Monographs by Daniele Vecchiato
Ein Jahrzehnt lang bildete der Dreißigjährige Krieg das thematische Zentrum des schriftstellerisc... more Ein Jahrzehnt lang bildete der Dreißigjährige Krieg das thematische Zentrum des schriftstellerischen Werks von Friedrich Schiller: 1790 bis 1792 erschien seine Geschichte des Dreyßigjährigen Kriegs als das zweite und letzte seiner großen historiographischen Werke und im Jahre 1800 konnte er nach langen Vorarbeiten die dramatische Trilogie Wallenstein veröffentlichen. Beide Werke haben in der Forschung viel Beachtung erfahren, allerdings fehlte bisher eine Untersuchung des zeitgenössischen Interesses einer breiten Leserschaft am historischen Konflikt, die eine Lektüre der einschlägigen Werke Schillers in ihrer Besonderheit, aber auch in ihren zeittypischen Zügen bieten konnte.
Ausgehend von der Beobachtung, dass der Dreißigjährige Krieg als Thema der Historiographie und der Literatur in Deutschland seit etwa 1770 eine breite Konjunktur erfuhr, in die sich Schillers Texte als vergleichsweise späte Zeugnisse einreihen, werden in der vorliegenden Studie die Gründe und die Konturen dieser unvermuteten Popularität des historischen Ereignisses im ausgehenden 18. Jahrhundert illustriert. Durch eine systematische Analyse der zahlreichen Bearbeitungen, die der Krieg bei literaturgeschichtlich wenig prominenten Autoren fand, wird der epistemische Rahmen rekonstruiert, innerhalb dessen diese Schriften entstanden. Die herangezogenen Werke sogenannter auctores minores eröffnen interessante Einblicke in die Mentalitätsgeschichte des späten 18. Jahrhunderts und ermöglichen darüber hinaus einen Vergleich mit den thematisch benachbarten Werken Schillers, aus welchem der Komplexitätsgewinn sichtbar wird, den der Klassiker gegenüber seinen Zeitgenossen erreichte.
Schiller, der in mehreren Schriften eine kritische Haltung gegenüber der Trivialliteratur äußerte, hatte in der dichterischen Praxis ein dialektisches Verhältnis zu den Bestsellern der Zeit. Sein ausgeprägter Sinn für die historisch-politische Kolportage und seine Neugierde für massenwirksame literarische Strategien spiegeln sich in einer gewissen Porosität seiner Werke gegenüber Themen, Figuren und Motiven nicht-kanonischer Texte, die bisher kaum erforscht wurden.
Edited Volumes by Daniele Vecchiato
Colloquia Germanica, 2023
This special issue of "Colloquia Germanica" focuses on the representation of justice, trials, and... more This special issue of "Colloquia Germanica" focuses on the representation of justice, trials, and legal processes in German theater and performance from the late eighteenth century to the present day, exploring representative examples of the manifold ways in which literature reflects on the performative nature of justice.
Die Pandemie hat die performativen Künste grundlegend verändert: Theatersäle wurden umgebaut, dig... more Die Pandemie hat die performativen Künste grundlegend verändert: Theatersäle wurden umgebaut, digitale und hybride Performance-Formate erfunden, Konzerte gestreamt, Quarantäne-Videos produziert und neue Möglichkeiten der Zuschauerpartizipation entwickelt. Der Band geht diesem dramaturgischen, räumlichen und institutionellen Wandel der letzten Jahre nach und fragt nach der postpandemischen Zukunft von Theater und Performance. Die Beiträge aus Theater-, Literatur- und Medienwissenschaft sowie drei abgedruckte Gesprächsrunden mit Theaterschaffenden skizzieren ein umfassendes Bild des Wandels und debattieren dabei auch Fragen von Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Teilhabe und Inklusion.
