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ARCHÄOLOGISCHER RUNDGANG DURCH LUXEMBURG

2019, LIVRET DU PATRIMOINE N° 2

The “Archäologischer Rundgang durch Luxemburg” (Archaeological Guide to Luxembourg) is the first stand-alone guide to the archaeological heritage of the Grand Duchy of Luxembourg published by the Centre national de recherche archéologique. The archaeological guide offers a short introduction to the Luxembourgish history from Stone Age until the Middle Ages and gives numerous background information required for a successful trip to 44 archaeological sites of Luxembourg.

m pl ARCHÄOLOGISCHER RUNDGANG DURCH LUXEMBURG Matthias Paulke sa Aus der großen Zahl der in den letzten zwei Jahrhunderten erforschten archäologischen Stätten Luxemburgs konnte nur ein überschaubarer Teil für die Nachwelt erhalten werden. In diesem kleinen Führer ist eine Auswahl von 44 archäologischen Denkmälern aus nahezu allen Epochen der Geschichte in Wort und Bild vorgestellt. Vorgeschichtliche Befestigungen, eisenzeitliche Grabhügel, römische Grabdenkmäler und Villen freuen sich auf Ihren Besuch. Matthias Paulke - ARCHÄOLOGISCHER RUNDGANG DURCH LUXEMBURG e LIVRET DU PATRIMOINE DU CNRA N° 2 R RA A RA C C C Centre National de Recherche Archéologique 241, rue de Luxembourg L-8077 Bertrange C RA re ad in g Mit Beiträgen von Jean Krier und Raymond Waringo (†) e pl m sa g in LIVRET DU PATRIMOINE DU CNRA N° 2 Illustrationen: ad Einband (Kollektion MNHA-CNRA) Historischer Überblick (B. Clarys und S. Weis) ISBN: 978-2-87985-535-6 Satz und Layout: rose de claire, Luxembourg Redaktion: Matthias Paulke (CNRA) Druck: Imprimerie Centrale SA, Luxembourg Bindung: Buchbinderei Schwind, Trier re 1. Auflage, Luxemburg 2019 Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung Urhebers untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten. © Centre national de recherche archéologique, Luxembourg 2019 e pl re a di ng sa m ARCHÄOLOGISCHER RUNDGANG DURCH LUXEMBURG Matthias Paulke Mit Beiträgen von Jean Krier und Raymond Waringo (†) 3 INHALTSVERZEICHNIS Archäologischer Rundgang durch Luxemburg Altlinster [1] Altrier [2] Aspelt [3] Bech-Kleinmacher [4] Bech-Kleinmacher [5] Berdorf [6] Berdorf [7] Bettemburg [8] Böwingen a.d. Attert [9] Böwingen a.d. Attert [10] Capellen [11] Dalheim [12] Dalheim [13] Dalheim [14] Diekirch [15] Diekirch [16] Echternach [17] Echternach [18] Fentingen [19] Flaxweiler [20] Goeblingen [21] Grevenmacher [22] e 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 44 46 50 52 54 58 60 62 64 66 68 70 pl Historischer Überblick re a di ng sa m 10 8 Erschlossene archäologische Denkmäler (angrenzendes Ausland) 122 Museen, Tourismusverbände und Verwaltungen (Luxemburg) m pl e 120 Impressum sa 128 di ng Heffingen [23] Helmsingen [24] Hersberg [25] Hersberg [26] Lellig [27] Lorentzweiler [28] Luxemburg [29] Luxemburg [30] Mamer [31] Marienthal [32] Mersch - Schönfels [33] Mersch [34] Mersch [35] Nommern [36] Petingen [37] Remerschen [38] Schwebsingen [39] Senningen [40] Stadtbredimus [41] Steinsel [42] Vichten [43] Walferdingen [44] re a 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 104 106 108 110 112 114 118 9 K O O R D I N A T E N : N 4 9 . 7 2 ALTLINSTER 8 4 1 / E 6 . 2 1 9 9 5 [1] ALTLINSTER (DEU) – ALLËNSTER (LU) Römisches Relief auf dem „Häertcheslay“ LAGE / ZUFAHRT: Aus Altlinster kommend über den C.R. 130 Richtung Godbrange. Etwa 200 Meter nach dem Auf dem sog. „Häertcheslay“, nördlich oberhalb des Ortes, zur Talseite der Weissen Ernz zu, befindet sich ein in den Felsen geschlagenes, heute stark verwittertes Relief. Es handelt sich um zwei überlebensgroße, stehende Personen in einer Nische, die als Halbrelief ausgeführt sind. Die beiden Figuren wurden in der Bevölkerung immer als „de Mann an d’Fra op der Lae“ (der Mann und die Frau auf den Felsen) bezeichnet. Die Bezeichnung Ley, Lae