh // Das Ende des vierten Pâda ist so im PHMs und zum Teil in LB - als Varia lectio zu 396d! - erhalten. Der fünfte Päda entspricht der Lesart von LB, die für 395e ge­ geben ist. Der letzte Päda ist in LB nicht belegt; das PHMs hat prahàsae sarvabhaväni âdrsâh (zum Futur vgl. BHSG § 31.27). Die Rekonstruktion beruht auf UVVT srid pa ma lus spon - 'di na - skyob pa [glossiert durch: chos kyi dbari phyug bcom ldan 'das flag geig ni chos mams la skyob pa yin no zes bye brag u smra ba'i shig gis so]; XIX. Aévavarga 3-14 427 möglicherweise ist *âyinah statt âdrsâh zu lesen. Das rekonstruierte iha wäre m. c. mit Elision des anlautenden i- zu lesen (vgl. oben pp. 114, 368-369. - Im PHMs sind die beiden Strophen 395-396 gegenüber dem UV vertauscht. 397 In der zweiten Strophenhälfte zeigt das PHMs einen abweichenden Text, der mit dem Tib. im wesentlichen übereinstimmt: UV 397 yasyendriyâni samatärp gatäni asvo yathâ sârathinâ sudântah / prahînakrodhasya-m-anâsra vasya devâpi tasya spçhayanti tâdçnah // 398 HAHN, GGA 231 (1979) p. 285. 399 SCHMITHAUSEN p. 72. - Im dritten Pâda stimmt das Tib. zum Befund von LB: UV 399 hrîniçevî hi puruçah prâjno yah susamâhitah / apohati sa pâpâni bhadrâsvo hi kasâm iva // 401-414 SCHMITHAUSEN pp. 62, 72, 73. - Das Arrangement der 14 Strophen ist etwas eigenartig: In der UVVT voraussetzbaren Form handelt es sich um zweimal sieben Strophen, die sich nur im vierten Päda ihrer jeweils zweiten Strophe unter­ scheiden. Die sieben ungeraden Strophen (401, 403, 405 usw.) lauten also immer gleich, und die sieben geraden Strophen (402, 404 usw.) unterscheiden sich nur im vierten Päda voneinander. Die einzige Skr.-Hs., die die 14 Strophen vollständig hat, ist LB, sie zählt als 7 bis 20. In DF fehlen die Strophen 409 bis 414. Diese Eigenschaft hat DF gemeinsam mit dem Kanjur: die Strophen 409 bis 414 finden sich nur im Tanjur und im Kommentar (vgl. BECKH p. 64, n. 4). Es stehen sich demnach gegenüber: (a) eine kürzere Fassung, bestehend aus viermal zwei Strophen - 401 bis 408 -, geboten durch DF und den Kanjur; (b) eine längere Fassung, bestehend aus siebenmal zwei Strophen - 401 bis 414 -, geboten durch LB, UVVT und den Tanjur. Hier lassen sich zwei Versionen innerhalb der zweiten Rez. (zu der DF, LB, UVT und UVVT allesamt gehören) unterscheiden. Für das Tib. kann man somit vermuten, daß Tanjur und Kanjur auf verschiedenen Skr.-Mss. beruhen. Allerdings entspricht LB der Tanjur- und UVVT- Version nur in der Anzahl der Strophen, nicht im Wortlaut. Im Wortlaut stimmen Tanjur und Kanjur überein und weisen deutlich auf den Befund von DF, soweit diese Hs. erhal­ ten ist. Im einzelnen: in 402d deutet UVT mkhas des zi ba hob 'gyur gyi gegen LB auf einen Text wie: vijfiah sänim nigacchai; in 404d liegt dem Tib. anscheinend zu­ grunde: *smrimâm duhkhapâragah; in 406d stimmt das Tib. deutlich zu der in DF erhaltenen Fassung: smrimän prajahad gai; gleiches gilt für 408d chïtvâ gacchati bandhanam; in 410d, 412d und 414d stimmt das Tib. mit LB überein. 416 SCHMITHAUSEN p. 72. 428 XX. Krodhavarga 1-14 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 584.7 417 11] 1 Dhp 221 GDhp 274 PDhp 238 + 'di 585.30 418 [2] 2 Netti 146 - - + 'di 586.29 419 [3] 3 SN I 41 GDhp 289 - + bcu gnis 588.8 420 [4] 4 - 589.28 421 [5] 5 AN IV 97 - 590.31 422 [6] 6 SN I 222 PDhp 183 592.2 423 [7] 7 SN I 222 - 592.24 424 [8] 8 - - - 592.33 - - 10 - - 593.13 425 [9] 9 - - 593.24 426 [10] 11 - - 594.10 427 [11] 12 SN I 222 - 594.21 428 [12] 13 SN I 222 - 595.2 430 [14] 14 Jât V 141 - 596.2 429 [13] 15 - PDhp 182 417 BROUGH c. 274; BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhi­ stischen Sanskrit? pp. 204, 205; SCHMITHAUSEN p. 72. - UVVT diskutiert den Begriff krodha und verweist auf Interpretationen "anderer". 418 SCHMITHAUSEN pp. 63, 72-74. - UVT liest im vierten Päda: bden pa mhori bas bde bar 'gyur und bestätigt so die in der ersten Rez. und im PHMs zu findende Lesart sayäbhisamaya. Eine etwas andere Fassung hat DF: UV 418 krodharp jahyâd utpatitarp râgarp jâtarp nivärayet / avidyâtp prajahed dhîro dujikhâbhisamayât sukhî // Diese Fassung stimmt mit dem Definiendum in UVVT überein, allerdings steht in der Erklärung auch saya: sdug bsrial mhoh bas zes bya ba ni sdug bsrial la sogs pa'i bden pa ji Ia ba bzin du mhori bas ma rig pa spori ba'i rgyu bsan o. Es wird dann bden pa rogs na[s] (= sayâbhisamayâ) als Lesart "anderer" gegeben. 419 BROUGH cc. 288, 289. 420 SCHMITHAUSEN p. 72. - In der ersten Strophenhälfte läßt sich die Variante von LB dem Tib. zugrundelegen: UV 420 saiprocayati yat; kruddhat? sukçtarp me ti duçkçtam / pascât sa vigate krodhe spççîvâgnim iva tapyate // 421 SCHMITHAUSEN pp. 72, 83, 85. - Die zweite Rez. - geboten durch LB und übereinstimmend mit dem PHMs - steht in der Ausgabe von BERNHARD rechts. UVVT diskutiert ahrîkya unter Verweis auf "andere". 422 SCHMITHAUSEN p. 72. - UVT gan zig byis pa'i mhu sobs can führt im zwei- XX. Krodhavarga 16-22 429 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 596.24 432 [16] 16 Dhp 224 GDhp 281 PDhp 293 598.24 431 [15] 17 - - - - 433 [17] - SN I 162 - - 599.8 434 [18] 18 SN I 162 - - + 'di 600.2 435 [19] 19 Dhp 223 GDhp 280 - + gsum 601.11 436 [20] 20 SN I 162 - - 603.13 437 [21] 21 SN 1 240 - - 604.17 438 [22] 22 Dhp 222 GDhp 275 - 439 - - - - - + gsum ten und byis pa chos dari bral ba la im dritten Päda auf einen Text, der dem Pali eher entspricht: UV 422 abalarp hi balarp tasya yasya bälabalarp balam / bälasya muktadharmasya pratipattir na vidyate // Im dritten Päda ist dies auch die Lesart von LB; für den zweiten ist für LB keine Lesart verzeichnet, die mit dem angenommenen Text übereinstimmte. 424-425 Eine UVT 10 entsprechende Strophe fehlt im UV, wird aber in UVVT kom­ mentiert. Im zweiten, dritten und vierten Päda ist diese Strophe mit 425 gleichlautend, den ersten Päda kann ich nicht rekonstruieren. - UVT weicht vom Kommentar in der Strophenfolge ab, UVT 9 und 10 sind gegen UVVT vertauscht. 428 In der zweiten Strophenhälfte läßt sich aus dem Tib. ein dem Pali entsprechen­ der Wortlaut rekonstruieren: UV 428 ubhärthe caramäparp tarp hy ätmanasya parasya ca / janä manyante bâla iti dharmeçu avicakçanâji // Das auslautende -e ist als kurz zu werten und in bâla ii ist eine Auflösung anzu­ nehmen (vgl. P. bâlo ti). 430-429 UVVT und UVT geben die Strophen 429 und 430 in vertauschter Folge. Hierin stimmt das Tib. mit EC überein. - Im vierten Päda von 430 stimmt UVT dam pas rab u gsurs nicht zu UV ihâhur âryâh; vgl. Mv III 370 ähu Sano. 432-431-433-434 Zu Strophe 432 vgl. oben pp. 357-362. - Im UV finden sich vier Strophen, im Tib. dagegen nur drei, es fehlt Strophe 433. Die Anordnung des Tib. liegt auch vor in EC; diese Hs. zählt die Passage als 15-16-17. 435 BROUGH c. 280. - Im vierten Päda zeigen drei Ilss. eine Form auf -ika, die in UVVT als Possessivum erklärt wird und sich somit als Vorlage des Tib. bestätigt: UV 435 akrodhena jayet krodham asâdhurp sâdhunâ jayet / jayet kadaryarp dânena satyenânçtikaip jayet // 436-438 BROUGH c. 275. - In UVVT 601.31 lies mit CD: tshigs su bead pa gsum XX. Krodhavarga 20-22 430 gsufis so. - In den vierten Pädas der Strophen 436 und 438 führt das Tib. auf einen anderen Text: UV 436 akruddhasya kutah krodho dântasya samajîvinah / samyagâjnâvimuktasya krodho nâsti prajânatah // UV 438 yas tv ihotpatitarp krodharp rathaip bhrântam iva dhärayet / vadâmi sârathirp tarp tu rasmigräha itaro jano // Nach Ausweis des Pali ist 438d die alte Lesart; zum Metrum vgl. oben p. 117. 439 Die Udäna-Strophe wird in der indischen Zählung nicht berücksichtigt und fehlt im Tib. XXI. Tathâgatavarga 1-7 + 'di 431 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 605.20 440 [1] 1 Dhp 353 - - 609.6 441 12] 2 - - - 610.14 442 [3] 3 Vin 1 6,8 - - 611.6 443 [4] 4 Vin 1 6,8 - - 611.29 444 [5] 5 Vin I 6,9 - - 612.22 445 [6] 7 Vin I 6,8 - - 613.12 446 [7] 6 - - - PDhp 440 UVVT enthält keine genaue Angabe zur Zahl der Strophen, die folgen sollen. Es werden sieben zusammengehörige Strophen kommentiert. - Im Ausgang des ersten Päda entsprechen UVT und UVVT nicht dem Text des UV, ich sehe aber keine Rekon­ struktionsmöglichkeit. Im zweiten und dritten Päda steht der dem Tib. voraussetzbare Text dem Pali deutlich näher: UV 440 sarvâbhibhûh sarvavid eva cäsmi (?) sarvais ca dharmair iha anupaliptah / sarvarpjahah tççijâkçaye vimuktah svayarp hy abhijnäya kam uddiseyam // Ilie Rekonstruktion gründet sich auf UVT 'di na . . . ma gos sih und sred zad. Bei dieser Lesart ist in anupalipa eine Auflösung der beiden ersten Silben des Wortes anzunehmen; etwas problematisch sind die Mittelsilben im dritten Päda, vgl. oben p. 79. 442 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sanskrit? p. 205. 443 SCHMITHAUSEN p. 85. 445-446 Der Kommentar erklärt UVT 7 vor UVT 6 und entspricht somit der Stro­ phenfolge des UV. - UVT 6 lautet: [d] / 'jig rten yul sred brgal [rgal K] ba yi / lc) / kun mkhyen sans rgyas mya han 'das / [a] / 'jig rten pa la ma bstan par / [b] / kun nas [las T] 'byuh ba mi ses pas / BECKH emendierte die vierte Zeile zu mi ses kun las 'byun ba na, weil der erhal­ tene Text "als Strophenschluss kaum denkbar ist und keinen rechten Sinn hat". Der Kommentar stimmt mit dem Kanjur (kun nas) überein und erklärt die Zeilen in der oben links stehenden Pädafolge. Die Äquivalenz der tib. Strophe zu UV 446 ist nur sehr ungefähr, eine klare Entsprechung ergibt sich nur für ma bsan pas = na prakasyane und 'jig ren (pa la) = loka. Dem UV etwas näher steht die (im Skr. nicht erhal­ tene) tib. Fassung des Catuçpariçatsûtra: 432 XXI. Tathâgatavarga 8-18 UVVT UV + 'di 614.13 447 + 615.16 448 UVT Pali GDhp PDhp [8] 8 SN I 127 GDhp 267 - [9ab] 9ab Dhp 181 - - [9cd] - - - - 449 [lOabcd] 9cdef Itiv 41 - - 616.31 450 [11] 10 SN I 140 - - 617.19 451 (121 11 SN I 140 - - 618.5 452 [13] 12 SN I 140 - - 618.32 453 [14] 13 Jât II 130 - - 620.2 454 [15] 14 Jât II 130 - - 620.21 455 [16] 15 Itiv 38 - - 623.5 456 [17] 16 Itiv 38 - - 624.15 457 SN I 137 - - SN 1 137 - - - + gsum + gnis + gnis + gnis [UV] 625.10 - [18abcd] 17abcd [18ef] 17ef - 17gh CPS 10.10 / 'jig rten chags las rgal ba yi / / kun mkhyen saiîs rgyas zi gyur pa / / 'jig rten bsgral ba ma byas par / / skyes bu dam pa grags mi srid / 447 BROUGH c. 267. - Die Formen nadani und nadamâna sind nach dem Tib. (’dul bar mdzad, bul ba las) als nayani und nayamâna zu verstehen. Zum Vergleich: PHMs nayamdi, GDhp nedi, ne'amana, SN nayanti, ntyamäna. 448-449 UVVT macht keine Angabe zur Anzahl der Strophen, die folgen sollen. UV hat hier zwei vierzeilige, UVT eine sechszeilige. UV 448cd fehlt in UVT und auch im Kommentar, der wie UVT eine sechszeilige Strophe nahelegt: UV 448/9 ye dhyânaprasçtâ dhîrâ naiçkramyopasame ratâli / teçârçi devâ manuçyâs ca sarpbuddhânârp yasasvinâm / spçhayanty âsuprajnânârp sarîrêntimadhâripâm // Im fünften Pâda dieser Strophe ist wegen UVT ses rab myur ba (so zu lesen mit KT gegen BECKHs Emendation myori ba) âsuprajda (vgl. P. sapanna) anzunehmen; bei dieser Lesart gilt die Lizenz einer Kürze für die fünfte Silbe der Zeile. 453-454 Vgl. oben pp. 253-254. - Für die ersten Pädas ergibt sich aus dem Tib. ein etwas anderer Text: UV 453 na sraddhasyanti ye bâlâ narâ buddhasya sâsanam / vyasanarp te gamiçyanti vapijo râkçasîçv iva // UV 454 sraddhasyanti tu ye prâjnâ narâ buddhasya sâsanam / svastinâ te gamiçyanti vâlâhenaiva vânijâh // XXI. Tathâgatavarga 16-18 433 Der Kommentar gibt eine Kurzfassung des Sirphala-Sütra (siri ha la'i mdo). 455 Im ersten Päda stimmt UVT mnam med mshuns pa med nicht mit UV iha sva- yambhuvam überein; eher ließe sich etwas wie P. asayhasähinam voraussetzen, doch leuchtet ein "conquering the unconquerable" (so die Bedeutung nach PTSD) vom Tib. her nicht ein. Im zweiten Päda liest das Tib. ohne bahulam (vgl. oben p. 102). UVT grags dafi ldan entspricht der Variante des PHMs im vierten Päda: UV 455d tanomudarp päragatarp yasasvinam 456 Im ersten Päda führt brnes bya brnes sif [in UVVT: thob par bya ba hob se] auf einen abweichenden Text: UV 456a sa prâptiprâpto vasitâm aseçârp Im übrigen fehlt im Tib. eine Entsprechung zu asesäm, und zag zad paßt nicht gut zu sarvabhaya im zweiten Päda. Wahrscheinlich hatte die zweite Rez. hier einen anderen Text. 457 Im dritten Päda deutet de bzin [glossiert durch: dpe de dari 'dra ba] auf einen Text, der dem Pali entspricht: UV 457c tathopamarp dharmamayarp sumedhäh Der Kommentar kündigt zwei Strophen an; UVT hat eine achtzeilige Strophe, die natürlich in zwei vierzeilige geschieden werden muß, und diese beiden werden In UVVT auch erklärt. Im UV fehlt demnach eine Entsprechung zu UVT 17gh. Diese beiden Zeilen müssen in der zweiten Rez. ähnlich wie im Pali gelautet haben, ohne völlig damit übereinzustimmen: SN I 137 aväpur-etarp amatassa dvaratp sunantu dhammarp vimalenänubuddharp UVT 17gh 'chi ba med pa'i sgo mo 'byed mdzad kyis gaii dag nan 'dod the tshom bsal bar gyis 434 XXII. Srutavarga 1-19 UVVT UV [UV] 626.4 458 [1] 1 627.21 459 [2] 2 628.12 460 [3abcd] 3abcd - GDhp 251 629.2 461 [4abcd] 3efgh - GDhp 252 + 'di 629.25 463 [6] 5 - - + lna 631.12 464 [7] 6 AN II 7 - 632.17 465 [8] 7 AN II 7 - 632.23 466 [91 8 AN II 7 - 633.5 467 (101 9 AN II 8 - 633.13 468 [11] 11 AN II 8 - 633.33 469 [12] 11 Tha 469 - 636.7 471 [14] 12 - - 637.27 470 [13] 13 Tha 471 - 638.16 472 [15] 14 - - 638.23 473 [16] 15 - - + 'di 639.8 474 [17] 16 Tha 500 - + gnis 639.32 475 [18] 17 Sn 329 - 641.30 476 [19] 18 Sn 330 - + gnis + gsum + lira UVT GDhp PDhp - - Tha 276 GDhp 256 - Pali 459 BROUGH c. 256. 460-461 BROUGH c. 252. - Die Abweichung in der Zählung von UVT beruht auf einer Einschätzung BECKHs. 463 SCHMITHAUSEN pp. 51, 106. - Die YBh weicht im zweiten und dritten Päda ab; diese Fassung entspricht dem Tib.: [UV 463] srutvâ dharmârp vijânâti srutvâ pâpân nivartate / érutvâ anartharp tyajati srutvâ prâpnoti nirvçtim // 468 SCHMITHAUSEN p. 62. - Im zweiten Pâda wird die Lesart von DF durch das Tib. bestätigt: UV 468 bahusrutarp dharmadhararp prajnâvantaip samähitam / niçkarp jâmbunadasyaiva kas tarp ninditum arhati // 469-473 SCHMITHAUSEN pp. 51, 52, 60, 79. - Diese Passage ist in der YBh wie folgt erhalten: (UV 469] ye röpena praminvanti mârp ghoçenânuyânti ca / chandarâgavasopetâ na mâ(rp] jânanti te janäh // [UV 471] adhyâtmarp ca vijânâti bahirdhâ ca na pasyati / adhyâtmaphaladarsî yaÇi sa vai ghoçena nîyate // XXII. Srutavarga 13-19 435 [UV 470] adhyâtmarp ca na jânâti bahirdhâ ca vipasyati / bahirdhâphaladarsî ya(r so 'pi ghoçena nîyate // [UV 472] adhyâtmarp ca na jânâti bahirdhâ ca na pasyati / samantävarapo bäla^i so 'pi ghoçepa nîyate // [UV 473] adhyâtmarp ca vijânâti bahirdhâ ca vipaéyati / dhîro nihsaraijaprajno na sa ghoçepa nîyate // Diese Fassung entspricht DF und deutlich dem Tib. sowohl in der Strophenfolge wie im Wortlaut. Lediglich in 471a liest DF ced (so auch UVT gal e) statt YBh ca und in 473d näsau statt na sa. 474 Die Version von DF steht in BERNHARDS Ausgabe rechts. Sie ist mit dem Tib. eher zu vereinbaren; allerdings deutet die Folge der Definienda im ersten Pada (thos pa - phal cher - ma bas) eher auf eine Variante *srüyae bahu srorena. 476 Im zweiten, dritten und vierten Päda läßt sich dem Tib. ein abweichender Wortlaut voraussetzen: UV 476 dharme tu ye hy âryanivedite ratäs tadâ carante vacasâ ca karmarjâ / te kçântisauratyasamâdhisarpsthitâh érutasya jnânasya ca pâram adhyaguh // 436 XXIII. Atmavarga 1-26 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 643.9 477 [1] 1 SN I 46 - - 644.24 478 [2] 2 Dhp 305 GDhp 259 PDhp 314 645.23 479 [3] 3 Dhp 103 GDhp 305 PDhp 379 646.16 480 [4] 4 Dhp 104 - PDhp 320 647.14 481 [5] 5 Dhp 105 - PDhp 321 648.9 482 [6abcd] 6ab - - PDhp 317 649.2 483 [7abcd] 6cd Dhp 158 GDhp 227 PDhp 318 649.15 485 [9] 7 - - - 650.2 484 [8] 8 Dhp 159 - PDhp 319 + ■di 650.15 486 [10] 9 Dhp 166 GDhp 265 PDhp 326 + bcu bzi 651.12 488 [12] 10 - - 653.18 489 [13] 11 - - 653.26 490 [14] 12 - - - 491 [15] - - - 653.30 492 [16] 13 - - 654.5 493 [17] 14 - - 654.10 494 [18] 15 - - 654.14 495 [19] *15A - - + gnis + gsum + gsum PDhp - 496 [20] - - - 654.29 497 [21] 16 - - 655.3 498 [22] 17 - - 655.12 499 [23] 18 - - 655.18 500 [24] 19 - - 655.23 501 [25] 20 - - 655.26 487 [11] 21 Dhp 160 - PDhp 322 656.5 502 [26] 22 - - - 478 BROUGH c. 259. - Die von BROUGH beobachtete Schwankung im Anlaut der Wörter GDhp ramai, UV ramaye, PDhp ramayam gegenüber Dhp damayam setzt sich noch im Tib. fort: UVT hat gdul bar bya (= dam-) in Kanjur und Tanjur, aber UVVT (und zwar PCD) gibt allein dga' bar bya (= ram~). 481 UV 481d entspricht nicht ganz UVT 5a. UVVT nennt die Definienda in der Folge dge slort - ses rab kyis - gnas. 482-483-485-484 BROUGH c. 227. - UVVT kündigt drei Strophen an, und diese Zahl trifft zumindest zu für UVT 6-7-8. UV hat vier Strophen, die Divergenz zu UVT liegt darin begründet, daß die beiden vierzeiligen Anuçtubh 482-483 in UVT als ein vierzeiliger Elfsilber erscheinen. Wenn man von der Bezogenheit des tibetischen Kom­ XXIII. Atmavarga 11-26 437 mentars auf den Skr.-Text ausgeht, erwartet man in UVVT die Ankündigung von vier - nicht drei - Strophen. Wurde die Angabe zur Strophenzahl bei der Übersetzung des Kommentars oder später entsprechend der in UVT vorgefundenen Verkürzung auf drei Strophen geändert? - Die beiden Strophen 484-485 sind von UVT und UVVT aus gesehen vertauscht. Die Stelle ist insgesamt textkritisch sehr unsicher. Im Wort­ laut stimmen UVT und UVVT nicht ganz überein. 