Heidenhain
Dr. Johannes Heidenhain GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Sitz | Traunreut, Deutschland |
Leitung | Hubert Ermer Lutz Rissing Anna Enzinger (Geschäftsführung)[1] |
Mitarbeiterzahl | 4139[2] |
Umsatz | 668 Millionen Euro[2] |
Branche | Messtechnik, Industrieelektronik |
Website | www.heidenhain.de |
Stand: 2019 |
Die Dr. Johannes Heidenhain GmbH, häufig nur Heidenhain (Eigenschreibung in Versalien), ist ein deutscher Hersteller mechatronischer Messgeräte für Länge und Winkel mit Sitz im oberbayerischen Traunreut; außerdem werden CNC-Steuerungen hergestellt.[3] Die Längen- und Winkelmesssysteme eignen sich z. B. für den Einsatz in automatisierten Maschinen und Anlagen, insbesondere für Werkzeugmaschinen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen hat seine Ursprünge in einer 1889 von Wilhelm Heidenhain in Berlin gegründeten Metallätzerei. Diese fertigte neben Schablonen, Firmen- und Typenschildern auch Skalen.[4] 1928 wurde bei Heidenhain das Metallur-Verfahren entwickelt und als Patent angemeldet. Dieses Bleisulfid-Kopierverfahren ermöglichte erstmals die exakte Kopie einer Originalteilung auf eine Metalloberfläche und ließ sich industriell nutzen. 1932 verstarb der Firmeninhaber Wilhelm Heidenhain und sein Sohn Johannes Heidenhain (1898–1980), bereits seit 1929[5] Teilhaber und ehemaliger Mitarbeiter Otto Hahns, übernahm die Leitung des Unternehmens. 1943 fertigte Heidenhain Längenmaßstäbe mit einer Abweichung von ± 15 µm und Kreisteilscheiben mit einer Abweichung von ± 1 Winkelsekunde. Heute fertigt Heidenhain Längenmaßstäbe mit Messschritten von <1 nm (≙ <0.000001 mm).[6]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Heidenhain gegründet (Eintrag im Handelsregister vom 1. Januar 1947), zunächst mit Sitz in Rain am Lech, es folgte aber schon 1948 der Umzug nach Traunreut.[5] Die Erfindung des Diadur-Verfahrens gestattete es, sehr feine Strukturen aus Chrom auf beliebige Substrate wie z. B. Glas aufzubringen. Dies nutzte Heidenhain für die Herstellung von preisanzeigenden Waagenskalen oder Schriftscheiben. Am 28. Februar 1950 erfolgte die Patentierung des Diadur-Verfahrens. Auf das Diadur-Verfahren aufbauend wurden 1952 optische Positionsmessgeräte für Werkzeugmaschinen ins Programm genommen. 1961 folgten fotoelektrisch abgetastete Längen- und Winkelmessgeräte. 1968 wurden erstmals numerische Positionanzeigen hergestellt.
Im Jahre 1970 wurde die gemeinnützige Dr. Johannes Heidenhain Stiftung GmbH gegründet.[4] Die Dr. Johannes Heidenhain GmbH gehört zu 100 % der Stiftung.[7]
1976 wurde die erste Heidenhain CNC-Steuerung entwickelt. 1987 erfolgte die Serieneinführung eines Längenmaßstabs mit interferentiellem Messprinzip, der Messschritte bis zu einem Nanometer ermöglicht. 1997 wurde mit der EnDAT-Schnittstelle ein schneller serieller Datenkanal zur Übertragung von Positionsinformationen geschaffen.[4]
Firmendaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen produziert Längenmessgeräte, Messtaster, Winkelmessgeräte, Drehgeber, Bahnsteuerungen, Werkzeug-/Werkstück-Tastsysteme, Positionsanzeigen und Zählerkarten.