Law and Literature, 2022
This special issue aims at examining the various forms in which legal practices and the law are i... more This special issue aims at examining the various forms in which legal practices and the law are integrated and reflected upon in German literary texts of the so-called “Age of Goethe” (ca. 1770–1830). In the German-speaking lands, the decades around 1800 were marked by profound changes in the legal and penal system, with extensive debates on human rights, the commitment for a psychogenetic study of crime, the gradual abolition of torture, and the introduction of more humanitarian forms of punishment. These changes were accompanied by important paradigm shifts in legal theory (such as the passage from Natural Law to Legal Positivism), as well as by increasing skepticism towards the institution of law.
These discourses infiltrated cultural production on many levels. By analyzing a representative selection of literary texts of the late Enlightenment and early Romanticism, this issue aims at defining and assessing how law was interpreted and applied in German literature of the late 18th and early 19th century, and to what degree legal themes were functionalized to comment on (and often criticize) contemporary legal practices. Particular attention is paid to the use of juridical terms and forensic rhetoric in literary texts, the depiction of trials and tribunals, the poetic construction of interrogation and punishment scenes, the “staging” of the law in dramatic texts, and the relations between law, society, and power.
Die freie Übersetzungspraxis hat während der Frühen Neuzeit und bis weit nach 1800 ein umfangreic... more Die freie Übersetzungspraxis hat während der Frühen Neuzeit und bis weit nach 1800 ein umfangreiches Gattungsspektrum ausgebildet, das systematisch und historisch unzureichend erfasst ist. Ihre Beschreibung wird dadurch verkompliziert, dass in der Goethezeit auf Beobachtungs- (Theorie) und Beurteilungsebene (Kritik) die Übersetzung zunehmend dazu verpflichtet wurde, ein Original zu vertreten. Die klassisch-romantische Epoche hebt sich daher von der frühneuzeitlichen nicht hauptsächlich durch eine erhöhte Übersetzungsfrequenz ab, sondern vor allem durch die Spannung zwischen dem alten, bis in die Antike reichenden Nachahmungsparadigma und der neuen, sich gerade etablierenden Originalitätsemphase.
Der vorliegende Band geht von der Feststellung aus, dass die interlinguale literarische Praxis der Goethezeit noch im Bann frühneuzeitlicher Prinzipien steht. Ziel ist es, von der historischen Beschreibung repräsentativer Übersetzungsformen ausgehend – also induktiv und empirisch – eine Theorie dieser praktischen Interlingualität zu entwerfen. Das Verbindende dieser Praxis ist ein Begriff von translatorischer Kreativität, der die Übertragung als ein Ausdrucksmedium versteht, das die Möglichkeit enthält, durch die Vermittlung neuer Inhalte und Formen an der literarischen Kommunikation teilzunehmen.
Nato a Dresda nel 1962, Durs Grünbein è senza dubbio la voce più significativa della poesia tedes... more Nato a Dresda nel 1962, Durs Grünbein è senza dubbio la voce più significativa della poesia tedesca contemporanea. Le sue opere, che godono di un’assidua ricezione internazionale, sono state ampiamente tradotte e studiate anche in Italia. Tuttavia manca ad oggi una raccolta di saggi che tracci un quadro organico della raffinata ed eclettica poetica dell’autore. Il presente volume, concepito come un companion per il lettore italiano, intende offrire – attraverso percorsi di lettura tematici e per opere – una panoramica sulla poesia e la saggistica di Grünbein, esplorando i nuclei essenziali della sua produzione (il corpo, la storia, la memoria, il dialogo con la filosofia e le arti) e al contempo ampliando l’orizzonte su territori critici nuovi e su testi più recenti. Il volume si chiude con una sezione dedicata alle poesie “italiane” di Grünbein, alla sua ricezione nel nostro paese e al suo rapporto con la tradizione letteraria italiana.