oder auch Lay bedeutet Fels. sa m BESCHREIBUNG: pl e Ortsausgang links abbiegen. Den Hinweisschildern „Schleifmillen“, „Haertcheslay“ folgen. Parkmöglichkeiten gibt es am Wasserreservoir. Zu Fuß folgt man der Straße, nach ca. 100 Meter hält man sich links und folgt den Hinweisschildern. ng Die linke der beiden Figuren misst 2,1 Meter, die Rechte 2,0 Meter. Beide Personen tragen lange, bis über die Knie reichende Mäntel. Bei der linken Figur ist der Kopf noch erhalten. Es scheint, als sei eine Kapuze über den Kopf gezogen. In der rechten Hand hält sie ein stabförmiges Attribut, das über die rechte Schulter bis an den Bildrand reicht. Bei der etwas kleineren linken Person fehlt der Kopf, Attribute sind nicht mehr zu erkennen. re a di Die verschiedenen Erklärungsversuche dieses für Luxemburg einmaligen Bildwerkes reichten von der Darstellung einer keltischen Verlobungsszene über die Darstellung einer keltischen Göttin mit ihrem Priester bis hin zur Darstellung von Schutzgeistern (Laren) einer benachbarten Quelle. Die Forschung ist sich heute aber einig, dass es sich um die Abbildung von Verstorbenen auf einem Grabmonument handelt. Unklar bleibt indes, ob es sich bei den Dargestellten um eine Frau und einen Mann oder um zwei Männer handelt. Oberhalb des Reliefs befindet sich auf dem Kopf des „Häertcheslay“ eine in den Felsen eingemeißelte, viereckige Grube, die zur Aufnahme der Ascheurnen der gallorömischen Bestattung gedient haben könnte. LITERATUR: SCHNEIDER E. 1939. Material zu einer archäologischen Felskunde des Luxemburger Landes. Luxemburg, 195-197 und 303ff. BOPPERT W. 2001. Grabdenkmäler als Zeugnisse des Romanisierungsprozesses im östlichen Trevererland: Autochthone Traditionen und italisch-hellenistische Einflüsse in der Sepulkralkunst. In: WALTER H. (Hrsg.). La sculpture d’époque romaine dans le nord et à l’est des Gaules et dans les régions avoisinantes: Acquis et problématiques actuelles. Paris, 95-107, hier 103. 1 2 3 22 Der gesamte Felsen mit dem Grabrelief (Foto: P. Hellbach) Altlinster – Häertcheslay, undatierte Aufnahme des unbewaldeten Zustandes (Foto A. Biwer, MNHA Archives photographiques n°37235) Lithografie des Felsreliefs aus dem Jahre 1846 (PSH 2, 1846, Pl. I) ng di re a 2 e pl m sa 1 3 23 K O O R D I N A T E N : N 4 9 . 7 6 2 2 1 / E 6 . 0 3 9 0 BÖWINGEN A.D. ATTERT 1 [9] BÖWINGEN A.D. ATTERT (DEU) – BOEVANGE SUR ATTERT (FR) – BÉIWEN AN DER ATTERT (LUX) Römischer Grabhügel mit Ringmauer LAGE / ZUFAHRT: Zufahrt über den C.R. 114/115 zwischen Brouch und Bissen (Abzweig Fënsterdall/Bill). Am Fuß des Helperknapp, eines waldbedeckten Sandsteinplateaus, erhebt sich ein römischer Grabhügel (Tumulus). Im Mai des Jahres 1969 meldete ein besorgter Bürger dem Nationalmuseum, dass der vermutlich seit dem 19. Jahrhundert bestehende Raubgräberschacht vergrößert wurde und große Steine zum Vorschein gekommen seien. In der Folge untersuchte das Nationalmuseum den Grabhügel vollständig und rekonstruierte die Anlage. sa m BESCHREIBUNG: pl e Hinweisschild „Tumulus Römischer Grabhügel“. Der Rundwanderweg Nr. 1 Buschdorf, welcher seinen Start- und Zielpunkt am Centre culturel in Buschdorf hat, führt direkt am Grabhügel vorbei (Gesamtlänge 8,31 km). ng Der römische Tumulus liegt unweit zweier bekannter römischer Trümmerstellen, die als Standorte der Villa des oder der Verstobenen in Frage kommen. re a di Der Grabhügel von 24 Metern Durchmesser besteht aus gelbem, aufgeschüttetem und gestampftem Lehm, der nicht lokal ansteht. Der Hügelfuß wird heute aus zwei Reihen z. T. rekonstruierter Steinquader gebildet. Ursprünglich bestand dieser Ring aus drei Lagen sorgfältig gearbeiteter Steinquader und einem halbwalzenförmigen Abschlussstein. Die Ringmauer erreichte somit eine maximale Höhe von ca. 1,70 - 2,30 Meter. Die Gesamthöhe des Hügels betrug vermutlich 6 bis 7 Meter. Die Spitze wurde durch einen