Andreas David Mordtmann

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Andreas David Mordtmann

Andreas David Mordtmann [der Ältere] (* 11. Februar 1811 in Hamburg; † 30. Dezember 1879 in Konstantinopel) war ein deutscher Orientalist und Diplomat. Er war Konsul bzw. Geschäftsträger der Freien Hansestädte und des Großherzogtum Oldenburg in Konstantinopel, später Handelsrichter im osmanischen Reich und Professor an der Mekteb-i Mülkiye.

Mordtmann war der Sohn eines Arbeiters und Galanteriewarenhändlers. Seine Mutter starb in seiner frühen Kindheit, mit 18 Jahren war er Vollwaise. Aus finanziellen Gründen musste er seine schulische Ausbildung an der Hamburger Gelehrtenschule in der Tertia abbrechen. Orientalische Sprachen brachte er sich im Selbststudium bei. Erste Anstellungen hatte er als Hilfslehrer, bevor der Hamburger Syndicus Karl Sieveking als sein Förderer ihm zunächst eine Verwaltungsstelle und dann 1840 eine bei der Stadtbibliothek zur Katalogisierung orientalischer Handschriften verschaffte.[1] 1845 erschien seine, durch Carl Ritter angeregte, Übersetzung des Buch der Länder von al-Istachri. Dafür wurde er im gleichen Jahr von der Universität Kiel ehrenhalber zum Dr. phil. promoviert.

Mordtmann wurde 1845 zunächst als Kanzlist bei der spanischen Gesandtschaft Interessenvertreter der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck bei der Hohen Pforte in Konstantinopel, seine Heimatstadt Hamburg besuchte er nie wieder. Dort nahm er verschiedene diplomatische Aufgaben wahr, zunächst ab 1847 als Geschäftsführer, ab 1851 als Geschäftsträger; ab 1851 war er auch Konsul des Großherzogtums Oldenburg. 1859 wurde die hanseatische Vertretung aufgelöst und durch Preußen übernommen. Mordtmann nahm die osmanische Staatsbürgerschaft an und war daraufhin von 1860 bis zu seiner Entlassung 1871 als Handelsrichter im osmanischen Dienst tätig. 1872 bis 1873 war er kurzzeitig Redakteur der Zeitschrift Phare du Bosphore. 1877 wurde er Professor für Geographie, Statistik und Ethnographie an der Mekteb-i Mülkiye (Staatswissenschaftliche Hochschule) in Istanbul.

Während seiner Zeit im osmanischen Reich unternahm Mordtmann ab 1850 zahlreiche Reisen, besonders in Kleinasien. Dabei studierte er Land und Leute und sammelt Material für seine epigraphischen und numismatischen Studien. Im Herbst 1858 reiste er mit Heinrich Barth im nördlichen Kleinasien, dabei besuchten sie auch Hattuscha.[2]

Neben seinen dienstlichen Tätigkeiten befasste sich Mordtmann wissenschaftlich mit der Inschriftenkunde, Geographie und Geschichte der Gebiete des osmanischen Reiches von der Antike bis in das 19. Jahrhundert. Dank seiner Sprachkenntnisse forschte er zu Keilschriftdenkmälern ebenso wie etwa zu sassanidischen Gemmen oder byzantinischen Inschriften; grundlegend waren auch seine Forschungen zu den Pahlavi-Münzen.

Mordtmann heiratete 1838 Christina Fendt (1810–1891, geborene Brandemann). Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor: Andreas David der Jüngere (1837–1912), Arzt und Byzantinist, August Justus (1839–1912), Journalist und Schriftsteller, Doris (Dorothee) (1841–1927), Patricia (1844–?), Konstanze (1848–?) und Johannes Heinrich (1852–1932), Diplomat und Orientalist.

Begraben wurde er am 2. Januar 1880 auf dem protestantischen Friedhof von Feriköy.[3]

Ehrungen und Mitgliedschaften

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Schriften (Auswahl)

