Jürgen Malitz witz' Schulzeit. Wilamowitz hat später mehrfach darauf hingewiesen, die Römische Ge... more Jürgen Malitz witz' Schulzeit. Wilamowitz hat später mehrfach darauf hingewiesen, die Römische Geschichte« bereits in Obereekunda, im Jahre 1865, mit Begeisterung gelesen zu haben, durch eine Empfehlung des verehrten Lehrers Carl Peter. Er hatte sich früher kritisch über Mommsens Werk geäußert, 3 meinte aber, daß die >Römische Geschichte« ein sinnvolles Geschenk für den jungen Wilamowitz sein werde 4 : Trotz dieser Abneigung (sc. gegen Mommsen) hat er meiner Mutter empfohlen, als ich Obersekundaner war, mir Mommsens Römische Geschichte zu schenken, die mich gleich gefangennahm, auch in ihrer Ungerechtigkeit gegen Cicero, der daher lange vernachlässigt blieb. Wie sehr ihn die Lektüre damals fasziniert hat, beweist auch die Übernahme einer Ubersetzung Mommsens von Euripides-Versen in der Valediktionsarbeit vom Jahre 1867. s Die >Römische Geschichte« hat zu den großen Leseerlebnissen seiner Jugend gehört. Mommsen ist eigentlich der einzige 'moderne' wissenschaftliche Autor gewesen, der seine Aufmerksamkeit in diesem Maße erregt hat. 6 Im September 1867 verließ Wilamowitz Schulpforta. "Der Mulus zog nach Bonn und suchte im Nebel seinen Weg." 7 In Bonn fühlte er sich besonders von Otto Jahn angezogen, selbst ehemaliger 'Pförtner' und ein enger Freund Mommsens. 8 Nicht nur bei ihm wird Gutes über Mommsen zu hören gewesen sein: J acob Bernays zählte ihn zu den Autoren, von denen man "alles" lesen müsse. 9 In einem Brief an den Schwiegervater schreibt Wilamowitz später über seine Bonner Semester 10 : 3 C. Peter, Studien zur römischen Geschichte mit besonderer Beziehung auf Th. Mommsen, Progr. Naumburg 1861. 4 Erinnerungen« 1 , S. 7. s >Trauerspiele<, S. 146; er zitiert die Ubersetzung der Verse 1169-1171 von Euripides, >Bakchen< (vgl. Plutarch, >Crassus< 33,5), von Mommsen erwähnt in >Römische Geschichte« III, Berlin »1904, S. 350 (Tod des Crassus). 6 Dies geht sowohl aus den Erinnerungen« als auch aus der >Latin Autobiography« (siehe unten, S. 41 undS. 51) hervor; vgl. Wilamowitz'Brief an Max Frankel vom 13. August 1875: "denn die geschiente eines Volkes, die Wandlungen seines geistes und geschmacks laßen sich nur im ganzen geben; was soll ich mit Aischylos, wenn ich nicht sowol das politische wie das religiöse leben der Marathonhelden schildere? auch mir ist Mommsens geschiente das evangelium, aber darum wird es wol nie eine geschichte der hellenen geben, noch geben können" (zitiert nach einer Abschrift von W. M. Calder). Zur-späten-Relativierung des Werkes gehört die Forderung nach der Ausarbeitung einer italischen Geschichte: >Storia italica«,
Die Konzeption der am Eichstätter Lehrstuhl aufgebauten Datenbanken reicht mehr als fünfundzwanzi... more Die Konzeption der am Eichstätter Lehrstuhl aufgebauten Datenbanken reicht mehr als fünfundzwanzig Jahre zurück, in die Zeit des Commodore 64, der ersten Personalcomputer mit dem Betriebssystem MS-DOS und von Festplatten, die nicht mehr als 32 Megabyte verwalten konnten. Der Begriff der "Digital Humanities", der neuerdings sogar in Ausschreibungstexten auftaucht, war damals noch nicht erfunden.
