Papers by Björn Küllmer
In den vorhergehenden Kapiteln wurden die Regulierungsregime sowohl der klassischen als auch der ... more In den vorhergehenden Kapiteln wurden die Regulierungsregime sowohl der klassischen als auch der neuen Mediensektoren der drei Lander Deutschland, USA und Grosbritannien jeweils einzeln untersucht und etwaige Kontinuitaten oder Bruche im Ubergang vom analogen zum digitalen Zeitalter dargestellt.
Die vorliegende Arbeit hat versucht, anhand der Untersuchung der drei Fallbeispiele Deutschland, ... more Die vorliegende Arbeit hat versucht, anhand der Untersuchung der drei Fallbeispiele Deutschland, USA und Grosbritannien die Entwicklung der Regulierungsregime im Bereich der Internetinhaltsregulierung in die langerwahrende Geschichte der Medieninhaltsregulierung in Presse, Rundfunk und Tragermedien einzubetten. Wichtig war vor allem zu zeigen, dass die Regulierung von Medieninhalten in liberalen Demokratien mitnichten eine exotische Ausnahmeerscheinung ist, die direkt die Grundfesten der freien Meinungsauserung bedroht, sondern dass Medieninhalte auch in demokratischen Systemen schon immer reguliert wurden und auch weiterhin reguliert werden. Das Internet bildet hiervon keine Ausnahme.
Wie Manuel Puppis feststellt, befindet sich der demokratisch konstituierte Staat in einem grundle... more Wie Manuel Puppis feststellt, befindet sich der demokratisch konstituierte Staat in einem grundlegenden Dilemma was sein Verhaltnis zu den Medien angeht. Bei jeder medienpolitischen Entscheidung stehen die Entscheidungstrager vor der Gratwanderung die Freiheit der Medien gegen eine Vielzahl von konkurrierenden Rechten, staatlichen Aufsichtspflichten und Akteursinteressen abzuwagen. Die Unabhangigkeit der Medien von staatlichen Eingriffen und Zensur ist dabei eine ebenso konstituierende Grundlage demokratischen Gemeinwesens wie Rechtsstaatlichkeit oder die Wahrung individueller Freiheitsrechte.
Die verbandlich organisierte Interessenvertretung in Deutschland ist in vielen Wirtschaftssektore... more Die verbandlich organisierte Interessenvertretung in Deutschland ist in vielen Wirtschaftssektoren immer noch nach den neokorporatistischen Prinzipien klarer sektoraler Ausdifferenzierung und hierarchischer Organisationsstruktur aufgebaut. Im Informations- und Kommunikationssektor hingegen hat das Neuentstehen der Internetwirtschaft und die damit einhergehende Aufweichung der Sektorengrenzen zwischen den partizipierenden alten und neu entstandenen Wirtschaftszweigen zu einer Pluralisierung der Verbandsstrukturen gefuhrt. Gleichzeitig spielen die Internetverbande aufgrund einer bisher zaghaften Verankerung des Themas „Netzpolitk“ auf der politischen Agenda eine tragende Rolle bei der Gestaltung netzpolitischer Anliegen. Fur die Verbandsforschung bieten sich in der Erforschung dieses immer noch im Entstehen begriffenen Wirtschafts- und Politikfeldes neue Perspektiven auf die Genese organisierter Interessenvertretung im demokratischen System.
