Emil Steinberger

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Emil Steinberger, 2006

Emil Steinberger (* 6. Januar 1933 in Luzern; heimatberechtigt ebenda) ist ein Schweizer Kabarettist, Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler. Seit den 1970er-Jahren tritt er als Emil auf. Er gilt als der bekannteste Kabarettist der Schweiz. In der ironisch-satirischen Filmkomödie Die Schweizermacher von Rolf Lyssy brillierte er 1978 in seiner Rolle als Assistent eines spiessbürgerlichen Einbürgerungsbeamten.

Emil Steinberger ist Sohn des Buchhalters Rudolf Steinberger und dessen Frau Creszentia. Schon als Junge improvisierte er Sketche. Nach einer Ausbildung zum Postbeamten und neun Jahren Schalterdienst besuchte er ab 1960 fünf Jahre lang die Kunstgewerbeschule Luzern (heute Fachklasse Grafik Luzern) und wurde diplomierter Grafiker. Damals spielte er im Kabarett «Cabaradiesli» mit. Im September 1967 eröffnete er gemeinsam mit seiner ersten Ehefrau das Kleintheater am Bundesplatz, heute Kleintheater Luzern, in dem Jazzkonzerte, Theater- und Kabarettvorstellungen stattfanden und er seine ersten eigenen Programme aufführte. Steinberger führte in Luzern zudem während einiger Jahre das Kino moderne und baute 1973 ein Studiokino mit 150 Plätzen auf, das 2008 geschlossene Atelier-Kino.

Emil Steinberger (links) und Franz Hohler 1975 im Programm Emil träumt, ETH-Bibliothek CC-BY-SA-4.0, fotografiert von Hans Krebs, Comet Photo AG, ETH-Bildarchiv, Zürich

Anfang der 1970er Jahre füllte Steinberger mit seinen Soloprogrammen «Geschichten, die das Leben schrieb», «E wie Emil» und «Emil träumt» alle Theater der Schweiz. Zur Bekanntheit in Deutschland trugen die von der ARD ausgestrahlten Emil-Aufzeichnungen bei. Es folgten Tourneen in allen deutschsprachigen Ländern.

Im Jahr 1977 stand er für neun Monate in der Manege des Circus Knie. Ein weiterer Meilenstein seiner Karriere war eine der beiden Hauptrollen in dem Film Die Schweizermacher unter dem Regisseur Rolf Lyssy.

1980 war er finanzieller Geburtshelfer und Regisseur beim Neustart des Circus Roncalli in Köln. Im selben Jahr wurde sein zweiter Sohn Martin aus einer ausserehelichen Beziehung geboren.[1] Sein Bühnenprogramm Feuerabend, das er 1980 begann, war so erfolgreich, dass er beschloss, nur noch Emil zu sein.

In der französischen Schweiz spielte er in den 1980er-Jahren seine Nummern auch auf Französisch in den Programmen «Une heure avec Emil» und «Feu et flamme». In dem 1986 von Willy Bogner produzierten Sportfilm Feuer und Eis übernahm er in der deutschsprachigen Synchronisation die Rolle des Erzählers. 1987 trat er zum letzten Mal als Emil auf und beendete damit vorläufig seine Bühnenkarriere.

Von 1990 bis 1991 gehörte Emil Steinberger zum Rateteam in Ja oder Nein, einem Was bin ich?-Remake mit Joachim Fuchsberger. Gleichzeitig war er in der Werbung tätig. Er schrieb und inszenierte unter anderem 100 Werbespots. In dieser Zeit inszenierte er eine grosse Werbetour für «Schweiz Tourismus» unter dem Titel «Schweiz Plus» und tourte mit einer Truppe durch Deutschland.

Emil und Niccel Steinberger, 2007

Ende 1993 ging er nach New York, um dort ein Leben in der Anonymität zu führen. Am 28. Mai 1999 heiratete er in New York Niccel (eigentlich: Nicole) Kristuf (* 1965). 1999 kehrten sie zusammen in die Schweiz zurück und lebten 15 Jahre lang in Montreux am Genfersee.

1999 erschien sein erstes Buch «Wahre Lügengeschichten». Im Jahr 2000 gründete er mit seiner zweiten Frau Niccel einen eigenen Verlag, die Edition E, in der 2001 sein zweites Buch «Emil via New York», CDs sowie DVDs mit Emils früheren Programmen erschienen. Seit 1999 war er mit Lesungen unterwegs, die sich zu einem neuen Bühnenprogramm entwickelten. Mit diesem Programm trat er mehr als 850-mal auf. Von 2015 bis Ende 2017 machte er eine Tournee mit dem Programm «Emil – no einisch» («Emil – noch einmal»), das er auf Schweizerdeutsch, Deutsch mit Schweizer Lokalkolorit und Französisch gespielt hat[2] und in dem viele erfolgreiche Nummern aus seinen Programmen der 1960er bis 1980er Jahre enthalten sind. Im November 2017 wurde im Gloria-Theater in Bad Säckingen eine Aufzeichnung dieses Programmes für das Schweizer Radio und Fernsehen gemacht[3] und am 6. Januar 2018 anlässlich seines 85. Geburtstages auf SRF 1 ausgestrahlt.[4]

Zwischendurch war er als Sprecher in Kinderhörspielen (z. B. in Michel vo der Schwand (Michel aus Lönneberga) von Astrid Lindgren) tätig. Für den Diogenes-Verlag und Hans Fischers Kindergeschichte Pitschi las er Hörbücher ein.