488-502 SCHMITHAUSEN p. 109. - Diese Strophen unterscheiden sich nur in den vierten Pädas. UV hat 16 Strophen, UVVT nennt und kommentiert 14, der Tanjur hat eben diese 14, der Kanjur hat nur 13. UV 487 erscheint in UVT und UVVT erst als vorletzte Strophe der ganzen Passage. UVT 12 (grags pa) kann UV 490 (yasas) und auch UV 491 (kîri) wiedergeben, eine der beiden Strophen fehlt im Tib. Die Ent­ sprechung zu UV 495 fehlt im Kanjur, sie ist aber vorhanden im Tanjur und in UVVT. UV 496 fehlt im Tib. ganz. Tanjur und UVVT bieten demnach 14 Strophen, ohne unter­ einander in deren Folge abzuweichen. - Am Ende der Kommentierung von Strophe 492 findet sich in UVVT diese Notiz: gzan dag ni 'og nas brjod do. Dies scheint sich auf die Strophenfolge zu beziehen. 438 XXIV Peyàlavarga 1-20 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 656.13 503 [1] 1 Dhp 102 GDhp 309 - 657.23 504 [2] 2 - - - 658.13 505 [3] 3 Dhp 110 - PDhp 391 658.30 507 [5] 4 Dhp 112 GDhp 316 PDhp 393 659.11 506 14] 5 Dhp 111 - PDhp 392 659.22 508 [6] 6 Dhp 113 GDhp 317 PDhp 394 659.29 509 [7] 7 - - - 660.4 510 [8] 8 - - PDhp 398 PDhp 660.8 511 [9] 9 - - - 660.13 515 [13] 10 - - - 660.16 - - 11 - - - 660.18 - - - - - - 660.21 516 [14] 12 Dhp 115 GDhp 318 PDhp 395 660.24 512 [10] 13 - - - 660.26 517 [15] 14 Dhp 114 - PDhp 396 660.29 513 [11] 15 - - - 660.34 514 [12] 16 - - - 661.32 518 [16] 17 Dhp 107 GDhp 320 PDhp 381 663.6 519 [17] 18 - - PDhp 387 663.30 520 [18] 19 - - PDhp 388 663.33 521 [19] 20 - - PDhp 389 - 522 [20] - - - - 664.3 524 [20B] 21 - - - 664.8 525 [20C] 22 - - - 664.15 526 [20D] 23 - - - 664.20 523 [20A] 24 - - - 665.1 527 [20E] 25 Dhp 70 - PDhp 390 503ff. UVVT sagt nicht, wieviel Strophen folgen sollen (shigs bead 'di la sogs pa gsuhs so). — Die Strophen 503 und 504 unterscheiden sich nur im zweiten und drit­ ten Päda. 505-507-506 BROUGH c. 316. - Die drei Strophen unterscheiden sich nur in den zweiten und dritten Pädas. - UVT und UVVT setzen übereinstimmend Strophe 507 vor 506. - Im vierten Päda von 505 deutet UVT shul khrims ldan zih mnam bzag na auf einen Text, der ähnlich gelautet hat wie PDhp silavanassa jhayao (ähnlich Dhp); ein *sîlavao dhyäyinah wäre allerdings unterzählig und hätte einen irregulären sa- Gana im Eingang. In UV 506d läßt sich dem Tib. ein *mahäprajflasya dhyäyinah voraus- XXIV. Peyàlavarga 21-30 + dgu 439 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 665.9 528 [21] 26 - GDhp 310 PDhp 383 665.28 529 [22] 27 - GDhp 311 PDhp 384 530 [23] 28 - GDhp 312 PDhp 385 531 [24] - - - - 533 [26] 29 - - - 534 [27] 30 - GDhp 315 - 535 [28] 31 - - - 532 [25] 32 - - - 536 [29] 33 - GDhp 313 PDhp 386 537 [30] 34 Dhp 108 GDhp 321 PDhp 382 - 665.29 setzen; für die fünfte Silbe gilt die Lizenz einer Kürze. 508-514 Dies sind im UV zehn Strophen, UVVT kommentiert zwölf, UVT hat elf (UVT 6 bis 16). Sie unterscheiden sich nur in den fünf letzten Silben ihrer zweiten und vierten Pädas. In der Strophenfolge stimmen UVVT und UVT überein. Das Tib. setzt gegenüber dem UV Strophe 512 hinter 516 und läßt 513-514 auf 517 folgen. Im UV fehlt eine Entsprechung zu UVT 11, in UV und UVT fehlt eine Entsprechung zu UVVT 660.18. 518 BROUGH cc. 319. 320. - UVT mi ni scheint auf ein den Pkr.-Texten entspre­ chendes *janu im ersten Päda zu deuten. 519-527 Diese Strophen unterscheiden sich nur in ihren dritten Pädas. - UVVT und UVT haben acht Strophen in übereinstimmender Folge. Das Tib. setzt 523 hinter 526 und zeigt keine Entsprechung zu UV 522. Die fünf Strophen 524-525-526-523- 527 fehlen in den meisten Mss. 528-537 BROUGH cc. 304, 310, 321. - UVVT kündigt neun Strophen an, und in UVT sind es in der Tat neun. Eine Entsprechung zu 531 fehlt im Tib.; es läßt ferner 532 auf 535 folgen. UV 528 bis 536 unterscheiden sich voneinander nur in den dritten Pädas, und die dritten Pädas dieser Sequenz sind jeweils identisch mit den dritten Pädas der Sequenz 519 bis 527. In den Sequenzen 518 bis 527 und 528 bis 537 setzt der Kommentar jeweils neun Strophen voraus. - Die Strophen 529 bis 536 werden in UVVT so erklärt: Ihag ma ni sria ma bzin no. 440 XXV. Mitravarga 1-12 + gsum + gsum + gnis + bzi UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 667.9 538 [1] 1 Tha 1018 GDhp 228 - 668.26 539 [2] 2 Tha 1019 GDhp 229 - 669.22 540 [3abcd] 3abcd Dhp 78 - PDhp 205 - - 3ef - - 670.26 541 [4] 4 Jât IV 453 - - 672.9 542 [5] 5 Jât III 324 - - 673.2 543 [6] 6 - - - 673.14 544 [7] 7 Itiv 76.5 - PDhp 186 674.15 545 [8] 8 Itiv 76.6 - PDhp 187 674.28 546 [9abcd] 9abcd Itiv 76.2 - PDhp 188 675.30 547 HOab] 9ef Itiv 76.4 - PDhp 189 Itiv 76.3 - - - PDhp 190 - - [lOcdef] lOabcd 677.1 548 677.18 549 - [11] 11 [12abcd] 12abcd - Itiv 76.7 12ef 538-539 BROUGH c. 228. - In den Hss. sind in der Hauptsache nur die ersten und dritten Pädas erhalten, die zweiten und vierten hat BERNHARD rekonstruiert. In Tha und GDhp sind die beiden Strophen nicht Anuçjubh, sondern Vaitâlîya. Die Stelle ist vom Tib. her schwer zu beurteilen, weil der Unterschied der Metren sich in der jeweils ersten Strophenhälfte nur in der indischen Morphologie niederschlägt. UVT 1 mkhas pas und UVT 2 mkhas pa yis ni deuten eher auf einen amphibrachytischen Aus­ gang (*pandiah) der dritten Pädas, und UVT 2 mi mchog entspricht eher *sapurusa als bhadra, mithin eher einem Anapäst im zweiten Gana der vierten Zeile von UV 539. 540 Die Strophe ist in UV und Dhp vierzeilig. UVT und UVVT setzen eine sechs­ zeilige Strophe voraus, die fehlende Doppelzeile läßt sich nach dem PDhp (und UV 657ef) leicht rekonstruieren: UV 540 na bhajet päpakarp mitrarp na bhajet puruçâdhamam / bhajeta mitrarp kalyâparp bhajed uttamapûruçam / tâdçsarp bhajamânasya sreyo bhavati na pâpakam // 541 Vgl. oben pp. 363-369. 543 Im ersten Päda führt das Tib. auf einen abweichenden Text: UV 543 sreyo hi labhate srai$jhyarp yah srejjhän upasevate / prajnayâ cottamatamârp sîlenopasamena ca // 546-547 Die Abweichung in der Zählung von UVT beruht auf einem Irrtum BECKHs: nicht UVT 9, sondern UVT 10 ist sechszeilig, wie aus der Diktion des Kommentars 441 XXV. Mitravarga 13-25 + brgyad UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 679.6 550 [13] 13 Dhp 64 GDhp 233 PDhp 191 680.6 551 [14] 14 Dhp 65 GDhp 234 PDhp 192 680.14 552 [15] 15 - - - 680.20 553 [16] 16 - •- 680.28 554 117) 17 - - - 680.33 555 [18] 18 - - - + 'di 681.3 556 [19] 19 - - - + 'di 682.16 557 [20] 20 - - - + 'di 683.4 558 [21] 21 - - - + 'di 684.6 559 [22] 22 Dhp 63 - PDhp 184 + 'di 684.32 560 [23] 23 - - - Dhp 207 GDhp 175 - Dhp 208 GDhp 117 PDhp 71 685.27 561 [24] 24 686.31 562 [25] 25 hervorgeht und wie es den Parallelen entspricht. - UVT bsen bya ma yin bsen pa'i mi deutet auf etwas wie P. sevamäno sevamanam in 547a sowie auf eine Variante *naran am Ende der zweiten Zeile. 549 In der dem Tib. zugrundeliegenden Fassung ist diese Strophe sechszeilig wie im Pali (nicht aber im PDhp). Die Strophe könnte vollständig wie folgt gelautet haben, mit einer Abweichung noch im zweiten Päda: UV 549 tasmât phalapu(asyaiva jnâtvâ sarppâkam âtmanah / asanto nopaseveta santah seveta pançlitah / tegârp mârgam anusârî bhikçuh prâpnoti sadgatirp // Die Rekonstruktion von prâpnoi sadgaim aus UVT sdug bsrial zad pa hob par 'gyur ist sehr unsicher, auch wenn der gegebene Text der Pali-Fassung (sano päpeni sug- gaim im wesentlichen entspricht. Aus Gründen der Metrik läßt sich aber ein *duhkhaksayam in der letzten Zeile kaum unterbringen; zudem sind die Ausführungen des Kommentars zu dieser Stelle so merkwürdig, daß ich nicht glaube, der kommentierte Text habe lediglich eine "Zerstörung des Leids" beinhaltet. 550-555 BROUGH c. 233, 234. - In der in UV und UVT erhaltenen und von UVVT kommentierten Fassung handelt es sich um sechs Strophen. Ich kann nicht erkennen, warum UVVT acht Strophen ankündigt (shigs su bead pa brgyad do). 557 UVVT kommentiert die zweite Strophenhälfte vor der ersten. 560-562 BROUGH cc. 175, 177. - UVVT sagt nicht, wieviel Strophen folgen sollen, doch sind es offenbar drei. - UV 562 ist in der zweiten Rezension nicht Anuçjubh, sondern Triçtubh-Jagatî wie in den Parallelen; der Text könnte wie folgt gelautet haben: XXV. Mitravarga 25 442 UV 562 tasmâd dhi dhîraip ca bahusrutarp ca dhaureyarp éîlavratavantam âryarp / anukampakaip satpuruçarp sumedhasaip seveta nakçatrapatharp va candramâV // In der erhaltenen Fassung haben wir dhaureyam zu Anfang des dritten Päda. Beim rekonstruierten Text muß für die dritte Silbe der zweiten Zeile die Lizenz einer Kürze gelten (da keine Zäsur nach der vierten Silbe steht). In den Parallelen findet sich: Dhp dhorayha, GDhp dhoreka, PDhp dhoreya - sämtlich ohne die Erforderlichkeit einer Lizenz. XXVI. Nirvêgavarga 1-15 443 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 688.19 563 [1] 1 SN I 7 -■ - + 'di 690.28 564 [2] 2 Dhp 184 - PDhp 239 + gsum 692.21 565 [3] 3 Dhp 133 - PDhp 198 693.16 566 [4] 4 - - PDhp 199 694.6 567 [5] 5 Dhp 134 - PDhp 200 + 'di 694.17 568 (6] 6 Dhp 204 GDhp 162 PDhp 76 + gnis 696.26 569 [7] 7 Dhp 203 GDhp 163 PDhp 75 697.28 570 [8] 8 - - - + 'di 698.14 571 [9] 9 - - - + 'di 699.13 572 [10] 10 - - - - 573 [10A] - - - - - 574 [10B] - - - - 700.32 575 [11] 11 - - - - 576 [11A] - - - - + 'di 702.2 577 [12] 12 Dhp 369 GDhp 76 PDhp 57 + 'di 703.1 578 [13] 13 Ud VI 3 - - + ’di 704.2 579 [14] 14 Ud VIII 2 - - + 'di 705.26 580 [15] 15 Ud VII 2 - - + 'di PDhp 563 SCHMITHAUSEN pp. 52, 60, 79. - In der YBh ist die Strophe wie folgt zitiert, mit Abweichungen in allen Pädas: [UV 563] kûrmai) svake 'ngâni yathâ kapâle bhikçur nidadhyân manaso vitarkân / ani[|j]sçto 'nyân avihethamänafy parinirvçto nâpavadeta kirp cit // Diese Fassung läßt sich auch dem Tib. zugrundelegen. 564 SCHMITHAUSEN pp. 88, 98, 100. 569 Die Folge der Definienda im UVVT ist: 'du byed - sdug bshal ma ruhs pa nad kyi nah na bkres mi bzad. Dies paßt nicht gut zum erhaltenen Text. 571 Im vierten Päda führt das Tib. auf einen anderen Text: UV 571 saheturp sugatirp yânti saheturp yânti durgatim / saheturp parinirvânti hy etat sarvarp sahetukam // 573-574 Die beiden Strophen sind nur zu verschwindenden Resten in NL vorhanden, sie fehlen in den übrigen Mss. ebenso wie im Tib. 576 Auch diese Strophe findet sich nur fragmentarisch in NL. 579-580 In den beiden Strophen bestehen einige Abweichungen zwischen dem Tib. und der erhaltenen Fassung des UV. 444 + bzi + 'di XXVI. Nirvâpavarga 16-20 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 706.28 583 [18ab] 17f - - - [18cd] 18a - - - 18bcd - - - - - - - - 709.15 584 [19abcd] 710.17 582 [17abcd] 17abcde 711.26 581 (161 16 Ud VIII 9 712.19 585 [20] 19 Ud VIII 4 20 - - - - 583-584-582-581 BERNHARD: Zur Entstehung einer Dhârapî; BECKH p. 88, n. 5. - Nach Auskunft des UVVT sind es vier Strophen, von denen je eine an Dhçtarâçtra, Virûijhaka, Virûpâkça und Vaisravaija gerichtet ist. An der Stelle, an der dies im Nidäna mitgeteilt wird, ist die Strophenfolge 581-582-584-583 (als Pratîka werden die Zeilen UVT 16a, 17a, 18b, 17f genannt). Demnach sind in UVVT die Strophen 583 und 584 gegenüber dem UV vertauscht. Im Anschluß an das Nidäna (UVVT 706.5) erklärt der Kommentator die Strophen in der Folge 583-584-582-581 - wie es scheint also von hinten nach vorne (wenn 583 und 584 vertauscht sind). - UV 582 ist in UVT fünfzeilig übersetzt (UVT 17abcde), UV 583 zweizeilig (UVT 17a, 18a) und UV 584 dreizeilig (UVT 18bcd). UVT 17cd übersetzt UV 582c: Der Tibeter hat die in der Ellipse des Skr. fehlenden Redeteile hinzugesetzt. UV 583c und 584c fehlen in UVT. UV 583ab ist in UVT einzeilig übersetzt (UVT 17f). - In der Strophenfolge stimmt UVT mit dem UV überein, nur UVVT weicht ab. 585 Die erste Rezension hat an dieser Stelle eine einfache Anuç(ubh, die zweite eine längere Prosapartie, die in UVT 19-20 übersetzt ist. OC und EU bieten Bruch­ stücke dieser Version (zusammen etwa 30 Akçaras). - Der Prosa-Text der zweiten Rez. läßt sich aus dem Tib. etwa wie folgt rekonstruieren: UV 585 niljsçte sati calitarp calite sati nimnarp nimne saty aprasrabdhir aprasrabdhau saty âgatigaty ägatigatau sati pare cyutyupapâdarp pare cyutyupapâde evarp pare jâtijarâvyâdhi marapasokaparidevaduhkhadaur- manasyopâyâsarp samutpadyate / evam état kevalarp mahânto duhkhaskandhâ utpadyante / anihsçte saty acalitam acalite saty animnam animne sati prasrabdhih prasrabdhau saty anâgatigaty anâgatigatau sati pare 'cyutyupapâdarp pare 'cyutyupapâde saty evarp pare jâtijarâvyâdhimarapasokaparidevaduljkhadaurmanasyopâyâsarp nirudhyate / evam état kevalarp mahânto duhkhaskandhâ nirudhyante // XXVI. Nirvâpavarga 21-27 + 'di 445 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 715.20 586 [21] 21 Ud VIII 3 - - - - 22 23 + 'di - - 720.15 587 [22a—f] 24a-f ltiv 43.1 - - 722.28 588 [23abcd] 24ghij ltiv 43.2 - - 723.21 589 [24] 25 Ud VIII 1 - - 725.13 590 [25] 25 Ud VIII 1 - - 726.1 591 Ud I 10 - - 726.17 592 Ud I 10 - - [26abcd] 26abcd [27ab] 26ef [27cdef] 27abcd 586 SCHMITHAUSEN p. 77. - UVVT sagt nicht, wieviel Strophen oder Prosa folgen sollen. Ein neues Nidäna wird erst für UV 589 gegeben. Der Strophe 586 in der ersten Rez. steht in der zweiten eine Prosa-Passage gegenüber, die UVT 21-22-23 entspricht. Diese Passage ist in der YBh erhalten (siehe SCHMITHAUSEN), allerdings ist die Fassung dort etwas kürzer als die dem Tib. voraussetzbare Form des UV. Dieser Text läßt sich etwa wie folgt rekonstruieren: UV 586 asti bhikçavo 'jâtam abhûtam akçtam asarpskçtam asamutpannam asti jâtarp bhûtaip kçtarp citte kçtarp sarpskçtarp pratîtyasamutpâdali / no ced bhikçavo nâsti ajâtam abhûtam akçtam asarpskçtam asamut­ pannam abhaviçyan nâharp jâtasya bhûtasya sarpskçtasya citte kçtasya samutpâdasya nihsaranam astîty avadiçyam / yasmât tarhi asti tad ajâtam abhûtam akçtam asarpskçtam asamutpannarp tasmâd aharp jâtasya bhûtasya kçtasya sarpskçtasya citte kçtasya samutpannasya nihsaranam astîti vadâmi // Teile der Prosafassung (sechs Akçaras) sind in EU erhalten. 587-588 BECKH gibt diese Passage als zehnzeilige Strophe. UV hat eine sechszeilige und eine vierzeilige Strophe; der Kommentar widerspricht der Einteilung des UV nicht. 589-590 Die erste Rez. hat zwei Strophen, die zweite einen Prosa-Abschnitt, der UVT 25 entspricht. In EU sind einige Akçaras der Prosa-Fassung erhalten. Der Text läßt sich etwa wie folgt rekonstruieren: UV 589 tad bhikçavah sthânaip yatra na pçthivîsthânarp nâpo na tejo na vâyur nâkâsânantyâyatanarp na vijnânântâyatanarp nâkincanyâyatanarp na saipjnâsarpjnâyatanarp nâyarp loko na paraloko nobhau süryacandramasau 446 + gnis + 'di + 'di XXVI. Nirvâijavarga 28-31 UVVT UV 727.24 593 [28abcd] 27efgh 729.3 594 [29abcd] 730.4 595 732.6 596 [UV] UVT Pali GDhp PDhp - - - 27ijkl - - - [301 28 Ud VI 1 - - [31] 29 Dhp 354 - - tam aham anâlambam abhijânâmi // UV 590 tad aharp bhikçavo nâgatirp vadâmi na gatirp na sthitirp na cyutirp vadâmi nopapattim evam eça duhkhasyântah // 591-594 BECKH unterteilt die Passage in eine sechszeilige und eine zwölfzeilige Strophe. UV hat drei vierzeilige (591-593-594) und eine sechszeilige Strophe (592). Dieser Einteilung folgt auch der Kommentar. - In UV 591a und 592c scheint das Tib. die Lesart EC zu bestätigen, es läßt sich ferner ein abweichender Text für 592d nach dem Pali aus dem Tib. rekonstruieren: UV 591 pçthivî yatra äpas ca tejo väyur na gähate / na tatra suklä dyotanti tamas tatra na vidyate // UV 592 na tatra candramâ bhâti nâdityo vai prakâéate / yatas ca âtmanâ veda munir maunena brähmaijah / atha rûpâd arûpâc ca sarvaduhkhât pramucyate // 595 SCHMITHAUSEN pp. 53, 55. 596 Von den beiden Versionen, in denen BERNHARD die Strophe gibt, liegt die rechte dem Tib. zugrunde. XXVII. Paéyavarga 1-9 + gnis 447 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 733.28 597 [la-f] la-f Dhp 252 GDhp 272 PDhp 166 735.13 598 [2abcd] lghij Dhp 253 - PDhp 269 + gnis 736.5 599 [3] 2 Dhp 244 GDhp 221 PDhp 164 737.1 600 [4] 3 Dhp 245 GDhp 222 PDhp 165 + 'di 737.29 601 15] 4 Dhp 174 - - + 'di 738.31 602 [6abcd] 5 Ud VII 10 - - [6ef] 6 cd - - + 'di 741.31 603 [7abcd] 6abef Ud VI 6 - - 742.30 604 [8] 7 Ud VI 6 - - 743.12 605 [9] 8 Ud VI 6 - - 597-598 BROUGH c. 272. - BECKH gibt die Passage als eine zehnzeilige Strophe. Die Anordnung des UV - eine vierzeilige folgt auf eine sechszeilige Strophe - ent­ spricht dem Kommentar und den Parallelen. - Im ersten und sechsten Päda von 597 wird die Lesart von EC durch das Tib. bestätigt: UV 597 sudarsanaip paravadyam âtmavadyarp tu durdçsam / parati parasya vadyâni tûtpunâti busarp yathä / âtmanaé châdayaty eça kalirp vâ kitavah sathah // Statt paravadyam hat die Hs. - - [râv](ad)y(a)m. 602 Die Abweichung in der Zählung von UVT ist nicht BECKH anzulasten. In der Diktion bestätigt der Kommentar deutlich UV 602 als sechszeilige Strophe, die er vollständig erklärt. Mit diesem Befund ist UVT nur dann zu vereinbaren, wenn wir davon ausgehen, daß UVT 6ab und 6cd vertauscht wurden. Es gibt ein Indiz dafür, daß diese Vertauschung bereits in der UVT-Fassung bestand, die dem Übersetzer des Kommentars vorlag: im Anschluß an UV 602abcd kommentiert UVVT 741.21-30 die Doppelzeile UV 602ef. Die Definienda entsprechen UVT 6cd (bden pa min la bden Ia bas - mhoh ba — yah med do), lm Pratîka zu dieser Doppelzeile steht aber bdag gis - dies ist der Anfang der in UVT sechszeiligen Strophe 6; bdag gis aus UVT 6a gehört aber zur im UV folgenden Strophe 603 und wird erst im Anschluß an das neue Nidäna, das zu 603 gegeben wird, erklärt. 