Editions by Daniele Vecchiato
»Liebe Itta – deine Briefe sind mir schon zu etwas ganz Unentbehrlichem geworden und jeden Tag, w... more »Liebe Itta – deine Briefe sind mir schon zu etwas ganz Unentbehrlichem geworden und jeden Tag, wenn ich in den Briefkasten vorm Haus sehe, tue ichs mit dem Gedanken: ob wohl von dir etwas dabei ist«, schrieb der 24-jährige Peter Weiss im Frühjahr 1941 an Henriette Itta Blumenthal. Ihr Briefwechsel erstreckt sich über zwei Jahre, von April 1941 bis Mai 1943; die Briefe sind das Zeugnis einer kurzen, aber intensiven und intimen Freundschaft und Selbstoffenbarung und markieren den Anfang einer Seelenforschung, die Peter Weiss über zwei Psychoanalysen schließlich zur Niederschrift seiner autobiografisch inspirierten Romane führt.
Siamo nella Zurigo degli anni Novanta, ma potremmo essere altrove e oggi. Il tema è più che mai a... more Siamo nella Zurigo degli anni Novanta, ma potremmo essere altrove e oggi. Il tema è più che mai attuale: disoccupazione strutturale in un mercato del lavoro in affanno. Protagonista è un manipolo di manager stacanovisti alle prese con il trauma di un licenziamento inatteso. Fragili e isterici, disperati ma agguerriti, i «rottami dei colletti bianchi» si sottopongono a una terapia di gruppo per sopravvivere alla perdita del posto di lavoro ed essere reintegrati nella società. Top Dogs disegna a tratti tragicomici i destini di queste vittime dell’economia globalizzata, figli ripudiati di quelle grandi aziende che un tempo avevano garantito loro status, identità e potere. Mirabile esempio di teatro post-drammatico, la pièce si propone come riflessione – spassosa e amara insieme – sulla spietatezza del mondo del lavoro e sull’inaridimento emotivo e linguistico dell’homo oeconomicus.
Gerhard Anton von Halem (1752–1819) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Spätaufkl... more Gerhard Anton von Halem (1752–1819) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Spätaufklärung. Wallenstein (1786) ist sein erstes und – auch mit Blick auf die spätere Bearbeitung des Stoffes – weitaus bedeutendstes Drama.
Der Text enthält innovative Züge hinsichtlich der charakterlichen Konturierung des Generals aus dem Dreißigjährigen Krieg, die Schillers Darstellung beeinflusst haben mögen. Die Geschichte des angeblichen Verrats an Kaiser Ferdinand II. wird in Halems Schauspiel vor dem Hintergrund der wiederholten Ehrverletzungen des Helden problematisiert. Ferner erscheinen Wallensteins politische Ambitionen nicht nur als ein Produkt seines Machtstrebens, sondern entsprechen einem unzeitgemäß aufklärerischen Entwurf, der in einem Kontext von Obskurantismus und Intoleranz zum Scheitern verurteilt ist. So bildet das Stück ein interessantes ideengeschichtliches Dokument, in dem zeitgenössische Debatten wie der Friedensdiskurs oder die antijesuitische Polemik Nachhall finden und das an mehreren Stellen die intensive Beschäftigung des Autors mit der politischen Lehre Rousseaus durchscheinen lässt.
Das Schauspiel wurde aufgrund seiner Missachtung der aristotelischen Regeln nie aufgeführt, fand jedoch eine breite Rezeption und wurde von den Rezensenten der Zeit als ein »treffliches Stück Arbeit« und eine »glückliche Aeußerung dramatischer Kunst« gefeiert.
