Grenzfälle. Dokumentarische Praxis zwischen Film und Literatur bei Merle Kröger und Philip Scheffner“, , Vorwerk, Berlin 2021, commissioned by Deutsche Dokumentarfilm Initiative., 2021
Grenzfälle, das hier vorliegende Buch, verfolgt das Anliegen, die ungemein vielschichtige und weg... more Grenzfälle, das hier vorliegende Buch, verfolgt das Anliegen, die ungemein vielschichtige und wegweisende gemeinsame Arbeit der Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Dramaturgin Merle Kröger und des Künstlers und Filmemachers Philip Scheffner aufzufächern, ihren großzügigen Einladungen und Herausforderungen zu folgen, uns in den Räumen ihrer Grenzfälle aufzuhalten, darin und damit zu denken und zu agieren – um zu verlernen. ...
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Papers by Nicole M Wolf
Scheffner ist ein umfassender Korpus literarischer und audiovisueller Arbeiten
entstanden. Deren besonderer Beitrag zur Diskurserweiterung von Praxis und
Theorie ist hier erstmals in Buchform dargelegt und erweiternd diskutiert. Die
kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Geistern der politischen Vergangenheit,
die unsere Gegenwart von Grenzregimen und strukturellem Rassismus prägt, steht
im Zentrum der Erarbeitung neuer Denk- und Aushandlungsräume Räume im
Kontext von Film und Literatur: Durch die Erweiterung des politischen Thrillers
einerseits und des filmisch Dokumentarischen andererseits.
Band 23 der Reihe „Texte zum Dokumentarfilm“ widmet sich der besonderen
gemeinsamen Arbeitsweise von Kröger und Scheffner und bringt dazu
unterschiedliche Textgattungen in den Dialog: In Arbeitsgesprächen, einer Auswahl
von Archivtexten sowie akademischen, essayistischen und persönlichen Beiträgen
widmet sich der Band den Entstehungsprozessen von Romanen und Filmen und
fragt nach den Ursprüngen, den Methoden sowie den ethischen und politischen
Prinzipien der Zusammenarbeit und der spezifischen Erarbeitung innovativer
selbstreflexiver Formate.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der detaillierten empirischen Recherche als
Basis aller gemeinsamer Arbeiten. Hier wird das Entwickeln von Beziehungen zu
lebenden Personen, zu Archivmaterial, zu Landschaften, zu Orten, zu
nichtmenschlichen Lebewesen, zu Institutionen, betont. Die formal künstlerischen
Entscheidungen aus dieser Recherchearbeit heraus, zeigt die aktuelle Relevanz der
Arbeiten im Kontext der Diskurse um das, was künstlerische Forschung leisten und
eröffnen kann? Autorenschaft, Konventionen von künstlerischem, dokumentarischem
sowie akademischem Arbeiten, aber auch die Möglichkeiten des politischen
Arbeitens generell werden radikal hinterfragt und Grenzen kontinuierlich erweitert.
Kollektives Arbeiten zu denken und zu praktizieren, war von Anfang an einer der
wichtigsten Aspekte des künstlerischen Arbeitens von Kröger und Scheffner. Eine
kleine Auswahl an Archivtexten aus den 90er Jahren, der Zeit der Künstlergruppe
Botschaft e.V. und des Kollektivs dogfilm –„Denkschulen“ für Kröger und
Scheffner—verweist auf die frühe Auseinandersetzung mit den Fragen um das
Dokumentarische als politische Arbeitsweise und mit dem Fernsehen als Raum für
neue Formate, bereits bevor diese Fragestellungen in den 2000ern unter dem Begriff
des „Documentary Turn“ diskutiert wurden.
Angelegt ist in den Arbeiten der 90er Jahre auch bereits das beharrliche Interesse an
der Untersuchung der historischen und zeitgenössischen Zustände struktureller
Rassismen in den Grenzregimen Deutschlands und Europas und die dringliche
Suche nach Strategien, diese Regime zu unterlaufen und Raum für eine andere
postmigrantische Gesellschaft zu schaffen.
Krögers und Scheffners gleichzeitige Arbeit an Filmen und Büchern zeichnet zudem
aus, dass sie sich nicht auf die Einteilung in das Filmisch-Dokumentarische
einerseits und das Fiktional-Literarische andererseits reduzieren lässt. Fiktion wird in
den Filmen und den Büchern auf verschiedenen Ebenen verhandelt und ist
gleichzeitig Methode, in Bild, Ton und Wort. Die realen Möglichkeiten von Fiktion zu erkennen, aber auch die Gewalt von bspw. staatlich verordneten Fiktionen, die
wiederum Realitäten schaffen, ist eines der gleichzeitig herausfordernden,
großzügigen und im Kontext zeitgenössischer Debatten dringlichen künstlerischen
Beiträge des Werks von Kröger und Scheffner.
Band 23 der Buchreihe "Texte zum Dokumentarfilm" wird von der
Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW herausgegeben und erscheint im Verlag
Vorwerk 8. Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen und der Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst.
Mit Beiträgen von: Botschaft e.V., Lauren Collee, dogfilm, Madhusree Dutta,
Kodwo Eshun, Merle Kröger, Britta Lange, Julia Tieke, Ela Gezen, Nanna
Heidenreich, Else Laudan, Alisa Lebow & Başak Ertür, Silke Panse, Philip
Scheffner, Alexandra Schneider, Eva-Maria Siegel, Thomas Wörtche.
The revolutionary energy on university campuses at the time, civil liberty and radical left movements, land right struggles and an overall sense of possibilities and burst of creative activism that came with the emergence of the autonomous women’s movement during the post-Emergency period sparked the foundation of the collective in 1979/80. The collective’s name carrying the air of radical historical transformation – Yugantar/ Change to a New Era.
Yugantar’s film works are also amongst the pioneers of state independent documentary filmmaking in India that established itself increasingly during the 1980s and 90s and thus need to be addressed as part of a nascent movement of independent political documentary in India. The acknowledgment of Yugantar’s work is vital in order to stress the undisputable importance of women filmmaker’s particular approach and the impact of feminist discourse on innovations in documentary practices and aesthetics within the Indian context and beyond.
Today we might view Yugantar’s films as living and continuously reactivated documents, as part of a continuously metabolising feminist archive that takes its place in the Now and in the future.