603-605 SCHMITHAUSEN p. 62. - UVVT kündigt "diese und folgende" Strophen an ('di dah shigs su bead pa 'og ma gswis so). Es handelt sich offensichtlich um drei Strophen. - Für den dritten Päda bestätigt das Tib. die Lesart von DF: UV 603 aharçikârasçtâ martyâh parakâropasarphitâl; / etad eke na pasyanti pasyanti na hi äalyatah // lm ersten Päda scheint UVT bdag gis skye dgu 'di phyuh ziri eher auf die Variante des Pali hinzudeuten; der Herausgeber des Udäna gibt die Passage als Prosa-Abschnitt, 448 XXVII. Pasyavarga 10-15 + UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 744.1 606 [10] 9 Ud VI 8 - - 745.2 607 [11] 10 Ud VI 8 - - 745.21 608 [12] 11 Ud VI 8 - - 746.11 609 [13] 12 Ud VI 8 - - 747.5 610 [14] 13 Ud VI 8 - - es ist aber doch wohl eine Strophe: Ud VI 6 ahankârapasutâ ayarp pajâ paraipkârûpasanhitâ / etad eke n'abhannatpsu na narp sallan ti addarpsu // Der erste Päda ist ein Vaitâlîya mit sechsmorigem ersten Gapa. Im UV belegt EC eine weitere Übereinstimmung mit dem Pali: (aha)[m](kâ)raprasr(â). - In Strophe 605 führt das Tib. deutlich auf einen Text, der dem Pali entspricht; im zweiten Päda ist diese Fassung in EU erhalten: UV 605 mânopetâ iyaip prajâ mânagranthâ mânavinibaddhâ / dçstibhis caiva sarprabdhâ sarpsârarp nâtivartate // Der zweite Pâda ist so allerdings um zwei Silben überzählig. 606 UVVT sagt nicht, wieviel Strophen bzw. Prosa folgen sollen. - Im Pali findet sich hier eine Prosa-Fassung, UVT und UV haben eine Strophe. Im dritten und vierten Päda stimmt UVT gar nicht zum UV, das Tib. belegt eigentlich nur eine defekte Stro­ phe wie: UV 606 yat prâptarp yac ca prâptavyaip rajahkîrnam idarp dvayam / äturasyanusikpirjap - -- -- -- -// Dies entspricht dem, was wir im Pali finden. Man muß mit der Möglichkeit rech­ nen, daß UV in Prosa gefaßt war und die metrische Anordnung von UVT 9 auf einer tib. Korrektur beruht. Es ist auffallend, daß UV 606a in UVT zweizeilig (9ab) erscheint. Weiter gehören UV 606 und die folgenden Passagen nach UVVT zusammen, und diese sind in Prosa. 607-610 SCHMITHAUSEN pp. 62, 63. - Diese Passage besteht in der ersten Rezen­ sion aus vier Strophen, in der zweiten aber ist - wie im Pali - eine Prosa-Fassung vorauszusetzen. DF, EU und LA zeigen ebenfalls Prosa, leider sehr fragmentarisch. Die Passage läßt sich etwa wie folgt rekonstruieren: UV 607 ye sikçâ-éîlavrata-brahmacarya-tapas-upasthânasârâ ayam eko 'ntah // Es ist nicht klar, ob die vor särä stehenden Begriffe isoliert (wie im Pali) oder in Komposition stehen. UV 608 ye evatpdarsina evarpvâdinah sucayah kâmâlj pin<Ja- pâtikâh kâmâ bhoktavyâh kâmâ nâsti kâmeçu doça XXVII. Paâyavarga 15-26 + gnis + brgyad 449 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 747.20 611 [15] 14 Dhp 170 - PDhp 259 748.33 612 [16] 15 - - - 749.9 613 [17] 16 Dhp 171 - - 614 [17A] - - - - 750.7 616 [19] 17 - - - 750.15 615 (18) 18 - - - 750.25 617 120] 19 Dhp 147 - - - 618 [20A] - - - - - 619 [20B] - - - - 751.12 620 [21] 20 - - - - 621 [22] - - - - - 622 [22A] - - - - - 623 [22B] - - - - - 624 [22C] - - - - - 625 [22D] - - - - 751.32 626 [23] 21 Tha 772 - - - 627 [24] - - - - - 628 [24A] - - - - - 629 [24B] - - - - 752.20 630 [25] 22 Tha 773 - - - 631 [26] - - - - 753.3 632 [26A] 23 - - - - 633 [26B] - - - - - 634 [26C] - - - - - 635 [26D] - - - - iti te 'tyantarp kâmeçu nipâtavratâdânâ ayam apy eko 'ntah // UV 609 etâv ubhâv antau katasîvardhanâv etau katasîrp var- dhayata evam etâv antâv anabhijnâyâtilîyanty eke 'tidhâvanty eke tân atilîyato 'tidhâvatas cakçuçmârp prapasyati// UV 610 etâv ubhâv antâv abhijnâya nâtilîyati nâtidhâvati tân anatilîyato 'natidhâvato 'pi cakçuçmârp prapasyati ta evarp na kurvanti na manyante vartma teçârp nâsti prajnâpanâyaivam eça duhkhasyântah // 613-635 UVVT kündigt acht Strophen an, und dies sind genau die acht Strophen, 450 XXVII. Pasyavarga 27-35 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp/Divy PDhp 753.10 636 [27] 24 Ud VII 3 - - 754.26 637 [28] 25 Ud Vil 1 - - 755.24 638 [29] 26 Dhp 344 GDhp 92 PDhp 29 + 'di 757.26 639 [30] 27 Ud VII 5 - - + lha 759.25 640 [31] 28 Dhp 188 Divy 168 PDhp 216 760.26 641 [32] 29 Dhp 189 Divy 168 PDhp 217 761.9 642 [33abcd] 30abgh Dhp 190 Divy 168 PDhp 218 762.1 643 [34abcd] 30cdef Dhp 191 Divy 168 - 762.16 644 [35abcd] Dhp 192 Divy 168 PDhp 219 + gnis + 30ijkl die in UVT überliefert sind. Auch in der Abfolge stimmen UVVT und UVT überein. Gegenüber dem UV sind im Tib. die Strophen 615 und 616 vertauscht. Diese Eigen­ schaft zeigen auch AA und EH, die die beiden Strophen als 18-19 zählen. - Für 620 und 632 ergibt sich aus dem Tib. eine andere Zusammenstellung der Pädas: UV 620 pasya citrakçtarp bimbaip manibhih kuri<jalais tathä / âturarp moçasarpkalparp yasya nästi dhruvasthitih // UV 632 gandhena gâtrâm anuliptah pädau gairikaranjitau / alarp bâlasya mohäya na tu pârageveçipâm // 638 Das Nidäna endet ohne 'di, es handelt sich aber offensichtlich um eine Einzel­ strophe. Im ersten Päda scheint das Tib. auf einen Wortlaut zu deuten, der dem Pali entspricht; im dritten Päda deutet die Erklärung von shur in UVVT 757.19 auf die Lesart von EZ: UV 638 yo nirvanastho vanädhimuktah saipvanamukto vanam eva dhävati / tarp pasyatha pudgalarp hi vo mukto bandhanam eva dhävati // Für die vierte Silbe des ersten Päda gilt die Lizenz einer Kürze. 640-644 SCHMITHAUSEN pp. 82, 86, 93, 105, 107-109. - BECKH gibt UVT 30 als eine zwölfzeilige Strophe. Die Abfolge der Zeilen scheint in UVT gestört: man erwar­ tet UVT 30gh vor 30cd. Die Abweichung in UVT reflektiert aber nicht eine Variante im Skr., sondern ist als Störung des tib. Textes anzusehen: UVVT folgt in der Aufein­ anderfolge der Zeilen deutlich dem UV. - Die fünf Strophen sind in Divy 168 wie folgt zitiert: [UV 640] bahavah éaranam yânti parvatârps ca vanâni ca / ârâmâtpâ caityavçkçârps ca manuçyâ bhayavarjitâh // [UV 641] na hy etac charanarp sreçtharp naitac charanam uttamam / naitac charanam âgamya sarvaduhkhât pramucyate // XXVII. Paéyavarga 36-41 + drug 451 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 762.24 645 [36abcd] 31ab Tha 61 - 764.5 646 [37abcd] 31cd - - - 764.32 647 [38] 32 - - 765.20 648 [39] 33 - - 766.4 649 [40] 34 - - 766.18 650 [41] 35 - - [UV 642] yas tu buddharp ca dharmarp ca sarpgharp ca saraparp gatah / âryasatyâni catvâri pasyati prajnayâ yadâ // [UV 643] duljkharp duhkhasamutpannaip nirodharp samatikramam / âryaip câçtângikatp mârgarp kçemaip nirvâpagâminam // [UV 644] etac charanarp sre(ham etac charanam uttamam / etac charanam âgamya sarvaduhkhât pramucyate // Die Abweichung in 640c bestätigt sich deutlich im Tib. Dagegen weist UVT 'jigs pas skrag pa eher auf UV arjia als auf Divy varjia. Ob in 641a na hy etac (Divy) oder naiad dhi (UV) zu lesen ist, läßt sich aus dem Tib. nicht entscheiden. Sicher setzt UVT gso bo dem Divy entsprechend sresha, nicht ksema, voraus. In 642c läßt UVT 'phags pa'i bden pa bzi po dag keine Entscheidung zwischen cavâri câryasayâni (UV) und der Variante des Divy zu; hier stimmt KB mit dem Divy überein. Die Variante von KB in 642d (samyakprajnäya pasyai) bestätigt sich im Tib. nicht. Ob in 643a UVT kun 'byuh dari auf samupada (UV) oder samupanna (Divy) basiert, ist schwer zu entscheiden. Die Abweichung des Divy in 643b (nirodha gegen UV duhkha) bestätigt sich durch UVT sdug bsrial nicht. Dagegen stimmt UVT bde ba mya nan 'das 'gro ba’i deutlich zur Variante des Divy in 643d (zu lesen ist "gaminam mit allen Hss., nicht "gâminâm, der Emendation der Herausgeber). Diese Variante entspricht KB. Schließ­ lich bestätigt UVT de ni skabs kyi mchog yin zih die Variante des Divy in 644a in bezug auf srestham gegen UV ksemam. Der Päda ist dann allerdings eher als etad dhi saranam sresham zu lesen. 645-646 SCHMITHAUSEN p. 82. - UV 645 ist Anu§[ubh, 646 Vaitâlîya. UVT über­ setzt jede der beiden Strophen durch nur eine Halbstrophe. - In 646b bestätigt das Tib. die Lesart von KB und EC: UV 646 anupasyanayâ ca pasyanä nânâbhâvagatâ ihocyate / divasasya yathaiva rätribhilj sarpdhänarp ca tayor na vidyate // In UVT fehlt iha des zweiten Päda, es wird aber in UVVT kommentiert. XXVIII. Pâpavarga 1-6 452 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + gsum 766.33 651 [1] 1 Dhp 183 PDhp 358 + 769.7 652 [2] 2 Ud VIII 5 - + gsum 770.29 653 [3] 3 Ud VIII 7 - 772.21 654 [4] 4 Ud V 6 - 773.13 655 [5] 5 Dhp 205 - 774.24 656 [6] 6 Dhp 39 PDhp 348 + 651 SCHMITHAUSEN PP- 54, 60, 79, 90, 98-99, 103, 105-106. - In der YBh findet sich eine etwas abweichende Fassung: [UV 651]sarvapâpasyâkaranarp kusalasyopasarppadâ / svacittaparyavadamanam etarp buddhânusâsanam // UVT yohs su gdul scheint 0paryavadamana anstelle von paryavadana zu stützen. Dagegen läßt sich anu- in vierten Päda aus dem Tib. nicht verifizieren. - Nach dem Kommentar handelt es sich um drei Prâtimokça-Strophen, die der Buddha "zu Anfang" seinen Jüngern mitgeteilt hat (hog mar so sor har pa'i shigs su bead pa gsum gsufis so). Von den drei Strophen wird an dieser Stelle aber nur eine aufgeführt, denn die beiden anderen sind bereits im Sucaritavarga zu entsprechender Gelegenheit mitgeteilt (de la gnis ni rjes su mhun pa'i skabs yin pas legs par spyad pa'i shoms su bsad zin o). In der Tat finden sich UV 651-179-180 in den Endstrophen des Prâtimokçasûtra, und zwar als 8-9-10 in der MSV- (BANERJEE pp. 376-377) und als 13-15-16 in der SAV-Rezension (FINOT pp. 542-543). Somit erklärt sich, warum der Kommentar drei Strophen ankündigt, obwohl nur eine im Text folgt und kommentiert wird. 652 SCHMITHAUSEN pp. 53-55, 60, 90.- Im Abschluß des Nidäna fehlt ein Hin­ weis auf die Strophenzahl. Die YBh weicht im zweiten und vierten Päda ab: [UV 652] dadatah punyarp pravardhate vairarp sarpyamato na cîyate / kusalî prajahâti pâpakarp klesânârp kçayatas tu nirvçta,? // Mit dieser Fassung stimmt das Tib. und - soweit erhalten - EC überein. 653 Dem Tib. läßt sich folgende Fassung voraussetzen; im dritten entspricht UVT mkhas pa eher der Version von EC: UV 653 särdharp carann ekako vasarp misro hy bälajanena vedakah / vidvârp prajahâti pâpakarp krauncah kçîrapako yathodakam // 656 Im Nidäna heißt es nur: dge slofi zig las brsams so. - lm dritten Päda erklärt der Kommentar sdig pa (= papa) vor dge ba (= punya). XXVIII. Pâpavarga 7-12 453 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 775.28 657 [7] 7 Dhp 76 GDhp 231 PDhp 206 + 'di 777.15 658 [8] 8 Tha 2 - - + 'di 778.9 659 [91 9 Dhp 125 - - + gsum 779.22 660 110] 10 Jât II 202 - - 780.17 661 Dhp 165 - PDhp 309 781.3 662 [12ab] lief - - 12ab Dhp 161 - [12cd] 12cd [llabcd] llabcd PDhp 308 - 657 BROUGH c. 231. - Das Tib. führt auf einen abweichenden Text, der zum Teil in EU erhalten ist: UV 657 niçeddhâratp pravaktâram avadyasya ca darsinam / nigçhyavâdîrp medhâvîip tâdçsarp puruçaip bhajet / tâdçsarp bhajamânasya sreyo bhavati na pâpakam // Diese Fassung bedeutet zwei Akk. auf -îm, vgl. oben pp. 125-126. 659 Das Tib. führt im zweiten und vierten Päda auf einen abweichenden Text, der zu einem Teil in EU erhalten ist: UV 659 yo hy apraduçjasya narasya duçyate suddhasya purupasya anahganasya / tarn eva balarp pratiyâti päparp sûkçmarp rajah prativâtarp va kçiptam // Hier ist eine Auflösung in purusa anzunehmen, ferner gilt für die neunte Silbe der vierten Zeile die Lizenz einer Kürze. 661-662 BECKH gibt den tib. Text - dem Dhp entsprechend - als eine sechszei­ lige, gefolgt von einer vierzeiligen Strophe. UVVT zeigt sehr deutlich, daß der Fall umgekehrt liegt: das Tib. belegt eine vierzeilige Strophe llabcd und eine sechszeilige aus lief und 12abcd. Nun sind UV 661 und 662 in der erhaltenen Fassung beide vierzei­ lig, es fehlt eine Entsprechung zu UVT 12ab. - In 661b weist UVT de bdag kho na kun fion mors eher auf etwas wie Dhp aanä sarkilissai, PDhp âanâ sarnkiUssai. Wie es scheint, hat die zweite Rez. den Teilvokal des Pkr. in anderer Weise berei­ nigt als die erste, jedenfalls fehlt im Tib. eine Entsprechung zu sadä. - Die nach dem Tib. sechszeilige Strophe 662 ist im ersten und sechsten Päda in EC und EU in einem abweichenden Wortlaut belegt. Die Strophe hat vollständig vermutlich so gelautet: UV 662 suddhîm asuddhî pratyâtmam anyo nânyarp visodhayet / âtmanâ hi kçtaip pâpam âtmajarp hy âtmasaipbhavam / abhimathnâti durmedho vajro-m-asmamayarp mapim // Schwierig ist der vierte Pâda; in dieser Form entspricht er Dhp 161b und PDhp 454 XXVIII. Pâpavarga 13-29 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 782.2 663 [13] 13 Ud V 3 - - + 783.7 664 (14) 14 Dhp 123 - PDhp 116 PDhp + 783.31 665 [15] 15 Dhp 124 - PDhp 106 + gnis 784.15 666 [16] 16 Dhp 163 GDhp 264 PDhp 167 785.7 667 [17] 17 Ud V 8 - - + bzi 785.17 668 [18] 18 Dhp 69 - PDhp 104 786.5 669 [19] 19 Dhp 119 - PDhp 102 786.18 670 [20] 20 Dhp 120 - PDhp 103 + 'di 786.30 671 [21] 21 Dhp 117 GDhp 207 PDhp 97 + 787.23 672 [22] 22 Dhp 188 GDhp 208 PDhp 98 + 'di + gnis 788.2 673 [23] 23 Dhp 116 - PDhp 96 789.14 674 [24] 24 - - - 790.7 675 [25] 25 - - - 790.18 676 [26abcd] 26abcd Dhp 137 - - 791.24 678 [28abcd] 26efgh Dhp 138 - - 792.13 677 [27abcd] Dhp 139 - - 792.28 679 [29abcd] 26mnop Dhp 140 - - + bzi 26i jkl 308b. UVT gibt die Zeile lediglich durch fie bar bsags pa yis wieder - als Wiedergabe eines ganzen Päda ist dies offenkundig verkürzt. Ich glaube aber, daß wir den Kommen­ tar an dieser Stelle so verstehen können, daß ämaja und ämasambhava Gegenstand der Kommentierung waren. - Dem Sinn nach würde man eher durmedhasam erwar­ ten, aber die Silbe °dho ist in EU so belegt. 663 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sanskrit? pp. 205, 208; SCHMITHAUSEN p. 101. - Hier und zu den beiden folgenden Strophen fehlt im Kommentar ein Hinweis auf ihre Anzahl. 664 HAHN, GGA 231 (1979) p. 286. - BERNHARDS Ergänzung im zweiten Päda ist wohl nicht richtig; UVT grogs fiu.fi dari (glossiert durch 'khor nuri ba] läßt vermuten: UV 664 varjig vâ sabhayarp mârgam alpasârtharp mahädhanah / viçarp jîvitakâmo vâ pâpâni parivarjayet // 668-670 Es ist nicht klar, warum der Kommentar vier Strophen ankündigt (ji sam na shigs su bead pa bzi gsuris so). Bis zum nächsten Nidäna (zu UV 671) sind es drei. 672 Obwohl sich diese Strophe von der vorherigen nur in einem Wort unterscheidet, gibt UVVT ein neues Nidäna; es fehlt ein Hinweis zur Anzahl der Strophen. 673 BERNHARD: Gab es einen Lokativ auf -esmim im buddhistischen Sanskrit? p. 205. 676-679 BECKH gibt die Passage als eine sechszehnzeilige Strophe. UVVT und XXVIII. Pâpavarga 30-40 + beu gsum UVVT UV [UV] UVT Pali 793.11 680 [30] 27 - 795.13 681 [31] 28 - - 795.20 682 [32] 29 - - - 796.4 684 [34] 30 Dhp 15 GDhp 205 PDhp 3 796.33 683 [33] 31 - - - 797.7 685 [35] 32 Dhp 16 GDhp 206 PDhp 4 - - 33 - - - - - 34 Dhp 17 - - - - 35 - - - GDhp PDhp - - - 36 - - - 686 [36] - - GDhp 203 - 687 [37] - Dhp 18 GDhp 204 - 798.5 688 [38] - - - - 798.9 689 [39] 37 - - - 799.13 690 [40] 38 - - - 797.19 + gnis 455 UVT setzen übereinstimmend 678 vor 677. 680-688 BROUGH c. 203-206. - Die Angaben zu den Parallelen sind als Nähe­ rungswerte zu verstehen. Eine exakte Entsprechung besteht nur für folgende Pädas: UV 684abd = Dhp 15abd, GDhp 205abd, PDhp 3abd; UV 685abcd = GDhp 206abcd, PDhp 4abcd; UV 685d = Dhp 16d; UVT 34bc = Dhp 17ab; UV 686ad = GDhp 203ab; UV 687ad = GDhp 204ab; UV 687d = Dhp 18d. Für diese Passage erscheint BROUGHs Wort von der "patchwork method of construction" (p. XVII, vgl. auch p. 197) in der Tat angebracht. - Der Kommentar kündigt 13 Strophen an, UV hat aber nur neun, UVT zehn. Auf die Zahl 13 kommt man, wenn man UV 680 bis 685, UVT 33 bis 36 (für die der UV keine Ensprechung hat) und UV 686 bis 688 (hier fehlt die Entsprechung in UVT) zusammenrechnet. Ich nehme an, daß der Kommentator diese 13 Strophen im Auge hatte, auch wenn er die sich wiederholenden Zeilen bei weitem nicht voll­ ständig erklärt; immerhin findet sich für UVT 34bc eine klare Parallele im Pali. - Wenn man UVT 33 bis 36 rekonstruieren will, läßt sich folgender Text festlegen: [UVT 33) pape me kçte hi tapyate cirakçte dûrakçte 'pi tapyate / rahasi ca kçte 'pi tapyate asti tasya vipâka iti socate // [Fortsetzung nächste Seite] 456 XXVIII. Pâpavarga 30-40 (UVT 34] iha tapyate pretya tapyate pâpakarmâ hy ubhayatra tapyate // sa hi tapyate sa pratapyate dççtvâ karma hi kliçÇam âtmanati // [UVT 35] puijye me kçte hi modate cirakçte dûrakçte 'pi modate / rahasi ca kçte 'pi modate asti tasya vipâka iti modate // [UVT 36] iha modate pretya modate kçtapuijyo hy ubhayatra modate / sa hi modate sa pramodate dççÇvâ karma visuddham âtmanah // Hierzu ist folgendes zu sagen: UVT bdag gis sdig pa (bzw. bsod nams) byas pas deutet auf eine Lesart pape (bzw. punye) me kre, die wir ähnlich im Pkr. finden (GDhp 203a pava me kada di, Dhp 17c päpam me kaan i). Sie bedeutet, daß für das auslautende -e des Pronomens die Lizenz einer Kürze gilt. UVT nag po für klisfa ist wohl ein Ver­ sehen des Übersetzers, eine Variante krsna läßt sich aus dem Kommentar für den UV ausschließen. In der bei BERNHARD erhaltenen Fassung findet sich socati neben socae, nandai neben nandate und modai neben modae, wohl aus rein metrischen Gründen. Für tapyate wollte man aber nicht apyai schreiben, und dies könnte der Grund sein, weshalb die UVT 33 bis 36 entsprechenden Strophen in der ersten Rez. fehlen. - Wenn wir davon ausgehen, daß zumindest in der kommentierten Fassung die Passage aus 13 Strophen bestand, dann hat UVT, so scheint es, die drei letzten absichtlich oder versehentlich weggelassen. - UVVT und UVT setzen übereinstimmend Strophe 684 vor 383. Dieser Anordnung entspricht die rekonstruierte Fassung: UVT 33-34-35-36 ist - mutatis mutandis - die einfache Wiederholung von UV 682-684-683685. XXIX. Yugavarga 1-15 457 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + gnis 800.7 691 [1] 1 Ud VI 10 - - 801.7 692 [2] 2 Ud VI 10 - - gnis 801.33 693 [3] 3 Dhp 11 GDhp 213 PDhp 171 803.6 694 [4] 4 Dhp 12 GDhp 214 PDhp 172 + 803.14 695 [5] 5 Ud VI 9 - - + 805.9 696 [6] 6 Ud V 7 - - + gnis 806.15 697 [7] 7 Dhp 9 GDhp 192 PDhp 94 807.17 698 [8] 8 Dhp 10 GDhp 193 PDhp 95 807.31 700 [10] 9 Dhp 262 GDhp 186 - 808.26 699 [9] 10 Dhp 263 GDhp 187 - 809.7 701 [11] 11 SN I 79 - - 810.19 702 [12] 12 SN I 79 - - + 'di 811.29 703 [13] 13 Dhp 325 - - + 'di 812.32 704 [14] 14 SN I 81 - PDhp 78 + gnis + gnis 691-694 Die Angaben shigs su bead pa gnis gsuris so (zu 691) und shigs su bead pa gnis so (zu 693) finden sich nicht am Ende eines Nidäna, sondern am Ende der Ein­ leitung. Ein sehr kurzes Nidäna wird nur zu 691 gegeben; daraus müßte man folgern, daß der Kommentator eine Sequenz von vier bei gleicher Gelegenheit gesprochenen Strophen im Auge hatte. Allerdings haben 691-692 auf der einen und 693-694 auf der anderen Seite wenig gemein. 