Papers by Florian Hessdörfer
Springer eBooks, Dec 31, 2022
Forum Lehrerinnen- und Lehrerbildung, Dec 31, 2022
Brill | Fink eBooks, Sep 2, 2021
KI in der Bildung, 2023
Bildungstechnologische Entwicklungen profitieren häufig von der Aura des Neuen. Damit passen sie ... more Bildungstechnologische Entwicklungen profitieren häufig von der Aura des Neuen. Damit passen sie einerseits zum Fortschrittsauftrag des modernen Bildungsbegriffs, andererseits geraten sie häufig in Konflikt mit einem anderen Kernmotiv von Bildung und Erziehung: mit dem Postulat des selbstbestimmten Menschen als Zentrum und Ziel pädagogischen Handelns. In Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen skizziert der Beitrag eine bildungstheoretisch orientierte Perspektive auf dieses Problemfeld, die sowohl tradierte Motive der Autonomie und Vermittlung aufnimmt als auch den konzeptuellen Anschluss an das Akteurskonzept von Bruno Latour erprobt.
Jahrbuch für Pädagogik (S. 31-44), 2022
Erziehungspraxen scheinen einer klaren zeitlichen Struktur zu folgen. Sie verbinden die Frage nac... more Erziehungspraxen scheinen einer klaren zeitlichen Struktur zu folgen. Sie verbinden die Frage nach dem Vergangenen, zu dem sie sich verhalten müssen, mit dem Ausblick auf das Zukünftige, auf das sie vorbereitend Einfluss nehmen wollen. Wird die imaginäre Ressource der Zukunft knapp, schlägt sich das auf ihre Grundorientierung nieder und führt zur Verschiebung ihrer Leitbegriffe. In diesem Zusammenhang lassen sich die Jahre um 1970 als Gelenkstelle zwischen zwei Zeitordnungen lesen. Auf der einen Seite finden sie in jenem Raum ‚nach dem Ende' statt, der sich nach zwei Weltkriegen und nach dem Eintritt ins ‚atomare Zeitalter' eröffnet. Auf der anderen Seite beginnt eben hier die Aufmerksamkeit auf eine neue Form von künftigen Endzeitbildern, die spätestens seit den Warnungen über die globalen ‚Grenzen des Wachstums' Einfluss gewinnen. Auf welche Weise sich die pädagogische Reflektion in diesem Zeitraum ‚zwischen den Enden' einrichtet, lässt sich an der Entstehung entgrenzter pädagogischer Konzepte verdeutlichen: etwa am Beispiel der ‚lernenden Gesellschaft', deren erzieherischer Anspruch ebenso weit ausfällt wie der Kampf um ihre Realisierung.
Hass und Harmonie. Das doppelte Kind des Doktor Piaget Vom Mensch zum Kind Was "moderne Wissensch... more Hass und Harmonie. Das doppelte Kind des Doktor Piaget Vom Mensch zum Kind Was "moderne Wissenschaft" heißt, zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, die großen Fragen zu vermeiden und sie in kleinere zu zerlegen, deren Bearbeitung mehr Gewissheit verspricht als die an den großen entzündeten Spekulationen. So lässt sich beobachten, wie die Frage "Was ist der Mensch?" mehr und mehr aus ihrem Kompetenzbereich verschwindet und im Bewusstsein der Historizität unserer Gattung anderswo und verändert auftaucht. Ein Beispiel hierfür ist die Frage nach dem Kind. Die Entwicklungsgesetze vom Kind zum Erwachsenen zu verstehen verspricht den Forschenden nicht nur Kenntnis über das Kind, sondern zugleich Einblick in das, was die Spezifik des Menschen ausmacht. Das Rätsel des Menschen kehrt im Rätsel des Kindes wieder-eine Konstellation, die Eltern ab dem 20. Jahrhundert gut kennen dürften. Was will es? Warum schreit es? Wie geht es ihm? Und vor allem: Was tun? Die proklamierte Aufwertung des Kindes unter dem Schlagwort vom "Jahrhundert des Kindes" vollzog sich gemeinsam mit einer Auflösung tradierter Gewissheiten und einer Dynamik der Verunsicherung und Sorge. Die Angst vor der zügellosen Tyrannei des kindlichen Willens, die in der Geschichte der Kindheit zu rabiaten Gegenmaßnahmen führte, wurde bald von der komplementären Angst um das Kind überlagert und verdrängt. "Sind so kleine Hände/winz'ge Finger dran./Darf man nie drauf schlagen/die zerbrechen dann." Die in Bettina Wegners Lied Kinder exemplarisch verdichtete Sorge um den Opferstatus des Kindes schneidet die aggressiven Impulse um das kindliche Leben ebenso ab wie der verbreitete Rückgriff auf die Bibelstelle, in der Jesus sein Herz für Kinder verkündet: "Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." 1 Dass der