Die Digitalisierung einer Vielzahl von Inhalten sowie deren dezentrale Vernetzung durch das Inter... more Die Digitalisierung einer Vielzahl von Inhalten sowie deren dezentrale Vernetzung durch das Internet-Protokoll hat zu einem massiven Anstieg im Ausmaß, der Reichweite und Geschwindigkeit von Informationsflüssen geführt. Diese Entwicklungen nähren den Traum des globalen freien Meinungsaustausches, der erreichbarer als jemals zuvor erscheint. Doch ermöglichen digitale Technologien auch neue Kontrollmöglichkeiten, nicht nur von Meinungsäußerungen, sondern auch von sozialen Praktiken, die sich im Netz entwickeln. Die fördernde Rolle des Internets im Bezug auf Zugang und Austausch von Informationen wurde oft von Politikern (z. B. Clintons "Freedom to connect") und internationalen Organisationen (La Rue, 2011; Dutton et al., 2010; OSCE, 2011) unterstrichen. Allerdings stößt die Grenzenlosigkeit des digitalen Informationsaustausches an das bereits bestehende Konstrukt nationaler Inhaltsregulierungen. Die bestehende Gesetzeslage zur Regulierung von Inhalten erstreckt sich auch auf digitale Formate, jedoch berücksichtigen diese keine bestehenden geografischen Grenzen. Die dezentralisierte Struktur des Internets und die Möglichkeit eines jeden Nutzers, anonymen und grenzüberschreitenden Zugang zu Informationen anzubieten und zu erhalten, stellt Regulierungsbehörden in allen Ländern vor die Frage der Umsetzung von länderspezifischen Gesetzen im Internet (Johnston/Post, 1996). Durch die Liberalisierung des Telekommunikationssektors in den 1980 und 1990er Jahren liegt die Informationsinfrastruktur auch größtenteils in den Händen B. Küllmer ()
Springer eBooks, 2019
Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwe... more Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. "Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August Universität Göttingen, 2019, u.d.T.: Die Regulierung von Internetinhalten in Demokratischen Systemen. Deutschland, Großbritannien, USA".
Journal of Information Technology & Politics, Oct 1, 2013
The article focuses on online content regulation in France and Germany. We examine institutional ... more The article focuses on online content regulation in France and Germany. We examine institutional characteristics and actor constellations that led to different policy choices and situate these in the broader discussion on Internet content regulation. While in the early 1990s courts were settling disputes regarding problematic content by applying existing regulation to the digital realm, both countries have since chosen separate regulatory paths. France opted for legislative control, while Germany developed a system of "regulated self-regulation," in which private actors self-regulate with limited state supervision. Both cases provide insights into the possibilities and limits of state intervention on the Internet.
Netzpolitik, 2018
Die Digitalisierung einer Vielzahl von Inhalten sowie deren dezentrale Vernetzung durch das Inter... more Die Digitalisierung einer Vielzahl von Inhalten sowie deren dezentrale Vernetzung durch das Internet-Protokoll hat zu einem massiven Anstieg im Ausmaß, der Reichweite und Geschwindigkeit von Informationsflüssen geführt. Diese Entwicklungen nähren den Traum des globalen freien Meinungsaustausches, der erreichbarer als jemals zuvor erscheint. Doch ermöglichen digitale Technologien auch neue Kontrollmöglichkeiten, nicht nur von Meinungsäußerungen, sondern auch von sozialen Praktiken, die sich im Netz entwickeln. Die fördernde Rolle des Internets im Bezug auf Zugang und Austausch von Informationen wurde oft von Politikern (z. B. Clintons "Freedom to connect") und internationalen Organisationen (La Rue, 2011; Dutton et al., 2010; OSCE, 2011) unterstrichen. Allerdings stößt die Grenzenlosigkeit des digitalen Informationsaustausches an das bereits bestehende Konstrukt nationaler Inhaltsregulierungen. Die bestehende Gesetzeslage zur Regulierung von Inhalten erstreckt sich auch auf digitale Formate, jedoch berücksichtigen diese keine bestehenden geografischen Grenzen. Die dezentralisierte Struktur des Internets und die Möglichkeit eines jeden Nutzers, anonymen und grenzüberschreitenden Zugang zu Informationen anzubieten und zu erhalten, stellt Regulierungsbehörden in allen Ländern vor die Frage der Umsetzung von länderspezifischen Gesetzen im Internet (Johnston/Post, 1996). Durch die Liberalisierung des Telekommunikationssektors in den 1980 und 1990er Jahren liegt die Informationsinfrastruktur auch größtenteils in den Händen B. Küllmer ()
Die Regulierung von Internetinhalten in demokratischen Systemen, 2019
In den vorhergehenden Kapiteln wurden die Regulierungsregime sowohl der klassischen als auch der ... more In den vorhergehenden Kapiteln wurden die Regulierungsregime sowohl der klassischen als auch der neuen Mediensektoren der drei Lander Deutschland, USA und Grosbritannien jeweils einzeln untersucht und etwaige Kontinuitaten oder Bruche im Ubergang vom analogen zum digitalen Zeitalter dargestellt.
