Dundasit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dundasit
Kugeliger Dundasit (weiß) und Krokoit (rot) aus der Grube Adelaide, Dundas Mineralfeld, Zeehan, Westküste, Tasmanien (Größe 3 × 2,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Dun[1]

Chemische Formel
  • PbAl2[(OH)4|(CO3)2]·H2O[2]
  • PbAl2[(OH)2|CO3]2·H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/E.08
V/E.08-090

5.DB.10
16b.02.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[4]
Raumgruppe Pbnm (Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3[2]
Gitterparameter a = 9,08 Å; b = 16,37 Å; c = 5,62 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,10 bis 3,55; berechnet: 3,716[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[5]
Farbe farblos bis weiß, selten hellgrün oder hellblau
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz, Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,603[6]
nβ = 1,716[6]
nγ = 1,750[6]
Doppelbrechung δ = 0,147[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 30 bis 40° (gemessen); 54° (berechnet)[6]

Dundasit ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ mit der chemischen Zusammensetzung PbAl2[(OH)4|(CO3)2]·H2O[2] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Blei-Aluminium-Carbonat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Dundasit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt nadelige, nach der c-Achse gestreckte Kristalle, die meist in radialstrahligen bis kugeligen Mineral-Aggregaten oder verfilzten Krusten[7] angeordnet sind. Die Kristalle selbst sind farblos-durchsichtig und weisen auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz auf. In Aggregatform erscheint das Mineral aufgrund vielfacher Lichtbrechung weiß und zeigt einen seidenähnlichen Schimmer. Durch Fremdbeimengungen auch Dundasit auch eine hellgrüne oder hellblaue Farbe annehmen.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dundasit (weiß) und Krokoit (rot) aus Dundas, Tasmanien. Bildgröße etwa 5 mm

Erstmals gefunden wurde Dundasit 1893 in der „Adeleit Mine“ bei Dundas (Zeehan District) in Tasmanien. Der Erstbeschreiber William Frederick Petterd (1849–1910),[8] ein Amateursammler und Publizist zahlreicher bedeutender Listen zur Mineralogie von Tasmanien, benannte das Mineral nach seiner Typlokalität.

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Dundasit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Carbonate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Ankylit-(La), Ankylit-(Ce), Barstowit, Calcioankylit-(Ce), Calcioankylit-(Nd), Dresserit, Gysinit-(Nd), Hydrodresserit, Kamphaugit-(Y), Kochsándorit, Montroyalit, Petterdit, Strontiodresserit und Thomasclarkit-(Y) die eigenständige Gruppe V/E.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Dundasit in die Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigene Klasse) und dort ebenfalls in die Abteilung der „Wasserhaltigen Carbonate mit fremden Anionen“ (Carbonate mit weiteren Anionen, mit H2O) ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit großen und mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Dresserit, Kochsándorit, Montroyalit, Petterdit und Strontiodresserit die „Dresseritgruppe“ mit der System-Nr. 5.DB.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dundasit wie die veraltete Strunz'sche Systematik in die Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „16b Carbonate – Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Dresserit, Strontiodresserit, Petterdit und Kochsándorit in der unbenannten Gruppe 16b.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate – Hydroxyl oder Halogen mit (A)m(B)n(XO3)pZq x(H2O), mit (m+n):p=3:2“ zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dundasit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3 mit den Gitterparametern a = 9,08 Å, b = 16,37 Å und c = 5,62 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kugeliger Dundasit (blau) und Hydrocerussit aus der Tsumeb Mine, Region Otjikoto, Namibia (Größe 8 cm × 7 cm × 5,7 cm)

Dundasit ist ein typisches Sekundärmineral, das sich in der Oxidationszone von Blei-Lagerstätten bildet. Begleitminerale meist Krokoit, Azurit und Malachit, aber auch Beudantit, Cerussit, Duftit, Gibbsit, Mimetesit, Plattnerit und Pyromorphit.

Bisher wurde das Mineral an folgenden Orten gefunden: Neben seiner Typlokalität Dundas noch bei Williamsford auf Tasmanien in Australien; Lüttich in Belgien; Guangxi in der Volksrepublik China; Niedersachsen (Harz), Nordrhein-Westfalen (Sauerland, Siegerland), Rheinland-Pfalz (Nothweiler, Bad Ems, Rheinbreitbach); Elsass, Aquitanien, Languedoc-Roussillon, Provence-Alpes-Côte d’Azur und Rhône-Alpes in Frankreich; Attika in Griechenland; England, Schottland und Wales in Großbritannien; Galway und Tipperary in Irland; Lombardei, Sardinien, Toskana und Venetien in Italien; Oshikoto in Namibia; auf der Nordinsel in Neuseeland; Kärnten, Salzburg und Steiermark in Österreich; Mähren in Tschechien; Komitat Heves in Ungarn; sowie Nevada, New Jersey und New Mexico in den USA.[9]

  • W. F. Petterd: A catalogue of the minerals known to occur in Tasmania, with notes on their distribution. In: Papers and Proceedings of the Royal Society of Tasmania for 1893. 1894, S. 1–72 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 7. April 2019]).
  • G. Cocco, L. Fanfani, A. Nunzi, P. F. Zanazzi: The crystal structure of dundasite. In: Mineralogical Magazine. Band 38, 1972, S. 564–569 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 311 kB; abgerufen am 27. Juli 2017]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 583 (Erstausgabe: 1891).
Commons: Dundasite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 315 (englisch).
  3. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. David Barthelmy: Dundasite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 7. April 2019 (englisch).
  5. a b Dundasite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 27. Juli 2017]).
  6. a b c d e Dundasite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. April 2019 (englisch).
  7. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 717.
  8. William D. Birch, Uwe Kolitsch, Thomas Witzke, Lutz Nasdala, Ralph S. Bottrill: Petterdite, the Cr-dominant analogue of dundasite, a new mineral species from Dundas, Tasmania, Australia and Callenberg, Saxony, Germany. In: The Canadian Mineralogist. Band 38, Nr. 6, 2000, S. 1467–1476, doi:10.2113/gscanmin.38.6.1467 (englisch, rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 7. April 2019]).
  9. Fundortliste für Dundasit beim Mineralienatlas und bei Mindat