In der Biographie seines Schwiegervaters spricht Tacitus auch von der intensiven Beschäftigung Ag... more In der Biographie seines Schwiegervaters spricht Tacitus auch von der intensiven Beschäftigung Agricolas mit der Philosophie 1 : Ich halte im Gedächtnis fest, daß er zu erzählen pflegte, er hätte in seiner ersten Jugend das Studium der Philosophie leidenschaft licher, als es einem Römer und Senator verstattet ist, in sich ein gesogen, wenn nicht die Klugheit der Mutter den entflammten und glühenden Sinn gezähmt hätte. Natürlich suchte ein aufs Erhabene gerichteter und stolzer Geist die Schönheit und das Bild großen und hohen Ruhmes mehr stürmisch als vorsichtig zu erlangen. Bald wirkten Vernunft und Alter mildernd, und er behielt, was am schwierigsten ist, aus der Philosophie den Sinn für Proportionen zurück 2. Agricolas Reminiszenz macht die Faszination deutlich, die in den fünf ziger Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. von der Philosophie, und beson ders von der stoischen Philosophie, ausgehen konnte 3-das Problem war 1 Tac. Agr. 4,3: Memoria teneo solitum ipsum narrare se prima in iuventa Studium philosophiae acrius, ultra quam concessum Romano acsenatori, hausisse, niprudentia matris incensum ac flagrantem animum coercuisset. Scilicet sublime et erectum ingenium pulchritudinem ac speciem magnae excelsaeque gloriae vehementius quam caute adpetebat. Mox mitigavit ratio et aetas, retinuitque, quod est difficillimum, ex sapientia modum. Übersetzt im Anschluß an K. Büchner, Tacitus. Die Historischen Versuche, Stuttgart 1963, 85. 2 Agricolas Sentenz erinnert an Kallildes' Meinung bei Plat. Gorg. 484 D; vgl. Ed. Nor den, Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania, Darmstadt, 4. Aufl. 1959, 144. Tacitus stellt ratio und philosophia als Gegensätze dar; ein Beispiel für die kriti sierte Maßlosigkeit dürfte Musonius' Auftritt im Jahre 69 sein (Anm. 94). 3 Agricola wurde im Jahre 40 geboren (Tac. Agr. 44, 1); vgl. A. R. Birley, The Fasti of
AUTOBIOGRAPHIE UND BIOGRAPHIE RÖMISCHER KAISER IM I. JHDT. N. CHR. JüRGEN MALITZ (EICHSTäTT) I. D... more AUTOBIOGRAPHIE UND BIOGRAPHIE RÖMISCHER KAISER IM I. JHDT. N. CHR. JüRGEN MALITZ (EICHSTäTT) I. Die Memoiren und Autobiographien der Neuzeit 1 haben eine antike Vorgeschichte. Sieht man von den wenigen Vorgängern im Bereich der griechisch-hellenistischen Geschichte ab (am bekanntesten sind wohl die Memoiren des Aratos in 30 Büchern) 2 , so ist die Gattung der-modern gesprochen-Autobiographie ein Phänomen der späteren römischen Republik, entstanden im Zusammenhang der Tradition, daß ein Politiker am Ende seines Amtsjahrs, oder am Ende seiner Laufbahn, Rechenschaft abzulegen habe vor seinen Standesgenossen. Diese Tradition beginnt mit Cato dem Älteren; weitere Vertreter sind M. Aemilius Scauras und Rutilius Rufus; die Memoiren Sullas sind schon die Erinnerun gen eines Mannes, der die üblichen Maßstäbe der Senatsoligarchie transzendiert. 3 Caesars commentarii bezeichnen einen Einschnitt und Fortschritt in der Verschriftung der Tagespolitik. Die langjährige Abwesenheit von Rom hatte die Not wendigkeit für Caesar, sich schriftlich über vergangene und gegenwärtige (allerdings nicht zukünftige) Absichten zu äußern, eher noch gesteigert. 4 Ohne Frage gab es zahlreiche Angehörige der Oberschicht, Männer und zuneh mend sicher auch Frauen, die durch solche Veröffentlichungen erreicht werden konnten. Die Erinnerungen des Aemilius Scauras aus dem Ende des H. Jahrhunderts, von Cicero als durchaus nützlich empfunden, hat damals kaum einer gelesen; 5 Caesars commentarii haben mit Sicherheit ein wesentlich größeres Publikum er reicht. 