Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Epigenetik als ein Zweig der Molekulargenetik herau... more Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Epigenetik als ein Zweig der Molekulargenetik herausgebildet und erlebt einen regelrechten Hype. Die moderne Epigenetik vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Lebenswissenschaften, der organischen Chemie, der Informatik und den Ingenieurwissenschaften bei der Beantwortung der Frage, wie Umwelteinflüsse die Genexpression langfristig und bis in die folgenden Generationen beeinflussen können. Der Band untersucht die wenig beachteten ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte der Epigenetik aus interdisziplinärer Perspektive.
"Human Enhancement", die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten,... more "Human Enhancement", die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten, ist aktuell Gegenstand vielschichtiger ethischer und politischer Debatten. In diesem Buch werden häufig ausgeblendete geschichtliche Hintergründe und philosophische Aspekte der Thematik behandelt, so zum Beispiel die Utopiekritik Dostojewskis, die Zukunftsprognosen von H.G. Wells und J.B.S. Haldane sowie gegenwärtige "transhumanistische" Visionen im Blick auf die Romane von Michel Houellebecq. Auch andere literarische Auseinandersetzungen mit einer "Verbesserung des Menschen", wie die von D.H. Lawrence, und verschiedene Ansätze einer ethischen Bewertung werden diskutiert.
Das Werk des politischen Philosophen Slavoj Žižek erhält seine Bedeutung von zwei Begriffen her: ... more Das Werk des politischen Philosophen Slavoj Žižek erhält seine Bedeutung von zwei Begriffen her: Negativität und Kapitalismus. Diese beiden Begriffe sind es, die Žižeks Denken in zwei unterschiedlichen, aber auf einander verwiesenen, Bereichen Konsistenz verleihen: Seine Philosophie ist bestimmt von dem Versuch, den hegelschen Begriff der selbstbezüglichen Negativität zu aktualisieren, dessen Relevanz für die zeitgenössische Philosophie und Kulturwissenschaft aufzuweisen. Seine antikapitalistische politische Theorie baut auf diesem Negativitätsbegriff auf. Verständlich wird Žižeks Philosophie nur, wenn man seine Prämisse akzeptiert, dass der Kapitalismus die Geisel der Menschheit ist: ein gesichtsloser Herr, unter dessen Herrschaft es keine Freiheit, keine Menschlichkeit geben kann. Ein Herr, dessen Herrschaft so total ist, dass wir sie als alternativlos akzeptieren. Gegen diese scheinbare Alternativlosigkeit richtet sich Žižeks Denken.
Die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen und motivationalen Ressourcen von Demokratie scheint h... more Die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen und motivationalen Ressourcen von Demokratie scheint heute aktueller denn je. Der vorliegende Band stellt sich dieser Frage und erkundet Perspektiven einer umfassenden Demokratisierung von Gesellschaft. Die Autoren beziehen sich dabei - teils zustimmend, teils kritisch - auf die Positionen eines radikaldemokratischen Diskurses (E. Laclau, Ch. Mouffe, J. Derrida, J. Rancière et al.), der sich gegenwärtig darum bemüht, das Politische und die Demokratie jenseits der etablierten Pfade klassischer politischer Theorien neu zu denken. Damit verbunden ist das übergreifende Anliegen der Beiträger, das Politische, das als Kraft einer demokratischen Selbstinstituierung von Gesellschaft verstanden wird, gegen die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche zu verteidigen.
This book presents results of an international conference which addressed the interaction of aest... more This book presents results of an international conference which addressed the interaction of aesthetical and technological dimensions within the formation of contemporary society. The contributions discuss the production of time and space, self and nature, individual and society in the image of technology. They focus on the productive tensions and convergences between aesthetic and technological concepts when implemented in everyday life. The volume contains - among others - texts about technologies of visualisation, the aesthetics of warfare and the design of technological lifeworlds.