Jacques Rancière: Pädagogische Lektüren, 2019
Der Beitrag geht der Frage nach, wie in padagogischen Diskursen die Praktiken des schulischen Ver... more Der Beitrag geht der Frage nach, wie in padagogischen Diskursen die Praktiken des schulischen Vergleichens und die daraus resultierende Produktion von Ungleichheit mit der zugleich angenommenen Gleichheit der Kinder vereinbart wurde. Hesdorfer verweist darauf, dass es die Entwicklung eines statistischen Normalitatskonzepts und unterschiedlicher Messtechniken um die Wende zum 20. Jahrhundert waren, die hier Losungsperspektiven eroffneten: Sie erlaubten es, das Verhaltnis von Gleichheit und individueller Verschiedenheit so zu bearbeiten, dass schulische Selektionsprozesse und die mit ihnen verbundene Herstellung sozialer Ungleichheit als legitim erscheinen konnten. Die statistische Norm ergibt einen Vergleichsmasstab, der individuelle Verschiedenheit zum einen als vorauszusetzende Gleichheit und zum anderen als privaten Ausgangspunkt der unterschiedlichen Angleichung an die Norm zu denken erlaubt. Psychologische Messtechniken beanspruchen, wie hier gezeigt wird, mit ihrer nationalokonomischen Orientierung damit eine (fur alle Seiten) nutzliche Passung von schulischer Selektion und Positionierung im Wirtschaftssystem ausweisen zu konnen. Der Ruckgriff auf Rancieres politisches Konzept der Gleichheit und das diesem korrespondierende (padagogische) Axiom einer Gleichheit der Intelligenzen erlaubt hier eine andere Akzentsetzung.
Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 2021
Performance, Ritual and Optimization The phenomenon of optimization indicates an ongoing change i... more Performance, Ritual and Optimization The phenomenon of optimization indicates an ongoing change in the performance principle. For a deeper understanding of this process, we analyze aspects that underlie the daily practices of performance: We pursue the open question of the contradictory conditions of the modern performance principle and its subjectivizing effects, present the concept of ritual as a way of dealing with this contradictoriness and show how rituals maintain the collective belief in performance.
Die Fülle der Ratgeberliteratur, die sich an die Begabten und Hochbegabten wendet, macht vor alle... more Die Fülle der Ratgeberliteratur, die sich an die Begabten und Hochbegabten wendet, macht vor allem eines deutlich: Begabt zu sein ist der Name für ein Problem. Für ein Problem, in dessen Zentrum eine unmissverständliche Aufforderung ruht: ‚Mach etwas daraus!‘. Um diesem Realisierungsimperativ der Begabung auf die Spur zu kommen, versuchen wir eine Kombination aus Begriffsanalyse und historischer Rekonstruktion. Der begriffsanalytische Zugang fokussiert die semantische Dimension des Gebens und Gegeben-Seins und stellt ihr Marcel Mauss‘ Analyse der Gabe (Mauss 1968) zur Seite. Indem wir die Verhältnisse, in denen der Begabte als Eigner einer Begabung identifiziert und anerkannt wird, dem von Mauss analysierten System der Gaben und Gegen-Gaben gegenüberstellen, deuten wir auf eine markante Parallelität hin: „den sozusagen freiwilligen, anscheinend selbstlosen und spontanen, aber dennoch zwanghaften“ (Mauss 1968, 18) Charakter des Gaben- und Begabungskomplexes.