6 Jürgen Malitz Das Beispiel Caesars zeigte den Zeitgenossen, daß Publikationen wie die commentarii politisch nützlich sein konnten. Viel spricht deshalb dafür, daß diese Entwicklung gerade in der caesarischen Zeit weiter ging: Schriftliche Äußerungen zu Fragen der Tagespolitik richteten sich dann wohl mehr und mehr nicht nur an die soziale Oberschicht, sondern auch an weitere Kreise. 7 Als fertiges Instrument für den tagespolitischen Kampf finden sich .Flugblätter' in der Überlieferung über den ganz jungen Octavian. In den Exzerpten aus der Augustus-Vita des Nikolaos lesen wir zum Sommer des Jahres 44: Andere aus seinem Gefolge, die von besonderer Klugheit und von besonderem Mut waren, schickte er nach Brundisium mit dem Auftrag, die gerade aus Makedonien angekommenen Soldaten nach Möglichkeit dazu zu überreden, sich ihm anzuschließen; sie sollten sich an seinen Vater Caesar erinnern und auf keinen Fall dessen Sohn im Stich lassen. Wenn sie offen nichts ausrichten könnten, sagte er ihnen, sollten sie seine Botschaft aufschreiben und überall verteilen, damit die Soldaten sie aufheben und die Pamphlete lesen könnten? Wir erleben hier den gerade neunzehnjährigen Octavian als meisterlichen Propagandisten, der sich nicht etwa an seine senatorischen Gegner, sondern sogar an die Veteranen des Antonius wendet. Octavian ging offensichtlich davon aus, daß die Mehrzahl dieser Veteranen seine Pamphlete auch wirklich würde lesen und verstehen können. 9 Die späteren Streitereien zwischen Antonius und Octavian machen jedenfalls deutlich, daß schriftliche Propaganda innerhalb weniger Jahre ganz selbstverständlich geworden war. 10 II. Die erwähnten autobiographischen Schriften der späteren Republik und auch die ,Flugschriften' gehören zum historischen und literarischen Umfeld der sog. Autobiographie' des Augustus. Es war ja durchaus zu erwarten, daß er irgendwann in
Alexander, der Sohn Philipps II.-und des Gottes Ammon, wie er selbst am Ende seines Lebens gerne ... more Alexander, der Sohn Philipps II.-und des Gottes Ammon, wie er selbst am Ende seines Lebens gerne sagen hörte-, wurde mit 20 Jahren König der Makedonen, hatte mit 25 Jahren fünf glanzvolle militärische Siege errungen und die größte Kriegsbeute in seinem Besitz, die die Welt je gesehen hatte; mit erst 32 Jahren starb er als Bezwinger des Perserreichs und Eroberer eines für antike Vorstel lungen ganz unermeßlichen Gebietes, das von der heutigen Türkei im Westen bis nach Pakistan im Osten reichte, von der Nordgrenze Afghanistans bis nach Ägypten im Süden. 1 Es dauerte nicht lange, bis er von den Griechen als »der Große« bezeichnet wurde. 2 Sein früher Tod hinderte Alexander an der Ausführung weiterer Pläne und hat ihn davor bewahrt, im Falle des Scheiterns den Nimbus des jugendlichen Kriegers und Welteroberers zu verlieren. Die hohen Offiziere, die den Feldzug überlebt hatten, sahen sich einem schweren Erbe gegenüber, das sich für einen einzelnen Nachfolger als zu groß erwies. Erst im Verlauf von jahrzehntelangen Kämpfen nahm die Welt der hellenistischen Monarchien Gestalt an. Vater und Sohn Alexander ließ sich nur ungern daran erinnern, daß der politische und militäri sche Erfolg seines Vaters eine wichtige Voraussetzung der eigenen Leistung war, denn er wurde als Sohn eines Herrschers geboren, der im Begriff war, Make donien durch die Sicherung der Nordgrenzen und die Gewinnung neuer Res sourcen in Thrakien auf den Weg zur unbestrittenen Großmacht in der Welt der Griechen zu machen. 3 Schon von seiner Mutter Olympias her, die aus dem epirotischen Königshaus stammte, hatte Alexander den Rang eines Kronprinzen, zumal aus den anderen politisch motivierten Verbindungen Philipps mit weniger angesehenen Frauen ausschließlich Töchter sowie ein etwas jüngerer, aber geistig behinderter Bruder VON ALEXANDER ZU KLEOPATRA. DIE POLITISCHE GESCHICHTE •3 '4 VON ALEXANDER ZU KLEOPATRA. DIE POLITISCHE GESCHICHTE
