Papers by Nicole Zellweger
Gelebte Reformation. Zürich 1500-1800, 2022
Mit der Reformation fielen katholische Praktiken der Heilsvorsorge wie Ablass, Ohrenbeichte oder... more Mit der Reformation fielen katholische Praktiken der Heilsvorsorge wie Ablass, Ohrenbeichte oder Wallfahrten weg. Laut reformierter Rechtfertigungslehre ist die aufrichtige innere Reue der Gläubigen für begangene Sünden und der tiefe Glaube an Gott die Voraussetzung dafür, dass allein Gott aus Gnade das Seelenheil gewährt. Daher verfolgte zum
einen der Zürcher Rat die Verschärfung der Sittenmandate, zum anderen wurde die seelsorgerliche Betreuung der Gläubigen zu einer Hauptaufgabe des Klerus. Für die Praxis bedeutete dies, dass die Zürcher Pfarrer dem Rat gegenüber verpflichtet waren, in ihren Gemeinden sowohl über die Einhaltung der göttlichen als auch der weltlichen Gesetze zu wachen. Die Pfarrer hatten nicht nur zu predigen und die Sakramente zu spenden, sondern auch die Gemeindemitglie der religiös zu unterweisen, sie bei Verfehlungen zu ermahnen oder sie zu trösten, wenn sie etwa im Rahmen von Haus-, Kranken- oder Gefängnisbesuchen der Erbauung bedurften. Die seelsorgerliche Praxis bewegte sich somit in einem Spannungsfeld zwischen empathischer Lebenshilfe und strenger Ausübung sozialer Kontrolle.
Gelebte Reformation. Zürich 1500-1800, 2022
Nicht nur die Theologen des Reformationszeitalters, sondern auch die Bevölkerung stritt im Allta... more Nicht nur die Theologen des Reformationszeitalters, sondern auch die Bevölkerung stritt im Alltag über religiöse Dogmen und Frömmigkeitspraktiken. Gerade in Wirtshäusern, wo Menschen unterschiedlicher konfessioneller, aber auch regionaler und sozialer Herkunft aufeinandertrafen, führte die Konfessionszugehörigkeit der Gäste bis ins 18. Jahrhundert hinein immer wieder zu Konflikten. Hierbei zeigen sich in Bezug auf Inhalte, Formen und Funktionen der laikalen Streitinszenierung sowohl Kontinuitäten wie auch deutliche Veränderungen. Ausgangspunkt oder Aufhänger für die Auseinandersetzungen in den konfessionell geprägten Wirtshausstreitigkeiten war zwar die Konfessionszugehörigkeit der Streitenden, doch wurden in den Konflikten nicht zwangsläufig dogmatische Inhalte ausgehandelt, sondern die Wortgefechte oszillierten zwischen konfessionell markierten verbalen Ehrenhändeln und religiösen Streitgesprächen.
Gelebte Reformation. Zürich 1500-1800, 2022
Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beiheft 255, 2022
The article analyses the construction accounts of St Peter’s cathedral in Regensburg in the cruci... more The article analyses the construction accounts of St Peter’s cathedral in Regensburg in the crucial period of economic and political decline in the late 15th century. After the ambitious plans for the new building set out in 1273, when bishop, city and citizens were at the height of their financial and political power, the financial situation of the cathedral factory presented itself in a very different light two centuries later: Regensburg had lost its former supremacy among European long-distance trading cities and the free imperial city was threatened with bankruptcy due to its high level of indebtedness, so that it had to submit to the Bavarian Duke Albrecht in 1486. From this period a set of construction accounts provides insight into this particularly precarious period of financing the cathedral works. The meticulous registers exist for the years 1459/60, 1487/88, 1488/89 and 1489/90 and based on them it can be shown how financing strategies changed under the conditions of severe economic pressure. Especially in the years 1487–1489 new resources in favour of the fabrica ecclesiae of Regensburg Cathedral such as fasting dispensations were promoted and the bishop used his authority to levy fees from the whole diocese in order to compensate for the otherwise declining income. And although these accounts have been analysed before by Hubel, it will be demonstrated that the estimates such as the amount of the annual factory income have to be reconsidered.