steinernen Zentralpfeiler gebildet. Die heute rekonstruierte Höhe des Hügels fällt geringer aus als in der Antike. Der Grabhügel enthielt keine Grabkammer. Vielmehr diente zur Aufnahme des Leichenbrandes ein exakt nach Südwesten ausgerichteter Grabaltar in der Ringmauer. LITERATUR: THILL G. 1969. Römischer Grabhügel mit Ringmauer und eingebautem Altar. Hémecht 21, 1969, 317-332. WIGG A. 1993. Grabhügel des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. an Mittelrhein, Mosel und Saar. Trier, Trierer Zeitschrift - Beiheft, 226 S. + 55 Taf. 1 2 38 Panoramaaufnahme des Grabhügels (Foto: B. Müller, MNHA) Rekonstruktionszeichnung des Grabhügels Bill (Zeichnung: J. Zimmer, MNHA) ng di re a e pl m sa 1 2 39 K O O R D I N A T E N : MERSCH N 4 9 . 7 4 6 4 7 / E 6 . 0 9 7 8 0 [35] MERSCH (DEU) – MIERSCH (LUX) Römische Villa LAGE / ZUFAHRT: Aus Richtung der Autobahn A7 kommend, hinter der Kirche links auf den Place de l’eglise Bereits in den Jahren 1905/06 untersuchte der Architekt Charles Arendt mit Unterstützung der Section historique des Großherzoglichen Instituts Teile einer bekannten römischen Trümmerstätte im Mersch „op Mies“. Dabei konnte der Teilbereich einer einstmals großen römischen Villa freigelegt werden. Neben einer heute noch erhaltenen und teilrekonstruierten Hypokaustheizung konnten Teile von farbigem Wandputz und zahlreiche Mosaiksteine geborgen werden. ng sa BESCHREIBUNG: m pl e einbiegen und der Rue des Romains folgen, nach 420 Metern befindet sich linker Hand eine Parkmöglichkeit unmittelbar neben dem Schutzbau der Ausgrabungsstätte. Der Schutzbau über den Resten einer römischen Fußbodenheizung ist ganzjährig geöffnet. Die restaurierten Reste des Wasserbassins der Villa liegen unterhalb des Schutzbaus in einer öffentlichen Parkanlage. Die Anlage wurde kürzlich erst aufwendig instandgesetzt. Eine neue Ausschilderung und Kennzeichnung des Denkmals sind in Planung. re a di Als die Gemeinde Mersch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf der Flur „op Mies“ ein Neubaugebiet plante, bot sich für die Archäologen des Nationalmuseums die Gelegenheit, diese Fundstelle näher zu untersuchen. Zum Hauptgebäude der Villa ließ sich nach Abschluss der Grabungen 1966 wenig sagen. Südlich der ursprünglichen Gebäudefront konnte jedoch, in einem Abstand von ca. 15 Metern zur Fassade, ein Wasserbassin untersucht werden. Mit einer Größe von 75,60 x 6,50 Meter gehört es zu den Größten seiner Art in der Großregion. Mittig im Bassin befand sich der Abflusskanal, der hangabwärts Richtung des Flüsschens Mamer führte. Zwischen dem Wasserbassin und dem Haupthaus der Villa konnte auf einer Länge von mehr als 46 Metern der Sockelbereich einer steinernen Balustrade freigelegt werden. Einmalig für Luxemburg lässt sich der Villenbesitzer der römischen Villa von Mersch „op Mies“ als Angehöriger einer Familie des treverischen Adels identifizieren, dem die Ehre des römischen Bürgerrechtes zuteilwurde. Dies zumindest kann man aus einer unweit der Villa gefundenen römischen Bauinschrift schließen, die vermutlich aus der Villa selbst oder deren Umfeld stammt. Die Inschrift nennt eine Person die das Amt des flamen (Priester) innehatte und ferner auf eine erfolgreiche, ritterliche Militärkarriere in der römischen Armee zurückblicken konnte. LITERATUR: THILL G. 1967. Nouvelles découvertes autour d’une villa romaine à Mersch (Lieu-dit „op Mies“). Hémecht, 19, 477-489. KRIER J., SCHWINDEN L. 1974. Die Merscher Inschrift CIL XIII 4030. Trierer Zeitschrift, 37, 23-147. VON HESBERG H. 2009. Fragment einer Marmorstatue des Nil und der ihn umgebenden Ellen (pecheis) aus der römischen Villa in Mersch. Empreintes, 2, 98-105. 1 2 96 Schutzbau über den restaurierten Ruinen der Villa (Foto: M. Paulke CNRA) Rekonstruktionszeichnung der Villa mit dem vorgelagerten Bassin (Zeichnung: J. Zimmer MNHA) ng di re a e pl m sa 1 2 97