Schach-Weltpokal 2023
Schach-Weltpokal 2023 | |
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Ausrichter | FIDE |
Organisator | Aserbaidschanischer Schachverband |
Veranstaltungsort | Baku Marriott Hotel Boulevard |
Gastgeberort | Baku |
Gastgeberland | Aserbaidschan |
Beginn | 29. Juli 2023 |
Ende | 25. August 2023 |
Format | KO-System nach Setzliste |
Teilnehmende | 206 aus 85 Nationen |
Kategorie | XIII |
Elo-Durchschnitt | 2559,1 |
Elo-Durchschnitt der 10 bestgesetzten Spieler | 2769,9 |
1. Platz | Magnus Carlsen |
2. Platz | R. Praggnanandhaa |
3. Platz | Fabiano Caruana |
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Der Schach-Weltpokal 2023 (offiziell: FIDE World Cup 2023) fand zwischen dem 29. Juli und dem 26. August 2023 in Baku, Aserbaidschan, statt. Dies war eine Abkehr von der Tradition der FIDE, nach der das Land, in dem die Schacholympiade 2024 stattfindet (Ungarn), den Weltpokal hätte veranstalten sollen.
Den Gesamtsieg sicherte sich der erstgesetzte Spieler der Setzliste, Ex-Weltmeister Magnus Carlsen. Im Finale setzte er sich im Schnellschach-Tie-Break gegen R. Praggnanandhaa durch. Den dritten Platz sicherte sich Fabiano Caruana gegen Nicat Abasov. Die beiden Finalisten sowie der Drittplatzierte waren damit für das Kandidatenturnier für die WM 2024 qualifiziert. Da Carlsen im Januar 2024 auf seinen Platz im Kandidatenturnier verzichtete, rückte Abasov für ihn nach.
Parallel zu diesem für alle Geschlechter offenen Weltpokal (an dem aber nur Männer teilnahmen) fand am selben Ort der Schach-Weltpokal der Frauen 2023 statt.[1]
Ablauf und Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Preisgeld und Setzliste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An dem Turnier, das im K.-o.-System ausgetragen wurde, nahmen – wie schon beim Weltpokal 2021 – 206 qualifizierte Spieler der Weltspitze teil.[2] Je nach erreichter Runde wurde gemäß Punkt 4.8 der Regularien ein Preisgeld ausgeschüttet. Nach Punkt 4.1 erhielten die 50 bestgewerteten Spieler nach Setzliste zusätzlich ein Freilos für die 1. Runde, sodass sich über die Rundenzahl folgende Verteilung ergab:
Runde | Teilnehmerzahl | Preisgeld |
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1. Runde | 156 Spieler | 3000 $ |
2. Runde | 128 Spieler (78 Gewinner der ersten Runde und 50 topgesetzte Spieler) | 6000 $ |
3. Runde | 64 Spieler | 10.000 $ |
4. Runde | 32 Spieler | 16.000 $ |
Achtelfinale | 16 Spieler | 25.000 $ |
Viertelfinale | 8 Spieler | 35.000 $ |
Halbfinale | 4 Spieler | 50.000 $ (4. Platz) 60.000 $ (3. Platz) 80.000 $ (2. Platz) 110.000 $ (Gewinner) |
Spiel um Platz 3 Finale |
2 Spieler 2 Spieler |
Die Paarungen wurden anhand der FIDE-Weltrangliste ermittelt, wobei in Runde 1 der höchstgesetzte Spieler gegen den Spieler mit der geringsten Elo-Zahl antrat. Falls der höhergesetzte Spieler stets gewinnt, ergibt sich daraus ein Turnierbaum, bei dem die bestgesetzten Spieler im Finale stehen. Hätte sich der Weltmeister dazu entschlossen, am Turnier teilzunehmen, hätte dieser die Setzlistenposition 1 erhalten (siehe Abschnitt 4.2).[2] Da Ding Liren seine Teilnahme jedoch absagte, blieb diese Regel ungenutzt.