Während im Geschäftsjahr 2014 mit rund 3640 Mitarbeitern ein Umsatz von 651 Millionen Euro erwirtschaftet wurde[8], lagen die erzielten Erlöse 2017 bei rund 780 Millionen Euro mit 3870 Mitarbeitern. Bis Ende 2019 wurden über 20 Millionen Drehgeber und Winkelmessgeräte, ca. 7 Millionen Längenmessgeräte, 500.000 Positionsanzeigen und über 280.000 TNC-Steuerungen gefertigt.[9]
Die Dr. Johannes Heidenhain GmbH ist an verschiedenen Tochterunternehmen beteiligt:[2]
- hmp Heidenhain-Microprint GmbH, Berlin
- KL Messtechnik & Service, Heßdorf
- Leine & Linde AB, Schweden
- Numerik Jena GmbH, Jena, Deutschland (Hersteller von optischen Längen- und Winkelmesssystemen)
- Vistec Electron Beam GmbH, Jena
- IMT Masken und Teilungen AG, Greifensee, Schweiz
- Etel SA, Môtiers, Schweiz
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Johannes-Heidenhain-Gymnasium in Traunreut trägt den Namen der Firma. Die Firma vergibt jedes Jahr an einen Abiturienten der Schule ein Stipendium, das ein Studium über bis zu fünf Jahre finanziell absichert.
Kritik an angeblichen Handelsbeziehungen nach Russland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Chief Executive Leadership Institute der US-amerikanischen Universität Yale, das Unternehmen mit geschäftlichem Engagement in Russland auflistet, kritisierte jedoch 2022, dass Heidenhain auch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine potenziell weiterhin über eine Partnergesellschaft in Russland aktiv ist („still operating in Russia through a third-party; not disclosed publicly“).[10] Steuerungen für Werkzeugmaschinen der Firma werden, ähnlich wie auch Konkurrenzprodukte der Firma Siemens, in der russischen Rüstungsindustrie eingesetzt.[11] Heidenhain betreibt seit mehreren Jahren keine eigene Niederlassung mehr in Russland.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Impressum. In: heidenhain.de. Dr. Johannes Heidenhain GmbH, abgerufen am 8. August 2020.
- ↑ a b c Jahresabschluss Dr. Johannes Heidenhain GmbH zum Geschäftsjahr 2019 im Bundesanzeiger
- ↑ HEIDENHAIN-Produkte für höchste Genauigkeitsansprüche. In: heidenhain.de. Dr. Johannes Heidenhain GmbH, abgerufen am 18. Juli 2021.
- ↑ a b c Die Geschichte von Heidenhain und die Meilensteine der Produktentwicklung. Dr. Johannes Heidenhain GmbH, archiviert vom am 23. August 2012; abgerufen am 14. Oktober 2013.
- ↑ a b Dr. Johannes Heidenhain – ein Unternehmer. Herausgegeben von der Dr. J. Heidenhain GmbH, Januar 1998; ohne ISBN.
- ↑ Produktübersicht Längenmessgeräte. In: www.heidenhain.de. Dr. Johannes Heidenhain GmbH, Juni 2021, archiviert vom am 28. August 2023; abgerufen am 28. August 2023 (deutsch).
- ↑ Dr. Johannes Heidenhain Stiftung GmbH. Dr. Johannes Heidenhain GmbH, abgerufen am 14. Oktober 2013.
- ↑ Jahresabschluss 2014 der Dr. Johannes Heidenhain GmbH im Bundesanzeiger
- ↑ Heidenhain heute. In: heidenhain.de. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
- ↑ Over 1,000 Companies Have Curtailed Operations in Russia—But Some Remain. In: yale.edu. Yale School of Management, 20. Dezember 2022, abgerufen am 23. Dezember 2022.
- ↑ Rostec - Putins Waffenschmiede. In: capital.de. 3. September 2022, abgerufen am 23. Dezember 2022.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 47° 57′ 50,4″ N, 12° 35′ 40,6″ O