n instruktiven und kritischen Beiträgen werden moderne Positionen der Demokratietheorie vorgestel... more n instruktiven und kritischen Beiträgen werden moderne Positionen der Demokratietheorie vorgestellt, die seit den 1970er-Jahren im französischen und angelsächsischen Sprachraum formuliert wurden, hierzulande aber bisher kaum bekannt sind. Es handelt sich um radikaldemokratische Ansätze, z.B. die Forderung nach einer umfassenden Demokratisierung von Bürokratie, Wirtschaft und Wissenschaften. Entstanden ist ein Kompendium zentraler Demokratietheorien der Gegenwart, das auch als kompakte Einführung in wichtige zeitgenössische Philosophen gelesen werden kann. Behandelt werden Alain Badiou, Etienne Balibar, Judith Butler, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Ernesto Laclau, Claude Lefort, Jean-François Lyotard, Chantal Mouffe, Jacques Rancière, Pierre Rosanvallon, Michel Serres, Slavoj Žižek sowie Michael Hardt und Antonio Negri (›Empire‹).
Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, Mar 15, 2024
I n diesem Interview spricht Reinhard Heil mit dem Science-Fiction-Autor Karl von Wendt (Pseudony... more I n diesem Interview spricht Reinhard Heil mit dem Science-Fiction-Autor Karl von Wendt (Pseudonym Karl Olsberg) über die Möglichkeit, dass künstliche Intelligenz außer Kontrolle geraten und die Existenz der gesamten Menschheit gefährden oder zumindest ihr Entwicklungspotenzial nachhaltig und gravierend einschränken könnte. Unkontrollierbare künstliche Intelligenz, lange Zeit nur ein Thema der Science-Fiction, wird, vor allem seit dem großen Erfolg der auf sogenannten großen Sprachmodellen basierenden Chatbots, wie ChatGPT und Bard, in Politik und Medien zunehmend und sehr kontrovers diskutiert. Reinhard Heil: Karl, Du bist Science-Fiction-Schriftsteller und-ich glaube das darf man durchaus so sagen-Aktivist. Vor Kurzem hast Du beide Eigenschaften zusammengeführt und "Virtua" veröffentlicht, einen Roman, dessen Untertitel "KI-Kontrolle ist Illusion" Deine Befürchtungen bezüglich der Risiken von Künst licher Intelligenz (KI) auf den Punkt bringt.
Epigenetik und Technikfolgenabschätzung Steht die "Science of Change" auch für gesellschaftlichen... more Epigenetik und Technikfolgenabschätzung Steht die "Science of Change" auch für gesellschaftlichen Wandel?
New organisms and biological systems designed to satisfy human needs are among the aims of synthe... more New organisms and biological systems designed to satisfy human needs are among the aims of synthetic genomics and synthetic biology. Synthetic biology seeks to model and construct biological components, functions and organisms that do not exist in nature or to redesign existing biological systems to perform new functions. Synthetic genomics, on the other hand, encompasses technologies for the generation of chemically-synthesized whole genomes or larger parts of genomes, allowing to simultaneously engineer a myriad of changes to the genetic material of organisms. Engineering complex functions or new organisms in synthetic biology are thus progressively becoming dependent on and converging with synthetic genomics. While applications from both areas have been predicted to offer great benefits by making possible new drugs, renewable chemicals or clean energy, they have also given rise to concerns about new safety, environmental and socioeconomic risks-stirring an increasingly polarizing debate. Here we intend to provide an overview on recent progress in biomedical and biotechnological applications of synthetic genomics and synthetic biology as well as on arguments and evidence related to their possible benefits, risks and governance implications.
»Human Enhancement«, die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten,... more »Human Enhancement«, die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten, ist aktuell Gegenstand vielschichtiger ethischer und politischer Debatten. In diesem Buch werden häufig ausgeblendete geschichtliche Hintergründe und philosophische Aspekte der Thematik behandelt, so zum Beispiel die Utopiekritik Dostojewskis, die Zukunftsprognosen von H.G. Wells und J.B.S. Haldane sowie gegenwärtige »transhumanistische« Visionen im Blick auf die Romane von Michel Houellebecq. Auch andere literarische Auseinandersetzungen mit einer »Verbesserung des Menschen«, wie die von D.H. Lawrence, und verschiedene Ansätze einer ethischen Bewertung werden diskutiert.
Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Epigenetik als ein Zweig der Molekulargenetik herau... more Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Epigenetik als ein Zweig der Molekulargenetik herausgebildet und erlebt einen regelrechten Hype. Die moderne Epigenetik vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Lebenswissenschaften, der organischen Chemie, der Informatik und den Ingenieurwissenschaften bei der Beantwortung der Frage, wie Umwelteinflüsse die Genexpression langfristig und bis in die folgenden Generationen beeinflussen können. Der Band untersucht die wenig beachteten ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte der Epigenetik aus interdisziplinärer Perspektive.
"Human Enhancement", die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten,... more "Human Enhancement", die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten, ist aktuell Gegenstand vielschichtiger ethischer und politischer Debatten. In diesem Buch werden häufig ausgeblendete geschichtliche Hintergründe und philosophische Aspekte der Thematik behandelt, so zum Beispiel die Utopiekritik Dostojewskis, die Zukunftsprognosen von H.G. Wells und J.B.S. Haldane sowie gegenwärtige "transhumanistische" Visionen im Blick auf die Romane von Michel Houellebecq. Auch andere literarische Auseinandersetzungen mit einer "Verbesserung des Menschen", wie die von D.H. Lawrence, und verschiedene Ansätze einer ethischen Bewertung werden diskutiert.
Das Werk des politischen Philosophen Slavoj Žižek erhält seine Bedeutung von zwei Begriffen her: ... more Das Werk des politischen Philosophen Slavoj Žižek erhält seine Bedeutung von zwei Begriffen her: Negativität und Kapitalismus. Diese beiden Begriffe sind es, die Žižeks Denken in zwei unterschiedlichen, aber auf einander verwiesenen, Bereichen Konsistenz verleihen: Seine Philosophie ist bestimmt von dem Versuch, den hegelschen Begriff der selbstbezüglichen Negativität zu aktualisieren, dessen Relevanz für die zeitgenössische Philosophie und Kulturwissenschaft aufzuweisen. Seine antikapitalistische politische Theorie baut auf diesem Negativitätsbegriff auf. Verständlich wird Žižeks Philosophie nur, wenn man seine Prämisse akzeptiert, dass der Kapitalismus die Geisel der Menschheit ist: ein gesichtsloser Herr, unter dessen Herrschaft es keine Freiheit, keine Menschlichkeit geben kann. Ein Herr, dessen Herrschaft so total ist, dass wir sie als alternativlos akzeptieren. Gegen diese scheinbare Alternativlosigkeit richtet sich Žižeks Denken.
Die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen und motivationalen Ressourcen von Demokratie scheint h... more Die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen und motivationalen Ressourcen von Demokratie scheint heute aktueller denn je. Der vorliegende Band stellt sich dieser Frage und erkundet Perspektiven einer umfassenden Demokratisierung von Gesellschaft. Die Autoren beziehen sich dabei - teils zustimmend, teils kritisch - auf die Positionen eines radikaldemokratischen Diskurses (E. Laclau, Ch. Mouffe, J. Derrida, J. Rancière et al.), der sich gegenwärtig darum bemüht, das Politische und die Demokratie jenseits der etablierten Pfade klassischer politischer Theorien neu zu denken. Damit verbunden ist das übergreifende Anliegen der Beiträger, das Politische, das als Kraft einer demokratischen Selbstinstituierung von Gesellschaft verstanden wird, gegen die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche zu verteidigen.
This book presents results of an international conference which addressed the interaction of aest... more This book presents results of an international conference which addressed the interaction of aesthetical and technological dimensions within the formation of contemporary society. The contributions discuss the production of time and space, self and nature, individual and society in the image of technology. They focus on the productive tensions and convergences between aesthetic and technological concepts when implemented in everyday life. The volume contains - among others - texts about technologies of visualisation, the aesthetics of warfare and the design of technological lifeworlds.
