Ludmila Seefried-Matějková

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Ludmila Seefried Matějková (2013)

Ludmila Seefried-Matějková (* 1938 in Heřmanův Městec) ist eine tschechisch-deutsche Bildhauerin, die in Berlin lebt.

Leben

Matějková hat ihre Kindheit und die Kriegsjahre in Heřmanův Městec, Tschechoslowakei erlebt. Ihr Vater, František Matějka, war Sägewerkbesitzer, die Mutter Ludmila hat sich um Familie, Haushalt und Garten gekümmert – daneben hatten für sie Musik, Malerei und Literatur einen hohen Stellenwert.
Nach dem Februar 1948 wurde die Familie enteignet, und den Vater 250 km entfernt von der Familie zwangsverlegt. Die Mutter mit zwei Töchtern war den Schikanen der neuen Machthaber ausgesetzt. Traumata aus dieser Zeit der Kindheit haben Matějková für Unrecht sensibilisiert. 1951 war ein zwangsweiser Umzug nach Marienbad.
1953 bis 1956 belegte sie ein Studium am Musischen Gymnasium in Prag bei Prof. M. Uchytilová-Kučová, in der Bildhauerklasse mit einem Abschluss mit dem Abitur. Mehrere Versuche um ein Hochschulstudium, wurden aus politischen Gründen abgelehnt. Zwischen den Prüfungen belegte sie ein Steinmetzpraktikum und erhielt Arbeit in einer Porzellanfabrik in Dux. Nach einem letzten vergeblichen Versuch in Bratislava war ihre Rückkehr nach Marienbad. Ab 1959 war sie drei Jahre als Kunsterzieherin ohne pädagogische Ausbildung in Marienbad und Eger tätig. Danach war Matějková Grafikerin am Marienbader Kulturhaus „KaSS“. Sie erhielt Anschluss an das Kleinform-Theater „Kruh / Kreis“ des Kulturhauses; spielte Theater, sang, schrieb Texte, porträtierte Freunde.
1964 hatte sie sich um die Aufnahme in den " Tschechischen Künstlerverband"( CSVU) bemüht und wurde aufgenommen. 1965 wurde die Tochter Markéta geboren. Die Ehe wurde geschieden. In der Zeit des „Prager Frühlings“ bot sich die Möglichkeit eines Auslandsstudiums mit Stipendium im Mitteilungsblatt des „ČSVU“.
1967 kam es zur Aufnahme an die Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Berlin/West, in die Bildhauerklasse Prof. Joe Henry Lonas. 1973 war die Beendigung des Studiums als Meisterschülerin. Seitdem arbeitet sie als freie Bildhauerin in Berlin. Dort hat sie auch ihren Lebenspartner, Rainer-Maria Seefried, gefunden, geheiratet, die Staatsangehörigkeit bekommen und sich entschlossen, in Deutschland zu leben.
Seit Ende des Studiums hatte Seefried-Matějková Ausstellungen in Deutschland und dem europäischen Ausland. In der Tschechoslowakei gab es eine erste Wanderausstellung 1992 in Brünn, Prag, Marienbad. Seefried-Matějková lebt in Berlin und Malcesine.
1990 war Seefried-Matějková Gründungsmitglied des „Künstlersonderbundes – Realismus in Deutschland“, Berlin. 1994 erhielt sie eine Aufnahme in die „Darmstädter Sezession“. 1998 war sie Gründungsmitglied des internationalen Kunstvereins „Pro arte vivendi“ in Berlin und Marienbad; die Projekte wurden von der Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin und dem „Deutsch-Tschechischen Zukunfts-Fonds“ unterstützt.

Werk

Ludmila Seefried-Matějková hat die figürliche Bildhauerei bei Marie Uchytilová-Kučová in Prag studiert. Bei Joe Henry Lonas an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin konnte sie sich mit der abstrakten Form auseinandersetzen.[1] Ihre Skulpturen aus dieser Zeit sind stilisierte anthropomorphe oder bioforme Kompositionen in Gips. Bald jedoch wird ihr bewusst, daß die Abstraktion für sie ein Limit ihrer Mitteilungs-Möglichkeiten bedeutet und kehrt zur Figur zurück.

Hanna, polyester (1973)


Die hyperrealistische, lebensgroße Polyester-Figur „Hanna“ (Abschlussarbeit für die Meisterklasse an der HfBK 1973) zeichnet das weitere bildhauerische Schaffen von Ludmila Seefried-Matějková vor. Die Wirkung der Figuren wurde durch Invironment-Installationen verstärkt: „Schrei“ 1976, „Am Rand“ 1977, „Vor der Tür“ 1980. Danach musste sie sich aus gesundheitlichen Gründen von dem Material Polyester trennen und arbeitet seitdem mit den klassischen Materialien Ton, Stein und Holz. Motive liefert ihr das Leben um sie herum, die Stadt mit ihrer Vielfalt an menschlichen Typen und deren Schicksalen, den sozialen Gegensätzen bis „am Rand der Gesellschaft“. Aus zufälligen Begegnungen ist eine Reihe von Köpfen/Büsten unterschiedlicher Charaktere entstanden, vorwiegend in Terrakotta: „Türkische Frau“ 1983, „Obdachlos“ 1990, „Börsenfuchs“ und „Mädchen aus der Ausstellung“ 1996.

