Lena Gorelik

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Lena Gorelik (2017)

Lena Gorelik (* 1. Februar 1981 in Leningrad, Sowjetunion) ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Zu ihren Werken, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zählen Meine weißen Nächte (2004) und Die Listensammlerin (2013).

Lena Gorelik wurde am 1981 in Leningrad (seit 1991 wieder Sankt Petersburg) als zweites Kind russischer Eltern geboren, sie hat einen älteren Bruder.[1] Sie emigrierte 1992 zusammen mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland.[2] Die Familie musste zunächst achtzehn Monate in der Baracke einer Flüchtlingsunterkunft in Ludwigsburg leben.[3] Sie ist in Stuttgart aufgewachsen und zur Schule gegangen.[4]

Gorelik erhielt ihre Ausbildung zur Journalistin an der Deutschen Journalistenschule in München. Anschließend absolvierte sie den Masterstudiengang Osteuropastudien an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2006 bis 2007 studierte sie Politik an der Hebräischen Universität von Jerusalem, wo sie parallel Hebräisch und Arabisch lernte.[4]

Gorelik lebt in München, ist verheiratet und hat 2 Söhne.[5]

Gorelik veröffentlicht sowohl belletristische als auch wissenschaftliche Texte und Reiseliteratur. Gorelik ist Mitglied der Autorenedition Sarabande.[6] Sie verfasst Beiträge für Deutschlandradio Kultur und schreibt zudem regelmäßig über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen, u. a. in der Süddeutschen Zeitung, der ZEIT und im Magazin des schweizerischen Tages-Anzeigers.[7]

Bereits mit ihrem ersten Roman Meine weißen Nächte[8] gelang ihr der literarische Durchbruch, für den sie 2005 den bayerischen Kunstförderpreis erhielt.[2] Ihr Roman Hochzeit in Jerusalem, der 2005 erschien, wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert.[4]

In ihrem 2012 erschienenen Buch Sie können aber gut Deutsch! setzt sie sich mit Migration auseinander, schildert die Erfahrungen von Migranten angereichert mit persönlichen Erlebnissen. Besonders setzt sie sich mit Thilo Sarrazins 2010 erschienenen Buch auseinander, das sie in den wesentlichen Punkten widerlegt.

Im Romand Die Listensammlerin, der 2013 erschienen ist, setzt sich die Autorin mit ihrer russischen Heimat auseinander und beschreibt den Alltag einer jungen Emigrantin aus der Sowjetunion, die gerne Listen anlegt. Diese entdeckt über die Zeit, dass ein Bruder ihrer Mutter ebenfalls gerne Listen angelegt hat; dieser Bruder wird aber selten erwähnt, da er in der Sowjetunion politisch in Ungnade gefallen ist und nicht mit nach Deutschland kommen konnte.

Ihr 2017 erschienener Jugendroman Mehr Schwarz als Lila wurde für die Bühne adaptiert und 2021 beim Münchner Marstall aufgeführt.[9] Der Inhalt des Romans beschreibt die Gruppendynamik zwischen 3 Jugendlichen, 2 Mädchen und einen Jungen, ihre Gefühle und ihren Alltag. Diese Dynamik führt zu einem Kuss zweier der Jugendlichen während einer Schülerfahrt in Auschwitz, dieser wird überregional bekannt und missinterpretiert, da er aus der Beziehung der Jugendlichen heraus entstanden ist und kein politisches Statement ist.

In ihrem 2021 erschienenen autobiografischen Roman Wer wir sind thematisiert Gorelik ihre Emigration. Im Roman werden Alltagsgegenstände wie ein sowjetisches Schulheft zu Metaphern der Immigration.[10] Im Roman entwickelt Gorelik eine Sprache, die den Gegenständen der Einwanderung und den mit ihr verbundenen Verlusten gerecht zu werden versucht. Zentral verhandelt der Roman beispielsweise die Frage, was man einpackt und was man zurücklässt, wenn man per Zugreise ein neues Leben beginnt und letztlich auch die Frage, wie man die Geschichte solcher schwerer Entscheidungen literarisch erzählt.[11]

Autograph
  • Lena Muchina: Lenas Tagebuch. Leningrad 1941–1942. Zusammen mit Gero Fedtke aus dem Russischen übersetzt und mit Vorwort, Nachwort sowie Anmerkungen versehen. Graf, München 2013, ISBN 978-3-86220-036-8.
Commons: Lena Gorelik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Günter Keil: Erinnerungen ans Einwandern. Lena Gorelik blickt in ihrem Roman "Wer wir sind" zurück: auf die Emigration ihrer Familie nach Deutschland. Hrsg.: www.az-muenchen.de. Abendzeitung, 11. Juli 2021, S. 34.
  2. a b Sharon Adler: Vita von Lena Gorelik. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  3. Lena Gorelik: Dieses Gefühl von Fieber. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 71 vom 26./27./28. März 2016, S. 17.
  4. a b c d Sharon Adler: Vita von Lena Gorelik. Bundeszentrale für politische Bildung, 15. Dezember 2021, abgerufen am 17. Oktober 2023.
  5. Lena Gorelik: Der rosarote Junge. 5. November 2018, abgerufen am 17. Oktober 2023.
  6. Autorenedition Sarabande
  7. Lena Gorelik: Putin und ich. Meine Cousine kauft einen Kühlschrank. Mein Bruder verschwindet im Wald. Und was macht dieses Land mit mir? Das Magazin, Tamedia, Zürich 17. Juni 2017, S. 10–17
  8. Goethe-Institut - Lesetipp des Monats 11/2005 (Memento vom 3. Mai 2007 im Internet Archive)
  9. active value: Mehr Schwarz als Lila. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  10. Mit leeren Heften. In: Mimeo. 26. April 2022, abgerufen am 22. August 2022.
  11. Natasha Gordinsky: Mit leeren Heften Wandernde Objekte in Lena Goreliks Roman „Wer wir sind“. In: Mimeo. Blog der Doktorandinnen und Doktoranden am Dubnow-Institut. 26. April 2022, abgerufen am 11. August 2022.
  12. Scheffel-Preisträger (Memento vom 21. Februar 2015 im Internet Archive)
  13. Literaturstipendium
  14. Stiftung Ravensburger Verlag
  15. „Text & Sprache 2022“: Lena Gorelik erhält den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft | BuchMarkt. 15. Juni 2022, abgerufen am 15. Juni 2022 (deutsch).
  16. Literaturhaus Hannover: Poetikdozentur – Neue Deutsche Literatur. 29. August 2022, abgerufen am 31. August 2022.
  17. Marieluise-Fleißer-Preis geht an Lena Gorelik. 10. August 2023, abgerufen am 14. August 2023.
  18. Gorelik erhält Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste. In: zeit.de (dpa-Meldung). 30. Januar 2024, abgerufen am 30. Januar 2024.