Stadtbibliothek Nürnberg

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Stadtbibliothek Nürnberg

Eingang der Zentralbibliothek am Gewerbemuseumsplatz Nürnberg (2013)

Gründung 1370
Bestand über 900.000 Medien
Bibliothekstyp Stadtbibliothek
Ort Nürnberg
ISIL DE-75
Betreiber Stadt Nürnberg
Leitung Elisabeth Sträter

Die Stadtbibliothek Nürnberg ist die öffentliche Bibliothek der Stadt Nürnberg und eine der ältesten kommunalen Bibliotheken im deutschen Sprachraum. Als großstädtisches Bibliothekssystem besteht sie aus einer Zentralbibliothek, sechs Stadtteilbibliotheken, zwei Fahrbibliotheken und vier Schulbibliotheken.

Die Stadtbibliothek wurde 2011 mit dem Bildungszentrum Nürnberg (Volkshochschule) zum Bildungscampus Nürnberg organisatorisch zusammengeschlossen.[1]

Die Stadtbibliothek Nürnberg übernimmt die Versorgung der Bürger der Stadt; die Musikbibliothek und die Historisch-Wissenschaftliche Stadtbibliothek haben überregionale Bedeutung.

Der moderne Bau der Stadtbibliothek Zentrum am Gewerbemuseumsplatz 4 in der Nürnberger Innenstadt wurde am 24. Oktober 2012 neu eröffnet und vereint über 700.000 Medien unter einem Dach:

  • Zeugnisse für über 600 Jahre Buch-, Bibliotheks-, Gesellschafts- und Geistesgeschichte bieten Handschriften und Drucke der Historisch-Wissenschaftlichen Stadtbibliothek; dazu gehört eine umfassende, bis in die Gegenwart fortgeführte und auf Vollständigkeit zielende orts- und landeskundliche Sammlung mit Literatur zu und über Nürnberg
  • Größte Musikbibliothek Nordbayerns mit über 45.000 entleihbaren Medien, Noten, Bücher, DVDs, CDs, Musikinstrumenten, Schallplatten inklusive Plattenspieler und Digitalisierungsmöglichkeit (für LPs und MCs), E-Pianos, Probenraum mit Podcast-/Aufnahmemöglichkeit und zahlreichen musikalischen Erlebnisstationen, u. a.:
  • Als Freizeitbibliothek konzipierte „Junge Bibliothek“ mit Jugendromanen, Comics, Mangas, Xbox One, PlayStation 4, PlayStation 5
  • Kinderbibliothek
  • Fränkische Literatursammlung
  • Ausstellungskabinett mit wechselnden Ausstellungen
  • Comic- und Bilderbucharchiv
  • Belletristik, Filme, Sachbücher, fremdsprachige Literatur, Zeitschriften, uvm.
  • Zeitungs-Café Hermann Kesten

Die ausgeliehenen Medien können rund um die Uhr an einem Rückgabeautomaten zurückgegeben werden. Eine Bestellung der in den Magazinen aufbewahrten Medien ist über die Online-Kataloge möglich. Vor Ort nicht vorhandenen Medien können über Fernleihe ausgeliehen werden.

Seit dem 1. März 2013 sind Bücher, Zeitschriften und Zeitungen digital nutzbar und können über die Onleihe entliehen werden. Darüber hinaus bietet die Bibliothek weitere Medien digital an. Musik über Naxos Music Library,Noten über den Dienst nkoda sowie Zeitungen und Magazine über PressReader.

Stadtteilbibliotheken

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  • Stadtbibliothek Gostenhof
  • Stadtbibliothek Langwasser
  • Stadtbibliothek Maxfeld
  • Stadtbibliothek St. Leonhard / Villa Leon
  • Stadtbibliothek Schoppershof
  • Stadtbibliothek Südstadt im Südpunkt
Blick in die vier Galerien über dem Kreuzgang des Dominikanerklosters mit den Beständen der Nürnberger Stadtbibliothek, 1643

Die Stadtbibliothek Nürnberg ging aus einer seit 1370 nachweisbaren Ratsbibliothek, der Bibliothek des Rats, hervor.