n instruktiven und kritischen Beiträgen werden moderne Positionen der Demokratietheorie vorgestel... more n instruktiven und kritischen Beiträgen werden moderne Positionen der Demokratietheorie vorgestellt, die seit den 1970er-Jahren im französischen und angelsächsischen Sprachraum formuliert wurden, hierzulande aber bisher kaum bekannt sind. Es handelt sich um radikaldemokratische Ansätze, z.B. die Forderung nach einer umfassenden Demokratisierung von Bürokratie, Wirtschaft und Wissenschaften. Entstanden ist ein Kompendium zentraler Demokratietheorien der Gegenwart, das auch als kompakte Einführung in wichtige zeitgenössische Philosophen gelesen werden kann. Behandelt werden Alain Badiou, Etienne Balibar, Judith Butler, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Ernesto Laclau, Claude Lefort, Jean-François Lyotard, Chantal Mouffe, Jacques Rancière, Pierre Rosanvallon, Michel Serres, Slavoj Žižek sowie Michael Hardt und Antonio Negri (›Empire‹).
Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, Mar 15, 2024
I n diesem Interview spricht Reinhard Heil mit dem Science-Fiction-Autor Karl von Wendt (Pseudony... more I n diesem Interview spricht Reinhard Heil mit dem Science-Fiction-Autor Karl von Wendt (Pseudonym Karl Olsberg) über die Möglichkeit, dass künstliche Intelligenz außer Kontrolle geraten und die Existenz der gesamten Menschheit gefährden oder zumindest ihr Entwicklungspotenzial nachhaltig und gravierend einschränken könnte. Unkontrollierbare künstliche Intelligenz, lange Zeit nur ein Thema der Science-Fiction, wird, vor allem seit dem großen Erfolg der auf sogenannten großen Sprachmodellen basierenden Chatbots, wie ChatGPT und Bard, in Politik und Medien zunehmend und sehr kontrovers diskutiert. Reinhard Heil: Karl, Du bist Science-Fiction-Schriftsteller und-ich glaube das darf man durchaus so sagen-Aktivist. Vor Kurzem hast Du beide Eigenschaften zusammengeführt und "Virtua" veröffentlicht, einen Roman, dessen Untertitel "KI-Kontrolle ist Illusion" Deine Befürchtungen bezüglich der Risiken von Künst licher Intelligenz (KI) auf den Punkt bringt.
Epigenetik und Technikfolgenabschätzung Steht die "Science of Change" auch für gesellschaftlichen... more Epigenetik und Technikfolgenabschätzung Steht die "Science of Change" auch für gesellschaftlichen Wandel?
New organisms and biological systems designed to satisfy human needs are among the aims of synthe... more New organisms and biological systems designed to satisfy human needs are among the aims of synthetic genomics and synthetic biology. Synthetic biology seeks to model and construct biological components, functions and organisms that do not exist in nature or to redesign existing biological systems to perform new functions. Synthetic genomics, on the other hand, encompasses technologies for the generation of chemically-synthesized whole genomes or larger parts of genomes, allowing to simultaneously engineer a myriad of changes to the genetic material of organisms. Engineering complex functions or new organisms in synthetic biology are thus progressively becoming dependent on and converging with synthetic genomics. While applications from both areas have been predicted to offer great benefits by making possible new drugs, renewable chemicals or clean energy, they have also given rise to concerns about new safety, environmental and socioeconomic risks-stirring an increasingly polarizing debate. Here we intend to provide an overview on recent progress in biomedical and biotechnological applications of synthetic genomics and synthetic biology as well as on arguments and evidence related to their possible benefits, risks and governance implications.
»Human Enhancement«, die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten,... more »Human Enhancement«, die technologische und pharmakologische Steigerung menschlicher Fähigkeiten, ist aktuell Gegenstand vielschichtiger ethischer und politischer Debatten. In diesem Buch werden häufig ausgeblendete geschichtliche Hintergründe und philosophische Aspekte der Thematik behandelt, so zum Beispiel die Utopiekritik Dostojewskis, die Zukunftsprognosen von H.G. Wells und J.B.S. Haldane sowie gegenwärtige »transhumanistische« Visionen im Blick auf die Romane von Michel Houellebecq. Auch andere literarische Auseinandersetzungen mit einer »Verbesserung des Menschen«, wie die von D.H. Lawrence, und verschiedene Ansätze einer ethischen Bewertung werden diskutiert.