C. AURELIUS COTTA COS. 75 UND SEINE REDE IN SALLUSTS HISTORIEN Die Quellenlage für die stadtrömis... more C. AURELIUS COTTA COS. 75 UND SEINE REDE IN SALLUSTS HISTORIEN Die Quellenlage für die stadtrömische Politik der Jahre von Sullas Tod bis zum ersten Konsulat des Pompeius ist, ähnlich den spröden Nachrichten über die neunziger Jahre des Jahrhunderts, denkbar dürftig 1. Das erhaltene historiographische Sekundärmaterial bietet kaum etwas über die politischen Ausein andersetzungen innerhalb Roms; der Schwerpunkt Hegt auf den Berichten über den Untergang des Sertorius und den unaufhaltsamen Aufstieg des jun gen Pompeius 8. Der Grund für diese auffallende Stoffverteilung ist nicht allein der größere darstellerische Reiz dieser Ereignisse: es kommt dazu, daß die rö mischen Politiker jener Jahre-an ihrer Spitze die Konsuln, die froh waren, einen Feldherrn wie Pompeius an der Hand zu haben (vgl. Cic. Phil. 9, 8,18)-Die Anregung zu dieser Arbeit erhielt ich durch das persönliche Seminar Prof. K. BüCH NERS im Wintersemester 1970/71. Die Cotta-Rede wurde in mehreren Sitzungen vorwiegend unter literarischen Aspekten interpretiert. Es zeigte sich, daß die Rede alles andere als eine bloße Verteidigung darstellt. Die vorliegende Untersuchung will vor allem die historischen Probleme erörtern, die sich aus der Rede ergeben.
Wenn im Folgenden über "Fremde" gesprochen wird, so sind diejenigen gemeint, die heute wohl als "... more Wenn im Folgenden über "Fremde" gesprochen wird, so sind diejenigen gemeint, die heute wohl als "Ausländer" bezeichnet werden. 1 Der Begriff des "Fremden" in der griechischen Welt könnte natürlich noch viel brei ter aufgefaßt werden. "Fremd" war für die Griechen einer einzelnen Polis keineswegs nur jeder Ausländer, dem man die ferne Herkunft schon an der Nasenspitze ansah, sondern auch jeder, der nicht vollberechtigt zum Bürgerverband gehörte. Ein selbstbewußter athenischer Bürger ließ nicht so leicht einen Zugereisten als wirklich angekommen gelten. Gastfreund liche Integration und Abgrenzung ergänzten sich gegenseitig; die diffe renzierten Vorschriften des athenischen Fremdenrechts können sowohl das eine wie das andere beleuchten. 2 Gerade die attische Demokratie war kein günstiger Nährboden für die Verbrüderung aller Griechen, sondern ein System, das die Besserstellung der eigenen Bürger gegenüber den Ansprüchen von Fremden energisch verteidigte. Das athenische Bürgerrechtsgesetz von 451, mit dem die Nachkommen aus Verbindungen athenischer Bürger mit Frauen ausserathenischer Herkunft ihres Bürgerrechts und damit auch ihrer demokrati schen Privilegien in Form der Alimentierung verlustig gingen, zeigt deut lich, wie wenig den "Einheimischen" daran gelegen war, die ,JFremdheit" der Fremden aufzuheben. 3 Es ist allein der Zufall der erhaltenen Überlieferung, dass wir über die Verhältnisse innerhalb Athens mehr wissen als in anderen griechischen Poleis-den Athenern, wenn sie in die Ferne verschlagen wurden, ging es nicht anders als den Fremden in Athen. Der Athener Andokides, der am Ende des V. Jahrhunderts zeitweilig als Verbannter im Ausland zu leben hatte, bemerkte dazu: "Ich habe gelernt, was es heißt, als Fremder oder als Metöike im Nachbarland zu leben." 4 War es schon für erfolgreiche und angesehene griechische Fremde selbst nach einem langen z. B. in Athen verbrachten Leben nicht möglich, 1 Die Vortragsform wurde beibehalten und um Fußnoten mit Quellenbelegen und Literaturhinweisen ergänzt.