Part of: Ullrich, Peter ; Papst, Andrea ; Hesdorfer, Florian: Introduction: Prevent and Tame : Id... more Part of: Ullrich, Peter ; Papst, Andrea ; Hesdorfer, Florian: Introduction: Prevent and Tame : Ideas for a new perspective on social movements and protest. - In: Hesdorfer, Florian ; Pabst, Andrea ; Ullrich, Peter: Prevent and tame : Protest under (self-)control. - Berlin: Dietz, 2010. - (Rosa-Luxemburg-Stiftung: Manuskripte ; 88) - ISBN 978-3-320-02246-4.
Vierteljahresschrift für Wissenschaftliche Pädagogik, 2021
The phenomenon of optimization indicates an ongoing change in the performance principle. For a de... more The phenomenon of optimization indicates an ongoing change in the performance principle. For a deeper understanding of this process, we analyze aspects that underlie the daily practices of performance: We pursue the open question of the contradictory conditions of the modern performance principle and its subjectivizing effects, present the concept of ritual as a way of dealing with this contradictoriness and show how rituals maintain the collective belief in performance.
Bedorf, Th; Herrmann, S. (Hg.): Das Soziale Band. Geschichte und Gegenwart eines sozialtheoretischen Begriffs. Frankfurt/M; New York: Campus, 2016
Die Rede vom »sozialen Band« hat Anteil an der Selbstverständlichkeit des Alltäglichen. Was zusam... more Die Rede vom »sozialen Band« hat Anteil an der Selbstverständlichkeit des Alltäglichen. Was zusammenhalten soll, wird nicht nur zusammengefügt, sondern zur Sicherheit noch gebunden - sodass sich nach dem Binden die Teile in dem vorfinden, was ganz altertümlich »Bund« heißt. Die Plausibilität dieses Bildes korrespondiert einem verbreiteten Zugang zum Sozialen. In diesem erscheint das Soziale als eine Menge von Einzelnen, die sich zusammenfinden und in der Summe dieses Gemeinsamen eine Ordnung bilden. Angesichts der unkalkulierbaren Kräfte, die hier wirken-»dieses Gequirle, alle diese Strömungen und Gegenströmungen« 1-scheint die Gestalt des Sozialen zugleich auf eine weitere Kraft zu verweisen, deren Wirken dort sichtbar wird, wo die Gesellschaft das Gesicht ihrer Stabilität präsentiert. Egal ob das »Bündel« des Sozialen lose oder straff geschnürt ist, zusammengehalten wird es von einer den Individuen scheinbar äußerlichen Kraft, die sie ordnet und aneinanderbindet: das soziale Band. Auf der Gegenseite dieser Vorstellung des Sozialen kehrt sich das Verhältnis um. Während das Bild des sozialen Bandes auf der Existenz von Einzelnen basiert und davon ausgehend die Notwendigkeit ihrer Vermittlung beschreibt, beginnt die entgegengesetzte Perspektive bei der stets vorgängigen Urtatsache des Sozialen selbst, aus deren Komplex sich Einzelne erst in einem zweiten Schritt lösen und differenzieren können. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Problemlagen, die sich in unterschiedlichen Bildern verdichten: Das Band des Sozialen und der Bann des Anderen. Im ersten Fall betrifft die Sorge die Arbeit der Knüpfung und die Gefahr der Auflösung, im zweiten Fall treffen wir auf die Sorge um hinreichende Distanz und auf die Angst vor einem Anderen, der den Zirkel des Eigenen und damit die Arbeit an seinen Grenzen bedroht.
Jahrbuch für Technikphilosophie, 2020
Die folgenden Überlegungen zur Unheimlichkeit von Spielzeug gehen von einer einfachen These aus, ... more Die folgenden Überlegungen zur Unheimlichkeit von Spielzeug gehen von einer einfachen These aus, die in aller Kürze wie folgt lautet: Die Unheimlichkeit des Spielzeugs ist Ausdruck seiner Unfähigkeit ein toter Gegenstand zu sein. Diese Unfähig-keit wird sich als doppelte zeigen: sowohl als seine Unfähigkeit zur Gegenständlichkeit, als auch als seine Unfähigkeit zum Totsein.
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