Vincenzenbronn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Vincenzenbronn
Koordinaten: 49° 25′ N, 10° 49′ OKoordinaten: 49° 24′ 47″ N, 10° 49′ 14″ O
Höhe: 319 m ü. NHN
Einwohner: 344 (1. Jan. 2022)[1]
Postleitzahl: 90613
Vorwahl: 09105
St. Laurentius

Vincenzenbronn (fränkisch: „Brun“[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Großhabersdorf im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).[3] Vincenzenbronn liegt in der Gemarkung Fernabrünst.[4]

Das Kirchdorf liegt nördlich der Bibert am Südhang des Herbstbucks. Durch den Ort fließt der Petersgraben, der 250 Meter weiter südöstlich als linker Zufluss in die Bibert mündet. Der Ort ist von Acker- und Grünland umgeben. Im Westen heißt das Flurgebiet Melben, im Norden Am Kleinen Anger und im Nordwesten Mark.

Die Staatsstraße 2245 führt nach Großhabersdorf (2,4 km südwestlich) bzw. nach Ammerndorf (2,4 km nordöstlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Vogtsreichenbach (1,8 km nördlich), nach Rütteldorf (2 km nordwestlich) und nach Fernabrünst zur Kreisstraße FÜ 20 (1,9 km südlich). Ein Anliegerweg führt zur Bubenmühle (0,3 km südöstlich).[5]

Der Ortsname leitet sich vom ersten Patron der Kirche, einem Heiligen Vinzenz, ab. Das Wort Bronn deutet auf einen Brunnen oder eine Quelle hin, die bei der Gründung des Dorfes bedeutend war. Anfangs hieß der Ort Bronn, Brunn oder Prunn. 1370 wurde der Ort erstmals als „Vincencenprunne“ urkundlich im Urbar des Burggrafentums erwähnt.[2] Friedrich V. von Nürnberg hatte vom Hochstift Bamberg einige Anwesen – möglicherweise auch den ganzen Ort – zu Lehen erhalten. Schon 1387 verkaufte Friedrich „dem ehrsamen man Bartholden Pfintzig dem jungen, burger zu Nüremberg, und frawn Agata, seiner elichen wirtyn, alle vnser gut, die mir haben und biz her gehabt haben zu Vincencenprunn“. Nach dem Rückkauf des Lehens ging es 1401 an den Nürnberger Bürger Conrad Prünster für 1500 Gulden mit dem Recht des Wiederkaufs. 1402 ist im Salbuch des Klosters Heilsbronn Klosterbesitz in „Brunn sancti vincentis“ eingetragen. Im Jahr 1409 erhielten Martin Haller und Conrad Prünster Güter des Klosters im Tausch gegen Güter in Ammerndorf. Die Urkunde lautet: „ich Conrad Prünstner Bürger zu Nürnberg bekenne öffentlich mit diesem Brief für mich und meine Erben, dass ich für den Hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Burggraf Friedrich zu Nürnberg meinen gnädigen Herrn das Dorf Vincenzenbronn gekauft habe“.

Die meisten Dörfer in der unmittelbaren Umgebung zur Alten Veste wurden 1632 im Dreißigjährigen Krieg von den Truppen Wallensteins beim Rückzug zerstört. Vincenzenbronn wurde kurz nach dem 24. Juni 1632 abgebrannt und bis auf zehn Zimmer zerstört. Dabei starben 107 Personen. Auch die Kirche und die Schule waren abgebrannt, nur die Redenbacher’sche Mühle, die heutige Bronnenmühle, blieb unversehrt. 1661 wurde die Kirche wieder aufgebaut, aber auf Grund von Baumängeln musste nach 87 Jahren die heutige Kirche erbaut werden. 1665 wurde die Schule wieder aufgebaut, die Lehrkräfte waren nebenbei auch Mesner und Bader.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Vincenzenbronn 24 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Cadolzburg aus. Über die brandenburg-bayreuthischen Untertanen übte das Stadtvogteiamt Markt Erlbach das Hochgericht in begrenztem Umfang aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das brandenburg-ansbachische Kastenamt Cadolzburg. Grundherren waren das Kastenamt Cadolzburg (drei Höfe, drei Halbhöfe, drei Güter, drei Gütlein, zwei Häuser, eine Mühle, eine Schmiede, ein Hirtenhaus), die Kirche Vincenzenbronn (ein Haus), das brandenburg-bayreuthische Kastenamt Dietenhofen (ein Gut, ein Wirtshaus, ein Haus), das Rittergut Neudorf (ein Halbhof, ein Gut) und der Nürnberger Eigenherr von Löffelholz (ein Viertelhof).[6]

1792 ging das Fürstentum Ansbach – und damit auch Vincenzenbronn – in das Königreich Preußen über. Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg. 1804 gab es im Ort 21 Anwesen, von denen 16 dem Oberamt Cadolzburg unterstanden.[7]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Vincenzenbronn dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Fernabrünst und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Fernabrünst zugeordnet.[8] Mit einer Unterschriftensammlung wurde Anfang der 1970er Jahre die Eingliederung nach Großhabersdorf angestrebt. Bei der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Fernabrünst aufgelöst und am 1. Januar 1972 in die Gemeinde Großhabersdorf eingegliedert.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002022
Einwohner 138 187 226 * 210 202 159 171 232 254 259 263 344
Häuser[9] 25 27 29 29 30 40 57 71
Quelle [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [1]
* 
inklusive Bronnenmühle

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Walburg (Großhabersdorf) gepfarrt.[6] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Walburga (Großhabersdorf) gepfarrt.[18][21]

Beinahe parallel zur Staatsstraße 2245 verlief zwischen dem 22. Mai 1914 und dem 26. September 1986 die Bibertbahn, an welcher Vincenzenbronn einen Haltepunkt hatte. Sie verband den Ort am Bahnhof Nürnberg-Stein in Gebersdorf mit der Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim, fast alle Züge wurden nach Nürnberg Hauptbahnhof durchgebunden. Schon vor der Stilllegung des Zugverkehrs verband der Bahnbus den Ort mit Nürnberg und Fürth. Nach der Stilllegung wurden die Fahrten nach Nürnberg zum U-Bahnhof Rothenburger Straße umgeleitet und zum Start des Verkehrsverbund Großraum Nürnberg im September 1987 als Linie 113 vollständig in den Verbund integriert. 1988 übernahm die 100%ige Bahntochter Omnibusverkehr Franken die Konzession. Am 15. Juni 2008 wurde die Verbindung mit der Eröffnung der U-Bahn zur Gustav-Adolf-Straße bis zum dortigen Busbahnhof verkürzt.

Commons: Vincenzenbronn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b Landkreis Fürth – Nahverkehrsplan 2023. (PDF; 10,7 MB) In: vgn.de. Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, S. 64, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  2. a b W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürt, S. 99f.
  3. Gemeinde Großhabersdorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 16. Juli 2023.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 9. Oktober 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 16. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 183.
  7. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 25.
  8. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 228.
  9. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  10. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 98 (Digitalisat).
  11. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 65 (Digitalisat).
  12. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1030, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1195, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1125 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1193 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1231 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1061 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 336 (Digitalisat).
  21. Pfarrei Roßtal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 22. März 2023.