Joachim Hellwig

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Joachim Hellwig (* 31. März 1932 in Birnbaum, Posen, Polen; † 14. Juli 2014[1]) war ein deutscher Dokumentarfilmregisseur, Dramaturg und Autor, der von 1954 bis 1991 im DEFA-Studio für Dokumentarfilme in Potsdam-Babelsberg tätig war. 1970 gründete er die Künstlerische Arbeitsgruppe (KAG) futurum (defa futurum). Nach 1991 war er freischaffend tätig, unter anderem als künstlerischer Berater.

Jugend und Ausbildung

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Schon als Schüler arbeitete Hellwig als Filmvorführer. Nach dem Ende der Schulzeit war er bei der Phönix-Film in Berlin und bei der DEFA-Synchronabteilung als Aufnahmeleiter tätig. 1951 begann er bei der DEFA als Aufnahmeleiter und Regiehilfe, von 1952 bis 1954 absolvierte er unter anderem bei Andrew Thorndike eine Regieassistenz.

Tätigkeit als Regisseur

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1954 schloss Hellwig seine Ausbildung als Regisseur ab. Nebenher betrieb er ein Fernstudium der Literaturwissenschaft. Er realisierte in der Folgezeit unter anderem folgende Filme:

Am 1. Juli 1971 gründete Hellwig nach einer längeren Vorbereitungszeit die Künstlerische Arbeitsgruppe (KAG) futurum (defa futurum). Die Entstehung dieser Gruppe und ihre Aufgaben werden ausführlich in seiner 1975 zusammen mit Claus Ritter (1929–1995) an der Karl Marx-Universität Leipzig abgeschlossenen Dissertation Erkenntnisse und Probleme, Methoden und Ergebnisse bei der künstlerischen Gestaltung sozialistischer Zukunftsvorstellungen im Film unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen der AG defa-futurum dargestellt. Ziel von defa futurum war eine filmische sozialistische Antwort auf die so genannte bürgerliche Futurologie, deren Einfluss, unter anderem durch das westdeutsche Fernsehen, Hellwig in der DDR fürchtete.

Wichtigste Merkmale der Gruppe waren das Arbeitsprinzip Werkstatt Zukunft und der so genannte Nicht-Spielfilm; ein Begriff, den Hellwig von dem sowjetischen Filmregisseur Dsiga Wertow übernahm.

Nach der Auflösung der KAG 1981 verzichtete Hellwig auf eine weitere Auseinandersetzung mit der zukünftigen Entwicklung in der DDR und produzierte Dokumentationen zur deutschen Geschichte wie Im Land der Adler und der Kreuze – Bilder aus der deutschen Geschichte (1980) und Kaiser, Könige und Soldaten (1981) oder Tierfilme wie Tier- und Jagdgeschichten (5 Teile, 1982–1988). Nach 1991 war Hellwig als künstlerischer Berater bei mehreren Dokumentationen zur deutschen Geschichte tätig.

Preise und Auszeichnungen

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  • mit Claus Ritter: Erkenntnisse und Probleme, Methoden und Ergebnisse bei der künstlerischen Gestaltung sozialistischer Zukunftsvorstellungen im Film unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen der AG defa-futurum, Leipzig OCLC 313111124 (Gemeinsame Dissertation Universität Leipzig, Philosophische Fakultät, 1975. 373 Seiten).
  • mit Claus Ritter: Reise ins 3. Jahrtausend: Szenarium zu einem Nichtspielfilm. Defa, Künstlerische Arbeitsgruppe Profil, Berlin 1969 DNB 577199889.
  • Mit Armin Müller unter anderem: Kampf um Deutschland, Berlin (Ost) 1968.
  • Mit Claus Ritter: Papas Kino. Auch eine „Sitten“-Geschichte vom Film, Berlin (Ost) 1964.
  • Mit Claus Ritter: Mach Dir ein paar schöne Stunden … (geh ins Kino), Berlin (Ost) 1963.
  • Mit Wolfgang Weiss: So macht man Kanzler, Berlin (Ost) 1962.
  • Mit Hans Oley: Bilderbuch vom starken Mann, Berlin (Ost) 1962.
  • Der Fall Heusinger, Berlin (Ost) 1959.
  • Eintrag Joachim Hellwig in: Günter Jordan, Ralf Schenk (Redaktion): Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946–92, Jovis, Berlin 1996, S. 401f, ISBN 3-931321-51-7 (2., korrigierte und erweiterte Auflage 2000).
  • Rolf Liebmann: Filmdokumentaristen der DDR, Staatliches Filmarchiv der DDR, Berlin 1969, DNB 945311680.
  • Sonja Fritzsche: East Germany´s Werkstatt Zukunft: Futurology and the Science Fiction Films of defa-futurum, in: German studies review, Band 29, Heft 2 (2006), S. 367–386.
  • Simon Spiegel: Bilder einer besseren Welt. Die Utopie im nichtfiktionalen Film, Marburg 2019, S. 179–211. ISBN 978-3-7410-0340-0.

Einzelnachweise

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  1. Newsletter der DEFA-Stiftung 2014, Nr. 4, S. 6.
  2. Ein Tagebuch für Anne Frank bei der DEFA-Stiftung, abgerufen am 5. November 2019