Ihre Skulpturen gehen von der Realität aus, sind transformierte Portraits, oft von konkreten Personen aus dem Alltag, die die Künstlerin mit ihrer eigenen, bildhauerischen Sprache interpretiert: „Bettlerin“ 1997, „U-Bahn“ 2001/2. In der Skulptur „Vaters Hut“ 1995 porträtiert sie sich selbst.

Datei:Homo homini lupus.jpg
Homo homini lupus (1992/93)
Metro, (2001-02)

Mitbedingt durch ihre Erfahrungen in der Kindheit und frühen Jugend sind Schmerz, Gewalt und Aggression Themen für sie. Sie arbeitet mit expressiven Symbolen: „Schrei“ 1976, „Würgen“ 1985, „Homo homini lupus“ 1992/3, „Samen des Hasses“ 1993. Aber auch die Welt der menschlichen Seele mit ihren stilleren Dramen wie Selbstquälerei, Angst und Einsamkeit („Solitudine“ 2004) sowie innere Erlebnisse, Selbsterfahrungen wie Kontemplation und Meditation bezieht sie in ihr Werk ein: „Katharsis“ 1979, „Meditation“ 1980 und 2002.

Im Sommer hält sich die Bildhauerin meist in ihrem italienischen Atelier auf, wo sie – im Freien – in Stein und Holz arbeitet. Die Themen sind teilweise biblisch und literarisch beeinflusst: „Hiob“ 2003, „Auferstehung“ 2008, „Ophelia“ 1997, „Kafka / Verwandlung“ 2000, „Somnambul“ 2013.

Hiob (2003)
(1997)

Ein selbstständiger Teil des Werks von Ludmila Seefried-Matějková sind ihre Zeichnungen – von Skizzen in der Kneipe, der U-Bahn oder am Strand bis zu Portraits und ausgearbeiteten Studien von Menschen, meist in Bleistift, Kohle, Pastell oder Tusche.

Als Vertreterin des Realismus war Ludmila Seefried-Matějková auch in mehreren Kunst-am-Bau-Wettbewerben erfolgreich: „Justitia“ 1984, „Doppelgänger-Admiral“ 1985, „Tanz auf dem Vulkan“ 1988; daneben existiert ein Vielzahl von skulpturalen Objekten im Berliner Stadtbild (siehe Verzeichnis).

Vertreten in Sammlungen

  • Berlinische Galerie, Berlin
  • Kommunale Galerie, Berlin
  • Nicholas Treadwell Gallery, London

Wettbewerbe und Realisationen

  • 1964 „Mundharmonikaspieler” Mariánské Lázně/Marienbad, Tschechische Republik
  • 1984 „Justitia” Kriminalgericht Moabit, Berlin
  • 1985 „Doppelgängeradmiral“ Admiralstraße, Berlin-Kreuzberg
  • 1985 „Ernst Heilmann“ Gedenktafel den Opfern des Faschismus, Berlin-Kreuzberg
  • 1987 „Vier Jahreszeiten“ Relief für Grundschule, Berlin-Kreuzberg
  • 1988 „Carl von Ossietzky“ Denkmal, Berlin-Kreuzberg
  • 1988 „Tanz auf dem Vulkan“ Brunnen, Berlin-Wedding
  • 1988 „Polizei-Maschine“ Polizei Berlin-Spandau
  • 1989 „Brunnenkopf“ Arbeitsamt – Kiel
  • 1991 „Reliefs für Feuerwehr“ Berlin-Zehlendorf
  • 1993 „Theodor Lessing“ Gedenktafel, Mariánské Lázně/Marienbad, Tschechische Republik
  • 1993 „Gebet“ Malcesine/Italien
  • 2002 „Erzengel Michael“ Relief für Kapelle San Michele, Malcesine/Italien

Ausstellungen (Auswahl)