695 Hier und zu 696 fehlt ein Hinweis auf die Anzahl der Strophen. - Das Tib. führt in allen vier Pädas auf einen abweichenden Text, der etwa wie folgt gelautet haben könnte: UV 695 upâtidhâvanti na sârarp yânti navarp navarp bandhanarp vardhayantah / patanti hi dyotam iva patangä dçç|e srute caiva ihâbhiviçtâh // Zu särarn im ersten Päda kannte UVV eine Varia lectio pâram. Für die neunte Silbe des ersten Päda müßte die Lizenz einer Kürze und für die die achte des dritten die Lizenz eine Länge gelten. 697-698 BROUGH cc. 192, 193. 700-699 BROUGH c. 186. - UVVT und UVT setzen übereinstimmend Strophe 700 vor 699; diese Anordnung entspricht auch den Parallelen. 458 XXIX. Yugavarga 15-23 + gnis + gnis UVVT UV (UV] UVT Pali GDhp PDhp 814.18 705 [15] 15 Dhp 7 GDhp 217 PDhp 7 - 706 [15A] - - - - - 707 [15B] - - - - - 708 [15C] - - - - - 709 [15D] - - - - - 710 [15E] - - - - 815.31 711 [16] 16 Dhp 8 GDhp 218 PDhp 8 - 712 [16A] - - - - - 713 [16B] - - - - - 714 [16C] - - - - - 715 [16D] - - - - 716 [16E] - - - - 816.8 717 [17] 17 Dhp 99 - PDhp 155 817.25 718 [18] 18 Dhp 98 - PDhp 245 + 'di 818.30 719 [19] 19 Dhp 304 - - + 820.3 720 [20] 20 Tha 4 - - + 'di + 'di 820.25 721 [21] 21 Dhp 320 GDhp 329 PDhp 215 821.30 722 [22] 22 MN I 330 - - + 'di 823.10 723 [23] 23 Dhp 97 - PDhp 334 705-716 In UVVT, UVT und den Parallelen enthält diese Passage nur zwei Stro­ phen. Da nun beide das Wort räga enthalten, haben einige Hss. (AD, DH, EH, FA) den Text nach dem Schema räga, dvesa, moha, mäna, lobha, rsnä variiert. - Von den beiden Versionen, in denen 705 und 711 in BERNHARDS Ausgabe gegeben wird, läßt sich jeweils die rechte, geboten durch FR, dem Tib. zugrundelegen. BERNHARDS Ergänzung der nicht erhaltenen Teile überzeugt im vierten Päda von 711 vom Tib. her nicht. UVT so sor dran ziri brson 'grus Idan läßt sich eher folgender Wortlaut voraussetzen: UV 711 asubhânupasyî viharann indriyair hi susarpvçtah / bhojane câpi mâtrajna utthânavâip pratismçtat; / tarp na prasahate râgo vâtalj sailam iva parvatam // Allerdings ist s- in FR als Anfang des vierten Pâda belegt. UVVT kommentiert brtson 'grus Idan vor so sor dran zifi. 718 UVT sa deutet im vierten Päda eher auf bhümi (wie im Pkr.) als auf desa. 720 Im Kommentar fehlt ein Hinweis auf die Strophenzahl. 721 BROUGH c. 329. 722 UVT 22 fehlt im Kanjur. XXIX. Yugavarga 24-37 459 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 824.27 724 [24] 24 Dhp 294 GDhp 12 PDhp 47 + beu gnis 826.19 725 [25] 26 - - PDhp 87 828.12 726 [26] 25 Dhp 92 - - 828.27 727 [27] 28 - - - 728 [28] 27 - - - - - 30 - - - - - 29 - - - 729 [29] 32 Dhp 93 - PDhp 271 730 [30] 31 - - - 731 [31] 34 - - - 732 [32] 33 - - - - - 36 - - - - - 35 - - - 828.33 + gnis 829.28 733 [33] 37 Dhp 85 - PDhp 262 830.18 734 [34] 38 Dhp 86 - PDhp 263 + 'di 831.23 735 [35] 39 Dhp 90 - PDhp 86 + 'di 832.21 736 [36] 40 Tha 89 - - + ’di 833.14 737 [37] 41 Dhp 251 - - 724 BROUGH c. 12; BERNHARD: Zur Textgeschichte und Interpretation der Stro­ phen: Dhammapada 294, 295; ders.: Zur Interpretation der Pratîtyasamutpâda-Formel; SCHMITHAUSEN p. 97. - SCHMITHAUSEN rekonstruiert aus UVT mi ni dag par 'gyur zes bya den vierten Päda wie folgt: UV 724 mâtararp pitararp hatvâ râjânarp dvau ca srotriyau / râçtrarp sânucararp hatvâ suddha ity ucyate narah // 725-732 UV hat eine Folge von acht Strophen, die sich in viermal zwei Strophen gruppieren lassen; je zwei Strophen unterscheiden sich dabei jeweils nur durch die Worte pada und gai. UVT hat sechsmal zwei Strophen und setzt jeweils gai vor pada. Die Strophen UVT 30-29 und 36-35 sind völlig identisch mit UVT 26-25 und 32-31. UVVT kündigt zwölf Strophen an, stimmt also in der Anzahl mit UVT überein; UVVT setzt aber wie der UV jeweils pada vor gati. 734 Im vierten Päda deutet UVT rgal dka'i auf einen Wortlaut, der ähnlich den Pkr.-Versionen (macchudheyam suduaram) gelautet hat. 737 SCHMITHAUSEN pp. 53, 60. - Die YBh weicht in der ersten Strophenhälfte ab. Im ersten Päda bestätigt sich diese Fassung durch UVT 'dam rdzab: [UV 737) nâsti kâmasama)? panko nâsti dveçasamo grahah / nâsti mohasamarp jâlarp nâsti tççpâsamâ nadî // 460 XXIX, Yugavarga 38-50 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 835.23 738 [38] 42 Dhp 254 - - + 'di 836.26 739 [39] 43 - - - + 'di + 837.33 740 [40] 44 Dhp 282 - PDhp 376 838.25 741-742 [41cd] 45ab - - PDhp 101 [42cd] 45cd - - [ 41 ab] 46ab Dhp 314 GDhp 337 [42ab] 46cd 839.24 + gnis + gsum PDhp 100 840.22 743 143] 47 SN II 280 GDhp 235 - 842.1 744 [44] 48 SN II 280 GDhp 236 PDhp 284 843.7 745 [45] 49 Dhp 227 GDhp 237 843.29 746 [46] 50 Dhp 228 GDhp 240 PDhp 285 844.11 747 [47ab] 52cd Dhp 229 GDhp 241 PDhp 287 [47cd] - - 748 + gnis PDhp [48abcd] 52abef Dhp 230 GDhp 242 PDhp 288 845.19 749 [49] 53 Dhp 81 GDhp 239 PDhp 93 846.1 750 [50] 54 Ud VII 6 - - 738 SCHMITHAUSEN p. 53. - Die YBh weicht im ersten Päda ab: [UV 738] âkâse vai padarp nâsti sramaijo nâsti bâhyakah / prapancâbhiratâ bâlâ niçprapancâs tathâgatâh // Das Tib. gibt über die Partikel keine Auskunft. 739-740 Es handelt sich offenbar um zwei Strophen, auch wenn UVVT sie nicht ausdrücklich so bezeichnet und das Nidäna aus einem bloßen Hinweis auf eine Sütra- Stelle besteht. 741-742 Siehe oben pp. 370-377. 743 BROUGH c. 235. 744 BROUGH c. 236. UVT legs bsad dran srort rgyal mshan e und drar srori rgyal mshan chos yin pas führen im dritten und vierten Päda auf einen Text, der den beiden Parallelen entspricht: UV 744 bhâçayed dyotayed dharmam ucchrayed ççiijârp dhvajam / subhâçitadhvajâ ççayo dharmo hi ççipârp dhvajaV // Ähnlich wie im Pali muß hier in rsayo eine Auflösung angenommen werden. 745-746 BROUGH CC. 237, 240. 747-748 BROUGH cc. 241, 242. - UV hat zwei Strophen; UVT hat nur eine sechs­ zeilige Strophe, es fehlt eine Entsprechung zu 747cd. Im Kommentar fehlt 747cd ebenfalls. 749 BROUGH c. 238, 239. XXIX. Yugavarga 51-57 461 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp + 'di 847.2 751 [51] 51 Ud VII 7 - - + bzi 848.5 752 [52] 55 Dhp 179 - PDhp 277 PDhp 849.13 - - 56 - - - 849.22 753 [53] 57 Dhp 180 - PDhp 278 - - 754 [54] - Ud VII 7 - 849.33 755 [55] 58 - - - + 'di 850.1 756 [56] 59 Ud VI 7 - - + 'di 851.9 757 [57] 60 Dhp 348 GDhp 161 PDhp 150 751 SCHMITHAUSEN pp. 53, 61, 79. - In der YBh hat diese Strophe folgenden Wortlaut, mit Abweichungen in den ersten drei Pädas: [UV 751) sthitiV prapancas ca na santi yasya yah sarpdänarp parigharp câtivçttah / tarp nistççijarp munirp carantarp na vijânâti sadevako 'pi lokah // Im Gegensatz zur erhaltenen Fassung des UV ist diese Version in der ersten Hälfte Tri$tubh und nur in der zweiten Aupacchandasaka. SCHMITHAUSEN vermutet, daß in ersten Päda *shieh shii zu lesen ist. UVVT kommentiert prapanca (= spros pa) vor (= gnas pa); dies scheint darauf hinzudeuten, daß die dem Tib. zugrundeliegende Fassung noch etwas anders lautete als die der YBh. 752-755 UVVT kündigt vier Strophen an, kommentiert werden jedoch nicht die vier des UV, sondern UVT 55 bis 58. Im Anschluß an UV 752 haben UVT und UVVT eine weitere Strophe, die sich von dieser nur in einem Wort unterscheidet; sie läßt sich aus UVT mhu rsal (vgl. UV 755c) leicht rekonstruieren: [UVT 56] yasya jitarp nopajîyate jitam anveti na karp cid eva loke / tarp buddham anantavikramarp hy apadaip kena padena ne?yasi // UVVT 849.33 sagt nur, daß der Rest leicht zu verstehen sei (Ihag ma ni rogs par sla'o); nach Inhalt dieser Aussage muß es sich um Strophe 755 handeln, die sich von 753 nur in einem Wort unterscheidet: 754 ist eine völlig andere Strophe, die im Tib. ebenso fehlt wie in AD, AM und CH. 756 SCHMITHAUSEN pp. 53, 60. - In der YBh ist der Text, mit Abweichungen in allen Pädas, wie folgt erhalten: [Fortsetzung nächste Seite] XXIX. Yugavarga 59 462 [UV 756] yasya vitarkâ vidhûpitâ adhyâtmam avikalpitâ aseçam / sangarp so 'tîtya rûpasaipjnâ(rp) caturyogâpagato na jâtim eti // Diese Fassung stimmt eher zum Tib. als die erhaltene. Allerdings fehlt im dritten Päda eine Entsprechung zu so. XXX. Sukhavarga 1-10 + gnis + gnis + Ina + gnis 463 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp/Mv PDhp 852.1 758 [1] 1 Dhp 201 GDhp 180 PDhp 81 853.16 759 [2] 2 Dhp 291 GDhp 179 PDhp 117 854.5 760 [3] 3 Dhp 131 - PDhp 204 855.9 761 [4] 4 Dhp 132 - - 855.11 762 [5] 5 Dhp 169 GDhp 328 PDhp 224 856.23 764 (71 6 Tha 303 - PDhp 227 857.31 763 [6] 7 - Mv II 80 - 858.8 - - 8 - Mv II 81 - 858.30 - - 9 - Mv II 81 859.17 766 [9] 10 - - - 862.7 765 181 11 SN I 20 - - 863.11 767 [10] 12 - - - 758 LÜDERS § 190; BROUGH c. 180. 759 BROUGH c. 179. 760 Im vierten Päda läßt sich UVT pha rol u ni eine dem Prakrit entsprechende Lesart voraussetzen: UV 760 sukhakâmâni bhûtâni yo darjrjena vihirpsati / ätmanah sukham eçârjah sa pretya na labhate sukham // 762-764-763 SCHMITHAUSEN p. 109. - Das Tib. setzt Strophe 764 vor 763. Im ersten Päda beider Strophen liegt dem Tib. eher eine - dem Mv entsprechende - Lesart *dharmo hi vai zugrunde, da sadâ fehlt. - UVVT kündigt fünf Strophen an, und es werden die fünf von UVT kommentiert. UV hat keine Entsprechung zu UVT 8 und 9. Eine den beiden tib. Strophen entsprechende Passage findet sich im Mv: [UVT 8] adharmacârî hi naro pramatto yarp yarp gatirp gacchati adharmacârî / so narp adharmo carito hanâti sâmarp gçhîto yatha kççnasarpo // [UVT 9] na hi dharmo adharmo ca ubhau samavipäkinau / adharmo nirayarp neti dharmo präpeti svargatirp // Mv gacchai adharmacârî paßt nicht zu UVT 8b han 'gror 'gro. Keine zwingende Divergenz findet sich zwischen UVT 9 und dem Text des Mv. Im Lautstand entspricht der Text des Mv allerdings nicht unbedingt dem, was wir für die Vorlage des tib. UV erwarten (vgl. neti, präpeti). 766-765-767 UVVT kündigt zwei Strophen an (de las brsams nas shigs su bead pa gfiis gsuris so). Es folgen aber drei Strophen, die ohne ein weiteres Nidäna kommen­ tiert werden. UVVT und UVT setzen Strophe 766 vor 765. 464 XXX. Sukhavarga 13-18 + gsum UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp/CPS PDhp 864.12 768 [11] 13 - CPS 3.11 - 866.1 769 [12] 14 - CPS 3.12 - 866.24 - - 15 - CPS 3.13 - [13] 16 Dhp 79 GDhp 224 PDhp 349 - - - + 867.20 770 + 868.16 771 - 772 870.1 870.12 773 774 [14abcd] 17abcd [15ab] - - - - [15 cd] 17ef - - - [16ab] 17gh - - - [16cd] 18ab - - - - - - [17abcd] 18cdef 769 SCHMITHAUSEN p. 94. - Im ersten und dritten Päda setzt das Tib. folgenden, im CPS erhaltenen Wortlaut voraus: [UV 769] paratomayâ upasargâ devatâ mârakâyikâh / na saknuvanty antarâyaip kçtapunyasya kartu vai // Die Hs. liest paraomayâ; daß dies und nicht WALDSCHMIDTs Emendation parao ye dem Tib. zugrundeliegt, hat SCHMITHAUSEN gesehen. — In der ersten Rez. fehlt eine Entsprechung zu UVT 15. Für die zweite Rez. läßt sich CPS 3.13 dem Tib. zu­ grundelegen: [UVT 15] sa ced dhi sa vyâyatate âryaprajnâya tyâgavân / duhkhasyântakriyâyaiva viçarpbhavati vipasyatah // Im letzten Pâda ist mit der Hs. visambhavai zu lesen; diese Lesart verwirft WALD­ SCHMIDT, da sie gegen das Metrum sei (n. 7), und er setzt dafür sambhavai; dies aber ist sicher gegen das Metrum. Die dritte Silbe der Zeile ist aufgelöst. 770 BROUGH c. 224. - Im Abschluß des Nidäna fehlt ein Hinweis auf die Strophen­ zahl, es ist aber offensichtlich nur eine. - Im vierten Päda führt UVT mkhas pa rag u dga' bar byed auf einen den drei Parallelen entsprechenden Text: UV 770 dharmaprîtih sukharp sete viprasannena cetasä / äryapravedite dharme sadä ramati paijtjitah // 771-774 UVT gibt keinen Hinweis auf die Anzahl der Strophen, die folgen sollen. Mir scheint, daß im Abschluß des Nidäna ein Zahlwort vergessen wurde (man liest: ... de las brsams e shigs su bead pa gsurs so). Im UV folgen vier Strophen; UVT hat, in der Anordnung BECKHs, eine achtzeilige und eine sechszeilige Strophe. UVVT kommentiert insgesamt 14 Zeilen, es fehlt wie in UVT eine Entsprechung zu 772ab. Da 772ab mit 771ab völlig identisch ist, läßt sich allerdings nicht mit Bestimmtheit ausschließen, daß 772ab ein Bestandteil des Textes gewesen ist, der dem Kommentator vorlag. Im ganzen aber scheint für die zweite Rez. eine sechs- (771-772cd), gefolgt XXX. Sukhavarga 18-27 465 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp/CPS PDhp 870.28 775 [18] 19 Ud II 1 CPS 6.7 - 872.30 776 [19] 20 Ud II 1 CPS 6.8 - + 'di 873.21 777 [20] 21 Dhp 333 - PDhp 67 + 'di 874.10 778 121] 22 Dhp 332 - PDhp 66 + 'di 875.7 779 [22] 23 Dhp 194 - PDhp 68 + 'di 875.32 780 [23] 24 - - PDhp 83 + 'di 876.18 781 [24] 25 - - PDhp 82 + gnis 877.21 782 [25] 26 Dhp 206 GDhp 175 PDhp 69 878.12 783 Dhp 207 GDhp 176 PDhp 70 + gnis [26abcd] 27abcd [26ef] 879.14 + 'di 784 28cd [27abcd] 28abef - - - Dhp 193 GDhp 173 PDhp 79 von zwei vierzeiligen Strophen (773, 774) plausibel. - In 773d scheint UVT nags shal na auf eine Lesart vanesu statt guhasu zu deuten. 779 SCHMITHAUSEN pp. 90, 109. - Ich bin nicht sicher, ob UVT saris rgyas mams ni einen Plural der Vorlage im ersten Päda voraussetzt; in UVVT erscheint saris rgyas ohne mams. Vgl. auch chos mams im zweiten und dge 'dun mams ni im dritten Päda. 781 SCHMITHAUSEN p. 90. - Im MSV-Prâtimokçasûtra (BANERJEE p. 166) lautet die Strophe wie folgt: [UV 781] sukhâ nadî sûpatîrthâ sukharp dharmajito janah / sukharp prajhâpratîlambho hy asmimânakçayah sukham // Im ersten Päda liest die Hs. sukhânaî sûyaîrhah , was BANERJEE zu sukhâ nadî sukham îrham emendiert. Die hier eingesetzte Lesart aus BERNHARDS Edition ist verbürgt durch UVT 'jug dogs bde ba (su-upaîrha) , das Präverb ne bar erscheint in der Glosse in UVVT. - Im zweiten Päda wird jana durch UVT bestätigt; die zweite Zeile des Tib. ist mit KT zu lesen: chos kyis rgyal ba'i skye bo bde (nicht rgal ba'i, wie BECKH emendiert). Im UVVT erscheinen chos kyis rgyal ba'i (CD) und dann noch einmal rgyal ba als Definienda; das letztere scheint (gegen UVT skye bo) jinah (ent­ sprechend UV) zu bestätigen, das Wort wird aber durch skyes bu dam pa glossiert. Im Nidäna steht eine Strophe, in der die Aussagen des UV erfragt werden (so daß die UV-Strophe die Antwort ist), dort heißt es: skye bo gart zig bde bar 'dod. - Deutlich bestätigt sich die Variante im dritten Päda durch UVT ses rab thob par gyur pa bde. 782 BROUGH c. 175; SCHMITHAUSEN p. 90. - Im zweiten Päda liest die zweite Rez. mit MSV-Prâtimokçasûtra (BANERJEE p. 166) und PDhp: [UV 782] sukhaip darsanam âryânârp sarpvâso 'pi satâ sukhajj / adarsanena bâlânârp nityam eva sukhaip bhavet // 783-784 BROUGH cc. 176, 173. - Die Abweichung in der Zählung von UVT ist nicht 466 XXX. Sukhavarga 28-37 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp/CPS PDhp 880.5 785 [28] 29 SN 1 212 - - 881.7 786 [29] 30 SN I 212 - - + 'di 882.10 787 [30] 31 Dhp 290 GDhp 164 PDhp 77 + gsum 883.10 788 [31] 32 Ud II 2 CPS 1.10 - + gnis 884.6 789 [32] 33 SN III 26 CPS 1.11 - 884.32 790 [33] 34 - CPS 1.12 - + 'di 885.26 791 [34] 35 Dhp 331 - PDhp 65 + gnis 886.23 792 [35] 36 Ud VIII 10 - - 887.15 793 [36] 37 Ud VIII 10 - - 888.17 794 [37] 38 Ud II 10 - - + gnis + 'di BECKH anzulasten: wie es scheint, ist UVT 28cd vor 28ab geraten, vielleicht aufgrund einer tib. Konjektur. UVVT bestätigt klar UV 783 (mit UVT 28cd) als sechs-, und 784 als vierzeilige Strophen, separiert durch ein Nidäna. - UVT rjes su 'gyod par 'gyur paßt im Präverb nicht zu prasocai in 783b. 786 iha (786d) fehlt im Tib. 787 BROUGH c. 164. 788-790 Zu 788 kündigt der Kommentar drei Strophen an, dann noch einmal zwei zu 789-790. Das Nidäna zu den beiden letzteren ist offenbar als Fortsetzung zu 788 zu verstehen (dge siori dag khyed la khur bsad par bya'o zes rgya eher gsuris e / shigs su bead pa gnis gsufis so). - Für den zweiten und dritten Päda von 789 bestätigt sich durch UVT phyi nas gzan dag und khur gyis sdug bsfial blafis pas na die Variante, die sich im CPS findet: [UV 789] nikçipya hi gururp bhârarp nâdadyâd apararp punah / bhärasya duhkham âdânarp bhâranikçepaparp sukham // 791 HAHN, GGA 231 (1979) p. 286. 793 UVT go 'phafi führt auf einen Text, der von UV und Ud etwas abweicht: UV 793 evarp samyagvimuktânêrp kâmapankaughatârinàm / prajnâpayiturp gatir nâsti prâptânâm acalarp padam // 794 UVT srid dari srid min las und de ni 'jigs bral bde ziri führen auf einen Text, der im zweiten und dritten Päda dem Pali entspricht: UV 794 yasyäntarato na santi kopä ittharpbhavâbhavarp ca yo nivçttah / tarp vigatabhayarp sukhîrp visokarp devâ nänubhavanti darsanena // Diese Fassung bedeutet einen Akk. auf -îrn, der in der zweiten Rez. etwas häufiger zu sein scheint als in der ersten (vgl. oben pp. 125-126). XXX. Sukhavarga 38-52 + *bzi 467 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 889.32 795 [38] 39 - - - 891.23 796 [39] 40 Ud II 5 - - PDhp 892.1 797 [40] 41 Ud II 6 - - 892.10 798 [41] 42 - - - + 'di 892.11 799 [42] 43 Ud II 9 - - + lha 894.3 800 [43] 44 Dhp 199 GDhp 165 PDhp 257 895.1 802 [45] 45 Dhp 198 - - 895.7 803 [46] 46 - - - 805 [48] 47 - - - 895.14 804 [47] 48 Dhp 197 GDhp 166 PDhp 256 + geig 895.23 801 [44] 49 Jât VI 54 - - + gnis 896.4 806 [49] 50 Dhp 200 GDhp 168 PDhp 258 - 896.28 807 [50] 51 - - + 'di 897.1 808 [51] 52 Ud 11 4 - - + 897.30 809 [52] 53 Dhp 83 GDhp 226 PDhp 80 795-798 Das Zahlwort bzi, das ich oben eingesetzt habe, steht nicht in UVVT, es geht aber mit hinlänglicher Deutlichkeit aus dem Kommentar hervor, daß es sich um vier Strophen handelt, da im Nidäna zweimal zwei Strophen angekündigt werden. 