Der Kern bestand zunächst aus Drucken und Handschriften, die nach 1525 von den im Stadtgebiet gelegenen säkularisierten Klöstern übernommen wurden und Teilen der alten Ratsbibliothek Diese „Bibliotheca publica Norimbergensis“ oder öffentliche Stadtbibliothek war um 1543 im ehemaligen Dominikanerkloster in der Nähe des Rathauses untergebracht. Die Bestände wurden später durch Neuerwerbungen aller Fächer, vor allem aber aus dem Gebiet der evangelischen Theologie ergänzt. Im Lauf der Jahrhunderte kamen private Sammlungen von Gelehrten, Patriziern und Bürgern dazu.[2]

Mit den übernommenen Kunstwerken, astronomischen Instrumenten und naturhistorischen Gegenständen baute der Rat seine Bibliothek als eine Art Kunst- und Wunderkammer aus.[3] Neben den Büchern wurden Kunstgegenstände, Skelette und wissenschaftliche Geräte ausgestellt fast wie in einem Museum. Die Stadtbibliothek stand allen Gebildeten für die Ausleihe von Büchern oder die Besichtigung der musealen Bestände offen.[2] Ihre Objekte werden heute in den Museen der Stadt Nürnberg und im Germanischen Nationalmuseum als Leihgaben zur Verfügung gestellt.[3]

Der Bestand wuchs kontinuierlich durch Dedikationsbände an den Rat sowie Privatbibliotheken und Norica-Sammlungen von Patriziern, Gelehrten und Bürgern der Stadt. Bedeutende Übernahmen bildeten die Bibliotheken des Stadtarztes Georg Palma, der Patrizierfamilie Paumgärtner, des bibliophilen Theologen Adam Rudolf Solger und des Melanchthon-Spezialisten Georg Theodor Strobel, sowie der Ankauf der umfangreichen Spezialbibliothek des Altdorfer Professors Georg Andreas Will 1792.[3] Mit der Schenkung der Norica-Sammlung des Kaufmanns Georg Paul Amberger 1844 war das gezielte Sammeln von Literatur zur Lokalgeschichte endgültig zu einem Erwerbungsschwerpunkt geworden.[4] Ab 1844 begann die Stadtbibliothek systematisch Sammlungen von Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Broschüren, Ansichtenfolgen, Karten, Genealogica, Autographen und Nachlässen zur Nürnberger Stadt- und Personengeschichte anzulegen.[3]

Die in sechs Jahrhunderten gewachsenen Bestände an ca. 3.000 Handschriften und 77.000 Drucken haben einen hohen Wert als Quellen zur Kultur- und Geistesgeschichte der Stadt Nürnberg vom Hochmittelalter über die Blütezeit in Renaissance und Humanismus bis zum Niedergang im 18. Jahrhundert und zum Neuanfang im 19. Jahrhundert. Als besondere Aufgabe wird die Dokumentation der über die Stadt Nürnberg bzw. über Nürnberger Persönlichkeiten erscheinenden Literatur sowie seit 1964 die Fortführung einer Fränkischen Literatursammlung gepflegt.

Direktoren

Die Stadtbibliothek verwahrt u. a. Nachlässe von

Zusammenschlüsse

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Luftbild mit Katharinenkloster, Luitpoldhaus mit Eingang der Stadtbücherei (Mitte) nahe der Pegnitz und Gewerbemuseum (darüber)

1973 wurde die wissenschaftliche Stadtbibliothek im ehemaligen Pellerhaus mit der seit dem späten 19. Jahrhundert bestehenden Volks- oder Stadtbücherei vereinigt. 2011 folgte der organisatorische Zusammenschluss mit dem Bildungszentrum Nürnberg (Volkshochschule) und dem Nicolaus-Copernicus-Planetarium zum Bildungscampus Nürnberg.