Jürgen Malitz witz' Schulzeit. Wilamowitz hat später mehrfach darauf hingewiesen, die Römische Ge... more Jürgen Malitz witz' Schulzeit. Wilamowitz hat später mehrfach darauf hingewiesen, die Römische Geschichte« bereits in Obereekunda, im Jahre 1865, mit Begeisterung gelesen zu haben, durch eine Empfehlung des verehrten Lehrers Carl Peter. Er hatte sich früher kritisch über Mommsens Werk geäußert, 3 meinte aber, daß die >Römische Geschichte« ein sinnvolles Geschenk für den jungen Wilamowitz sein werde 4 : Trotz dieser Abneigung (sc. gegen Mommsen) hat er meiner Mutter empfohlen, als ich Obersekundaner war, mir Mommsens Römische Geschichte zu schenken, die mich gleich gefangennahm, auch in ihrer Ungerechtigkeit gegen Cicero, der daher lange vernachlässigt blieb. Wie sehr ihn die Lektüre damals fasziniert hat, beweist auch die Übernahme einer Ubersetzung Mommsens von Euripides-Versen in der Valediktionsarbeit vom Jahre 1867. s Die >Römische Geschichte« hat zu den großen Leseerlebnissen seiner Jugend gehört. Mommsen ist eigentlich der einzige 'moderne' wissenschaftliche Autor gewesen, der seine Aufmerksamkeit in diesem Maße erregt hat. 6 Im September 1867 verließ Wilamowitz Schulpforta. "Der Mulus zog nach Bonn und suchte im Nebel seinen Weg." 7 In Bonn fühlte er sich besonders von Otto Jahn angezogen, selbst ehemaliger 'Pförtner' und ein enger Freund Mommsens. 8 Nicht nur bei ihm wird Gutes über Mommsen zu hören gewesen sein: J acob Bernays zählte ihn zu den Autoren, von denen man "alles" lesen müsse. 9 In einem Brief an den Schwiegervater schreibt Wilamowitz später über seine Bonner Semester 10 : 3 C. Peter, Studien zur römischen Geschichte mit besonderer Beziehung auf Th. Mommsen, Progr. Naumburg 1861. 4 Erinnerungen« 1 , S. 7. s >Trauerspiele<, S. 146; er zitiert die Ubersetzung der Verse 1169-1171 von Euripides, >Bakchen< (vgl. Plutarch, >Crassus< 33,5), von Mommsen erwähnt in >Römische Geschichte« III, Berlin »1904, S. 350 (Tod des Crassus). 6 Dies geht sowohl aus den Erinnerungen« als auch aus der >Latin Autobiography« (siehe unten, S. 41 undS. 51) hervor; vgl. Wilamowitz'Brief an Max Frankel vom 13. August 1875: "denn die geschiente eines Volkes, die Wandlungen seines geistes und geschmacks laßen sich nur im ganzen geben; was soll ich mit Aischylos, wenn ich nicht sowol das politische wie das religiöse leben der Marathonhelden schildere? auch mir ist Mommsens geschiente das evangelium, aber darum wird es wol nie eine geschichte der hellenen geben, noch geben können" (zitiert nach einer Abschrift von W. M. Calder). Zur-späten-Relativierung des Werkes gehört die Forderung nach der Ausarbeitung einer italischen Geschichte: >Storia italica«,
Die Konzeption der am Eichstätter Lehrstuhl aufgebauten Datenbanken reicht mehr als fünfundzwanzi... more Die Konzeption der am Eichstätter Lehrstuhl aufgebauten Datenbanken reicht mehr als fünfundzwanzig Jahre zurück, in die Zeit des Commodore 64, der ersten Personalcomputer mit dem Betriebssystem MS-DOS und von Festplatten, die nicht mehr als 32 Megabyte verwalten konnten. Der Begriff der "Digital Humanities", der neuerdings sogar in Ausschreibungstexten auftaucht, war damals noch nicht erfunden.
