Seit März werden Abwasserwasserproben aus der Hauptkläranlage Simmering auf Coronavirus-Spuren untersucht. Am Dienstag wurde eine entnommene Probe im Labor positiv auf die Virus-Mutation getestet. Der Vortest sei noch kein Beweis, aber ein starkes Indiz dafür, hieß es am Donnerstag – mehr dazu in Mutiertes Coronavirus in Wiener Abwasser.
Abwassertests können jedenfalls wertvolle Hinweise liefern, so Norbert Kreuzinger vom Institut für Wassergüte der Technischen Universität Wien am Freitag in „Wien heute“: „Es steckt ja die Information der gesamten Bevölkerung da drin. Chemikalien, Medikamente und natürlich auch Krankheitserreger, die wir ausscheiden. Das könnte auch für den Krisenstab eine interessante Information sein, etwa eine Bestätigung für andere Verdachtsfälle in Wien.“
Britische Mutation im Abwasser
Allein in einem Wiener Pflegeheim haben sich über 40 Menschen infiziert. Forscher wollen jetzt über das Abwasser herausfinden, wie weit das Virus schon verbreitet ist.
Ergebnisse bis Dienstag
Die Spezialisten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit untersuchen nun die Virenkonzentration in der Wasserprobe und analysieren die 100 Verdachtsfälle der Mutation. Derzeit gibt es nur Vermutungen, wie sehr sich der neue Virusstamm bereits ausgebreitet hat. Auch aus den Sammelkanälen sollen jetzt Abwasserproben gezogen werden. Der ersten Ergebnisse der AGES-Untersuchung sollen am Dienstag vorliegen.
Sequenzierung: Vergleich mit Bücherwand
Die Untersuchung – die sogenannte Sequenzierung – bedeutet das Aufschlüsseln des kompletten Erbguts des Virus. Christoph Bock, Genomforscher an der Medizinischen Universität Wien, verglich die Sequenzierung gegenüber Radio Wien mit einer Bücherwand. Beim PCR-Test werden nur die Buchtitel angeschaut, bei der Sequenzierung wird Buchstabe für Buchstabe durchgeschaut und das Virus in seine 30.000 Einzelteile zerlegt, so Bock: „Der Prozess dauert eine gute Woche vom Ankommen der Proben bis zur Fertigstellung der Daten.“
Drei Tage müssen die Proben im Labor vorbereitet werden, 48 Stunden läuft dann der Sequenzierer, ehe erste Ergebnisse da sind. Um das Virus und seine Mutationen im Auge zu behalten wird derzeit die Kapazität auf 400 Sequenzierungen pro Woche verzehnfacht. „Dann ist man schon in einem Bereich, wo eine sinnvolle Überwachung möglich wird“, erklärte Bock.
Am Freitag ist ein Mutationsfall in der Steiermark bestätigt worden, die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden Bad Aussee und Bad Mitterndorf/Tauplitz wurde zu Tests aufgerufen – mehr dazu in CoV-Mutation: Betroffene Gemeinden testen (steiermark.ORF.at).