Restitution von NS-Raubgut

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Seit 1997 arbeitet der Publizist Leibl Rosenberg bei der Stadtbibliothek Nürnberg, um Buchbestände aus NS-Raubgut zu restituieren. Hierbei geht es vor allem um eine von dem NS-Funktionär Julius Streicher aufgebaute Bibliothek, die jüdischen Gemeinden und Privatpersonen geraubt worden waren. Diese Bücher gehören heute zur „Sammlung der Israelitischen Kultusgemeinde“ in der Nürnberger Stadtbibliothek.[5]

  • Sauer, Christine (Hrsg.): Anton Koberger. Zum 500. Todestag des Druckers der Schedelschen Weltchronik. BCN Materialien – Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek 107. Nürnberg 2013
  • Sauer, Christine (Hrsg.): „Für den deutschen – wider den undeutschen Geist“. Von verbotener und regimekonformer Literatur im ‚Dritten Reich‘. BCN Materialien – Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek 106. Nürnberg 2013
  • Sträter, Elisabeth: „Die Bibliothek lebt“: Die neue Nürnberger Zentralbibliothek. In: BuB 65 (2013) 4, S. 305–310
  • Sträter, Elisabeth: Ein Jahrhundertbau – Die neue Nürnberger Zentralbibliothek. In: Bibliotheksforum Bayern 07 (2013) 2, S. 124–129
  • Sauer, Christine (Hrsg.): 642 Jahre Stadtbibliothek Nürnberg. Von der Ratsbibliothek zum Bildungscampus. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg / Stadtbibliothek Nürnberg. Band 26. Wiesbaden 2013
  • Sauer, Christine: Ziel: der mündige Bürger. Vom Volksbildungsverein zur städtischen Volkshochschule und Bibliothek. In: Eckart, Wolfgang (Hrsg.): Lebensnah lernen. 90 Jahre Kommunale Weiterbildung in Nürnberg. Nürnberg 2012, S. 19–28
  • Eckart, Wolfgang: Weiterbildung in der kommunalen Bildungslandschaft. Der Bildungscampus als Kooperationsmodell von Bildungszentrum und Stadtbibliothek. In: Eckart, Wolfgang (Hrsg.): Lebensnah lernen. 90 Jahre Kommunale Weiterbildung in Nürnberg. Nürnberg 2012, S. 111–134
  • Goldmann, Karlheinz: Geschichte der Stadtbibliothek Nürnberg. Nürnberg 1957
  • Bibliotheken in Nürnberg. In: Bibliotheksforum Bayern 12 (1984) S. 100–192
  • Jürgensen, Renate: Stadtbibliothek Nürnberg. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Band 12. Hildesheim 1996, S. 111–152
  • Thomann, Günther: Stadtbibliothek Nürnberg. In: Regionalbibliotheken in Deutschland. Mit einem Ausblick auf Österreich und die Schweiz, hrsg. von Bernd Hagenau. Frankfurt a. M. 2000, S. 410–417
  • Jürgensen, Renate: Bibliotheca Norica: Patrizier- und Gelehrtenbibliotheken in Nürnberg zwischen Mittelalter und Aufklärung. Teil 2 - Wiesbaden, 2002. (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen #43)
Commons: Stadtbibliothek Nürnberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Elisabeth Sträter: Ein Jahrhundertbau – Die neue Nürnberger Zentralbibliothek. Bibliotheksforum Bayern, Juli 2013, abgerufen am 8. August 2024.
  2. a b 650 Jahre Stadtbibliothek Nürnberg - das Programm zum Jubiläum 24. September 2020
  3. a b c d Stadtbibliothek Nürnberg Bavarikon
  4. Christine Sauer: 650 Jahre Stadtbibliothek Nürnberg. Teil 1. Blick in die Geschichte. S. 17.
  5. Sammlung der Israelitischen Kultusgemeinde

Koordinaten: 49° 27′ 25″ N, 11° 4′ 51″ O