800 ff. UVVT kündigt fünf Strophen an, und diese fünf scheinen in UVT 44-45-46- 47-48 vorzuliegen. Jedoch kommentiert UVVT nur vier dieser fünf: UVT 47 fehlt im Kommentar. Davon abgesehen, stimmen UVVT und UVT aber in der Strophenfolge überein, insbesondere setzt das Tib. UV 801 hinter die Sequenz der fünf (in UVT und entsprechend der Ankündigung des Kommentars) respektive vier Strophen (die in UVVT de facto kommentiert werden). UV 805 unterscheidet sich von 803 nur in den Worten himsaka (='she ba) und hefhaka (= gnod sems). Es mag sein, daß der Kommentator die beiden Worte so selbstverständlich als Synonyme aufgefaßt hat, daß er nur das erste erklärte und das zweite einer weiteren Erwähnung nicht mehr wert befand. 801 UVVT und UVT stimmen darin überein, diese Strophe hinter die soeben genannte Sequenz der fünf zu setzen. Bemerkenswert ist die Formulierung im Abschluß des Nidäna: shigs su bead pa geig smos so [smras so CD], mit geig statt 'di und smos [smras] statt des sonst üblichen gsuris. 806 BROUGH c. 168. 809 BROUGH c. 226. - Eine Formulierung wie 'di gsuris so o. ä. fehlt im Abschluß des Nidäna. - UVT kun tu 'gro bar byed und bran mams führen in der ersten Stro­ phenhälfte auf einen abweichenden Text: XXX. Sukhavarga 52 468 UV 809 sarvatragâh satpuruçà bhavanti na kâmahetor lapayanti dhîrât) / spççtâ hi duhkhena tathâ sukhena noccâvacâh satpuruçâ bhavanti // Es ist m. E. nicht notwendig, aus UVT mit BROUGH sarvara vrajani zu rekon­ struieren; UVVT kommentiert erst kun u 'gro ba, dann skyes bu dam pa, das Verb wird nicht kommentiert. UV saparapa erscheint eher wie ein Versehen. - In bezug auf dhîrâ stimmt die zweite Rez. mit GDhp überein, während UV sanah dem Dhp und PDhp entspricht. XXXI. Cittavarga 1-22 469 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 899.1 810 [1] 1 Dhp 35 - PDhp 346 + 900.6 811 [2] 2 Dhp 34 - PDhp 344 + 'di + 901.7 812 [3] 3 - - - 902.1 813 [4] 4 - - - 902.21 814 [5] 5 Dhp 326 - - 903.21 815 [6] 6 Dhp 153 - - 904.21 816 [7] 7 Dhp 154 - - + gnis + 905.18 817 [8] 8 Dhp 83 GDhp 136 PDhp 343 + 'di 906.17 818 [8A] 9 Dhp 37 - PDhp 345 + gnis 907.26 819 [91 10 Dhp 42 - - 909.5 820 [10] 11 Dhp 43 - - 909.13 821 [11] 12 Dhp 13 GDhp 219 PDhp 352 910.7 827 [17] 13 Dhp 14 GDhp 220 PDhp 353 822 [12] 14 - - PDhp 354 828 [18] 15 - - PDhp 355 823 [13] 16 - - PDhp 356 829 [19] 17 - - PDhp 357 824 [14] 18 - - - 830 [20] 19 - - - 825 [15] 20 - - - + bcu gnis 831 [21] 21 - - - 826 [16] 22 - - - 832 [22] 23 - - - 811 Am Ende des Nidäna fehlt ein Hinweis auf die Strophenzahl. - UVT bdag gi sems ni führt auf einen anderen Text im dritten Päda: UV 811 vârijo vâ sthale kçipta okâd oghât samuddhçtah / parispandaty âtmacittarp mâradheyarp prahâtavai // 812-814 Der Kommentar gibt zu Strophe 813 nur ein sehr kurzes Nidäna, das als Fortsetzung zum vorherigen (zu 812) gelten kann; es handelt sich dann um eine Sequenz von drei Strophen. 817 Am Ende des Nidäna fehlt ein Hinweis auf die Strophenzahl. 818 SCHMITHAUSEN p. 106. 819 UVT scheint hiam im zweiten Päda als hi arn aufzufassen. 821-832 Der Kommentar äußert sich zu den auf 821 folgenden Strophen en bloc, so daß die Strophenfolge nicht ersichtlich ist. - Der UV variiert zweimal die sechs Begriffe räga, dvesa, moha, mana, lobha, rsnä; UVT setzt zweimal räga, zweimal 470 XXXI. Cittavarga 23-34 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 910.15 833 [23] 24 Dhp 1 GDhp 201 PDhp 1 912.9 834 [24] 25 Dhp 2 GDhp 202 PDhp 2 + gsum 912.12 837 [27] 26 - - - 913.25 835 [25] 27 - - PDhp 337 914.6 836 [26] 28 - - PDhp 338 + 914.20 838 [28] 29 Dhp 38 - PDhp 336 + gnis 915.21 839 [29] 30 Dhp 339 - PDhp 237 916.26 840 [30] 31 - - - 917.21 841 [31] 32 Dhp 371 GDhp 75 PDhp 33 + 918.1 842 [32] 33 Dhp 280 GDhp 113 PDhp 30 + gnis 919.24 843 [33] 34 Ud IV 1 - - 920.20 844 [34] 35 Ud IV 1 - - + dvesa usw., zeigt also eine Anordnung mit sechsmal zwei Strophen, nicht zweimal sechs wie der UV. PDhp stimmt in der Anordnung mit UVT überein, beschränkt sich aber auf räga, dvesa (Pkr. dosa) und moha. 833-834 BROUGH c. 201. - Der Kommentar enthält keine Angabe zur Strophen­ zahl; daß es sich um zwei handelt, geht aber aus dem Nidäna insofern hervor, als sich der Buddha an zwei verschiedene Personen richtet. 837-835-836 UVVT und UVT stimmen darin überein, Strophe 837 vor die beiden anderen zu setzen. - Für 835d ergibt sich aus UVT rdzogs sofs rgyas kyis bsan pa yi der folgende Wortlaut: UV 835 nâprasannena cittena duçfena kçubhitena vâ / dharmo hi sakyam âjnâtum samyaksarpbuddhadesita(i // 838 Der Kommentar macht keine Angabe zur Strophenzahl. 841 BROUGH c. 75. - Zu dieser und der folgenden Strophe fehlt eine Angabe zur Strophenzahl. 842 UVT 'dug par byed pa dari stimmt eher zum Pkr. (Dhp anutthahano, GDhp anuthehadu). Gleiches gilt für UVT Iah sho (Dhp yuvä, keinesfalls UV vâcâ) und UVT ses rab (Dhp pannäya). 843 Diese Strophe läßt sich dem Pali entsprechend wie folgt rekonstruieren: UV 843 kçudrârp vitarkârçi sûkçmârp vitarkârp samudgatârp mânasasarpplavârtham / etân avidvâip manaso vitarkarp punah punar dhâvati bhrântacittati // 844 Nach UVT ist diese Strophe im dritten Pâda gleichlautend mit dem zweiten Pâda der vorherigen. Im ersten Päda rekonstruiere ich aus UVT ses na (dies wird in XXXI. Cittavarga 35-43 471 UVVT UV [UV) UVT Pali GDhp PDhp + gnis 921.3 845 (35) 36 Dhp 40 - PDhp 351 922.15 847 [37] 37 - - - + gnis 922.20 846 [36] 38 - - - 848 [38] 39 - - + 'di + 'di + 'di + 1ha 922.30 849 [39] 40 Dhp 89 - PDhp 266 923.29 850 [40] 41 - - - 924.25 851 141] 42 Ud IV 5 - - 925.29 854 [42B] 43 - - PDhp 249 926.33 853 [42A] 44 - - - 852 [42] 45 - - - 927.4 - - 46 - - - 928.1 855 [43] 47 AN IV 151 GDhp 195 PDhp 246 UVVT nicht erklärt). Im vierten Päda deutet hams cad ma lus blo yis rab u spon auf eine Variante, die dem Pali etwas näherkommt: UV 844 etâips tu vidvârp jnâtvâ vitarkân âtâpavârp sarpvaravârçi smrtâtmâ / samudgatâip mânasasarpplavârtharp sarvân aéeçârp prajahâti buddhyâ // 845-848 Die vier Strophen unterscheiden sich nur geringfügig im ersten Päda, den­ noch gibt UVVT ein neues Nidäna zu den beiden letzten Strophen, die en bloc er­ klärt werden. In der Strophenfolge stimmen UVVT und UVT darin überein, 847 vor 846 zu setzen. 849 UVVT erklärt gari gis als erstes Wort des ersten Päda, so daß wir für die zweite Rez. einen dem Pkr. entsprechenden Wortlaut annehmen müssen. Gleiches gilt für den dritten Päda, den ich aus UVT gari zig len la mi dga' ziri rekonstruiere: UV 849 yeçârp sarpbodhi-afigeçu samyak cittarp subhävitam / âdânarçi pratiniljsçjya cânupâdâya ye ratâh / kçîrçâsravâ vântadoçâs te loke parinirvçtâh // In UV sambodhyangesu yesâms u sind die drei letzten Akçaras von BERNHARD nur ergänzt. Zu anupâdâya als Indeklinabile vgl. BHSD s. v. 854-853-852-855 BROUGH c. 195. - UVVT kündigt fünf Strophen an (shigs su bead pa lha'i bar du gsuris so), und in UVT sind fünf Strophen in einer dem Kommentar entsprechenden Reihenfolge vorhanden. UV hat nur 852 und 855; 854 und 853 hat BERNHARD nach dem Tib. rekonstruiert. UVVT kommentiert 853 und 852 en bloc, es ergibt sich somit auch für den Kommentar eine Anzahl von fünf Strophen. - Die UVT 46 entsprechende Strophe fehlt im UV, eine Parallele ist nicht bekannt. Die 472 XXXI. Cittavarga 44-52 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 928.32 856 [44] 48 Jât I 275 GDhp 127 - 929.26 857 [45] 49 Dhp 96 - PDhp 88 930.15 858 [46] 50 Tha 398 GDhp 57 - 931.1 859 [47] 51 - - - 932.6 860 [48] 52 - - - + 'di 932.14 861 [49] 53 Ud IV 4 - - + 'di 933.18 862 [50] 54 Dhp 185 - - 935.1 863 [51] 55 Tha 85 - - + gsum + gnis PDhp Strophe könnte wie folgt gelautet haben: [UVT 46] sarvapremrjaV sarvasakhyuh sarvabhûtânukampinah / maitrabhâvitacittasya sukharp samativardhate // 856 UVVT kommentiert im zweiten Päda erst mi, dann zum pa med pa'i yid kyis SU. 857 LÜDERS § 108. - UVT skyob pa (glossiert durch: gzan gyi don du kho na fiid son par byed pa'i hart shul can; das Definiendum allerdings lautet: skyob skyes, sicher ein Fehler) führt auf einen Text, der im vierten Päda Dhp und PDhp entspricht: UV 857 säntam asya mano bhavati sântâ vâk kâyakarma ca / samyagâjnâvimuktasya hy upasântasya tâyinaV // 858 BROUGH c. 57. 859-860 SCHMITHAUSEN p. 68. - Die beiden Strophen haben in der zweiten Rez. wahrscheinlich so gelautet: UV 859 sukharp svapanti täyino na te socanti kincanam / na teçârp vidyate kâmâ yeçârp dhyânaratarp manah // UV 860 modanti bata munayo na te socanti kincanam / na teçârp vidyate kâmâ yeçârp dhyânaratarp manah // In 859a ergibt sich ayin aus UVT skyob pa. Für die jeweils zweiten Pädas ergibt sich kiricana aus UVT curt zad. Für 860b belegt DU ein kificana / na [v]e; na [v]e ist als na te- zu lesen. Dritter und vierter Päda sind nach Ausweis des UVVT in der zwei­ ten Rez. gegenüber der ersten vertauscht und m. c. ist manas statt citta für UVT yid vorauszusetzen (SCHMITHAUSEN n. 76). Dies gilt für beide Strophenhälften, die nach dem Tib. gleich lauten. 860a rekonstruiere ich aus UVT hub pa kye ma'o dga' bar 'gyur. 862 SCHMITHAUSEN pp. 88, 91, 100, 101. - Das Nidäna schließt mit: so sor har pa hog mar 'di bsan o. Eine Angabe zur Zahl der Strophen fehlt. 863 SCHMITHAUSEN pp. 54, 60. - Die YBh hat folgenden Wortlaut: XXXI. Cittavarga 52-60 + 'di [gnis] + drug 473 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp 936.12 864 [52] 56 - 937.15 865 [53] 57 Ud IV 2 937.30 866 [54] 58 Ud IV 2 938.25 867 [55] 59 - - 939.26 868 [56] 60 - 939.31 869 157] 61 - 940.1 870 [58] 62 - 940.10 871 [59] 63 - 940.12 872 [60] 64 - PDhp - - - - UV 863 cittanimittasya kovidah pravivekasya ca vindate rasant / dhyâyî nipakah pratismçto bhunkte prîtisukharp nirâmiçam // UVT ro rned dan und myofi stimmen hiermit überein. 864 SCHMITHAUSEN p. 69. - Die Hs. DU zeigt im vierten Pâda eine Abweichung, die mit UVT in Einklang steht; in UVT ist bden dga' (nicht dben dga') zu lesen (mit UVVT: bden dga' zes bya ba ni bden pa la la ziri gus par byed pa'i phyir te): UV 864 manaS ca yo rakçati bhâçitarp ca ceçte ca kâyasya sadaiva yuktalj / sa prâpya sokarp hi na duhkhitah syât satyasthitah satyaratah sumedhâh // 865 Die Angabe shigs su bead pa gnis findet sich im Nidäna zu 864. Der Kom­ mentator gliedert die drei Strophen in "diese" (864) und "zwei", die folgen (865-866). - UVT Mud kyi weist deutlich auf den im Ud vorgefundenen Wortlaut im vierten Päda: UV 865 arakçitena cittena mithyâdç§tihatena ca / stînamiddhâbhibhûtena vasarp märasya gacchati // 866 SCHMITHAUSEN p. 69. - Im sechsten Päda wird der in DU zu einem Teil erhal­ tene Wortlaut durch UVT sdug bsrial zad pa hob bestätigt: UV 866 tasmêt rakçitacittah syât samyaksarpkalpagocarah / samyagdç§tipuraskâro jnâtvâ caivodayavyayam / stînamiddhâbhibhûr bhikçur duhkhakçayam avâpnuyât // Das Pali stimmt hier mit der ersten Rez. überein. 867-872 SCHMITHAUSEN p. 69. - UVT sems dul führt auf die Variante, die DU für 869 im ersten Pâda belegt: ciadamanasamyamah sukham. Da die sechs Strophen sich nur in der zweiten Strophenhälfte unterscheiden, gilt die Variante auch für die fünf anderen Strophen. 474 XXXII. Bhikçuvarga 1-5 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 941.1 873 [1] 1 Ud III 7 + 'di 944.4 874 [2] 2 Ud III 8 + 'di 944.19 875 [3] 3 Ud III 1 + gnis 945.22 876 [4] 4 Ud IV 8 947.6 - - 5 - 947.13 877 [5] 6 Ud III 9 - - + 'di 874 UVT nor dort .glossiert durch: don] führt im vierten Päda auf folgenden Text: UV 874d na tu satkârayaso'rthâbhikâhkçirje // 875 Im ersten Päda ist karma Ergänzung BERNHARDS (mit Ud gegen UVT), das Tib. hat aber deutlich: 'dod pa. Im dritten Päda weist UVT hub pa bsan pa yis eher auf die Variante von CF: UV 875 sarvakämajahasya bhikçuno dhunvânasya puraskçtarp rajah / amamasya sthitasya tâyino hy atho nâsti janasya lâpanam // Zu bsan pa yis gibt BECKH keine Variante, in UVVT wird das Wort leider nicht erklärt. CF stimmt im Wortlaut zu Pali thitassa adino und ist sicher ursprünglicher als die Konstruktion mit sadâ in der ersten Rezension. Ich nehme an, daß wir im Tib. bran pa yis zu lesen haben, dies wäre eine gute Übersetzung für shia anavashiaciasya (vgl. UV 838 = sems kyi bran pa med pa yis); vielleicht deutet bran pa auch auf ein sthira. 876 UVVT und UVT haben hier zwei Strophen, nicht nur eine wie der UV. Die Vor­ lage von UVT 5 ist mit UV 876 gleichlautend, nur das letzte Wort des vierten Päda ist nicht adusÇacia, sondern entspricht UVT yid legs bzag la; UVVT kommentiert erst legs bzag la, dann yid. Vgl. UV 303 adhisfhamänah = legs 'jog pa na? 877 SCHMITHAUSEN pp. 54, 60. - Die YBh hat folgenden, in allen Pädas abwei­ chenden Text: UV 877 aiilpajîvî laghur âtmakâmo jitendriyati sarvato vipramuktah / anokasârî amamo niräsah kâmân prahâyaikacaro ya[s] sa bhikçuh // Das syntaktisch überflüssige ya[s], von dem SCHMITHAUSEN sagt, daß es in der tib. Version der YBh fehlt, ist metri causa zu streichen. Im übrigen bestätigen UVT bzo yis mi 'tsho und kun las rnam grol ziü die Lesarten asilpafîvî und sarvao vipra- mukah. UVT dban po dul dah [ziii K] erscheint schwer eindeutig, in der Glosse von UVVT allerdings findet sich dbah po thul ba, das klar jiendriya voraussetzt. Die Ab- XXXII. Bhikçuvarga 6-17 + 'di 475 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 948.30 878 [6] 7 Dhp 376 GDhp 60 PDhp 64 + 950.16 879 [7] 8 Dhp 362 GDhp 53 PDhp 52 + 'di 951.22 880 [8] 9 Dhp 364 GDhp 64 PDhp 226 + gnis + drug + 952.16 881 [9] 10 Dhp 373 GDhp 55 PDhp 60 953.11 882 [10] 11 Dhp 374 GDhp 56 PDhp 61 954.2 883 [11] 12 - - - 884 [12] 13 - - - 885 (131 14 Ud III 4 - - 886 [14] 15 - - - 887 [15] 16 - - - 888 [16] 17 - - - 889 [17] 18 Dhp 367 GDhp 79 - 955.10 weichungen in der zweiten Strophenhälfte sind vom Tib. her schwer zu entscheiden. 878 BROUGH c. 59, 60. - Die Strophe läßt sich aus dem Tibetischen wie folgt rekonstruieren: UV 878 mitrarp bhajeta pratirûparp suddhâjîvo atandritah / pratisamstâravçttih syâd âcârakusalo bhavet / tata âcârakusalo duhkhakçayam avâpnuyât // 879 BROUGH c. 53. - Der Kommentar macht keine Angabe zur Strophenzahl. - Aus UVT dbar po legs bsdams sih und de ni dge slor yin zes gsurs [gsur K] ergeben sich folgende Abweichungen im zweiten und vierten Päda: UV 879 hastasarpyatah pädasarpyato vâcâsatpyatah saipvçtendriyati / âdhyâtmaratah samâhito hy ekah saiptuçitas tam âhur bhikçum // In dieser Fassung stimmt die zweite Rez. mit den drei Parallelversionen überein. Für die fünfte Silbe der zweiten Zeile und die drittletzte der vierten müßte die Lizenz einer Kürze gelten. 882 Die Strophe läßt sich aus dem Tib. wie folgt rekonstruieren, mit Abweichungen in den Pädas vier bis sechs: UV 882 yato yatah sarpspféati skandhânâm udayavyayam / tatas tatah sa labhate prämodyarp pritim eva ca / pramodyabahulo bhikçur duhkhakçayam avâpnuyât // 883-888 Die sechs Strophen variieren die Begriffe räga, dvesa, moha, mana, lobha, rsnä. UVVT kommentiert nur Strophe 883. 889 UVVT enthält keinen Hinweis auf die Strophenzahl. 476 XXXII. Bhikçuvarga 18-26 + gnis + drug UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 956.8 890 [18] 19 Dhp 266 GDhp 67 - 957.1 891 [19] 20 Dhp 267 GDhp 68 - 957.27 - - 24 - - - 958.30 - - 25 - GDhp 69 - 959.9 893 [21] 22 Dhp 368 GDhp 70 PDhp 59 959.19 892 [20] 21 - - - 959.26 - - 23 - - - 960.4 894 [22] 26 Dhp 32 GDhp 73 - 960.16 895 [23] 27 - GDhp 72 PDhp 58 + 'di 961.17 896 [24] 28 Dhp 378 - PDhp 53 + gsum 962.19 - - 29 - - - 963.4 897 [25] 30 Dhp 372 GDhp 58 PDhp 62 963.6 898 [26] 31 Dhp 375 GDhp 59 PDhp 63 + 'di 890-891 BROUGH cc. 67, 68. 893-892-894 BROUGH c. 70. - Im UV sind drei Strophen erhalten, in UVT sind es sechs. UVVT kommentiert ebenfalls sechs, allerdings nicht in derselben Folge wie UVT. UVT stimmt mit dem UV darin überein, 893 auf 892 folgen zu lassen, UVVT stellt die beiden Strophen um. Ferner setzt UVVT gegenüber UVT die Strophen 24 und 25 vor die vier übrigen. - Die drei im UV fehlenden Strophen lassen sich, in der Ordnung des Kommentars, wie folgt rekonstruieren: [UVT 24] maitrâvihârî yo bhikçuh prasanno buddhasäsane / durgâd uddharate 'tmänarp pankasannaiva kunjarafi // [UVT 25] maitrâvihârî yo bhikçuh prasanno buddhasäsane / dhunâti pâpakârp dharmârp drumapatraip yathânilah // [UVT 23] maitrâvihârî yo bhikçuh prasanno buddhasäsane / spjéati hy anupûrvena sarvasarpyojanakçayam // Die hier eingesetzten Pädas finden sich so an anderen Stellen und wurden über das Tib. lediglich identifiziert. Als Vorlagen dienten: UV llOcd, 658cd, 113cd. 895 BROUGH c. 72. 896 Im ersten Päda fehlen vier Silben. Die von BERNHARD angeführte Rekonstruk­ tion DE LA VALLÉE POUSSINs (n. 3) ist nach dem Tib. wie folgt zu ändern: UV 896 âântakâyah âântacittah sântavâk susamâhitah / vântalokâmiço bhikçur upasânto nirucyate // Die Definienda folgen in UVVT so aufeinander: lus zi - sems zi - riag [BECKH irr­ tümlich: dag] ni zi ba dah - legs par miïam gzag [UVT: bzag]. 897 In UVVT und UVT steht vor 897 noch eine andere Strophe, die sich von 897 XXXII. Bhikçuvarga 27-30 477 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 963.28 899 [27] 32 Dhp 185 GDhp 59 PDhp 63 + 'di 964.30 900 [28] 33 Itiv 97.1 - - + 'di 965.30 901 [29] 34 Itiv 97.2 - - + 'di 966.25 902 [30] 35 Itiv 97.3 - - nur im vierten Päda unterscheidet. Aus UVT dge slofi yin zes brjod par bya läßt sich das fehlende Stück leicht ergänzen: [UVT 29] nasty aprajnasya vai dhyânarp prajnâ nâdhyâyato 'sti ca / yasya dhyânarp tathâ prajnâ sa vai bhikçur nirucyate // UVT 30 fehlt im Kanjur. 