Isabel Schnabel
Isabel Schnabel (geb. Gödde; * 9. August 1971 in Dortmund) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin. Seit 2020 ist sie Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie seit 2015 Professorin für Finanzmarktökonomie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Von 2014 bis 2019 war sie zudem Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“). Ihre Forschungsgebiete sind Finanzkrisen, Wirtschaftsgeschichte und das Bankenwesen.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Abitur am Stadtgymnasium Dortmund und einer Banklehre bei der Deutschen Bank Dortmund studierte sie ab 1992 Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Auslandsaufenthalte führten sie an die Sorbonne nach Paris, nach Sankt Petersburg und an die University of California, Berkeley. 1998 schloss sie als Jahrgangsbeste mit dem Diplom ab. Im Februar 2003 promovierte sie in Mannheim summa cum laude mit der Dissertation Macroeconomic Risks and Financial Crises – A Historical Perspective. Danach arbeitete sie als Wissenschaftlerin am Lehrstuhl von Martin Hellwig, an der Harvard University sowie am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn.
Im April 2007 trat sie eine Professur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an, im Dezember 2015 wechselte sie an die Universität Bonn.[2] Daneben ist sie Research Affiliate am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn sowie Research Fellow am Centre for Economic Policy Research in London.
Im April 2014 wurde Schnabel vom Bundeskabinett für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung als Nachfolgerin von Claudia Maria Buch vorgeschlagen, die zum Monatsende ausschied und als Vizepräsidentin zur Deutschen Bundesbank wechselte. Am 26. Juni 2014 wurde sie als Mitglied des Rates berufen.[3] Mit ihrem Wechsel zur EZB schied sie zum Jahresende 2019 aus dem Gremium aus.
Seit 2018 ist Schnabel Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, seit 2019 der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
Seit dem 1. Januar 2020 ist sie Mitglied des EZB-Direktoriums.[4] Dort übernahm sie die Zuständigkeit für die Ressorts Marktoperationen sowie Forschung und Statistik.[5]
Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem Interview mit Jung & Naiv bejahte Schnabel, dass sie endloses Wirtschaftswachstum für erreichbar halte. Sie glaube, dass dies durch technologischen Fortschritt und Ressourceneffizienz möglich sei und bezeichnete Die Grenzen des Wachstums als widerlegt. Damit widersprach sie Wachstumskritikern und Teilen der Nachhaltigkeitswissenschaft, die planetare Grenzen und Rebound-Effekte als dem entgegenstehend hervorheben, aber auch zeitgenössischen Fachkollegen wie Achim Truger[6] und Kate Raworth, die für „eine agnostische Haltung zum Wachstum“[7] plädieren.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Isabel Schnabel ist mit dem Ökonomen Reinhold Schnabel verheiratet. Das Paar hat drei Töchter.[8]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2018: Gustav-Stolper-Preis des Vereins für Socialpolitik
- 2024: Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften[9]
- 2024: Weltwirtschaftlicher Preis[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Profil des Department of Economics Finance Group der Universität Bonn
- twitter Account von Isabel Schnabel
- Jung & Naiv, Folge 563: Isabel Schnabel
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vita Prof. Dr. Isabel Schnabel. Abgerufen am 16. September 2016.
- ↑ Isabel Schnabel forscht und lehrt nun an der Uni Bonn. Universität Bonn, 23. Dezember 2015, abgerufen am 14. August 2016 (Pressemitteilung).
- ↑ Berufung von Prof. Isabel Schnabel in den Sachverständigenrat. In: www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de. 26. Juni 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2016; abgerufen am 14. August 2016.
- ↑ EZB: Direktorium. 2. Januar 2020, abgerufen am 2. Januar 2020.
- ↑ Spiegel Online: Ökonomin Schnabel kauft für die EZB Anleihen. 3. Januar 2020, abgerufen am 17. März 2020.
- ↑ Stefan Schocher: Achim Truger: "Die Finanzkrise hat naiven Marktglauben erschüttert". In: Moment. 29. November 2019, abgerufen am 28. März 2022: „Was die "Postwachstumsökonomie" angeht, habe ich auch da grundsätzlich Sympathien. Wachstum muss kein Ziel sein, sondern Wohlstand, und der kann ja auch durch viel mehr Freizeit steigen.“
- ↑ Kate Raworth: Die Donut-Ökonomie endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört. 1. Auflage. München 2018, ISBN 978-3-446-25845-7, S. 293 ff.
- ↑ Andrea Rexer:"Isabel Schnabel: Abenteuerlustig" Emma.de vom 21. Februar 2018
- ↑ ÖAW wählt 34 neue Mitglieder. In: ots.at. 15. April 2024, abgerufen am 15. April 2024.
- ↑ Weltwirtschaftlicher Preis 2024. In: ifw-kiel.de. Institut für Weltwirtschaft, 23. Juni 2024, abgerufen am 29. Juni 2024.
Personendaten | |
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NAME | Schnabel, Isabel |
ALTERNATIVNAMEN | Gödde, Isabel (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin |
GEBURTSDATUM | 9. August 1971 |
GEBURTSORT | Dortmund |
- Wirtschaftsweiser
- Ökonom (21. Jahrhundert)
- Person (Europäische Zentralbank)
- Hochschullehrer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
- Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
- Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Absolvent der Universität Mannheim
- Deutscher
- Geboren 1971
- Frau