Zeitkontrolle und Tie-Break
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jedes Match wurde als Mini-Zweikampf ausgetragen. Zunächst wurden zwei Partien mit klassischer Zeitkontrolle gespielt, d. h. 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie. Zusätzlich gab es einen Zeitzuschlag von 30 Sekunden ab dem ersten Zug (siehe Abschnitt 4.4 der Regeln). Sollte das Match nach zwei Partien nicht entschieden sein, wurde ein Tie-Break notwendig. Dazu wurden nach Abschnitt 4.7 der Regularien jeweils zwei Partien mit geringerem Zeitumfang gespielt, zunächst im Schnellschachformat (25 min für die ganze Partie; 10 s Zeitzuschlag ab Zug 1), dann im verkürzten Schnellschach (10 min für die ganze Partie; 10 s Zeitzuschlag ab Zug 1) und schließlich im Blitzschach (5 min für die ganze Partie; 3 s Zeitzuschlag ab Zug 1). Sollte weiterhin kein Sieger feststehen, wurden solange einzelne, verkürzte Blitzpartien (3 min für die ganze Partie; 2 s Zeitzuschlag ab Zug 1) gespielt, bis ein Sieger feststand.[2]
Im Turnier galt nach Punkt 4.5[2] zusätzlich die Sofia-Regel, was bedeutet, dass ein Remis vor dem 30. Zug von Schwarz nur durch Stellungswiederholung oder Patt reklamiert werden kann. Sonst ist eine Vereinbarung der Spieler zum Remis erst nach dem 31. Zug möglich.
Zeitplan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Runden 1 bis 3 wurden nacheinander gespielt, wobei für jede Runde drei Tage eingeplant waren; jeweils zwei Tage für die klassischen Partien und ein Tag für mögliche Tie-Break-Matches. Vor der 4. Runde fand ein Ruhetag statt (siehe Abschnitt 4.9).[2] Wie bereits 2021 wurde das Finale und das Spiel um Platz 3 im gleichen Format gespielt, wie das restliche Turnier. Noch beim Weltpokal 2019 war das Finale auf vier klassische Partien angesetzt.
Qualifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es konnten sich sieben Vertreter aus Deutschland über die Schacheuropameisterschaften qualifizieren: Neben Daniel Fridman, Niclas Huschenbeth und Rasmus Svane waren der Vize-Europameister von 2021 Vincent Keymer und der Europameister von 2022 Matthias Blübaum dabei.[3][4] Über die Europameisterschaft 2023 stießen noch Alexander Donchenko und Frederik Svane zu den deutschen Qualifikanten.[5][6] Zudem hat Dmitrij Kollars die Wildcard des DSB erhalten.[7] Mit insgesamt acht Deutschen waren so viele beim Weltpokal vertreten wie noch nie.
Aus Österreich konnte sich über die EM 2023 nur Valentin Dragnev qualifizieren, aus der Schweiz konnte sich kein Spieler qualifizieren.[8] Aufgrund von Nachrückerregelungen und Nominierungsplätzen durch die Schacholympiade kamen Markus Ragger und Felix Blohberger zu den österreichischen Qualifikanten hinzu.
Ende Mai 2023 veröffentlichte die FIDE eine provisorische Liste mit Teilnehmern.[9][10] Insgesamt verlief die Qualifikation gemäß Abschnitt 2 der Regularien nach den unten beschriebenen Kriterien.[2] Am 4. Juli 2023 veröffentlichte die FIDE dann den vollständigen Turnierbaum und damit eine Liste aller Teilnehmenden. Es blieb zu vermuten, dass die Auffüllungen und Ersetzungen mit dem Rückzug aller armenischen Spieler vom Turnier zusammenhängt (siehe Bergkarabachkonflikt).[11][12]
Spieler, deren Namen durchgestrichen sind, waren bereits auf andere Weise qualifiziert oder verzichteten auf eine Teilnahme und wurden daher ersetzt. Die genannten Titel stammen vom jeweiligen Qualifikationszeitpunkt.
Ersetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ersetzungen innerhalb eines Qualifikationsweges wurden bereits behandelt. Zusätzlich kam es zu pfadübergreifenden Absagen, wobei die Absagen von Ding Liren, Sergei Karjakin und Ju Wenjun allesamt an Nachrücker aus der Elo-Liste vom Juni 2023 übergingen.
Absage | Nachnominierung |
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GM Ding Liren | GM Nodirbek Abdusattorov |
GM Sergei Karjakin | GM Parham Maghsoodloo |
GM Ju Wenjun | GM Santosh Gujrathi Vidit |
kein armenischer Repräsentant über Weg VIII | GM Məhəmməd Muradlı |
Turnierverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Runde 1
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der ersten Runde trafen die Spieler aufeinander, die nicht bereits durch ein Freilos in die zweite Runde gesetzt waren. Einzig Eric Hansen und Christopher Yoo konnten nicht rechtzeitig anreisen und verloren damit kampflos ihr Match.[33] In vielen der 76 Begegnungen konnten sich die Favoriten, wie Abhimanyu Puranik, Javohir Sindarov oder Alexandr Fier durchsetzen. Auch alle deutschen Spieler erreichten ohne Tie-Break die zweite Runde.
