Die Untersuchung visueller Mehrsprachigkeit stellt ein junges, stark diskutiertes internationales... more Die Untersuchung visueller Mehrsprachigkeit stellt ein junges, stark diskutiertes internationales Forschungsfeld dar, das unter dem Etikett der "linguistic landscapes" firmiert (vgl. SHOHAMY et al. 2009 und die Sichtbarkeit, Verteilung, Situierung und Ausgestaltung von geschriebener Sprache im öffentlichen Raum thematisiert. Damit hat sich ein neuer Rahmen für die Untersuchung von Mehrsprachigkeit etabliert, der eine lebensweltbezogene Betrachtung ermöglicht und auf authentische schriftsprachliche Daten zurückgreift. Die Beschriftung des öffentlichen Raums wird dabei verstanden als ein Aspekt der sozialen Konstruktion von gesellschaftlicher Wirklichkeit. Insofern kontextualisiert die Linguistic Landscape-Forschung den öffentlichen Raum "within issues of identity and language policy of nations, political and social conflicts … Linguistic landscape is a broader concept than documentation of signs; it incorporates multimodal theories to include sounds, images, and graffiti." (SHOHAMY / GORTER 2009,4). Entsprechend gilt: "a space … is never no-man's-land, but always somebody's space; a historical space; therefore, full of codes, expectations, norms and traditions; and a space of power controlled by, as well as controlling people." (BLOMMAERT 2013,3). Visuelle, d.h. sichtbare Mehrsprachigkeit zeigt sich auf Hinweis-, Informations-und Geschäftsschildern sowie Graffiti. Sie steht in engem Zusammenhang mit Migration, Kulturund Konsumtourismus sowie auch mit Regionalisierungstendenzen, d.h. der Inanspruchnahme kleinräumigerer kultureller Identifikationssymbole wie etwa regionalen Varietäten. Das Projekt "Metropolenzeichen" 1 widmet sich diesen Manifestationen von äußerer und innerer Mehrsprachigkeit, und zwar bezogen auf den öffentlichen Raum der Metropole Ruhr als bundesweit wichtigster Metropole für Arbeitsmigration. Neuartig ist die systematische Untersuchung einer Metropolregion, die nicht durch offizielle Mehrsprachigkeit, sondern durch Migration bedingte Mehrsprachigkeit gekennzeichnet ist und eine geographisch beeindruckende ethnisch-soziale Segregation bzw. Zweiteilung der Metropole Ruhr entlang des "Sozialäquators A40" (KERSTING et al. 2009) aufweist, der die Städte in ethnisch divers und weniger ethnisch divers, arm und weniger arm, gebildet und weniger gebildet gliedert. Ziel der Studie ist es herauszufinden, inwieweit sich die kulturelle Vielfalt der Bevölkerungsstruktur, aber auch des Kultur-und Konsumtourismus in sichtbarer Mehrsprachigkeit (innere und äußere Mehrsprachigkeit) im Straßenbild und in öffentlichen Räumen ausdrückt, welche Funktionen damit verbunden werden (Ausdruck von Identität und Beheimatung, Zugehörigkeit und Anerkennung) und wie diese sichtbare Mehrsprachigkeit von der Bevölkerung bewertet wird. Im Fokus dieses Aufsatzes stehen insbesondere die Daten, die regionalsprachliche Formen zu erkennen geben. Dabei sind folgende Fragstellungen zentral: 1.! Wie verteilt sich die Sichtbarkeit regionalsprachlicher Formen in der Metropole Ruhr? Ist eine Nord-Süd-Verteilung entlang des "Sozialäquators A40" erkennbar, und zwar in der Art, dass in den Stadtteilen südlich der A40, die durch weniger ethnische Diversität gekennzeichnet sind, regionalsprachliche Zeichen häufiger vorkommen?
Die Untersuchung visueller Mehrsprachigkeit stellt ein junges, stark diskutiertes internationales... more Die Untersuchung visueller Mehrsprachigkeit stellt ein junges, stark diskutiertes internationales Forschungsfeld dar, das unter dem Etikett der "linguistic landscapes" firmiert (vgl. SHOHAMY et al. 2009 und die Sichtbarkeit, Verteilung, Situierung und Ausgestaltung von geschriebener Sprache im öffentlichen Raum thematisiert. Damit hat sich ein neuer Rahmen für die Untersuchung von Mehrsprachigkeit etabliert, der eine lebensweltbezogene Betrachtung ermöglicht und auf authentische schriftsprachliche Daten zurückgreift. Die Beschriftung des öffentlichen Raums wird dabei verstanden als ein Aspekt der sozialen Konstruktion von gesellschaftlicher Wirklichkeit. Insofern kontextualisiert die Linguistic Landscape-Forschung den öffentlichen Raum "within issues of identity and language policy of nations, political and social conflicts … Linguistic landscape is a broader concept than documentation of signs; it incorporates multimodal theories to include sounds, images, and graffiti." (SHOHAMY / GORTER 2009,4). Entsprechend gilt: "a space … is never no-man's-land, but always somebody's space; a historical space; therefore, full of codes, expectations, norms and traditions; and a space of power controlled by, as well as controlling people." (BLOMMAERT 2013,3). Visuelle, d.h. sichtbare Mehrsprachigkeit zeigt sich auf Hinweis-, Informations-und Geschäftsschildern sowie Graffiti. Sie steht in engem Zusammenhang mit Migration, Kulturund Konsumtourismus sowie auch mit Regionalisierungstendenzen, d.h. der Inanspruchnahme kleinräumigerer kultureller Identifikationssymbole wie etwa regionalen Varietäten. Das Projekt "Metropolenzeichen" 1 widmet sich diesen Manifestationen von äußerer und innerer Mehrsprachigkeit, und zwar bezogen auf den öffentlichen Raum der Metropole Ruhr als bundesweit wichtigster Metropole für Arbeitsmigration. Neuartig ist die systematische Untersuchung einer Metropolregion, die nicht durch offizielle Mehrsprachigkeit, sondern durch Migration bedingte Mehrsprachigkeit gekennzeichnet ist und eine geographisch beeindruckende ethnisch-soziale Segregation bzw. Zweiteilung der Metropole Ruhr entlang des "Sozialäquators A40" (KERSTING et al. 2009) aufweist, der die Städte in ethnisch divers und weniger ethnisch divers, arm und weniger arm, gebildet und weniger gebildet gliedert. Ziel der Studie ist es herauszufinden, inwieweit sich die kulturelle Vielfalt der Bevölkerungsstruktur, aber auch des Kultur-und Konsumtourismus in sichtbarer Mehrsprachigkeit (innere und äußere Mehrsprachigkeit) im Straßenbild und in öffentlichen Räumen ausdrückt, welche Funktionen damit verbunden werden (Ausdruck von Identität und Beheimatung, Zugehörigkeit und Anerkennung) und wie diese sichtbare Mehrsprachigkeit von der Bevölkerung bewertet wird. Im Fokus dieses Aufsatzes stehen insbesondere die Daten, die regionalsprachliche Formen zu erkennen geben. Dabei sind folgende Fragstellungen zentral: 1.! Wie verteilt sich die Sichtbarkeit regionalsprachlicher Formen in der Metropole Ruhr? Ist eine Nord-Süd-Verteilung entlang des "Sozialäquators A40" erkennbar, und zwar in der Art, dass in den Stadtteilen südlich der A40, die durch weniger ethnische Diversität gekennzeichnet sind, regionalsprachliche Zeichen häufiger vorkommen?
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