Netzpolitik, 2019
Die Digitalisierung einer Vielzahl von Inhalten sowie deren dezentrale Vernetzung durch das Inter... more Die Digitalisierung einer Vielzahl von Inhalten sowie deren dezentrale Vernetzung durch das Internet-Protokoll hat zu einem massiven Anstieg im Ausmaß, der Reichweite und Geschwindigkeit von Informationsflüssen geführt. Diese Entwicklungen nähren den Traum des globalen freien Meinungsaustausches, der erreichbarer als jemals zuvor erscheint. Doch ermöglichen digitale Technologien auch neue Kontrollmöglichkeiten, nicht nur von Meinungsäußerungen, sondern auch von sozialen Praktiken, die sich im Netz entwickeln. Die fördernde Rolle des Internets im Bezug auf Zugang und Austausch von Informationen wurde oft von Politikern (z. B. Clintons "Freedom to connect") und internationalen Organisationen (La Rue, 2011; Dutton et al., 2010; OSCE, 2011) unterstrichen. Allerdings stößt die Grenzenlosigkeit des digitalen Informationsaustausches an das bereits bestehende Konstrukt nationaler Inhaltsregulierungen. Die bestehende Gesetzeslage zur Regulierung von Inhalten erstreckt sich auch auf digitale Formate, jedoch berücksichtigen diese keine bestehenden geografischen Grenzen. Die dezentralisierte Struktur des Internets und die Möglichkeit eines jeden Nutzers, anonymen und grenzüberschreitenden Zugang zu Informationen anzubieten und zu erhalten, stellt Regulierungsbehörden in allen Ländern vor die Frage der Umsetzung von länderspezifischen Gesetzen im Internet (Johnston/Post, 1996). Durch die Liberalisierung des Telekommunikationssektors in den 1980 und 1990er Jahren liegt die Informationsinfrastruktur auch größtenteils in den Händen B. Küllmer ()
Die Regulierung von Internetinhalten in demokratischen Systemen, 2019
Wie Manuel Puppis feststellt, befindet sich der demokratisch konstituierte Staat in einem grundle... more Wie Manuel Puppis feststellt, befindet sich der demokratisch konstituierte Staat in einem grundlegenden Dilemma was sein Verhaltnis zu den Medien angeht. Bei jeder medienpolitischen Entscheidung stehen die Entscheidungstrager vor der Gratwanderung die Freiheit der Medien gegen eine Vielzahl von konkurrierenden Rechten, staatlichen Aufsichtspflichten und Akteursinteressen abzuwagen. Die Unabhangigkeit der Medien von staatlichen Eingriffen und Zensur ist dabei eine ebenso konstituierende Grundlage demokratischen Gemeinwesens wie Rechtsstaatlichkeit oder die Wahrung individueller Freiheitsrechte.
Die Regulierung von Internetinhalten in demokratischen Systemen
Die Regulierung von Internetinhalten in demokratischen Systemen
Die vorliegende Arbeit hat versucht, anhand der Untersuchung der drei Fallbeispiele Deutschland, ... more Die vorliegende Arbeit hat versucht, anhand der Untersuchung der drei Fallbeispiele Deutschland, USA und Grosbritannien die Entwicklung der Regulierungsregime im Bereich der Internetinhaltsregulierung in die langerwahrende Geschichte der Medieninhaltsregulierung in Presse, Rundfunk und Tragermedien einzubetten. Wichtig war vor allem zu zeigen, dass die Regulierung von Medieninhalten in liberalen Demokratien mitnichten eine exotische Ausnahmeerscheinung ist, die direkt die Grundfesten der freien Meinungsauserung bedroht, sondern dass Medieninhalte auch in demokratischen Systemen schon immer reguliert wurden und auch weiterhin reguliert werden. Das Internet bildet hiervon keine Ausnahme.
Die Regulierung von Internetinhalten in demokratischen Systemen
Journal of Information Technology & Politics, 2013
The article focuses on online content regulation in France and Germany. We examine institutional ... more The article focuses on online content regulation in France and Germany. We examine institutional characteristics and actor constellations that led to different policy choices and situate these in the broader discussion on Internet content regulation. While in the early 1990s courts were settling disputes regarding problematic content by applying existing regulation to the digital realm, both countries have since chosen separate regulatory paths. France opted for legislative control, while Germany developed a system of "regulated self-regulation," in which private actors self-regulate with limited state supervision. Both cases provide insights into the possibilities and limits of state intervention on the Internet.