In der Biographie seines Schwiegervaters spricht Tacitus auch von der intensiven Beschäftigung Ag... more In der Biographie seines Schwiegervaters spricht Tacitus auch von der intensiven Beschäftigung Agricolas mit der Philosophie 1 : Ich halte im Gedächtnis fest, daß er zu erzählen pflegte, er hätte in seiner ersten Jugend das Studium der Philosophie leidenschaft licher, als es einem Römer und Senator verstattet ist, in sich ein gesogen, wenn nicht die Klugheit der Mutter den entflammten und glühenden Sinn gezähmt hätte. Natürlich suchte ein aufs Erhabene gerichteter und stolzer Geist die Schönheit und das Bild großen und hohen Ruhmes mehr stürmisch als vorsichtig zu erlangen. Bald wirkten Vernunft und Alter mildernd, und er behielt, was am schwierigsten ist, aus der Philosophie den Sinn für Proportionen zurück 2. Agricolas Reminiszenz macht die Faszination deutlich, die in den fünf ziger Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. von der Philosophie, und beson ders von der stoischen Philosophie, ausgehen konnte 3-das Problem war 1 Tac. Agr. 4,3: Memoria teneo solitum ipsum narrare se prima in iuventa Studium philosophiae acrius, ultra quam concessum Romano acsenatori, hausisse, niprudentia matris incensum ac flagrantem animum coercuisset. Scilicet sublime et erectum ingenium pulchritudinem ac speciem magnae excelsaeque gloriae vehementius quam caute adpetebat. Mox mitigavit ratio et aetas, retinuitque, quod est difficillimum, ex sapientia modum. Übersetzt im Anschluß an K. Büchner, Tacitus. Die Historischen Versuche, Stuttgart 1963, 85. 2 Agricolas Sentenz erinnert an Kallildes' Meinung bei Plat. Gorg. 484 D; vgl. Ed. Nor den, Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania, Darmstadt, 4. Aufl. 1959, 144. Tacitus stellt ratio und philosophia als Gegensätze dar; ein Beispiel für die kriti sierte Maßlosigkeit dürfte Musonius' Auftritt im Jahre 69 sein (Anm. 94). 3 Agricola wurde im Jahre 40 geboren (Tac. Agr. 44, 1); vgl. A. R. Birley, The Fasti of
AUTOBIOGRAPHIE UND BIOGRAPHIE RÖMISCHER KAISER IM I. JHDT. N. CHR. JüRGEN MALITZ (EICHSTäTT) I. D... more AUTOBIOGRAPHIE UND BIOGRAPHIE RÖMISCHER KAISER IM I. JHDT. N. CHR. JüRGEN MALITZ (EICHSTäTT) I. Die Memoiren und Autobiographien der Neuzeit 1 haben eine antike Vorgeschichte. Sieht man von den wenigen Vorgängern im Bereich der griechisch-hellenistischen Geschichte ab (am bekanntesten sind wohl die Memoiren des Aratos in 30 Büchern) 2 , so ist die Gattung der-modern gesprochen-Autobiographie ein Phänomen der späteren römischen Republik, entstanden im Zusammenhang der Tradition, daß ein Politiker am Ende seines Amtsjahrs, oder am Ende seiner Laufbahn, Rechenschaft abzulegen habe vor seinen Standesgenossen. Diese Tradition beginnt mit Cato dem Älteren; weitere Vertreter sind M. Aemilius Scauras und Rutilius Rufus; die Memoiren Sullas sind schon die Erinnerun gen eines Mannes, der die üblichen Maßstäbe der Senatsoligarchie transzendiert. 3 Caesars commentarii bezeichnen einen Einschnitt und Fortschritt in der Verschriftung der Tagespolitik. Die langjährige Abwesenheit von Rom hatte die Not wendigkeit für Caesar, sich schriftlich über vergangene und gegenwärtige (allerdings nicht zukünftige) Absichten zu äußern, eher noch gesteigert. 4 Ohne Frage gab es zahlreiche Angehörige der Oberschicht, Männer und zuneh mend sicher auch Frauen, die durch solche Veröffentlichungen erreicht werden konnten. Die Erinnerungen des Aemilius Scauras aus dem Ende des H. Jahrhunderts, von Cicero als durchaus nützlich empfunden, hat damals kaum einer gelesen; 5 Caesars commentarii haben mit Sicherheit ein wesentlich größeres Publikum er reicht. 