Coronavirus

Stichprobe mit 17 Prozent Mutationsanteil

Die Verbreitung der neuen, ansteckenderen Variante des Coronavirus könnte schon recht weit fortgeschritten sein. Laut einer Stichprobe an der MedUni Wien wiesen 14 von 83 positiven PCR-Tests die mutierte Variante auf.

Damit waren 17 Prozent der analysierten positiven Fälle von der Mutation betroffen, wie erste Ergebnisse einer Stichprobe von 83 positiven PCR-Tests in der Teststraße Floridsdorf zeigen. Durchgeführt wurde die spezifische PCR-Analyse an der MedUni Wien. Laut den bisherigen Ergebnissen ist davon auszugehen, dass sich bei der jetzt folgenden Vollsequenzierung bestätigen wird, dass es sich um die britische Variante (B.1.1.7.) oder jene aus Südafrika handelt.

Hacker sieht Verdacht bestätigt

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sah den Verdacht damit bestätigt, wonach die Variante schon länger in Österreich sein dürfte. Hacker hatte laut eigenen Angaben am Donnerstag den Auftrag erteilt, alle positiven PCR-Befunde in Wien auch automatisch auf Mutationsmarker mittesten zu lassen. Nun gebe es den ersten Outcome des Auftrags. „Wichtig ist, dass es sich hierbei – Stand jetzt – immer noch um Verdachtsfälle handelt und die endgültige Bestätigung durch Sequenzierungen aussteht“, sagte der Ressortchef.

Lockdown: Verlängerung statt Lockerung

Statt Lockerung kommt offenbar die Verlängerung: Nach Gesprächen mit der Regierung sind am Samstag Experten vor die Presse getreten. Ihre Botschaft: Die Zahlen sind zu hoch, weitere zwei bis drei Wochen Lockdown nötig. In Wien sind binnen 24 Stunden 371 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Und seit Samstag ist auch klar: die Mutation dürfte in der Stadt schon weiter verbreitet sein, als gedacht.

Offen sei auch noch, um welche Mutation es sich tatsächlich konkret handle. Das erste Resultat bestätige jedoch den Verdacht der Stadt Wien, dass die besagte Mutation B.1.1.7. sich wohl bereits viel länger in Österreich aufhalte als seit erst ein paar Wochen. Hacker hatte bereits wiederholt die Vermutung geäußert, dass eine Verbreitung zwischen 15 und 20 Prozent nicht überraschend wäre.

Warten auf Ergebnisse der Sequenzierungen

„Für eine definitive Beurteilung dieser Situation und eine etwaige Neubeurteilung der Situation der letzten Wochen ist es noch zu früh, da die Ergebnisse der Sequenzierungen erst im Laufe der kommenden Woche einlangen. Danach gibt es ein klareres Bild, das dann eben zu beurteilen sein wird“, sagte der Stadtrat.

Mit 14 Verdachtsmomenten bei 83 positiven Proben könne unmöglich auf die derzeitige Ausbreitung der Version B.1.1.7. geschlossen werden, sagte Peter Klimek vom Complexity Science Hub (CHS) Vienna. Der Komplexitätsforscher wies darauf hin, dass aufgrund der PCR-Vorproben auch erst einmal eine hohe Wahrscheinlichkeit auf das tatsächliche Vorhandensein der Mutation gegeben ist, aber auch diese erst nach der Sequenzierung endgültig ist. Um das tatsächliche Ausmaß der Mutationsanteils festzustellen bräuchte es eine ausreichend große Stichprobe, ähnlich wie bei einer Meinungsumfrage.

Experte: Zu früh für neue Erkenntnisse

So gesehen hätten diese 14 Fälle der möglichen Mutation keinen neuen Erkenntniswert, sagte Klimek. Denn dass die aufgetretene Coronavirus-Mutation bereits im Wiener Abwasser ihre Spuren hinterlassen haben könnte und damit in Wien kursiert, habe bereits festgestanden. Die in der Wiener Hauptkläranlage am Dienstag entnommene Probe wurde in einer Vortestung ebenfalls positiv auf die neue Variante getestet. Es sei so auf jeden Fall noch zu früh, um neue Schlüsse zu ziehen.

Die Zahl der Neuinfektionen blieb unterdessen am Samstag in Österreich relativ hoch: 1.723 neue Fälle wurden innerhalb von 24 Stunden gemeldet, was unter dem Schnitt vergangenen Woche von 1.920 Fällen liegt. Die meisten Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden meldete Wien mit 371.