Alexander Amberger und Thomas Möbius haben den 75. Geburtstag des bekannten Utopieforschers Richa... more Alexander Amberger und Thomas Möbius haben den 75. Geburtstag des bekannten Utopieforschers Richard Saage genutzt, um diesen zu ehren und sich mit 21 weiteren Autorinnen und Autoren "Auf Utopias Spuren" zu begeben. Entstanden ist so ein Band, dessen Beiträge durchweg lesenswert und von hoher Qualität sind und die deutlich machen, wie breit gefächert die deutschsprachige Utopieforschung ist. Mit dem letzten Punkt ist bereits die einzige Schwäche des Bandes angesprochen, die, mit wenigen Ausnahmen, Beschränkung auf deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die sich jedoch nicht negativ auf die Themenvielfalt und-breite auswirkt. Die Beiträge sind in vier Themenblöcke aufgeteilt: Thomas Morus' "Utopia" und fünf Jahrhunderte Utopie; Utopie in der Ideengeschichte; Utopie in politischer Theorie und Praxis und Utopie in der Moderne. Im Folgenden wird eine kleine Auswahl an Beiträgen vorgestellt, die den Interessen des Rezensenten folgt und nicht als Abwertung der nicht besprochenen Beiträge verstanden werden sollte. Hinter dem eher biederen Titel "Thomas Morus und die Herausgeber-Wer schuf den Utopiebegriff?" verbirgt sich ein Text, den der Rezensent gerne verfilmt sähe oder vom leider verstorbenen Umberto Eco in Romanform gebracht. Thomas Schölderle gelingt es, dem Ursprung des Utopiebegriffs auf eine Art und Weise nachzugehen, dass man zum einen ständig wissen möchte, wie es denn jetzt weitergeht und zum anderen, wie bei einem guten Roman, tatsächlich enttäuscht ist, wenn man den Text ausgelesen hat. Schölderle zeichnet zuerst die bekannte These nach, dass der Titel "Utopia" nicht auf Morus selbst zurückgehe, sondern auf Erasmus von Rotterdam, und dass er, enttäuscht von den Eingriffen des großen Humanisten Erasmus in den Text, sich von seinem eigenen Werk distanziert habe. Im Anschluss an die Rekonstruktion der These beginnt der Krimi: Schölderle begibt sich auf die R. Heil ()
The assessment of the impacts of sociotechnical futures on processes of innovation is a continuin... more The assessment of the impacts of sociotechnical futures on processes of innovation is a continuing challenge for technology assessment (TA). Imaginations of the future shape communications and actions in the present. They do not deliver any information about the outcome of these processes. This seems to contradict the task of TA to provide future-oriented knowledge. But vision assessment can provide knowledge concerning ongoing changes in sociotechnical arrangements and options for intervention. Our approach presents a heuristic for analyzing visions as socio-epistemic practices, which rearrange actors in innovation processes. In our cases—Big Data, Smart Grid and FabLabs—we identify dynamics in power constellations which might enable or restrain future innovations.