Papers (German) by Björn Küllmer
Die Setzung, Erhaltung oder Entfernung von Denkmälern ist immer politisch umstritten. Im 20. Jahr... more Die Setzung, Erhaltung oder Entfernung von Denkmälern ist immer politisch umstritten. Im 20. Jahrhundert, dem „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawn), und insbesondere in Deutschland war dieser Kampf um die öffentliche Erinnerungskultur besonders stark ausgeprägt. Den meisten Denkmälern war nur ein kurzes Dasein beschieden, obwohl ihre Errichter sie für die Ewigkeit ‚in Stein gehauen’ sahen. Abhängig von den Machverhältnissen wurden Denkmäler geschaffen oder entfernt. Der Standort und das Material eines Denkmals wurde häufig zu neuen Gedenkzwecken umgewidmet. Dabei wurde teilweise rein pragmatisch der Stein weitergenutzt, teilweise gab es aber auch politisch bewusste Umwidmungen.
An der Geschichte und der Vorgeschichte des Albert-Kuntz-Gedenksteins lassen sich die Auswirkungen der politischen Umbrüche im Deutschland des 20. Jahrhunderts auf eine mittelgroße Stadt wie Nordhausen ablesen. 1927 wurde ein Denkmal für den sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert von Anhängern der Weimarer Republik errichtet. 1933 entfernten die Nationalsozialisten das Ebert-Denkmal und widmeten den bisherigen Standort bewusst für ihre Zwecke um. Dort wurde nun ein Denkmal für die zu Martyrern stilisierten Nationalsozialisten Horst Wessel und Leo Albert Schlageter aufgestellt. Am 27. Mai 1945 wurde diese Gedenkstele wie die übrigen Nazidenkmäler in Nordhausen entfernt. Die vier Steinquader der Stele haben ein Nachleben. Drei von ihnen dienten ab Dezember 1946 dem Gedenken an den im KZ Mittelbau-Dora ermordeten Kommunisten Albert Kuntz, der vierte steht noch heute mit der Aufschrift „Frieden“ in Salza.
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Papers by Björn Küllmer
Papers (German) by Björn Küllmer
An der Geschichte und der Vorgeschichte des Albert-Kuntz-Gedenksteins lassen sich die Auswirkungen der politischen Umbrüche im Deutschland des 20. Jahrhunderts auf eine mittelgroße Stadt wie Nordhausen ablesen. 1927 wurde ein Denkmal für den sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert von Anhängern der Weimarer Republik errichtet. 1933 entfernten die Nationalsozialisten das Ebert-Denkmal und widmeten den bisherigen Standort bewusst für ihre Zwecke um. Dort wurde nun ein Denkmal für die zu Martyrern stilisierten Nationalsozialisten Horst Wessel und Leo Albert Schlageter aufgestellt. Am 27. Mai 1945 wurde diese Gedenkstele wie die übrigen Nazidenkmäler in Nordhausen entfernt. Die vier Steinquader der Stele haben ein Nachleben. Drei von ihnen dienten ab Dezember 1946 dem Gedenken an den im KZ Mittelbau-Dora ermordeten Kommunisten Albert Kuntz, der vierte steht noch heute mit der Aufschrift „Frieden“ in Salza.
An der Geschichte und der Vorgeschichte des Albert-Kuntz-Gedenksteins lassen sich die Auswirkungen der politischen Umbrüche im Deutschland des 20. Jahrhunderts auf eine mittelgroße Stadt wie Nordhausen ablesen. 1927 wurde ein Denkmal für den sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert von Anhängern der Weimarer Republik errichtet. 1933 entfernten die Nationalsozialisten das Ebert-Denkmal und widmeten den bisherigen Standort bewusst für ihre Zwecke um. Dort wurde nun ein Denkmal für die zu Martyrern stilisierten Nationalsozialisten Horst Wessel und Leo Albert Schlageter aufgestellt. Am 27. Mai 1945 wurde diese Gedenkstele wie die übrigen Nazidenkmäler in Nordhausen entfernt. Die vier Steinquader der Stele haben ein Nachleben. Drei von ihnen dienten ab Dezember 1946 dem Gedenken an den im KZ Mittelbau-Dora ermordeten Kommunisten Albert Kuntz, der vierte steht noch heute mit der Aufschrift „Frieden“ in Salza.