Papers by Daniele Vecchiato
Theater und Freimaurerei im deutschen Sprachraum im 18. und frühen 19. Jahrhundert / Théâtre et Franc-maçonnerie dans l’espace germanophone au XVIIIe et au début du XIXe siècle, 2023
Nach dem Erfolg von Goethes Ritterschauspiel "Götz von Berlichingen" (1773) erfreute sich das The... more Nach dem Erfolg von Goethes Ritterschauspiel "Götz von Berlichingen" (1773) erfreute sich das Thema des mittelalterlichen Femgerichts in der deutschsprachigen Dramatik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts einer beachtlichen Popularität. Am Beispiel von Ludwig Ferdinand Hubers "Das geheime Gericht. Ein Trauerspiel" (1790) geht der vorliegende Beitrag der Frage nach, inwiefern sich die literarische Darstellung der Versammlungen der ,freien Richter‘ der Feme mit der Symbolik, den Ritualen und auch den Idealen der Freimaurerei in Beziehung setzen lässt. Im Stück verbindet Huber, der der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen angehörte, das Thema des Femgerichts mit bildlichen und diskursiven Elementen, die in der Geheimbunddramatik der Spätaufklärung für die literarische Darstellung der Freimaurerei typisch waren. In der Analyse sollen diese anhand der Beschreibungen der Initiationsszenen, des Zeremoniells des geheimen Gerichts und der Machtverhältnisse zwischen den Figuren herausgestellt werden. Es wird sich zeigen, dass die freimaurerischen Anspielungen im Stück sowohl ästhetisch-performative als auch utopisch-moralische Funktionen erfüllen, die im Zusammenhang mit der Bühnenästhetik sowie mit dem Gedankengut der Spätaufklärung zu deuten sind.
Literatur der (Post-)Migration. Komplexitäts- und Identitätsfragen der deutschsprachigen Literatur im globalisierten Zeitalter, 2023
This article analyzes Sasha Marianna Salzmann’s debut novel "Außer sich" (2017) from a postidenti... more This article analyzes Sasha Marianna Salzmann’s debut novel "Außer sich" (2017) from a postidentitarian and intersectional approach. In particular, it examines how the text challenges and deconstructs traditional concepts of subjectivity and belonging – such as ethnicity, nationality, religion, mother tongue, gender, and sexuality – through the layering of complex themes and the use of highly innovative narrative and linguistic strategies. By focusing on central topics of the novel such as migration, multilingualism, and gender fluidity, the article shows to what extent Salzmann develops a narrative that resists binary or authoritative classifications, promoting a postmigrant perspective that questions contemporary debates on mobility and belonging.
Colloquia Germanica, 2023
Are viewing and acting separate things? In his essay "The Emancipated Spectator" (2008), Jacques ... more Are viewing and acting separate things? In his essay "The Emancipated Spectator" (2008), Jacques Rancière argues that the state of passivity inscribed in the traditional role of the spectator must be revoked by theatre itself, whose primary aim should be to liberate “a form of consciousness, an intensity of feeling, an energy for action” that can empower the spectators, make them aware of the social reality they live in, and potentially foster their desire to transform some of its structures. This paper looks at two examples of contemporary attempts at “staging justice” that expressly require an emancipated spectatorship, though in different ways: "Terror. Ein Theaterstück" (2016) by Ferdinand von Schirach, a courtroom drama in which the spectators are requested to judge on a fictional legal case, and "Zeugen! Ein Strafkammerspiel" (2004) by theatre collective Rimini Protokoll, in which experts of justice from the Berlin-Moabit criminal court share their knowledge and experience with the audience. By examining the aesthetic strategies through which both texts portray the world of justice on stage, the paper outlines their political relevance as well as the different ways in which they thematise the theatricality of legal processes and the relationship between make-believe and reality.
Colloquia Germanica, 2023
Introduction to a special issue of "Colloquia Germanica" on Trials and the Law in German Theatre ... more Introduction to a special issue of "Colloquia Germanica" on Trials and the Law in German Theatre (18th-21st Century).
#CoronaTheater. Der Wandel der performativen Künste in der Pandemie, 2022
#CoronaTheater. Der Wandel der performativen Künste in der Pandemie, 2022
Schau-Prozesse. Gericht und Theater als Bühnen des Politischen , 2022
Der Beitrag untersucht die politische Dimension von Gerichtstheaterstücken der Gegenwart am Beisp... more Der Beitrag untersucht die politische Dimension von Gerichtstheaterstücken der Gegenwart am Beispiel von Rimini Protokolls Zeugen! und Ferdinand von Schirachs TERROR. Im Fokus steht dabei das ‚emanzipierte Publikum‘.
