Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 2008
In einer Untersuchung an 166 in der Zeit zwischen 1963 und 1991 verurteilten Straftätern, deren S... more In einer Untersuchung an 166 in der Zeit zwischen 1963 und 1991 verurteilten Straftätern, deren Sexualdelikt für die Opfer tödlich endete, ergaben sich zunächst beim Vergleich von Einfach- mit Mehrfachtätern ähnliche Verhältnisse, wie aus Voruntersuchungen mit kleineren Stichproben bekannt war. Bei den Mehrfachtätern wurden häufiger sexueller Sadismus und andere Störungen der Sexualpräferenz sowie antisoziale, schizoide und sadistische Persönlichkeitsstörungen gefunden. Katamnestische Daten aus dem Bundeszentralregister lagen von 139 Tätern vor. Während die Entlassenen (n=90) durchschnittlich 12,2 Jahre in Gewahrsam verbrachten, waren die Nicht-Entlassenen (n=49) bis zur Erstellung der Bundeszentralregister-Auszüge im Durchschnitt seit 20,6 Jahren ununterbrochen in Haft oder im Maßregelvollzug. Bei den Nicht-Entlassenen waren signifikant mehr Störungen der Sexualpräferenz und mehr antisoziale und sadistische Persönlichkeitsstörungen zu verzeichnen. Störungen der Sexualpräferenz und Antisozialität stellen ein empirisch gut belegtes besonderes Risiko für einschlägige Rückfälligkeit bei Sexualstraftätern dar. Außerdem zeigten sämtliche angewandten Prognose-Instrumente (PCL-R, HCR-20, SVR-20, Static-99) bei den Nicht-Entlassenen höhere Werte. Vor diesem Hintergrund muss es gesehen werden, dass bei den entlassenen Tätern nur 1,1% (n=1) Rückfälligkeit in vollendeten und 2,2% (n=2) Rückfälligkeit in versuchten Tötungsdelikten gefunden wurde. Die Rückfälligkeit mit Sexual- und Gewaltdelikten war mit den Ergebnissen der Metaanalyse von Hanson und Morton-Bourgon (4) vergleichbar. Nachdem die bekannten Risikofaktoren offensichtlich schon bei der Entscheidung für oder gegen eine Entlassung „verbraucht“ worden waren, blieben in der Katamnese nur mehr das Alter beim Delikt und das Alter bei der Entlassung als weitere Risikofaktoren zur Erklärung von Rückfälligkeit mit Sexual- und anderen Gewaltdelikten über. Das heißt, je jünger der Täter beim sexuellen Tötungsdelikt und je jünger bei der Entlassung, umso wahrscheinlicher ist ein Rückfall im Katamnese-Zeitraum. This article summarizes main results of studies on forensic psychiatric court reports on 166 men who had been persecuted between 1963 and 1991 for a sexual offence leading to the death of the victim. Comparing perpetrators with a single victim and those with multiple victims we found similar results as in two previous studies with smaller samples: Multiple sexual homicide perpetrators showed more often sexual sadism and other paraphilias, as well as antisocial, schizoid and sadistic personality disorders. Follow-up data from the federal criminal records could be obtained for 139 offenders. Ninety perpetrators had been released after a mean detention of 12.2 years, whereas the 49 offenders who were still in prison or forensic psychiatric hospitals had been detained for a mean period of 20.6 years. The non-released offenders showed more often paraphilias as well as antisocial and sadistic personality disorders than the released perpetrators. Paraphilias and antisocial personality traits are empirically well proven risk factors for criminal recidivism with sexual reoffences. In addition, the non-released sexual homicide perpetrators had higher scores in all applied risk assessment instruments (PCL-R, HCR-20, SVR-20, Static-99). Among the released offenders only 1.1% (n=1) reoffended with a completed homicide and 2.2% (n=2) with attempted homicide. The recidivism rates with sexual and other violent reoffences in this sample of sexual homicide perpetrators were similar to those in a large meta-analysis on recidivism in sexual offenders by Hanson and Morton-Bourgon (4). Since well established risk factors had apparently been “used-up” for the decisions about release or non-release, in the follow-up data about the released offenders only age at the sexual homicide and age at the time of release were found as risk factors for recidivism with any violent (sexual or non-sexual) reoffence, i.e. the younger the offender at the time of the homicide and the younger at the time of release, the more likely is the risk of violent reoffending.
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