Julian Huxley, eminent biologist and humanist, not only coined the term "transhumanism" (Huxley 1... more Julian Huxley, eminent biologist and humanist, not only coined the term "transhumanism" (Huxley 1957), but was also among the early visionaries of human enhancement. He proposed an improvement of man as early as 1931, based on the biological knowledge of that time. In current discourse the writings of early apologists of human enhancement are scarcely being referred to (but see e.g. Coenen 2007; Rubin 2005; Bostrom 2005), although a number of other well renowned natural scientists, such as John Desmond Bernal and John Burdon Sanderson Haldane, developed radical visions of the human future already in the 1920s. Be it hive-minds, extension of life span, brain doping, changes in human physiognomy, the taking over of evolution by Man himself or even the splitting of humankind into different species: throughout their writings each of the fundamental ideas of today’s discourse can be found. In 1931, Huxley describes the hopes merged in the contemporary term of human enhancement: “Most of us would like to live longer; to have healthier and happier lives; to be able to control the sex of our children when they are conceived, and afterwards to mould their bodies, intellects and temperaments into the best possible forms; to reduce unnecessary pain to a minimum; to be able at will to whip up our energies to their fullest pitch without later ill effects”. (Huxley 1933). What is new and original about this, as compared to older ideas of improving man such as those in classical humanistic discourse, is the focussing on the human body itself: the intention is no longer the development of human abilities or the adjustment of the environment to human needs, but the radical changing of the human body in order to adjust it to the requirements of a society shaped by new technologies. Huxley’s, Bernal’s und Haldane’s visions mark the transition from the „engineering for the body and for the mind“ to the „engineering of the body and of the mind“ (Nordmann 2007). The aforementioned authors apply a paradigm of control (cf. Ferrari 2008): It is their goal to finally overcome the restriction of inner human nature as well as those of nature surrounding man. In 1929; Bernal defined the „Three Enemies of the Rational Soul”: “The World, the Flesh & the Devil” (Bernal 1929), "world" meaning external restrictions, "flesh" the restrictions of man's physical constitution and "devil" the human psyche. Bernal and Huxley were influenced by Haldanes „Daedalus and the Future“ (1924), which expressed Haldane's vision of a potential future of human kind The talk will reconstruct the basic statements of Huxley, Bernal und Haldane concerning human enhancement and highlight the role of these authors as intellectual harbingers of contemporary discourses of human enhancement and transhumanism. It is striking to find that much of what is understood as a (technological) threat for human nature and dignity in our own days has already been widely disputed almost a hundred years ago: It is not so much the visions and topics that have changed, but rather the possibilities of making the visions become reality as well as their reception throughout society. This will also be demonstrated by comparing the visions of the aforementioned authors to the ideas of John Harris, a contemporary spokesman of human enhancement and author of “Enhancing Evolution. The Ethical Case for Making Better People” (Harris 2007).
Bernal, John Desmond (1929): The World, the Flesh & the Devil, Indiana University Press: Bloomington and London.
Bostrom, Nick (2005): A History of Transhumanist Thought. In: Journal of Evolution and Technology, 2005, Vol.14, No. 1.
Coenen, Christopher (2007): Utopian Aspects of the Debate on Converging Technologies, in: G. Banse, A. Grunwald, I. Hronszky, G. Nelson: Assessing Societal Implications of Converging Technological Development, Berlin, pp. 141-172.
Ferrari, Arianna (2008): 'Is it all about human nature? Ethical challenges of converging technologies beyond a polarized debate', Innovation: The European Journal of Social Science Research, 21:1, pp. 1-24.
Haldane, John Burdon Sanderson (1924): Daedalus or Science and the Future. A paper read to the Heretics, Cambridge, February 4th, 1923, 31924, London.
Harris, John (2007): Enhancing Evolution. The Ethical Case for Making Better People, Princeton.
Huxley, Julian (1931): What Dare I Think?, London.
Huxley, Julian (1957): Transhumanism, in: Julian Huxley: New Bottles for New Wine. Essays by Julian Huxley, London.
Nordmann, Alfred (2007): If and Then: A Critique of Speculative NanoEthics. In: NanoEthics, 1:1, pp. 31-46.
Rubin, Charles T. (2005): "Daedalus and Icarus Revisited", The New Atlantis, Number 8, Spring 2005, pp. 73-91.
