Start-up-Unternehmen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Dezember 2014 um 00:20 Uhr durch Graham Horton (Diskussion | Beiträge) (Wikilink+). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Startup (oder Start-Up) ist ein junges Unternehmen, das durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet ist: Es hat eine innovative Geschäftsidee, und es wird mit dem Ziel gegründet, schnell zu wachsen. Meistens haben die Gründer und Investoren die Absicht, das Unternehmen nach wenigen Jahren zu verkaufen - entweder an einen etablierten Konzern oder durch einen Börsengang.

Damit ist nicht jedes neu gegründete Unternehmen ein Startup. Handwerksbetriebe (zum Beispiel Tischler oder Friseure) und Freiberufler (zum Beispiel Architekten oder Ingenieure) starten weder mit einer innovativen Geschäftsidee noch haben sie das Ziel, schnell zu wachsen. Beim Franchising ist der Franchisenehmer ebenfalls kein Startup (aber der Franchisegeber könnte es durchaus gewesen sein). Copycat-Unternehmen im Internet-Bereich werden oft als Startups bezeichnet, aber auch sie erfüllen nicht das Kriterium der Innovation.

Obwohl Startups im Prinzip in allen Branchen zu finden sein könnten, kommen in der Praxis fast alle von ihnen aus dem Technologiesektor (zum Beispiel Biotechnologie) oder dem Internet-Bereich, zum Beispiel Software as a Service oder E-Commerce. Die am meisten bekannten Beispiele von Unternehmen, die als Startup gegründet wurden, sind Internet-Dienste wie Google, Facebook oder Twitter. Zwei der bekanntesten Startups aus Deutschland sind 6wunderkinder und Soundcloud.

Gründer

Da die Produkte von Startups häufig auf neuen Technologien basieren, stammen die Gründer von Startups oft aus den Ingenieurwissenschaften und der Informatik, wo sie im Rahmen ihres Studiums auf ihre Geschäftsideen gestoßen sind. So waren beispielsweise die Gründer von Google, Larry Page und Sergey Brin, beide Doktoranden der Informatik, und ihre Suchmaschine beruhte auf dem PageRank-Algorithmus, den die beiden im Rahmen ihrer Forschung an der Universität entwickelt hatten.

Die Gründer von Startups sind - bezogen auf die Verantwortung, die damit verbunden ist - oft verhältnismäßig jung. Page und Brin waren beide 25 Jahre alt, als sie ihre Firma gegründet haben, und Mark Zuckerberg war nur 20, als er zusammen mit drei Mitstudenten Facebook gründete.

Es gibt eine Reihe typischer Beweggründe, die Startup-Gründer motivieren. Zu den wichtigsten gehören der Wunsch nach Autonomie und nach finanzieller Unabhängigkeit und das Bedürfnis, etwas Neues, Eigenes aufzubauen.

Die Gründung und Führung eines Startups ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an einen Gründer[1]:

  • Er muss bereit sein, viel zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen.
  • Er muss optimistisch sein und an die Möglichkeit seines Erfolges glauben.
  • Er braucht eine hohes Selbstvertrauen.
  • Er muss risikobereit sein und darf sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.
  • Er muss hochgradig motiviert und begeisterungsfähig sein.
  • Er muss eine schnelle Auffassungsgabe haben und aus den eigenen Fehlern lernen können.

In einer Studie war die dritthäufigste Ursache für das Scheitern von Startups Persönlichkeitsfaktoren.

Finanzierung

Erfolgreiche Startups durchlaufen mehrere Finanzierungsstufen mit immer höheren Beträgen.

Startup Finanzierung[1] (logarithmische Skala)

Am Anfang finanzieren die Gründer ihre Idee aus der eigenen Tasche. In der zweiten Stufe erhalten sie Unterstützung von Familienmitgliedern oder Bekannten. Die Beträge hier sind - je nach persönlichem Vermögen - im fünfstelligen Euro-Bereich. In dieser Phase müssen kaum mehr als die Lebenshaltungskosten der Gründer finanziert werden.

Die erste formale Finanzierungsstufe wird Seed-Runde genannt. Hier investieren private Investoren (meistens Business Angels) in das Startup. Dafür erhalten sie einen gewissen Anteil am Unternehmen. Seed-Investitionen gehen bis in den sechstelligen Euro-Bereich. Diese Mittel werden zum Beispiel dafür genutzt, um Protoypen zu erstellen oder Marktanalysen durchzuführen.

War das Startup bis dahin erfolgreich, braucht es weitere Mittel - zunächst um das Produkt bis zur Marktreife zu entwickeln und dann um den Marktauftritt und das Wachstum zu finanzieren. Hierfür können sieben- oder sogar achtstellige Beträge erforderlich sein. Solche Investitionen werden von Venture Capital-Gesellschaften getätigt und sorgen wegen ihrer Höhe oft für Schlagzeilen. Im Gegenzug müssen die Gründer weitere Unternehmensanteile abgeben.

Schließlich kommt - typischerweise nach wenigen Jahren - der so genannte Exit, bei dem das Unternehmen veräußert wird. Dies kann durch einen Börsengang oder durch den Verkauf an einen Konzern erfolgen. Dadurch machen die ersten Investoren ihren Gewinn, und die Gründer werden oft über Nacht zu Multi-Millionären.