Der Österreicher Felix Blohberger konnte nach der verlorenen ersten Partie seine Chancen nutzen und durch einen Sieg den Tie-Break erreichen. Nach je einem Weißsieg im Schnellschach verlor er jedoch zwei Partien in Folge und schied aus. Ähnlich spannend verlief das Match zwischen Valentin Dragnev und Ori Kobo. Die erste Partie gewann Dragnev, da Kobo nun aber zwingend gewinnen musste, um nicht auszuscheiden, versuchte er alles, um die zweite Partie zu gewinnen. Tatsächlich konnte er eine Gewinnstellung mit Läufer gegen Bauer erreichen, doch Dragnev fand eine Verteidigung und reklamierte nach der 50-Züge-Regel im 160. Zug und über 6 Stunden Spielzeit ein Remis, das ihn in die nächste Runde brachte. Auch Markus Ragger hatte in seinem Duell gegen Kareim Wageih Schwierigkeiten und musste nach zwei Remisen ebenfalls in den Tie-Break, wobei ein Sieg in einem spannenden Doppelturmendspiel in der ersten Partie die Entscheidung zugunsten des Österreichers brachte.
Für Aufsehen sorgte der jüngste Teilnehmer des offenen Turniers, Ediz Gurel, der seine Weißpartie gegen Velimir Ivić in nur 28 Zügen nach knapp 2 Stunden durch ein exzellentes Läuferopfer gewinnen konnte. Ivić konnte jedoch ausgleichen und das anschließende Stechen für sich entscheiden. Auch der Schacheuropameister von 2017, Ivan Šarić, geriet durch ein wirkungsloses Qualitätsopfer in Bedrängnis. Sein Gegner, der fast 500 Elo-Punkte schwächere Dante Beukes, konnte seinen Vorteil in Zeitnot jedoch nicht über ein Remis hinaus bringen. Dasselbe Pech hatte auch Haruna Nsubuga, der in seiner Schwarzpartie im Angriff nach dem Damentausch nicht die richtige Fortsetzung fand und ebenfalls remisierte. Beide verloren danach ihre zweite Partie und schieden aus.
Überraschend konnten sich u. a. Ivan Schiţco, Gianmarco Leiva oder Pablo Salinas Herrera in klassischer Bedenkzeit gegen ihre höher gesetzte Gegner durchsetzen.[34]
Runde 2
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Runde 2 trafen die 78 Erstrundengewinner mit den 50 gesetzten Spielern zusammen. Bereits nach den klassischen Matches verabschiedeten sich einige Favoriten aus dem Turnier, wie bspw. Şəhriyar Məmmədyarov, Nodirbek Abdusattorov und Sam Shankland, die ihre Weißpartie gegen die deutlich niedriger gewerteten Tin Jingyao, Vahap Şanal und Ivan Schiţco verloren. Auch Alexander Grischtschuk schied im Sudden Death gegen den Iraner Bardiya Daneshvar aus.[35][36]
Aus deutscher Sicht war die Runde durchwachsen. Fridman schied gegen einen starken Nikita Witjugow aus. Huschenbeth, Kollars und Frederik Svane erreichten durch zwei Unentschieden ihre Tiebreaks, wobei Huschenbeth und Kollars durch ein Unentschieden in der zweiten Tiebreak-Partie in die nächste Runde hätten einziehen können. Schlussendlich schieden alle drei jedoch aus dem Turnier aus. Vincent Keymer, Matthias Blübaum und Rasmus Svane setzten sich souverän gegen ihre Gegner durch, während das Match von Alexander Donchenko bis zum Sudden Death ging. Nach wechselhaftem Kampf sicherte sich Donchenko das Weiterkommen. Die verbliebenen Österreicher schieden ebenfalls im Tiebreak aus.