Die Schaffung künstlichen Lebens ist wie das Verlangen nach Unsterblichkeit seit Jahrtausenden Ge... more Die Schaffung künstlichen Lebens ist wie das Verlangen nach Unsterblichkeit seit Jahrtausenden Gegenstand der Literatur. Das Schaffen von Leben war jedoch meist den Göttern vorbehalten. Der griechische Gott Hephaistos erschuf als Frau für Epimetheus Pandora, sowie zwei mechanische Dienerinnen, der Gott der Juden und Christen erschuf Adam und Eva. Pygmalions elfenbeinerne Frauenstatue wird nur durch den Eingriff der Göttin der Liebe lebendig. Die Schaffung künstlichen Lebens ist auch Gegenstand der Golemmythen. Die Golems der jüdischen Legende werden zwar, wie Adam, aus Lehm geschaffen, sie sind aber unvollkommene Schöpfungen (sie können nicht sprechen). Belebt werden sie von Menschen, die in besondere Nähe zu Gott stehen, in ihnen drückt sich ein Schatten der göttlichen Schöpfungsmacht aus. Ab dem 16. Jahrhundert verschwindet der direkte göttliche Bezug. Die Anleitung des Alchemisten Paracelsus zur Schaffung eines Homunkulus kommt ohne direkten Bezug zu Gott aus. Homunkuli sind, wie die Golems, defizitäre Schöpfungen, sie sehen zwar aus wie Menschen, sind aber kleiner. Wichtigstes Element des Rezepts ist jedoch der menschliche Samen. In den frühen Zeugungstheorien stand der männliche Samen im Vordergrund, die Frau diente als Gefäß. Der Samen enthält bereits die Gestalt des zukünftigen Menschen, den Keim, der zur Entwicklung angeregt werden muss. Der Keim wiederum ist göttlichen Ursprungs. Paracelsus schaffte kein künstliches Leben, sondern eine künstliche Umgebung (in vitro), in der sich der göttliche Keim des Lebens entfalten konnte. Auch der Homunkulus aus Goethes Faust wurde unter Zuhilfenahme organischer Stoffe erzeugt, die vitalistischen Konzepten zufolge eine nicht weiter analysierbare Lebenskraft besitzen. Es ging demnach nicht wirklich um die Erschaffung von Leben aus unbelebter Materie, sondern um die Umgestaltung oder Entfaltung bereits mit Lebenskraft ausgestatteter Materie. Homunkuli und Golems sind künstliche Lebewesen, aber kein künstliches Leben im engen Sinne. Auch der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts formierenden Genforschung war es nicht möglich, aus anorganischen Stoffen neues Leben zu schaffen. Zwar kann man transgene Lebewesen und Chimären erzeugen, aber der Ausgangspunkt all dieser Versuche ist immer noch das Leben selbst. Leben wird nicht geschaffen, sondern manipuliert. Auch der synthetischen Biologie ist es – noch nicht – gelungen, diese Grenze zu überschreiten: Zwar hat das Forschungsteam um Craig Venter den Zellkern einer Bakterienart in eine nahe verwandte Art übertragen, und es gelang ihnen vor kurzem, ein vollständiges, nach natürlichem Vorbild aus anorganischen Stoffen synthetisiertes Genom in eine Zelle zu implantieren, aber auch hier wurde kein Leben geschaffen, da für dieses Verfahren immer noch eine lebende Zelle als Wirt für das synthetische Genom benötigt wird. Noch schafft der Mensch also nur künstliche Lebewesen, kein künstliches Leben. Die synthetische Biologie hat aber einen weiteren Schritt auf dem Weg zum künstlichen Leben gemacht.
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Houellebecq. Auch andere literarische Auseinandersetzungen mit einer "Verbesserung des Menschen", wie die von D.H. Lawrence, und verschiedene Ansätze einer ethischen Bewertung werden diskutiert.
Behandelt werden Alain Badiou, Etienne Balibar, Judith Butler, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Ernesto Laclau, Claude Lefort, Jean-François Lyotard, Chantal Mouffe, Jacques Rancière, Pierre Rosanvallon, Michel Serres, Slavoj Žižek sowie Michael Hardt und Antonio Negri (›Empire‹).
Papers by Reinhard Heil
Houellebecq. Auch andere literarische Auseinandersetzungen mit einer "Verbesserung des Menschen", wie die von D.H. Lawrence, und verschiedene Ansätze einer ethischen Bewertung werden diskutiert.
Behandelt werden Alain Badiou, Etienne Balibar, Judith Butler, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Ernesto Laclau, Claude Lefort, Jean-François Lyotard, Chantal Mouffe, Jacques Rancière, Pierre Rosanvallon, Michel Serres, Slavoj Žižek sowie Michael Hardt und Antonio Negri (›Empire‹).
Be it hive-minds, extension of life span, brain doping, changes in human physiognomy, the taking over of evolution by Man himself or even the splitting of humankind into different species: throughout their writings each of the fundamental ideas of today’s discourse can be found. In 1931, Huxley describes the hopes merged in the contemporary term of human enhancement: “Most of us would like to live longer; to have healthier and happier lives; to be able to control the sex of our children when they are conceived, and afterwards to mould their bodies, intellects and temperaments into the best possible forms; to reduce unnecessary pain to a minimum; to be able at will to whip up our energies to their fullest pitch without later ill effects”. (Huxley 1933).