Wege der Germanistik in interkultureller Perspektive. Akten des XIV. Internationalen Germanistenkongresses Palermo 2021 (Bd. 8) , 2022
German #MeToo. Rape Cultures and Resistance, 1770-2020, 2022
In comparison with the reach and force of the social media outcry in the United States, the Germa... more In comparison with the reach and force of the social media outcry in the United States, the German response to #MeToo may seem tepid. The theater, however, especially those institutions with a track record of featuring contemporary social and political controversies, did respond in force. In particular, the Maxim Gorki Theater in Berlin offered the most pronounced response to the gender-based inequities seemingly intrinsic to the performing arts and entertainment industry. It opened the 2018–19 season with two original plays that explicitly thematize the movement and its aftermath: "Yes but No" by Yael Ronen, which premiered on the main stage on September 7, 2018; and "You Are Not the Hero of This Story" by Suna Gürler and Lucien Haug, which premiered on the theater’s smaller stage the next day. On the basis of these works, this contribution investigates the representation of gender conflict and sexual abuse, and foregrounds the normalization of harassment and abuse, both on and beyond the stage. The paper looks specifically at the attempts in "Yes but No" and "You Are Not the Hero of This Story" to portray and harness the potentially transformative power of #MeToo toward staging a more equitable future.
Law and Literature , 2022
Introduction to a special issue of "Law and Literature" on Legal Cultures in the Age of Goethe.
Law and Literature, 2022
The motif of the Vehmic Court — a medieval “secret tribunal” — enjoyed remarkable popularity in G... more The motif of the Vehmic Court — a medieval “secret tribunal” — enjoyed remarkable popularity in German literature of the late eighteenth and early nineteenth centuries. This paper analyzes the structure and function of Secret Tribunal scenes in two canonical plays of the time: Johann Wolfgang Goethe’s "Götz von Berlichingen" (1773), which served as a template for the development of the motif, and one of its most prominent literary echoes, Heinrich von Kleist’s "Käthchen of Heilbronn" (1810). By defining how both texts handle, elaborate, and transform the historical subject, the paper examines to what degree Goethe and Kleist functionalized Vehmic trial scenes in order to comment on contemporary legal debates. In both dramas, such scenes are embedded in a multi-layered discourse on legal practices, which places a particular focus on the divide between customary and positive law, though from different angles: whereas the young Goethe offers a negative picture of instituted justice based on Roman law, and praises Germanic customary law as a form of justice that balances the power of absolutist rulers over the people, Kleist offers a parody of Vehmic Court proceedings and advocates instead for modern forms of codified justice that are meant to gradually displace outdated judicial systems.
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Monographs by Daniele Vecchiato
Ausgehend von der Beobachtung, dass der Dreißigjährige Krieg als Thema der Historiographie und der Literatur in Deutschland seit etwa 1770 eine breite Konjunktur erfuhr, in die sich Schillers Texte als vergleichsweise späte Zeugnisse einreihen, werden in der vorliegenden Studie die Gründe und die Konturen dieser unvermuteten Popularität des historischen Ereignisses im ausgehenden 18. Jahrhundert illustriert. Durch eine systematische Analyse der zahlreichen Bearbeitungen, die der Krieg bei literaturgeschichtlich wenig prominenten Autoren fand, wird der epistemische Rahmen rekonstruiert, innerhalb dessen diese Schriften entstanden. Die herangezogenen Werke sogenannter auctores minores eröffnen interessante Einblicke in die Mentalitätsgeschichte des späten 18. Jahrhunderts und ermöglichen darüber hinaus einen Vergleich mit den thematisch benachbarten Werken Schillers, aus welchem der Komplexitätsgewinn sichtbar wird, den der Klassiker gegenüber seinen Zeitgenossen erreichte.
Schiller, der in mehreren Schriften eine kritische Haltung gegenüber der Trivialliteratur äußerte, hatte in der dichterischen Praxis ein dialektisches Verhältnis zu den Bestsellern der Zeit. Sein ausgeprägter Sinn für die historisch-politische Kolportage und seine Neugierde für massenwirksame literarische Strategien spiegeln sich in einer gewissen Porosität seiner Werke gegenüber Themen, Figuren und Motiven nicht-kanonischer Texte, die bisher kaum erforscht wurden.
