Kulturelles Museum Mossul

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Das Mosul Museum, Matḥaf al-Mawṣil, ist ein archäologisches Museum in Mossul, Irak, das zweitgrößte archäologische Museum des Landes nach dem Irakischen Nationalmuseum in Bagdad. Es wurde 1952 gegründet[1] und beherbergt in vier Abteilungen assyrische Funde aus Nimrud, hellenistische und parthische Fundstücke Hatra, Funde aus islamischer Zeit und prähistorische Objekte aus Tell Hassuna und anderen Fundstätten des nördlichen Irak.[2]

Geschichte

Plünderungen im Irakkrieg 2003

Im Irakkrieg 2003 wurde das Museum ein Opfer von Kunstraub und Plünderungen.[3][4] Als Reaktion hierauf wurden im April 2003 etwa 1500 kleinere Objekte ins Irakische Nationalmuseum ausgelagert, da man sich dort bessere Sicherheitsbedingungen erhoffte. Allerdings waren beide Museen in der Folgezeit weiteren Plünderungen ausgesetzt. Zu den geraubten Ausstellungsstücken gehörten 30 Bronzeplatten des Stadttores von Balawat. Eine genaue Bestandsaufnahme über das Gesamtausmaß der Plünderungen von 2003 und eventuelle Rückgaben an das Mosul Museum existiert bislang nicht.[2]

Wiederaufbau und Zerstörungen durch den Islamischen Staat 2015

Es folgte ein langjähriger Wiederaufbau der Sammlung und das Museum bereitete sich auf eine Wiedereröffnung vor, als Mossul im Juni 2014 durch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) eingenommen wurde. Anfang 2015 wurden große Teile der Ausstellung, vor allem assyrische und parthische Skulpturen und Reliefs von IS-Mitgliedern mit Vorschlaghämmern und Presslufthämmern zerstört.[5] Darunter befand sich das Wahrzeichen des Museums, die berühmte Türhüterfigur (assyr. "Lamassu") von der Außenseite des assyrischen Nergal-Tores (7. Jahrhundert vor Christus), des Nordtores in der Befestigung der Stadt Ninive, die nach einem Propagandavideo des IS mit einem Presslufthammer vernichtet wurde (ebenfalls weitgehend zerstört wurden die vor Ort verbliebenen Lamassu der Innenseite des Nergal-Tores). Bei mehreren Reliefs und einigen der assyrischen Statuen handelte es sich offenbar nicht um Originale, sondern um Gips-Repliken von Objekten aus anderen Museen.[6] Das IS-Video zeigt außerdem die Zerstörung gut erhaltener Figuren aus den Tempeln der Weltkulturerbestätte Hatra. Hierzu gehörten fünf Statuen von Königen (Uthal, Sanaṭrūq II. sowie zwei unbekannte Könige), zwei Statuen von Adligen (ein Makai ben Nashri und eine unbekannte Person), der Torso einer Venus-Statue, Bildnisse eines Löwen und eines Adlers, drei Reliefs sowie Gipskopien der Statue einer Göttin, einer Statue des Herakles sowie einer großen Maske. Drei weitere Reliefs scheinen die Zerstörungen offenbar unbeschadet überstanden zu haben. Das Schicksal weiterer Teile der Ausstellung, etwa der islamischen Abteilung, ist bislang unbekannt.[7]

In crowdsourcing versucht eine Gruppe von Archäologen, das Museum und seine Objekte digital zu rekonstruieren[8].

Als Reaktion auf den Mossuler Bildersturm forderte Irina Bokowa, Generaldirektorin der UNESCO, am 27. Februar 2015 eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.[9]

Literatur

Museumsführer

  • Directorate-General of Antiquities: Mosul Museum. Government Press, Bagdad 1958.
  • Ministry of Culture & Guidance Directorate-General of Antiquities: Guide book to Mosul Museum. 2. Aufl., Government Press, Bagdad 1965.

Zur Plünderung

  • Roger Atwood: Stealing History. Tomb Raiders, Smugglers, and the Looting of the Ancient World. St. Martin's Press, New York 2004, ISBN 9780312324063.
  • Lawrence Rothfield: The Rape of Mesopotamia. Behind the Looting of the Iraq Museum. University of Chicago Press, Chicago 2009, ISBN 9780226729435.

Einzelnachweise

  1. ISIS destroys Mosul museum, smashing ancient statues. In: rudaw.net. 26. Februar 2015. Abgerufen am 26. Februar 2015.
  2. a b A Museum in Mosul That Needs a Break, Not Breaking. In: art-crime.blogspot.it. 26. Februar 2015. Abgerufen am 2. März 2015.
  3. Guardian:Mosul descends into chaos as even museum is looted
  4. Archaeology:In the North of Iraq, by Roger Atwood
  5. Islamisten verwüsten Museum in Mossul. In: faz.net. 26. Februar 2015. Abgerufen am 27. Februar 2015.
  6. Christopher Jones: Assessing the Damage at the Mosul Museum, Part 1: The Assyrian Artifacts. In: gatesofniniveh.wordpress.com. 27. Februar 2015. Abgerufen am 2. März 2015.
  7. Christopher Jones: Assessing the Damage at the Mosul Museum, Part 2: The Sculptures from Hatra. In: gatesofniniveh.wordpress.com. 3. März 2015. Abgerufen am 5. März 2015.
  8. http://archaeologik.blogspot.de/2015/03/cyberarchaologie-im-widerstand-gegen-is.html Cyberarchäologie im Widerstand gegen IS. Archaeologik (14. März 2015)
  9. IS zertrümmert Kunstwerke. UNESCO fordert Krisensitzung. In: tagesschau.de. 26. Februar 2015. Abgerufen am 27. Februar 2015.

Koordinaten: 36° 20′ 16,3″ N, 43° 8′ 21,8″ O