6 Jürgen Malitz Das Beispiel Caesars zeigte den Zeitgenossen, daß Publikationen wie die commentarii politisch nützlich sein konnten. Viel spricht deshalb dafür, daß diese Entwicklung gerade in der caesarischen Zeit weiter ging: Schriftliche Äußerungen zu Fragen der Tagespolitik richteten sich dann wohl mehr und mehr nicht nur an die soziale Oberschicht, sondern auch an weitere Kreise. 7 Als fertiges Instrument für den tagespolitischen Kampf finden sich .Flugblätter' in der Überlieferung über den ganz jungen Octavian. In den Exzerpten aus der Augustus-Vita des Nikolaos lesen wir zum Sommer des Jahres 44: Andere aus seinem Gefolge, die von besonderer Klugheit und von besonderem Mut waren, schickte er nach Brundisium mit dem Auftrag, die gerade aus Makedonien angekommenen Soldaten nach Möglichkeit dazu zu überreden, sich ihm anzuschließen; sie sollten sich an seinen Vater Caesar erinnern und auf keinen Fall dessen Sohn im Stich lassen. Wenn sie offen nichts ausrichten könnten, sagte er ihnen, sollten sie seine Botschaft aufschreiben und überall verteilen, damit die Soldaten sie aufheben und die Pamphlete lesen könnten? Wir erleben hier den gerade neunzehnjährigen Octavian als meisterlichen Propagandisten, der sich nicht etwa an seine senatorischen Gegner, sondern sogar an die Veteranen des Antonius wendet. Octavian ging offensichtlich davon aus, daß die Mehrzahl dieser Veteranen seine Pamphlete auch wirklich würde lesen und verstehen können. 9 Die späteren Streitereien zwischen Antonius und Octavian machen jedenfalls deutlich, daß schriftliche Propaganda innerhalb weniger Jahre ganz selbstverständlich geworden war. 10 II. Die erwähnten autobiographischen Schriften der späteren Republik und auch die ,Flugschriften' gehören zum historischen und literarischen Umfeld der sog. Autobiographie' des Augustus. Es war ja durchaus zu erwarten, daß er irgendwann in
Alexander, der Sohn Philipps II.-und des Gottes Ammon, wie er selbst am Ende seines Lebens gerne ... more Alexander, der Sohn Philipps II.-und des Gottes Ammon, wie er selbst am Ende seines Lebens gerne sagen hörte-, wurde mit 20 Jahren König der Makedonen, hatte mit 25 Jahren fünf glanzvolle militärische Siege errungen und die größte Kriegsbeute in seinem Besitz, die die Welt je gesehen hatte; mit erst 32 Jahren starb er als Bezwinger des Perserreichs und Eroberer eines für antike Vorstel lungen ganz unermeßlichen Gebietes, das von der heutigen Türkei im Westen bis nach Pakistan im Osten reichte, von der Nordgrenze Afghanistans bis nach Ägypten im Süden. 1 Es dauerte nicht lange, bis er von den Griechen als »der Große« bezeichnet wurde. 2 Sein früher Tod hinderte Alexander an der Ausführung weiterer Pläne und hat ihn davor bewahrt, im Falle des Scheiterns den Nimbus des jugendlichen Kriegers und Welteroberers zu verlieren. Die hohen Offiziere, die den Feldzug überlebt hatten, sahen sich einem schweren Erbe gegenüber, das sich für einen einzelnen Nachfolger als zu groß erwies. Erst im Verlauf von jahrzehntelangen Kämpfen nahm die Welt der hellenistischen Monarchien Gestalt an. Vater und Sohn Alexander ließ sich nur ungern daran erinnern, daß der politische und militäri sche Erfolg seines Vaters eine wichtige Voraussetzung der eigenen Leistung war, denn er wurde als Sohn eines Herrschers geboren, der im Begriff war, Make donien durch die Sicherung der Nordgrenzen und die Gewinnung neuer Res sourcen in Thrakien auf den Weg zur unbestrittenen Großmacht in der Welt der Griechen zu machen. 3 Schon von seiner Mutter Olympias her, die aus dem epirotischen Königshaus stammte, hatte Alexander den Rang eines Kronprinzen, zumal aus den anderen politisch motivierten Verbindungen Philipps mit weniger angesehenen Frauen ausschließlich Töchter sowie ein etwas jüngerer, aber geistig behinderter Bruder VON ALEXANDER ZU KLEOPATRA. DIE POLITISCHE GESCHICHTE •3 '4 VON ALEXANDER ZU KLEOPATRA. DIE POLITISCHE GESCHICHTE
