Kurprinz Joachim II. von Brandenburg
Kurprinz Joachim II. von Brandenburg |
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Lucas Cranach der Ältere, um 1520 |
61,5 × 43,2 cm |
Jagdschloss Grunewald, Berlin |
Das Gemälde Kurprinz Joachim II. von Brandenburg ist ein Werk von Lucas Cranach dem Älteren, das den Kurprinzen Joachim II. von Brandenburg als Knabe zeigt. Es ist ein Tafelgemälde auf Buchenholz aus der Zeit um 1520, das sich in der Gemäldesammlung des Jagdschlosses Grunewald in Berlin befindet.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem 61,5 cm × 43,2 cm großen Gemälde ist Kurprinz Joachim II. von Brandenburg in Dreiviertelansicht von der rechten Seite dargestellt. Er trägt einen Küriss in der Art eines Kostümharnischs. Die herausgetriebenen Querwulste an den Armen ahmen die Tracht von Landsknechten nach. In der Hand hält er eine Streitaxt, die ihn für ein Fußturnier gerüstet erscheinen lässt. Die lateinische Bildbeschriftung im oberen Bildteil lautet in Übersetzung „Joachim von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg im 16. Lebensjahr im Jahr des Heils 1520“. Es bestehen Zweifel an der Richtigkeit der Inschrift, da sie ohne ein Gefühl für Komposition ins Bild gesetzt ist. Daher wird angenommen, dass sie eher nicht von Cranach stammt. Untersuchungen ergaben, dass die Inschrift kurz nach Fertigstellung des Gemäldes hinzugefügt wurde.
Das Knabenbildnis zeigt den sich kämpferisch und selbstbewusst gebenden Kurprinzen in einer Zeit, als sein Vater Joachim I. von Brandenburg ihn in höhere Kreise verheiraten wollte, was gescheitert war. Vorgesehen waren die Schwester des künftigen Kaisers Karl V. oder die Schwester des französischen Königs.
Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Gemälde vom Kurprinzen Joachim II. von Brandenburg gibt es ein als Gegenstück wirkendes Porträt, das den Fürsten Johann IV. von Anhalt ebenso im Alter von 16 Jahren und in voller Rüstung darstellt. Der Entstehungszeitraum der Doppelporträts lässt sich auf den Zeitraum von Herbst 1520 bis zum Frühjahr 1521 eingrenzen. Entstanden sein können die Bilder in Wittenberg in der Werkstatt von Lucas Cranach, da seinerseits im möglichen Entstehungszeitraum kein Besuch am fürstlichen Hof in Cölln bekannt ist. Belegt sind dagegen zwei Aufenthalte der jungen Adligen in Wittenberg. Sie hielten sich dort am 16. Januar 1520 bei ihrer Hinreise zum Reichstag zu Worms und bei ihrer Rückreise am 28. März 1520 auf.
Vergleichbare Bilder von Fürsten in Harnisch kamen im Heiligen Römischen Reich erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts auf. Bei Lucas Cranach dem Älteren sind sie singular, bei Lucas Cranach dem Jüngeren sind zwei ähnliche Gemälde bekannt. Daher ist anzunehmen, dass die Doppelporträts eine Auftragsarbeit sind, deren Auftraggeber aber nicht bekannt ist.
Besitzverhältnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bild war von Anfang des 19. Jahrhunderts bis nach dem Ersten Weltkrieg im Besitz der Herzöge von Anhalt und befand sich in Wörlitz im Gotischen Haus. Um 1930 wurde es aus dem Besitz des Herzogs von Anhalt für Ausstellungszwecke in Berlin erworben. Ab 1936 war es eine Leihgabe an die Sammlung Göring. Nach einer Restitution ab 1945 erfolgte 1948 die Rückgabe an das Jagdschloss Grunewald. Heute steht das Bild im Eigentum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemälde Kurfürst Joachim II. von Brandenburg als Altersporträt
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max J. Friedländer und Jakob Rosenberg: Die Gemälde von Lucas Cranach, Berlin 1932, Nr. 121.
- Helmut Börsch-Supan: Die Gemälde im Jagdschloß Grunewald, Berlin 1964, S. 43 Nr. 44.
- Werner Schade: Die Malerfamilie Cranach, Dresden 1974, S. 55 Abb. 113.
- Dieter Koepplin und Tilman Falk: Lukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. Stuttgart/Basel 1974/76, Bd. 2, Nr. 606.
- Harald Marx und Ingrid Mössinger (Hrsg.): Cranach, Katalog zur Ausstellung in Chemnitz. Mit einem Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erarb. von Karin Kolb. Köln 2005, S. 56.
- Gerd Bartoschek, Ruben Rebmann, Elke Anna Werner: Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern: Kirche, Hof und Stadtkultur – Eine Ausstellung der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien. Hrsg.: Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Staatliche Museen zu Berlin. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-422-06910-7, S. 165–166.
- Mathis Leibetseder: Kurfürst im Harnisch in: Martin Wrede: Die Inszenierung der heroischen Monarchie: Frühneuzeitliches Königtum zwischen ritterlichem Erbe und militärischer Herausforderung. 2014 (Online)
- Reinhard Melzer: Der Cranach-Bestand des Gotischen Hauses, in: Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Hrsg.): Cranach im Gotischen Haus in Wörlitz, Kat. Ausst. Wörlitz, München 2015, S. 149–162, hier S. 152.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurprinz Joachim II. von Brandenburg bei lucascranach.org
- Abbildung im Werkverzeichnis Corpus Cranach unter CC-POR-240-001