Edited Volumes by Daniele Vecchiato
These discourses infiltrated cultural production on many levels. By analyzing a representative selection of literary texts of the late Enlightenment and early Romanticism, this issue aims at defining and assessing how law was interpreted and applied in German literature of the late 18th and early 19th century, and to what degree legal themes were functionalized to comment on (and often criticize) contemporary legal practices. Particular attention is paid to the use of juridical terms and forensic rhetoric in literary texts, the depiction of trials and tribunals, the poetic construction of interrogation and punishment scenes, the “staging” of the law in dramatic texts, and the relations between law, society, and power.
Der vorliegende Band geht von der Feststellung aus, dass die interlinguale literarische Praxis der Goethezeit noch im Bann frühneuzeitlicher Prinzipien steht. Ziel ist es, von der historischen Beschreibung repräsentativer Übersetzungsformen ausgehend – also induktiv und empirisch – eine Theorie dieser praktischen Interlingualität zu entwerfen. Das Verbindende dieser Praxis ist ein Begriff von translatorischer Kreativität, der die Übertragung als ein Ausdrucksmedium versteht, das die Möglichkeit enthält, durch die Vermittlung neuer Inhalte und Formen an der literarischen Kommunikation teilzunehmen.
Editions by Daniele Vecchiato
Der Text enthält innovative Züge hinsichtlich der charakterlichen Konturierung des Generals aus dem Dreißigjährigen Krieg, die Schillers Darstellung beeinflusst haben mögen. Die Geschichte des angeblichen Verrats an Kaiser Ferdinand II. wird in Halems Schauspiel vor dem Hintergrund der wiederholten Ehrverletzungen des Helden problematisiert. Ferner erscheinen Wallensteins politische Ambitionen nicht nur als ein Produkt seines Machtstrebens, sondern entsprechen einem unzeitgemäß aufklärerischen Entwurf, der in einem Kontext von Obskurantismus und Intoleranz zum Scheitern verurteilt ist. So bildet das Stück ein interessantes ideengeschichtliches Dokument, in dem zeitgenössische Debatten wie der Friedensdiskurs oder die antijesuitische Polemik Nachhall finden und das an mehreren Stellen die intensive Beschäftigung des Autors mit der politischen Lehre Rousseaus durchscheinen lässt.
Das Schauspiel wurde aufgrund seiner Missachtung der aristotelischen Regeln nie aufgeführt, fand jedoch eine breite Rezeption und wurde von den Rezensenten der Zeit als ein »treffliches Stück Arbeit« und eine »glückliche Aeußerung dramatischer Kunst« gefeiert.
Papers by Daniele Vecchiato
Ausgehend von der Beobachtung, dass der Dreißigjährige Krieg als Thema der Historiographie und der Literatur in Deutschland seit etwa 1770 eine breite Konjunktur erfuhr, in die sich Schillers Texte als vergleichsweise späte Zeugnisse einreihen, werden in der vorliegenden Studie die Gründe und die Konturen dieser unvermuteten Popularität des historischen Ereignisses im ausgehenden 18. Jahrhundert illustriert. Durch eine systematische Analyse der zahlreichen Bearbeitungen, die der Krieg bei literaturgeschichtlich wenig prominenten Autoren fand, wird der epistemische Rahmen rekonstruiert, innerhalb dessen diese Schriften entstanden. Die herangezogenen Werke sogenannter auctores minores eröffnen interessante Einblicke in die Mentalitätsgeschichte des späten 18. Jahrhunderts und ermöglichen darüber hinaus einen Vergleich mit den thematisch benachbarten Werken Schillers, aus welchem der Komplexitätsgewinn sichtbar wird, den der Klassiker gegenüber seinen Zeitgenossen erreichte.
