„Lustig“ denkt das Lieschen, „lustig war‘s gestern. So
lustig wie die Grete berichtet hat.“ Lustig findet sie aber auch, dass die
Grete zu Beginn ihres Eintrags darauf hingewiesen hat, dass sie nur im Notfall
lügt und dann am Ende einfach weggelassen hat, dass das Lieschen an Pocher nix
auszusetzen hat und Schmidt echt gut findet. Kurz denkt sie darüber nach, ob solch
eine Auslassung vielleicht doch unter der Rubrik Lüge verbucht werden könnte
oder sollte, schiebt die Überlegung aber schnell zur Seite, weil sie es dann
doch nicht so wichtig findet.
Harald Schmidts Latenightshow hat das Lieschen viele Jahre
lang geguckt. Damals als man sie noch im kostenlosen Fernsehen empfangen
konnte. An den Standupscherzen hat sie sich das Tagesgeschehen zusammen
gereimt, wenn sie die Tagesnachrichten nicht kannte. Und die uneitle und
intelligente Art des Herrn Schmidt, die wesentlichen Punkte aus Ereignissen zu
filtern gefällt dem Lieschen. Außerdem mochte sie die völlig natürliche Art von
Herrn Andrack, dem Sidekick und der süßen Französin, deren Namen sie vergessen
hat. Herrn Pocher findet die Liese oft witzig. Vielleicht vor vielen Jahren ein
bisschen grenzüberschreitend, aber in letzter Zeit hat sie eigentlich keine
Scherze von ihm gesehen oder gehört, von denen sie vermutet, dass er, würden
sie über ihn gemacht, nicht auch herzhaft lachen könnte.
Und weil Lieschen so gerne lacht, gefallen ihr natürlich auch
die meisten Comedians. Bei den aktuellen ist sie nicht besonders wählerisch, die
mag sie alle irgendwie auf ihre Art, würde aber zu niemandem live in dessen
Show gehen. Warum auch? Irgendwann zeigt RTL ja jede Show. Und in RTL-NOW kann die Liese dann weiterspulen, wenns ihr langweilig wird.
Gestern hat sie mit der Grete über all die Klassiker gelacht, die
aus dem kollektiven Bewusstsein nicht mehr wegzudenken sind. „Das Bild hängt
schief“ z.B. kann man als Satz ja kaum stehen lassen ohne an den unvergessenen
Herrn Loriot zu denken, Herr Müller-Lüdenscheidt möchte in Deutschland
wahrscheinlich niemand heißen und eine Herrenbutikwe in Wuppertal bräuchte sich
um Werbung ja nicht zu kümmern. Sogar an den alten Tegtmeier haben sich die
beiden gestern erinnert. „Ach was waren das noch Zeiten“ haben sie ein ums
andere Mal gesagt, wenn die Münder mal kurz leer waren. Lieschen mochte Gretes
Apfelkuchen nämlich sehr. Gottseidank ist dem unter dem Balkongespräch ja nix
passiert.
Das wusste auch der Heinevetter zu schätzen. Unter irgendeinem
Vorwand kam er nämlich während des Kaffeetrinkens kurz rüber bei der Grete klingeln.
Und wie die Grete so ist, hat sie ihm gleich zwei Stückchen „aufgedrängt“. Also
eigentlich hat sie sie ihm gegeben. Auf einem der guten Teller. Aber der Herr
Heinevetter hat so oft „ach das ist doch nötig, Frau Meier!“ und „ne, lassen
sie mal, ich wird ja zu dick!“ gesagt, dass es letztlich wie Aufdrängen aussah.
Sollte es wahrscheinlich auch. „Das ist das Ritual?“ hat das Lieschen die Grete
gefragt und die Grete hat nur genickt und ein bisschen den Kopf geschüttelt.
Dass der Herr Hildebrandt so plötzlich gestorben ist, tut
dem Lieschen leid. Irgendwie hat er sie ja ihr gesamtes (Fernseh)leben lang
begleitet und sie hat gelesen, dass er noch Abschiedsauftritte geplant hatte.
Zu denen kommt es jetzt ja nicht mehr. „Vielleicht ist das gut so“ hat sie gestern
noch zur Grete gesagt. „Vielleicht war es so leichter für alle. Ohne großen Abschied. Einfach Ende. Wer weiß?“ Aber sie
wussten es natürlich beide nicht. Die Dinge und Ereignisse im Leben sind halt
wie sie sind.
Das Lieschen ist nur froh, dass der Herr Hildebrandt erst
kürzlich mit dem Sohn seines Freundes den STÖRSENDER im Internet gegründet hat.
Durch seinen Namen und die (wunderbar hinterrückse) Werbung von Herrn Barwasser
(Pelzig) und Roger Willemsen im ZDF hat das Crowdfunding dafür wunderbar
geklappt und es existieren schon jede Menge wichtiger kritischer Sendungen im Störsender. Der lebt weiter. Auch dank und mit Urban Priol, Konstantin Wecker und vor allem
Georg Schramm. Priol, Barwasser und Schramm legen so deutlich, informierend und intelligent unterhaltsam die Finger in die Wunden der Gesellschaft, dass ein unabhängiges Sendeformat (wenn auch im Internet) gut ist. Meint jedenfalls die Liese, die jetzt besonders froh, dass sie sich in der Crowd befunden hat und so
einen bescheidenen Beitrag zur Entstehung des Senders geleistet hat.
Als Grete das Lieschen dann gegen ihren ausdrücklichen
Willen im Wagen nach Hause gefahren hat, war es schon spät. Viel später als an
einem üblichen Mittwoch. Irgendwie hatten die beiden bei all der Erinnerei und
Lacherei die Zeit völlig vergessen. „Macht nix“ sagten sie beide „schlafen wir
halt ein bisschen schneller. Schließlich leben wir ja nur einmal. Und haben wir
ja heute wieder gesehen, wie plötzlich das vorbei sein kann.“
Grete und Lieschen als kostenloses E-Book - die ersten 50 Kapitel:
Früher war alles viel besser. Auch die Komiker hatten mehr Biss, aber die Zeiten haben sich geändert und der Geschmack auch. Ich kann über vieles nicht lachen, aber manchmal finde ich auch Cindy aus Marzahn witzig, ist stimmungsabhängig. Herr Hildebrandt war sehr alt, viele war er bekannt und die Trauer ist groß. Ich sehe das sehr gemischt, wenn ich die Todesanzeigen in meinem Lokalteil lese, da wird mir ganz anders.
AntwortenLöschenApfelkuchen mag ich auch so gern seufzzzz
LG Geli
ach ich weiß nicht, aber wenns die hübschen Plaudereien zwischen dem Lieschen und der Grete nicht gäbe -
AntwortenLöschenich sie nicht stundenlang lesen/und wiederfinden könnte,
würd mir echt was fehlen.
Noch heute - Jahre später bkättre ich darin herum
schmunzle, lache, hebe die Augenbrauen wenn die Charaktere so gut getroffen sind, egal welche..
immer wieder
köstlich zu lesen...
alles hat seine Zeit
seufz ich
und wink
euch hinterher...
Angel