Runde 3
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der dritten Runde konnte sich Vincent Keymer deutlich mit zwei Siegen in klassischer Bedenkzeit gegen Amin Tabatabaei durchsetzen. Auch Rasmus Svane spielte souverän 1½ zu ½ gegen Məmmədyarov-Bezwinger Tin Jingyao. Deutlich länger kämpfte Matthias Blübaum gegen Santosh Gujrathi Vidit. Im Tie-Break konnte Blübaum die erste Partie gewinnen, nachdem Vidit im Endspiel bei ausgeglichener Stellung einen sofortigen Verlustzug gespielt und kurz darauf aufgegeben hatte. Er glich in der nachfolgenden Partie jedoch wieder aus und nun war es Blübaum, der sich noch in die kürzeren Bedenkzeiten rettete. Das Match ging ins Sudden Death. Mit den schwarzen Steinen stand Blübaum lange auf Verlust und konnte auch den letzten Zug nicht finden, der zumindest das Remis gehalten hätte. Vidit gewann mit 5 zu 4. Alexander Donchenko hatte ebenfalls große Probleme mit Parham Maghsoodloo. Zwar konnte er in der ersten Partie bereits Druck aufbauen, fand danach jedoch nicht die richtigen Züge. Nach einem Qualitätsopfer und bei komplexer Stellung konnte er sich keinen weiteren Vorteil mehr erspielen und Maghsoodloo konnte die Partie gewinnen. In der zweiten Partie konnte Donchenko früh Ungleichgewichte schaffen, doch auch hier fand Maghsoodloo häufig die korrekten Antwortzüge. Nach 90 Zügen vereinbarten beide ein Remis und Donchenko schied ebenfalls aus.
Auch einige Favoriten verloren ihre Matches und schieden aus, bspw. Anish Giri, Maxime Vachier-Lagrave und Lê Quang Liêm.[37][38]
Runde 4
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schach-Weltpokal 2023, 1. Partie
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8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
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Bereits in der ersten Partie gelang Vincent Keymer eine Sensation: Mit den weißen Steinen schlug er zum ersten Mal überhaupt Magnus Carlsen. In einem Endspiel mit Springer und Turm auf beiden Seiten unterlief Carlsen trotz noch reichlicher Bedenkzeit ein seltener Fehler, durch den Keymer einen Bauern gewann. Den danach entstandenen gewinnbringenden Vorteil gab er nicht mehr aus der Hand, nach 58 Zügen gab der Weltranglistenerste auf. Auch in der zweiten Partie konnte sich Keymer einen Vorteil erspielen, doch er tauschte im Mittelspiel zu früh die Damen und Carlsen konnte seine Stellung stetig verbessern. Nach 62 Zügen war der a-Bauer nicht mehr vernünftig aufzuhalten und Keymer gab auf. Im Tie-Break unterliefen Carlsen in vorteilhafter Stellung weitere Fehler, durch die Keymer das Match noch ausgeglichen halten konnte, bei einem Damenendspiel in der letzten Blitzpartie konnte Carlsen jedoch Keymers Dame beim Schachgebot mit einem Gegenschach stellen; der erzwungene Abtausch hätte zu einem verlorenen Bauernendspiel geführt, Keymer gab auf und schied aus.
Rasmus Svane spielte beide klassischen Partien gegen Wang Hao Unentschieden, wobei er in seiner Weißpartie nach 19 Zügen remisierte. Im Tie-Break folgten ebenfalls durchweg Punkteteilungen, wobei häufiger Svane als Wang einen kleinen Vorteil nicht über das Remis hinausbrachte. Auch dieses Match erreichte das Sudden Death. In einem Doppelturmendspiel gegen einen Mehrbauern machte Svane jedoch zu viele Fehler, er verlor einen zweiten Bauern und schied mit 4 zu 5 nach Punkten aus.