Zu seinem 75. Geburtstag wurde er 2008 von der Stadt Luzern zum Ehrenbürger ernannt. 2013 brachte der Knapp-Verlag anlässlich des 80. Geburtstags Steinbergers neuestes Buch «Lachtzig» heraus. Anlässlich seines 88. Geburtstags zeigte das Schweizer Fernsehen SRF 1 sein Programm «Alles Emil, oder?!».[5]

Von 1966 bis 1989 war Steinberger in erster Ehe mit Maya Rudin (1946–2023) verheiratet. Aus der Verbindung ging der 1969 geborene Sohn Philipp hervor.[6] 1999 heiratete er in New York City die 32 Jahre jüngere Künstlerin Niccel Kristuf (* 1965). Mit ihr lebte er fortan in Montreux, bevor beide 2014 nach Basel zogen.

Filmografie (Auswahl)

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  • 1975: Emil auf der Post
  • 1984: Frisch, frech, fröhlich – frei? – Eine Olympische Kabarettsendung
  • 1987: Flucht mit Luzifer (Miniserie)

Schallplatten und CDs

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  • 1970: Geschichten, die das Leben schrieb
  • 1971: Geschichten, die das Leben schrieb, Teil 2
  • 1972: EMIL improvisierte…
  • 1973: E wie Emil
  • 1976: Emil träumt…
  • 1976: Emil die 2(te)
  • 1981: Feuerabend
  • 2005: Eine kabarettistische Lesung (späterer Programmtitel: Drei Engel)
  • 2008: E wie Essen (schweizerdeutscher Titel: Suppe, Wurscht und Brot)

als Erzähler:

  • 1999: Astrid Lindgren: Immer dä Michel, 3 CDs
  • 2004: Astrid Lindgren: Karlsson vom Dach / Karlsson fliegt wieder, 2 CDs
  • 2010: Hugo Loetscher: Der Waschküchenschlüssel oder Was – wenn Gott Schweizer wäre
  • 2014: Schwyzerdütsch mit The Grooves

Liste seiner wichtigsten Sketche (Auswahl)

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Hochdeutsch Schwyzerdütsch Französisch
Am Fenster Am Fänschter A la fenêtre
Am Matterhorn Am Matterhorn Au Cervin
Das Steuerformular Stüürformular
Der Blutspender Dä Bluetspänder Donneur du sang
Der Feinschmecker Dä Gourmet Le gourmet
Der Kinderwagen Dä Chinderwage La poussette
Der Wahlverlierer Dä Wahlverlüürer Politicien flambant
Hochzeitsglückwünsche Hochzitsglückwünsch
Im Zug Im Zug (enthält Chileli vo Wasse) Dans le train
Mengenlehre Mängelehr La théorie des ensembles
Polizeihauptwache Polizeiposchte Poste de police
Telegrafenamt S Telegrafenamt
Der Pilot Dä Pilot
Am Kiosk Le kiosque
De Quizmaster
Emil Steinberger mit seinem Stern der Satire, 2009
Walk of Fame des Kabaretts, Nr. 63 Emil Steinberger
Steinplatte zum Münchhausen-Preis 2009 vor dem Rathaus in Bodenwerder
Commons: Emil Steinberger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. SaW Redaktion: Emil lüftet Geheimnis: Da ist noch ein Sohn. 13. April 2013, abgerufen am 7. August 2023.
  2. dpa: Kein «Parkieren» für Emil Steinberger. Abgerufen am 7. August 2023.
  3. Roswitha Frey: Viel Beifall für den ewig jungen Emil (Memento vom 7. Januar 2018 im Internet Archive). In: Badische Zeitung. 13. November 2017.
  4. Emil Steinberger feiert seinen 85. Geburtstag. Abgerufen am 7. August 2023.
  5. «Alles Emil, oder?!» bei Schweizer Radio und Fernsehen. Abgerufen am 7. August 2023 (deutsch).
  6. Ex-Frau von Emil Steinberger ist tot. 6. August 2023, abgerufen am 7. August 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  7. Gold-/Platin-Datenbank des Bundesverbandes Musikindustrie, Abruf vom 27. Juni 2016
  8. Anneli Goebels: Friedestrompreis für «Schweizer Original». In: RP Online. 2. Oktober 2014, abgerufen am 12. Juli 2016.
  9. Hugo Bischof: Emil Steinberger erhält vom Kanton Luzern den Anerkennungspreis – dotiert mit 10'000 Franken. In: Luzerner Zeitung. 19. April 2019, abgerufen am 7. Mai 2019.
  10. Emil Steinberger erhält Auszeichnung für sein Lebenswerk. In: swissinfo.ch. 31. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024.
  11. Typisch Emil. In: Swissfilms, Oktober 2024.