Werner Stengel
Werner Stengel (* 22. August 1936 in Bochum) ist ein deutscher Ingenieur, der sich vor allem durch bahnbrechende Neuerungen im Achterbahnbau einen Namen gemacht hat.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stengel studierte von 1959 bis 1962 an der damaligen Baugewerkschule (Vorläufer der Universität Kassel) Bauingenieurwesen und von 1962 bis 1966 für seinen Diplom-Ingenieur an der Technischen Hochschule München.
1964 wurde er vom schwäbischen Vergnügungsanlagenbauer Schwarzkopf GmbH engagiert, um statische Berechnungen für die erste deutsche Stahlachterbahn durchzuführen. Bald ging Stengels Arbeit über die reine Statikberechnung weit hinaus: 1976 entwickelte er eine Lösung für das Problem des Kreisloopings bei Achterbahnen, der bis dahin aufgrund der einwirkenden physikalischen Kräfte nicht ohne teils schwere Gesundheitsschäden für die Passagiere zu realisieren war. Stengel erfand den ersten vertikalen Looping der Nachkriegszeit, indem er statt einer Kreisform eine Klotoide wählte, was sanftere Übergänge bei Ein- und Ausfahrt aus dem Looping ermöglicht. Diese Neuerung war es, die den Vertikallooping bei Achterbahnen erst risikofrei fahrbar machte. Außerdem war er der erste, der das Prinzip der Herzlinie zur Vermeidung gesundheitlicher Belastungen bei der Gestaltung von Achterbahnen einführte und damit auch ausgefallenere Fahrelemente möglich machte.
Stengel entwickelte im eigenen Ingenieurbüro Achterbahnen und Vergnügungsanlagen, die weltweit eingesetzt werden. Unter anderem stammen von ihm der Top Thrill Dragster in Cedar Point, der von 2003 bis 2005 die höchste und schnellste Achterbahn der Welt war, und dessen Nachfolger, Kingda Ka, sowie drei der größten Holzachterbahnen der Welt, Son of Beast, El Toro und Colossos im Heidepark in Soltau. Crazy Bats, welche 1988 als Space Center eröffnete und bis 2022 die längste Dunkelachterbahn der Welt war, berechnete er ebenfalls. Außerdem war Son of Beast die erste Holzachterbahn mit einem Vertikallooping, der allerdings aus Stahl war und nach dem Saisonende 2006 demontiert wurde. Mittlerweile hat das Ingenieurbüro Stengel weltweit über 700 Achterbahnen konstruiert (Stand 2021)[1]. Die 500. Bahn ist Maverick in Cedar Point, Ohio, die 2007 eröffnet wurde.[2]
Im Juni 2005 erhielt er einen Ehrendoktor der Universität Göteborg.[3]
Am 22. Januar 2009 wurde Werner Stengel mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Leistungen im Fahrgeschäftsbau und der Etablierung von internationalen Standards in diesem Bereich ausgezeichnet.[4][5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Schützmannsky: Roller Coaster. Kehrer, Heidelberg 2001, ISBN 3-933257-39-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ingenieurbuero Stengel. Abgerufen am 12. Mai 2021.
- ↑ Petra Probst u. a.: 500 Achterbahnen – Jubellaune bei Stengel und Co. In: EuroAmusement Professional ISSN 1860-2061, 6/2006, S. 80.
- ↑ Roller coaster constructor Werner Stengel receives honorary doctorate at Göteborg University, Pressemitteilung der Göteborg University (Faculty of Science) auf RCDB.com vom 15. Juni 2005.
- ↑ Presseinformation des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie.
- ↑ Hermann Simon erwähnt das Unternehmen in seinem gleichnamigen Buch als Beispiel für einen „Hidden Champion“. (Hidden Champions des 21. Jahrhunderts : Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-593-38380-4, S. 19).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Werner Stengel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage des Ingenieurbüros Stengel in München
- Süddeutsche Zeitung vom 24. September 2020: Der den Looping erfand
- Ingenieurbüro Stengel in der Roller Coaster DataBase
Personendaten | |
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NAME | Stengel, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur und Achterbahnkonstrukteur |
GEBURTSDATUM | 22. August 1936 |
GEBURTSORT | Bochum |