C. AURELIUS COTTA COS. 75 UND SEINE REDE IN SALLUSTS HISTORIEN Die Quellenlage für die stadtrömis... more C. AURELIUS COTTA COS. 75 UND SEINE REDE IN SALLUSTS HISTORIEN Die Quellenlage für die stadtrömische Politik der Jahre von Sullas Tod bis zum ersten Konsulat des Pompeius ist, ähnlich den spröden Nachrichten über die neunziger Jahre des Jahrhunderts, denkbar dürftig 1. Das erhaltene historiographische Sekundärmaterial bietet kaum etwas über die politischen Ausein andersetzungen innerhalb Roms; der Schwerpunkt Hegt auf den Berichten über den Untergang des Sertorius und den unaufhaltsamen Aufstieg des jun gen Pompeius 8. Der Grund für diese auffallende Stoffverteilung ist nicht allein der größere darstellerische Reiz dieser Ereignisse: es kommt dazu, daß die rö mischen Politiker jener Jahre-an ihrer Spitze die Konsuln, die froh waren, einen Feldherrn wie Pompeius an der Hand zu haben (vgl. Cic. Phil. 9, 8,18)-Die Anregung zu dieser Arbeit erhielt ich durch das persönliche Seminar Prof. K. BüCH NERS im Wintersemester 1970/71. Die Cotta-Rede wurde in mehreren Sitzungen vorwiegend unter literarischen Aspekten interpretiert. Es zeigte sich, daß die Rede alles andere als eine bloße Verteidigung darstellt. Die vorliegende Untersuchung will vor allem die historischen Probleme erörtern, die sich aus der Rede ergeben.
Wenn im Folgenden über "Fremde" gesprochen wird, so sind diejenigen gemeint, die heute wohl als "... more Wenn im Folgenden über "Fremde" gesprochen wird, so sind diejenigen gemeint, die heute wohl als "Ausländer" bezeichnet werden. 1 Der Begriff des "Fremden" in der griechischen Welt könnte natürlich noch viel brei ter aufgefaßt werden. "Fremd" war für die Griechen einer einzelnen Polis keineswegs nur jeder Ausländer, dem man die ferne Herkunft schon an der Nasenspitze ansah, sondern auch jeder, der nicht vollberechtigt zum Bürgerverband gehörte. Ein selbstbewußter athenischer Bürger ließ nicht so leicht einen Zugereisten als wirklich angekommen gelten. Gastfreund liche Integration und Abgrenzung ergänzten sich gegenseitig; die diffe renzierten Vorschriften des athenischen Fremdenrechts können sowohl das eine wie das andere beleuchten. 2 Gerade die attische Demokratie war kein günstiger Nährboden für die Verbrüderung aller Griechen, sondern ein System, das die Besserstellung der eigenen Bürger gegenüber den Ansprüchen von Fremden energisch verteidigte. Das athenische Bürgerrechtsgesetz von 451, mit dem die Nachkommen aus Verbindungen athenischer Bürger mit Frauen ausserathenischer Herkunft ihres Bürgerrechts und damit auch ihrer demokrati schen Privilegien in Form der Alimentierung verlustig gingen, zeigt deut lich, wie wenig den "Einheimischen" daran gelegen war, die ,JFremdheit" der Fremden aufzuheben. 3 Es ist allein der Zufall der erhaltenen Überlieferung, dass wir über die Verhältnisse innerhalb Athens mehr wissen als in anderen griechischen Poleis-den Athenern, wenn sie in die Ferne verschlagen wurden, ging es nicht anders als den Fremden in Athen. Der Athener Andokides, der am Ende des V. Jahrhunderts zeitweilig als Verbannter im Ausland zu leben hatte, bemerkte dazu: "Ich habe gelernt, was es heißt, als Fremder oder als Metöike im Nachbarland zu leben." 4 War es schon für erfolgreiche und angesehene griechische Fremde selbst nach einem langen z. B. in Athen verbrachten Leben nicht möglich, 1 Die Vortragsform wurde beibehalten und um Fußnoten mit Quellenbelegen und Literaturhinweisen ergänzt.
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