Eigene Ausstellungen

Doppelgängeradmiral (1985)
Brunnen Nettelbeckplatz (Wedd) Tanz auf dem Vulkan (1988)
  • 1964/68 Mariánské Lázně/Marienbad, Tschechische Republik
  • 1981 Künstler des Monats, Kommunale Galerie, Berlin
  • 1987 Haus am Lützowplatz, Berlin
  • 1989 Städtische Galerie, Schloß Oberhausen (mit Sarah Haffner, Maina M. Munsky)
  • 1992 Erbe und Zukunft, Rathaus Brno/Brünn, Tschechische Republik
  • 1992 Erbe und Zukunft, Mánes Praha/Prag, Tschechische Republik
  • 1992 Erbe und Zukunft, Kolonády Mariánské Lázně/Marienbad, Tschechische Republik
  • 1996 Palazzo dei Capitani, Malcesine/Italien
  • 1998 Galerie Rutzmoser, München
  • 1998 Zwischen zwei Welten, Kommunalen Galerie, Berlin
  • 2000 Galerie Aeras, Herrnhut
  • Kulturhaus Čáslav, Kleines Theater Liberec, Tschechische Republik
  • 2001 Theaterei im Schloss Erbach
  • 2001 Anglikanische Kapelle Mariánské Lázně/Marienbad, Tschechische Republik
  • 2002 Galerie Rutzmoser, München
  • Schloss Třebíč, Tschechische Republik
  • 2003 Palacký Universität, Olomouc/Olmütz, Tschechische Republik
  • Schloss Náměšť na Hané, Tschechische Republik
  • 2004 Slowakisches Museum, Uherské Hradiště, Tschechische Republik
  • 2005 Diözesan-Museum Plzeň/Pilsen, Tschechische Republik
  • 2005 Skulpturen und Zeichnungen Ludmila Seefried-Matějková, Skulpturenforum Isernhagen
  • 2007 Menschenbilder – Skulpturen und Zeichnungen, Berlin-Tempelhof
  • 2011 Zwischen zwei Welten (mit Zuzana Richter-Fotografie), Tschechisches Zentrum Praha/Prag, Tschechische Republik
  • 2013 Am Rand, Topičův salon Praha/Prag, Tschechische Republik

Gruppenausstellungen

  • 1973 Ausstellung der Studenten HfBK, Haus am Kleistpark, Berlin
  • 1973 Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Berlin
  • 1974 Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Mainz
  • 1976 „Bilder von Menschen“ Schwetzingen und Cochen
  • 1977 Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Frankfurt/Main
  • 1977 Künstlerinnen International 1877–1977, Frankfurt/Main und Berlin
  • 1978 The Seventies meet the Twenties-Ugly realism, London
  • 1980 Neue Darmstädter Sezession, Darmstadt
  • 1981 Große Kunstausstellung München, Haus der Kunst, München
  • 1983 Bildhauersymposium St. Margareten, Burgenland, Österreich
  • 1984 Women´s art at womensworld, Nicholas Treadwell Gallery, Denne Hill, Kent
  • 1988 Berliner Künstlerinnen, Narni, Italien
  • 1988 Berliner Künstler, Rathaus Odense
  • 1993 Realismus Triennale, Martin-Gropius-Bau, Berlin
  • 1993 Zeitgenossische Bildhauerei, Mánes Praha/Prag, Tschechische Republik
  • 1994 7 Berliner Realisten, Schloss Wendhausen
  • 1997 Ich bin ein Berliner, Mattäuskirche, Berlin
  • 1999/2005 Bautzener Salon, Neue Darmstädter Sezession, Darmstadt
  • 1999 Galerie am Palais Potsdam, Salon d'automne Paris
  • 2000 6 Berliner Realisten, Schloss Wendhausen
  • 2001/04 Künstlersonderbund in Deutschland, Kommunale Galerie, Berlin
  • 2002 Parlamentsgalerie im Reichstag, Berlin
  • 2005 12 Positionen von Künstlern der Darmstädter Sezession, Graz
  • 2006/7 Dialog der Generationen, Berlin Kommunale Galerie, Praha Diamant Galerie
  • 2008 Realismus von 1968–2008, Skulpturenforum Isernhagen
  • 2009 Tschechische Kunst gestern und heute (Otto Gutfreund, Ludmila Seefried-Matějková, Rudolf Valenta, Zuzana Richter), Berlin
  • 2010 20 Jahre Künstlersonderbund in Deutschland, Berlin-Wedding
  • 2011–2014 Nord Art, Kunstwerk Carlshütte, Büdelsdorf

Literatur

  • art Nr. 7/Juli 1981, Gruner und Jahr, Hamburg
  • Künstlergespräche, Galerie Apex, Göttingen 1983
  • Sex Female, the art of contemporary occupation artist, Denne Hill, Womensworld Kent, Nicholas Treadwell publications, 1984
  • art Nr. 4, April 1985, Gruner und Jahr, Hamburg
  • Tod und Leben, Obere Galerie, Haus am Lützowplatz, Berlin 1986
  • Das Verborgene Museum 1, Berlin, Edition Hentrich, 1987
  • Kunst und Künstler, Kommunale Galerie und Museen, Kunst Amt Berlin-Wilmersdorf, Kupijai Prochnow, 1989
  • Gedenken und Lernen an historischen Orten, Ein Wegweiser zu Gedekstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin, Dr. Stefanie Endlich, 1998
  • Ludmila Seefried-Matejkova, Zwischen zwei Welten, Katalog, Herausgeber Udo Christoffel, Kunstamt-Wilmersdorf, 1998
  • Ilona Víchová: „Ludmila Seefried-Matějková. Na pokraji“, in: Ludmila Seefried-Matějková. životopis k výstavě. Na pokraji, Topičův salon, Praha 2013
  • Karina Türr: Realismus. 45 Jahre Deutsche Bildhauerei, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014

Einzelnachweise

  1. Ludmila Seefried-Matejkova, Zwischen zwei Welten, Ausgeber Udo Christoffel, Kunstamt-Wilmersdorf, 1998
Commons: Ludmila Seefried-Matějková – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien