Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg
Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg
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FFH-Gebiet „Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg“: Blick vom Schloss Auerbach Richtung Melibokus (2018) | ||
Lage | Seeheim-Jugenheim und Alsbach-Hähnlein (Landkreis Darmstadt-Dieburg), Zwingenberg und Bensheim (Landkreis Bergstraße), Hessen | |
WDPA-ID | 555521397 | |
Natura-2000-ID | DE6217305 | |
FFH-Gebiet | 953,9 ha | |
Geographische Lage | 49° 44′ N, 8° 38′ O | |
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Meereshöhe | von 160 m bis 517 m | |
Einrichtungsdatum | 16. Januar 2008 | |
Besonderheiten | Verordnung geändert am 20. Oktober 2016 |
Das Natura-2000-Gebiet Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg liegt in den Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Bergstraße in Südhessen. Die Ausweisung als FFH-Gebiet 6217-305 erfolgte mit der Verordnung vom 16. Januar 2008 (geändert am 20. Oktober 2016).[1] Geschützt werden naturnahe Laubwaldgesellschaften auf frischen, feuchten und trockenen Standorten mit eingestreuten Felsfluren und Halbtrockenrasen.[2]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das FFH-Gebiet liegt im Übergangsbereich der Naturräume Vorderer Odenwald und Bergstraße.[3][2] Es befindet sich im Gebiet der Gemeinden Seeheim-Jugenheim (Gemarkung Balkhausen, Jugenheim, Ober-Beerbach, Seeheim), Alsbach-Hähnlein (Gemarkung Alsbach) und der Städte Zwingenberg (Gemarkung Zwingenberg) und Bensheim (Gemarkung Auerbach, Hochstädten). Das Schutzgebiet erstreckt sich von 160 bis 517 Meter Meereshöhe über einen Höhenzug am Westrand des Odenwaldes.[2]
Es besteht aus drei Teilbereichen mit einer Gesamtfläche von 953,9 Hektar. Der nördliche Teil umfasst die Alexanderhöhe, Tannenberg (339 m) und Kniebrecht. Südlich des Stettbachtals schließt der Bereich Heiligenberg, Marienberg (331 m) und Goschenrod an. Im Süden folgt der größte Teilbereich mit den Erhebungen Bayernhöhe (331 m), Darsberg (374 m), Melibokus (517 m) und Burgwald (309 m).[2] Dieser Teil schließt auch das Naturschutzgebiet „Orbishöhe von Auerbach und Zwingenberg“ ein.[4]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gebirgszug besteht aus Granitgestein, am westlichen Gebirgsrand existieren teils mächtige Lössauflagen. Die ausgedehnten Waldflächen des Schutzgebietes werden seit langer Zeit als Hochwald genutzt. Der größte Teil ist Rotbuchenwald, in geringerem Umfang gibt es auch wärmeliebende Eichenwälder, Bach-Erlen-Eschenwälder und naturnahen Blockschuttwald. Stellenweise wurden lebensraumfremde Nadelhölzer angepflanzt. Bemerkenswert sind kleine Flächen mit Resten von Halbtrockenrasen im Bereich ehemaliger Weinberge und am Steinbruch der Orbishöhe. Am Heiligenberg und im Stettbachtal finden sich artenreiche Magerwiesen auf kalkreichem Lössboden.[2]
Flora und Fauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die schutzwürdigen Waldbereiche sind größtenteils Waldmeister-Buchenwald, in der Krautschicht wachsen typischerweise Waldmeister, Buschwindröschen, Wald-Flattergras, Einblütiges Perlgras, Wald-Schwingel und Wald-Segge. An bodensauren Standorten dominiert Hainsimsen-Buchenwald mit Weißlicher Hainsimse, Draht-Schmiele und Heidelbeere. Nur kleinflächig kommen weitere wertvolle Waldlebensraumtypen vor: Auf den kalkreichsten Böden findet sich mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald, der durch Weißes Waldvöglein, Langblättriges Waldvöglein, Blaugrüne Segge und Maiglöckchen gekennzeichnet ist. An blockreichen Hängen wachsen Schlucht- und Hangmischwälder, außerdem gibt es Labkraut-Eichenwälder.[2]
In den artenreichen Magerwiesen gedeihen Wiesen-Salbei, Kleiner Wiesenknopf und Knolliger Hahnenfuß. Die Fragmente von Halbtrockenrasen zeichnen sich durch seltene Pflanzenarten aus, unter anderem Gold-Aster, Blaugrünes Labkraut, Gelber Zahntrost, Steppen-Lieschgras, Aufrechter Ziest, dazu kommen Arten wärmeliebender Säume wie Blutroter Storchschnabel, Rauer Alant, Hirschwurz-Haarstrang und Schwalbenwurz. In der Felswand des Steinbruchs bilden verschiedene Farnarten eine Felsspaltenvegetation.[2]
Im Gebiet leben zahlreiche Vogelarten, darunter Uhu, Schwarzspecht, Wanderfalke und Rotmilan. Unter den Insekten sind der Hirschkäfer und der Schmetterling Russischer Bär bemerkenswert.[2] Im Stettbachtal kommen nach neueren Beobachtungen auch Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling vor.[5]
Erhaltungs- und Schutzziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dem FFH-Gebiet sollen folgende Lebensraumtypen erhalten werden:[1][6]
- 6212 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia)
- 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
- 8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
- 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
- 9130 Waldmeister-Buchenwald (Galio-odorati-Fagetum, früher Asperulo-Fagetum)
- 9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald (Cephalanthero-Fagion)
- 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
- 9180 (*) Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
Als Erhaltungsziele der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie werden folgende Tiere und Pflanzen genannt:[1][6]
- Lucanus cervus (Hirschkäfer)
- Euplagia quadripunctaria (Russischer Bär oder Spanische Flagge)
- Dicranum viride (Grünes Besenmoos)
Der Maßnahmenplan ergänzt zudem:[5]
- Maculinea nausithous (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling)
- Maculinea teleius (Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling)
Pflege und Bewirtschaftung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Bewirtschaftungsplan regelt die nötigen Bewirtschaftungsweisen und Pflegemaßnahmen. In den Wäldern sollen naturnahe und strukturreiche Bestände gefördert werden, die stehendes und liegendes Totholz, Höhlenbäume sowie lebensraumtypische Baumarten in verschiedenen Entwicklungsstufen und Altersphasen aufweisen. Ein großer Anteil der Waldfläche (342,5 ha) wird als Kernfläche Naturschutz ganz aus der Nutzung genommen und der natürlichen Entwicklung überlassen.[5]
Tourismus und Naherholung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ganze Gebiet hat eine große Bedeutung für Freizeit und Erholung. Stark besuchte Ausflugsziele sind insbesondere das Auerbacher Schloss, das Alsbacher Schloss, Schloss Heiligenberg, die Burgruine Tannenberg sowie der Gipfel des Melibokus mit seinem Aussichtsturm. Zahlreiche Wanderwege durchziehen die Waldbereiche, unter anderem der Alemannenweg und der Nibelungensteig. Die Verkehrssicherungspflicht an Wanderwegen, Straßen und Parkplätzen kann im Einzelfall zu Konflikten mit den Erhaltungszielen führen.[5]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c 6217-305 Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg. Natura 2000 - Verordnung FFH-Gebiete. Regierungspräsidium Darmstadt, 20. Oktober 2016, abgerufen am 27. Mai 2021.
- ↑ a b c d e f g h Rainer Cezanne, Sylvain Hodvina, Gerd Rausch, Thomas Wolf: Grunddatenerfassung zu Monitoring und Management des FFH-Gebietes Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe beiSeeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg 6217-305. PDF. Regierungspräsidium Darmstadt, 10. Dezember 2010, abgerufen am 27. Mai 2021.
- ↑ Otto Klausing: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 151 Darmstadt. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
- ↑ Karte des FFH-Gebietes. natureg.hessen.de, abgerufen am 27. Mai 2021.
- ↑ a b c d Harri Pfaff (Hessen Forst): Bewirtschaftungsplan für das FFH-Gebiet Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg. PDF. Regierungspräsidium Darmstadt, 6. Oktober 2017, abgerufen am 27. Mai 2021.
- ↑ a b Steckbriefe der Natura 2000 Gebiete. 6217-305 Kniebrecht,Melibocus u.Orbishöhe b.Seeheim-Jugenh.,Alsb.u.Zwing. (FFH-Gebiet). Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 27. Mai 2021.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg in der World Database on Protected Areas (englisch)
- Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg, European Environment Agency (EEA).