Risiken

Startups sind mehreren Risiken ausgesetzt: Die Gründer sind oft jung und haben keine Erfahrung, es ist nicht bekannt, ob das Produkt in ausreichender Qualität entwickelt werden kann, und es ist oft nicht klar, ob der Markt das Produkt annehmen wird. Aus diesen Gründen ist die Erfolgsquote von Startups eher gering: Von zehn Startups scheitern im Mittel sieben oder acht, eins oder zwei überleben, jedoch ohne das erwartete Wachstum, und nur einem von zehn gelingt der erhoffte Erfolg. Diese Erfolgsquote von nur 10% erklärt die sehr hohen Renditeerwartungen von Investoren: Um ihr eingesetztes Kapital zurück zu bekommen, muss das erfolgreiche Unternehmen die Verluste der anderen neun auffangen.

Eine Studie von 101 gescheiterten Startups[2] hat gezeigt, dass die drei wichtigsten Gründe für den Misserfolg vermeidbar gewesen wären:

  1. Es wurde ein Produkt gebaut, das niemand kaufen wollte. (42%)
  2. Das Geld war aufgebraucht. (29%)
  3. Das Gründer-Team hat nicht zusammengepasst. (23%)

Erst an vierter Stelle steht eine externe Ursache: Ein Wettbewerber war stärker. Besonders um das erste Problem zu vermeiden wurde das Lean Startup-Konzept eingeführt, das diese und andere Missgeschicke vermeiden soll.

Förderung

Wegen ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung gibt es eine Reihe verschiedener Fördermaßnahmen für Startups - sowohl aus dem Öffentlichen als auch aus dem privaten Sektor.

Inkubatoren

Inkubatoren sind Einrichtungen zur Unterstützung von Startups, die verschiedene Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Sie werden meistens aus öffentlichen Mitteln finanziert als Teil der Wirtschaftsförderung. Zu den typischen Angeboten eines Inkubators gehören:

  • Kontakte zu Investoren
  • Rechtsberatung
  • Eingerichtetes Büro
  • Coaching und Seminare zu betriebswirtschaftlichen Themen

Auch viele Hochschulen stellen für ihre Studenten und Mitarbeiter Inkubatoren zur Verfügung.

Accelerators

Accelerators haben eine ähnliche Funktion wie Inkubatoren, allerdings mit einem zeitlich gestrafften Programm. Sie werden gewerblich betrieben, und der Accelerator nimmt als Entlohnung für seine Förderung einen Anteil am Startup-Unternehmen. Sie richten sich an Startups, die sich ganz am Anfang befinden und oft nur eine Geschäftsidee haben. Binnen weniger Monate bauen die Startups einen ersten Prototyp und erstellen für ihre Idee ein Geschäftsmodell. Am Ende des Aufenthaltes werden Investoren eingeladen und erhalten die Möglichkeit, in die Startups zu investieren. Damit erhöht sich ihre Erfolgswahrscheinlichkeit und somit auch das finanzielle Ergebnis für den Accelerator.

Bekannte Beispiele für gewerbliche Accelerator in Deutschland sind Rocket Internet und Team Europe[3] aus Berlin.

Förderprogramme

Viele Länder haben sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene Förderprogramme, um Menschen zur Gründung eines Startups zu motivieren. In Deutschland ist das EXIST-Programm[4] des Bundes ein bekanntes Beispiel, das Gründungen aus der Wissenschaft fördern will, indem es sich an Studenten und Absolventen von Hochschulen richtet.

Lean Startup

Als Folge der vielen teilweise spektakulär gescheiterten Startups nach dem Platzen der Dotcom-Blase hat der amerikanische Investor Steve Blank eine neue Vorgehensweise eingeführt, die viele der gemachten Fehler vermeiden sollte. Dieser Ansatz wird von seinem Geschäftspartner Eric Ries in Anlehnung an das Lean Production unter dem Namen Lean Startup popularisiert.

Grundprinzip

Das Grundprinzip von Lean Startup ist, dass jede Idee für die Unternehmensgründung als unbewiesene Hypothese betrachtet werden muss, die erst als sicher gilt, wenn sie empirisch validiert worden ist. Hypothesen, die widerlegt wurden, müssen durch neue ersetzt werden. Erst wenn alle erfolgskritischen Hypothesen validiert worden sind, kann das Startup in die nächste Phase übergehen. Dabei soll die Überprüfung möglichst schnell und kostengünstig erfolgen. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass ein Startup Geld und Zeit mit irrelevanten Aktivitäten verschwendet oder auf Grund einer falschen Annahme scheitert[1].

Vorteile

Der Hauptvorteil des Lean Startup besteht darin, dass das Unternehmen den Fehler vermeidet, ein Produkt zu entwickeln und zu vermarkten, das am Markt keinen Absatz findet. Dies war die häufigste Ursache für das Scheitern von Startups.

Der zweite wichtige Vorteil ist, dass das Startup sehr effizient die Informationen sammelt, die es braucht, um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln und zu vermarkten. Große Ausgaben werden erst dann getätigt, wenn die wichtigsten Hypothesen bestätigt sind.

Quellen

  1. a b c Was ist ein Startup?, Innovationslabor der Universität Magdeburg
  2. The Top 20 Reasons Startups Fail, CB Insights
  3. Team Europe, Internet-Startup-Accelerator aus Leipzig/Berlin
  4. EXIST-Programm, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Literatur

  • Steve Blank & Bob Dorf: Das Handbuch für Startups, O'Reilly Verlag, 2014. ISBN 978-3955618124.
  • Eric Ries: Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen, Redline Verlag, 2014. ISBN 978-3868815672.