Hikaru Nakamura, Zweiter der Setzliste, schied im Rapid-Tie-Break aus gegen R. Praggnanandhaa, ebenso sein Verbandskollege Wesley So bereits in den klassischen Partien gegen den amtierenden Europameister Alexei Sarana.[39][40]
Achtelfinale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den Matches der letzten 16 setzte sich in den meisten Fällen der Favorit durch. So hatten Carlsen und Praggnanandhaa kaum Schwierigkeiten gegen Iwantschuck und Berkes. Auch Titelverteidiger Jan-Krzysztof Duda schied gegen Fabiano Caruana aus, nachdem Duda seine klassische Weißpartie verloren hatte: Caruana konnte hier im Mittelspiel am Königsflügel durchbrechen und zwei verbundene Freibauern bilden, während Duda keine Verteidigung fand und nach 42 Zügen aufgab. Nur Saleh Salem und Jan Nepomnjaschtschi, der an Platz 4 der Setzliste stand, unterlagen als besser gesetzte Spieler Nicat Abasov bzw. Santosh Gujrathi Vidit, wobei Salem bereits beide klassischen Partien verlor. Mit Nepomnjaschtschis Ausscheiden stand erstmals in der Weltpokal-Geschichte kein russischer Spieler unter den besten 8 Teilnehmern.[41]
Viertelfinale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem Carlsen gegen D. Gukesh bereits mit den schwarzen Steinen gewonnen hatte, konnte Gukesh in seiner Schwarzpartie früh Ungleichgewichte erzeugen, tauschte in einem komplexen Mittelspiel jedoch zu früh die Damen. Schlussendlich reichte ein Doppelbauer als Mehrbauer im Endspiel nicht für einen Sieg und der Inder schied aus. Leinier Domínguez Pérez hatte gute Chancen gegen Caruana, seine Weißpartie zu gewinnen und stand lange besser. Ein unglücklicher Springerzug kostete ihn jedoch den Mehrbauern und Caruana konnte das Remis retten. Im Gegenzug bewies Caruana mit Weiß bessere Figurenkoordination im Damenendspiel mit Läufer gegen Springer, konnte im richtigen Moment die Damen tauschen und gewann.
Abasov sicherte sich mit Schwarz ein klassisches Remis gegen Vidit, in seiner Weißpartie konnte er früh seiner Zentrumsbauern abtauschen und seine Türme optimal ins Spiel bringen. Ein entscheidender Angriff am Damenflügel sicherte Abasov einen Freibauern, Vidit konnte kein Gegenspiel finden; nach 44 Zügen endete die Partie mit Schachmatt und Abasov erreichte das Halbfinale.[42] Nur das Match von Erigaisi Arjun und Praggnanandhaa ging über die klassische Bedenkzeit hinaus. Nachdem beide jeweils ihre Schwarzpartie gewonnen hatten, behielt Arjun zunächst die Oberhand, fand jedoch zu häufig nicht die korrekten Züge. Zwar konnte er sich bis zum Sudden Death noch im Match halten, in der entscheidenden Partie war der weiße Eröffnungsvorteil jedoch zu groß, Praggnanandhaa stand die meiste Zeit über besser; Schwarz gab das hoffnungslose Endspiel nach 72 Zügen auf.[43]
Halbfinale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abasov konnte die erste Partie gegen Carlsen zunächst ausgeglichen gestalten. In der Rossolimo-Variante der Sizilianische Verteidigung fand er häufig die korrekten Züge. Im 34. Zug beging Carlsen sogar einen Fehler, den Abasov jedoch nicht nutzen konnte.[44] Stattdessen geriet Carlsen in Vorteil und gewann die Partie. In seiner Weißpartie konnte Abasov keinen ausreichenden Vorteil erreichen, die Partie endete Remis und Carlsen zog ins Finale ein.
Schach-Weltpokal 2023, 1. Partie
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7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
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Das andere Halbfinale zwischen Caruana und Praggnanandhaa startete mit zwei Unentschieden, wobei Caruana u. a. ein Endspiel mit Mehrbauern nicht gewinnen konnte. Im Tie-Break zeigte Caruana jedoch Nerven: Eine Gewinnstellung mit Läufer und vier Bauern gegen Turm und drei Bauern konnte er ebenfalls nicht gewinnen, im Blitz-Tiebreak verlor Caruana seine Schwarzpartie. Seine folgende, zweischneidige Weißpartie konnte er ebenso gerade ins Remis retten, was sein Ausscheiden aber nicht verhinderte.[45]
Spiel um Platz 3 und Finale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Spiel um Platz 3 sicherte sich Abasov mit Weiß zunächst einen Sieg gegen Caruana, der nach dem Tie-Break tags zuvor mit einem leichtsinnigen Fehler im 24. Zug die Partie verlor. Caruana kämpfte sich jedoch zurück, gewann seine Weißpartie und beide folgenden Tiebreak-Partien und belegte somit den 3. Platz.