Schiller, der in mehreren Schriften eine kritische Haltung gegenüber der Trivialliteratur äußerte, hatte in der dichterischen Praxis ein dialektisches Verhältnis zu den Bestsellern der Zeit. Sein ausgeprägter Sinn für die historisch-politische Kolportage und seine Neugierde für massenwirksame literarische Strategien spiegeln sich in einer gewissen Porosität seiner Werke gegenüber Themen, Figuren und Motiven nicht-kanonischer Texte, die bisher kaum erforscht wurden.
These discourses infiltrated cultural production on many levels. By analyzing a representative selection of literary texts of the late Enlightenment and early Romanticism, this issue aims at defining and assessing how law was interpreted and applied in German literature of the late 18th and early 19th century, and to what degree legal themes were functionalized to comment on (and often criticize) contemporary legal practices. Particular attention is paid to the use of juridical terms and forensic rhetoric in literary texts, the depiction of trials and tribunals, the poetic construction of interrogation and punishment scenes, the “staging” of the law in dramatic texts, and the relations between law, society, and power.
Der vorliegende Band geht von der Feststellung aus, dass die interlinguale literarische Praxis der Goethezeit noch im Bann frühneuzeitlicher Prinzipien steht. Ziel ist es, von der historischen Beschreibung repräsentativer Übersetzungsformen ausgehend – also induktiv und empirisch – eine Theorie dieser praktischen Interlingualität zu entwerfen. Das Verbindende dieser Praxis ist ein Begriff von translatorischer Kreativität, der die Übertragung als ein Ausdrucksmedium versteht, das die Möglichkeit enthält, durch die Vermittlung neuer Inhalte und Formen an der literarischen Kommunikation teilzunehmen.
Der Text enthält innovative Züge hinsichtlich der charakterlichen Konturierung des Generals aus dem Dreißigjährigen Krieg, die Schillers Darstellung beeinflusst haben mögen. Die Geschichte des angeblichen Verrats an Kaiser Ferdinand II. wird in Halems Schauspiel vor dem Hintergrund der wiederholten Ehrverletzungen des Helden problematisiert. Ferner erscheinen Wallensteins politische Ambitionen nicht nur als ein Produkt seines Machtstrebens, sondern entsprechen einem unzeitgemäß aufklärerischen Entwurf, der in einem Kontext von Obskurantismus und Intoleranz zum Scheitern verurteilt ist. So bildet das Stück ein interessantes ideengeschichtliches Dokument, in dem zeitgenössische Debatten wie der Friedensdiskurs oder die antijesuitische Polemik Nachhall finden und das an mehreren Stellen die intensive Beschäftigung des Autors mit der politischen Lehre Rousseaus durchscheinen lässt.
Das Schauspiel wurde aufgrund seiner Missachtung der aristotelischen Regeln nie aufgeführt, fand jedoch eine breite Rezeption und wurde von den Rezensenten der Zeit als ein »treffliches Stück Arbeit« und eine »glückliche Aeußerung dramatischer Kunst« gefeiert.
Webseite der Tagung: https://corona-theater.de/
Eine Veranstaltung der Theaterwissenschaft der Universität Mainz und der Germanistik der Universität Padua in Kooperation mit dem Künstlerhaus Mousonturm, gefördert vom DAAD im Rahmen des Hochschuldialogs mit Südeuropa.
By discussing and analysing the way in which these and other plays have encouraged reflections on legal processes and the institution of law on the German stage from the 18th century to the present day, this conference sets out to examine how literary discourses on justice have evolved in different historical and epistemological contexts. In particular, it will help define and assess how law is interpreted and applied in the texts, how the relations between law, society and power are outlined, and to what extent the staging of trials serves as a dramaturgic tool to comment on (and possibly criticise) contemporary legal practices.
Building on the “performative turn” in recent Law and Literature scholarship, contributions will offer in-depth textual analyses of exemplary courtroom dramas in historical or comparative perspective, as well as addressing more general aspects, such as the (a)symmetries between the dramatic urgency of legal processes and performance, the relations between fiction and reality in documentarian theatre, and the strategies with which authors and theatre practitioners raise the spectators’ awareness on juridical and moral questions.
Con due letture a cura dell'autore e della traduttrice Anna Maria Carpi.