898-899 BROUGH c. 59, 60. - Die Folge der Definienda in UVVT (dban po bsdams bya zih wird vor chos ses erklärt) deutet im ersten Päda von 899 auf die Lesart, die wir in den Pkr.-Texten finden (Dhp 375c, GDhp 59c, PDhp 63c). Im sechsten Päda rekonstruiere ich aus UVT 'di ni saris rgyas bsan pa yin (entsprechend Dhp 185f): UV 899 indriyaguptifi sarptuçtib prâtimokçe ca sarpvarah / mâtrajnatâ ca bhakteçu prântarp ca sayanäsanam / adhicitte samâyogam etad buddhasya Sâsanam // indriya" ist vermutlich wie ein ta-Gana zu skandieren, vgl. oben p. 51. 900 In der zweiten Strophenhälfte weicht das Tib. vom erhaltenen Text des UV ab, ohne daß ich eine vollständige Rekonstruktion geben könnte. DU liest am Anfang des dritten Pâda: sa vai kalyäna. 901 Im ersten Päda rekonstruiere ich den Text nach der Folge der Definienda in UVVT (legs bsgoms - gari gis - chos); ebenso folge ich im dritten der Folge der Defi­ nienda (de ni - dge ba'i chos can). Für den vierten bestätigt sich durch den Kommentar die Lesart von DU: UV 901 subhâvitâ yasya dharmâb saptasarpbodhapakçikâh / tarp vai kalyârradharminam âhur bhikçurp sa mâ hi tarn // 902 Es fehlt ein Hinweis auf die Strophenzahl im Kommentar. - UVT dge ziri ses rab ldan pa de [Idari pa in BECKHs Ausgabe ist sicher nur ein Druckfehler] zag med dge slori yin zes gsuris [gsuri K] paßt eher zu P. tarn ve kalyanapanho i âhu bhikkhum anäsavam. 478 XXXII. Bhikçuvarga 31-39 + gnis + 'di + gnis + 'di UVVT UV 967.23 903 969.1 904 969.15 905 [UV] UVT [31abcd] 36bcde [32ab] 36fa [32cd] 37cd [33ab] 37ab [33cd] 38ab Pali GDhp/Mv PDhp Dhp 371 GDhp 65 PDhp 272 Dhp 372 GDhp 66 PDhp 273 Ud III 10 Mv II 418 - Ud III 10 Mv II 418 - - 970.13 906 971.14 907 [35] 39 Ud III 10 Mv II 418 - 972.3 908 [36] 40 Ud III 10 Mv II 418 - Ud III 10 Mv II 418 - [34abcd] 38cdef 972.30 - - 41 973.9 909 [37] 42 Ud III 10 Mv II 418 - 973.27 910 [38] 43 Ud III 10 Mv II 418 - 974.29 911 [39] 43 Ud III 10 Mv II 418 - 903-907 BROUGH c. 65, 66; HAHN, GGA 231 (1979) p. 283. - Wie es scheint, ist UVT etwas durcheinander geraten. UVT 36 enthält UV 904a als sechste, 904b als erste Zeile, zwischen beide geschoben liegt vierzeilig UV 903. UVT 37 enthält die erste Hälfte von UV 905 und dann die zweite von 904. UVT 38 enthält die zweite Hälfte von 905 sowie, ohne weitere Verwerfung, UV 906. Man gewinnt somit den Eindruck, der Tibeter habe Strophe 904 aus dem Kontext herausgenommen, in Zeilen zerlegt und dann 904b (= UVT 36a) zwischen 902 und 903 geschoben, 904a (= UVT 36f) zwischen 903 und 905 und schließlich 904 cd (= UVT 37cd) zwischen die beiden Hälften von 905. Dies ist ein willentlicher oder versehentlicher Akt tib. Redaktion, der in jedem Fall ohne die Konsultation des Kommentars vorgenommen wurde: UVVT folgt exakt dem erhaltenen Skr.-Text. - In den Strophen 905 bis 907 setzt das Tib. einen anderen Text voraus: UV 905 ayarp lokati tâpajâto skandhân Stmeti manyate / yena yena hi manyate tat tad bhavati cânyathâ // UV 906 loko 'yam anyathâbhûto bhavasakto bhave ratah / bhavâbhinandî bhavadarsi bhavam evâbhinandati // UV 907 yatra nandate tad duhkharp yasya bibheti tat sukham / bhavasya viprahânâya brahmacaryam ihoçyate // 905a folgt den Definienda im Kommentar. 905b bedeutet lediglich eine andere Auffassung dessen, was BERNHARD als skandhä nämei manyae schreibt. 905c beruht auf UVT ji lar ji lar bsam byas pa. Für 906c lauten die Definienda: srid la mhon chags - srid la Ia; in bhavadarsin ist eine Auflösung der beiden ersten Silben des Wortes anzunehmen. 906d entspricht der Pali-Fassung. In 907a gilt für die fünfte Silbe die Lizenz einer Kürze. In dieser Fassung entspricht 907 weitgehend dem Pali. XXXII. Bhikjuvarga 40-47 + drug 479 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 975.21 913 [41] 44 - - - 976.14 912 [40] 45 Ud IV 10 - - 976.20 915 [43] 46 - - - 914 [42] 47 - - - - 916 [44] - - - - - 917 [45] - - - - 976.26 919 [47] 48 Ud IV 9 - - 918 [46] 49 - - - In UVT 39b lies: skyi g.ya'. 908ff. UVVT enthält keinen ;genauen Hinweis auf die Anzahl der Strophen, die folgen sollen (das Nidäna endet : bsan pa 'di brsams so); es handelt sich offenbar um mehrere. - Im UV fehlt eine Entsprechung zu UVT 41; nach dem Tib. unterscheidet sich diese Strophe nur in einem Wort von der vorausgehenden (UVT 40 ries 'byuri min [K] = UV anihsra; UVT 41 mam grol min entspricht Ud avippamua). In den beiden Strophen stimmt UVT nicht genau zum Text von UV 908. UVT ji sned pa deutet eher auf Ud [und Mv] ye hi keci. UVT ist allerdings in Versen, nicht in Prosa wie Ud und Mv. 910-911 Den beiden Strophen des UV entspricht in UVT (wie in Ud und Mv) eine Prosapartie. Der Text der zweiten Rez. läßt sich etwa wie folgt rekonstruieren: UV 910 ye kecid bhavâh sarvatratâye sarve te 'nityä duhkha viparinâmadharminah evam etad yathâbhûtarp samyak- prajnayâ pasyato bhavatfçnâ prahîyate vibhavo 'bhinandati // UV 911 tasya nirvrtasya bhikçor anupâdâya punarbhavah pretya na bhavati / abhibhûtamâro vijitasarpgama upatyagät sarvabhavâni tâdî evam eço duhkhântah // 913-912-915-914 SCHMITHAUSEN p. 106. - UVVT und UVT setzen die ungeraden Strophen (913, 915) vor die geraden (912, 914). UVT ne bar zi ziri sems zi ba und de ni yari srid med par 'gyur führen auf folgende Abweichungen: UV 913 upasântasântacittasya vastucchinnasya bhikçunah / vikçîno jâtisarpsêro nâsti tasya punarbhavah // Die Abweichung im ersten Pâda gilt für 913a und 912a, die im dritten für 913d, 915d und 919d, wo die Zeilen jeweils wiederholt werden. 916-917 Zu diesen beiden Strophen fehlt eine Entsprechung im Tib. 919-918 Diese Strophen gehören zu der Sequenz der sechs, die der Kommentar angekündigt hat. Im Tib. sind 919 und 918 ebenso vertauscht wie oben 913-912 usw. 480 + bdun + 'di + drug XXXII. Bhikçuvarga 48-67 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 976.31 920 [48] 50 - - - 921 [49] 51 - - - 922 [50] 52 Ud III 2 - - 923 [51] 53 - - - 924 [52] 54 - - - 925 [53] 55 - - - 977.26 926 [54] 56 Ud III 3 - - 978.7 927 [55] 57 Sn 9 GDhp 87 - - 928 [56] - Sn 2 - PDhp 405 - 929 [57] - - - PDhp 406 - 930 [58] - - - PDhp 407 - 931 [59] - - GDhp 83 PDhp 409 - 932 [60] - - - - - 933 [61] - - - - 979.17 934 [62] 58 - - PDhp 400 935 [63] 59 - - PDhp 401 936 [64] 60 - - PDhp 402 937 [65] 61 - - PDhp 404 938 [66] 62 - - - - - 63 Sn 1 GDhp 82 PDhp 403 939 [67] 64 - - - UVT wechselt im Ausdruck für ucchinna: UVT 48 gtubs gyur pa, UVT 49 bead gyur pa. 927ff. BROUGH cc. 81-90; SCHMITHAUSEN pp. 63, 105. - In den Strophen 927 bis 952 lauten die jeweils zweiten Strophenhälften stets gleich. Dabei weicht die zweite Rez. von der ersten wie folgt ab: UV 927 yo nâtyasararp na câtyalîyarçi jnâtvâ vitatham imarp hi sarvalokam / bhikçu^i sa jahâty apârapârarp bhujago jîrriam iva tvacarp purânam // Belegt ist diese Fassung in DF für einige Strophen von UV 939 an; sie findet im Tib. Bestätigung durch UVT pha rol min pa'i pha rol po. Natürlich gilt die Abwei­ chung der zweiten Rez. in der zweiten Strophenhälfte für die gesamte Passage, von UV 927 bis 952. Es ist nicht wahrscheinlich, daß eine Rez. verschiedene Formen des­ selben Refrains aufwiese. 928-933 Diese sechs Strophen fehlen sämtlich im Tib. 934-939 UVVT kündigt sechs Strophen an, und dies entspricht der Zahl des UV. 481 XXXII. Bhikçuvarga 68-79 + drug + bdun UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 980.7 940 [68] 65 - - - 941 [69] 66 - - - 942 [70] 67 - - - 943 [71] 68 Sn 4 - - 944 [72] 69 - - - 945 [73] 70 - - - - 946 [74] - Sn 3 GDhp 84 PDhp 411 980.27 947 [75] 71 - - - 981.14 948 [76] 72 Sn 17 GDhp 90 - 982.1 949 (77] 73 Sn 7 - 982.16 - - 74 - - - 983.1 950 [78] 75 Sn 16 GDhp 89 PDhp 414 983.6 951 [79] 76 Sn 15 - PDhp 415 983.9 952 [80] 77 Sn 14 GDhp 88 - - - - - - - + 983.15 953 [81] 78 + 'di 985.1 954 [82] 79 UVT hat sieben Strophen: neben räga, dvesa , moha, mäna, lobha, rsna wird in UVT 63 noch khro ba aufgeführt - dies entspricht einem *krodha, das sich in allen Pkr.Parallelen ebenfalls findet. Es läßt sich aus UVVT nicht ersehen, auf welche Strophen genau sich die Ankündigung shigs su bead pa drug bezieht, da UVVT nur Strophe 934 erklärt (Ihag ma ni rogs par slo'o). Es erscheint aber möglich, daß der Kommentator die Strophe mit krodha gerade nicht kannte - sofern die Zahlenangabe korrekt ist. 946 SCHMITHAUSEN p. 63. - Die Strophe fehlt im Tib. ebenso wie in DF. 947-952 UVVT kündigt sieben Strophen an, dies entspricht der Zahl von UVT in der Tanjur-Fassung. Der Kanjur läßt UVT 74 aus, wie es der UV auch tut. - Nach UVT kun gzi byed pa läßt sich die Tanjur und UVVT zugrundeliegende Strophe so rekon­ struieren: [UVT 74] yasya âlayâ na santi ke ein mûlarp cäkusalasya yasya naçjam / bhikçuh sa jahâty apârapâraip bhujago jîrnam iva tvacarp purânam // 953 UVVT macht keine Angabe zur Strophenzahl. 954 Von dieser Strophe ist im UV nur der erste und ein Teil des letzten Päda erhal­ ten. Die fehlenden Teile konnten nicht rekonstruiert werden. 482 XXXIII. Brâhmanavarga 1-5 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 987.1 956 [2] 1 Dhp 142 GDhp 80 PDhp 197 + drug 989.28 955 [1] 2 Dhp 141 - PDhp 196 992.6 957 [3] 3 Ud VI 5 - - 993.1 - - 4 - - - 993.4 958 [4] 5 Ud VI 4 - - 993.10 - - 6 - - - 993.14 959 [5] 7 - - - 956-955 BROUGH c. 80; SCHMITHAUSEN p. 94. - Im Kommentar fehlt ein Hin­ weis auf die Strophenzahl nach dem ersten Nidäna. - UVVT und UVT stimmen darin überein, Strophe 956 vor 955 zu setzen. Der Anordnung der ersten Rez. (955-956) folgen Dhp, PDhp, Mv und auch Divy (für das Divy erwartet man eine Übereinstimmung mit der zweiten Rez.). In CPS und GDhp fehlt eine Parallele zu UV 955. Demnach kennt kein Parelleltext eine Anordnung, die dem Tib. entspricht. - UVVT kommentiert gart zig als erstes Wort in 956a. UVT dul ba dart, zi ziri und yart dag sdoms pa werden von UVVT in dieser Folge erklärt, so daß wir im zweiten Päda die Variante von CPS 17.16 dem Tib. voraussetzen können: UV 956 yo larpkftaé câpi careta dharmarp dântah âântah saipyato brahmacârî / sarveçu bhûteçu nidhâya dan<Jaip sa brâhmanah sa âramanah sa bhikçuh // Im ersten Pâda liest CPS ohne *yo. 957-958-959 Diesen drei im UV erhaltenen Strophen stehen in UVT fünf gegenüber, die UVVT in der Reihenfolge von UVT kommentiert. - 957-958-959 unterscheiden sich in der Fassung des UV nur in der zweiten Strophenhälfte; dagegen sind UVT 3 bis 7 nur im vierten Päda voneinander verschieden. Dies bedeutet, daß die Abwei­ chung in UV 958c (gegenüber 957c und 959c) für die zweite Rez. nicht gilt. Im jeweils ersten Päda deutet UVT de dag nid la chags byed pa auf die Variante, die wir im Pali finden: imesu kira sajjani. UVVT erklärt erst ein Pronomen (de dag nid la), das sich auf die in UV 955 genannten Dinge bezieht (bstan ma hag pa'i gcer bus spyod pa la sogs pa'o), dann eine Partikel (rtid kyi sgra). Die beiden im UV fehlenden Strophen lassen sich aus shor ba zad pa ma hob par (UVT 4) und byis pa'i skye bo blo rian mams (UVT 6) rekonstruieren. Es genügt, folgende drei Strophen zu geben, um die Besonder­ heit der zweiten Rez. in dieser Passage zu beschreiben: [UVT 4] imeçu kira sajyanta eke sramanabrâhmanâh / antarena viçîdanti hy aprâpya vedanakçayam // XXXIII. Brâhmanavarga 6-12 + + gnis + 'di + ’di 483 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 993.18 960 [6] 8 Dhp 394 GDhp 2 - - 961 [6A] 9 - - - 994.15 962 [7] 10 Dhp 393 - - 996.28 963 [8] 11 Dhp 265 GDhp 1 PDhp 37 997.9 964 [9] 12 - - - 997.31 965 [10] 13 - - - 998.1 966 [11] 14 Ud I 9 - - 998.31 967 [12] 15 Ud I 5 - - UV 958 imeçu kira sajyanta eke sramanabrâhmanâh / antarena viçîdanti bâlâ hy ekântadarsinah // [UVT 6] imeçu kira sajyanta eke sramanabrâhmanâh / antarena viçîdanti hy bâlâ durmedhaso janâh // Zum Pronomen imesu vgl. BHSG § 21.78, 85; zu UVT 6 vgl. UV 93b, 94b. 960-961 BROUGH c. 2. - UVVT macht keine Angabe zur Strophenzahl. Es wird nur Strophe 960 erklärt, 961 fehlt im Kommentar (und bei ROCKHILL). UV 961 ist nur durch eine Zahl in FG belegt, den Text der Strophe hat BERNHARD nach dem Tib. rekonstruiert, indem er für UVT dri ma ldan in den UV kalusa einsetzte; mir ist diese Entsprechung sonst nicht bekannt. 962-963 BROUGH c. 1. - UVT 'gyur ba min läßt im zweiten Päda die Lesart vor­ aussetzen, die wir - mit hoti - auch im Pali finden: UV 962 na jajäbhir na gotrena na jâtyâ bhavati brähmana(i / yasya satyam ca dharmaip ca sa sucir brâhmanah sa ca // Diese Variante gilt auch für 963b, wo die Zeile nur wiederholt wird. 964-966 UVVT sagt nicht, daß es sich um drei Strophen handelt. Im Nidäna ist davon die Rede, daß sich der Buddha an zwei (nicht: drei) verschiedene Personen wen­ det. Zu 966 wird ein Nidäna nur zitiert unter Verweis auf "andere" (zes gzan dag zer ro). - UVT 14 ist sechszeilig, UV 966 hat aber nur vier Zeilen. Es entsprechen sich UV 966ab und UVT 14ab. Im UV folgt auf diese erste Strophenhälfte der Refrain von 964cd (= UVT 12cd [lies *bden dan chos, nicht dge ba'i chos, vgl. 10c]). UV 964cd ist verschieden von UV 962cd. In UVT ist 12cd (= 964cd) identisch mit 10cd (= UV 962cd). Auf die beiden ersten Zeilen von 14 folgt in UVT nicht 12cd (wie im UV), sondern der vierzeilige Refrain 13cdef (= UV 965cdef). Der Kommentar gibt keine Auskunft über die Abfolgen in der zweiten Rez., da die Zeilen, die sich wiederholen, nicht kom­ mentiert werden (Ihag ma'i don ni bsad pa nid do). 967 Aus den Definienda de - 'jig ren dag na [glossiert durch: srid pa gsum] - bram ze yin läßt sich im vierten Päda ein Wortlaut rekonstruieren, der dem Pali weitgehend XXXIII. Brâhmanavarga 13-20 484 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 1000.3 968 [13] 16 Ud I 4 - - + 'di 1001.25 969 [14] 17 Ud III 6 - - + 1002.26 970 [15] 18 Dhp 396 GDhp 17 - 1004.1 971 [16] 19 Dhp 391 GDhp 23 PDhp 45 1004.11 972 [17] 20 Dhp 408 GDhp 22 PDhp 43 1004.28 973 [18] 21 Dhp 399 GDhp 28 - 1005.27 974 [19] 22 Dhp 400 - - 1006.11 975 [20] 23 Dhp 404 GDhp 32 PDhp 44 + 'di + entspricht: UV 967 pravâhya pâpakârp dharmârp ye caranti sadâ smçtâh / kçînasarpyojanâ buddhâ te vai lokeçu brâhmarjâ[t // 968 UVVT macht keine Angabe zu Strophenzahl. 970ff. BROUGH c. 17; SCHMITHAUSEN p. 84. - UVVT macht keine Angabe zur Strophenzahl (vielleicht wurde ein Zahlwort vergessen, man liest: shigs su bead pa gsurts so). - Im sechsten Päda zeigt sich hier zum ersten Mal der Refrain, der sich in allen Strophen bis UV 1017 einschließlich wiederfindet. Nach SCHMITHAUSEN zeigt die zweite Rez. folgende charakteristische Gestalt im letzten Päda: UV 970 bravîmi brâhmanarp nâharp yonijarp mâtrsarpbhavam / bhovâdî nâma sa bhavati sa ced bhavati sakincanah / akincanam anâdânarp brâhmarrarp tarp bravîmy aham // UVT de // bram ze yin par ras gsurs so scheint diese Lesart auch vorauszusetzen. Es ist ferner plausibel, daß der Refrain in einer einheitlichen Rez. immer gleich lautet. Ich werde daher im folgenden auf den Refrain nicht mehr eingehen und stillschweigend voraussetzen, daß die zweite Rez. immer den gegebenen Wortlaut hat. Belegt ist diese Variante des Refrains in den Hss. BE, DF, DU, KC, NI für UV 1006d und eine Reihe weiterer Stellen. 972 BROUGH c. 22; HAHN, GGA 231 (1979) p. 286. 973-974 BROUGH c. 28. - UVVT sagt nicht, daß es sich um zwei Strophen handelt. - Aus UVT tshul khrims can, brul zugs Idan zih und sems khral [khrel P] med (die UVVT in eben dieser Folge kommentiert) läßt sich folgender Wortlaut ableiten: UV 974 akrodhanarp sîlavantarp vratavantam anutsukam / dântam antimasârîrarp brâhmanarp tarp bravîmy aham // 975 UVVT macht keine Angabe zur Strophenzahl. - UVT 'dod churt khyim nas ma byuri führt im dritten Päda auf einen Text, der den Parallelen entspricht: UV 975 asarpsççtarp gvhasthebhir anagärais tathobhayam / anokasârîm alpeccharp brâhmanarp tarp bravîmy aham // XXXIII. Brâhmapavarga 21-31 485 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 1007.8 976 [21] 24 Ud I 8 - - 1008.23 977 [22] 25 - - - + 1009.6 978 [23] 26 Ud I 6 - - + gnis 1009.22 979 [24] 27 - - - 1010.31 981 [26] 28 Dhp 385 GDhp 35 PDhp 40 1011.9 980 [25] 29 Dhp 409 GDhp 19 - 1012.17 982 [27] 30 Dhp 402 GDhp 30 - 1012.29 983 [28] 31 - - - 1013.15 984 [29] 32 Dhp 412 GDhp 46 - 33 Dhp 421 GDhp 34 - + gnis + bzi + 'di 1013.26 985 [29A] + gsum 1014.25 987 [31] 34 - - - 1015.11 986 [30] 35 Dhp 401 GDhp 21 PDhp 38 1015.14 - - 36 - - - 978 UVVT macht keine Angabe zur Strophenzahl. - Aus UVT 'dod chur gzan mi gso [so mit UVVT zu lesen, nicht g.yo KT] läßt sich folgender Text dem ersten Päda voraussetzen: UV 978 ananyapoçî hy alpeccho dântah sâre pratiçthitah / kçînâsravo vântadoço brâhmanarp tarp bravîmy aham // Im Pali stehen Akkusative (anaflnaposim usw.). 981-980 BROUGH c. 19. - UVVT und UVT stimmen darin überein, 981 vor 980 zu setzen. Insofern 979ab und 981ab identisch sind, erscheint die Anordnung des Tib. naheliegender. - UVT gart zig gnas gsum ma chags führt in 981 auf folgenden Text; die ersten vier Silben des dritten Päda sind in DU so erhalten: UV 981 yasya pâram apârarp ca pârâpârarp na vidyate / triçu sthänair yo asakto brâhmanarp tarp bravîmy aham // 983 UVT gos med rdul bral paßt nicht so gut zu UV asokam nirjvaram; rdul bral deutet auf viraja und gos med könnte für alipa stehen. 984 BROUGH c. 46. 