Grainbach
Grainbach ist ein Gemeindeteil von Samerberg und eine Gemarkung im Landkreis Rosenheim, Regierungsbezirk Oberbayern.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeindeteile von Samerberg liegen östlich des Inns räumlich verstreut auf einem etwa sieben Kilometer langen hügeligen Hochplateau in ca. 600 bis 750 m Höhe ü. NN zwischen Nußdorf im Inntal im Südwesten und Frasdorf an der Autobahn A 8 München–Salzburg im Nordosten. Das Kirchdorf Grainbach befindet sich im östlichen Bereich des Samerberger Gemeindegebiets, rund zwei Kilometer nördlich des Hochriesgipfels.
Das flache Gelände außerhalb des Dorfs ist moosig. Mitten durch die Niederung fließt der Achenbach.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grainbach wird in einer Schenkungsurkunde des 12. Jahrhunderts unter dem Ortsnamen Grounpach erwähnt. Hier war Arnold de Grounpach mit seiner Frau Bertha ansässig, der ein Ministeriale des Herzogs Konrad von Dachau war. Er vermachte um das Jahr 1135 dem Kloster Herrenchiemsee das Gut (Praedium) Frimpuole, früher Brennbühel,[1] heute der Weiler Brennbichl südöstlich von Roßholzen und nördlich des Heubergs. Im Jahr 1150 schenkte er dem Kloster außerdem ein kleines Landgut, zu dem auch eine Mühle gehörte. Vermutlich hatte die Mühle im Ortsteil Altmühl gestanden, wo aber bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts seit Langem keine Mühle mehr war. Um letztere Zeit befand sich eine Wassermühle im tiefer gelegenen Weiler Speckbach,[2] von der noch heute (2020) ein Gebäudeteil erhalten ist (der Gemeindeteil Speckbach liegt am Ortsausgang von Achenmühle in Richtung Samerberg). Bis zur Gebietsreform in Bayern war Grainbach eine eigenständige Gemeinde mit einer Fläche von etwa 700 Hektar und (im Jahr 1961) vierzehn Gemeindeteilen.[3]
Im Jahr 1969 wurde in Grainbach, Roßholzen, Steinkirchen und Törwang eine Volksbefragung durchgeführt, um darüber zu entscheiden, ob die vier bis dahin eigenständigen Gemeinden zu einer einzigen Gemeinde mit Verwaltungssitz in Törwang vereinigt werden sollten. Es entschieden sich 88 % der Wähler für dieses Vorhaben, und am 1. Januar 1970 wurde die neue Gemeinde Samerberg durch die Zusammenlegung von Grainbach, Roßholzen, Steinkirchen und Törwang gebildet.[4] Seither ist Grainbach ein Gemeindeteil von Samerberg.
Zur ehemaligen Gemeinde gehörten folgende Wohnplätze:
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
---|---|---|
1817 | 153 | in 24 Häusern[5] gezählt am Jahresende im Dekanat Söllhuben[6] |
1824 | 158 | in 24 Häusern[7] |
1840 | 250 | [8][9] nach anderen Angaben 160 Einwohner in 24 Häusern[10] |
1861 | 261 | [8] |
1871 | 241 | am 1. Dezember 1871, in 51 Häusern[11] |
1885 | 248 | [8] |
1900 | 234 | [8] |
1910 | 281 | am 1. Dezembefr[8][12][13] |
1919 | 285 | [8] |
1925 | 338 | [8] |
1933 | 316 | [14][8] |
1939 | 317 | [14][8] |
1946 | 589 | [8] Aufnahme von Vertriebenen |
1950 | 527 | [8] |
1952 | 469 | [8] |
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grainbach ist sowohl im Sommer als auch im Winter ein beliebtes Anreiseziel besonders von Wochenendtouristen. Die Hochries mit ihren vom Alpenverein instandgehaltenen Wanderwegen gilt als der ‚Hausberg der Rosenheimer‘.
Von der Mittelstation der Hochriesbahn aus, die mit einem Sessellift erreicht werden kann, führt ein anspruchsvoller Mountainbike-Parcours hinunter bis zur Talstation. Das Mountainbike kann im Sessellift mitgenommen werden.