What is new and original about this, as compared to older ideas of improving man such as those in classical humanistic discourse, is the focussing on the human body itself: the intention is no longer the development of human abilities or the adjustment of the environment to human needs, but the radical changing of the human body in order to adjust it to the requirements of a society shaped by new technologies. Huxley’s, Bernal’s und Haldane’s visions mark the transition from the „engineering for the body and for the mind“ to the „engineering of the body and of the mind“ (Nordmann 2007).
The aforementioned authors apply a paradigm of control (cf. Ferrari 2008): It is their goal to finally overcome the restriction of inner human nature as well as those of nature surrounding man. In 1929; Bernal defined the „Three Enemies of the Rational Soul”: “The World, the Flesh & the Devil” (Bernal 1929), "world" meaning external restrictions, "flesh" the restrictions of man's physical constitution and "devil" the human psyche. Bernal and Huxley were influenced by Haldanes „Daedalus and the Future“ (1924), which expressed Haldane's vision of a potential future of human kind
The talk will reconstruct the basic statements of Huxley, Bernal und Haldane concerning human enhancement and highlight the role of these authors as intellectual harbingers of contemporary discourses of human enhancement and transhumanism. It is striking to find that much of what is understood as a (technological) threat for human nature and dignity in our own days has already been widely disputed almost a hundred years ago: It is not so much the visions and topics that have changed, but rather the possibilities of making the visions become reality as well as their reception throughout society. This will also be demonstrated by comparing the visions of the aforementioned authors to the ideas of John Harris, a contemporary spokesman of human enhancement and author of “Enhancing Evolution. The Ethical Case for Making Better People” (Harris 2007).
Bernal, John Desmond (1929): The World, the Flesh & the Devil, Indiana University Press: Bloomington and London.
Bostrom, Nick (2005): A History of Transhumanist Thought. In: Journal of Evolution and Technology, 2005, Vol.14, No. 1.
Coenen, Christopher (2007): Utopian Aspects of the Debate on Converging Technologies, in: G. Banse, A. Grunwald, I. Hronszky, G. Nelson: Assessing Societal Implications of Converging Technological Development, Berlin, pp. 141-172.
Ferrari, Arianna (2008): 'Is it all about human nature? Ethical challenges of converging technologies beyond a polarized debate', Innovation: The European Journal of Social Science Research, 21:1, pp. 1-24.
Haldane, John Burdon Sanderson (1924): Daedalus or Science and the Future. A paper read to the Heretics, Cambridge, February 4th, 1923, 31924, London.
Harris, John (2007): Enhancing Evolution. The Ethical Case for Making Better People, Princeton.
Huxley, Julian (1931): What Dare I Think?, London.
Huxley, Julian (1957): Transhumanism, in: Julian Huxley: New Bottles for New Wine. Essays by Julian Huxley, London.
Nordmann, Alfred (2007): If and Then: A Critique of Speculative NanoEthics. In: NanoEthics, 1:1, pp. 31-46.
Rubin, Charles T. (2005): "Daedalus and Icarus Revisited", The New Atlantis, Number 8, Spring 2005, pp. 73-91.
Auch der synthetischen Biologie ist es – noch nicht – gelungen, diese Grenze zu überschreiten: Zwar hat das Forschungsteam um Craig Venter den Zellkern einer Bakterienart in eine nahe verwandte Art übertragen, und es gelang ihnen vor kurzem, ein vollständiges, nach natürlichem Vorbild aus anorganischen Stoffen synthetisiertes Genom in eine Zelle zu implantieren, aber auch hier wurde kein Leben geschaffen, da für dieses Verfahren immer noch eine lebende Zelle als Wirt für das synthetische Genom benötigt wird. Noch schafft der Mensch also nur künstliche Lebewesen, kein künstliches Leben. Die synthetische Biologie hat aber einen weiteren Schritt auf dem Weg zum künstlichen Leben gemacht.