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  • Das Buch der Länder von Schech Ebu Ishak el Farsi el Isztachri. Aus dem Arabischen übersetzt von A. D. Mordtmann. Nebst einem Vorwort von C. Ritter (= Schriften der Akademie von Ham Band 1, Abth. 2). Rauhes Haus, Hamburg 1845 (Digitalisat).
  • Erklärung der Münzen mit Pehlevi-Legenden. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 8, 1854, S. 1–194; 12, 1858, S. 1–56.
  • Belagerung und Eroberung Constantinopels durch die Türken im Jahre 1453. Nach den Original-Quellen bearbeitet von A. D. Mordtmann. Cotta, Stuttgart / Augsburg 1858 (Digitalisat; Nachdrucke Biblio-Verlag, Osnabrück 1987 und Wagener Edition, Melle 2004, ISBN 3-937283-05-6).
  • Die Amazonen. Ein Beitrag zur unbefangenen Prüfung und Würdigung der ältesten Überlieferungen. Hahn’sche Hofbuchhandlung, Hannover 1862 (Digitalisat).
  • mit Philipp Anton Dethier: Epigraphik von Byzantion und Constantinopolis von den ältesten Zeiten bis zum Jahre Christi 1453. Wien 1864.
  • (anonym) Stambul und das moderne Türkenthum. Politische, sociale und biographische Bilder von einem Osmanen. 2 Bände, Duncker & Humblot, Leipzig 1877–78 (Digitalisat Band 1), (Band 2).
  • Zur Pehlevi-Münzkunde. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 33, 1879, S. 82–142 (Digitalisat); 34, 1880, S. 1–162.
  • Führer von Constantinopel mit historischer Einleitung von A. D. Mordtmann, und einem colorirten Plane der Stadt (Stambul, Galata, Pera, Skutari), nebst einer Übersichtskarte. Lorentz & Keil, Konstantinopel o. J. [1880].
    • französisch: Guide de Constantinople avec une introduction historique. Lorentz & Keil, Konstantinopel o. J. (Digitalisat).
  • Anatolien. Skizzen und Reisebriefe aus Kleinasien (1850–1859). Eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Franz Babinger. Orient-Buchhandlung H. Lafaire, Hannover 1925 (zuerst unter dem Pseudonym CLH (Civis liber Hamburgensis = „Freier hamburgischer Bürger“) erschienen als Aufsätze in Das Ausland 1855–1863; Digitalisat).
  • Conrad Bursian: Andreas David Mordtmann. In: Biographisches Jahrbuch für Alterthumskunde. Jg. 2, 1879, S. 47–49 (Digitalisat).
  • Dr. M.: Mordtmann, A. D. †. In: Zeitschrift für Numismatik 8, 1881, S. 146–148 (Digitalisat).
  • Otto BenekeMordtmann, Andreas David. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 219.
  • Franz Babinger: Andreas David Mordtmann’s Leben und Schriften. In: Andreas David Mordtmann: Anatolien. Skizzen und Reisebriefe aus Kleinasien (1850–1859). Eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Franz Babinger. Orient-Buchhandlung Heinz Lafaire, Hannover 1925, S. VII–XXXIV (mit Schriftenverzeichnis).
  • Hans Georg MajerMordtmann, Andreas David. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 92 f. (Digitalisat).
  • Semavi Eyice: Mordtmann, Andreas David (Baba). In: Dünden Bugüne İstanbul Ansiklopedisi. Band 5. Istanbul 1994, ISBN 975-7306-00-2, S. 489–490.
  • Ortwin Pelc: Mordtmann, Andreas David. In: Hamburgische Biografie. Band 5. Wallstein-Verlag, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0640-0, S. 267–268.
  • Yeliz Okay: Etnografya'nın Türkiye'ye Girişi ve İlm-i Ahval-i Akvam: Andreas David Mordtmann – Osman Bey. Doğu Kitabevi, Istanbul 2012, ISBN 978-605-5296-11-7.
  • Christoph K. Neumann: »Ein Osmane« und die Osmanen – Andreas David Mordtmann d. Ä. als Beobachter des geistigen Lebens im Osmanischen Reich seiner Zeit. In: Erald Pauw (Hrsg.): Daheim in Konstantinopel. Deutsche Spuren am Bosporus ab 1850. Pagma, Nürnberg 2014, ISBN 978-3-9810758-5-4, S. 93–107.
  • Tobias Völler: Vom Johanneum an die Hohe Pforte – das Leben und Wirken des Hamburger Orientalisten und Diplomaten Andreas David Mordtmann d. Ä. In: Yavuz Köse (Hrsg.): Osmanen in Hamburg – eine Beziehungsgeschichte zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Hamburg University Press, Hamburg 2015, S. 25–44 (Digitalisat).
  • Tobias Völler: Holding High the Hanseatic Cross in the Levant: Andreas David Mordtmann and the Diplomatic Milieu of Istanbul. In: International History Review 2020 (Digitalisat).
  1. Handschriftliches Verzeichnis: Catalogus Codicum Manuscriptorum Orientalium in Bibliotheca Hamburgensi Publica asservatorum. Hamburg 1841 (Digitalisat).
  2. Dr. H. Barth's Reise von Trapezunt durch die nördliche Hälfte Klein-Asiens nach Scutari im Herbst 1858. Perthes, Gotha 1860 (Digitalisat; Neuausgabe: Franz Köhler: Barths Reise durch Kleinasien. Ein kommentierter Reisebericht. Klett-Perthes, Gotha / Stuttgart 2000, ISBN 3-623-00357-3); Andreas David Mordthmann: Anatolien. Skizzen und Reisebriefe aus Kleinasien (1850–1859). Orient-Buchhandlung H. Lafaire, Hannover 1925, S. 403–550 („Mit Heinrich Barth von Trapezunt durch Nord-Kleinasien nach Skutari“, Digitalisat).
  3. Richard Wittmann: Chance Discoveries in the Feriköy Protestant Cemetery’s German Section. In: The Ledger. Bulletin of The Feriköy Protestant Cemetery Initiative 2, 1–2, 2022, S. 5–6 (mit Foto des Grabes; Digitalisat).