Die Abteilung Tennis des Wintersportvereins Samerberg (WSV Samerberg), die neben der Talstation des Sessellifts ihr Clubhaus hat und über vier Sandplätze verfügt, gestattet Nichtmitgliedern gegen Gebühr die Benutzung der Plätze.
Gleitschirmfliegern, die am Gipfel der Hochries ihre Startrampen haben, steht unterhalb der Talstation und der Tennisanlage auf einer Wiese ein großflächiger Landeplatz zur Verfügung, der für diesen Zweck angemietet worden ist.
Im Winter wird bei ausreichenden Schneeverhältnissen auf dem flachen Gelände am Fuß der Hochries eine sehr weitläufige doppelspurige Loipe präpariert. Rodeln ist im Winter u. a. an dem Hang neben dem Sessellift möglich.
- Zu den Möglichkeiten sportlicher Betätigung siehe auch: Artikel Samerberg, Abschnitt „Sportanlagen“.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grainbach liegt südlich einer Landstraße, die von Achenmühle aus an Törwang vorbei über Roßholzen weiter ins Inntal führt. Das Dorf hat eine Haltestelle der DB-Omnibuslinie 9493 Roßholzen–Törwang–Lauterbach–Rosenheim. Während der Sommersaison verkehrt an Wochenenden vom Bahnhof Rosenheim aus ein zusätzlicher ‚Wanderbus‘. Die Autobahn A8 München–Salzburg kann in Achenmühle erreicht werden, die Autobahn Rosenheim–Innsbruck über Roßholzen und Nußdorf am Inn in Brannenburg.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Filialkirche St. Ägidius und Nikolaus, erstmals 1467 erwähnt, mit einem spätgotischen Portal. Das außergewöhnlich dickwandige Mauerwerk der Kirche lässt darauf schließen, dass sie im Mittelalter einmal als Wehrkirche angelegt wurde.[15]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung (Fortsetzung). In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischer Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, 9. Abschnitt: Beiträge zur Chronik des Pfarrbezirkes Rordorf, S. 244–270, insbesondere S. 254–260 (online).
- Grainbach, Bezirksamt Rosenheim, Oberbayern, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Grainbach).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Martin von Deutinger: Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach der Ordnung der Decanate, München 1820, S. 489 (online)
- ↑ Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung. 9. Abschnitt: Beiträge zur Chronik des Pfarrbezirks Rordorf. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischer Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, S. 258–259 (online)
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 179 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 561.
- ↑ Martin von Deutinger: Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach der Ordnung der Decanate, München 1820, S. 488 (online)
- ↑ Deutinger, loc. cit., Vorerinnerung, S. VII
- ↑ Adolph von Schaden: Topographisches Handbuch für den Isarkreis im Königreich Bayern. München 1824, S. 149 (online).
- ↑ a b c d e f g h i j k l Historisches Gemeindeverzeichnis – Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952, Heft 192 der Beiträge zur Statistik Bayerns, herausgegeben vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1953, S. 39 (online, MDZ).
- ↑ Hans Rieder: Rohrdorf/Obb. – Eine Ortsgeschichte, herausgegeben von der Gemeinde Rohrdorf/Obb., Band 2, Rohrdorf (am Inn) 1997, S. 110.
- ↑ Bayerlacher: Kurze Beschreibung des königlich bayerischen Landgerichts Rosenheim und des gräflich Preysingischen Herrschafts-Gerichts Hohenaschau, München 1841, S. 99 (online).
- ↑ Königl. bayerisches Statistisches Bureau: Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern - mit einem alpabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875, München 1877, Sp. 243 (online)
- ↑ Grainbach, Bezirksamt Rosenheim, Oberbayern, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Grainbach).
- ↑ Bezirksamt Rosenheim – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
- ↑ a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Stadt und Landkreis Rosenheim. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
- ↑ Hildegard Osterhammer und Franz Osterhammer: Flurdenkmäler auf dem Samerberg, herausgegeben von der Gemeinde Samerberg und der Pfarrei Törwang, 2. Auflage, Samerberg 2018, S. 37–38.
Koordinaten: 47° 47′ N, 12° 14′ O