Carlsen erreichte sein erstes Weltpokal-Finale, Praggnanandhaa war der jüngste Finalteilnehmer in der Weltpokalgeschichte. Die erste klassische Partie konnte Carlsen mit Schwarz problemlos remis halten, allerdings gelang es ihm auch nicht, in seiner Weißpartie genügend Druck aufzubauen und Praggnanandhaas solide Verteidigung zu durchbrechen. Die erste Schnellschachpartie verlief durchaus scharf, beide Seiten erkämpften sich Vorteile, schlussendlich schätzte der Inder seine Position jedoch zu optimistisch ein und Carlsen brachte den weißen König entscheidend in Bedrängnis, Praggnanandhaa gab auf. Mit dem Druck, daraufhin mit Schwarz zu gewinnen, fand Praggnanandhaa jedoch keine gewinnbringenden Züge und Carlsen wickelte in ein ausgeglichenes Endspiel ab. Das Remis sicherte ihm seinen ersten Titelgewinn des Schach-Weltpokals.[46][47]
Rundenübersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Klammern hinter dem Spielernamen befindet sich die jeweilige klassische Elo-Zahl zu Turnierbeginn.
Runde 1 bis 4
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 1
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 2
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 3
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 4
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 5
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 6
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 7
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 8
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 9
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 10
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 11
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 12
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 13
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 14
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 15
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sektion 16
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Achtelfinale bis Finale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website des World Cups 2023
- FIDE World Cup (2023) – Alle Partien bei chessgames.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Frauen-Weltmeisterin Ju Wenjun war als einzige Frau für den offenen Weltpokal qualifiziert, verzichtete jedoch auf ihren Startplatz und nahm stattdessen am Weltpokal der Frauen teil.
- ↑ a b c d e f Regulations for the FIDE World Cup 2023. (PDF) FIDE, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
- ↑ Anton Demchenko wins European Championship. Abgerufen am 1. Juni 2022 (englisch).
- ↑ Matthias Bluebaum wins European Individual Championship 2022. Abgerufen am 1. Juni 2022 (englisch).
- ↑ EUROPEAN INDIVIDUAL CHESS CHAMPIONSHIP 2023. Abgerufen am 14. März 2023 (englisch).
- ↑ European Individual Chess Championship 2023. chess-results.com, 13. März 2023, abgerufen am 14. März 2023.
- ↑ Conrad Schormann: Europameisterschaft: acht Deutsche im World Cup, IM-Titel für Marius Fromm. Perlen vom Bodensee, 15. März 2023, abgerufen am 17. März 2023.
- ↑ Markus Angst: Kein Schweizer Spieler am FIDE World Cup in Baku. Schweizerischer Schachbund, 15. März 2023, abgerufen am 10. April 2023.
- ↑ FIDE World Cup 2023: Preliminary lists of eligible players announced. FIDE, 29. Mai 2023, abgerufen am 1. Juni 2023 (englisch).
- ↑ World Cup 2023 Qualified Players.pdf. (PDF) FIDE, 29. Mai 2023, S. 3, abgerufen am 1. Juni 2023 (englisch).
- ↑ List of Players. Aserbaidschanischer Schachverband, abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Pairings Tree. Aserbaidschanischer Schachverband, abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Timur Gareyev becomes XV Continental Champion of the Americas. chessdom.com, 11. Mai 2022, abgerufen am 4. Mai 2023 (englisch).
- ↑ XVI CAMPEONATO CONTINENTAL ABSOLUTO DE AJEDREZ DE LAS AMERICAS 2023. chess-results.com, 24. Mai 2023, abgerufen am 24. Mai 2023.
- ↑ Asian Continental Chess Championships (Open and Women’s Championships) 25 October – 04 November 2022, New Delhi, India. (PDF) All India Chess Federation, 18. August 2022, abgerufen am 10. April 2023 (englisch).
- ↑ Asian Continental Chess Championship-2022. chess-results.com, 3. November 2022, abgerufen am 10. April 2023.
- ↑ 2023 Asian Championship: Vohidov and Deshmukh clinch titles. FIDE, 12. Juni 2023, abgerufen am 12. Juni 2023 (englisch).
- ↑ Henderson de la Fuente Lance wins European Small Nations Individual Chess Championship 2022. ECU, 2. Oktober 2022, abgerufen am 21. März 2023 (englisch).
- ↑ 2022 US Championship. chess-results.com, 22. Oktober 2022, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ 2022 Canada Zonal. chess-results.com, 18. April 2022, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ GM Carlos Daniel Albornoz Cabrera wins FIDE Zonal 2.3 Championship. chessdom.com, 16. Mai 2022, abgerufen am 10. April 2023 (englisch).