Keywords: Regensburg, St Peter’s cathedral, accounts, factory income, 15th century, economic crisis
Upcoming Events by Nicole Zellweger
Ehrenhafte Körperlichkeit: Quellen der Rechtsprechung als Grundlage für die Erforschung historisc... more Ehrenhafte Körperlichkeit: Quellen der Rechtsprechung als Grundlage für die Erforschung historischer Körperund Personenkonzepte 31.10. Dr. Natalie Krentz (Goethe Universität Frankfurt am Main) "Von aller hand gehaimben correspondenzen tractaten unnd handlungen, in einer verschlossenen truhen gefunden". Erbeutete Akten und die Kulturen von Geheimnis und Öffentlichkeit im Dreißigjährigen Krieg 05.12.
Bekenntnisse von Objekten? Religiöse Praktiken von Menschen und Objekten im ländlichen Raum der F... more Bekenntnisse von Objekten? Religiöse Praktiken von Menschen und Objekten im ländlichen Raum der Frühen Neuzeit (1500-1700) 11.04. Dr. Benedikt Brunner (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte) Den Tod ins Leben ziehen. Protestantische Normvermittlung in lutherischen und reformierten Funeralschriften der Frühen Neuzeit 16.05. Jasper Hagedorn (Universität Bremen) The "Free Republic of Bremen" and Caribbean Slavery. Connections and Involvement around the year 1800 und Giulio Talini (Università di Napoli Federico II) Writing the History of Economic Knowledge in the French Atlantic. Chambres de commerce, Chambres d'agriculture, and the State between the Seven Years' War and the Revolution
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einen der Zürcher Rat die Verschärfung der Sittenmandate, zum anderen wurde die seelsorgerliche Betreuung der Gläubigen zu einer Hauptaufgabe des Klerus. Für die Praxis bedeutete dies, dass die Zürcher Pfarrer dem Rat gegenüber verpflichtet waren, in ihren Gemeinden sowohl über die Einhaltung der göttlichen als auch der weltlichen Gesetze zu wachen. Die Pfarrer hatten nicht nur zu predigen und die Sakramente zu spenden, sondern auch die Gemeindemitglie der religiös zu unterweisen, sie bei Verfehlungen zu ermahnen oder sie zu trösten, wenn sie etwa im Rahmen von Haus-, Kranken- oder Gefängnisbesuchen der Erbauung bedurften. Die seelsorgerliche Praxis bewegte sich somit in einem Spannungsfeld zwischen empathischer Lebenshilfe und strenger Ausübung sozialer Kontrolle.
Keywords: Regensburg, St Peter’s cathedral, accounts, factory income, 15th century, economic crisis
Upcoming Events by Nicole Zellweger
einen der Zürcher Rat die Verschärfung der Sittenmandate, zum anderen wurde die seelsorgerliche Betreuung der Gläubigen zu einer Hauptaufgabe des Klerus. Für die Praxis bedeutete dies, dass die Zürcher Pfarrer dem Rat gegenüber verpflichtet waren, in ihren Gemeinden sowohl über die Einhaltung der göttlichen als auch der weltlichen Gesetze zu wachen. Die Pfarrer hatten nicht nur zu predigen und die Sakramente zu spenden, sondern auch die Gemeindemitglie der religiös zu unterweisen, sie bei Verfehlungen zu ermahnen oder sie zu trösten, wenn sie etwa im Rahmen von Haus-, Kranken- oder Gefängnisbesuchen der Erbauung bedurften. Die seelsorgerliche Praxis bewegte sich somit in einem Spannungsfeld zwischen empathischer Lebenshilfe und strenger Ausübung sozialer Kontrolle.
Keywords: Regensburg, St Peter’s cathedral, accounts, factory income, 15th century, economic crisis