987-986 UVVT kündigt drei Strophen an, und es werden auch drei kommentiert. UVVT und UVT stimmen darin überein, 987 vor 986 zu setzen. - Die UVT 36 entspre­ chende Strophe läßt sich aus srid la dga’ ba yorts spans (in Analogie zu UV 990c) so rekonstruieren: [UVT 35] vâri pujkarapatrenevâràgreneva sarçapah / nandîbhavaparikçînarp brâhmanarp tarp bravîmy aham // In den ersten Strophenhälften von 987-986 fehlt in der erhaltenen Fassung die Zäsur nach der achten Silbe. 486 XXXIII. Brâhmanavarga 31-38 + gsum + gsum + 'di + UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 1015.21 989 [31B] 37 - - - 1016.20 988 [31A] 38 - - - 990 [31C] 39 Dhp 413 GDhp 40 - 997 138] 40 - - - 996 [37] 41 Dhp 401 - - 998 [38A] 42 - - - 1017.6 991 [32] 43 Dhp 386 GDhp 48 PDhp 49 1017.28 992 [33] 44 Dhp 403 GDhp 49 PDhp 48 1016.21 989-988-990 SCHMITHAUSEN p. 88. - UVVT und UVT stimmen darin überein, 989 vor 988 zu setzen. Eine ebensolche Strophenfolge hat die Hs. DU, in der die Stro­ phen 989-988 als 33-34 gezählt werden. DU ist auch die einzige Hs., die UV 990 (in der Hs. als 35 gezählt) enthält. Daß der Kommentar 990 nicht kommentiert, liegt daran, daß es sich um Wiederholungen handelt. - Im dritten Päda von 988 zeigt DU folgende Variante: UV 988 candro vä vimalah suddho viprasanno hy anävilah / lipyate yo na kâmeçu brâhmanarp tarp bravîmy aham // Aus dem Tib. läßt sich nicht entscheiden, ob diese oder die andere Fassung zugrunde­ liegt. Zum Kasus vgl. BERNHARD p. 473, n. 5; BROUGH (c. 21) verweist auf BSU §§ 220-5 und BHSG § 7.30. 997ff. In der Aufeinanderfolge der (bis 995 einschließlich) acht Strophen weicht das Tib. vom erhaltenen Text des UV erheblich ab, UVVT und UVT stimmen aber unter­ einander überein. Das Tib. setzt die drei Strophen 997-996-998 vor die fünf Strophen 991 bis 995. Diese Anordnung ist identisch mit der in DU und NF, die die acht Strophen in der Aufeinanderfolge des Tib. als 36 bis 43 zählen. 998 Von dieser Strophe ist nur die Zahl 38 in DU und NF erhalten, den Text hat BERNHARD nach dem Tib. vervollständigt. 991 Aus UVT 'dug nas rdul bral ba [na T] und sems siri (die UVVT in dieser Reihen­ folge kommentiert) ergibt sich für den ersten Päda eine Lesart, die der des Dhp (jhöyim virajam äsinam) und des PDhp in etwa entspricht; im dritten rekonstruiere ich aus UVT dul ziri lus mhar gnas pa: UV 991 âsînaip virajarp dhyâyirp kçtakçtyam anâsravam / dântam antimasârîrarp brâhmanarp tarp bravîmy aham // Diese Fassung bedeutet einen Akk. auf -îm (vgl. oben pp. 125-126) und UV 992, sogleich). 992 UVVT macht keine Angabe zur Anzahl dieser und der folgenden Strophe. - Aus UVT ses rab zab ciri yid gzufis la ergibt sich im ersten Päda folgende Variante, XXXIII. Brâhmanavarga 34-45 487 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 1018.15 993 [34] 45 Ud IV 1 - - + 'di 1019.9 994 [35] 46 Dhp 415 GDhp 20 - + 'di 1019.32 995 [36] 47 Dhp 405 GDhp 18 - + 1021.6 999 [39] 48 Dhp 406 GDhp 29 - + 1022.1 1000 [40] 49 Dhp 407 GDhp 27 - + 1022.11 1001 [41] 50 Dhp 414 GDhp 47 - - 1002 [41A] - - - - + 'di 1023.12 1003 [42] 51 - - - + 'di 1023.20 1004 [43] 52 Dhp 410 - - 53 Dhp 418 - - 54 Dhp 417 - - + 1024.7 1005 [44] + 1025.1 1006 [45] die den Pkr .-Versionen entspricht: UV 992 gambhîraprajnarji medhâvirp mârgâmârgeçu kovidam / uttamârtham anuprâptam brâhmanarp tarp bravîmy aham // 994 BROUGH c. 20. 995 Aus UVT chad pas mi gcod ein ergibt sich für den ersten Päda die Variante, die wir auch in den Parallelen finden; im dritten bestätigt UVT gsod med [byed T] gsod du mi 'j'ug l'jud T] die Lesart von NF: UV 995 nidhâya danrjarp bhûteçu traseju sthâvareçu ca / na hiipsayati na ghâtayati brâhmanarp tarp bravîmy aham // Zum ersten Päda vgl. UV 956c sarvesu bhûesu nidhâya dandam = 'byuri po kun la chad pas mi gcod. 1000 UVT smyuri [sriuri T) bu'i rtse la yuris kar [dkar K] lar führt auf eine dem Dhp entsprechende Variante im drittem Päda: UV 1000 yasya râgas ca doças ca mâno mrakças ca sätitah / sarçapa iva ârâgrâd brâhmanarp tarp bravîmy aham // Die dritte Silbe des dritten Pâda muß lang sein; im Pali findet sich: säsapo-r-iva âraggâ. 1001 Vgl. oben pp. 255-256. 1002 Diese Strophe ist nur durch die Zahl in DU und NF konstituiert, es findet sich offenbar nicht eine Silbe an Text in den Hss. Im Tib. fehlt die Strophe auch. 1005 Hier und zur folgenden Strophe macht der Kommentar keine Angabe zur Strophenzahl. 1006 SCHMITHAUSEN p. 57. - NF zeigt eine Abweichung in der ersten Strophen­ hälfte, die sich durch das Tib. bestätigt; wegen UVT sbyor ba kun [glossiert als sbyor ba bzi] ist auch im dritten Päda yoga zu lesen: 488 XXXIII. Brâhmanavarga 46-50 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 'di 1025.23 1007 [46] 55 Dhp 420 GDhp 43 - + 'di 1026.11 - - 56 - - - + gsum 1027.30 1008 [47] 57 Dhp 423 GDhp 5 - 1029.1 1009 [47A] 58 SN 1 167 GDhp 6 - 1029.28 1010 [48] 59 Dhp 419 GDhp 44 - + 1030.5 1011 [49] 60 Dhp 397 - - + 1030.28 1012 [50] 61 Dhp 422 GDhp 41 - UV 1006 hitvâ mânuçyakârp yogârp divyâtp yogân upatyagât / sarvayogavisarpyuktarp brâhmanarp tarp bravîmy aham // 1007 SCHMITHAUSEN pp. 63, 65. — Aus UVT zi ba'i 'gro ba mi ses läßt sich im dritten Päda folgender Text rekonstruieren: UV 1007 gatirp yasya na jânanti devagandharvamânuçâh / ajânanto gatirp sântarp brâhmanarp tarp bravîmy aham // Die Lesarten der Hss. NF und DF, die BERNHARD für den dritten Päda von 1007 verzeichnet, gehören nach dem Tib. zu einer auf 1007 folgenden Strophe, die UVT 56 entspricht. Die erste Hälfte dieser Strophe rekonstruiert SCHMITHAUSEN wie folgt: [UVT 561 ajnâtâ vâ adççtâ vâ dharmâ yasya na santi vai / anantajnânadarsâvî brâhmanarp tarp bravîmy aham // Der dritte Pâda ist, wie gesagt, in NF und DF so erhalten. SCHMITHAUSENs An­ nahme, UVT ses bya könne nicht auf jnàna zurückgehen, sondern müsse jfieya voraus­ setzen, halte ich nicht für zwingend. 1008 SCHMITHAUSEN p. 69. 1009 SCHMITHAUSEN p. 63. - Von dieser Strophe ist nur der Refrain (entspre­ chend der zweiten Rez., siehe den App.) in DU und DF erhalten. Die ersten drei Pädas konnten nicht rekonstruiert werden. 1011 SCHMITHAUSEN p. 69. - UVVT macht hier und zu den beiden folgenden Stro­ phen keine Angabe zur Strophenzahl. - Aus UVT dga' med dran ldan son [sten K] pa läßt sich die in BE zu einem Teil erhaltene Variante wie folgt vervollständigen: UV 1011 sarvasarpyojanâtîto yo vai na paritasyate / nimandah smftimârp sâstâ brâhmanarp tarp bravîmy aham // 1012 BROUGH c. 41. Von den beiden Versionen, in denen BERNHARD die Strophe gibt, entspricht die rechte dem Tib. - Im zweiten Päda ist wegen UVT hub pa rnam rgyal BERNHARDS Ergänzung etwas zu korrigieren: UV 1012 fçabhah pravaro nâgo maharçir vijito muni(i / yo 'neyah snâtako buddho brâhmarjarp tarp bravîmy aham // XXXIII. Brâhmanavarga 51-59 489 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp + 1031.26 1013 [51] 62 - - - + 'di 1032.9 1014 [52] 63 - GDhp 31 - + 'di 1033.22 1015 [53] 64 - GDhp 38 - + 'di 1034.28 1018 [56] 65 Tha 421 - - + 'di 1035.16 1016 [54] 66 Dhp 411 - - + 'di 1036.9 1017 [55] 67 Dhp 37 - - + 'di 1036.24 1019 [57] 68 Ud I 5 - - - 1020 [57A] - - - - 1037.21 1021 [58] 69 Dhp 398 GDhp 42 - 1038.24 1022 [59] 70 SN I 16 - - + gnis 1013-1015 BROUGH cc . 31, 38; SCHMITHAUSEN pp. 57, 63 , 69; HAHN, GGA 231 (1979) p. 285. - Der Text der zweiten Rez. steht jeweils rechts. 1018 UVT und UVVT stimmen darin überein, diese Strophe vor 1016 zu setzen. Dies ist auch der Fall in der Hs. BE (die UV 1018-1016-1017 als 57-58-59 zählt) und in der Hs. DU (die 61-62-63 notiert). Auch im Wortlaut lassen sich BE und DU dem Tib. zugrundelegen: UV 1018 mârgah subhâvito yasya âryo hy ajjêhgikah sivah / sarvaduhkhaprahânâya brâhmanarp tarn bravîmy aham // Die Wortfolge im ersten Päda entspricht UVVT. 1016 SCHMITHAUSEN p 55, n. 41. — Die Trümmer der Hs. BE weichen erkennbar ab. Der Text läßt sich wie folgt vervollständigen: UV 1016 yasyälayo na kena cid âjnâya niçkatharpkathah / visalyah prâpto amptarp brâhmanarp tarp bravîmy aham // 1017 SCHMITHAUSEN pp. 54, 55, 60, 98, 104. — Der Text, den das Tib. voraus­ setzt, entspricht der Fassung der YBh: UV 1017 dûraipgamam ekacaram asarîrarp guhâsayam / damayanti durdamarp cittarp brâhmanarp tarn bravîmy aham // Die bei BERNHARD rechts stehende Fassung ist nicht einheitlich, sondern vom Herausgeber kontaminiert, wie SCHMITHAUSEN gesehen hat. 1019 SCHMITHAUSEN pp. 57, 69, 79. - Die zweite Rez. steht rechts. 1020 Zu dieser Strophe fehlt jeder Beleg im Skr. wie im Tib. 1021-1022 BROUGH c. 42; SCHMITHAUSEN p. 70; vgl. oben pp. 256-257. - Nach dem Refrain zu urteilen, setzt das Tib. (UVT bram ze yin par nas gsuns so) in beiden Strophen eher die linke Fassung voraus. Die rechtsstehenden Versionen werden aber geboten durch BE und KC - IIss. also, die Träger der zweiten Rez. sind. In 1022c bestätigt UVVT in der Tat durch die Folge der Definienda (rsar bcas - druns phyun 490 + 'di + + bzi + drug XXXIII. Brâhmanavarga 60-73 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 1039.18 1023 [60] 71 Dhp 383 GDhp 10 PDhp 34 1040.16 1024 [61] 72 Dhp 294 GDhp 12 PDhp 47 1040.19 1025 [62] 73 Dhp 295 - - 1040.29 1026 [63] 74 Dhp 389 GDhp 11 PDhp 46 - 1027 [63A] - - - - 1042.11 1028 [64] 75 - - PDhp 35 1043.20 1029 [65] 76 - - - 1043.24 1030 [66] 77 Dhp 392 GDhp 3 PDhp 36 1031 [67] 78 - - - 1043.30 1032 [68] 79 Ud I 7 - - 1045.17 1033 [69] 80 - - - 1045.31 1035 [71] 81 - - 1046.1 1034 [70] 82 - - - 1046.7 1036 [72] 83 Dhp 384 GDhp 14 PDhp 41 1046.11 1037 [73] 84 - - - ba - sred pa) die rechtsstehende Fassung. Man wird dem Refrain an dieser Stelle nicht allzuviel Bedeutung beimessen: vielleicht hat UVT einfach nach dem häufigen Stro­ phenschluß ausgeglichen, oder BE und KC haben den Refrain an UV 1019 angeglichen. 1023 BROUGH c. 10. - Die zweite Rez. steht rechts. 1024-1025 Literatur siehe UV 724, oben. - Die beiden Strophen gehören offenbar zusammen. Zur ersten sagt der Kommentar, daß der Sinn und das Nidäna bereits im Bhikçuvarga mitgeteilt seien (giert gzi dart bcas pa'i don dge slor gi shoms su bsan zin o). Das ist eine falsche Information. UV 1024 ist zwar eine Wiederholung von 724, UV 724 steht aber nicht im Bhikçu-, sondern im Yugavarga. Ist es möglich, daß Prajnävarman sich in einem solchen Punkt geirrt hat, oder müssen wir für die Kom­ mentarstelle einen doch etwas exzentrischen Fall von Textverderbnis (dge slort fälsch­ lich für phrugs) annehmen? - Nach dem Tib. ist 1025d identisch mit 1024d; dies ist so auch beim Dhp. 1026 BROUGH c. 11; HAHN, GGA 231 (1979) p. 285. 1027 Es gibt keinen Beleg für die Existenz dieser Strophe. NF zählt sie als 71; da NF Strophe 1025 (nach BERNHARD) ausläßt, glaube ich eher, daß mit 71 in NF eben 1025 gemeint ist, dann wären 1025 und 1026 in dieser Hs. vertauscht. 1030 BROUGH c. 3. 1032-1037 BROUGH c. 14. - Die sechs Strophen unterscheiden sich nur in der zwei­ ten Hälfte. Zu 1035 belegt NF eine Form des zweiten Päda, die mit der Folge des Auftretens der Worte in UVVT (pha rol tu phyin par gyur pa - bram ze [im Kommentar XXXIII. Brâhmanavarga 74-83 + gnis 491 UVVT UV [UV] UVT Pali GDhp PDhp 1046.21 1038 [74abcd] 85 Dhp 387 GDhp 50 PDhp 39 1048.6 - - - - - - 86ab [74ef] 86cd + 1048.23 1039 [75] 87 Dhp 390 GDhp 15 + bdun 1050.27 1041 [77] 88 Ud I 1 - - 1052.31 1040 [76] 89 - - - 1053.8 1043 [79] 90 - - - 1053.26 1042 [78] 91 Ud I 2 - - 1054.1 1044 [80] 92 - - - 1054.7 1045 [81] 93 - - - - 1046 [82] - - - - 1054.22 1047 [83] 94 Ud I 3 - - - 1048 - - - - - - 1049 - - - - - - 1050 - - - - - zu 1032]) übereinstimmt: UV 1035 yadä hi sveçu dharmeçu pârago bhavati brâhmanah / athâsya câsravâh sarve astam gacchanti pasyatah // Dies ist auch die Version aller Parallelen. Die Abweichung gilt natürlich für alle sechs Strophen der Passage. - UVVT und UVT stimmen darin überein, 1035 vor 1034 zu setzen. Diese Strophenfolge ist in keiner Skr.-Hs. erhalten. 1038 BROUGH c. 50; SCHMITHAUSEN pp. 65-66. - Nach Ausweis der Parallelen handelt es sich ursprünglich um eine sechszeilige Strophe. Nach UVT und erkennbar auch nach UVVT hat die zweite Rez. daraus zwei Strophen gemacht, die erste besteht aus 1038abcd, die zweite aus 1038abef. 1039 BROUGH c. 15; SCHMITHAUSEN p. 63. - UVVT macht keine Angabe zur Strophenzahl. - Wegen UVT bden par lesen wir im vierten Päda mit DF: UV 1039d tathâ tathâ sarpvçtam eti satyam / 1041-1040-1043-1042 SCHMITHAUSEN pp. 66-67, 94. - UVVT und UVT stimmen darin überein, 1041 vor 1040 und 1043 vor 1042 zu setzen. 1044 SCHMITHAUSEN p. 85. 1045-1046 SCHMITHAUSEN p. 94. - Strophe 1046 fehlt im Tib. 1048-1050 Die Merkverse zu den Kapitel-Überschriften fehlen im Tib., sie werden auch in der indischen Strophenzählung nicht berücksichtigt. ANMERKUNGEN 1) Vgl. BECHERT: Einleitung, in: BECHERT: Zur Schulzugehörigkeit von Werken der irînayâna-Literatur, p. 46. 2) LÊVI: L'Apramädavarga, in: JA 10.20 (1912), p. 204. 3) BROUGH: The Gândhârî Dharmapada, p. XVII. 4) BERNHARD: Udänavarga, Bd. I, p. 5. 5) KÖRÖS: Analysis of the Kanjur, p. 173 6) Ein Nachteil des mir vorliegenden Nachdrucks der Ausgabe von FAUSBÖLL besteht allerdings darin, daß die diakritischen Punkte nicht immer leicht zu erkennen sind. So wird man beide Ausgaben nebeneinander benutzen. 7) FAUSBÖLL, Dhammapadam, p. 77. 8) LÊVI urteilte über ROCKIIILLs Arbeit: "II a pu produire ainsi une oeuvre vraiment admirable. Il est facile aujourd'hui, avec les nouveaux matériaux dont nous disposons, d'y relever des erreurs; mais, si on mesure la difficulté de la tâche à l'époque où M. Rockhill l'a entreprise, on est surpris de son courage, et aussi des résultats qu'il a su obtenir" (LËVI: L'Apramädavarga, p. 211-212). 9) ROCKHILL, Udänavarga, p. X. 10) Vgl. die Übersicht bei BERNHARD: Udänavarga, Bd. II, pp. 271-275. 11) Eine Zusammenstellung des diesbezüglichen Aufsätze von Werner THOMAS findet sich bei SCHMIDT, Klaus T.: Zum Verhältnis von Sanskritvorlage und tocharischer Übersetzung, p. 125, Anm. 1. 12) Vgl. SIEG/SIEGLING: Tocharische Sprachreste, Heft 1, p. 5. 13) BERNHARD: Udänavarga, Bd. I, p. 14. 14) Ibid. p. 5. 15) Ibid. p. 14. 16) Ibid. p. 14. 17) Vgl. LÜDERS: Beobachtungen über die Sprache des buddhistischen Urkanons, p. 72: "Nun geht die tibetische Übersetzung zwar öfter auf einen Text zurück, der älter ist als die Vulgata der ostturkestanischen Handschriften . . ." (LÜDERS' Aus­ führungen beziehen sich auf UV 51). 18) BROUGH: The Gândhârî Dharmapada, p. 183. 19) Ibid. p. 231. Durch "revised and more Sanskritic version" paraphrasiert BROUGH 494 Anmerkungen die LÜDERSsche Vulgata, wie aus dem Kontext hervorgeht. 20) Ibid. p. 212. 21) Ibid. p. 248. Von "different recension" spricht BROUGH mehrmals: "The Tibetan version admittedly depends on a different recension" (p. 212); "the Tibetan translator had before him a different recension of the Uv. from that at present available in Sanskrit" (p. 250). 22) SCHMITHAUSEN las ein Manuskript der Cintâmayî Bhûmi, das SANKRTYAYANA in Tibet photographiert hat, vgl. SCHMITHAUSEN: Zu den Rezensionen des Udânavarga^, in: WZKS 14 (1970), p. 50. 23) Das PHMs ist in Kuçâna geschrieben, die Hss. CH, EU, FR, GP und NF in früher turkestanischer Brâhmî, die Hs. EN in einer älteren nordturkestanischen Brâhmî, die Hss. KB und NG in der Schrift der späten Gupta-Inschriften; vgl. SCHMITHAUSEN pp. 80-81 und BERNHARDS Beschreibung der Handschriften. 24) WILLEMEN: The Chinese Udânavarga, p. XXIV. 25) Ibid. p. XXVIII. 26) Dies geht hervor aus ROTH: Particular Features of the Language of the AryaMahâsârpghika-Lokottaravâdins and their Importance for Early Buddhist Tradition, in: BECHERT: Die Sprache der ältesten buddhistischen Überlieferung, Bd. II, p. 88, n. 35. 27) Ich sehe aber nicht so recht, wie man das Udänavargavivarana verstehen will, ohne den Sanskrit-Text zu kennen oder zumindest einzukalkulieren. 28) Im Rahmen der Forschungsgeschichte ist auf eine Reihe von Beiträgen japani­ scher Autoren nicht eingegangen worden. Sie hätten dies ohne Frage verdient, jedoch reichen meine Kenntnisse des Japanischen nicht aus, um sie sinnvoll zu berücksich­ tigen. Ich möchte aber ausdrücklich auf die Arbeiten von R. YAMADA, E. MAEDA und K. MIZUNO hinweisen [die bibliographischen Angaben finden sich im Literatur­ verzeichnis]. 29) BERNHARD, Udânavarga, Bd. I, p. 19. 30) COLEBROOKE, Miscellaneus Essays, Bd. III, p. 65. 31) EDGERTON: Meter, Phonology, and Orthography in Buddhist Hybrid Sanskrit, in: JAOS 66 (1946), p. 200. 32) Zitat und Übersetzung aus WEBER: Ueber die Metrik der Inder, p. 335. 33) OLDENBERG: Bemerkungen zur Theorie des Sloka, in: ZDMG 35 (1881), p. 186 (= Kl. Sehr. p. 1181). 34) BERNHARD, Udânavarga, Bd. I, p. 19. 35) Ibid. p. 23 [6.1.7]. 36) LÜDERS: Beobachtungen über die Sprache des buddhistischen Urkanons, § 187. Anmerkungen 495 37) SMITH, Morton: Slokas and Vipulâs, in: IIJ 5 (1961), p. 20. 38) SIMON: Der Sloka im Pâli, in: ZDMG 44 (1890), pp. 83-97. 39) Vgl. hierzu LÜDERS § 22. 40) Siehe auch BERGER: Pali porisa "Mensch", in: WZKSO 1 (1957), pp. 76-80. 41) Zu posadha/posaha siehe auch v. HINÜBER: Die Bestimmung der Schulzu­ gehörigkeit buddhistischer Texte nach sprachlichen Kriterien, in: BECHERT: Zur Schulzugehörigkeit von Werken der Hînayâna-Literatur, p. 68. 42) Ob für das mediale ishae im UV eine andere Bedeutung als für die aktive Form anzunehmen ist, sei dahingestellt. Ein schönes Nebeneinander der beiden Genera verbi findet sich in den Indischen Sprüchen, II 2879: ishae ara ishai hi suhrd yara na bandhus "da ein Freund auch dort treu zur Seite steht, wo ein Verwandter es nicht thut" (BÖTHLINGK). 43) HOPKINS: The Great Epic of India, p. 287. - Zur wahren Natur der Inserted fifth siehe OLDENBERG: Die Hymnen des Rigveda, Bd. 1, p. 66. 44) Damit soll nicht gesagt sein, daß purusa und posa/posa etymologisch verwandt sind (was von vielen angenommen wird), sondern nur, daß sich oft an Pkr.