- ↑ Pablo Alejandro Acosta: Campeonato Zonal 2.4 – Clasificatorio para la Copa del Mundo. chessbase.com, 7. Oktober 2022, abgerufen am 4. Mai 2023 (spanisch).
- ↑ Henríquez Villagra and Campos win Zonal 2.5 in Paraguay. FIDE, 12. März 2023, abgerufen am 21. März 2023 (englisch).
- ↑ Asian Zonal Chess Championship 2023 Zone 3.1 Men. chess-results.com, 30. Mai 2023, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Fahad, Jannatul qualify for Chess World Cup. The Business Post, 13. Mai 2023, abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Mongolia, Vietnam Top Zone 3.3 Men’s and Women’s Zonals in Jakarta. asianchess.com, abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Asia Zone 3.3 Chess Championships 2023 – Open. chess-results.com, 12. Mai 2023, abgerufen am 15. Mai 2023.
- ↑ Zone 3.4 Men and Women Championships 2023. chessnews.info, 7. März 2023, abgerufen am 25. März 2023 (englisch).
- ↑ Zone 3.4 Men Championship 2023. chess-results.com, 2. Februar 2023, abgerufen am 6. Juni 2023.
- ↑ Zonal 3.5 Chess Championship 2023 Open. chess-results.com, 13. April 2023, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Kuybokarov, Ryjanova win Oceania Zonal Championships. FIDE, 2. Februar 2023, abgerufen am 4. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Karthik Venkataraman wins 59. Indian Championship. chessbase.com, 1. Mai 2023, abgerufen am 1. Juni 2023 (englisch).
- ↑ a b c FIDE World Cup 2023: Round 1 Day 1 Report. FIDE, 30. Juli 2023, abgerufen am 31. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Colin McGourty: Favorites Strike Back As 33 Tiebreaks Await. chess.com, 31. Juli 2023, abgerufen am 31. Juli 2023 (englisch).
- ↑ FIDE Word Cup 2023 Round 2 Game 2: Surprising knockouts and intense battles. FIDE, 3. August 2023, abgerufen am 6. August 2023 (englisch).
- ↑ FIDE World Cup 2023 Round 2 Tiebreaks: Grischuk and Lagno eliminated. FIDE, 4. August 2023, abgerufen am 6. August 2023 (englisch).
- ↑ Rebecca Selkirk: MVL Exits World Cup; Close Calls For Caruana, Ju. chess.com, 8. August 2023, abgerufen am 11. August 2023 (englisch).
- ↑ Rebecca Selkirk: Giri Gone, So Survives, Kosteniuk Knocked Out On Tense Day Of Tiebreaks. chess.com, 8. August 2023, abgerufen am 11. August 2023 (englisch).
- ↑ Colin McGourty: Carlsen Strikes Back, Caruana In Last 16. chess.com, 10. August 2023, abgerufen am 11. August 2023 (englisch).
- ↑ Colin McGourty: Carlsen, So On Brink Of World Cup Exit. chess.com, 9. August 2023, abgerufen am 11. August 2023 (englisch).
- ↑ Colin McGourty: Vidit Beats Nepomniachtchi As 4 Indian Players Reach World Cup Quarterfinals. chess.com, 15. August 2023, abgerufen am 18. August 2023 (englisch).
- ↑ Saravanan, V.: Abasov Continues Miracle Run On Home Soil To Join Carlsen, Caruana In Semifinals. chess.com, 17. August 2023, abgerufen am 18. August 2023 (englisch).
- ↑ Saravanan, V.: Praggnanandhaa Prevails In Dramatic Tiebreak; Salimova Continues Dream Run. chess.com, 18. August 2023, abgerufen am 18. August 2023 (englisch).
- ↑ Klaus Besenthal: FIDE World Cup: Carlsen besiegt Abasov in erster Partie. chessbase.de, 19. August 2023, abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ André Schulz: FIDE World Cup: Goryachkina gewinnt Frauen World Cup, Praggnanandhaa schlägt Caruana. chessbase.de, 21. August 2023, abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ André Schulz: FIDE World Cup: Erste Finalpartie remis, Caruana mit Blackout. chessbase.de, 22. August 2023, abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ André Schulz: Carlsen gewinnt FIDE World Cup 2023 nach Stichkampf. chessbase.de, 24. August 2023, abgerufen am 26. August 2023.