-Stellen posa/posa findet, an denen im Skr. purusa steht. Vgl. BHSD s. v. posa; Helmer SMITH (Sadd V, p. 1628) verneint die etymologische Identität von posa und purusa. 45) ZIMMER: Zur Pâli-grammatik, in: KZ 24 (1879), pp. 220-226. 46) JACOBI: Uber den Sloka im Pâli und Präkrit, in: KZ 24 (1879), pp. 610-614 (= Kl. Sehr. pp. 189-193). 47) Besprechungsaufsatz in: WZKM 15 (1901), pp. 396-405. 48) HOPKINS: The Great Epic of India, pp. 191-362. 49) Ibid. p. 252. 50) Ibid. p. 254. 51) OLDENBERG: Zur Geschichte der Triçtubh, in: NG 1915, p. 514 (= Kl. Sehr., TI. 2, p. 1240. 52) HERTEL: Mun^aka-Upaniçad, p. 34. 53) In: BSOS 8 (1935-37), p. 501-516. 54) Ibid. p. 505. 55) Vgl. insbesondere: The Epic TrijJubh and its Hypermetric Varieties, in: JAOS 59 (1939), pp. 159-174; Meter, Phonology, and Orthography in Buddhist Hybrid Sanskrit, in: JAOS 66 (1946), pp. 197-206. 56) EDGERTON: Meter, Phonology, and Orthography in Buddhist Hybrid Sanskrit, p. 200. 57) SMITH: Saddanîti IV, p. 1148. 58) Ibid. p. 1149-1150. 496 Anmerkungen 59) BECHERT: Bruchstücke Buddhistischer Versammlungen, p. 26. 60) WARDER: Pali Metre, pp. 106, 175-177. 61) Ibid. p. 26. 62) Ibid. p. 32. 63) NORMAN, K. R.: The Elders' Verses, Bd. I, pp. xlvi-xlvii. 64) Ibid. p. xlxii. 65) Siehe auch BROUGH §§ 22a, 32 und c. 259. 66) Siehe auch NORMAN: Elders' Verses, Bd. I, p. xlvi. 67) Vgl. LÜDERS §§ 180-186; BROUGH c.-42; v. HINÜBER: Das ältere Mittelindisch im Überblick, § 240. 68) Zu prodhu siehe BROUGH §§ 51, 41; der Anlaut pr- beruht auf einem "learned spelling" und -dh- steht für -s-, 69) HOPKINS: The Great Epic of India, p. 259. 70) Uber die Stelle hat BERNHARD gehandelt, vgl. die Konkordanz unter UV 724. 71) Zu (Skr.) arhai, arhan, garhia sowie vajra siehe v. HINÜBER § 154; zu den Fällen, in denen die Skr.-Gruppe -ry- im Pkr. überzählig repräsentiert ist, ibid. §§ 147, 150, 152; zum Passiv (P.) kayirai siehe GEIGER §§ 47.2 und 175.2, der es von *karyae ableitet. 72) Zu kayirâ/kuyirâ siehe insbesondere v. HINÜBER § 150. 73) BECHERT: Bruchstücke buddhistischer Verssammlungen, p. 26. 74) Zur alten Aryä siehe ALSDORF: Les études jaina. Zum Vaitâlîya/Aupacchandasaka SMITH: Saddanîti IV, pp. 1155ff. Das Vaitâlîya wird auch so beschrieben, daß man von einem Eingang aus sechs (in ungeraden Pädas: acht) Moren und einer Kadenz spricht: [ vv ] vv vv vv / - v - v - . So auch WEBER: Ueber die Metrik der Inder, pp. 307 ff. Vgl. auch GOTO: Les stances en Mâtrâchandas dans le jâtaka pâli, pp. 12 ff. 75) Siehe TABATAs Index (1982), p. 14. 76) Zu diesen Strophen vgl. BROUGH pp. 196-197. 77) Zu Dharmaträta vgl. LÊVI: L'Apramädavarga, pp. 215-223; BAREAU: Les sectes bouddhiques du petit véhicule, pp. 132-133; BROUGH pp. 39-41; WILLEMEN: The Chinese Udänavarga, pp. XVI-XVII; LAMOTTE: Histoire du bouddhisme indien, p. 667. 78) Die Schreibung des Namens dieses indischen Gelehrten schwankt, die verschie­ denen Schreibweisen sind bei BERNHARD, Bd. II, p. 275, verzeichnet. NAUDOU, Les bouddhistes kasmîriens au moyen age, p. 87, gibt Vidyâkaraprabha oder Vidyâkarasirpgha. Ich folge der Schreibung BECKlIs, die auf der Lesart des Kolophons im Kanjur beruht. 79) Siehe NAUDOU pp. 85-87. Anmerkungen 497 80) SCHIEFNER: Târanâtha's Geschichte des Buddhismus in Indien, p. 204. Siehe SIRCAR: The Pâla Chronology Reconsidered, in: VOIGT: ZDMG Supplement III,2, pp. 964-969. Da Prajnävarman ein Zeitgenosse von Jinamitra und Dpal-brtsegs war, erscheint 750-755 relativ früh. 81) Teile der Viseçastavafîkâ sind von HAHN übersetzt und kommentiert worden, siehe: Das Saptamaithunasarpyuktasutra, in: WALDSCHMIDT: Beiträge zur Indien­ forschung, pp. 205-224. Vgl. auch ZWILLING: The Viseçastava of Udbhajtasiddha- svâmin, in: KASHYAP: Studies in Pali and Buddhism, pp. 407-414. 82) Die Abhängigkeit der tibetischen Übersetzung des Udânavarga vom Kommentar habe ich bereits in der Einleitung zur Ausgabe des Udânavargavivarana, pp. III-VIII, dargestellt. Ich darf auch hinweisen auf: Zur tibetischen Übersetzung des Udâna­ varga, in: RÖLLIG: ZDMG, Supplement VI, pp. 325-326. 83) Ein Beleg für diese Bezeichnungsweise aus dem 15. Jahrhundert findet sich in: VOGEL: Bu-ston on the Schism of the Buddhist Church and on the Doctrinal Ten­ dencies of Buddhust Scriptures, in: BECHERT: Zur Schulzugehörigkeit von Werken der Hînayâna-Literatur, p. 110, Anm. 61. 84) Vgl. BAREAU: Les sectes bouddhiques du petit véhicule, pp. 131ff. Siehe ferner BECHERT: Das "Sanskrit-Wörterbuch der Turfan-Funde" als Hilfsmittel für die Zen­ tralasienforschung, in: VEENKER: Sprachen des Buddhismus in Zentralasien, p. 5: "Noch größeren Einfluß auf die Entwicklung des zentralasiatischen Buddhismus gewann die Schule der Sarvâstivâdin oder Vaibhâçika, die nach ihrer in den Texten des Abhi- dharma beschriebenen philosophischen Grundposition bzw. nach der Vibhâçâ, ihrem großen Kommentar zum Abhidharma, benannt ist". 85) Die Schreibung des Namens des indischen Gelehrten schwankt. Die verschiedenen Varianten sind bei BERNHARD, Bd. II, p. 275 verzeichnet. Vgl. auch NAUDOU pp. 158— 159. über Janärdhana und Rin-chen-mchog vgl. VOGEL: Vâgbhaja's Açtâiigahrdayasarphitâ, pp. 19-21. VOGEL gibt den Namen als Järandhara. 86) Die tatsächliche Anzahl der von ROCKHILL kapitelweise numerierten Strophen beträgt 991, nicht 989, wie er auf p. VII, wohl irrtümlich, angibt. 87) Diesen Ort habe ich nicht identifizieren können. ROCKHILL gibt erst Kapadhyara (dies beruht offenbar auf einem Mißverständnis der Terminativpartikel), dann Kava in Bengalen (p. XII). NAUDOU gibt Kabargya (p. 87). Die tibetischen Drucke schwanken: ka pa dhya, ka ba dhya, ka ba rgya. 88) Dieser Abschnitt scheint zu begründen, warum Dharmaträta die im vorigen Abschnitt genannten Dinge erleiden mußte. Es ist aber auch möglich, daß eine Be­ gründung für den Tod der drei Söhne der Pflegemutter Dharmaträtas gegeben wird. Wegen des Ausdrucks mam par smin pas "aufgrund der Auswirkung [im Sinne der 498 Anmerkungen Karma-Theorie]" dürfte es sich in jedem Fall um eine Vorgeburtsgeschichte han­ deln, und somit erscheint das erste etwas plausibler. 89) bde legs su gyur cig (Skr. svasi) ist die Grußformel in einem Brief. 90) rta'i yid la re ba rdzogs par byed pa'i rgyun du gyur pa. Vielleicht ist *rgyur gyur pa zu lesen. 91) Es handelt sich offenbar um den Ziehvater Dharmaträtas. 92) Das als Dga' bo'i ma'i mdo bezeichnete Sütra habe ich in den Verzeichnissen des tibetischen Tripijaka nicht ermitteln können. Es gibt ein Dga' bo rab u byuri ba’i mdo [Skr. Nandapravrajyâsûtra] (Otani 994) und ein 'Phags pa dga' bo mrial na gnas pa bsan pa zes bya ba heg pa chen po'i mdo [Skr. Aryanandagarbhâvakrânti- nirdesanâmamahâyânasûtra] (Otani 760). 93) Zu dem Punkt, daß es sich bei den beiden Einleitungsstrophen um die Vorrede des Kompilators handelt, siehe SCHMITHAUSEN p. 77. 94) Vgl. KLUGE: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, p. 585: "Der 30jähr. Krieg begünstigt es [das Verbum rasteren] in seiner Bedeutung 'dem Erdboden gleich machen' ". 95) Zur Bedeutung von nikäya vgl. etwa BAREAU: Les sectes bouddhiques du Petit Véhicule, p. 7; BECHERT: Einleitung, in: BECHERT: Zur Schulzugehörigkeit von Werken der Hînayâna-Literatur, pp. 26ff. 96) Zu den beiden Arten des Nirvâpa vgl. NYANATILOKA: Buddhistisches Wörter­ buch, s. v. nibbäna. 97) Dies entspricht nicht ganz, aber annähernd der drei Arten der bodhi, vgl. NYA­ NATILOKA s. v. 98) SIEG/SIEGLING: Tocharische Sprachreste, TI. 2, p. 5, Anm. 8. 99) So etwa in UV 12 yahâpi kumbhakärena: als Definienda stehen in UVVT dper - na - rdza mkhan; na (= api) wird kommentiert: na zes bya ba'i sgra ni ries par gzuri ba ste. 100) NYANATILOKA p. 106. 101) SIEG/SIEGLING: Udänavarga-Übersetzungen in "Kucischer Sprache", in: BSOS 6 (1930-32), p. 487. 102) Vgl. UV 307a: asmä sadâ jâgarikâm bhajea = de Ias (BEKCH: *lar) rag u mel she byed bsen ciri. 103) Zum Vergleich: in UV 51d wird anapeksinah durch mi Ia bar übersetzt; in UV 276b entsprechen sich aveksavän und ita 'dod na; Mvy 6749 kennt die Entspre­ chung aveksavän = bla ba dafi Idan pa. 104) NORMAN: Eiders' Verses, I, p. 188, n. 399. 105) Vgl. Ibid. Anmerkungen 499 106) Zum Phänomen an sich vgl. SPEIJER, Sanskrit Syntax, pp. 177-178; er bringt u. a. ein Beispiel von Kâlidâsa: himavao girer upayakâranyavâsinah "dwelling in the forests on the slope of mount Himavân". 107) ALSDORF: Die Aryâ-Strophen des Pali-Kanons, pp. 18-19. 108) Ibid. p. 10. 109) HAHN: Besprechung SWTF, in: GGA 231 (1979), p. 284. - vgl. auch oben p. 163. 110) Vgl. ALSDORF, Die Aryâ-Strophen des Pali-Kanons, p. 5 111) Im modernen Tibetisch bedeutet chu chun nach Chos-kyi-grags-pa "einer, der mit einem Schöpflöffel Wasser schöpft" (chu skyogs kyis chu 'chu ba po) bzw., nach dem Tshig-mdzod-chen-mo "Diener, der Wasser holt" (chu len pa'i bran). Inter­ essanterweise hat Frau Ratna Basu, als ich sie über nerika befragte, das Wort eben­ falls zunächst in diesem Sinne als "Wasserholer" verstanden. 112) Zitiert nach BÖTHLINGK: Panini's Grammatik, p. 72*. Den Hinweis auf die Dhâtupâtha-Stelle verdanke ich Frau Basu. 113) Zu dieser Bedeutung von skyed pa vgl. JÄSCHKE s. v.: yur ba'i chu yis zih skyed 'dra "just as the water of the ditch makes the fields green". 114) Vielleicht auch nerka oder nairika, vgl. Sadd V p. 1513. 115) Zur Vertretung von -c- und -j- im Gândhârî vgl. BROUGH p. 86; siehe auch V. HINÜBER § 174. 116) Zu diesem Sütra vgl. AN I 138f.; eine etwas längere Version findet sich in MN III 178f. 117) Vgl. v. HINÜBER § 308; anders RAU: Bemerkungen und nicht-buddhistische Sanskrit-Parallelen zum Pâli-Dhammapada, p. 171. 118) Der Name bedeutet "sich auf verschiedene stützend". Die Person konnte nicht identifiziert werden. 119) Tib. gnas bdun la mkhas pa [zes bya ba dari siri 'dab ma bdun pa zes bya ba bzin] kann nach HIRAKAWAs AKBh-Index, TI. 3, p. 150, für Skr. sapa-shana-kausala[-sapa-parna-va] stehen. An der Belegstelle irn Abhidharmakoçabhâçya (p. 356, Zeile 11 in PRADHANs Ausgabe von 1975: sapashânakausalapamavad ii vaibhâsikâh) ist aber davon die Rede, daß ein Srotaäpanna "(one) who has 'entered the stream' " (BHSD) nur siebenmal wiedergeboren wird, so daß mit sthöna hier nur soviel wie "Ort (einer Wiedergeburt)" gemeint sein kann. Dies scheint mit der fraglichen Inter­ pretation von *bahushäna in UVVT nichts zu tun zu haben. Vgl. Mvy 6734 sapängasupraishiah? 120) Tib. yul bskal par gyur kyari scheint Skr. viprakrsavisayo 'pi wiederzugeben. 121) Im Tshig-mdzod-chen-mo, Bd. 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Mi rags dpe skrun khan, 1984 Udâna siehe STEINTHAL Udânavarga siehe BERNHARD Udânavarga auf Tibetisch siehe BECKH Udânavarga auf Tocharisch siehe SIEG Udänavargavivarana auf Tibetisch siehe BALK VALLÉE POUSSIN, Louis de la (Hrsg.): Fragments de l'Udânavarga de Dharmatrâta. In: JRAS (1912) pp. 355-377 Vinayapijaka siehe OLDENBERG VOIGT, Wolfgang (Hrsg.): ZDMG, Supplement 111,2 (XIX. Deutscher Orientalistentag vom 28. Sept, bis 4. Okt. 1975 in Freiburg im Breisgau. Vorträge). Wiesbaden 1977 VOGEL, Claus (Hrsg. u. übers.): Vâgbhaja's A${âhgahçdayasaiphitâ. The first five chapers of its Tibetan version edited and rendered into English along with the original Sanskrit. Wiesbaden 1965 (Abhandlungen für die Kunde des Morgen­ landes XXXVII,2) — (Ubers.): Bu-ston on the Schism of the Buddhist Church and on the Doctrinal Tendencies of Buddhist Scriptures. Translated from Tibetan. 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Divy Divyâvadâna. DN Dîghanikâya. ff. folgende. franz. französisch. gest. gestorben. GDhp Gândhârî Dharmapada. GGA Göttingische Gelehrte Anzeigen. Hrsg. Herausgeber. 514 Hs. Abkürzungen Handschrift. Hss. Handschriften. ibid. ibidem, ebendort. IHQ Indian Historical Quarterly. IIJ Indo-Iranian Journal. Itiv Itivuttaka. IS Indische Sprüche. JA Journal Asiatique. JAOS Journal of the American Oriental Society. Jät Jätaka. K Kanjur. Kl. Sehr. Kleine Schriften. klass. klassisch. KZ [Kuhns] Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. LC LOKESH CHANDRA. MBh Mahabharata. m. c. metri causa. MN Majjhimanikäya. Ms. Manuskript. Mss. Manuskripte. MSV M ûlasarvâsti vâda. Mv Mahâvastu. Mvy Mahâvyutpatti. MW MONIER-WILLIAMS. n. note, Fußnote. Netti Nettippakarana. NG Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. NGAW Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. pp page, Seite. p. Pali. PDhp Patna-Dharmapada. PHMs Pariser Holz-Manuskript. Pkr. Prakrit. Peking. PI. Plural. pp. pages, Seiten. Prêt Prâtimokçasûtra. Abkürzungen 515 PTS Pali Text Society. PTSD Pali Text Society's Dicitionary. Rez. Rezension. Sadd Saddanîti. SAV Sarvâstivâda. sc. scilicet, nämlich. Skr. Sanskrit. Sn Suttanipâta. SN Samyuttanikâya. sog. sogenannt. soz. sozusagen. span. spanisch. SPAW Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. s. u. siehe unten. s. V. sub voce. SWTF Sanskrit-Wörterbuch der buddhistischen Texte aus den Turfan-Funden. T Tanjur. Tha Theragâthâ. tib. tibetisch. Tib. Tibetisch. Ud Udäna. u. dgl. und dergleichen. UV Udänavarga. UVT Udänavarga [auf] Tibetisch. UVV Udäna vargavivarana. UVVT Udänavargavivarana [auf] Tibetisch. ved. vedisch. vgl. vergleiche. Vin Vinayapijaka. Vol. Volume. WZKS Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens. WZKSO Wiener Zeitschrift für die Kunde Süd- und Ostasiens und Archiv für indische Philosophie. YBh Yogâcârabhûmi. ZDMG Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. ZVS Zeitschrift für Vergeichende Sprachforschung. 516 Abkürzungen Zu den Handschriftensigla des Udänavarga siehe BERNHARD: Udänavarga, Bd. I, pp. 28 ff. LEBENSLAUF Am 15. Oktober 1953 bin ich, Michael Ludwig Jakob Balk, als erster Sohn meiner Eltern Georg und Erna Balk, geborene Weingärtner, in Bonn geboren. Ich entstamme einem süddeutschen, katholischen Elternhaus. Mein Vater und meine Mutter sind in Schwandorf in Bayern geboren. Sie kamen zu Beginn der 50er Jahre in die Bundes­ hauptstadt. Mein Vater ist Ministerialrat i. R. Die Grundschule besuchte ich vier Jahre in Bonn-Endenich. Ich wurde dann zunächst in das Collegium Josephinum aufgenommen. Später wechselte ich auf das Aloisiuskolleg, da meine Eltern nach Bad Godesberg umzogen. Ich durchlief den humanistischen Zweig des Gymnasiums und bestand 1972 das Abitur. Das Hochschulstudium nahm ich im WS 1972/73 an der Universität Bonn auf; ich studierte zunächst Philosophie, Anglistik und Religionswissenschaften. Durch die letzteren wurde mein besonderes Interesse an den Kulturen Asiens geweckt; ich er­ lernte das Sanskrit. Von Februar 1974 bis Mai 1975 leistete ich Zivilen Ersatzdienst am St.-Petrus-Krankenhaus in Bonn, zunächst auf der Intensivstation, später auf der orthopädischen Ab­ teilung. Den Dienst an der Waffe habe ich aus Gründen des Gewissens verweigert. In WS 75/76 begann ich mein Studium erneut, mit Indologie als Hauptfach. Drei Semester studierte ich in Bonn, drei weitere an der Universität zu Köln, wo ich mich auch mit südindischen Sprachen beschäftigte. Innerhalb der Indologie widmete ich mich zunächst besonders der vedischen Literatur. Die Nebenfächer waren Indoger­ manistik und Islamwissenschaften (Arabisch, Persisch). Ein Lektürekurs von Inschriften des Kaisers Asoka richtete mein Interesse auf den Buddhismus und seine Erforschung. Im SS 79 kehrte ich ganz nach Bonn zurück. Ich lernte Tibetisch, später Chinesisch und etwas Japanisch. Auf Anregung von Professor Hahn schrieb ich eine Arbeit mit dem Titel "Philologische Untersuchungen zu Udäna­ varga I-V". Sie wurde als Magisterarbeit von der Philosophischen Fakultät der Univer­ sität angenommen, die mir am 20. Mai 1981 den Grad eines Magister Artium verlieh. Nach dem Examen studierte ich auch Tibetologie in Bonn. Ferner arbeitete ich an einer Ausgabe des tibetischen Udänavargavivarana. In der Zeit von Mai 1983 bis April 1886 wurde ich vom Institut für Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stif­ tung durch ein Graduierten-Stipendium unterstützt; in diesem Zeitraum entstand Lebenslauf die vorliegende Arbeit. Bei folgenden Damen und Herren habe ich Vorlesungen gehört oder Seminare be­ sucht: Prof. Dr. W. Blümel, Dr. Tilak Raj Chopra, Prof. Dr. Michael Hahn, Prof. Dr. Klaus Ludwig Janert, Prof. Dr. Hans-Joachim Klimkeit, Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Kluxen, Prof. Dr. Johann Knobloch, Prof. Dr. Klaus Lech, Prof. Dr. Gustav Mensching, Dr. Miklos Muranyi, Jampa Kalsang Phukhang, M. A., Prof. Dr. Tilman Nagel, Prof. Dr. Klaus Sagaster, Yuko Sato, M. A., Prof. Dr. Gernot Schmidt, Prof. Dr. Karl Horst Schmidt, Prof. Dr. Werner Schmucker, Prof. Dr. Dieter Schuh, Prof. Dr. Monika ThielHorstmann, Prof. Dr. Stefan Wild, Prof. Dr. Claus Vogel. Meine bisherigen Arbeiten sind: — Philologische Untersuchungen zu Udänavarga I-V. Bonn 1981. - Magister­ arbeit, nicht publiziert. — Zur tibetischen Übersetzung des Udänavarga (Resümee). In: RÖLLIG, Wolf­ gang (Hrsg.): ZDMG, Supplement VI (XXII. Deutscher Orientalistentag vom 21. bis 25. März 1983 in Tübingen). Stuttgart 1985, pp. 325-326 — Prajnâvarman's Udänavargavivarana. Transliteration of its Tibetan Version (based on the Xylographs of Chone/Derge and Peking). 2 Bde. Bonn 1984 (Indica et Tibetica, Arbeitsmaterialien A) — Indische Etymologien in einem tibetischen Kommentar. In: MEISEZAHL, Richard Othon: Vicitrakusumänjali. Volume Presented to Richard Othon Meisezahl on the Occasion of his Eightieth Birthday / EIMER, Helmut (Hrsg.). Bonn 1986 (Indica et Tibetica, Bd. 11), pp. 1-22 — Gehört Tibet zu China? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 175 (vom 1. Aug. 1987), pp. 8-9